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Strength. Performance. Passion.

Betonpraxis
Der Weg zum dauerhaften Beton

Holcim (Schweiz) AG
Inhaltsverzeichnis

1 Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung 2


1.1 Zemente 2
1.2 Anmachwasser 11
1.3 Gesteinskörnung 13
1.4 Zusatzmittel 21
1.5 Zusatzstoffe 26

2 Vom Frischbeton zum Festbeton 32


2.1 Zusammensetzung des Betons 32
2.2 Festlegung des Betons 36
2.3 Verarbeitbarkeit und Konsistenz 44
2.4 Herstellung und Transport 46
2.5 Einbringen und Verdichten 49
2.6 Pumpbeton 51
2.7 Spritzbeton 53
2.8 Selbstverdichtender Beton 56
2.9 Leichtbeton 60
2.10 Hochfester Beton 63
2.11 Recyclingbeton 66
2.12 Sichtbeton 69
2.13 Einfluss der Schalungen 72
2.14 Nachbehandlung 75
2.15 Betonieren bei warmer Witterung 78
2.16 Betonieren bei kalter Witterung 82

3 Ursachen und Verhütung von Betonschäden 84


3.1 Entmischungserscheinungen 84
3.2 Rissbildung 85
3.3 Karbonatisierung und Bewehrungskorrosion 92
3.4 Ausblühungen 94
3.5 Angriff durch Frost und Taumittel 96
3.6 Angriff durch Sulfate (treibender Angriff) 99
3.7 Angriff durch chemische Stoffe (lösender Angriff) 100
3.8 Alkali-Kieselsäure-Reaktion 102
3.9 Feuerbeständigkeit 105

Literaturhinweise, Normen, Richtlinien und Empfehlungen 106

Copyright by Holcim (Schweiz) AG | Verfasser: Marketing und Technischer Support | 5. Auflage 2008 | Verkaufspreis: CHF 50.–
Vorwort
Vor fünf Jahren erschien die 4. Auflage der «Betonpraxis»,
die sowohl in der Praxis als auch in der Aus- und Weiter-
bildung als ein Standardwerk genutzt wird. Die vorlie-
gende 5. Neuauflage wurde in Bezug auf die neuesten
Forschungsergebnisse im Betonbau grundlegend überar-
beitet und an Entwicklungen im schweizerischen Normen-
wesen angepasst. Wie in den letzten Jahren hat das
Autorenteam der Holcim (Schweiz) AG die Gelegenheit
genutzt und die «Betonpraxis» um weitere Kapitel er-
gänzt. So finden sich in der vorliegenden Auflage neu auch
Angaben zum Leichtbeton, zum Recyclingbeton sowie
zum hochfesten Beton. Damit hat sich der Umfang wie-
derum um einige Seiten erhöht.

Nichts geändert hat sich dagegen an der grundsätzlichen


Zielsetzung der «Betonpraxis». Die Holcim (Schweiz) AG
als Herausgeberin will mit der «Betonpraxis» weiterhin
fundierte Fachkenntnisse und baupraktische Erfahrungen
auf Baustellen in leicht verständlicher Form allen am
Betonbau interessierten Personen vermitteln. Selbstver-
ständlich weist die «Betonpraxis» auch auf die allgemei-
nen Regeln hin und ergänzt diese Hinweise um eine
Auflistung nützlicher Literatur sowie der einschlägigen
Normen, Richtlinien und Empfehlungen.

Die Abteilung Produktentwicklung und -management


der Holcim (Schweiz) AG hat einen erheblichen Aufwand
betrieben, um die «Betonpraxis» an die neuen Entwick-
lungen und Bedingungen im Betonbau anzupassen. Sollte
in einem besonderen Fall zusätzliche Hilfe erwünscht
sein, stehen Ihnen unsere Mitarbeitenden des Verkaufs
und der technischen Fachabteilungen für eine vertiefte
Beratung gerne zur Verfügung. Wir hoffen, mit der
5. Auflage der «Betonpraxis» einen Beitrag zu qualitativ
gutem Beton geschaffen zu haben.

Das Autorenteam
S. Bischof, B. Fleury, Dr. J.-G. Hammerschlag, Dr. P. Lunk,
S. Paulsen, E. Ritschard, B. Schneider, K. Wassmann

Betonpraxis 1
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

1 Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

1.1 Zemente beitbarkeit, Wärmeentwicklung, Dauerhaftigkeit usw., zu


verbessern.
Zement ist ein hydraulisches Bindemittel. Darunter ver-
steht man einen Stoff, der nach dem Anmachen mit 1.1.1 Herstellung
Wasser sowohl an der Luft als auch unter Wasser dauer- Bei der Herstellung von Portlandzement wird das Roh-
haft erhärtet. Der sich dabei bildende Zementstein ist gestein bezüglich Korngrösse und Zusammensetzung
wasserbeständig und weist eine hohe Festigkeit auf. Die aufbereitet, danach bis zum Sintern gebrannt und das
schweizerischen Zemente sind nach SN EN 196 (Prüf- gebrannte Produkt anschliessend zu feinem, mischbarem
verfahren) und SN EN 197-1 (Zement: Zusammenset- und reaktionsfähigem Zementpulver zerkleinert. Grund-
zung, Anforderungen und Konformitätskriterien) nor- sätzlich können damit bei der Herstellung von Zement
miert. Die Zementkonformitätsbewertung ist in SN EN vier Produktionsstufen unterschieden werden.
197-2 geregelt.
Abbau und Brechen des Rohgesteins
Seit der Einführung der europäischen Zementnorm in der Für eine Tonne Portlandzement werden rund anderthalb
Schweiz werden vermehrt Portlandkomposit- und Hoch- Tonnen Rohgestein in Form von Kalkstein und Mergel
ofenzemente verwendet. Der verstärkte Einsatz weiterer oder Ton benötigt, da während des Brennens Kohlen-
Hauptbestandteile wie Kalkstein, gebranntem Schiefer, dioxid und Wasser aus dem Rohgestein ausgetrieben
Steinkohlenflugasche oder Hüttensand bei der Zement- werden. Bereits im Steinbruch (Abb. 1.1.1) wird das
herstellung bringt verschiedene Vorteile. Dem Zement- Rohgestein im Brecher auf Faustgrösse vorzerkleinert.
werk hilft es einerseits seine Rohmaterialreserven zu
schonen, und anderseits vermindert die Reduktion des Mischen und Mahlen des Rohgesteins zu Rohmehl
Klinkeranteils die Kohlendioxidemissionen. Den Verbrau- Beim nächsten Verfahrensschritt werden die verschiede-
chern hilft die Entwicklung von CEM II- und CEM III-Ze- nen Rohmaterialkomponenten zusammengefügt, um die
menten bestimmte Betoneigenschaften, wie z. B. Verar- richtige chemische Zusammensetzung zu erreichen. In
Walzenschüsselmühlen (Abb. 1.1.2) wird das Gestein
Geschichtliches weiter zerkleinert und gleichzeitig getrocknet. Es verlässt
Bereits im Altertum benutzten die Römer einen die Mühle als feines Rohmehl, das in grossen Homoge-
hydraulisch erhärtenden Mörtel, indem sie tonigen nisierungssilos bis zur weitgehenden Gleichmässigkeit
Kalk brannten und ihn häufig mit Puzzolanerde bzw. durchmischt wird.
Ziegelmehl versetzten. Zusammen mit geeigneten
Gesteinskörnungen entstand daraus «Opus Cae- Brennen des Rohmehls zu Klinker
mentitium», der römische Beton, der als Vorläufer Der Brennprozess bei rund 1450 °C ist ein zentraler Schritt
unseres Betons gilt und dem Zement seinen Namen bei der Zementherstellung. Bevor das Rohmehl in den
gab. Der Engländer J. Aspdin führte um 1824 eine Drehrohrofen (Abb. 1.1.3) eingeleitet wird, durchströmt
Feinaufbereitung der Rohstoffe Kalkstein und Ton ein es den Wärmetauscherturm und wird dabei auf fast
und erzeugte durch Brennen ein dem Zement ver- 1000 °C vorgewärmt. Als glühender Klinker verlässt das
gleichbares Produkt. Wegen der Ähnlichkeit des dar- Brenngut den Ofen und wird anschliessend rasch mit Luft
aus hergestellten Betons zum Portlandstein (dauer- abgekühlt. Als Brennstoff werden Kohle, Öl, Erdgas und
hafter Kalkstein der Insel Portland), den man in vermehrt auch Alternativbrennstoffe wie z. B. Altreifen
England häufig für Bauzwecke verwendete, wurde oder Trockenklärschlamm eingesetzt (siehe auch Bafu-
dieses Produkt als Portlandzement bezeichnet. Richtlinie «Entsorgung von Abfällen in Zementwerken»).

2 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Mahlen des Klinkers mit Gipsstein und Zusatzstoffen


zu Zement
Damit aus dem Klinker ein reaktionsfähiges Produkt ent-
steht, wird er in einer Mahlanlage (Abb. 1.1.4) zusammen
mit 5% bis 7% Gipsstein gemahlen. Der Gipsstein dient
als Erstarrungsregler. Die Mahlfeinheit steuert die Festig-
keitsentwicklung des Zements massgeblich. Je nach
Zementart wird beim Mahlen Klinker durch mineralische
Zumahlstoffe (Kalkstein, gebrannter Schiefer, Silicastaub,
Abb. 1.1.1
Hüttensand, Steinkohlenflugasche, siehe Kap. 1.5) ergänzt,
Schwere Abbaumaschinen im Steinbruch
wobei sogenannte Portlandkomposit- und Hochofenze-
mente entstehen. Vorgemahlene Zemente und Zusatz-
stoffe können auch in Mischanlagen zu Zementen mit
speziellen Eigenschaften gemischt werden. In Intensiv-
mischern werden die Komponenten vollständig gemischt
und homogenisiert. Mischanlagen bieten den Vorteil der
Flexibilität: Kurzfristig können von Kleinst- bis Gross-
mengen Just-in-time-Lieferungen produziert und die
Zemente dabei auf die Kundenwünsche abgestimmt
werden (Abb. 1.1.5).
Abb. 1.1.2
Walzenschüsselmühle zum Feinmahlen des
Rohgesteins

Abb. 1.1.3
Drehrohrofen, das Herzstück eines Zement-
werks

Abb. 1.1.4 Abb. 1.1.5


Kugelmühle zum Feinmahlen des Klinkers Mischanlage für Zemente nach Mass
mit Gipsstein und Zusatzstoffen zu Zement

Betonpraxis 3
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Qualitätsmanagementsystem
Alle schweizerischen Zementwerke haben ein Qualitäts-
managementsystem aufgebaut und sind nach ISO 9001
zertifiziert (Abb. 1.1.7). So wird sichergestellt, dass alle
Arbeitsabläufe optimiert, rückverfolgbar und nachvoll-
ziehbar sind.

Fremdüberwachung
Eine in SN EN 197-2 geregelte und von einer für die
Zementprüfung akkreditierten Prüfstelle durchgeführte
Fremdüberwachung ergänzt die Eigenüberwachung.

Abb. 1.1.6 Zertifizierter Zement


Silofahrzeug für den Zementtransport Zemente, die die Konformitätsbewertung nach SN EN
197-2 erfüllen, erhalten von einer neutralen Zertifizie-
rungsstelle ein Konformitätszertifikat und müssen mit
dem EG-Konformitätszeichen gekennzeichnet werden
1.1.2 Prüfung von Zementqualität und Normkonformität (Abb. 1.1.8).
Ein dreigliedriges Qualitätsmanagementsystem garan-
tiert Qualität und Normkonformität der schweizerischen Sicherheitshinweis
Zemente: Um der im Volksmund «Maurerkrätze» genannten, aller-
• Eigenüberwachung (interne Überwachungsprüfung) gischen Chromatdermatitis vorzubeugen, werden alle
• funktionsfähiges und zertifiziertes Qualitätsmanage- Zemente in der Schweiz gemäss Chemikalien-Risiko-
mentsystem Reduktionsverordnung chromatarm hergestellt. Dabei
• Fremdüberwachung. wird dem Zement ein Chromatreduktionsmittel zudo-
siert, sodass bei Frischmörtel und -beton das im Wasser
Eigenüberwachung der Zementproduktion gelöste Chromat in eine nicht sensibilisierende Form
Bei allen Produktionsschritten der Zementherstellung, überführt wird. Diese vorbeugende Massnahme entbin-
vom Steinbruch bis zum Zementversand, werden Mate- det Zementverbraucher aber nicht davon, sich mit geeig-
rialproben entnommen und analysiert. Eine lückenlose neten Schutzhandschuhen und ergänzender Hautschutz-
Produktionsüberwachung sichert eine gleichmässig pflege zu schützen.
hohe Zementqualität. Durch statistische Auswertung der
Prüfresultate von den Zementversandproben muss der 1.1.3 Zementarten und Zusammensetzung
Nachweis der Normerfüllung nach SN EN 197-1 laufend nach SN EN 197-1
erbracht werden. Die SN EN 196 beschreibt die Prüfver- Die Norm unterscheidet 27 Produkte der Familie der
fahren für Zement und die SN EN 197-2 die Konformitäts- Normalzemente, die in die 5 Hauptzementarten CEM I
bewertung. bis CEM V gemäss Abb. 1.1.9 unterteilt werden.

Abb. 1.1.7 Abb. 1.1.8


Zertifizierungsmarke EG-Konformitätszeichen
na
s Ma geme SQS
rte
nt
zie

sys
Zertifi

tem

IS 0
O9
001:200

4 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Abb. 1.1.9
Hauptbestandteile 1)
Zusammensetzung

natürlich getempert
der Zemente ge-

4)
mäss SN EN 197-1

Nebenbestandteile 1)
kieselsäurereich
Hauptzementarten

zementklinker
Kurzbezeichnung

Hüttensand

Gebrannter
Silicastaub

Puzzolane

Puzzolane

Flugasche

Flugasche
Portland-

Kalkstein
kalkreich
natürlich
Zementsorte

Schiefer
Benennung

Holcim

K S D 2) P Q V W T L LL
Normo
CEM I Portlandzement CEM I Protego 95–100 0–5
Albaro

Portlandhütten- CEM II/A-S Provato 80–94 6–20 0–5


zement CEM II/B-S 65–79 21–35 0–5
Portlandsilica-
CEM II/A-D Fortico 90–94 6–10 0–5
staubzement
CEM II/A-P 80–94 6–20 0–5
Portland- CEM II/B-P 65–79 21–35 0–5
puzzolan-
zement CEM II/A-Q 80–94 6–20 0–5
CEM II/B-Q 65–79 21–35 0–5
CEM II/A-V 80–94 6–20 0–5
Portland- CEM II/B-V 65–79 21–35 0–5
CEM II flugasche-
zement CEM II/A-W 80–94 6–20 0–5
CEM II/B-W 65–79 21–35 0–5
Portland- CEM II/A-T 80–94 6–20 0–5
schieferzement CEM II/B-T Riteno 65–79 21–35 0–5
CEM II/A-L 80–94 6–20 0–5
Portland- CEM II/B-L 65–79 21–35 0–5
kalkstein-
zement CEM II/A-LL Fluvio 80–94 6–20 0–5
CEM II/B-LL 65–79 21–35 0–5
CEM II/A-M 80–94 6–20 0–5
Portland- Flextremo
komposit- CEM II/B-M 65–79 21–35 0–5
zement 3) CEM II/B-M Bisolvo 65–79 21–35 0–5
CEM III/A Modero 3A 35–64 36–65 0–5
Hochofen-
CEM III CEM III/B Modero 3B 20–34 66–80 0–5
zement
CEM III/C 5–19 81–95 0–5
Puzzolan- CEM IV/A 65–89 11–35 0–5
CEM IV
zement 3) CEM IV/B 45–64 36–55 0–5
Komposit- CEM V/A 40–64 18–30 18–30 0–5
CEM V
zement 3) CEM V/B 20–38 31–50 31–50 0–5
1) Die Werte (in M.-%) der Tabelle beziehen sich 3)
In den Portlandkompositzementen CEM II/A-M und CEM II/B-M, in den
auf die Summe der Haupt- und Neben- Puzzolanzementen CEM IV/A und CEM IV/B und in den Kompositzementen
bestandteile, d. h. ohne Calciumsulfat oder CEM V/A und CEM V/B müssen die Hauptbestandteile neben dem Portland-
Zementzusatzmittel. zementklinker des Zements angegeben werden.
2) Der Anteil an Silicastaub ist auf 10 M.-% 4)
Stoffe, die als Nebenbestandteile dem Zement zugegeben werden, dürfen
begrenzt. nicht gleichzeitig im Zement als Hauptbestandteil vorhanden sein.

Hohe Sulfatbeständigkeit • CEM I mit einem C3A-Gehalt ≤ 3,0 M.-% (Protego)


Zemente mit hohem Sulfatwiderstand werden gemäss • CEM III/B (Modero 3B)
nationalem Anhang der Norm mit dem Zusatz «HS» • CEM III/C.
(high sulfate resistance) nach der Festigkeitsklasse be- Für andere Zemente muss die gleiche Leistungsfähigkeit
zeichnet. Die folgenden Zemente gelten als Zemente mit bezüglich Sulfatwiderstand gemäss SN EN 197-1 nachge-
hohem Sulfatwiderstand: wiesen werden.

Betonpraxis 5
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Niedrige Hydratationswärme 1.1.5 Mechanische und physikalische Anforderungen


Zemente mit niedriger Hydratationswärme werden mit Für jede Klasse der Normfestigkeit sind zwei Klassen für
dem Kurzzeichen «LH» (low heat) gekennzeichnet. Die die Anfangsfestigkeit definiert: eine Klasse mit normaler
Hydratationswärme darf den charakteristischen Wert Anfangsfestigkeit, die mit «N» gekennzeichnet wird, und
von 270 J/g nicht überschreiten. Die Hydratationswärme eine Klasse mit hoher Anfangsfestigkeit, gekennzeichnet
ist entweder nach 7 Tagen nach SN EN 196-8 oder nach mit «R» (Abb. 1.1.11).
41 h nach SN EN 196-9 zu bestimmen (vgl. Abb. 1.1.13).

1.1.4 Dreistoffdiagramm CaO / SiO2 / Al2O3 + Fe2O3


Abb. 1.1.10 zeigt – bezogen auf die wichtigen Haupt-
oxide CaO, SiO2 und Al2O3 + Fe2O3 – die stoffliche Ver-
wandtschaft der Hauptbestandteile von Zement und
Portlandzementklinker. Mehr als 90 Prozent der Erdrinde
bestehen aus den Elementen dieser Hauptoxide.

CaO Calciumoxid 100 % Portlandzementklinker (K)


SiO2 Siliciumdioxid 10 90
Al2O3 Aluminiumoxid Hüttensand (granulierte
Fe2O3 Eisenoxid
20 80 Hochofenschlacke) (S)
30 70 Silicastaub (D)
40 60
natürliches und
%
O

SiO
Ca

50 50 natürliches, getempertes
%

60 40
Puzzolan (P, Q)
Kieselsäurereiche
70 30
Steinkohlenflugasche (V)
80 20
Kalkreiche Flugasche (W)
90 10

100 % Gebrannter Schiefer (T)


10 20 30 40 50 60 70 80 90 100%
% AI 2 O 3 + Fe 2 O 3 Kalkstein (L, LL)

Abb. 1.1.10
Dreistoffdiagramm CaO / SiO2 / Al2O3 + Fe2O3

Druckfestigkeit 1) Erstarrungs-
[N/mm2] 2) beginn 3)
Festigkeits- Anfangs-
Normfestigkeit
klasse festigkeit
2 Tage 7 Tage 28 Tage [Min.]
32,5 N – ≥ 16,0
≥ 32,5 ≤ 52,5 ≥ 75
32,5 R ≥ 10,0 –
42,5 N ≥ 10,0 –
≥ 42,5 ≤ 62,5 ≥ 60
42,5 R ≥ 20,0 –
52,5 N ≥ 20,0 –
≥ 52,5 – ≥ 45
52,5 R ≥ 30,0 –
1)
Prüfung nach SN EN 196-1 3)
Prüfung nach SN EN 196-3 Abb. 1.1.11
Zementfestigkeiten gemäss SN EN 197-1,
2) 1 MPa entspricht 1 N/mm2 definiert als charakteristische Werte

6 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

CEM I 52,5 R
Zement Zementart Festigkeits- hohe
gemäss Typ I klasse 52,5 Anfangs-
SN EN 197-1 (Portland- festigkeit
zement)

CEM II / A – LL 42,5 N
Zement Zementart enthält Zusatzstoff ist Festigkeitsklasse normale
gemäss Typ II 6–20 M.-% hochwertiger 42,5 Anfangs-
SN EN 197-1 (Portlandkom- Zusatzstoffe Kalkstein festigkeit
positzement)

CEM II / B – M (V-LL) 32,5 R


Zement Zementart enthält enthält Zusatzstoffe sind Festigkeits- hohe
gemäss Typ II 21–35 M.-% mehr als kieselsäurereiche klasse 32,5 Anfangs-
SN EN 197-1 (Portlandkom- Zusatzstoffe einen Flugasche und hoch- festigkeit
positzement) Zusatzstoff wertiger Kalkstein

CEM III / B 32,5 N HS LH


Zement Zementart enthält Festigkeits- normale hoher Sulfat- niedrige
gemäss Typ III 66–80 M.-% klasse 32,5 Anfangsfestigkeit widerstand Hydratations-
SN EN 197-1 (Hochofen- Hüttensand wärme
zement) als Zusatzstoff

Abb. 1.1.12
Beispiele zur Interpretation der Bezeichnungen

1.1.6 Sorten und Eigenschaften der Holcim Zemente


Detaillierte Angaben über die aufgeführten Zemente fin-
Normo 5R
Portlandzement, CEM I 52,5 R

den sich insbesondere in der «Produkt-Information» zu


den einzelnen Zementen in der Holcim Zement-Dokumen- Normo 5R
tation. Bei Unklarheiten bezüglich der Eignung eines Normo 5R ist ein reiner Portlandzement. Er erfüllt alle
bestimmten Zements oder bei der Lösung spezieller Anforderungen an einen Portlandzement CEM I 52,5 R
Betonprobleme stehen die Mitarbeitenden der Holcim gemäss SN EN 197-1. Normo 5R ist ein baupraktisch her-
(Schweiz) AG zur Verfügung. vorragend bewährter hochwertiger Portlandzement mit
schneller Anfangserhärtung und hoher Endfestigkeit.
Normo 5R ist nahezu universell im anspruchsvollen
Ingenieurbau sowie auch zur Herstellung vorgefertigter
Betonbauteile einsetzbar.

Normo 4
Portlandzement, CEM I 42,5 N

Protego 4R
Portlandzement mit hohem Sulfatwiderstand,
CEM I 42,5 R HS
Normo 4
Normo 4 ist ein reiner Portlandzement. Er erfüllt alle Protego 4R
Anforderungen an einen Portlandzement CEM I 42,5 N Protego 4R ist ein reiner Portlandzement mit hohem
gemäss SN EN 197-1. Normo 4 kann als Normzement Sulfatwiderstand (HS), hergestellt aus einem Klinker von
uneingeschränkt für Beton, Stahlbeton, Spannbeton, besonderer chemischer Zusammensetzung (C3A < 3%).
Unterlagsböden, Putz- und Mauermörtel verwendet Er erfüllt alle Anforderungen, die die SN EN 197-1 an die
werden. Festigkeitsklasse CEM I 42,5 R stellt, sowie zusätzlich die
Anforderungen bezüglich hohem Sulfatwiderstand (HS)
gemäss nationalem Anhang zur SN EN 197-1. Als nor-
mierter Zement kann Protego 4R sowohl für unbewehr-
ten Beton als auch für Stahlbeton verwendet werden.

Betonpraxis 7
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Albaro 5 Fluvio 4
Weisser Portlandzement, CEM I 52,5 N Portlandkalksteinzement, CEM II/A-LL 42,5 N

Albaro 5 Fluvio 4
Albaro 5 ist ein reiner, weisser Portlandzement, herge- Fluvio 4 ist ein der SN EN 197-1 entsprechender Port-
stellt aus einem Klinker von besonderer chemischer Zu- landkalksteinzement CEM II/A-LL 42,5 N. Er enthält
sammensetzung. Er erfüllt alle Anforderungen an einen rund 17% eines ausgewählten, hochwertigen Kalksteins.
Portlandzement CEM I 52,5 N gemäss SN EN 197-1. Das feine Kalksteinkorn wirkt als «Schmiermittel», ver-
Albaro 5 ist ein baupraktisch hervorragend bewährter, bessert die Verarbeitbarkeit und vor allem die Pumpbar-
hochwertiger und reiner Weisszement mit hoher Anfangs- keit. Fluvio 4 wirkt sich positiv auf das Wasserrückhalte-
und Endfestigkeit. Albaro 5 kann wie normaler Portland- vermögen aus, vermindert die Entmischungsgefahr und
zement CEM I 52,5 N uneingeschränkt für Beton, Stahl- fördert die Betondichtigkeit und damit die Dauerhaftig-
beton, Betonfertigteile, Betonwaren, Putz- und Mauer- keit. Fluvio 4 hat ein breites Anwendungsspektrum: Be-
mörtel verwendet werden. ton und Stahlbeton für Wohnungs-, Büro- und Gewerbe-
bau, Sichtbeton, Pumpbeton, wasserdichter Beton, Putz-
und Mauermörtel, Unterlagsböden und Betonwaren.
Provato 3R
Portlandhüttenzement, CEM II/A-S 32,5 R

Riteno 4
Portlandschieferzement, CEM II/B-T 42,5 N
Provato 3R
Provato 3R ist ein Portlandhüttenzement mit rund 15%
ausgewähltem, hochwertigem Hüttensand (getrocknete, Riteno 4
gemahlene Hochofenschlacke). Durch sorgfältige Ab- Riteno 4 ist ein Portlandschieferzement mit rund 25%
stimmung der Rohstoffe sowie deren getrennte Vermah- gebranntem, reaktivem Schiefer. Durch sorgfältige Ab-
lung entsteht ein der SN EN 197-1 entsprechender Port- stimmung der Rohstoffe und deren gemeinsame Ver-
landhüttenzement CEM II/A-S 32,5 R mit guten Verarbei- mahlung entsteht ein Portlandschieferzement CEM II/B-T
tungs- und Festigkeitseigenschaften. Provato 3R eignet 42,5 N, der alle Anforderungen gemäss SN EN 197-1
sich für Beton, Stahlbeton, Sicht- und Pumpbeton, für erfüllt. Riteno 4 zeichnet sich durch positive Eigenschaf-
Unterlagsböden, Putz und Mauermörtel sowie für was- ten wie moderate Wärmeentwicklung, ausgezeichnetes
serdichten Beton. Wasserrückhaltevermögen, gute Grünstandfestigkeit
und erhöhte Dauerhaftigkeitseigenschaften aus. Riteno 4
hat ein breites Anwendungsspektrum: Beton-, Stahl- und
Fortico 5R Spannbetonbau für Wohnungs-, Büro- und Gewerbebau,
Portlandsilicastaubzement, CEM II/A-D 52,5 R
Sichtbeton sowie Betonwaren, Mörtel und Estriche.

Fortico 5R
Fortico 5R ist ein Portlandsilicastaubzement, dem rund Flextremo 3R
8% eines kieselsäurereichen Silicastaubs (Mikrosilica) zu- Portlandkompositzement, CEM II/B-M (V-LL) 32,5 R

gemahlen werden. Er erfüllt alle Anforderungen an einen


Portlandsilicastaubzement CEM II/A-D 52,5 R gemäss Flextremo 3R
SN EN 197-1. Fortico 5R ist ein sehr hochwertiger Zement, Flextremo 3R ist ein der SN EN 197-1 entsprechender
der auch sehr hohe Anforderungen bezüglich Festigkeit Portlandkompositzement CEM II/B-M (V-LL) 32,5 R, der
und Widerstand gegen den Angriff aggressiver Stoffe durch sorgfältige Abstimmung von Zementklinker, hoch-
erfüllt. Fortico 5R eignet sich allgemein für die Beton- wertigem Kalkstein, kieselsäurereicher Steinkohlenflug-
vorfabrikation, den Ingenieurbau, für unterirdische asche sowie pulverförmigem Zusatzmittel hergestellt
Betonkonstruktionen und besonders für Spritzbeton. wird. Er erfüllt alle Anforderungen, die die SN EN 197-1

8 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

an die Festigkeitsklasse 32,5 R stellt. Flextremo 3R ist ein Modero 3A


Spezialzement, der für die Herstellung von selbstverdich- Hochofenzement, CEM III/A 32,5 N

tendem Beton (Self Compacting Concrete, SCC) entwickelt


wurde. Seine besondere Zusammensetzung erlaubt es, Modero 3A
SCC praxisgerecht in Transportbetonwerken und Ort- Modero 3A ist ein Hochofenzement, der rund 50% ausge-
betonanlagen ohne bzw. unter geringer Zudosierung wählten, hochwertigen Hüttensand (Hochofenschlacke)
von Zusatzmitteln herzustellen. enthält. Er erfüllt alle Anforderungen an einen Hochofen-
zement CEM III/A 32,5 N gemäss SN EN 197-1. Modero
3A kann das Aussinterungs- und Ausblühverhalten güns-

Flextremo 4R tig beeinflussen und eignet sich besonders gut für Mörtel
Portlandkompositzement, CEM II/A-M (V-LL) 42,5 R zum Verlegen und Verfugen von Natursteinplatten sowie
für die Sanierung alter Bausubstanz und historischer
Flextremo 4R Bauten. Auch bei schwach betonschädlichen Wässern
Flextremo 4R ist ein der SN EN 197-1 entsprechender und Böden empfiehlt sich der Einsatz von Modero 3A.
Portlandkompositzement CEM II/A-M (V-LL) 42,5 R, der
durch sorgfältige Abstimmung von Zementklinker,
hochwertigem Kalkstein, kieselsäurereicher Steinkohlen- Modero 3B
flugasche sowie pulverförmigem Zusatzmittel hergestellt Hochofenzement, CEM III/B 32,5 N HS LH

wird. Er erfüllt alle Anforderungen, die die SN EN 197-1


an die Festigkeitsklasse 42,5 R stellt. Flextremo 4R ist ein Modero 3B
Spezialzement, der für die Herstellung von selbstverdich- Modero 3B ist ein Hochofenzement, der rund 70% ausge-
tendem Beton (SCC) entwickelt wurde. Seine besondere wählten, hochwertigen Hüttensand (Hochofenschlacke)
Zusammensetzung erlaubt es, SCC praxisgerecht auch in enthält. Er erfüllt alle Anforderungen der SN EN 197-1 an
kalten Jahreszeiten in Transportbetonwerken und Ort- die Klasse CEM III/B 32,5 N HS LH. Modero 3B besitzt
betonanlagen sowie in der Betonvorfabrikation ohne dank des hohen Hüttensandanteils eine niedrige Hydrata-
bzw. unter geringer Zudosierung von Zusatzmitteln her- tionswärme und eignet sich besonders für massige Bau-
zustellen. teile. Sein hoher Sulfatwiderstand ermöglicht sicheres
Bauen in aggressiven betonangreifenden Böden und
Wässern. Dies macht den Modero 3B auch zu einem ide-

Bisolvo 3R alen Zement für spezielle Anwendungen im Tief- und


Portlandkompositzement, CEM II/B-M (V-LL) 32,5 R Wasserbau.

Bisolvo 3R
Bisolvo 3R ist ein speziell entwickelter Portlandkomposit- Zement nach Mass
Individueller Kundenzement
zement, der kieselsäurereiche Flugasche und hochwerti-
gen Kalkstein enthält. Durch sorgfältige und optimale
Abstimmung der Ausgangsstoffe und eine gemeinsame Zement nach Mass
Vermahlung bzw. homogene Vermischung entsteht ein Massgeschneiderte Zemente für spezielle Anwendungen
Portlandkompositzement CEM II/B-M (V-LL) 32,5 R nach werden in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden
SN EN 197-1, der eine einfache Herstellung sowohl eines entwickelt, um technisch und wirtschaftlich optimale
selbstverdichtenden als auch eines normalen Vibrier- Lösungen zu erarbeiten. Auf diese Weise können die
betons ermöglicht. unterschiedlichen Anforderungen spezieller Objekte (z. B.
Zement für feuerfesten Beton) und von besonderen
Produktionsprozessen (z. B. in der Vorfabrikation) besser
erfüllt werden.

Betonpraxis 9
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

1.1.7 Hydratation des Zements 1.1.8 Zementlagerung und Haltbarkeit


Mit Wasser angemacht, beginnt Zement chemisch zu Zement nimmt bei längerer und/oder ungeschützter
reagieren. Man nennt dies die Hydratation des Zements. Lagerung Feuchtigkeit auf, was zur Klumpenbildung und
Sie ist mit erheblicher Wärmeentwicklung, der soge- einer Minderung des Erhärtungsvermögens führt. Lassen
nannten Hydratationswärme, verbunden (Abb. 1.1.13) sich die Klumpen noch zwischen den Fingern zerdrücken,
und führt schliesslich zum Abbinden und mit fortschrei- ist die Festigkeitsminderung vernachlässigbar klein. In
tender Erhärtung zum Zementstein. Säcken lässt sich Zement nur eine beschränkte Zeit
lagern. Sackzement lagert man am besten in trockenen
Schuppen. Vorübergehend im Freien gestapelter Sack-
Hydratationswärme [J/g]

450
400 CEM I 52,5 zement muss auf einer belüfteteten Kantholzunterlage
350 CEM I 42,5 gelagert werden (Abb. 1.1.15). Abdeckfolien dürfen die
300 Zementsäcke nicht unmittelbar berühren, da bei Kondens-
270 CEM I 32,5
250 wasserbildung die Säcke feucht werden.
200
150
100 Abdeck-
plane
50 oder -folie
Plane
0 gegen
41
0 24 48 72 96 120 144 168 Wegfliegen
Zeit [h] sichern

Abb. 1.1.13
Hydratationswärmen von CEM I-Zementen
unterschiedlicher Festigkeitsklassen, geprüft
nach SN EN 196-9 (teiladiabatisches Langa-
vant-Verfahren). CEM I 32,5 erfüllt die Bedin- Kanthölzer
gung für LH-Zemente (≤ 270 J/g nach 41 h)
Abb. 1.1.15
Sacklagerung im Freien
Durch die Zementhydratation entstehen im Wesentlichen
zwei neue mineralische Stoffe (Abb. 1.1.14):
• kleine nadelförmige Gebilde aus Calciumsilikathydraten Schüttdichte von Zement
(abgekürzt CSH) von leicht schwankender Zusammen- Lose eingefüllt 900–1250 kg/m3
setzung, die sich miteinander verfilzen und damit ein ( je nach Zementtyp)
dichtes Gefüge erheblicher Festigkeit bilden Gepresst durch bis 2200 kg/m3
• grosse plattige Calciumhydroxid-Kristalle – chemische Lagerung ( je nach Lagerungsdauer,
Formel: Ca(OH) –, die keinen Beitrag zur Festigkeit er- -bedingungen und Zementtyp)
2
bringen, jedoch infolge ihrer hohen alkalischen Wirkung
Abb. 1.1.16
die Bewehrung vor Korrosion schützen. Schüttdichte von Zement

Die beiden Reaktionsprodukte der Zementhydratation


wirken sich positiv (+) oder negativ (–) aus: Sicherheitshinweis
CSH + Druckfestigkeit Zement ist ein hydraulisches Bindemittel. Bei Feuch-
+ Dichtigkeit tigkeits- oder Wasserzutritt kommt es zu einer alkali-
+ Dauerhaftigkeit schen Reaktion. Die Berührung mit der Haut soll nach
Ca(OH)2 + Bewehrungsschutz gegen Korrosion (pH > 12) Möglichkeit vermieden werden. Gelangt Zement ins
Abb. 1.1.14
Zementstein unter – wasserlöslich Auge, muss es sofort gründlich mit Wasser ausgespült
dem Rasterelek-
tronenmikroskop – Kalkausblühungen werden, und nötigenfalls ist der Arzt zu konsultieren.
(weisser Strich als – Reaktionspartner bei Sulfat-Angriff und Sicherheitsdatenblätter sind unter www.holcim.ch
Vergleichsmassstab
= 0,005 mm) Alkali-Kieselsäure-Reaktion. verfügbar.

10 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

1.2 Anmachwasser • das Erhärten des Betons verzögern oder verhindern


(z. B. Zucker, Humussäuren)
Unter Anmachwasser versteht man die gesamte im • unkontrolliert Luftporen einführen und dadurch die
Frischbeton enthaltene Wassermenge, die bei der Er- Festigkeit des Betons mindern (z.B. Algen, Öle und
mittlung des wirksamen Wasserzementwerts zu berück- Fette, Schwebstoffe, verschiedene anorganische
sichtigen ist. Das Anmachwasser setzt sich zusammen Salze)
aus: • zur Korrosion der Bewehrung führen.
• dem Zugabewasser
• der Oberflächenfeuchte der Gesteinskörnung Abwasser ist für die Herstellung von Beton nicht
• gegebenenfalls dem Wasseranteil der Zusatzmittel geeignet.
und Zusatzstoffe (Silicastaub-, Pigmentsuspensionen
usw.), wenn die Gesamtmenge mehr als 3 l/m3 beträgt. Das Zugabewasser soll klar, farb- und geruchlos sein und
beim Schütteln keinen bleibenden Schaum bilden. Alka-
Oberflächen- Wasseranteil Zugabe- Kernfeuchte lien weisen auf einen grossen Salzgehalt hin, der im
feuchte in Zusatzmit- wasser Beton und Mörtel allgemein tief gehalten werden sollte.
teln/-stoffen Es dürfen keine ins Gewicht fallenden organischen Ver-
Gesamtwassergehalt unreinigungen vorhanden sein. Viele betonschädigende
wirksamer Wassergehalt Stoffe sind im Anmachwasser harmloser als in Wasser,
das später auf erhärteten Beton einwirkt. Sulfat- und
Abb. 1.2.1
Zusammensetzung des Gesamtwassergehalts kohlensäurehaltige Wässer gelten beispielsweise als be-
tonaggressiv, d. h. Festbeton kann von aussen her ge-
Der Gesamtwassergehalt ergibt sich aus dem Anmach- schädigt oder zerstört werden. Als Zugabewasser können
wasser und der Kernfeuchte. Gesteinskörnungen mit po- sie sich aber durchaus eignen.
rigem Gefüge saugen zusätzlich Wasser auf – die Kern-
feuchte. Gemäss SN EN 206-1 muss die Kernfeuchte
nicht für die Ermittlung des wirksamen Wassergehalts
berücksichtigt werden. Bei poriger Gesteinskörnung ist
der Einfluss der Kernfeuchte auf die Konsistenz des Frisch-
betons und den Wasserzementwert zu berücksichtigen.

Das Anmachwasser hat zwei betontechnologische Auf-


gaben. Es wird einerseits für die Hydratation des Zements
und anderseits für die Herstellung eines weichen, ver-
dichtungswilligen Betons benötigt.

1.2.1 Anforderungen an das Zugabewasser


nach SN EN 1008
Als Zugabewasser ist Trinkwasser ohne jegliche Prüfung
geeignet (Abb. 1.2.2). Alle anderen Arten von Wasser wie
• Restwasser aus Wiederaufbereitungsanlagen der
Betonherstellung
• Grundwasser
• natürliches Oberflächenwasser und industrielles
Brauchwasser
müssen jedoch geprüft werden und dürfen nicht erhebli- Abb. 1.2.2
Zugabewasser aus der Trinkwasser-
che Mengen an Stoffen enthalten, die versorgung

Betonpraxis 11
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

1.2.2 Restwasser weniger als 1 Prozent der Gesamtgewichtsmenge


Restwasser aus Wiederaufbereitungsanlagen der Beton- der in der Mischung enthaltenen Gesteinskörnung
herstellung (Abb. 1.2.3) oder kombiniertes Wasser, d. h. betragen
eine Mischung aus dem erwähnten Restwasser und Was- • der mögliche Einfluss des Restwassers muss bei
ser aus einer anderen Quelle, müssen nach SN EN 1008 besonderen Anforderungen an den Beton, wie z. B.
untersucht werden. Dies gilt besonders bei Betonen mit bei Sichtbeton, Spannbeton, selbstverdichtendem
erhöhten Anforderungen. Beton, aggressiven Umgebungseinflüssen ausge-
setztem Beton usw., berücksichtigt werden
Einschränkend gilt: Restwasser darf als Zugabewasser für • die Menge des verwendeten Restwassers muss
unbewehrten, bewehrten und vorgespannten Beton möglichst gleichmässig über eine Tagesproduktion
verwendet werden, wenn die folgenden Anforderungen verteilt werden
erfüllt sind: • für hochfesten Beton und Luftporenbeton sollte
• die zusätzliche Menge von Feinstoffen, die bei der Restwasser nicht verwendet werden.
Verwendung von Restwasser erzielt wird, muss

Abb. 1.2.3
Recyclinganlage
mit Auswasch-
schnecke
9 1
3

2
5
4

10
1 Beton-Auswaschschnecke

2 Schneckensteuerung 7 7
12
6
3 Feststoffaustrag (Sand/Kies)

4 Überlauf für Feinstoff-Wasser-Gemisch 8

5 Aufgabetrichter

6 Betonbecken 11
7 Wirbeleinrichtung

8 Leitung zur Wasserwaage im Mischturm

9 Leitung zum Waschgalgen für Fahrmischer

10 Spülleitung für Schneckentrichter

11 Frischwasserzufuhr

12 Niveauschalter für Frischwasserzufuhr

12 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

1.3 Gesteinskörnung 1.3.1 Eigenschaften


Die wichtigsten Eigenschaften der Gesteinskörnung sind:
Mit der Einführung der SN EN 12 620 wurde ein neuer • Kornzusammensetzung
Begriff für Zuschlag (engl.: aggregates, franz.: granu- • Petrografie, Kornform und Oberflächenbeschaffen-
lats) eingeführt. Unter Gesteinskörnung versteht man heit
in der Regel ein Gemisch aus Sand und Kies unterschied- • Sauberkeit
licher Korngrösse. Das Gemisch aus den einzelnen Korn- • Rohdichte, Schüttdichte und Feuchtigkeitsgehalt
gruppen bildet das Gerüst des Betons und sollte mög- • Wasseraufnahme.
lichst hohlraumarm aufgebaut sein. Eine qualitativ gute
Gesteinskörnung hat gegenüber dem umgebenden, kit-
tenden Zementstein verschiedene Vorteile:
• höhere Festigkeit
• bessere Dauerhaftigkeit
• keine Volumenveränderung infolge Feuchtigkeit,
somit Reduktion des Schwindmasses im Beton
• Aufnahme von Hydratationswärme und damit dämp-
fende Wirkung auf den Abbindeprozess.

