Das Konzept des „Multikulturalismus" erscheint zur Analyse von Gegenwartsgesellschaften ebenso weg-
weisend wie diffus, was nicht zuletzt auf die Uneindeutigkeit des Kulturbegriffs zurückzuführen ist. Es
werden zunächst die Konnotationen des Kulturbegriffs in den beiden avanciertesten sozialphilosophisch
ausgerichteten Theorien des Multikulturalismus bei Charles Taylor und Will Kymlicka herausgearbeitet.
Beide Theoretiker erweisen sich als Repräsentanten eines „homogenitätsorientierten" Multilculturalismus-
modells kultureller Gemeinschaften. Es zeigt sich, dass dieses Kulturverständnis im totalitätsorientierten
Kulturbegriff der Tradition Herders wurzelt, dem ein neuerer bedeutungsorientierter Kulturbegriff entge-
gengestellt werden kann, welcher die Identifikation von Wissensordnungen mit Gemeinschaften aufgibt.
Damit kann ein alternatives Modell des Multikulturalismus formuliert werden, das auf dem Konzept „kul-
tureller Interferenzen", das heißt der simultanen Wirksamkeit unterschiedlicher „background languages"
in Kollektiven basiert, und das zwischen der Struktur impliziter Wissensvorräte und den Selbstbeschrei-
bungsdiskursen von Kollektiven differenziert.
durch die sozialwissenschaftliche Rezeption zeigt werden, dass das kulturtheoretische Ba-
äußerst wirkungsmächtige — Formierung der sisvokabular in weiten Teilen der Multikultu-
fran.kokanadischen kulturellen Gemeinschaft ralismusdebatte beispielhaft bei den
in Quebec seit dem Beginn der 70er Jahre zu scheinbaren Antipoden Taylor und Kymlicka
nennen. Vor allem der Fall Quebec bildet den — auf einpluralistisches Homogeniteitsmodell
Hintergrund für die normativen Sozial- von Kultur hinausläuft, dessen Theoriearchi-
theorien des Multikulturalismus von Charles tektur auf einer impliziten Identifikation von
Taylor und Will Kymlicka, die die beiden ge- Sinngrenzen mit Kollektivgrenzen beruht
genwärtig wohl avanciertesten Sozialtheo- (Teil 1). Sobald man die über den multikultu-
rien des Multikulturalismus darstellen. Ein ralistischen Kontext hinausgehende Ausein-
zweiter, davon zu unterscheidender politi- andersetzung um die angemessene Fassung
scher und theoretischer Kontext des Multi- einer sozialwissenschaftlichen Theorie der
kulturalismus sind die sogenannten post-ko- Kultur im Rahmen des Cultural Turn der Hu-
lonialen Theorien, die seit den 1980er Jahren manwissenschaften betrachtet, zeigt sich je-
vor allem in Großbritannien und ehemaligen doch, wie problematisch verengt der homo-
Commonwealth-Staaten, daneben auch wie- genitätsorientierte, auf kulturelle Gemein-
derum in den USA entstanden sind. Als Er- schaften bezogene Kulturbegriff bleibt. Tay-
fahrungshintergrund stellen sich hier die glo- lor und Kymlicka stehen hier in mancher
balen Migrationsbewegungen im post-kolo- Hinsicht in der Tradition eines von Herder
nialen Zeitalter dar, die zu einer häufig unter geprägten totaliteitsarientierten Kulturbe-
dem Schlagwort einer kulturellen Globalisie- griffs, der Kulturen als Gemeinschaften von
rung zusammengefassten parallelen oder auf Menschen und deren Ideensystemen begreift.
komplizierte Weise einander überlagernden Dem steht ein bedeutungsorientierter Kultur-
Existenz verschiedener kultureller Traditio- begriff gegenüber, der aus den kulturtheoreti-
nen und Praktiken von ethnischen Gruppen schen Theorieinnovationen des 20. Jahrhun-
innerhalb der Nationalstaaten geführt haben derts schöpft und der die Identifikation zwi-
(vgl. Rex 1996; Werbner/Modood 1997; schen übersubjektiven Sinnsystemen (Wis-
Baumann 1999).2 sensordnungen, kulturellen Schemata) und
Es ist die spezifische Kombination von Gruppen und Gemeinschaften auflöst (Teil
Elementen einer Theorie moderner Kultur 2).
und eines politischen Programms bzw. einer Aus dem gemeinsamen Kontext eines be-
normativen politischen Philosophie, die je- deutungsorientierten Kulturbegriffs und der
doch dem Konzept des Multikulturalismus Konfrontation mit dem Phänomen einer
auch eine schillernde Uneindeutigkeit ver- hochmodernen kulturellen Globalisierung
leiht. Diese Mehrdeutigkeit betrifft vor allem zeichnet sich damit ein alternatives Multikul-
den Begriff der Kultur und damit auch den turalismuskonzept ab, das im Rahmen der so-
der Multiplizität von Kulturen, auf dem das genannten post-kolonialen Theorien des
Konzept des Multikulturalismus aufbaut. Multikulturalismus im Zusammenhang der
Auch wenn der Terminus des Multikultura- Analysen von kulturellen Hybridbildungen
lismus allen voran bei prominenten Autoren bereits angedeutet worden ist. Dieses Kultur-
aus der Kommunitarismus-Liberalismus-De- modell nimmt die Form eines Modells kultu-
batte wie Charles Taylor und Will Kymlicka reller Interferenzen an, dessen heuristische
von vornherein bereits eine normativ-poli- Eckpunkte herausgearbeitet werden sollen.
