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Inhaltsverzeichnis

primo loco
Über die Schwelle 3
Sprechstunde: Chronisch obstruktive Bronchitis
Wunder sind nicht zu erwarten 4
Vorgestellt: Universitäres Darmkrebszentrum Jena
Vorsorgeangebote unbedingt wahrnehmen 6
Titel: Lange Nacht der Wissenschaften
Mit Elektronen sehen, Doppelblindstudien und Augen-OPs 8
Pflegedienst
Passgenaue Weiterbildung 9
Diagnostik und Therapie
Funktionsfähigkeit der Hand wiederherstellen 10
Patientenbrief
„Im Alltag kaum noch spürbar“ 11
Diagnostik und Therapie
Frühe Symptome ernst nehmen 12
KM 100
Auf das Hundertste! 13
Tag des Frühgeborenen
60 bunte Luftballons 14
Veranstaltungen 16
Service 17
Interview
Wichtiges Glied in der Behandlungskette 18
Tag der offenen Tür
Besser hören und riechen 19
Forschung
Krebsdiagnostik per Massenspektrometer 20
OnCGnostics ausgezeichnet 21
Fortschritte in der Tumorforschung 22
Wirksamer Grippeimpfstoff für die Kleinsten 23
Bilder für die Medizin 24
Patientenbrief
Vor, während und nach der Transplantation bestens betreut 25
GesundheitsUni
Auf mehrere Schultern verteilen 26
Ausbildung
Anschluss an die Realität im Berufsalltag 27
Zu Gast am Klinikum
Viele Freunde wieder getroffen 28
Mosaik
Empfehlung aus der Patientenbibliothek 29
Schöne Bescherung in der Kinderchirurgie 30
Rätselseite 30

Titelseite: Zahlreiche interessante Angebote hielt die Lange Nacht der Wissenschaften am
25. November bereit – auch für den möglichen Medizinernachwuchs, der am Klinikum
seine Fähigkeiten schon einmal testen konnte Foto: Wetzel

2 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


primo loco

Über die Schwelle

Liebe Leserinnen und Leser, mismus dem Anderen das


Lebensrecht. Ungerechte
wirtschaftliche Strukturen
haben Sie zum Jahres- wirken dabei verstärkend.
wechsel auch Rückschau Ich bin davon überzeugt,
gehalten? dass wir über die Mecha-
Neben den offiziellen Rück- nismen der Abwertung des
blicken haben Sie sicherlich Anderen hinauswachsen
an Ereignisse im Privaten können; und angesichts
oder Beruflichen gedacht, der globalen Herausforde-
die das zurückliegende rung hinauswachsen müs-
Jahr für Sie geprägt haben. sen!
Was war wertvoll? Literarische Wegweisung
finde ich in Lessings „Na-
Natürlich erfreuen Erfolg than der Weise“. Der Dia-
und Bestätigung. Wesent- log zwischen Nathan und
licher finde ich den Reich- dem Tempeldiener stellt die
tum, der in der Begegnung Frage nach der Menschlich-
von Mensch zu Mensch keit über die Frage nach
möglich ist. Herkunft aus Volkszuge-
Kennen Sie das: wenn ein hörigkeit und Religions-
Gespräch tief wird, wenn gemeinschaft. Beide ent-
das Geheimnis des Men- decken ihre Gemeinsam-
schen, dem ich gegenüber- keit: die Ablehnung von
trete, aufleuchtet. Selbst Intoleranz. Freudig ruft Na-
dort, wo wir * an Grenzen than dem Tempeldiener ge-
des Machbaren stoßen, Abb.: Berg genüber aus: „Ah, wenn ich
bleibt Raum für tiefe Be- einen mehr in Euch gefun-
gegnung. An der Schwelle zum Neuen richtet sich den hätte, dem es genügt, ein MENSCH
Wenn es mir gelingt, unvoreingenom- mein Blick nach vorn: Wohin möchte zu heißen!“
men zu sein, erahne ich etwas von der ich gelangen?
Kostbarkeit des Lebens meines Gegen- Zuerst ein kritischer Blick in den Spie- Das Wesentliche, auch im neuen Jahr,
übers. Als Reichtum erscheint mir dabei gel: Ich beobachte, dass wir mit dem werden Begegnungen von Mensch zu
nicht nur das, was gelang. Auch die Anderssein anderer Menschen oft nicht Mensch bleiben. Sie machen uns reich,
Erfahrungen von Scheitern, das Aus- recht umzugehen wissen. Wir beginnen wenn wir den Anderen nicht als Infra-
halten von Belastung und das Ringen zu werten: Welcher Geschmack ist bes- gestellung der eigenen Identität, son-
um Liebe lassen aufstrahlen was es ser, Damasttafeltuch oder Wachstuch- dern als Ergänzung begreifen.
heißt, ein Mensch zu sein, mehr noch: tischdecke? Welche Arbeitsweise, klare Dazu wünsche ich mir Schritte zu mehr
als würde durch das Angesicht des An- Ansagen oder vorsichtiges Abwägen? Achtsamkeit. Eine liebevolle Offenheit
deren etwas noch viel Größeres durch- Welche Lebensführung, traditionell oder für den Anderen. Freude, sich selbst zu
scheinen. experimentell? Welche Mentalität, Ost bilden zu einem Menschen, der über
Der französische Theologe, Philosoph oder West? Abwertung hinaus kommt hin zur Wert-
und Anthropologe Teilhard de Chardin schätzung. Irgendwie sollten wir doch
meint, „…dass nicht das Erscheinen, Das Du stellt mein Ich in Frage. Um sich hinüberkommen über die Schwelle.
sondern das Durchscheinen Gottes im von dieser Frage nicht verunsichern zu
Universum das große Geheimnis…sei“. lassen, versuchen wir durch Abwertung Ein gesegnetes neues Jahr!
des Anderen die eigene Position zu stär- Ihre Klinikseelsorgerin Dorothee Müller
Kann es uns gelingen, dem Anderen so ken. Diese Abwertungsmentalität be-
zu begegnen, dass wir durch ihn hin- ginnt beim Spott über ein anderes Mili-
* Ich sage „wir“, wo ich etwas als ein weit
durch etwas von diesem großen Ge- eu, zieht sich durch Konkurrenzkämpfe verbreitetes Phänomen wahrnehme und
heimnis spüren? und Mobbing und bestreitet als Extre- mich selbst mit einbeziehe.

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Sprechstunde: Chronisch obstruktive Bronchitis

Wunder sind nicht zu erwarten


Die Gefahren der Chronisch obstruktiven Bronchitis werden von
vielen Patienten jahrzehntelang unterschätzt

„Mit 13 habe ich mit dem Rauchen Betroffenen, die häufig mehr als 30, 40 Sind von der Chronisch obstruktiven
begonnen, im Alter von 28 Jahren oder sogar 50 Jahre geraucht haben, Bronchitis überwiegend Männer be-
hatte ich eine erste schwere Lungen- nicht mit ihrem Laster und der „Raucher- troffen?
erkrankung, trotzdem habe ich noch lunge“, sondern mit ihrem Lebensalter Ja, allerdings holen die Frauen – leider –
25 Jahre weitergeraucht. Heute leide begründet. Wenn man dann noch wei- stark auf, weil auch sie seit den 1970er/
ich unter extremer Luftnot, bin 16 ter raucht, geht das Lungengewebe all- 80er Jahren zunehmend rauchen.
Stunden am Tag auf zusätzlichen Sau-
erstoff angewiesen und habe vor al-
lem nachts häufig Angst zu ersticken.
Die Zigaretten haben meine Gesund-
heit ruiniert, mich zum Pflegefall ge-
macht“, berichtete vor einigen Jah-
ren ein älterer Patient anlässlich
des Welt-Nichtrauchertages Jenaer
Schülern. Er litt an einer schweren
Chronisch obstruktiven Bronchitis und
einem Lungenemphysem (COPD). We-
nige Monate später verstarb er.
Am Universitätsklinikum Jena werden
Patienten mit COPD von den Ärzten
und Schwestern des Fachbereichs
Pneumologie & Allergologie/Immu-
nologie der Klinik für Innere Medi-
zin I betreut. KLINIKMAGAZIN sprach
mit dessen Leiter, Prof. Dr. Dr. Claus
Kroegel.

Wie macht sich eine Chronisch ob- Prof. Claus Kroegel und Schwester Kerstin während einer Lungenfunktionsprüfung
struktive Bronchitis bemerkbar? Foto: Szabó
Die Erkrankung beginnt allmählich und
unauffällig, mit häufigem Räuspern mählich zugrunde. Wir sprechen dann Kann man die Erkrankung heilen?
und Husten, was zunächst nicht be- von einem Lungenemphysem. Das Ge- Das ist nicht möglich, weil die starren,
sonders ernst genommen oder als „Rau- webe ist in weiten Bereichen der Lunge narbigen Veränderungen in den Atem-
cherhusten“ abgetan wird. Später so stark zerstört, dass der Gasaustausch wegen und das Lungenemphysem irre-
kommt es zur Hypersekretion und zum, nicht mehr funktioniert. Es wird zu we- versibel sind. Auch den Lungenfunkti-
vor allem morgendlichen, Abhusten nig Sauerstoff aufgenommen, das Koh- onsverlust können wir nicht aufhalten,
von Schleim, der sich nachts in den lendioxid wird nicht ausreichend ab- sondern lediglich etwas abbremsen,
Lungen angesammelt hat. Auch das geatmet und die Lunge überbläht. Dies wenn der oder die Betreffende das Rau-
wird in den meisten Fällen toleriert. führt zu einer zunehmenden Luftnot bei chen aufgibt.
Dabei sollte man spätestens jetzt mit körperlicher Belastung. Die durch das
dem Rauchen aufhören und einen Rauchen ebenfalls verengten Blutge- Welche Möglichkeiten haben die
Pneumologen aufsuchen. fäße verursachen zudem einen Blut- Pneumologen?
hochdruck im Lungenkreislauf. Infolge Unsere Behandlungspalette ist nicht
Was passiert, wenn die Betreffenden dessen kommt es zur Rechtsherzüber- allzu groß. Neben der Physio- und der
weiter rauchen? lastung und einer weiteren Einschrän- Atemtherapie verordnen wir Medika-
Dann kommt zur chronischen Bronchi- kung der körperlichen Leistungsfähig- mente, die die Atemwege erweitern. Das
tis die Obstruktion hinzu, die Verengung keit. Kommt zur Belastungs- die Ruhe- führt zu einer begrenzten Verbesserung
der durch die Inhaltsstoffe des Tabak- atemnot, die Ruhedyspnoe, hinzu, ist der Lungenfunktion und der körperli-
rauchs chronisch entzündeten Atemwe- das Endstadium der Erkrankung er- chen Leistungsfähigkeit. Die Betonung
ge. Doch selbst das wird von manchen reicht. liegt auf „begrenzt“, denn die Entzün-

4 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Sprechstunde: Chronisch obstruktive Bronchitis

dung in der Lunge besteht auch nach den Volks-, sondern zu den eher selte-
dem Ende des Rauchens fort, und Wun-
der sind angesichts des Zustandes der
nen Krankheiten gehören.
In vielen Entwicklungsländern ist die
Christine Börner
Lunge und des Herzkreislaufsystems Zahl der Nichtraucher unter den COPD- ist neue Patienten-
nicht zu erwarten. Das Ziel ist eine Sta- Patienten wesentlich höher, in Afrika ist
bilisierung des Zustandes. Ist die Erkran- es etwa jeder dritte. Das hängt nicht mit fürsprecherin
kung bereits so weit fortgeschritten, einer besonderen genetischen Prädis-
dass sich der Organismus nicht mehr position zusammen, sondern mit dem
ausreichend mit Sauerstoff versorgen häufig fehlenden Rauchabzug in den
kann, ist eine Langzeit-Sauerstoffthera- Häusern.
pie erforderlich. Bei besonders schwe-
ren Verläufen unterstützen wir die über- Woran leiden die Patienten mit einer
lastete und erschöpfte Atemmuskulatur genetisch bedingten COPD?
durch eine nicht-invasive Beatmung, die An einem Alpha1-Antitrypsinmangel.
im Gegensatz zur invasiven Beatmung Trypsin ist ein wichtiges Verdauungs-
nicht über eine Intubation, sondern über enzym, das allerdings auch das Lungen-
eine Maske erfolgt. gewebe angreift, wenn sein Gegenspie-
ler, das Alpha1-Antitrypsin, nicht in aus-
Gibt es auch chirurgische Optionen reichendem Maße produziert wird. Das
oder die Möglichkeit der Lungen- kann dazu führen, dass die Betreffen-
transplantation? den bereits im Alter von 30 oder 40 Jah-
Bei einigen Formen der COPD kann man ren an einem Lungenemphysem leiden. Foto: Szabó
das Lungenvolumen endoskopisch oder Patienten mit einer leichten bis mittel-
chirurgisch reduzieren. Dabei werden schweren Schädigung der Lunge kön- Christine Börner ist die neue Patien-
die überblähten, nicht mehr funktions- nen wir durch die Gabe von Alpha1- tenfürsprecherin am Universitäts-
fähigen Teile der Lunge geschrumpft Antitrypsin helfen. Aber auch damit ist klinikum Jena. Als unabhängige An-
oder operativ entfernt, um den noch keine Heilung möglich. Unser Ziel ist es sprechpartnerin steht sie Patienten
funktionierenden Bereichen mehr Platz auch hier, den erreichten Zustand so lan- des Klinikums bei Beschwerden und
zu geben. Das ist die Ultima Ratio der ge wie möglich zu stabilisieren. Da die Problemen zur Seite.
Therapie. Von der Möglichkeit einer Patienten mit einer genetisch beding-
Lungentransplantation profitieren an- ten COPD zumeist noch relativ jung Sprechzeiten: ab 18. Januar an je-
gesichts des Alters und des schlechten sind, hat eine Lungentransplantation dem 2. Mittwoch von 13.30-15.00
Gesundheitszustandes nur sehr wenige hier mehr Aussicht auf Erfolg. Uhr im Raum des Mitarbeiterservice
COPD-Patienten. Die meisten Betroffe- in der Magistrale in Lobeda
nen sind zu diesem Zeitpunkt bereits an Vielen Dank. oder Telefon: 0170/4589890
Herzversagen, Lungenentzündung oder (Die Fragen stellte Matthias Vöckler)
Lungenkrebs verstorben.

Wie viele Menschen sind in Deutsch-


land von der COPD betroffen?
Etwa acht Millionen, das heißt rund zehn
Prozent der Bevölkerung. 2020 werden
es mehr als zehn Millionen sein. Auch
die COPD-assoziierte Sterblichkeit wird
weiter steigen und in den nächsten zehn
Jahren von Platz 12 auf Platz 4 der Mor-
talitätsrangliste hinter Herzerkrankun-
gen, Malignomen und zerebrovaskulä-
ren Krankheiten vorrücken.

