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Grundlagen des Brandschutzes

▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015 G-20-1


Grundlagen des Brandschutzes

Bauaufsichtliche Anforderungen
Verordnung und Richtlinien

Landesbauordnungen (LBO) Alle Landesbauordnungen unterscheiden nach: ■ Garagenverordnung


Die Generalklausel des Brandschutzes, die in ■ Gebäuden normaler Art oder Nutzung (das ■ Leitungsanlagenrichtlinie
ähnlicher Fassung in allen Landesbauordnun- sind Wohngebäude und Gebäude vergleich- ■ Feuerungsverordnung
gen enthalten ist, lautet: barer Nutzung) und Nach MBO 11/2002 sind die Gebäude wie in Ta-
„Bauliche Anlagen sind so anzuordnen, zu ■ Sonderbauten (z. B. Hochhäuser, Industrie- belle 1, abhängig von Gebäudehöhe, Nutzungs-
errichten, zu ändern und instand zu hal- bauten, Versammlungsstätten oder Kranken- fläche, Nutzungsart und Anzahl der Nutzungs-
ten, dass der Entstehung eines Brandes häuser). einheiten, in 5 Gebäudeklassen unterteilt, de-
und der Ausbreitung von Feuer und Rauch Neben den Landesbauordnungen sind insbe- nen entsprechende Brandschutzanforderungen
(Brandausbreitung) vorgebeugt wird und bei sondere für Sonderbauten nachfolgende Verord- an die Bauteile zugeordnet werden (für Kellerge-
einem Brand die Rettung von Menschen und nungen zu beachten: schosse gelten gesonderte Regelungen).
Tieren sowie wirksame Löscharbeiten mög- ■ Hochhausrichtlinie bzw. - verordnung
Unter Berücksichtigung des §14 Muster-Bauord-
lich sind.“ (§14 MBO 11/2002) (Gebäude mit OKF ≥ 22 m)
nung (MBO) sind im Rahmen eines individuel-
Um diese Grundsatzanforderung zu erfüllen, ■ Verkaufsstättenverordnung
len, ganzheitlichen Brandschutzkonzeptes Ab-
werden in den Landesbauordnungen der Bun- ■ Versammlungsstättenverordnung
weichungen von der Bauordnung möglich. Die
desländer die dazugehörigen Durchführungsbe- ■ Gaststättenverordnung
Abbildung 1 zeigt beispielhaft die wesentlichen
stimmungen sowie in weiteren Vorschriften kon- ■ Krankenhausbauverordnung
Bestandteile eines Gesamt-Konzeptes aus vor-
krete Maßnahmen zum baulichen Brandschutz ■ Schulbaurichtlinie
beugendem und abwehrendem Brandschutz.
vorgeschrieben, die eine Erfüllung der Anforde- ■ Beherbergungsstättenverordnung
rungen der Generalklausel (§14, MBO) bewir- ■ Industriebaurichtlinie
ken. Basis für die LBO ist die Musterbauordnung ■ Richtlinie für die Verwendung brennbarer Bau-
(MBO), rechtsverbindlich sind jedoch die jeweili- stoffe im Hochbau
gen Länderregelungen. ■ Lüftungsanlagenrichtlinie

1 2 3 4 5
Freistehend Freistehend Nicht freistehend Sonstige Gebäude
land- oder und
forstwirt- OKF ≤ 7 m OKF ≤ 7 m OKF ≤ 7 m OKF ≤ 13 m 13 m < OKF ≤ 22 m
schaftlich und und und oder
genutzt ≤ 2 NE ≤ 2 NE ≤ 400 m² *) je NE > 400 m² *) je NE
und und
≤ 400 m² ≤ 400 m² gesamt *)
gesamt *)
OKF
≤ 22 m

OKF
OKF ≤ 13 m
≤7m
OK
Gelände

Bauaufsichtliche Anforderungen nach MBO 2002


(tragende und aussteifende Wände, Stützen, Trennwände, Decken zwischen NE)
keine Forderungen feuerhemmend hochfeuerhemmend feuerbeständig
Feuerwehreinsatz
mit Steckleiter möglich Drehleiter nötig
■■ NE = Nutzungseinheit
■■ OKF = Oberkante des Fußbodens des höchstgelegenen Geschosses mit Aufenthaltsraum, ab OK Gelände
■■ *) = Brutto-Grundfläche der Nutzungseinheiten ohne Kellergeschoss
Tabelle 1: Gebäudeklassen

