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Was sagt Lyotard zur Postmoderne? http://www.lars-klein.com/start/literatur/postmoderne/postmode...

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Postmoderne

Postmoderne als
Weiterführung
der Moderne?

Don DeLillo

Thomas Pynchon

Paul Auster

Fredric Jameson
Was sagt Lyotard zur Postmoderne?
Jean-François Jean-François Lyotard ist Namensgeber und einer der
Lyotard maßgeblichen Theoretiker der Postmoderne. Einer seiner
Schlüsselbegriffe ist "Legitimierung". In der Postmoderne
entdeckt Lyotard einen Wandel im Umgang mit Wissen. War
Wissen früher Privatsache, Bildung und damit Selbstzweck, ist
es heute verstaatlicht und kapitalisiert. Der Staat steuert die
Bildungspolitik, und wer das Wissen hat, hat den Zugang zu Geld
und Macht.

Lyotard plädiert daher für eine verantwortlichere


Wissenschaft, nach der etwas der Fall sei, weil jemand beweisen
könne, dass es so ist. Überzeugen können nur Beweise und
Argumentationen. Legitimierung also durch Wissenschaft, nicht
Joseph Heller durch Erzählungen.

William Gaddis Damit widerspricht Lyotard nicht zuletzt Jürgen Habermas. Er


erkennt zwar den Diskurs prinzipiell als ein Mittel an,
Legitimierung zu schaffen. Doch darf der Diskurs eben nicht
durch Erzählen geführt werden, und ist für Lyotard auch
POSTMODERNE nicht Diskurs das Ende des Prozesses, sondern Paralogie. Auf
diese Weise nämlich kommt der Dialog an kein Ende, muss
LITERATUR seine Regeln und Grundlagen immer wieder neu verhandeln.
Für Terry Eagelton aber ist fraglich, ob eine Politik auf Differenz
START gründen kann. Am Ende, so sein einsichtiger Einwand,
müsse man miteinander reden können.

1 von 3 2.12.2008 15:23 Uhr


Was sagt Lyotard zur Postmoderne? http://www.lars-klein.com/start/literatur/postmoderne/postmode...

Dass sich Erzählungen als nicht brauchbar erwiesen haben, ist


wesentlich für Lyotard. Er spricht vom "Ende der Großen
Erzählungen". Lyotard verweist hier zum einen auf das Ende
der marxistischen Utopie (siehe Jameson), zum anderen auf
Auschwitz. Erzählungen sind für Lyotard immer
selbstlegitimierend. Der Zusammenhalt eines Kollektivs entstehe
durch seine Geschichte, dadurch dass sie und wie sie
überliefert wird. Dabei sei sie aber nicht die wahre Geschichte,
sondern immer schon vermittelt durch die Gegenwart. Ein
Kollektiv, das sich auf eine gemeinsame Geschichte stützen
kann, benötigt keine weiteren Formen der Legitimierung.

Wenn Auschwitz bewiesen hat, dass die großen Erzählungen


nicht länger wirksam sind, dann dadurch, dass es sich über
sie hinweggesetzt hat. Lyotard spricht von
Souveränitätsbeleidigung, von Volksmord, dem Ende dessen
also, was ein Volk immer ausmachte. Und außerdem, so die
andere Seite dieses Arguments, behaupte ein Volk auch eine
Sache so gut wie ihr Gegenteil.

Dieses Ende der großen Erzählungen führt vielleicht, ganz


wie Lyotard behauptet, nicht notwendig zum Zerfall der
Gesellschaft in einzelne Individuen. Aber, so Richard Sennett,
sein Effekt sei dennoch verheerend genug. Nur eine Elite könne
sich positiv mit dem Ende der Erzählungen identifizieren, für
den Arbeiter (und sicher nicht nur für ihn) sei es ein wirkliches
Drama, keine kohärente Geschichte seines Lebens erzählen
zu können und die Autorschaft abgesprochen zu bekommen.
Für den Arbeiter ist dieser Zusammenbruch seiner Ansicht
nach nicht zu kompensieren.

Das Verhältnis von Darstellbarem und Denkbarem


beschäftigte den Menschen besonders in der Moderne. In der
Darstellung sei, so Lyotard, immer auf ein ersehntes Nicht-
Darstellbares verwiesen worden. In der Postmoderne gehe es
nun nur darum, das Gefühl für das Undarstellbare zu
schärfen; zu verdeutlichen, dass wir viel weniger von der Welt
begreifen, als wir annehmen mögen. Für Literatur und Kunst
bedeutet das, nicht länger nach Regeln zu arbeiten, sondern mit
dem Werk die Regeln dessen zu erstellen, "was gemacht worden
sein wird".

Angesprochen ist damit schon die komplizierte Zeitlichkeit der


Postmoderne. Ein Werk könne nur modern sein, befindet
Lyotard, wenn es zuvor postmodern war. So ist die Post-Moderne

2 von 3 2.12.2008 15:23 Uhr


Was sagt Lyotard zur Postmoderne? http://www.lars-klein.com/start/literatur/postmoderne/postmode...

eine Nachträglichkeit, ist also für Lyotard nicht das Ende der
Moderne, "sondern dessen permanente Geburt". Und das kann
sie deswegen sein, weil die Postmoderne für Lyotard eben
nicht Ãœberwindung der Moderne ist, sondern ihre
Ãœberarbeitung.
© 2004 BY LARS KLEIN >>> webmaster@lars-klein.com

3 von 3 2.12.2008 15:23 Uhr

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