Oktober 2017
Folieninhalte
Warum Gesellschafstheorie?
• kein Überblick über Breite der Ansätze und über das Semester
• Beispiel: Transformationsforschung
• Internationale Verhältnisse
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• vieles, das selbstverständlich ist, sollte in wissenschaftlicher Analyse hinterfragt
werden
• Das bedeutet aber nicht, den empirischen Gegenstand mit der Theorie zu
„erschlagen“
• Austin Harrington: „Social theory is trained reflection on ways of knowing social life.“
• Kritische Theorie der Frankfurter Schule seit 1920er Jahren: Adorno, Horkheimer,
Pollock, Löwenthal, Fromm, Marcuse – Benjamin, Neumann, Kirchheimer
• Nationalsozialismus, Holocaust; Adorno (1936): „Der Zweck der Revolution ist die
Abschaffung der Angst“
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zentrale Anliegen / Dimensionen der kritischen Gesellschaftstheorie
Fortschrittskritik
Wissenschaftsverständnis
• Wissenschaft ist nicht wertfrei: Wissenschaft mit eigenen Modi, aber auch von
jemand, für jemand, mit Zielen
• anti- / post-positivistisch
Aktuelle Forschung
Transformations(forschung)
dominante Problem-Deutung
eigentlich recht spannende Konstellation für kritisches Denken und Praxis jedoch
kaum Thema in Debatte: wie an den Kern der herrschaftlichen Produktions- und
Lebensweise „herankommen“?
Lektüre:
Georg Simmel: Wie ist Gesellschaft möglich? Durkheim hingegen begab sich auf die
Suche nach „sozialen Tatsachen“. Adorno befürchtete, dass Soziologie am Ende
genau das Thema „Gesellschaft“ verloren ginge.
Popper meint Individualismus betone völlig zu Recht, dass es möglich sein muss das
Verhalten und die Handlungen von Kollektiven, also Staaten und Sozialgruppen auf
das Verhalten und Handlungen menschlicher Individuen zu reduzieren. Zugleich tut
sich ein Widerspruch auf, da man diese Verhalten und diese Handlungen nicht ohne
Berücksichtigung sozialer Umgebung erklärbar machen kann. Staat und Gesellschaft
seien bequeme Kürzel und existieren nur in konkreten Einzelmenschen.
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Erklärungen gesellschaftlicher Kollektivphänomene alleine auf die Grundlage
von Aussagen vorzunehmen, die sich auf das Verhalten/ Handlungen/
Beziehungen einzelner menschlicher Personen beziehen!
(Nomalisten/Individualisten)
Die Begriffe gehen auf Marx zurück und beinhalten eine Fülle widersprüchlicher
Hintergrundannahmen.
(1) Materiell/Ideell
Marx meint, die Gesamtheit der gesellschaftlichen Verhältnisse, welche die
Menschen bei der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens, je nach stand
ihrer körperlichen, geistigen und technischen Produktionskräfte, die
Produktionsverhältnisse also, stellen die ökonomische Struktur der
Gesellschaft und damit die reale Basis ihres Lebensprozesses dar.
Er spricht von „Basis“ oder „Unterbau“ und meint damit das
„gesellschaftliche Sein“. Das „gesellschaftliche Bewusstsein“ erhebe sich
aus dem „gesellschaftlichen Sein“. Also der juristische bzw. politische
Unterbau und die Menge gesellschaftlicher Bewusstseinsformen ergeben gen
„Überbau“. Die impliziert die Unterscheidung materiell und ideell. Materiell
seien sämtliche Aktionen, Handlungen und Ereignisse die jeweils historisch
spezifische Ausprägungen des gesamtgesellschaftlichen (Re-
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)Produktionsprozesses gehören. Materiell entspricht der Basis. Der Überbau
die ideellen Faktoren.
(2) Strukturell/Kulturell
Der Strukturbegriff ist generell formell und harmlos als die Menge von
Elemente (irgendeiner Art) zwischen denen wenigstens eine Relation besteht.
Mindestens eine Relation, die sich selbst dann nicht verändert, wenn andere
Relationen sich verändern und somit von Dauerhaftigkeit gekennzeichnet sind.
Sozialstruktur als allgemein sämtliche in Frage kommende Prinzipien, wonach
eine Gesellschaft gegliedert oder differenziert ist, als Beispiel hierfür wären die
Prinzipien gesellschaftlicher Arbeitsteilung zu sehen. Konkreter könne man
Merkmale gesellschaftlicher Ungleichheit zusammenfassen, die eine
Gesellschaft charakterisiert, beispielsweise die Klassenstruktur einer
Gesellschaft.
Für Kultur sind Regeln wesentlich, also Verbote oder Gebote. Es geht um
faktische Regelmäßigkeiten wirksamer Zusammenhänge von Phänomenen,
die eigenständige (also emergente) Eigenschaften aufweisen.
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Gesellschaftstbegriffen, emergent meint eigenständige irreduzibele
Eigenschaften)
(5) Aktorsstandpunkt/Beobachterstandpunkt
Aktorsstandpunkt und Beobachterstandpunkt als zwei Perspektiven.
Aktorsstandpunkt mag unterschiedliche Aufschlüsse über Aussagenverstehen,
Fremdverstehen, Kontextverstehen und Handlungsverstehen geben. Referenz
zu objektiv (BStP)/subjektiv (AStP)
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Zeitabschnitt durchhält. Chaos ist all das, was ohne jede Einschränkung möglich ist.
Bei einer Ordnung hingegen gibt es nur eine Folge f. Hingegen ist die Organisation
gekennzeichnet, dass ihre Folgeereignisse flexibel sind. Es gibt in der Organisation
eine Bandbreite von Folgen (Spielräume/ Alternativen/Bandbreite Folge a,b,c,..n).
Dies wurde von dem Stammvater der Kybernetik W.R. Ashley herausgearbeitet und
ist so allgemein, dass es sich auf alles anwenden lässt, beispielsweise auf Atome,
Kristalle oder auch Menschen.
Aristoteles beschrieb den Menschen bereits als zoon politicon, also auf ein
Zusammenleben mit Seinesgleichen angewiesenes Wesen. Er braucht Gesellschaft
um Freiheit und Selbstständigkeit zu erlangen. Hobbes hingegen meinte, der Mensch
sei im Naturzustand völlig ungesellig und Rousseaus meinte ebenfalls, der Mensch
sei im Naturzustand weitgehend selbstgenügsam.
Typenbegriffe wie beispielsweise die Antike/ der Feudalismus oder der Kapitalismus
oder Produktionsweisen, charakteristische Institutionen synonym für eine
Gesellschaft. Bestandteile des jeweiligen kulturellen Überbaus werden ausgewählt
um die verschiedenen Gesellschaften zu erfassen. Gesellschaft kann beispielsweise
auf Produktionsverhältnisse, Produktionskräfte und Schlüsselinstitutionen feudaler
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oder bürgerliche Gesellschaft analysiert werden. Merkmale, welche zur
Charakterisierung einer Gesellschaft dienen können kritisch hinterfragt werden. Es
soll auch danach gefragt werden, was weggelassen wird.
Die wörtliche Bedeutung von Gesellschaft ist das räumlich vereinte und
vorübergehende auf einem Raum vereint. Es weist auf Geselligkeit hin, dass auf ein
Zusammensein verweist. Es geht um ein Gemeinschaftsgefühl.
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2. Vorlesung, Systemtheorie, Christian Görg. 19. Oktober 2017
Folien
a. doppelte Kontingenz
Grundoperation des Sozialen: soziale Interaktion als Aufeinandertreffen
von zwei „black-boxes“: betont Unwahrscheinlichkeit
Strukturbildung (Erwartungsstrukturen) als Autokatalyse eines
emergenten Ordnungsniveaus
Was ist „Das Soziale“? Was sind Grenzen des Sozialen?
