in 2014
https://archive.org/details/neuegedichtedernOOrilk
:
Rainer Maria Rilke, geboren am 4. 12. 1875 in Prag, ist am 29. 12. 1926 in Valmont
(Schweiz) gestorben.
»Neue Gedichte. Der Neuen Gedichte anderer Teil« entstanden 1907/08. Katharina
Kippenberg schreibt dazu in ihrer Biographie »Rainer Maria Rilke. Ein Beitrag«
»Die Ähnhchkeit der Neuen Gedichte mit Skulpturen ist oft bemerkt worden. In
der Tat sind ihre Worte von der männlichsten Hand wie mit dem Meißel zusam-
mengeschlagen und ihre Verse so plastisch, daß man um sie von allen Seiten meint
herumgehen und sie betasten zu können. Da gibt es nichts Ungenaues, jede Stelle
istwie der Stein vom Bildhauer mit gleicher Gerechtigkeit behandelt. Sie haben
weder mit Impressionismus noch mit Expressionismus, was oft behauptet ist, das
geringste zu tun. Und noch eine Eigenschaft haben sie, welche Rilke in Rodins
Kunst wie in jeder großen Skulptur aufdeckte, die des Ganz-mit-sich-beschäftigt-
Seins. Sie nehmen keinen Bezug auf den Beschauer, sie sind für sich. Die Bewegung
in ihnen findet in ihren eigenen Schichten statt, ewig kreisend.«
»Weder vor ihm, noch nach ihm ist diese hohe und ebene Spannung des Eindrucks,
diese edelsteinklare Stille in der niemals anhaltenden Bewegung erreicht worden.
Weder das älteste deutsche Gedicht, noch George oder Borchardt haben dieses
freie Brennen ohne Flackern.« Robert Musil
taschenbuch 49
insel
Insel Verlag
Vignette von E. R. Weiß
taschenbuch 49
insel
13. -20. Tausend 1975
Copyright Insel Verlag 1907/08
Alle Rechte vorbehalten
Insel Verlag Frankfurt am Main
Suhrkamp Taschenbuch Verlag
Vertrieb durch den
Umschlag nach Entwürfen von Willy Fleckhaus
Satz : Fotosatz Tutte, Salzweg-Passau
Druck: Ebner, Ulm, Printed in Germany
Neue Gedichte
Der Neuen Gedichte anderer Teil
V
Neue Gedichte
(1907)
Karl und Elisabeth von der Heydt
in Freundschaft
;
FRÜHER APOLLO
ie manches Mal durch das noch unbelaubte
VV Gezweig ein Morgen durchsieht, der schon ganz
MÄDCHEN-KLAGE
I
"\iese Neigung, in den Jahren,
J_>/da wir alle Kinder waren,
viel allein zu sein, war mild;
andern ging die Zeit im Streite,
II
daß man sich in sich besinnt.
LIEBES-LIED
12
; :
ER ANNA AN SAPPHO
du wilde weite Werferin
V^Wie ein Speer bei andern Dingen
lag ich bei den Meinen. Dein Erklingen
warf mich weit. Ich weiß nicht wo ich bin.
SAPPHO AN ER ANNA
T Tnruh will ich über dich bringen,
SAPPHO AN ALKAl'OS
FRAGMENT
GRABMAL
EINES JUNGEN MÄDCHENS
14
-jenes Gottes.
Und es war der schlanke
Flüchtling, der Verwöhnende der Fraun.
Süß und glühend, warm wie dein Gedanke,
überschattend deine frühe Flanke
und geneigt wie deine Augenbraun.
OPFER
wie blüht mein Leib aus jeder Ader
duftender, seitdem ich dich erkenn;
sieh, ich gehe schlanker und gerader,
und du wartest nur - wer
: bist du denn ?
ÖSTLICHESTAGLIED
dieses Bette nicht wie eine Küste,
Ist
ein Küstenstreifen nur, darauf wir liegen ?
ABISAG
i6
;
i8
: : ;
ni
JOSUAS LANDTAG
o wie der Strom am Ausgang seine Dämme
^durchbricht mit seinerMündung Übermaß,
so brach nun durch die Ältesten der Stämme
zum letzten Mal die Stimme Josuas.