tikphilosophische Stoßrichtung besitzt, so Dieses Modell geht von der Möglichkeit der
liegt in allen Fallen eine sozialtheoretische Parallelexistenz unterschiedlicher kultureller
Vorstellung dessen zugrunde, was Kultur Codes in den lebensweltlichen Wissensvor-
und vor allem was unter dem Verhältnis un- räten der gleichen Akteure aus. Multikultura-
terschiedlicher Kulturen zueinander zu ver- lismus bezeichnet dann keine Multiplizität
stehen ist. Im Folgenden gilt nun diesen kultureller Gemeinschaften, sondern die
grundbegrifflichen Festlegungen einer Theo- Konstellation einer hybriden Gleichzeitigkeit
rie der Kultur bei den Autoren der Multikul- der Wirkung mehrerer Komplexe sozialer
180 turalismusdebatte unser Interesse. Es soll ge- Praktiken und mehrerer sich dort ausdrii-
Berl. J. Sozial., Heft 2 2001, S. 179-200
Außenwelt hinaus sich selbst bestimmte vor: Die Differenz zwischen unterschiedli-
Bedeutungen zuschreiben und damit ihre chen background languages wird zunächst in
Identität, das Verständnis ihrer selbst, auf- eine Differenz zwischen unterschiedlichen
rechterhalten, eine besondere Relevanz zu. kulturellen Gemeinschaften, das heißt Perso-
Der Begriff des Hintergrundwissens liefert nengruppen, transformiert, die gleichzeitig
das Komplementärkonzept zum Begriff der Repräsentanten jeweils eines kulturellen
„Interpretation" (Taylor 1989: 3ff., 1993b). Hintergrundwissens darstellen sollen. In ei-
Wenn Interpretationen situative und notwen- nem zweiten Schritt geht Taylor darüber hin-
dig von einem Subjekt vollzogene Akte der aus von einer Differenz zwischen kulturellen
Sinnzuschreibung darstellen, dann stellt das Gemeinschaften aus, die jeweils eine kollek-
Hintergrundwissen im Sinne eines Systems tive Identität besitzen, das heißt, die sich in
von Unterscheidungen jene übersubjektiven ihrer Selbstbeschreibung gegenseitig als dif-
Sinnmuster bereit, aus denen der einzelne ferent wahrnehmen und damit jeweils „kol-
Akteur in seinen Sinnzuschreibungen lektive Ziele" entwickeln.
schöpft. Das implizite Hintergrundwissen, Die gesamte Behandlung des Multikultu-
das die Akteure in ihrem Sinnverstehen zum ralismusproblems bei Taylor ist von der
Einsatz bringen, besteht nicht aus autonomen Frage motiviert, wie sich der Anspruch be-
Sinnelementen, sondern aus Elementen, die stimmter Gruppen auf eine Respektierung
ihre Bedeutung erst über die Unterschieden- und Verteidigung ihrer spezifischen sozialen
heit von den anderen Elementen innerhalb Praktiken, wie sich mithin der Anspruch auf
der Gesamtheit der background language er- eine gegenseitige Anerkennung der Eigen-
halten, es ist somit bedeutungsholistisch arten verschiedener Kollektive legitimieren
strukturiert. Eng verknüpft mit diesem holi- lässt. Taylor rechnet damit Kulturen über die
stischen Modell des Hintergrundwissens ist Zuordnung auf Hintergrundsprachen hinaus
das Konzept der starken Wertungen (strong auf Personengruppen zu, die jeweils ein be-
evaluations): Die kollektiven Bestände eines stimmtes „Sinnsystem" vertreten. Er muss
Hintergrundwissens klassifizieren die Welt dann konsequent und ausdrücklich den Be-
und das Selbst nicht nur im Sinne qualitativer griff Kulturen für jene Praktiken und back-
Unterscheidungen, sie bewerten die unter- ground languages reservieren, die „ganze
schiedenen Phänomene zugleich und beset- Gesellschaften über längere Zeiträume mit
zen sie mit positiver oder negativer Valenz. Leben erfüllt haben. Mit dieser Formulierung
Erst die Kombination von deskriptiven und möchte ich bestimmte kulturelle Milieus in-
evaluativen Unterscheidungssystemen, mit- nerhalb einer Gesellschaft oder auch kurze
hin die Aufladung einzelner Sinnelemente Phasen innerhalb der Entwicklung einer Kul-
mit starken Wertungen macht verständlich, tur ausschließen" (Taylor 1993a: 63). Kultu-
wie die background languages den Akteuren ren werden somit von Taylor insofern mit
nicht allein eine kognitive Konstruktion ihrer Gemeinschaften gleichgesetzt, als sie in ihrer
Handlungsumwelt, sondern gleichzeitig eine Eigenschaft als bedeutungsholistisch struktu-
Motivierung bestimmten Handelns ermögli- rierte Sinnsysteme die gesamte Lebensweise
chen (Taylor 1985f, 1985d, 1989: 3ff.).3 eines Kollektivs anleiten. Kulturen sind nicht
Die allgemeine Kulturtheorie liefert den allein background languages, sondern die
Hintergrund für Charles Taylors Modell des Lebensform, die für eine soziale Gruppe cha-
Multikulturalismus. Wenn Kultur für Taylor rakteristisch ist und sie von anderen Gruppen
zunächst als kollektive sinnhafte Bestände unterscheidet. Taylor (1993a: 20) nimmt hier
eines Hintergrundwissens und die durch die- ausdrücklich Bezug auf Herder und lehnt
se ermöglichten Sinnzuschreibungen zu ver- sich an dessen Definition an, die „das Volk
stehen ist, stellt sich jedoch die Frage, was als Trager einer Kultur inmitten anderer Völ-
mit Kulturen im Plural gemeint sein kann, ker" versteht: Bestimmte Gruppen von Per-
die eine Konstellation der Multikultur bilden. sonen sind Vertreter von bestimmten Kultu-
Taylor nimmt in seinen Ausführungen zum ren, während sich in ihrer Umwelt andere
Multikulturalismus eine implizite Bedeu- Personengruppen mit anderen Kulturen, das
182 tungsverschiebung seines Kulturkonzepts heißt differenten Lebensformen befinden.
Berl. J. Soziol., Heft 22001, S. 179-200
Die normative Aussage „Es gibt andere über Kultur zum Ausgangspunkt nimmt, geht
Kulturen, und wir müssen mit ihnen zusam- er jedoch zu dem über, was man ein „plurali-
menleben" (ebd.: 70, Hervorhebung A.R.) ist stisches Homogenitätsmodell der Kultur"
nur verständlich, wenn eine solche Innen- nennen kann. Pluralistisch ist dieses Modell,
Außen-Grenzziehung zwischen verschiede- indem es von der Möglichkeit der Existenz
nen kulturellen Hintergrundsprachen voraus- verschiedenartiger kultureller Basiscodes
gesetzt wird, die gleichzeitig eine Innen- auch innerhalb von modernen Nationalstaa-
Außen-Grenzziehung zwischen sozialen ten ausgeht, die in ihren Grundlagen inkom-
Gruppen darstellen soll. Taylor geht noch ei- mensurabel sein können. Zu einem Homage-
nen Schritt über diese Festlegung hinaus: Die nitätsmodell wird der Ansatz jedoch zugleich
Konstellation der Diversität verschiedener dadurch, dass die Grenzen zwischen diesen
historisch verwurzelter kultureller Gemein- kulturellen Wissensvorräten mit den Grenzen
schaften wird dann zu einer multikulturellen zwischen unterschiedlichen Personengrup-
Konstellation im eigentlichen, für Taylor in- pen identifiziert werden. Damit wird voraus-
teressanten Sinne, wenn diese kulturellen gesetzt, dass eine einzelne Person wie auch
Gemeinschaften einander selbst gegenseitig ein ganzes Kollektiv sich als Träger eines
als different wahrnehmen und beginnen, kol- und nur eines Sinnhorizontes erweist: Die
lektive Ziele zu entwickeln. In Bezug auf die Differenzen zwischen Sinnhorizonten er-
potenziell marginalisierten Minderheitskul- scheinen gleichzeitig als Differenzen zwi-
turen ist es insbesondere das Interesse an ei- schen Gemeinschaften, durchaus im Sinne
nem Fortbestand der kollektiven Lebensform von Tönnies als „Gemeinschaften des Geis-
selbst, welches das zentrale kollektive Ziel tes" verstanden (Tönnies 1991: 12).4 Wäh-
gegenüber der Mehrheitskultur bildet. Bei rend diese Gemeinschaften nach außen ein-
Kulturen in diesem Sinne handelt es sich mit- deutig different und separierbar sind, erschei-
hin jeweils um „eine Gesellschaft mit ausge- nen sie nach innen homogen und auf jeweils
prägten kollektiven Zielsetzungen" (ebd.: einer spezifischen, die Lebensform begrün-
53), wobei gilt: „...was die Angehörigen von denden, immanent bedeutungsholistisch
Gesellschaften mit besonderem Charakter in strukturierten Hintergrundsprache fundiert.