Abb. 1.3.1 stellt die alten Begriffe nach Norm SIA 162 den
neuen nach SN EN 12 620 gegenüber und verweist auf
die Terminologie der «Betonpraxis».

Zusätzliche, in der «Beton-


Alte Terminologie Neue Terminologie
praxis» verwendete Begriffe
Zuschlag Gesteinskörnung
Sand, Brechsand (D ≤ 4 mm) feine Gesteinskörnung (D ≤ 4 mm) Sand, Brechsand
Kies, Splitt (D > 4 mm) grobe Gesteinskörnung (D > 4 mm) Kies, Splitt
Recyclinggranulat Recycling-Gesteinskörnung Granulat
Feinanteile (D ≤ 0,02 mm) Feinanteile (D ≤ 0,063 mm)
Mehlkornanteil (D ≤ 0,125 mm) Mehlkornanteil (D ≤ 0,125 mm)
Fraktion, Körnung (z. B. 4/8) Korngruppe d/D (z.B. 4/8)
Zuschlagstoffgemisch (z. B. 0/32) Korngemisch (z. B. 0/32)
Sieblinie, Siebkurve Kornzusammensetzung
D Sieblochweite des oberen Begrenzungssiebs der Korngruppe in mm
d Sieblochweite des unteren Begrenzungssiebs der Korngruppe in mm

Abb. 1.3.1
Alte und neue Terminologie sowie zusätzliche,
in der «Betonpraxis» verwendete Begriffe

Betonpraxis 13
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Kornzusammensetzung Der Kornaufbau eines Korngemischs wird vom Mengen-


Die Anforderungen an die Kornzusammensetzung sowie verhältnis der einzelnen Korngruppen bestimmt (Abb.
die wichtigsten Eigenschaften von Gesteinskörnungen 1.3.2 bis 1.3.4). Durch Aussieben des Gemischs mit ge-
enthält die SN EN 12 620 «Gesteinskörnungen für normten Quadratlochsieben (Drahtgeflecht, Lochblech,
Beton». Im nationalen Anhang der SN EN 206-1 sind Kunststoff, Gummi) verbleibt auf jedem Sieb ein be-
die Anforderungen an die Gesteinskörnungen in Abhän- stimmter Rückstand. Massgebend ist die volumetrische
gigkeit der Beanspruchung des Betons und der Umge- Verteilung der Durchgänge mit ihren verschiedenen
bungsbedingungen, denen der Beton ausgesetzt ist Korndurchmessern. Da aber weitestgehend alle Korn-
(siehe Kap. 2.2, «Expositionsklasse»), aufgeführt. gruppen einer Gesteinskörnung annähernd gleiche Roh-
dichten aufweisen, ist die übliche Darstellung in Massen-
Die Kornzusammensetzung einer Gesteinskörnung ist prozenten bei der Angabe der Kornzusammensetzung
bestimmend für die Packungsdichte (den Hohlraum- ausreichend (Abb. 1.3.12 bis 1.3.14).
anteil) des Korngerüsts. Zusammen mit der Oberflächen-
beschaffenheit, der spezifischen Oberfläche und der Die verbindlichen Begrenzungssiebe für die Bezeichnung
Kornform der Einzelkörner ist die Kornzusammensetzung der Korngruppen (Grund- und Ergänzungssiebsatz 1) und
massgebend für den Wasserbedarf und für die Verarbeit- der Prüfsiebsatz zur Bestimmung der Kornzusammen-
barkeit des Betons verantwortlich. setzung sind in Abb. 1.3.5 dargestellt.

Abb. 1.3.2 Abb. 1.3.3 Abb. 1.3.4


Schlecht abgestuftes Korngemisch Gut abgestuftes Korngemisch: Schlecht abgestuftes Korngemisch
mit zu vielen groben Gesteinskörnern: Genügend Zementleim, um alle Körner zu mit zu vielen feinen Gesteinskörnern:
Der Zementleim vermag die verbleibenden umhüllen und die Hohlräume auszufüllen Beansprucht viel Zementleim oder zu viel
Hohlräume nicht auszufüllen Anmachwasser (starkes Bluten)

Grund- und Ergänzungssiebsatz 1 zur Bezeichnung der Korngrösse

0 1 2 4 5,6 8 11,2 16 22,4 31,5 45 63

0,063 0,125 0,25 0,5 1 1,4 2 2,8 4 5,6 8 11,2 16 22,4 31,5 45 63

Prüfsiebsatz der Kornzusammensetzung

Abb. 1.3.5
Begrenzungs- und Prüfsiebe

14 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Petrografie, Kornform und Oberflächenbeschaffenheit Zug- und Abriebfestigkeit des Betons verbessern, bein-
Poröses und zu weiches Material beeinträchtigt die Qua- trächtigen aber seine Verarbeitbarkeit. Aufgrund der in
lität des Betons (SN 670 115). Die Kornform (Abb.1.3.6), der Schweiz nur noch beschränkt abbaubaren Kiesab-
aber auch die Kornabstufung und die Oberflächenbe- lagerungen (Ausscheidung von Kiesgewinnungszonen)
schaffenheit bestimmen im Wesentlichen den Wasser- müssen künftig vermehrt gebrochene und Recycling-
bedarf und die Verdichtbarkeit. Gesteinskörnungen eingesetzt werden. Dies ist mit einer
entsprechenden Anpassung des Zementleimvolumens
Die Praxis hat gezeigt, dass Korngemische mit ausschliess- jedoch gut machbar.
lich gebrochenen Korngruppen gebrauchstauglich sind.
Gebrochene Gesteinskörnungen können z. B. die Druck-,

natürlich gebrochen
Kornform kugelig nicht kugelig kubisch nicht kubisch
(stengelig/plattig) (stengelig/plattig)

Kantigkeit rund kantig


Oberflächen-
glatt rau
rauigkeit
Kornoberfläche
zunehmend
Wasserbedarf
Verarbeitbarkeit
abnehmend
Verdichtbarkeit

Abb. 1.3.6
Kornformen und ihre Eigenschaften

Sauberkeit
Verunreinigte Gesteinskörnungen vermindern die Beton-
qualität: beispielsweise Störung des Abbindeverhaltens,
Schwächung des Frostwiderstands. Deshalb wird die
Gesteinskörnung bei der Aufbereitung gewaschen
(Abb. 1.3.7).

Abb. 1.3.7
Aussieben und Waschen von Gesteinskör-
nern in einem Kieswerk

Betonpraxis 15
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Rohdichte, Schüttdichte, Feuchtigkeitsgehalt und sowie bei Betonen mit erhöhtem Widerstand gegen Frost
Wasseraufnahme oder Frost-Tausalz berücksichtigt werden. Während der
Die Ursprungsmineralien und die Porigkeit der Gesteins- Feuchtigkeitsgehalt einer groben Gesteinskörnung bis zu
körnung bestimmen deren Rohdichte (Abb. 1.3.8), die zur drei Massenprozente betragen kann, liegt die Sandfeuch-
Stoffraumrechnung benötigt wird. Die Schüttdichte ist tigkeit in der Regel bei vier bis acht Massenprozenten.
die Masse von lose geschüttetem Material pro Volumen- Der Feuchtigkeitsgehalt ist in der Stoffraumberechnung
einheit. Der Feuchtigkeitsgehalt setzt sich aus der Ober- bei der Gesteinskörnung und beim Zugabewasser zu
flächen- und Kernfeuchte zusammen, wobei die Kern- berücksichtigen.
feuchte bei der Betonherstellung in der Regel eine ver-
nachlässigbare Rolle spielt, sodass der Feuchtigkeitsgehalt Die enge Beziehung zwischen Feuchtigkeitsgehalt, gera-
mit der Oberflächenfeuchte gleichgesetzt werden kann. de jenem des Sandes, und der Schüttdichte ist in Abb.
Dieser muss jedoch bei Betonen mit niedrigem w/z-Wert 1.3.9 dargestellt.

Gesteinskörnung Rohdichte [kg/m3] Gesteinskörnungsart Anwendung


Normale ≈ 2650–2800 Fluss- oder Gletscherablagerungen, Bewehrter und unbewehrter
Gesteinskörnung gebrochene Gesteine Beton, Betonwaren
Schwere ≥ 3000 Baryt (Schwerspat), Eisenerz, Beton für Strahlenschutz
Gesteinskörnung Hämatit, Stahlgranulat
Leichte ≤ 2000 Blähton, Bims, Leichtbeton, Dämmbeton,
Gesteinskörnung Blähschiefer, Blähglas Überbeton
Harte ≥ 2500 Quarz, Korund, Siliciumkarbid Hartbetonbeläge,
Gesteinskörnung abriebfester Beton

Abb. 1.3.8
Klassierung der Gesteinskörnung nach ihrer
Rohdichte
Schüttdichte [kg/dm3]

2,0

1,9

1,8

1,7

1,6

1,5

1,4

1,3

1,5 3,0 4,5 6,0 7,5 9,0 10,5 12,0 13,5


Feuchtigkeitsgehalt [%]

Sand 0 – 3 mm locker gefüllt Abb. 1.3.9


Sand/Kies 0 – 8 mm locker gefüllt Typischer Zusammenhang zwischen
Sand/Kies 0 – 30 mm locker gefüllt Materialfeuchte und Schüttdichte von
Korngruppen

16 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

1.3.2 Definitionen nach SN EN 12 620 Bezeichnung Definition Beispiele


Bei den Gesteinskörnungen wird zwischen feinen (Sand, Feine Gesteins- 0/1
D ≤ 4 mm
Brechsand) und groben (Kies, Splitt) Gesteinskörnungen körnung 0/2
und d = 0
sowie Korngemischen unterschieden, wie in Abb. 1.3.10 (Sand, Brechsand) 0/4
zusammengestellt. eng gestuft 2/8
D/d ≤ 2 oder 8/16
Grobe Gesteins-
Feine Gesteinskörnungen (Sand, Brechsand) D ≥ 4 mm D ≤ 11, 2 mm 16/32
körnung
Es gibt keine absoluten Anforderungen an die Korn- d ≥ 2 mm weit gestuft
(Kies, Splitt)
zusammensetzung. Die Hersteller geben eine mittlere D/d > 2 und 4/32
«typische Kornzusammensetzung» ihres Sandes an und D > 11,2 mm
müssen diese mit vorgegebenen Grenzabweichungen D ≤ 45 mm
Korngemisch 0/32
gemäss Abb. 1.3.11 einhalten und dabei den in Abb. und d = 0
1.3.12 angegebenen Anforderungen der oberen Sieb-
Abb. 1.3.10
grösse D entsprechen. Definition und Beispiele für die Begriffe
«feine Gesteinskörnung» (Sand, Brechsand),
«grobe Gesteinskörnung» (Kies, Splitt) und
«Korngemisch»

Grenzabweichungen für den


Siebgrösse Siebdurchgang
[mm] [Massen-%]
0/4 0/2 0/1
4 ±5 – –
2 – ±5 –
1 ± 20 ± 20 ±5
0,250 ± 20 ± 25 ± 25
0,063 ±3 ±5 ±5

Abb. 1.3.11
Grenzabweichungen für die vom Hersteller
angegebene typische Kornzusammen-
setzung von feinen Gesteinskörnungen für
allgemeine Zwecke

≤ 99%
Siebdurchgang [M.-%]

100
≥ 95%
80
≥ 85%

60

40

20

0 D 1,4 D 2D
Obere Siebgrösse

Abb. 1.3.12
Regelanforderungen an die Kornzusammen-
setzung von feiner Gesteinskörnung (Sande
und Brechsande)

Betonpraxis 17
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

≤ 99% Grobe Gesteinskörnungen (Kies, Splitt)


100
Siebdurchgang [M.-%]

≥ 98% Bei groben Gesteinskörnungen ist zwischen eng gestuf-


80 ten und weit gestuften zu unterscheiden (Abb. 1.3.10).
≥ 85%

60 • Bei eng gestuften groben Gesteinskörnungen wird


lediglich eine Anforderung an den zulässigen Über-
40
und Unterkornanteil gestellt.
≤ 20%
20
≤ 5%
• Bei weit gestuften groben Gesteinskörnungen sind
neben den Anforderungen an den zulässigen Über-
1 1,4 2 2,8 4 5,6 8 11,2 16 22,4 31,5 45 63
und Unterkornanteil auch jene an den Absolutgrenz-
d/2 d D 1,4 D 2D
Sieböffnung [mm]
wert und die Grenzabweichung für den Siebdurchgang
eines zwischen den Begrenzungssieben liegenden
Abb. 1.3.13
mittleren Siebs einzuhalten (Abb. 1.3.15).
Beispiel für eng gestufte (16/32)
grobe Gesteinskörnungen (Kies, Splitt)

≤ 99%
≤ 99% 100
100
Siebdurchgang [M.-%]

Siebdurchgang [M.-%]
≥ 98%
≥ 98% ≤ 90%
≥ 9o%
80 ≥ 85%
≤ 70% 80

60
≤ 60%
60
40
≥ 50%
≤ 15% 40
20
≥ 25%
≤ 5%

1 1,4 2 2,8 4 5,6 8 11,2 16 22,4 31,5 45 63 20 ≥ 20%

d/2 d D 1,4 D 2D
Sieböffnung [mm] 0
0,125 0,5 2 4 8 16 31,5 63
22 45
Abb. 1.3.14
Beispiel für weit gestufte (4/32) D 2D
grobe Gesteinskörnungen (Kies, Splitt) Sieböffnung [mm] 1,4 D

≤ 99%
100
Grenzabweichung für
Siebdurchgang [M.-%]

≥ 98%
≤ 90%

Absolutgrenz- den von den Herstellenden ≥ 85%


80
Mittleres Sieb werte angegebenen typischen
D/d [mm] [M.-%] Siebdurchgang 60
≤ 60%

<4 D/1,4 25 bis 70 ± 15


≥ 50%

≥4 D/2 25 bis 70 ± 17,5 40

Wenn das wie angegeben errechnete mittlere Sieb nicht vorhanden ist,
muss das nächstliegende Sieb der Reihe verwendet werden. 20 ≥ 20%

Abb. 1.3.15
0
Absolutgrenzwerte und Grenzabweichun-
0,125 0,5 2 4 8 16 31,5
gen für den Siebdurchgang durch das mittle- 22 45
re Sieb für grobe Gesteinskörnungen
D 2D
Sieböffnung [mm] 1,4 D

Abb. 1.3.16
Korngemische. Die Absolutgrenzwerte nach
SN EN 12 620 sind blau, bewährte Kornzu-
sammensetzungen rot gekennzeichnet

18 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Korngemische Beispiele von Begriffe nach


Bei Korngemischen handelt es sich um Gemische aus fei- Korngruppen SN EN 12 620
nen und groben Gesteinskörnungen, die nach geeigneten ≤ 0,063 mm Feinanteile
prozentualen Anteilen zusammengesetzt werden und ≤ 0,125 mm Mehlkorn
Absolutgrenzwerten genügen müssen (blauer Bereich in Natürliche Korn-
Abb. 1.3.16). In der Praxis bewährte Kornzusammenset- gruppen (rund)
zungen liegen in den rot gekennzeichneten Bereichen 0 – 4 mm Sand feine Gesteinskörnung
der Abb. 1.3.16. 4 – 8 mm Kies
8 – 16 mm Kies
grobe Gesteinskörnung
Geometrische, physikalische und chemische 16 – 32 mm Kies
Anforderungen ≥ 32 mm Grobkies
Die Gesteinskörnung nimmt im Beton den weitaus gröss- Natürlich Korn-
ten Volumenanteil ein. Wesentliche Eigenschaften, wie gruppen (gebrochen)
etwa die Frostwiderstandsfähigkeit, werden deshalb 0 – 4 mm Brechsand feine Gesteinskörnung
massgeblich von den Eigenschaften der verwendeten 4 – 8 mm Splitt
Gesteinskörnung beeinflusst. Deshalb können neben den 8 – 16 mm Splitt
grobe Gesteinskörnung
Anforderungen an die Kornzusammensetzung einer Ge- 16 – 22 mm Splitt
steinskörnung in Abhängigkeit ihrer Verwendung auch ≥ 22 mm Schotter
verschiedene geometrische, physikalische und chemische Industriell hergestellte
Anforderungen gestellt werden. Die Dauerhaftigkeit Gesteinskörnung/Recy-
wird über die petrografische Prüfung nachgewiesen cling-Gesteinskörnung
(SN 670 115). Betonbrechsand
0 – 4 mm Mischabbruch- feine Gesteinskörnung
Korngruppen brechsand
Im Allgemeinen werden Gesteinskörnungen in definier- Betongranulat
ten Korngruppen hergestellt und verwendet (Abb. 1.3.17). > 4 mm Mischabbruch- grobe Gesteinskörnung
Bei der Verwendung von gebrochenen Korngruppen granulat
muss die Eignung durch systematische, schlüssige Vor-
Abb. 1.3.17
versuche nachgewiesen werden. Gebräuchliche Korngruppen

Die Korngruppe 4–8 mm hat einen wesentlichen Einfluss Ausfallkörnung:


es fehlt 4– 8 mm
auf die Verarbeitbarkeit und den Wasserbedarf. Sie wird 100
Siebdurchgang [M.-%]

deshalb als «Sperrkorn» bezeichnet. Ihr Anteil im Korn-


gemisch ist möglichst gering zu halten. Bei Kornzusam- 80
mensetzungen, in denen einzelne Korngruppen praktisch
ganz oder teilweise fehlen, spricht man von «Ausfall-
60
körnungen». Die Kornzusammensetzung hat dort einen
horizontalen oder nur leicht ansteigenden Verlauf (Abb.
40
1.3.18). Der Einsatz von «Ausfallkörnungen» kann erfor-
derlich sein für Pumpbeton, zur Verbesserung der Ver-
20
dichtbarkeit, zur Optimierung des Kieshaushalts usw.

0
0,125 0,5 2 4 8 16 31,5
22 125
Sieböffnung [mm]

Abb. 1.3.18
Kornzusammensetzung einer Ausfallkörnung

Betonpraxis 19
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Mehlkorngehalt
Die Korngruppe 0–4 mm muss bei der Aufbereitung in Die entscheidende Rolle spielen dabei der Mehlkorn-
der Regel aus verschiedenen Komponenten zusammen- gehalt (Zement, Zusatzstoffe und Anteile der Gesteins-
gesetzt werden (z.B. Natursand gewaschen/Brechsand körnung ≤ 0,125 mm) und der Feinanteil (≤ 0,063 mm).
trocken und/oder Brechsand gewaschen). Die Korngrup- Der Mehlkorngehalt soll den in Abb. 1.3.19 angegebenen
pe 0–4 mm ist wegen ihres hohen Oberflächenanteils an Richtwerten nach SN EN 206-1 entsprechen.
der Gesteinskörnung die Schlüsselkomponente für die
Qualität eines Korngemischs.

Durchmesser des Grösstkorns [mm] 8 16 22,5 32 45 63


Mehlkorngehalt [kg/m3 Beton] 450 400 375 350 325 300

Abb. 1.3.19
Richtwert des Mehlkorngehalts (Zement,
Zusatzstoffe und Anteile der Gesteins-
körnung ≤ 0,125 mm) in Abhängigkeit vom
Grösstkorn der Gesteinskörnung.
Für Pumpbeton (Kap. 2.6), selbstverdichten-
den Beton (Kap. 2.8) und Sichtbeton (Kap.
2.12) sind diese Richtwerte gegebenenfalls
anzupassen

Ein optimaler Mehlkorngehalt


• erhöht die Schmierfilmmenge ohne nennenswer-
te Erhöhung des Anmachwassers
• gewährt eine verbesserte Verarbeitbarkeit des
Betons
• verbessert das Wasserrückhaltevermögen und
verhindert das «Bluten» des Betons während und
nach der Verarbeitung
• verhindert eine Entmischung beim Einbringen
und erleichtert das Verdichten des Betons
Abb. 1.3.20
• erhöht die Gefügedichte und damit die Wasser- Ausbruchmaterial aus dem Tunnelvortrieb
dichtigkeit kann bei vorhandener Eignung als Gesteins-
körnung verwendet werden
• verbessert die Wirksamkeit von Zusatzmitteln.

Dabei muss beachtet werden, dass es sich bei den


Feinanteilen nicht um quellfähige Tonmineralien
handeln darf.

20 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

1.4 Zusatzmittel ten Konsistenz bzw. Verarbeitung, den Mischbedingun-


gen und der Temperatur.
1.4.1 Definition und Klassierung
Zusatzmittel sind Zusätze zum Beton, die durch chemi- In SN EN 934-2 «Zusatzmittel für Beton, Mörtel und
sche und/oder physikalische Wirkungen die Eigenschaf- Einpresshilfen» werden die Zusatzmittel bezüglich An-
ten des Betons beeinflussen. Je nach Art des eingesetz- forderungen, Konformität, Kennzeichnung und Beschrif-
ten Zusatzmittels können sowohl die Eigenschaften des tung definiert. Ihre Verwendung regelt Ziffer 5.2.6 der
Frischbetons, z. B. das Erstarrungsverhalten und die Ver- SN EN 206-1.
arbeitbarkeit, als auch die Eigenschaften des erhärteten
Betons, wie z. B. die Festigkeit und die Dauerhaftigkeit, Als Wirkstoffe für Zusatzmittel werden eine Vielzahl
gezielt verändert werden. anorganischer und organischer Substanzen verwendet.
Jeder Wirkstoff kann dabei mit jedem Zement sehr
Für den Einsatz von Zusatzmitteln gibt es technologische unterschiedlich reagieren, sodass sich eine gewünschte
und wirtschaftliche Gründe. So lässt sich z. B. mit dem Eigenschaft nicht immer realisieren lässt. Deshalb erfor-
anteiligen Ersatz von Anmachwasser durch Fliessmittel dert die Anwendung von Zusatzmitteln Vorversuche vor
eine gute Verarbeitbarkeit einstellen, der Kapillarporen- der eigentlichen Betonherstellung.
anteil vermindern und somit eine verbesserte Dauerhaf-
tigkeit erzielen. In Abb. 1.4.1 sind die gebräuchlichen Zusatzmittel mit
ihren Hauptwirkungen und Anwendungsgebieten aufge-
Die Wirksamkeit der Betonzusatzmittel ist u. a. abhängig führt.
von der Zugabemenge, der Zementart, dem Zementge-
halt, dem äquivalenten Wassergehalt sowie der gewähl-

Zusatzmittel Abkürzung Hauptwirkungen und Anwendungsgebiete


Betonverflüssiger BV Verminderung des Wasseranspruchs und/oder Verbesserung
der Verarbeitbarkeit (Betonwaren)
Fliessmittel FM Starke Verminderung des Wasseranspruchs und/oder Verbesserung der
Verarbeitbarkeit. Auch zur Herstellung von Beton mit fliessfähiger Kon-
sistenz (leicht verarbeitbare Betone, Pumpbetone, SCC, dauerhafte Betone)
Luftporenbildner LP Einführung kleiner, gleichmässig verteilter Luftporen zur Erhöhung des
Frost- und Frosttaumittelwiderstands (Betondecken, Kunstbauten)
Verzögerer VZ Abbinde-Verzögerung des Betons (Betonieren bei hohen Temperaturen)
Erstarrungsbeschleuniger SBE Abbinde-Erstarrungsbeschleunigung des Betons (Spritzbeton)
Erhärtungsbeschleuniger HBE Erhärtungsbeschleunigung des Betons (Vorfabrikation)
Dichtungsmittel DM Verminderung der kapillaren Wasseraufnahme (Betonwaren)
Stabilisierer ST Erhöhung des inneren Zusammenhalts, Verbesserung der Kohäsion (SCC)

Abb. 1.4.1
Gebräuchliche Abkürzungen und Hauptwir-
kungen der Zusatzmittel nach SN EN 934-2

Betonpraxis 21
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

1.4.2 Dosierung ist in Abb. 1.4.2 anschaulich dargestellt: Verflüssiger ver-


Zusatzmittel werden überwiegend flüssig und in sehr ge- bessern bei gleichem w/z-Wert die Verarbeitbarkeit des
ringen Mengen zugegeben. Die Zugabemenge, bezogen Betons ➀ oder vermindern bei gleicher Verarbeitbarkeit
auf das Zementgewicht, liegt im Allgemeinen im Bereich den Wasseranspruch und damit den w/z-Wert ➁, was zu
3
von 0,2 bis 2 M.-%. Bei Dosierungen von mehr als 3 l/m einer Erhöhung von Festigkeit und Dichtigkeit führt. Eine
Beton muss die darin enthaltene Wassermenge bei der gleichzeitige Verbesserung der Verarbeitbarkeit und Ver-
Berechnung des w/z-Werts berücksichtigt werden. Eben- minderung des w/z-Werts ist ebenfalls möglich ➂. Nicht
so muss bei Verwendung von Luftporenmitteln der Zu- zuletzt wird ein Verflüssiger eingesetzt, um die Beton-
wachs an eingeführter Luft im Stoffraum mitberechnet rezeptur hinsichtlich Verarbeitbarkeit und Festbeton-
werden. eigenschaften zu optimieren.
Dosierungen unter 0,2 M.-% sollten nicht verwendet
werden; ansonsten sind sie in einem Teil des Zugabe- Als mögliche Nebenwirkung der Verflüssiger ist die Ver-
wassers aufzulösen. Bei diesen kleinen Mengen treten zögerung des Abbindens zu nennen. Überhaupt spielen
erhebliche Dosierungenauigkeiten auf. Unterdosierun- hinsichtlich der Zusatzmittelwirkungen die Eigenschaf-
gen verringern meist deutlich den angestrebten Effekt. ten des Zements sowie die Betonrezeptur eine wichtige
Überdosierungen können dagegen unerwünschte Rolle. Deswegen ist zu empfehlen, die Auswirkungen
Effekte, wie Abbindeverzögerung, Druckfestigkeits- an gegebenen Zusatzmittel-Zement-Kombinationen zu
verluste oder Entmischungen, mit sich bringen. überprüfen.

1.4.3 Die wichtigsten Typen von Zusatzmitteln Fliessmittel auf der Basis von Polycarboxylatether (PCE)
haben eine höhere Verflüssigungswirkung im Vergleich
Betonverflüssiger (BV) und Fliessmittel (FM) zu herkömmlichen Fliessmitteln.
Betonverflüssiger und Fliessmittel sind die am häufigsten
gebrauchten Zusatzmittel. Die Wirkung dieser Produkte Luftporenbildner (LP)
Die Aufgabe der Luftporenbildner ist es, Millionen von
kleinen Luftporen mit etwa 10 bis 300 µm Durchmesser
Ausbreitmass [mm]

zu bilden. Die kleinen, gleichmässig verteilten Luftporen


600 wirken im Zementleim wie Kugellager und machen den
Beton homogener und plastischer. Sie wirken zudem ver-

550 flüssigend, d. h. die Verarbeitbarkeit wird verbessert, Ent-


mischen und Sedimentieren werden reduziert. Dadurch
wird die Frost- und Frost-Taumittelbeständigkeit des
500
Betons (siehe auch Kap. 3.5) wesentlich erhöht, seine
M
it F

Verarbeitbarkeit verbessert und das Bluten vermindert.


m

1
450 Wegen ihrer besonderen chemischen Natur haben
Luftporenbildner die Fähigkeit, stabile Luftporen der
FM

3
ne

2
gewünschten Grösse einzuführen und zu stabilisieren.
oh

400

Faustregel
350
1 Volumenprozent zusätzlich eingeführte Luftporen
ermöglicht eine Wassereinsparung von etwa 5 Litern
0,40 0,50 0,60 je m3 Frischbeton und erzielt im Hinblick auf die Ver-
w/zeq-Wert [–] arbeitbarkeit die gleiche Wirkung wie etwa 10 bis
15 kg Mehlkorn.
Abb. 1.4.2
Einfluss von Fliessmitteln auf das Ausbreit-
mass und den w/zeq-Wert

22 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Ein unerwünschter Effekt ist die Abnahme der Druck- Verzögerer (VZ)
festigkeit. Verzögerer verlangsamen das Abbinden und erlauben
damit eine Verlängerung der Verarbeitung von Betonen.
Faustregel Ihre wichtigsten Anwendungsgebiete sind:
Jedes Volumenprozent Luftporen führt zu einem • Betonieren bei hohen Temperaturen
Druckfestigkeitsverlust von bis zu 5 N/mm2. • Transport von Beton über grosse Distanzen
• Betonieren grosser Bauteile (Kubaturen, Flächen)
Im Festbeton bleiben die im Frischbeton gebildeten Poren • Vermeidung von Arbeitsfugen bei eingeplanten Ar-
erhalten. Sie nehmen beim Gefrieren des Betons das ver- beitsunterbrechungen (nahtloser Anschluss von neu-
drängte Kapillarwasser zum Teil auf und und bieten em Beton an früher eingebrachten Beton).
Ausdehnungsraum für das gefrierende Wasser, was eine
Volumenvergrösserung von 9% bewirkt. Sie vermindern Beton, der Verzögerer enthält, erhärtet zu Beginn etwas
somit die Gefahr des Zersprengens des Betons infolge langsamer (Abb. 1.4.4). Seine 28-Tage-Festigkeit bei 20 °C
des Eisdrucks (Abb. 1.4.3). ist in der Regel etwas höher als die eines Betons, dem
kein Verzögerer beigegeben wurde. Wegen seiner an-
fänglich langsameren Erhärtung ist ein verzögerter
Beton besonders sorgfältig nachzubehandeln. Da die
Wirkung stark von der Art des Verzögerers, aber auch
vom verwendeten Zement und von der Temperatur
abhängt, sind umfassende Erstprüfungen – auch bei ver-
Luft
schiedenen Temperaturen – erforderlich. Bei Überdosie-
rung kann die Wirkung der Verzögerer umschlagen, sie
Luft können dann zu Beschleunigern werden.
Wasser
Eis

Abb. 1.4.3
40
Druckfestigkeit [N/mm2]

Expansion durch Volumenvergrösserung. Eis


beansprucht 9 Vol.-% mehr Raum als Wasser
im flüssigen Zustand (schematische Darstel- bei T = 20 °C
lung) 30

Für den erwünschten Luftgehalt von 3 bis 8% im Beton 20


– je nach Grösstkorn –, genügen meist sehr geringe
Luftporenbildnermengen. Allerdings hängt die entste- 10
hende Luftporenmenge nicht allein von der Art und der
Dosierung des Luftporenbildners ab, sondern auch von 0
einer Vielzahl anderer Faktoren, wie Zementart, Gesteins- 0,5 1 2 7 14 28 56
Beschleunigter Beton Zeit [Tage]
körnung und Kornzusammensetzung, Konsistenz, Tem-
Referenzbeton (ohne Zusatzmittel)
peratur, Mischintensität und Mischdauer, dem Vorhan- Verzögerter Beton
densein anderer Zusatzmittel usw. Bei kombiniertem
Abb. 1.4.4
Einsatz von Luftporenbildner und Verflüssiger sollte der
Wirkung von Verzögerer (VZ) und Beschleu-
Verflüssiger erst nach dem Luftporenbildner zudosiert niger (HBE) auf die Druckfestigkeit
(schematische Darstellung)
werden. Die Verträglichkeit neuer Kombinationen muss
unbedingt durch Erstprüfungen nachgewiesen werden.

Betonpraxis 23
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Beschleuniger (SBE, HBE)


Beschleuniger bewirken eine Beschleunigung des Erstar-
rens bzw. Erhärtens und damit eine schnellere Wärme-
entwicklung. Sie sollen für eine raschere Hydratation sor-
gen, um den Beton früher ausschalen, abheben, belasten
oder dem Frost aussetzen zu können. Die Wirkung der
Beschleuniger ist sehr von ihrer chemischen Natur, aber
auch von der chemischen Zusammensetzung des Zements
abhängig. Bei einer Überdosierung kann das Erstarren
und Erhärten verzögert statt beschleunigt werden (Wir-
kung wird gegenteilig). Beschleuniger bewirken oft eine Abb. 1.4.5
Vorschriftsmässiges Tanklager für Zusatz-
mehr oder weniger starke Herabsetzung der Endfestig- mittel in einem Transportbetonwerk
keit des Betons (Abb. 1.4.6).

Wegen ihrer schwer kontrollierbaren Wirkungen werden Dies ist oft mit komplexen chemischen und/oder physi-
Beschleuniger nur bei ganz spezifischen Betonanwen- kalischen Reaktionen verbunden. Deshalb sollen Zusatz-
dungen eingesetzt. Erstarrungsbeschleuniger (SBE) fin- mittel verschiedener Wirkungsweise nicht miteinander
den Verwendung bei: gemischt werden und Zusatzmittel gleicher Wirkungs-
• Spritzbeton weise, aber verschiedener Hersteller nicht miteinander
• Betonieren in fliessenden Gewässern kombiniert werden. Um die am besten geeigneten Zusatz-
• Wasserinfiltrationen und Wassereinbrüchen. mittel in richtiger Dosierung für ein Betonsystem aus Ze-
ment, Zusatzstoff, Wasser und Gesteinskörnung zu fin-
Erhärtungsbeschleuniger (HBE) werden eingesetzt für: den, sind Erstprüfungen unabdingbar.
• Betonieren bei tiefen Temperaturen
• Betonieren mit kurzen Ausschalungsfristen
• Betonwaren
• Betonfertigteile (im Elementwerk)
• Reprofilierungen und Reparaturen
• Einsetzen von Ankern und Steinschrauben.

Zusatzmittel können die Betoneigenschaften sowohl im


Frischbeton als auch im Festbeton erheblich beeinflussen.

24 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Die Wirkung der vier wichtigsten Zusatzmitelgruppen


auf ausgewählte Frisch- und Festbetoneigenschaften
werden in Abb. 1.4.6 qualitativ dargestellt.

Wirkung auf Verflüssiger Beschleuniger Verzögerer Luftporenbildner


BV/FM SBE/HBE VZ LP
Verarbeitbarkeit ++ – + +
Entmischen/Bluten + o – +
Erstarren beschleunigend o ++ o o
verzögernd – o ++ –
Pumpfähigkeit + o o –
Frühfestigkeit + ++ – –
Endfestigkeit + – + –
Permeabilität + – o +
Frostbeständigkeit + – – ++
Schwinden und Kriechen ++ – o o
Betonieren bei kaltem Wetter + + – o
Betonieren bei warmem Wetter + – + o
++ gewünschter positiver Effekt + möglicher positiver Effekt o vernachlässigbarer Effekt – möglicher negativer Effekt

Abb. 1.4.6
Wirkungen der vier wichtigsten
Zusatzmittelgruppen

1.4.4 Zusatzmittel und Umwelt Verflüssiger bilden mengenmässig die wichtigste Gruppe
Bei gut einem Drittel aller in der Schweiz verarbeiteten der Zusatzmittel, machen sie doch mehr als drei Viertel
Betone werden Zusatzmittel verwendet. Es sind Chemi- des gesamtschweizerischen Verbrauchs an Zusatzmitteln
kalien, die in der öffentlichen Diskussion über die Um- aus. Sofern sie das Gütesiegel des FSHBZ tragen, sind sie
weltrelevanz von Stoffen immer wieder hinterfragt wer- giftklassefrei, gut wasserlöslich und können biologisch
den. Der Fachverband Schweizerischer Hersteller von abgebaut werden.
Betonzusatzmitteln (FSHBZ) hat Kriterien zur Beurtei-
lung der Umweltverträglichkeit von Zusatzmitteln erar-
beitet. Zusatzmittel, die den Kriterien genügen, dürfen
mit dem Gütesiegel des FSHBZ ausgezeichnet werden
und geben damit Bauherrschaften, Planenden und
Bauunternehmen die nötige Sicherheit im umweltkon-
formen Umgang mit Zusatzmitteln.

Abb. 1.4.7
Zusatzmittel mit Gütesiegel sind giftklasse-
frei, wasserlöslich und biologisch abbaubar

Betonpraxis 25
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

1.5 Zusatzstoffe
Oft werden Zusatzstoffe erst im Transportbetonwerk der
1.5.1 Definition und Klassierung Mischung zugefügt. Dies hat den Vorteil, dass man das
Zusatzstoffe sind in der Regel feinkörnige Mineralien, die Verhältnis von Zusatzstoff zu Zement frei wählen und
bestimmte Eigenschaften des Betons verbessern können. damit genau den Anforderungen, die an eine bestimmte
Dies sind vorrangig die Verarbeitbarkeit des Frischbetons Betonrezeptur gestellt werden, anpassen kann. Aller-
und die mechanischen Eigenschaften sowie die Dichtig- dings sind damit auch einige Nachteile verknüpft. Die
keit des Festbetons. Manche Zusatzstoffe dienen auch getrennte Lagerung der Zusatzstoffe verlangt zusätzliche
der Verminderung der Wärmeentwicklung während des Silos und Dosiereinrichtungen sowie zusätzliche Kontrol-
Abbindens und Erhärtens des Betons. Im Gegensatz zu len. Manche Zusatzstoffe neigen bei längerer Lagerung
Betonzusatzmitteln ist die Menge der dem Beton zugege- zur Knollenbildung. Die Herstellung eines homogenen
benen Zusatzstoffe so gross, dass sie bei der Stoffraum- Frischbetons kann eine längere Mischdauer erfordern.
rechnung immer zu berücksichtigen ist. Manche Zusatz-
stoffe werden bereits im Zementwerk durch gemeinsames Die SN EN 206-1 unterscheidet zwei Typen von Beton-
Vermahlen mit dem Klinker in den Zement eingebracht. zusatzstoffen. Zusatzstoffe des Typs I enthalten inerte
Dafür sprechen gute Gründe, denn dadurch wird sowohl Stoffe (z. B. Gesteinsmehl, Pigmente), die keine chemi-
eine genaue und gleichbleibende Dosierung als auch sche Bindung eingehen. Als Zusatzstoff des Typs II wer-
eine homogene Verteilung der Zusatzstoffe erreicht. Ze- den latent hydraulische und puzzolanische Stoffe wie
ment und Zusatzstoff sind in einem präzise definierten Steinkohlenflugasche oder Silicastaub bezeichnet, die
und normgerechten Zementsystem integriert, das bei der dank der puzzolanischen Reaktion zur Festigkeits-
Berechnung des w/z-Werts und des Mindestzementge- bildung des Zementsteins beitragen. Gebrannter Schiefer
halts als Ganzes angesehen wird. Beispiele dafür sind die verfügt als Zusatzstoff sowohl über puzzolanische als
Zemente Fluvio (Zusatzstoff: Kalkstein), Fortico (Zusatz- auch hydraulische Eigenschaften. Er findet aber nur als
stoff: Silicastaub), Riteno (Zusatzstoff: gebrannter Schiefer) Zementzusatzstoff Verwendung.
sowie Provato bzw. Modero (Zusatzstoff: Hüttensand).

