Vorgelegte
Dissertation
zur
der
von
Berichter:
Prof. Dr.-Ing. R. Kindmann, Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr.-Ing. habil. P. Mark, Ruhr-Universität Bochum
Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand in den Jahren 2006 bis 2010 während meiner
Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für konstruktiven
Ingenieurbau der Ruhr-Universität Bochum. Sie wurde von der Fakultät für Bau- und
Umweltingenieurwissenschaften als Dissertation angenommen.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr.-Ing. R. Kindmann für die Betreuung
und Unterstützung während der Entstehung dieser Arbeit sowie der Übernahme des
Referates.
Herrn Prof. Dr.-Ing. habil. P. Mark danke ich sehr herzlich für die Übernahme des
Koreferates.
Weiterhin gilt mein Dank allen meinen Kollegen, die durch ihre
Diskussionsbereitschaft zum Entstehen dieser Arbeit beigetragen haben.
Schließlich danke ich meiner Familie insbesondere meiner Frau Sandra und meinem
Vater Bernd Vette für ihre verständnisvolle Unterstützung während der Erstellung
dieser Arbeit.
4 Beanspruchungen in Fachwerkdiagonalen 55
4.1 Vorbemerkungen 55
4.2 Strebenbeanspruchungen eines beispielhaften Fachwerkträgers 56
9 Berechnungsbeispiele 218
9.1 Vorbemerkungen 218
9.2 Anschluss eines Stabanschlusses an einen Querträger 218
9.3 Fachwerkknoten 223
9.4 Vergleich und Bewertung der verschiedenen Bemessungsmodelle 231
Literatur 239
1 Einführung
Die vertikalen Belastungen, hervorgerufen z.B. durch das Eigengewicht des Dachs
oder durch Schneelasten, werden über Normalkräfte in den Pfosten und Streben in die
Auflager geleitet. In den Gurtstäben entstehen ebenfalls Normal-
kraftbeanspruchungen, die dem Biegemoment bei Vollwandträgern entsprechen. Die
Fachwerkstäbe bilden jeweils stabile Dreiecksformen aus und werden daher überwie-
gend durch Normalkräfte beansprucht. In den Fachwerkknoten, in denen die Pfosten
und Streben mit den Gurtstäben verbunden sind, muss das Kräftegleichgewicht
erfüllt werden.
Der statische Nachweis von Fachwerkträgern umfasst eine Vielzahl von Einzelnach-
weisen. In einem ersten Schritt werden die Schnittgrößen in den Einzelstäben des
Fachwerks berechnet und anschließend die Querschnittstragfähigkeit nachgewiesen.
Dabei gilt nach DIN 18801 [11] für Fachwerkträger im Stahlhochbau die Annahme,
dass in den Knoten reibungsfreie Gelenke angesetzt werden dürfen, siehe Bild 1.2
links. Eventuelle Anschlusssteifigkeiten werden nicht berücksichtigt. In
DIN EN 1993-1-1 [13] werden Gelenktragwerke eingeführt, an die gewisse Bedin-
gungen gestellt werden. Bei Fachwerkträgern im Brückenbau sind nach DIN-Fach-
bericht 103 [16] sekundäre Momente im Hinblick auf die Gebrauchstauglichkeit zu
berücksichtigen, siehe Bild 1.2 rechts. Daher stellt sich die Frage: Welche Bean-
2 1 Einführung
Bild 1.2 Fachwerke mit gelenkigen und biegesteifen Knoten, aus [40]
Seit ca. 20 Jahren werden in der Baupraxis vermehrt Fachwerkträger mit vorzugs-
weise ausgeschnittenen Knotenblechen eingesetzt. Es existiert für derartige Fach-
werkknoten nur eine überschaubare Anzahl an Bemessungsverfahren, die in Ihrer An-
wendung auf reine Zugkraftübertragung begrenzt und z. T. schwer nachvollziehbar
sind. Sie werden in Abschnitt 1.2 benannt und in Kapitel 2 vorgestellt. Der Nachweis
der Fachwerkknoten mit Knotenblechen wird daher bei baupraktischen Anwendun-
gen üblicherweise konstruktiv gelöst, ohne dabei weitergehende statische Nachweise
zuführen. Gerade diese Knoten sind jedoch hoch belastete Bereiche in dem Tragwerk.
