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Kernpunkte

der Masterarbeit:

Expectations Meet Reality:


A Qualitative Analysis of the Assistance to Refugees in the Case of the Welcome and Integra
Program at the Otto-von-Guericke University Magdeburg.

María Fernanda Córdova Suxo

Das Forschungsinteresse bestand aus der Identifikation einer vermuteten Diskrepanz (gap) zwischen
Erwartungen und Resultaten im Programm Welcome-Integra zur Integration von angehenden StudentInnen
mit Fluchthintergrund, welches, vom DAAD gefördert, an der Otto von Guericke Universität durchgeführt
wurde. Sowohl die Zielgruppe des Projektes, also angehende StudentInnen mit Fluchthintergrund, als auch
die Projektleitung und wissenschaftliche Hilfskräfte (HiWis, organisiert in der Initiative MitSpracheRecht)
zeigten eine gewisse Unzufriedenheit und Frustration mit dem Angebot, der Teilnahme, der Qualität und
den Bedingungen der Unterstützung. Diese Beobachtungen waren Anlass für die Forschung.

Die Frage, warum sich eine solche Situation ergeben hat, ist insofern interessant als das scheinbar viel
Mühe, ausreichend Ressourcen und eine strukturierte Hilfe in das Programm investiert wurden und trotz
allem die Zielgruppe nicht erfolgreich erreicht wurde. Repräsentative Akteure jedes Programmbereiches,
die Zielgruppe, die Projektleitung, studentische Unterstützter, Kooperationspartner und der Projektförderer,
wurden somit über ihre Wahrnehmungen, Erwartungen, Motivationen und Vorstellungen zum Programm
durch qualitative Methoden befragt. Bei der Befragung wurde ebenso reflektiert aus welchen Gründen sich
die oben genannte Diskrepanz ergeben hat, warum sie sich nicht gelöst und über die Zeit sogar
zugenommen hat.

Während der Analyse war es wichtig miteinzubeziehen, dass das Projekt überwiegend ein kooperativ-
interkulturelles Projekt ist (durch Lernprozesse und anhaltenden Austausch), weshalb die Verantwortung für
die Projektresultate bei allen Akteuren des Projektes, sowohl bei den direkten Empfängern als auch bei den
Förderer, Leitern, Mitarbeitern (Hiwis) und natürlich auch, den Kooperationspartnern (MDWI AG), liegt.
Darüberhinaus sollte die durchgeführte Hilfe auf Basis der Prinzipien Effizienz, Transparenz und Respekt
gegenüber jedem Akteur des Projektes erfolgen. Damit wurde gewährleistet, dass die Verantwortung der
Projektresultate bei jedem Teil des Projekts identifizierbar ist und nicht nur ausschließlich bei den
Empfängern. Somit wurde beispielsweise die Frage „warum kommen die Teilnehmenden nicht zu dem
Angebot?“ umformuliert zu: „was hat die Motivationen der Teilnehmenden beeinflusst, sodass sie in dem
Programm nicht aktiv teilnehmen?“

Als die Wahrnehmungen über den Ablauf des Programms geäußert wurden, konnten unterschiedliche
Ebenen von Gründen für die Nichtteilnahme identifiziert werden: Nach einer ersten allgemeinen
Interpretation wurde deutlich, dass die Qualität der Sprachschule, die begrenzte Zeit und die hohe Anzahl
der Teilnehmer bemängelt wurde. Diese drei Kritikpunkte sind miteinander verbunden und stehen in einem
Abhängigkeitsverhältnis zueinander. Eine ausreichende Qualität kann nicht garantiert werden wenn die Zahl
der Teilnehmer zu hoch ist und man nur eine begrenzte Zeit hat um die deutsche Sprache zu erlernen und
sich für ein Studium vorzubereiten. Zu beobachten war, dass nur wenige Fälle Erfolg hatten und dass dieser
Erfolg nicht unbedingt einen Zusammenhang mit einer aktiven oder passiven Teilnahme in der Aktivitäten
von MitSpracheRecht und der Sprachschule zu tun hatte.

In einer zweiten Analysenphase wurde reflektiert, warum die ersten drei Kritikpunkte nicht bearbeitet
wurden und was gefehlt hat um sie zu lösen. Die Reflexion, die während der Forschung durchgeführt wurde,
hat neue Faktoren zu Tage gefördert, die zugleich als Ursache als auch als Konsequenz wirken: da es zugleich
eine grosse Anzahl an Teilnehmenden gibt und kein Gleichmaß an Unterstützung, kann das Angebot nicht
die Bedürfnisse abdecken. Dazu kommt eine ständige Umstellung der Kommunikation zwischen den
Arbeitsbereichen des Programms, die sich ebenfalls negativ ausgewirkt hat. Eine effektive Koordination
zwischen den verschiedenen Arbeitsbereichen des Programms konnte aufgrund eines Mangels an
gemeinsamen Feedback und sinnvollen Evaluationsprozessen nicht erreicht werden.

Anderseits wurden Absichten und Motivationen von unterschiedlichen Akteuren in der Analyse deutlich, die
einen direkten Einfluss auf den Ablauf des Programms hatten. Während die Interessen der
Kooperationspartner vor allem darin bestanden möglichst viele Teilnehmer in das Programm, zur Erhöhung
der eigenen Reputation als Vorbereitungsschule, aufzunehmen, blieb zugleich die Qualität und Quantität des
Lehrpersonals und der HiWis auf derselben Ebene.

