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SHEOULA, Erklärung des Wortes

Gottes wohlgefällige Arbeit


Das Große Evangelium Johannes Band 5 Kapiteln 72 & 73 Jakob Lorber

72. Kapitel

[GEJ.05_072,01] Sagt Roklus: „Herr und Meister, ich habe nun gesehen, daß deine Weisheit
und allergediegenste Einsicht in allen Dingen von einer nie ergründbaren Tiefe ist, und ich
muß hier offen bekennen, daß du als ein purer Mensch solches unmöglich wissen und
einsehen könntest, so du deinem Geiste nach an aller Schöpfung nicht den größten Anteil
genommen hättest, – und mir ist nun gar sehr vieles licht und überhelle geworden, was ich mir
je vorher auch nie hätte denken können! Aber da du schon so gütig warst, mir so
außerordentliche Dinge zu erklären, so ersuche ich dich, mir den Ausdruck ,Sheoula‘ und,
sage, den ewigen Tod noch ein wenig näher zu erörtern; denn darin bin ich noch nicht völlig
im klaren. Das heißt, ich verstehe die Sache so zur Not wohl; aber daß ich behaupten könnte,
daß ich darin schon so ganz zu Hause sei, da würde ich mich selbst anlügen! Erkläre mir
demnach diese erwähnten zwei Dinge ein wenig näher!“
[GEJ.05_072,02] Sage Ich: „Nun so höre! She', auch shei oder shea heißt: ,es dürstet‘; oul
auch voul: ,der in sich selbst verlassene Mensch‘, man könnte sagen: ,Tiermensch‘ (Ochse); a:
,nach der Konsistenz dessen, was da ausmacht die innere Weisheit und Erkenntnis‘.
[GEJ.05_072,03] Daß unter dem Buchstaben a aber solches zu verstehen ist, bezeiget die
Form der alten ägyptischen Pyramiden, die eine großmaßstäbige Nachbildung der
Gehirnpyramiden sind, und deren Bestimmung es war, den Menschen zu
Weisheitsschulhäusern zu dienen, wovon noch heutzutage ihr Name und ihre innere
Einrichtung Zeugenschaft geben. Denn Pira mi dai heißt doch offenbar: ,Gib mir Weisheit!‘
Und die innere Einrichtung war auch also bestellt, daß der Mensch, darin von der Außenwelt
ganz abgeschlossen, in sein Inneres hat zu schauen anfangen müssen und finden sein innerstes
Lebenslicht. Darum war es in den weiten inneren Gängen einer solchen Pyramide stets
kohlpech- und rabenfinster, und es ward nicht eher helle, als bis der Mensch mit seinem
innern Lebenslichte alles zu beleuchten anfing.
[GEJ.05_072,04] Dieses klingt dir freilich etwas seltsam; allein es ist alles das dennoch also!
Denn so einem Menschen die innere Gemütssehe geöffnet wird, da gibt es für ihn auf der
Erde keine Nacht und keine Finsternis mehr. Einen sozusagen handgreiflichen Beweis liefern
alle die sehr sensitiven und in einer Entzückung sich befindlichen Menschen. Diese sehen mit
vollkommen geschlossenen Augen um sehr vieles mehr als sonst tausend Menschen mit den
allerbesten, gesündesten und schärfsten Augen; denn diese sehen durch die noch so feste und
undurchsichtigste Materie, sie schauen leicht durch die ganze Erde hindurch, und selbst die
Sterne sind nicht so weit, daß sie, die recht verzückten (magnetischen) Menschen, sie nicht
klein zu durchschauen vermöchten.
[GEJ.05_072,05] Wie aber Menschen in den seligen Zustand der Verzückung kommen
können – und das am Ende, wann und wie oft sie wollen –, das ward eben innerhalb der
Pyramiden gelehrt und hauptsächlich sehr tätig geübt.
[GEJ.05_072,06] Weil denn die Pyramiden dazu dienten, so gab man ihnen auch den sehr
richtigen und alles bezeichnenden Namen SHE' OUL A. Davon nahm der alte Hebräer sein
abgekürztes SHEOL', der Grieche sein SCHOLE, der Römer seine SCHOLA, und der Perser
und Indier sein SCHEHOL.