G-20-2 ▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015


Grundlagen des Brandschutzes

Bauaufsichtliche Anforderungen
Verordnung und Richtlinien

Baulicher Brandschutz ■ Die Ausbreitung und Auswirkung des Feuers duktnormen, Klassifizierungsberichte nach DIN
Bedingt durch Art, Nutzung und Verwendungs- und somit die Höhe des Schadens soll ge- EN 13501-1, durch Allgemeine bauaufsichtliche
zweck von Räumen sind immer brennbare Stof- ring bleiben, z.B. durch geeignete Gebäude- Zulassungen (AbZ), Europäisch technische Be-
fe vorhanden. Es bleibt somit nur die Möglich- abstände und durch die Auswahl geeigneter wertungen (ETA), Allgemeine bauaufsichtliche
keit, durch entsprechende Ausbildung der den Konstruktionen mit möglichst langer Feuerwi- Prüfzeugnisse (AbP) und Gutachten.
gefährdeten Raum umgebenden Bauteile, die derstandsdauer.
Ausbreitung des Feuers zu behindern.
Aus diesen Anforderungen ergibt sich die Not-
Begrenzt man den Begriff Brandschutz auf den
wendigkeit, Baustoffe und Bauteile prüftech-
vorbeugenden baulichen Brandschutz, so erge-
nisch zu untersuchen. Man versucht, in den ge-
ben sich für die Planung und Konstruktion von
normten Prüfverfahren die Verhältnisse und An-
Bauwerken folgende Grundregeln:
forderungen der Praxis nachzuvollziehen.
■ Ein geringes Brandrisiko ist dann gegeben,
wenn möglichst viele nichtbrennbare Bauma- In diesem Brandschutzordner sind die Ergebnis-
terialien eingesetzt werden. se der Prüfungen mit Knauf Produkten und deren
■ Bei Brandausbruch müssen die im Gebäude vielfältige Anwendungsmöglichkeiten im Brand-
befindlichen Personen das Gebäude sicher schutz beschrieben. Die verwendeten Baustof-
verlassen können (z.B. durch gesondert ab- fe, Bauteile und Konstruktionen sind klassifiziert
gesicherte Rettungswege usw.). durch DIN 4102, europäisch harmonisierte Pro-

Brandschutzkonzept
§14 Brandschutz MBO
(Muster-Bauordnung)

Baulicher Anlagentechnischer Organisatorischer Feuerwehr /


Brandschutz Brandschutz Brandschutz Selbsthilfe
z.B. z.B. z.B. z.B.
■ Feuerwiderstand von ■ Brandmeldeanlagen ■ Bereitstellung von ■ Öffentliche Feuer-
Bauteilen (Feuerwi- ■ Automatische Feu- Kleinlöschgeräten wehren
derstandsklasse) erlöschanlagen (Feuerlöscher) ■ Erstellung eines Feu-
■ Brennbarkeit von (Sprinkleranlagen) ■ Ausbildung des Per- erwehrplanes
Baustoffen (Baustoff- ■ Rauch- und Wärme- sonals ■ Löschwasserversor-
klasse) Abzugsanlagen ■ Kennzeichnung der gung und -rückhal-
■ Brandabschnitte ■ Brandschutztechni- Rettungswege und tung
■ Zufahrtswege für die sche Einrichtungen Sicherheitseinrich- ■ Flächenbereitstellung
Feuerwehr (Wandhydranten) tungen für die Feuerwehr
■ Sicherheitsstromver- ■ Erstellung von Eva-
sorgung und Notbe- kuierungs- und Ret-
leuchtung tungswegplänen
■ Einrichten einer Be-
triebsfeuerwehr

vorbeugender Brandschutz abwehrender Brandschutz

Brandschutz

Abbildung 1: Brandschutzkonzept

▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015 G-20-3


Grundlagen des Brandschutzes

Brandphasen

Brandentstehung / Brandentwicklung Brand- Entstehungsbrand voll entwickelter Brand


Sieht man von Explosionen und Kernspaltungs- phasen Zündphase Schwelbrand- Erwärmungsphase Abkühlungsphase
prozessen ab, bei denen schlagartig große phase
Energiemengen freigesetzt werden, so müssen
zur Entstehung eines Brandes folgende Voraus-  1 2
setzungen erfüllt werden: Einheitstem-
peraturzeit-
Baustoff-Verhalten Bauteil-Verhalten
- Es muss ein brennbarer Stoff vorliegen. kurve (ETK)
- Es muss Sauerstoff vorhanden sein. Brand-
- Es muss die Entzündungstemperatur des Stof­ tempera-
turen Schwelbrandbeanspruchung
fes erreicht werden.
Nach der Brandentstehung wird durch die frei
werdende Energie der Raum bis zu einer Grenz- t1 t2
temperatur aufgeheizt. Nach Erreichen dieser
Brandbeginn flash over Zeit t
Grenztemperatur entflammen alle brennbaren
Stoffe im Raum (Feuerübersprung oder „flash- Brandri- Zündquellen Flammen- Brandausbreitung durch Bauteilversagen Verlust
over“). siken Entflammbarkeit ausbreitung von Raumabschluss und Tragfähigkeit
Somit ist in der Anfangsphase bis zum „Flash- Wärmeentwicklung
over“ das Brandverhalten der Baustoffe und Ein- Rauch, Reizwirkung, Toxizität, Korrosivität
richtungsgegenstände von wesentlicher Bedeu- Brandphasen und Brandtemperaturen (Schema) sowie Brandrisiken (Beispiele)
tung. Es umfasst die Entflammbarkeit, die Flam-
menausbreitung und den Brandbeitrag.
Vollbrand
Nach dem flash-over spricht man vom Vollbrand.
In dieser Phase sind zur Verhinderung der
Brandausbreitung bzw. zum Erhalt der Standsi-
cherheit die Feuerwiderstandszeit der raumab-
schließenden und tragenden Bauteile von ent-
scheidender Bedeutung.
In der dargestellten Skizze ist der Ablauf der ty-
pischen Brandphasen schematisch dargestellt.

Brandverlauf
Die Fortdauer eines Brandes und seine Aus-
breitung innerhalb eines Gebäudes wird durch
die Temperatur in Abhängigkeit von der Zeit be-
stimmt. Art
Von Einfluss sind hierbei die Brandlast in ihrer Brand­belastung
Art, Menge und Anordnung, die Zufuhr der Ver- Menge
brennungsluft und die Wärmeverluste, wie sie Temperatur
durch die Wärmeaufnahmekapazität der begren-
Anordnung
zenden Bauteile, durch Öffnungen und durch die
Brand­verlauf Luft­zufuhr
Raumgeometrie entstehen können. Das Zusam-
menwirken der einzelnen Faktoren ist im neben- Raum­geometrie
stehenden Schema dargestellt.
Dauer Öffnungen
Die Ausbreitung im Bauwerk hängt im Wesent-
lichen von der Ausbildung der raumumhüllen- Wärme­verlust
Bauart der Wände
den Bauteile ab. Dies sind Wände, Decken ein-
und Decken
schließlich Tragwerk, sowie Fenster, Türen und
sonstige Öffnungen.

