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Denkmalpflege
geistige, handwerkliche und künstlerische Maßnahmen, die zur Er-u. Unterhaltung von
Kulturdenkmälern erforderlich sind.
Denkmalschutz
Reiseschriftsteller, Geograf
Buch: Beschreibung Griechenlands: berichtete über den Umgang mit dem Bestand an
historischen Gebäuden. (Sparta, Amphitheater etc.)
Pausanias: beschreibt die Sanierung des Tempels in seiner Zeit. Säulen wurden oft
ausgetauscht oder saniert. Holz wurde durch Stein ersetzt.
keine formelle DMP in der Antike, eher Sanierung
über die Wertschätzung von Kunstwerken, Edikt von 382: Tempel sollen mehr nach dem
Kunstwerte, als nach der Göttlichkeit geschätzt werden.
Brief an den Bischof von Canterbury, 601 : heidnische Tempel sollen nicht zerstört, sondern
in christliche Kirchen umgebaut werden.
Bsp.: drei gotischen Kapellen 13. bis 15. Jh. in Bad Dreikirchen bei Barbian im Eisacktal, Südtirol
wurden über einem vorchristlichen, heidnischen Quellheiligtum errichtet --> Grund warum
sie bis heute steht.
Kirche über einer natürlichen Quelle
Bsp.: römisches Amphitheater in Verona, um 30 n.Chr.
im Mittelalter als Steinbruch verwendet, wurde saniert und wird seit 1913 als „Arena di
Verona“ für Opernaufführungen genutzt.
wurde mit Steinen aus der früheren röm. Stadt Aventicum erbaut. Steine und Material
wurden abgetragen und zum Bau der Kirche in Payerne genutzt.
besteht aus 3 Teilen: gotisch, klassizistisch und karolingisch ( unter Karl dem Großen, 9.Jh.)
er wollte das Kaiserreich wieder herstellen. --> es sollte ein Reich für die Bürger sein und die
Schreib-u. Lesekunst sollte sichtbar und für jeden sein.
Aachener Pfalzkapelle: Oktogon, inspiriert von San Vitale in Ravenna
es wurden Spolien (Bodenbelag etc.) aus Rom und Ravenna hertransportiert.
kostbar und politisch begründet durch Bauteile aus vergangenen und weit entfernten Orten.
im Untergrund: archäologische Ausgrabungen mit Vorgängerbauten aus dem 4. bis 11. Jh.
über frühchristliche Kirchenfamilien und vorromanische Bauten entstand die heutige
Kathedrale mit gotischen und klassizistischen Ergänzungen und Überformungen.
ab 1140: Erneuerung durch Abt Suger : Fassade wird " aufgebrochen" --> Fenster vergrößert
Suger schreibt in seinem Buch: er will Kapitelle und Säulen renovieren
ehemalige Abteikirche, Grabstätte der französischen Könige
im MA spielte die Religion bei jeder baulichen Entscheidung eine wichtige Rolle.
bronzene Säulen von Bernini (ca. 1700). Die dafür verwendete Bronze stammt aus den
Deckenkasetten der Vorhalle des Pantheons.
Zusammenfassung
Bsp.: Chateau de Vincennes, Sainte-Chapelle bei Paris, ca. 1400 und um 1550 fertiggestellt unter
Philippe de l'Orme
Kirche wurde nicht fertig gebaut – man überlegte wie man sie vollenden könnte, konnte sich
aber nicht einigen – sieht heute noch so aus, konform – nicht konform
hatte zweigeteilte Fassade (ein Teil aus dem 14. und ein Teil aus dem 16. Jh.). Man wollte sie
fertigstellen und suchte geeigneten Architekten, aber man fand keinen.
klassizistische Formen- er erhielt den Auftrag das Eingangstor vom Christ Church College in
Oxford zu bauen.
Arbeitete ebenfalls konform mit bestehenden Strukturen und strebte nach Einheit. 1681
baute er das Tor nach gotischen Formen und Anpassung an Vorhandenes.
17./18.Jh.: Aufklärung
inspiriert von Urhütten- Idee --> schuf Ableitung: gotische Architektur entstand aus
Holzarchitektur = eine Form der Urhütte (Holz kann weich sein, verformbar → aus
natürlichen Formen/Baustoffen entstand Gotik Europa – gotische Rippen → Äste
Bsp: Sir James Hall, Entwurf für eine Flechtwerkkathedrale, 1792/93
1772: verfasste Text namens " Hymnus" (Sturm und Drang) : --> verwendete das Wort
Denkmal. Er sprach von der Einheit von Münster, die aus einzelnen Teilen besteht und ohne
die das Ganze nicht existieren könnte.