Darüber hinaus beeinflusst die gewählte Anschlusskonstruktion die Konstruktion des
Gesamttragwerks. Weisen zum Beispiel die Systemlinien der Stäbe einen Versatz im
Anschlussbereich auf, so dass sie sich nicht in einem Punkt schneiden, dann ist dieser
Versatz bzw. das dadurch verursachte Biegemoment sowohl bei dem Nachweis des
Knotens als auch bei den vorangegangenen Stabilitäts- und Querschnittstrag-
fähigkeitsnachweisen zu berücksichtigen.
1.1 Problemstellung und Zielsetzung 3
Bild 1.3 zeigt die Ansicht eines Knotens des Fachwerkträgers aus Bild 1.1. Als Ver-
bindung zwischen den einzelnen Stäben ist ein Knotenblech auf den Gurtstab ge-
schweißt. Die Diagonalen sind in die Ausschnitte des Knotenblechs geführt und da-
mit verschweißt. Es sind deutlich die großen Ausschnitte im Knotenblech zu erken-
nen.
In [40] werden zwei Fälle aufgeführt, bei denen es in der jüngeren Vergangenheit zu
Schäden an Fachwerkträgern mit Anschluss- oder Knotenblechen kam. Im Bei-
spiel eines Montagegerüstes beim Kraftwerksbau, siehe Bild 1.4, ist die äußere
Druckdiagonale seitlich ausgeknickt, was zu einem Systemversagen führte, siehe
Bild 1.5.
Die Diagonalen bestanden aus geschweißten Hohlprofilen, die für die einwirkende
Normalkraft von N = 3700 kN ausgelegt waren. Die Ursache für dieses Stabilitäts-
4 1 Einführung
versagen lag nach [78] darin, dass im Bereich der Anschlüsse das ober- und untersei-
tige Blech der Druckdiagonalen aus Montagegründen nicht durchgezogen wurde und
der Druckstab im Anschlussbereich lediglich aus den beiden seitlichen Blechen be-
stand. Diese Bleche wiesen nur eine geringe Biegesteifigkeit aus der Ebene auf und
waren über weite Bereiche ungestützt, siehe Bild 1.5. Die verminderte Steifigkeit im
Anschlussbereich führte zu einer starken Verringerung der Verzweigungslast und
somit zu einer erhöhten Stabilitätsgefahr. In [78] wird dieses Versagen als außerge-
wöhnlich bezeichnet, da es zu diesem Problem kaum Erkenntnisse gibt.
Mit den beiden aufgezeigten Schadensfällen wird deutlich, dass es unmittelbaren Klä-
rungsbedarf gibt, um die Tragfähigkeit solcher Detailpunkte und deren Auswirkung
auf das Gesamttragverhalten richtig einschätzen und die zutreffenden Versagens-
mechanismen überprüfen zu können. Das Tragverhalten von Stabanschlüssen und
Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen stellt aus diesem Grund den
Schwerpunkt dieser Arbeit dar und soll anhand des Kraftflusses und der eintreten-
den Versagensmechanismen aufgezeigt werden. Aufgrund dieser Vielfalt an
möglichen Knotenverbindungen ist es wünschenswert, übertragbare Erkenntnisse
über das Tragverhalten von Fachwerkknoten zu erhalten, die auch auf
individuelle Problemstellung angewendet werden können.
1.3 Bezeichnungen
Koordinaten
x Stablängsachse
y, z Hauptachsen in der Querschnittsebene
Querschnittsabmessungen
h Querschnittshöhe
b Querschnittsbreite
tg Gurtdicke
ts Stegdicke
r Ausrundungsradius
Knotenblechparameter
Werkstoffkennwerte
E Elastizitätsmodul
G Schubmodul
ν Querkontraktion, Poissonsche Zahl
fy Streckgrenze der Stahlbauteile
fu Zugfestigkeit der Stahlbauteile
εel Elastische Grenzdehnung
8 1 Einführung
Indices
G Gurtstab
D Diagonale
P Pfosten
el elastische Grenze:
Wenn die Streckgrenze in einem Punkt erreicht wird.
pl plastische Grenze
Wenn der Querschnitt unter Berücksichtigung aller plastischen
Reserven ausgenutzt ist.