Einfluss auf den Brandverlauf (nach Kordina)

G-20-4 ▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015


Grundlagen des Brandschutzes

Brandschutz mit Gipsbaustoffen

Verhalten des Stoffes Gips im Feuer Knauf Feuerschutzplatten GKF haben zusätz-
Gipsbaustoffe sind anorganische, nichtbrenn- lich noch eine Kernarmierung mit Glasfasern,
bare Baustoffe. Sie gehören zu den klassischen die den Gefügezusammenhalt des Gipskerns si-
Brandschutzbaustoffen. Die gute Schutzwirkung chern.
bei Brandeinwirkung beruht vor allem auf dem Bei Knauf Fireboard besteht die beidseiti-
Gehalt von etwa 20 % gebundenem Kristallwas- ge Oberflächenbeschichtung aus einem nicht-
sers (1  m² Gipsplatte, 15 mm dick, enthält ca. brennbaren Glasfaservlies. In Zusammenwir-
3 l Kristallwasser). Bei Brandeinwirkung wird der kung mit einem faserarmierten, hochvergüteten
Gips entwässert, d.  h. das Kristallwasser ver- Gipskern entsteht eine Spezial-Platte für höchs-
dampft. Energie wird verbraucht, und zusätz- te Brandbeanspruchungen.
lich wird durch den sich bildenden Dampfschlei-
er zwischen Feuer und Gipsbaustoff der Brand-
fortschritt verzögert.
Für das Aufheizen und Verdampfen bzw. Aus-
treiben des Kristallwassers werden z.B. bei ei-
ner 15  mm dicken Gipsplatte ca. 8.400  kJ
(≈ 2.000 kcal) verbraucht.
Neben der brandschutztechnischen Wirkung
des Kristallwassers wirkt die entwässerte Gips-
schicht als zusätzlicher Isolator, da sie gegen-
über nichtentwässertem Gips einen niedrigeren
Wärmeleitwert besitzt.
Der zeitliche Ablauf des beschriebenen physika-
lischen Vorganges bei Brandbeanspruchung ist
im untenstehenden Diagramm mittels der Tem-
peraturverlaufskurven dargestellt, wobei die
Brandbeanspruchung nach der Einheitstempe-
raturzeitkurve (ETK), die bei der Ermittlung des
Feuerwiderstandes von Bauteilen zugrunde ge-
legt wird, erfolgt.

1000 ETK ... Einheitstemperaturzeitkurve der Brand-


900 beanspruchung
ETK a ... Verlauf der Temperaturerhöhung auf der
800
feuerabgewandten Seite einer Knauf
GKF-Platte 15 mm
Temperaturen in °C

700

600

500

400

300

200
a
100

0 10 20 30 40 50 60
Versuchsdauer in min

▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015 G-20-5


Grundlagen des Brandschutzes

Brandverhalten von Baustoffen


DIN 4102

Deutsche Norm - DIN 4102 - Entflammbarkeit - Flammenausbreitung - Wärmeentwicklung


Das Brandverhalten von Baustoffen und Bau- Rauch - Toxizität - Brennendes Abtropfen
teilen wird umfassend in der Norm DIN 4102
Prüf- und Klassifizierungsnormen
„Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen“
DIN
abgehandelt.
Der Inhalt der einzelnen Normteile ist den Pha- 4102-1 4102-14 4102-15 4102-16 4102-17 4102-18
sen (Entstehungsbrand / voll entwickelter Brand) Baustoffe Bodenbeläge Brandschacht Brandschacht Mineralfaser Abschlüs-
zugeordnet. Beschichtun- Prüfdurch­ Schmelzpunkt se selbst­
Für die Bauausführung ist Teil 4 der Norm von gen führungen schließend
besonderer Bedeutung. Dieser Normteil beinhal-
tet die Zusammenstellung und Anwendung klas- Tabelle 2: Baustoffverhalten (Entstehungsbrand)
sifizierter Baustoffe, Bauteile und Sonderbautei-
Baustoffklasse Bauaufsichtliche Anforderung
le aus genormten Baustoffen.
Durch die von den Bundesländern vorgenom- A
mene bauaufsichtliche Einführung der DIN 4102 A1 nichtbrennbare
gelten Konstruktionen und Baustoffe nach die-
ser Norm in Erfüllung der Anforderungen der A2 Baustoffe
Bauordnung als nachgewiesen. Weitere Nach-
weise wie Allgemeine bauaufsichtliche Zulas- B brennbare Baustoffe
sungen, Allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeug- B1 schwerentflammbare Baustoffe
nisse oder Zustimmungen im Einzelfall sind für
Normkonstruktionen nicht erforderlich. B2 normalentflammbare Baustoffe