Gotik sei eine deutsche Erfindung, daweil waren es die Franzosen
zur selben Zeit: Dom von Speyer wurde restauriert
seit 1981: UNESCO Kulturerbe --> weltweit größte noch erhaltene romanische Kirche
viele Könige und Kaiser wurden darin bestattet
durch Kriege und Brand öfters zerstört
Zerstörung und Wiederaufbau führten im Laufe der Jahrhunderte zu starken Veränderungen
des ursprünglichen, romanischen Baustils.
Mitte des 20. Jahrhunderts entschloss man sich aus diesem Grund dazu, das Dom-Gebäude
zu »reromanisieren«. --> Ausmalungen aus dem 19. Jahrhundert wurden auch entfernt.
ursprünglich stand der Dom nicht frei, sondern war dicht umbaut.
Baubeginn: 1248
fertig: 1880, also ca. 630-640 Jahre Bau
Denkmalpflege: größte Bauaufgabe vom 19.Jh. u. größte gotische Kathedrale von D.
alle 3 Phasen sind des denkmalpflegerischen Umgangs haben ihre Spuren hinterlassen-->
Mittelalter: nur der Chor und 2 Geschosse des südlichen Turms der Westfassade war fertig
geworden.
1814: Joseph Görres: er wollte die Kathedrale als "ein Symbol des neuen Reiches, das wir
bauen wollen" zu vollenden. Problem war nur, dass es von der Westfassade keine Planrisse
gab.
Georg Moller: er fand die eine Hälfte des Plans: den Fassadenriss aus dem 14.Jh. in
Darmstadt.
Sulpiz Boisserée fand die andere Hälfte in 1816 in Paris
Karl Friedrich Schinkel schuf daraufhin die vollständige Zeichnung mit Projektionen des
Risses und eine 3D Darstellung.
Schinkel und der Maler Overbeck: wollten ihre künstlerischen Vorstellungen mit den
historischen Realitäten einer gotischen Kathedrale nicht abstimmen
Wunsch nach Vollendung wurde immer stärken-->. Als sakrales Gegenstück zur Marienburg
wurde er zum Synonym für viele Sehnsüchte, die damals die Menschen bewegten.
Für Kirche: war als gotische Kathedrale der Inbegriff der größtmöglichen Frömmigkeit, für
alle Kunstliebhaber der Inbegriff des deutschen Nationalstils und der deutschen Baukunst.
1842: Durch König Friedrich Wilhelm IV : Grundsteinlegung.
Bei aller Qualität richteten sich die Bildkünste dieser zweiten Phase an der zeitgenössischen
Ästhetik aus und nahmen nur wenig Rücksicht auf die gotische Architektur.
3.Phase(Historismus): man versuchte , alle Kunstgattungen konsequent einander
anzupassen,
war eine technische, finanzielle und politische Meisterleistung und so inspirierend dass nun
überall in Europa Kirchen fertiggestellt wurden.
Bsp.: Braunschweig, Burg Dankwarderode, ab 1175 durch Heinrich dem Löwen erbaut
Ruinenberg mit Becken --> Vorbild: römische Ruinen wurden 1:1 kopiert. Rom war im 18.Jh.
eine Ruine, man fing an es auszugraben.
es sollte eine Fantasie wecken für das was dort verborgen --> hohes Interesse an den alten
antiken Ruinen
Bsp.: Schloss Schönbrunn
Bsp.: Wilhelmshöhle bei Kassel, Aquädukt etc.
John Ruskin
1819- 1900: Maler, Zeichner und Schriftsteller, der sich wissenschaftlich mit alten Bauten
auseinandersetzte.
machte viele Aquarelle von Gebäuden in Venedig:
Buch "seven lamps of architecture": er beschreibt menschliche Tugenden, die seiner
Meinung nach auch auf die Architektur zutreffen: Macht – Ordnung – Wahrheit –
Erinnerung – Gehorsam – Schönheit – Leben
Wahrheit: er fordert ehrliche Architektur--> keine künstlichen Ruinen, keine Täuschung der
Konstruktion oder der Oberfläche.
Erinnerung: Verhältnis von Gebäuden und von Geschichte. Ein Gebäude durchläuft mehrere
Zeitschichten und hat Ver- und Gebrauchsspuren. Die Herrlichkeit eines Gebäudes liegt
in seinem Alter.
Gotik als zentrales Thema: Die gotische Architektur ist die, der wir nacheifern sollen.
Zitat „Restaurierung ist eine Lüge von A-Z“
er forderte er auch die Ehrlichkeit der Materialien. Diese Forderung wird später von
seinem Freund und Begründer "der arts-and-crafts" Bewegung William Morris
aufgegriffen. Morris ist allgemein ein großer Anhänger von Ruskins Lehren.