Wirklichkeit anstreben (, ist) ihr (...) Fortbe- Eine zusätzliche konzeptuelle Stütze gewinnt
stand" (ebd.: 55). das Homogenitätsmodell der Kultur dadurch,
Man sollte die Kontingenz der theoreti- dass es von einer Übereinstimmung der Sinn-
schen Entscheidungen, die Taylor mehr im- grenzen zwischen Kollektiven mit den
plizit als wohl begründet — trifft, wenn er von Fremd- und Selbstwahrnehmungen dieser
seiner allgemeinen Skizze einer Theorie Kollektive ausgeht. Kennzeichnend ftir die
menschlicher Kultur zu einer Theorie des multikulturelle Konstellation ist damit, dass
Multikulturalismus übergeht, nicht aus den die Kollektive in ihren Sinngrundlagen nicht
Augen verlieren: Wenn er im Rahmen seiner nur different sind, sondern einander auch als
Skizze einer Philosophischen Anthropologie different perzipieren.
in den „Philosophical Papers" Kultur als die Taylors Modell des „Multi"-Kulturalis-
Abhängigkeit des Handelns von übersubjek- mus ist damit letztlich im Sinne einer
tiven Unterscheidungssystemen ausführt, so Multiplizierung mehrerer „Mono"-Kulturen
ist in diesem allgemeinen hermeneutischen aufgebaut, die jeweils als vorausgesetzte Ein-
Kulturverständnis zunächst keineswegs vor- heit von Personengruppe, homogenem Sinn-
ausgesetzt, dass diese background languages horizont, gemeinsamer Lebensform und ei-
an nach außen eindeutig abgrenzbare sowie ner Selbstidentifizierung als Kollektiv ge-
sich selbst als von ihrer Umwelt different set- genüber anderen Kollektiven einander ge-
zende kulturelle Gemeinschaften gebunden genüberstehen.5 Die theoretische Wurzel ei-
sind. Erst dadurch, dass Taylor in seiner Be- ner derartigen homogenitätsorientierten Kon-
handlung des Multikulturalismus die politi- zeption von Multikulturalismus ist jedoch
schen Forderungen nach Respektierung von letztlich darin zu suchen, dass Taylor, der in
Minderheitskulturen, mithin einen bestimm- seiner allgemeinen Kulturtheorie zunächst an
ten zeitgenössischen politischen Diskurs den wegweisenden bedeutungsorientierten 183
A. Reckwitz: Multikufturalismustheorien und der Kulturbegriff
so zentral, wie sie es für Taylor war. Um aber ständnis, das gleichzeitig jedoch ganzheitlich
die Kontingenz und letztlich Begrenztheit auf die gesamte Lebensform eines Kollek-
dieses Kulturkonzepts, abschätzen zu kön- tivs, bevorzugt eines Volkes bezogen wird.
nen, wollen wir uns — nun unabhängig von Kennzeichnend für Herder (1967: 44f.) ist
der Debatte um den Multikulturalismus — den ein Kugelmodell der Kulturen, wobei die Na-
unterschiedlichen theoretischen Konnotatio- tionalkulturen den paradigmatischen Fall
nen des modernen sozialwissenschaftlichen darstellen: „Jede Nation hat ihren Mittel-
Kulturbegriffs allgemein zuwenden. Dann punkt der Glückseligkeit in sich wie jede
wird sich zeigen, wie in der Multikulturalis- Kugel ihren Schwerpunkt". Im totalitätsori-
musdebatte letztlich zwei verschiedene Kul- entierten Kulturverständnis ist far eine Kul-
turbegriffe miteinander verschmolzen wer- tur ein Komplex spezifischer Verhaltenswei-
den. sen charakteristisch, so dass das Verhältnis
der Kulturen zueinander durch eine „natürli-
che (...) Fremdheit" (ebd.: 45) geprägt ist.
2. Der totalitätsorientierte und der Gleich einer Kugel erscheint die Kultur im
Sinne der Totalität einer Lebensweise, wie
bedeutungsorientierte Kulturbegriff sie von einem Kollektiv (bevorzugt einem
nationalen Kollektiv) praktiziert wird, imma-
So weit verbreitet der Kulturbegriff in den nent geschlossen und nach außen durch eine
Sozialwissenschaften, insbesondere seit dem eindeutige Differenz zu anderen Lebenswei-
Cultural Turn (Alexander) der 1980er Jahre sen bestimmt. Diese Differenz der Lebens-
ist, so uneindeutig stellt er sich dar.8 Kultur weisen der Völker stellt sich nicht nur als ei-
ist — ähnlich Gesellschaft oder Geschichte — ne durch den historischen Beobachter kons-
seit den semantischen Innovationen am Ende tatierte Faktizität dar, sondern wird nach
des 18. Jahrhunderts einer der Schlüsselbe- Herders Darstellung von den fraglichen Kol-
griffe zur modernen Reflexion der menschli- lektiven auch in ihrer Selbst- und Fremd-
chen Lebensweise (vgl. Williams 1972, Ten- beschreibung in gleicher Weise wahrgenom-
bruck 1979, Luhmann 1995), allerdings ein men — diese Innen-Außen-Interpretationen,
Schlüsselbegriff, der in seiner historischen wie sie von den sozialen Gruppen selbst vor-
Entwicklung mit unterschiedlichen Bedeu- genommen werden, tragen zur Stabilisierung
tungen verknüpft ist. Neben einem normati- der Sinngrenzen bei."