B3 leichtentflammbare Baustoffe
Tabelle 3: Baustoffklassen nach DIN 4102-1

Baustoffklassen
Eine brandschutztechnische Klassifizierung ■ Die Baustoffklasse muss auf Grundlage von
der Baustoffe wird durch Zuordnung in ei- Brandversuchen nach DIN 4102-1 durch ei-
ne Baustoffklasse vorgenommen. Nicht- ne Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung
brennbare Baustoffe werden in die Klasse A, des Deutschen Instituts für Bautechnik, Ber-
brennbare Baustoffe in die Klasse B einge- lin, nachgewiesen werden.
stuft. Die weitere Untergliederung ist in Ta- Werden Verbundbaustoffe klassifiziert, so müs-
belle 3 aufgezeigt. sen sie als Gesamtheit geprüft werden. Eine ein-
Nach der Norm ist eine Klassifizierung in fache Auflistung der Baustoffklassen der Einzel-
zwei Stadien vorgesehen: baustoffe des Verbundelementes ist nicht aus-
■ Für den reinen Anlieferungszustand des reichend. Wenn für den Nachweis dieser Eigen-
jeweiligen Materials oder des Verbund- schaften die in der DIN 4102 vorgesehenen Prü-
baustoffes. fungen nicht ausreichen, sind weitere Nachwei-
se, z.B. im Rahmen der Erteilung einer Allgemei-
■ Für das Material oder den Verbundbau-
nen bauaufsichtlichen Zulassung, zu erbringen.
stoff im fertigen, eingebauten Zustand.
Für Einzelobjekte ist auch eine Zustimmung im
Nicht erfasst werden die Zeitabschnitte wäh-
Einzelfall (ZiE) durch die oberste Bauaufsichts-
rend des Einbaues, wo Produkte noch nega-
behörde der jeweiligen Länderregierungen mög-
tive Eigenschaften besitzen können, die im
lich.
fertigen Zustand der Konstruktion nicht mehr
gegeben sind.
Nachweis der Baustoffklassen
Es bestehen zwei Möglichkeiten des Nach-
weises:
■ Die zu beurteilenden Baustoffe sind in DIN
4102-4 Abschnitt 2 „Klassifizierte Bau-
stoffe“ aufgeführt. Es gilt dann die dort
angegebene Baustoffklasse ohne jeden
weiteren Nachweis.

G-20-6 ▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015


Grundlagen des Brandschutzes

Brandverhalten von Baustoffen


Europäische Normung

Europäische Normung Prüfnormen


Die Umsetzung von nationalen zu europäischen DIN EN
Normen und Zulassungen begann mit der Ver-
ISO 1182 Prüfungen zum Brandverhalten von Produkten - Nichtbrennbarkeitsprüfung
abschiedung der europäischen Bauprodukten-
richtlinie, die seit einiger Zeit in den Landesbau- ISO 1716 Prüfungen zum Brandverhalten von Produkten - Bestimmung der Verbrennungswär-
ordnungen und im Bauproduktengesetz im deut- me (des Brennwerts)
schen Baurecht Eingang gefunden hat. Die eu- 13823 Prüfungen zum Brandverhalten von Bauprodukten - Thermische Beanspruchung durch
ropäische Normung ermöglicht eine in Deutsch- einen einzelnen brennenden Gegenstand für Bauprodukte mit Ausnahme von Boden-
land bisher nicht übliche Vielzahl von Klassifi- belägen
zierungen bzgl. des Brandverhaltens der Bau- ISO 11925-2 Prüfungen zum Brandverhalten - Entzündbarkeit von Produkten bei direkter Flammen-
produkte und des Feuerwiderstandes von Bau- einwirkung - Teil 2: Einzelflammentest
teilen, was einerseits den Mitgliedsländern der
Tabelle 4
Europäischen Union ermöglicht, ihr bisheriges
Schutz- und Sicherheitsniveau durch die große Klassifizierungsnorm
Auswahlmöglichkeit weitgehend beizubehalten, DIN EN
aber andererseits noch mehr technisches Wis-
13501-1 „Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Prüfungen zum Brandverhalten von Baupro-
sen vom Anwender erfordert. Insbesondere in
dukten“
der Übergangszeit, d.h. in der Phase, in der das
bisherige nationale und das europäische Klassi- Tabelle 5
fizierungskonzept gleichberechtigt nebeneinan-
Bauaufsichtliche Zusatzforderungen Europäische Klasse
der gültig sind, werden an Planer und Ausfüh-
Anforderungen kein kein brennendes Ab- nach DIN EN 13501-1
rende besonders hohe Anforderungen gestellt.
Rauch fallen / Abtropfen (Mindestanforderung)
Das Konzept der europäischen Brandschutznor-
X X A1
mung umfasst die Bereiche „Prüfnormen“, „Klas- Nichtbrennbar
sifizierungsnormen“ und „Regeln zur erweiterten X X A2-s1, d0
Anwendung“. X X B-s1, d0 / C-s1, d0
Schwerentflamm- X A2-s3, d0 / B-s3, d0 / C-s3, d0
Brandverhalten bar X A2-s1, d2 / B-s1, d2 / C-s1, d2
Nach der europäischen Normung erfolgt die A2-s3, d2 / B-s3, d2 / C-s3, d2
Klassifizierung des Brandverhaltens von Bau-
X D-s3, d0 / E
stoffen / Bauprodukten (bisher bezeichnet als Normalentflamm-
D-s3, d2
Baustoffklassen) in 7 Klassen von A bis F, wo- bar
bei analog der Klasseneinteilung nach DIN 4102- E-d2
1 die nichtbrennbaren Baustoffe in die Klassen Leichtentflammbar F
A1 und A2 eingestuft werden. Neben den Haupt- Tabelle 6: Baurechtliche Anforderungen an das Brandverhalten von Baustoffen (ohne Boden-
klassifizierungskriterien der Entzündbarkeit, beläge) (Auszüge aus Tabelle 1 zur Anlage 0.2.2 zur BRL A Teil 1 Ausgabe 2015/2)
der Flammenausbreitung und der frei werden-
den Wärme werden zusätzlich die Brandparal- Rauchentwicklung Brennendes Abtropfen / Abfallen
lelerscheinungen wie Rauchentwicklung (smo- s1 keine / kaum Rauchentwicklung d0 kein Abtropfen
ke) und des brennenden Abfallens / Abtropfens s2 begrenzte Rauchentwicklung d1 begrenztes Abtropfen
(droplets) von Baustoffen ermittelt und in jeweils
s3 unbeschränkte Rauchentwicklung d2 starkes Abtropfen
3 Stufen mit s1, s2 und s3 (Rauchentwicklung)
bzw. d0, d1 und d2 (brennendes Abfallen/ Ab- Tabelle 7: Unterklassen der Brandnebenerscheinungen gemäß DIN 13501-1
tropfen) klassifiziert.
erfüllt demnach nicht die Kriterien an die Rauch- 13501-1 klassifiziert. Ein separater Klassifizie-
Eine Zuordnung der europäischen Klassen zu
entwicklung bzw. des brennenden Abtropfens rungsbericht ist nicht erforderlich.
den jeweiligen bauaufsichtlichen Anforderungen
für die Klassifikation „nichtbrennbar“ und kann ■ Bei Bauprodukten, die nicht in einer CWFT-
nach deutschem Baurecht erfolgt in der Baure-
deshalb nur als schwerentflammbarer Baustoff Liste aufgeführt sind, sind Prüfungen entspre-
gelliste A Teil 1 – (siehe Tabelle 6).
bewertet werden. chend der jeweiligen in Tabelle 4 angegebe-
Zu beachten ist, dass in Deutschland Baustof-
Der Nachweis des Brandverhaltens von Bau- nen Normen erforderlich. Anschließend er-
fe der europäischen Klasse A2 nach DIN EN
produkten ist im europäischen Normensys- folgt auf Grund der Prüfergebnisse eine Klas-
13501-1 (nicht zu verwechseln mit der Klassifi-
tem auf zwei Wegen möglich: sifizierung nach DIN EN 13501-1 mit dem da-
zierung A2 nach DIN 4102-1) nicht automatisch
■ Beinhaltet die für das jeweilige Bauprodukt zugehörigen Klassifizierungsbericht.
der bauaufsichtlichen Anforderung „nichtbrenn-
bar“ zugeordnet werden können, sondern sie gültige harmonisierte europäische Produkt-
müssen zusätzlich in die Rauchklasse s1 („kein“ norm eine Liste zur Klassifizierung des Brand-
Rauch) und die Abtropfklasse d0 (kein brennen- verhaltens ohne weitere Prüfung (CWFT =
des Abtropfen) eingestuft sein. Ein Baustoff der Classification without further testing), so wird
europäischen Klasse A2-s2,  d0 oder A2-s1,  d1 das Bauprodukt hierüber direkt nach DIN EN

▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015 G-20-7


Grundlagen des Brandschutzes

Feuerwiderstand von Bauteilen


DIN 4102

Feuerwiderstandsklassen nach DIN Brandausbreitung durch Verlust von Raumabschluss ggf. Tragfähigkeit oder
Die grundsätzliche brandschutztechnische Klas- Temperaturerhöhung und Entflammung auf der kalten Seite
sifizierung von Bauteilen erfolgt nach Feuerwi-
Prüf- und Klassifizierungsnormen
derstandsklassen. Die Prüfungen der Bautei-
DIN
le werden i.d.R. nach DIN 4102-2 im Brandraum
mit Temperaturen entsprechend einer festgeleg- 4102-2 Bauteile
ten Einheitstemperaturzeitkurve (ETK) durchge-
4102-3 Brandwände, Außenwände
führt.
Bei dieser Prüfung wird das Verhalten des Bau- 4102-4 Klassifizierte Bauteile
teiles bei Brandbeanspruchung geprüft. Versa-
genskriterien sind dabei Verlust von Raumab- 4102-5 Feuerschutzanschlüsse
schluss und Überschreitung zulässiger Tempe-
4102-6 Lüftungsleitungen
raturerhöhungen auf der dem Feuer abgewand-
ten Seite von 140 K im Mittel und 180 K als Ein- 4102-7 Bedachungen
zelwert. Bei tragenden Bauteilen ist darüberhin-
aus der Verlust der Tragfähigkeit ein mögliches 4102-8 Kleinprüfstand
Versagenskriterium.
4102-9 Kabelabschottungen
Die Klassifizierung erfolgt nach der Zeitdauer,
die das Bauteil dem Feuer Widerstand bietet. 4102-11 Rohrleitungen, Installationskanäle
Für tragende sowie raumabschließende Bautei- 4102-12 Funktionserhalt von elektrischen Kabelanlagen
le, wie Wände, Decken, Stützen, Unterzüge u.ä.
wird die Feuerwiderstandsklasse mit dem Buch- 4102-13 Brandschutzverglasungen
staben F und der Zeit in Minuten bis zum Eintritt
eines Versagenskriteriums als F30, F60, F90, 4102-22 Anwendungsnorm zu DIN 4102-4 auf der Bemessungsbasis von Teilsicherheitsbeiwerten
F120 und F180 angegeben. Tabelle 8: Bauteilverhalten (voll entwickelter Brand)

