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Inhaltsverzeichnis

primo loco
Jenaer Tradition und Innovation 3
Sprechstunde: Störungen des Gleichgewichtsorgans und Schwindel
Wenn die Welt sich dreht und dreht und dreht … 4
Vorgestellt: Institut für Humangenetik
Genetischen Krankheitsursachen auf der Spur 6
Diagnostik und Therapie
Transplantation via Tropf 8
3. Thüringer Notfalltage
„Schnell und kompetent entscheiden“ 10
Sepsis-Kongress
Lücken schließen – Brücken bauen 12
GesundheitsUni
Wie gefährlich sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen? 14
Veranstaltungen 16
Service 17
Diagnostik und Therapie
Diagnostische Unterstützung bei Demenzen und Parkinson-Erkrankungen 18
Exakter Fahrplan für jeden Patienten 19
Prostatakarzinomzentrum erfolgreich zertifiziert 20
Auszeichnung
Ausgezeichnetes UKJ-Gesundheitsmanagement 21
Besuch am UKJ
Von Krankenversorgung und Forschung beeindruckt 21
Forschung
Von histologischen Schnitten, fehlenden Wanderschuhen
und Weihnachten im September 22
Neue Oberfläche lässt Implantate fester einwachsen 23
Aus- und Weiterbildung
Interessant und abwechslungsreich 25
Tag des Kinderkrankenhauses
Kinderärzten über die Schulter geschaut 26
Neueröffnung
Mit Hammer und Amboss 27
Mosaik
1196 Kilometer in einer Stunde 28
Empfehlung aus der Patientenbibliothek 29
Abschied vom Klinikum
Von der Saale an die Pleiße 30
Rätselseite 30

Titelseite: Elena Katsyuba aus Russland und Bilal Malik aus Pakistan gehörten zu den 25
Nachwuchswissenschaftlern aus 21 Ländern, die im September im Rahmen der Summer-
school Molecular Medicine am Universitätsklinikum Jena klinisch-experimentelle Arbeits-
techniken erlernten Foto: Szabó

2 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


primo loco

Jenaer Tradition und Innovation

Die Medizinische Fakultät setzt sich seit sischen“ Ausbildung, einer Ausbildung Fakultätsratssitzung im September 2011
Anfang 2011 intensiv mit der zukünfti- mit Forschungsschwerpunkt oder mit verabschiedet, und die beteiligten Do-
gen Gestaltung des Studiums der Hu- dem Schwerpunkt Hausarzt/Allgemein- zenten und Studenten haben bereits mit
manmedizin auseinander. Angestoßen mediziner gesetzt werden. Im Sinne ei- der Arbeit begonnen. Für die Umsetzung
wurde diese Diskussion durch den Jena-
Besuch des Wissenschaftsrats 2009 und
dessen Empfehlungen aus dem letzten
Jahr. Unser gemeinsames Ziel ist es, die
Qualität der Lehre kontinuierlich zu stei-
gern, um vor allem die Krankenversor-
gung in Thüringen weiter zu verbessern.
Damit kommen alle unsere Maßnahmen
auch den Patienten zugute.

Die Förderung von wissenschaftlicher


Arbeit an der Medizinischen Fakultät ist
uns ein wichtiges Anliegen. Wir haben
deshalb beschlossen, die Reform des
Regelstudiengangs weiter voranzutrei-
ben. Auf einen Modellstudiengang, der
einen kompletten zeitlichen und orga-
nisatorischen Umbau bedeuten würde,
soll verzichtet werden. Zentrale Elemen-
te der Reform sind die bessere Verzah-
nung von Vorklinik und Klinik, der Aus-
bau des Kleingruppenunterrichts und
des Unterrichts am Krankenbett sowie Der Unterricht am Krankenbett soll bei der Ausbildung von Studierenden an der Jenaer
die verbesserte Vermittlung von prakti- Medizinischen Fakultät weiter verbessert und ausgebaut werden Foto: Schacke
schen Fähigkeiten.
ner effizienteren Forschungsförderung wünschen wir uns eine breite Unterstüt-
Im Bezug auf die regionale Förderung soll der bereits etablierte Master-Studi- zung aus dem Thüringer Ministerium für
der Krankenversorgung ist uns ein Aus- engang „Molekulare Medizin“ an der Bildung, Wissenschaft und Kultur.
bau der Lehr-Vernetzung mit den nie- Fakultät noch besser angebunden wer-
dergelassenen Hausärzten, Allgemein- den. Daran wird bereits gearbeitet. He- Unserer Fakultät wird in Thüringen und
medizinern und anderen Fachärzten sehr rausragenden Studenten soll damit ein darüber hinaus eine gute Mediziner-
wichtig. Damit wollen wir die Studie- Doppelstudium von Humanmedizin und Ausbildung bescheinigt. Auf diesen Lor-
renden schon während des Studiums an Molekularer Medizin leichter als bisher beeren werden wir nicht ausruhen. Mit
diese wesentliche Säule des Gesund- möglich sein. dem erarbeiteten Konzept wollen wir
heitssystems heranführen und die At- Ein zentrales Element und nach außen unsere Studierenden noch praxisnäher
traktivität einer späteren Niederlassung sichtbares Zeichen wird der Aufbau ei- ausbilden und gleichzeitig den Anfor-
steigern. nes umfassenden elektronischen und derungen einer exzellenten Wissen-
Wichtig ist uns auch die frühzeitige Iden- web-basierten Studienportals als An- schaft gerecht werden.
tifikation der Studenten, die sich beson- laufstelle für alle Studenten und Dozen- Dies alles geschieht zum Wohl unserer
ders für die Forschung interessieren, ten sein. Daran arbeiten wir schon seit Patienten: Wir wollen die künftige Ärz-
einschließlich der Möglichkeit eines in- einem guten halben Jahr und hoffen tegeneration noch besser auf die An-
tegrierten neigungsorientierten Stu- nächstes Jahr die ersten sichtbaren Zei- forderungen, speziell der Patienten in
diums mit Hilfe so genannter „Tracks“. chen setzen zu können. Thüringen, vorbereiten.
Durch selektive Wahlpflichtangebote
kann auf diese Weise eine individuelle Das Konzept für die Reformierung des Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius
Akzentuierung in Richtung einer „klas- Jenaer Medizinstudiums wurde in der Studiendekan

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Sprechstunde: Störungen des Gleichgewichtsorgans und Schwindel

Wenn die Welt sich dreht und dreht und dreht …


An der HNO-Klinik werden Störungen des Gleichgewichtsorgans
und Schwindel erfolgreich behandelt

Nach einer rasanten Fahrt mit der Ach-


terbahn kann es ebenso geschehen
wie nach heftigen Kreisbewegungen
oder einer Reise auf bewegter See: Alles
dreht sich, alles schwankt, man scheint
den Boden unter den Füßen zu verlie-
ren. „Manchmal wird uns aber auch
ohne ersichtlichen Grund schwindelig“,
sagt Dr. Joachim Stadler, Oberarzt an
der Klinik für Hals-, Nasen- und Oh-
renheilkunde des Universitätsklinikums
Jena. „Schwindel ist vor allem unter
älteren Menschen weit verbreitet, mehr
als 20 Prozent aller hausärztlichen Pa-
tienten klagen darüber.“

Der Gleichgewichtssinn ist wesentlich


komplexer aufgebaut als andere Sinne,
weil hier drei Sinnesorgane perfekt zu-
sammenarbeiten müssen: die Augen, die
Gleichgewichtsorgane (Vestibularappa- Untersuchung des linken Gleichgewichtsorgans durch Spülung des Gehörgangs
rat) sowie verschiedene Rezeptoren an
Muskeln und Gelenken. „Diese Informa- ten, Augenärzten, Psychologen, Ortho- tibularapparat stabilisiert werden, eine
tionen, die im Gehirn blitzschnell ver- päden und Physiotherapeuten – eng wichtige Rolle. Im Mittelpunkt der Ves-
arbeitet werden, gewährleisten unser zusammen“, sagt Joachim Stadler. tibularisdiagnostik steht der Nystagmus.
Gleichgewicht“, erläutert Dr. Stadler. Schwindel-Patienten, die an der HNO- „Dabei handelt es sich um eine rhyth-
Klinik behandelt werden, haben vor al- mische Augenbewegung, die aus dem
Schwindel kann sehr unterschiedliche lem Probleme mit den Gleichgewichts- ständigen Wechsel einer langsamen Be-
Ursachen haben organen, die im Schädelknochen liegen wegung in die eine und einer schnellen
und mit dem Innenohr gekoppelt sind. Rückstellbewegung in die andere Rich-
Schwindel ist ein sehr komplexes Krank- „Das reicht vom Ausfall eines oder bei- tung besteht. Diese Augenbewegungen
heitsbild und kann ganz unterschiedli- der Gleichgewichtsorgane über die Me- können durch verschiedene Testverfah-
che Ursachen haben. Deshalb ist es häu- nière-Krankheit bis zum Lagerungs- ren hervorgerufen werden. Tritt ein Nys-
fig nicht leicht, ihn einer bestimmten schwindel, und davon sind Menschen tagmus spontan auf, ist dies meist Aus-
Erkrankung zuzuordnen. „Besonders aller Altersgruppen betroffen“, erläutert druck einer akuten Schädigung im
schwierig ist es, die Ursachen des mul- Dr. Stadler. Lagerungsschwindel ent- Gleichgewichtsorgan oder in den auf-
tifaktoriellen Schwindels zu erkennen, steht, wenn die Otolithen („Ohrsteine“), steigenden Nervenbahnen bis zum
der vor allem bei älteren Patienten auf- kleine Kalziumkarbonatkristalle, die sich Kleinhirn“, erläutert Dr. Stadler.
tritt“, betont Oberarzt Stadler. Schwin- in den Linearbewegungssensoren des Zur Diagnostik von Gleichgewichtsstö-
del kann durch Verletzungen oder Stö- Gleichgewichtsorgans befinden, in den rungen wird an der Jenaer HNO-Klinik
rungen im Hirn, beispielsweise nach ei- Bogengang, das Drehsinnesorgan, ge- auch das computergestützte dynami-
nem Schlaganfall im Kleinhirn, verur- raten. Bei Lageänderungen oder beim sche Posturographiesystem eingesetzt.
sacht werden. Aber auch kardiovasku- Aufrichten entsteht dann ein sehr un- „Über eine Messplattform, mit der un-
läre Erkrankungen wie Kreislaufproble- angenehmer Drehschwindel. terschiedliche Bewegungssituationen
me und Blutdruckschwankungen, Seh- simuliert werden können, erfahren wir,
störungen und sogar seelische Proble- Koordinationsübungen können Ausfall ob die Ursachen des Schwindels eher
me können Schwindel auslösen. Ent- eines Gleichgewichtsorgans ausgleichen im Gleichgewichtsorgan, in der visuel-
sprechend differenziert gestalten sich len oder in der Somatosensorik liegen“,
Diagnostik und Therapie. „Deshalb ar- Bei der Diagnostik von Störungen des erklärt Dr. Joachim Stadler.
beiten wir hier mit Ärzten verschiede- Gleichgewichtsorgans spielt die Beob- Störungen eines Gleichgewichtsorgans
ner Fachgebiete – Neurologen, Internis- achtung der Augen, die durch den Ves- werden von Schwindel, Übelkeit und

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Sprechstunde: Störungen des Gleichgewichtsorgans und Schwindel

Erbrechen begleitet. Während dieser tion des geschädigten Gleichgewichts-


Akutphase kann man den Schwindel organs voraus.“
durch Medikamente dämpfen. In etwa Patienten mit einer seltenen beidseiti-
zwei Drittel der Fälle erholt sich das gen Störung des Gleichgewichtsorgans
Gleichgewichtsorgan bei einem Ausfall können nicht vollständig rehabilitiert
nach einiger Zeit von selbst, dann ver- werden. Sie haben dauerhaft Probleme,
schwinden auch die Symptome. In den vor allem bei der Blickstabilisierung.
anderen Fällen gibt es zwar keine Mög- Deshalb können die Umgebung aus der
lichkeit, das funktionsuntüchtige Organ Bewegung heraus und bewegte Bilder
durch ein Implantat zu ersetzen, die Pa- nur noch unscharf wahrgenommen wer-
tienten können aber lernen, mit nur ei- den.
nem Gleichgewichtsorgan zu leben.
„Dank eines speziellen Trainingspro- Heftige Körperbewegungen schleudern
gramms, das vor allem aus Koordinati- „Ohrsteine“ aus dem Bogengang
onsübungen besteht, machen die Pati-
enten meist schon nach wenigen Wo- Der Morbus Menière ist durch Anfälle
chen gute Fortschritte. Sie erlernen die mit Hörminderung, Ohrgeräusch und
Übungen anhand eines Übungsbogens. Drehschwindel gekennzeichnet und
Führen sie diese zu Hause konsequent geht zum Teil mit Erbrechen einher.
durch, können sie häufig schon bald Manchmal klagen die Patienten auch
wieder ohne Einschränkungen leben. über ein Druckgefühl im Ohr. Mit der
Die Übungen werden an die körperli- Zeit entwickelt sich eine zunehmende
che Verfassung der Patienten angepasst Schwerhörigkeit des betroffenen Ohres.
und zunächst im Liegen und später im Die Behandlung erfolgt zunächst me-
Lagerungsmanöver nach Semont bei einem
Stehen und Gehen durchgeführt. Dann dikamentös. Treten trotzdem immer Patienten mit gutartigem anfallsartigem
folgt das Treppensteigen, das erhebli- wieder Beschwerden auf, kann das er- Lagerungsschwindel Fotos: Wetzel
che Anforderungen an den Gleichge- krankte Gleichgewichtsorgan operativ
wichtssinn stellt. Wurde das Trainings- mit Hilfe eines Antibiotikums dauerhaft
programm nach etwa einem Vierteljahr ausgeschaltet werden. lösen können. „Diese Behandlungsme-
erfolgreich absolviert, empfehlen wir Beim Lagerungsschwindel, der spontan, thode ist außerordentlich effektiv, mehr
unseren Patienten, wieder Fahrrad zu aber auch nach Stößen oder Stürzen als 80 Prozent unserer Patienten wer-
fahren, weil das die Koordination am auftreten kann, verfügen die HNO-Ärz- den mit diesem Manöver geheilt“, sagt
besten schult. Allerdings sollte man da- te über ein sehr effektives Befreiungs- Oberarzt Stadler. „Leider ist ein so schnel-
mit nicht im Straßenverkehr, sondern manöver: Durch heftige Körperbewe- ler Erfolg nur beim Lagerungsschwindel
in der Natur beginnen“, rät Dr. Stadler. gungen werden die Otolithen aus dem möglich, ansonsten ist die Therapie von
„Die Teilnahme am Straßenverkehr setzt Bogengang entfernt und in Regionen Schwindel und Störungen des Gleich-
nämlich eine vollständige Kompensa- befördert, wo sie keinen Schwindel aus- gewichtsorgans eher langwierig.“ mv

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Vorgestellt: Institut für Humangenetik

Genetischen Krankheitsursachen auf der Spur

Im April 2003 wurde nach mehr als klärung einer geistigen Behinderung mit er seine Lebensplanung darauf ein-
zehnjähriger internationaler For- und bei verschiedenen Organfehlbil- stellen oder frühzeitig präventiv tätig
schungsarbeit die Entschlüsselung des dungen. In den kommenden Jahren soll werden kann? Oder soll dies nicht ge-
menschlichen Genoms weitgehend auch das Next-Generation-Sequencing schehen, weil er befürchtet, dass ihn
abgeschlossen. „Inzwischen ermög-
licht das so genannte Next Genera-
tion Sequencing, das Genom jedes ein-
zelnen Menschen innerhalb weniger
Tage nahezu vollständig zu entschlüs-
seln. „Damit ist ein neues Zeitalter in
der Humangenetik angebrochen“, er-
läutert der Direktor des Instituts für
Humangenetik, Prof. Dr. Christian
Hübner.