ven Kulturbegriff, der Kultur als eine nach Indem Herder Kulturen als sich geschicht-
bestimmten Wertkriterien herausragende Le- lich ausbildende Lebensweisen einzelner
bensweise versteht,9 und dem differenzie- Völker und Nationen begreift und die unver-
rungstheoretischen Kulturbegriff, der Kultur gleichliche Individualität jedes Volkes, jeder
als ein gesellschaftliches Teilsystem begreift, Epoche hervorhebt, die prinzipiell an ihrem
das sich mit Weltdeutungen beschäftigt,19 eigenen Maßstab zu messen ist, bereitet er
existieren zwei sozialtheoretisch relevante der Ausbreitung des Kulturbegriffs in den
Kulturbegriffe, die beide für die Multikultu- Geistes- und Sozialwissenschaften des 19.
ralismusdebatte wirkungsvoll gewesen sind: Jahrhunderts und damit einer empirischen
der totalitiitsorientierte und der bedeutungs- Analyse der Kultur ihren Weg. Der totalitäts-
orientierte Kulturbegriff. Sie implizieren un- orientierte Kulturbegriff wird vor allem von
terschiedliche Modelle dessen, was eine Kul- der sich am Ende des 19. Jahrhunderts im an-
tur ist und fiihren daher zu verschiedenarti- gelsächsischen Raum ausbildenden Ethnolo-
gen Grundannahmen dessen, was eine multi- gie aufgegriffen und empirisch angewendet.
kulturelle Konstellation ausmachen kann. Paradigmatisch erscheint hier die Definition
Der „totalitätsorientierte" Kulturbegriff ist von Kultur, die der britische Kulturanthropo-
historisch mit Johann Gottfried Herder ver- loge Edward Tylor (1871: 1) in „Primitive
bunden. Gegen die normativ begründete Dif- Culture" bietet: „Culture or civilization, ta-
ferenz von Kultur und Zivilisation der ken in its wide ethnographic sense, is that
Kant'schen Aufklärungsphilosophie setzt complex whole which includes knowledge,
Herder ein kontextualistisches Kulturver- belief, art, morals, law, custom, and any 185
A. Reckwitz: Multikulturalismustheorien und der Kulturbegriff
durch seine Unterscheidung zwischen sozia- Struktur der einzelnen Akteure als ein zentra- 187
A. Reckwitz: Multikulturalismustheorien und der Kulturbegriff
les Signum moderner Gesellschaften denk- welche begriffliche Tradition von beiden
möglich wurde, so macht es der bedeutungs- weitergeführt wird. Ihr Kulturbegriff steht in
orientierte Kulturbegriff im Gefolge von vieler Hinsicht in Kontinuität zum totalitäts-
Semiotik, Hermeneutik und Sprachspielphi- orientierten Kulturverständnis im Gefolge
losophie beschreibbar, dass kognitive Wis- von Herder. Charles Taylors Theorie der
sensordnungen in Form eines welterschlie- Kultur ist in seinem Konzept des Hinter-
ßenden Sinnhorizontes nicht mit der gesam- grundwissens und des „self-interpreting ani-
ten mentalen Struktur eines Subjekts und mal" zwar gleichzeitig durch den bedeu-
nicht mit der mentalen Struktur sämtlicher tungsorientierten Kulturbegriff der Herme-
Subjekte in einem gemeinschaftlichen Kol- neutik beeinflusst (und bleibt in diesen Ele-
lektiv identisch sein müssen, sondern dass menten wegweisend). In seinen Ausführun-
hier eine Kreuzung, das heißt eine simultane gen zum Multikulturalismus verknüpft er den
Wirksamkeit von Sinnhorizonten im Subjekt bedeutungsorientierten Kulturbegriff jedoch
und in den Kollektiven stattfinden kann: Der mit dem totalitätsorientierten Verständnis
einzelne Akteur ist Trager unterschiedlicher von Kultur als kultureller Gemeinschaft: Die
Komplexe sozialer Praktiken und deren ver- Konstellation des Multikulturalismus er-
schiedener Wissensordnungen. Zum anderen scheint dann als eine Vervielfdltigung mono-
mündet das bedeutungsorientierte Kulturver- kultureller Gemeinschaften, die im Verhält-
ständnis damit aber konsequenterweise in ein nis zueinander in ihren Sinngrundlagen diffe-
alternatives Konzept des Multikulturalismus rent, nach innen jedoch eine homogene
(das bei den soziologischen Klassikern selbst Sinnstruktur bilden. Die Chance der begriff-
in dieser Weise kaum angedacht war): Multi- lichen Auflösung der festen Kopplung von
kulturell ist nun eine Konstellation, in der symbolischen Ordnungen an Gemeinschaf-
Akteure gleichzeitig an mehreren unter- ten, wie sie der bedeutungsorientierte Kultur-
schiedlichen Wissensordnungen teilnehmen, begriff ermöglicht, wird damit nicht genutzt.
die sie zu unterschiedlichen Interpretationen Das Ergebnis des gemeinschaftsorientierten,
ihrer Lebensführung anleiten. In einer multi- essenzialistischen Multikulturalismuskon-
kulturellen Konstellation bilden Wissensord- zepts ist eine Einengung der empirisch-ana-
nungen kulturelle Interferenzen und konfron- lytischen Anschlussmöglichkeiten, die mit
tieren die Akteure mit einer Situation kultu- einem bemerkenswerten Traditionalismus in
reller Hybridität, in der in den sozialen der Diagnose hochmoderner Kultur ver-
Kollektiven verschiedene kulturelle Hinter- knüpft ist.
