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Vom Antifaschistischen AutorInnenkollektiv Wir verstehen im weiteren unter der “Neuen Rechten”
eine Strömung in der extremen Rechten, die sich Ende der
Die Wochenzeitung “Junge Freiheit” verteidigt sich Aus der Not eine Tugend machen –
gegen den Verfassungsschutz NRW, der sie als Teil einer Entstehungsbedingugen der “Neuen Rechten”
“Neuen Rechten” führt, mit der Behauptung, es gäbe gar
keine “Neue Rechte” in Deutschand. Richtig ist, dass Die extreme Rechte in Deutschland hatte Ende der
kaum eine Bezeichnung für einen Bereich der extremen 1960er Jahre drei Herausforderungen zu bewältigen:
Rechten so uneinheitlich und dennoch häufig benutzt
wird, wie jene der “Neuen Rechten”. Einige Autoren spre- 1. Die “extreme Rechte” musste 1969 nach dem knapp
chen von einer “Neuen Rechten”, wenn sie über die verfehlten Einzug der NPD in den Bundestag neue
gesamte extreme Rechte nach 1945 schreiben. Andere nur Strategien entwickeln, um gesellschaftlichen Einfluss
dann von einer “Neuen Rechten”, wenn sie sich jenem zu gewinnen.
Bereich zuwenden, in dem sich die extreme Rechte und 2. Die “extreme Rechte” musste eine Antwort auf die
Konservatismus überschneiden. Wieder andere bezeich- “Neue Linke” der außerparlamentarischen Oppositi-
nen jenen Teil der extremen Rechten, der sich von Hitler on und den von ihr getragenen neuen Politikformen
und dem NS distanziert als “Neue Rechte”. Letztlich spre- der so genannten Neuen Sozialen Bewegungen (bei-
chen einigen Autoren auch dann von einer “Neuen Rech- spielsweise: Frieden, Antiimperialismus, Feminis-
ten”, wenn Personen der extrem Rechten dazu in der Lage mus, Ökologie) finden, wollte sie sich nicht vollends
sind, ihren Rassismus, Nationalismus und elitären Dünkel ins gesellschaftliche Abseits drängen lassen.
intellektuell zu bemänteln, gleich, welche konkreten rech-
ten Inhalte sie propagieren.
Weltkrieges kolonialisiert worden. Ein “nationaler Sozia- nomie. Ebenso lehnt sie, wie die übrige Extreme Rechte,
lismus”, ein Naturschutz, der den Heimatschutzgedanken individualistisch-libertäre Grundsätze ab. Menschen sind
zur Grundlage hat und ein “organisch”-hierachischer der “Neuen Rechten”, wieder wie der übrigen extremen
Gesellschaftsaufbau sind weitere Ideologieelemente dieser Rechten, grundsätzlich nicht ihren individuellen oder frei
Teilströmung. gewählten kollektiven Interessen verpflichtet, sondern
jenen ihres Volkes, das die “Neue Rechte” als biologisch-
2. Die etatistische Teilströmung kulturell vorgegebene (Zwangs-)Gemeinschaft versteht.
Dreh- und Angelpunkt der Bestrebungen dieser Teilströ- Zwischen diesen völkischen (Zwangs-)Gemeinschaften
mung ist ein starker Staat, dem sich auch die Ökonomie aber auch innerhalb von ihnen propagiert man eine Ideo-
unterzuordnen hat. Die Vertreter dieser Teilströmung logie der Ungleichheit. So wie innerhalb dieser (Zwangs-
kämpfen für eine Ordnung, die es in ihren Augen lohnt )Gemeinschaften Wirtschafts-, Kultur-, Militär- oder Poli-
konserviert zu werden. Ihr projektierter starker, autoritärer tikeliten Entscheidungen treffen, bestimmen Hegemonial-
Staat wird von einer entscheidungsfähigen Funktionselite mächte (bspw. Deutschland ggf. in Kooperation mit
geführt und ist an tradierte Werten gebunden, die eine rigi- Frankreich in Europa) ihren Umraum.
de Ordnung aller menschlichen Beziehungen vorgeben. Als “Neue Rechte” eint diese drei Teilströmungen ihre
Die gegenwärtigen Eigentumsverhältnisse an den Produk- taktische Ausrichtung auf Agitation im vorpolitischen
tionsmitteln spiegeln nach der Ideologie dieser Teilströ- Raum, statt der Orientierung auf die nächste Wahl.
mung diese Ordnung in der Ökonomie wider. Gemeinsam ist ihnen auch das Mittel der politischen
Mimikri. Mimikri bedeutet in diesem Zusammenhang
3. Die nationalliberale Teilströmung zweierlei: Zum einen passt sich die “Neue Rechte” in
Nur zum Teil zur “Neuen Rechten” im o.g. Sinne ist die- ihrem Erscheinungsbild jenen gesellschaftlichen Gruppen
se Teilströmung zu rechnen. Ihr geht es ebenfalls um einen an, die jeweils agitiert werden sollen. Revolutionär und
innen- und außenpolitisch starken Staat, der sich aber jeg- widerständlerisch gab man sich, als man innerhalb der
licher Eingriffe in die Sphäre der Ökonomie enthält. Die “Neuen Sozialen Bewegungen” agitierte. Wissenschaft-
Aufgabe des starken Staates sei es, außenpolitisch – auch lich und staatstragend gibt man sich, wenn man die Nähe
militärisch – und innenpolitisch durch Entkernung des zu den Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik
Sozialstaates sowie ausgeweiteter Sicherheitspolitik die sucht. Diese Mimikri setzt sich in der Präsentation der
Interessen des (nationalen oder europäischen) Kapitals Inhalte fort. Einen offenen Rückgriff auf den Nationalso-
durchzusetzen und zu sichern. zialismus wird man bei ihren offiziellen Verlautbarungen
vergeblich suchen.
Die Teilströmungen der “Neuen Rechten” eint, dass sie
Teil der extremen Rechten sind. Wie alle anderen Organi-
sationen der extremen Rechten sieht sich auch die “Neue
Rechte” in einer Frontstellung gegen jedwede universali-
stische Denkansätze in Religion, Politik, Kultur und Öko-