20
:;
DER AUSZUG
DES VERLORENEN SOHNES
DER ÖLBAUM-GARTEN
r ging hinauf unter dem grauen Laub
JLiganz grau und aufgelöst im Ölgelände
und legte seine Stirne voller Staub
22
; .
PIETÄ
24
; .
BUDDHA
L'ANGEDUMERIDIEN
CHARTRES
26
:
DIEKATHEDRALE
jenen kleinen Städten, wo herum
In
die alten Häuser wie ein Jahrmarkt hocken,
der sie bemerkt hat plötzlich und, erschrocken,
die Buden zumacht und, ganz zu und stumm,
DAS PORTAL
I
II
28
;
III
DIE FENSTERROSE
"\a drin das träge Treten ihrer Tatzen
:
I
JL^macht eine Stille, die dich fast verwirrt
DAS KAPITAL
30
wie Jähzorn steigt, sich schHeßlich Überschlag
in einer schnellen Geste, die sich ballt
GOTT IM MITTELALTER
T Tnd sie hatten Ihn in sich erspart
V-^' und sie wollten, daß er sei und richte,
MORGUE
nachträglich eine
als ob
Handlung zu
es gälte,
erfinden,
die mit einander und mit dieser Kälte
DERGEFANGENE
I
32
Tropften sie doch schneller,
II
DERPANTHER
IM JARDIN DES PLANTES, PARIS
DIE GAZELLE
GAZELLA DORCAS
34
;
DASEINHORN
.er Heilige hob das Haupt, und das Gebet
SANKTSEBASTIAN
ie ein Liegender so steht er ;
ganz
VV hingehalten von dem großen Willen.
Weitentrückt wie Mütter, wenn sie stillen,
und in sich gebunden wie ein Kranz.
DER STIFTER
"\as war der Auftrag an die Malergilde.
I
JL^ Vielleicht daß ihm der Heiland nie erschien;
vielleicht trat auch kein heiliger Bischof milde
an seine Seite wie in diesem Bilde
und legte leise seine Hand auf ihn.
DERENGEL
it einem Neigen seiner Stirne weist
RÖMISCHE SARKOPHAGE
DER SCHWAN
I
"\iese Mühsal, durch noch Ungetanes
J_^schwer und wie gebunden hinzugehn,
gleicht dem ungeschafFnen Gang des Schwanes.
KINDHEIT
wäre gut nachzudenken, um
Esvon viel
38
: :
DERDICHTER
DIE SPITZE
40
; : :
EIN FRAUEN-SCHICKSAL
'o wie der König auf der Jagd em Glas
DIE GENESENDE
le ein Singen kommt und geht in Gassen
VV und sich nähert und sich wieder scheut,
flügelschlagend, manchmal fast zu fassen
und dann wieder weit hinausgestreut
DIEERWACHSENE
1 "\as alles stand auf ihr und war die Welt
J_^und stand auf ihr mit allem, Angst und Gnade,
wie Bäume stehen, wachsend und gerade,
ganz Bild und bildlos wie die Bundeslade
und feierlich, wie auf ein Volk gestellt.
TANAGRA
DIEERBLINDENDE
saß so wie die anderen beim Tee.
Sie
Mir war zuerst, als ob sie ihre Tasse
ein wenig anders als die andern fasse.
Sie lächelte einmal. Es tat fast weh.
44
:
ABSCHIED
unverwundnes
grausames Etwas, das ein Schönverbundnes
noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.
TODES-ERFAHRUNG
BLAUE HORTENSIE
O o wie das letzte Grün in Farben tiegein
^Jsind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.
46
:
VORDEM SOMMERREGEN
Auf einmal ist aus allem Grün im Park
man weiß nicht was, ein Etwas, fortgenommen
man fühlt ihn näher an die Fenster kommen
und schweigsam sein. Inständig nur und stark
IM SAAL
LETZTER ABEND
(AUS DEM BESITZE FRAU NONNAS)
4S
Doch plötzlich wars, als ob sich das verwische:
Feststehendes im Augcnbogenbau.