Abb. 1.5.1
Bezeichnung Chemische Reaktion Wirkung Zusatzstoffe
KIassierung der
Zusatzstoffe Inert Keine oder höchstens Füllereffekt, d.h. vermindert Porosität Kalksteinmehl
Typ I oberflächliche Reaktion und verbessert Verarbeitbarkeit Quarzmehl
Verbessert Rissverteilung Fasern aller Art
(plastisches Schwinden)
Färbt Pigmente
Puzzolanisch Reaktion mit Calcium- Vermindert Porosität Steinkohlenflugaschen
Typ II hydroxid und Wasser Erhöht Dauerhaftigkeit Silicastaub
unter Bildung von Vermindert Frühfestigkeit Gebrannter Schiefer
zementhydratähnlichen Senkt Hydratationswärme Natürliche Puzzolane
Stoffen Erhöht Endfestigkeit Thermisch aktivierte Puzzolane
Latent hydraulisch In Gegenwart von Vermindert Porosität Hüttensandmehl (getrocknete
Typ II Anregern (Alkali, Kalk, Erhöht Dauerhaftigkeit und gemahlene Hochofen-
Sulfat) und Wasser erfolgt Vermindert Frühfestigkeit schlacke)
Bildung von zement- Senkt Hydratationswärme
hydratähnlichen Stoffen Erhöht Endfestigkeit
Hydraulisch Reaktion mit Wasser unter Verbessert Verarbeitbarkeit, Gebrannter Schiefer
Typ II Bildung von zement- Füllereffekt, d.h. vermindert Hydraulischer Kalk
hydratähnlichen Stoffen Porosität

26 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Die übliche Klassierung der Zusatzstoffe richtet sich, wie im ultrahochfesten Feinkornbeton. Ihre erfolgreiche
Abb. 1.5.1 zeigt, nach ihrem chemischen Verhalten im Anwendung setzt eine auf die konkrete Bauaufgabe aus-
Zementleim und/oder nach ihrer Wirkung im Beton. Eine gerichtete Beratung durch einen spezialisierten
weitere Einteilung der Zusatzstoffe bezieht sich auf Ingenieur voraus. Die Wirkung der Stahlfasern hängt
deren chemische Zusammensetzung (siehe dazu das erheblich von ihrer Länge, ihrem Durchmesser und ihrer
Dreistoffdiagramm Abb. 1.1.10 in Kap. 1.1 «Zemente»). Form ab. Die Dosierung beträgt in der Regel 20 bis 80 kg
Stahlfasern pro Kubikmeter Beton. Die Zugabe von
1.5.2 Inerte Zusatzstoffe Stahlfasern zur Betonmischung benötigt besondere
Dosiervorrichtungen, um eine homogene Verteilung
Kalkstein- und Quarzmehl sicherzustellen. Eine gewisse Verschlechterung der
Kalkstein- und Quarzmehl verbessern aufgrund ihrer Verarbeitbarkeit ist in Kauf zu nehmen. Die Empfehlung
geringen Korngrösse, ihrer Kornzusammensetzung und SIA 162/6 (1999) orientiert über Stahlfaserbeton.
Kornform den Kornaufbau des Betons im Mehlkorn-
bereich. Sie werden zugesetzt, um beispielsweise bei Polypropylenfasern, die einzigen unter den organischen
Gesteinskörnungen mit mehlkornarmen Sanden einen Fasern mit einer breiteren Anwendung, werden dem
für die Verarbeitbarkeit und für ein geschlossenes Beton beigemischt, um Frühschwindrisse zu vermeiden.
Gefüge ausreichenden Mehlkornanteil einzubringen. In Beton mit erhöhtem Feuerwiderstand werden sie zur
Kalkstein- und Quarzmehl sollten auf ihre Eignung für Abminderung des Wasserdampfdrucks im Zementstein
den vorgesehenen Zweck geprüft werden. Mit dem eingesetzt (siehe Kap. 3.9). Pro Kubikmeter Beton sind
Fluvio 4 steht ein idealer Zement zur Verfügung, dem etwa 1 bis 2 kg Fasern notwendig. Das Einmischen ist
speziell ausgewählte und geprüfte Kalksteinqualitäten relativ einfach und erfordert keine speziellen Vorkehrun-
beigemahlen werden. gen oder Einrichtungen. Kunstofffasern mit erhöhtem
E-Modul werden auch gegen Frühschwindrisse oder er-
Fasern gänzend zur Stahlfaser im ultrahochfesten Feinkornbeton
Bei den Fasern für die Betonherstellung unterscheidet eingesetzt.
man zwischen Stahlfasern, Kunststofffasern und Glas-
fasern. Erstere finden Verwendung in Betonen mit erhöh- Alkaliresistente Glasfasern werden zur Bewehrung von
ten Anforderungen an seine Verformbarkeit, Duktilität dünnen Betonplatten in der Vorfabrikation eingesetzt.
und Biegezugfestigkeit. Stahl- oder Drahtfasern werden Ihre Anwendung erfordert die Erfahrung eines anerkann-
im Stahlfaserbeton für hochbelastete Industriefuss- ten Spezialisten.
böden eingesetzt, Hochleistungsstahlfasern zum Beispiel

Abb. 1.5.2 Abb. 1.5.3


Verschiedene Arten von Stahlfasern Polypropylenfasern

Betonpraxis 27
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Anorganische Pigmente men Silicastaub) erhärten etwas langsamer als solche


Anorganische Pigmente werden zum Einfärben von Beton ohne, besonders bei tiefer Temperatur. Nachbehandlungs-
und Mörtel verwendet (Abb. 1.5.4). Den hohen Anforde- dauer und Ausschalfristen sind gegebenenfalls angemes-
rungen bezüglich Beständigkeit und Korngrössenvertei- sen zu verlängern.
lung genügen praktisch nur Oxidpigmente. Pigmente
haben keine chemische Wirkung im Beton. Wegen ihres Wie bereits erwähnt, werden in der SN EN 206-1 puzzo-
meist höheren Wasserbedarfs bedingen sie einen höhe- lanische Zusatzstoffe als Betonzusatzstoffe des Typs II
ren Wasserzementwert, sofern dieser Effekt nicht durch bezeichnet. Um eine ausreichende Alkalität der Poren-
den Einsatz eines Fliessmittels kompensiert wird. lösung bei Stahl- und Spannbeton zu gewährleisten,
sind maximale Zusatzstoffmengen definiert (Abb. 1.5.5).
Die Herstellung einwandfrei gefärbter Bauteile bedarf Ebenso ist in der Norm die Anrechenbarkeit der Zusatz-
grosser Erfahrung. Die Verwendung von Weisszement stoffe des Typs II auf den Wasserzementwert sowie den
(Albaro 5) und hellem Sand sind Voraussetzungen, um Mindestzementgehalt mit einem k-Wert-Ansatz geregelt
gleichmässig gefärbte, helle Betonoberflächen zu (Abb. 1.5.7).
erzielen. Hingegen spielt die Farbe des Kieses eine
untergeordnete Rolle. Steinkohlenflugaschen
Abb. 1.5.4
Steinkohlenflugaschen fallen als Nebenprodukt in ther-
Mit Pigmenten ein-
gefärbte Die Pigmentdosierung, meist wenige Prozente bezogen mischen Kraftwerken an. Ihre Qualität hängt von der ver-
Betonsteine aus
Albaro 5 (weisser auf die Zementmasse, richtet sich nach der gewünschten wendeten Kohle sowie von der Art des Kraftwerks und
Portlandzement) Farbintensität und wird vom Lieferanten angegeben. seiner Betriebsweise ab und kann deshalb in weiten
Auch die besten Farbpigmente verhindern nicht, dass die Grenzen schwanken. Die Verwendung von Steinkohlen-
Farbe des Betons mit der Zeit etwas stumpfer wird. flugasche aus verlässlicher Herkunft hat sich jedoch als
wertvoller Betonzusatz durchgesetzt. Als Beispiel einer
Reste von gefärbtem Beton müssen sorgfältig aus Mischer, solchen Steinkohlenflugasche sei Hydrolent genannt.
Transportfahrzeug und Umschlaggeräten entfernt werden,
um die nachfolgenden Betonchargen nicht zu verunrei- Die Anforderungen an Steinkohlenflugaschen als
nigen. Betonzusatzstoff sind in SN EN 450 geregelt. Aus
Umweltschutzgründen müssen die Steinkohlen-
1.5.3 Puzzolanische Zusatzstoffe flugaschen auch die Vollzugshilfe des Bafu zur
Allen puzzolanischen Zusatzstoffen ist gemein, dass sie Begrenzung ihrer Schwermetallgehalte erfüllen.
im erhärtenden Beton bei Gegenwart von genügend
Wasser langsam mit dem aus dem Zement abgespalte- Die meist hohe Feinheit der Steinkohlenflugaschen und
ten Calciumhydroxid reagieren, zementhydratähnliche deren charakteristische Kornform, die Kügelchen (Abb.
Stoffe bilden und dadurch zur Festigkeitsbildung beitra- 1.5.6), bewirken eine Verbesserung der Verarbeitbarkeit
gen. Diese puzzolanische Reaktion verringert die Beton- des Frischbetons. Auch die Dauerhaftigkeit und Dichtig-
porosität und verbessert damit die Dauerhaftigkeit des keit des Betons werden erhöht, wenn eine Steinkohlen-
Betons. Betone mit puzzolanischen Zusätzen (ausgenom- flugasche von hoher puzzolanischer Aktivität mit der
gebotenen Sorgfalt bezüglich Betonzusammensetzung
Bei Verwendung von CEM I mit Steinkohlenflugasche und/ und Nachbehandlung verwendet wird. Da Steinkohlen-
f ≤ 0,66 · z – 3 · s
oder Silicastaub müssen zur Gewährleistung der Alkalität flugaschen die Hydratationswärmeabgabe der erhär-
s ≤ 0,11 · z
der Porenlösung folgende Bedingungen erfüllt sein: tenden Betone stark reduzieren, lassen sich mit ihr Tem-
f Steinkohlenflugaschegehalt [kg/m3] s Silicastaubgehalt [kg/m3] peraturspitzen in massigen Betonbauteilen vermindern.
z Zementgehalt [kg/m3]

Abb. 1.5.5
Maximale Zusatzstoffmengen des Typs II zur
Gewährung der Alkalität

28 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Hydrolent
Steinkohlenflugasche

Hydrolent ist eine speziell ausgesuchte kieselsäurereiche


Steinkohlenflugasche gemäss SN EN 450. Hydrolent lässt
sich bei verschiedenen Bauaufgaben als Betonzusatzstoff
zur allgemeinen Verbesserung der Verarbeitungseigen-
schaften von Frischbeton, aber auch zur Erzielung spezi-
fischer Festbetoneigenschaften verwenden.
Abb. 1.5.6
Charakteristische Kornform von Steinkohlen-
flugasche (Rasterelektronenmikroskop-Auf-
nahme)

CEM I 1) CEM II/A-LL 2)


f ≤ 0,33 · z f ≤ 0,25 · z
Steinkohlenflugasche (f) f ≤ kf · (zmin – 200) f ≤ kf · (zmin – 200) · 0,8
f + z ≥ zmin f + z ≥ zmin
s ≤ 0,11 · z
Silicastaub (s) 3) nicht erlaubt
ks · s + z ≥ zmin
p ≤ 0,25 · z p ≤ 0,25 · z
Puzzolanische Zusatzstoffe (p) 3)
p ≤ kp · (zmin – 200) p ≤ kp · (zmin – 200) · 0,8
p + z ≥ zmin p + z ≥ zmin
h ≤ 0,5 · z
Hüttensandmehl (h) 4) kh · h + z ≥ zmin nicht erlaubt
h + z ≥ zmin
w/zeq äquivalenter Wasserzementwert w/(z + kf · f + ks · s + kp · p + kh · h)
k-Wert für Flugasche nach SN EN 450 kf = 0,4
k-Wert für Silicastaub nach SN EN 13 263 ks = 1,0
k-Wert für Puzzolan kp = 0,4
k-Wert für Hüttensandmehl nach SN EN 15 167 kh = 0,5
1) Der k-Wert-Ansatz gilt nicht für die Expositionsklassen XA2 und XA3.
2)
Der Kalksteingehalt im Zement ist mit 17 M.-% zu berücksichtigen, was zu einem Abminderungsfaktor von 0,8 führt
(1 – (17/(100 – 17)) = 0,8). Der k-Wert-Ansatz gilt ausschliesslich für Betone der Expositionsklassen XC1 bis XC4, XD1 und
XF1. Die Anforderungen des Nationalen Anhangs NC (www.sia.ch/206-1) müssen eingehalten werden.
3)
Die Eignung puzzolanischer Zusatzstoffe (Typ II) gilt als nachgewiesen, wenn eine Europäische Technische Zulassung, die
sich ausdrücklich auf die Verwendung von Zusatzstoffen in Beton nach EN 206-1 bezieht, vorliegt oder die Anforderungen
des Nationalen Anhangs NB (www.sia.ch/206-1) eingehalten werden. Ferner gelten die Anforderungen des Nationalen
Anhangs NC (www.sia.ch/206-1).
4) Der k-Wert-Ansatz sollte vornehmlich für Betone des Tiefbaus und nicht für jene des Hochbaus (Expositionsklassen XC1
bis XC4, XD1 und XF1) erfolgen. Die Anforderungen des Nationalen Anhangs ND (www.sia.ch/206-1) müssen eingehal-
ten werden.

Abb. 1.5.7
Maximal anrechenbare Zusatzstoffmengen
des Typs II auf den Wasserzementwert und
den Mindestzementgehalt bei Verwendung
von CEM I und CEM II/A-LL

Betonpraxis 29
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Silicastaub Mit einer auf die Zementmasse bezogenen Dosierung


Silicastaub, auch Kieselsäurestaub oder Mikrosilica ge- von 5 bis 10% Silicastaub gemäss SN EN 13263 lassen
nannt, entwickelt wegen seiner extrem hohen Feinheit sich nachhaltige Verbesserungen der Betoneigen-
und seines sehr hohen Kieselsäuregehalts eine sehr grosse schaften erzielen:
puzzolanische Aktivität. Infolge seiner extremen Feinheit • gesteigerte Kohäsion und stark erhöhtes Wasser-
kann Silicastaub gewisse Probleme bei der Dosierung rückhaltevermögen im Frischbeton, damit keine
und bei der Homogenisierung der Betonmischung verur- Entmischung
sachen. Bei nicht sachgerechter Handhabung kann sich • Verminderung des Rückpralls beim Spritzbeton
eine übermässige Feinststaubentwicklung einstellen, die • bedeutende Erhöhung der Betonfestigkeit; erlaubt
die Luftreinhalteverordnung verletzt. Dem kann durch die Herstellung von hochfestem Beton
nachfolgende Verwendungsarten entgegengewirkt wer- • erhebliche Verminderung der Betonporosität,
den: damit eine wesentliche Verbesserung der Dauer-
• als in den Zement integrierter Bestandteil (z. B. Port- haftigkeit: erhöhter Widerstand gegen Frost-,
landsilicastaubzement CEM II/A-D, Fortico 5R) Frosttaumittel- und Sulfatangriff sowie gegen
• als Silicastaub-Slurry (in Wasser aufgeschlämmtes andere chemisch aggressive Stoffe
Produkt) • verlangsamter Karbonatisierungsfortschritt, damit
• als granulierter Silicastaub. verbesserter Korrosionsschutz der Bewehrung.

Die Zugabe von Silicastaub zur Betonmischung ver-


schlechtert deren Verarbeitbarkeit und verändert nach- Natürliche Puzzolane
haltig deren rheologische Eigenschaften (Fliesseigen- Natürliche Puzzolane – dazu zählt auch Trass – unter-
schaften). Durch den Zusatz besonderer Fliessmittel lässt scheiden sich je nach Herkunft stark in ihren Eigenschaf-
sich eine ausreichende Verarbeitbarkeit erzielen. Um ten.
unangenehme Überraschungen beim Einbringen des
Frischbetons zu vermeiden, sind Versuche zur Verarbeit- 1.5.4 Latent hydraulische Zusatzstoffe
barkeit erforderlich. Latent hydraulische Zusatzstoffe werden so genannt,
weil sie in der Gegenwart bestimmter Anreger, beispiels-
Silicastaub wird in der Schweiz vorwiegend im Spritzbe- weise von geringen Mengen alkalisch reagierender
ton sowie im Hochleistungsbeton eingesetzt. Abb. 1.5.7 Stoffe, aber auch von Sulfaten, langsam von selber mit
gibt Auskunft über die dabei maximal anrechenbaren Wasser unter Bildung von zementhydratähnlichen
Mengen auf den Mindestzementgehalt und den Wasser- Stoffen reagieren und sich wie Zemente verfestigen.
zementwert.
Hüttensande
Hüttensande – granulierte, getrocknete und auf mindes-
tens die Feinheit von Zement gemahlene Hochofenschla-
cken – fallen als Nebenprodukt der Roheisenherstellung
(Verhüttung) an. Ihre Qualität kann grossen Schwankun-
gen unterliegen. Wegen der notwendigen, relativ auf-
wendigen Investitionen zur Aufbereitung der Hochofen-
schlacke ist hochwertiger Hüttensand nur beschränkt
auf dem Markt verfügbar. Die Anforderungen und Kon-
formitätskriterien sowie die Konformitätsbewertung für
Hüttensandmehl sind in SN EN 15167 geregelt. Hütten-
sande werden in der Regel gemeinsam mit dem Klinker
Abb. 1.5.8
gemahlen und hierbei auch getrocknet. Es entstehen
Stark belastete Stütze aus Hochleistungs-
beton mit Fortico 5R sogenannte Schlackenzemente (Portlandhüttenzement,

30 Betonpraxis
Die Ausgangsstoffe zur Betonherstellung

Hochofenzement), die je nach Hüttensandgehalt unter 1.5.5 Hydraulische und puzzolanische Zusatzstoffe
unterschiedlichen Namen und Normbezeichnungen in
den Handel gelangen (siehe Kap. 1.1). Hüttensandhaltige Gebrannter Schiefer
Zemente erhärten umso langsamer, je höher ihr Hütten- Ölschiefer ist ein natürlich vorkommendes Sediment-
sandgehalt ist und erfordern eine Verlängerung der gestein, das brennbare organische Anteile (sogenanntes
Nachbehandlung und der Ausschalfristen. Dennoch Kerogen) enthält. Aufgrund dieser organischen Anteile
besitzen sie in der Anwendung eine Reihe von Vorzügen, kann Ölschiefer bei rund 800 °C eigenständig (d. h. ohne
die sie für spezifische Betonanwendungen interessant jegliche Energiezusätze) verbrannt werden. Dabei ent-
machen. steht feinkörniger, gebrannter, reaktiver Schiefer, der aus
verschiedenen anorganischen Bestandteilen zusammen-
Vorteilhafte Eigenschaften von Hüttensandmehl ent- gesetzt ist, die puzzolanische, aber auch hydraulische
haltenden Betonen: Eigenschaften besitzen.
• geringe Hydratationswärme und langsamere
Wärmeabgabe; daher Einsatz bei massigen Beton- Gebrannter Schiefer wird nur als Zementzusatzstoff ein-
bauteilen und bei hoher Umgebungstemperatur gesetzt. Zemente mit gemahlenem, gebranntem Schiefer
• dichteres Zementsteingefüge; damit deutlich erhöh- verhalten sich ähnlich zu Zementen mit Puzzolanen. Sie
ter Widerstand des Betons gegenüber dem Angriff zeichnen sich durch eine moderate Wärmeentwicklung,
von Sulfaten, Chloriden und anderen aggressiven ein ausgezeichnetes Wasserrückhaltevermögen, gute
Stoffen Grünstandfestigkeit und erhöhte Dauerhaftigkeit aus.
• höhere Endfestigkeit des Betons, bei allerdings
etwas verminderter Anfangsfestigkeit Zusatzstoffe, wie Hüttensandmehl, Kalksteinmehl und
• verminderte Ausblühungsgefahr (bei hohem Schla- gebrannter Schiefer, ermöglichen bei gemeinsamer Ver-
ckengehalt) mahlung mit Portlandzementklinker eine breite Palette
an Portlandkompositzementen. Durch die Kombination
Je nach vorgesehenem spezifischen Verwendungszweck der Eigenschaften von Zusatzstoff und Klinker ergeben
werden hüttensandhaltige Zemente der Provato- bzw. sich Zemente, die sich durch besonders günstige Verar-
der Modero-Reihe angeboten, die sich hauptsächlich hin- beitungseigenschaften und hohe Dauerhaftigkeit aus-
sichtlich ihres Schlackengehalts unterscheiden. zeichnen.

Abb. 1.5.9
Schieferbruch

Betonpraxis 31
Vom Frischbeton zum Festbeton

2 Vom Frischbeton zum Festbeton

2.1 Zusammensetzung des Betons Alkalität des Betons dauerhaft erhalten bleiben (Kap. 1.1
«Zemente»), um die eingebettete Bewehrung sicher vor
Die Zusammensetzung des Betons bestimmt massgeb- Korrosion zu schützen.
lich seine Eigenschaften. Durch die Veränderung von Art
und Menge seiner fünf möglichen Komponenten Zement, Beton ist unter üblichen Umweltbedingungen bei einer
Gesteinskörnung, Wasser, Zusatzstoffe und Zusatzmittel auf den Verwendungszweck abgestimmten Wahl und
können Betone für alle denkbaren Bauaufgaben herge- Zusammensetzung der Ausgangsstoffe, bei sachgerech-
stellt werden. Beton soll im Allgemeinen eine Nutzungs- ter Herstellung, Verarbeitung, Verdichtung und entspre-
dauer von 50 Jahren gewährleisten. Neben den spezifi- chender Nachbehandlung ein dauerhafter Baustoff. In
schen Eigenschaften, wie der Festigkeit, ist die Dauerhaf- Abb. 2.1.1 sind die wichtigsten Kriterien der Dauerhaftig-
tigkeit eines Betons besonders wichtig. Der Beton sollte keit von Betonbauwerken, zugehörige Steuergrössen und
über die vorgesehene Nutzungsdauer gegenüber allen ihre Auswirkungen aufgeführt. Die Mindestanforderungen
inneren und äusseren Einflussfaktoren fest, dicht und an die Zusammensetzung des Betons sind in SN EN 206-1
beständig sein, um den Anforderungen an die Gebrauchs- entsprechend seiner geplanten Nutzung festgelegt, wie
tauglichkeit zu genügen. Darüber hinaus sollte die wäh- in Kap. 2.2 «Festlegung des Betons» beschrieben wird.
rend des Abbindeprozesses des Zements entstehende

Abb. 2.1.1
Kriterien für die Kriterien für die Dauerhaftig-
Dauerhaftigkeit
Steuergrössen Auswirkung
keit von Betonbauwerken
des Betons,
zugehörige abgestimmte stetige hohe Packungsdichte der Gesteinskörnung
Steuergrössen
und Auswirkungen statisch ausreichende und Kornzusammensetzung verringert den Wasseranspruch und das
nach oben begrenzte niedriger w/z-Wert Hohlraumvolumen
Druckfestigkeit niedriger w/z-Wert Verminderung des Wassergehalts im Beton
und damit der Porosität des Zementsteins
hohe Dichtheit Verwendung von Betonver- Erhöhung der Druckfestigkeit und Dichtheit
flüssigern oder Fliessmitteln des Betons
optimale Alkalität Einsatz von Zusatzstoffen Nachverdichtung und -erhärtung des Zementsteins
wie Steinkohlenflugasche, durch puzzolanische Zusatzstoffe
Undurchlässigkeit gegen- Silicastaub Verbesserung der Kontaktzone zwischen Zement-
über schädigenden Medien stein und Gesteinskörnung durch Silicastaub
gute Homogenisierung durch aus-
Beständigkeit gegenüber reichend lange und wirksame optimale Ausnutzung aller Betonkomponenten
Angriffen aus der Umge- Mischzeit
bung (Frost, Taumittel, Einführung künstlicher Luftporen Widerstand gegen Frost und Taumittel
chemische Stoffe) (Luftporenbildner)
optimale Verdichtung des Betons Dichtes Betongefüge ohne Entmischungen
Begrenzung der Schwindnei- Verringerung des Verdichtungsporenanteils
gung des Betons zur Reduk- ausreichende Nachbehandlung optimale Hydratation des Zements, Dichtheit
tion der Rissbildungsgefahr insbesondere der Betonoberfläche (Angriffsfläche
aller Medien)

32 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Tiefer Hoher Bedeutung des Wasserzementwerts


Wasserzementwert Wasserzementwert
Ein zentraler Kennwert des Betons ist sein Wasserzement-
Festigkeit wert (Abb. 2.1.2 bis 2.1.4). Um den frischen Beton gut
verarbeiten zu können, muss beim Anmachen im Allge-
meinen mehr Wasser zugegeben werden, als für die
hoch niedrig
Hydratation des Zements erforderlich ist. Dieses soge-
nannte Überschusswasser wird nicht chemisch gebunden
und führt zur Kapillarporosität des Zementsteins. Mass-
gebend für die Gesamtporosität des Zementsteins ist
Wassersaugen
jedoch nicht die absolute Wassermenge, sondern die auf
eine bestimme Zementmenge entfallende relative Was-
sermenge. Der Wasserzementwert w/z bzw. der äquiva-
wenig viel lente Wasserzementwert w/zeq (Abb. 1.5.7) bestimmt
massgeblich über die Zementsteinporosität die Fest-
betoneigenschaften. Der äquivalente Wasserzementwert
ist das Massenverhältnis des wirksamen Wassergehaltes
Schwinden
zur Summe aus Zementgehalt und k-fach anrechenbaren
Anteilen von Zusatzstoffen.

schwach stark Abb. 2.1.3


Druckfestigkeit [N/mm2]

70 Einfluss des w/zeq-


Werts auf die 28-
Tage-Druckfestig-
60
keit von Beton mit
Normo 4
Bluten
50 (CEM I 42,5 N).
Bei Verwendung
abgeson- anderer Zemente
dertes 40 ist die entsprechen-
Wasser de Holcim Produkt-
schwach stark Information zu
30 konsultieren
Frischbeton

20
Beständigkeit
10
Keine 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 1
Abplatzung Abplatzung
w/zeq-Wert [–]
üblicher Anwendungsbereich (0,45–0,60)

Abb. 2.1.4
Chlorid-Diffusionskoeffizient [·10–13 m2/s]

50 Einfluss des w/zeq-


Werts auf den
Farbe Chloriddiffusions-
40 koeffizienten
Dunklere Hellere
Oberfläche Oberfläche bei einem
28-tägigen Beton
30

20

10
Abb. 2.1.2
Einfluss des w/z-Werts auf Betoneigenschaften
0
0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8
w/zeq-Wert [–]

Betonpraxis 33
Vom Frischbeton zum Festbeton

Bedeutung des Zementgehalts Niedrige Betonporosität


Zement und Wasser bilden den Zementleim. Im Frischbe- Ein Korngemisch mit wohlabgestimmter, kontinuierlicher
ton muss der Zementleim die Gesteinskörner umhüllen Kornzusammensetzung führt zu einem Beton mit guter
und verbleibende Hohlräume ausfüllen. Vollständig ver- Verarbeitbarkeit, namentlich hoher Kohäsion und gerin-
dichteter Konstruktionsbeton mit ausreichendem Zusam- ger Entmischungsneigung (Bluten, Sedimentation). Der
menhaltevermögen soll ein Mindestzementleimvolumen Wasseranspruch des Korngemischs als auch der für eine
3
von rund 260 l/m bei einem Grösstkorn von 32 mm auf- gute Verarbeitbarkeit erforderliche Zementleimgehalt
weisen. Der erforderliche Zementgehalt im Beton wird werden begrenzt (Abb. 2.1.6 und 2.1.7). Der daraus resul-
mit abnehmendem w/z-Wert und bei gebrochener Ge- tierende Festbeton hat damit eine niedrige Porosität,
steinskörnung, d. h. mit steifer werdendem Zementleim, was ihm eine hohe Dauerhaftigkeit verleiht. Korngemi-
grösser (Abb. 2.1.5). Bei genügendem Zementgehalt wird sche mit Ausfallkörnungen (fehlende Korngruppen zwi-
während des Abbindens so viel Calciumhydroxid Ca(OH)2 schen der feinsten und der gröbsten Gruppe, Abb. 1.3.18)
gebildet, dass durch dessen hohe Alkalität und die erreich- sind deshalb nur dann zu verwenden, wenn damit ande-
te geringe Betonporosität die eingebettete Stahlbeweh- re Vorteile, wie z.B. eine verbesserte Pumpbarkeit, erzielt
rung zuverlässig vor Korrosion geschützt wird. So emp- werden.
fiehlt sich eine Anhebung des Zementgehalts bei Beton
mit erhöhten Anforderungen an die Sichtfläche (Kap. Porosität im Zementstein
2.12), bei Pumpbeton (Kap. 2.6) oder selbstverdichten- Zementstein besitzt aufgrund des Aufbaus der Hydrata-
dem Beton (Kap. 2.8). Auch bei Verwendung von kantiger tionsprodukte kein absolut dichtes Gefüge. So ist der
anstelle der sonst in der Schweiz üblichen runden Ge- Zementstein immer von Gelporen durchsetzt, die etwa
steinskörnung ist die Erhöhung der Zementleimmenge 25% bis 30% seines Volumens einnehmen. Oberhalb
erforderlich. eines Wasserzementwerts von etwa 0,4 kommen Kapil-

400
Zementleimvolumen [l/m3]

350
kantig
eG estein
skörn
ung
300 vibrie
rter B
eton
runde
Geste
inskörn
250 ung

Abb. 2.1.6
200 Schlechte Packungsdichte, hohe Porosität
bei Beton mit nur einer Korngruppe
(schematische Darstellung)
150
0 8 16 32 63
Dmax [mm]

Abb. 2.1.5
Zementleimvolumen in Abhängigkeit des
Grösstkorns

Abb. 2.1.7
Gute Packungsdichte, niedrige Porosität
bei Beton mit gut abgestuftem Korngemisch
(schematische Darstellung)

34 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

larporen hinzu, deren Anteil und Grösse mit zunehmen- zelnen Komponente erhält man aus deren Masse, indem
dem Wasserzementwert stark ansteigen. In Mörtel und diese durch die Dichte der Komponente dividiert wird:
Beton können ausserdem Luft- und Verdichtungsporen
auftreten. In Abb. 2.1.8 wird ein Überblick von Grössen Masse [kg]
Volumen [l] =
der verschiedenen Porenarten und über mögliche Dichte [kg/l]
Untersuchungsmethoden gegeben.

Die Anteile der einzelnen Ausgangsstoffe ergeben sich


[m] Poren Untersuchungsmethoden
aus den Anforderungen an den Frisch- und Festbeton
10–1
Verdichtungsporen

Auge

10–2 cm gemäss Kapitel 2.2 «Festlegung des Betons».

10–3 mm
Luftporen

10–4 Der Volumenteil der Luftporen, sowohl der natürlich ent-


Mikroskop

stehenden Luftporen (bei weichem Beton in der Regel 1


Elektronenmikroskop

10–5
Kapillerporen

10–6 µm bis 2%) als auch der künstlich eingeführten, muss in der
indirekte Methoden

10–7 Stoffraumrechnung mit berücksichtigt werden. Abb. 2.1.9


10–8 zeigt ein Schema zur Berechnung der Komponenten für
Gelporen

10–9 nm einen Kubikmeter verdichteten Betons nach SN EN 206-1,


10–10 C30/37; XC4, XF1, XD1; Dmax32; Cl 0,20; C2 (vgl. auch
Abb. 2.2.2).
Abb. 2.1.8
Grösse der Zementsteinporen und geeignete
Untersuchungsmethoden
Zusatzmittel werden ab einer Gesamtzugabemenge
von über 3 l/m3 auf den Wasserzementwert angerechnet
und müssen beim Zugabewasser berücksichtigt werden.

Im Beispiel in Abb. 2.1.9 wurden trockene Gesteinskör-


nungen angenommen. Um die effektiv notwendige
Stoffraumrechnung Menge an Gesteinskörnungen zu erhalten, muss bei
In der Praxis wird der Anteil der einzelnen Betonkompo- jeder Korngruppe das als Feuchtigkeit im Korngemisch
nenten (Zement, Wasser, Gesteinskörnung, Luft, Zusatz- enthaltene Wasser (im Allgemeinen 4 bis 6% beim Sand;
mittel, Zusatzstoffe) an der Mischung durch die Stoffraum- 1 bis 3% beim Kies) hinzuaddiert werden. Zieht man die
rechnung bestimmt. Man errechnet hierbei den Volumen- Gesamtmenge des als Feuchtigkeit in der Gesteinskör-
teil jeder Komponente an einem Kubikmeter (1 m3 = nung enthaltenen Wassers vom Anmachwasser ab,
1000 l) verdichteten Betons. Den Volumenteil der ein- erhält man die notwendige Zugabewassermenge.

Vorgabe Betonkomponenten Gehalt Dichte Stoffraum Rechenweg


3 3
SN EN 206-1 [kg/m ] [kg/l] [l/m ]
zmin = 300 Zement 320 3,1 103
max. w/z = 0,50 Gesamtwasser 157 1,0 157 0,49 · 320 = 157 (w/z = 0,49)
Luftporen (2,0%) – – 20
Zementleimvolumen 103 + 157 + 20 = 280
Trockene Gesteins- 1944 2,7 720 1000 – 280 = 720
körnung 0–32 mm (Gesamtvolumen minus
Zementleimvolumen)

Abb. 2.1.9
Schema zur Berechnung der Komponenten für einen
Kubikmeter verdichteten Betons nach SN EN 206-1,
C30/37; XC4, XF1, XD1; Dmax 32; Cl 0,20; C2

Betonpraxis 35
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.2 Festlegung des Betons die Beurteilung der Konformität definiert. Die Norm gilt
für alle normal verdichteten Betone, mithin Normalbeton,
Betone nach SN EN 206-1 Leichtbeton und Schwerbeton, jedoch nicht für Spezial-
betone.
Verantwortung
Die SN EN 206-1 ist eine Produktenorm, die die Anforde- Beton ist nach SN EN 206-1 entweder als Beton nach
rungen an die Ausgangsstoffe, die Festlegung des Betons, Eigenschaften oder als Beton nach Zusammensetzung
die Eigenschaften von Frisch- und Festbeton und deren festzulegen. Der Verfasser der Festlegung des Betons
Nachweis, die Lieferung von Frischbeton, die Verfahren muss sicherstellen, dass alle relevanten Anforderungen
der Produktionskontrolle, die Konformitätskriterien sowie für die Betoneigenschaften in der dem Hersteller zu über-
gebenden Festlegung enthalten sind. Zudem sind alle
Festlegen des Beton nach Beton nach Anforderungen an Betoneigenschaften festzulegen, die
Betons Eigenschaften Zusammensetzung für den Transport nach der Lieferung, das Einbringen, die
Festlegen der Verfassende, Ausschreibende Verdichtung, die Nachbehandlung oder weitere Behand-
Anforderungen (Planende, Ingenieure, Architekten) lungen erforderlich sind. Dabei werden die Verantwort-
Betonzusammen- Betonherstellende lichkeiten aufgeteilt: die der Ausschreibenden, im Wesent-
Verfassende,
setzung (Transportbetonwerke, lichen also Architekten, Planer und Ingenieure, die der
Ausschreibende
Erstprüfung Baustellenanlagen) Betonhersteller und die der bauausführenden Firmen
Produktionskontrolle Betonherstellende (Abb. 2.2.1).
Konformität Betonherstellende Herstellende/Verfassende
Annahmeprüfung Betonverarbeitende (Bauunternehmen) Beton nach Eigenschaften
Beton nach Eigenschaften ist Beton mit festgelegten
Abb. 2.2.1
Verantwortlichkeiten für die Festlegung des Eigenschaften und gegebenenfalls zusätzlichen Anforde-
Betons nach SN EN 206-1 rungen, für deren Bereitstellung und Erfüllung der Her-
steller verantwortlich ist. Die grundlegenden Anforderun-
gen nach SN EN 206-1 beinhalten die Druckfestigkeits-
SN EN 206-1 klasse, Expositionsklasse, den Nennwert des Grösstkorns
der Gesteinskörnung, die Chloridgehaltsklasse und die
XC4
C25/30 Dmax = 32 Cl 0,20 C3 Konsistenz (Abb. 2.2.2). Für Leichtbeton ist zusätzlich die
XF1
Druck- Expositions- Grösst- Chlorid- Konsistenz- Rohdichteklasse oder der Zielwert der Rohdichte, für
festigkeits- klasse korn gehalts- klasse
Schwerbeton zusätzlich der Zielwert der Rohdichte fest-
klasse klasse
zulegen.
Abb. 2.2.2
Festlegung für Beton nach Eigenschaften
Beton nach Zusammensetzung
Beton nach Zusammensetzung ist Beton mit festgelegter
Zusammensetzung und gegebenenfalls vorgegebenen
Ausgangsstoffen, für deren Einhaltung der Hersteller ver-
antwortlich ist.

36 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Druckfestigkeitsklasse Rohdichte
Der Beton wird anhand seiner Druckfestigkeit in ver- Entsprechend seiner ofentrockenen Rohdichte wird Beton
schiedene Druckfestigkeitsklassen eingeteilt. Dabei wird als Normalbeton, Leichtbeton oder Schwerbeton definiert:
zwischen den Druckfestigkeitsklassen für Normal- und • Leichtbeton ≥ 800 bis ≤ 2000 kg/m3
Schwerbeton und für konstruktiven Leichtbeton unter- • Normalbeton > 2000 bis ≤ 2600 kg/m3
schieden. Um die unterschiedlichen Prüfmethoden inner- • Schwerbeton > 2600 kg/m3.
halb Europas zu berücksichtigen, werden je Druckfestig-
keitsklasse die charakteristische Mindestdruckfestigkeit Rohdichteklassen für Leichtbeton
sowohl für den Zylinder als auch für den Würfel angege- Wird Leichtbeton anstelle der Festigkeit nach seiner Roh-
ben. dichte in Klassen eingeteilt, ist Abb. 2.2.4 anzuwenden.

Zylinder 1) 2) Würfel 1) 3) Zylinder 1) 2) Würfel 1) 3)


Druckfestig- Druckfestig-
fck,cyl fck,cube fck,cyl fck,cube
keitsklasse keitsklasse
[N/mm2] [N/mm2] [N/mm2] [N/mm2]
C 8/10 8 10 LC 8/9 8 9
C 12/15 12 15 LC 12/13 12 13
Normal- und Schwerbeton

C 16/20 16 20 LC 16/18 16 18
C 20/25 20 25 LC 20/22 20 22
Leichtbeton

C 25/30 25 30 LC 25/28 25 28
C 30/37 30 37 LC 30/33 30 33
C 35/45 35 45 LC 35/38 35 38
C 40/50 40 50 LC 40/44 40 44
C 45/55 45 55 LC 45/50 45 50
C 50/60 50 60 LC 50/55 50 55
C 55/67 55 67 LC 55/60 55 60
Leichtbeton
Hochfester
Hochfester Beton

C 60/75 60 75 LC 60/66 60 66
C 70/85 70 85 LC 70/77 70 77
C 80/95 80 95 LC 80/88 80 88
C 90/105 90 105 1) Lagerung der Probe unter Wasser, Prüfalter 28 Tage
C 100/115 100 115 2)
Zylinder: Durchmesser = 150 mm, Länge = 300 mm
1) Lagerung der Probe in Wasser, Prüfalter 28 Tage 3) Würfel: Kantenlänge = 150 mm
2)
Zylinder: Durchmesser = 150 mm, Länge = 300 mm
3)
Würfel: Kantenlänge = 150 mm

Abb. 2.2.3
Druckfestigkeitsklassen für Normal-, Schwer- (links) sowie Leichtbeton
(rechts) nach SN EN 206-1. Angegeben sind die charakteristischen
Mindestdruckfestigkeiten unter Berücksichtigung des 5%-Fraktilwerts

Rohdichteklasse D1.0 D1.2 D1.4 D1.6 D1.8 D2.0


≥ 800 >1000 >1200 >1400 >1600 >1800
Rohdichtebereich
bis bis bis bis bis bis
[kg/m3]
≤ 1000 ≤ 1200 ≤ 1400 ≤ 1600 ≤ 1800 ≤ 2000

Abb. 2.2.4
Klasseneinteilung von Leichtbeton nach der
Rohdichte

Betonpraxis 37
Vom Frischbeton zum Festbeton

Einfluss der Probekörpergrösse


Die Druckfestigkeit von Beton wird in der Schweiz in der
Regel an einem Betonwürfel mit der Kantenlänge 150 mm
bestimmt, der bis zum Prüfzeitpunkt, z. B. 28 Tage, unter
Wasser gelagert wird (Abb. 2.2.5 und 2.2.6).

Abb. 2.2.6
Normlagerung der Proben unter Wasser

Abb. 2.2.5
Prüfung der Druckfestigkeit am Würfel

Die Druckfestigkeit von Betonwürfeln nimmt unter sonst


gleichen Verhältnissen und der Verwendung üblicher Zylinder Würfel
Druckprüfmaschinen mit zunehmender Kantenlänge h: ø = 2
bzw. Würfelgrösse ab. Die Zylinderdruckfestigkeit liegt 15 ø = 150 mm 200 mm 150 mm 100 mm

bis 20% tiefer als die Würfeldruckfestigkeit. Dabei ist zu


beachten, dass diese Verhältnisse nur für ein Alter von 28
Tagen und bei Normlagerung gelten (Abb. 2.2.7).

≈ 80 ≈ 95 100 ≈107 [%]

Abb. 2.2.7
Die Druckfestigkeit hängt von Grösse und
Geometrie der Prüfkörper ab. Die aufgeführ-
ten Vergleichswerte gelten für 28 Tage alten
Beton; rot gekennzeichnet ist ein Würfel mit
einer Kantenlänge von 150 mm

38 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Expositionsklasse
Für die Festlegungen der Dauerhaftigkeit stehen gemäss
SN EN 206-1 insgesamt 5 Expositionsklassen zur Verfü-
CO2 (Karbonatisierung) XC
gung, die jeweils in bis zu vier weitere Klassen unterglie-
dert sind. Unterschieden werden Einwirkungen auf die
Bewehrung im Beton:
• Expositionsklasse XC (Carbonation): Beanspruchung Tausalz (Chloride) XD

durch Karbonatisierung
• Expositionsklasse XD (Deicing): Beanspruchung durch
Chlorideinwirkung aus Taumittel Frost- und Frost-Tausalz-Angriff XF
sowie auf den Beton selbst:
• Expositionsklasse XF (Freezing): Beanspruchung durch
Frost mit/ohne Taumitteleinwirkung
• Expositionsklasse XA (Chemical Attack): Beanspruchung Chemischer Angriff XA

durch chemische Angriffe.