1. Gebäude sollen zuerst konsolidiert und instand gesetzt werden, anstatt gleich komplett
restauriert zu werden. Hinzufügen und Erneuern soll vermieden werden.
2. Ergänzungen sollen vom Bestand differenziert werden.
3. Ergänzungen sollen in der Form nachempfunden, aber unterschiedlich in den Materialien sein,
ohne das Gesamtbild zu beeinträchtigen--> Fehlstellen sollen vereinfach ergänzt werden.
4. Auch bei komplexen Bauwerken ( Mosaike, Wandmalereien) sollen die Ergänzungen nur
schematisch sein.
5. Dem ursprünglichen Denkmal später hinzugefügte Teile gehören zum Bestand.
6. Die Arbeiten sollen dokumentiert werden, schriftlich, zeichnerisch und mit Fotos vor, während
und danach.
7. Eine Inschrifttafel soll mit Datum und Bezeichnung an die Restaurierung erinnern.
Bsp.: 1891, Porta Ticinese, Mailand, mittelalterliches Stadttor--> er machte zwei neue
Durchgänge, der mittlere Bogen mit Relief bleibt. Später sagt Boito, dass er sich bei diesem
Projekt nicht ganz treu gewesen wäre.
Georg Dehio
1901: Streitschrift von Dehio: Was wird aus dem Heidelberger Schloss werden?--> Kritik:
beim Friedrichsbau wurden schon so viele Steine ausgewechselt, beim Ottheinrichsbau
würde deshalb sein vorhandener Zustand verschwinden und stattdessen würde " teils eine
Kopie, teils ein Neubau" treten.
Wichtig: behutsamer Umgang mit den Denkmälern, da sie Dokumente vergangener Epochen
waren--> keine Kopien dulden
gegen Historismus des 19.Jh.: " erhalten und nur erhalten": nur dann ergänzen, wenn die
Erhaltung materiell unmöglich ist. Wiederherstellung nur unter ganz bestimmten
Beschränkungen
Heidelberger Schloss: Verlieren würde wir das Echte und eine Imitation gewinnen--> es
gelang den Gegner den Ottheinrichsbau zu erneuern und es blieb eine Ruine
"Konservieren, nicht restaurieren": Wert von Baudenkmal liegt in seiner Authentizität und
die Erhaltung der Substanz ist entscheidend.
man begann, Historismus konsequent abzulehnen. --> Baudenkmal ist wichtiger als
zeitgenössische Architektur. --> Denkmäler erinnern nicht nur an vergangene Epochen,
sondern stammen materiell aus diesen, sind also authentische Zeugnisse.
wichtigster Theoretiker und Kunsthistoriker für die Definition des neuen Denkmalbegriffs
Professor für Kunstgeschichte an der Uni Wien --> er erarbeitete wegweisende methodische
Vorstellungen für die DMP.
1904: Generalkonservator für die Kunst-u. historischen Denkmäler.
1903: Mitglied der k. u.k Zentral-Kommission für die Erforschung und Erhaltung der Kunst-u.
historischen Denkmäler
1903: Auftrag für einen Gesetzesentwurf für österr. Denkmalschutzgsetz: Er machte sich
grundsätzliche Gedanken zu der Frage, welche Eigenschaften die Baudenkmäler denn für uns
wertvoll machen
1903: Gutachten von der Altstadt von Split und dem Diokletianspalast. (um 300 n. Chr.)-->
wurde dank seinem Einsatz nicht freigelegt.
Aufsatz: " Der moderne Denkmalkultus. Sein Wesen und seine Entstehung"--> revolutionär
für Denkmalpflege
seine Wertekategorien gehören seitdem zu den Grundlagen, wenn es um die Frage geht,
warum es eine Aufgabe der Gesellschaft ist, Denkmäler zu erhalten.
Nach Riegl besitzen Denkmäler Erinnerungswerte, die im weitesten Sinn an Vergangenes
erinnern, zum anderen Gegenwartswerte, weil sie Bedürfnisse befriedigen, für die sich auch
moderne Objekte eignen würden. Diese Hauptkategorien lassen sich so differenzieren:
1. Erinnerungswerte
Entscheidend für die Erinnerungswerte ist die Zeit, die sich zwischen das Objekt und den
Rezipienten schiebt.
Bedürfnis nach Vergangenheit gehört zu den Grunderfahrungen der Menschen,
Denkmäler sind greifbare und erlebbare Zeugen von Vergangenheit und somit ideal für die
möglichen Arten von Aufarbeitung. Dabei unterscheidet Riegl zwischen zwei
Erfahrungswerten, dem Alterswert und dem historischen Wert.