Im Blicke noch der Kindheit Angst und Blau
und Demut da und dort, nicht eines Knechtes
:
DERKÖNIG
I
"\er König ist sechzehn Jahre alt.
eh er es unterschreibt.
50
;
AUFERSTEHUNG
I "\er Graf vernimmt die Töne,
J /er sieht einen lichten Riß
er weckt seine dreizehn Söhne
im Erb-Begräbnis.
DER FAHNENTRÄGER
1 \ie Andern fühlen alles an dich rauh
X_^und ohne Anteil: Eisen, Zeug und Leder.
Zwar manchmal schmeichelt eine weiche Feder,
doch sehr allein und lieb-los ist ein jeder;
52
;
DIEKURTISANE
T Tcnedigs Sonne wird in meinem Haar
V ein Gold bereiten aller Alchemie
:
DER MARMOR-KARREN
PARIS
BUDDHA
Schon von ferne fühlt der fremde scheue
54
:
RÖMISCHE FONTÄNE
BORGHESE
DASKARUSSELL
JARDIN DU LUXEMBOURG
56
.
und kreist und dreht sich nur und hat kein Ziel.
SPANISCHE TÄNZERIN
IV Tic in der Hand ein Schwefelzündholz, weiß,
VV eh es zur Flamme kommt, nach allen Seiten
zuckende Zungen streckt -: beginnt im Kreis
naher Beschauer hastig, hell und heiß
ihr runder Tanz sich zuckend auszubreiten.
DERTURM
TOUR ST.-NICOLAS, FURNES
58
: :
DER PLATZ
FUHNES
•QUAIDUROSAIRE
BRÜGGE
I
^ie Gassen haben einen sachten Gang
\^ (wie manchmal Menschen gehen im Genesen
nachdenkend was : ist früher hier gewesen ?)
BEGUINAGE
BEGUINAGE SAINTE-ELIS ABETH, BRÜGGE
60
;
II
DIE MARIEN-PROZESSION
GENT
62
: :
DIEINSEL
NORDSEE
I
64
;
III
HETÄREN-GRÄBER
ihren langen Haaren liegen sie
In
mit braunen, tief in sich gegangenen Gesichtern.
Die Augen zu wie vor zu vieler Ferne.
66
;
Felsen waren da
und wesenlose Wälder. Brücken über Leeres
und jener große graue blinde Teich,
der über seinem fernen Grunde hing
wie Regenhimmel über einer Landschaft.
Und zwischen Wiesen, sanft und voller Langmut,
erschien des einen Weges blasser Streifen,
68
; ; : ;
70
sich schweigend wandte, der Gestalt zu folgen,
die schon zurückging dieses selben Weges,
den Schritt beschränkt von langen Leichenbändern,
unsicher, sanft und ohne Ungeduld.
ALKESTIS
I
Aa plötzlich war der Bote unter ihnen.
i->^ hineingeworfen in das Überkochen
des Hochzeitsmahles wie ein neuer Zusatz.
Sie fühlten nicht, die Trinkenden, des Gottes
Vater,
liegt dir denn viel daran an diesem Rest,
an diesem Satz, der dich beim Schlingen hindert?
Geh, gieß ihn weg. Und du, du alte Frau,
Matrone,
was tust du denn noch hier: du hast geboren.
72
:
Da schlug er jäh
die Hände vors Gesicht, wie er so kniete,
74
entfaltete ihr Leib sich m die Kühle
hinein und m den unberührten Frühwmd.
Hinter ihr,
76
; : :
DIEROSENSCHALE
78
indem noch zart und atemwarm das Hemd steckt,
mit dem zugleich es abgeworfen wurde
im Morgenschatten an dem alten Waldbad ?
Und diese hier, opalnes Porzellan,
zerbrechlich, eine flache Chinatassc
KRETISCHE ARTEMIS
^ V T^ind der Vorgebirge war nicht ihre
:
LEDA
84
; : :
DELPHINE
ene Wirklichen, die ihrem Gleichen
und zu wohnen
Jgaben, fühltenwachsen
überall zu
an verwandten Zeichen
Gleiche in den aufgelösten Reichen,
die der Gott, mit triefenden Tritonen,
86
: :
KLAGE UM ANTINOUS
einer begriff mir von euch den bithynischen Knaben
X\^(daß ihr den Strom anfaßtet und von ihm hübt . .