Die Expositionsklasse X0 (kein Angriffsrisiko) gilt nur für Abb. 2.2.8


Betone ohne Bewehrung oder eingebettetes Metall in Die Expositionsklassen gemäss SN EN 206-1

Innenräumen oder im Boden, bei denen kein Frost- oder


chemischer Angriff vorliegt. Die verschiedenen Exposi-
tionsklassen mit ihren unterschiedlichen Angriffsgraden
sind in Abb. 2.2.9 dargestellt.

Bei der Planung von Bauteilen bzw. Bauwerken sind so- haftigkeitsprüfungen (SN EN 206-1, Tabelle NA. 3) oder
wohl die lastunabhängigen wie auch die lastabhängigen der Betondeckung der Bewehrung. Für die Betonzusam-
Einwirkungen zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit zu mensetzung werden dabei folgende Anforderungen an
berücksichtigen. Bauwerke gelten als dauerhaft, wenn den Beton festgelegt:
sie während der vorgesehenen Nutzungsdauer ihre Funk- • maximaler Wasserzementwert
tion hinsichtlich Tragfähigkeit und Gebrauchstauglichkeit • Mindestzementgehalt
ohne wesentlichen Verlust der Nutzungseigenschaften • Luftgehalt des Betons
bei einem angemessenen Instandhaltungsaufwand • Verwendung von zulässigen Zementarten
erfüllten. Die Expositionsklasse definiert den Grad des • Anrechnungsregeln für Betonzusatzstoffe (k-Wert-
Angriffs durch Umwelteinflüsse, dem Beton und Beweh- Konzept).
rung ausgesetzt sind – ohne Berücksichtigung der Ein-
wirkungen durch Lasten.

Die Dauerhaftigkeitsbemessung in der europäischen und


schweizerischen Betonnorm erfolgt nach einem soge-
nannten deskriptiven Konzept. Es basiert auf den Exposi-
tionsklassen und auf zugeordneten Massnahmen, wie
z. B. Betonzusammensetzung, stichprobenartigen Dauer-

Betonpraxis 39
Vom Frischbeton zum Festbeton

maximaler Wasser-
zementwert (w/z)

Mindestzement-
gehalt in kg/m3
Umgebung Anwendungsbeispiele (informativ)
Angriff auf

Klasse

kein Korrosions- oder Angriffsrisiko X0


Bauteile ohne Bewehrung oder eingebettetes Metall in nicht Beton

X0 unbewehrte Fundamente ohne Frost,


unbewehrte Innenbauteile
Bewehrungskorrosion durch
Karbonatisierung XC Beton, der Bewehrung oder anderes Metall enthält, und der Luft und

XC1 trocken oder ständig feucht bewehrte Innenbauteile, Bauteile die ständig
in Wasser getaucht sind 0,65 280

XC2 nass, selten trocken Fundamente 0,65 280


Bewehrung

vor Regen geschützter Beton im Freien;


XC3 mässige Feuchte offene Hallen, Feuchträume 0,60 280

Aussenbauteile mit direkter Bewitterung;


XC4 wechselnd nass und trocken Beleuchtungsmasten, Balkone 0,50 300

Bewehrungskorrosion durch Beton, der Bewehrung oder anderes Metall enthält, und der chlorid-
Chloride XD
Betonoberflächen, die chloridhaltigem
XD1 mässige Feuchte Sprühnebel ausgesetzt sind; Einzelgaragen 0,50 300

Bauteile, die chloridhaltigem Industrieabwasser


XD2 nass, selten trocken ausgesetzt sind; Schwimmbäder 0,50 300

Teile von Brücken mit Spritzwasser; Betonbeläge,


XD3 wechselnd nass und trocken Parkdecks 0,45 320

Frostangriff mit und ohne Durchfeuchteter Beton, der erheblichem Angriff durch Frost-Tau-
Taumittel XF
mässige Wassersättigung vertikale Aussenbauteile, die Regen und Frost
XF1 ohne Taumittel ausgesetzt sind 0,50 300

mässige Wassersättigung vertikale Bauteile, die Frost und Taumittel


XF2 mit Taumittel (Sprühnebelbereich) ausgesetzt sind 0,50 300

hohe Wassersättigung horizontale Aussenbauteile, die Regen und Frost


XF3 ohne Taumittel ausgesetzt sind 0,50 300
Beton

hohe Wassersättigung horizont. und vertik. Bauteile, die Frost und Taumittel
XF4 mit Taumittel (Sprüh- und Spritzwasserbereich) ausgesetzt sind 0,45 340

Betonangriff durch aggressive Beton, der chemischem Angriff durch natürliche Böden und Grund-
chemische Umgebung XA

XA1 chemisch schwach angreifend


Bauwerksteile, die chemischem Angriff durch na-
XA2 chemisch mässig angreifend türliche Böden und Grundwasser ausgesetzt sind. Es
sind die Grenzwerte zu beachten

XA3 chemisch stark angreifend

Abb. 2.2.9
Expositionsklassen nach SN EN 206-1 Dauerhaftigkeitsprüfungen Anforderungen
A SIA 262/1 Anhang A: Wasserleit- 1 Bei Grösstkorn 32 mm und ohne
fähigkeit und Porosität von Beton Anrechnung von Zusatzstoffen
B SIA 262/1 Anhang B: Chloridwider- 2 Mindestzementgehalt + 20 kg/m3
stand von Beton 3 Erhöhte Anforderungen an die
C SIA 262/1 Anhang C: Frost-Tausalz- Gesteinskörnung
Widerstand von Beton 4 Mindestluftgehalte im Frischbeton
sowie Mindestzementgehalte in
Grenzwerte und Prüfhäufigkeiten für Abhängigkeit vom Grösstkorn des
die Dauerhaftigkeitsprüfungen sind in Betons gemäss Abb. 3.5.3
SN EN 206-1, Tab. NA.5 festgelegt.

40 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

zulässige Zementarten
a a 2

CEMII/B-M(V-LL)
CEMII/A-M(V-LL)
Anforderungen

Normo, Albaro,

Flextremo 4R

Flextremo 3R
Prüfungen/

CEM II/A-M
CEM II/B-LL
CEM II/A-LL

Modero 3A
CEM II/A-D

Modero 3B
CEM II/B-T
CEM II/A-S

Bisolvo 3R
b

CEM III/B
CEM III/A
Protego

Provato

Fortico

Riteno

Fluvio
CEM I

(D-LL)
angreifender Umgebung

X X X X X X X X X X X

Feuchtigkeit ausgesetzt ist

X X X X X X X X X X X

X X X X X X X X X X X

X X X X X X X X X X X

A X X X X X X X X X X

haltigem Wasser einschliesslich Tausalz ausgesetzt ist

A X X X X X X X X X X

A B X X X X X X X X X X

A B X X X X X X X X X X

Wechsel ausgesetzt ist

3 X X X X X X X X X X X

C 3 4 X X1 X X X1 X X X1 X1

C 3 4 X X1 X X X X X X X X1

C 3 4 X X1 X X X1 X X X1 X1

wasser ausgesetzt ist

Bei der Expositionsklasse XA sind Fachleute zur Festlegung der Betonzusammensetzung


und/oder Prüfung beizuziehen.
Erfolgt wegen des Sulfatgehalts im Grundwasser oder Boden die Zuordnung
zu den Expositionsklassen XA2 oder XA3, sind Zemente mit einem hohen Sulfatwiderstand
gemäss SN EN 197-1:2000 zu verwenden.

Zulassungsvermerke
1
Zulassung gemäss Ergänzung
NB SN EN 206-1

a Hersteller: Holcim (Schweiz) AG


b Hersteller:
Holcim (Süddeutschland) GmbH

Betonpraxis 41
Vom Frischbeton zum Festbeton

Für jedes Bauobjekt müssen sämtliche Expositions- Grösstkorn


klassen bauteilbezogen festgelegt werden. Oft ist ein Zur vollständigen Beschreibung des Betons ist die Festle-
Bauteil mehreren Expositionsklassen ausgesetzt, die die gung des Grösstkorns erforderlich. Das Grösstkorn ist da-
Planenden festlegen müssen. Die Betonhersteller müssen bei so zu wählen, wie es die Verarbeitung, die Bewehrung
den Beton nach der jeweils massgebenden Expositions- und die Abmessungen des Bauteils es zulassen bzw. ver-
klasse auswählen. Weitere Informationen können dem langen. In der Regel liegt es bei 32 mm. Für höhere Be-
Flyer «Expositionsklassen – Anwendungsbeispiele» der wehrungsdichten oder kleinere Bauteile kann das Grösst-
Holcim (Schweiz) AG entnommen werden. korn auf 16 bzw. 8 mm begrenzt werden.

Chloridgehaltsklasse
Im Allgemeinen kann von einem Einhalten der höchsten
Anforderungsklasse, nämlich jener für Spannbeton, aus-
gegangen werden.

Konsistenzklasse
Für die Verarbeitung des Betons ist die Auswahl der
geeigneten Konsistenz ebenfalls von Bedeutung. Ab-
hängig von den in der Schweiz üblichen Prüfmethoden
der Konsistenzmessung (Ausbreitmass, Verdichtungs-
mass nach Walz und Setzmass) wurden den einzelnen
Messbereichen nun entsprechende Konsistenzklassen
(Abb. 2.2.12) zugeteilt.

Ausschreibung für Beton


Im Normenpositionenkatalog (NPK) sind für Ausschrei-
Mögliche Expositionsklassen
bungen von Betonen nach Eigenschaften sogenannte
XC XD XF XA
Bauteile/Anwendungsbeispiel 1 2 4 3 1 3 4 1 2 3 Bemerkung Einheitsbetone festgelegt. Mit diesen Einheitsbetonen
Aussenbauteile x x NPK E oder G* können die meisten Betonarbeiten im Hoch- und Tiefbau
Aussenbauteile x x NPK C
ausgeschrieben werden, da alle Expositionsklassen und
Innenbauteile x NPK A
Einstellhalle (ohne Frost) x x NPK F oder G* die wichtigsten, d. h. in der Praxis üblichen, Druckfestig-
Aussenparking, Betonstrassen x x x NPK F oder G* keitsklassen abgedeckt werden (Abb. 2.2.13).
Bauteile im Grundwasser x x x (x) (x) (x) Je nach Umgebung
Fundamente x x NPK A
* Beton ohne künstliche Luftporen; NPK = Normpositionenkatalog; (x): es gelten beson-
dere Empfehlungen für den max. w/z-Wert und den Mindestzementgehalt

Abb. 2.2.10
Expositionsklassen am Beispiel eines Hoch-
baus (Prinzipskizze)

42 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Betonverwendung Chloridgehalts- Höchster zulässiger


klasse Chloridgehalt, bezogen
auf den Zement [M.-%]
Unbewehrter Beton Cl 1,0 1,0
Stahlbeton Cl 0,20 0,2
Spannbeton Cl 0,10 0,1

Abb. 2.2.11
Chloridgehaltsklassen
nach SN EN 206-1

Ausbreitmass Verdichtungsmass Setzmass Konsistenzbeschreibung


Klasse Wert [mm] Klasse Wert Klasse Wert [mm] nach Holcim
C0* ≥ 1,46 erdfeucht
F1* ≤ 340 C1 1,45 bis 1,26 S1 10 bis 40 steif
F2 350 bis 410 C2 1,25 bis 1,11 S2 50 bis 90 plastisch
F3 420 bis 480 C3 1,10 bis 1,04 S3 100 bis 150 weich
F4 490 bis 550 S4 160 bis 210 sehr weich
F5 560 bis 620 S5* ≥ 220 fliessfähig
F6* ≥ 630 sehr fliessfähig
* Wegen fehlender Empfindlichkeit der Prüfverfahren nicht zu empfehlen.
Eine allgemein verbindliche Korrelation zwischen den Konsistenzklassen existiert nicht, jedoch hat
die Praxis eine annähernde Gleichwertigkeit gezeigt.

Abb. 2.2.12
Konsistenzklassen nach SN EN 206-1.
In der Schweiz angewandte Prüfmethoden
und Konsistenzbeschreibung nach Holcim

Bezeichnung NPK A NPK B NPK C NPK D NPK E NPK F NPK G 1)


Grundlage Beton nach Beton nach Beton nach Beton nach Beton nach Beton nach Beton nach
SN EN 206-1 SN EN 206-1 SN EN 206-1 SN EN 206-1 SN EN 206-1 SN EN 206-1 SN EN 206-1
Festigkeitsklasse C25/30 C25/30 C30/37 C25/30 C25/30 C30/37 C35/45
Expositionsklasse XC1, XC2 XC3 XC4 XF2 XF3 XF4 XF4
Nennwert Grösstkorn Dmax32 Dmax32 Dmax32 Dmax32 Dmax32 Dmax32 Dmax32
Chloridgehaltsklasse CI 0,10 CI 0,10 CI 0,10 CI 0,10 CI 0,10 CI 0,10 CI 0,10
Konsistenzklasse C3 C3 C3 C3 C3 C3 C3
Vom Betontyp abgedeckte XC1, XC2 XC3 XC4 XC4 XC4 XC4 XC4
Expositionsklassen XF1 XF2 XF3 XF4 XF4
XD1 XD1 XD1 XD3 XD3
XD2 XD2 XD2
zmin [kg/m3] 280 280 300 300 300 340 340
w/zmax [–] 0,65 0,60 0,50 0,50 0,50 0,45 0,45
1) Beton ohne oder mit wenig künstlich eingeführten Luftporen nach Tabelle NA.3 der Norm SN EN 206-1

Abb. 2.2.13
Beispiele für die Ausschreibung von Beton
nach Eigenschaften

Betonpraxis 43
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.3 Verarbeitbarkeit und Konsistenz-Prüfmethoden: «Walz», Ausbreitmass,


Konsistenz Setzmass
Die in der Schweiz am meisten verwendeten Konsistenz-
Bedeutung der Verarbeitbarkeit Prüfmethoden sind das Verdichtungsmass nach Walz, das
Von der Verarbeitbarkeit des Betons hängt es wesentlich Ausbreitmass, sowie das Setzmass (im englischen Sprach-
ab, wie gut und wie leicht und mit welchen Kosten er gebiet Slump genannt). Die genannten Prüfmethoden
sich auf der Baustelle umschlagen, fördern und in die (Abb. 2.3.1, 2.3.2, 2.3.3) sind nicht im gesamten Konsis-
Schalung einbringen und verdichten lässt. Vom guten tenzbereich gleichermassen geeignet. Aus Abb. 2.2.12
Einbringen, der einwandfreien Umhüllung der Beweh- sind die gebräuchlichen Bezeichnungen für die ver-
rung mit Beton und namentlich vom guten Verdichten schiedenen Konsistenzbereiche, die hierfür geeigneten
hängen aber auch entscheidend die Qualität des erhärte- Prüfmethoden sowie die für den betreffenden Bereich
ten Betons, seine Festigkeit und vor allem seine Dauer- charakteristischen Messwerte ersichtlich.
haftigkeit ab.
Die Verarbeitbarkeit bei Betonierbeginn überprüfen
Definitionen von Verarbeitbarkeit und Konsistenz Die Art der Betonkomponenten sowie die Herstellung
Der Begriff Betonverarbeitbarkeit lässt sich nicht präzise beeinflussen das Messergebnis etwas. Gleiche Konsistenz-
definieren. Man versteht darunter ein Bündel von ver- messwerte von Beton aus verschiedenen Werken bürgen
schiedenen Eigenschaften, wie Konsistenz, Kohäsion daher nicht unbedingt für gleiche Verarbeitbarkeit. Es ist
(Zusammenhalt) bzw. Entmischungsneigung, Fliess- deshalb angezeigt, bei Beginn des Betonierens die Verar-
verhalten und Abziehbarkeit (Finishverhalten), die alle beitbarkeit praktisch zu überprüfen und, falls notwendig,
voneinander abhängen. Die Konsistenz, unter der man in die Konsistenz zu korrigieren. Insbesondere muss beim
wissenschaftlichem Sinne die innere Reibung der festen Wechsel der Betonkomponenten die für das gegebene
Teilchen des Betons untereinander und mit dem Anmach- Bauteil geeignete Konsistenz mit einer Erstprüfung neu
wasser versteht, lässt sich mit verschiedenen Prüfmetho- festgelegt werden.
den praxisgerecht charakterisieren.

Abb. 2.3.1
Verdichtungsmass
S
nach Walz
400 mm

c = 400/(400 – s) [–]
c = Verdichtungsmass
200

Abb. 2.3.2
Ausbreitmass

d1 d1 + d2
a= [mm]
2
d2

a = Ausbreitmass

Abb. 2.3.3
Setzmass (Slump) 100

S
300 mm

200
s = Setzmass [mm]

44 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Verflüssigende Zusatzmittel verbessern die Konsistenz Weitere Informationen zu Frisch- und Festbetonprüfun-
Mit der Anwendung von verflüssigenden Zusatzmitteln, gen können dem Flyer «Frisch- und Festbetonprüfungen»
namentlich aber von Fliessmitteln, ist es möglich, Beton der Holcim (Schweiz) AG entnommen werden.
mit einem w/z-Wert von 0,5 und weniger herzustellen,
der gleichwohl eine plastische bis weiche Konsistenz hat Frischbetonrohdichte
(siehe auch Kap. 1.4). Unter der Frischbetonrohdichte versteht man die Masse
[kg/m3] von frischem, vorschriftsmässig verdichtetem
Die Verarbeitbarkeit nimmt nach dem Anmachen ab Beton einschliesslich der verbleibenden Poren. Sie er-
Die Verarbeitungszeit («Offenzeit») wird im Wesentlichen möglicht eine erste Beurteilung der Betonqualität und
von der Betonzusammensetzung und der Witterung be- wird durch Wiegen des Probekörpers ermittelt. Bei
stimmt. Es ist in der Regel unvermeidlich, dass der Beton gleicher Menge an Zement und Gesteinskörnung lässt
nach dem Mischende langsam anzusteifen beginnt und eine niedrige Rohdichte eine geringere Druckfestigkeit
sich die Verarbeitbarkeit dadurch verschlechtert (Abb. erwarten, da die Rohdichte mit zunehmendem Wasser-
2.3.4). Deshalb wird in der Produktion die Transportzeit und Porengehalt abfällt.
des Betons in Form eines Konsistenzvorhaltemasses
berücksichtigt. So kann die vereinbarte Konsistenz zum
Zeitpunkt der Verarbeitung sichergestellt werden. Das
Ansteifen erfolgt bei hoher Betontemperatur sowie bei
rasch erhärtenden Zementen schneller.

1,00 Konsistenzänderung Wassergehalt Festigkeit


Konsistenz: Verdichtungsmass [–]

1,02 [l/m3] [N/mm2]


1,04
Ausbreitmass: – 10 mm +5 – 1 bis – 3
1,06
1,08 C3 Verdichtungsmass: – 0,1 + 15 – 3 bis – 8
1,10 Setzmass: + 10 mm + 2 bis + 3 – 0,5 bis – 1,5
1,12
1,14 C2 Abb. 2.3.5
1,16 Auswirkungen einer Konsistenzänderung
auf den Wassergehalt und die Festigkeit. Die
1,18
Angaben sind ungefähr (Faustregeln)
1,20
1,22
1,24
0 30 60 90 120

Zeit nach Herstellung [Minuten]

Abb. 2.3.4
Einfluss der Zeit auf die Konsistenz nach
dem Anmachen des Betons bei 15 °C

Betonpraxis 45
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.4 Herstellung und Transport Bei den Transportbetonwerken wird üblicherweise ein
Zwangsmischer eingesetzt, der diskontinuierlich mit
Dosieren und Mischen der Komponenten Einzelchargen arbeitet. Jeder Mischertyp verlangt eine
Die Herstellung des Betons steht in engem Zusammen- minimale Chargengrösse. Ein Unterschreiten dieser
hang mit der eingesetzten Maschinentechnik. Die Dosie- Chargengrösse wirkt sich negativ auf die Frischbeton-
rung hat die Aufgabe, die Komponenten der Beton- qualität aus.
mischung wie Zement, Anmachwasser, Gesteinskörnung,
Zusatzmittel und Zusatzstoffe in bestimmten Mengen Mischdauer
zu dosieren, sodass ein definiertes Mischungsverhältnis Die Mischdauer ist vom Mischertyp (z.B. Freifall- oder
mit grosser Genauigkeit erzielt wird. Zwei Systeme wer- Zwangsmischer) abhängig. Sie ist durch Versuche festzu-
den eingesetzt, die volumetrische und die massenbezo- legen. Die Mischdauer = «Nassmischdauer» beginnt,
gene Dosierung, wobei letztere genauere Resultate wenn alle Komponenten im Mischer sind. Gemäss SN EN
ergibt. Die Reihenfolge der Zudosierung ist für jede Misch- 206-1, Art. 9.8, muss das Mischen der Komponenten so
anlage durch systematische Vorversuche zu bestimmen. lange dauern, bis die Mischung gleichförmig erscheint.
Sie ist zusammen mit dem Mischer entscheidend für: Wird während der Mischdauer eine Feinnachdosierung
• den Aufschluss (Dispergierung) des Zements und der des Anmachwassers zum Erreichen der vorgegebenen
Zusatzstoffe Frischbetonkonsistenz notwendig, ist die Mischdauer
• den Mischeffekt angemessen zu verlängern.
• die Mischintensität
• die optimale Wirkung der Zusatzmittel
• die optimale Umhüllung der Gesteinskörnung mit
dem Feinstmörtel (Zementleim)
• die Anlageleistung
• das schnelle Entleeren
• den Verschleiss.

Empfohlene Mischdauer für die Nassmischzeit Dauer


im Transportbetonwerk [Sekunden]
Vibrierter Beton 60
Beton mit besonderen Eigenschaften (z. B. Luft-
porenbeton, Leichtbeton) 90
Beton mit Silicastaub (Slurry /Granulat) ≥ 120
Selbstverdichtender Beton (Kap. 2.8)
• ohne Flextremo ≥ 120
• mit Flextremo ≥ 90

Empfohlene Mischdauer bei Zugabe von Dauer


Zusatzmitteln im Fahrmischer
Vibrierter Beton ≥ 1 Minute je m3,
mindestens aber
5 Minuten
je Fahrmischer

Abb. 2.4.1
Empfohlene Mischdauern

46 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton
Leistungsaufnahme [kW]

144
130
115 Einlauf Beginn der Ausreichende
101 der Nassmischzeit Homogenität erreicht
Kompo-
86 nenten
72 Ent-
58 leeren
des
43 Beton-
mischers
29
14 60 Sekunden Weitere, jedoch unbedeutende
Homogenitätsverbesserung
0
10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120
Dauer des Mischvorgangs [Sekunden]

Abb. 2.4.2
Typischer Verlauf der Leistungsaufnahme
des Mischermotors während des Mischvor-
gangs für vibrierten Beton

Versuche und die Praxis haben jedoch gezeigt, dass noch


andere Faktoren als die Homogenität für die Qualität des
Betons eine wesentliche Rolle spielen. Die in das
Mischgut eingebrachte Energie aktiviert den Zement und
übt einen Einfluss auf die Festigkeitsentwicklung des
Betons aus (Abb. 2.4.2 und 2.4.3).
Druckfestigkeit [%]

100

28 Tage

80

60

40

Abb. 2.4.4
20 Blick in einen Doppelwellenmischer

30 60 120 180
Mischdauer [Sekunden]

Abb. 2.4.3
Schematische Darstellung des Einflusses der
Mischdauer auf die Festigkeitsentwicklung
des Betons

Betonpraxis 47
Vom Frischbeton zum Festbeton

Betontransport werden, falls die Grenzwerte, die nach der Festlegung


Transportbeton ist nach seiner Herstellung im Betonwerk erlaubt sind, nicht überschritten werden und die Zugabe
möglichst rasch auf die Baustelle zu transportieren und von Zusatzmitteln im Entwurf des Betons vorgesehen ist.
zu verarbeiten, um Qualitätseinbussen zu vermeiden, Die Mengen des im Fahrmischer zugegebenen Wassers
denn der Transport birgt die Gefahr einer gewissen Ent- oder Zusatzmittels müssen in jedem Fall auf dem Liefer-
mischung. Bei Beton mit besonderen Eigenschaften und schein vermerkt werden. Es gelten die Mindestmisch-
bei weicher Konsistenz, bei langen Transportdistanzen zeiten nach Abb. 2.4.1. Eine nachträgliche Wasserzugabe
und/oder ungünstigen Strassenverhältnissen sind des- führt zur deutlichen Verminderung der Druckfestigkeit
halb Fahrmischer einzusetzen. und der Dauerhaftigkeit (Abb. 2.4.6). Bei Fahrzeugen
ohne Nachmischmöglichkeit ist jede Veränderung des
Betons zu unterlassen.

Kann der Beton auf der Baustelle nicht sofort entladen


werden, sind vor dem Einbringen in jedem Fall die Eigen-
schaften des Betons (Konsistenz, Luftgehalt usw.) darauf
zu überprüfen, ob sie den getroffenen Vereinbarungen
und Anforderungen noch entsprechen.

100
Druckfestigkeit [%]

95

90

85

Abb. 2.4.5
Der Beton muss während des Transports vor Regen, 80
Fahrmischer
Sonneneinstrahlung, Fahrtwind, Frost usw. geschützt
werden. Die Fahrzeugtypen sind auch in dieser Hinsicht 75
0 5 10 15 20 25
sorgfältig auszuwählen. Je nach herrschenden klimati-
Nachträgliche Wasserzugabe [l/m3]
schen Bedingungen sind geeignete Massnahmen zu tref-
fen (Abdecken des Betons, Erhöhen der Frischbeton- Abb. 2.4.6
Einfluss nachträglicher Wasserzugabe auf
temperatur usw.). der Baustelle auf die Betondruckfestigkeit

Auf der Baustelle müssen der Lieferschein und das


Transportgut mindestens bei der ersten Lieferung vom
Baustellenverantwortlichen kontrolliert werden. Bei
Fahrmischertransporten soll der Beton nach der Ankunft
auf der Baustelle unmittelbar vor dem Entladen 1 bis 2
Minuten nachgemischt werden, besonders wichtig ist
dies bei Luftporenbeton. Im Allgemeinen ist die Zugabe
von Wasser oder Zusatzmitteln bei Lieferung verboten. In
besonderen Fällen darf die Konsistenz unter Verantwor-
tung des Herstellers durch die Zugabe von Wasser und/
oder Zusatzmittel auf den festgelegten Wert gebracht

48 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.5 Einbringen und Verdichten sistenzen C3/F3 und C2/F2 werden in der Regel durch
Vibrieren (Rütteln) verdichtet; nur bei sehr niedrigen Kon-
Fördern und Einbringen sistenzen C1 wird gestampft. Das Vibrieren erfolgt am
Je nach Konsistenz und/oder örtlichen Gegebenheiten häufigsten mit Vibriernadeln oder mit Aussenrüttlern
werden die in Abb. 2.5.1 genannten Fördermittel einge- (Schalungsvibratoren, Oberflächenfertiger mit Flächen-
setzt. Die Anlieferungskubatur und die Einbauleistung vibratoren). Häufig werden die Methoden auch kombi-
müssen aufeinander abgestimmt sein. Das Einbringen niert eingesetzt. Beim Vibrieren werden Schwingungen
des Betons soll mit gleichbleibender Geschwindigkeit in erzeugt, die die innere Reibung zwischen den Gesteins-
möglichst gleichmässig dicken, horizontalen Schichten körnern fast vollständig überwinden. Die Einzelkörner
erfolgen. Um das Entmischen zu vermeiden, soll die lagern sich dichter aneinander, die eingeschlossene Luft
Schütthöhe höchstens 50 bis 70 cm betragen. Bei Fall- entweicht in Form von Luftblasen an die Oberfläche
höhen von über 2 m sollte der Beton durch ein Fallrohr (natürlicher Luftgehalt nach der Verdichtung noch 1 bis 2
oder einen Verteilschlauch eingebracht werden. Volumenprozent), die Hohlräume füllen sich mit Feinst-
mörtel, und der Frischbeton verdichtet sich unter der Ein-
Verdichten wirkung der Schwerkraft. Im Gegensatz zum vibrierten
Bei der Herstellung von dauerhaftem Beton spielt neben Beton entfällt bei selbstverdichtendem Beton der Einsatz
der Nachbehandlung und der Betonzusammensetzung von Vibriernadeln (Kap. 2.8) vollständig.
das sorgfältige Verdichten eine wesentliche Rolle. Die
Vorteile eines gut verdichteten Betons liegen in einer: Verdichtungsaufwand
• erhöhten Dichtigkeit Je nach Konsistenz kann der Verdichtungsaufwand, z. B.
• verbesserten Dauerhaftigkeit die Verdichtungszeit, erheblich variieren (Abb. 2.5.2). Es
• guten Druckfestigkeit ist darauf zu achten, dass der Beton gemäss seiner Kon-
• besseren Haftung zwischen Bewehrung und Beton. sistenz und Eigenschaften den individuell benötigten
Verdichtungsaufwand erfährt. Unzureichendes Verdich-
Verdichtungsarten ten kann zu Fehlstellen und zu intensives Verdichten zu
Die Wahl der Verdichtungsart ist abhängig von der Kon- Entmischungserscheinungen führen.
sistenz (Abb. 2.5.2). Bei Verwendung gebräuchlicher Kon-

Abb. 2.5.1
Fördermittel Betonkonsistenz
Fördermittel in
C1 C2/F2 C3/F3 F4 Abhängigkeit der
Konsistenz
Förderband
Kübel
Betonpumpe
Kübel mit Fallrohr
Rinne oder Rutsche

Abb. 2.5.2
Konsistenzklassen
Verdichtungsauf-
F1 F2 F3 F4 F5 F6 > F6
wand in Abhängig-
(SCC) keit von der Konsis-
tenz des Betons

Verdichtungsaufwand

Stampfen starkes normales wenig leichtes leichtes kein


Verdichten Verdichten Verdichten Verdichten Verdichten Verdichten
(Stochern, Klopfen) (Schwabbeln)

Betonpraxis 49
Vom Frischbeton zum Festbeton

Wirkungsbereich elektrischer Hochfrequenz- Regeln für gutes Verdichten


Vibriernadeln (Abb. 2.5.3) • Die Vibriernadel ist rasch in möglichst gleichen Ab-
Erfahrungsgemäss ist eine Frequenz von 12 000 Um- ständen in den Beton einzuführen und nach kurzem
drehungen pro Minute für üblichen Beton am güns- Verharren im Tiefstpunkt langsam herauszuziehen,
tigsten. Für feinkörnige Betone ist die Vibrationsfre- wobei sich die Oberfläche des Betons schliessen muss.
quenz zu erhöhen (bis 18 000 U/Min.). Schliesst sich die Oberfläche nicht mehr, ist die Konsis-
tenz zu steif, das Erstarren des Betons hat bereits be-
gonnen, oder die Vibrierdauer war nicht ausreichend.
Durchmesser Durchmesser Abstand • Der Beton soll nicht mit der Vibriernadel verteilt werden.
Vibriernadel des Wirkungs- zwischen den • Das Vibrieren ist zu beenden, sobald sich an der Ober-
bereichs Eintauchstellen fläche eine dünne Feinmörtelschicht gebildet hat und
[mm] [cm] [cm] grössere Luftblasen nur noch vereinzelt austreten.
< 40 30 25 • Der Abstand der Eintauchstellen ist so zu wählen, dass
40 bis 60 50 40 sich die von der Rüttelbewegung erfassten Betonbe-
> 60 80 70 reiche überschneiden.
• Wird Beton in mehreren Schichten «frisch in frisch»
Abb. 2.5.3
Anhaltswerte für den Durchmesser des eingebracht, muss die Vibriernadel etwa 10 bis 15 cm
Wirkungsbereichs und den Abstand der
Eintauchstellen tief in die bereits verdichtete Schicht eintauchen,
damit eine Verbindung der beiden Schichten gewähr-
leistet ist (Abb. 2.5.4 und 2.5.5).
Eintauchstellen
Oberfläche der
unverdichteten Schüttung
Faustregel
Abstand der Eintauchstellen =
8- bis 10-facher Durchmesser der Vibriernadel

Nachverdichten
10–15 Durch das Nachverdichten des bereits verdichteten, aber
cm
bereits verdichtete Schicht noch nicht erstarrten Betons kann dessen Dichtigkeit
nochmals erhöht werden. Dies gilt vor allem für Beton
Vibriernadel mit hohem w/z-Wert und geringem Wasserrückhalte-

Abb. 2.5.4 vermögen, besonders massige Bauteile sowie für Beton,


Abstand der Eintauchstellen der mit hoher Förderleistung eingebracht wurde. Hohl-
räume, die sich durch ein Nachsacken des Frischbetons
unter waagrechten Bewehrungsstäben gebildet haben,
können geschlossen werden. Voraussetzung für das
Nachverdichten ist, dass der richtige Zeitpunkt erfasst
wird und der Beton noch verformbar ist. Dies ist aller-
dings schwierig zu bestimmen. Das Nachverdichten darf
nur durch erfahrenes Fachpersonal ausgeführt werden.

Abb. 2.5.5
Einbringen «frisch in frisch»

50 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.6 Pumpbeton Stationäre Pumpen und Autobetonpumpen


Fördermenge pro Stunde 20 bis 150 m3
Einsatzbereich Förderdistanz üblicher Bereich bis 500 m
Das Einbringen von Beton mit Pumpen hat sich als extremer Bereich bis 2000 m
moderne und kostengünstige Methode durchgesetzt. Förderhöhe Steigleitung 1)
bis 400 m
Pumpbeton kann praktisch für alle Bauteile eingesetzt Fallleitung 1) je nach Situation
werden, besonders wenn eine hohe Einbringleistung 1) Am Anfang von Steigleitungen und am Ende von Fallleitungen hat sich der
gefordert und/oder der Einbringort schwer zugänglich Einbau von Schiebern bewährt. Sie verhindern bei Betonierunterbrüchen
ist. Abb. 2.6.1 orientiert über die Leistungen von Beton- oder Stopfern das Entleeren der Leitungen.
pumpen. Generell wird zwischen Auto- und stationä-
Abb. 2.6.1
ren Betonpumpen unterschieden (Abb. 2.6.2 bis 2.6.4). Leistungswerte von Betonpumpen
Für kleine Förderleistungen und/oder Kubaturen eignet
sich die Fahrmischerpumpe.

Anforderungen an Pumpbeton mischung eine hohe Kohäsion verleihen, z.B. Fluvio 4 oder
Bei der Herstellung pumpfähiger Betonmischungen müs- Fortico 5R, sind besonders geeignet.
sen bei der Mischungszusammensetzung bestimmte
Regeln beachtet werden, damit der Frischbeton die für Kornzusammensetzung
eine Rohrförderung notwendigen Eigenschaften erhält. • Sand: Es sollte eine stetige Kornverteilung im Sand an-
Das Festlegen der Pumpbetonrezeptur sollte von sach- gestrebt werden. Vielfach sind Schwankungen in der
kundigen Betontechnologen vorgenommen werden. Kornverteilung die Ursache für ungenügende Pump-
Beim Entwurf einer pumpfähigen Betonmischung müs- barkeit.
sen neben den verlangten Festbetoneigenschaften insbe- • Korngruppe 4–8 mm: Die Pumpbarkeit verbessert sich,
sondere die Kornzusammensetzung, der Zement- und wird die Korngruppe 4–8 mm weggelassen. Ihr Anteil
Mehlkorngehalt sowie der Mörtelgehalt und die Konsis- am Korngemisch ist andernfalls auf 20 M.-% zu be-
tenz beachtet werden. grenzen.
• Kornform: Betonmischungen mit mehr als 20 M.-%
Zement gebrochener Gesteinskörner weisen einen höheren
Für die Herstellung von Pumpbeton eignet sich grund- Hohlraumgehalt auf als Betonmischungen mit natür-
sätzlich jeder Zement nach SN EN 197-1. Der Zementge- lich gerundeten Gesteinskörnern. Deshalb erfordern
halt für eine optimale Förderung des Frischbetons sollte Betonmischungen mit gebrochenen Gesteinskörnern
mindestens 320 kg/m3 betragen. Zemente, die der Beton- eine höhere Zementdosierung.

Abb. 2.6.2 Abb. 2.6.3


Betonieren einer grossen Bodenplatte. Auto- Betonförderung mit stationärer Betonpumpe
betonpumpe, beschickt durch Fahrmischer (Anhängerpumpe) über feste Pumpleitung

Betonpraxis 51
Vom Frischbeton zum Festbeton

Hinweise für das Pumpen von Beton


• Ein reibungsloser Ablauf ist durch frühzeitige Ab-
sprache zwischen Betonpumpenbetreiber, Bauun-
ternehmen und Betonlieferanten sicherzustellen.
• Die Pumpeninstallation und der Betrieb der Pumpe
Abb. 2.6.4 fallen unter die Verantwortlichkeit des Pumpen-
Verteilmast,
betreibers.
beschickt durch
stationäre Pumpe • Die Anlieferungsfrequenz und die Förderleistung
über lange
Pumpleitung der Betonpumpe sind der Einbauleistung der
Verarbeitungsequipe anzupassen.
• Der Transport des Pumpbetons zur Betonpumpe
Grösstkorn 32 mm 16 mm sollte zur Vermeidung jeglicher Entmischungen
1) 3
Feinstmörtelgehalt ≤ 0,125 mm [l/m ] ca. 300 ca. 330 mit Fahrmischern erfolgen.
1) [l/m3]
Mörtelgehalt ≤ 2 mm ca. 530 ca. 570 • Das zuständige Bauunternehmen ist für die fach-
Mehlkorngehalt ≤ 0,125 mm 2) [kg/m3] ≥ 400 ≥ 430 gerechte Verarbeitung und die Nachbehandlung
Siebdurchgang bei 2 mm [%] ca. 33 ca. 38 des Betons verantwortlich.
1) Wasser + Zement + Zusatzstoffe + Gesteinskörnung • Die zum Anpumpen erforderliche «Schmiermi-
2) Zement + Zusatzstoffe + Gesteinskörnung (bei gebrochener Gesteinskörnung schung» in Form eines zementreichen Mörtels
sind die Mehlkornghalte um 10% zu erhöhen) darf nicht für Betontragwerke verwendet werden.

Abb. 2.6.5
Richtwerte für die
Zusammensetzung
von Pumpbetonmi-
schungen mit run- Zusatzstoffe Sicherheitsaspekte beim Einsatz von Betonpumpen
der Gesteinskör-
nung Zusatzstoffe, vor allem Steinkohlenflugasche mit ihrer Das Fördern und Einbauen von Pumpbeton birgt Ge-
kugeligen Teilchenform, wie beispielsweise Hydrolent, fahren. Es muss insbesondere geprüft werden, ob:
verbessern bei Zudosierungen von 30 bis 50 kg pro • die Wand- und Stützenschalungen dem erhöhten
Kubikmeter Beton die Pumpbarkeit. Schalungsdruck des Pumpbetons angepasst sind
• Stromfreileitungen im Einsatzbereich verlaufen
Zusatzmittel • die Tragfähigkeit des Pumpeninstallationsplatzes
Für den Einsatz von Zusatzmitteln (Kap. 1.4) gelten die genügt.
gleichen Regeln wie bei nicht gepumptem Beton. Bei
Zugabe von Luftporenbildnern ist darauf zu achten, dass Die Anweisungen des Pumpenpersonals sind strikt zu
diese die Förderleistung der Betonpumpen beeinträchti- befolgen.
gen können.

Konsistenz
Der Pumpbeton sollte in der Regel folgende Frischbeton- Faserbeton
konsistenzen aufweisen: Die Beigabe von Fasern vermindert die Konsistenz des
• Ausbreitmass (F3): 420 bis 480 mm oder Pumpbetons. Ein erhöhter Zementleimgehalt kann dies
• Verdichtungsmass nach Walz (C3): 1,04 bis 1,10. wieder ausgleichen.

Die erforderliche Konsistenz kann jedoch erheblich von Leichtbeton


den Eigenschaften des Sandes abhängen und muss gege- Leichtbetone sind auf ihre Pumpbarkeit mit herkömli-
benenfalls aufgrund von Vorversuchen angepasst werden. chen Betonpumpen zu prüfen. In der Regel sind Leicht-
Selbstverdichtende Betone (SCC) sind jedoch immer betone mit einer Rohdichte > 1600 kg/m3 pumpbar.
pumpbar.