Individuum als Umwelt des Sozialen!
Luhmann: Kommunikation! =>?
funktionale Differenzierung
Strukturtyp moderner Gesellschaften, Ergebnis sozialer Evolution –
keine Leistungsfähigkeit oder bessere Anpassungsfähigkeit
Ausdifferenzierung von Teilsystemen (Wirtschaft, Politik, Wissenschaft,
Religion etc.) – diese funktionieren nach je eigenen Codes (= binäre
Schema: zahlen vs. nicht-zahlen, wahr vs. nicht-wahr etc.) – operativ
geschlossen und dadurch „autonom“: Teilsysteme entscheiden selbst,
was zu ihnen gehört
Einheit der G. als Differenz => Politik/Staat keine Steuerung Ø extremer
Steuerungspessimismus
c. Weltgesellschaft
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es gibt nur noch eine Gesellschaft als Inbegriff aller Kommunikationen Ø
Konkurrenz nationaler Gesellschaften? Staat als Herrschaft?
d. ökologische Kommunikation
einer der ersten dt. Soziologen, der die ökol. Problematik ernst nahm* -
Gefahr der ökologischen Selbstgefährdung - wurde oft als Zyniker falsch
verstanden
Zitat 63: „Es mögen Fische sterben oder Menschen, das Baden in Seen
oder Flüssen mag Krankheiten erzeugen, es mag kein Öl mehr aus den
Pumpen kommen und die Durchschnittstemperaturen mögen sinken
oder steigen (sic!): solange darüber nicht kommuniziert wird, hat dies
keine gesellschaftlichen Auswirkungen.“
kein Klimawandel-Leugner oder Anhänger der Post-Faktizität! -
Klimawandel etc. muss kommuniziert werden!
Problem als Sozialontologie: das Soziale = Kommunikation Ø hat „Peak
Oil“ keine gesellschaftlichen Auswirkungen?
gesellschaftliche Reaktion auf ökologische Selbstgefährdung durch
funktionale Differenzierung determiniert - Risiken müssen in die Codes
der Teilsysteme übersetzt werden - Wirtschaft reagiert nur auf Geld,
Politik auf Macht – aber beide nicht auf wissenschaftliche Wahrheit
harter Realismus: „zu viel und zu wenig Resonanz“
Gesellschaft kann nicht als Ganze (Einheit) reagieren
Gesellschaft schaukelt sich durch Angstkommunikation auf
nur neue soziale Bewegungen beobachten Gesellschaft als ob es von
Außen wäre („ausgeschlossener Dritter“: „Parasit“) - Protest gegen
funktionale Differenzierung? => ihnen fehlt Theorie Ø kann Protest und
Konflikt nicht systematisch erfassen
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Ansatzpunkt für interdisziplinäre Forschung jenseits Luhmann (SEC)
Autopoiesis führt zu interessanten Einsichten:
Leben/ökologische Systeme/Natur nicht von Außen steuerbar, nicht
völlig beherrschbar (Grenzen der Naturbeherrschung)
bei Luhmann durch ontologische Festlegungen beeinträchtigt
Soziales = Kommunikation; abstrakter Steuerungspessimismus,
Ausklammerung von Herrschaft und Konflikt etc.
ökologische Rationalität als Herausforderung: „wenn die Gesellschaft die
Rückwirkungen ihrer Auswirkungen auf die Umwelt auf sich selbst in
Rechnung stellen könnte.“ (247)
nach L.: unwahrscheinlich – und wird es auch bleiben (258)
einerseits richtig: alle Umweltpolitik blieb Stückwerk und konnte bislang
Gefahr einer (welt)gesellschaftlichen Selbstgefährdung nicht beseitigen
andererseits werden die vielen gesellschaftlichen Reaktionen ignoriert
Teilsysteme haben reagiert, wenn auch selektiv (s. Grüne Partei!)
vielfältige sozial-ökologische Konflikte weltweit kämpfen für mehr
ökologische Rationalität
Transformation zu einem grünen Kapitalismus – im Guten wie im
Schlechten?
L:. Hoffnung auf Überwindung des Kapitalismus trägt nicht mehr (235)
Heute vielleicht: sozial-ökologische Transformation
Mitschrift
1. Systembegriff
Zuerst wurde in der Vorlesung der Systembegriff erläutert. Also ab wann sprechen
wir von System, beziehungsweise was ist ein System? Menschen auf der Straße?
Menschen, die in einem abgesperrten Bereich einem Ball hinterherjagen? Zweiteres
könnte man als System festlegen, da eine höhere Einheit, welche durch Gesamtheit
ihrer Elemente besteht, geschaffen wurde. Also einzelne Elemente sind verbunden
und dadurch mehr als die Summe ihrer Teile („emergente Eigenschaften gegenüber
der Elemente)
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Danach wurde die Gesellschaft als System problematisiert. Welche Rolle spielen die
Individuen als Teile eines Systems? Wo liegen die Grenzen einer Gesellschaft, als
emergentes System?
Zwei Arten des Systembegriffs werden uns vorgestellt, nämlich der analytische und
der realistische.
2. Systemtheorie
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(2) Funktionale Differenzierung
(3) Weltgesellschaft
(„““““““)
Hier liegt die ganze Problematik denn die Risiken müssten in die jeweiligen
Codes der Teilsysteme übersetzt werden.
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3. Vorlesung: Der Wiener Kreis – politische, philosophische und
sozialwissenschaftliche Perspektiven. Dr. Friedrich Stadler. 9. November
2017
Der Wiener Kreis ist gekennzeichnet von Karrieren in Wien und der Vertreibung ihrer
Protagonisten aus Wien Viele sozialwissenschafltiche Errungenschaften gehen auf
sie zurück. Luhmanns Systemtheorie ist geistesverwandt mit wesentlichen
Kerngedanken des Wiener Kreises. Die Kritische Theorie bietet eine interessante
Vergleichsmöglichkeit mit dem Wiener Kreis.
Vor 2 Jahren war Wien Schauplatz einer Ausstellung „Exaktes Denken am Rand des
Untergangs“, die den Wiener Kreis gewidmet war. Ihre Errungenschaft war die
Zusammenführung des Rationalismus und des neuzeitlichen Empirismus, welches
als „logischer Empirismus“ bekannt wurde.
Kurt Gödl meinte, dass Widersprüche im formalen System nicht mit Mittel des
Systems gezeigt werden können.
Der Begriff „Untergang“ wurde gewählt, um auf die Vertreibung hinzuweisen, die die
Protagonisten des Wiener Kreises durchliefen aus Rassistischen Gründen. Ein
intellektueller Exodus, der im Exil zur Aufsplitterung führte, wurde dadurch in Gang
gesetzt. Dies führte zu einem Bruch mit ihrer Tradition hierzulande, die erst wieder in
den 1970iger aufgenommen wurde und 2011 wieder in die Fakultät der Universität
Wien eingegliedert wurde. Von den ehemaligen Mitgliedern des Wiener Kreis wurde
1963 das IHS -Institut für höhere Studien eingerichtet.
Das „neue“ bzw. „revolutionäre“ am Denken des Wiener Kreises ist, dass die
Sprache des Alltags und die Sprache der Wissenschaft zusammengeführt wurden.
Eine Prämisse wurde, dass die Probleme der Sprachanalyse durch Logik oder
überhaupt als „Scheinprobleme“ überführt werden können.
Der Wiener Kreis wandte sich strikt gegen metaphysische transzendente und
dialektische Philosophie. Dies führte zur Kritik seitens der Frankfurter Schule
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(Kritische Theorie). Neurath hingegen meinte, dass nur ein kollektives Verfahren ein
gemeinsames Projekt ermögliche.