.).
das
wissen
Stumme stößt.
KLAGE UM JONATHAN
88
:
90
: ; : :
EINPROPHET
A usgedehnt von riesigen Gesichten,
L jLhell vom Feuerschein aus dem Verlauf
der Gerichte, die ihn nie vernichten, -
sind die Augen, schauend unter dichten
Brauen. Und in seinem Innern richten
JEREMIA
92
:: ;
EINESIBYLLE
ABSALOMS ABFALL
O ie hoben sie mit GebHtz
94
Der König hatte geboten,
ESTHER
T \ie Dienerinnen kämmten sieben Tage
J ^die Asche ihres Grams und ihrer Plage
96
: ; : : ;
I
Aer König war geschoren;
JL^nun ging ihm die Krone zu weit
und bog ein wenig die Ohren,
in die von Zeit zu Zeit
gehässiges Gelärme
aus Hungermäulern fand.
TOTEN-TANZ
ie brauchen kein Tanz-Orchester
^Jsie hören in sich ein Geheule
als wären sie Eulennester.
Ihr Ängsten näßt wie eine Beule,
und der Vorgeruch ihrer Fäule
98
;; ;
:
DIE VERSUCHUNG
]V Tein, es half nicht, daß er sich die scharfen
X ^ Stacheln einhieb in das geile Fleisch
100
;
DERALCHIMIST
O eltsam verlächelnd schob der Laborant
Oden Kolben fort, der halbberuhigt rauchte.
Er wußte jetzt, was er noch brauchte,
damit der sehr erlauchte Gegenstand
DER RELIQUIENSCHREIN
1 "\raußen wartete auf alle Ringe
A_^und auf jedes Kettenglied
Schicksal, das nicht ohne sie geschieht.
lOI
; :
DASGOLD
1 ^enk es wäre nicht: es hätte müssen
endlich in den Bergen sich gebären
und sich niederschlagen in den Flüssen
aus dem Wollen, aus dem Gären
102
; ;;; ;
DER STYLIT
104
rief ihn winkend an, daß er ihm helfe:
KREUZIGUNG
X angst geübt, zum kahlen Galgenplatze
JL' irgend ein Gesindel hinzudrängen,
DER AUFERSTANDENE
r vermochte niemals bis zuletzt
io6
;
MAGNIFICAT
ie kam den Hang herauf, schon schwer, fast ohne
Oan Trost zu glauben, Hoffnung oder Rat;
doch da die hohe tragende Matrone
ihr ernst und stolz entgegentrat
ADAM
taunend steht er an der Kathedrale
steilem Aufstieg, nah der Fensterrose,
wie erschreckt von der Apotheose,
welche wuchs und ihn mit einem Male
107
;
EVA
io8
: :
IRRE IMGARTEN
DIJON
DIE IRREN
HO
;
DIEBETTLER
FREMDE FAMILIE
o wie der Staub, der irgendwie beginnt
^Jund nirgends ist, zu unerklärtem Zwecke
an einem leeren Morgen in der Ecke
in die man sieht, ganz rasch zu Grau gerinnt.
III
;
LEICHEN-WÄSCHE
O ie hatten sich an ihn gewöhnt. Doch als
112
:
DERBLINDE
PARIS
EINE WELKE
Leicht, wie nach ihrem Tode
trägt sie die Handschuh, das Tuch.
Ein Duft aus ihrer Kommode
verdrängte den lieben Geruch,
114
;
ABENDMAHL
Ewiges will zu uns. Wer hat die Wahl
und trennt die großen und geringen Kräfte ?