Feuerwiderstandsklasse Feuerwiderstands­dauer in Minuten


F30 ≥ 30

F60 ≥ 60

F90 ≥ 90

F120 ≥ 120

F180 ≥ 180
Tabelle 9: Feuerwiderstandsklassen nach DIN 4102-2

G-20-8 ▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015


Grundlagen des Brandschutzes

Feuerwiderstand von Bauteilen


Europäische Normung

Feuerwiderstandsklasse nach EN Prüfnormen


Das europäische Klassifizierungssystem für DIN EN
Bauteile / Bauarten ist im Vergleich zum bishe-
1363-1 bis -3 Feuerwiderstandsprüfungen
rigen nationalen System wesentlich „feingliedri-
ger“ aufgebaut und ermöglicht eine Vielzahl von 1364-1 bis -4 Feuerwiderstandsprüfungen für nichttragende Bauteile
Klassifizierungen in verschiedenster Kombina- 1365-1 bis -6 Feuerwiderstandsprüfungen für tragende Bauteile
tion. Die Klassen setzen sich aus Buchstaben 1366-1 bis -10 Feuerwiderstandsprüfungen für Installationen
und der Angabe der Feuerwiderstandsdauer in
1634-1 bis -3 Feuerwiderstandsprüfungen für Tür- und Abschlusseinrichtungen
Minuten zusammen. Die Buchstaben kennzeich-
nen dabei das jeweilige Leistungskriterium (Ta- 14135 Brandschutzbekleidungen - Bestimmung der Brandschutzwirkung
belle 12). 13381-1 bis -8 Prüfverfahren zur Bestimmung des Beitrages zum Feuerwiderstand von tragenden
Bauteilen
Am Beispiel einer tragenden Wand, die nach DIN
EN 1365-1 geprüft wurde, wird in Zuordnung der Tabelle 10
Prüfergebnisse bei Erhalt
Klassifizierungsnormen
- Tragfähigkeit (R):  104 min DIN EN
- Raumabschluss (E): 76 min 13501-2 „Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen mit Aus-
- Wärmedämmung (I): 40 min nahme von Lüftungsanlagen“

die Bandbreite der europäischen Klassifizierung 13501-3 „Klassifizierung mit den Ergebnissen aus den Feuerwiderstandsprüfungen an Lüf-
wie folgt deutlich: tungsanlagen“
Tabelle 11
R 90 →Tragfähigkeit
RE 60 →Tragfähigkeit + Raumabschluss Herleitung des Kriterium Anwendungsbereich
REI 30 →Tragfähigkeit + Raumabschluss Kurzzeichens
+ Wärmedämmung R (Résistance) Tragfähigkeit
E (Étanchéité) Raumabschluss
Nach DIN 4102 hat diese Konstruktion als „tra-
I (Isolation) Wärmedämmung
gende Wandkonstruktion mit Raumabschluss“
(unter Brandeinwirkung) zur Beschreibung der Feuerwider-
die Klassifikation F30 als niedrigstes Ergebnis
W (Radiation) Begrenzung des Strahlungsdurch- standsfähigkeit
aus Tragfähigkeit, Raumabschluss und Wärme-
dämmung. tritts
Die europäische Klassifizierung der Feuerwi- M (Mechanical) Mechanische Einwirkung auf Wände
derstandsfähigkeit von Bauteilen berücksich- (Stoßbeanspruchung)
tigt das Brandverhalten der Baustoffe nicht. Zur S200 Begrenzung der Rauchdurchlässig- Rauchschutztüren (als Zusatzan-
Erfüllung der bauaufsichtlichen Anforderungen (Smokemax. leakage rate) keit (Dichtheit, Leckrate), erfüllt die forderung auch bei Feuerschutzab-
im deutschen Bauordnungsrecht wird deshalb Anforderungen sowohl bei Umge- schlüssen)
das Brandverhalten der Baustoffe nach DIN EN bungstemperatur als auch bei 200
13501-1 zusätzlich bestimmt. °C
C... (Closing) Selbstschließende Eigenschaft (ggf. Rauchschutztüren, Feuerschutzab-
mit Anzahl der Lastspiele) einschl. schlüsse (einschließlich Abschlüsse
Dauerfunktion für Förderanlagen)
P Aufrechterhaltung der Energiever- Elektrische Kabelanlagen allgemein
sorgung und/oder Signal­übermittlung
K1, K2 Brandschutzvermögen Wand- und Deckenbekleidungen
(Brandschutzbekleidungen)
I1,I2 unterschiedliche Wärmedämmungs- Feuerschutzabschlüsse (einschließ-
kriterien lich Abschlüsse für Förderanlagen)
i→o Richtung der klassifizierten Feuerwi- Nichttragende Außenwände,
i←o derstandsdauer Installationsschächte/-kanäle,
i↔o (in-out) Lüftungsanlagen/-klappen
a↔b (above-below) Richtung der klassifizierten Feuerwi- Unterdecken
derstandsdauer
ve (vertical) für vertikalen/horizontalen Einbau Lüftungsleitungen/-klappen
hO (horizontal) klassifiziert
Tabelle 12: Erläuterungen der Klassifizierungskriterien und der zusätzlichen Angaben zur
Klassifizierung des Feuerwiderstandes nach DIN EN 13501-2 und DIN EN 13501-3 (Auszug aus
Tabelle 3 der Anlage 0.1.2 zur BRL A Teil 1 Ausgabe 2015/2)

▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015 G-20-9


Grundlagen des Brandschutzes

Klassifizierung von Bauteilen


DIN 4102

Klassifizierung von Bauteilen nach DIN 4102


Bauaufsichtliche Anforderungen Klassen nach DIN 4102-2 Tabelle 2 Kurzbezeichnung
Die brandschutztechnische Qualität eines Bau-
nach DIN 4102-2
teils wird aber nicht nur durch den Feuerwider-
stand, sondern auch von der Brennbarkeit der
im Bauteil befindlichen Baustoffe geprägt. Beide
Merkmale – Feuerwiderstand und Brandverhal- feuerhemmend Feuerwiderstandsklasse F30 F30-B
ten der verwendeten Baustoffe – werden mit der
sog. Kurzbezeichnung nach DIN 4102-2 erfasst. feuerhemmend und aus nicht- Feuerwiderstandsklasse F30 und aus
F30-A
Die Kennzeichnung zum Brandverhalten der im brennbaren Baustoffen nichtbrennbaren Baustoffen
Bauteil verwendeten Baustoffe erfolgt dabei mit Feuerwiderstandsklasse F60 und in
einem A, AB oder B. Es bedeutet gemäß Mus- den wesentlichen Teilen 1) aus nicht- F60-AB
terbauordnung sowie Bauregelliste im wesentli- hoch­feuerhemmend brennbaren Baustoffen
chen: Feuerwiderstandsklasse F60 und aus
F60-A
A das Bauteil besteht ausschließlich aus Bau- nichtbrennbaren Baustoffen
stoffen der Klasse A = nichtbrennbar Feuerwiderstandsklasse F90 und in
AB alle „wesentlichen Teile“ des Bauteiles be- feuerbeständig den wesentlichen Teilen 1) aus nicht- F90-AB
stehen aus Baustoffen der Klasse A, im Üb- brennbaren Baustoffen
rigen können auch Baustoffe der Klasse B feuerbeständig und aus nicht- Feuerwiderstandsklasse F90 und aus
(brennbar) verwendet werden F90-A 2)
brennbaren Baustoffen nichtbrennbaren Baustoffen
B ein Teil der „wesentlichen Teile“ besteht aus Tabelle 13: Bauaufsichtliche Begriffsdefinitionen / Auszug aus Bauregelliste A, Teil 1, Anhang
Baustoffen der Klasse B 0.1.1, Tabelle 1, Ausgabe 2015/2
Zusätzlich zur Feuerwiderstandsklasse und 1) Zu den wesentlichen Teilen gehören:
der Kurzbezeichnung als Ausdruck des Brand- a) Alle tragenden oder aussteifenden Teile, bei nichttragenden Bauteilen auch die Bauteile, die de-
schutzvermögens des Bauteils unter Einbezie- ren Standsicherheit bewirken (z. B. Rahmenkonstruktion von nichttragenden Wänden).
hung der Baustoffklasse werden im Bauord- b) Bei raumabschließenden Bauteilen eine in Bauteilebene durchgehende Schicht, die bei der Prü-
nungsrecht die Begriffe feuerhemmend, hoch- fung nach dieser Norm nicht zerstört werden darf. Bei Decken muss diese Schicht eine Gesamt-
feuerhemmend und feuerbeständig als bau- dicke von mind. 50 mm besitzen. Hohlräume im Innern dieser Schicht sind zulässig. Bei der Be-
aufsichtliche Forderungen für Bauteile in Bau- urteilung des Brandverhaltens der Baustoffe können Oberflächen-Deckschichten oder andere
werken verwendet. Zugeordnet zu den Begrif- Oberflächenbehandlungen außer Betracht bleiben.
fen „feuerhemmend“ sind dabei Konstruktionen 2) Nach bestimmten bauaufsichtlichen Verwendungsvorschriften einiger Länder auch F120 gefordert.
mit dem Feuerwiderstand F30, „hochfeuerhem-
mend“ mit F60 und „feuerbeständig“ mit F90 (in
einigen Bundesländern mit F120). Zu beachten
ist jedoch, dass in den Anforderungskategori-
en „hochfeuerhemmend“ und „feuerbeständig“
nach dem deutschen Bauordnungsrecht zumin-
dest die „wesentlichen Teile“ des Bauteiles aus
Baustoffen der Baustoffklasse A bestehen müs-
sen, d.h., dass für hochfeuerhemmende Bautei-
le die Klassifikation mit der Kurzbezeichnung
F60-AB und für feuerbeständige Bauteile die
Klassifikation mit der Kurzbezeichnung F90-AB
(bzw. F120-AB) mind. erreicht werden muss.

