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Entwurf KoaV Stand: 7.2.

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4223 te sowie die schnelle Reaktion im Krisenfall weiter verbessert werden kann. Die Platt-
4224 form www.lebensmittelwarnung.de wird im Zusammenwirken mit den Ländern ver-
4225 braucherfreundlich überarbeitet.
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4227 Werbung
4228 An Kinder gerichtete Werbung bedarf der kritischen Beobachtung. Wir unterstützen
4229 die EU-Kommission bei der Umsetzung der Audiovisuellen Mediendienst Richtlinie ,
4230 damit auf europäischer Ebene Verhaltensregeln umgesetzt werden, die einen ver-
4231 antwortlichen Umgang der Wirtschaft mit an Kinder gerichteter Werbung beinhalten.
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4233 Forschung
4234 Wir wollen eine Bündelung und Verstärkung der Forschungsaktivitäten im Bereich
4235 gesunde Ernährung. Zur Stärkung des Verbraucherschutzes bei Vergiftungen richten
4236 wir beim Bundesinstitut für Risikobewertung ein nationales Vergiftungsregister ein.
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4238 Das Nationale Referenzzentrum für die Echtheit und Integrität der Lebensmittelkette
4239 wollen wir planmäßig ausbauen.
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4241 VII. Soziale Sicherheit gerecht und verlässlich gestalten
4242
4243 1. Rente
4244 Die Rente muss für alle Generationen gerecht und zuverlässig sein. Dazu gehören
4245 die Anerkennung der Lebensleistung und ein wirksamer Schutz vor Altersarmut.
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4247 Vertrauen in die langfristige Stabilität der gesetzlichen Rentenversicherung ist ein
4248 hohes Gut in unserem Sozialstaat. Deshalb werden wir die gesetzliche Rente auf
4249 heutigem Niveau von 48 Prozent bis zum Jahr 2025 absichern und bei Bedarf durch
4250 Steuermittel sicherstellen, dass der Beitragssatz nicht über 20 Prozent steigen wird.
4251 Für die Sicherung des Niveaus bei 48 Prozent werden wir in 2018 die Rentenformel
4252 r-
4253 t den Herausforderungen der nachhaltigen Sicherung und
4254 Fortentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung und der beiden weiteren Ren-
4255 tensäulen ab dem Jahr 2025 befassen wird. Sie soll eine Empfehlung für einen ver-
4256 lässlichen Generationenvertrag vorlegen. Dabei streben wir eine doppelte Haltelinie
4257 an, die Beiträge und Niveau langfristig absichert. Die Rentenkommission soll ihren
4258 Bericht bis März 2020 vorlegen. Ihr sollen Vertreter der Sozialpartner, der Politik und
4259 der Wissenschaft angehören. Die Rentenkommission soll die Stellschrauben der
4260 Rentenversicherung in ein langfristiges Gleichgewicht bringen sowie einen Vorschlag
4261 unterbreiten, welche Mindestrücklage erforderlich ist, um die ganzjährige Liquidität
4262 der gesetzlichen Rentenversicherung zu sichern.
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4264 Die Lebensleistung von Menschen, die jahrzehntelang gearbeitet, Kinder erzogen
4265 und Angehörige gepflegt haben, soll honoriert und ihnen ein regelmäßiges Altersein-
4266 kommen zehn Prozent oberhalb des Grundsicherungsbedarfs zugesichert werden.
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4268 Die Grundrente gilt für bestehende und zukünftige Grundsicherungsbezieher, die
4269 35 Jahre an Beitragszeiten oder Zeiten der Kindererziehung bzw. Pflegezeiten auf-
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4271 entsprechend der Grundsicherung.
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4274 dürftigkeitsprüfung arbeitet die Rentenversicherung mit den Grundsicherungsämtern
4275 zusammen.