grundsprachen gleichzeitig wirksam sind. Die Identifikation von Kollektiv und
Aus dieser Perspektive erscheint nun jedoch Sinnsystemen schließt von vornherein eine
gerade jene Konstellation, die aus Sicht des adäquate Begrifflichkeit zur Analyse alterna-
totalitätsorientierten Kulturmodells als eine tiver, post-traditionaler Konstellationen aus:
Vielfalt der Kulturen interpretiert wurde, als der Konstellation, dass Handelnde an Kom-
monokulturell: als eine Addition überschnei- plexen sozialer Praktiken partizipieren, die
dungsfrei nebeneinander existierender ihren Hintergrund in verschiedenen, mögli-
Gemeinschaften. cherweise inkompatiblen background langu-
ages haben, so dass auf der Ebene des ver-
meintlichen Kollektivs — wie auch des ver-
3. Multikulturalismus als meintlich immanent homogen strukturierten
Akteurs — mehrere Wissensordnungen
Konstellation kultureller gleichzeitig herangezogen werden oder mit-
Interferenzen einander konkurrieren. Damit bleibt der theo-
retische Rahmen, den das Multikulturalis-
Wenn man die Vokabulare zum Multikultu- muskonzept eines pluralistischen Homogeni-
ralismus, so wie sie von Charles Taylor und tätsmodells bietet, jedoch darauf beschränkt,
Will Kymlicka geboten werden, vor dem solchen Konstellationen den Status eines
Hintergrund der unterschiedlichen Optionen nicht weiter erläuterungsbedürftigen Nor-
188 des Kulturbegriffs versteht, wird deutlich, malfalls zu verleihen, der bereits bei Klassi-
Bed. J. Soziol., Heft 2 2001, S. 179-200
kern der modernen Sozialtheorie wie Durk- Welt, folgt man entsprechenden kulturwis-
heim und Tönnies als typisch für primär tra- senschaftlichen und soziologischen Analysen
ditionale Gesellschaften angenommen wurde (vgl. etwa Robertson 1992, Friedman 1994,
(und die wohl auch dort nur aufgrund eines Featherstone et al. 1995; CasteIls 1997), mit
modernistischen Vorurteils als typisch er- einer kulturellen Pluralisierung in dem Sinne
scheinen konnten): die Existenz eines ge- rechnen, dass Akteure in ihrer Lebensfüh-
meinsamen Kollektivbewusstseins oder die rung gleichzeitig unter dem Einfluss ver-
Existenz einer sozialen Gemeinschaft als schiedener grundlegender Sinnhorizonte und
„Gemeinschaft des Geistes" (vgl. Durkheim kultureller Traditionen geraten können, die
1992: 118ff.; Tönnies 1991: 7ff). ihre Identität damit prekär werden lassen.
Nun hat bereits ein Großteil der soziologi- Insbesondere jene Akteure, die an den globa-
schen Theorie des 20. Jahrhunderts gegen ei- len Migrationsbewegungen teilhaben, sind
ne solche Identifikation der Verhältnisse tra- mit einer derartigen Konstellation hybrider
ditionaler, gerne inschaftlich organisierter Kulturen konfrontiert, die folgenreich für die
und moderner Gesellschaften argumentiert: Identitätsbildung auf individueller wie auf
Die klassische Argumentation von Durkheim kollektiver Ebene wird. Die Wirkung von
und Simmel über Parsons und Merton bis Kultur im Sinne von Multikultur ist dann je-
Luhmann ging dabei regelmäßig in die Rich- doch eher mit einem Modell kultureller
tung, das traditionelle Konzept des in sich Interferenzen zu erfassen, das heißt einem
homogen strukturierten gemeinschaftlichen Modell, dass mit der Überlagerung unter-
Kollektivsubjekts auf der Grundlage einer schiedlicher Wissensordnungen rechnet.16
Theorie funktionaler Differenzierung moder- Ein derartiges, auf dem Grundgedanken
ner Institutionen, an denen moderne Akteure kultureller Interferenzen beruhendes, alterna-
jeweils gleichzeitig partizipieren, zu kritisie- tives Multikulturalismuskonzept ist insbe-
ren und aufzulösen (vgl. insgesamt auch sondere im Kontext der sogenannten post-
Hondrich 1982, Schimank 1996). Dabei wur- kolonialen Theorien unter der Überschrift
de funktionale Differenzierung in der Regel kultureller Hybridbildungen zumindest ange-
als eine Differenzierung unterschiedlicher deutet worden.17 In diese Richtung weisen
Systeme von Normen und Rollen konzeptua- die Arbeiten von Michail Bakhtin, Homi K.
lisiert. Man kann nun eine Theorie des Multi- Bhaba und Gerd Baumann: Der russische
kulturalismus, die sich von der Identifikation Semiotiker Bakhtin (1981: 358ff.) führt das
zwischen Kollektiven und symbolischen Konzept der Hybridisierung im Sinne einer
Ordnungen löst, als einen zweiten, radikale- Kombination zweier oder mehrerer Sprachen
ren Anlauf verstehen, eine Alternative zum oder Zeichensysteme in die Diskussion ein.
Modell traditionaler kultureller Gemein- Dabei verwendet er die Unterscheidung zwi-
schaften zu formulieren. Anders als die schen den gleichsam unbewussten „organi-
Theorie funktionaler Differenzierung bezieht schen" und den bewusst-reflektierten Hybri-
sich eine solche Multikulturalismuskonzep- disierungen: Die von den Akteuren selbst gar
tion jedoch nicht auf die simultane Partizipa- nicht wahrgenommene, latente Überlagerung
tion von Akteuren an verschiedenen Funk- und Vermischung unterschiedlicher Spra-
tionssystemen und deren Rollenerfordernis- chen — und damit gerade nicht die Existenz
sen, sondern auf die simultane Partizipation von homogenen Kulturen mit festen Sinn-
von Akteuren an verschiedenen die Lebens- grenzen — muss als der Normalfall kultureller
führung anleitenden, kognitiv-evaluativen Entwicklung angesehen werden. Demgegen-
background languages (hier kann man durch- über erscheint die sich selbst bewusste Hy-
aus auf Taylors Terminologie zurückgrei- bridisierung als ein, insbesondere moderner,
fen). So wie fir moderne Gesellschaften die Spezialfall, in dem Akteure virtuos und expe-
Differenzierung von Funktionssystemen und rimentell mit unterschiedlichen kulturellen
damit die Teilnahme der einzelnen Akteure Versatzstücken umgehen.18 Homi K. Bhaba
an unterschiedlichen Systemlogiken charak- hat im Kontext der sogenannten post-ko-
teristisch ist, muss man fir die Gegenwarts- lonialen Theorien das Konzept kultureller
gesellschaften des Westens wie der Dritten Hybridbildung zur Umschreibung multikul- 189
A. Reckwitz: Multilculturalismustheorien und der Kulturbegriff
Trager von Handlungsakten, und schließlich und die Form der eigenen Identität konstituti-
zwischen Kollektiven von Akteuren zu un- ve background languages.