G-20-10 ▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015


Grundlagen des Brandschutzes

Klassifizierung von Bauteilen


Europäische Normung

Klassifizierung von Bauteilen nach Bauaufsichtli- Tragende Bauteile Nicht­ Nicht­ Doppel- Selbständi-
DIN EN 13501-2 che Anforde- tragende tragende böden ge Unterde-
ohne mit
Die Klassifizierung kann in Schritten von 15/ 20/ rung Innenwände Außenwände cken
30/ 45/ 60/ 90/ 120/ 180/ 240 Minuten durchge- Raumabschluss
führt werden. Von diesen Kombinationsmöglich- E 30 (i→o)
keiten sind für das deutsche Baurecht die in Bau- feuer­hemmend R 30 REI 30 EI 30 und REI 30 EI 30 (a↔b)
regelliste A Teil 1 (Tabelle 14) aufgeführten rele- EI 30-ef (i←o)
vant. Sie kennzeichnen Bauteile, mit denen die E 60 (i→o)
deutschen baurechtlichen Forderungen erfüllt hochfeuer­
R 60 REI 60 EI 60 und EI 60 (a↔b)
werden. hemmend
EI 60-ef (i←o)
Nach MBO können hochfeuerhemmende Bau- E 90 (i→o)
teile auch Konstruktionen sein, deren tragen- feuer­beständig R 90 REI 90 EI 90 und EI 90 (a↔b)
de und aussteifende Teile aus brennbaren Bau- EI 90-ef (i←o)
stoffen (z.B. Holz) bestehen und die allseitig ei-
Feuerwider-
ne brandschutztechnisch wirksame Bekleidung
standsdauer R 120 REI 120 - - -
aus nichtbrennbaren Baustoffen (Brandschutz-
120 Min.
bekleidung) und Dämmstoffen haben (bisher als
„BA-Bauweise“ bezeichnet) und die außerdem
eine Entzündung der tragenden und ausstei- Brandwand - REI 90-M EI 90-M - -
fenden Bauteile während eines Zeitraumes von
mind. 60 Minuten verhindern. Tabelle 14: Feuerwiderstandsklassen von Bauteilen nach DIN EN 13501-2 und ihre Zuordnung
zu den bauaufsichtl. Anforderungen (Anlage 0.1.2 zur BRL A Teil 1 Ausgabe 2015/2)
Diese Anforderungen werden nur von Konstruk-
tionen erfüllt, die neben einer Feuerwiderstands-
fähigkeit REI 60 nach DIN EN 13501-2 auch ei-
ne Klassifizierung K 260 (sog. Kapselkriterium)
nach DIN EN 13501-2 besitzen. Eine Klassifizie-
rung F60 nach DIN 4102-2 ist bei tragenden und
aussteifenden Teilen aus brennbaren Baustoffen
nicht ausreichend.
Hochfeuerhemmende Bauteile in Holzbauweise
müssen zusätzlich die Anforderungen der „Mus-
terrichtlinie über brandschutztechnische Anfor-
derungen an hochfeuerhemmende Bauteile von
Gebäuden der Gebäudeklasse 4 in Holzbauwei-
se“ erfüllen.

▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015 G-20-11


Grundlagen des Brandschutzes

Nachweise

Nachweis der Feuerwiderstandsklassen In Deutschland gelten folgende Übergangsregeln: Daraus ist AbZuleiten:
In DIN 4102-4 / -22 sind Normkonstruktionen 1. Das europäische Klassifizierungssystem steht Da beide Klassifizierungssysteme gleichberech-
verschiedenster Ausführungen klassifiziert. Für gleichberechtigt neben dem bisherigen Klas- tigt gültig sind, ist es noch wichtiger als bisher,
Bauteile, die nicht durch die DIN 4102-4 beurteilt sifizierungssystem nach DIN 4102 (Beschluss dass der Planer die Ausschreibungen zweifels-
werden können, sind Nachweise in Form von All- der ARGEBAU). frei vornimmt. Zweifelsfrei bedeutet, in den Aus-
gemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (AbZ), schreibungen in Deutschland die bauaufsichtli-
Allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnissen 2. Mit der Parallelgeltung beider Klassifizie- chen Anforderung für die erforderliche Feuerwi-
(AbP) oder Zustimmungen im Einzelfall erforder- rungssysteme besteht die Möglichkeit für Her- derstandsfähigkeit der Bauteile, also
lich. Die Beurteilung eines geprüften Bauteils gilt steller und Anwender Nachweise zum Brand-
- feuerhemmend oder
grundsätzlich nur für die geprüfte Konstruktion verhalten oder zur Feuerwiderstandsfähig-
- hochfeuerhemmend oder
mit den dabei eingesetzten Produkten und Ma- keit entweder auf der Grundlage der DIN EN
- feuerbeständig
terialien. 13501 oder der DIN 4102 zu führen.
mit Bezug auf die jeweilige Landesbauordnung
Übergangsregeln und Gültigkeit bisheriger 3. Eine zeitliche Begrenzung der Geltungsdauer
(gegenüber der europäischen Normung zusätz-
Nachweise nach deutscher Klassifizierung des bisherigen Systems der DIN 4102-Klas-
liche Anforderungen an das Brandverhalten der
Die europäischen Normen für die Prüfung, Be- sen ist z. Zt. nicht AbZusehen.
verwendeten Baustoffe) und gegebenenfalls mit
wertung und Klassifizierung zum Brandverhalten 4. Die im bauaufsichtlichen Nachweisverfahren zusätzlichen Anmerkungen wie z. B.
von Bauprodukten und Bauarten sind eine wich- für Bauprodukte und Bausätze bisher verwen- - feuerbeständig mit nur nichtbrennbaren Bau-
tige Voraussetzung für die Erstellung von har- deten Nachweise für nichtgeregelte Baupro- stoffen
monisierten europäischen Normen für Baupro- dukte (MBO, Fassung 10/2002) oder
dukte und europäische technische Zulassungen - Allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen - Brandwand
für die technische Spezifikation „Brandverhal- (AbZ) zu verwenden.
ten“. Da aber in absehbarer Zeit weder harmoni- - Allgemeine bauaufsichtliche Prüfzeugnisse
sierte europäische Produktnormen noch europä- (AbP)
ische technische Zulassungen für die Mehrzahl - Zustimmung im Einzelfall (ZiE)
der Bauprodukte erarbeitet sein werden, kann
können gleichberechtigt mit nationaler oder
nach Vorliegen der Prüf- und Klassifizierungs-
europäischer Klassifizierung eingesetzt wer-
normen lediglich europäisch geprüft und klassi-
den.
fiziert werden. Die Verwendbarkeit wird jedoch
weiterhin national geregelt. 5. Voraussetzung für einen Zugang in die Mit-
gliedsländer der EU ist die CE- Kennzeich-
nung; für diese ist der brandschutztechni-
sche Nachweis nach europäischer Klassifi-
zierung durchzuführen und das Bauprodukt /
Bauteil nach harmonisierter Bauproduktnorm
oder europäisch technischer Zulassung ein-
zusetzen.

G-20-12 ▪ Anforderungen, Klassifizierungen, Nachweise ▪ 11/2015

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