Die Theorien und die Praktiken einzelner Mitglieder sind rekonstruierbar. 1929 wurde
ein kollektives Werk, ein „Manifest“ veröffentlicht mit dem Bekenntnis einer
Einheitswissenschaft als Ziel. Alles sei, dem Wiener Kreis zufolge, dem Menschen
zugänglich.
Die Reformbewegungen des roten Wien, dienten als Hintergrund der kollektiven
Erfahrung der Protagonisten des Wiener Kreises. Interessant am Wiener Kreis ist,
dass innerhalb zwei Generationen, er Intellektuelle aus jeglichen politischen
Spektren beherbergte in der klassischen links- mitte-rechts Kategorisierung. Außer
totalitäre, antidemokratischer Gesinnung waren weitgehend unterschiedliche
Ideologien vertreten, wie Konservative, Liberale, Sozialdemokraten und Mitglieder
der kommunistischen Partei.
Anekdote zu Friedrich Adler, der Physiker war und den Ministerpräsidenten erschoss
und sich im Prozess selber verteidigt, als Demonstration für einen politisch aktiven
Naturwissenschaftler.
March, der nach Wien kam um einen Lehrstuhl zu besetzten war maßgeblicher
Einfluss auf die Marienfeldforschung, welche sich auf seine Methoden beruft.
Der Positivismusstreit, welcher als Kampfbegriff wahrgenommen wird geht auf Lenins
Zeit in Zürich zurück. March hatte großen Einfluss aus russische Arbeiterschaft
(Bolschewiki und Menschewikin). Dies beunruhigte Lenin, der March als „bürgerlich“
und „reaktionär“ bezeichnete. Er argumentierte ideologisch.
Im gemeinsamen Exil mit der Frankfurter Schule wurde den Anhängern der beiden
Schule die Möglichkeit zum Austausch und zur Kooperation gegeben, welcher zu
einer ersten Annäherung führte. Danach fand eine ideologische Abgrenzung von
Horkheimer statt, der meinte Neurath hätte die Königsdisziplin die Philosophie
angegriffen. Schlussendlich kehrt die Frankfurter Schule in ihr Zentrum zurück, der
Wiener Kreis nicht.
Otto Neurath, ein führender Vertreter war bekannter radikaler Linker und Anhänger
der Planwirtschaft, der Geldwirtschaft ablehnte und Naturalien befürwortete.
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Phillip Frank schrieb über Einstein „Einstein. His life and times“. Er meinte
Relativismus und Objektivismus seien verwandt. Franks Dualismus meint, dass aus
Tatsachenbehauptungen keine Normen abgelesen werden können und er wandte
sich gegen Werterealismus (also absolute vorhandene Werte und Vorgaben zu
Handlungen).
Reaktionen auf den Wiener Kreis waren Unterstellungen, wie dass er den Weg für
Faschismus ebnete.
Dem Wiener Kreis sind drei Elemente absolut wichtig. Rationalität, die Anerkennung
der Wichtigkeit der Sprache und Sachlichkeit.
Die Namensgebung des Wiener Kreises beruht auf positive Assoziationen, die Wien
hervorruft, beispielsweise der Wiener Wald oder Wiener Walzer.
Einen Protozirkel gab es bereits vor dem Ersten Weltkrieg von 1907 – 1911 in Form
von Diskussionen in Wiener Kaffeehäuser zwischen Phillip Frank, Hans Hahn und
Otto Neurath. Es gibt dabei um die Modernisierung metaphysischer aprioristischer
Philosophie und einer Synthese von Empirismus und symbolischer Logik.
Die Konstitutionsphase setzte zwischen 1918 – 1924 ein. Schlickwurde zu der Zeit
zur Kanzel für Naturphilosophie einberufen. Er unterhielt viele lose Unterhaltungen
zu Mathematikern als er an seiner Neuauflage zur Allgemeinen Erkenntnistheorie
arbeitete. Auch der Mathematiker Hans Hahn kam nach Wien.
Daran schließt die öffentliche Phase von 1929 – 1934/ 1938, in welchem der Kreis
internationale Auftritte hatte und 1929 ihr Manifest veröffentlichte. Karl Menger
schreib sein „mathematisches Kolloquium. Im Manifest wurde die
Wissenschaftsorientierung des Kreises auf drei wichtige Prinzipien festgelegt,
erstens die Diesseitigkeit, zweitens die Lebensverbundenheit und als drittes Prinzip
die Interdisziplinarität. Ihr erklärtes Ziel war die Neugestaltung wirtschaftlicher und
gesellschaftlicher Verhältnisse, die Vereinigung der Menschen und die Erneuerung
von Schule und Erziehung. Wesentliche Elemente des Wiener Kreises sind
Empirismus, Positivismus und die logische Sprachanalyse (linguistic turn als zentral).
In der Zeit zwischen 1930 – 1940 publizierten die Vertreter des Wiener Kreises in
ihrer Zeitschrift „Erkenntnis“. Otto Neurath war maßgebend für Interdisziplinarität.
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Das kulturelle Umfeld des Wiener Kreises ist geprägt durch Liberalismus, sowie
Sozialismus, Arbeiterbewegungen. Der Wiener Kreis ist gekennzeichnet durch viele
Vertreter aus dem Judentum. Zeitgleich stieg die Bedrohung durch den Aufstieg der
Nationalsozialisten. Moritz Schlick wurde Opfer eines Attentats an der Universität
Wien. Er wurde von einer seiner Studenten ermordet.
Des Weitern wurde der Wiener Kreis gekennzeichnet durch das Sozial- und
Bildungsengagement von vieler seiner Mitglieder. Als Beispiel dienen der March-
Verein oder Neuraths „Gesellschaft- und Wirtschaftsmuseum“. Otto Neurath war
führend für die allgemeine und wissenschaftliche Kommunikation über Symbole
(Bildstatisitik und ISOTYPE).
Der Text beschäftigt sich vorwiegend mit dem antisemitischen Umfeld, in welches
sich um den Wiener Kreis entfaltete. Antisemitismus war sowohl in der Vor- als in der
Zwischenkriegszeit zu finden, auch an den Universitäten.
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Ein Ausdruck der antisemitischen Gesellschaft ist die Ermordung Moritz Schlick,
selber zwar nicht Jude aber Gegner von Antisemitismus. Er studierte Mathematik und
auf Initiative von Hans Hahn bekam er auf der Universität Wien einen Lehrstuhl für
Naturphilosophie. Wie im anderen Exzerpt erwähnt unterhielt er lose
Diskussionszirkel mit Gustav Bergmann, Rudolf Carnap, Herbert Feigl, Phillip Frank
usw. Er war sehr engagiert für Volksbildung. 1936 wurde er schließlich ermordet. Die
öffentlichen Kommentare zu seiner Ermordung leiten einen antisemitischen Diskurs
ein, der eine Täter-Opfer-Umkehr bewirkte.
In der Zeit von 1918 – 1938 sind an der philosophischen Fakultät in Wien nur drei
von zweiundzwanzig Lehrenden Vertreter des logischen Empirismus, nämlich
Schlick, Carnap und Kraft.
Die politische Lage an der Universität Wien in der Ersten Republik war von einem
klerikal-konservativen Klima geprägt und deutschnationale Studentenbunde gab es
viele. Hans Hahn galt als einer der aktiv sich gegen diese Bewegungen setzte, da er
Teil der Vereinigung sozialistischer Hochschullehrer war.
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4. Vorlesung: Kritische Gesellschaftstheorie und Politik. Dr. Alex
Demirovic. 16. November 2017
5. Vorlesung: Michel Foucault und die Analyse von Macht. Dr. Alice Vadrot.
23. November 2017
Folieninhalte
Bibliographisches
Durchbruch: „Les mots et les choses“ (1966) Die Ordnung des Diskurses
„Die Gestalt des Menschen … war die Wirkung einer Veränderung in den
fundamentalen Dispositionen des Wissens. Der Mensch ist eine Erfindung,
deren junges Datum die Archäologie unseres Denkens ganz offen zeigt.