Die Jenaer Humangenetiker beschäfti-


gen sich mit dem Erkennen, dem Nach-
weis und der Erforschung erblicher Er-
krankungen. „Unsere Diagnostik führen
wir sowohl pränatal – aus dem Frucht-
wasser – als auch postnatal aus Blut-
und anderen Zellen durch. Wir sind da-
mit in der Lage, zahlreiche Erkrankun-
gen genetisch abzuklären. Unsere di- Dr. rer. nat. Anja Weise bei der Analyse einer Zelllinie mittels 24-MFISH-Untersuchung an
agnostischen Leistungen erfolgen mit einem 10-Filterfluoreszensmikroskop Foto: Szabó
einem sehr hohen Qualitätsstandard
und wurden 2010 akkreditiert“, erläu- in die humangenetische Diagnostik derartige Informationen psychisch zu
tert Prof. Hübner. Auftraggeber sind so- implementiert werden, das bisher nur stark belasten? Hier ist der Wille des
wohl Kliniken des Universitätsklinikums in Forschungsprojekten zum Einsatz Patienten, der auch ein Recht auf Nicht-
Jena als auch niedergelassene Kollegen kommt. wissen hat, ausschlaggebend“, betont
und auswärtige Krankenhäuser. Um den Die Entwicklung der Humangenetik hat Prof. Hübner. „Deshalb klären wir unse-
Aufgaben in der Krankenversorgung zahlreiche neue diagnostische und auch re Patienten vor der humangenetischen
noch besser gerecht zu werden, wur- therapeutische Optionen eröffnet. „Es Untersuchung umfassend auf und le-
den 2010 das Institut und die Praxis für gibt bereits verschiedene genetische gen exakt fest, was nach der Untersu-
Humangenetik am Zentrum für ambu- Erkrankungen, für die die genetische chung mitgeteilt werden soll.“ Das Er-
lante Medizin zum Universitären Zen- Diagnostik eine differenziertere Thera- gebnis wird dem Patienten ausführlich
trum für Humangenetik Jena zusam- pie ermöglicht. Dazu gehören neben erläutert. Schließlich kann es sich dabei
mengefasst. Leukämien auch verschiedene Stoff- um einen Befund handeln, der für die
In den letzten Jahren wurden verschie- wechsel- oder familiäre Tumorerkran- gesamte Familie von schicksalhafter
dene neue molekulargenetische Tech- kungen.“ Bedeutung ist. „Hierzu“, so Prof. Hüb-
niken etabliert, die es den Humangene- ner, „gehört beispielsweise die Chorea
tikern ermöglichen, Erbanlagen, die mit Der Patient hat auch ein Recht Huntington, eine unheilbare neurode-
bestimmten Erbkrankheiten assoziiert auf Nichtwissen generative Erkrankung, die mit einem
sind, noch besser zu untersuchen. Bei- Risiko von 50 Prozent an die Nachkom-
spielsweise die Array CGH, mittels der Humangenetische Untersuchungen soll- men weitergegeben wird.“ Nach dem
sich Chromosomenveränderungen ten in eine umfassende Beratung ein- neuen Gendiagnostikgesetz ist vor je-
nachweisen lassen, die aufgrund ihrer gebunden sein, vor allem wenn diese der genetischen Untersuchung das An-
Größe in der konventionellen Chromo- prädiktiv, also noch vor dem Ausbruch gebot einer genetischen Beratung zwin-
somenanalyse nicht erkannt werden einer Krankheit, erfolgen. „Möchte der gend erforderlich. Für deren Durchfüh-
können. Diese Untersuchung gehört gesunde Patient über seine Anlage für rung ist eine entsprechende Fachkunde
mittlerweile zum Standard bei der Ab- eine Erkrankung informiert werden, da- notwendig.

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Vorgestellt: Institut für Humangenetik

Auch Paare und Schwangere Hoffnungen, noch alle Ängste – beispiels- tionen und der Interphasekernstruktur.
nutzen die Beratung weise die Option, durch pränatale Un- „Vor kurzem konnten wir neue Gene
tersuchungen die Eigenschaften eines identifizieren, die bei erblicher Taubheit
Prinzipiell kann jeder eine humangene- Menschen vorherzusagen und durch bzw. einem erblichen Schmerz- und Sen-
tische Beratung aufsuchen. Sinnvoll ist entsprechende Eingriffe zu beeinflussen sibilitätsverlust verändert sind. Um die
dies vor allem, wenn der Verdacht auf – bestätigt. „Hoffnung machen unsere Mechanismen der genetischen Erkran-
eine erbliche Erkrankung besteht. Aber Erfolge vor allem in der Diagnostik und kung besser zu verstehen, nutzen wir
auch Paare, die sich in der Familienpla- zunehmend auch in der Therapie von unter anderem auch Modellorganismen,
nung befinden und wissen wollen, ob Erbkrankheiten“, sagt Prof. Christian mit deren Hilfe wir therapeutische An-
bei ihnen genetische Risiken vorliegen, Hübner, an dessen Institut mehrere Ar- sätze entwickeln können. Das zeigt, hu-
oder Schwangere, die sich wegen mög- beitsgruppen an der Ursachenfor- mangenetische Erkenntnisse sind nicht
licher Fehlbildungen sorgen, nutzen das schung genetischer Erkrankungen ar- nur für die Grundlagenforschung von
Angebot. „Auch hier weisen wir nach- beiten. Mit vielen Einrichtungen des Kli- Interesse, sondern auch klinisch rele-
drücklich auf die möglichen Konse- nikums bestehen enge Forschungs- vant“, betont Prof. Hübner.
quenzen der humangenetischen Diag- kooperationen. Wichtige Themen sind Das Next Generation Sequencing wird
nostik hin. Möchten die Betreffenden die Identifizierung von proteomischen es auch bald in Jena geben. „Voraus-
nach dem Beratungsgespräch auf eine und genomischen Biomarkern, die Er- sichtlich im kommenden Jahr“, so Prof.
Untersuchung verzichten, akzeptieren forschung der Mechanismen neurode- Hübner, „werden diese neuen Sequen-
wir das selbstverständlich“, erläutert generativer Erkrankungen, der Krebs- zierungstechniken an unserem Univer-
Christian Hübner. entstehung, der Zellalterung sowie die sitären Zentrum für Humangenetik ein-
Die Patienten des Universitären Zentrums Untersuchung chromosomaler Aberra- geführt.“ mv
für Humangenetik Jena kommen aus
ganz Thüringen und darüber hinaus. „Wir
führen jährlich etwa 3000 Laborunter-
suchungen durch, die teilweise außer-
ordentlich zeitaufwändig sind. Die Ten-
denz ist weiter steigend, weil die Medizin Neues Standardwerk für Handchirurgen
immer mehr Einblicke in die genetischen Oberarzt Dr. Reinhard Friedel brachte als Mitherausgeber
Ursachen der verschiedensten Krank- Jenaer Erfahrungen ein
heitsbilder gewinnt und sich damit auch
der Ab- und Aufklärungsbedarf erhöht“, Der Jenaer Handchirurg Dr. Reinhard
betont Prof. Hübner, dessen Institut im Friedel ist Mitherausgeber eines um-
vorklinischen und klinischen Abschnitt fassenden Nachschlagewerkes zur
der Medizinerausbildung sowie in der Handchirurgie, das jetzt erschienen ist.
Ausbildung von Biologen und im Studi- Gemeinsam mit Prof. Dr. Hossein Tow-
engang Master of Molecular Medicine in figh, Handchirurg an der St. Barbara-
die Lehre involviert ist. Klinik in Hamm, Prof. Dr. Robert Hierner
Ein relativ eigenständiger Bereich am vom Universitätsklinikum Essen und PD
Institut für Humangenetik ist die An- Dr. Martin Langer, Oberarzt am Univer-
thropologie, von deren Mitarbeitern in sitätsklinikum Münster, erarbeitete der
regelmäßigen Intervallen Jenaer Schü- Leiter des Funktionsbereichs Hand-,
ler gemessen, gewogen und beispiels- Plastische und Mikrochirurgie ein zwei-
weise zu ihrem Ernährungsverhalten be- bändiges Werk, das Nachschlagewerk,
fragt wurden. In der Paläoanthropolo- OP-Lehre und Atlas ist.
gie werden Untersuchungen zur Bevöl- „Ich freue mich, dass wir unsere lang-
kerungsgeschichte und -entwicklung jährigen Jenaer Erfahrungen in diese
des Mittelelbe-Saale-Gebietes durchge- Publikation einbringen konnten“, be-
führt. Das zum Teil mehrere tausend Jah- tont Oberarzt Dr. Friedel und sieht da- auf 1852 Seiten mit rund 3600 Abbil-
re alte Skelettmaterial, auf dessen Basis rin auch eine Anerkennung der Leis- dungen von den Grundlagen der Di-
diese Untersuchungen erfolgen, ist Teil tungen der Jenaer Handchirurgen, die agnostik und der Indikationsstellung
einer osteologischen Sammlung, die mit sich durch Replantationen sowie die über die operative Therapie bis hin zur
paläoanthropologischem Skelettmate- erfolgreiche Versorgung komplizierter Nachbehandlung und Rehabilitation
rial von mehr als 25.000 Individuen zu Handverletzungen weit über Thürin- das gesamte aktuelle Fachwissen des
den größten in Europa gehört. gen hinaus einen Namen gemacht Gebietes wiedergibt. mv
haben. Insgesamt trugen fast 100 Au- Towfigh, Hierner, Langer, Friedel (Hrsg.):
Die Humangenetik hat in den letzten toren aus Deutschland, Österreich und Handchirurgie, Springer 2011, ISBN 978-
Jahrzehnten eine rasante Entwicklung der Schweiz zu dem Fachbuch bei, das 3-642-11757-2
genommen. Dabei haben sich weder alle

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Diagnostik und Therapie

Transplantation via Tropf


1000. Stammzelltransplantation bei Erwachsenen am UKJ

„Ich bin glücklich, dass ich lebe und senen wurde vom damaligen Klinik- „Am 8. August 2011 haben wir an unse-
dass es mir heute wieder so gut geht. direktor und heutigen Medizinischen rer Klinik die 1000. Stammzelltransplan-
Dafür bin ich meinem Spender und Vorstand, Prof. Dr. Klaus Höffken, initi- tation, eine autologe Transplantation bei
allen, die mich am Universitätsklini- iert und mit Unterstützung der Deut- einem Patienten mit einem multiplen
kum Jena betreut haben, sehr dank- schen Krebshilfe am Universitätsklinikum Myelom, durchgeführt“, sagt der Direk-
bar“, sagt Anja Maxelon. Die 46-Jäh- Jena aufgebaut. 1994 wurden erstmals tor der Abteilung für Hämatologie und
rige war 2004 an Leukämie erkrankt
und galt nach einer Chemotherapie
bereits als geheilt. Als die Erkrankung
im Februar 2007 erneut auftrat, gab
es nur noch eine Erfolg versprechen-
de Therapie, eine Stammzelltrans-
plantation. Bereits im März erhielt sie
die Blutstammzellen eines ihr damals
noch unbekannten Spenders, die ihr
Leben retteten.

Inzwischen kennt Anja Maxelon den


jungen Mann aus Hamburg. „Ich habe
ihn besucht und ihm persönlich ge-
dankt, und wir telefonieren auch regel-
mäßig“, erzählt die Sonnebergerin, die
seit der Transplantation die Blutgruppe
ihres Spenders hat. Das ist bei Reinhard
Koch nicht anders. Der 48-Jährige aus
Treffurt wurde vor etwa einem Jahr Erfolgreiche Stammzelltherapie: Prof. Dr. Andreas Hochhaus, Stationsleitung Antje Wächter,
ebenfalls mittels Stammzelltransplan- Reinhard Koch, Anja Maxelon und PD Dr. Herbert Sayer (v. l.) freuen sich Foto: Vöckler
tation geheilt. „Ich habe sowohl die Vor-
behandlung, die das kranke Blut bilden- autologe, körpereigene, Stammzellen Internistische Onkologie der Klinik für
de System zerstört, als auch die Trans- transplantiert, 1997 folgten allogene Innere Medizin II, Prof. Dr. Andreas Hoch-
plantation gut überstanden“, sagt Rein- Stammzelltransplantationen. Dabei wer- haus. Das Jubiläum wurde am 29. Ok-
hard Koch, der wie Anja Maxelon die den Blutstammzellen von Verwandten, tober im Rahmen eines wissenschaftli-
ausgezeichnete Betreuung am UKJ her- zumeist Geschwistern, oder von freiwil- chen Symposiums über aktuelle klini-
vorhebt. „Erstaunt war ich über die ligen Spendern, deren Gewebemerk- sche Entwicklungen und Perspektiven
Transplantation, die am Bett mittels male mit denen des Empfängers über- der Behandlung von gut- und bösarti-
Tropf erfolgte. Dennoch war es ein sehr einstimmen, transplantiert. Eine länge- gen Erkrankungen des Blut bildenden
emotionaler Augenblick.“ Mit seinem re Immunsuppression ist deshalb in den Systems gewürdigt. „Wir müssen nicht
Spender steht er in Briefkontakt. „Im meisten Fällen nicht erforderlich. in jedem Fall transplantieren, da wir
Augenblick noch halbanonym, zwei 1997 wurden am einzigen Transplanta- beispielsweise bei der chronischen mye-
Jahre nach der Transplantation dürfen tionszentrum Thüringens zehn alloge- loischen Leukämie auch sehr wirksame
wir uns kennen lernen“, sagt der Ma- ne und 20 autologe Transplantationen medikamentöse Optionen haben. Ist die
thematik- und Physik-Lehrer, der von durchgeführt, heute sind es 35 allogene Transplantation aber die Therapie der
seiner Lymphomerkrankung geheilt ist und 50 bis 60 autologe pro Jahr. Damit Wahl, sollte von ihr möglichst frühzei-
und hofft, schon bald wieder voll in sei- können die 25 Mitarbeiter des Arbeits- tig Gebrauch gemacht werden“, betont
nen Beruf einsteigen zu können. bereichs – Ärzte, Laborspezialisten so- Prof. Hochhaus.
wie das Pflege- und Betreuungsteam –
Autologe und allogene alle erwachsenen Thüringer mit einer Bis zu 70 Prozent der Patienten
Stammzelltransplantationen Krebserkrankung des Blut bildenden werden geheilt
Systems – Leukämien, Lymphomerkran-
Das Knochenmark- bzw. Stammzell- kungen und multiple Myelome – ver- In fast 90 Prozent aller Fälle finden die
transplantationsprogramm bei Erwach- sorgen. Transplantationsmediziner die passen-