Wie hoch ist der Anteil der Raucher


an den COPD-Patienten?
In Deutschland und den anderen In-
dustriestaaten liegt er bei etwa 95 Pro-
zent. Bei höchstens fünf Prozent ist die
Erkrankung genetisch bedingt und da-
mit unvermeidlich. Das heißt im Um-
kehrschluss: Ohne den Tabakrauch wür-
den die Chronisch obstruktive Bronchi-
tis und das Lungenemphysem nicht zu

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Vorgestellt: Universitäres Darmkrebszentrum

Vorsorgeangebote unbedingt wahrnehmen


Am Universitären Darmkrebszentrum Jena wird das kolorektale
Karzinom im interdisziplinären Team behandelt

Darmkrebs gehört zu den häufigsten 2011 wurde das Universitäre Darm- Jena ist nicht das einzige Darmkrebs-
bösartigen Erkrankungen. In Deutsch- krebszentrum Jena durch die Deutsche zentrum in Thüringen. „Als universitä-
land liegt das kolorektale Karzinom Krebsgesellschaft zertifiziert. res Zentrum behandeln wir aber über-
sowohl bei Männern als auch Frauen durchschnittlich viele schwierige Fälle
auf Platz zwei der Krebsstatistik, an- Überdurchschnittlich viele – Primärtumoren, die sich bereits in um-
nähernd jeder sechste Deutsche er- schwierige Fälle liegende andere Organe ausgebreitet
krankt im Laufe seines Lebens daran. haben, Rezidiverkrankungen sowie
Von den jährlich etwa 60.000 Neuer- „Wir haben auch in den Jahren davor komplizierte Leber- und Lungenmetas-
krankten verstirbt fast jeder zweite, nach höchsten Qualitätsstandards ge- tasen. Dafür sind wir diagnostisch, ope-
rativ und intensivmedizinisch sehr gut
ausgestattet“, betont Dr. Gharbi.

Tumorboard entwickelt individuelles


Therapiekonzept

Diagnostiziert werden Darmtumoren


mittels Darmspiegelung, einer endosko-
pischen Untersuchung des Dick- und
des Mastdarms. „Nach der Darmspiege-
lung und der Befundung der entnom-
menen Gewebeproben können wir mit
Sicherheit sagen, ob es sich um eine
gut- oder bösartige Schleimhautverän-
derung handelt. Wird eine Darmkrebs-
erkrankung diagnostiziert, muss unter-
sucht werden, ob sich im umliegenden
Gewebe oder in anderen Organen bereits
Dr. Akram Gharbi und Dr. Hubert Scheuerlein (r.) im Patientengespräch Foto: Grau Tumorabsiedelungen befinden. Die Le-
ber und die Lunge sind die ersten Orga-
weil der Darmkrebs häufig erst in ei- arbeitet, mit der Zertifizierung wurden ne, in denen sich Darmkrebsmetastasen
nem Stadium entdeckt wird, in dem viele Prozesse aber noch einmal genau- entwickeln“, sagt Dr. Scheuerlein. Die
keine Heilung mehr möglich ist. er unter die Lupe genommen und wei- Diagnostik von Metastasen erfolgt mit-
ter optimiert“, sagt Oberarzt Dr. Hubert tels Ultraschall, Computertomografie
„Das kolorektale Karzinom ist vor allem Scheuerlein, der ebenfalls an der Klinik (CT), Magnetresonanztomografie (MRT)
eine Erkrankung des mittleren und hö- für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchi- und Positronenemissionstomografie
heren Lebensalters, mehr als 90 Prozent rurgie tätig ist. „Das betrifft auch die (PET) sowie PET-CT. „Auf der Basis die-
der Betroffenen sind älter als 55 Jahre“, Zusammenarbeit mit den Kooperations- ser Untersuchungen wird das Tumor-
sagt Dr. Akram Gharbi. Der Oberarzt an partnern Gastroenterologie/Endosko- stadium klassifiziert und im wöchent-
der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und pie, Onkologie, Strahlentherapie, Nuk- lich tagenden interdisziplinären Tumor-
Gefäßchirurgie des UKJ ist Koordinator learmedizin, UniversitätsTumorCentrum, board ein individuelles Therapiekonzept
des Universitären Darmkrebszentrums Palliativ- und Schmerztherapie, Human- entwickelt. Um die Behandlungsquali-
Jena, wo Patienten mit Kolon- (Dick- genetische Beratung, Psychoonkologie, tät weiter zu verbessern, werden die Er-
darm-) und Rektumkarzinom (Mast- Stomatherapie und Selbsthilfe. gebnisse unserer Arbeit mehrmals jähr-
darmkrebs) von einem interdisziplinä- „Ein Darmkrebszentrum muss jährlich lich in einem Qualitätszirkel diskutiert“,
ren Team behandelt werden. mindestens 30 Dickdarm- und 20 Mast- erläutert Hubert Scheuerlein.
Geleitet wird das Zentrum von Prof. Dr. darmtumoren behandeln, und zwar aus-
Utz Settmacher (Klinik für Allgemein-, schließlich Primärtumoren“, erläutert Dr. Eingriffe im multidisziplinären Team
Viszeral- und Gefäßchirurgie) und Prof. Gharbi. „Wir haben 2010 insgesamt 103
Dr. Andreas Stallmach (Abteilung Gastro- Patienten mit Primärtumoren – 36 mit Wird der Darmtumor in einem sehr frü-
enterologie, Hepatologie, Infektiologie Mastdarm- und 67 mit Dickdarmkrebs hen Stadium entfernt, ist nicht in jedem
der Klinik für Innere Medizin II). Im Mai – versorgt.“ Fall eine ergänzende (adjuvante) Be-

6 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Vorgestellt: Universitäres Darmkrebszentrum

strahlung oder Chemotherapie erfor- suchung des Brustkorbs durchgeführt. das öffentliche Bewusstsein zu rücken.
derlich. Nach der Entscheidung des Tu- „Ist alles unauffällig, werden die Pati- Die Vorsorgezahlen konnten durch die-
morboards kann der Patient auch di- enten nach drei Monaten wiederbestellt. se Aktionen, an denen sich auch zahl-
rekt in die Nachsorge überwiesen wer- Extern überwiesene Patienten werden reiche Prominente beteiligten, zwar ge-
den. Handelt es sich um einen sehr gro- meist heimatnah von ihrem Onkologen steigert werden, ein wirklicher Durch-
ßen Tumor, ist es zumeist sinnvoll, die- betreut, der uns die Untersuchungs- bruch wurde aber nicht erreicht. „Das
sen vor der Operation durch eine neo- ergebnisse übermittelt“, sagt Dr. Scheu- ist außerordentlich bedauerlich, denn
adjuvante Strahlen- und/oder Chemo- erlein. Die Nachbetreuung erstreckt sich wer regelmäßig zur Darmspiegelung
therapie zu verkleinern und damit bes-
ser operabel zu machen. „Beim Rektum-
karzinom versuchen wir so beispiels-
weise den Schließmuskel zu erhalten“,
erläutert Dr. Scheuerlein. Besonders
kompliziert ist die Entfernung von Tu-
moren, die bereits in benachbarte Or-
gane eingebrochen sind. „Wir führen
den Eingriff häufig im multidisziplinä-
ren Team mit Urologen, Gefäßchirurgen
oder anderen Spezialisten durch. Auch
deshalb werden Patienten mit sehr fort- Kolorektales Karzinom (l.) und Darmtumoren bei Familiärer Adenomatöser Polypo-
geschrittenen Darmkrebserkrankungen sis coli (FAP) Fotos: Darmkrebszentrum
häufig nach Jena überwiesen“, erläu-
tert Dr. Gharbi.
Darmkrebsoperationen werden sowohl über fünf Jahre, hat sich in dieser Zeit geht, hat gute Chancen, dass gefähr-
offen als auch laparoskopisch durch- kein Rezidiv gebildet, gilt der Patient als liche Polypen oder Tumoren in einem
geführt. „Dort, wo es möglich und sinn- geheilt. sehr frühen Stadium entdeckt und ent-
voll ist, operieren wir minimalinvasiv, Ein Sonderfall unter den Darmkrebs- fernt werden.
hinsichtlich der Tumorentfernung und erkrankungen ist die vererbbare Famili- Bei unauffälligem Befund ist eine Vor-
-freiheit sind beide Methoden aber äre Adenomatöse Polyposis coli (FAP). sorgeendoskopie alle zehn Jahre aus-
gleichwertig“, sagt Dr. Scheuerlein. „Re- Hier sind der gesamte Dick- und Mast- reichend. Wurde ein Adenom festge-
zidive treten beim Dickdarmkrebs rela- darm mit Polypen übersät. Unbehandelt stellt, sollte diese bereits nach etwa drei
tiv selten auf, weil wir die Möglichkeit würden die Betroffenen spätestens im Jahren wiederholt werden. Ist ein Fami-
haben, einen ausreichend großen Teil Alter von 30 Jahren an Darmkrebs er- lienangehöriger an Darmkrebs erkrankt,
des Darms zu entfernen, um einen Si- kranken. „Um dies zu verhindern“, so sollte die Vorsorgeuntersuchung zehn
cherheitsabstand zwischen dem Tumor Dr. Gharbi, „wird bereits den etwa 20- Jahre früher, also schon mit 45, erfol-
und dem gesunden Gewebe zu gewähr- Jährigen präventiv der gesamte Dick- gen“, sagt Oberarzt Gharbi. „Befindet
leisten. Beim Mastdarmkrebs ist das und Mastdarm entfernt und der Dünn- sich Blut im Stuhl ist umgehend eine
nicht der Fall. Hier hilft die neoadjuvante darm mit dem After verbunden. Das Darmspiegelung erforderlich.“ mv
Strahlentherapie, die Tumorzellen im kann für die Betroffenen zwar mit eini-
Umkreis des Tumors zu zerstören. Auf gen Problemen, wie wässrigem Stuhl,
diese Weise kann das Rezidivrisiko an-
nähernd halbiert und auf etwa zehn
Prozent gesenkt werden.“
verbunden sein, sie sind nach der Ope-
ration aber geheilt.“ Auflösung
Bei Blut im Stuhl ist Darmspiegelung
Nachsorge in koloproktologischer zwingend erforderlich „Kreuzworträtsel“ auf Seite 30
Sprechstunde
Darmkrebs wird in den meisten Fällen
„Nach der Operation müssen die Pati- durch Darmpolypen, so genannte Ade-
enten noch mindestens zehn Tage in der nome, verursacht, die während einer
Klinik bleiben, bei komplizierten Fällen Darmspiegelung entdeckt und vollstän-
kann der Klinikaufenthalt aber auch dig entfernt werden können. „Das ge-
deutlich länger dauern. „Seit etwa drei lingt allerdings nur, wenn die Vorsorge-
Jahren bieten wir an jedem Freitagvor- untersuchung auch wahrgenommen
mittag zudem eine koloproktologische wird“, betont Dr. Gharbi. Und genau hier
Sprechstunde an, in der sich neue Pa- liegt das Problem. Weniger als zehn Pro-
tienten vorstellen und wo auch die Tu- zent der Über-55-Jährigen nutzen die
mornachsorge erfolgt“, erläutert Dr. Möglichkeit der Darmkrebsprävention
Scheuerlein. Dabei werden die Tumor- bzw. -früherkennung. Es hat in den letz-
marker abgenommen, eine Darmspie- ten Jahren – auch mit Hilfe der Medi-
gelung, eine Ultraschalluntersuchung en – erhebliche Anstrengungen gege- „Dynastien“ auf Seite 31
des Bauches sowie eine Röntgenunter- ben, die Darmkrebsprävention stärker in 1c, 2c, 3b, 4a, 5c, 6c, 7c, 8a, 9a, 10b

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Titel: Lange Nacht der Wissenschaften

Mit Elektronen sehen,


Doppelblindstudien
und Augen-OPs
Ambulante Augenoperationen, bakteri- beiter der Klinik für Geriatrie die Besu-
enfreies Blutplasma, ein chemiebegeis- cher in Minuten um Jahrzehnte altern
terter Clown – die Besucher der Langen und die Biomechaniker zeigten Test-
Nacht am 25. November konnten am und Trainingsgeräte für die Rumpfmus-
Universitätsklinikum die Medizinwissen- kulatur, die man auch selbst ausprobie-
schaften durchbuchstabieren bis zum ren konnte. Im SkillsLab, dem Trainings-
zeitgemäßen Zahnersatz. zentrum für Medizinstudenten, konnten
sich die Besucher, auch schon Kinder,
Über 200 Mitarbeiter des Klinikums lu- selbst einmal als Arzt versuchen: Abhö-
den an knapp 30 Stationen in Lobeda ren, Infusionen anlegen oder Nähen wie
und der Innenstadt zum Zuschauen und ein Chirurg.
Mitmachen ein. Darunter Klassiker der
Langen Nächte, wie die Anatomische Speziell für Kinder experimentierte der
Sammlung, das Elektronenmikroskopi- Klinik-Clown Knuddel in der Apotheke,
sche Zentrum oder Führungen durch die operierten die Kinderchirurgen in der
Apotheke des Klinikums – aber auch Magistrale des Klinikums kleine Plüsch-
ganz neue Angebote: In der ehemali- patienten, und die Radiologen im For-
gen Klinik für Chirurgie in der Bachstra- schungszentrum entführten die Wissen-
Foto: Wetzel
ße zum Beispiel. Hier ließen die Mitar- schaftler von morgen in eine Magnet-

Foto: Szabó
Die zahlreichen Besucher der „Langen Nacht“ am Klinikum konnten auch in diesem Jahr
staunen und mitmachen. Ob im Labor oder beim „Zaubern“ mit Clown Knuddel, und man
konnte erfahren, wie man sich in vier, fünf oder sechs Jahrzehnten möglicherweise selbst Foto: Wetzel
einmal fühlt.

8 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Titel: Lange Nacht der Wissenschaften/Pflegedienst

zauberwelt. Allein die zwölf Stationen


im Lobedaer Forschungszentrum hatten
über 800 Gäste. Hier informierten auch
die Sepsisforscher über die Erkrankung
und neue Diagnosemöglichkeiten.
In der Magistrale des Klinikums erklär-
ten die Mitarbeiter des klinischen Stu-
dienzentrums, wie sie auch bei Doppel-
blindstudien den vollen Durchblick be-
wahren, für Orientierung sorgten die
Patientenlotsen der GesundheitsUni. Die
deutschlandweit größte Präventions-
studie gegen Krankenhausinfektionen,
die im Sommer am Jenaer Uniklinikum
gestartet ist, stellte sich vor und zeigte
die richtige Händedesinfektion – so dass
das einzig Ansteckende dieser langen
Nacht die Lust am Entdecken und Ver- Die Teddy-OP begeisterte auch bei der diesjährigen „Langen Nacht“ zahlreiche Teddymütter
stehen war. vdG und -väter

Passgenaue Weiterbildung
UKJ-interner Stationsleitungskurs erfolgreich abgeschlossen
„In den letzten Monaten wurde Ih-
nen viel Wissen vermittelt, das Sie nun
im Stationsalltag anwenden und an
Ihre Mitarbeiter weitergeben können“,
sagte die stellvertretende Pflegedi-
rektorin des UKJ, Evelyn Voigt, wäh-
rend der Übergabe der Zertifikate des
Stationsleitungskurses am 14. Dezem-
ber 2011.