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Vielleicht auch das baldige Ende. Wenn diese Dispositionen verschwänden,
so wie sie erschienen sind, … dann kann man sehr wohl wetten, dass der
Mensch verschwindet wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand“
(Selbst-) Verortung
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„Technologien des Selbst“ (z.B. Praktiken der Selbstsorge): „Es sind
Schemata, die es in einer Kultur vorfindet und die im vorgegeben, von seiner
Kultur, seiner Gesellschaft, seiner Gruppe aufgezwungen sind“ (Foucault,
2005, 889)
Weder vollständige Prägung der Individuen durch das Soziale, die
„Machtverhältnisse“, noch absolute Freiheit „Subjekt Funktion“ niemals
determinierende Mechanismen, sondern auch Bedingung für Entfaltung von
Freiheiten des menschlichen Handelns.
Archäologie
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Erkennung allgemeiner Muster, Strukturen oder Regelmäßigkeiten aus
sehr heterogenen Bestandteilen
Genealogie
Diskurs
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Diskurse konstituieren Wissen und damit Gegenstände und Phänomene
„Diskursive Ereignisse“ als Teil einer Serie von Äußerungen (Annales-
Schule serielle Geschichte) z.B. Diskurse über Reichtum und Armut,
Vererbung, Produktion, Handel,
Aussagen = Kernelemente des Diskurses: „Wie kommt es, dass eine
bestimmte Aussage erschienen ist und keine andere an ihrer Stelle“
(Foucault 1988, 41)
Diskursformationen
Machtmechanismen
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„Verknappung der sprechenden Subjekte“: durch akademische
Laufbahnen, Prüfungsrituale, Einbindungen in etablierte Positionen,
Netzwerke
Definieren Chancen eines/r Sprecher/in Aussagen zu formulieren
und gehört zu werden
Macht/ „pouvoir“: Mechanismus der Kontrolle und Einschränkung
von Aussageweisen Macht als Handlungsvermögen,
Kräfteverhältnis, Kampf oder „Krieg“: Sprachliche
Handlungen/Sprechakte, strategisch-taktische Sprachspiele (z.B.
Ludwig Wittgenstein, John Austin, John Searle)
„Analyse des Diskurses als strategisches und polemisches Spiel“
(Beispiel: „Der Fall Rivière“)
„Unter Macht, scheint mir, ist zunächst zu verstehen: die Vielfältigkeit von
Kräfteverhältnissen, die ein gebiet bevölkern und organisieren; das Spiel, das in
unaufhörliche Kämpfen und Auseinandersetzungen dieses Kräfteverhältnis
verwandelt… und schließlich die Strategien, in denen sie zur Wirkung gelangen
und deren große Linien und institutionelle Kristallisierungen sich in den
Staatsapparaten, in der Gesetzgebung und in den gesellschaftlichen Hegemonien
verkörpern… Die Machtbeziehungen verhalten sich zu anderen typen von
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Verhältnissen (ökonomischen Prozessen, Erkenntnisrelationen, sexuelle
Beziehungen) nicht als etwas äußeres, sondern sind ihnen immanent (Foucault,
1989, 113).
Macht als produktives Vermögen & Einwirkung auf die Handlungen anderer
Gouvernementalität
Dispositiv
Produktiver „Erzeugungsmechanismus“
„Dominante „strategische Funktion“
Ausdruck einer „Strategie ohne Strategen“
eine Konstellation von vielfältigen, aufeinandertreffenden, sich
verstärkenden und sich behindernder Strategien und Taktiken,
diskursiven sowie nicht-diskursivem Praktiken und Materialitäten,
die bestimmte Machteffekte/Wirklichkeitseffekte hervorbringen“
Mitschrift
Der Französische Machtbegriff „pouvoir“ hat eine sich vom Deutschen sich
unterscheidende weitere Bedeutung, nämlich können. Also den Aspekt der
Handlungsfähigkeit, eine produktive Ebene. Selbiges gilt für „savoir“, wissen.
Anders als Marx, schaut sich Foucault nicht die Produktionsverhältnisse an. Er
möchte wissen, welche Mechanismen dafür sorgen, dass diese Systeme
anerkannt werden. Er meint, dass Erkenntnis „Normalität“ erzeugt nicht nur
wissenschaftliche Diskurse erzeugen Subjekte sondern Subjekt konstituiert sich
auch selbst. Als Beispiel nennt Vadrot Rauchen im öffentlichen Raum, bei
welchem Individuen durch Beobachtung zensieren.
Die Methode von Foucault basiert einerseits auf die Archäologie von Kant und
Genealogie von Nitsche. Ihn geht es nicht um die eine Wahrheit, sondern um
unterschiedliche Vorstellungen von verschiedenen Wahrheiten. Dazu sammelt
Foucault Material darüber was gesagt und getan wird. Die Archäologie, also
Ausgrabungsarbeit, handelt davon ein bestimmtes Phänomen eines historischen
Moments aufzudecken.
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interessiert das „Sagbare“, welches vom Sprachwissenschaftlichen unterscheidet.
Nicht alles was gesagt wird, wird auch gehört.
Foucaults Absicht ist es die Geschichte der verschiedenen Verfahren durch die
Kultur Menschen zu Subjekte macht, aufzudecken.
Der Status von Wissenschaft teilt er ein in drei Sphären. Erstens die
Objektivierung des sprechenden Subjekts beispielsweise in der allgemeinen
Grammatik, Philologie oder Linguistik, zweitens Objektivierung der arbeitenden,
produktiven Subjekte, also in der Ökonomie und drittens die Objektivierung der
puren Tatsachen des Lebens, also Naturgeschichte und Biologie.
Er spricht von „Teilpraktiken“, welche das Subjekt im Inneren teilt oder von
anderen abteilt, also Teilungen der Gesellschaft in „Gesunde“ und „Kranke“ oder
in „Verrückte“ und „Normale“.
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Machtverhältnisse müsse man durch den Gegensatz der Strategien analysieren.
Beispielweise, wenn ich wissen will was vernünftig ist, müsse man sich ansehen
was gilt als unvernünftig.
Es gibt verschiedene Formen von Macht: Macht von Männer über Frauen, von
Eltern über Kinder, von Psychiatrien über Geisteskranke.
(1) Transversale Kämpfe, die nicht auf ein bestimmtes Land beschränkt sind
(2) Zur Auswirkung Macht als solcher
(3) Unmittelbare Kämpfe (auf nächstgelegener Machtinstanz gefragt oder Lösung
nicht in Zukunft, Befreiung oder Revolution)
(4) Kämpfe die Status des Individuums in Frage stellen.
(5) Bekämpfung jener Machtwirkung, die an Wissen, Kompetenzen und
Qualifikationen und Machtwirkungen gebunden sind. Also Regime des
Wissens, die Weise wie Wissen zirkuliert.
(6) ____
Er analysiert Pastorialmacht und stellt fest, dass sie im Gegensatz zu der des
Staates individualisierend sei.
Führung kann man verstehen als „Anführen“ und als „Weisen des Sichverhaltens
in einem Feld der Möglichkeiten.“ Der Begriff „Gouvernement“ stammt aus dem
16. Jahrhundert und meinte die Führung von Individuen oder einer Gruppe. Es
ging dabei um bedachte und berechnete Handlungsweisen um
Handlungsmöglichkeiten anderer einzuschränken. Unter „Regieren“ versteht
Foucault Strukturen von Handlungsweisen. Macht wird nur auf freie Subjekte
ausgeübt, während Zwang auf unfreie Subjekte, beispielsweise den Sklaven
ausgeübt wird. Macht unterscheidet sich also von Zwang.