--> historischer Wert: Forderung nach der Konservierung des Denkmals vs. Alterswert, der ein
Denkmal vollkommen unberührt lassen will.
Jedes Denkmal altert im Lauf der Jh., zeigt Spuren von Zerstörung--> natürlicher Kreislauf
von Werden und Gehen. --> Weckt im Menschen eine Stimmungswirkung, sie wollen es nicht
verlieren weil sie mit ihren Erinnerungen mit dem Objekt verbunden sind.
verbietet Eingreifen des Menschen: nicht nur Eingreifen im Sinne von Zerstören, sondern
auch ein Eingreifen im Sinne von Erhalten weil damit ein Zustand konserviert wird und der
natürliche Kreislauf gestoppt wird.
historischer Wert: ist ein wissenschaftlicher und daher ein reflektierter Wert (bedeutet
besonders Fachleuten und wissenschaftlich interessierten Laien etwas)
deckt sich mit den von Dehio beim Streit um das Heidelberger Schloss formulierten
Argumenten.
Das Denkmal ein historisches Dokument. -->Je besser das Denkmal in seinem
ursprünglichen Zustand erhalten ist, desto mehr Informationen können abgelesen werden,
desto höher ist der historische Wert. --> es soll möglichst unversehrt bleiben.--> Forderung
nach Konservierung
gewollter Erinnerungswert: Bsp.: Konstantinbogen in Rom, um 300 n. Chr. --> für die
Ewigkeit gedacht --> oft ist ein Denkmal nicht mehr gewollt (z.B politische Denkmäler)
2. Gegenwartswerte
--> Durch die Gegenwartswerte kann ein Denkmal sinnliche bzw. geistige Bedürfnisse befriedigen.
Gebrauchswert: --> sinnlicher Wert--> verlangt vom Denkmal einen Nutzen --> Je höher
dieser ist, umso besser ist die Erhaltung gewährleistet.--> Steht im Konflikt mit den
Erinnerungswerten, die den unveränderten Zustand beibehalten wollen, während der
Gebrauchswert die optimale Nutzung wünscht.
Kunstwert: befriedigt geistige Bedürfnisse, die die ästhetischen Qualitäten eines Denkmals
umfasst.
b) relativer Kunstwert: fordert dagegen einen verantwortlichen Umgang mit den Denkmälern.
--> Wie die Geschichte lehrt, verändern sich nämlich im Laufe der Jahre die ästhetischen Urteile. Eine
subjektiv wahrgenommene Hässlichkeit eines Objekts wird nie dazu führen, dessen Eliminierung zu
verlangen.
--> Bsp.: Noch bis in die 1970er Jahre hinein galten die Schöpfungen des Historismus und des
Jugendstils als kitschig und missglückt, heute werden sie als künstlerische Leistungen anerkannt.
Beim relativen Kunstwert ist deshalb große Vorsicht geboten: Wenn die Einstellung zum Denkmal
positiv ist, das Objekt also allgemein als Kunstwerk anerkannt wird, dann man seine künstlerische
Qualität natürlich als gewichtiges Argument für die Erhaltung des Objekts einsetzen.
ABER: Bewertet man den künstlerischen Anspruch eines Denkmals als negativ, muss man sich die
Relativität der Begriffe klarmachen.--> Die Meinung kann sehr subjektiv und zeitgebunden sein-->
berechtigt nicht dazu, dem Denkmal jeden Kunstwert abzusprechen oder ein Eingreifen aus
geschmacklichen Urteilen heraus. --> ästhetische Ablehnung darf nie als Argument für die
Zerstörung oder Beeinträchtigung eines Denkmals verwendet werden!
VO 7 - Denkmalwerte II
In Ungnade gefallene " gewollte Denkmäler" --> Bsp.: Leninkopf
Streitwert
unbequeme/umstrittene Denkmäler dürfen nicht alle weg --> entsorgen? schützen? pflegen?
Bsp.: Film " Goodbye Lenin"
Bsp.: Berlin, Palast der Republik, 1973 und 1976, Heinz Graffunder
Sie sind so massiv, dass sie eigentlich für die Ewigkeit gebaut wurden.
heute: Haus des Meeres ( 70er) und Kletterwand: lange Bauzeit
Schauwert
Der Schauwert von Massenszenen drangt zuweilen die Handlung in den Hintergrund
Bsp.: The Venetian Hotel and Casino Resort in Las Vegas, 1996-1999
mit Rialtobrücke, Markussäule und Campanile --> kopiertes Venedig= Erlebnisposter
echter Campanile in Venedig ist 1902 eingestürzt --> Wiederaufbau
Zusammenfassung
Die Begriffe „Plurivalenzwert“ und „Streitwert“ sind eine Beschreibung der Wertsetzungsprozesse
von Denkmälern.