Weitergebildet wurden die Kursteilneh-


mer in den Modulen Recht, Kranken-
hausmanagement, Kommunikation,
Führungstätigkeit, Personalentwicklung
und Organisation. Außerdem war ein
Praxismodul Bestandteil der knapp 14-
monatigen zweiten hausinternen Fort-
Erfolgreiche Weiterbildung: Katrin Friedemann (Leitung der Organisation des Fortbildungs-
bildung. An deren Ende standen eine lehrganges), Jan Finke, Leiter der Abteilung Personalentwicklung, -controlling und Pla-
Abschlussarbeit, die vor dem Kurs ver- nung, Tancred Lasch und Evelyn Voigt (v. l.) gratulieren Foto: Szabó
teidigt wurde, sowie ein Expertenge-
spräch der Kursteilnehmer mit Pflege- „Die hausinterne Weiterbildung ermög- konnte. Dies unterstreichen auch die Er-
direktorin Arne-Veronika Boock. licht es, die Inhalte exakt an den Bedürf- gebnisse der regelmäßigen Evaluation
Zu den MitarbeiterInnen, die neben ih- nissen des Klinikums zu orientieren“, sag- durch die Kursteilnehmer: Fast 72 Pro-
rer Stationsarbeit an vier bis fünf Tagen te der Leiter des Kurses, Pflegedienstlei- zent beurteilen die Qualität der Veran-
im Monat die Schulbank drückten, ge- ter Tancred Lasch, der sich mit der Quali- staltungen mit „gut“ und „sehr gut“. Her-
hörten jüngere Stationsleitungen ohne tät und der Praxisrelevanz zufrieden zeig- vorgehoben wird auch die Praxisrelevanz:
formelle Qualifikation, KollegInnen, die te und darauf verwies, dass eine Verbes- Knapp 43 Prozent konnten „viel“ und
sich zu Führungskräften entwickeln serung der theoretischen Kompetenz in über 14 Prozent „ziemlich viel“ im beruf-
möchten, aber auch langjährige Stati- den meisten, und eine Verbesserung der lichen Alltag umsetzen. Auch die Arbeit
onsleitungen, die ihre Kenntnisse auf- praktische Kompetenz in allen Schu- der überwiegend externen Referenten
frischen oder erweitern wollten. lungsmodulen nachgewiesen werden wird mit „gut“ bewertet. mv

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Diagnostik und Therapie

Funktionsfähigkeit der Hand wiederherstellen


Ergotherapie als Handtherapeutische Fachabteilung anerkannt

Oft sind es Augenblicke der Unacht-


samkeit, die das Leben ebenso plötz-
lich wie nachhaltig verändern. Das gilt
für Unfälle im Haushalt und im Stra-
ßenverkehr aber auch für Arbeits-
und Heimwerkerunfälle, die häufig zu
schweren Handverletzungen führen.
In stundenlangen mikrochirurgischen
Eingriffen gelingt es den Handchir-
urgen in den meisten Fällen, die ver-
letzten Strukturen zu operieren oder
abgetrennte Gliedmaßen zu replan-
tieren. Bis zur Wiederherstellung der
Funktionsfähigkeit der Hand ist es
allerdings noch ein weiter Weg.

„Kreissägen- und ähnliche Verletzun-


gen kommen zum Glück nicht allzu häu-
fig vor. Wesentlich öfter werden an un- Christiane Adami (l.) und Kathleen Wunderwald beim Anlegen einer Schiene Fotos: Szabó
serer Klinik Frakturen der Hand, vor al-
lem des Radius, der Speiche, operiert. Ebenso Patienten mit einem schwierigen handlung. „Am Beginn unserer Arbeit
Der handgelenksnahe Bruch entsteht im Heilungsverlauf oder nicht vollständig stehen die Befunderhebung und die
Alltag oder beim Sport durch einen Sturz ausgeheilten alten Verletzungen, die an Aufstellung eines Therapieplanes. Da-
auf das überstreckte Handgelenk und unsere Klinik überwiesen und hier nach- ran schließen sich erste ergotherapeu-
ist der häufigste Knochenbruch beim operiert werden. Die Aufgabe unserer tische Übungen an“, erläutert Christia-
Menschen“, sagt die Leitende Ergothe- Abteilung ist es, die Funktionsfähigkeit ne Adami, die seit 24 Jahren an der 1980
rapeutin der Klinik für Unfall-, Hand- der operierten Gliedmaßen wiederher- eröffneten Abteilung tätig ist. „Entspre-
und Wiederherstellungschirurgie am zustellen.“ chend ärztlicher Verordnung behan-
UKJ, Christiane Adami. „An unserer Kli- Noch während des stationären Aufent- deln wir die Patienten aus Jena und
nik werden zahlreiche Patienten mit haltes beginnen die Mitarbeiterinnen Umgebung mehrfach in der Woche
komplizierten Brüchen der Hand operiert. der Abteilung Ergotherapie mit der Be- ambulant. Zweimal wöchentlich findet

Kraftübungen und funktionelle Spiele helfen, die Funktionsfähigkeit der verletzten Hand wiederherzustellen. Christiane Adami (l.) und Ines
Schorcht leiten die Übungen Fotos: Szabó/Schacke

10 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Diagnostik und Therapie/Patientenbrief

außerdem eine Handsprechstunde der


Handchirurgen statt. In diesem Zusam-
menhang ist oft eine kurzfristige ergo-
Hand-OP nach Kreissägen-Unfall
therapeutische Begleitung von Patien-
ten aus weiter entfernten Regionen Thü- „Im Alltag kaum noch spürbar“
ringens, Teilen Sachsens oder Nordbay-
erns erforderlich. Dabei findet häufig Am Freitag, dem 15. Juli 2011, wurde 230, und ich habe mich dort jeden Tag
auch eine Schienenversorgung statt, ich nach einem Freizeitunfall an einer bestens aufgehoben gefühlt!
weil diese am Heimatort meist nicht Kreissäge gegen 20 Uhr mit dem Heli- Was ich vom ersten Moment im UKJ
möglich ist. Außerdem wird anhand des kopter von Coburg in die Notaufnah- gespürt habe, waren die große
aktuellen Befundes das weitere Trai- me des Universitätsklinikums Jena Menschlichkeit, die stete Hilfsbereit-
ningsprogramm besprochen und geübt. überführt. Der Befund: Subtotale Am- schaft und das höchste medizinische
Schließlich geben wir Hinweise für das putation des Daumens und Mittelfin- Know how. Beeindruckend war die im-
selbstständige häusliche Üben sowie gers der linken Hand. Kurze Zeit später mense Erfahrung des Pflegepersonals
den Gebrauch der verletzten Hand bei erfolgte bereits die Einschleusung in im Umgang mit Handverletzungen
den Tätigkeiten des Alltags“, betont den OP. Die Operation dauert bis 4.40 und deren Folgen, mit meinen Ängs-
Christiane Adami. „Die Therapie endet, Uhr! Dr. Schettler und sein Team ha- ten und Bedürfnissen. Und natürlich
wenn – unter Berücksichtigung der pri- ben eine großartige Leistung voll- die unglaubliche Geduld.
vaten und beruflichen Aufgaben des bracht – der Daumen und der Mittel- Ich bin dankbar für all das, was ich auf
Patienten – die bestmögliche Funktion finger sind weitestgehend beweglich, der Station 230 und später in der am-
der Hand wiederhergestellt ist.“ die Einschränkungen nur noch mini- bulanten Nachsorge erleben durfte.
mal und im Alltag kaum spürbar. Ins-
Nach der Operation muss die noch nicht gesamt war ich 14 Tage auf Station Thomas Pensel, Weidach (Coburg)
belastbare Hand oftmals längere Zeit mit
einer Schiene stabilisiert werden. Die
Schienen werden für jeden Patienten in- nen, staunen über die Fortschritte, die ane Adami, die im Herbst 2011 gemein-
dividuell angefertigt. Die im Wasserbad sie mit kontinuierlichem zielgerichtetem sam mit ihrer Kollegin Ines Schorcht eine
erwärmte Thermoplastschiene wird direkt Üben machen, und auch wir freuen uns mehrjährige Weiterbildung zur „Hand-
an der betroffenen Hand angeformt. Die über die Erfolge.“ therapeutIn DAHTH“ der Deutschen Ar-
Schiene gibt der Hand die nötige Stabili- beitsgemeinschaft für Handtherapie e. V.
tät, ersetzt Funktionen und ermöglicht Patienten, deren Hand oder Arm nicht (DAHTH) abgeschlossen hat, die durch
deren unverletzten Teilen ein Maximum erhalten werden konnte, benötigen eine die Deutsche Gesellschaft für Handchi-
an Beweglichkeit und Funktionalität. Prothese. „Das kommt heute glückli- rurgie (DGH) unterstützt wurde. „Nach
Um die Funktionsfähigkeit einer schwer cherweise sehr selten vor. Moderne der erfolgreichen Überprüfung aller
verletzten Hand wiederherzustellen, ist Hand- und Armprothesen werden durch Qualitätskriterien haben die beiden Fach-
eine enge Zusammenarbeit zwischen myoelektrische Sensoren gesteuert, die gesellschaften auch unsere Abteilung als
Operateuren, Ergo- und Physiothera- die Muskelaktivität des Armstumpfes ‚Handtherapeutische Fachabteilung
peuten erforderlich, ebenso eine inten- nutzen. Weil wir dafür eine bestimmte DAHTH‘ anerkannt“, freut sich die Leiten-
sive Mitarbeit der Patienten. „Am An- myoelektrische Signalstärke benötigen, de Ergotherapeutin. mv
fang stehen einfache Bewegungs- und trainieren wir, bevor wir mit dem Prothe-
Greifübungen, die erste eigenständige sentraining beginnen, die noch vorhan- Weitere Informationen unter:
Handlungen des Patienten ermöglichen. dene Armmuskulatur“, erläutert Christi- www.uc.uk-j.de/Ergotherapie.html
Wenn die Stabilität der Strukturen es
zulässt, beginnen wir mit leichtem Kraft-
training“, erläutert Christiane Adami.
Übungen am Handkrafttrainingsgerät
helfen, die operierte Hand weiter zu stär-
ken. Mit Knet- und Tonarbeiten werden
sowohl die Kraftwerte als auch die mo-
torischen Fähigkeiten verbessert, funk-
tionelle Spiele eignen sich zur Schulung
der Feinmotorik und vor allem des Grei-
fens. Sehr wichtig ist auch das Sensibi-
litätstraining, weil eine Hand mit einge-
schränkter Sensibilität nur bedingt funk-
tionsfähig ist. „Viele Patienten, die an-
fangs befürchteten, die verletzte Hand
nie wieder richtig gebrauchen zu kön-

www.uniklinikum-jena.de 11
Diagnostik und Therapie

Frühe Symptome ernst nehmen


Patienten mit Kehlkopfkrebs gehen häufig zu spät zum Arzt

Jährlich erkranken in Deutschland die zu psychischen Veränderungen bei schen Trainings gelang es nur etwa ei-
mehr als 12.000 Menschen an Kopf- Patienten mit Kehlkopfkarzinom. Beide nem Viertel der Betroffenen, das Spre-
Hals-Tumoren. „Etwa ein Drittel sind Studien wurden während des HNO-On- chen mit der so genannten Ösophagus-
Kehlkopfkarzinome, von denen über- kologiesymposiums am 2. und 3. De- stimme zu erlernen. Dabei wird die zur
wiegend Männer zwischen 50 und 70 zember 2011 von Experten für Kopf- Stimmgebung erforderliche Luft in die
betroffen sind. Allerdings leiden zu-
nehmend auch Jüngere an dieser in
den meisten Fällen vermeidbaren
Krebserkrankung“, sagt der wissen-
schaftliche Leiter des 16. Jenaer HNO-
Onkologiesymposiums „Aktuelle Di-
agnostik und Therapie des Larynxkar-
zinoms“, Prof. Dr. Sven Koscielny.

Muss der Kehlkopf infolge einer Krebs-


erkrankung entfernt werden, ist das mit
dem Verlust des Sprechens und der Stimmventile aus Silikon werden zwischen
Halsatmung verbunden. „Moderne La- der Luft- und der Speiseröhre implantiert.
Auf diese Weise können Patienten, denen der
seroperationen sowie kombinierte che- Patientin, die mit Stimmprothese nach einer Kehlkopf entfernt werden musste, wieder ver-
mo- und strahlentherapeutische Verfah- Laryngektomie einen Vortrag hält ständlich sprechen Fotos: HNO
ren ermöglichen heute allerdings selbst
bei größeren Tumoren den teilweisen Hals-Tumoren aus allen Teilen Deutsch- Speiseröhre gepresst und beim Spre-
oder vollständigen Erhalt des Kehlkop- lands diskutiert. chen dosiert abgegeben. Oftmals nur
fes“, betont Prof. Koscielny und verweist schwer zu verstehen ist das Sprechen
auf die DeLOS-Studie zum Organerhalt Stimmventile ermöglichen Sprechen mit einer elektronischen Sprechhilfe,
bei fortgeschrittenen operablen Tumo- auch nach Kehlkopfentfernung deren vibrierende Membran am Mund-
ren des Kehlkopfes (Larynxtumoren) boden oder am Hals angesetzt wird. „Seit
und des Rachens (Hypopharynxtumo- Noch vor etwa zwei Jahrzehnten verlo- Mitte der 1990er Jahre gibt es Stimm-
ren). An dieser ist die Jenaer Klinik ren die meisten Patienten, deren Kehl- ventile aus Silikon, die wir zwischen der
ebenso beteiligt wie an der von der kopf entfernt werden musste, dauerhaft Luft- und der Speiseröhre implantieren.
Deutschen Krebshilfe geförderten Stu- die Stimme. Trotz intensiven logopädi- Mit deren Hilfe können fast 90 Prozent
unserer Patienten sofort wieder ver-
ständlich sprechen, und auch die übri-
Förderverein des Universitätsklinikums Jena e.V. gen erlernen das Sprechen relativ
Vorsitzender: PD Dr. Michael Hartmann, Erlanger Allee 101, 07747 Jena schnell. Die Stimme wirkt natürlich, die
Tel.: 03641/9 32 54 01, Fax: 03641/9 32 54 02, E-Mail:foerderverein@uniklinikum-jena.de Patienten sind in der Lage, die Lautstär-
Ich/Wir möchte(n) ke zu variieren, und sie können sogar
singen“, erläutert Sven Koscielny.
Vereinsmitglied werden
Allerdings „altern“ die Stimmventile re-
eine Spende in Höhe von € überweisen lativ schnell. „Das Silikon wird durch den
(Zutreffendes bitte ankreuzen)
permanenten Speichelkontakt spröde.
Name, Vorname, Titel: Wird das Ventil undicht, gelangt Flüs-
sigkeit in die Luftröhre. Wir müssen es
Firma, Einrichtung, Verein:
deshalb zwei- bis dreimal pro Jahr aus-
Anschrift: tauschen. Das geschieht in unserer
Sprechstunde und dauert zumeist nur
Telefon: E-Mail: wenige Minuten“, sagt der Leitende
Oberarzt der Klinik für Hals-, Nasen und
Datum: Unterschrift:
Ohrenheilkunde am UKJ. Allerdings ver-
ändert sich nicht nur das Silikon, son-

12 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


KM 100

dern auch das die Prothese umgeben-


de Gewebe, was den Wechsel des Stimm-
ventils mitunter erschwert. Wir haben
deshalb im Rahmen unseres Symposi-
ums praktische Übungen zum Stimm-
prothesenwechsel am Gewebsmodell
durchgeführt.“