Machtausübung schreibt sich fort, organsiert sich etc. also ist wandelbar.
„Gouvernements“ untereinander sind vielseitig, vielschichtig und überlagern
einander oftmals.
Am Schluss geht er noch auf den Begriff Strategie ein. Der Begriff wird im Kampf
und im Spiel benötigt, also in Gegnerschaftssituationen. Er analysiert eine
Wechselseitigkeit von Kampfstrategie und Machtverhältnis, denn die
Kampfstrategie möchte zu einem Machtverhältnis werden während das
Machtverhältnis zu einer siegreichen Kampfstrategie werden will.
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6. Vorlesung: Kritische Theorie gesellschaftlicher Naturverhältnisse. Dr.
Christoph Görg. 30 November 2017
Folieninhalte:
Kritische Theorie
Naturbeherrschung
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meint nicht Aneignung der Natur
gesellschaftlicher Stoffwechsel ist unverzichtbar
auch nicht nur Ausbeutung oder Degradierung der Natur
kann aber die Folge sein
können wir Folgen vermeiden?
Naturbeherrschung als spezifische Denkweise und Praxis
Verleugnung der Abhängigkeiten von Natur bzw. ihres Eigensinns
(Adorno: „Nichtidentität der Natur“)
„Glauben, dass man alle Dinge durch Berechnen beherrschen
könne“ (M.Weber)
betrifft auch Mensch als „Naturwesen“ (Organismus)
Selbstbeherrschung: der „männliche Zwangscharakter“
neues Verständnis von Emanzipation & Vernunft gefordert
gesellschaftliche Naturverhältnisse
zentraler Begriff der „Dialektik der Aufklärung“
aber anderer Kontext als heute: nicht ökologische Krise
sondern „Auschwitz“ als Herausforderung
Aufklärung/Befreiung schlägt um in Herrschaft/Barbarei
Dialektik der Naturbeherrschung:
„Jeder Versuch, den Naturzwang zu brechen, indem Natur gebrochen wird, gerät nur
um so tiefer in den Naturzwang hinein. So ist die Bahn der europäischen Zivilisation
verlaufen.“ (DdA)
„Das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft läßt sich aber auch nicht trennen
von dem zur Natur. Die Konstellation zwischen den drei Momenten ist dynamisch.“
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z.B. Luhmann: G. als Funktionszusammenhang, Individuum als Umwelt
KT: ja, aber dialektisch vermittelt
Individuum ist vergesellschaftet, kann sich aber gegen diese Allgemeinheit
emanzipieren
gesellschaftliche Naturverhältnisse
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Strukturen kapitalistischer Gesellschaften (Herrschaftsstrukturen,
Eigentumsverhältnisse etc.) berücksichtigen
materielles Wachstum funktional
ökologische Krise als Ausdruck sozialer Macht- und
Herrschaftsverhältnisse
Ausblick: Gegenstrategien?
Mitschrift
(1) Kritik. Das Wort Kritik kommt aus dem griechischen und bedeutete eigentlich
„unterschieden“ oder „beurteilen“. In der Sozialwissenschaft gibt es viele
unterschiedliche Formen von Kritik, beispielsweise „Herrschaftskritik“ oder
„feministische Kritik“. Der begriff Herrschaft wird thematisiert und nachgefragt
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ob es denn ein rein „sozialer“ Begriff sei. Herr Dr. Görg meint, es sei auch ein
Begriff der Natur.
Naturbeherrschung bedeutet nicht die Aneignung der Natur, sondern diese so gut
wie möglich zu kalkulieren und dann unterwerfen. Es wird kritisiert, dass man die
Abhängigkeit von der Natur verleugne. Wir seien abhängig von etwas das man
immer weniger kalkulieren könne. Es sei nicht zu vergessen, dass wir selber auch
Naturwesen sind, die sich mithilfe Optimierungspraktiken besser in das soziale
Gefüge einfinden.
Gesellschaft kann holistisch betrachtet werden, also als ein Ganzes, dass mehr
als die Summe ihrer Teile ist. Anders, im Individualismus, wo der einzelne eine
Rolle spielt. Bei Niklas Luhmann spielt das Individuum gar keine Rolle.
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Adorno, Horkheimer und Marcuse bedienten sich des Verhältnis Gesellschaft und
Natur in ihrer sozialwissenschaftlichen Analyse. In der „Dialektik der Aufklärung“
ist Kritik an der Naturbeherrschung nachzulesen. Das Werk entstand anlässlich
der NS-Ermordungen. „Jeder Versuch, den Naturzwang zu brechen, indem Natur
gebrochen wird, gerät nur umso tiefer in den Naturzwang hinein.“
Außerdem räumen sie mit dem marxschen Geschichtsverständnis auf und dem
Fortschrittsverständnis. Benjamin Kritik richtet sich gegen die
Arbeiterbewegungen und ihrer Vorstellung der Steigerung der Naturverhältnisse
als Ziel gesellschaftlichen Fortschritts. Also der Idee der Beherrschung der
Verhältnisse zur Natur.
In der Dialektik der Aufklärung werden drei Aspekte von Herrschaft identifiziert.
Erstens die Naturbeherrschung, zweitens soziale Herrschaft und drittens
Herrschaft im Subjekt.
Adorno und Horkheimer sprechen von einer undurchdringlichen Einheit von Natur
und Gesellschaft und Herrschaft. Die spezifische Beschaffenheit von Gesellschaft
sei Basis von herrschaftlich verfassten Soziozentrismus der Naturbeherrschung.
Die Aneignung von Natur durch Arbeit habe keinen Bildungs- oder
Emanzipationseffekt.
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eigenen Geschichte anerkennt und gleichzeitig durch Herschaftsverhältnisse
verkürzter Fähigkeit zu reflektieren durch die Gestaltung ihrer eigenen
Verhältnisse, die ihre Naturverhältnisse freisetzen.
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7. Politische Ökonomie und Gesellschaftstheorie. Dr. Gabriele Michalitsch.
7. Dezember 2017
Frau Dr. Michalitsch stellt anfangs den Konnex zwischen politischer Ökonomie und
Gesellschaftstheorie so her, indem sie argumentiert politische Ökonomie ist
Gesellschaftstheorie. Zwei Sichtweisen der ökonomischen Gesellschaftstheorien
möchte sie vorstellen, nämlich Smiths klassischen Liberalismus und Marx
Sozialismus, welche zwei theoretische Pole repräsentieren.
(1) Begriff
Eingangs wird die Herkunft und Entwicklung des Begriffs „Ökonomie“ skizziert. Im 17.
Jahrhundert sei er das erste Mal zu finden in Verbindung mit den Montchrestien,
Vertreter des Merkantilismus (eine wirtschaftliche Theorie vor dem Kapitalismus,
welche Ökonomie bereits in Hinblick auf Staat bzw. Herrscher dachte. Kurz
beschrieben ist Merkantilismus die Macht des Fürsten und der Reichtum in Schatz
und Silber.). Dies konnte sich nicht etablieren.
Im 18. Jahrhundert wird der Begriff erneut diskutiert und bezieht sich weitgehend auf
„Oikos“ (griech), also den Haushalt. Aristoteles hat den Begriff der Führung des
Oikos vorausgesetzt zu Führung des Staates. In dieser Bedeutung, nämlich der
Haushaltsführung wird der Begriff fortgesetzt: weise, rechtmäßige Führung des
Haushalts aber auch auf Staatsebene übertragen: des Haushaltes auf Staatsebene.
Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts etabliert sich der Begriff dann. Und 1776 ist er
in Smiths „Wealth of Nations“ zu finden.
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3. Außerdem um auf die allgemeine Verknüpfung von Politik und Ökonomie zu
verweisen, also eine neutrale Verbindung des Verhältnisses.