Erkennst du durch das Dämmern der Geschäfte
im klaren Hmterraum das Abendmahl:
DIE BRANDSTÄTTE
115
;
DIE GRUPPE
PARIS
ii6
:
SCHLANGEN-BESCH\^"ÖRUNG
\ V Tenn auf dem Markt, sich wiegend, der Beschwörer
VV die Kürbisflöte pfeift, die reizt und lullt,
SCHWARZE KATZE
noch wie
Ein Gespenst ist eine Stelle,
VOR-OSTERN
NEAPEL
ii8
; ; ;
119
;
DERBALKON
NEAPEL
120
: :
AUSWANDERER-SCHIFF
NEAPEL
LANDSCHAFT
\ V T\Q zuletzt, in einem Augenblick
VV aufgehäuft aus Hängen, Häusern, Stücken
alter Himmerl und zerbrochnen Brücken,
und von drüben her, wie vom Geschick,
von dem Sonnenuntergang getroffen,
RÖMISCHE CAMPAGNA
122
: . : ;
LIED VOMMEER
CAPRI. PICCOLA MARINA
dich übersteht
uraltes Wehn vom Meer,
welches weht
nur wie für Ur-Gestein,
lauter Raum
reißend von weit herein . .
treibender Feigenbaum
oben im Mondschein.
NÄCHTLICHE FAHRT
SANKT PETERSBURG
PAPAGEIEN-PARK
JARDIN DES PLANTES, PARIS
124
: ;
DIEPARKE
II
in eine abgetrennte
erwartenden Atemzug
während das silberne Triefen
von dem dunkeln Bug
ni
126
:
rv
VI
128
;
vn
BILDNIS
130
: ; :
VENEZIANISCHER MORGEN
RICHARD BEER-HOFMANN ZUGEEIGNET
SPÄTHERBST IN VENEDIG
Nun der
treibt die Stadt
alle
schon nicht mehr wie ein Köder,
aufgetauchten Tage fängt.
Die gläsernen Paläste klingen spröder
an deinen Blick. Und aus den Gärten hängt
131
der General des Meeres die Galeeren
verdoppeln in dem wachen Arsenal,
um schon die nächste Morgenluft zu teeren
SAN MARCO
VENEDIG
132
;
EINDOGE
T^remde Gesandte sahen, wie sie geizten
DIE LAUTE
bin die Laute. Willst du meinen Leib
Ich
beschreiben, seine schön gewölbten Streifen
sprich so, als sprächest du von einer reifen
DER ABENTEUERER
I
134
; ; :
II
135
: ;
FALKEN-BEIZE
136
CORRIDA
IN MEMORIAM MONTEZ, 183O
DONJUANS AUSWAHL
T Tnd der Engel trat ihn an Bereite :
138
tiefen Eingang hat. Laß ein
SANKTGEORG
T Tnd sie hatte ihn die ganze Nacht
angerufen, hingekniet, die schwache
wache Jungfrau : Siehe, dieser Drache,
140
; : :
DIESCHWESTERN
O ieh, wie sie dieselben Möglichkeiten
ÜBUNG AM KLAVIER
1 ^er Sommer summt. Der Nachmittag macht müde
JL^sie atmete verwirrt ihr frisches Kleid
DIELIEBENDE
142
:
DAS ROSEN-INNERE
144
;
DIEGREISIN
145
; ;
DAS BETT
meinen, daß sich in privater
sie
Laß
Wehmut was einer dort
löst, bestritt.
146
DER FREMDE
DIE ANFAHRT
ar in des Wagens Wendung dieser Schwung ?
VV War er im Blick, mit dem man die barocken
Engelfiguren, die bei blauen Glocken
im Felde standen voll Erinnerung,
DIESONNENUHR
elten reicht ein Schauer feuchter Fäule
148
:
SCHLAF-MOHX
bseits im Garten blüht der böse Schlaf.
L A.in welchem die. die heimHch eingedrungen,
die Liebe fanden junger Spiegelungen,
die wiUig waren. Olfen und konkav.
DIE FLAMINGOS
JARDIN DES PLANTES, PARIS
PERSISCHES HELIOTROP
150
aus der Vokale wachem Violett
SCHLAFLIED
DERPAVILLON
151
: :
DIE EXTFÜHRUXG
ft war sie als Kind ihren Dienerinnen
V^_^enr^vichen, um die Nacht und den Wind
(weü sie drinnen so anders sind)
draußen zu sehn an ihrem Begmnen
doch keme Sturmnacht hatte gewiß
den riesigen Park so in Stücke gerissen,
wie ihn jetzt ihr Gewissen zerriß.