Frauen sind nur selten betroffen

Jahrelanges Rauchen und übermäßiger


Alkoholkonsum sind die Hauptrisikofak-
toren für den Kehlkopfkrebs, an dem
zwischen 40 und 50 Prozent der Betrof-
fenen versterben. „Nach wie vor gehen
die meisten Patienten viel zu spät zum
Arzt“, sagt Prof. Koscielny. „Haben sich
Auf das Hundertste!
bereits Lymphknotenmetastasen gebil-
det, ist in den meisten Fällen keine Hei-
lung mehr möglich. Deshalb ist es wich- Unser Impressum zählt gnadenlos mit Dazu kommen Sonderausgaben zu
tig, dass die Hinweise auf eine bösarti- und offenbart: Vor Ihnen, liebe Leser, wichtigen Ereignissen, beispielsweise
ge Kehlkopferkrankung – plötzlich auf- liegt das 100. KLINIKMAGAZIN. zur Grundsteinlegung des 1. Bauab-
tretende starke Heiserkeit, Schluckbe- Einhundert KM – das bedeutet fast schnitts des Klinikums in Lobeda 1999
schwerden und Lymphknotenschwel- 3200 Seiten angefüllt mit Nachrich- und anlässlich des Universitätsjubi-
lungen – ernst genommen werden und ten und Geschichten aus Forschung, läums 2008.
umgehend ein Arzt aufgesucht wird.“ Lehre und Krankenversorgung an
Allerdings erkranken auch Menschen an unserem Klinikum. Das sind Porträts Was vor 17 Jahren als Klinik-Zeit-
Kehlkopfkrebs, die nie geraucht oder von Einrichtungen oder Abteilungen schrift schwarz auf weiß begann, hat
übermäßig Alkohol getrunken haben. Es des Klinikums, Berichte von Veran- sich inzwischen zum vornehm glän-
muss also weitere Auslöser dieser ge- staltungen für Patienten und von wis- zenden farbigen Image-Journal ge-
fährlichen Erkrankung geben. Sven Kos- senschaftlichen Kongressen, Fotos mausert, und natürlich gibt es uns
cielny verweist auf die Humanen Papil- von Grundsteinlegungen, Richtfes- auch im Internet. Unser Ziel ist gleich
loma-Viren, die eine Larynxpapilloma- ten und Einweihungen, die Darstel- geblieben: Das Magazin will einen
tose auslösen können. Dabei handelt es lung von aktuellen Forschungsergeb- möglichst breiten Leserkreis über
sich um gutartige Geschwülste der nissen und neuen Behandlungsme- Neues und Interessantes im, am und
Stimmlippen, die vor allem im Kindesal- thoden, Beiträge zum Studienbeginn, rund um das Klinikum informieren.
ter auftreten und deren erstes Krankheits- zu Neuerungen in der Ausbildung Die einhundert KM-Hefte bilden
zeichen Heiserkeit ist. Die Gewebsneu- und Absolventenverabschiedungen, inzwischen eine detaillierte und illus-
bildungen, die im fortgeschrittenen Sta- Berichte aus der Pflege und auch trierte Klinikumschronik, die wir gern
dium zum Stimmverlust und zur Atem- Nachrichten aus der Gesundheitspo- für Sie und mit Ihnen weiter schrei-
not führen können, werden im Rahmen litik, Blicke hinter die Kulissen und in ben.
einer Kehlkopfspiegelung operativ – zu- die Geschichte – und nicht zuletzt
nehmend mittels Laser – entfernt. Im Er- 100 Preisrätsel. Ihre Redaktion KLINIKMAGAZIN
wachsenenalter können sie entarten und
sowohl im Kehlkopf als auch im Rachen
eine Krebserkrankung hervorrufen.
Mehr als 90 Prozent der an einem La-
rynxkarzinom Erkrankten sind Männer.
Frauen sind nach wie vor selten betrof-
fen, obwohl die Zahl der Raucherinnen
seit den 1970er Jahren deutlich ange-
stiegen ist und auch immer mehr Frau-
en an Lungenkrebs erkranken. „Warum
das beim Kehlkopfkrebs nicht so ist,
wissen wir nicht, wahrscheinlich spie-
len hier neben der Lebensweise auch
hormonelle Faktoren eine Rolle“, ver-
mutet Prof. Koscielny. mv

www.uniklinikum-jena.de 13
Tag des Frühgeborenen

60 bunte Luftballons
Am Perinatalzentrum Jena werden jährlich 200 Frühgeborene betreut

Phillip Rudolf Franz kam am 26. Ok- Dr. Kristin Dawczynski. Die Oberärztin an vember weltweit zum dritten Mal began-
tober zur Welt, fast sechs Wochen zu der Klinik für Kinder- und Jugendmedi- gen wurde.
früh. 1585 Gramm wog der Kleine bei zin hatte gemeinsam mit Klinikdirektor Nach einführenden Vorträgen des Direk-
der Geburt. Drei Wochen später hat- Prof. Dr. James F. Beck und dem Sekti- tors der Abteilung Geburtshilfe der Uni-
te er schon mächtig zugelegt, 2085
Gramm zeigte die Waage am 17. No-
vember. Mutter Jutta Kneese besucht
ihren Sohn täglich und ist mit dessen
Entwicklung ebenso zufrieden wie mit
der Betreuung auf der Neonatologi-
schen Station der Jenaer Universitäts-
Kinderklinik.

Von den etwa 1500 Kindern, die jähr-


lich in der Universitäts-Frauenklinik Jena
Phillip Rudolf Franz
geboren werden, sind ca. 200 Frühge- aus Kahla gehört zu
borene, von denen etwa 60 weniger als den rund 200 Kin-
1500 Gramm und ca. 20 weniger als dern, die am UKJ zu
früh zur Welt kom-
1000 Gramm wiegen. „Mit 13 Prozent men Fotos: Szabó
ist die Zahl der Frühgeborenen fast dop-
pelt so hoch wie im Bundesschnitt, weil
in unserem Perinatalzentrum der höchs- onsleiter Neonatologie und Pädiatri- versitäts-Frauenklinik, Prof. Dr. Ekkehard
ten Versorgungsstufe überdurchschnitt- sche Intensivtherapie, PD Dr. Axel Hüb- Schleußner, und der Fachkranken-
lich viele Risikoschwangere aus allen ler, zum Internationalen Tag des Früh- schwester für Neonatologische Intensiv-
Teilen Thüringens entbinden“, erläutert geborenen eingeladen, der am 17. No- pflege, Andrea Linke, hatten Eltern, Kin-
der und zahlreiche Interessierte die Mög-
lichkeit, die Frühgeborenenstation zu
besuchen und mit Schwestern und Ärz-
ten ins Gespräch zu kommen.

Paradigmenwechsel in der
Eltern-Kind-Beziehung

„Wir haben bei der Betreuung von Früh-


geborenen in den letzten zwei Jahr-
zehnten in Thüringen enorme Fortschrit-
te gemacht und gehören auf diesem
Gebiet zu den führenden deutschen
Ländern. Dabei geht es nicht nur um das
Überleben, sondern vor allem um des-
sen Qualität sowie bestmögliche Start-
chancen für unsere Kinder“, sagt Dr.
Dawczynski. Auch auf den Stationen hat
sich viel verändert. Hoch moderne In-
kubatoren und eine immer bessere tech-
nische Überwachung der Vitalparame-
ter gewährleisten sowohl in der Frau-

Prof. James F. Beck (2. v. r.), PD Dr. Axel Hübler


und Dr. Kristin Dawczynski (v. l.) ließen ge-
meinsam mit Kindern, Eltern und Mitarbei-
tern 60 Luftballons steigen

14 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Tag des Frühgeborenen

Viele Eltern berichten auch noch nach Jahren über die Entwicklung ihrer Kinder

en- als auch in der Kinderklinik eine im Stationsflur. Hier bedanken sich die nahmen – eine der Schwangerschaft
optimale medizinische Versorgung der Eltern für die ausgezeichnete medizini- angepasste Lebensweise, Schwangeren-
Frühgeborenen – auch der ganz klei- sche und menschliche Betreuung in der informationen, regelmäßige Vorsorge-
nen wie Lilly, die in diesem Jahr mit ei- Klinik und berichten, wie sich Andy (Ge- untersuchungen oder die vaginale pH-
nem Geburtsgewicht von lediglich 660 burtsgewicht 950 Gramm), Marie Sophie Selbstmessung – ließe sich deren Zahl
Gramm zur Welt kam. (695 Gramm), Max (590 Gramm), Jana, aber um annähernd ein Drittel verrin-
Einen Paradigmenwechsel hat es in der das mit 435 Gramm Geburtsgewicht gern, erläutert Prof. Schleußner.
Eltern-Kind-Beziehung gegeben. Die bisher kleinste Kind der Jenaer Frühge-
jahrzehntelange Praxis der sterilen Pfle- borenenstation, und viele andere „Früh- Für die 60 kleinsten Frühgeborenen stie-
ge der „Frühchen“, die ihren Eltern chen“ entwickelt haben. gen am 17. November 60 Luftballons in
zweimal wöchentlich für wenige Minu- Vollständig verhindern kann auch die den herbstlichen Jenaer Himmel. „Eine
ten hinter einer Glasscheibe präsentiert moderne Medizin Frühgeburten nicht. schöne Geste“, freute sich eine der an-
wurden, gehört längst der Vergangen- Durch verschiedene Präventionsmaß- wesenden Mütter. mv
heit an und wurde von einem engen El-
tern-Kind-Kontakt abgelöst. „An unse-
rer Klinik gibt es keine Besuchszeiten
und keine Barrieren zwischen Eltern und
Kindern. Der Haut-Haut-Kontakt, das so
genannte Känguruing, ermöglicht von
Anfang an eine enge körperliche und
emotionale Beziehung zwischen Eltern
und Kind. Das ist sehr wichtig, denn
nicht nur die Kinder werden zu früh ge-
boren, auch die Eltern werden zu früh
Eltern“, betont Fachkrankenschwester
Andrea Linke. Wenn die Kinder dann
nach mehreren Wochen oder manchmal
auch Monaten nach Hause entlassen
werden, sind sich Eltern und Kind nicht
fremd, sondern durch den engen Kon-
takt bestens vertraut.

Ausgezeichnete medizinische und


menschliche Betreuung

„Auch der Kontakt zwischen den Fami-


lien und der Klinik bleibt häufig beste-
Licht wie im Mutterleib. Mit der roten Decke über dem Inkubator wollen die Neonatologen die
hen“, sagt Dr. Dawczynski und verweist Natur nachahmen. Oberärztin Dr. Kristin Dawczynski freut sich über die gute Entwicklung
auf die Galerie mit Bildern und Briefen ihrer Schützlinge

www.uniklinikum-jena.de 15
Veranstaltungen

Informationsabende GesundheitsUni Jena Jahresprogramm 2012


für werdende Eltern

Informationsabende für werdende 25. Januar: Lebenssaft Blut – Informationen für Spender und Empfänger
Eltern finden an jedem zweiten Prof. Dr. Dagmar Barz, Institut für Transfusionsmedizin (siehe Anzeige)
Donnerstag im Monat 19 Uhr im 29. Februar: Die ALERTS-Studie – für unsere Patienten!
Hörsaal und im Kreißsaal der Uni- Prof. Dr. Frank Martin Brunkhorst, Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
versitäts-Frauenklinik in der Bach- (siehe Anzeige)
straße 18 statt.
28. März: Damit Frau gesund bleibt!
Nächste Termine: Prof. Dr. Ingo B. Runnebaum, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
26. Januar, 9. und 23. Februar,
25. April: Damit Mann gesund bleibt!
8. und 22. März
Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm, Klinik für Urologie
30. Mai: Gesundheit am Arbeitsplatz – Wie lässt sie sich erhalten?
Dr. Norbert Gittler-Hebestreit, Gesundheitsmanagement
Patientenseminare im
27. Juni: Allzuviel ist ungesund – kann Behandlung krank machen?
Interdisziplinären Brustzentrum
(Schwerpunkt: Medikamente im Alter), Dr. Anja Kwetkat, Klinik für Geriatrie
25. Juli: Trainieren für jedermann - aber richtig!
8. Februar, 18.00 Uhr Hartwig Gauder, GesundheitsUni Jena
Nachsorgerichtlinien 5 Jahre 29. August: Damit unser Krankenhaus moderner wird!
nach der Erkrankung und bei Dr. Karen Treuter, Geschäftsbereich Neubau
Rezidiv
26. September: Hören
Referentin: Dr. Ines Koch
Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
14. März, 18.00 Uhr 24. Oktober: Damit unsere Kinder gesund bleiben!
Lymphödemtherapie und Pro- Prof. Dr. James F. Beck, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
phylaxe
28. November: Sind meine Hormone richtig oder zu viel oder zu wenig –
Referent: Thomas Fuchs
und was merke ich davon?
Beratungsraum des Interdisziplinä- Prof. Dr. Ulrich-Alfons Müller, Klinik für Innere Medizin III
ren Brustzentrums, Bachstraße 18 (Stand Dezember 2011, Änderungen vorbehalten)

16 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Service

Cafeteria
In der Cafeteria in der Magistrale des Klinikums
werden täglich drei Menüs angeboten, darunter ein
vegetarisches. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag
8.00 bis 10.30 Uhr und 11.00 bis 16.30 Uhr
(Mittagstisch von 11.00 bis 15.30 Uhr)
Samstag und Sonntag
12.00 bis 16.30 Uhr
Mittwoch bis Sonntag
17.00 bis 20.00 Uhr

Grüne Damen und Herren


„Grüne Damen und Herren“ sind ehrenamtlich im Krankenhaus tätig. Sie nehmen sich Zeit
zum Zuhören, Plaudern, Spielen, Vorlesen und erledigen kleine Besorgungen. Wenn Sie
eine solche Unterstützung wünschen, sprechen Sie bitte die Pflegenden und Ärzte Ihrer
Station an.

Patientenbibliotheken
Die Patientenbibliothek im Klinikum Lobeda hat montags bis freitags von 10 bis 13 und 14 bis
17 Uhr geöffnet, die Patientenbibliothek in der Kinderklinik montags und donnerstags von
9 bis 11 Uhr. Außerdem besteht in den Kliniken für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, für
Psychiatrie sowie für Strahlentherapie und Radioonkologie die Möglichkeit der Buchausleihe.