Die Vorstellung einander konkurrierender Wertvorstellungen von Denkmalen machen die Denkmale
somit zu plurivalenten Gebilden, deren Bedeutung immer im Fluss ist und stets aufs Neue
ausverhandelt werden muss.
Weitere Denkmalwerte
kulturelle Werte
emotionale Werte
Identifikationswerte
politische Werte
erzieherische Werte
künstlerische Gründe
wissenschaftliche Gründe
technische Gründe
geschichtliche Gründe
städtebauliche Gründe etc.
VO 8 - Denkmalpflege in Österreich bis Max Dvorak
Im Sinne der Pietät und der Konformität waren in F, in D und in England Architekten tätig, die im
Sinne einer respektvollen und sich anpassenden Architektur denkmalpflegerisch aktiv waren. In der
VO bereits gezeigte und behandelte Beispiele aus dem 17. Jahrhundert:
heute Nationalbibliothek
Nach Setzungen im Gebäude und Rissen in der Kuppel (1750er Jahre) von Hofarchitekt
Niccoló Pacassi mit einem Eisenring verstärkt.
Fresken von Daniel Gran
damals gab es keine staatliche Denkmalpflege
1850: k.k. Central-Commission für die Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale
viele Publikationen
sehr fortschrittlich durch " Erforschung" (=Theorie) und Erhaltung ( =Praxis)
Mitglieder aus vielen beruflichen Sparten ( Architekten, Baumeister, Kunsthistoriker, Dichter
etc.)
Schwerpunkte: Objekte kennenlernen und Mitteilungsblätter publizieren.
befördert praktische Denkmalpflege und „Restaurierungen“ nach der Devise der
„Stilreinheit“ und „Einheit“
Bsp.: Dom von Zagreb, 13./14. Jh
führt immer ein Beispiel mit einem Gegenbeispiel an. Er sagt nicht gut oder schlecht, aber
er stellt die verschiedenen Beispiele so klar gegenüber, sodass jeder erkennt was ein
Fehlschlag ist und was nicht.
prägt den Begriff Ensemble, aus dem sich Stadtbild und Ortsbild ableiten.
1873: Umbenennung in " K.K. Zentralkommission für die Erforschung und Erhaltung der
Kunst-u. historischen Denkmale ( drei Sektionen: Prähistorie und Antike, MA und neuere Zeit,
historische Denkmäler verschiedener Art)
1894: 1. Gesetzesentwurf
1903: neuer Entwurf mit Einleitung von Alois Riegl
1911: Zentralkommission neu organisiert:
Staatsdenkmalamt
Denkmalrat
Kunsthistorisches Institut
1918: Staatsdenkmalamt wird Bundesdenkmalalmt mit zentraler Stellung
1923: Denkmalschutzgesetz betreffend " Beschränkungen in der Verfügung über
Gegenstände von geschichtlicher, künstlerischer oder kultureller Bedeutung"--> präzise
Definition des Denkmalbegriffs
1934: Große Veränderung: Das Staatsdenkmalamt wird durch eine Zentralstelle für
Denkmalschutz im "Bundesministerium für Unterricht" ersetzt.
1940: "Institut für DMP" wird dem Berliner Wissenschaftsministerium unterstellt und hat als
zentrale Fachstelle keinerlei wesentliche Kompetenzen
1946: Neugründung des Bundesdenkmalamtes (BDA). 1. Präsident: Otto Demus
1978: Erstmals wird im Denkmalschutzgesetz der Begriff "Ensemble" eingeführt.
2000: jüngste Fassung des österr. Denkmalschutzgesetzes
VO 9 - Ensemble - Ortsbild - Stadtbild
bis Ende 19.Jh.: Interesse vor allem auf den herausragenden Zeugnissen der Baukunst, während
schlichtere Objekte weniger Beachtung fanden. --> oft als störend empfunden
Deshalb wurden während und nach der Vollendung des Kölner Doms in den 1860er Jahren Gebäude
systematisch abgebrochen, die in unmittelbarer Nähe standen, um den Dom freizustellen.
Bsp.:
Ziele:
Denkmalpflege
Pflege der überlieferten ländlichen und bürgerlichen Bauweise --> Erhaltung des
vorhandenen Bestandes
Schutz landschaftlicher Natur und Ruinen
Rettung einheimischer Tier-u.Pflanzenwelt
Volkskunst
Sitten, Bräuche, Feste und Trachten
Interesse am Bund Heimatschutz nahm zu --> Vorsitzender war Architekt und Publizist Paul
Schultze-Naumburg.