terscheiden. Eine homogene Kultur würde Die erste Konstellation ist für die Theore-
entstehen, sobald eine Gruppe von Akteuren tiker der funktionalen Differenzierung zen-
einen homogenen Komplex sozialer Praxis tral: Die Konstellation einer Differenzierung
trägt, in dem sich ein homogenes Hinter- von rollenspezifischem Sonderwissen kann
grundwissen ausdrückt. Hier handelt es sich dabei — etwa in der Differenzierungstheorie —
im Extrem um jene Konstellation, die klas- mit der Annahme verknüpft sein, dass auf der
sisch Durkheim mit der Existenz eines ein- Ebene des lebensweltlichen Wissens weiter-
heitlichen Kollektivbewusstseins in einer hin ein in seinen Basisunterscheidungen ein-
Kultur und Tönnies mit einer „Gemeinschaft heitlicher kultureller Code existiert (vgl. et-
des Geistes" umschreiben. In einer Konstel- wa Parsons 1971). Nicht dieser, sondern erst
lation kultureller Interferenzen hingegen par- der zweite Fall bezeichnet jedoch jene Kon-
tizipieren die Akteure an unterschiedlichen stellation, die far ein nicht-totalitätsorientier-
Komplexen sozialer Praktiken, in denen sich tes Modell des Multikulturalismus von
jeweils verschiedenartiges Hintergrundwis- Interesse ist: Eine multikulturelle Konstella-
sen ausdrückt. Aus der Perspektive des Han- tion lässt sich über eine simultane Wirksam-
delnden interferieren diese unterschiedlichen keit und in diesem Sinne eine Interferenz un-
Wissenskomplexe — was in entsprechende terschiedlicher Sinnhorizonte innerhalb des
Ambivalenzen der Interpretation von Situa- lebensweltlichen Wissens von Handelnden
tionen und vor allem seiner selbst münden definieren, mit dem sie die Grundlagen ihrer
kann. Sinngrenzen und Akteursgrenzen sind Lebensführung und Identität bestimmen, un-
in einem solchen Fall nicht identisch: Die abhängig von etwaigen zusätzlichen Diffe-
Bearbeitung der Sinngrenze durch den renzen zwischen lebensweltlichem Basiswis-
Akteur bzw. durch das Kollektiv wird gerade sen und Sonderwissen oder zwischen ver-
zum Problem. schiedenen Beständen von Sonderwissen.
Im Interesse einer Analyse i.e.S. multikul- Während die Wissensdifferenzierung auf der
tureller Phänomene ist jedoch eine zusätzli- Ebene von Sonderwissen, wie sie die Diffe-
che heuristische Präzisierung notwendig. renzierungstheoretiker in den Vordergrund
Man kann aus Alfred Schütz' Sozialphäno- stellen, über eine eindeutige Regelung der
menologie die Unterscheidung zwischen le- Anwendung der unterschiedlichen Bestände
bensweltlichem (Allgemein-)Wissen und des Sonderwissens in verschiedenen Praxis-
Sonderwissen entlehnen (Schütz/Luckmann komplexen und sozialen Feldern entproble-
1975: 371ff.) und darauf aufbauend zwei matisiert werden kann, stellt sich für die si-
mögliche Konstellationen unterscheiden: In multane Geltung unterschiedlichen lebens-
einem ersten Fall ist ein Komplex lebens- weltlichen Wissens in gesteigertem Maße
weltlicher Praxis und zugehörigem lebens- das Problem des Umgangs mit der Überlage-
weltlichem Wissen von verschiedenen ande- rung verschiedener Wissensordnungen. Die-
ren Praxiskomplexen zu unterscheiden, in se Wissensordnungen sind nicht funktions-
denen ein vom lebensweltlichen Wissen in spezifisch abgrenzbar, sondern berühren die
seinen grundsätzlichen Schemata differentes, Identität der Akteure. Kulturelle Interferen-
spezialisiertes Sonderwissen (ökonomischer, zen stellen den Akteur vor das Problem inter-
wissenschaftlicher, künstlerischer etc. Art) pretativer Unterbestimmtheit und Mehrdeu-
zum Einsatz kommt. Davon zu differenzieren tigkeit. Handlungssituationen und insbeson-
ist eine zweite Konstellation: Hier existieren dere die eigene Person sowie die soziale
unterschiedliche lebensweltliche Praxis- Zugehörigkeit erscheinen nicht mehr eindeu-
Komplexe und entsprechende verschiedene tig bestimmbar, sondern werden ambivalent.
lebensweltliche Wissensordnungen selbst, an Je nachdem, welches der lebensweltlichen
denen die gleichen Akteure partizipieren, et- kulturellen Codes herangezogen wird, sind
wa unterschiedliche historische Traditionen, unterschiedliche Sinnzuschreibungen mög-
Moralen, Ethiken des guten Lebens etc., so- lich, werden unterschiedliche Praktiken na-
mit unterschiedliche für die Lebensführung hegelegt. Kulturelle Interferenzen setzen sich 191
A. Reckwitz: Multikulturalismustheorien und der Kulturbegriff
forschung zu behandelnde Frage lautet dann, grifflichen Kopplung von kulturellen Ge-
in welcher Weise die Akteure mit der Ver- meinschaften und kollektiven Identitäten,
schiedenartigkeit oder sogar Inkommensura- wie sie im Rahmen der homogenitätsorien-
bilität der ihnen gültig erscheinenden kultu- tierten Multikulturalismuskonzeption betrie-
rellen Codes umgehen, wenn sie sich als ein ben wird, unterscheidet ein hybriditätsorien-
„Selbst" verstehen: Kreolisierung, Kompart- tiertes Multikulturalismusmodell zwischen
mentalisierung von lebensweltlichen Wis- der Ebene der Wirksamkeit impliziter Wis-
sensordnungen und Stabilisierung von Ambi- sensordnungen und den expliziten Selbstthe-
valenzen fordern auf unterschiedliche Weise matisierungsdiskursen.