Klinikseelsorge
Möchten Sie sich von einem Seelsorger betreuen lassen, wenden Sie sich bitte an:
Evangelische Klinikseelsorge: Katholische Seelsorge:
Pfarrer Heinz Bächer, 0151 1710 1492 Pfarrer Norbert Winter
Pfarrerin Christine Alder Bächer, 0151 1710 1493 (036421) 224 36 oder 0177 451 1927
Pfarrerin Dorothee Müller, 0151 1710 1494

Blutspende
Die Möglichkeit zur Blutspende besteht am Institut für Transfusionsmedizin im ehemaligen
Chirurgie-Gebäude in der Bachstraße 18.
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 14 bis19 Uhr und Freitag 8 bis13 Uhr
sowie jeden zweiten und letzten Samstag im Monat 9 bis13 Uhr

Wichtige Ansprechpartner
Kliniksozialdienst am UKJ Ethik-Kommission Zentrale Rufnummern
Leiter Leiterin Geschäftsstelle
Zentrale Klinikum: 9300
Tancred Lasch Dr. Ulrike Skorsetz
Tel.: (03641) 932 02 20 Tel.: (03641) 93 37 75 Empfang Lobeda: 932 08 50
0151 16 35 93 41 Pforte Bachstraße: 93 30 11
E-Mail: E-Mail:
tancred.lasch@med.uni-jena.de ulrike.skorsetz@med.uni-jena.de Öffentlichkeitsarbeit: 93 43 82

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Interview

Rehabilitationswissenschaftler tagten in Jena


Wichtiges Glied in der Behandlungskette

Sei es nach einer Krebserkrankung, denzbasierten Empfehlungen verankert grund getreten. Denn auch in der mo-
einem Schlaganfall, einer Knie- oder werden können. In Studien, die unser dernen Arbeitswelt gibt es Tätigkeiten,
Hüftgelenksoperation – zahlreiche Institut und die m&i-Fachklinik Bad Lie- die mit einer höheren physischen Be-
Diagnosen machen neben der medi- benstein mit mehreren Thüringer Unter- lastung einhergehen. Wir können und
zinischen Behandlung eine Rehabili- nehmen durchgeführt haben, wurden dürfen auch künftig nicht alle körperli-
tation erforderlich, um die körperli-
chen, sozialen und beruflichen Fähig-
keiten zu erhalten oder wiederherzu-
stellen. „Neben der ambulanten und
stationären Versorgung ist die Reha-
bilitation fester Bestandteil der Be-
handlungskette und in Deutschland
Aufgabe der Rentenversicherungsträ-
ger, der Krankenkassen und der Be-
rufsgenossenschaften“, sagt der Di-
rektor des Instituts für Physiothera-
pie am Universitätsklinikum Jena,
Prof. Dr. Ulrich Smolenski.
Mit „Rehabilitation als Brückenpfei-
ler der medizinischen Versorgung und
beruflichen Integration“ beschäftig-
te sich das 12. Rehabilitationswis-
senschaftliche Symposium, das am 11.
November in Jena stattfand. Prof.
Smolenski sieht das auch als Aner-
kennung der Tätigkeit der Mitarbei- Prof. Ulrich Smolenski (r.) und Dr. Steffen Derlien beurteilen die funktionelle Leis-
ter seines Instituts, die Rehabilitatio- tungsfähigkeit
nen von Störungen am Bewegungs-
system sowie sportartspezifische und
berufsgenossenschaftliche Rehabili- verschiedene Modelle der arbeitsplatz- chen Belastungen vermeiden, wir soll-
tationen durchführen. „Anerkannt bezogenen muskuloskelettalen Rehabi- ten unseren Körper und vor allem das
werden damit auch unsere Leistun- litation überprüft und wichtige Erkennt- Bewegungssystem darauf aber best-
gen in der universitären Reha-For- nisse über deren Einsatz in der Praxis möglich vorbereiten.
schung und im Forschungsverbund gewonnen.
Rehabilitationswissenschaften Sach- Zur Verbesserung der physischen und
sen-Anhalt/Thüringen“, betont dessen In der Rehabilitation spielen Erkran- psychischen Belastbarkeit ist Sport
stellvertretender Vorsitzender im Ge- kungen des Bewegungssystems, wo- besonders geeignet. Das ist seit lan-
spräch mit KLINIKMAGAZIN. für allein in Deutschland die jährli- gem bekannt. Hat sich auch die Be-
chen Aufwendungen in die Milliarden reitschaft, Sport zu treiben, erhöht?
„Reha vor Rente“ – die Wiedereinglie- gehen, eine besondere Rolle. Gibt es Durchaus, auch wenn sich noch längst
derung in den Arbeitsprozess ist ein hier neue Ansätze? nicht jeder, der dringend etwas für sei-
wichtiges Anliegen der beruflichen Zunächst ist es wichtig, die Probleme ne Fitness und Gesundheit tun sollte,
Rehabilitation. Was können Medizin, möglichst frühzeitig zu erkennen und tatsächlich sportlich betätigt. Zu dieser
Wissenschaft und Wirtschaft dafür mittels Sekundär- und Tertiärpräventi- positiven Entwicklung hat neben den
tun? on schweren oder irreversiblen Erkran- vielfältigen Angeboten im Freizeitbe-
Um die berufliche Rehabilitation gezielt kungen des Bewegungssystems entge- reich auch das Engagement vieler Ar-
durchzuführen, müssen wir zunächst die genzuwirken. Und zwar möglichst ak- beitgeber beim Aufbau eines betriebli-
physischen und psychischen Anforde- tiv. Wir arbeiten zwar auch weiterhin mit chen Gesundheitsmanagements beige-
rungen des Arbeitsplatzes kennen. Wir Massagen und Elektrotherapien, in den tragen, das wir auch am UKJ haben. Wir
haben deshalb während unseres Sym- letzten Jahren sind aber aktivierende untersuchen derzeit am Klinikum bei-
posiums darüber diskutiert, wie arbeits- trainingstherapeutische Maßnahmen, spielsweise Problemarbeitsplätze mit
platzbezogene Anforderungen exakt die die Konditionierung und Belastbar- besonderen körperlichen oder Stress-
analysiert und die Erkenntnisse in evi- keit verbessern, stärker in den Vorder- belastungen und informieren die dort

18 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Interview/Tag der offenen Tür

tätigen Mitarbeiter über aktive Präven-


tionsmöglichkeiten.

Körperliche und psychische Belastun-


gen stehen seit langem im Blickpunkt
des öffentlichen Interesses. Anders
Lärmbelastungen, die außerhalb von
Einflugschneisen oder übermäßig be-
fahrenen Ortsdurchfahrten nur sel-
ten Beachtung finden…
Dabei ist das Problem allgegenwärtig.
Es hat sich in den letzten Jahrzehnten
allerdings vom Arbeitsleben, wo die
Lärmbelastung deutlich reduziert wer-
den konnte, in den Alltag verlagert. Da-
zu gehört beispielsweise der ganz nor-
male Straßenlärm in Großstädten, der
enorm ist und dem man sich nur schwer
entziehen kann. Im niedrigen Frequenz-
bereich ist er außerdem mit Vibrationen Prof. Ulrich Smolenski erläutert den Befund in der Sprechstunde Fotos: Szabó
verbunden, die sich auf das gesamte
vegetative Nervensystem auswirken. Bei psychotherapeutische Betreuung dieser Rehabilitation erläutert und das inter-
jungen Menschen kommt die Lärmbe- Patienten, denn wer psychisch stabil ist, disziplinäre Netzwerk vorgestellt, das
lastung in Discotheken und bei Konzer- kann auch mit körperlichen Einschrän- vom Sepsis-Spezialisten bis zum Haus-
ten hinzu, ebenso die Dauerbeschallung kungen besser umgehen. Der Jenaer arzt reicht.
über MP3-Player und andere Geräte, die Sepsis-Experte Prof. Frank Martin Brunk-
dem Gehör keine Ruhepausen gönnen. horst hat während unseres Symposiums Vielen Dank.
All das ist nicht nur mit Gefahren für neue Ansätze in der Akutmedizin und (Die Fragen stellte Matthias Vöckler)
das Hörvermögen verbunden, auch die
Kommunikation und die Sicherheit im
Alltag – beispielsweise im Straßenver-
kehr – werden beeinträchtigt. Denn wir Besser hören und riechen
orientieren uns nicht nur visuell, son-
dern auch akustisch. HNO-Kinderstation öffnete die Türen
Wichtig ist außerdem, dass Patienten
mit einer angeborenen oder erworbe- Ist das Fisch oder Fleisch oder vielleicht Neben lustigen Riechübungen hatten
nen Schwerhörigkeit oder Taubheit gut doch Käse? Lebensmittel oder Gewür- die Besucher auch die Möglichkeit, ihr
über Therapie- und Rehabilitationsmög- ze zu erkennen, ist gar nicht so ein- Gehör zu testen. Sie erfuhren, wie das
lichkeiten sowie rechtliche Fragen in- fach, wenn man sich ausschließlich auf Hörorgan aufgebaut und wie laut es
formiert sind. Eine auf unserer Tagung seine Nase verlassen muss. Dies und im Klassenzimmer, im Sportunterricht
vorgestellte Studie zeigt, dass die Be- vieles andere konnten die kleinen und oder in der Freizeit ist. Ebenso wie man
troffenen überwiegend gut Bescheid großen Besucher beim „Tag der offe- als Jugendlicher und Erwachsener sei-
wissen und dass sie zur besseren Inte- nen Tür“ der HNO-Kinderstation am ne Ohren so schützt, dass man mög-
gration in den Alltag und in die Arbeits- 10. Dezember feststellen. lichst lange gut hören kann. mv
welt zunehmend die moderne Kommu-
nikationstechnik nutzen.

Diskutiert wurde auch über das sep-


tische Multiorganversagen, das häu-
fig mit sehr schweren Verläufen ein-
hergeht. Was ist hier bei der Rehabi-
litation zu beachten?
Sie sollte möglichst frühzeitig, das heißt
bereits im Krankenhaus, beginnen. Wir
arbeiten deshalb bei der Verbesserung
der Konditionierung und bei der Be-
handlung von Bewegungseinschrän-
kungen eng mit der Akutmedizin zusam-
men. Ebenso wichtig ist die posttrau-
matische Verarbeitung der Sepsis. Des- Während die Kleinsten spielten, testeten die Größeren Nase und Ohren Fotos: Vöckler
halb benötigen wir auch eine intensive

www.uniklinikum-jena.de 19
Forschung

Krebsdiagnostik per Massenspektrometer


Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert der Universität Jena
neue Technik zur Charakterisierung von Tumoren

Wer sich einer Sache sicher sein will, der Charakterisierung von Tumorzellen und der Muster sicher zwischen „gutartig“
will sie „mit eigenen Augen sehen“, „sich ihrer Umgebung zu etablieren. „Für ein und „bösartig“ auch bei sehr kleinen
ein Bild machen“ oder sie „in Augen- solches Vorhaben braucht es einen star- Veränderungen unterscheiden.
schein nehmen“. Denn: Bilder liefern un- ken interdisziplinären Verbund“, ist Für die bildgebende Massenspektrome-
trie wird das zu untersuchende Gewebe
in hauchdünne Scheiben geschnitten
und anschließend mit einer Matrix be-
schichtet. Das Besondere an dem in Jena
betriebenen Verfahren ist der Einsatz
eines Inkjet-Druckers, der die Matrix ziel-
gerichtet mit hoher Auflösung aufbrin-
gen kann. Dabei können verschiedene
Matrices (wie unterschiedliche Farben
in einem gewöhnlichen Tintenstrahldru-
cker) exakt platziert werden, die selek-
tiv für verschiedene lebenswichtige
Substanzen sind. Im Massenspektrome-
Prof. Dr. Ferdinand von Eg- ter trifft dann ein UV-Laser auf die Pro-
geling mit einem Poster, auf
dem die Technologie der be. „Das Matrixmaterial verdampft da-
bildgebenden Massenspek- durch schlagartig und reißt die Mole-
trometrie erklärt wird küle aus der Probe mit“, erläutert Dr.
Foto: Kasper
Anna Crecelius das Prinzip. „Dabei wer-
den die Molekülbruchstücke ionisiert
mittelbare Erkenntnisse. Das gilt auch für Prof. Dr. Ulrich S. Schubert, Direktor des und in einem elektrischen Feld be-
die modernen Lebenswissenschaften. JCSM überzeugt. „Deshalb bündeln wir schleunigt.“ Je nach Größe und Ladung
Immer leistungsfähigere Mikroskope ge- Jenaer Kompetenzen von der Grundla- lassen sich so die einzelnen Bestandtei-
währen heute detaillierte Einblicke in genforschung bis hin zur klinischen le voneinander trennen, sagt die Che-
zentrale Lebensprozesse. Viele grundle- Anwendung“, unterstreicht Schubert. mikerin aus Prof. Schuberts Team, die
gende Entdeckungen verdankt die Wis- Vor allem zwei Krebsarten stehen im die Arbeiten am neuen Massenspektro-
senschaft den bildgebenden Verfahren. Fokus des Wissenschaftlerteams: Tumo- meter betreuen wird.
Eine neue viel versprechende analytische re im Kopf- und Halsbereich, wie Krebs „Der große Vorteil dieser Technologie
Methode in diesem Bereich ist die bild- der Mundhöhle oder des Rachens, und ist, dass mit ihr auch bisher unbekann-
gebende Massenspektrometrie. Tumore der Leberzellen. „Zu verschie- te Strukturen erkannt und abgebildet
denen Tumorarten gibt es am Jenaer werden können“, schätzt Prof. von Eg-
An der Friedrich-Schiller-Universität Jena Universitätsklinikum umfangreiche geling ein. Zwar lassen sich auch mit
wird dieses Verfahren künftig entschei- Sammlungen von Gewebeproben, an bisher gängigen Verfahren die Zusam-
dend weiterentwickelt: Die Deutsche denen wir die Methodik testen und op- mensetzung und Verteilung von Eiweiß-
Forschungsgemeinschaft finanziert jetzt timieren können“, erläutert Prof. Dr. Fer- molekülen in Tumorgeweben darstellen.
einem fachübergreifenden Konsortium dinand von Eggeling vom Institut für „Dazu ist es aber notwendig, die Eiwei-
aus dem Institut für Organische Chemie Humangenetik. So werden an der Klinik ße, die ich nachweisen will, schon
und Makromolekulare Chemie sowie Kli- für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde vorher zu kennen“, so von Eggeling. Die
niken und Instituten des Universitätskli- unter der Leitung von Klinikdirektor Massenspektrometrie sei dagegen ein
nikums unter dem Dach des „Jena Cen- Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius seit echtes „Entdeckungswerkzeug“.
ter for Soft Matter“ (JCSM) eine neue 2009 im Rahmen von klinischen Studi- „Wir erhalten damit Informationen über
Massenspektrometrie-Anlage und einen en Gewebeschnitte von Tumoren der tausende auch unbekannte Eiweiße mit
speziellen Inkjet-Drucker im Wert von Mundhöhle und des Rachenraumes ge- einer einzigen Messung.“ Daraus lassen
über 600.000 Euro. Diese werden ihren sammelt und untersucht. An Proben aus sich in Zukunft neue Biomarker für die
Platz im Neubau des Zentrums für An- verschiedenen Lebertumoren konnte Diagnostik und Therapie verschiedener
gewandte Forschung der Universität am das Team um Prof. Dr. Andreas Stallmach Tumore identifizieren, erwartet Prof. von
Max-Wien-Platz finden. aus der Klinik für Innere Medizin II die Eggeling. Davon könnten langfristig
Ziel der Jenaer Wissenschaftler ist es, die bildgebende Massenspektrometrie viele Krebspatienten profitieren.
bildgebende Massenspektrometrie zur bereits mit Erfolg testen und aufgrund Ute Schönfelder

20 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Forschung

OnCGnostics ausgezeichnet
Start-Up der Frauenklinik überzeugte beim Gründerpreis Thüringen
Wirtschaftsminister Matthias Machnig
hat am 8. Dezember 2011 in Jena die
Sieger des Thüringer Gründerpreises
2011 ausgezeichnet. „Mit dem Grün-
derpreis wollen wir Fachkräften Mut
machen, den Weg in die Selbstständig-
keit zu wagen und ihre Leistungen wür- Die Mitarbeiter des
OnCgnostics-Projek-
digen“, sagte der Schirmherr des Wett- tes Dr. Alfred Hansel
bewerbes. Insgesamt wurden sieben und Martina Schmitz
Preise und zwei Sonderpreise verge- präsentierten auf der
MEDICA den neu ent-
ben. wickelten Gentest zur
Den mit 10.000 Euro dotierten 1. Preis Früherkennung von
in der Kategorie „Businesspläne für Exis- Gebärmutterhals-
krebs
tenzgründungen“ gewann OnCGnos- Foto: von der Gönna
tics, ein Projekt an der Universitäts-Frau-
enklinik Jena. Das Forscherteam um
Prof. Dr. Matthias Dürst und Dr. Alfred die möglichst frühzeitige und zuverläs- Selbstständigkeit durch das Team des
Hansel beschäftigt sich mit der Entwick- sige Erkennung von Gebärmutterhals- Servicezentrums Forschung und Trans-
lung und Vermarktung eines Tests für krebs und wird auf dem Weg in die fer der Uni Jena betreut. vdG