Buch „Kunst und Rasse"
Mahnte sehr über die Gefahren für die Denkmäler der Natur
schrieb Bücher mit Gegenüberstellung von Bildpaaren gut/schlecht ( wie später Max Dvorak)
er lehnte Historismus ab
Schutzzonen
Schutzzonen Wien
1972: Altstadtnovelle: Stadt Wien kann unabhängig vom Denkmalschutz Schutzzonen festlegen und
damit charakteristische Ensembles vor Abbruch oder Überformung schützen.
Liste mit den wichtigsten internationalen Grundsätzen und Richtlinien der Denkmalpflege von
ICOMOS (International Council on Monuments and Sites)
1964: Die "international anerkannte Richtlinie" in der Denkmalpflege ist die Charta von
Venedig : Erhaltung des authentischen und historischen Wertes von Denkmälern
Authentizität wird nicht näher definiert, eher konservatorische und restauratorische
Lösungen.
1994 : 'Nara Dokument über Authentizität': Reaktion auf immer größer werdenden
Bedenken hinsichtlich des Schutzes von Kulturerbe --> propagiert den Respekt vor kultureller
Vielfalt.
Thematisiert wird die Frage, ob es gut ist, etwas instand zu halten oder gar zu renovieren, da
hierbei zwangsläufig Originalsubstanz verloren geht.
Ist Authentizität eine Wertkategorie – oder nicht? In Nara war die Antwort: Nein,
Authentizität soll nicht selbst als Denkmalwert betrachtet werden. Unsere Fähigkeit,
Denkmalwerte zu erkennen hängt davon ab, inwieweit die entsprechenden Informationen
und Botschaften sich als glaubhaft, wahrhaftig, gültig erweisen, d. h., als authentisch. Man
hat dafür einzelne Aspekte definiert:
- Form (Design),
Kritik: in verschiedenen Kulturen sind die Werturteile über Denkmale ganz unterschiedlich.
in der Charta wurde viel Raum für kulturelle Vielfalt gegeben: Alle Kulturen sind gleich
wichtig und verdienen vertreten zu sein.
Wichtigste Dokumente der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural
Organization) zur Denkmalpflege und zum Umgang mit Kulturgütern
1954: Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten. Wurde nach
dem 2.WK gegründet um sich mit den zerstörten und angeschlagenen Bauten
auseinanderzusetzen.
1970: Übereinkommen über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen
Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut
1972: Übereinkommen zum Schutz des Kultur-u. Naturerbes der Welt
2003: Charta zur Bewahrung des digitalen Kulturerbes
An Gebäuden angebrachtes Signet „Kulturdenkmal“ der Haager Konvention bedeutet, dass das
entsprechende Gebäude nach Haager Abkommen einen besonderen Schutz genießt.
1972, Paris: Internationale Konvention für das Kultur-und Naturerbe der Menschheit: Konvention für
den Erhalt von Kultur-und Naturstätten, die einen "außergewöhnlich universellen Wert" besitzen.
Diese Denkmäler werden in die Liste des Welterbes aufgenommen. --> Sie werden von den Staaten,
in denen sie liegen, für den Titel vorgeschlagen.
ICOMOS, International Council on Monuments and Sites ( Internationaler Rat für DMP)-->
beteiligt sich als Berater und Gutachter
ICCROM: International Centre for the Study of the Preservation (Erhaltung) and Restoration
of Cultural Property
IUCN, International Union for Conservation of Nature and Natural Resources = Internationale
Union zur Erhaltung der Natur
--> Voraussetzung für Aufnahme eines Denkmals in die Liste ist der Nachweis der in Konvention
festgelegten Kriterien:
-->heute: UNESCO-Liste des Welterbes: 1007 Denkmäler in 161 Ländern= hohe Auszeichnung-->
profitieren von Touristen!
--> Es wird erwartet, dass sie besonders behutsam mit den Denkmälern umgehen und sich um ihrem
Schutz und ihre dauerhaften Erhaltung kümmern.
Die Güter...
Haager Konvention
--> wurde nach dem 2. Weltkrieg endgültig formuliert und wurde 1954 von 37 Staaten
unterzeichnet. Österreich trat dem Abkommen am 25. Juni 1964 bei.
= 1954: Die Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten ist ein
völkerrechtlicher Vertrag, mit dem Ziel abgeschlossen wurde, Kulturgut während eines Krieges oder
bewaffneten Konfliktes vor Zerstörung oder Beschädigung sowie Diebstahl, Plünderung und anderen
Formen einer widerrechtlichen Inbesitznahme zu schützen.
--> Kulturgut = „bewegliches oder unbewegliches Gut, das für das kulturelle Erbe der Völker von
großer Bedeutung ist“.