die Definition des Selbst heraus. Von der 3. Welche kulturellen Schemata in einem
Analyse multikultureller Konstellationen Kollektiv für die alltägliche Handlungspraxis
kann man sich damit Aufschluss über die und Lebensführung konstitutiv sind und da-
Frage nach genuin hochmodernen Formen mit auch die Form, in der sich hier unter-
der Identitätsbildung erwarten. schiedliche Schemata in komplizierter Weise
Zu unterscheiden von kulturellen Interfe- multikulturell überlagern, muss nicht mit der
renzen und Ambivalenzen auf der Ebene des Art und Weise übereinstimmen, in der im
einzelnen Akteurs und damit dem Problem selben Kollektiv die eigenen Sinngrundlagen
der personalen Identitäten ist die Frage nach in Form von Selbst beschreibungsdiskursen
der Wirkung kultureller Interferenzen auf der interpretiert werden — eine hybride Kultur
Ebene von Kollektiven und damit die nach Quebec oder eine hybride black community
den kollektiven Identitäten. In der totalitätso- in den USA kann sich selbst trotzdem als ei-
rientierten Multikulturalismuskonzeption ne homogene Gemeinschaft beschreiben. Die
Taylors und Kymlickas wird vorausgesetzt, Ebene und Struktur der in einem Kollektiv
dass die fraglichen kulturellen Gemeinschaf- implizit wirksamen Wissensordnungen und
ten nicht nur „an sich" differente Lebensfor- die Ebene der Selbstbeschreibungen bilden
men besitzen, sondern zudem „für sich" als damit zwei Dimensionen, die in einem nach-
einander different interpretieren und damit essenzialistischen Multikulturalismusmodell
sich selbst als Gemeinschaft identifizieren. zu differenzieren sind. Während die kollekti-
Aus der Perspektive einer hybriditätsorien- ven Hintergrundsprachen, die sich in den so-
tierten Multikulturalismuskonzeption können zialen Praktiken ausdrücken, gewissermaßen
jedoch genauso wenig wie kulturelle Ge- eine „implizite Kultur" bilden, ist davon die
meinschaften kollektive Identitäten voraus- „explizite Kultur" der diskursiven Selbstthe-
gesetzt werden. Statt dessen wird nun die matisierungen, Selbstbeobachtungen und
Bildung von kollektiven Identitäten, das Identitätserzählungen zu unterscheiden.24
heißt von sozial geteilten Selbstbeschreibun- Unterschiede zwischen diesen beiden Ebe-
gen als ein Kollektiv, zum faktischen wie nen können jedoch nicht kurzerhand als Er-
analytischen Problem. Wie kommen, wenn gebnisse „falscher" Selbstrepräsentationen
gleichzeitig unterschiedliche kulturelle back- des jeweiligen Kollektivs abgetan werden.
ground languages wirksam sind, Kollektive Vielmehr muss man davon ausgehen, dass
dazu, kollektive Selbstbeschreibungen aus- bestimmte Selbstbeschreibungen, die „erfun-
zubilden, in denen sie sich als einheitliche denen" Traditionen (Hobsbawm/Ranger
Gruppe interpretieren? Die Multikulturalis- 1983), die „imaginierten" Gemeinschaften
musdiagnose kann damit an — etwa aus dem (Anderson 1983), für die Formierung und
Kontext der Nationenbildungsforschung be- Neuformierung der impliziten kulturellen
kannte — Ansätze anschließen, die danach Schemata über kurz oder lang in hohem
fragen, wie kollektive Identitäten vor allem Maße wirkungsmächtig sein können (so wie
über den diskursiven Weg von Narrationen auch umgekehrt die Schemata der Selbstbe-
konstruiert werden, die eine bestimmte ge- schreibungsdiskurse ihrerseits nicht unab-
meinsame Vergangenheit postulieren und hängig von dem schon vorhandenen implizi-
sich als spezifische Produkte kultureller ten Wissen existieren können). Es ist mög-
Eliten darstellen können (vgl. Anderson lich, dass die Selbstbeschreibungsdiskurse
1983; Ricoeur 1992). Im Vergleich zur be- der Kollektive, wenn sie entsprechend insti- 193
A. Reckwitz: Multikulturalismustheorien und der Kulturbegriff
tutionalisiert sind, eine Homogenisierung des rung bilden, Andererseits können hybride
impliziten Wissens befördern, die ohne die Kulturen, das heißt solche, in denen multi-
entsprechenden Diskurse gar nicht entstan- kulturelle Sinninterferenzen stattfinden und
den wären. die sich aus der Beobachterperspektive im
Die möglichen Relationen zwischen im- Sinne von Bakhtins organischer Hybridisie-
pliziten Wissensvorräten einerseits, kulturel- rung als hybrid darstellen, von den Teilneh-
len Selbstthematisierungsdiskursen anderer- mern in ihren Selbstbeschreibungsdiskursen
seits, die beide jeweils zwischen kultureller selbst als homogene Kulturen uminterpretiert
Homogenität und kulturellen Interferenzen werden. Ebenso können sie in der Fremdbe-
variieren können, müssen damit jedoch fir schreibung etwa von Seiten der Mehrheits-
einen Multikulturalismusbegriff, der das Ho- kultur als homogen konstruiert werden. Hier
mogenitätsmodell hinter sich lässt, von zen- findet der klassische Fall der Kreation einer
traler Bedeutung sein. Neben der konzeptuel- imagined community statt.26 Der dritte mög-
len Marginalisierung des Phänomens kultu- liche Fall erscheint in seiner realen Bedeu-
reller Interferenzen im Zuge der Identi fi ka- tung bislang eher marginal: Auf der Ebene
tion von Sinngrenzen und Personengrenzen ihrer impliziten background languages rela-
stellt sich die mangelnde Differenzierung tiv homogene und gegenüber ihrer Umwelt
zwischen den Ebenen von impliziten back- differente Kollektive können sich selbst in
ground languages und Selbstbeschreibungs- ihren Selbstthematisierungsdiskursen als hy-
diskursen als zweite problematische begriff- brid und multikulturell definieren. Diese
liche Engfiihrung der normativen Multikultu- Möglichkeit erscheint nicht ausgeschlossen,
ralismustheoretiker dar.25 Differenziert man wenn die Theorien kultureller Hybridität in
diese voneinander und unterscheidet zwi- den post-kolonialen Human- und Sozialwis-
schen Konstellationen relativ homogener senschaften, insbesondere den britischen und
Kulturen und Konstellationen kultureller In- nordamerikanischen Cultural Studies, keine
terferenzen, so lassen sich verschiedene rein wissenschaftlichen Diskurse, sondern
mögliche Relationen der beiden — in jedem selbst politisch und kulturell wirksame
Fall aufeinander einwirkenden — Ebenen ge- Selbstbeschreibungsdiskurse darstellen, in
genüberstellen, die verschiedenartige multi- denen Hybridität offen oder latent als ein
kulturelle oder monokulturelle Konstellatio- normativ konnotiertes Ideal erscheint.27
nen ergeben: Einerseits können sich homoge- Schließlich kann viertens eine Konstellation
ne Kulturen, das heißt Kollektive mit einem kultureller Interferenzen auf der Ebene der
relativ abgeschlossenen Komplex sozialer impliziten Wissensordnungen mit einer kol-
Praktiken und einer entsprechenden Wis- lektiven Selbstbeschreibung eines Kollektivs
sensordnung, selbst als homogene Kulturen als inhomogen und multikulturell korrespon-
beschreiben und von anderen homogenen dieren — ein Kollektiv, in dem in der kollekti-
Kulturen different setzen. Dies ist der Fall, ven Lebensführung und den dort wirksamen
den Taylor in seiner Multikulturalismuskon- Codes gleichzeitig unterschiedliche, sich
zeption voraussetzt, der aber unter hochmo- überlagernde kulturelle Traditionen wirken,
dernen Bedingungen eine ungewöhnliche kann sich in seinen Selbstbeschreibungsdis-
Konstellation darstellt. Wahrscheinlicher er- kursen selbst als eine hybride oder kreolisier-
scheint dieser Fall möglicherweise (aber te Kultur beschreiben und so indirekt doch
auch hier wird man dem modernistischen eine kollektive Identität als einzigartige
Vorurteil nicht erliegen dürfen) fir jene rela- Kombination spezifischer kultureller Tradi-
tiv wenig differenzierten und durch ein ge- tionen und Vokabulare erreichen.28
ringes Maß kulturellen Außenkontakts cha- Ein an kulturellen Interferenzen orientier-
rakterisierten vormodernen Großgruppen der tes heuristisches Modell des Multikulturalis-
Vergangenheit, die zudem, wie Giesen mus lenkt damit den Blick auf andere Phäno-
(1999: 32ff.) zusammenfassend darstellt, ei- mene und Probleme als das homogenitätsori-
ne kollektive Identität auf der Grundlage ei- entierte Multikulturalismusmodell, das in der
nes primordialen Codes oder eines traditio- Sozialphilosophie und Sozialtheorie bisher
194 nalen Codes der Innen-außen-Differenzie- den Ton angibt. Das Verhältnis der Grenzen
Berl. J. Soziol., Heft 2 2001, S. 179 - 200
von Wissensordnungen, vor allem von le- 3 Eine detailliertere Interpretation von Taylors
Werk als Entfaltung einer interpretativen
bensweltlichen background languages zu
Kulturtheorie findet sich in Rosa (1998, Kap.