8 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


Diagnostik und Therapie

den Stammzellen im rund vier Millionen nach der Transplantation die Immun- den, in einem gemeinsamen Zentrum für
Spender umfassenden deutschen oder abwehr weiterhin geschwächt. „Des- Stammzelltransplantationen versorgt.
in internationalen Spenderregistern mit halb müssen wir auch zu Hause zu- Dessen Aufbau wird von der Deutschen
weltweit ca. 15 Millionen Spendern. nächst noch sehr vorsichtig sein, um José Carreras Leukämie-Stiftung mit ei-
„Gelingt dies nicht, können wir heute jegliche Infektionen zu vermeiden“, sagt ner Million Euro unterstütztunterstützt,
auch Stammzellen mit nicht vollständig Reinhard Koch. Prof. Hochhaus hebt die die von Prof. Hochhaus und dem Direk-
übereinstimmenden Gewebemerkmalen
transplantieren“, erläutert PD Dr. Her-
bert Sayer. Die Erfolgsaussichten, eine
Blutkrebserkrankung durch eine Stamm-
zelltransplantation zu überleben, sind
besser denn je: „Je nach Art der Erkran-
kung können wir bis zu 70 Prozent un-
serer Patienten heilen“, betont der Lei-
ter des Arbeitsbereichs Stammzelltrans-
plantation. Dr. Sayer verweist darauf,
dass die Stammzellen heute fast aus-
schließlich aus dem peripheren Blut
gewonnen werden. Die anfangs domi-
nierende, unter Vollnarkose durchge-
führte Stammzellentnahme aus dem
Knochenmark macht heute nur noch
etwa fünf bis zehn Prozent aus. Nur sehr
selten werden in Deutschland bei Er-
wachsenen Stammzellen aus Nabel-
schnurblut genutzt.
Der Transplantation der gesunden Behandlung auf der Mildred-Scheel-Station. Am 8. August wurde hier die 1000.
Stammzellen geht eine Chemo- und/ Stammzelltransplantation bei Erwachsenen durchgeführt. Foto: Hornberger
oder Strahlentherapie voraus, die das
kranke Blut bildende System zerstört.
Diese Vorbehandlung war für die Pati- enge Zusammenarbeit seiner Klinik mit tor der Klinik für Kinder- und Jugend-
enten lange Zeit außerordentlich belas- den Krankenhäusern, Fach- und Haus- medizin, Prof. Beck, gemeinsam einge-
tend. Heute ist sie schonender. Deshalb ärzten der Region hervor: „Ohne diese worben wurden. Prof. Höffken sieht
können zunehmend auch Ältere oder Zusammenarbeit wäre eine erfolgreiche darin eine Anerkennung der Jenaer Leis-
Patienten mit anderen Vorerkrankun- Nachbetreuung unserer Patienten nicht tungen: „In diesem neuen Zentrum wer-
gen transplantiert werden. Die Patien- möglich.“ den wir unsere kleinen und großen Leu-
ten müssen zwischen vier (allogene) und Nach der Fertigstellung des zweiten kämiepatienten entsprechend neuester
acht Wochen (autologe Transplantati- Bauabschnitts werden auf dem Medi- Standards behandeln und an der wis-
on) auf der 1996 eröffneten Mildred- zin-Campus Lobeda Erwachsene und senschaftlichen Weiterentwicklung der
Scheel-Station für Knochenmarktrans- Kinder, bei denen in Jena bereits seit Stammzelltransplantation mitarbeiten.“
plantation bleiben. Die Station verfügt 1980 Stammzellen transplantiert wer- mv
über zehn sterile Einheiten, von denen
acht mit einer speziellen Luftfilteranlage
ausgerüstet sind.

Deutsche José Carreras Leukämie-


Stiftung unterstützt neues Zentrum

Doch auch nach der Entlassung aus dem


Krankenhaus ist die Behandlung nicht
beendet. Eine engmaschige Betreuung
in der Nachsorge-Ambulanz gewährleis-
tet eine optimale Versorgung der Pa-
tienten, die von Nebenwirkungen der
Vorbehandlung oder akuten Transplan-
tat- bzw. Unverträglichkeitsreaktionen
betroffen sein können. Außerdem ist bei
allen Patienten in den ersten Monaten

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3. Thüringer Notfalltage

Fotos: Szabó

„Schnell und kompetent entscheiden“


Notfallmediziner und Mitarbeiter von Rettungsdiensten tagten in Weimar

Nur mühsam kommen die Männer in des eingesetzten Funkortungssystems, nicht erlebt, ereignen kann es sich aber
ihren Schutzanzügen voran. Krie- das selbst dann noch funktioniert, wenn jederzeit und überall. „Bei derartigen
chend und nahezu blind tasten sie sich weder eine Mobiltelefon- noch eine Großschadensereignissen mit einem
durch den dichten Rauch. Erst im letz- Funkverbindung besteht.“ Massenanfall an Verletzten ist es wich-
ten Moment erkennen die Feuerwehr- Der Ärztliche Leiter des Rettungsdiens- tig, dass alle Rettungskräfte kompetent
leute die Umrisse der Kraftfahrzeu- tes Jena/Weimar und Oberarzt an der und koordiniert zusammenarbeiten, um
ge. Die beiden explodierten Pkw, die Klinik für Anästhesiologie und Intensiv- Menschenleben zu retten und das eige-
den Brand verursachten, haben sie medizin am UKJ hat wie die meisten sei- ne nicht zu gefährden“, sagt Dr. Reichel,
noch nicht entdeckt. Nach 12 Minu- ner Kollegen ein solches Szenario noch der Mitte Oktober gemeinsam mit dem
ten bringen die Rettungskräfte den
ersten Verletzten ins Freie, wie viele
Menschen sich noch in Lebensgefahr
befinden, wissen sie nicht. Einige Mi-
nuten später werden die Brandherde
lokalisiert und der Brand gelöscht.
Sofort beginnt die Feuerwehr, den
Rauch aus der Tiefgarage abzusau-
gen. Die Rettungstrupps haben nun
gute Sicht und nach etwas mehr als
40 Minuten sind alle 23 Verletzten
lebend geborgen.

Dr. Jens Reichel ist beeindruckt: „Auch


wenn es nicht wirklich gebrannt hat, der
Rauch nur Theaterrauch war und die zu
Rettenden Verletztendarsteller, waren
die Rettungskräfte voll gefordert. Be-
sonders wichtig war die reibungslose
Zusammenarbeit von Feuerwehr, Ret- Auch im Rettungswagen sind eine sichere Geburt und die Erstversorgung des Neugeborenen
tungsdiensten und Polizei. Auch dank zu gewährleisten Foto: Thieme

10 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


3. Thüringer Notfalltage

Leiter der Zentralen Notfallaufnahme am


UKJ, Oberarzt Raik Schäfer, die 3. Thü-
ringer Notfalltage in Weimar leitete.
Welchen Herausforderungen sich die
Einsatzkräfte gegenüber sehen, wenn es
tatsächlich zur Katastrophe kommt,
schilderten der Ärztliche Leiter Ret-
tungsdienst der Feuerwehr Duisburg,
Dr. Frank Marx, und Dr. Tilo Teichmann,
Oberarzt an der Klinik für Anästhesio-
logie und Intensivmedizin am Klinikum
Güstrow, die während der Love-Parade
in Duisburg bzw. der durch einen Sand-
sturm ausgelösten Massenkarambolage
auf der A 19 im Einsatz waren.

Mit wenigen Befunden richtige


Entscheidungen treffen

„Der Notarzt vor Ort muss schnell und


kompetent entscheiden, ob der Patient Einen Angriff abwehren – Trainer der Polizeidirektion Jena zeigen, wie es geht
im nächstgelegenen Krankenhaus ver- Foto: Thieme
sorgt werden kann oder ob er umge-
hend in ein spezialisiertes Zentrum ge- nicht in jedem Fall zu bestehenden Er- kieren, um in Not Geratenen zu helfen,
bracht werden muss. Das ist häufig krankungen, die für die Diagnosestel- sehen sie sich immer häufiger verbaler
nicht einfach, da uns in einer Unfall- lung wichtig sind, befragen können. Wir und auch körperlicher Gewalt ausgesetzt.
situation nicht viel mehr als unsere me- haben nur wenige sichere Befunde, „Das hat in den letzten Jahren leider deut-
dizinischen Kenntnisse und Erfahrun- müssen aber richtige Entscheidungen lich zugenommen und betrifft keines-
gen zur Verfügung stehen. Auf die Mög- treffen“, sagt Dr. Reichel. Da sich daran wegs ausschließlich Jugendliche und
lichkeiten der bildgebenden Diagnos- in absehbarer Zeit nichts ändern wird, junge Erwachsene. Doch wie gehen wir
tik können wir in dieser für den weite- ist es notwendig, die Aus- und Weiter- damit um?“, fragt Dr. Reichel. „Um Not-
ren Verlauf der Patientenversorgung bildung der Notfallmediziner weiter zu ärzte und Rettungsassistenten auf der-
entscheidenden Situation nicht zurück- verbessern und die Kenntnisse regelmä- artige Situationen besser vorzubereiten,
greifen. Hinzu kommt, dass wir unsere ßig aufzufrischen und zu erweitern. Des- haben wir Deeskalationskurse in unser
Patienten nicht kennen und sie auch halb waren auch in diesem Jahr Refresh- Programm aufgenommen. Die Veranstal-
erkurse Teil der Weimarer Veranstaltung. tungen wurden von Trainern der Polizei-
„Auch der einmal erworbene Notfall- direktion Jena geleitet und haben ver-

Auflösung schein sollte nicht bis zur Rente gültig


sein, sondern alle drei bis fünf Jahre er-
schiedene Möglichkeiten vorgestellt, wie
wir gefährliche Situationen verbal ent-
neuert werden“, fordert Jens Reichel. schärfen und uns im Fall eines körper-
Eine Geburt im RTW erleben auch Not- lichen Angriffs schützen können.“ mv
„Ohne Blindfelder“ auf Seite 30 ärzte nicht allzu oft. In Jena, so Oberarzt
Reichel, geschieht das etwa einmal im
Monat. „Wir haben diese besondere Si- Raik Schäfer zum stell-
tuation in unser Programm aufgenom-
men, um den Kolleginnen und Kolle- vertretenden DGINA-
gen, die damit noch nicht konfrontiert Vorsitzenden gewählt
waren, mehr Sicherheit zu geben, auch
in dieser, im Vergleich zum Kreißsaal Auf dem Jahreskongress der Deut-
völlig anderen Umgebung, eine sichere schen Gesellschaft für Interdiszi-
Geburt und Erstversorgung des Neuge- plinäre Notfall- und Akutmedizin
borenen zu gewährleisten.“ (DGINA) e.V. vom 28. bis 30. Sep-
tember in Göttingen wurde Ober-
Aggressivität gegenüber Rettern arzt Raik Schäfer, Leiter der Zentra-
nimmt zu len Notaufnahme am Universitäts-
klinikum Jena, zum ersten stellver-
„Telefon 150“ auf Seite 31 Obwohl die Rettungskräfte nicht selten tretenden Vorsitzenden gewählt.
1a/b, 2b, 3b, 4c, 5a, 6a, 7a, 8b, 9a, 10c ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben ris-

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Sepsis-Kongress

Lücken schließen – Brücken bauen


Integratives Gesamtkonzept von der Grundlagenforschung bis
zur Nachbetreuung von Sepsis-Patienten erforderlich

Ein 77-jähriger Patient mit künstlicher


Herzklappe und einem Blasenkarzinom
entwickelte nach einer Blasenspiege-
lung grippeähnliche Symptome. Der
herbeigerufene Notarzt behandelte die
Erkrankung mit einem Grippemittel
und einem Breitband-Antibiotikum.
Doch die Symptome Fieber, Schüttel-
frost, Appetitlosigkeit und körperliche
Schwäche verstärkten sich. Erst durch
den Kontakt mit der Deutschen Sep-
sis-Hilfe e.V. kam man der Ursache der
Erkrankung auf die Spur: Sepsis.
Die Erreger waren während der Bla- Hartwig Gauder, Prof. Frank Martin Brunkhorst, Prof. Tobias Welte und Prof. Konrad Reinhart
senspiegelung eingedrungen und hat- (v. l.) während der Pressekonferenz Fotos: Szabó
ten sich an der künstlichen Herzklappe
festgesetzt. „Eine neue Herzklappe ret- „Noch vor 20 Jahren wurde kaum über dem Team um Prof. Reinhart zu verdan-
teten meinem Vater das Leben“, berich- Sepsis gesprochen, weder in Deutsch- ken, das das Thema auf die Tagesord-
tete die Tochter des Patienten während land noch anderswo. Die Menschen ver- nung gebracht und am Universitätskli-
des 5. Internationalen Kongresses starben an Lungenentzündungen, an nikum Jena in den letzten beiden Jahr-
„Sepsis and multiorgan dysfunction“. Infektionen im Bauchbereich, an Haut- zehnten ein weltweit anerkanntes Zen-
Mehr als 1.200 Ärzte und Pflegende und Weichteilentzündungen aber nicht trum der Sepsis-Diagnostik, -Therapie
aus dem In- und Ausland besuchten an Sepsis, weil jedes Fachgebiet aus- und -Forschung aufgebaut hat. Dank
die von der Deutschen Sepsis-Gesell- schließlich seine eigenen Krankheitsbil- dieses Engagements, das ebenso maß-
schaft organisierte Veranstaltung und der sah“, sagte der Vorsitzende der geblich die Entwicklung und weltweite
den 7. Intensivpflege-Kongress der Deutschen Sepsis-Gesellschaft, Prof. Dr. Implementierung von Sepsis-Leitlinien
Deutschen Gesellschaft für Fachkran- Tobias Welte. „Dass das heute anders beeinflusst hat, nimmt Deutschland
kenpflege und Funktionsdienste e.V. und die Sepsis als eigenes Krankheits- heute eine führende Position in der Sep-
Mitte September in Weimar. bild anerkannt ist, ist in hohem Maße sis-Forschung und der Umsetzung der
Ergebnisse im klinischen Alltag ein.“

Leitlinien konsequent anwenden

70.000 bis 80.000 Menschen erkran-


ken jährlich allein in Deutschland an
einer Sepsis, zwischen einem Drittel und
der Hälfte versterben. „Das ist ein uner-
träglich hoher Wert, der deutlich redu-
ziert werden muss“, forderte Prof. Wel-
te. Allerdings sollten wir uns darüber im
Klaren sein, dass mit der zunehmenden
Alterung unserer Bevölkerung und der
damit verbundenen Zunahme chroni-
scher Erkrankungen auch die Zahl der
Sepsis-Fälle weiter steigen wird.
„Bei der Behandlung der Sepsis zählt
Workshops, unter anderem zur Sicherung der Atemwege und zur künstlichen jede Stunde. Deshalb ist es notwendig,
Beatmung, gehörten zum Programm des Intensivpflegekongresses
die Diagnostik weiter zu verbessern“,

12 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


Sepsis-Kongress

betonte Prof. Dr. Konrad Reinhart und

Posterpreis für Doreen Jaenichen


verwies darauf, dass die Überlebenschan-
ce beim septischen Schock in der ersten
Stunde noch bei rund 80 Prozent liegt.
Nach sechs bis acht Stunden reduziert
sich diese auf 40 bis 50 und nach 24
Stunden auf nur noch etwa 10 Prozent.
Seit einem Jahr sind mehr als 40 deut-
sche Krankenhäuser an einer Studie be-
teiligt, die mithelfen soll, diese Zeit wei-
ter zu verkürzen und die Sepsis-Leitli-
nien in der Praxis umzusetzen. „Denn es
reicht nicht aus, Leitlinien zu haben, sie
müssen auch konsequent angewendet
werden“, sagte Prof. Reinhart.

