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Herr Professor Beier, was weiß die Forschung über Menschen, die
Kinder missbrauchen?
Es gibt zwei Gruppen: Etwa die Hälfte der Täter hat eine pädophile
Neigung, also eine sexuelle Ansprechbarkeit auf den kindlichen Körper.
Die anderen sind sexuell eigentlich auf Erwachsene ausgerichtet, aber aus
verschiedenen Gründen nicht in der Lage, sich mit altersentsprechenden
Partnern zu verwirklichen. Sie weichen auf Kinder aus.
Eine eigene Studie hat uns gezeigt, dass etwa ein Prozent aller Männer
den kindlichen Körper erregend finden. In Deutschland wären das etwa
250.000 Betroffene. Es entspricht etwa der Häufigkeit der Parkinson-
Krankheit.
Nein, und hierin sind sich die Experten einig. Gleichwohl gibt es leider
immer wieder Stimmen, die das Gegenteil behaupten. Tatsächlich bildet
sich die sexuelle Präferenzstruktur im Jugendalter aus und ist danach
unveränderbar. Für seine Neigungen kann man niemanden verantwortlich
machen, wohl aber für sein Verhalten. Deshalb setzen wir in unserem
Projekt bei der Verhaltenskontrolle an. Wir verringern
Realitätsverzerrungen, fördern das Vermögen, sich in Opfer einzufühlen
und beziehen Partner oder Angehörige ein. Auch Medikamente können
sehr hilfreich sein, um sexuelle Impulse zu unterdrücken.
Im vergangenen Jahr haben Sie Ihr Projekt auf die Nutzung von
Missbrauchsbildern im Internet ausgeweitet.
Uns wurde schnell klar, dass die meisten Männer, die zu uns kommen,
schon lange Fotos aus dem Netz nutzen. Solche Bilder sind eine
unbegrenzte Demütigung der Opfer. Sie stehen zudem im Verdacht, die
Hemmschwelle der Nutzer für konkreten Missbrauch zu senken. Im Netz
fehlt jede soziale Kontrolle.
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Wir gehen gemeinsam mit den Betroffenen die von ihnen genutzten Bilder
durch, weil diese präzise deren sexuelle Präferenzen zu erkennen geben.
Da bekommen Sie einen Einblick in das Programm des Menschen, in sein
Gehirn. Das ist wichtig für Diagnose und Therapie. Es ist die
Voraussetzung, um gezielt einem Rückfall vorzubeugen. Solche Bilder
müssten viel öfter genutzt werden. Richter schauen sich aber die
beschlagnahmten Dateien auf dem Rechner eines überführten Täters nicht
genauer an. Hier werden Chancen vertan.
Das wäre gut so, doch ehrlicherweise muss man einräumen, dass es nicht
genügend Gutachter mit sexualmedizinischer Qualifizierung Erfahrung
gäbe, um das umzusetzen.
Über Geldstrafen lachen viele Täter bloß. Hinzu kommt, dass eine zügige
Umsetzung des Strafrechts ebenfalls die Ausnahme darstellt.
Wo hakt es?
Das hat man mir bei Google auch gesagt. Unser Projekt sei sehr
interessant, man prüfe das und brauche nur noch die Zustimmung aus
Amerika. Das war im vergangenen Sommer. Seitdem haben wir nie wieder
etwas gehört.
Quelle:
http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E614C521816EB4
D17ADFBF9C5D85AACD7~ATpl~Ecommon~Scontent.html
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http://www.kein-taeter-werden.de
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