152
: : ;
ROSA HORTENSIE
TV Ter nahm das Rosa an? Wer wußte auch.
VV daß es sich sammelte in diesen Dolden?
Wie Dinge unter Gold, die sich entgolden,
entröten sie sich sanft, wie im Gebrauch.
DAS WAPPEN
ie ein Spiegel, der, von ferne tragend.
DERJUNGGESELLE
X ampe auf den verlassenen Papieren,
-L^und ringsum Nacht bis weit hinein ins Holz
der Schränke. Und er konnte sich verHeren
an sein Geschlecht, das nun mit ihm zerschmolz
ihm schien, je mehr er las, er hätte ihren,
154
: ;
DEREINSAME
Tein ein : Turm soll sein ausmeinem Herzen
X ^ und ich selbst an seinen Rand gestellt
wo sonst nichts mehr ist, noch einmal Schmerzen
und Unsäglichkeit, noch einmal Welt.
DERLESER
er kennt ihn, diesen, welcher sein Gesicht
DER APFELGARTEN
BORGEBY-GÄRD
156
: ;
MOHAMMEDS BERUFUNG
I "\a aber als in sein Versteck der Hohe,
JL^ sofort Erkennbare: der Engel, trat,
DERBERG
O echsunddreißig Mal und hundert Mal
Ohat der Maler jenen Berg geschrieben,
weggerissen, wieder hingetrieben
(sechsunddreißig Mal und hundert Mal)
DERBALL
1 \u Runder, der das Warme aus zwei Händen
A_^im Fliegen, oben, fortgiebt, sorglos wie
sein Eigenes ; was in den Gegenständen
nicht bleiben kann, zu unbeschwert für sie,
158
;
DASKIND
T Tnwillkürlich sehn sie seinem Spiel
lange zu zuweilen
; tritt das runde
seiende Gesicht aus dem Profil,
DERHUND
DERKÄFERSTEIN
i6o
;
165
Sein BKck ist vom Vorübergehn der Stäbe
Verzauberte wie kann der Einklang zweier
:
l66
Mit einem Dach und seinem Schatten dreht 56
Wie in der Hand ein Schwefelzündholz, weiß, 57
Erd-Inneres. Als wäre dort, wohin 58
Willkürlich von Gewesnem ausgeweitet : 59
Die Gassen haben einen sachten Gang 59
Das hohe Tor scheint keine einzuhalten, 60
Was aber spiegelt mit den tausend Scheiben 61
167
Die Dienerinnen kämmten sieben Tage 95
Da trat auf seiner Stirn der Aussatz aus 97
Drei Herren hatten mit Falken gebeizt 97
Der König war geschoren ; 98
Sie brauchen kein Tanz-Orchester ; 98
So erschrocken, wie sie nie erschraken, 99
Nein, es half nicht, daß er sich die scharfen 100
Seltsam verlächelnd schob der Laborant loi
168
Aus der vollgestellten Stadt, die lieber 122
Nun treibt die Stadt schon nicht mehr wie ein Köder, 131
169
War in des Wagens Wendung dieser Schwung ? 148
Selten reicht ein Schauer feuchter Fäule 148
Abseits im Garten blüht der böse Schlaf, 149
In Spiegelbildern wie von Fragonard 150
Es könnte sein, daß dir der Rose Lob 150
Einmal wenn ich dich verlier, 151
Aber selbst noch durch die Flügeltüren 151
Oft war sie als Kind ihren Dienerinnen 152
Wer nahm das Rosa an? Wer wußte auch, 153
Wie ein Spiegel, der, von ferne tragend, 154
Lampe auf den verlassenen Papieren, 154
Nein: ein Turm soll sein aus meinem Herzen 155
Wer kennt ihn, diesen, welcher sein Gesicht 156
Komm gleich nach dem Sonnenuntergänge, 156
Da aber als in sein Versteck der Hohe, 157
Sechsunddreißig Mal und hundert Mal 158
Du Runder, der das Warme aus zwei Händen 158
UnwillkürHch sehn sie seinem Spiel 159
Da oben wird das Bild von einer Welt 160
Sind nicht Sterne fast in deiner Nähe 160
Mitte aller Mitten, Kern der Kerne, 161
Zeittafel
1875 Am 4. Dezember in Prag geboren. Eltern: Josef Rilke und Sophie (Phia),
geb. Entz.