Globale Öffentlichkeit noch stärker


sensibilisieren

Mit der Überwindung der akuten Pha-


se, darüber sind sich die Experten einig,
ist es beim Kampf gegen die Sepsis
allerdings nicht getan. Erforderlich ist Doreen Jaenichen (li.) wurde anlässlich des „Weimar Sepsis update“ ausge-
zeichnet. Die in der Ambulanz für Naturheilkunde und Integrative Onkolo-
ein integratives Gesamtkonzept von der gie in der Klinik für Innere Medizin II arbeitende Ärztin erhielt einen Poster-
Grundlagenforschung bis zur qualifi- preis für ihre Querschnittsstudie „BASIS-Befinden nach Sepsis“ bei Sepsis-
patienten und ihren Angehörigen. Der Preis ist mit 1500 Euro dotiert. Ein
zierten Nachbetreuung der Patienten. Drittel der Summe spendete die Preisträgerin der Deutschen Sepsis-Hilfe
„Lücken schließen – Brücken bauen“ Foto: Szabó
lautete deshalb auch das Motto des dies-
jährigen Weimarer Sepsis-Kongresses,
an dem Wissenschaftler, Ärzte und Pfle- ein Drittel dieser Infektionen sind ver- Das kollegiale Miteinander von Ärzten,
gekräfte teilnahmen. meidbar. Vor allem dann, wenn die Re- Schwestern und Pflegern in der tägli-
Ebenso die Deutsche Sepsis-Hilfe, die geln der Krankenhaushygiene konse- chen Arbeit auf den Intensivstationen
weltweit erste Sepsis-Selbsthilfegruppe, quent eingehalten werden, vom Perso- schätzt auch Ingo Kühn, Landesbeauf-
die vor vier Jahren in Weimar auf Initia- nal, aber auch von den Patienten und tragter Thüringen der Deutschen Gesell-
tive von Prof. Dr. Frank Martin Brunk- Besuchern, und hier spielt die Hände- schaft für Fachkrankenpflege und Funk-
horst, Generalsekretär der Deutschen desinfektion eine entscheidende Rolle“, tionsdienste e.V. „Wir haben uns wäh-
Sepsis-Gesellschaft, gegründet wurde. erläuterte Prof. Brunkhorst, der auch rend unseres 7. Intensivpflege-Kongres-
Der Schirmherr der Deutschen Sepsis- über die im August 2011 am Universi- ses unter anderem mit Innovationen auf
Hilfe, Hartwig Gauder, begrüßte ange- tätsklinikum Jena gestartete ALERTS- dem Gebiet der künstlichen Beatmung
sichts der alarmierenden Tatsache, dass Studie informierte, ein weltweit einma- und Reanimation sowie verschiedenen
die Zahl der Sepsis-Fälle weltweit jähr- liges Projekt, bei dem in den nächsten Aspekten der Basalen Stimulation von
lich um sieben bis acht Prozent zu- vier Jahren am UKJ etwa 75.000 Pati- Intensivpatienten beschäftigt. Ebenso
nimmt, die im letzten Jahr erfolgte Grün- enten systematisch auf Krankenhaus- mit Fragen der Händedesinfektion, die
dung der Globalen Sepsis-Allianz, de- keime und deren Ursachen untersucht ein Schlüssel zur Verringerung von Kran-
ren Vorsitzender Prof. Reinhart ist. werden. Peripher- und zentralvenöse kenhausinfektionen und damit auch der
Gleichzeitig regte der Olympiasieger, der sowie Blasenkatheter sind die wichtigs- Sepsis ist. Als prekär wurde die Personal-
vor Jahren selbst an einer lebensgefähr- ten Eintrittspforten für zahlreiche ge- ausstattung in der Intensivpflege auf
lichen Sepsis erkrankt war, einen Inter- fährliche Erreger. Deshalb sollten Kathe- vielen deutschen Intensivstationen be-
nationalen Welt-Sepsistag an, um die ter nur so lange im Körper bleiben, wie zeichnet. Dies“, so Ingo Kühn, „erschwert
globale Öffentlichkeit noch stärker für sie wirklich benötigt werden. „Wir müs- auch die konsequente Durchsetzung der
dieses Problem zu sensibilisieren. sen uns jeden Tag die Frage stellen: Krankenhaushygiene. Denn wenn ITS-
Braucht der Patient diesen Katheter Schwestern und Pfleger immer mehr Pa-
Regeln der Krankenhaushygiene wirklich noch?“, betonte Prof. Brunk- tienten betreuen müssen, erhöht sich
konsequent einhalten horst, der darauf verwies, dass die Er- auch die Gefahr der Verbreitung gefähr-
folge in der Intensivmedizin nur in en- licher Keime.“ Und das könnte langfris-
Eine Ursache für Sepsis-Erkrankungen ger Zusammenarbeit von Intensivmedi- tig zu unerwünschten „Nebenwirkun-
sind Krankenhaus-Infektionen. „Bei zinern und -pflegenden erreicht werden gen“ – auch in Form erheblicher Folge-
weitem nicht alle, aber immerhin rund können. kosten – führen. mv

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GesundheitsUni

Wie gefährlich sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen?


Eine gesunde Lebensweise und Ernährung helfen, die Gefahr
kardiovaskulärer Erkrankungen zu verringern

„Unsere Erfolge bei der Behandlung Jahr 2030 auf Platz Eins der weltwei- Herzinfarkt, Bluthochdruck und Herz-
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ha- ten Todesursachenstatistik stehen wer- rhythmusstörungen.
ben entscheidend zur Erhöhung der den, können die Kardiologen dennoch
Lebenserwartung beigetragen. Denn nicht verhindern. Das hat vor allem Herzklappenimplantation
die altersnormierte Mortalitätsrate ist zwei Ursachen: Die Zunahme von Adi- mittels Katheter

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind heu-


te typische Erkrankungen des hohen
Lebensalters. „Annähernd 70 Prozent der
über 70-Jährigen sind davon betrof-
fen“, sagt Prof. Figulla. „Etwa jeder Fünf-
te der jährlich rund 42.000 stationären
Patienten am Universitätsklinikum Jena
ist ein Herzpatient.“
Ganz besonders verbreitet unter den al-
ten und sehr alten Patienten sind die
akute und die chronische Herzinsuffizi-
enz, an der in Deutschland etwa 1,6 Mil-
lionen Menschen leiden. Auch Herz-
klappenerkrankungen nehmen im Alter
zu. Ganz besonders Aortenklappenste-
nosen. Etwa jeder 20. 80- und fast je-
der zehnte 85-Jährige ist davon betrof-
fen. „Für viele der hochaltrigen und
Kathetergestützte Aortenklappenimplantation am UKJ. Dieses Verfahren ist vor allem für häufig multimorbiden Patienten ist eine
ältere Patienten weniger riskant als eine Herzklappenoperation Foto: UKJ Herzklappenoperation mit einem hohen
Risiko verbunden. Es gibt aber eine Al-
hier in den letzten Jahrzehnten we- positas, Bluthochdruck und Diabetes in ternative: Seit einigen Jahren haben wir
sentlich stärker gesunken als bei den den sich entwickelnden Ländern – ganz die Möglichkeit, die neue Herzklappe
nicht kardiovaskulären Erkrankun- besonders in China und Indien sowie mittels Katheter über die Leiste einzu-
gen. Allein beim Herzinfarkt um rund im Mittleren Osten – und die steigende führen. Das ist weniger riskant als eine
ein Drittel. Zwar versterben nach wie Lebenserwartung in den Industriestaa- Operation am offenen Herzen“, weiß
vor zahlreiche Menschen an Herz- ten. Hans-Reiner Figulla, dessen in Jena ent-
Kreislauf-Erkrankungen, dank einer „Das klingt paradox, ist aber eine Tatsa- wickelte kathetergesteuerte künstliche
deutlich verbesserten Diagnostik und che, denn auch das menschliche Herz, Herzklappe „JenaValve“ sich seit Anfang
Therapie aber zumeist nicht mehr im das täglich rund 100.000-mal schlägt Oktober 2011 im klinischen Einsatz be-
mittleren, sondern im hohen Alter“, hat eine Lebenszeit, die wir nicht unbe- findet.
sagte Prof. Dr. Hans-Reiner Figulla, grenzt verlängern können. Dennoch hat Verengungen der Herzkranzgefäße, die
der während der Abendvorlesung der die alterskorrigierte Sterblichkeit an vor allem im hohen Alter gehäuft auf-
GesundheitsUni Jena am 28. Septem- Herz-Kreislauferkrankungen in den letz- treten, sind auf Plaquebildungen in den
ber im vollbesetzten Hörsaal 1 in Lo- ten drei Jahrzehnten um mehr als 60 Gefäßwänden zurückzuführen und wer-
beda die Frage beantwortete: Wie Prozent abgenommen“, betonte der Di- den ebenfalls mittels Katheter behan-
gefährlich sind Herz-Kreislauf-Er- rektor der Klinik für Innere Medizin I und delt. Die Wiederverengung des Gefäßes
krankungen? verwies auf die wichtigsten Herz-Kreis- kann durch die Implantation eines Stents
lauf-Erkrankungen: Herzinsuffizienz in den meisten Fällen verhindert wer-
Dass kardiovaskuläre Erkrankungen (Herzschwäche), Herzklappenerkran- den. Kommt es zu einer Plaqueruptur,
nicht nur heute, sondern auch noch im kungen, akutes koronares Syndrom, kann ein Thrombus das Gefäß verstop-

14 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


GesundheitsUni

fen und den Blutfluss zum Herzen un-


terbrechen. „Bei diesem akuten koro-
naren Syndrom handelt es sich um ein JenaClip™ selbstexpan-
dierender Nitinolstent
plötzliches, nicht vorhersehbares Ereig- (li.) mit biologischer
nis, von dem Menschen mit einer Ste- Klappenprothese (re.).
Die schrittweise Im-
nose von 50 Prozent ebenso betroffen plantation mit Hilfe
ein können wie Menschen mit Steno- von Verankerungsele-
sen von 70 oder sogar 90 Prozent. Eine menten erlaubt eine
bessere Positionierbar-
Möglichkeit, präventiv tätig zu werden, keit der Klappe durch
haben wir nicht“, sagt Prof. Figulla. Positionselemente und
verbessert damit die Si-
Allerdings kann eine gesunde Lebens- cherheit des TAVI-Ver-
weise dazu beitragen, uns vor dem aku- fahrens.
ten koronaren Syndrom und einem
Herzinfarkt, an dem jährlich in Deutsch-
land etwa 166.000 Menschen verster-
ben, zu schützen. Bis zum 75. Lebens- bei werden die sympathischen Nerven- mende Medikamente eingenommen
jahr sind etwa 80 Prozent der Herzin- fasern der Nierenarterien mittels Kathe- werden.“
farkt-Patienten Männer, danach sind ter durch Hitze oder Kälte verödet, was Trotz der enormen Fortschritte der Kar-
beide Geschlechter gleichermaßen be- zu einer deutlichen Blutdrucksenkung diologie in den letzten Jahrzehnten sind
troffen. „Entscheidend ist, dass sofort führt“, erläutert Hans-Reiner Figulla. nicht alle Blütenträume gereift. „Vor al-
der Notarzt gerufen und dem oder der Die verbreitetste Herzrhythmusstörung lem bei der Stammzell- und Genthera-
Betroffenen unmittelbar geholfen wird. ist das Vorhofflimmern, von dem etwa pie sind wir bei weitem nicht so voran-
Mittels Defibrillator, der durch gezielte fünf Prozent der 70- und fast zehn Pro- gekommen, wie wir das noch vor zehn
Stromstöße das lebensgefährliche Kam- zent der 80-Jährigen betroffen sind und Jahren erhofft hatten. Erfolge“, so Prof.
merflimmern beendet und den es nicht das für die Hälfte aller Schlaganfälle Figulla, „haben wir unter anderem bei
nur am Klinikum, sondern teilweise auch verantwortlich ist. „In einigen Fällen“, der Miniaturisierung von Herzunterstüt-
im öffentlichen Raum – beispielsweise so Prof. Figulla, „gelingt es, das Vorhof- zungssystemen sowie bei der Entwick-
in der Jenaer Goethe-Galerie – gibt, zu- flimmern mittels Katheterablation zu lung neuer kathetergestützter Herzklap-
mindest aber durch eine Herzdruckmas- beseitigen. Ist das nicht erfolgreich, pen zu verzeichnen, wie unsere ‚Jena-
sage. Die Angst, dabei etwas falsch zu müssen lebenslang blutgerinnungshem- Valve‘ zeigt.“ mv
machen, ist unbegründet, denn ohne
Hilfe ist die Chance, den Herzinfarkt zu
überleben, deutlich geringer“, betont
Prof. Figulla. Jeder Dritte Betroffene
verstirbt bereits in der ersten Stunde.
Deshalb ist es wichtig, keine Zeit zu ver-
lieren. „Die entsprechenden Symptome
– Engegefühl, Schmerzen im Brustbe-
reich, Oberbauch oder Rücken, die häu-
fig in den linken Arm ausstrahlen – soll-
ten in jedem Fall ernst genommen und
sofort der Notarzt gerufen werden. Denn
erreicht der Patient das Krankenhaus,
kann ihm in den meisten Fällen gehol-
fen werden“, sagt Prof. Figulla.

Blutdrucksenkung durch Verödung


von Nervenfasern der Nierenarterien

Mehr als jeder zweite Deutsche im hö-


heren Lebensalter (Frauen 50 und Män-
ner 60 Prozent) leidet unter Hyperto-
nie. In den meisten Fällen lässt sich der
Bluthochdruck medikamentös korrigie-
ren. Ziel ist ein Blutdruck unter 140/90
mmHg. Gelingt dies nicht, gibt es seit
einigen Jahren eine ganz neue Möglich-
keit, die Ablation der Nierenarterie. „Da-

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Veranstaltungen

Informationsabende Patientenseminar im
Patientenweihnachtsfeier
für werdende Eltern Interdisziplinären Brustzentrum

Informationsabende für werdende Unsere Patientenweihnachtsfeier 14. Dezember, 18.00 Uhr


Eltern finden an jedem zweiten findet am
Donnerstag im Monat 19 Uhr im Wissenswertes bei
20. Dezember, 18.30 Uhr
Hörsaal und im Kreißsaal der Uni- Lymphödemtherapie
versitäts-Frauenklinik in der Bach- in der Cafeteria des Klinikums in Referent: Thomas Fuchs
straße 18 statt. Lobeda statt. (Physio- und Lymphtherapeut)
Alle Patienten, Mitarbeiter und
Nächste Termine: Ehrenamtlichen sind herzlich ein- Beratungsraum des Interdisziplinä-
24. November und 15. Dezember geladen. ren Brustzentrums, Bachstraße 18

Förderverein des Universitätsklinikums Jena e.V. Eltern- und Babysitterschule


Vorsitzender: PD Dr. Michael Hartmann, Erlanger Allee 101, 07747 Jena
der Kinderklinik
Tel.: 03641/9 32 54 01, Fax: 03641/9 32 54 02, E-Mail:foerderverein@uniklinikum-jena.de

Ich/Wir möchte(n) 30. November, 15.30 Uhr


Babys gesunder Schlaf
Vereinsmitglied werden
Worauf ist zu achten?
eine Spende in Höhe von € überweisen Referentin: Melanie Reiss
(Zutreffendes bitte ankreuzen)
7. Dezember, 15.30 Uhr
Name, Vorname, Titel: Babysitterkurs Teil 1
Firma, Einrichtung, Verein: Referentin: Uta Mayer
Anschrift: 14. Dezember, 15.30 Uhr
Babysitterkurs Teil 2
Telefon: E-Mail: Referentin: Melanie Reiss

Datum: Unterschrift: Elternspeiseraum im Poliklinik-


gebäude der Kinderklinik

16 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


Service

Cafeteria
In der Cafeteria in der Magistrale des Klinikums
werden täglich drei Menüs angeboten, darunter ein
vegetarisches. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag
8.00 bis 10.30 Uhr und 11.00 bis 16.30 Uhr
(Mittagstisch von 11.00 bis 15.30 Uhr)
Samstag und Sonntag
12.00 bis 16.30 Uhr
Mittwoch bis Sonntag
17.00 bis 20.00 Uhr

Grüne Damen und Herren


„Grüne Damen und Herren“ sind ehrenamtlich im Krankenhaus tätig. Sie nehmen sich Zeit
zum Zuhören, Plaudern, Spielen, Vorlesen und erledigen kleine Besorgungen. Wenn Sie
eine solche Unterstützung wünschen, sprechen Sie bitte die Pflegenden und Ärzte Ihrer
Station an.