Im Rahmen des Innovationstages Thü- chologie, Methoden“ der deutschen wurden Cornelia Katharina Müller und
ringen 2011 wurden die Preisträger des Forschungsgemeinschaft gewählt. ihre Kollegen von der Klinik für Mund-,
„STIFT-Preis 2011 für hervorragende an- Kiefer- und Gesichtschirurgie für ihren
wendungsorientierte Abschlussarbeiten Privatdozentin Dr. Gabriele Lehmann Vortrag zur lokalen Anwendung von
an Thüringer Hochschulen“ ausgezeich- von der Klinik für Innere Medizin III ist Wachstumsfaktoren, die die Knochen-
net. Zu ihnen gehört Dr. Katja Schwar- Autorin des Fachbeitrags „Systemische bildung anregen, ausgezeichnet.
zer, die ihre Promotion „Molekulare Osteopathien“. Der Beitrag ist im Novem-
Mechanismen der BCG Therapie beim ber in: V. Krenn, W. Rüther (Hrsg). Pa- Die bulgarische Medizinstudentin Dia-
nicht muskelinvasiven Blasenkarzinom“ thologie des Bewegungsapparates, de na Karailieva erhielt den mit 1000 Euro
am Institut für Medizinische Mikrobio- Gruyter, 2011, erschienen. dotieren DAAD-Preis. Der Deutsche Aka-
logie anfertigte. demische Austauschdienst würdigt da-
Am Ende des 25. Jahreskongresses der mit die sehr guten Leistungen Karailie-
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- Deutschen Gesellschaft für Implantolo- vas, die inzwischen ihr praktisches Jahr
zahnheilkunde vergab gleich zwei Prei- gie im November in Dresden wählte eine absolviert, und vor allem ihr außerge-
se an Dr. Yvonne Wagner vom Zentrum Tagungspreiskommission die besten Vor- wöhnliches Engagement auf interkul-
für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde. träge. Im Bereich Grundlagenforschung turellem Gebiet.
Für eine Studie zur Gesundheitsberatung
von Wöchnerinnen in Vorarlberg als ef-
fektiven kommunalen Präventionsansatz
erhielt die Zahnärztin an der Poliklinik für
Präventive Zahnheilkunde und Kinder-
zahnheilkunde den Oral-B-Prophylaxe-
preis. Die Vorstellung des Jenaer Präven-
tionsprogramms „Vorsorge vor der Sor-
ge“ wurde auf dem Deutschen Zahnärz-
tetag mit einem Vortragspreis ausge-
zeichnet.

Prof. Dr. Bernhard Strauß, Direktor des


Instituts für Psychosoziale Medizin und
Psychotherapie, wurde in das Fachkol-
legium „Differentielle Psychologie, Kli-
nische Psychologie, Medizinische Psy-

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Forschung

Fortschritte in der Tumorforschung

Einen interessanten Einblick in die For-


schungsaktivitäten der verschiedenen
Arbeitsgruppen und eine ausgezeich-
nete Möglichkeit des Austauschs in-
novativer Ideen bot die 4. Forschungs-
konferenz der Abteilung für Hämato-
logie und Internistische Onkologie der
Klinik für Innere Medizin II. Die Ver-
anstaltung fand am 15. Oktober 2011
im Alten Schloss Dornburg statt und
wurde vom Direktor der Abteilung,
Prof. Dr. Andreas Hochhaus, eröffnet.
Anschließend stellten die Arbeits-
gruppen aktuelle Untersuchungen
und Forschungsergebnisse zur Diskus-
sion.

Nach den Übersichtsreferaten der Ar- 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen an der Forschungskonferenz der Abteilung
beitsgruppenleiterinnen und -leiter prä- Hämatologie und Internistische Onkologie in Dornburg teil Foto: KIM II
sentieren traditionell Nachwuchswis-
senschaftler ihre Arbeiten. Untersuchun- Chronischen Myeloischen Leukämie derungen genutzt. Diese können An-
gen zur Flt3-abhängigen Signaltrans- (CML) zu erwähnen. griffspunkte für innovative Therapien
duktion (Signalübertragung) wurden Einen der Schwerpunkte bildete in die- werden. Bei der CML hilft dieses Verfah-
ebenso vorgestellt wie die Kommunika- sem Jahr die vertiefende Vorstellung der ren, neue Mutationen zu identifizieren
tion von Wnt- und BMP-Signalwegen in der Abteilung zur Verfügung stehen- und die minimale Resterkrankung bei
beim Multiplen Myelom. den modernen Diagnostikverfahren. So Patienten effizienter zu kontrollieren.
Ein wesentlicher Teil der wissenschaft- wird die „Next-Generation“-Sequenzie- Zum Nachweis bekannter, eng begrenz-
lichen Tätigkeit der Abteilung ist der rung (454-Sequenzierung) bei myelo- ter genetischer Veränderungen (bspw.
translationalen Forschung, der Übertra- dysplastischen und myeloproliferativen einzelner Basenaustausche) aber auch
gung von Erkenntnissen der Grundla- Erkrankungen (Verdrängung des gesun- epigenetischer Variationen (nicht ver-
genforschung in die klinische Anwen- den Knochenmarks durch die vermehr- erbbare genetische Beeinflussung von
dung, gewidmet. In diesem Zusammen- te Bildung kranker Zellen) zum Auffin- Zelleigenschaften) wird eine spezielle
hang sind ganz besonders Studien zur den neuer seltener genetischer Verän- Form der DNA-Sequenzierung, die Py-
rosequenzierung, eingesetzt. Hier sind
vor allen die Untersuchungen zur Me-

Prof. Hochhaus steht Thüringischer


thylierung regulatorischer Elemente der
Gene von Wachstumsfaktoren zu nen-

Krebsgesellschaft vor
nen, die beim Lungen- und Mammakar-
zinom fehlreguliert werden.
Eine große Herausforderung für die On-
Prof. Dr. Andreas Hochhaus, Direktor Krebsvorsorge und -behandlung ein- kologie stellt die Heterogenität von Tu-
der Abteilung Hämatologie und Inter- schließlich der Qualitätssicherung so- moren dar. Tumorzellen mit Stammzell-
nistische Onkologie der Klinik für In- wie die flächendeckende Beratung al- eigenschaften werden als Motoren der
nere Medizin II am UKJ und Direktor ler Betroffenen und Angehörigen. Entwicklung und der Aggressivität von
des UniversitätsTumorCentrums Jena, Die kooperative Versorgung von Pati- Tumorerkrankungen angesehen. Um die-
wurde zum neuen Vorsitzenden der enten mit Krebserkrankungen ist in se Zellen auf Einzelzellniveau zu analy-
Thüringischen Krebsgesellschaft ge- Thüringen gut entwickelt. Deren Be- sieren, steht uns ein Mikroskop-basier-
wählt. Dem neuen Vorstand gehören treuung erfolgt heute meist im multi- tes halbautomatisches System zur Ver-
auch Frau Dr. Busch (Mühlhausen), Dr. disziplinären Team unter enger Einbe- fügung, das die Identifizierung, die Se-
Beintker (Nordhausen) PD Dr. Hart- ziehung des Hausarztes. Symptomati- lektion und den gerichteten Transfer für
mann (Jena), Prof. Dr. Baum (Bad Ber- sche Maßnahmen spielen eine ebenso die weitere molekulare Analyse erlaubt.
ka) und Prof. Dr. Stier (Erfurt) an. große Rolle wie innovative Therapien, Vor allem zirkulierende Tumorzellen
Hauptziele der Thüringischen Krebs- die im Rahmen klinischer Studien an- können so in größerer Zahl studiert wer-
gesellschaft sind die Optimierung der geboten werden. den.
Dr. Joachim Clement

22 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Forschung

Wirksamer Grippeimpfstoff für die Kleinsten


Jenaer Virologen an internationaler Studie beteiligt
Wissenschaftler aus Tampere, Mainz, Öl-in-Wasser-Emulsion, erhöht die Im- stoff enthaltenen Virusvarianten hat-
Jena und Marburg konnten jetzt in mun-Antwort und wird seit über 10 Jah- ten.“ Mehrere Tausend Nasen- und Ra-
einer internationalen multizentrischen ren in Impfstoffen vor allem für ältere chenabstrich-Proben werteten die Je-
Doppelblindstudie erstmals die Wirk- Erwachsene eingesetzt. naer Virologen um Prof. Wutzler und
samkeit eines gut verträglichen Grip- In die Phase-III-Studie wurden mehr als seinen Kollegen Prof. Roland Zell aus.
pe-Impfstoffes für Säuglinge und 4700 Säuglinge und Kinder im Alter
Kleinkinder nachweisen. Der Impfstoff zwischen sechs und 72 Monaten aus Im Ergebnis erkrankten die Kinder, die
könnte in der nächsten Impfsaison Deutschland und Finnland einbezogen. den adjuvantierten Impfstoff erhielten,
eingesetzt werden. Ihre Ergebnisse ver- Sie wurden zunächst nach dem Zufalls- signifikant seltener an der echten Grip-
öffentlichten die Mediziner jetzt im prinzip in drei Gruppen geteilt und er- pe als die Teilnehmer der beiden Kon-
renommierten New England Journal hielten zweimal im Abstand von 28 Ta- trollgruppen. Impfreaktionen wie Fieber
of Medicine. gen eine Impfung, entweder mit dem oder Verdauungsbeschwerden traten in
adjuvantierten, also dem ergänzten allen drei Gruppen etwa gleich stark auf.
Mit Erkrankungsraten bis zu 30 Prozent Impfstoff, mit einem normalen, nicht- Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wis-
sind kleine Kinder von den jährlichen adjuvantierten Grippeimpfstoff oder mit senschaftler jetzt im hoch angesehenen
Influenza-Infektionswellen stark betrof- einem Kontroll-Impfstoff, der nicht ge- New England Journal of Medicine. „Mit
fen und tragen auch entsprechend stark gen Influenza immunisiert. Anschlie- diesem Impfstoff können wir Säuglinge
zur Verbreitung der Grippe bei. Bisher ßend wurden die kleinen Probanden ab sechs Monaten und Kleinkinder wirk-
erwiesen sich Schutzimpfungen in die- engmaschig auf Symptome einer Grip- samer als bisher vor Influenza schützen
ser Altersklasse aber als nicht so effizi- pe überwacht. und die in dieser besonders gefährde-
ent wie bei Erwachsenen. „Zeigten sich solche Symptome, dann ten Altersgruppe sehr hohen Erkran-
identifizierten wir in unseren Labors kungsraten deutlich senken“, so Profes-
Wissenschaftler der Universitätskliniken mittels molekularbiologischer Diagnos- sor Peter Wutzler. vdG
in Tampere, Mainz und Jena und der tik die Erreger“, beschreibt Prof. Dr. Pe-
Novartis Impfsparte in Marburg unter- ter Wutzler, Direktor des Instituts für Vi- Originalliteratur:
suchten in den Wintern 2007/2008 und rologie und Antivirale Therapie am Uni- Timo Vesikari, M.D., Markus Knuf, M.D., Peter
Wutzler, M.D., Aino Karvonen, M.D., Dorothee
2008/2009 die Wirksamkeit und Ver- versitätsklinikum Jena, den Jenaer An- Kieninger-Baum, M.D., Heinz-Josef Schmitt,
träglichkeit eines mit dem Impfverstär- teil. „So konnten wir Kinder, die trotz M.D., Frank Baehner, M.D., Astrid Borkowski,
ker MF59 ergänzten Grippeimpfstoffes der Impfung an Grippe erkrankten, von M.D., Theodore F. Tsai, M.D., and Ralf Clemens,
M.D. Oil-in-Water Emulsion Adjuvant with
bei Säuglingen und Kleinkindern. Die- solchen Kindern unterscheiden, die In- Influenza Vaccine in Young Children, N Engl
ser gut verträgliche Impfverstärker, eine fektionen mit anderen, nicht im Impf- J Med 2011; 365:1406-1416

www.uniklinikum-jena.de 23
Forschung

Bilder für die Medizin


Mediziner und Naturwissenschaftler diskutierten auf ZeMOP-
Symposium

„Hält man die Hand zwischen den Ent- nutzt man die Tatsache aus, dass Rönt- differenzieren. „Die anatomische Dar-
ladungsapparat und den Schirm, so genstrahlen von verschiedenen Gewe- stellung übertrifft den mit konventio-
sieht man die dunkleren Schatten der ben des Körpers verschieden stark ab- nellen Verfahren erreichbaren Kontrast
Handknochen in dem nur wenig dunk- sorbiert und die Intensitätsunterschie- deutlich, wodurch sich die Bildgebung
len Schattenbild der Hand“, beschrieb de der den Körper durchdringenden bei Alterungsvorgängen und anderen
Wilhelm Conrad Röntgen 1895 seine
bahnbrechende Entdeckung. Der erste
Schritt auf dem Gebiet der Bildge-
bung in der Medizin war gemacht.
Heute nutzen Mediziner und Lebens-
wissenschaftler neben Röntgenstrah-
len auch Magnetfelder, Ultraschall
und die Fluoreszenz, um Einblicke in
die Anatomie und die Stoffwechsel-
vorgänge im Körper zu erhalten. Der
Bildgebung in der Medizin widmete
sich im November 2011 ein Sympo- Tract-Density-Karte von Faserbahnen der weißen Substanz
im Gehirn (l.). Magnetische Suszeptibilitätskarten des Ge-
sium des Zentrums für Medizinische hirns (r.) helfen, Blutungen und Kalkablagerungen exakt
Optik und Photonik (ZeMOP) an der und sicher zu differenzieren Abb.: AG Medizinische Physik
Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Röntgenstrahlung dargestellt werden. Erkrankungen des Gehirns, die mit Ver-
„In unserem Ende 2010 gegründeten „Zur Bildgebung lässt sich jedoch auch änderungen der Eisenverteilung im Ge-
Zentrum arbeiten Wissenschaftler der der Wellencharakter des Röntgenlich- hirn verbunden sind, erheblich verbes-
Chemisch-Geowissenschaftlichen, der tes nutzen, indem Phasenverschiebun- sert“, betonte Prof. Reichenbach, der ein
Physikalisch-Astronomischen und der gen, die durch das Gewebe hervorge- weiteres Projekt der Arbeitsgruppe, die
Medizinischen Fakultät zusammen. Um rufen werden, visualisiert werden“, be- Optimierung der Faserbahndarstellung
den Austausch von Forschungsergeb- richtete Dr. Klaus Achterhold, der neue bei der Diffusions-Tensor-Bildgebung
nissen und Wissen zwischen den Arbeits- Entwicklungen zur Phasenkontrast- (DTI), vorstellte. Die DTI macht die Lage
gruppen zu fördern und die Zusammen- Röntgenbildgebung aus der Arbeits- der Faserbahnen in der weißen Hirnsub-
arbeit der Fakultäten zu unterstützen, gruppe des Leibniz-Preisträgers Prof. Dr. stanz, welche die verschiedenen Berei-
veranstaltet das ZeMOP in regelmäßi- Franz Pfeiffer von der Technischen Uni- che des Gehirns wie „Autobahnen“ ver-
gen Abständen Symposien zu Schwer- versität München vorstellte. Die Verfah- binden, sichtbar, was unter anderem bei
punktthemen aus dem Bereich der me- ren der Arbeitsgruppe erlauben eine
dizinischen Optik, an denen Experten dreidimensionale Darstellung von Orga-
unserer Universität und anderer Hoch- nen mit einer bislang unerreichten Auf-
schulen teilnehmen“, berichtet der Lei- lösung, was Dr. Achterhold mit ein-
ter der AG Biomolekulare Photonik am drucksvollen Rekonstruktionen de-
UKJ und Geschäftsführer des ZeMOP, monstrierte.
Prof. Dr. Christoph Biskup. Themen der
bisherigen Veranstaltungen waren die Über neue Bildgebungstechniken mit-
Mikroskopie und die Ophthalmoskopie, tels Magnetresonanztomographie infor-
nun folgte – mit Wissenschaftlern aus mierte der Leiter der Arbeitsgruppe Me-
Aachen, München und Jena – die Bild- dizinische Physik am Institut für Diag-
gebung. nostische und Interventionelle Radio-
logie I des UKJ, Prof. Dr. Jürgen R. Rei-
Das farbkodierte Falschfarbenbild
Auf Röntgenstrahlen basieren zahlrei- chenbach. Eines dieser neuen Verfah- zeigt die Anwesenheit von D5E 3-Inte-
che bildgebende Verfahren in der Me- ren, die quantitative Suszeptibilitätskar- grin an, ein Protein, das in Tumoren,
die Blutgefäße ausgebildet haben, im
dizin. Bei der Röntgenaufnahme wie tierung, hilft, Blutungen und Kalkabla- Übermaß entsteht
auch bei der Computertomographie (CT) gerungen im Gehirn exakt und sicher zu Abb.: AG Experimentelle Radiologie