1882 Eintritt in die von Piaristen geleitete Deutsche Volksschule.
1886 Als >Landesstipendiat< in die Militärunterrealschule von St. Pölten. Die
Eltern trennen sich.
1890 Militäroberrealschule Mährisch-Weißkirchen.
1891 Ende der MiHtärschulzeit, Besuch der Handelsakademie in Linz.
1892 Private Vorbereitung zum Abitur in Prag.
Reise mit dem Ehepaar Andreas. Besuche bei Leonid Pasternak und
Tolstoi in Moskau. »Mir zur Feier«.
1900 Zweite Reise nach Rußland mit Lou Andreas-Salome. Besuch bei Tol-
Moskau, Kiew, Wolgafahrt, Petersburg. Nach
stoi in Jasnaja Poljana,
171
:
nach Spanien: Winter 19 12/ 13 in Toledo und Ronda. »Die Liebe der
Magdalena« Übertragung.
191 3 Ronda, Madrid, Paris. Reisen in Deutschland: Werfel. Paris. »Das
Marien-Leben«, »Erste Gedichte«, »Portugiesische Briefe« Übertragung.
19 14 Paris. Berlin, Paris, Duino, Paris. Bei Kriegsausbruch in Deutschland,
verliert R. seine Habe in Paris. Leipzig, München, Berlin. »Andre Gide
Die Rückkehr des verlorenen Sohnes« Übertragung.
191 5 München, wo auch Clara und Ruth R. leben, wird R.s Wohnsitz. Zum
Freundeskreis gehören Loulou Albert-Lasard, Regina Ulimann, An-
nette Kolb, Hellingrath, Hausenstein, Carossa. Begegnung mit Walther
Rathenau. November: Musterung und Einberufung. Berlin, Wien.
1916 Wien. Januar bis Juni MiUtärdienst, seit Februar im Kriegsarchiv. Ro-
daun: Umgang mit Hofmannsthal, Zweig, Kassner. München.
1917 München. Berlin: Graf Kessler, Richard von Kühlmann. München:
Hofmannsthal.
191 8 München: Wiedersehen mit Kippenberg, Beziehungen zu Eisner und
Toller. »Die vierundzwanzig Sonette der Louize Labe« Übertragung.
1919 München: Besuch Lou Andreas-Salomes. Juni: Vortragsreise in die
Schweiz. Zürich, Winterthur: Die Brüder Reinhart, Begegnung mit
Nanny Wunderly-Volkart. Genf, Soglio. Locarno. »Ur-Geräusch«.
1920 Locarno. Basel und Schönenberg bei Basel: Familien Burckhardt und
von der Mühll. Wiedersehen mit der Fürstin Taxis in Venedig. Genf:
Baladine Klossowska. Paris. Berg am Irchel.
1921 Berg: Lese-Begegnung mit Paul Valery. Von Sierre aus Entdeckung
des Chäteau de Muzot.
172
1922 Chäteau de Muzot: im Februar Vollendung der »Duineser Elegien«,
Niederschrift der »Sonette an Orpheus«. Besucher : Fürstin Taxis, Kip-
penbergs. In Deutschland Heirat Ruth Rilkes.
Allerleirauh it 115
Alte und neue Lieder it59
Arnim/Brentano: Des Knaben Wunderhorn it 85
Bakunins Beichte it29
Balzac: Das Mädchen mit den Goldaugen it 60
Fa-milienschatz it 34
I
neuegedichtedernOOrilk
neuegedichtedernOOrilk
neuegedichtedernOOrilk
Der Gedanke der Welt als die geläuterte An-
schauung ihrer Lebendigkeit ist der Ursprung
seines Gedichts. .Der Geist aber war immer
.