--> Schädigung von Kulturgut (egal welches Land) = eine Schädigung des kulturellen Erbes der ganzen
Menschheit.
--> stellt daher den Versuch dar, die Gefährdung von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten aber auch
im Katastrophenfall gering zu halten, in dem rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen zu seinem Schutz
getroffen werden.
--> Die Konvention verpflichtet alle teilnehmenden Staaten zur Respektierung und Sicherung des
eigenen und des fremden Kulturgutes durch Erfassung, Kartierung, Dokumentation und
Kennzeichnung des Kulturgutes (Konventionstafel) etc.
--> Österreich: Bundesdenkmalamt (BDA) ist mit der Auswahl dieser Objekte beauftragt und führt
(gemäß der Verordnung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur vom 23.02.2009)
eine Kulturgüterschutzliste, die derzeit insgesamt 135 Objekte (Einzelobjekte, Denkmalanlage,
Ensembles) umfasst.
Europarat
--> 1964: II. Intern. Kongress der Architekten u. Denkmalpflege in Venedig: Fachleute setzten sich
zusammen, um über die Aufgaben der Denkmalpflege und über allgemeingültige Grundlagen des
denkmalpflegerischen Handelns nachzudenken.
--> Ergebnis: Thesenpapier = Charta von Venedig: Denkmäler sind " lebendige Zeugnisse
jahrhundertealter Traditionen der Völker..Menschen sich ich den kommenden Generationen
verantwortlich für die Bewahrung.."
--> Denkmalbegriff wird ziemlich umfangreich definiert--> umfasst nicht nur das einzelne Denkmal,
sondern auch das städtische oder ländliche Ensemble.
--> Konservierung und Restaurierung soll wissenschaftsorientiert ist und interdisziplinär erarbeitet
werden.
--> Ziel: Erhaltung des Kunstwerkes als geschichtliche Zeugnisse. Aus den weiteren Artikeln sollten
diese Leitsätze hervorgehoben werden:
--> Die Denkmalpflege erfährt zunehmend öffentliche Aufmerksamkeit durch das Wirken großer
internationaler Organisationen mit einschlägiger Aufgabenstellung.
ICOMOS: International Council On MOnuments and Sites. Publiziert Charten, die berühmteste
davon ist die Charta von Venedig.
= internationaler Rat für Denkmalpflege, der 1965 in Warschau gegründet wurde.
= eine internationale, nicht staatliche Organisation mit Sitz in Paris, die sich weltweit für Schutz
und Pflege von Denkmäler bzw. Denkmalbereichen und die Bewahrung des historischen
Kulturerbes einsetzt.
Europarat: 1949 in London gegründet--> ist heute europäische internationale Organisation mit 47
Staaten mit 820 Millionen Bürgern
--> Forum für Debatten über allgemeine europäische Fragen --> fordert wirtschaftlichen und sozialen
Fortschritt
--> rief 1975 das europäische Denkmalschutzjahr aus. Er publiziert die Europäische
Denkmalschutzcharta (unterscheidet sich nur wenig von der Charta von Venedig).
Bundesdenkmalamt: geht zurück auf die 1850 durch Kaiser Franz Joseph I. gegründete KuK-
Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Denkmäler
VO 11 - Grundsätze - Kriterien - Methoden II
Kriterien zur Beurteilung der Denkmalwerte
Künstlerische Gründe
Künstlerische Qualität
Entwicklungsgeschichtliche Bedeutung
Relevanz im Werk eines Künstlers
Seltenheitswert
Geschichtliche Gründe
Siedlungsgeschichtliche Bedeutung
Religionsgeschichtliche Bedeutung
Wichtiger Zeuge einer Geschichtsepoche
Stätte politischer Ereignisse
Geburts-, Wirkungs- oder Todesstätten von Persönlichkeiten
Rechtsgeschichte, Sozialgeschichte, Wirtschaft
Gartenbaukunst, Volkskunst
Wissenschaftliche Gründe
Technische Gründe
Städtebauliche Gründe
Leitvorstellungen/Methoden
Denkmalpflege beurteilt den Zustand von Kulturdenkmälern und entscheidet -wenn nötig- zu
ergreifende Maßnahmen des Erhalts.
angemessene Nutzung
Reinigungs- und Pflegearbeiten am Denkmal: Befestigen von Ziegeln, Ausfugung, streichen
von Fenstern usw.
vernünftige Klimatisierung
Anstriche erneuern
Dachrinnen und Fensterbänke reinigen
Dachziegel
Bewuchs entfernen
abstauben, Objekte geschützt lagern
Instandsetzung
Sanierung
Restaurierung
"restaurare" = wiederherstellen
umsichtige, gerechte Analyse der historischen, kunsthistorischen und sonstigen
erhaltenswerten Schichten am Denkmal --> diese Kriterien müssen abgewogen werden und
nur wo das Werk stark gefährdet oder fehlerhaft ist eingreifen.