1,....,12 Schnittnummer
d Bemessungswerte
k charakteristische Werte
1.4.1 Vorbemerkungen
In der vorliegenden Arbeit wird das Tragverhalten von Anschlüssen mit ausge-
schnittenen Abschlussblechen untersucht. Für eine genaue Analyse des Kraftflusses
und der Traglasten können neben Versuchsergebnissen auch Berechnungen mit der
Finite Element Methode (FEM) herangezogen werden. Dabei wird versucht, die zu
untersuchende Konstruktion möglichst genau abzubilden. Allerdings müssen für die
Analyse und den darauf basierenden Berechnungsverfahren und Bemessungs-
methoden auch Annahmen bezüglich des Materials getroffen werden. Die getroffenen
Materialannahmen und die Tragfähigkeitsnachweisverfahren auf Grundlage der Elas-
tizitäts- und Plastizitätstheorie werden anschließend vorgestellt.
1.4.2 Materialverhalten
Das Werkstoffverhalten von allgemeinem Baustahl ist in Bild 1.7 abgebildet, das auf
dem im Zugversuch ermittelten Verhalten basiert. Für die nachfolgenden Berechnun-
gen wird das Werkstoffverhalten idealisiert. Neben der tatsächlichen Spannungs-
Dehnungslinie ist die idealisierte Spannungs-Dehnungsbeziehung ebenfalls in Bild
1.7 dargestellt. Im ersten Teil wird bis zum Erreichen der Streckgrenze fyd ein linear-
elastisches Verhalten angenommen. Die Beziehung zwischen Spannung und Deh-
nung wird als Hookesches Gesetz σ = E ⋅ ε beschrieben. Der zweite Teil wird mit
einer horizontalen Geraden beschrieben. Es handelt sich um die Plastizierung des
Werkstoffs Stahl. Eine Werkstoffverfestigung wird im Rahmen der Traglastunter-
suchungen nicht berücksichtigt.
1.4 Annahmen und Berechnungsgrundlagen 9
Die Materialkennwerte für die in dieser Arbeit verwendeten üblichen Baustähle sind
in Tabelle 1.1 zusammengestellt.
Tabelle 1.1 Materialwerte für Baustahl gemäß DIN 18800 [10]
Elastizitäts- Schub-
ν fy,k fy,d
Stahlgüte modul E modul G
[kN/cm2] [kN/cm2] [-] [kN/cm2] [kN/cm2]
S 235 24,0 21,82
21000 8100 0,3
S 355 36,0 32,73
Bei den Berechnungen gilt die Gestaltänderungshypothese nach von Mises. Das heißt,
es tritt ein Versagen des Bauteils auf, wenn die Gestaltänderungshypothese den
Grenzwert der Streckgrenze fyd überschreitet. Der Grenzwert der Vergleichsspannung
σv kann für jeden beliebigen Punkt wie folgt berechnet werden:
σ v = σ 2x + σ 2y + σ2z − σ x ⋅ σ y − σ x ⋅ σ z − σ y ⋅ σ z + 3 ⋅ τ xy + 3 ⋅ τ xz + 3 ⋅ τ yz (1.1)
Bei den untersuchten Anschlüssen werden Bleche verwendet, die als Scheiben und
Platten beansprucht werden. Daher können die Spannungen in Blechdickenrichtung
vernachlässigt werden. Aus diesem Grund reduziert Gl. (1.1) zu:
σ v = σ 2x + σ 2z − σ x ⋅ σz + 3 ⋅ τ xz (1.2)
Aus Gl. (1.2) ist erkennbar, dass die Normalspannungen σx und σz gekoppelt sind und
daher in Abhängigkeit zueinander stehen. Sind beide Spannungskomponenten positiv
bzw. negativ, dann beeinflussen sich die Spannungen bei der Vergleichsspannung
günstig und es können sich Normalspannungen ergeben, die größer sind als die