(2) Gesellschaftstheorien
1776 schreibt Smith seinen Klassiker „The Wealth of Nations“. Knapp hundert Jahre
nach Beginn der bürgerlichen Ökonomie tritt Marx in Erscheinung.
Marx hingegen lebte 100 Jahre später und im Unterschied zu Smith war seine
Lebenswelt von der Erfahrung des Industriekapitalismus geprägt. Der
Industriekapitalismus entfaltete sich in den vorher gegangen 70 – 80 Jahren und
somit konnte sich bereits ein Proletariat etablieren. Daher unterscheiden sich die
lebensweltlichen Bezugspunkte von Smith und Marx sehr stark.
Als Basis dienten die Physiokraten, eine Denkschule von Francoise Quesnay von ca.
1750, die beide Smith, sowie Marx beeinflusste. Quesnay war der Leibarzt von
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Ludwig XV. Wesentlich ist seine Vorstellung der Unterteilung der Gesellschaft in
Klassen. Sein Klassenmodel setzt sich aus den sterilen Handwerkern, den
produktiven Bauern und Landwirtschaftlern und der besitzenden Klasse der
Grundherren zusammen.
Marx Ansatz ist die Kritik an der bürgerlichen Ökonomie des Privateigentums hin zu
einer nationalen Ökonomie. Er stellt die Verhältnisse kapital zu Arbeit und Erde zu
Kapital fest. Außerdem kritisiert er „Zufälligkeiten“ Er meint Privateigentum wird in
bürgerlicher Theorie vorausgesetzt, dabei aber Arbeit vergessen. Die nationale
Ökonomie sagt nicht warum Arbeit und Kapital geteilt werden.
Smith und Marx sind sich in dem Punkt einig, dass Reichtum das Produkt von Arbeit
ist (sein müsste). Wohlstand ist für beide nur durch Arbeit erreichbar.
Smiths Ausgangspunkt sind die Individuen, einzelne die ihren Reichtum mehren. Er
stellt den Anspruch Individuen wie sie wirklich sind zu denken. Hierbei ist zu
vermerken, dass Frauen für Smith als Sonderfall zählen. Er meint außerdem all
Menschen können frei ihre Interessen wählen.
Marx hingegen erkennt, das s die Klasse der Ausgangspunkt ist. Also sind nicht
Individuen zentral, sondern das Kapitalverhältnis. Er sagt eine Gruppe von
Menschen hat Produktionsmittel, somit Kapital und die andere weder noch was zu
einer Unfreiheit führt Gleichheit könne durch Klassenspaltung herbeigeführt werden.
Er fordert eine Befreiung elender Verhältnisse
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In beiden Theorien gibt es Herrschaft, nur die Form der Herrschaft ist unterschiedlich.
Marx erkennt die soziale Herrschaft im Kapitalismus während Smith feudale
Herrschaft meint.
Arbeitsteilung
Arbeitsteilung ist für Smith grundlegend für den Wohlstand der Nationen. Er
befürwortet Kolonialismus, da dieser zu einer Marktausbreitung und zu mehr
Arbeitsteilung und folglich seiner Logik zu mehr Wohlstand führt.
Marx misst der Arbeitsteilung keine größere Rolle zu. Für ihn ist eher Intensität und
Organisation wichtig. Zentral für Marx sind Produktionsverhältnisse und Ausbeutung.
Der Markt bedeutet für Smith eine Sphäre des Tauschens. Am markt herrscht
Konkurrenz und man kann dort sein eigenes Interesse erhöhen und dabei das
allgemeine wohl erhöhen.
Bei Marx hingegen existiert kein Allgemeinwohl. Der markt sei nicht entscheidend,
sondern nur eine oberflächliche Zirkulationssphäre. Das wesentliche passiert in der
Produktion, nämlich die Aneignung der Arbeit durch die Kapitalisten.
Smith sieht Verhältnis Arbeit Lohn und Grund Miete als natürlich. Marx hingegen
sieht das einzige das Wert schafft ist Arbeit. Er meint es ist eine Schmarotzerei, dass
Profit und Grund entlohnt werden. Hierbei wird ersichtlich, dass beide Gesellschaft in
unterschiedlicher Weise konstituieren.
Smith bedient sich Begriffe wie Recht und Gerechtigkeit, projiziert diese auf
Eigentumsverhältnisse. Die zentrale Aufgabe des Staates ist es Reiche vor dem
Armen zu schützen, also die Sicherung von Verträge und Privateigentum.
Öffentliche Aufgaben bei Smith sind öffentliche Schulen für alle Burschen und auch
weitere öffentliche Aufgaben aber restriktiert. Sozusagen ist der Staat bei ihm ein
Unternehmer. Smith naturalisiert Vieles, dass Marx in Frage stellt.
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Kolonialismus ist für Marx eine vormodere Produktionsweise, als Aneignung von
Natur. Smith hingegen sieht Kolonialismus als klares Ziel zur Vergrößerung des
Marktes.
Beide bedienen sich historischer Beispiele und einer Anzahl empirischer Bezüge.
Historischer Kontext sind die 70er und 80er zentral, in welchen Debatten um
Lohnhöhe geführt wurden. Kritikpunkte waren die unbezahlte Arbeit.
Beide setzen Haushalt voraus und sprechen ihn ab und zu an. Bei Marx diente der
Haushalt zur Reproduktion von Arbeitern und ist jenseits der kapitalistischen
Produktionsweisen. Smith meint, diese Sphäre produziere keinen Wohlstand, ist
nicht Teil des Marktes.
Arbeitsbegriff?
Was Adam Smith damit zu tun hat, dass Frauen heute weniger verdienen als
Männer.
Adam Smith war Universalgelehrter. Unter seinen wichtigsten Arbeiten befinden sich
„The theory of moral sentiments“ von 1759 und „An inquiry into the Nature and
Causes of the Wealth of Nations“ aus 1776. Letzteres handelt darüber, wie soziale
Ordnung durch Ökonomie und Staat zu gestalten sei. Somit gilt 1776 als die
Geburtsstunde der modernen Ökonomie. Es gibt nur wenige Arbeiten feministischer
Ökonominnen zu Smiths Arbeiten. Smith schreib vorrangig von und für Männer.
Zwischen Männern und Frauen gab es ein explizit hierarchisches Verhältnis.
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Sein Umfeld war männlich dominiert. Man kann von einer männlichen Dominanz im
Geistesleben des 18. Jahrhundert sprechen, beispielsweise in den schottischen
Aufklärer Clubs oder der „universalen Bruderschaft“ der männlichen politischen
Öffentlichkeit.
Im 18. Jahrhundert hat sich die Bedeutung des Begriffs fundamental geändert. Das
„Oikos“, die Wirtschaft im Haus wurde auf den Staat übertragen. Dies führte ebenfalls
zu einer Redefinition von Männlichkeit und Weiblichkeit. Bis dato hatte man das Ideal
des kriegerischen Mannes. Im Handel hingegen fürchtete man, dass er verweiblichen
würde. Frauen die sich dem Luxus hingaben, waren für Smith gebärfaul. Man
rechnete den Handel pazifizierende Effekte zu. Somit wurden die kriegerischen
Tugenden auf das Modell des in der Konkurrenzwirtschaft projiziert und eine
zivilisierte Männlichkeit geschaffen. Somit wurde aber mit der Schaffung einer neuen
Sphäre für Männer Weiblichkeit aus ihr ausgegrenzt.
Smiths versteht Männer als beispielsweise „großzügig“ und Frauen als „menschlich“,
da sie in Abgrenzung zu den Männern keine Selbstbeherrschung und Selbstdisziplin
hätten. Eitelkeit ist für ihn bei Frauen besonders verwerflich. Generell verurteilte er
Unkeuschheit, aber weibliche ist schlimmer da sie erstens die männliche Autorität
untergräbt und zur Eifersucht führt. Es geht bei weiblicher Unkeuschheit um die
männlichen Verfügeransprüche.