Patientenbibliotheken
Die Patientenbibliothek im Klinikum Lobeda hat montags bis freitags von 10 bis 13 und 14 bis
17 Uhr geöffnet, die Patientenbibliothek in der Kinderklinik montags und donnerstags von
9 bis 11 Uhr. Außerdem besteht in den Kliniken für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, für
Psychiatrie sowie für Strahlentherapie und Radioonkologie die Möglichkeit der Buchausleihe.

Klinikseelsorge
Möchten Sie sich von einem Seelsorger betreuen lassen, wenden Sie sich bitte an:
Evangelische Klinikseelsorge: Katholische Seelsorge:
Pfarrer Heinz Bächer, 0151 1710 1492 Pfarrer Norbert Winter
Pfarrerin Christine Alder Bächer, 0151 1710 1493 (036421) 224 36 oder 0177 451 1927
Pfarrerin Dorothee Müller, 0151 1710 1494

Blutspende
Die Möglichkeit zur Blutspende besteht am Institut für Transfusionsmedizin im ehemaligen
Chirurgie-Gebäude in der Bachstraße 18.
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 14 bis19 Uhr und Freitag 8 bis13 Uhr
sowie jeden zweiten und letzten Samstag im Monat 9 bis13 Uhr

Wichtige Ansprechpartner
Kliniksozialdienst am UKJ Ethik-Kommission Zentrale Rufnummern
Leiter Leiterin Geschäftsstelle
Zentrale Klinikum: 9300
Tancred Lasch Dr. Ulrike Skorsetz
Tel.: (03641) 932 02 20 Tel.: (03641) 93 37 75 Empfang Lobeda: 932 08 50
0151 16 35 93 41 Pforte Bachstraße: 93 30 11
E-Mail: E-Mail:
tancred.lasch@med.uni-jena.de ulrike.skorsetz@med.uni-jena.de Öffentlichkeitsarbeit: 93 43 82

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Diagnostik und Therapie

Nuklearmediziner und Neurologen tagten in Jena


Diagnostische Unterstützung bei Demenzen und
Parkinson-Erkrankungen

Mit steigender Lebenserwartung er- Amyloid-Plaques, Stoffwechselablage- tome finden sich aber auch bei den so
höht sich auch die Zahl neurologischer rungen, die im Gehirn verstorbener Alz- genannten sekundären Parkinson-Syn-
Krankheiten. Vor allem Demenzen und heimer-Patienten nachgewiesen wer- dromen sowie beim essentiellen Tremor,
Parkinson-Erkrankungen haben in den den und die nach heutigem Kenntnis- der nicht zu den Parkinson-Erkrankun-
letzten Jahrzehnten deutlich zugenom- stand als Ursache dieser Erkrankung gen gehört. Deshalb ist es nicht einfach,
men. Um hier effektiv helfen zu kön-
nen, ist eine möglichst frühzeitige und
differenzierte Diagnostik erforderlich.
„Wie können die Nuklearmediziner die
Neurologen dabei unterstützen?“,
fragte der Leitende Oberarzt an der
Klinik für Neurologie des UKJ, Prof.
Dr. Christoph Redecker, zu Beginn der
Veranstaltung „Nuklearmedizin in
Jena“.
Die jährlich stattfindende Fortbildungs-
reihe wurde von der Klinik für Nuk-
learmedizin am UKJ und den nuklear-
medizinischen Praxen in Jena zum vier-
ten Mal gemeinsam ausgerichtet und Verminderter Zuckerstoffwechsel der Hirnrin-
widmete sich in diesem Jahr aktuellen de des Schläfen- und Scheitellappens bei Alz-
Aspekten der Neuronuklearmedizin. heimerdemenz im F18-FDG-PET (gelbe Pfeile).
oben rechts: Nachweis von Beta-Amyloid-
Die am meisten verbreitete Demenz-Er- Ablagerungen (rote Pfeile) bei Alzheimer-
demenz im F18-Florbetaben-PET (modifiziert SPECT-Darstellung des Dopamintransports in
krankung ist Morbus Alzheimer, an dem nach PD Dr. Barthel, UK Leipzig, Klinik für Nervenkernen des Gehirns von Gesunden und
etwa zwei Drittel der Betroffenen leiden, Nuklearmedizin) Parkinson-Erkrankten
verbreitet sind aber auch die Frontotem-
poral- und die Lewy-Body-Demenz. Die anzusehen sind. PD Dr. Barthel infor- die unterschiedlichen Erkrankungen
klinische Symptomatik dieser Demenz- mierte über neue Marker, die sich ge- exakt zu diagnostizieren“, erläutert Mar-
Erkrankungen ist ähnlich und eine ge- genwärtig noch in der kommerziellen tin Freesmeyer. Auch hier kann die Nuk-
naue Diagnostik nicht immer leicht. Entwicklung befinden und mit denen in learmedizin helfen, sagte der am Uni-
PD Dr. Henryk Barthel, Oberarzt am Uni- Studien die Plaques am lebenden Pati- versitätsklinikum Leipzig tätige Nukle-
versitätsklinikum Leipzig, erläuterte, wie enten dargestellt werden konnten. armediziner Prof. Dr. Swen Hesse wäh-
die Nuklearmedizin die Demenz-Diag- „Damit ist man in der Lage, Alzheimer- rend der Jenaer Veranstaltung. Mittels
nostik durch die Darstellung des Zu- Patienten frühzeitig zu identifizieren Gamma-Kamera ist es möglich, den
ckerstoffwechsels im Gehirn unterstüt- und genetisch vorbelastete Risiko-Pati- Transport und die Rezeptoren des Bo-
zen kann. „Es ist bekannt, dass dieser bei enten noch vor dem Auftreten der ers- tenstoffs Dopamin in den Basalgangli-
Menschen mit einer Demenz-Erkrankung ten Symptome auf das Vorhandensein en, die für die Bewegungssteuerung
abnimmt. Analysiert man den Glukose- dieser Plaques zu untersuchen. Die Beta- mitverantwortlich sind, darzustellen.
stoffwechsel in den einzelnen Hirnre- Amyloid-Bildgebung könnte im Rah- „Die Szintigrafie hilft uns frühzeitig zu
gionen und vergleicht man dessen Ver- men der Entwicklung von Medikamen- erkennen, ob und an welcher Form der
teilung mit den Normalwerten gesun- ten eines Tages auch für deren frühzei- Parkinson-Krankheit der Patient leidet.
der Menschen gleichen Geschlechts tigen Einsatz und ein objektives The- Die Ergebnisse sind hilfreich, um die
und Alters, kann man mit einer hohen rapiemonitoring außerordentlich wich- Prognose der Erkrankung abzuschätzen
Sicherheit sagen, um welche Demenz- tig werden“, betont Dr. Martin Frees- und die richtige Therapie auszuwählen.
form es sich handelt“, erläutert Dr. Mar- meyer. Auch Patienten, bei denen die eingelei-
tin Freesmeyer, Chefarzt der gastgeben- tete Therapie nicht oder nicht adäquat
den Klinik für Nuklearmedizin. Morbus Parkinson ist eine unheilbare wirkt, können wir untersuchen und
neurologische Erkrankung und mit fort- überprüfen, ob sie tatsächlich an der ver-
Nuklearmedizinisch dargestellt werden schreitenden Bewegungsstörungen muteten Krankheit leiden“, betont Dr.
können auch die so genannten Beta- verbunden. „Ähnliche klinische Symp- Freesmeyer. mv

18 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


Diagnostik und Therapie

Exakter Fahrplan für jeden Patienten


Projekt „Prozessintelligenz im Gesundheitswesen“ will Behandlungsabläufe
transparenter, sicherer und besser reproduzierbar machen

Um komplexe Behandlungen wie Or- plantation medizinisch und wirtschaft- kontinuierliches Qualitätsmanage-
gantransplantationen erfolgreich lich exakt auszuwerten“, ergänzt Dr. Ma- ment“, betont Dr. Kathrin Kirchner. „Den
durchzuführen, sind vor, während und lessa. „Der Behandlungsverlauf wird einzelnen Schritten des Behandlungs-
nach dem Eingriff zahlreiche Behand- transparenter und besser reproduzier- prozesses werden bei PIGE wichtige
lungsschritte erforderlich. „Im Sinne bar, und durch die Verbindung mit der Messpunkte – bspw. Operationsdauer,
der Patientensicherheit, der Qualitäts- Elektronischen Patientenakte erhalten Laborwerte oder Wartezeiten – zugeord-
sicherung und der Ressourcenplanung
sind eine möglichst große Transparenz
des Behandlungsablaufs und dessen
Reproduzierbarkeit von großer Bedeu-
tung“, sagt Dr. Christina Malessa.
Oberärztin Malessa gehört zu einem
Team aus Informatikern und Ärzten
der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und
Gefäßchirurgie, das seit Herbst 2010
den Behandlungspfad einer Leber-
transplantation erarbeitet.

Die Idee entstand vor etwa drei Jahren.


Mit Unterstützung des Klinikumsvor-
stands wurde ein Pilotprojekt gestartet
und zunächst ein klinischer Pfad für das
kolorektale Karzinom entwickelt. „Dieser
Pfad bildet die Grundlage, um auch
weitaus komplexere medizinische Pro-
Ärzte und Informatiker modellieren gemeinsam den Behandlungsablauf einer Lebertrans-
zesse zu beschreiben. BPMN – Business plantation: (v.l.) Doktorandin Jana Jünemann, Dr. Olaf Habrecht, Dr. Christina Malessa und
Process Modelling and Notation – wird Rüdiger Molle (IT-Architekturbüro, Hamburg) Foto: Eid-Sabbagh
in der Industrie schon lange zur detail-
lierten Prozessbeschreibung genutzt. In unsere Mitarbeiter per Mausklick je- net. Das hilft, die Abläufe noch effizien-
der Medizin betreten wir damit Neuland“, derzeit einen vollständigen Überblick, ter zu gestalten.“ Über die prozessintel-
sagt Oberarzt Dr. Hubert Scheuerlein. welche Untersuchungen ein Patient be- ligente Software, die mit dem klinischen
Gemeinsam mit der Signavio GmbH, die reits durchlaufen hat und in welcher Be- Informationssystem gekoppelt wird,
sich auf Prozessmodelle im Gesund- handlungsphase er sich aktuell befin- kann später automatisch ermittelt wer-
heitswesen spezialisiert hat, als Konsor- det. Auch bei einer akuten Einweisung den, welche Untersuchungen noch aus-
tialführer, und dem Hasso-Plattner-In- nachts um Drei.“ Dadurch können Dop- stehen und welche Ressourcen (bspw.
stitut an der Universität Potsdam bean- peluntersuchungen aber auch Fehler Behandlungsräume) zur Verfügung ste-
tragten die Jenaer Mediziner beim Bun- vermieden werden. Ein genau dokumen- hen. Das ermöglicht eine transparentere
desministerium für Bildung und For- tierter Behandlungsprozess schafft au- Kostengestaltung und eine effizientere
schung (BMBF) das Projekt Prozessin- ßerdem Sicherheit für neue Mitarbeiter Auslastung der vorhandenen Kapazitä-
telligenz im Gesundheitswesen (PIGE). und erhöht die Behandlungsqualität. ten. Die Analyse des umfangreichen Da-
PIGE startete im November 2010 und Wie bei den Pfaden zum kolorektalen tenmaterials bildet zudem eine gute
ist auf drei Jahre angelegt. „Der zu erar- Karzinom werden auch in das aktuelle Grundlage für Forschungsprojekte.
beitende Pfad zur Lebertransplantation Projekt zahlreiche weitere Prozessbe- „PIGE“, so Dr. Scheuerlein, „ist ein inter-
wird in allen Einzelheiten deutlich ma- teiligte – Pflegedienst, Physiotherapie, professionelles Projekt, bei dem Medi-
chen, welche Schritte der Patient von Sozialdienst, Dokumentation und an- ziner und Informatiker viel voneinander
der Diagnostik über die Listung bei Eu- dere – einbezogen und gemeinsam Pro- lernen. Wir bringen damit mehr Trans-
rotransplant und die Transplantation bis blemlösungen entwickelt. parenz in die Prozesse am Klinikum und
zur Nachsorge durchläuft, und mit al- „Der elektronisch abgebildete Behand- erhalten binnen kürzester Zeit zahlrei-
len relevanten Daten hinterlegt“, sagt lungspfad in Form eines Diagramms ist che Informationen, die für einen opti-
Dr. Kathrin Kirchner, die das Projekt als übersichtlich und ersetzt die bisherigen malen Ablauf unserer Arbeit, die Behand-
Informatikerin betreut. „Damit sind wir seitenlangen Prozessbeschreibungen. Er lungsqualität und die Patientensicher-
in der Lage, den Ablauf jeder Lebertrans- dient außerdem als Grundlage für ein heit von großer Bedeutung sind.“ mv

www.uniklinikum-jena.de 19
Diagnostik und Therapie

Prostatakarzinomzentrum erfolgreich zertifiziert


Deutsche Krebsgesellschaft bescheinigt Arbeit der UKJ-Prostata-
experten höchste Qualität

Die Einhaltung höchster Qualitätsstan-


dards bei der Diagnostik und Behand-
lung von Prostatakrebspatienten am
Universitätsklinikum Jena wurde jetzt
offiziell bestätigt: Die Deutsche Krebs-
gesellschaft e.V. verlieh dem UKJ nach
eingehender Prüfung das Gütesiegel
„Zertifiziertes Prostatakarzinomzentrum“.
Das bescheinigt dem interdisziplinären
Team neben der Einhaltung strenger fach-
licher Anforderungen bei der Behand-
lung von Prostatakrebspatienten auch
eine große Erfahrung in der Therapie die-
ser häufigen Tumoren.