52 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.7 Spritzbeton Zur Erzeugung des nötigen Aufpralldrucks wird dem


Spritzgut an der Düse Druckluft zugeführt. Weitere
Spritzbeton als Betonierverfahren Details zu den unterschiedlichen Verfahren sind in Abb.
Spritzbeton wird nach der Art seiner Verarbeitung be- 2.7.1 aufgeführt.
zeichnet. Wie der Name sagt, wird er in einem geschlos-
senen überdruckfesten Schlauch und/oder einer Rohr- Einsatzmöglichkeiten der verschiedenen Spritzbeton-
leitung zur Einbaustelle gefördert und dort durch systeme und -verfahren
Spritzen aufgebracht. Durch die Wucht des Aufpralls ver- Die Grösse des Bauvorhabens und die örtlichen Rand-
dichtet sich dabei der Beton. Im Gegensatz zu vibrierten bedingungen beeinflussen die Wahl der Spritzbeton-
Betonen, die eingebracht und erst anschliessend verdich- systeme. Kleinere Spritzbetonetappen werden in der
tet werden, erfolgt beim Spritzbeton beides gleichzeitig. Regel im Trockenspritzverfahren ausgeführt, das bei
Beim Auftreffen an der Auftragsfläche prallt ein Teil des beengten Platzverhältnissen Vorteile bietet. Das Nass-
Spritzguts, das Rückprallgut, zurück. spritzverfahren gelangt aus wirtschaftlichen Überlegun-
gen erst bei grösseren Mengen zur Anwendung (Abb.
Grundsätzlich wird zwischen dem Trocken- und dem 2.7.2).
Nassspritzverfahren unterschieden. Die Verfahren
unterscheiden sich in der Zusammensetzung der Aus- Spritzbeton als Baustoff
gangsmischung und den Spritzbetonmaschinen. Beim Spritzbeton ist in aller Regel Normalbeton, der mit den
Trockenspritzverfahren wird ein sogenanntes Trocken- Ausgangsstoffen Zement, Sand/Kies, Wasser, Erstar-
gemisch gefördert, dem erst an der Spritzdüse das rungsbeschleuniger und bei Bedarf Zusatzmitteln und
Zugabewasser mit oder ohne Beschleuniger zugegeben Zusatzstoffen hergestellt wird. Das Spritzsystem gibt vor,
wird. Beim Nassspritzverfahren ist das Zugabewasser mit welchem Wassergehalt das Spritzbetongemisch
bereits im Ausgangsgemisch des Spritzguts enthalten. geliefert bzw. verarbeitet wird.

Abb. 2.7.1
Verfahren Trockenspritzen Nassspritzen
Übersicht über die
System-Nummer 1 2 3 4 verschiedenen
Spritzbetonsysteme
Wassergehalt der
< 5 M.-% ofentrocken keine Anforderung
Gesteinskörnung
Korngrösse 8 (max. 16) mm 4 (max. 8) mm 8 (max. 16) mm
Spritzbindemittel (SBM)
Zement nach Zement
Bindemittel nach der österreichischen
SN EN 197-1 nach SN EN 197-1
Spritzbetonrichtlinie
Zementgehalt ca. 350 kg/m3 ca. 330 kg/m3 ca. 425 kg/m3
Erstarrungsbeginn
> 120 Minuten < 3 Minuten > 120 Minuten
ohne Beschleuniger
Beschleuniger ge-
ja nein ja
trennt beigegeben?
Herstellungsort Transportbeton Transportbeton
vor Ort
des Spritzguts oder vor Ort oder vor Ort
Rotor oder
Fördergerät/
Rotor Dosierblas- Betonpumpe
System
schnecke
Wassergehalt des
< 4 M.-%, erdfeucht ofentrocken nass
Spritzguts
Förderart Dünnstrom Dichtstrom

Betonpraxis 53
Vom Frischbeton zum Festbeton

Abb. 2.7.2
Einsatzgebiete von
Verfahren trocken nass
Spritzbeton System-Nummer 1 2 3 4
und Eignung der
Verfahren Untertagebau, Vortriebssicherung im Fels (Ausbruchssicherung) + + – ++
Untertagebau, Vortriebssicherung im Lockergestein (Ausbruchssicherung) ++ + ++ –
Untertagebau, einschaliger Ausbau + + – ++
Untertagebau, Abdichten von Wassereinbrüchen + ++ ++ –
Untertagebau, Ausgleich und Tragschicht für Abdichtungen + + – ++
Versiegelung der Felsoberfläche als Verwitterungsschutz ++ – + +
Baugrubensicherung ++ – + +
Instandsetzung und Verstärkung von Betonbauten ++ + ++ –
Bauwerke (Schalen, Kuppeln, Schwimmbassins, Spritzbetonhäuser) ++ + + –
Künstliche Felsen, Rollbrettbahnen, Rodel- und Bobpisten usw. ++ + + –

Die Eigenschaften des Spritzbetons sind bezüglich Roh- tung zeichnen Spritzbeton aus. Je nach Anforderungen
dichte, Druck-, Zug- und Scherfestigkeit etwa vergleich- kann er mit Bewehrungsnetzen mit oder ohne Rückver-
bar mit jenen von Normalbeton. Dank seines besonderen ankerung durch Anker und Dübel zusätzlich gesichert
Gefügeaufbaus ist Spritzbeton aber in der Regel dichter werden. Dank der einfachen Handhabung gewinnt der
und frostbeständiger als üblicher Beton gleicher Zu- alternative Einsatz von Stahlfasern im Spritzbeton für
sammensetzung. Auch seine hervorragende Haftung auf verschiedene Anwendungen an Bedeutung. Beispiele für
der Auftragsfläche und die beliebige Oberflächengestal- Spritzbetonzusammensetzungen finden sich in Abb. 2.7.4.

Spritzbetonrezeptur Trockenspritzen Nassspritzen


Druckfestigkeitsklasse C 25/30 C 35/45
Expositionsklasse XC3 XC3, XA2
Grösstkorn Dmax 8 mm 8 mm
Chloridgehaltsklasse Cl 0,20 Cl 0,20
Konsistenzklasse C0 F4
Zusätzliche Anforderungen:
Verarbeitungszeit 3 Std. 6 Std.
Frühfestigkeit nach 4 Std. – 4 N/mm2
Frühfestigkeit nach 12 Std. 10 N/mm2 –

Abb. 2.7.3 Zementgehalt 350 kg/m3 425 kg/m3


Trockenspritzen: Baugrubensicherung
Zusatzstoffe (Silicastaub) 25 kg/m3
Gesteinskörnung 1650 kg/m3
Sand 0–4 mm 60 M.-% 55 M.-%
Kies 4–8 mm 40 M.-% 45 M.-%
Fliessmittel (FM) nein 1,0 M.-% v. Z.
Verzögerer (VZ) 0,2 M.-% v. Z. 0,4 M.-% v.Z.
Erstarrungsbeschleuniger (SBE) 4,0 M.-% v. Z. 5,0 M.-% v.Z.
Für die Stoffraumrechnung gilt bei:
• Trockenspritzen: Zementgehalt in kg pro 1000 Liter lose geschüttete Gesteins-
körnung.
Abb. 2.7.4
Mögliche Spritzbetonrezepturen für das • Nassspritzen: Die Einwaage aller Betonkomponenten, fertig verdichtet, ergibt
Trocken- und das Nassspritzverfahren 1 m3 fertigen Beton.
(vgl. SN EN 14487)

54 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Anwendung Abb. 2.7.5


Auskleidung eines
Spritzbeton wird für die Ausführung von bewehrten und Bahntunnels mit
unbewehrten Bauteilen verwendet. Der anteilig häu- Spritzbeton

figste Einsatz erfolgt im Untertagebau für Sicherungs-


arbeiten bzw. für den Ausbau. Aber auch zur Auskleidung
von Becken und Kanälen, zur Sicherung von Hängen,
Böschungen und Baugruben (Abb. 2.7.3) oder zur Instand-
setzung schadhafter Bauwerke aus Beton und Mauer-
werk gelangt Spritzbeton zur Anwendung.

Einen Aufschwung erfuhr die Spritzbetontechnik durch


den Einsatz schnell erhärtender Spritzbetone zur Sofort- Abb. 2.7.6
Sicherung des
sicherung im Untertagebau sowie durch die immer wei- Gebirges
ter fortschreitende Entwicklung der Applikationstechnik. mit Spritzbeton

Abb. 2.7.7 zeigt einen Spritzbetonroboter.

Keine andere Verarbeitungstechnologie erfordert so


umfangreiche Kenntnisse und praktische Erfahrung wie
der Spritzbeton. Besonders die Wasserdosierung, die
Druckluftförderung und Applikation beeinflussen die
Qualität und Effektivität des Spritzbetons erheblich. Die
Ausführung von Spritzbetonarbeiten ist deshalb im All-
gemeinen Spezialfirmen mit den notwendigen Fachkräf- Abb. 2.7.7
Aufbringen von
ten und Maschinen vorbehalten. Spritzbeton mit
einem Spritzbeton-
roboter

Abb. 2.7.8
Gestalten mit
Spritzbeton: Künst-
licher Fels des
Bärengeheges im
Zürcher Zoo

Betonpraxis 55
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.8 Selbstverdichtender Beton entfallen können. Grundsätzlich ist für SCC ein höherer
Zementleimgehalt notwendig als für vibrierte Betone.
Entwicklung Dieser rührt zum einen vom hohen Leimbedarf durch
Selbstverdichtender Beton (engl.: Self Compacting Con- Verwendung von feinkornreichen Sieblinien her, und
crete, Kurzform SCC) ist ein neuer Betontyp, der in den wird zum anderen für die Einstellung der besonderen
1980er-Jahren in Japan entwickelt wurde und seit länge- Fliesseigenschaften des Betons benötigt. Dabei rechnet
rem in Europa angewendet wird. Selbstverdichtender man mit einem Leimüberschuss von etwa 80 bis 100
Beton zeichnet sich durch ein besonders hohes Fliessver- l/m3 gegenüber einem vibrierten Beton, siehe auch
mögen aus. Dieser hochviskose Beton fliesst entmi- Abb. 2.8.1. Dieser Überschuss ermöglicht das Fliess-
schungsfrei, selbst bei Bauteilen mit anspruchsvoller verhalten des Betons.
geometrischer Struktur, füllt Hohlräume selbständig aus
und entlüftet ohne Aufbringen von Verdichtungsenergie.

Der Einsatz eines selbstverdichtenden Betons kann den


Bauablauf erleichtern und baustofftechnische Vorteile
haben, wie z. B. die Herstellung komplexer Bauteile in
einem Arbeitsgang oder hohe Sichtbetonqualität. Ausser-
dem können die Gesamtbaukosten reduziert sowie die
Arbeitsbedingungen verbessert werden.

Technologische Besonderheiten Abb. 2.8.2


Einbringen von selbstverdichtendem Beton

Betonkomponenten: Zementleim
Grundsätzlich kann SCC aus einer Mischung von Zement
und Zusatzstoffen (z.B. Steinkohlenflugasche, Kalkstein- Betonkomponenten: Gesteinskörnung
mehl) sowie Zusatzmitteln (Fliessmittel, Stabilisatoren) Grundsätzlich kann gerundete oder gebrochene Gesteins-
oder unter Verwendung von Spezialzementen wie Flex- körnung verwendet werden. Die gerundete Gesteins-
tremo oder Bisolvo hergestellt werden. Flextremo hat körnung hat den Vorteil, dass sie lose geschüttet einen
den Vorteil, dass die notwendigen Bestandteile des geringeren Hohlraumgehalt aufweist und entsprechend
Zementleims in der optimalen Kombination bereits im weniger Zementleim benötigt. Gebrochene Gesteins-
Zement enthalten sind und aufwendige Eignungstests körnungen haben jedoch den Vorteil, dass sie aufgrund
der grösseren Oberfläche bei gleichem Gewicht leichter

Vibrierter Beton Selbstverdichtender in der Schwebe zu halten sind. Wegen des deutlich er-
Beton (SCC)
höhten Anteils an feiner Gesteinskörnung (Sand) ist es
besonders wichtig, die Feuchte dieser Korngruppe zu
berücksichtigen. Die Aussteuerung der Frischbetoneigen-
schaften ist ohne das Messen und Berücksichtigen der
Sandfeuchte nicht zu gewährleisten.
Zementleim: 280 l/m3 Zementleim: 365 l/m3
Gesteinskörnung: 720 l/m3 Gesteinskörnung: 635 l/m3
Um die unterschiedlichen Zusammensetzungen von vib-
Grösstkorn 32 mm Grösstkorn 16 mm
riertem und selbstverdichtendem Beton zu verdeutlichen,
Beim SCC liegt der Zementleimgehalt um rund 80 bis 100 Liter
finden sich in Abb. 2.8.3 Beispielrezepturen aus der prak-
über der Menge, die zum Ausfüllen der Hohlräume der Gesteins-
körnung notwendig ist. Dieser Überschuss ermöglicht das Fliess- tischen Anwendung im Transportbetonbereich. Wegen
verhalten des Betons.
der erhöhten Ansprüche an die Oberflächenqualität
Abb. 2.8.1 wird bei vorgefertigten Betonelementen mit deutlich
Unterschiedliche Volumenverhältnisse von
vibriertem und selbstverdichtendem Beton höheren Zementleimgehalten gearbeitet.

56 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Betonzusammensetzung Vibrierter Beton SCC SCC mit Flextremo


Dichte Masse Volumen Masse Volumen Masse Volumen
[kg/l] [%] [kg] [l] [%] [kg] [l] [%] [kg] [l]
Flextremo 3R 2,93 440 150
Zement
Fluvio 3,06 300 98 380 124
Zusatzstoffe Hydrolent 2,24 70 31
Fliessmittel 1,10 1,6 6,08 5,53
Zusatzmittel
Stabilisator 1,05 0,2 0,76 0,72
Sand 0/4 2,68 36 687 256 50 849 317 50 864 322
Gesteins- Kies 4/8 2,70 5 96 36 15 256 95 20 348 129
körnung Kies 8/16 2,70 24 461 171 35 598 222 30 522 193
Kies 16/32 2,70 35 673 249
Gesamtgehalt 1917 712 1704 633 1735 645
Wasser 1,00 170 170 185 185 185 185
Luft 0,00 20 20 20
Zementleimvolumen 288 367 355
w/zeq-Wert 0,57 0,47 0,42
Konsistenzklasse F3 F6 (SCC) F6 (SCC)

Abb. 2.8.3
Beispiele für die unterschiedlichen volume-
trischen Anteile eines vibrierten Betons
gegenüber selbstverdichtendem Beton ohne
und mit SCC-Zement (Flextremo)

Frischbetoneigenschaften Öffnung auf die Platte gestellt, um ein Aufschwimmen


Selbstverdichtender Beton hat ein sehr hohes Fliessvermö- des Setztrichters zu verhindern. Liegt die kleine Öffnung
gen, das nicht mit dem üblichen Konsistenzprüfverfah- unten, ergeben sich um 20 bis 40 mm grössere Werte für
ren (Verdichtungsmass, Ausbreitmass, Slump), sondern das Setzfliessmass. Es ist deshalb notwendig, die Versuchs-
nur mit Hilfe des sogenannten Setzfliessmassversuchs durchführung vorgängig festzulegen. Wichtig ist, dass
(prEN 12350-8) bestimmt werden kann (Abb. 2.8.4). Die man sich auf eine einheitliche Variante festlegt.
Messwerte liegen zwischen 600 und 850 mm. Abwei-
chend von den Durchführungsbestimmungen der Norm Der Zusammenhalt des Betons ist wegen der gegenüber
wird der Setztrichter in der Schweiz auch mit der kleinen normalen Fliessbetonen deutlich höheren Viskosität des

d1 d1 + d2
sf = [mm]
2
d2

sf = Setzfliessmass

Abb. 2.8.4
Setzfliessmass

Betonpraxis 57
Vom Frischbeton zum Festbeton

Zementleims stabil. Die Abstimmung aller Komponenten wie andere Betone transportieren und mit Krankübel
bedarf einer guten Vorbereitung und genauer Stoff- (Abb. 2.8.5) oder Pumpe einbringen. Die Betonoberfläche
kenntnisse. Deshalb sollte für die anwendungsbezogene bei SCC ist das genaue Spiegelbild der Schalung und zeigt
Entwicklung eines geeigneten selbstverdichtenden Be- jede diesbezügliche Unebenheit. Der Schalungstyp muss
tons eine Fachperson beigezogen werden, die auch über daher der Anforderung an die Oberfläche angepasst
Kenntnisse der speziellen Prüfverfahren zur Beurteilung werden. Mehraufwendungen für die Dichtheit entfallen
des SCC verfügt. Zu beachten ist auch die gegenüber für normale Geschosshöhen (≤ 3,5 m); es können her-
vibrierten Betonen längere Mischdauer (Abb. 2.4.1). kömmliche Schalungen ohne besondere Vorkehrungen
verwendet werden. SCC weist einen erhöhten Frisch-
Einbringen des Betons betondruck auf. Für übliche Geschosshöhen bis 3,50 m
SCC verdichtet sich dank seiner besonderen Konsistenz sind in der Regel keine besonderen Verstärkungsmass-
selbst, der Einsatz von Vibriernadeln erübrigt sich. Vibrie- nahmen erforderlich, wie aus folgendem Rechenbeispiel
ren kann zu Entmischungen führen! Der Beton lässt sich hervorgeht:

Rechenbeispiel für eine schwere Rahmenschalung


mit einem zulässigen Druck von 80 kN/m2 (= 8 t/m2):
• Wandhöhe h = 3,20 m
• SCC mit Dichte γ = 2350 kg/m3

Der Schalungsdruck entspricht dem hydrostatischen


Druck:
γ · g · h = 2350 · 10 · 3,20 = 75 200 N/m2 = 75,2 kN/m2

Der effektive Druck liegt damit unter dem zugelas-


senen Druck von 80 kN/m2.

Abb. 2.8.5
Betonieren mit SCC. Die Einbauequipe
besteht nur noch aus einer Person

58 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Wegen des hydrostatischen Drucks sind bei Schalhöhen


über 3,5 m Spezialisten beizuziehen. Die DIN 18218
«Frischbetondruck auf lotrechte Schalungen» liefert
genaue Hinweise und Empfehlungen. Ferner ist bei SCC
der Auftrieb zu beachten. Grössere Aussparungen,
Einlagen und auf der Decke verlegte Lüftungsleitungen
müssen fachgerecht fixiert werden.

Die Geschwindigkeit des Betoneinbaus beeinflusst we-


sentlich die Oberflächenqualität. Deshalb sollte der
Beton so eingebaut werden, dass er genügend Zeit zum
Entlüften hat. Es muss dem Beton die Möglichkeit des Abb. 2.8.6
Mit SCC entfällt das Vibrieren, der Beton
Fliessens und der selbständigen Entlüftung gegeben muss nur noch abtaloschiert werden
werden. Andernfalls können sich Luftblasen zwischen
Beton und Schalhaut sammeln und zu Lunkern führen.
Auch ist für eine rasche Nachbehandlung des Betons zu
sorgen, da der Beton durch den erhöhten Zementleim-
gehalt eine etwas stärkere Schwindneigung aufweisen
kann (siehe Kap. 3.2).

Anwendungsbeispiele
Selbstverdichtender Beton wurde mit Erfolg bei den ver-
schiedensten Anwendungen eingesetzt. So reicht die
Palette derzeit vom Betonieren von Einfamilienhäusern
(C25/30 bis C45/55) bis zu hochbelasteten Stützen
(C 90/105). Zum einen galten das besondere Fliessverhal- Abb. 2.8.7
ten und die selbständige Entlüftung des Betons als Pro- Vorfabrikation von Standardelementen. SCC
eignet sich besonders für die Vorfabrikation
blemlöser bei extrem hochbewehrten und komplizierten
Bauteilen, zum anderen war es die ausgezeichnete Ober-
flächenqualität des Betons, die aufwendige Nacharbeiten
an Stützen und Elementen überflüssig werden liess.
Auch im Bereich des Untertagebaus hilft der Einsatz von
SCC das «komplizierte» Entlüften des Betons zu verein-
fachen und bewirkt immense Einsparungen bei Lärmbe-
kämpfungsmassnahmen und bei den Inventarkosten.

Weiterführende Informationen zur Planung und Verwen-


dung von SCC finden sich in der Broschüre «Selbstver-
dichtender Beton» der Holcim (Schweiz) AG.

Abb. 2.8.8
SCC erleichtert das Betonieren einer Tunnel-
zwischendecke

Betonpraxis 59
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.9 Leichtbeton

Leichtbeton wird unterschieden in haufwerksporigen und


in gefügedichten Leichtbeton. Darüber hinaus gibt es
noch Porenbeton, Porenleichtbeton und Schaumbeton.
Die gegenüber Normalbeton verringerte Rohdichte wird
bei Leichtbeton durch die Verwendung einer leichten
Gesteinskörnung erreicht. In der Praxis wird vorwiegend
gefügedichter Leichtbeton eingesetzt, der eine Trocken-
rohdichte zwischen 800 und 2000 kg/m3 und Druckfes-
tigkeiten von 9 bis 55 N/mm2 besitzt. Er wird für die Her-
stellung von Leicht-, Stahlleicht- und Spannleichtbeton Abb. 2.9.1
Blähton
verwendet (SN EN 206-1 und Norm SIA 262).

Leichte Gesteinskörnungen
Typische für Leichtbeton verwendete Gesteinskörnungen
sind:
• Blähton
• Blähglas
• Schaumglas.

Blähton ist ein aus blähfähigem Ton industriell herge-


stellter Leichtzuschlag mit porigem Gefüge. Der Ton wird
getrocknet, gemahlen und bei rund 1200 °C zum Blähen
gebracht und zu kleinen Kügelchen gebrannt. Er zeichnet Abb. 2.9.2
Blähglas
sich durch seine runde Kornform und eine geschlossene
Oberfläche aus. Die gewünschten Eigenschaften lassen
sich je nach Einsatzgebiet gezielt produzieren.

Blähglas ist ein rein mineralischer, faserfreier, aus Recyc-


ling-Glas hergestellter Leichtzuschlag mit porigem Ge-
füge. Das gereinigte Altglas wird zu Glasmehl gemahlen
und bei rund 900 °C aufgebläht. Es zeichnet sich durch
seine runde Kornform und eine geschlossene Oberfläche
aus.

Schaumglas ist Recyclingglas, das gemahlen und unter Abb. 2.9.3


Zugabe von mineralischen Zuschlagstoffen bei 700 °C bis Schaumglas

800 °C aufgebläht wird. Anschliessend wird es gebrochen


und als Schaumglasschotter eingesetzt. (Druck- und Zugspannungen) ein, der für Normal- und
Leichtbeton charakteristische Unterschiede aufweist
Betontechnologische Besonderheiten (Abb. 2.9.4). In der schematischen Darstellung ist zu er-
Wird ein Beton durch äussere Kräfte gleichmässig bean- kennen, dass sich im Normalbeton die Lastabtragung
sprucht (einachsiger Druck), so stellt sich in seinem Inne- vorwiegend auf die Gesteinskörner konzentriert und im
ren durch den inhomogenen Aufbau (Zementsteinmatrix Leichtbeton vorwiegend auf die Zementsteinmatrix zwi-
und Gesteinskörnung) ein ungleichmässiger Kraftfluss schen den Gesteinskörnern.

60 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Normalbeton Leichtbeton

Abb. 2.9.4 Abb. 2.9.5


Schematische Darstellung der Lastabtragung Schnitt durch gefügedichten Leichtbeton
bei Normalbeton (links) und Leichtbeton
(rechts)

Rohdichte und Druckfestigkeit Leichtbetone der mittleren und oberen Festigkeitsklasse


Abhängig von der verwendeten Gesteinskörnung und der ähnlich grosse Kriechverformungen wie Normalbeton.
Rohdichteklasse werden bei Leichtbetonen unterschiedli- Leichtbetone der unteren Festigkeits- und Rohdichte-
che Druckfestigkeitsklassen erreicht. Es besteht eine Kor- klassen weisen erhöhte Anfangskriechmasse auf. Für die
relation zwischen der Rohdichte und der Tragfähigkeit von Bemessung wird bei Leichtbetonen der Festigkeitsklasse
Leichtbeton: Je niedriger die Rohdichte, umso geringer ist bis und mit LC 16/18 von einer um rund 30% erhöhten
auch die Druckfestigkeit. Abb. 2.2.3 und 2.2.4 (Kap. 2.2 Kriechzahl ausgegangen.
«Festlegung des Betons») zeigen die Leichtbetondruck-
festigkeits- und Rohdichteklassen nach SN EN 206-1. Wärmeleitfähigkeit
Die Wärmeleitfähigkeit λ verändert sich abhängig von
E-Modul der Rohdichte, dem Wassergehalt und der Temperatur
Der E-Modul hängt bei Leichtbeton wie bei Normalbeton eines Stoffes. Je kleiner die Wärmeleitfähigkeit ist, desto
von der Druckfestigkeit, der Rohdichte und der verwen- besser ist in der Regel auch die wärmedämmende Wir-
deten Gesteinskörnung ab. Er liegt bei Leichtbeton im kung eines Baustoffs. Die Norm SIA 381/1 gibt für Leicht-
2
Bereich von 2000 bis 25 000 N/mm . Bei gleicher Festig- betone mit Gesteinskörnung aus Blähton Bemessungs-
keitsklasse beträgt der E-Modul von Leichtbeton nur werte für λ in Abhängigkeit von der Trockenrohdichte
etwa 30 bis 70% der Werte von Normalbeton. gemäss Abb. 2.9.6 an.

Schwinden
Bei der Bemessung von Leichtbeton muss mit einem ρ [kg/m3] λ [W/mK]
höheren Endschwindmass als bei Normalbeton gerech- 1000 0,30
net werden. Die Grundschwindmasse von Normalbeton 1250 0,50
werden für Leichtbeton bis zur Festigkeitsklasse LC16/18 1500 0,70
um den Faktor 1,5, ab LC20/22 um den Faktor 1,2 erhöht. 1700 1,00

Abb. 2.9.6
Kriechen Wärmeleitfähigkeit in Anhängigkeit der
Trockenrohdichte für Leichtbeton (Bemes-
Bei gleicher Festigkeit und gleicher Beanspruchung durch sungswerte)
Dauerlast, also kriecherzeugender Betonspannung, zeigen

Betonpraxis 61
Vom Frischbeton zum Festbeton

Herstellung steinskörnung muss regelmässig gemessen und beim


Leichte Gesteinskörnung besitzt eine hohe Porosität und Abwiegen berücksichtigt werden. Die empfohlene Min-
kann, wenn sie ungeschützt im Freien lagert, erhebliche destmischdauer von gefügedichtem Leichtbeton, nach
Wassermengen aufnehmen. Die Eigenfeuchte der Ge- Zugabe aller Bestandteile, beträgt 90 Sekunden.

Entmischen
Dämmbeton Bei sehr weicher Konsistenz kann Leichtbeton zum Ent-
Unter Dämmbeton wird im Allgemeinen ein aus mischen neigen, d. h. die leichten Gesteinskörner schwim-
«einem Guss» hergestellter, konstruktiv tragfähiger, men auf. Die Zugabe von geeigneten Betonzusatzmitteln
gefügedichter Leichtbeton verstanden, dessen heraus- (z. B. Luftporenbildner, Stabilisierer) und Zusatzstoffen
ragende Merkmale seine geringe Rohdichte im Bereich kann den Zusammenhalt des Frischbetons unterstützen
von 800 bis 1000 kg/m3 und seine wärmedämmenden bzw. verbessern.
Eigenschaften sind. Mit ihm ist es möglich Sichtbeton-
bauten herzustellen, die ohne aufwendige zweischali- Verdichten
ge Konstruktionen oder zusätzliche Dämmschichten Beim Verdichten von Leichbeton ist auf einen sorgfälti-
auskommen können (Abb. 2.9.7 und 2.9.8). gen Umgang mit dem Rüttler zu achten. Je geringer die
Rohdichte ist, umso eher neigt die Gesteinskörnung dazu
aufzuschwimmen. Die leichte Gesteinskörnung dämmt
die Rüttelenergie, daher sind die Rüttelabstände zu ver-
ringern.

Nachbehandlung
Die Temperaturerhöhung infolge Hydratationswärme bei
einem Bauteil aus Leichtbeton ist höher als bei Normal-
beton, da die leichte Gesteinskörnung wärmedämmende
Eigenschaften besitzt, die einen raschen Temperaturab-
fluss verhindern. Um Risse, die aus dem Temperatur-
© Schweizerischer Nationalpark gefälle zwischen Betonkern und -randzone entstehen, zu

Abb. 2.9.7 vermeiden, empfehlen sich ein spätes Ausschalen (frü-


Nationalparkzentrum Zernez hestens nach 5 Tagen) und ein sofortiges Abdecken des
Bauteils mit Dämmmatten. Die hohe Wärmeentwicklung
im Leichtbeton ist auch beim Einbau von temperatur-
empfindlichen Installationen wie beispielsweise Kunst-
stoffleerrohren zu berücksichtigen.

Oberflächenhydrophobierung
Es wird empfohlen bei der Witterung ausgesetzten
Bauteilen die Oberfläche mit alkalibeständigen Mitteln
zu hydrophobieren, um den kapillaren Wassertransport
zu verhindern. Dabei werden die Oberfläche und die
oberflächennahen Poren mit einem dünnen, nicht immer
geschlossenen Film überzogen. Rein äusserlich ist diese
Schicht nicht erkennbar. Die Diffusion von Gasen wird
© Marx Architekten. Mammern durch die Hydrophobierung nicht beeinträchtigt.

Abb. 2.9.8
Einfamilienhaus in Schaffhausen

62 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.10 Hochfester Beton Hochfeste Betone erlauben deutlich geringere Bauteilab-


messungen, was Platz spart und Transportkosten redu-
Betone der Festigkeitsklassen C55/67 bis C100/115 (Abb. ziert. Dies spiegelt sich in der wachsenden Verwendung
2.2.3) werden als hochfeste Betone bezeichnet. Das we- vorgefertigter hochfester Betonstützen wider. Die höhere
sentliche Merkmal ist ein besonders niedriger Wasser- Dichtheit des Betons und der Widerstand gegen mecha-
zementwert von etwa 0,25 bis 0,35, der ein sehr dichtes nische und chemische Einflüsse wird bei Betondecken,
Betongefüge mit geringem Kapillarporenanteil gewähr- Umweltschutzbauwerken und Kraftwerken genutzt.
leistet. Damit werden nicht nur hochfeste, sondern auch
besonders dichte und dauerhafte Betonkonstruktionen Betonkomponenten und Mixdesign
möglich. Voraussetzung sind einerseits geeignete Fliess- In der Regel wird für hochfesten Beton ein Zement der
mittel zur Gewährleistung einer leicht verarbeitbaren Festigkeitsklasse 52,5 R verwendet. Die Zementgehalte
Konsistenz bei geringem Wassergehalt und anderseits liegen über denen normalfester Betone, üblicherweise
der Einsatz von Silicastaub als Zusatzstoff zur Verbesse- zwischen 380 kg/m3 und 450 kg/m3. Der geringe Wasser-
rung des Verbunds zwischen Zementstein und Gesteins- anteil im Beton erlaubt keine vollständige Hydratation
körnung. des Zements mehr (w/z ≈ 0,40). Der Zementstein bleibt
so fast frei von ungebundenem Wasser, was die Bildung
von Kapillarporen vermindert. Der verbleibende, unhy-
dratisierte Zement wirkt als hochfeste Gesteinskörnung,
die einen optimalen Verbund mit dem umgebenden
Zementstein aufweist.

Etwa ab einer Festigkeitsklasse C70/85 wird Silicastaub


zugesetzt. Er reduziert den Calcium- und Ettringitgehalt
in der Kontaktzone zwischen Zementstein und Gesteins-
körnung und wandelt diese in das härtere Calciumsilicat-
hydrat um. Da Silicastaub in der Handhabung nicht unbe-
denklich ist, empfiehlt sich ein Silicastaubzement (z. B.
Fortico 5R), der durch die gemeinsame Vermahlung von
Abb. 2.10.1 Zementklinker und Silicastaub eine gleichmässige Dosie-
Vorgefertigte Stützen aus hochfestem
Beton, hier ein C80/95, ermöglichen schlan- rung, Homogenität und einen wirksamen Aufschluss ge-
ke Querschnitte, geringe Transportkosten währleistet. Die Zugabe eines weiteren puzzolanischen
und erfüllen die Anforderungen des bau-
lichen Brandschutzes

Abb. 2.10.2
Bruchbilder von Normal- und hochfestem
Beton. Der Bruch geht bei hochfestem Beton
(rechts) durch das Gesteinskorn

Betonpraxis 63
Vom Frischbeton zum Festbeton

Betonzusammensetzung Hochfester Beton Hochfester SCC Hochfester Beton mit geringer


Hydratationswärmeentwickl.
C60/75 C80/95 C80/95
Dichte Masse Volumen Masse Volumen Masse Volumen
[kg/l] [%] [kg] [l] [%] [kg] [l] [%] [kg] [l]
Fortico 5R 3,06 460 150 480 157
Zement
Protego 4 3,01 380 126
Zusatzstoffe Hydrolent 2,24 120 54 120 54
Fliessmittel 1,10 0,9 4,14 3,76 1,4 6,72 6,11 0,8 3,04 2,76
Zusatzmittel
Stabilisator 1,05 0,2 0,96 0,91
Sand 0/4 2,68 45 791 295 50 801 299 42 740 276
Kies 4/8 2,70 20 354 131 25 403 149
Gesteins-
Kies 8/16 2,70 35 620 230 25 403 149
körnung
Splitt 4/8 2,70 23 408 151
Splitt 8/16 2,70 35 621 230
Wasser 1,00 170 170 170 170 140 140
Luft 0,00 20 15 20
Zementleimvolumen 344 402 343
Volumen Gesteinskörnung 656 598 657
w/zeq-Wert 0,37 0,32 0,33

Abb. 2.10.3
Beispiele für eine Betonzusammensetzung
hochfester Betone für verschiedene Anwen-
dungen

Zusatzstoffs – Steinkohlenflugasche (Hydrolent) – wird Sande für hochfesten Beton sollen eine konstante Korn-
empfohlen, wenn hochfester Beton als SCC verarbeitet grössenverteilung und einen geringen Gehalt an Fein-
wird oder der Beton eine geringe Hydratationswärme anteilen aufweisen. Der damit verbundene tiefe Wasser-
ausweisen soll. Inerte Zusatzstoffe eignen sich wegen anspruch verbessert die Verarbeitung des Betons wesent-
ihres hohen Wasseranspruchs nicht für hochfesten Beton. lich. Deshalb sind Brechsande für hochfesten Beton
ungeeignet. Bei Festigkeitsklassen > C90/105 empfiehlt
Zur Gewährleistung einer guten Verarbeitung trotz gerin- sich die Verwendung von Hartsteinsplitten im Grobkies
gen Wassergehalts kommen Fliessmittel auf Basis von ab 4 mm. Dazu zählen Diabas, Granit, Basalt, aber auch
Polycarboxylatethern zum Einsatz. Bei hochfestem SCC Mischgesteine. Das Grösstkorn von hochfestem Beton
können neben den Fliessmitteln noch Stabilisatoren ver- wird in der Regel auf 16 mm (bei Splitten 22 mm) be-
wendet werden. grenzt.

Während bei normalfestem Beton bei der Druckprüfung Die je Anwendung gewünschten Frisch- und Festbeton-
stets der Zementstein lange vor der Gesteinskörnung eigenschaften bestimmen die Betonzusammensetzung
versagt, bestimmen im hochfesten Beton die Qualität hochfester Betone. Typische Betonzusammensetzungen
und Eigenschaften der Gesteinskörnung die erreichbare für vibrierten hochfesten Beton, hochfesten SCC und
Festigkeit entscheidend mit. Dies gilt grundsätzlich für hochfesten Beton mit geringer Hydratationswärme-
runde oder gebrochene Gesteinskörnung und wird im entwicklung sind in Abb. 2.10.3 dargestellt.
Bruchbild hochfester Betone leicht sichtbar. Der Bruch
verläuft hier nicht mehr nur durch den Zementstein, son-
dern ebenfalls durch das Gesteinskorn (Abb. 2.10.2).

64 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Herstellung
Hochfester Beton kann in jedem Betonwerk hergestellt
werden, das über die erforderlichen Betonkomponenten
und eine Ausrüstung zur Bestimmung der Feuchten in
der Gesteinskörnung verfügt. Wegen der geringen
Wassermenge und den längeren Aufschlusszeiten der
Fliessmittel wird eine leicht erhöhte Mischdauer von
etwa 90 Sekunden empfohlen.

Verarbeitung und Nachbehandlung


Hochfester Beton ist in der Regel von zäher Konsistenz.
So benötigt er einen höheren Aufwand beim Einbringen, Abb. 2.10.4
Brückenelemente aus hochfestem Beton
Verteilen und Verdichten. Allgemein sollte die doppelte C80/95
Verdichtungsenergie gegenüber einem Normalbeton
aufgebracht werden. Dieser Mehraufwand entfällt bei
der Herstellung als hochfester SCC. Soll hochfester Beton,
insbesondere solcher mit erhöhten Splittanteilen ge-
pumpt werden, ist eine geeignete leistungsfähige Pumpe
auszuwählen und die möglichen Fördermengen sind in
einem Vorversuch zu bestimmen.

Da die Nachbehandlung die Druckfestigkeit und Dichtig-


keit des hochfesten Betons in der Betonrandzone mass-
gebend bestimmt, soll ihr besondere Beachtung ge-
schenkt werden. Die Massnahmen zum Schutz des Be-
tons müssen unmittelbar nach der Fertigstellung der
Abb. 2.10.5
Betonoberfläche beginnen, da durch den niedrigen Hochfester Beton C80/95 in massigen Stein-
schlagwürfeln mit geeigneter Nachbehand-
Wassergehalt im Beton ein erhöhtes Risiko für das Aus-
lung durch Thermomatten
trocknen des Betons in der Randzone besteht. So können
flächige Bauteile wie Brückendecken mit feuchten
Jutebahnen und einer darüberliegenden Folie vor dem
Austrocknen geschützt werden. Massige Bauteile müs-
sen sowohl vor Austrocknung als auch vor Auskühlung
geschützt werden, um Risse aus Temperaturspannungen
zu vermeiden (Abb. 2.10.5 und 2.10.6). Bei geschalten
Elementen im Elementbau entfällt dieses Problem.

Abb. 2.10.6
Steinschlagwürfel aus hochfestem Beton;
fertig ausgeschalt und einsetzbar für die
Prüfung von Schutznetzen im Gebirge

Betonpraxis 65
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.11 Recyclingbeton Recyclingbeton


Als Recyclingbeton wird ein Beton nach SN EN 206-1 be-
Mineralische Bauabfälle («Bauschutt») zeichnet, dessen Gehalt an Gesteinsteinskörnung zu
Die mineralischen Bauabfälle lassen sich in Ausbauasphalt, mindestens 25 M.-% aus Betongranulat und/oder Misch-
Strassenaufbruch, Betonabbruch und Mischabbruch abbruchgranulat im Sinne der Bafu-Richtlinie zur Verwer-
unterteilen. Beton- und Mischabbruch werden aus dem tung mineralischer Bauabfälle besteht. Zurzeit wird das
Rückbau von bewehrten oder unbewehrten Betonkon- SIA-Merkblatt 2030 «Recyclingbeton» erarbeitet, das auf
struktionen und Betonbelägen sowie aus Massivbautei- dem heutigen Sachstand basiert und die aktuellen Trag-
len wie Beton, Backstein-, Kalksandstein- und Naturstein- werksnormen und Umweltvorschriften berücksichtigt. Es
mauerwerk gewonnen. soll die sichere Anwendung von Recyclingbeton im Beton-
bau nach Norm SIA 262 ermöglichen.
Recyclingbaustoffe/Recycling-Gesteinskörnung
Durch die Aufbereitung (Sortieren, Brechen, Sieben, Wa- Recyclingbeton mit Betongranulat wird im konstruktiven
schen) von Beton- und Mischabbruch entstehen die so- Bereich häufig angewendet. Die Bemessung kann wie
genannten Recyclingbaustoffe Betongranulat und Misch- Beton mit natürlicher Gesteinskörnung nach Norm SIA
abbruchgranulat. In loser Form, als Granulat, können sie 262 «Betonbau» erfolgen.
als Kieskoffer mit Deckschicht und in gebundener Form
für die Herstellung von Recyclingbeton verwendet wer- Recyclingbeton mit Mischabbruchgranulat wird im kon-
den. Die geforderte Qualität der Recyclingbaustoffe wird struktiven Bereich bisher nur sehr vereinzelt angewandt,
vom Hersteller mit einer Materialanalyse nachgewiesen. da sich die Betoneigenschaften von Beton aus natür-
Diese gilt als erfüllt, wenn sich die Haupt- und Neben- licher Gesteinskörnung und denjenigen von Beton mit
gemengteile der Bafu-Richtlinie zur Verwertung minerali- Mischabbruchgranulat deutlich unterscheiden können.
scher Bauabfälle bzw. der SN 670 062 entsprechen (Abb. Geringe Gehalte an Mischabbruchgranulat bis 5 M.-%,
2.11.1). die als Verunreinigung in Normal- und Recyclingbeton
mit Betongranulat auftreten können, sind jedoch in der
Eigenschaften der Recyclingbaustoffe Regel problemlos.
Recycling-Gesteinskörnungen weisen je nach Art der
Aufbereitung, der Herkunft der Ausgangsmaterialien und Folgende Aspekte sind bei der Herstellung von Recycling-
ihrer Zusammensetzung unterschiedliche Eigenschaften beton mit Beton- und/oder Mischabbruchgranulat be-
auf. Durch das Brechen von Beton- und Mischabbruch sonders zu beachten:
werden Feinstanteile (Mehlkorngehalt ≤ 0,125 mm) an- • Die Recycling-Gesteinskörnung ist sorgfältig herzustel-
gereichert, die die Eigenschaften von Recyclingbeton sehr len.
stark beeinflussen können. Recycling-Gesteinskörnungen • Der Feuchtegehalt der Gesteinskörnungen ist zu
müssen die Anforderungen der SN EN 12620 erfüllen. berücksichtigen.
• Es ist eine zweckmässige Sieblinie zu verwenden.