Liebe findet Smith grundsätzlich lächerlich. Für Frauen sei sie eine Bedrohung der
privaten Existenzen und für Männer kann sie der öffentlichen Position schaden.
Positiv rechnet er der Liebe an, wenn man eine Familie gründet, gehen oftmals mit
ihr Tugenden einher 8Großzügigkeit und Freundlichkeit).
Für Smith gibt es keine Verbindung von Haus- und Marktwirtschaft. Er erwähnt
geschlechtliche Arbeitsteilung nicht. Arbeitsteilung ist für ihn die Grundlage für
Reichtum einer Nation. Bildungseinrichtungen soll es geben, aber nur für Männer.
Frauen benötigen sie nicht, da sie eine Heimerziehung genießen sollten, die sie zur
Hausfrau und Mutter ausbildet. Frauen seien von Natur aus Erzieherinnen. Dennoch
ist die Frau nicht generell von Erwerbstätigkeit ausgeschlossen. Untere Schichten
sollen arbeiten um den Unterhalt der Familie zu gewähren, dabei soll die Frau soviel
verdienen um den eigenen Unterhalt zu gewährleisten. Der Lohn der arbeitenden
Frau der Unterschicht ist als „zweiter Anker“ gedacht.
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8. Vorlesung: Intersektionalität und Gesellschaftstheorie. Dr. Birgit Sauer.
14. Dezember 2017
Folieninhalte:
Eingangsüberlegungen
„Letztlich waren es die Erfolge der Rechten, (...) die auf verquere Art die
Klassenfrage zurück auf die Tagesordnung geholt haben (...) Um ein »Zurück« zum
alten ‚Klassenkampf‘ kann es nicht gehen! Es bedarf kollektiver Anstrengungen, eine
‚Neue Klassenpolitik‘ zu entwerfen, die Identitätspolitik und soziale Frage nicht in
einen Gegensatz bringt, sondern alle Verhältnisse umwirft, unter denen so viele
leiden. (...) müssten Feminismus, Ökologie, und Antirassismus als integrale Momente
von ‚Klassenfragen‘ gelesen und damit (endlich) ins Zentrum eines linken Projekts
gestellt werden.“ (Zeitschrift „Luxemburg“, Oktober 2017)
„alte“ Klassenpolitik:
Politisierung von „Klasse“ im 19. Jahrhundert durch Marx und Engels, durch
Arbeiterbewegung
Strategie der Transformation von ökonomischen, sozialen, politischen
Verhältnissen
zeitgleich im 19. Jahrhundert:
Politisierung und Mobilisierung von Geschlecht (Frauenbewegung) und
„race“/Ethnizität (Rassismus)
Kritik der neuen Frauenbewegung (1970er-Jahre) am „Nebenwiderspruch“
Geschlecht
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erste Definition von Intersektionalität:
neue Staatsverhältnisse
neuer Zugang zu Rechten, neue citizenship-Regime
neue Formen des Regierens von Menschen
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Intersektionalität Historischer Kontext der aktuellen Debatten um
Intersektionalität: (politische) Mobilisierung sozialer Bewegungen, „identity
politics“ in den USA der 1970er und 1980er Jahre, Frauenbewegung, LGBTIQ-
Bewegungen
*Subalterne sind keine homogene Gruppe (können nicht – für sich/alle – sprechen
und werden nicht gehört)
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Performativität), z.B. Laurel Weldon; Patricia Hill Collins („matrix of
domination“)
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Heteronormativität), Klasse ist ohne Nationalität und Ethnizität historisch nicht
denk- und konzeptualisierbar
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Intersektionelle Strukturen entstehen im Prozess staatlicher
Auseinandersetzung
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Ausgangspunkt
Beobachtung
These 1
Projekt
Beispiel:
Geschlecht
Alter
Behinderung
Ethnizität
Religion
Sexuelle Orientierung („big six“)
These 2
Projekte/Strategien
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Die These des Aufsatzes lautet: Antidiskriminierungs- und Diversitätenpolitiken
dienen nicht nur als gleichstellungspolitisches Instrument, sondern verweise neue
Staatsverhältnisse. Durch Management von Diversity kommt es zur Verharmlosung
von Strukturen der Ungleichheit. Antidiskriminierung- und Diversitätenpolitiken, wie
Strategien von Frauen- und anderen sozialen Bewegungen führen zur Gefährdung
kritischen Potential für soziale Veränderung,
Race-class-gender
McCall hat einen intra- und inter kategorialen Ansatz entwickelt, indem er/sie
kritisiert, dass nur einzelne Dimensionen einer sich überlappenden Kategorie
analysiert werden (Beispielsweise bei schwarzen Frauen, die nicht in Konnex mit
weißen Männern bzw. schwarzen Männern gesetzt werden).
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Es wird unterschieden zwischen meso (strukturell und makro (politischer)
Intersektionalität. Privilegien dürfen bei Intersektionalität nicht außer Acht
gelassen werden. Der Prozess der Intersektionalität erfolgt auf Mikro, Maso und
Makroebene.
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9. Vorlesung: Sozialontologie und Gesellschaftstheorie. Critical realism
und Poulantzas. Dr. Hans Pühretmeyer. 18. Jänner 2018
Pühretmayer, Hans: Zur Kombination von Critical Realism und Poststrukturalismus: Eine
Reformulierung der Struktur- Handlungsfrage
Einleitung
Begriff „Problematik“ (Althusser, Bachelard) ist die spezifische begriffliche Struktur, die in einer
wissenschaftlichen oder ideologischen Theorie zugleich die Objekte und die Fragen, die an
diese Objekte gerichtet werden können „ordnet“ gemeint. bestimmt also Struktur der
Erkenntnisobjekte.
(a) Epistimologische – theoretisch systematische Matrix der auf das Objekt der Theorie
gerichteten Problemstellung
(b) Politischer – gesellschaftliche Situation, die Problemstellung und die politische im
weiteren Sinne Positionierung der AutorIn wirken sich sowohl auf die Erarbeitung als
auch auf die Struktur einer Problematik ein.
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Zur Bedeutung von Ontologie und Epistemologie in sozialwissenschaftlichen Theorien
Ontologische Überlegungen als irreduzibel und epistimologische Fragen als ihnen auch logisch
verortet. vorerst gilt uns klar zu werden, von welcher Beschaffenheit von Realität wir
ausgehen, bevor über Probleme ihrer Erkenntnis nachdenken können.
Epistemologie: In welcher Weise und unter welchen Bedingungen es möglich ist, Erkenntnis
über die Wirklichkeit zu erlangen und nach welchen Kritierien über die Geltung dieser
Erkenntnisse entschieden werden kann.
Im Zentrum von Poststrukturalismus und Critical Realism stehen aktuell zu lösende Probleme
und nicht die Möglichkeiten, die von rein quantitativen Methoden vorgegeben würden –
Jeder wissenschaftlicher Text als Verknüpfung verschiedener Problematiken zu sehen, die
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AutorInnen oft selbst nicht bewusst sind vollständige Rekonstruktion nur möglich wenn auf
latente Problematik herausgearbeitet symptomale Lektüre
Immanente Kritik als Fortsetzung Rekonstruktion einer Problematik zu verstehen, zuerst eine
wissenschaftliche Reflexion und Auseinandersetzung von den konkurrierenden theoretischen
Ansätzen.
Jaque Derrida hat wesentlich den Aspekt des Verfahrens der Dekonstruktion in der
immanenten Kritik erarbeitet. Begriffe einer spezifischen Problematik und ihr Verhältnis
werden dekonstruiere (BSP maskulinistische Konzeptionen von „öffentlich“ und „privat“).
Begriffe nie isoliert sondern immer steht innerhalb bestimmter „Problematik“ Bedeutung
erlangen. Kritische Reflexion kann zu neuen Positionen führen, neuer „kausaler“
Mechanismen.
