ISSN 2220-0711
Amerindia bereitet derzeit das erste „intergenerationale“ Treffen für Theologie der Befreiung vor. Der Ar-
beitstitel lautet: „Die Kraft der Kleinen. Befreiungstheologie treiben von neuen Widerständen und Hoffnun -
gen her“. Es soll vom 12.-14. Oktober im mexikanischen Puebla stattfinden und dem Austausch zwischen
den verschiedenen Generationen innerhalb der Theologie der Befreiung dienen. Koordinatoren sind Fran -
cisco de Aquino Júnior, Geraldina Céspedes und Alejandro Ortiz. Um den Austausch und das partizipative
Arbeiten zu fördern, werden nur etwa 40 Personen zu dem Treffen eingeladen.
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Am 26.3. hat die Gemeinde Cajamarca in Kolumbien in einer Volksbefragung gegen ein transnationales Ta-
gebauprojekt gestimmt. Die kolumbianische Regierung will das eindeutige Ergebnis aber nicht anerkennen.
Auch die Kirchen der Amazonas-Region, zusammengeschlossen im panamazonischen Netzwerk REPAM,
sprachen sich im März erneut gegen die Bedrohung durch zahlreiche Berg- und Tagebauprojekte aus.
Das Parlament von El Salvador hat im März ein restriktives Bergbaugesetz verabschiedet, das auf maßgeb-
lichen Einfluss der Katholischen Kirche, vor allem der Zentralamerikanischen Universität UCA und des Erzbi -
schofs von San Salvador, José Luis Escobar Alas, zustande gekommen ist. Mit diesem Gesetz wird jeglicher
Metallbergbau im Land verboten. Grund dafür ist die zunehmende ökologische Belastung durch den Berg -
bau.
→ http://iglesiasymineria.org/2017/03/22/diputados-aprueban-ley-propuesta-por-iglesia-catolica-que-prohibe-
la-mineria-metalica/
Dom Demétrio Valentini, emeritierter Bischof der brasilianischen Diözese Jales und dezidierter Vertreter
einer befreiungstheologischen Pastoral, hat in einer Predigt am Wallfahrtsort Aparecida gefordert, dass die
brasilianische Kirche darüber nachdenken müsse, auch Laien den Eucharistievorsitz zu ermöglichen. Der
Gottesdienst fand aus Anlass der 25-Jahrfeier der brasilianischen Priestervereinigung statt.
→ http://www.a12.com/noticias/detalhes/dom-demetrio-pede-que-cnbb-reflita-sobre-leigos-que-possam-
celebrar-a-eucaristia
Vom 6. bis 10. Februar 2017 trafen sich im Boston College in Massachusetts (USA) zum ersten Mal Theolo -
ginnen und Theologen spanischer Sprache aus ganz Amerika zum I. Iberoamerikanischen Treffen für Theo-
logie (vgl. dazu den Beitrag im letzten Rundbrief). Die Abschlusserklärung des Treffens präsentiert in knap-
per Form den derzeitigen Stand der theologischen Entwicklungen in der spanischsprachigen Befreiungs-
theologie. Es ist in deutscher Übersetzung von Norbert Mette hier abrufbar:
→ https://sites.google.com/site/befreiungstheologie/downloads/Boston.pdf
Gregorio Rosa Chávez, Weihbischof von San Salvador, wird als erster Weihbischof in der Geschichte zum
Kardinal ernannt, während der Erzbischof seiner Diözese es nicht ist. 1980 war erwartet worden, dass Rosa
Chávez nach der Ermordung Oscar Romeros die Erzdiözese leiten würde. Der Vatikan ernannte dann aber
einen anderen Erzbischof. Rosa Chávez ist bis heute der Basiskirche und der Theologie der Befreiung eng
verbunden. Seine Kardinalserhebung wird auch als Anerkennung von Oscar Romero gedeutet. In El Salvador
rief sie großes Interesse hervor.
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Nach dem Jahr der Barmherzigkeit 2016 feiert Brasilien nun ein Marianisches Jahr, 300 Jahre Nossa Senho-
ra de Aparecida, Patronin von Brasilien. Die Frauengefängnisseelsorge hat sich daraufhin dieses Jahr 2017
zum Leitthema Maria gemacht: Maria und die vielen „Marias“ im Gefängnis. Maria die Hoffnung gibt, wo
es scheinbar keine Hoffnung gibt. Petra Silvia Pfaller und Luisa M. Cytrunowicz vom Teams der nationalen
Gefängnisseelsorge Brasiliens haben dazu einen theologischen Text verfasst und auf deutsch übersetzt. Er
ist hier abrufbar: https://sites.google.com/site/befreiungstheologie/downloads/Marias im Gefängnis.pdf
Dom Dominique You, Bischof von Conceição do Araguaia in Brasilien, denunziert ein Massaker von Polizis-
ten an zehn Bauern in einer Pfarrei seiner Diözese. Auch die Kommission für Landpastoral (CPT) der Region
schließt sich den Protesten an und fordert die Identifizierung und Verurteilung der Täter. In einem ähnli -
chen Fall waren im April im Bundesstaat Mato Grosso ebenfalls zehn Landarbeiter von Polizisten ermordet
worden. Das allgemeine Klima der Straflosigkeit bei solchen Verbrechen scheint die Gewalt gegen Landlose
und Bauern gegenwärtig massiv zu verschärfen. (amerindiaenlared.org)
Vom 3. bis 5. Mai veranstaltete die Universität Frankfurt zusammen mit der Friedrich-Ebert-Stiftung ein in -
ternationales und interdisziplinäres Symposium zum Friedensprozess in Kolumbien, an dem auch Vertreter
der Jesuiten im Friedensprozess teil nahmen. Über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten unter
dem Titel "Kolumbien: Historisches Gedächtnis, Postkonflikt und Transmigration" über Ursachen und Kon-
sequenzen, Akteure und Opfer des Konflikts, über das historische Gedächtnis und eine Übergangsjustiz,
über Migration, Literatur und Film. Auf der Internetseite des Symposiums sind auch einige Artikel zu finden.