Hauptakteure im Zentrum sind Urolo-


gen und Strahlentherapeuten. „Wir freu-
en uns sehr über diese Anerkennung
unserer gemeinsamen Arbeit“, sagt Prof. Das Roboter-Operationssystem Da Vinci wurde im Januar 2011 an der Klinik für Urologie in
Dr. Marc-Oliver Grimm, Direktor der Kli- Betrieb genommen Foto: Szabó
nik für Urologie. „Unsere Patienten er-
halten so eine unabhängige Bestäti- chend den höchsten Anforderungen nimal-invasiven Operation und können
gung dafür, dass hier am Universitäts- erfolgt.“ Gemeinsam mit den Koopera- meist innerhalb einer Woche wieder
klinikum Jena ihre Behandlung entspre- tionspartnern aus Diagnostischer Radi- entlassen werden“, fasst der Prostata-
ologie, Pathologie, Nuklearmedizin, in- krebsexperte die Erfahrungen der ers-
ternistischer Onkologie und Strahlen- ten Monate zusammen.
therapie finden wöchentlich interdiszi- Auch in der Klinik für Strahlentherapie
Forschungspreise plinäre Konferenzen statt. „So basieren und Radioonkologie stehen modernste
unsere Therapieempfehlungen auf dem Behandlungsverfahren zur Verfügung.
für UKJ-Urologen gemeinsamen Expertenwissen aller „Durch die individuelle Planung der
Fachgebiete“, betont Prof. Dr. Thomas Bestrahlung und den Einsatz moderns-
Für herausragende Forschungsleis- Wendt, Direktor der Klinik für Strahlen- ter intensitätsmodulierter Radiothera-
tungen haben die Mitarbeiter des therapie und Radioonkologie. Weitere pien können wir Prostatakrebs effektiv
unter der Leitung von PD Dr. Kerstin Kooperationspartner sind eine Rehakli- behandeln, ohne gesundes Gewebe we-
Junker stehenden Forschungslabors nik und Selbsthilfegruppen; auch eine sentlich zu beeinträchtigen“, so Prof.
der Klinik für Urologie mehrfach Prei- psychoonkologische Beratung gehört Wendt. Für die Nachsorge der Patien-
se auf Fachtagungen erhalten. zum Angebot des Zentrums. ten wurde hier eigens für das Prostata-
Mit dem 1. Posterpreis der Deutschen karzinomzentrum eine neue Sprech-
Gesellschaft für Urologie wurde Dipl.- Für die Qualität sprechen nicht zuletzt stunde eingerichtet.
Biol. Joana Heinzelmann ausgezeich- auch die allein in diesem Jahr mehr als Dies, aber auch die guten postoperati-
net. Dr. Jimsgene Sanjmyatav konn- verdoppelten Patientenzahlen. „Unser ven Ergebnisse sind in die Bewertung
te sich über den 1. Posterpreis der neues Roboter-Operationssystem Da der Zertifizierer eingeflossen, die dem
Vereinigung der Mitteldeutschen Vinci erfreut sich dabei einer sehr gro- Jenaer Zentrum gute Noten ausgestellt
Urologen und der Sächsischen Ge- ßen Akzeptanz“, erklärt Prof. Grimm. haben. Die Verleihung des Gütesiegels
sellschaft für Urologie freuen. Den Seit der ersten Operation Anfang dieses ist Lob und Ansporn zugleich, denn die
Travel Award of the European Socie- Jahres wurden neben konventionellen Prostataexperten werden jährlich er-
ty of Urological Research für den Eingriffen zur Prostataentfernung 100 neut einer Qualitätsprüfung unterzogen.
World Congress of Urological Re- Patienten mit dem Robotersystem ope- „Auch das garantiert unseren Patienten,
search erhielt Marcus Stapf (Master- riert. „Die bisherigen Ergebnisse bestä- dass sie am UKJ immer nach den höchs-
student Molekulare Medizin). tigen unsere Erwartungen: Die Patien- ten Qualitätskriterien untersucht und
ten erholen sich sehr rasch von der mi- behandelt werden“, so Grimm. vdG

20 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


Auszeichnung/Besuch am UKJ

Ausgezeichnetes UKJ-Gesundheitsmanagement

Das Betriebliche Gesundheitsmanage- mern uns täglich um die Gesundheit der


ment des UKJ wurde in einem bundes- uns anvertrauten Patienten. Als Klini-
weiten Wettbewerb in Frankfurt /M. kumsvorstand sehen wir uns, gemein-
als bestes in der Branche Gesundheits- sam mit dem Personalrat, aber auch in der
wesen mit dem Sonderpreis des Cor- Verantwortung, die Gesundheit der Mit-
porate Health Award ausgezeichnet. arbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick zu
Mit dieser Einrichtung engagiert sich halten. Dass das von uns zu diesem Zweck
das UKJ seit über einem Jahr gezielt aufgebaute Betriebliche Gesundheits-
für die Gesundheit seiner Mitarbeiter. management nun durch die Expertenju-
ry prämiert wurde, freut uns und moti-
Mehr als 230 Unternehmen unterschied- viert uns zugleich, die bestehenden An-
licher Wirtschaftsbereiche aus ganz gebote weiter auszubauen.“
Deutschland hatten sich für die vom Der Sonderpreis und das damit verbun-
Bundesministerium für Arbeit und Sozi- dene Qualitätssiegel „Excellenzunterneh-
ales geförderte Qualitätsinitiative für Be- men Gesundheitsmanagement“ wurde
triebliches Gesundheitsmanagement Dr. Norbert Gittler-Hebestreit freut sich über von Dr. Gittler-Hebestreit am 3. Novem-
qualifiziert. „Unser Gesundheitskonzept die Auszeichnung Foto: Tratnik ber im Rahmen der Prämierungsveran-
wurde vor allem deshalb mit dem 1. Son- staltung des Corporate Health Award
derpreis gewürdigt, weil es sowohl ge- Seminar- und Beratungsangeboten nut- entgegengenommen: „Diese hohe Aus-
sundheitsgerechte Arbeitsbedingun- zen die Mitarbeiter auch ärztlich beglei- zeichnung“, so Gittler-Hebestreit, „ist kei-
gen fördert, als auch unsere Mitarbeiter tete Gesundheitsprogramme, um in den neswegs ein Verdienst von Einzelperso-
individuell dabei unterstützt, etwas für Präventionsbereichen Bewegung, Er- nen. Der Aufbau unseres Gesundheitskon-
die eigene Gesundheit zu tun“, weiß nährung und Stress aktiv zu werden. zeptes ist die Leistung vieler Mitwirkender
Dr. Norbert Gittler-Hebestreit, der das Prof. Dr. Klaus Höffken, Sprecher des am UKJ und uns verbundener externer
Betriebliche Gesundheitsmanagement Klinikumsvorstandes, begreift die Aus- Partner. Ihnen allen gilt diese Würdigung
am UKJ leitet. Neben einer Reihe von zeichnung auch als Ansporn: „Wir küm- und mein ganz persönlicher Dank.“ vdG

Rektor der Universität Kazan besuchte Jena


Von Krankenversorgung und Forschung beeindruckt
Zwischen August und Oktober 2010 deralen Universität, Prof. Ilshat Gafu-
hospitierten 26 Ärzte und Manager des rov, fortgesetzt. Prof. Gafurov erörter-
„Krankenhauses für Notfallmedizin“ te mit dem Rektor der Friedrich-Schil-
(BSMP) der Stadt Nabereshnye Chelny ler-Universität, Prof. Klaus Dicke, wei-
(Republik Tatarstan, Russische Föde- tere Kooperationsmöglichkeiten und
ration) jeweils 14 Tage am Universi- besuchte am UKJ zunächst das For-
tätsklinikum Jena, um die Strukturen, schungszentrum. In einem Gespräch
die Abläufe und den Alltag am UKJ mit Prof. Konrad Reinhart und Prof.
kennen zu lernen. Michael Bauer informierte er sich
Tatarstans Gesundheitsminister Dr. Ai- zudem über das Jenaer Sepsiscluster.
rat Farrhakov hatte bereits während ei- Prof. Gafurov zeigte sich vom hohen
nes Jena-Aufenthaltes im August letz- Niveau der Krankenversorgung und der
ten Jahres das Interesse seines Landes medizinischen Forschung beeindruckt.
an einer langfristigen Partnerschaft Die aktuellen wissenschaftlichen Er-
mit der Friedrich-Schiller-Universität kenntnisse der Jenaer Sepsisforschung
Der Rektor der Kazaner Universität, Prof. Dr.
und dem Universitätsklinikum Jena Ilshat Gafurov (li.), und Prorektor Marat Sa- werden auch die Krankenversorgung
hervorgehoben. Diese Zusammenar- fiullin – hier mit Dolmetscherin Irina Pröger in der Republik Tatarstan unterstützen,
beit wurde am 28. September 2011 mit – besichtigten das Forschungszentrum Lo- betonte er.
beda und informierten sich über die Sepsis-
dem Besuch einer Delegation unter der forschung am Universitätsklinikum Jena Svetlana Scherübl
Leitung des Rektors der Kazaner Fö- Foto: Storsberg Gesundheitsmarketing

www.uniklinikum-jena.de 21
Forschung

Von histologischen Schnitten, fehlenden


Wanderschuhen und Weihnachten im September

Im September erlebte die Summer Sina Wyttenbach, 24, aus der Schweiz: Yuan Yuan Fang: Oh ja, ich bin vorher
School Molecular Medicine am Uni- Ich bin direkt von meinem Professor noch nie gewandert, entsprechend un-
versitätsklinikum ihre zweite Aufla- darauf angesprochen worden. Vielleicht geeignete Schuhe hatte ich dabei an…
ge. Nach dem Abschluss ihres Studi- fällt mir nach der Summer School die (lacht).
ums und vor der Entscheidung für ein Entscheidung für ein Promotionsthema Elena Katsyuba: Im Institut für Patholo-
Dissertationsthema, kamen 25 Nach- leichter. gie habe ich meine allerersten Erfahrun-

Elena Katsyuba aus Russland (2. v. r.) und Bilal Malik aus Pakistan im Gespräch mit Anne Ansorg und Eileen Baum vom Neurologischen
Forschungslabor. Sie fanden im UKJ-Forschungszentrum ebenso gute Arbeitsmöglichkeiten wie die Schweizerin Sina Wyttenbach und die
Chinesin Yuan Yuan Fang (r.) Fotos: Szabó

wuchswissenschaftler aus 21 Ländern Was macht das Programm der Sum- gen mit histologischen Schnitten ge-
nach Jena, um hier molekularmedizi- mer School attraktiv für Studenten, macht und musste erst lernen, gesunde
nische Grundlagen und klinisch-expe- die eigentlich Ferien haben? von Krebszellen zu unterscheiden. Nach
rimentelle Arbeitstechniken zu erler- Elena Katsyuba, 23, aus Russland: Das ist 140 Präparaten ging es dann.
nen. „Es ist erstaunlich, wie schnell eindeutig der enge Bezug zur klinischen
sich die Studenten als eine Gruppe zu- Praxis. Mein Masterstudium in Kasan war Vom Wandern hatten wir ja schon ge-
sammenfanden, die tagsüber konzen- sehr grundlagenlastig, da konnte man sprochen, was haben Sie hier sonst au-
triert im Labor arbeitete und die Aben- leicht vergessen, dass hinter all den zel- ßerhalb des Labors gemacht, abends
de gemeinsam verbrachte“, so Profes- lulären Prozessen und ihren Störungen und am Wochenende?
sor Regine Heller, die gemeinsam mit kranke Menschen stehen. Hier im Klini- Sina Wyttenbach: Wir haben viel von
Professor Christian Hübner den inter- kum ist das präsent, allein schon da- Jena kennengelernt, das ja eine kleine,
nationalen Sommerkurs zum zweiten durch, dass der Krankenwagen direkt am aber sehr schöne Stadt ist, über die ich
Mal organisierte. Forschungszentrum vorbeifährt. mich vor meiner Anreise nur schnell in
Uta von der Gönna sprach mit vier Bilal Malik, 27, aus Pakistan: Ja, und viele Wikipedia informiert hatte. Wir waren
Teilnehmern der Summerschool. der Standardarbeitstechniken kannte zum Beispiel auch auf dem Weinberg
ich nur aus der Vorlesung, hier habe ich von Frau Professor Wartenberg in Ross-
Wie haben Sie von der Summer School zum ersten Mal selbst mit Zellkulturen bach bei Naumburg.
erfahren? gearbeitet. Bilal Malik: Abends haben wir gemein-
Yuan Yuan Fang, 27, aus China: Mich sam gekocht, oft gab es Nationalge-
hat ein Freund darauf hingewiesen, und Gab es etwas, das für Sie völlig neu richte aus den verschiedenen Heimat-
ich habe mich dann per E-Mail bewor- oder richtig schwierig war in den vier ländern. Sogar Weihnachtsessen wur-
ben. Wochen? den zubereitet.

22 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


Forschung

Neue Oberfläche lässt Implantate fester einwachsen


Thüringer Forschungsverbund entwickelt neue Beschichtungs-
techniken für orthopädische Titanimplantate

Durch eine spezielle Anwendung der Universität Jena und des Implantather- herkömmliche Titanimplantate mit ver-
plasmachemischen Oxidation ist es stellers Königsee Implantate GmbH. schiedenen Oberflächen. Sowohl bei
Thüringer Forschern gelungen, eine Die spezielle Außenschicht ist um ein den mechanischen Belastungstests als
poröse, bioaktive Oberfläche auf Ti- Vielfaches dicker als die Titanoxidschicht auch bei histologischen Untersuchun-
tanimplantaten zu erzeugen. In einer gen zur Neubildung von Knochenge-
vorklinischen Studie konnten die Chi- webe direkt an der Implantatoberfläche
rurgen, Materialwissenschaftler und erwies sich die bioaktive Titanoxid-
Implantathersteller nachweisen, dass schicht als deutlich besser.
die neuartige Oberfläche im Vergleich „Diese neuen vorklinischen Erkenntnis-
zu herkömmlichen Implantaten ein se sind nicht nur wissenschaftlich inte-
mehrfach festeres Einwachsen in das ressant, sondern legen die Grundlage
Knochengewebe ermöglicht. Seine für verträglichere und bioaktivere Im-
Ergebnisse veröffentlichte der For- plantate“, ist sich Prof. Dr. Klaus D. Jandt
schungsverbund kürzlich im Fachjour- sicher. Der Spezialist für Biomaterialien
nal „Biomaterials“. hat den Lehrstuhl für Materialwissen-
schaft an der Friedrich-Schiller Univer-
In den Knochen eingesetzte Implantate sität Jena inne und arbeitet seit Jahren
und Prothesen, die dauerhaft im Körper an der Entwicklung und Strukturierung
verbleiben sollen, müssen vor allem ei- von Materialien, die zu den verschie-
nes: schnell und sehr fest mit dem Kno- Elektronenmikroskopische Aufnahme der neu- densten Zwecken in biologische Syste-
chengewebe verwachsen, um starken artigen porösen, bioaktiven Titanoxidober- me integriert werden.
fläche. Die von Thüringer Forschern entwi-
mechanischen Belastungen standhalten ckelte Beschichtungstechnik lässt Titanim-
zu können. Das gilt für die Verankerung plantate deutlich fester in den Knochen ein- Das zweijährige Verbundprojekt wurde
wachsen.
künstlicher Hüft-, Knie- oder Schulter- Abb.: Innovent e.V. Technologieentwicklung vom Freistaat Thüringen mit EU-Mitteln
gelenke ebenso wie für Zahnimplantate Jena in Höhe von 700.000 Euro gefördert.
im Kieferknochen. Für die Königsee Implantate GmbH bot
auf herkömmlichen Implantaten oder es die Möglichkeit zur interdisziplinä-
„Aktuell sehen wir uns in der Orthopä- Endoprothesen. Um sie herzustellen, ren wissenschaftlichen Zusammenar-
die und Unfallchirurgie mit zwei zuneh- modifizierte Dr. Christian Schrader von beit. „Das stellt bei der Entwicklung neuer
menden Problemen konfrontiert: Erstens INNOVENT e.V. die Methode der Plas- Verfahren für die Implantatherstellung
die frühzeitige Auslockerung von künst- machemischen Oxidation, ein elektro- und die Umsetzung in die industrielle
lichen Gelenken, und zweitens die feh- chemisches Verfahren, bei dem es zu ei- Praxis einen wesentlichen Schwerpunkt
lende Stabilität von Titanimplantaten im ner Gasentladung im Elektrolyt kommt. unserer langfristigen Forschungs- und
durch Osteoporose geschwächten Kno- „Wir konnten auf den Implantaten eine Entwicklungsstrategie dar“, betont Ge-
chen“, sagt Dr. Michael Diefenbeck aus Titanoxidmatrix realisieren, die eine fein- schäftsführer Frank Orschler.
der Klinik für Unfall-, Hand und Wie- porige Oberfläche besitzt und in die
derherstellungschirurgie am Universi- Kalzium und Phosphor eingelagert ist“, Mit ihren bisherigen Erfahrungen wol-
tätsklinikum Jena. Beide Fragestellun- so der Chemiker. „Die Poren sollen das len die Wissenschaftler die neuen Im-
gen geht der Unfallchirurg mit Titan- Anwachsen und Verankern von Kno- plantate anschließend auch klinisch tes-
implantaten an, die über eine neuartige chenzellen, Osteoblasten, am Implantat ten. „Sie könnten zum Beispiel bei osteo-
Oberfläche verfügen. verbessern, und die bioaktiven Elemen- porosebedingten Brüchen oder not-
te deren Stoffwechsel beschleunigen.“ wendigen Versteifungen zum Einsatz
Entwickelt und getestet wurde die neue kommen“, so Chirurg Diefenbeck.
Implantatoberfläche im interdisziplinä- In einer vorklinischen Studie konnten Die verantwortungsvollen klinischen
ren Verbund mit Wissenschaftlern des die Wissenschaftler an einem Tiermo- Studien werden noch etwa fünf Jahre
INNOVENT e. V. in Jena, des Instituts für dell zeigen, dass die Implantate mit der in Anspruch nehmen, bevor die neuen
Materialwissenschaft und Werkstoff- neuen Oberfläche sich um ein mehrfa- Implantate den Patienten zugute kom-
technologie an der Friedrich-Schiller- ches stabiler im Knochen verankern als men. vdG