Kollektiven und zu Akteuren, das Problem II) sowie Reckwitz (2000, Kap. 6.5).
der personalen und kollektiven Identitätsbil- 4 Tönnies (1991; 12) beschreibt die „Gemein-
dung unter Bedingungen einander kreuzender schaft des Geistes" als höchste und abstrakteste
Wissensordnungen, schließlich das Ver- Stufe, die die Kollektivität einer Gemeinschaft
hältnis von impliziten background languages ausmacht und denen die „Gemeinschaft des
und expliziten Selbstthematisierungsdiskur- Ortes" und die „Gemeinschaft des Blutes" vor-
sen sind die zentralen Fragen, die sich im ausgeht.
Rahmen des post-essenzialistischen Multikul- 5 Vgl. auch die kritischen Bemerkungen zu
turalismuskonzepts stellen lassen. Es scheint, Taylor in Appiah (1992); Baumann (1999:
107ff.).
dass die genuin sozial- und politikphilosophi-
6 Kymlicica geht an einer Stelle auf die mögliche
sche Ausrichtung des Multikulturalismusmo- Kritik ein, sein Kulturmodell sei traditionali-
dells, die Taylor und Kymlicka repräsentie- stisch konnotiert und erwidert, dass eine Ver-
ren, „ein(en) ,voreilige(n) Normativismus` mischung unterschiedlicher kultureller Ele-
(...), das heißt eine verfrühte Reifizierung vor- mente nicht kurzerhand möglich sei, sondern
ausgesetzter Gruppenidentitäten" (Benhabib die fremde Kultur immer nur vor dem Hinter-
1999: 13f) gefordert hat.29 Ein hybriditätsori- grund der eigenen Kultur interpretiert und
entiertes Multikulturalismusmodell, das vom eventuell rezipiert werden kann: „...cultural
bedeutungs- statt vom totalitätsorientierten membership provides us with an intelligible
Kulturkonzept Herder'scher Prägung aus- context of choice, and a secure sense of identi-
ty and belonging, that we call upon in confron-
geht, kann demgegenüber, so scheint es, ei-
ting questions about personal values and pro-
nen neuen, fruchtbaren Kontakt zwischen den jects" (1995a: 105). Es wird hier gerade das
begrifflichen Festlegungen auf der übergrei- vorausgesetzt, was anzweifelbar ist: dass je-
fenden Ebene der Sozialtheorie und den sozi- dem Akteur genau ein in sich homogen struk-
al- und kulturwissenschaftlichen Analysen zu turiertes Sinnsystem zuzuordnen ist, vor des-
Ethnizität und kollektiven Identitäten in der sen Hintergrund er urteilen kann.
hochmodernen Gesellschaft herstellen. Die 7 Vgl. auch Benhabibs Kymlicka-Kritik in Ben-
Fassung des Kulturbegriffs macht hier den habib (1999: 46ff.).
entscheidenden Unterschied aus. 8 Zur „kulturwissenschaftlichen Wende" in den
Sozialwissenschaften vgl. nur Giddens (1976),
Rabinow/Sullivan (1979), Alexander/Seidman
(1990), Haferkamp (1990), Bohman et al.
Anmerkungen (1991), Hansen (1993), Müller (1994), Smith
(1998).
1 Der Begriff „Hochmoderne" soll hier in An- 9 Ein solcher normativer Kulturbegriff wird etwa
lehnung an Peter Wagners Unterscheidung bei Kant, Matthew Arnold und Simmel ver-
mehrerer Phasen der Entwicklung moderner wendet.
Gesellschaft und Kultur in „Sociology of 10 Parsons kann als Wegbereiter eines differen-
Modernity" (1994) verwendet werden: Die zierungstheoretischen Kulturbegriffs gelten.
Hochmoderne wird hier als jene Phase verstan- 11 Herder (1967: 46) betont hier auch die kollek-
den, die etwa seit den 1970er Jahren insbeson- tivstabilisierende Kraft der gegenseitigen
dere durch eine relative Lockerung sowohl der „Vorurteile", welche die Völker „zu ihrem
institutionellen Regelmechanismen auf der Mittelpunkt zusammendräng(en)".
Ebene von Staat und Ökonomie als auch der 12 Vgl. auch die Kulturdefinitionen von Giddens
Festigkeit von Klassen, privaten Lebensformen et al. (1994: 2) als „sets of signifying practices
und der Bildung personaler und kollektiver — modes of generating meaning"; Williams
Identitäten charakterisiert ist (vgl. 1994, Teil (1981: 13) als „signifying system"; Thompson
IV, V). Das Phänomen des Multikulturalismus (1990: 122) als „symbolic forms"; Neidhardt et
liefert damit ein Merkmal der hochmodernen al. (1986: 11) als „System kollektiver Sinnkon-
Gesellschaften. struktionen"; Hannerz (1992: 3) stellt allge-
2 Vgl. zum Konzept kultureller Globalisierung mein fest: .... in the recent period, culture has
Friedman (1994), Robertson (1992), zum Post- been taken to be above all a matter of mea-
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