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4277 Wir wollen, dass der Bezug sozialer staatlicher Leistungen und der neu geschaffenen
4278 Grundrente nicht dazu führt, dass selbstgenutztes Wohneigentum aufgegeben wer-
4279 den muss. Dazu werden wir die gesetzlichen Regelungen zur Vermögensverwertung
4280 und zum Schonvermögen in der Sozialhilfe und der Grundsicherung für Arbeitsu-
4281 chende überarbeiten, angleichen und so ändern, dass Bezieher sozialer staatlicher
4282 Leistungen in ihrem Wohneigentum wohnen bleiben können.
4283
4284 Wir werden diejenigen besser absichern, die aufgrund von Krankheit ihrer Erwerbstä-
4285 tigkeit nicht mehr nachgehen können. Wir wollen die Anhebung der Zurechnungszei-
4286 ten beschleunigen, indem wir das jetzt vorgesehene Alter von 62 Jahren und drei
4287 Monaten in einem Schritt auf 65 Jahre und acht Monate anheben. Danach wird die
4288 Zurechnungszeit in weiteren Monatsschritten entsprechend der Anhebung der Re-
4289 gelaltersgrenze auf das Alter 67 angehoben.
4290
4291 Wir halten am Drei-Säulen-Modell fest und wollen in diesem Rahmen die private Al-
4292 tersvorsorge weiterentwickeln und gerechter gestalten. Es ist ein Dialogprozess mit
4293 der Versicherungswirtschaft anzustoßen mit dem Ziel einer zügigen Entwicklung ei-
4294 nes attraktiven standardisierten Riester-Produkts.
4295
4296 Wir werden eine säulenübergreifende Renteninformation einführen, mit der Bürgerin-
4297 nen und Bürger über ihre individuelle Absicherung im Alter Informationen aus allen
4298 drei Säulen erhalten und möglichen Handlungsbedarf erkennen können. Die säulen-
4299 übergreifende Renteninformation soll unter Aufsicht des Bundes stehen.
4300
4301 Wir wollen Möglichkeiten und Anreize zum freiwilligen längeren Arbeiten und damit
4302 auch das Angebot der Flexi-Rente nachhaltig gestalten.
4303
4304 Um den sozialen Schutz von Selbstständigen zu verbessern, wollen wir eine gründer-
4305 freundlich ausgestaltete Altersvorsorgepflicht für alle Selbstständigen einführen, die
4306 nicht bereits anderweitig obligatorisch (z. B. in berufsständischen Versorgungswer-
4307 ken) abgesichert sind. Grundsätzlich sollen Selbstständige zwischen der gesetzli-
4308 chen Rentenversicherung und als Opt-out-Lösung anderen geeigneten insol-
4309 venzsicheren Vorsorgearten wählen können. Wobei diese insolvenz- und pfändungs-
4310 sicher sein und in der Regel zu einer Rente oberhalb des Grundsicherungsniveaus
4311 führen müssen. Zudem werden wir die Mindestkrankenversicherungsbeiträge für
4312 kleine Selbstständige reduzieren. Die Renten- und Krankenversicherungsbeiträge
4313 sollen gründerfreundlich ausgestaltet werden.
4314
4315 Mit dem zweiten Kindererziehungsjahr in der Rente für Geburten vor 1992 haben wir
4316 einen ersten Schritt getan. Wir wollen die Gerechtigkeitslücke schließen: Mütter und
4317 Väter, die vor 1992 geborene Kinder erzogen haben, sollen künftig auch das dritte
4318 Jahr Erziehungszeit in der Rente angerechnet bekommen. Wir wollen die Mütterren-
4319 te II einführen. Das ist ein wichtiger Baustein zur Bekämpfung von Altersarmut. Die-
4320 se Verbesserungen bei der Mütterrente durch einen 3. Entgeltpunkt pro Kind sollen
4321 für Mütter und Väter gelten, die drei und mehr Kinder erzogen haben.