→ http://www.symposiumkolumbien.de/
Zum achten Mal fand am 6. Mai die »Romaria« – Wallfahrt gegen Rassismus – statt. Das Don Bosco Flücht-
lingswerk und die Katholische Aktion veranstalteten die Wallfahrt in Solidarität mit Flüchtlingen gemeinsam
mit anderen linken Gruppierungen. Vom niederösterreichischen Schwechat durch den Süden Wiens bis zur
Pfarrei Inzersdorf-Neustift führte die zwölf Kilometer lange Route gemeinsam mit Flüchtlingen.
→ http://mosaik-blog.at/romaria-wallfahrt-gegen-rassismus/
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Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen bietet in Zusammenarbeit mit Missio und Mi-
sereor den Masterstudiengang „Theologie und Globale Entwicklung“ an. Er stellt sich globalen Herausfor-
derungen wie Klimawandel, Wasserknappheit und Megacities. In interdisziplinärer Weise werden Theologie
und Ansätze aus den Geistes- und Sozialwissenschaften (insbesondere der Soziologie, Politologie und
Kultur-/Wirtschaftsgeographie) miteinander in Verbindung gebracht. Außerdem wird die konkrete Praxis
der Entwicklungszusammenarbeit in den Blick genommen. Der Umgang mit unterschiedlichen Kulturen und
Religionen wird als Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Entwicklungspolitik gesehen.
→ http://www.theologie-entwicklung.de/
v.r.: Francois Houtart, Frei Betto, Michael Ramminger, José Comblin 2009 (Foto: ITP)
Am Morgen des 06. Juni starb in Quito François Houtart: Theologe, Soziologe, Priester und Revolutionär bis
in sein neunzigstes Lebensjahr. François steht für die Generation katholischer Intellektueller und Priester,
die über ihr Engagement in Kirche und in den Befreiungsbewegungen dem Evangelium zu unbedingter
Glaubwürdigkeit verholfen haben. Beharrlich, freundlich und entschieden – so reiste er durch die Welt und
hatte an vielem seinen Anteil: an der Solidaritätsbewegung mit Lateinamerika und Afrika im CETRI in Belgi -
en, an der Ausbildung katholischer Priester aus aller Welt an der Universität Löwen, am großen Reformer -
eignis der katholischen Kirche, dem II. Vatikanum, an der Befreiungstheologie in seiner Freundschaft mit
Dom Helder Camara, José Comblin oder Camilo Torres, an den Revolutionen in Nicaragua und seiner
Freundschaft zu Cuba, an der Arbeit der Landlosenbewegung MST in Brasilien … und nicht zuletzt an den
Weltsozialforen. Die MST ehrt ihn mit dem Gruß:
¡VIVA FRANÇOIS HOUTART! – ¡VIVA LA LUCHA DE LOS PUEBLOS! – ¡VIVA EL SOCIALISMO!
Michael Ramminger (http://www.itpol.de/?p=2669)
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Menschenrechtsverteidiger gefährdet
pax christi-Gruppen in Kolumbien sind sehr besorgt um den Friedensprozess und um die persönliche
Sicherheit einzelner Menschenrechtler. In den letzten Monaten wurden bereits etwa 100 Menschen er -
mordet, die sich für Frieden und Menschenrechte eingesetzt haben. Hunderte weitere haben gewaltsame
Angriffe erlitten: Attentate, Todesdrohungen, Diebstahl sensibler Informationen.
Die kolumbianischen Menschenrechtsgruppen bitten um internationale Solidarität. Auf die kolumbianische
Regierung müsse Druck ausgeübt werden, damit sie ihren Verpflichtungen nachkomme, paramilitärische
Einheiten zu zerschlagen und Menschenrechtsverteidiger*innen wirksam zu schützen, berichtet Margaret
Buslay, die Sprecherin der pax christi-Kommission „Solidarität Eine Welt“ nach ihrer Rückkehr aus Kolumbi -
en. Die gewalttätige Lage gefährde auch den prekären Friedensprozess im Land.
→ http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/010447.html
Veranstaltungshinweise
Datum Titel Ort Informationen
27.06. Die Versuchung zur Macht und das Elend der aki, Hirschgraben
19.00 Flüchtlinge, mit Peter Balleis und Judith Wipfler 86, Zürich
30.6.-2.7. Ein anderer Blick auf die Reformation. Eine Roncalli-Haus farina.dierker
lateinamerikanisch-ökumenische Perspektive. Magdeburg @uni-osnabrueck.de
(s. im letzten Rundbrief)
06.-07.07. Protestaktionen gegen den G20-Gipfel (s.o.) Hamburg itpol.de