Recyclingbaustoffe Ausbauasphalt Kies-Sand Betonabbruch Mischabbruch Fremdstoffe


1)
Betongranulat ≤ 3 M.-% ≥ 95 M.-% ≤ 2 M.-% ≤ 0,3 M.-%
Mischabbruchgranulat ≤ 3 M.-% ≥ 97 M.-% ≤ 0,3 M.-%
1) Betongranulat, das als Gesteinskörnung für Beton nach Norm vorgesehen ist, darf keinen Ausbauasphalt enthalten.

Abb. 2.11.1
Anforderungen an die Gemengteile von
Recyclingbaustoffen. Der Hauptgemengteil
ist dunkel hinterlegt

66 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Abb. 2.11.2 Abb. 2.11.3


Mischabbruch- (links) und Betongranulat Einbau Recyclingbeton auf Baustelle
(rechts): Gesteinskörnung aus aufbereite-
tem, gemischtem mineralischem Abbruch-
und Rückbaumaterial bzw. aus reinem
Betonabbruch. Die Kornform ist bei beiden
gebrochen

• Je nach Anforderung sind Fliessmittel zu verwenden. Eigenschaften von Recyclingbeton


• Das Zementleimvolumen ist auf den Hohlraumgehalt In Abb. 2.11.4 wird ein typischer Beton mit natürlicher
der lose geschütteten Gesteinskörnung abzustimmen. Gesteinskörnung einem Recyclingbeton mit Betongranu-
lat und einem Recyclingbeton mit Mischabbruchgranulat
Bezeichnung nach SN EN 206-1 gegenübergestellt. Bei gleichbleibender Konsistenz wird
Wird Recyclingbeton nach SN EN 206-1 eingesetzt, gelten für die Herstellung eines Recyclingbetons mehr Zement,
dieselben Anforderungen wie für Beton mit natürlicher mehr Zusatzmittel und/oder mehr Wasser benötigt als
Gesteinskörnung und es sollten dabei folgende Festle- für einen Beton mit natürlicher Gesteinskörnung. Bei
gungen gemacht werden: gleichbleibender Druckfestigkeit ist der E-Modul beim
• Beton nach SN EN 206-1 Recyclingbeton bedeutend kleiner als beim Beton mit
• Druckfestigkeitsklasse natürlicher Gesteinskörnung. Aus Abb. 2.11.4 ist auch
• Expositionsklasse ersichtlich, dass die Differenz zwischen Gesamtwasser-
• Nennwert des Grösstkorns gehalt und wirksamem Wassergehalt beim Recyclingbe-
• Chloridgehaltsklasse ton gross ist. Der Feuchtegehalt der Recycling-Gesteins-
• Konsistenz körnung ist für die Herstellung von Recyclingbeton von
• Zusätzliche Anforderungen: enormer Bedeutung.
• Recyclingbeton
• Gesteinskörnungen: Anteil Betongranulat und/oder Die Eigenschaften des Recyclingbetons hängen sehr eng
Mischabbruchgranulat (mindestens 25 M.-%) mit denen der verwendeten Gesteinskörnung (Recycling-
• E-Modul (mittlerer Elastizitätsmodul Ercm) Gesteinskörnung und/oder natürliche Gesteinskörnung)
• Rohdichte (mittlere Rohdichte ρrcm) sowie mit der Herstellung zusammen. Vor allem Misch-

Betonpraxis 67
Vom Frischbeton zum Festbeton

Betonzusammensetzung Beton mit natürlicher Recyclingbeton mit Recyclingbeton mit


Gesteinskörnung Betongranulat Mischabbruchgranulat
Zement Fluvio 4 [kg/m3] 320 325 335
3
Zusatzstoff Hydrolent [kg/m ] – 40 –
Zusatzmittel Fliessmittel [%] 0,6 1,2 1,2
natürlich [%] 100 50 –
Gesteins-
Betongranulat [%] – 50 –
körnung
Mischabbruchgranulat [%] – – 100
Gesamtwassergehalt [kg/m3] 170 225 240
Wasser
wirksamer Wassergehalt [kg/m3] 158 175 170
Luft [%] 1,5 1,7 2,0
Rohdichte [kg/m3] 2440 2340 2260
Konsistenz [–] C3 C3 C3
Druckfestigkeit 28 Tage [N/mm2] ≈ 45 ≈ 45 ≈ 45
E-Modul 28 Tage [N/mm2] ≈ 35 000 ≈ 27 000 ≈ 23 000
w/zeq-Wert [–] 0,49 0,51 0,51
Expositionskl. [–] XC4 XC1, XC2 XC1, XC2

Abb. 2.11.4
Recyclingbeton im Vergleich mit Beton mit
natürlicher Gesteinskörnung

abbruchgranulat weist aufgrund seiner stofflichen


Zusammensetzung Schwankungen auf, die sich auf die
Frisch- und Festbetoneigenschaften auswirken. Diese
Eigenschaften bestimmen dadurch auch die jeweiligen
Anwendungsbereiche.

Recyclingbeton wird im Hochbau, im Strassenbau, bei


Kanalisationsbauten, Werkleitungen und Hilfsbauten als
Konstruktionsbeton, als Mager-, Sicker-, Füll-, Spritz- und
Walzbeton eingesetzt.

Die Dauerhaftigkeit ist noch nicht ausreichend unter-


Abb. 2.11.5
sucht. So liegen z. B. zur Alkali-Aggregat-Reaktion, Frost- Recyclingbeton mit Betongranulat im Frisch-
beständigkeit, Karbonatisierung oder zum Chloridwider- betonzustand

stand von Recyclingbeton erst wenige Informationen vor.


Es sind diesbezüglich mehrere Forschungsarbeiten im
Gange.

68 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.12 Sichtbeton

Unter Sichtbeton werden im Allgemeinen Betonflächen


verstanden, die für den Betrachter als Oberfläche sicht-
bar bleiben und an die hinsichtlich des Aussehens beson-
dere Anforderungen gestellt werden. In der Schweiz
bestehen keine verbindlichen Vorschriften (Normen,
Richtlinien, Merkblätter usw.) hinsichtlich Planung und
Realisierung von Sichtbetonbauten. Detaillierte Ausfüh-
rungen und Empfehlungen sind der Sichtbetonbroschüre
der Holcim Schweiz zu entnehmen.
© Kunsthaus Bregenz
Tomas Riehle/artur
Im Wesentlichen unterscheidet man bei der Herstellung
Abb. 2.12.1
von Sichtbetonflächen zwischen den Oberflächen, bei
Kunsthaus Bregenz
denen die Schalhaut als Gestaltungselement benutzt
wird und Betonflächen, die nachträglich bearbeitet wer- Komponenten
den. In beiden Fällen kann die Farbe als weiteres gestal- Grundsätzlich gelten bei Sichtbeton die gleichen Voraus-
terisches Merkmal eingesetzt werden. setzungen für die Herstellung wie für andere Betone.
Nachfolgend sind die wichtigsten Kriterien zusammen-
Eine hohe Gleichmässigkeit der Sichtbetonqualität lässt gestellt.
sich nur erzielen, wenn ausser besonderen Anforderun-
gen an die Schalhaut auch hohe Anforderungen an die Zement
Betonzusammensetzung, Betonherstellung, die Beton- Für die Herstellung von Sichtbeton sind alle Zemente
verarbeitung und Nachbehandlung gestellt werden. nach SN EN 197-1 (vgl. Kap. 1.1) geeignet. Da die Farbe
Daneben ist eine gute Zusammenarbeit aller am Sicht- des Zements jene der Betonoberfläche beeinflusst, soll
betonbau beteiligten Personen unerlässlich. während der Ausführung eines Objekts weder die
Zementsorte noch das Lieferwerk gewechselt werden.

Wasser
Die Ansichtsfläche wird beeinflusst durch Jedes Wasser aus öffentlichen Trinkwasserversorgungen
• Art und Material der Schalhaut ist zur Herstellung von Sichtbeton geeignet (vgl. Kap. 1.2).
• Einsatzhäufigkeit und Reinigungszustand der Bei der Verwendung von Rest- und/oder Recyclingwasser
Schalhaut sind vorgängig Versuche notwendig.
• Dichtigkeit der Schalung
• Anordnung der Bindstellen und Fugen Gesteinskörnung
• Steifigkeit des Schalungssystems Die Gesteinskörnung muss aufgrund ihrer Anwendung
• Menge und Art des Trennmittels im Freien frost- und witterungsbeständig sein. Zudem
• Betonzusammensetzung und -herstellung darf während der Ausführung die Herkunft der Gesteins-
• Einbau und Verdichten des Betons körnung nicht geändert werden, um die gleichmässige
• Witterung bei Herstellung Farbtönung der Betonoberfläche nicht zu beeinträchti-
• Nachbehandlung gen. Das Grösstkorn ist grundsätzlich auf die Bauteil-
• Gestaltung durch nachträgliche Oberflächen- geometrie und den Bewehrungsgehalt abzustimmen.
bearbeitung
• Gestaltung durch Oberflächenstrukturierung Zusatzmittel
(Matrizen) Bei der Herstellung von Sichtbeton können alle Zusatz-
• Gestaltung durch Einfärben (Pigmente). mittel gemäss SN EN 934-1 eingesetzt werden (vgl. Kap.

Betonpraxis 69
Vom Frischbeton zum Festbeton

1.4). Dazu werden in der Regel Betonverflüssiger (BV) • ausreichend hoher Mehlkorngehalt (Zement, Zusatz-
und Fliessmittel (FM) zur besseren Verarbeitung des stoffe und Anteile der Gesteinskörnung ≤ 0,125 mm)
Betons eingesetzt. Zusatzmittel haben einen nur gerin- gemäss den Werten in Abb. 1.3.19
gen Einfluss auf die Farbe der Betonoberfläche, insbeson- • Kornzusammensetzung entspricht einer stetigen
dere dann, wenn sie transparent sind. Kurve gemäss Abb. 1.3.16 und ist im oberen Bereich
der Kurve anzusetzen
Betonzusatzstoffe • gleichmässige Betonzusammensetzung, gegebenen-
Als Zusatzstoffe werden bei Sichtbeton hauptsächlich falls unter Verwendung eines verflüssigenden Zusatz-
Steinkohlenflugasche, Steinmehl sowie Farbpigmente mittels
verwendet. Beim Einsatz von Steinkohlenflugasche sind • Zementgehalt mindestens 350 kg/m3 (bei einem
schwarze Verfärbungen an der Betonoberfläche nicht Grösstkorn von 32 mm)
auszuschliessen. Deshalb wird dringend empfohlen, dies- • w/z-Wert kleiner 0,50 und möglichst konstant (Abwei-
bezüglich Vorversuche durchzuführen. chungen bewirken erkennbare Farbunterschiede an
Betonoberfläche)
Betonzusammensetzung • ausreichender Zusammenhalt (kein Entmischen) und
Grundsätzlich ist die Verwendung eines Betons nach ausreichendes Wasserrückhaltevermögen (kein Bluten)
Eigenschaften gemäss SN EN 206-1 oder eines Betons des Frischbetons.
nach Zusammensetzung möglich. Im Normalfall emp-
fiehlt sich ein Beton nach Eigenschaften (z. B. NPK-Betone). Konsistenz
Die Betonzusammensetzung muss eine gute Verarbeit- Die richtige Konsistenz ist bei der Herstellung von Sicht-
barkeit (kein Entmischen oder Bluten beim Einbau und beton eine wichtige Voraussetzung. Sie ist abhängig von
Verdichten) gewährleisten. Zur Erzielung guter Sichtbeton- der Bauteilgrösse und vom Bewehrungsgehalt zu wäh-
flächen hat sich das Einhalten folgender Punkte len. Zum einwandfreien Füllen der Schalung und zum
bewährt: Umschliessen der Bewehrung eignen sich Betone ab der

Abb. 2.12.2 Abb. 2.12.3


Anbau des International Institute for Treppenlauf im Dock Midfield,
Management Development in Lausanne Flughafen Kloten

70 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Konsistenz F3. Vibrierbetone, die nicht zum Bluten nei-


gen und eine weiche, nicht ausschliesslich über den
Wassergehalt erzielte Konsistenz (F4 bis F5) aufweisen,
ergeben bezüglich Farbkonstanz, Helligkeit und Porigkeit
die gleichmässigsten Sichtbetonoberflächen. Bei SCC ist
ein Setzfliessmass von 700 mm anzustreben.

Bauausführung
Um eine gleichmässige Farbtönung der Betonoberfläche
und eine geschlossene Oberfläche zu erhalten, gilt es fol-
gende technische Aspekte zu berücksichtigen:

Schalung
Der Einfluss der Schalungen wird in Kap. 2.13 separat
behandelt.
Abb. 2.12.4
Mehrfamilienhaus
Bewehrung Nachbehandlung aus eingefärbtem
Bei der Bewehrung sind folgende Punkte zu beachten: Die Nachbehandlung ist bei Sichtbetonbauten von gros- und selbstverdich-
tendem Sichtbeton
• Bemessung nach Norm SIA 262 ser Wichtigkeit. Zu beachten ist insbesondere:
• Koordination mit Haustechnik • vorsichtiges und zügiges Ausschalen
• keine langen Standzeiten, um Rostverfärbungen zu • kein Bauteil darf ausgeschalt werden, bevor der Beton
vermeiden nicht ausreichend erhärtet ist
• Bewehrung und Einbauteile fachgerecht fixieren • vermeiden zu langer Verweildauer des Betons in der
(Bindedrähte immer von Schalhaut abgewendet!) Schalung (Verfärbung der Oberfläche)
• ausreichend Platz für Einbringhilfen und Vibriernadeln • ausreichende, gleichmässige Nachbehandlung
vorsehen. • Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse
(Temperatur, Feuchte, Wind).
Betoneinbau und -verdichtung
Gerade beim Einbringen und beim Verdichten des Betons Als Nachbehandlungsmassnahmen kommen in Frage:
sind viele Aspekte von Bedeutung: • Feuchthalten (Verhinderung Ausblühungen bzw.
• gleicher w/z-Wert bei jeder Mischung, ungeachtet der Aussinterungen, vgl. Kapitel 3.4)
Eigenfeuchte der Gesteinskörnung • Abdecken mit Folien (Verhinderung direkter Kontakt
• ausreichend lange, definierte Mischzeit (mindestens Folie mit Betonoberfläche, Verhinderung einer
60 Sekunden) Kaminwirkung, Verdunstungsschutz)
• gleichmässige Frischbetontemperatur • Auflegen von wasserspeichernden Abdeckungen (z.
• ausreichende und gleichmässige Verdichtung Bsp. Thermomatten, Geotextil (Jute)) unter ständigem
• Entmischung verhindern mit möglichst kurzen Feuchthalten, um Ausblühungen vorzubeugen.
Transportwegen, Fallhöhen unter 1,0 m, kurzen
Schüttabständen, Betonierlagen unter 50 cm und dich- Sichtbetonoberflächen dürfen nach dem Ausschalen nicht
ten Schalungsfugen direkt starken Niederschlägen ausgesetzt oder mit Wasser
• Beton nicht gegen Schalung oder Bewehrung schüt- besprüht werden. Ferner empfiehlt es sich, bereits fertig-
ten, sondern mittig einbringen gestellte bzw. ausgeschalte Sichtbetonflächen mit einem
• auf ähnliche klimatische Verhältnisse (Temperatur, Kanten- und Eckenschutz gegen mechanische Beschädi-
Feuchte, Wind) bei der Betonherstellung achten. gungen zu schützen.

Betonpraxis 71
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.13 Einfluss der Schalungen

Die Schalungen sind wichtig für das Gelingen eines Bau-


werks, sie verleihen der Betonoberfläche Form, Struktur
und Farbe und geben dem Beton die massgerechte Form.
Oft wird ihnen nicht die nötige Beachtung geschenkt.

Wahl der Schalungen


Die Wahl der Schalungstypen bzw. der Schalungshaut
Abb. 2.13.1
erfolgt in der Regel durch den Planer (Ingenieur) und die Auswirkung einer undichten Schalung
des Schalungssystems durch das Bauunternehmen. Es
sind folgende Kriterien zu berücksichtigen:
• Bauobjekt/Bauteil
• angestrebte Qualität der Betonoberfläche (Leistungs-
beschrieb)
• Anzahl der möglichen Wiederverwendungen
• Aufwand für die Erstellung
• Einbring- und Verdichtungsart des Betons
• Wärmeisolationsvermögen
• Preis.
Abb. 2.13.2
Abgerissene Betonhaut
Verwendete Schalungsmaterialien/Schalhaut
• rohe, ungehobelte Holzbretter
• vorbehandelte Holzbretterschalungen
• kunststoffbeschichtete Schalungen (Polyester, Poly-
styrol, Linoleum, Elastomere usw.)
• Vollkunststoffplatten
• Stahl.

Anforderungen an die Schalung


• Massgenauigkeit
• Dichtigkeit (Abb. 2.13.1)
Abb. 2.13.3
• Steifigkeit, keine Deformationen (Formstabilität) Auf der Holzschalung haftende Betonhaut
• Sauberkeit
• geringe Haftung am erhärteten Beton (Abb. 2.13.2 und
Abb. 2.13.3)
• gefällige Oberflächenstruktur (Abb. 2.13.4).
• Lagerung (Art, Ort)
• Kombination alt/neu vermeiden
• Standsicherheit
• betonverträglicher Werkstoff als Schalhaut.

Neue Schalungen weisen zu Beginn alle die ungefähr


gleiche Qualität auf. Oberflächenverletzungen (z.B. Nagel-
löcher, Dellen usw.) verschleissen film- und kunststoffbe- Abb. 2.13.4
Beispiel einer gelungenen, strukturierten
schichtete Mehrschichtholzplatten, wobei die Lebens- Betonoberfläche

72 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Schalung Typ 1: normale Schalung Typ 2: Betonfläche Schalung Typ 3: Sichtbeton- Schalung Typ 4: Sichtbeton-
Betonfläche mit einheitlicher Struktur fläche mit Brettstruktur fläche mit Tafelstruktur

Abb. 2.13.5
Bezeichnungen der Schalungstypen gemäss
Norm SIA 118/262

dauer filmbeschichteter Mehrschichtholzplatten kürzer Nicht saugfähige, wasserabweisende Schalhautoberflä-


ist als jene der kunststoffbeschichteten. Vollkunststoff- chen begünstigen partielle Feinstmörtelanreicherungen.
platten sind diesem Verschleiss nicht ausgesetzt, weil Dies führt zu farblichen Unregelmässigkeiten an der
Oberflächenverletzungen ihre Lebensdauer nicht beein- Betonoberfläche (Wolkenbildung), jedoch auch zu sehr
trächtigen. glatten Oberflächen. Starke oberflächliche Entmischun-
gen können zur Beeinträchtigung der Dauerhaftigkeit
Schalungstypen führen (Kap. 3.1 «Entmischung des Betons»). Daher sind
Norm SIA 118/262 «Allgemeine Bedingungen für Beton- für der Witterung ausgesetzte Bauteile saugfähige Scha-
bau» definiert die Oberflächenbeschaffenheit von Scha- lungen oder die Einlage von wasserabführenden Scha-
lungen mit folgenden Bezeichnungen (Abb. 2.13.5): lungsbahnen, z.B. aus Polypropylengeweben, vorteilhaf-
• Typ 1: normale Betonfläche ter. Abb. 2.13.7 erläutert den Einfluss des Saugverhaltens
• Typ 2: Betonfläche mit einheitlicher Struktur der Schalhautoberfläche auf die Betonoberfläche.
• Typ 3: Sichtbetonfläche mit Brettstruktur
• Typ 4: Sichtbetonfläche mit Tafelstruktur. Trennmittel
Trennmittel werden verwendet, um die Schalungselemen-
Diese Schalungstypen bestimmen – unabhängig von te einwandfrei von der Betonoberfläche lösen zu können
einer späteren Bearbeitung oder Behandlung – den und gleichzeitig das Schalungsmateriel zu schützen und
Oberflächencharakter des Betons.

Schalhaut
Die Schalhautoberfläche kann saugend bis nicht saugend
sein. Bei der Auswahl der geeigneten Schalhaut sind hin-
sichtlich des Saugverhaltens grundsätzliche Unterschiede
zu beachten. Saugfähige Schalhautoberflächen ergeben
im Allgemeinen eine leicht raue, geschlossene Beton-
oberfläche, weil sie überschüssiges Wasser und Luftblasen
aufsaugen. Es sollten in einer Schalfläche nur Holzbretter
verwendet werden, die eine gleiche Anzahl von Wieder-
verwendungen hinter sich haben, da bei jedem Einsatz
das Saugvermögen des Holzes zurückgeht und sich da-
durch die Farbe der Betonoberfläche ändert. Rohe Holz-
bretter sind vor der Erstverwendung mit Zementleim ein-
zuschlämmen, um den die Zementhydratation störenden
Holzzucker zu entfernen und die Unterschiede in der Saug- Abb. 2.13.6
Auswirkung unterschiedlicher Saugfähigkeit
fähigkeit des Holzes etwas auszugleichen (Abb. 2.13.6). von Holzschalungen auf die Betonoberfläche

Betonpraxis 73
Vom Frischbeton zum Festbeton

Schalhautoberfläche saugend nicht saugend


Farbe der Betonoberfläche dunkler heller
w/z-Wert der Betonrandzone niedriger höher
Anzahl Luft- und Wasserporen geringer höher
Neigung zum Abmehlen/Absanden etwas höher geringer
Grautonunterschiede höher geringer
Neigung zu Feinstanteilanreicherungen geringer stärker
Quell- und Schwindneigung höher geringer

Abb. 2.13.7
Qualitative Angaben zu Auswirkungen des
Saugverhaltens der Schalhautoberfläche auf
jene des Betons.

zu konservieren. Sie sind dünn und gleichmässig sowie


grundsätzlich vor dem Einbau der Bewehrung aufzutragen.
Überschüssiges Trennmittel ist mit einem Gummilappen
abzuwischen. Fleckenbildung sowie unterschiedliche
Grautönungen und Absandungen bzw. Erhärtungsstö-
rungen auf Betonoberflächen sind häufig auf unsach-
gemässes Auftragen des Trennmittels zurückzuführen
(Abb. 2.13.8). Bei der Verwendung von Trennmitteln gilt
es Folgendes zu beachten:
• Trennmittel sind grundsätzlich nach den Angaben des
Herstellers zu verwenden
• möglichst umweltverträgliche und gesundheitlich un-
bedenkliche Trennmittel verwenden
• möglichst konstante Ablüftzeit der Trennmittel inner-
Abb. 2.13.8
halb einer Fläche (abhängig von Art des Trennmittels) Auswirkung von Trennmitteln auf die
Betonoberfläche. Links: überschüssiges
• Eignung des Trennmittels an Probeflächen ermitteln. Trennmittel mit Lappen entfernt, rechts:
überdosiertes Trennmittel

Weitergehende Informationen zu Schalungen sind auch


der Publikation «Sichtbeton» der Holcim (Schweiz) AG zu
entnehmen.

74 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.14 Nachbehandlung • Neigung zum Absanden («Verdursten»)


• geringere Dichtigkeit und Dauerhaftigkeit
Zweck und Ziele • verminderter Verschleisswiderstand
Die Nachbehandlung hat den Zweck, den jungen Beton • erhöhte Gefahr späterer Schwindrisse.
vor Wasserverlust und äusseren Umwelteinflüssen zu
schützen. Druckfestigkeit allein garantiert keine Dauer-
haftigkeit, der Beton muss auch dicht sein. Gerade im
oberflächennahen Bereich ist ein Zementstein mit hoher
Dichtigkeit und einer möglichst geringen Porosität sehr
wichtig für einen erhöhten Widerstand gegen Karbona-
tisierung und das Eindringen schädigender Stoffe sowie
gegen Abrieb. Unter Nachbehandlung versteht man alle
Massnahmen, die dazu geeignet sind, den frisch verar-
beiteten und jungen Beton bis zum Erreichen einer aus-
reichenden Festigkeit zu schützen. Die wichtigsten Ziele
der Nachbehandlung sind der Schutz vor:
• vorzeitigem Austrocknen durch Wind, Sonne, trocke-
ne Kälte
Abb. 2.14.1 Abb. 2.14.2
• extremen Temperaturen (Kälte/Hitze) und raschen Abdecken einer Betondecke mit Plastikfolie Ummantelung
einer Betonstütze
Temperaturwechseln mit Thermomatte
• Auswaschung bei Niederschlägen
• Erschütterung.

Vorzeitiges Austrocknen
Besonders wichtig ist der Schutz gegen vorzeitiges Aus-
trocknen in der Betonrandzone, mit dem unmittelbar
nach dem Einbringen zu beginnen ist. Folgen des zu frü-
hen Wasserverlusts im oberflächennahen Bereich sind:
• Entstehen starker Frühschwindrisse (Kap. 3.2 «Riss-
bildung»)
• geringe Festigkeit

Abb. 2.14.3
Schutzmassnahmen gegen vorzeitiges Austrocknen Aufsprühen eines Nachbehandlungsmittels
• saugende Schalungen sind vor dem Betonieren
mit Wasser vorzunässen
• in der Schalung belassen Austrocknungsgeschwindigkeit
• mit Folien abdecken (Abb. 2.14.1) Die Austrocknungsgeschwindigkeit hängt ab von der:
• mit Thermomatten abdecken (Abb. 2.14.2) • Lufttemperatur
• wasserhaltende Abdeckungen aufbringen (Jute, • Betontemperatur
Geotextilmatten) • relativen Luftfeuchte
• flüssige Nachbehandlungsmittel aufbringen • Windgeschwindigkeit.
(Curing compound, Abb. 2.14.3) Typische Auswirkungen dieser Faktoren sind in Abb. 2.14.4
• kontinuierliches Besprühen mit Wasser und Abb. 2.14.5 dargestellt. Abb. 2.14.6 zeigt Zusammen-
• Unterwasserlagerung (Fluten) hänge zwischen den genannten Grössen auf und lässt
• Kombination der aufgeführten Massnahmen. sich zum Abschätzen der Austrocknungsrate verwenden.

Betonpraxis 75
Vom Frischbeton zum Festbeton

Abb. 2.14.4
Einfluss des Feucht-

Druckfestigkeit [%]
dauerndes
haltens auf die Feuchthalten
Festigkeitsentwick-
lung des Betons in
100
der oberflächen-
nahen Zone
Feucht-
(0–10 mm) halten bis
7 Tage
75

50 ohne
Feucht-
halten

25

0
1 3 7 28 90
Prüfalter [Tage]

Abb. 2.14.5
Frühschwinden als
Frühschwinden [mm/m]

Folge mangelhafter 0,8


Nachbehandlung ungeschützter Beton bei
4 Windgeschwindigkeit von 20 km/h
bei extremen
Witterungs-
bedingungen
3
ungeschützter Beton bei 5 mm/Std.
Windgeschwindigkeit von 10 km/h 35 mm
Austrocknung an
Bewehrungs-
2 der exponierten
überdeckung
Oberfläche

1 mit einem Nachbehandlungsmittel


geschützter Beton
Bei einem Normalbeton mit einem Zementgehalt von
300 kg/m3 und einem w/z-Wert von 0,55 bedeutet eine
0 Austrocknungsrate von 0,8 kg/m2 · Std., dass nach einer
0 6 12 18 24 Stunde das in den obersten 5 mm des Betons enthaltene
Zeit [Stunden] Wasser verdunstet ist.

Abb. 2.14.6
Diagramm zum Abschätzen der Austrock-
Extreme Temperaturunterschiede nungsrate an offen liegenden Betonflächen.
Oben rot eingezeichnetes Beispiel: Lufttem-
Bei Wärme (z. B. starke Sonneneinstrahlung) dehnt sich peratur: 28 °C, relative Luftfeuchte: 50%,
der Beton aus, bei Kälte (z. B. Abkühlung durch starken Betontemperatur: 28 °C, Windgeschwindig-
keit: 5 m/s. Ergebnis: Austrocknungsrate =
Niederschlag) zieht er sich zusammen. Dies führt zu 0,8 kg/m2 · Std.
Spannungen, wenn der Beton bei der Verformung behin-
dert wird oder wenn sich extreme Temperaturunterschie- schiede sind in Abb. 2.14.7 aufgeführt. Weitere Mass-
de innerhalb des Betonkörpers einstellen können. Deshalb nahmen zum Vermeiden oder Verringern von Tempera-
ist zu verhindern, dass zwischen der Betonoberfläche turunterschieden oder deren Auswirkungen finden sich
und dem Betonkern grössere Temperaturunterschiede als in Kapitel 3.2 «Rissbildung».
15 bis 20 °C entstehen und der noch nicht ausreichend
erhärtete Beton schroffen Temperaturwechseln ausge- Mechanische und dynamische Einwirkungen
setzt wird. Überschreiten die Spannungen die noch ge- Diese können während des Erstarrens und in der ersten
ringe Zugfestigkeit des jungen Betons, führt dies zu Rissen. Zeit des Erhärtens ein Betonbauwerk schädigen, wenn
Massnahmen zur Verminderung der Temperaturunter- sie das Betongefüge oder den Verbund zwischen Beton

76 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

und Bewehrungsstahl lockern. In den ersten 36 Stunden zu verlängern. Festigkeitsentwicklung und Nachbehand-
nach Einbringen bzw. Erhärtungsbeginn des Betons dür- lungsdauer müssen so gewählt werden, dass auch die
fen keine solche Einwirkungen auftreten. oberflächennahen Zonen die Festigkeit und die Dichtheit
des Betongefüges erreichen, die für die Dauerhaftigkeit
Chemische Angriffe der Betonoberfläche und damit auch für die Beweh-
Chemische Angriffe durch biologische Einwirkungen und rungsüberdeckung und den Schutz der Bewehrung not-
durch aggressive Stoffe sind möglichst lange vom jungen wendig sind. Die Festigkeitsentwicklung wiederum
Beton fernzuhalten. hängt eng mit der Betonzusammensetzung, der
Frischbetontemperatur, der Lufttemperatur und den
Niederschläge Bauteilabmessungen zusammen.
Niederschläge können häufig bleibende Schäden (hohe
Porosität, verminderte Dauerhaftigkeit, Auswaschungen) Normative Anforderungen
am frischen oder jungen Beton verursachen. Deshalb ist In den Schweizer Normen werden keine Angaben zum
vor dem Betonieren die vorbereitete Schalung von ste- Verzicht auf Nachbehandlungsmassnahmen gemacht
hendem Wasser zu befreien. Der frisch eingebrachte Be- und es existieren keine Angaben über den Beginn einer
ton ist vor Regen zu schützen, gegebenenfalls mit Folien Nachbehandlung. Die Art und Dauer einer Nachbehand-
oder durch Einhausung. lung, der Schutz des Betons und der Ausschalzeitpunkt
sind in Norm SIA 262 geregelt. Gemäss Norm SIA 118/262
Nachbehandlungsmassnahmen ist die Nachbehandlungsdauer – sofern nichts anderes
Die Art (Abb. 2.14.7) und die Dauer der Nachbehandlung vereinbart wurde – während 5 Tagen zu gewährleisten.
richten sich vorwiegend nach den herrschenden Witte-
rungsbedingungen, der Festigkeitsentwicklung des Be-
tons und den zu schützenden Bauteilen (Geometrie des Hinweis
Bauteils) sowie nach den örtlichen Möglichkeiten. Über Wird zur Nachbehandlung ein Nachbehandlungs-
die Dauer der Nachbehandlung orientieren die Produkt- mittel (Curing Compound) aufgesprüht, muss bei
Informationen der Holcim Zement-Dokumentation. nachträglicher Betonbeschichtung der Untergrund
Nachbehandlungs- und Ausschalfristen sind um die An- vorbehandelt werden (z.B. Sandstrahlen, Wasser-
zahl der effektiven Frosttage (Temperaturen unter 0 °C) hochdruck).

Abb. 2.14.7
Massnahmen Aussentemperaturen in °C Nachbehandlungs-
–3 5 10 massnahmen bei
verschiedenen
unter bis bis bis über Aussentemperaturen
–3 +5 10 25 25
Holzschalung nässen; Stahlschalung vor Sonneneinstrah-
lung schützen. Abdecken oder Aufsprühen von Nachbe-
● ●
handlungsmittel oder Feuchthalten durch kontinuierliches
Benetzen
Abdecken oder Aufsprühen von Nachbehandlungsmittel ● ●
Vorwärmen der Schalung und Bewehrung.
Abdecken oder Aufsprühen von Nachbehandlungsmittel; ●
Auflegen von Thermomatten
Vorwärmen der Schalung und Bewehrung.
Abdecken mit Thermomatten. Betontemperatur

mindestens 3 Tage lang auf + 10 °C halten
(Bauteil umschliessen und beheizen)

Betonpraxis 77
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.15 Betonieren bei warmer allen Ländern mit ausgeprägten saisonalen Temperatur-
Witterung unterschieden bekannte Erscheinung. Sie ist vornehmlich
auf drei Ursachen zurückzuführen
Im Sommerhalbjahr stellt man oft einen Abfall der • höhere Betontemperatur
durchschnittlichen 28-Tage-Betondruckfestigkeit von • unzulässige Wasserzugabe
einigen N/mm2 fest. Man spricht vom sogenannten Som- • ungleichmässige Mischung.
merloch (Abb. 2.15.1). Es handelt sich dabei um eine aus

Abb. 2.15.1
60
28-Tage-Druckfestigkeit [N/mm2]

Typische Druck-
festigkeits- und
55
Verarbeitbarkeits-
statistik während 50
des Sommerhalb-
jahrs. Daten aus der 45
Qualitätssicherung
eines Transport- 40
betonwerks
35

30

25

20

Verdichtungsmass
1,10

nach Walz
1,05

März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt.


Druckfestigkeit [%]

100 Höhere Betontemperatur


Die im Allgemeinen höhere Betontemperatur bewirkt
eine schnellere Zementhydratation. Diese führt zu einer
nach
28 Tagen höheren Frühfestigkeit, weil sich gegenüber niedrigeren
75
Temperaturen rascher Zementhydratkristalle bilden, die
allerdings kleiner sind. Kleinere Kristalle können sich
weniger intensiv verfilzen als grössere. Es stellt sich auch

50 eine höhere Porosität ein. Da der Grad der Kristallverfil-


zung und die Porosität die Endfestigkeit des Betons er-
heblich beeinflussen, nimmt diese ab (Abb. 2.15.2).

25

nach
1 Tag
0
10 20 30 40 50
Temperatur [°C]

Abb. 2.15.2
Auswirkung der Temperatur auf die Entwick-
lung der Druckfestigkeit von Beton

78 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Unzulässige Wasserzugabe dere aber deren Dauerhaftigkeit, noch zusätzlich


Bei hohen Temperaturen nimmt das Ansteifen des Betons reduziert würde. Auch neigen solche Bauteile stark
zu. Auch eine höhere Ausgangskonsistenz bei Transport- zum Frühschwinden und der damit zusammenhän-
beton durch höhere Fliessmittelgehalte kann dieses Ver- genden Rissbildung (Kap. 3.2 «Rissbildung») sowie
halten nicht ganz kompensieren. Deshalb ist die Versu- bei Sichtbeton zu hässlichen Unterschieden in den
chung gross, den Beton durch die Zugabe von Wasser Grautönen.
besser verarbeitbar zu machen. Doch bereits mit geringen
Mengen zusätzlichen Wassers im Beton fällt die Festig-
keit zwangsläufig ab (vgl. Abb. 2.4.5); noch mehr aber lei-
det die Dauerhaftigkeit des Betons.

Faustregel
10 Liter mehr Anmachwasser pro m3 Beton verursa-
chen einen 28-Tage-Druckfestigkeitsverlust von bis
zu 5 N/mm2.

Ungleichmässige Mischung
Namentlich bei hoher Temperaturdifferenz zwischen dem
Zement und dem auch im Sommer kühlen Anmach-
wasser kann es vorkommen, dass der Zement sich nicht
gleichmässig in der Mischung verteilt. Dadurch können
geringe Festigkeitseinbussen entstehen. Um den Beton-
festigkeitsabfall bei heisser Witterung in engen Grenzen
zu halten, schreibt die Norm SIA 262, Ziffer 6.4.5.5, eine
Frischbetontemperatur von höchstens 30 °C vor. Bei
Abb. 2.15.3
Beton, an den besondere Anforderungen gestellt werden, Benetzen der Schalung
sollte die Frischbetontemperatur auf maximal 25 °C be-
grenzt werden.

Neben dem Verlust an Endfestigkeit (Abb. 2.15.2) und


Dauerhaftigkeit hat eine höhere Betontemperatur
noch weitere unerwünschte Auswirkungen:
• Die schnellere Zementhydratation bewirkt ein rasche-
res oder sogar vorzeitiges Ansteifen des Betons, wo-
durch seine Verarbeitung beeinträchtigt wird (Kap. 2.3
«Verarbeitbarkeit und Konsistenz»).
• Der Beton, namentlich seine Oberfläche, trocknet
rascher aus. Dies gilt insbesondere bei hoher Wind-
geschwindigkeit, intensiver Sonneneinstrahlung und
niedriger relativer Luftfeuchte. Die Nachbehandlung
(Kap. 2.14 «Nachbehandlung») soll den Wasserentzug
vermeiden, oder es muss für kontinuierliche Wasser-
zufuhr auf die Betonoberfläche gesorgt werden.
Andernfalls bleibt die Zementhydratation unvoll-
ständig, wodurch die Endfestigkeit der vorzeitig
ausgetrockneten, oberflächlichen Partien, insbeson-

Betonpraxis 79
Vom Frischbeton zum Festbeton

Massnahmen zur Kontrolle der Betontemperatur Betonieren bei warmer Witterung verlangt gute
Die Temperatur T eines Frischbetons kann mit Planung und Vorbereitung
folgender Formel näherungsweise abgeschätzt wer- • Die Anlieferung des Frischbetons muss so mit
den: seiner Verarbeitung koordiniert werden, dass er
zügig eingebaut werden kann.
Tb = 0,7 · Tg + 0,2 ·Tw + 0,1 · Tz • Für das Betonieren sind genügend Gerätschaften
und Personal einzuplanen, damit das Einbringen
Tb: Betontemperatur und das Verdichten des Frischbetons ohne Verzug
Tg: Gesteinskörnungstemperatur erfolgen können.
Tw: Wassertemperatur • Unterlage und Schalung dürfen dem Frischbeton
Tz: Zementtemperatur kein Wasser entziehen. Die Schalung ist deshalb
vor dem Einbringen des Betons zu benetzen (Abb.
Beispiel: Bekannt sind: 2.15.3). Übermässiges Wässern von Schalung und
Tg = 21 °C Untergrund ist zu vermeiden (keine Wasserlachen).
Tw = 15 °C • Sind die für ein erfolgreiches Betonieren bei hoher
Tz = 50 °C Temperatur erforderlichen Voraussetzungen aus
Gesucht ist die Betontemperatur Tb: irgendwelchen Gründen nicht gegeben, muss auf
Tb = 0,7 · 21 + 0,2 · 15 + 0,1 · 50 = 22,7 °C eine kühlere Tageszeit ausgewichen werden.
• Das Verwenden von Abbindeverzögerern kann die
Da die Zementtemperatur durch den Einbau von spe- Nachteile der rascheren Zementhydratation weit-
ziellen Kühlern in den Zementmahlanlagen auf 60 °C gehend beheben. Sie sind aber wenig wirksam
oder weniger reduziert wird, ist ihr Einfluss auf die gegen vorzeitiges Ansteifen des Betons, auch
Betontemperatur relativ gering. erfordert ihr Einsatz eine verlängerte Nachbe-
handlung. Wenn die Wirkung eines bestimmten
Massnahmen zum Senken der Betontemperatur Verzögerers auf einen Zement nicht schon von
• Anbringen einer Wärmeisolation am Kiessilo früheren Verwendungen her bekannt ist, muss
• Kühlen des Grobkieses durch Besprengen mit sie durch Vorversuche abgeklärt werden, um eine
Wasser 1)
zweckentsprechende Verzögererdosierung zu
• Kühlen des Zugabewassers mit Eis 1) ermöglichen.
• Kühlen der Betonmischung mit flüssigem Stick-
stoff.

1)
Die Zugabewassermenge ist entsprechend zu redu-
zieren.