Die Frage welche Status Strukturen zugeschrieben werden (virtuell/ real) welche
veränderbaren und Veränderungen initiierenden Kräfte und Eigenschaften AkteurInnen
zugeschrieben werden, wie die relative Autonomie und Eigendynamik sowohl von Struktur als
auch Handlung sowie deren Verhältnis gedacht wird
These des Critical Realism: dass das was wir beobachten können, das Resultat des komplexen
Zusammenspiels meist nicht direkt beobachtbarer Mechanismen und Tendenzen
gesellschaftlicher Strukturen (Staat, Geschlechter-, Produktionsverhältnisse) sind – im
Gegensatz zu hermeneutischen/poststrukturalistischen/ konstruktivistischen Ansätzen, sagt
CR dass diese Strukturen real sind. CR: Strukturen sind nicht von jeweiligen Forschenden
geschaffen/ konstruiert/ konstituiert, aber wir sind jedoch kollektiv und individuell in der Lage
Strukturen (partiell/graduell) zu verändern.
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Im CR versteht man unter Ursache dasjenige, dass für die Produktion einer Veränderung
verantwortlich, wie wirkungsmächtige Fähigkeiten und Kräfte, Verhältnisse von kollektiven
und individuellen Akteurinnen
Ursache bezieht sich auf reale ontologische Strukturen/ Kräfte oder Verhältnisse, welche
Ereignisse generieren (Dispositionen, Intentionen, Begehren, Gründe, Motive, Argumente von
AkteurInnen). Kausale Kräfte von AkteurInnen oder gesellschaftlichen Verhältnis sind
gesellschaftlich, kulturell und historisch produziert, dh: veränderbar.
Realität als einerseits das, dass unmittelbar erfahren und beobachtbar sind, Ereignisse und
zweitens beobachtbaren Strukturen und Mechanismen, weiters, dass Strukturen eine
Eigenschaft der Wirklichkeit und nicht des Denkens sind. (Bei SOWI und NAWI)
CR: soziale Welt als komplexe, überdeterminierte Konfiguration von emergenten (nicht
aufeinander reduzierbaren) generativen Mechanismen, deren historisch/ sozial-räumliches
Zusammenspiel einen spezifischen Prozess oder ein bestimmtes Ereignis hervorbringt
Generative Mechanismen: Struktur eines Verhältnis/ Akteurs, aufgrund dessen es/er eine
bestimmte Fähigkeit/ Krajt hat. BSP: klassen-/geschlechtsspzifische Selektivität von
Staatsapparaten, Mechanismen sozialer Selektion des Bildungssystems..)
CR: gesellschaftliche Phänomene sind immer relational zu begreifen (zu anderen gesell.
Phänomenen). Gegenstand: Verhältnisse, bzw. Verhältnisse von Verhältnissen
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Epistemische Realität (CR): wir erkennen stets mit historisch und kulturell spezifischen
sprachlichen Mittel. (wie bei POSTSTRUKTURALISMUS und KONSTRUKTURALIMUS). Aber
unterschiedliche Begründungsrealität: CR meint, dass es möglich sei (wissenschaftlich
begründet) zwischen besserer und schlechterer Theorien zu unterscheiden.
Soziale Strukturen agieren nicht über den Köpfen/Körpern der Handelnden, sondern
sind ein Nexus der Verbindungen zwischen ihnen, sie wirken auf ihre Handlungen und
werden umgekehrt von ihnen beeinflusst.
Internen Verhältnisse: was einen Gegenstand ausmacht, vom Verhältnis zum anderen
abhängt (Unternehmer – Arbeitende, Lehrende Studierende) die Existenz des einen bzw
Veränderung setzt Existenz anderem notwendigerweise voraus.
Dh: Strukturen als sets von interenen Verhältnissen z.B.: Beziehungsgeflecht: EigentümerIn,
MieterInnen-PrivalteigentümerInnen- Miete- Gewinnerziehlung-
Dualität der Struktur mein für CR wichtige Unterscheidung von strukturelle Bedingungen und
menschliches Handeln, die analytisch unterscheidbar sind. Strukturen und Handlungen haben
je eigene Eigenschaften und Kräfte, nicht aufeinander reduzierbar, zugleich aber nicht zwei
verschiedene Bereiche, sie sind verwoben.
Dabei Beachtung Zeitfaktor: Handlungen setzen ein bereits existierendes Set von Strukturen
voraus, die Strukturen verdanken Existenz in einer vorausgegangenen Zeitspanne durch
Handlungen von AkteurInnen reproduziert und transformiert worden zu sein, die wiederum
durch Strukturen ermöglicht wurden Transformationsmodell gesellschaftlichen Handelns:
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„Die Gesellschaft ist sowohl die ständig präsente Bedingung (materiale Ursache) als auch das
kontinuierliche reproduzierte Ergebnis menschlichen Handelns.“ (strategisch relationaler
Ansatz)
Zur Problematik des Poststrukturalismus von Ernest Laclau und Chantal Mouffee
Ihre Sozialontologie beruht auf den Axiomen der Zentralität von Bedeutungen für soziale
Praxisformen, Identitäten und Institutionen, sowie der radikalen ontologischen Kontingenz.
Soziale als anderer Name des Diskursiven. Außerdem wichtige Konzepte: soziale, politische
und „phantasmatische Logiken“, deren Verknüpfungen bzw. Artikulation das grundlegende
Erklärungsschema ihrer „poststrukturalistischen Ansatzes kritischer Erfahrung“ ist. (Logik von
Praxis umfasst Regeln/Grammatik dieser Praxis und Bedingungen die diese Praxis möglich als
auch verletzbar machen) (S. 18)
Zur Konzeption des Struktur – Handlungs- Verhältnis bei Laclau und Mouffe
B.Jessop (CR): Mouffe/Laclau in ontologischer Sicht als „empty realism“ zu bezeichnen – da sie
von einer realen Welt ausgehen, die unserem Denken äußerlich ist, aber gesellschaftliche
Strukturen als Abstraktionen versteht.
Dazu L&M: BSP Stein, könne nur innerhalb spezifischen diskursiven Konstellation Identität des
Objektes (unabhängig von seiner Existenz an sich) betrachtet werden
Funktionsweise Stein als Wurfgeschoss eindeutig (pragmatisch) diskursiv, es sind aber des
Steins inhärente Eigenschaften und Kraäfe auf Grund der er wissenschaftlich erklärt werden
kann, dass und weshalb er als Wurfgeschoss besser geeignet als Feder (CR – Kräfte!)
Vorwurf M&L : bei ihnen wären Praxen aussschließlich und nicht nur AUCH Bedeutungspraxen
– Reduktion des Untersuchungsfeldes der SOWI. Doch sie nehmen intrinsische
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Fähigkeiten/Eigenschaften von Subjekten an, wenn sie nicht völlig durch Strukturen
determinierte Entscheidungsfähigkeit der Individuen ausgehen (Autor).
Laclau: „soziale und politische Logik immer präsent in sozialer Realität – as there is never a
complete disappearance pf political practices, nor a complete politization in social relations
Teilen Vertreter des CR mit Laclau!
Fazit: Die spezifische diskursivistische Ontologie des Sozialem (PostStruk) verhindert, nach
dem generativem Mechanismen von nicht rein diskursiven Strukturen, sowie deren
spezifische Wirksamkeit zu fragen.
Anschließend gibt der Autor Ausblick darüber wie man beide Ansätze kombinieren könnte.
BSP CR könnte profitieren mit Integration sprachtheoretischer Reflexionen beim Bestimmen
von Struktur oder Integration des Konzepts der phantastischen Logik in die CR, also wie
phantastische Elemente das Handeln der AkteurInnen mitbestimmen etc.
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