Es wurde während der Reflexion über die Interessen und Motivationen der Teilnehmenden identifiziert, dass
ihre Entscheidung zum Besuch der Vorbereitungsschule und ihre Motivation das Studium fortzuführen, vor
allen Dingen das grosse Ziel ein „richtiges Leben” nachzuholen haben, in dem sie sich respektiert fühlen und
was ihnen vorher aufgrund des Krieges verwehrt geblieben ist. „Die Deutschen wollen dass wir arbeiten, wir
wollen ihren Respekt haben“. Diese Aussage von einem der Teilnehmenden lässt sich dahingehend
interpretieren, dass man nur durch Arbeit einen Platz in der Gesellschaft erreichen kann, und Integration
somit als ein rein wirtschaftlicher Einstieg in die neue Umwelt betrachtet wird. Soweit Integration nur unter
dem Gesichtspunkt wirtschaftliche Effizienz angesehen wird, gibt es keinen Raum für humanitäre Aufgaben.
Das Konzept von Integration und dessen Wirkungsbereich wurde nur im akademischen Raum reflektiert
(HiWis) und nicht in jedem Arbeitsbereich des Projektes, so wie es notwendig wäre.

Als Konsequenz der genannten Gründe lässt sich festhalten, dass nicht nur die gewünschten Ergebnisse nicht
erfolgreich erreicht wurden, sondern auch eine beidseitige Generierung von Fremd-, und Feindbildern
stattfand. Nicht nur betrachten die Teilnehmer die Gastgesellschaft als fremd und teilweise als feindselig,
sondern auch die Mitglieder des Programmes tendieren dazu ein falsches Bild von den Neukommenden
aufzubauen, was sich jeweils auf ihre Erfahrungen in dem Programm zurückführen lässt. Es gibt aufgrund
eines Transparenzmangels eine Tendenz zur reziproken Diffamierung in allen Bereichen des Programms. Die
interkulturelle Arbeit bewegt sich somit lediglich, wie in einem Teufelskreis, in den Grenzen ganz
bestimmter Bereiche, die aus den genannten Gründen nicht weiter auf andere Ebenen ausgedehnt werden
kann.

Daraus kann man schlussfolgern: die Ressourcen müssen die akademische Ebene übersteigen und die reale
Dimension des Programms erreichen. Die reale Dimension des Programmes kann man durch ernste und
regelmässige Evaluationsprozesse und durch eine Prüfung der Nutzung der Ressourcen erkennen, wie zum
Beispiel die Verbesserung der Qualität der Vorbereitungsschule, eine Erhöhung realer Kapazitäten und
Möglichkeiten von Lehrern und Hiwis. Ressourcen sind wichtig, aber wichtiger ist eine effiziente Nutzung.
Reale Kosten und Bedürfnisse können erst erkannt werden, nachdem richtige Evaluationen durchgeführt
wurden.

Dazu gehört auch eine effiziente Nutzung der Zeit. Es wurde beobachtet, dass viel Zeit fürs Planen, Treffen
und die Organisation gebraucht wird, und dagegen nur wenig Zeit mit den Teilnehmenden verbracht wird.
Obwohl erwähnt wurde, dass eine Professionalisierung bestimmter Bereiche notwendig sei, besteht vor
allem ein Grossteil des Erfolges darin die Neuankommenden effektiv zu begleiten und bereit zu sein ihren
Interessen ein offenes Ohr zu schenken.

Um die oben beschriebenen Probleme zu identifizieren und zu bearbeiten, gibt es wichtige


Evaluationsmechanismen die man auf unterschiedlichen Ausführungsebenen des Programmes anwenden
kann. Ein Vorschlag für die Geldgeber (DAAD) wäre, neben der Beschreibung der Aktivitäten in den
Monatsberichten, das Aufbauen von Indikatoren zur Messung der Zeitnutzung, der Teilnahme zu fördern,
und dabei auch Querschnittsthemen wie Gender, Interkulturalität und Konflikt nicht aus dem Fokus zu
verlieren. Solche Monitoringwerkzeuge benötigen wenig Zeit um berarbeitet zu werden, garantieren dabei
zugleich eine gewisse Transparenz und eine effektive Nutzung der Ressourcen.

Im Hinblick auf das Program der OVGU Magdeburg, sollten Reflexionsprozesse nicht nur zwischen den Hiwis
durchgeführt werden, sondern auch zwischen Leitern, Förderern und Kooperationspartnern zusammen mit
den Empfängern. Eine gemeinsame Reflexion wäre hilfreich, um der humanitären Wichtigkeit gerecht zu
werden. Ferner sollten reale Probleme wie die Qualität, die Quantität und der Zeitdruck diskutiert und
bewältigt werden, und man sollte zuvorderst humanitären anstatt wirtschaftlichen Prinzipien folgen.

Auf derselben Ebene der Reflexion steht auch das Konzept von Integration. Integration, abgesehen von der
humanistischen Rhetorik, wird in Deutschland als ein primär wirtschaftlicher Einstieg vermittelt, weil in erste
Linie die Eingliederung in das Wirtschaftsleben der Neuankommenden gewünscht ist. Soweit wird
Integration wenig in ihrer realen Dimension debattiert, und findet hauptsächlich in den akademischen
Räumen der HiWis statt.

Fremdbilder sind die Konsequenz eines falschen Umgangs, einer unzureichenden Kommunikation und
Koordination und eines Mangels an Sensibilisierung. Die Wichtigkeit der gegenseitigen Annäherung wurde
mit dieser Forschung geprüft, und es stellt sich heraus, dass die kleinen Gespräche und Reflexionen mit den
Teilnehmenden viel wertvoller sind, als kaum besuchte Veranstaltungen. Interkulturalität kann erst
geschaffen werden, wenn man aufhört zu glauben, dass es etwas zu lehren gibt, sondern wenn man die
Fähigkeit hat, etwas von den anderen zu lernen.

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