80 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Einbringen und Verdichten Nachbehandlung – die ersten Stunden nach dem


• Kurze Liegezeit und schnellstmögliche Verarbei- Einbringen sind entscheidend
tung des Frischbetons sind oberstes Gebot. • Frühzeitige und fortgesetzte Nachbehandlung
• Das Baustellenpersonal ist mit den Besonderhei- verhindert rasches Austrocknen, mindert die
ten und Anforderungen des Betonierens bei Rissgefahr und steigert zudem Dichtigkeit und
hohen Temperaturen vertraut zu machen. Druckfestigkeit.
• Sind unvorhergesehene Wartezeiten nicht zu ver- • Die Nachbehandlung muss unmittelbar nach
meiden, muss der Beton im Fahrzeug und im Um- dem Einbringen des Betons beginnen (Abb.
schlaggerät vor direkter Wind- und Sonnenein- 2.15.4).
wirkung geschützt werden. Die Trommel des • Die Nachbehandlung muss sich über mehrere
Fahrmischers kann dazu mit Wasser berieselt Tage erstrecken. Detaillierte Angaben über ihre
werden. Dauer sind für jede einzelne Zementsorte den
• Die nachträgliche Wasserzugabe auf der Bau- Holcim Produkt-Informationsblättern zu entneh-
stelle ist streng zu verbieten, und das Einhalten men.
des Verbots ist zu kontrollieren. Ausnahmen sind • Über Nachbehandlungsverfahren, Nachbehand-
nur gestattet, wenn das zusätzliche Wasser im lungs- und Abdeckmittel orientiert das Kapitel
Fahrmischer mit dem Beton gut durchgemischt 2.14 «Nachbehandlung».
werden kann und dies auf dem Lieferschein ver-
merkt wird.

Abb. 2.15.4
Aufsprühen eines Nachbehandlungsmittels
unmittelbar nach dem Abziehen
des Betons

Betonpraxis 81
Vom Frischbeton zum Festbeton

2.16 Betonieren bei kalter Bei Betonoberflächen mit erhöhten Anforderungen wird
Witterung empfohlen, die Frischbetontemperatur auf + 10 °C zu
erhöhen. Sinkt die Betontemperatur unter den Gefrier-
Gefahren bei tiefer Temperatur punkt, kommt die Festigkeitsentwicklung praktisch zum
Abb. 2.16.1 zeigt, dass vor allem die Frühfestigkeit, etwas Stillstand. Gefriert Wasser im jungen Beton, kann das
weniger die Endfestigkeit (90 Tage), bei tieferer Beton- Betongefüge durch den dabei entstehenden Eisdruck
temperatur deutlich abfällt. Kühle Witterung erfordert gelockert oder gesprengt werden. Ein so geschädigter
deshalb zusätzliche Massnahmen bei der Herstellung Beton muss entfernt werden. Beton ist immer vor dem
und dem Einbau von Beton. Nach Norm SIA 262, Ziffer Gefrieren zu schützen, solange er eine Druckfestigkeit
6.4.5.5, darf ohne besondere Massnahmen die Tempe- von 5 N/mm2 noch nicht erreicht hat.
ratur des Betons beim Einbringen + 5 °C nicht unter-
schreiten. Abb. 2.16.2 zeigt in Abhängigkeit von Zementsorte, w/z-
Wert und Betontemperatur, wie viele Stunden der Beton
120
Druckfestigkeit [%]

erhärten muss, damit die genannte Mindestfestigkeit


100 erreicht wird.
+ 20 °C
80
Massnahmen zur Betonherstellung bei kühler
60 Witterung
Schon bei der Betonherstellung kann die bei kühler
40 + 5 °C
Witterung erforderliche Festigkeits- und Wärmeent-
20 wicklung durch folgende Massnahmen günstig beein-
flusst werden:

2 7 28 90
• Anheben der Frischbetontemperatur durch gezielte
Zeit [Tage] Erwärmung des Zugabewassers und/oder Erwär-

Abb. 2.16.1 mung der Gesteinskörnung.


Festigkeitsentwicklung von Beton • Anheben des Zementgehalts und/oder Verwenden
(mit CEM I 42,5 N) in Abhängigkeit der
Betontemperatur von Zement hoher Wärmeentwicklung (Normo
5R) bei sonst gleichen Ausgangsstoffen. Dadurch
wird die Frühfestigkeit angehoben.
[–]
w/z- Wert

• Herabsetzen des w/z-Werts durch Einsatz eines


0,7 Fliessmittels (FM). Beton mit weniger Über-
schusswasser ist weniger frostgefährdet.

0,6 • Beschleunigen der Festigkeitsentwicklung durch


den Einsatz eines chloridfreien Erhärtungsbe-
schleunigers (HBE).
0,5
• Bauteile oder ganzes Bauwerk vor Wärmeverlust
und Luftzug schützen.
0,4
°C
°C

C
+5 °

+5 °
+ 15
+ 15

0 10 20 30 40 50 Zeit
[Std.]

CEM I 42,5 CEM I 52,5

Abb. 2.16.2
Erforderliche Zeit zum Erreichen der Gefrier-
beständigkeit des Betons (Betondruckfestig-
keit ≥ 5 N/mm2) in Abhängigkeit vom w/z-
Wert bei verschiedenen Betontemperaturen
und Zementarten

82 Betonpraxis
Vom Frischbeton zum Festbeton

Massnahmen auf der Baustelle bei kühler Witterung


Betonieren bei niedrigen Aussentemperaturen erfor-
dert auch auf der Baustelle entsprechende Schutz-
massnahmen:
• Es darf weder auf gefrorenem Baugrund noch auf
gefrorenen Bauteilen betoniert werden.
• Der vorgewärmte Beton ist zügig in die von Schnee
und Eis befreite Schalung einzubauen und sofort
zu verdichten.
• Unmittelbar nach dem Einbringen muss der Beton
vor Wärmeentzug geschützt werden. Damit wird
Abb. 2.16.3
die eigene Wärmeentwicklung durch die Zement-
Messen der Festigkeitsentwicklung mit
hydratation aufrechterhalten. Die einfachste Lö- einem Reifecomputer

sung sind Holzschalungen mit dämmenden Eigen-


schaften. Die Ausschalfristen sind zu verlängern.
Als geeignetes Mittel erweist sich auch das Ab-
decken mit Thermomatten (Abb. 2.16.4).
• Kann die Thermomatte nicht direkt auf die Beton-
oberfläche gelegt werden, ist der Beton vor Zug-
luft zu schützen.
• Während der Erhärtungszeit muss der Beton
nicht nur vor Wärmeverlust, sondern auch vor
Feuchtigkeitsverlust geschützt werden, weil bei
kaltem und/oder trockenem Wetter der Feuchtig-
keitsgehalt der Luft sehr gering ist.
• Sinkt die Betontemperatur während des Erhär-
tens zeitweise unter den Gefrierpunkt, sind die
Ausschalfristen mindestens um die Anzahl der
Frosttage zu verlängern.

Abb. 2.16.4
Thermomatten schützen Betonmauern vor
übermässigem Wasserverlust und Abküh-
lung

Betonpraxis 83
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

3 Ursachen und Verhütung von


Betonschäden
3.1 Entmischungserscheinungen Ursachen und Abhilfemassnahmen
Die wichtigsten Ursachen von Betonentmischun-
Beim Transport, Fördern, Einbringen und Verdichten kön- gen, aus denen sich auch bereits die Abhilfemass-
nen verschiedenartige Entmischungen eintreten, die die nahmen ableiten lassen, sind:
Betonqualität und/oder das Aussehen mehr oder weniger • undichte Schalungen, sodass Zementleim aus der
beeinträchtigen. Man unterscheidet folgende Entmi- Schalung austreten kann (Siebwirkung)
schungen: • zu dichte Bewehrung (Siebwirkung)
• zwischen verschiedenen Korngrössen der Gesteins- • ungenügende Überdeckung der Bewehrung
Abb. 3.1.1
körnung • ungeeignete Betonzusammensetzung (schlecht
Kiesnester durch
Entmischung als • zwischen Gesteinskörnung und Zementleim abgestimmte Kornzusammensetzung, zu geringe
Folge zu hoher
Fallhöhe und/oder • zwischen Mehlkornanteil und Wasser. Zementdosierung, zu «flüssige» Konsistenz des
zu dichter In der Praxis können diese Entmischungsarten nicht ein- Frischbetons, übermässige Dosierung eines
Bewehrung
deutig unterschieden werden. Fliessmittels
• für die Bauteildimensionen zu grosses Grösstkorn
Die wichtigsten Erscheinungsformen der Entmischung • zu kurze Mischzeit
sind: • fehlerhaftes Einbringen des Betons (zu intensives
• Kiesnester als Anreicherungen von grober Gesteins- Vibrieren, Nichtgebrauch von Schüttrohren bei
körnung im Beton (Abb. 3.1.1) hohen Fallhöhen, zu grosse Abstände zwischen
• Schleppwasser, d.h. lokale Anreicherungen von über- den einzelnen Einbringstellen).
schüssigem Wasser mit feinen Zement- und Gesteins-
körnungsbestandteilen an senkrechten Schalungen
(Abb. 3.1.2)
• Bluten: überschüssiges Anmachwasser sammelt sich
Abb. 3.1.2
Auswirkung von auf der Betonoberfläche an (Abb. 3.1.3). Die Folgen
Schleppwasser auf sind unregelmässige, abgesandete, poröse Oberflächen
Aussehen der
Betonoberfläche • Mikroentmischungen, das Entmischen von Zement
und Feinsand, unter denen das optische Erscheinungs-
bild der Betonoberfläche leidet (Abb. 3.1.4).

Abb. 3.1.3 Abb. 3.1.4


Überschüssiges Anmachwasser sammelt sich Unansehnliche Betonoberfläche als Folge
an der Oberfläche (Bluten) einer Mikroentmischung, d.h. Entmischung
des Zementmörtels in Zement und Feinsand

84 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

3.2 Rissbildung • Entwurf, Bemessung und konstruktive Durchbildung


des Bauwerks
Beton ist ein relativ sprödes Material. Verglichen mit sei- • Zusammensetzung, Verarbeitung und Nachbehand-
ner Druckfestigkeit weist der Beton eine sehr geringe lung des Betons
Zugfestigkeit auf, weshalb die Normen aus Vorsichts- • Bau- und Betonieretappen.
gründen in den meisten Fällen von den Ingenieuren ver-
langen, die Zugfestigkeit bei der Dimensionierung nicht
einzurechnen. Erreichen oder überschreiten die Zugbean-
spruchungen im Beton dessen Zugfestigkeit, die bei
herkömmlichen Betonen 2 bis 3 N/mm2 beträgt, treten
unvermeidlich Risse auf. Die Zugbeanspruchungen und
das sich daraus ergebende Rissrisiko können einen oder
mehrere der folgenden Gründe haben:
• zu rasche Austrocknung des Betons, z. B. fehlende
Nachbehandlung Abb. 3.2.1
Durchgehende Risse mit Wassereindringung
• Temperaturspannungen, z. B. aus Hydratationswärme als Folge behinderten Schwindens
in einer Parkhausdecke
• Temperaturänderungen
• Lasteinwirkungen, z. B. Eigengewicht, Gebrauchslast
aus Verkehr
• aufgezwungene oder behinderte Verformung, Entwurf, Bemessung und konstruktive Durchbildung des
z. B. Fundationssetzungen, Schwinden Bauwerks
• Frosteinwirkung Die Wahl des statischen Systems sowie Anzahl und Lage
• chemische Reaktionen, z. B. Bewehrungskorrosion, der Fugen beeinflussen die Grösse der Zugspannungen
Alkali-Kieselsäure-Reaktion. aus behinderten Zwangsverformungen (z. B. infolge
Schwindens) im Beton stark. Sobald diese Spannungen
Auch wenn diese Risse schwer vermeidbar sind, stellen die Zugfestigkeit des Betons überschreiten, treten unaus-
sie selten eine Gefahr für die Sicherheit des Bauwerks weichlich Risse auf. Nur eine Vorspannung kann die Riss-
dar, solange sie dank geeigneter Massnahmen ein an- bildung verhindern, weil die Druckspannungen, die sie
nehmbares Mass nicht überschreiten. im Beton aufbaut, die Zugspannungen vermindern und
damit der Rissbildung entgegenwirken. Eine schlaffe
Neben dem ästhetischen Schaden, den Betonoberflächen Bewehrung allein (Mindestbewehrung gemäss Normen)
durch Risse erleiden, können sich auftretende Risse auch verhindert die Rissbildung in keiner Weise, sie erlaubt
nachteilig auf die Dauerhaftigkeit des Bauwerks auswir- bloss, die Rissbreiten auf ein akzeptables und – in Abhän-
ken, falls sie das Eindringen aggressiver Substanzen er- gigkeit der eingesetzten Bewehrungsmenge – steuer-
möglichen, die den Beton und die Bewehrung schädigen bares Mass zu beschränken.
(Abb. 3.2.1). Dies ist im Allgemeinen dann der Fall, wenn
die Rissbreiten 0,3 bis 0,4 mm überschreiten oder wenn Risse im Beton können aber auch die Folge konstruktiver
es sich um durchgehende Risse handelt. In letzterem Fall, Mängel sein, hervorgerufen durch unzureichendes Trag-
und wenn ein Betonbauwerk mit hoher Dichtigkeit ge- vermögen der Konstruktion, mangelhaftes Auslegen und
fordert ist, wird eine Beschränkung der Rissbreiten auf Einbringen der Bewehrung, fehlende oder mangelhafte
maximal 0,1 bis 0,2 mm empfohlen. Gewisse Massnah- Anordnung von Fugen, Auftreten von Zwängungsspan-
men erlauben es, das Rissrisiko und die Rissbreiten stark nungen als Folge unzweckmässiger Auflagerung von
zu reduzieren oder in bestimmten Fällen gar zu verhin- Balken und Platten, durch ungeeignete Kombination
dern. Um dies zu erreichen, sind in Abhängigkeit der verschiedener Baustoffe oder Setzungserscheinungen
Rissursache Massnahmen in den folgenden Bereichen bei ungenügender Fundierung sowie durch Bewegungen
zu planen: des Untergrunds.

Betonpraxis 85
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

Zusammensetzung und Nachbehandlung des Betons Bau- und Betonieretappen


Betonzusammensetzung und Nachbehandlungsmass- Auch mit dem Festlegen von Arbeitsfugen und Betonier-
nahmen üben den gewichtigsten Einfluss auf die Grösse etappen lässt sich bis zu einem gewissen Mass das Riss-
der Schwindverformungen und damit das Rissrisiko aus. risiko steuern. Hier empfiehlt es sich, die Anzahl der ein-
Auf Seite 85 ff. werden die verschiedenen Schwindarten zelnen Bauabschnitte und damit auch deren Unter-
und die zugehörigen Verhütungsmassnahmen detailliert schiede des Betonalters möglichst gering zu halten, um
behandelt. den schädlichen Wirkungen des differenziellen Schwin-
dens zwischen den einzelnen Baulosen zu begegnen
(Abb. 3.2.2 und 3.2.3). Falls die Schwindverformung einer
Wand am Fuss durch frühere Betonieretappen verhindert
ist, sollte der Abstand zwischen zwei Betonieretappen
kleiner als die Wandhöhe bleiben (vgl. Abb. 3.2.3 b)).
Auch das Anordnen von Schwindgassen bei grösseren
5 4 6 5 6 Bauteilen kann das Rissrisiko erheblich reduzieren
(Abb. 3.2.4).

2 7 3 3 4

8 1 9 1 2

a) b)

Abb. 3.2.2
Wahl der Betonieretappen bei einer Boden-
platte (Grundriss)
a) Ungünstige Lösung: erhöhtes Rissrisiko
b) Günstige Lösung: geringes Rissrisiko

2 2 5 4

1 1 3

Schwindgasse

2 4 3 h 2 3 4

1 1

a) b) < 2h

Abb. 3.2.3 Abb. 3.2.4


Wahl der Betonieretappen bei einer Stütz- Schwindgasse bei einem grossen Gebäude
mauer (Längsansicht)
a) Ungünstige Lösung: erhöhtes Rissrisiko
b) Günstige Lösung: geringes Rissrisiko

86 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

Verschiedene Arten von Schwindrissen (Rissarten und Auftretenszeiten) auseinandersetzen und


Es ist wichtig, zwischen den verschiedenen Arten des geeignete Verhütungsmassnahmen ergreifen zu können
Schwindens zu unterscheiden, um sich mit deren Folgen (Abb. 3.2.5).

Schwindart Rissrisiko Nützlichkeit / Wirksamkeit


verschiedener Massnahmen
Rissursache Zeitpunkt des Rissart Betonzusam- Nach- Bewehrung
Auftretens mensetzung behandlung
Frischbetonsetzung vor dem Abbinden oberflächlich sehr hoch keine keine
Plastisches Schwinden vor oder oberflächlich mässig sehr hoch keine
(auch Früh- oder während des
Kapillarschwinden) Abbindens
Chemisches Schwinden während des durchgehend sehr hoch mässig keine
(Schrumpfen) Abbindens
Schwinden wegen nach dem Über- oberflächlich sehr hoch sehr hoch mässig
abfliessender schreiten des Tem- bis
Hydratationswärme peraturmaximums durchgehend
(1 Tag bis 10 Tage
nach dem Einbau)
Trocknungsschwinden einige Wochen durchgehend hoch hoch sehr hoch
im Falle korrekter Nach bis einige Jahre
behandlung nach dem
Betonieren

Abb. 3.2.5
Rissrisiko in Abhängigkeit der Schwindart

Setzung von Frischbeton mehr gewährleistet ist, wenn weder ein Belag noch eine
Die Frischbetonsetzung wird durch Sedimentation verur- Beschichtung vorgesehen sind. Durch die Frischbeton-
sacht. Die festen Bestandteile des Frischbetons, Zement setzung bilden sich zusätzlich zu den sichtbaren Rissen
und Gesteinskörnung, setzen sich dabei ab, gleichzeitig unterhalb der Bewehrung noch Luftsäcke, die die Verbund-
sondert sich das im Beton befindliche Wasser ab und wirkung zwischen Bewehrung und Beton reduzieren.
steigt an die Oberfläche. Diese Wasserabsonderung wird
auch als «Bluten» bezeichnet. Dieses Phänomen ist Grundsätzlich lassen sich Risse, die durch Setzungen ver-
typisch für dicke Bauteile und stellt sich ein, bevor der ursacht wurden, einfach erkennen, da sie ein orthogona-
Zement abbindet, d. h. direkt nach dem Einbringen und les Netz identisch zur oberen Bewehrungslage ausbilden
Verdichten des Betons. Im ungünstigsten Fall können (Abb. 3.2.9).
diese Setzungen bis zu 1% der Bauteildicke betragen. Da
junger Beton nur eine geringe Steifigkeit aufweist, kann
er entlang unbeweglicher Punkte zerreissen, z. B. bei
Vorsprüngen oder über Bewehrungsstäben, insbesondere
dann, wenn die Betonüberdeckung gering ist (Abb. 3.2.6).
Die Grösse der Rissöffnungen ist unterschiedlich und
kann mehrere Millimeter betragen. Im Bereich der Risse
ist die Bewehrung schutzlos aggressiven Umweltbedin- Abb. 3.2.6
Frischbetonsetzung mit Riss entlang der
gungen ausgesetzt, sodass ihre Dauerhaftigkeit nicht oberen Bewehrungslage

Betonpraxis 87
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

Abb. 3.2.7 Abb. 3.2.8 Abb. 3.2.9


Typisches Rissbild bei Frischbetonsetzungen Typisches Schadensbild einer Frischbeton- Frischbetonsetzung: die obere Bewehrung
setzung an vertikaler Anschlussbewehrung zeichnet sich an der Betonoberfläche ab

Vorbeugende Massnahmen Der Wasserverlust bewirkt ein Schwinden des Betons in


Folgende vorbeugende Massnahmen können die durch denjenigen Schichten, die ihm besonders ausgesetzt
Frischbetonsetzung entstehenden Risse begrenen: sind, während die vom Wasserverlust nicht betroffenen
• Betonieren von massigen Bauteilen in zwei Schichten kaum schwinden. Dadurch werden im Beton-
Schichten, frisch in frisch inneren Zugspannungen hervorgerufen, die bei Über-
• Erhöhen des Mehlkorngehalts oder verwenden schreiten der naturbedingt anfänglich sehr niedrigen
eines Zements mit höherer Mahlfeinheit, um das Zugfestigkeit zu bis zu mehr als 1 mm breiten Rissen
Wasserrückhaltevermögen zu erhöhen und das führen können. Horizontale Bauteile wie Decken und
Bluten zu reduzieren Unterlagsböden sind am stärksten vom plastischen
• Reduzieren des Wassergehalts Schwinden betroffen (Abb. 3.2.10). Das plastische
• Verschliessen von sich im Frischbeton bildenden Schwindrisiko ist umso grösser, je höher die Beton-
Rissen durch Nachverdichten. Diese Massnahme ist festigkeit ist. Je geringer also die Wassermenge, desto
jedoch nur wirksam, wenn sie zum richtigen empfindlicher reagiert der Beton auf ein frühzeitiges
Zeitpunkt durchgeführt wird. Austrocknen.

Neben dem ästhetischen Mangel, den solche Risse dar-


Plastisches Schwinden stellen, können sie auch die Ursache für eine Zerstörung
Risse infolge plastischen Schwindens (so genannt, weil des Betons sein, wenn in sie eindrungenes Wasser unter
es vor dem Abbindeende erfolgt – man spricht auch von
Früh- oder Kapillarschwinden) entstehen durch raschen
Anmachwasserverlust unmittelbar nach dem Einbringen Verhütungsmassnahmen
des Betons. Dieser kann die Folge übermässiger Wasser- Die Rissbildung wegen plastischen Schwindens kann
verdunstung (Abb. 2.14.6), aber auch übermässiger wie folgt vermieden werden:
Wasseradsorption der Schalungen oder des Bodens sein. • die in Kapitel 2.14 beschriebenen Nachbehand-
lungsmassnahmen sind umgehend zu ergreifen,
Abb. 3.2.10
Rissnetz wegen um die Verdunstung möglichst gering zu halten
plastischen Schwin-
dens • Wasserentzug durch Schalung und Untergrund
auf einer durch deren Vornässen verhindern
Parkhausdecke
• nach Möglichkeit nicht unter extremen Witte-
rungs- oder Temperaturbedingungen betonieren;
andernfalls Befolgen der in den Kapiteln 2.15 und
2.16 abgegebenen Empfehlungen
• Polypropylenfasern beimischen (siehe auch Kap.
1.5 «Fasern»).

88 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

Frostwirkung diesen Zerstörungsprozess auslöst. Der ben Tag bis zu zehn Tagen) auftreten, die nach der Erwär-
Wasserverlust kann auch die vollständige Hydratation mungsphase – aufgrund der beim Abbinden freigesetz-
des Zements verhindern. Die Betonoberfläche weist dann ten Hydratationswärme – einsetzt (Abb. 3.2.12). Das
eine niedrige Festigkeit und eine hohe Porosität auf. Sol- thermische Schwinden und das daraus resultierende
cher Beton zeigt unter widrigen Umweltbedingungen ein Rissrisiko sind umso höher, je grösser die Unterschiede
unbefriedigendes Verhalten mit Wasserinfiltration, dem der Betontemperatur sind und je schneller diese ändert.
Herauslösen einzelner grosser Gesteinskörner, Absanden Massige Bauteile unterliegen einem erhöhten Risiko und
und Abplatzungen. bedingen besondere Verhütungsmassnahmen. Abb. 3.2.11
zeigt eine Momentaufnahme zur Zeit des höchsten Riss-
Chemisches Schwinden (Schrumpfen) risikos für die Wand (5 Tage nach dem Betonieren). Das
Die bei der chemischen Reaktion des Wassers mit dem Fundament wurde 7 Tage vor der Wand betoniert, die
Bindemittel auftretende Volumenverringerung wird als Spannungen klingen daher bereits ab.
chemisches Schwinden (Schrumpfen) bezeichnet. Che-
misch in den Kristallen der Hydratationsprodukte einge- Verhütungsmassnahmen
bundenes Wasser nimmt weniger Volumen ein als Die Rissbildung wegen abfliessender Hydratations-
«freies» Wasser. Die äusseren Abmessungen eines Beton- wärme kann wie folgt vermieden werden:
körpers werden dabei nur solange verändert, wie der • Verwenden von Zementen mit niedrigerer Hydra-
Beton plastisch verformbar ist. Nimmt der Verformungs- tationswärme und Festigkeitsklasse: Portland-
widerstand mit der beginnenden Erhärtungsreaktion zu, kompositzemente (CEM II) oder Hochofenzemen-
führt die Volumenverringerung infolge des chemischen te (CEM III, z. B. Modero 3B) oder ersetzen eines
Prozesses zu feinen Poren im Gefüge. Teils des CEM I durch langsam reagierende mine-
ralische Zusatzstoffe wie Steinkohlenflugasche
Schwinden wegen abfliessender Hydratationswärme (z. B. Hydrolent)
Risse infolge thermischen Schwindens können bei der • Möglichst spät ausschalen. Nicht zum Zeitpunkt
Abkühlung des Betons (ungefähr im Alter von einem hal- der höchsten Betontemperatur ausschalen, um
keinen thermischen Schock zu provozieren (die
Temperatur der Betonoberfläche erfährt beim
+2,75 N/mm2 Ausschalen eine abrupte Abkühlung)
0,50 m
Zug
• Betonieretappen geschickt wählen (Abb. 3.2.2 und
3.2.3)
• Verstärkte und zeitlich ausgedehnte Nachbehand-
lungsmassnahmen vorsehen (Thermomatten).
± 0 N/mm2
1,90 m

Betontemperatur

Rissrisiko
0,55 m

Druck
– 4,82 N/mm2 2,05 m
1 Tag 5 Tage 10 Tage

Abb. 3.2.11 Abb. 3.2.12


Betonspannungen infolge Hydratations- Entwicklung der Betontemperatur während
wärme in einer dicken Stützmauer. der Zementhydratation mit Angabe der Zeit-
Skala der berechneten Spannungen links spanne des hohen Rissrisikos
und Massangaben rechts

Betonpraxis 89
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

Trocknungsschwinden Ist die Zementmenge gegeben, hängt das Endschwind-


Bei den meisten der üblichen Betone wird das Schwin- mass indirekt ebenfalls vom w/z-Wert ab. Es ist umso
den zu einem grossen Teil vom Austrocknen des Betons kleiner, je tiefer der w/z-Wert ist. Ist dagegen die Wasser-
verursacht (Trocknungsschwinden) und zu einem kleine- menge gegeben, lässt sich das Schwindmass über die
ren von der Volumenverkleinerung, die mit der chemi- Zementmenge praktisch nicht beeinflussen.
schen Reaktion zwischen Wasser und dem Zement ein-
hergeht (autogenes Schwinden). Die Abnahme der Beton- Bei hochfesten Betonen mit einem w/z-Wert < 0,40 ver-
abmessungen, die nach der Austrocknung im erhärteten ringert sich das Endschwindmass nicht mehr – es ist im
Zustand beobachtet werden kann, wird als Trocknungs- Gegenteil sogar eine tendenzielle Erhöhung zu beobach-
schwinden bezeichnet. Je schneller die Menge des freien ten –, weil ein starker Anstieg des chemischen oder auto-
Wassers im Gefüge abnimmt, desto stärker schwindet der genen Schwindens die Reduktion des Trocknungsschwin-
Beton. Das Schwinden ist auch umso grösser, je geringer dens bei weitem kompensiert.
die relative Feuchte der umgebenden Luft ist. Darüber
hinaus hängt das Ausmass des Trocknungsschwindens Verhütungsmassnahmen
von der Menge des freien Wassers ab. Die Rissbildung wegen Trocknungsschwindens kann
wie folgt vermieden werden:
Das Endschwindmass beträgt im Allgemeinen zwischen • Wahl eines gut abgestuften Korngemischs mit
0,3 und 0,8 mm/m. Wie aus Abb. 3.2.14 ersichtlich, hängt geringem Wasserbedarf
dieser Wert massgeblich von der Wassermenge der Beton- • durch die Beigabe von Fliessmitteln den w/z-Wert
rezeptur ab. Da sich jede Erhöhung der Wasserdosierung auf ein optimales Mass reduzieren (im Allgemei-
beim Schwindmass doppelt auswirkt, ist es von grosser nen w/z = 0,4 bis 0,5)
Bedeutung, die Wassermenge einer Betonmischung mit- • Schwindfugen anordnen
hilfe einer geeigneten Wahl und regelmässigen Kontrolle • Betonieretappen geschickt wählen
der Kornzusammensetzung, vor allem jener der Sand- • gemäss Kap. 2.14 empfohlene Nachbehandlungs-
fraktion, möglichst gering zu halten. mittel und -dauer anwenden
• Mindestbewehrung vorsehen, um die Risse zu
verteilen (viele Haarrisse sind wenigen, aber brei-
teren Rissen meist vorzuziehen).

Abb. 3.2.13
Risse aufgrund von Trocknungsschwinden

90 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden
Schwindmass [‰]

1,40
0,60 0,50
0,70
Wassergehalt in l/m3
1,20 w/z-Wert
250 0,40

1,00

225
0,80 Herkömmliche
Betone SCC

0,60 200
0,30
175
0,40
150

0,20
125
100

0,00
150 200 300 400 500 600 700

Zementgehalt [kg/m3]

Abb. 3.2.14
Einfluss des Zementgehalts, des Wasser-
gehalts und des Wasserzementwerts auf das
Endschwindmass (gemessen an Prismen der
Abmessungen 100 x 100 x 400 mm
bei einer relativen Luftfeuchte von 50%
ab dem fünften Tag)

Schwindmass von selbstverdichtenden Betonen • Ausführung in grösseren, dafür wenigen Betonier-


Bei selbstverdichtenden Betonen (SCC) können höhere etappen und damit einhergehende Reduktion des dif-
Schwindmasse auftreten als bei vibrierten Betonen (Abb. ferenziellen Schwindens aus unterschiedlichen Beton-
3.2.14). Untersuchungen durch die Empa haben gezeigt, altern.
dass das Rissrisiko dabei nicht notwendigerweise
zunimmt. Dies ist den folgenden günstigen Wirkungen Bemerkung
zuzuschreiben, die die Zunahme des Schwindmasses Bei vibriertem Beton für übliche Hochbauten der Festig-
ausgleichen: keitsklasse C20/25 und der Expositionsklasse XC1 lie-
• Erhöhte Festigkeit des Betons (insbesondere Zugfestig- gen der Wassergehalt und das Schwindmass in der glei-
keit) wegen der höheren Zementmenge. chen Grössenordnung wie bei SCC.
• Leichte Verringerung des Elastizitätsmoduls des Betons
wegen der grösseren Menge an Zementleim, der weni-
ger steif ist als das Korngerüst. Dies wiederum hat ten-
denziell zur Folge, dass die aus dem Schwinden resul-
tierenden Zugspannungen reduziert werden.

Betonpraxis 91
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

3.3 Karbonatisierung und nichtkarbonatisierten Beton schützt dessen hohe Alkali-


Bewehrungskorrosion tät (pH > 12) den Stahl vor Korrosion. Weil die Karbonati-
sierung die Alkalität reduziert (pH < 9), setzt die Korro-
Wie kommt es zur Karbonatisierung? sion ein, sobald die Karbonatisierungsfront (Abb. 3.3.1)
Als Karbonatisierung wird die chemische Reaktion (Bin- die Zone der Bewehrung erreicht hat. Die Korrosion ist
dung) des Kohlendioxids [CO2] der Luft mit dem Calcium- mit einer Volumenvergrösserung der Bewehrung verbun-
hydroxid [Ca(OH)2] des Betons bezeichnet. Sie ist ein Vor- den, die zu einem Absprengen des sie überdeckenden
gang, der an der Oberfläche des Betons beginnt und Betons führt (Abb. 3.3.2). Der Korrosionsfortschritt der
langsam ins Innere fortschreitet. Den Beton selber beein- Bewehrungsstäbe wird dadurch stark beschleunigt, wo-
flusst sie positiv, weil sie ihn kompakter macht und seine mit der Beton rasch seine Tragfähigkeit und Gebrauchs-
Festigkeit und Dauerhaftigkeit erhöht. Die Karbonatisie- tauglichkeit verliert.
rung verleiht dem Beton auch einen gewissen, allerdings
nicht vollkommenen Schutz gegen das Eindringen von Geschwindigkeit der Karbonatisierung
Gasen und Flüssigkeiten. Somit stellt sie für den unbe- Die Geschwindigkeit, mit der sich die Karbonatisierungs-
wehrten Beton einen durchaus vorteilhaften Vorgang dar. front ins Betoninnere bewegt, ist umso höher, je poröser
der Beton ist. Der w/z-Wert ist damit in Bezug auf Ge-
Wirkungen der Karbonatisierung im bewehrten Beton schwindigkeit und Tiefe der Karbonatisierung dominie-
Demgegenüber kann die Karbonatisierung indirekt die rend. Daneben beeinflussen eine Reihe weiterer Faktoren,
Bewehrung des bewehrten Betons schwer schädigen. Im wie Zementgehalt, Temperaturverlauf, alternierende,

Abb. 3.3.1 Abb. 3.3.2


Karbonatisierungsfront, die mit dem Phe- Bauteil, bei dem die ungenügende
nolphthalein-Test auf einem Beton- Überdeckung der Bewehrung als Folge der
einschnitt sichtbar gemacht worden ist. Karbonatisierung und der Korrosion
Wo das Phenolphthalein den Beton violett abgesprengt worden ist
einfärbt, ist der Beton noch nicht
karbonatisiert

92 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

dauernde oder überhaupt keine Benetzung, die Karbona-

Karbonatisierungstiefe [mm]
30
tisierungsgeschwindigkeit und damit die Karbonatisie-
rungstiefe. 25

Verhütungsmassnahmen 20

Um die karbonatisierungsbedingte Bewehrungskorro-


15
sion zu verhüten, muss man dafür sorgen, dass die
Karbonatisierungsfront nicht bis zur Bewehrung vor-
10
stösst. Dies wird erreicht durch:
• eine allseitige, genügende Überdeckung der Be- 5
wehrung, abgestuft zwischen 20 und 65 mm ge-
mäss Expositionsklasse und Bewehrungstyp (De- 10 20 30 40 Zeit
tails siehe Norm SIA 262, Ziffer 5.2.2). Besondere [Jahre]

Beachtung erfordern Scheinfugen und Nuten


Abb. 3.3.3
• je nach Expositionsklasse eine Zementdosierung Die Karbonatisierungstiefe als Funktion der
Zeit variiert, je nach den einwirkenden
von mindestens 280 bzw. 300 kg/m3 fertig ver- Faktoren, in einem weiten Bereich
dichtetem Beton (gemäss SN EN 206-1) und einen
geringen Wasserzementwert (gemäss Expositions-
klasse nach SN EN 206-1), um einen Zementstein Bewehrungskorrosion in Bewehrungskorrosion
von möglichst geringer Porosität zu erzielen karbonatisiertem Beton induziert durch Chloride
• eine nahezu vollständige Verdichtung, d.h. Mini- XC1 XC2 XC3 XC4 XD1 XD2 XD3
mierung des Anteils an Verdichtungsporen Betonstahl 20 35 40 40 55
• eine gute Nachbehandlung des Betons, damit die Spannstahl bzw.
30 45 50 50 65
Betonoberfläche auch nach dem Ausschalen kei- Spannglied
nen Feuchtigkeitsverlust erleidet und vollständig
Abb. 3.3.4
hydratisieren kann. Bewehrungsüberdeckung in mm nach Norm
SIA 262 für Expositionsklassen XC und XD

Alkalitätsreserve
Die Karbonatisierung ist aber auch vom Klinkergehalt
Theoretisch freies Ca(OH)2 bei
des Zements im Beton abhängig. Beton aus Portland- Portlandzement CEM I
zement hat wegen des hohen Calciumhydroxidgehalts
Theoretisch freies Ca(OH)2 bei 100 kg
[Ca(OH)2] im Zementstein einen entsprechenden Wider-
Portlandkalksteinzement CEM II/A-LL
stand gegen Karbonatisierung. In der Praxis wird bei
Betonen mit CEM II/A-LL- und CEM II/B-M-Zementen Theor. freies Ca(OH)2 bei Port- 85 kg

eine leicht höhere Karbonatisierung beobachtet, die zum landkompositzem. CEM II/B-M

Teil mit dem geringeren Potenzial an theoretisch zur 70 kg


Verfügung stehendem Gehalt an freiem Ca(OH)2 erklärt
werden kann. Zum Korrosionsschutz der Bewehrung ist
10 kg Potenzial an theoretisch freiem Ca(OH)2
bezogen auf eine Nutzungsdauer von 50 Jahren nur ein Benötigtes Ca(OH)2 als Alkalitätsreserve
sehr viel geringerer Anteil an Ca(OH)2 als Alkalitätsreser- zum Korrosionsschutz der Bewehrung

ve notwendig (vgl. Abb. 3.3.5).


Abb. 3.3.5
Potenzial an theoretisch freiem Calcium-
hydroxid [Ca(CO2)] in Abhängigkeit der
Zementart. Die Angaben beziehen sich auf
1 m3 Beton, der 300 kg/m3 Zement enthält

Betonpraxis 93
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

3.4 Ausblühungen Wann kommt es zu Kalkausblühungen?


Sehr wichtig ist die Witterung, der der junge Beton aus-
Was sind Ausblühungen? gesetzt ist. Im Allgemeinen bilden sich Ausblühungen
Anmachwasser enthält immer einen gewissen Anteil ge- vorwiegend bei feuchter und kalter Witterung (Ende des
löster Stoffe. Beim Betonmischvorgang können weitere Herbsts, Frühlingsbeginn). Regen, Schnee, Nebel oder Kon-
Stoffe gelöst werden, oder sie gelangen bei der Zement- denswasser begünstigen die Bildung von Ausblühungen.
hydratation ins Wasser. Beim Austrocknen des Betons Die Entstehung von Ausblühungen wird unterstützt
werden die gelösten Stoffe an der Betonoberfläche aus durch:
dem verdunstenden Wasser ausgeschieden und bilden • hohe Porosität des Betons, weil das Wasser dann leicht
weissliche Beläge – Ausblühungen. im Betoninnern zirkulieren kann (Abb. 3.4.2)
• hohe Anmachwassermenge.
Verbreitete Kalkausblühungen
Am häufigsten sind die weissen Ausblühungen, die von
Calciumhydroxid [Ca(OH)2] herrühren, das bei der Zement-
hydratation freigesetzt wird. Nach dem Verdunsten des
Anmachwassers auf der Betonoberfläche wird das
zurückbleibende Calciumhydroxid durch das Kohlen-
dioxid [CO2] der Luft rasch in wasserunlösliches Calcium-
karbonat [CaCO3] umgewandelt. Wiederholt sich das
Benetzen und Austrocknen des Betons einige Male, so
wird die Calciumkarbonatschicht an der Oberfläche so
dick, dass sie als weisser Fleck sichtbar wird (Abb. 3.4.1).
Voraussetzung für das Entstehen von Calciumkarbonat-
Ausblühungen ist also das mehrfache teilweise oder voll-
ständige Benetzen und Austrocknen des jungen Betons.

Abb. 3.4.1 Abb. 3.4.2


Kalkausblühungen Kalkaussinterung (d.h. dauernde Kalkaus-
an einer Betonmauer waschung) als Folge undichter Fugen und
dauernden Wasserzuflusses

94 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

Entfernen von Ausblühungen Vermeiden von Ausblühungen


Treten Ausblühungen nur örtlich beschränkt auf, lassen Es ist nicht möglich, Ausblühungen gänzlich zu ver-
sie sich durch Abbürsten mit einem Stück Schaumglas meiden. Folgende Massnahmen können das Risiko für
oder, unter der Anleitung von Fachleuten und unter Ausblühungen jedoch verringern:
genauer Beachtung der Vorsichtsregeln, mit den bekann- • Möglichst wenig Zugabewasser (u. U. durch Ver-
ten säurehaltigen Spezialprodukten entfernen. Ausblü- wenden von Fliessmitteln), Herstellung eines
hungen können auch – nach Jahren – von selber ver- möglichst dichten, wenig porösen Betons.
schwinden, wenn das betreffende Bauteil immer wieder • Jungen Beton durch Abdecken (mit Plastikfolie
dem Regen ausgesetzt ist. o. Ä.) vor Regen schützen, insbesondere bei unge-
schützten Mauerkronen (Abb. 3.4.3).
• Vermeiden von Kondenswasser, indem für guten
Luftzutritt zu allen Betonoberflächen gesorgt
wird (z.B. Betonteile nicht aufeinanderstapeln).
• Verwenden von Zementen, die latent-hydraulische
oder puzzolanische Zusätze enthalten. Hierfür
kommen vor allem die Holcim Zemente der
Modero- oder Fortico-Reihe in Betracht. Diese
verwandeln eines Teil des Calciumhydroxids noch
im Betoninnern in wasserunlöslichen Zement-
stein und reduzieren die Permeabilität des

Abb. 3.4.3
Betons (vgl. Abb. 3.3.5).
Kalkausblühungen an einer Betonmauer, die • Auftragen einer geeigneten Hydrophobierung/
einen Tag nach dem Ausschalen dem Regen
ausgesetzt wurde Versiegelung oder Beschichtung auf die Beton-
fläche.
• Periodisches Tropfen von Dachrinnen, abtropfen-
Ausblühungen durch Alkalisalze des Kondenswasser von Wasserleitungen oder
Mitunter werden Ausblühungen auch durch im Wasser von Blechen auf «junge» Betonbauteile ist unbe-
leicht lösliche Alkalisalze verursacht. Wegen ihrer guten dingt zu vermeiden.
Löslichkeit lassen sie sich durch Abbürsten mit Wasser
leicht entfernen, oder aber sie verschwinden nach einem
ausgiebigen Regen von selbst.