24 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Forschung/Patientenbrief

der Diagnostik von Tumoren, Fehlbil-


dungen, neurologischen und psychia-
trischen Krankheiten sowie Hirnrei-
Dank an das Team von Prof. Settmacher
fungsprozessen von Bedeutung ist.
„Mit Hilfe eines neuen Verfahrens, des Vor, während und nach der
Tract Density Imaging, wollen wir Ge-
naueres über die Dichte dieser Faser- Transplantation bestens betreut
bahnen bei Gesunden und Menschen
mit Erkrankungen des Gehirns erfahren. Am 19. September erhielt ich nach fast
Außerdem arbeiten wir daran, die Fa- fünf Jahren Wartezeit eine Spender-
serbahnextraktion zu automatisieren“, leber. Die Transplantation unter der
erläuterte Prof. Reichenbach, der ab- Leitung von Frau OA Dr. Bauschke ver-
schließend über neue Verfahren zur ge- lief komplikationslos. Nach wenigen
naueren Lokalisierung von Hirnaktivi- Tagen auf der Intensivstation wurde
täten und zur exakteren Bestimmung ich auf die Station 130 verlegt. Alle
von Gefäßgrößen im Gehirn informier- Ärzte, Schwestern und Pfleger haben
te. mich bestens betreut und waren immer
für mich da, ganz gleich, welches An-
Doch nicht nur leistungsfähigere Gerä- liegen ich hatte.
te, auch bessere Kontrastmittel und Mein weiterer Dank gilt der LTX-
Sonden tragen dazu bei, präzisere In- Sprechstunde. Frau OA Dr. Malessa
formationen über anatomisch-morpho- sowie die Schwestern Sandra und Su- Foto: Szabó
logische Veränderungen bei gut- und sann haben mich schon vor der Trans-
bösartigen Erkrankungen zu erhalten. plantation hervorragend betreut und Deshalb möchte ich allen Mitarbeitern
„Wenn die ersten klinischen Symptome immer ein offenes Ohr für meine Fra- der Uniklinik Jena, die zu meiner
sichtbar werden, ist der Krankheitsver- gen und Probleme gehabt. Und das schnellen Genesung beigetragen ha-
lauf allerdings bereits weit fortgeschrit- ist auch jetzt – nach der Transplanta- ben, von ganzem Herzen danken!
ten, wesentlich wirkungsvoller wäre es tion – noch der Fall.
deshalb, die Krankheiten schon vor de- Mir geht es sehr gut, und darüber sind Transplantationspatient
ren sichtbaren Auftreten zu diagnosti- meine Familie und ich sehr glücklich!! Wolfgang Thümmler
zieren. Denn jede Erkrankung ist bereits
im Frühstadium mit Veränderungen ver-
bunden, die sich auf der molekularen
Ebene manifestieren“, sagte die Leiterin
der Arbeitsgruppe Experimentelle Ra-
diologie am Institut für Diagnostische
und Interventionelle Radiologie I, Prof.
Dr. Ingrid Hilger, die, wie ihr Kollege Prof.
Dr. Fabian Kiessling vom Universitäts-
klinikum Aachen, während des Sympo-
siums über die Möglichkeit der mole-
kularen Diagnostik referierte. Auf diese
Weise könnten mittels Magnetreso-
nanztomographie oder Ultraschall und
mit Hilfe moderner Kontrastmittel, an
deren Entwicklung die Arbeitsgruppe
ebenfalls beteiligt ist, zahlreiche Erkran-
kungen zum frühestmöglichen Zeit-
punkt nachgewiesen werden. „Wenn es
gelingt, die molekularen Nachweisme-
thoden aus der Laborforschung auf die
bildgebende in-vivo-Diagnostik zu
übertragen, wird das den Ärzten einen
enormen Zeitvorsprung verschaffen und
auch das Therapiemonitoring – vor al-
lem im Hinblick auf die Wirksamkeit von
Medikamenten – deutlich verbessern“,
betonte Prof. Hilger. mv

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GesundheitsUni

Auf mehrere Schultern verteilen


Überforderung durch Dauerbelastung hilft weder den Kranken
noch den häuslich Pflegenden

In einer Softwarefirma ist ein Mitar-


beiter tätig, der jeden Tag pünktlich
auf die Minute zur Arbeit kommt und
seinen Arbeitsplatz ebenso pünktlich
verlässt. Das ist in dieser Branche eher
unüblich, und schon bald beginnt man
im Kollegenkreis darüber zu reden.
Doch der Mitarbeiter erklärt sich
nicht, und schließlich kündigt er. Spä-
ter wird bekannt, dass der Software-
experte über Monate seine krebs-
kranke Frau pflegte. „Hätte er dies
seinem Arbeitgeber und seinen Kolle-
gen anvertraut, wäre höchstwahr-
scheinlich eine Lösung gefunden wor-
den, denn Familienfreundlichkeit ist
heute in vielen Betrieben ein wichti-
ger Teil der Unternehmensphiloso-
phie“, sagt Christiane Ritschel.

Die Krankenschwester und Diplom-Pfle-


gewirtin spricht aus der Erfahrung von Christiane Ritschel (r.) und Angela Börner beraten im Pflegestützpunkt Jena in der Goethe-
mehr als 2000 Beratungsgesprächen im Galerie Pflegebedürftige und deren Angehörige Foto: Vöckler
Pflegestützpunkt Jena und räumt gleich
zu Beginn der Abendvorlesung „Pflege- le einer Berufstätigkeit nicht immer für schen werden müssen – auch in die In-
bedürftigkeit. Was bedeutet das für Be- den Pflegebedürftigen da zu sein, blei- timsphäre eindringen zu lassen.
troffene und Angehörige?“ mit dem ben da nicht aus. Zu klären sind aber
Vorurteil auf, pflegebedürftige Men- auch zahlreiche organisatorische Fra- All dies ist mit Problemen und Ängsten
schen hätten in ihren Familien keinen gen, die Zeit und Nerven kosten“, er- verbunden und kann auf Seiten der Pfle-
Platz und würden schnellstmöglich in läutert Christiane Ritschel. genden bis zu seelischem Ausgebrannt-
ein Pflegeheim „abgeschoben“. Das Ge- Auch viele Betroffene leiden unter die- sein und körperlicher Erschöpfung füh-
genteil ist der Fall. Mehr als zwei Drittel ser Situation. Menschen, die ihr Leben ren. „So weit sollte man es auf keinen
(2009: 69 Prozent) der über 2,3 Millio- stets gemeistert und jahrzehntelang Fall kommen lassen, denn es gibt Hilfe
nen Pflegebedürftigen, die Leistungen gearbeitet haben, sind plötzlich un- und Unterstützung. Für pflegende An-
aus der Pflegekasse erhalten, werden selbstständig und weitgehend oder gehörige, die eine Auszeit benötigen
zuhause und 1,07 Millionen sogar aus- sogar vollständig auf Hilfe angewiesen. oder in den Urlaub fahren wollen, be-
schließlich von ihren Angehörigen be- Körperliche oder geistige Einschrän- steht bspw. die Möglichkeit der Kurz-
treut. Das zeigt, dass die familiären Bin- kungen zwingen sie, vom gewohnten zeitpflege in einem Pflegeheim“, erläu-
dungen wesentlich enger sind, als viel- Leben Abschied zu nehmen. Viele füh- tert Christiane Ritschel und verweist
fach vermutet. len sich nutz- und wertlos. Das ist vor darauf, dass es neben der ambulanten
allem für jüngere pflegebedürftige Pflege auch die Möglichkeit der Tages-
Doch die häusliche Pflege ist auch mit Menschen ein großes Problem. Bei Äl- und in einigen Städten (bisher aller-
Problemen verbunden. „Die Pflege teren, die keine Angehörigen haben und dings noch nicht in Jena) sogar der
schwer kranker bzw. sehr alter Erwach- zwei oder dreimal am Tag vom ambu- Nachtpflege gibt. „Das ist bei Demenz-
sener ist eine Tätigkeit, auf die die An- lanten Pflegedienst betreut und versorgt kranken besonders wichtig, weil diese
gehörigen nicht vorbereitet sind und werden, besteht zudem die Gefahr ei- häufig die Tageszeiten ‚verwechseln‘.
die eigentlich eine Aufgabe von Fach- ner zunehmenden Vereinsamung. Ganz Dies führt zu einer erhöhten nächtlichen
kräften ist. Ängste, nicht alles perfekt und gar ungewohnt ist es für viele, Frem- Aktivität und ist für die betreuenden
zu machen, und Schuldgefühle, im Fal- de in ihre Privat- und – wenn sie gewa- Angehörigen, besonders wenn diese

26 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Ausbildung

berufstätig sind, außerordentlich belas- krank ist und bei fortschreitender Er- Kranken noch dem Pflegenden hilft“,
tend.“ krankung auf eine 24-Stunden-Betreu- betont Christiane Ritschel. „Verteilen Sie
ung angewiesen sein wird“, sagt Chris- deshalb die Arbeit möglichst auf meh-
Demenz ist ohnehin das beherrschende tiane Ritschel. rere Schultern, holen Sie sich Rat und
Thema im Pflegestützpunkt Jena. Annä- Eine solche Rund-um-die-Uhr-Betreu- nehmen Sie Hilfe an. Es gibt in Jena eine
hernd jede zweite Beratung dreht sich ung ist durch einen ambulanten Pfle- Vielzahl von Angeboten, auch die Un-
um diese Erkrankung, die sich schlei- gedienst nicht zu leisten, und deshalb terstützung durch Ehrenamtliche und
chend entwickelt und sowohl von den werden zuhause betreute Demente Selbsthilfegruppen ist hier sehr gut or-
Betroffenen als auch von den Angehö- vornehmlich durch Angehörige ver- ganisiert. Und berichtet man Bekann-
rigen lange Zeit nicht wahrgenommen sorgt, die dabei häufig selbst überfor- ten, Freunden, Nachbarn oder Kollegen
wird. „Eine Demenz sieht man nicht, und dert sind. Das führt dazu, dass sich viele von seinen Problemen – der Arbeitsge-
deshalb fällt es auch so schwer, zu be- pflegende Angehörige mehr und mehr ber sollte in solchen Fällen stets infor-
greifen, dass die Mutter, der Vater oder aus dem sozialen Leben zurückziehen. miert sein – staunt man mitunter, wie
ein anderer Angehöriger, der sich äu- „Am Ende entsteht eine Überforderung viel Hilfe und Unterstützung man erhält.“
ßerlich nicht verändert hat, so schwer durch Dauerbelastung, die weder dem mv

Anschluss an die Realität im Berufsalltag


Direct View Speicherfoliensystem des UKJ verbessert Ausbildung
Medizinisch-technischer Radiologieassistenten an der SBBS Jena

„Arbeiten in ‚dunklen Kammern mit Rot-


licht‘ sind an unserer Schule jetzt die
Ausnahme. Mit der Inbetriebnahme des
Direct View Speicherfoliensystems ha-
ben wir nun auch in der Ausbildung von
Medizinisch-technischen Radiologieas-
sistenten den Anschluss an die Realität
im Berufsalltag nahezu hergestellt“, sag-
te die Leiterin der Fachrichtung MTA-
Radiologie an der SBBS für Gesundheit
und Soziales Jena, Ursula Klingebiel,
während der Inbetriebnahme eines Sys-
tems für die digitale Verarbeitung von
Röntgenaufnahmen mittels Speicher-
folienradiographie im Oktober 2011.
Das fünf Jahre alte Gerät aus dem Insti-
tut für Diagnostische und Interventio-
nelle Radiologie am Universitätsklinikum Kathrin Leonhardi, Lehrerin in der Fachrichtung Radiologie, erläutert das
Jena wurde der Schule auf der Basis ei- Direct View Speicherfoliensystem Foto: SBBS Gesundheit und Soziales
nes Leihvertrages zur Verfügung gestellt.

Schulleiterin Andrea Veit dankte dem Geschäftsbereich Betreibung und Be- „Weiter gestiegen sind mit der Inbetrieb-
Initiator des Förderprojektes, dem Vor- schaffung des UKJ sowie dem Strahlen- nahme des neuen Speicherfoliensystems
standsvorsitzenden des Strahlenschutz- schutzseminar in Thüringen e. V., das die Qualität und Attraktivität der Ausbil-
seminars in Thüringen e. V. und Strah- die Generalüberholung und Versetzung dung junger Medizinisch-technischer
lenschutzbevollmächtigten des UKJ, Dr. des Gerätes sponserte. Ausgewählte Radiologieassistenten an unserer Schu-
Marcel Scheithauer, der der Berufsschu- Schülerinnen und Schüler der SBBS le, einem deutschlandweit nachgefrag-
le seit vielen Jahren durch nebenamtli- demonstrierten die Anfertigung einer ten Beruf, der technisch interessierte Jun-
che Lehrtätigkeit und persönliches En- Röntgenaufnahme am Phantom sowie gen und Mädchen gleichermaßen an-
gagement verbunden ist. Ebenso dem deren digitale Bildverarbeitung. spricht“, freute sich Ursula Klingebiel. mv

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Zu Gast am Klinikum

Viele Freunde wieder getroffen


Humboldt-Stipendiat Dr. Lei Fang arbeitet ein halbes Jahr am UKJ

Nur einen Augenblick muss sich die


kleine weiße Ratte in dem achtarmi-
gen Labyrinth orientieren, dann weiß
sie, was zu tun ist und macht sich auf
Futtersuche. Nach etwas mehr als 20
Sekunden hat der Nager eine Fut-
terstelle nach der anderen gefunden.
Die Aufgabe ist gelöst, jetzt schaut
er neugierig Richtung Kamera.