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4323 Zur Sicherung der bundesweiten Versorgung mit Presseerzeugnissen für alle Haus-
4324 halte in Stadt und Land gleichermaßen wird bei Minijobs von Zeitungszustellerin-
4325 nen und Zeitungszustellern der Beitrag zur Rentenversicherung, den die Arbeitgebe-
4326 rinnen und Arbeitgeber zu tragen haben, befristet für die Dauer von fünf Jahren bis
4327 zum 31. Dezember 2022, von 15 auf 5 Prozent abgesenkt.
4328
4329 Wir wollen schrittweise einen höheren Anteil bei den Erstattungen an die Rentenver-
4330 sicherung für die Ansprüche aus den Sonder- und Zusatzversorgungssystemen der
4331 ehemaligen DDR übernehmen und damit die ostdeutschen Bundesländer entlasten
4332 (AAÜG).
4333
4334 Wir wollen die Rehabilitation in der Rentenversicherung weiter stärken und die in der
4335 vergangenen Legislaturperiode eingeführten Verbesserungen weiterentwickeln.
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4337 Für Härtefälle in der Grundsicherung im Rentenüberleitungsprozess wollen wir einen
4338 Ausgleich durch eine Fondslösung schaffen. Entsprechendes wollen wir auch für die
4339 Gruppe der Spätaussiedler und der jüdischen Kontingentflüchtlinge prüfen.
4340
4341 2. Teilhabe von Menschen mit Behinderungen
4342 Menschen mit Behinderungen haben einen Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe
4343 in allen Bereichen unserer Gesellschaft. Mit dem Bundesteilhabegesetz haben wir
4344 einen wichtigen Schritt zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention getan.
4345 Seine Umsetzung werden wir in den kommenden Jahren intensiv begleiten und
4346 gleichzeitig die Teilhabe weiter fördern.
4347
4348 Teilhabe an Arbeit
4349 Wir prüfen die Einführung eines Budgets für Ausbildung. Wir wollen zudem die Assis-
4350 tierte Ausbildung um zwei Jahre verlängern und weiterentwickeln. Darüber hinaus
4351 wollen wir gemeinsam mit den Akteuren der Arbeitsmarktpolitik klären, wie Teilquali-
4352 fizierungen einen Beitrag leisten können, auch Menschen mit Beeinträchtigungen,
4353 die als nicht ausbildungsfähig gelten, einen schrittweisen Einstieg in eine anerkannte
4354 Ausbildung nach § 66 Berufsbildungsgesetz (BBIG) oder § 42m Handwerksordnung
4355 (HwO) zu ermöglichen. Inklusionsbetriebe werden wir weiter fördern. Wir wollen die
4356 Werkstätten für behinderte Menschen unterstützen, ihr Profil entsprechend neuer
4357 Anforderungen weiterzuentwickeln und dem Wunsch der Menschen mit Behinderun-
4358 gen nach Selbstbestimmung Rechnung zu tragen.
4359
4360 Gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit werden wir die Ursachen der überdurch-
4361 schnittlich hohen Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderungen genau analysieren
4362 und passgenaue Unterstützungsangebote entwickeln. Wir wollen die Meldepflicht an
4363 die Arbeitsagenturen für offene Stellen im öffentlichen Dienst, die von einem Men-
4364 schen mit Schwerbehinderung besetzt waren, wiedereinführen. Das betriebliche Ein-
4365 gliederungsmanagement wollen wir stärken. Für alle Menschen mit Behinderungen, ob
4366 im allgemeinen Arbeitsmarkt oder in Werkstätten beschäftigt, wollen wir den vollen Zu-
4367 gang zu medizinisch-beruflicher Rehabilitation verbessern. Wir sehen dabei insbeson-
4368 dere für Menschen mit psychischer Erkrankung einen Nachholbedarf.
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4370 Barrierefreiheit
4371 Wir wollen behinderungsgerechten, barrierefreien Wohnungsbau und barrierefreie
4372 Mobilität fördern, damit Menschen mit Behinderungen eine Wahl haben, wo und wie
4373 sie leben wollen. Wir wollen darüber hinaus Initiativen zu mehr Barrierefreiheit in

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