Streckgrenze. Ein negativer Effekt tritt ein, wenn die Spannungen verschiedene Vor-
zeichen haben, siehe [32]. Unabhängig von den Normalspannungen gehen die Schub-
spannungen τxz in Gl. (1.2) ein. Die Normalspannungen σx und σz sind nicht mit τxz
gekoppelt und können aus diesem Grund keinen traglaststeigernden Effekt hervor-
rufen. Die zulässige Grenzschubspannung
10 1 Einführung
f yd
τRd = (1.3)
3
kann in keinem Punkt überschritten werden. Die elastische Grenzgleitung γel und die
elastische Grenzdehnung εel sind die Verzerrungen, bei denen das linear elastische
Materialverhalten in das ideal plastische übergeht. Sie ergeben sich für einen Bau-
stahl S 235 wie folgt:
fy 24 1
ε el = = ≈ (1.4)
E 21000 875
fy 24 1
γ el = = ≈ (1.5)
3 ⋅G 3 ⋅ 8100 585
Die Grundlage zur Berechnung der Tragfähigkeit sowohl nach der Elastizitätstheorie
als auch nach der Plastizitätstheorie ist, dass die Gleichgewichtsbedingungen
zwischen Schnittgrößen und Spannungen im Querschnitt erfüllt sein müssen. Die
vorhandenen Spannungen in Querschnitten können durch gedanklich angreifende
Kräfte zusammengefasst werden. Das Gleichgewicht kann zum Beispiel mit Hilfe des
Prinzips der virtuellen Arbeit oder mit dem Kräftegleichgewicht aufgestellt wer-
den. In Bild 1.9 ist das Gleichgewicht für ein infinitesimales Element dA dargestellt.
Bild 1.9 Aufstellen des Gleichgewichts zwischen den Schnittgrößen und den
Spannungen, aus [32]
12 1 Einführung
Die Spannungen an beliebigen Schnitten können durch die in Bild 1.10 angegebenen
Integrationen zu Schnittgrößen zusammengefasst werden. In der vorliegenden
Betrachtung sind an einzelnen Schnitten die Beanspruchungen in Form von Schnitt-
größen berechnet. Bei umgekehrter Vorgehensweise können ebenso Spannungen aus
berechneten Schnittgrößen ermittelt werden.
Bild 1.10 Spannungen σx und τxz infolge N, My und Vz, aus [32]
Wie in Bild 1.10 dargestellt, ergeben sich Normalspannungen σx infolge von N und
My. Diese Normalspannungen lassen sich mit Gl. (1.6) getrennt berechnen und auf-
addieren. Aus Gl. (1.6) ist außerdem ersichtlich, dass die Größe der Spannungen in-
folge des Biegemomentes über die Höhe veränderlich ist und infolge der Normalkraft
im Querschnitt konstant ist.
N My
σx ( z ) = + ⋅z (1.6)
A Iy
Für einen Nachweis nach DIN 18800 ist entscheidend, dass die Vergleichsspannung
σv nach von Mises gemäß Gl. (1.2) kleiner ist als die Streckgrenze fyd.
Setzt man für einachsige Biegung mit Normalkraft die Vergleichsspannung σv gleich
der Streckgrenze fyd und fügt Gln. (1.6) und (1.7) in Gl. (1.2) ein, dann erhält man die
folgende Grenzbedingung im elastischen Zustand:
2 2
N My Vz ⋅ Sy (z)
σv = + ⋅ z + 3⋅ − ≤ f yd (1.9)
A Iy I ⋅ t
y
In Bild 1.12 unten ist der Mohr`sche Spannungskreis dargestellt. Bei einer Drehung
von 30° ergeben sich die bereits berechneten Spannungen σx und τxz. Außerdem tre-
ten Querzugspannungen auf, die bei der Berechnung der Vergleichsspannung einen
positiven Einfluss haben, so dass die Vergleichsspannung gleich der Streckgrenze ist.