„Geben wir den Tieren vor dem Versuch


ein Medikament, das die Symptome ei-
ner Alzheimer-Demenz hervorruft, rea-
gieren sie deutlich langsamer, auch ihr
Gedächtnis ist beeinträchtigt. Sie benö-
tigen dann wesentlich mehr Zeit und
machen viele Fehler, weil sie die Arme
des Labyrinths nicht in der richtigen Rei-
henfolge oder wiederholt besuchen“, Dr. Lei Fang mit der Chemisch-technischen Assistentin Annegret Berthold und Prof. Christian
erläutert Prof. Dr. Christian Fleck. Erhal- Fleck Fotos: Vöckler
ten sie eine Substanz, die diesen Effekt
wieder aufhebt, sind sie fast wieder die Supervisor, einen ausgezeichneten wis- unter anderem in Hamburg bei einem
Alten und finden – bei maximal ein bis senschaftlichen Betreuer“, freut sich Lei Treffen der Humboldt-Stipendiaten, in
zwei Fehlern – alle Futterplätze in etwa Fang, der sich am Institut sehr wohl Frankfurt, Heidelberg, München, Bonn
einer Minute. fühlt, „weil die Mitarbeiter sehr freund- und Köln.“ Auch ein Abstecher nach
lich sind und meine Arbeit unterstützen. Regensburg ist geplant.
Entwickelt hat die Substanz, aus der Auch die Jenaer mag ich sehr, ebenso die „Das Humboldt-Stipendium und der
vielleicht einmal ein Medikament gegen Stadt und die schöne Natur. Obwohl sie Aufenthalt in Jena sind sehr wichtig für
Alzheimer hervorgehen wird, Dr. Lei für chinesische Verhältnisse für eine Uni- meine persönliche Entwicklung und
Fang, der seit Oktober für ein halbes Jahr versitätsstadt eigentlich sehr klein und meine weitere wissenschaftliche Kar-
am Jenaer Institut für Pharmakologie ganz anders als Nanjing ist“, schmunzelt riere“, betont der 32-Jährige, der hofft,
und Toxikologie tätig ist. Der junge Wis- Dr. Fang, der bei seiner Rückkehr nach einmal als Hochschullehrer in China,
senschaftler stammt aus der ostchine- Jena viele Freunde – Deutsche und Chi- „wo sich nicht nur die Wirtschaft, son-
sischen Millionenstadt Nanjing. Hier hat nesen – wieder getroffen hat. dern auch die Wissenschaft in den letz-
er an der China Pharmaceutical Univer- ten Jahren rasant entwickelt hat“, oder
sity Pharmazie und Klinische Chemie Selbstverständlich hat er sich während im Ausland zu arbeiten. „Und dabei“, so
studiert. „In den Jahren 2006 bis 2008 seiner beiden Jena-Aufenthalte auch in Lei Fang, „helfen mir meine Forschungs-
war ich erstmals außerhalb Chinas tä- der „Umgebung“ umgeschaut: „Ich war aufenthalte in Jena.“ mv
tig. Ich habe am Pharmazeutischen In-
stitut der Friedrich-Schiller-Universität
gearbeitet und meine Doktorarbeit ge-
schrieben“, sagt Dr. Fang, der 2006 bis
2008 ein Stipendium der Alexander von
Humboldt-Stiftung erhielt.
Zurück in Nanjing, synthetisierte er die
Substanz, die er nun am Institut für
Pharmakologie und Toxikologie testet Wo geht es wei-
und weiterentwickelt. „Ich habe hier ter im Labyrinth?
Die kleine Ratte
hervorragende Arbeitsmöglichkeiten kennt sich aus.
und mit Prof. Fleck, meinem Humboldt-

28 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Mosaik

Empfehlung aus der Patientenbibliothek

Wer träumt nicht ab und zu davon, an eine neue gesellschaftliche Schicht he- gen. Mit den Augen eines Kindes ent-
einem anderen Ort zu sein, zu einer an- rauszubilden. Ihr Zentrum sind die frei- deckt der wiederum Barcelona für sich,
deren Zeit zu leben, und so vielleicht en Städte wie Barcelona und Valencia wobei ihn seine Schritte immer wieder
dem eigenen Schicksal entgehen zu in Spanien, oder beispielsweise Genua zu Santa Maria del Mar, zur Kathedrale
können. Ein Wunsch, der sich, wie man des Meeres, lenken. Seit einiger Zeit läuft
immer wieder feststellen muss, nicht rea- dort das Vorhaben aus der kleinen Kir-
lisieren lässt und der eine gewisse Frus- che ein größeres, imposanteres Gebäu-
tration auslösen kann. Ein Angebot de zu machen.
macht an dieser Stelle die Literatur, die
zwar auch nicht die eigene Existenz ab- Arnauds „Karriere“ beginnt damit, dass
ändern kann, aber doch die Möglich- er den Trägern, welche die Steine für
keit gibt, das Experiment einmal zu wa- den Bau herbeischaffen, Wasser reicht.
gen und zu überlegen, wie es wäre, an Schließlich wird er selber einer dieser
einem anderen Ort und zu einer ande- Bastaixos, die in einer eigenen Zunft or-
ren Zeit zu leben. ganisiert sind und in der Stadt hohes
Ansehen genießen. Fünfundfünfzig Jah-
Solch ein Versuch ist der Roman „Die re soll der Bau der Kathedrale dauern,
Kathedrale des Meeres“. Der spanische deren Türen auch heute noch jedem
Schriftsteller Ildefonso Falcone entführt Besucher Barcelonas offenstehen.
seine Leser in das 14. Jahrhundert und In dieser Zeit, die auch für Barcelona
lässt sie dort am bewegten Leben von eine Zeit großer Irrungen und Wirrun-
Arnau Estanyol teilhaben. Der Roman gen ist, gelingt es Arnaud schließlich bis
gibt Einblick in eine interessante Epo- in die Position des Seekonsuls aufzu-
Ildefonso Falcones Roman „Die Kathed-
che der europäischen Geschichte und rale des Meeres“ entführt den Leser in steigen.
erzählt vom Aufstieg Barcelonas zu ei- das mittelalterliche Spanien
ner der mächtigsten Handelsstädte am Ildefonso Falcone zeichnet Arnaus Le-
Mittelmeer. und Venedig in Italien. Deren Wohl- bensweg emphatisch, aber auch span-
stand liegt zuallererst im Handel be- nend nach. Mit Hilfe einer einfachen und
Arnaus Leben beginnt mit einem Gewalt- gründet und auf diese Weise gelingt es klaren Sprache gelingt es ihm, die ferne
akt: Bei der Hochzeit seiner Eltern setzt ihnen, sich zahlreiche Privilegien zu ver- Epoche mit ihren vielfältigen Schick-
deren Lehnsherr das „Recht der ersten schaffen, von denen ihre Bürger profi- salen zum Leben zu erwecken und so
Nacht“ durch. Damit bleibt das Verhält- tieren. Eines lautet, dass derjenige, dem den Leser in diese fremde Welt hinein-
nis des jungen Paares für immer gestört. es gelingt, ein Jahr und einen Tag in der zuziehen. Auch der historische Gehalt
Die Willkür des adligen Herrschers über Stadt zu überleben, ohne von seinem des Buches sei erwähnt. Falcone orien-
seine Untertanen erreicht ein Maß, dass Herrn zurückgeholt zu werden, zum voll- tiert sich in seiner Darstellung ziemlich
sich Arnaus Vater zu wehren beginnt. wertigen Bürger erklärt wird und damit präzise an den konkreten historischen
Nachdem er sich dessen Anweisungen auch seinen alten Status als Leibeige- Umständen, so dass die Lektüre des Ro-
offen widersetzt hat, bleibt ihm nichts ner verliert. mans auch eine Geschichtsstunde der
anderes als die Flucht. Sein Land und besseren Art ist.
seine Habe zurücklassend und seinen Auf diese Zusage gründet sich auch die
kleinen Sohn im Gepäck, macht er sich Hoffnung von Arnaus Vater, als er be- Historische Romane, aber auch Krimis,
auf den Weg nach Barcelona, wo er auf ginnt, sich in Barcelona durchzuschla- Sachbücher und eine Auswahl an Klas-
einen Neuanfang hofft. gen. Tatsächlich muss er wieder ganz sikern finden Sie in der Patientenbibli-
von vorn anfangen, er kann sich allein othek. Wir würden uns freuen, Sie dort
Falcone siedelt seinen Roman an der auf die Hilfe seiner Schwester verlassen, begrüßen zu dürfen.
Schwelle zur Neuzeit an. Immer noch die auch in der Stadt wohnt. Der Vater
liegt die zentrale Macht in den Händen nimmt eine Arbeit in der Töpferei seines
der Kirche und des Adels mit dem König Schwagers an, wodurch es ihm zu- Gudrun Türk
an der Spitze. Gleichzeitig beginnt sich mindest gelingt, seinen Sohn zu versor- Kulturelle Patientenbetreuung

www.uniklinikum-jena.de 29
Mosaik

Schöne Bescherung in der Kinderchirurgie

Stellvertretend für die Patienten der


Klinik für Kinderchirurgie nahmen die
Berliner Zwillinge Michelle und Fabien-
ne (5) am 15. Dezember 2011 die Weih-
nachtsüberraschung von Ortsteilbür-
germeister Volker Blumentritt und der
Linimed GmbH in Empfang: Zwei Hoch-
stühle für die Kleinsten, Spiele und Sü-
ßigkeiten. Seit fünf Jahren engagiert sich
Volker Blumentritt auf diese Weise für
die kleinen Patienten. „Es macht mir
große Freude, anderen eine Freude zu
machen“, betonte er. Gefreut haben sich
neben den kleinen Patienten auch die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Klinik-
direktorin Prof. Felicitas Eckoldt be-
dankte sich für das Engagement für die
Kinderchirurgie, wo 2011 etwa 1200
Patienten stationär versorgt wurden. mv
Die Zwillinge Michelle und Fabienne, Prof.
Felicitas Eckoldt, Angela Hellmuth (stellver-
tretende Stationsleitung), Volker Blumentritt
und Anita Lüneberg (Linimed) während der
Bescherung Foto: Vöckler

30 Klinikmagazin Ausgabe 6/2011


Rätselseite

4. Aus welchem Herrscherhaus kommt 8.In welchem Jahr endete die mehr als
der russische Zar Peter der Große? 250-jährige Herrschaft der Mamlu-
Dynastien a Romanow ken-Sultane in Ägypten?
b Schuiski a 1517
1. Welcher Dynastie entstammt Fried- c Rurik b 1555
rich der Große, dessen Geburtstag sich 5. Welches französische Königshaus c 1683
am 24. Januar zum 300. Mal jährt? wurde 1589 von den Bourbonen ab- 9.Welcher von 221 bis 207 v. Chr. herr-
a Staufer gelöst? schenden Dynastie entstammten die
b Askanier a Burgund ersten chinesischen Kaiser?
c Hohenzollern b Capet a Qin
2. Die Könige welches Landes stellte von c Valois b Han
1714 bis 1901 das Haus Hannover? 6. Wie heißt das spanische Königshaus? c Tang
a Böhmen a Habsburg 10. Unter der Herrschaft welcher Dynas-
b Polen b Navarra tie wurde 705 die Moschee von Da-
c England c Borbon maskus fertiggestellt?
3. In welchem Jahr wurde mit August dem 7. Der wie vielte Tenno von Japan ist Kai- a Abbasiden
Starken ein Wettiner polnischer König? ser Akihito? b Umayyaden
a 1545 a 45. c Seleukiden
b 1697 b 85.
c 1712 c 125. (Auflösung S. 7 unten)

Who’s who?
Fast unbemerkt blieb das 1100. Krö-
Heft 100, Ausgabe 6/2011
nungsjubiläum des heute Gesuchten im
November 2011. Der „unbekannte Kö- Herausgeber: Klinikumsvorstand und För-
derverein des Universitätsklinikums Jena
nig“ wurde als Sohn eines fränkischen
Grafen geboren. 906 wurde er Herzog Redaktion: Bachstraße 18, 07743 Jena
von Franken und damit einer der ein- Dr. Matthias Vöckler (voecklers@aol.com)
flussreichsten Adligen im Ostfränkischen Dr. Uta von der Gönna, Öffentlichkeits-
Reich. Dessen König war zu jener Zeit arbeit Medizinische Fakultät
PD Dr. Michael Hartmann, Direktor der
der erst 13-jährige Sohn Kaiser Arnulfs antrat. Vor allem die Ungarn, die 910 Apotheke des Klinikums und Vorsitzender
von Kärnten, Ludwig IV., genannt das ein Heer unter der Führung König Lud- des Fördervereins des UKJ
Kind. wigs geschlagen hatten, bedrohten das Rita Hoenicke, Pflegedienstleiterin Klinik
für Kinder- und Jugendmedizin
Nach dessen frühen Tod wählte im No- Reich. Maria Lasch, Pflegedienstleiterin Klinik
vember 911 die Mehrheit der ostfränki- Der erste nicht-karolingische ostfrän- für Innere Medizin, Klinik für Herz- und
schen Herzöge nicht den westfränki- kische König starb im Dezember 918. Auf Thoraxchirurgie
schen König Karl den Einfältigen, son- dem Sterbebett soll er dem Sachsenher- Gabriele Stoschek, Büro Medizinischer
Vorstand
dern den Frankenherzog zum König, zog Heinrich die Königswürde angetra-
der seine Herrschaft in schwieriger Zeit gen haben. Layout: Klinisches Medienzentrum
Satz: Matthias Vöckler
Druck: Druckhaus Gera GmbH
Ihre Lösung schicken Sie an die In Heft 99 suchten wir:
Redaktionsschluss: 23. Dezember 2011
Redaktion KLINIKMAGAZIN Philipp Reis Dieses Heft wurde überwiegend aus Mit-
Bachstraße 18 teln des Fördervereins und Werbeeinnah-
07743 Jena Annett Wiesenburg aus Jena men finanziert und auf umweltfreund-
lichem Papier gedruckt.
oder an: voecklers@aol.com (Büchergutschein zu 40 €)
Redaktionsschluss nächste Ausgabe:
Unter den Einsendern mit der richtigen Hans-Joachim Franke Mitte Februar 2012
Lösung verlosen wir unter Ausschluss des Annegret Kaiser Die Beiträge geben Meinungen der Auto-
Rechtsweges einen Büchergutschein im und Sylvia Lind ren wieder und müssen nicht mit der
Wert von 40 € und drei Büchergutschei- (Büchergutschein zu je 10 €) Ansicht der Redaktion übereinstimmen.
Die Veröffentlichung unverlangt einge-
ne im Wert von je 10 €, die von der Jenaer wurden als Gewinner gezogen. sandter Manuskripte liegt im Ermessen der
Universitätsbuchhandlung Thalia ge- Redaktion.
sponsert werden. Herzlichen Glückwunsch!

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Personalia

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