www.uniklinikum-jena.de 23
Forschung

Posterpreis für Dr. Alexander Pfeil Preis für lehrende


Studierende
Der Jenaer Medizinstudent Benjamin Ilse
wurde im Oktober von der Gesellschaft
für Medizinische Ausbildung ausge-
zeichnet. Sein gemeinsam mit Kommili-
tonen von der AG Palliativmedizin der
Bundesvertretung der Medizinstudie-
renden in Deutschland umgesetztes
Projekt „Inhaltliche Gestaltung von Do-
zentenworkshops in der Palliativme-
dizin“ erhielt den 2. Platz beim „Preis
für lehrende Studierende“. 13 Projekte
aus Deutschland, Österreich und der
Schweiz hatten sich beworben und wur-
den von einer Jury aus je acht Studie-
renden und Lehrenden begutachtet.
Anlässlich des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie erhielt
Dr. Alexander Pfeil in der Kategorie „Rheumatoide Arthritis“ für eine Arbeit über das LEMERA-
DIX-Register den Posterpreis. Dr. Pfeil (2. v. r.) gehört gemeinsam mit Prof. Dr. Gunter Wolf,
PD Dr. Joachim Böttcher und Prof. Dr. Peter Oelzner (v. r.) zum Autorenteam der Klinik für
Innere Medizin III und des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am SRH Ferdinand Schweser
Wald-Klinikum Gera, das an der LEMERADIX-Studie beteiligt ist. Foto: UKJ
erhielt Gorter-Preis
Premiere Auf der diesjährigen 14. Jahrestagung
der Deutschen Sektion der Internatio-
nal Society for Magnetic Resonance in
Als erste Promovendin der Medizini- Medicine (ISMRM) in Berlin wurde Dipl.-
schen Fakultät hat Nicole Hertel die Physiker Ferdinand Schweser aus der
Promotion zum Dr. rer. nat. erfolgreich Arbeitsgruppe Medizinische Physik
abgeschlossen. Die Biologin fertigte im Zentrum für Radiologie am UKJ der
ihre Dissertation bei Prof. Christoph 1. Gorter-Preis verliehen. Die Deutsche
Redies am Institut für Anatomie an, Sektion zeichnet mit diesem Preis die
wo sie jetzt als Post-Doc arbeitet. Seit beste Arbeit eines jungen Wissenschaft-
zwei Jahren ist eine naturwissen- lers aus der Medizin oder einer Natur-
schaftliche Promotion in der Medizin wissenschaft auf dem Gebiet der bio-
möglich. Foto: privat medizinischen Magnetresonanz aus. Der
1. Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.

Biologielehrer aus
Plauen zu Gast
Prof. Ferdinand von Eggeling hatte im
Oktober 15 Biologielehrer aus Plauen zu
Gast. Sie waren über die Forschungsbör-
se des Wissenschaftjahres für Gesund-
heitsforschung auf den UKJ-Wissen-
schaftler aufmerksam geworden und
hatten sich zu ihm in das Institut für Hu-
mangenetik eingeladen. Hier stellte er
ihnen aktuelle Forschungsthemen zur
Tumorbiologie und Genetik vor. Dr. Lutz
Finke zeigte den Gymnasiallehrern Ske-
lettteile eines mittelalterlichen Richtplat-
zes in Erfurt, an denen anthropologische Foto: Foto: Szabó
Analysen durchgeführt werden.

24 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


Aus- und Weiterbildung

Interessant und abwechslungsreich


Ab September 2012 werden wieder Orthoptisten ausgebildet

Zahlreiche Menschen leiden unter Stö-


rungen des ein- und beidäugigen Se-
hens; Probleme, die durch Schielerkran-
kungen, Sehschwäche, Fehlsichtigkei-
ten oder Augenzittern hervorgerufen
werden können. „An der Untersuchung
und Behandlung dieser Augenerkran-
kungen sind neben Augenärzten auch
Orthoptisten beteiligt“, erläutert die
Fachrichtungsleiterin Orthoptik an der
SBBS für Gesundheit und Soziales Jena,
Ute Krause. Ab dem 3. September 2012 Orthoptisten-Schü-
lerin Lisa Witteck
haben 15 junge Frauen und Männer die misst den Schiel-
Möglichkeit, diesen medizinischen As- winkel bei einem
sistenzberuf in Jena zu erlernen. jungen Patienten
Foto: Schröder

„Die Ausbildung dauert drei Jahre. Der


theoretische Teil erfolgt an unserer Schu-
le, der praktische an der Universitäts- 12 Uhr oder am ‚Tag der offenen Tür‘ an aber auch spätere Bewerbungen berück-
Augenklinik Jena. Voraussetzung ist ein der SBBS Gesundheit und Soziales am sichtigt werden“. mv
guter Realschul- oder vergleichbarer 25. Februar 2012 informieren. Ebenso
Abschluss; außerdem müssen die Bewer- beim Berufsinfo-Markt im ‚Volkshaus‘ am Interessierte wenden sich an:
ber gesundheitlich geeignet und bei 17. März 2012.“ Ute Krause (Fachrichtungsleitung)
Ausbildungsbeginn mindestens17 Jahre Dann ist es auch höchste Zeit, denn am Tel: 03641 9 33 601
alt sein“, betont Ute Krause. 31. März 2012 ist Bewerbungsschluss. Antje Greuel (Lehrer Fachpraxis)
Die Arbeit der Orthoptisten ist interes- „Im Einzelfall“, so Ute Krause“, können Tel: 03641 9 33 802
sant und abwechslungsreich, weiß Ute
Krause aus eigener Erfahrung. Bei der
Brillenbestimmung oder bei der Anpas-
sung von vergrößernden Sehhilfen tra-
gen sie eine ebenso große Verantwor-
tung wie bei der Behandlung von Schiel-
Intensivpflegepreis geht erneut
patienten. Auch der Test der Augen-
beweglichkeit, die Vermessung des Ge- nach Jena
sichtsfeldes und die Anpassung von
Kontaktlinsen gehören zu ihren Aufga- Franzisca Rieger ist mit dem DGF-Pul- ben bestehen aus extradünnem Ma-
ben. Ebenso die Vorbereitung der Pati- sion-Intensivpflegepreis 2011 ausge- terial und haben gegenüber her-
enten für Schiel-Operationen. Deshalb zeichnet worden und wird zum Bre- kömmlichen Tuben verschiedene Vor-
ist die Assistenz bei einer solchen Ope- mer Symposium „Intensivmedizin + teile: Sie dichten die Luftröhre bei ge-
ration Teil des Ausbildungsprogramms. Intensivpflege 2012“ eingeladen. Die ringerem Druck besser ab und redu-
Die Einsatzmöglichkeiten von Orthop- am Universitätsklinikum Jena tätige zieren so das Eindringen gefährlicher
tisten reichen vom Krankenhaus über Intensivpflegerin erhielt die seit 2008 Keime. Damit verringern sich auch die
Augenarzt-Praxen bis zu Frühförder- im Rahmen der Reutlinger Fortbil- durch künstliche Beatmung hervorge-
stellen für sehbehinderte Kinder, Reha- dungstage vergebene Auszeichnung rufenen Komplikationen“, betont der
Zentren sowie Einrichtungen für Seh- für die Arbeit „Verschiedene Aspekte Leiter der Fachweiterbildung Anästhe-
behinderte und Blinde. der Endotrachealintubation durch sie und Intensivpflege am UKJ, Ingo
„Wer sich für eine Ausbildung zum Or- Microcuff-Tuben beim Erwachsenen Kühn, der sich freut, dass nach Danie-
thoptisten, die wir in Jena im dreijähri- und Kind“, die sie als Abschluss ihrer la Kade (llmkreiskliniken Arnstadt) im
gen Abstand anbieten, interessiert, kann Fachweiterbildung Intensivpflege und letzten Jahr erneut eine Teilnehmerin
sich auch am ‚Tag der offenen Tür‘ in Anästhesie am Universitätsklinikum der Jenaer Fachweiterbildung den ers-
der Sehschule der Universitäts-Augen- Jena angefertigt hat. „Microcuff-Tu- ten Preis erhalten hat. mv
klinik am 3. Dezember 2011 von 9 bis

www.uniklinikum-jena.de 25
Tag des Kinderkrankenhauses

Kinderärzten über die Schulter geschaut


Anlässlich der bundesweiten Aktion zum sungen, Lungenfunktionsprüfungen, Ausbildungsmöglichkeiten in den Pfle-
Tag des Kinderkrankenhauses fand am Informationen über Asthma, Bewertun- geberufen zu erkundigen.
18. September in der Klinik für Kinder- gen von Körpergewicht und -länge so- Auf unsere kleinen Besucher warteten
und Jugendmedizin gemeinsam mit der wie Wissenswertes über gesunde Ernäh- viele Überraschungen und zahlreiche Be-
Klinik für Kinderchirurgie ein „Tag der rung und Naturheilmaßnahmen. In der schäftigungsmöglichkeiten einschließ-
offenen Tür“ statt. Die Veranstaltung EEG-Abteilung konnte man Einblicke in lich Luftballonstarts im Garten der Klinik.
vermittelte unseren Besuchern einen das Gehirn erhalten. Großen Andrang Tatkräftige Unterstützung erhielten wir
Einblick in die Leistungsfähigkeit und gab es in der Kuscheltiersprechstunde bei unserem Kuchenbasar durch die El-
die alltägliche Arbeit unserer stationä- und beim Kuscheltierröntgen. terninitiative für krebskranke Kinder Jena
ren und ambulanten Bereiche. Zahlreiche Familien nutzten auch die e.V. und das Mc Donald Elternhaus Jena.
Ganz besonders interessant waren die Gelegenheit, sich an den Informations- Insgesamt konnten wir 182,20 Euro an
Präsentationen der Funktionsbereiche ständen über Erste- Hilfe-Maßnahmen Spendengeldern einnehmen.
mit Gesundheitschecks, Blutdruckmes- bei Säuglingen und Elternkurse sowie Rita Hoenicke, Pflegedienstleitung

Fotos: Szabó

26 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


Neueröffnung

Mit Hammer und Amboss


Geschmiedete Kugelskulptur eingeweiht – Zweite Tagesklinik an
der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie eröffnet

Die Künstler heißen Justin, Holger, der Figuren fachlich und künstlerisch – die erste wurde mit zunächst 10 und
Lucie, Lena oder auch Berit und ge- unterstützte. Ebenso dem Direktor der später 13 Plätzen vor sieben Jahren er-
hören zu den 100 Jenaer und Wei- Städtischen Museen Jena und Haus- öffnet – von einem multiprofessionel-
marer Mädchen und Jungen im Alter herrn der Pelzer-Werkstatt, Dr. Matias len Team aus Medizinern, Psychologen,

Prof. Bernhard Blanz (3.v.l.) mit Dr. Steffen Schneider (Aktion Wandlungswelten), Jörg Lange (Internationaler Bund), zwei jungen Künstlern,
Robert Krainhöfner und Matias Mieth (v.l.); rechts: Silke Nürnberger, Kathrin Schmiedel, Katrin König, Johanna Bathke, Antje Standau-
Gröschner, Caterina Wachenfeld (v.l.) in einem der neuen Gruppenräume Fotos: Vöckler
von sechs bis 16 Jahren, die von Juni Mieth, der Aktion Wandlungswelten, Sonderpädagogen, Ergo- und Motothe-
bis Dezember 2010 an einem außer- dem Internationalen Bund sowie allen rapeuten betreut.
gewöhnlichen Kunstworkshop teil- Helfern und Sponsoren, die dazu bei- Zwischen acht und zehn Wochen, also
genommen und dabei ihre Lieblings- getragen haben, dass die etwa drei Me- 40 bis 50 Behandlungstage, dauert der
tiere nicht gezeichnet oder gebastelt, ter hohe Skulptur an exponierter Stelle Aufenthalt der jungen Patienten, für die
sondern geschmiedet haben. an der Kreuzung Straße des 17. Juni/ eine ambulante Therapie nicht ausrei-
In der Jenaer Pelzer-Museumswerk- Am Steiger aufgestellt werden konnte. chend und eine vollstationäre nicht hilf-
statt nahmen Katzen, Elefanten, Vö- reich ist. Etwa zwei Drittel leiden an ei-
gel, Dinosaurier und viele andere Tiere Jetzt auch tagesklinische Betreuung von ner Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperak-
mit Hammer und Amboss Gestalt an. Kindergarten- und Vorschulkindern tivitätsstörung (ADHS), die anderen an
Insgesamt 160, die, mit Längs- und emotionalen, Angst-, depressiven, aku-
Querstreben versehen, zu einer impo- Am 12. Oktober gab es an der Klinik für ten Belastungs- und anderen psychi-
santen Kugel geformt wurden. Kinder- und Jugendpsychiatrie einen schen Störungen.
weiteren Grund zur Freude: Die Eröff- „Nach der erfolgreichen Behandlung
„Es ist erstaunlich, welche Ideen und nung einer zweiten Tagesklinik mit dem kehren unsere Patienten wieder in ihren
Fertigkeiten die Kinder und Jugendli- Namen „Zauberzwerge“. „Wir können Kindergarten oder ihre Schule zurück. Um
chen während des Workshops ‚Kinder jetzt 20 Kinder und Jugendliche werk- dies zu erreichen, ist neben der Arbeit
schmieden Ideen‘ entwickelt haben“, tags zwischen 8 und 16 Uhr betreuen, mit den Kindern auch ein guter Kontakt
freute sich Prof. Dr. Bernhard Blanz wäh- wodurch sich unsere Kapazität fast ver- zu den Eltern und deren Einbeziehung in
rend der Einweihung der Kugelskulptur doppelt. Ganz besonders wichtig ist, die Therapie erforderlich“, erläuterte Prof.
am 12. Oktober 2011 im Garten der Ta- dass unser Angebot nun auch den Kin- Blanz. Die Finanzierung des Umbaus und
gesklinik. Der Direktor der Klinik für Kin- dergarten- und Vorschulkindern zugute der Einrichtung der Tagesklinik erfolgte
der- und Jugendpsychiatrie dankte ganz kommt“, sagte Prof. Blanz. Die Patien- ausschließlich aus Mitteln des UKJ. „Wir
besonders dem Initiator des Projektes, ten im Alter von drei bis 18 Jahren wer- sind dem Klinikumsvorstand dafür sehr
Robert Krainhöfner, der das Schmieden den in den beiden Jenaer Tageskliniken dankbar“, betonte er. mv

www.uniklinikum-jena.de 27
Mosaik

Hoch motiviert liefen, walkten und wanderten die 211 Starter 2392 Runden. Marlies Göhr, Prof. Ingo Runnebaum, Studienschwester Sabine
Krauspe und Brustschwester Kerstin Zellmann freuten sich über das großartige Ergebnis Fotos: Vöckler, IBZ