[GEJ.05_072,07] Weil denn aber die alten Weisen in ihren verzückten Gesichten gar gut
wußten, in welch einen sehr bedauerlichen Zustand die sehr materiellen, die Welt und sich
selbst über die Maßen liebenden Seelen jenseits nach dem Abfalle des Leibes gelangen, so
nannten sie eben solch einen bedauerlichen Zustand auch She oul a, Hölle!
[GEJ.05_072,08] Daß ein solcher Zustand gegenüber dem Lebenszustande eines wahren
Weisen in der Ordnung Gottes mit dem Ausdrucke ,Tod‘ bezeichnet ward, ist doch sicher
ganz der Wahrheit gemäß. Und weil das eine ewig stets und notwendig gleiche und bleibende
Eigenschaft alles dessen ist, was da ,Welt‘ und ,Materie‘ heißt, so wird es auch klar sein,
warum man solches den ,ewigen Tod‘ genannt hat!
[GEJ.05_072,09] Solange denn eine Seele hier oder jenseits in solch einem Zustande
verbleibt, ist sie auch offenbar im Zustande des ewigen Todes, von dem sich loszuwinden
sicher eine höchst schwierige Lebensaufgabe ist! Manche Seele dürfte wohl ein Weltenalter
zu tun haben, bis sie aus sich selbst wieder zu etwas kommen dürfte! – Sage Mir nun, ob du
nun im klaren bist!“
[GEJ.05_072,10] Sagt Roklus: „Ja, Herr und Meister über alles, nun ist mir auch das wahrhaft
völlig klar; aber nun noch eine kleine Frage, und diese besteht darin, wie sich nämlich ein
Mensch in den verzückten, allsehenden Zustand versetzen kann! Wenn ich das noch wüßte,
wenn nur die Wege dazu, so würde ich alles Erdenkliche aufbieten, um mich selbst auch von
Zeit zu Zeit in einen solchen sicher höchst beseligenden Zustand zu versetzen! Herr und
Meister über alle Dinge, habe die Güte und gib mir auch darin einige gute Winke!“
[GEJ.05_072,11] Sage Ich: „Die Schulen Ägyptens sind eingegangen und bestehen in der Art
und Weise schon gar lange nicht mehr; denn zu Mosis Zeiten hat es darin sehr zu hapern
angefangen. Schon damals fing man an, nur einen äußerlichen Unterricht zu erteilen, und ein
Plato und ein Sokrates waren so ziemlich schon die letzten, die von der innern Lebensschule
noch einen leisen Begriff hatten.
[GEJ.05_072,12] Ich aber bin ja nun darum in das Fleisch dieser Welt gekommen, um euch
Menschen eine noch bessere Lebensvorschrift zu geben, nach der ein jeder sich in die höchste
Lebensweisheit versetzen kann. Und diese Vorschrift lautet ganz kurz: ,Liebe Gott aus allen
deinen Kräften über alles und deinen Nächsten wie dich selbst!‘ Wer das übt und vollauf tut,
der ist Mir gleich und wird auch eben dadurch in alle Weisheit und ihre Kraft und Macht
geleitet werden!
[GEJ.05_072,13] Denn wer voll Liebe zu Gott ist, in dem ist auch Gott mit Seiner
unendlichen und unbegrenzten Liebe und mit deren höchstem Lichte gegenwärtig. Die Seele
und ihr Geist schwelgen dann in allem Weisheitslichte aus Gott, und sie muß dann ja auch
alles das schauen und erkennen, was das Licht Gottes sieht und erkennt. Und weil alle die
ewigste Allmacht und Allkraft Gottes eben in Seiner unbegrenzten und unendlichen Liebe
besteht, so darf die Seele in solcher göttlichen Liebe ja nur wollen mit dem Willen der in ihr
herrschenden Liebe des Geistes Gottes, und es muß geschehen, was die Seele will! – Das ist
so klar und wahr, als nur irgend etwas klar und wahr in dieser Welt sein kann.
[GEJ.05_072,14] Aber solches nur zu wissen und noch so lebendig zu glauben, genügt bei
weitem noch lange nicht, sondern man muß das vollauf tun in allen noch so schwierigen
Lebensverhältnissen und muß sich darin zu jeder Zeit üben; denn nur eine unausgesetzte
fleißige Übung macht aus dem Jünger erst einen Meister!“