Betonpraxis 95
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

3.5 Angriff durch Frost und dien) ist die Folge des durch die genannten Stoffe oder
Taumittel Medien in den oberflächennahen Schichten des Betons
verursachten thermischen Schocks. Die Taumittel entzie-
Angriff durch Frost hen dem Beton die für das Aufschmelzen des Schnees
Die Schädigung des Betons durch periodisches Gefrieren oder Eises notwendige Wärme. Dies verursacht einen
und Tauen erfolgt vor allem durch die Umwandlung des besonders raschen Temperatursturz, der durch den glei-
Wassers in den Kapillarporen des Zementsteins und der chen Mechanismus wie bei der Frosteinwirkung Scher-
Gesteinskörnung zu Eis. Die Eisbildung (Kristallbildung) spannungen hervorruft, die zu Abplatzungen an der
ist mit einer rund neunprozentigen Volumenvergrösse- Betonoberfläche führen können. Allerdings ist die schädi-
rung verbunden. Diese, aber auch die dadurch bewirkte gende Einwirkung der Taumittel sehr viel intensiver als
Verdrängung des noch nicht gefrorenen Wassers im die blosse Frosteinwirkung.
Kapillarporensystem im Betoninnern bewirken das Auf-
treten hoher innerer Drücke und Spannungen. Über- Bewehrungskorrosion
schreiten diese die Betonfestigkeit, wird der Beton ge- Es ist unvermeidlich, dass die im Schmelzwasser gelösten
schädigt (Oberflächenbeschädigung). Es entsteht bei Chloride, die aus den in der Praxis aus Kostengründen
häufiger Wiederholung des Frost-Tau-Zyklus ein dichtes fast ausschliesslich verwendeten Tausalzen (Calcium-
Netz von Mikrorissen in den oberflächennahen Beton- oder Natriumchlorid [Kochsalz]) stammen, mehr oder
schichten, die zu einer erheblichen Festigkeitsminderung weniger tief in den Beton eindringen. Sie stellen eine
und schliesslich zu Abplatzungen an der Oberfläche und schwerwiegende Gefährdung der Bewehrung dar, weil
zum Zerbröckeln des Betons führen (Zerstörung des sie deren Zerstörung durch Lochfrasskorrosion bewirken
Betongefüges). können (Abb. 3.5.1). Will man die chloridbedingte
Bewehrungskorrosion vermeiden, muss man die teureren
Temperaturstürze im Beton unter den Gefrierpunkt sind chloridfreien Taumittel (z.B. Glykole, Harnstoff) verwen-
umso gefährlicher, je rascher und je häufiger sie erfolgen. den.
Allerdings müssen die Poren des Betons voll Wasser, d.h.
der Beton muss fast mit Wasser gesättigt sein, damit es Die Gefährdung des Betons durch Tausalze beschränkt
zu einer Schädigung des Betons kommt. Deshalb sind sich jedoch auf deren primäre Funktion als Taumittel
senkrechte Betonoberflächen, wie zum Beispiel Wände, während und unmittelbar nach dem Aufstreuen. Der
Stützen und Brüstungen, von Frostschäden weniger Beton selber wird von gelösten Chloriden, sofern sie ver-
betroffen. dünnt vorliegen (wie z. B. im tausalzbeladenen Schmelz-
wasser oder im von Fahrzeugrädern aufgewirbelten, tau-
Einwirkung von Taumittel salzbeladenen Sprühnebel) nicht angegriffen, wohl aber
Die Schädigung des Betons durch Taumittel (oder andere, die Bewehrung.
den Gefrierpunkt des Wassers senkende Stoffe oder Me-

Abb. 3.5.1
Lochfrasskorrosion
an Bewehrungs-
stahl

96 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

Betonzusammensetzung bei Frost- und Taumittelangriff In SN EN 206-1 sind die Anforderungen an den Beton
Die Wahl einer geeigneten Betonzusammensetzung entsprechend seiner Exposition festgelegt, siehe Abb.
kann Schäden durch Frost und Taumittel weitestgehend 3.5.2. Dabei wird unterschieden zwischen einem Angriff
vermeiden. Grundsätzlich gilt, dass mit zunehmender mit und ohne Taumittel. Davon ausgehend werden
Dichte des Betongefüges sich der Widerstand gegen das sowohl der maximale Wasserzementwert als auch der
Eindringen von Wasser oder Chloriden – und damit die Mindestzementgehalt festgelegt. Bei Angriff durch
Beständigkeit und Dauerhaftigkeit – erhöht. Eine niedrige Taumittel sind zusätzlich künstliche Luftporen einzufüh-
Kapillarität des Betons behindert die Wanderung des ren, deren Gehalt vom verwendeten Grösstkorn des
Wassers von aussen in den Beton und die Bildung von Eis Korngemischs abhängt, Abb. 3.5.3.
in den Kapillarporen.

Expo- Art des Angriffs Bauteile Maximaler Mindestze- Mit künstlich


sitions- w/z-Wert mentgehalt eingeführten
klasse [kg/m3] Luftporen
mässige Wassersättigung vertikale Aussenbauteile, die
XF1 0,50 300
ohne Taumittel Regen und Frost ausgesetzt sind
mässige Wassersättigung vertikale Betonbauteile
XF2 0,50 300 x
mit Taumittel im Sprühnebelbereich
horizontale Aussenbauteile, die;
XF3 hohe Wassersättigung Regen und Frost ausgesetzt sind; 0,50 300 x
ohne Taumittel Ufermauern, Betonbeläge ohne
Taumittelbeanspruchung
horizontale und vertikale Bauteile,
die taumittelhaltigem Sprühnebel
hohe Wassersättigung
XF4 und Frost ausgesetzt sind; Beton- 0,45 340 x
mit Taumittel
beläge, offene Parkdecks, Räumer-
laufbahnen

Abb. 3.5.2
Anforderungen an den Beton bei Frost-
und Taumittelangriff

Beton ohne Luftporen Nennwert des Grösstkorns [mm]


Die Herstellung und Verarbeitung eines sehr dichten 8 16 22,5 32 45 63
Betons mit einem w/z-Wert ≤ 0,45 und einem Luftgehalt Mindestluft-
4,0 3,5 3,3 3,0 2,5 2,0
von weniger als einem Volumenprozent kann auch zu gehalt [Vol.-%]
einem frost- und frosttaumittelbeständigen Beton füh- Mindestzement-
ren und ist gemäss SN EN 206-1 wie folgt definiert: gehalt [M.-%], +15% +10% +5% 0 –5% –10%
Wenn vom Ausschreibenden Beton ohne oder mit wenig vgl. Abb. 3.5.2
künstlich eingeführter Luft bestellt wird, gelten bis auf
Abb. 3.5.3
den Mindestluftgehalt alle Anforderungen an die Beton- Anpassungen des Mindestluftgehalts
und des erforderlichen Mindest-
zusammensetzung für die Expositionsklasse XF4. Der zementgehalts
maximale Luftgehalt darf höchstens 4 Volumenprozent
über dem Mindestluftgehalt liegen.

Betonpraxis 97
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

Wirkungsweise der Luftporen im Beton ger Zemente (Normo 4, Normo 5R) und das Absenken
Mithilfe von Zusatzmitteln (Luftporenbildner) werden des Wasserzementwerts kompensiert werden.
künstlich kleine, fein verteilte, kugelförmige, geschlosse-
ne Mikroluftporen in den Beton eingeführt, die im Beton Neben den Anforderungen an die Betonzusammenset-
eine bestimmte Grösse (Durchmesser ≤ 0,3 mm) und zung ist auf die Verwendung frostbeständiger Gesteins-
einen bestimmten maximalen Abstand zueinander körnungen zu achten. Grundsätzlich ist die Herstellung
(Abstandsfaktor AF ≤ 0,2 mm) aufweisen sollten, um und Verarbeitung von Luftporenbeton sehr anspruchsvoll
wirksam zu werden und die Widerstandsfähigkeit gegen und wird von vielen Faktoren beeinflusst:
Frost- und Taumittelangriff und somit die Dauerhaftig- • verwendete Betonausgangsstoffe (Zement, Gesteins-
keit zu erhöhen. Die positive Wirkung dieser eingeführ- körnung, puzzolanische Zusatzstoffe)
ten Luftporen ist vor allem darauf zurückzuführen, dass • Konsistenz des Betons
Abb. 3.5.4
Gerät zur Messung dem gefrierenden Wasser im Beton Expansionsplatz zur • Mischzeit und -intensität
des Luftgehalts von Verfügung gestellt wird. Des Weiteren wird das sonst • Temperatur
Frischbeton
(sogenannter durchgängige Kapillarsystem des Betons unterbrochen • Verdichtungsart und -dauer.
Luftporentopf)
und damit die Wasseraufnahme des Betons verringert.
Die Wirksamkeit dieser Massnahmen hängt wesentlich Deshalb sollte die Eignung eines Luftporenbetons in
vom Einhalten der Mindestluftgehalte und des Abstands- einer Erstprüfung nachgewiesen und im Laufe der Her-
faktors ab. stellung überprüft werden.

Neben der positiven Wirkung der Mikroluftporen kommt Prüfmethoden zur Bestimmung der Luftporen im Beton
es zu einem Festigkeitsabfall des Betons. Dieser ent- Der Luftporengehalt lässt sich sowohl am Frischbeton als
spricht etwa folgender Beziehung: auch am Festbeton überprüfen. Wegen seiner einfachen
Handhabung wird am häufigsten der Luftporentopf
+ 1% Luftporengehalt (Druckausgleichsverfahren) benutzt (Abb. 3.5.4). Das Be-
➝ Reduktion der Druckfestigkeit fc um bis zu 5 N/mm2 stimmen der Porenkennwerte (Luftporengehalt, Durch-
messer, Abstandsfaktor) am Festbeton erfolgt über eine
Dieser Einfluss kann durch entsprechende betontechno- mikroskopische Bildanalyse (Abb. 3.5.5 und 3.5.6). Dazu
logische Massnahmen wie die Verwendung hochwerti- werden aus Festbetonproben Anschliffe hergestellt.

Abb. 3.5.5 Abb. 3.5.6


Für Frost-Taumittelbeständigkeit erforderli- Ungleichmässige, deshalb für Frost-Tau-
che gleichmässige Luftporenverteilung mittelbeständigkeit inakzeptable Luftporen-
(mikroskopische Anschliffaufnahme, verteilung (mikroskopische Anschliffaufnah-
5x vergrössert) me, 5x vergrössert)

98 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

3.6 Angriff durch Sulfate Verhütungsmassnahmen


(treibender Angriff) Muss davon ausgegangen werden, dass der Beton mit
gelösten oder im Boden vorkommenden Sulfaten im
Chemische Vorgänge beim Sulfatangriff Kontakt stehen wird, sind folgende Vorsichtsmass-
Sulfate in wässeriger Lösung können erhärteten Beton nahmen zu treffen:
angreifen. Sie verbinden sich mit dem Tricalciumaluminat • der eingebrachte Beton muss sehr dicht sein, d.h.
des Zementsteins, wobei sich unter starker Volumenver- eine niedrige Porosität haben
grösserung die Verbindung Ettringit – unter gewissen • der w/z-Wert des Frischbetons soll 0,50 nicht
Voraussetzungen auch Thaumasit – bildet. überschreiten
• ist anzunehmen, dass der Beton mit zirkulieren-
Schäden durch Sulfatangriffe dem Wasser mit einem Sulfatgehalt von mehr als
Der Sulfatangriff bedroht vor allem erdberührende 600 mg SO4–2/l oder mit Erdschichten mit einem
Betonkonstruktionen und -bauteile. Im Untergrund vor- Sulfatgehalt von mehr als 3000 mg SO4–2/kg in
handene, wasserlösliche, sulfatische Mineralien wie Gips Kontakt stehen wird, soll gemäss SN EN 206-1
und Anhydrit (Calciumsulfat) bilden Risikofaktoren, ein Zement mit erhöhtem bzw. hohem Sulfat-
denen Rechnung zu tragen ist. Selbst weit entfernte widerstand (HS gemäss Kap. 1.1) verwendet wer-
Sulfatvorkommen können zu einer Gefährdung führen, den. Hierfür kommen in Betracht:
da die Sulfate durch die Zirkulation unterirdischer Wässer • Portlandzemente der Holcim Protego-Reihe mit
zum Betonbauwerk gelangen können. Abwasserkanali- besonders niedrigem Gehalt an Tricalciumalu-
sationen der Haushalte und/oder der Industrie können minat (≤ 3% C3A)
durch Sulfatangriffe geschädigt werden, weil solche • Hochofenzemente wie Modero 3B mit einem
Abwässer oft gelöste Sulfate enthalten. Die Schädigung Gehalt an Hüttensand von mindestens 66%.
des Betons geht von einer Volumenvergrösserung aus,
die zu einer starken Rissbildung führt (Abb. 3.6.1). Die SN EN 206-1 berücksichtigt sulfathaltige Grund-
wässer und natürliche Böden unter der Expositions-
klasse des chemischen Angriffs, XA1 bis XA3 (siehe
Kap. 2.2). Erfolgt wegen des erhöhten Sulfatgehalts
im Grundwasser oder Boden die Zuordnung zu den
Expositionsklassen XA2 oder XA3, sind Zemente mit
einem hohen Sulfatwiderstand gemäss SN EN 197-1
zu verwenden. Bei der Expositionsklasse XA1 (schwa-
cher Angriff) ist die Verwendung aller in SN EN 206-1,
Tabelle NA.3, aufgeführten Zementarten gestattet.

Abb. 3.6.2
Tübbings – Bautei-
le, die oft in sulfat-
haltiger Umgebung
Sulfatschaden eingebaut werden

ursprüngliche Länge

Abb. 3.6.1
Volumenvergrösserung (Treiben) eines in
stark sulfathaltiger Lösung gelagerten
Zementmörtelprismas

Betonpraxis 99
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

3.7 Angriff durch chemische Verhütungsmassnahmen


Stoffe (lösender Angriff) Der Schutz des Betons vor dem Angriff chemischer
Stoffe von aussen erfordert:
Arten der chemischen Schädigungen • Die Herstellung und Verarbeitung eines dichten
Je nach der Art der chemischen Angriffe bleibt der Beton Betons mit einem w/zeq-Wert von 0,45 bis 0,50.
entweder beständig oder zersetzt sich mehr oder weni- • Eine erhöhte (durch den Ingenieur gemäss spezi-
ger rasch. Im Wesentlichen sind zwei Arten von fischen Gegebenheiten festzulegende) Überde-
Schädigungen zu unterscheiden. ckung des Betons, ohne jede Ausnahme auch bei
Scheinfugen, Fugen und Abtreppungen.
Chemische Zersetzung
Eine chemische Zersetzung des Betons ist gekennzeichnet Dank ihres Silicastaubgehalts erlauben die Holcim
durch die Auflösung eines oder auch mehrerer Bestand- Zemente der Fortico-Reihe, einen Beton hoher Dichte
teile des erhärteten Zementsteins durch einen von aussen und damit niedriger Porosität herzustellen und zu ver-
einwirkenden chemischen Stoff. Der oder die betreffen- arbeiten. Die Verwendung dieser Zemente drängt sich
den Bestandteile werden dabei aus dem Beton ausge- dann auf, wenn das Betonbauteil vor aggressiven che-
laugt, wodurch der Beton immer poröser wird und damit mischen Stoffen geschützt werden muss. Muss mit
nicht nur an Festigkeit, sondern auch seine Schutzfunk- dem Angriff gelöster Sulfate gerechnet werden, sind
tion gegen die Bewehrungskorrosion verliert. Dieser die erwähnten Massnahmen durch die Verwendung
Vorgang beginnt immer an der Kontaktfläche zwischen eines Zements mit hohem Sulfatwiderstand (HS
Beton und dem chemisch wirkenden Stoff und schreitet gemäss Kap. 1.1) zu ergänzen. Hierfür kommen vor
(meist langsam) ins Betoninnere fort. allem die Holcim Zemente Protego 4R und Modero 3B
in Betracht (siehe auch Kap. 3.6 «Angriff durch
Chemisch bewirktes Quellen Sulfate»).
Eine zweite Art der chemischen Schädigung wird in
Gegenwart von Kapillarporenwasser durch die Reaktion Beton ist nur gegenüber sehr schwachen Säuren ein-
eines chemisch wirksamen Stoffs mit einem oder mehre- igermassen beständig. Schon Säuren mittlerer Stärke
ren Bestandteilen des erhärteten Zementsteins verur- und erst recht starke Säuren zersetzen ihn bis zur
sacht. Entsteht bei dieser Reaktion ein festes Produkt, Gebrauchsuntauglichkeit. Neben den schon erwähn-
das ein grösseres Volumen besitzt als die festen Ausgangs- ten Massnahmen ist zu seinem Schutz vor solchen
stoffe zusammen, kommt es zu einem Quellen des Säuren zusätzlich eine säurebeständige Beschichtung
Betons. Da die dadurch hervorgerufenen Spannungen (Kunstharze, Keramik usw.) erforderlich.
bald die Betonfestigkeit übersteigen, bilden sich Risse,
die sich langsam, aber stetig ausbreiten, oft auch in vom
Ort der Reaktion entfernten Zonen.

Säureangriff

Abb. 3.7.2
Von Säure angegriffenes Zementmörtel-
prisma (rechte Prismenhälfte)

Abb. 3.7.1
Oberflächenangriff in einem Klärbecken

100 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

Wirkung verschiedener chemischer Stoffe dingungen berücksichtigt werden. Dabei unterscheidet


Abbildung 3.7.3 zeigt, ob und wie verschiedene, häufig die Norm zwischen verschiedenen Expositionsklassen, wie
mit Beton in Berührung kommende chemische Stoffe auf z.B. chemischem Angriff (XA) oder durch Karbonatisie-
diesen einwirken. Bei der Festlegung des Betons nach rung ausgelöster Korrosion (XC). Weitere diesbezügliche
SN EN 206-1 müssen die einwirkenden Umgebungsbe- Angaben finden sich in Kap. 2.2 «Festlegung des Betons».

Unbewehrter Beton Bewehrter Beton


keine Schädigung lösender Angriff treibender Angriff Bewehrungskorrosion
Chemischer Stoff chem. Zersetzung Gefügezerstörung
Basen (Laugen)
schwache Basen ●
starke Basen ●
Starke Säuren ■
Mineralsäuren (Schwefel-,
◆◆ ■
Salz-, Salpetersäure)
Schwache Säuren ■
organische Säuren (Essig-,
◆ ■
Milch-, Buttersäure)
kalklösende Kohlensäure ◆ ■
Kohlendioxid (CO2) ● ■
Salze
Ammonium-, Magnsiumsalze ◆ ■
Öle, Fette
natürliche tierische und pflanz-

liche Öle und Fette
synthet. Mineralöle und -fette ●
Sulfate
gelöste Sulfate (Sulfattreiben) ◆ ■
Chloride
gelöste Chloride ● ◆
Wasser
Regenwasser, destilliert, ent-
◆ ■
mineralisiert
weiche Wässer, kalkarm ◆ ■
saure Wässer (pH < 6,5) ◆ ■

● keine Schädigung
◆ direkter Angriff
■ Korrosion als Folge der oberflächlichen Zerstörung des Betons oder seiner bis zur Bewehrung vorgedrungenen
Karbonatisierung

Abb. 3.7.3
Wirkung verschiedener chemischer Stoffe
auf Beton

Betonpraxis 101
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

3.8 Alkali-Aggregat-Reaktion beide Reaktionen ähnlich verlaufen. Auf die Alkali-Karbo-


nat-Reaktion wird nicht näher eingegangen, da in der
Allgemein wird unter der Alkali-Aggregat-Reaktion (AAR) Schweiz bisher keine Schadensfälle bekannt sind, die auf
eine Reaktion zwischen Bestandteilen der Gesteinskör- diesen Typ der Reaktion zurückzuführen sind.
nung und der Porenlösung des Betons verstanden. Be-
stimmte Gesteinskörner sind aufgrund ihrer Zusammen- Die AAR läuft praktisch in jedem Beton ab. Alle Gesteins-
setzung im alkalischen Milieu des Betons instabil. Die typen reagieren mehr oder weniger mit den Alkalien in
aus der expansiven Reaktion resultierende Dehnung des der Porenlösung des Betons, wenn die drei folgenden
Betons kann zu Betonschäden führen. Die AAR wird in Bedingungen gleichzeitig erfüllt sind:
der Literatur in drei Reaktionstypen aufgeteilt. Die Reak- • reaktive Gesteinskörnung
tionstypen unterscheiden sich darin, welche Art der • wirksamer Alkaligehalt
Gesteinskörnung, d. h. Gesteinstyp oder Mineralphase, • ausreichend Feuchtigkeit.
an der Reaktion beteiligt ist:
• Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR) Die drei Bedingungen stellen ein notwendiges, aber kein
• Alkali-Silikat-Reaktion (ASR) und hinreichendes Kriterium dar, dass ein AAR-Schaden ent-
• Alkali-Karbonat-Reaktion. steht. Die AAR kann erst zu einem Schaden führen, wenn
die als Folge der AAR auftretenden Dehnungen nicht frei
Die Alkali-Kieselsäure-Reaktion tritt hauptsächlich bei erfolgen und damit Zwangsspannungen im Beton ent-
Gesteinen mit amorpher und teilkristalliner Kieselsäure, stehen. Sind die Zwangsspannungen grösser als die Zug-
wie vulkanischen, glasig erstarrten Gesteinen, sowie festigkeit des Betons, entstehen Gefügestörungen, Risse
Sedimenten, wie Flint, kieseligen Kalken und Phylliten, und Abplatzungen im Beton. Der verantwortliche Inge-
auf. Die Alkali-Silikat-Reaktion läuft langsamer ab als die nieur hat dann zu entscheiden, ob diese Schäden an dem
Alkali-Kieselsäure-Reaktion. Die Reaktionsgeschwindig- betreffenden Bauteil bzw. Bauwerk zu einer Verringerung
keit wird von der Kristallgrösse des Quarzes und Defekten der Dauerhaftigkeit, Gebrauchstauglichkeit und/oder
in seiner Gitterstruktur, die durch Metamorphose und Tragsicherheit führen, oder ob diese Schäden nur die
Deformation bedingt sind, bestimmt. Neben Quarz kön- Ästhetik beeinflussen.
nen auch andere Silikate eine Rolle spielen.
In Abbildung 3.8.1 sind die wichtigsten Einflussgrössen,
Im Folgenden werden vereinfachend unter der Alkali- gruppiert nach Betonzusammensetzung, Umgebung und
Aggregat-Reaktion sowohl die Alkali-Kieselsäure-Reak- Bauwerk, grafisch dargestellt.
tion als auch die Alkali-Silikat-Reaktion verstanden, da

Bauwerk
• Lage und Orientierung
• Art der Konstruktion
Betonzusammensetzung • Bauteilgeometrie und -dicke
• Zement
• Gesteinskörnung AAR
• Zusatzstoff
Umgebung
• Zusatzmittel
• Feuchtigkeit
• w/z-Wert
• Temperatur
• Frost- und chemischer Angriff
• Externe Alkalienzufuhr

Abb. 3.8.1
Einflussgrössen auf die schädigende AAR

102 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

Schäden infolge Alkali-Aggregat-Reaktion Anschliffen. Anhand von Veränderungen im Mikrogefüge


Die Ermittlung der Ursachen von Schäden erfordert ein des Betons, wie z. B. Rissen und Gelablagerungen, kann
umfangreiches Fachwissen, da häufig mehrere Vorgänge eine schädigende AAR im Beton identifiziert werden.
einen Schaden auslösen und die Schadensbilder auch bei Zudem kann festgestellt werden, welche Gesteinstypen
unterschiedlichen Ursachen sehr ähnlich sind. Dies gilt und Mineralien betroffen sind.
besonders für Bauwerke, bei denen eine AAR als Schadens-
ursache vermutet wird, da das äussere Erscheinungsbild In der Praxis spielt die betonschädigende AAR im Ver-
der Schäden – Rissbildung, Absprengungen und Ausblü- gleich zu anderen Schadensmechanismen, wie z. B. der
hungen – nur erste Hinweise auf die Schadensursache Frost-Taumittel-Einwirkung, bislang mit wenigen Aus-
gibt. So unterscheidet sich eine durch AAR verursachte nahmen keine bedeutende Rolle. AAR-bedingte Schäden
Rissbildung nur wenig von einem Rissbild, das durch sind in der Schweiz bisher an folgenden Bauwerken auf-
Schwinden, Quellen und Temperaturänderung verursacht getreten:
wird. Eine betonschädigende AAR lässt sich an den fol- • Stütz- und Flügelmauern, Bordüren
genden Merkmalen erkennen: • Aussenbereiche von Tunneln und Galerien (Abb. 3.8.2)
• Brückenpfeiler und Sockelbereiche (Abb. 3.8.3)
Äussere, makroskopische Erkennungsmerkmale am • Bauten im Bereich von Wasserkraftanlagen, z. B. Stau-
Bauwerk: dämme.
• polygonales Rissmuster (dm- bis m-Bereich)
• Feuchtigkeit entlang der Risse In der Schweiz können Bauwerke mit sichtbaren Rissen,
• Gelablagerungen (hell und glasig) entlang der Risse die eindeutig auf eine schädigende AAR im Beton zurück-
• Gewellte Struktur der Betonoberfläche geführt werden können, am häufigsten im zentralen und
• Abplatzungen über Gesteinskörnern (Pop-Outs) westlichen Voralpen- und zentralen Alpenraum festge-
• Fleckige Farbmusterung auf der Betonoberfläche stellt werden. Aber auch im Mittelland und im Gebiet des
• Reaktionssäume um Gesteinskörner. Jurasüdfusses sind vermehrt Bauwerke mit den AAR-Er-
kennungsmerkmalen zu beobachten. Die meisten betrof-
Innere, mikroskopische Erkennungsmerkmale: fenen Bauwerke haben ein Alter von 20 bis 40 Jahren.
Wichtige Hinweise über Schadensursachen im Beton
geben mikroskopische Untersuchungen an Dünn- oder

Abb. 3.8.2 Abb. 3.8.3


Risse am Bauwerk (im Eingangsbereich eines Risse am Bauwerk, Originalgrösse: 1 m x 1 m
Tunnels), Originalgrösse: 3 m x 3 m

Betonpraxis 103
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

Vorsorgliche Massnahmen gemäss SN EN 206-1 sollte der maximale w/z-Wert


In der Schweiz bestehen keine normativen Regelungen ≤ 0,50 betragen. Je geringer der w/z-Wert des Betons
für die Vorgehensweise bei einer Alkali-Aggregat-Reak- gewählt wird, desto geringer ist die Gesamtporosität
tion. Bei einem Verdacht sind gemäss SN EN 206-1 Fach- und der Anteil an Kapillarporen. Dies erhöht den
leute, z. B. jene von Holcim Schweiz, beizuziehen. Im Jahr Widerstand des Betons gegenüber dem Eindringen
2005 erarbeitete die cemsuisse auf der Grundlage eines von Wasser und darin gelöster Salze.
umfangreichen Forschungsprogramms Empfehlungen • Der weitaus grösste Teil der Gesteinskörnungen in der
für Neubauten. Auf deren Basis wird zurzeit ein Merk- Schweiz ist potenziell reaktiv. Entsprechend werden
blatt des SIA zum Thema AAR erarbeitet. zur Herstellung von Bauwerken auch potentiell reakti-
ve Gesteinskörnungen eingesetzt. Mit einer geeigne-
In den Empfehlungen der cemsuisse wird eine systemati- ten Betonzusammensetzung können auch mit poten-
sche Vorgehensweise beim Ergreifen von Massnahmen ziell reaktiven Gesteinskörnungen nicht reaktive
zur Vermeidung einer betonschädigenden AAR im Einzel- Betone hergestellt werden. Wird Brechmaterial einge-
fall für Neubauten vorgeschlagen. Dabei werden Präven- setzt, kann in Ausnahmefällen ein Austausch einzelner
tionsstufen in Abhängigkeit von einer Risikoklasse und Kornfraktionen potenziell reaktiver Gesteinskörnungen
einer Beanspruchungsklasse eines Bauwerks eingeführt. sinnvoll sein.
Ein Flussdiagramm stellt den Ablauf bei einem Verdacht • In der Schweiz wird Beton heute noch vorwiegend mit
einer betonschädigenden AAR hinsichtlich der durchzu- CEM-II-Zementen hergestellt. Bei praxisüblichen
führenden Nachweise und Nachweisverfahren in Abhän- Zementgehalten sind in Verbindung mit den meisten
gigkeit zur Präventionsstufe dar. Gesteinskörnungen der Schweiz bisher wenige AAR-
bedingte Schäden aufgetreten. Ein höherer AAR-Wider-
Die betonschädigende AAR beeinträchtigt vor allem die stand lässt sich mit einem CEM III/B – Modero 3B –
Dauerhaftigkeit von Betonbauwerken. Zur Gewährleis- erreichen.
tung der Dauerhaftigkeit während der geplanten Nut- • Konstruktive Massnahmen haben zum Ziel, das
zungsdauer sind angemessene Massnahmen während Eindringen von Wasser in das Innere des Betons zu
der Projektierung, Ausführung, Nutzung und Erhaltung, behindern oder vollständig zu verhindern. Mit abneh-
insbesondere betontechnologische und konstruktive Vor- mendem Feuchtigkeitsgehalt sinkt das Risiko einer
kehrungen zum Schutz des Bauwerkes, eine fachgerechte betonschädigenden AAR.
Bauausführung sowie eine planmässige Überwachung
und Instandhaltung erforderlich. Alle Teilmassnahmen
sollen sich ergänzen.

Betontechnologische Massnahmen beinhalten die Wahl


einer geeigneten Betonzusammensetzung und eine sorg-
fältige Bauausführung (Einbau, Verdichtung und Nachbe-
handlung), um das Risiko einer betonschädigenden AAR
zu minimieren. Je nach Präventionsstufe und der örtli-
chen Verfügbarkeit der Komponenten des Betons können
dabei die folgenden Massnahmen einzeln oder in Kombi-
nation eingesetzt werden. Das Ziel dabei ist, dass der
Beton in der Summe aller Komponenten unter diesen
Gesichtspunkten einen grösstmöglichen Widerstand
gegenüber einer betonschädigenden AAR erhält.
• Der maximale w/z-Wert wird durch die SN EN 206-1
bei Beton nach Eigenschaften je nach Expositions-
klasse vorgegeben. Bei Beton nach Zusammensetzung

104 Betonpraxis
Ursachen und Verhütung von Betonschäden

3.9 Feuerbeständigkeit Kritische Temperatur


Unter Feuerangriff ändern sich die Eigenschaften des
Beton im Feuer Betons vor allem durch Gefügespannungen. Ursachen
Beton brennt nicht. Sogar wenn er sehr hohen Tempera- dafür sind die Veränderungen in der Gesteinskörnung ab
turen ausgesetzt wird, entwickelt er weder Rauch noch rund 500 °C (Quarzsprung, Kalzinierung des Kalksteins),
gibt er giftige Gase ab, er verhindert vielmehr die weitere Entwässerung des Zementsteins und Wasserdampfdruck,
Ausbreitung des Feuers. Wirkt Feuer auf den Beton ein, der dann auftritt, wenn sich bei schneller Erwärmung
nimmt seine Temperatur nur langsam zu. Er bildet des- mehr Dampf bildet als abgeleitet werden kann. Beim
halb einen ausgezeichneten Schutz gegen die Feuer- Brand platzt daher Beton meist schalenförmig über der
ausbreitung, ohne dass er mit einem feuerfesten Schutz Bewehrung ab. Bei etwa 1200 °C beginnt Beton zu
überzogen werden muss. Nur bei langdauernder, intensi- schmelzen. Um solche enormen Temperaturen zu erzeu-
ver Feuereinwirkung kann es zu einem flächenhaften gen, sind erhebliche Brandlasten nötig, wie sie zum
Abplatzen der Betonschicht über der Bewehrung kom- Beispiel ein LKW mit brennenden Reifen verursachen
men (Abb. 3.9.1). kann.

Abb. 3.9.1
Schutzmassnahmen für besondere Fälle Freigelegte Beton-
bewehrung nach
Beton bietet einen ausgezeichneten Schutz gegen
dem Abplatzen des
Feuer und hohe Temperaturen. Falls notwendig, kann Betons, verursacht
durch ein Schaden-
man diesen durch die Reduktion der Betonporosität feuer. Die Tragfä-
(d.h. vor allem durch die Reduktion des w/z-Werts) higkeit der Beton-
konstruktion ist
und durch eine erhöhte Bewehrungsüberdeckung nicht beeinträchtigt

noch verbessern. Ist die Gefahr einer intensiven


Feuereinwirkung besonders gross oder ist der Beton
dauernd einer hohen Betriebstemperatur oder einer
intensiven Wärmebestrahlung ausgesetzt, können
zusätzliche Massnahmen seine Feuerbeständigkeit
noch erhöhen. Zu diesen zählen:
• Verwenden eines Zements mit Hüttensandanteil
(Modero-Reihe)
• Verwenden feuerbeständiger Gesteinskörnungen
(Blähton, Blähschiefer, gebrannter Ton, Basalt Abb. 3.9.2
Eindringtiefe der kritischen Temperatur [cm]

Eindringtiefe der
usw.) anstelle der nicht völlig feuerbeständigen kritischen Tempera-
tur (300 °C) in
karbonatischen (Kalkstein, Dolomit) oder quarz- 5 Beton bei einer
haltigen (Sandstein, Quarzit) Körnungen Beheizung
mit 1000 °C
• Zusatz eines keramischen Stabilisators (z.B. 4
Ziegelmehl)
• Zugabe von 1 bis 2 kg/m3 Kunststofffasern (z.B.
3
Polypropylenfasern). Das Schmelzen der Fasern
ab rund 170 °C führt zu einer Volumenreduktion,
2
wodurch ein Teil des Wasserdampfdrucks abge-
baut werden kann und sich massive Abplatzun-
1
gen des Betons verhindern lassen.

1 2 Heizzeit [h]

ca. 1000 °C

Betonpraxis 105
Literaturhinweise, Normen, Richtlinien und Empfehlungen

Literaturhinweise, Normen, Richtlinien


und Empfehlungen
Literaturhinweise Richter;
Betonstrassenpraxis; Hochfester Beton – Hochleistungsbeton; Verlag Bau +
Der Leitfaden für den Betonbelagsbau, Technik; 51. Ausgabe; Düsseldorf 1999
Holcim (Schweiz) AG; Zürich 2008
Schmidt-Morsbach;
Cementbulletin; Betonflächen Mängelfibel; Bauverlag GmbH;
Schriftenreihe der Technischen Forschung und Wiesbaden 1987
Beratung für Zement und Beton (TFB); Wildegg
Stark, Wicht;
Faust; Dauerhaftigkeit von Beton; Birkhäuser Verlag; Basel
Leichtbeton im konstruktiven Ingenieurbau; Verlag 2001
Ernst & Sohn; Berlin 2003
Stark, Wicht;
Grübl, Weigler, Karl; Zement und Kalk; Birkhäuser Verlag; Basel 2000
Beton – Arten, Herstellung und Eigenschaften;
Ernst & Sohn; Berlin 2001 Weber, Tegelaar, Schwara, Soller;
Guter Beton; Verlag Bau + Technik; 22. Auflage;
Härig, Günther, Klausen; Düsseldorf 2007
Technologie der Baustoffe; Verlag C.F. Müller;
Heidelberg 2003 Zement-Merkblätter Betontechnik;
Schriftenreihe des Bundesverbandes der Deutschen
Iken, Lackner, Zimmer, Wöhnl; Zementindustrie e.V. Köln
Handbuch der Betonprüfung – Anleitungen und
Beispiele; Verlag Bau + Technik; Düsseldorf 2003 Zement-Taschenbuch;
Verlag Bau + Technik; 51. Ausgabe; Düsseldorf 2008
Kind-Barkauskas, Kauhsen, Polonyi;
Beton-Atlas; Birkhäuser; Zürich 2002

Neville;
Concrete: Neville’s Insights and Issues; Thomas
Telford; 2006

Peck;
Baustoff Beton: Planung – Ausführung – Beispiele;
Institut für internationale Architekturdokumentation;
2005

Produkt-Informationen;
Holcim (Schweiz) AG; Zürich 2004/2005

106 Betonpraxis
Literaturhinweise, Normen, Richtlinien und Empfehlungen

Europäische Normen SN EN 12620:2003 + A1:2008: Gesteinskörnungen für


SN EN ISO 9001:2008: Qualitätsmanagementsysteme Beton
– Anforderungen
SN EN 12878:2005: Pigmente zum Einfärben von ze-
SN EN 196-1 bis -10:1989/2007: Prüfverfahren für ment- und/oder kalkgebundenen Baustoffen – Anfor-
Zement derungen und Prüfverfahren

SN EN 197-1:2000 + A1:2004 + A3:2007: Zement SN EN 13263-1:2005: Silikastaub für Beton – Teil 1:


– Teil 1: Zusammensetzung, Anforderungen und Definitionen, Anforderungen und Konformitätskrite-
Konformitätskriterien von Normalzement rien

SN EN 197-2:2000: Zement – Teil 2: Konformitäts- SN EN 13263-2:2005: Silikastaub für Beton – Teil 2:


bewertung Konformitätsbewertung

SN EN 197-4:2004: Zement – Teil 4: Zusammenset- SN EN 14487-1:2005: Spritzbeton – Teil 1: Begriffe,


zung, Anforderungen und Konformitätskriterien von Festlegungen und Konformität
Hochofenzement mit niedriger Anfangsfestigkeit
SN EN 14487-2:2006: Spritzbeton – Teil 2: Ausführung
SN EN 206-1:2000 + A1:2004 + A2:2005: Beton – Teil 1:
Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität SN EN 15167-1:2006: Hüttensandmehl zur Verwen-
dung in Beton, Mörtel und Einpressmörtel – Teil 1: De-
SN EN 450-1 + A1:2007: Flugasche für Beton – Teil 1: finitionen, Anforderungen und Konformitätskriterien
Definition, Anforderungen und Konformitätskriterien
SN EN 15167-2:2006: Hüttensandmehl zur Verwen-
SN EN 450-2:2005: Flugasche für Beton – Teil 2: Kon- dung in Beton, Mörtel und Einpressmörtel – Teil 2:
formitätsbewertung Konformitätsbewertung

SN EN 934-2:2002 + A1:2004 + A2:2005: Zusatzmittel


für Beton, Mörtel und Einpressmörtel – Teil 2: Beton- SIA-Normen, -Empfehlungen und -Merkblätter
zusatzmittel – Definition, Anforderungen, Konformität, Norm SIA 118/262: Allgemeine Bedingungen für
Kennzeichung und Beschriftung Betonbau (2004)

SN EN 1008:2002: Zugabewasser für Beton – Festlegun- Empfehlung SIA 162/6: Stahlfaserbeton (1999)
gen für die Probenahme, Prüfung und Beurteilung der
Eignung von Wasser, einschliesslich bei der Betonher- Norm SIA 262: Betonbau (2003)
stellung anfallendem Wasser, als Zugabewasser für
Beton Merkblatt SIA 2030: Recyclingbeton (in Vorbereitung)

prEN 12350-8:2007: Prüfung von Frischbeton – Teil 8:


Selbstverdichtender Beton – Setzfliessversuch VSS-Normen
SN 670 062: Recycling; Allgemeines (1998)
SN EN 12524:2000: Baustoffe und -produkte –
Wärme- und feuchteschutztechnische Eigenschaften – SN 670 141: Recycling; Ausbauasphalt (1998)
Tabellierte Bemessungswerte

Betonpraxis 107
Literaturhinweise, Normen, Richtlinien und Empfehlungen

SN 670 142: Recycling; Strassenaufbruch (1998)

SN 670 143: Recycling; Betonabbruch (1998)

SN 670 144: Recycling; Mischabbruch (1998)

SN 670 115: Gesteinskörnungen; qualitative und


quantitative Mineralogie und Petrographie (2005)

DIN-Normen
DIN 18218:2008: Frischbetondruck auf lotrechte
Schalungen

Weitere Richtlinien und Empfehlungen


Richtlinie für die Verwertung mineralischer Bauab-
fälle, Bafu 2006

Richtlinie über die Entsorgung von Abfällen in Zement-


werken, Bafu 2005

Vollzugshilfe für Steinkohleflugasche und Hochofen-


schlacke – Import und Verwendung von Steinkohleflug-
asche und Hochofenschlacke zur Herstellung von Zement
+ Beton, Bafu 2006

SR 814.81: ChemRRV – Chemikalien-Risiko-Reduktions-


verordnung (2005)

DAfStb-Richtlinie für hochfesten Beton, 1995

108 Betonpraxis
Geschäftssitz
Verkauf Deutschschweiz
Holcim (Schweiz) AG Telefon +41 58 850 62 15
Hagenholzstrasse 83 Telefax +41 58 850 62 16
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