1196 Kilometer in einer Stunde


5. Lauf gegen den Krebs brachte 2392 Euro für die Unterstützung
der Arbeit der Frauenselbsthilfe nach Krebs

1196 Kilometer in einer Stunde? Das Gemeinsam mit der Schirmherrin, Olym- zentrums und der Frauenselbsthilfe nach
schaffen eigentlich nur Überschall- piasiegerin Marlies Göhr, schickte die Krebs alle Hände voll zu tun, die nach
flugzeuge. In Jena gelang dies am am Interdisziplinären Brustzentrum (IBZ) jeder Runde erlaufenen Chips auszutei-
6. Oktober insgesamt 211 Mädchen des Universitätsklinikums Jena tätige len.
und Jungen, Frauen und Männern, die Schwester die Teilnehmer auf den Rund-
zwischen 17 und 18 Uhr 2392 Run- kurs durch die Jenaer Innenstadt. Die Die Teilnehmer – vom Kleinkind über die
den zu je 500 Metern zurücklegten. ehemalige 100-Meter-Weltmeisterin Nachwuchsfußballerinnen des USV bis
„Ich bin begeistert, dass so viele Men- und Weltrekordlerin ließ es sich auch in zu Rentnerinnen und Rentnern – liefen,
schen aller Altersgruppen an unserem diesem Jahr nicht nehmen, die erste walkten und wanderten mehr als dop-
Lauf gegen den Krebs teilgenommen Runde mitzulaufen. Danach hatten Mar- pelt so viele Runden wie im letzten Jahr.
haben“, freute sich Sabine Krauspe. lies Göhr, die Mitarbeiterinnen des Brust- Jede Runde, die schnellsten Läufer ab-
solvierten 30, wurde mit einem Euro
honoriert. 2392 Euro kamen so zusam-
men.
Unter den Läufern war auch der Direk-
tor der Abteilung Frauenheilkunde am
UKJ und Leiter des IBZ sowie des Gynä-
kologischen Krebszentrums am Univer-
sitäts-Tumor-Centrum, Prof. Ingo Run-
nebaum, der Marion Astner (Gruppen-
leiterin der Frauenselbsthilfe nach Krebs
Jena) den Spendenscheck überreichte:
„Ein großartiges Ergebnis, das zeigt, wie
viele Menschen sich in Jena im Kampf
gegen den Krebs engagieren und die
außerordentlich wichtige Arbeit der
Frauenselbsthilfe nach Krebs unterstüt-
zen“, betonte er. mv

28 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


Mosaik

Empfehlung aus der Patientenbibliothek

Mit der Kaffeetasse in der Hand steht für ein Moment der Unsicherheit und unergründlichen Hintersinn, der dem
Erik Steinbeck am Küchenfenster. Nur der Doppelbödigkeit bleibt. Die präg- Leser das Gefühl vermittelt, nie vollstän-
kurz möchte er einen Blick auf Sarah, nanten Episoden aus denen Nesser den dig im Bilde zu sein.
seine Tochter werfen, die im Garten Spannung erzeugt Håkan Nesser nicht,
spielt. Aber dort ist sie nicht, stattdes- wie sonst so oft, indem die Handlung
sen steht sie auf dem Bürgersteig und zunehmend schneller wird und die Ak-
unterhält sich mit einem Mann, der an teure damit immer unglaubwürdiger,
einem Auto lehnt. Schon im nächsten sondern durch einen gekonnten Auf-
Augenblick steigt das Mädchen in das bau der Handlung, bei dem ein Baustein
Fahrzeug und bevor Erik überhaupt re- in den anderen greift und so ein un-
agieren kann, ist seine Tochter mit dem heimlicher Sog erzeugt wird, dem sich
Fremden verschwunden. Auch wenn die der Leser nur schwer entziehen kann. In
Polizei schon kurz nach dem Vorfall ein- dieser Hinsicht hat der Roman eher den
trifft, viel mehr als den Hergang kann Charakter einer ausgedehnten Refle-
sie nicht aufnehmen; das Geschehen xion, bei der es nicht darum geht, am
bleibt mysteriös und ungelöst. Ende zu einer finalen und alles erklä-
renden Antwort zu kommen, sondern
Es ist diese Szene, um die Håkan Nes- der Weg selbst das Ziel ist, durch den
sers Roman „Die Perspektive des Gärt- man am meisten erfährt.
ners“ kreist, die zum Ausgangspunkt
wird für die Betrachtung des Davor und Haben Sie Lust darauf bekommen, ei-
des Danach. Wie sich Erik und seine nen Roman von Håkan Nesser zu lesen,
Frau Winnie kennen lernten und wie sie oder vielleicht auch ein anderes Buch
schließlich nach dem Verlust nach New Ihrer Wahl? Wir würden uns freuen, Sie
York ziehen und versuchen, dort ihre in unserer Patientenbibliothek begrü-
Balance wiederzufinden. Roman konstruiert, vermitteln auf der ßen zu dürfen.
Erik, der Schriftsteller ist, beginnt an ei- einen Seite ein ausgeprägtes Maß an
nem neuen Manuskript zu arbeiten, sei- Normalität und Nachvollziehbarkeit und Gudrun Türk
ne Frau, eine Malerin, stürzt sich eben- überraschen gleichzeitig durch einen Kulturelle Patientenbetreuung
falls in ihre Arbeit. Aber eines Tages ver-
schwindet auch Winnie, nachdem sie
zuvor eine Reihe von Andeutungen ge-
macht hat, dass sie möglicherweise et-
was über die gemeinsame Tochter in
Erfahrung gebracht hat. Somit beginnt
Erik nachzuforschen.

Kommt „Die Perspektive des Gärtners“


auf den ersten Blick wie ein typischer
Kriminalroman daher, hebt er sich auf
den zweiten Blick vom Großteil des Gen-
res wohltuend ab. Tatsächlich ist der
Plot der Geschichte ziemlich simpel und
mag, ohne an dieser Stelle zuviel zu ver-
raten, leicht enttäuschend sein. Allein
wie Håkan Nesser diese Geschichte zu
erzählen vermag, ist das Faszinierende,
das großes Lesevergnügen bereitet. Der
schwedische Autor besticht durch eine
äußerst präzise Sprache, bei der kein
Wort unnütz ist, aber stets genug Raum

www.uniklinikum-jena.de 29
Abschied vom Klinikum

Von der Saale an die Pleiße


Helena Reinhardt verabschiedet sich von UKJ und Klinikmagazin

„Mir hat die Arbeit am UKJ viel Freude reichen Beiträgen im KLINIKMAGAZIN
gemacht. Nach fast neun Jahren reizte begleitete. Zahllose Pressemitteilungen
mich aber eine neue Aufgabe. Und weil sowie die Moderation von Pressegesprä-
ich mich in Leipzig, wo ich studiert chen und -konferenzen sorgten für eine
habe, sehr wohl fühle, habe ich gern stetig steigende Medienpräsenz des UKJ.
die Chance ergriffen, als Leiterin der Stets präsent war Helena Reinhardt auch
Pressestelle/Unternehmenskommuni- bei der Organisation und Durchführung
kation an das dortige Uni-Klinikum zu von Veranstaltungen des Klinikums: Jah-
wechseln“, sagt Helena Reinhardt. resempfänge, Betriebsfeste, Tage der of-
fenen Tür und vieles andere.
Während und nach dem Studium der Als engagiertes Redaktionsmitglied des
Journalistik und Philosophie sammelte KLINIKMAGAZINs hat sie sich nicht nur
sie bei der „Leipziger Volkszeitung“ und um die Inhalte gekümmert, sondern
der „Ostthüringer Zeitung“ erste Erfah- auch um das „Gesicht“ des Heftes, des-
rungen im praktischen Journalismus. sen Modernisierung Helena Reinhardt
Helena Reinhardt Foto: Schröder ein besonderes Anliegen war.
Anfang 2003 wechselte Helena Rein-
hardt auf die „andere Seite“. Mit der Lei- Und vielfältig waren die Aufgaben in der Wir möchten uns für die jahrelange gute
tung der Öffentlichkeitsarbeit am Uni- Tat. In den ersten Monaten war es vor Zusammenarbeit bedanken und wün-
versitätsklinikum Jena begann ihre Tä- allem der Umzug in den gerade fertig schen Ihnen, liebe Frau Reinhardt, für
tigkeit in der Unternehmenskommuni- gestellten ersten Bauabschnitt des Kli- Ihre neue Aufgabe viel Freude und Er-
kation, deren Aufgabenvielfalt es ihr nikumsneubaus, den sie nicht nur als folg.
besonders angetan hatte. Pressesprecherin, sondern auch in zahl- Redaktion KLINIKMAGAZIN

30 Klinikmagazin Ausgabe 5/2011


Rätselseite

4. Wie viel Telefonkabel war Ende des 8. Ab welchem Jahr wurde in Deutsch-

Telefon 150 19. Jh. in Deutschland verlegt?


a ca. 10.000 km
land das Rot der Öffentlichen Tele-
fonzellen schrittweise durch Gelb er-
b ca. 100.000 km setzt?
1. Welche beiden Erfinder legten am 14. c ca. 250.000 km a 1923
Februar1876 im Abstand von zwei 5. Was erleichterte in Deutschland um b 1946
Stunden Telefonpatentschriften vor? 1910 den Verbindungsaufbau? c 1960
a Elisha Gray a Wählscheibe 9. Welche Neuentwicklung in der Tele-
b Alexander Graham Bell b „Fräulein vom Amt“ fonie, die heute Standard ist, gab es
c Samuel Morse c drahtlose Telefonie ab dem Jahr 1974?
2. Mit wie vielen Anschlüssen ging am 6. Was wurde 1936 zwischen Berlin und a Tastentelefon
1. April 1881 die Stadtfernsprechein- Leipzig erprobt? b Autotelefon
richtung Berlin in Betrieb? a Bildtelefon c Satellitentelefon
a 12 b Mobiltelefon 10. Wie schwer war das erste Handy, das
b 48 c Konferenzschaltung im Juni 1983 auf den Markt kam und
c 256 7. In welchem Jahr wurde in Zügen zwi- umgangssprachlich „Knochen“ ge-
3. Wo wurde 1881 der erste „Fernsprech- schen Hamburg und Berlin ein mobi- nannt wurde?
kiosk“ in Betrieb genommen? ler Telefondienst eingesetzt? a 400 g
a München a 1926 b 600 g
b Berlin b 1936 c 800 g
c Potsdam c 1956 (Auflösung S. 11)

Who’s who?
„Die Sonne ist von Kupfer“ und „Das Heft 99, Ausgabe 5/2011
Pferd frisst keinen Gurkensalat“ sollen Herausgeber: Klinikumsvorstand und För-
die ersten Sätze gewesen sein, mit de- derverein des Universitätsklinikums Jena
nen der heute Gesuchte seine Erfindung Redaktion: Bachstraße 18, 07743 Jena
am 26. Oktober 1861 im Physikalischen Dr. Matthias Vöckler (voecklers@aol.com)
Verein zu Frankfurt/Main präsentierte. Dr. Uta von der Gönna, Öffentlichkeits-
Er war es auch, der dem Fernsprechap- arbeit Medizinische Fakultät
parat – in Anlehnung an den Begriff Te- PD Dr. Michael Hartmann, Direktor der
Apotheke des Klinikums und Vorsitzender
legraf – den Namen Telefon gab. Homburg. Hier beschäftigte er sich auch des Fördervereins des UKJ
Geboren wurde der Erfinder 1834 im mit der Konstruktion des Telefons. Nach Rita Hoenicke, Pflegedienstleiterin Klinik
hessischen Gelnhausen. Nach einer Präsentationen in wissenschaftlichen für Kinder- und Jugendmedizin
kaufmännischen Lehre arbeitete der an Gesellschaften verkaufte er einige der Maria Lasch, Pflegedienstleiterin Klinik
für Innere Medizin, Klinik für Herz- und
Mathematik und Naturwissenschaften Apparate im In- und Ausland als De- Thoraxchirurgie
besonders interessierte Sohn eines Bä- monstrationsobjekte. Den Durchbruch Gabriele Stoschek, Büro Medizinischer
ckermeisters als Lehrer für Französisch, seiner Erfindung erlebte er allerdings Vorstand
Physik, Mathematik und Chemie in ei- nicht mehr. 1874 starb er an Tbc. Layout: Klinisches Medienzentrum
ner Privatschule in Friedrichsdorf bei (Einsendeschluss: 20. Dezember 2011) Satz: Matthias Vöckler
Druck: Druckhaus Gera GmbH
Ihre Lösung schicken Sie an die In Heft 98 suchten wir:
Redaktionsschluss: 31. Oktober 2011
Redaktion KLINIKMAGAZIN Reglindis Dieses Heft wurde überwiegend aus Mit-
Bachstraße 18 teln des Fördervereins und Werbeeinnah-
07743 Jena men finanziert und auf umweltfreund-
Dr. Senta Niederegger aus Jena lichem Papier gedruckt.
oder an: voecklers@aol.com (Büchergutschein zu 40 €) Redaktionsschluss nächste Ausgabe:
Unter den Einsendern mit der richtigen Dagmar Deinert Mitte Dezember 2011
Lösung verlosen wir unter Ausschluss des Bernd Günther Die Beiträge geben Meinungen der Auto-
Rechtsweges einen Büchergutschein im und Katja Wohlfarth ren wieder und müssen nicht mit der
Ansicht der Redaktion übereinstimmen.
Wert von 40 € und drei Büchergutschei- (Büchergutschein zu je 10 €)
Die Veröffentlichung unverlangt einge-
ne im Wert von je 10 €, die von der Jenaer wurden als Gewinner gezogen. sandter Manuskripte liegt im Ermessen der
Universitätsbuchhandlung Thalia ge- Redaktion.
sponsert werden. Herzlichen Glückwunsch!

www.uniklinikum-jena.de 31

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