ästhetische und historische Werte sichtbar machen, beeinträchtigte Werte wiederherstellen
(Warnung vor falschen Interpretationen; „durchgreifende“ Restaurierungen meiden.
sog. „analytische“ und „purifizierende“ Restaurierungen vermeiden
Bsp.: Stadtpalais Liechtenstein
Renovierung
"renovare" = erneuern
Wiederherstellung verloren gegangener oder unscheinbar gewordener ästhetischer
Eigenschaften.
Ziel: die ästhetische Ganzheit des Denkmals und nicht dessen technische Integrität.
kunstwissenschaftliche und technische Analysen sind unbedingt notwendig
Problem bei der Analyse und Interpretation: Was ist Dreck und was ist Patina?
Gewinn/Verlust
Renovierung ist dort akzeptabel, wo originale Substanz technisch nicht mehr konservierbar
ist.
Bsp.: Opernpassage in Wien
Sicherung und Erhaltung von originaler Substanz --> ursprünglichen Zustand und Gebrauchswert
(Restaurierung) wieder herstellen oder ein ursprüngliches Erscheinungsbild (Renovierung) erneuern:
1. Restaurierung: Wiederherstellung der ursprünglichen Gebrauchsfähigkeit unter
Bewahrung der originalen Substanz. Die Rückführung auf einen „Originalzustand" ist nicht
das Ziel einer Restaurierung.
2. Renovierung: Wiederherstellung eines einst vorhandenen Erscheinungsbildes, ausgehend
vom originalen Befund.
Ergänzung
Das Ergänzen verhält sich bei der Konservierung und Restaurierung unterschiedlich.
bei Konservierung: keiner Ergänzungen
bei: Restaurierung: Schließen von Fehlstellen etc. ist erlaubt
Ergänzungen sollen vom Originalbestand unterscheidbar sein und dürfen das Denkmal nicht
verfälschen (Charta von Venedig, Art. 12).
Sparsam ergänzen! --> Mindern den Alterswert
Nur unter bestimmten Voraussetzungen: Retuschen bei Malereien, Ergänzungen von Stuck
etc.
Aus konservatorischen Gründen notwendige Schließung von Mauerlücken etc.
Bsp.: Museum für Naturkunde, Berlin
Kopie - Imitation
richtet sich eigentlich gegen die Ziele der Denkmalpflege. Die Geschichtlichkeit eines Objekts
ist nicht wiederholbar bzw. dann nicht mehr authentisch
Kopien sind manchmal notwendig, um Originale zu schützen (Bauplastik, Glasmalereien);
Bedingung: die Existenz des Originals bleibt gesichert.
Das Kopieren in der Baudenkmalpflege scheitert häufig an den großen Dimensionen. – Alles
Andere ist Imitation (nachempfunden und erfunden) und kommt einer Fälschung nahe.
Rekonstruktion - Wiederaufbau
Anastylose
Translozierung - Gebäudeversetzung
Altern lassen
Keine oder nur sehr geringe Eingriffe. Um 1800 und um 1900 vor allem bei Burgruinen ein
gängiges Konzept, gegenwärtig vor allem bei großen Industrieanlagen angewandt als
kontrollierter Verfall.
VO 12 - aktuelle Herausforderungen
1972: Übereinkommen zum Schutz des Kultur-u.Naturerbes der Welt
Der Massentourismus kann das Kultur- und das Naturerbe längerfristig zerstören.
Echtheit/Authentizität
außergewöhnlicher universeller Wert
kulturelle Identität
materieller und immaterieller Ausdruck (als Erbe)
besondere künstlerische, geschichtliche, gesellschaftliche und wissenschaftliche
Dimension
Vielzahl an Informationsquellen : Form und Gestaltung, Material und Substanz,
Verwendung und Funktion, Traditionen und Techniken, Lage und Umfeld, Geist und
Gefühl + andere interne oder externe Faktoren.
Tanz in Kambodscha
Klapa Gesang in Kroatien
Tango, Argentinien/Uruguay
Denkmalvermittlung/Öffentlichkeitsarbeit
engagierte Menschen in großer Zahl mobilisieren. (z.B Bund für Natur-u.
Umweltschutz, Greenpeace)
Energetische Ertüchtigung
Nicht an jedem Ort ist Energieproduktion angemessen.
Problematische Außendämmung bei historischen Bauten
Nachkriegsmoderne
Die denkmalpfl egerische Würdigung und ein entsprechend angemessener Umgang
mit dem Bestand der Nachkriegsmoderne sehr wichtig.