73. Kapitel

[GEJ.05_073,01] Sagt Roklus: „Herr und Meister, wie kann ich aber dahin kommen, Gott,
den unsichtbaren, ewigen Geist, aus allen Lebenskräften über alles zu lieben? Denn es kommt
mir vor, als wäre das Herz eines Menschen zu klein und zu unfähig, den unendlichen und
ewigen Geist Gottes, von dem man sich unmöglich eine Vorstellung machen kann, über alle
die Maßen zu lieben.
[GEJ.05_073,02] Mit der Nächstenliebe ist es ein leichtes; aber mit der Liebe zu Gott, so in
das Allerendloseste hin, hat es doch sicher für uns sehr kleine Menschen eine höchst hinkende
Bewandtnis! Wie ist sonach das anzustellen, daß man Gott über alles lieben kann?“
[GEJ.05_073,03] Sage Ich: „Leichteres gibt es wohl nicht in der ganzen Welt! Man betrachte
die Werke Gottes, Seine Güte und Weisheit und halte gewissenhaft Seine Gebote, liebe seinen
armen Nächsten wie sich selbst, und man liebt dadurch auch schon Gott über alles!
[GEJ.05_073,04] Kannst du dir aber von Gott keinen dich ergreifenden Begriff machen, so
sieh nun Mich an, und du hast dann auch jene für ewig gültige und bleibende Form vor dir,
unter der allein du dir deinen Gott und Schöpfer vorstellen kannst! Denn Gott ist auch ein
Mensch, aber der in und aus Sich ewig vollendetste! Siehst du Mich, so siehst du auch alles! –
Hast du Mich nun auch darin wohl verstanden?“
[GEJ.05_073,05] Sagt Roklus: „Herr und Meister über alle Dinge, nun habe ich alles, und ich
will Dein Diener sein! Aber nun laß mich in Frieden ziehen! Denn länger zu weilen bei Dir
bin ich nicht wert.“
[GEJ.05_073,06] Sage Ich: „Wer den inneren Frieden hat, der kann ziehen, wohin er nur
immer will, so ziehet er in Frieden! Du hast den inneren Frieden aber nun erreicht, und so du
ziehest wohin, so ziehest du im Frieden. Doch nun kannst du mit deinen Gefährten wohl noch
verziehen (bleiben) eine Weile hier, allwo du mit den Deinen noch so manches vernehmen
wirst zu euer aller Belehrung!
[GEJ.05_073,07] Es ist nun zwar schon stark an der Neige des Tages, und die Sonne, die den
Tag hindurch ungetrübt der Erde geleuchtet hat, hat bereits den Saum der Berge erreicht und
wird in einigen Augenblicken nicht mehr zu sehen sein, und wir alle können es sagen, daß
dieser Tag gut zugebracht ward. Wir haben tüchtig gearbeitet und mehr verrichtet in Stunden,
als was pure Menschenhände in Jahren zustande gebracht hätten. Wer aber arbeitet, der soll
auch essen und stärken seine Glieder! Ihr habet auch gearbeitet und sollt darum auch essen
mit uns! Darum auch möget ihr hier verbleiben und halten mit uns ein Abendmahl!“
[GEJ.05_073,08] Sagt Roklus: „Herr und Meister über alle Dinge! Was wohl habe ich mit
meinen Gefährten allhier nun getan, das man als eine Arbeit bezeichnen könnte? Reden und
Meinungen und Erfahrungen austauschen ist alles, was wir hier, als sonst ganz müßig stehend,
gemacht haben, – und das wird etwa doch keine Arbeit zu nennen sein?“
[GEJ.05_073,09] Sage Ich: „Wo und wann immer ein Mensch wahrhaft für das Heil seiner
Seele gearbeitet hat, dort und dann hat er auch am meisten und wahrhaft und am
alleruneigennützigsten gearbeitet; denn eine rechte Tätigkeit zum Wohle und Heile der
eigenen Seele schließt ja ohnehin alle andere selbstsüchtige Tätigkeit ganz vollständig aus,
weil die Selbstsucht und Eigenliebe die Liebe zu Gott und zum Nächsten völlig ausschließt.
[GEJ.05_073,10] Wer irdisch für seinen Leib sorgt, der sucht die Schätze dieser Welt, wühlt
in der Materie und vergräbt seine Seele also ins Gericht und in den Tod. Wenn ein solcher
Mensch auch den ganzen Tag hindurch auf dem Felde mit Pflug und Haue gearbeitet hat mit
solchem Eifer, daß er am Abend im eigenen Schweiße ganz ordentlich gebadet war, so war er
dem gegenüber, was Ich Arbeit nenne, dennoch ein Tagedieb, ein fauler Knecht für das Feld
des Reiches Gottes.
[GEJ.05_073,11] Denn wer für den wahren, von Gott ihm gestellten Zweck nicht arbeitet im
Geiste nach Recht und Gebühr in der Ordnung Gottes, der arbeitet sicher auch zum zeitlichen
und ewigen Wohle seines Nächsten nicht, und Gott zu suchen und näher zu erkennen findet er
nicht der Mühe wert. Wer aber Gott zu finden und wahrhaft zu erkennen sich keine Mühe
gibt, der gibt sich noch weniger eine rechte Mühe zum Wohle seines Nächsten, und so er
schon für ihn etwas tut, da tut er das nur seiner selbst willen, damit der Nächste irgend fähig
werde, ihm mehrfach dafür zu nützen, als was er ihm bloß einfach Gutes getan hat.
[GEJ.05_073,12] Du hast aber nun Gott gesucht und dich selbst – und Gott und dich
gefunden; und siehe, das war eine rechte Tätigkeit von dir, und Ich sage es dir, daß du nun in
den etlichen Stunden mehr getan hast als sonst durch dein ganzes Leben! Und darum kannst
du nun auch schon hier verweilen, dir nehmen eine rechte Ruhe und mit uns halten ein
Abendmahl!“

Quelle: http://fr.calameo.com/books/0003792567d57bf61e6f2

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