14 1 Einführung
Tabelle 1.2 Überprüfung der plastischen Grenztragfähigkeit für N, M und V, nach [32]
τ V
τ =
1 ≤1 τR Vpl
τR
mit: Vpl = τR ⋅ h ⋅ t
2
τ
2 red fy = fy ⋅ 1 −
N
2 + |M| ≤ 1 τR
Npl,τ Mpl,τ
1
Npl,τ = red fy ⋅ h ⋅ t und Mpl,τ = ⋅ red fy ⋅ t ⋅ h2
4
In Bild 1.14 ist die vorgestellte N-M-V-Interaktion grafisch dargestellt. Auf der lin-
ken Seite wird die nichtlineare Interaktion von Normalkraft und Biegemoment ge-
zeigt. Auf der rechten Seite ist der Einfluss der Querkraft auf die N-M-Interaktion ab-
gebildet. Es ist erkennbar, dass eine 60%-ige Tragfähigkeit der σ-Schnittgrößen bei
einer einwirkenden Querkraftbeanspruchung von 80% Vpl erhalten bleibt.
16 1 Einführung
Bei den folgenden Untersuchungen werden für die Beanspruchungen häufig bezoge-
ne Schnittgrößen verwendet, die sich auf die plastische Grenztragfähigkeit beziehen
und wie folgt berechnet werden:
n = N / Npl
v = V / Vpl (1.10)
m = M / Mpl
Die plastischen Grenzschnittgrößen werden nach Tabelle 1.2 und Bild 1.15 berech-
net.
Die Tragsicherheitsnachweise für Schweißnähte können nach DIN 18800-1 [10] oder
nach DIN EN 1993-1-8 [14] geführt werden. Die Beanspruchungen von Schweißnäh-
ten werden wie bei Querschnitten als Spannungen berechnet. Die Schnittgrößen bean-
spruchen die Schweißnahtverbindungen, so dass Spannungen in der Schweißnaht ent-
stehen. In Bild 1.16 sind die auftretenden Schweißnahtspannungen für eine Kehlnaht
abgebildet.
Nach DIN 18800 ist nachzuweisen, dass der Vergleichswert der Schweißnahtspan-
nung σw,v kleiner ist als die Grenzschweißnahtspannung, siehe Gl. (1.11).
σ w ,v
≤1 Mit: σ w ,v = σ ⊥2 + τ⊥2 + τ2 (1.11)
σ w ,Rd
Fachwerkstäbe, die mit Hilfe eines ausgeschnittenen Knotenblechs an die Gurte ange-
schlossen sind, oder einzelne Druckstäbe mit ausgeschnittenen Anschlussblechen
sind stabilitätsgefährdet. Es ist nahe liegend, sie als Druckstäbe mit veränderlichen
Querschnitten nachzuweisen. Hierzu werden in den Stahlbaugrundnormen DIN
18800-2 [10] und DIN EN 1993-1-1 [13] Vorgehensweisen zur Nachweisführung an-
gegeben. Nachfolgend wird die Vorgehensweise aus DIN 18800 vorgestellt. Diese ist
analog zu der in DIN EN 1993-1-1 [13], so dass sie weitgehend übernommen werden
kann.
Der Nachweis mit dem Ersatzstabverfahren kann für jeden verwendeten Querschnitt
wie folgt geführt werden:
N
≤1 (1.12)
κi ⋅ N pl,i,d
1.4 Annahmen und Berechnungsgrundlagen 19
Der Abminderungsfaktor κi ist abhängig von der bezogenen Schlankheit λ K,i und
dem jeweiligen Querschnitt. Nach Tabelle 5 aus DIN 18800 [10] können die Quer-
schnitte einer Knickspannungslinie zugeordnet werden. κi errechnet sich somit mit
den folgenden Gleichungen:
λ K ,i ≤ 0, 2 : κi = 1
1
λ K ,i > 0, 2 : κi =
k i + k i2 − λ K ,i
1 + α i ⋅ ( λ K ,i − 0, 2 ) + λ 2K ,i
ki = (1.13)
2
vereinfachend für
1
λ K ,i > 3,0 : κi =
λ K ,i ⋅ ( λ K ,i + α )
Der Faktor α kann gemäß Tabelle 4 aus DIN 18800 bestimmt werden. Auf der siche-
ren Seite kann für alle Querschnitte die Knickspannungslinie c mit α = 0,49 ange-
setzt werden. Die bezogene Schlankheit ist für jeden Querschnitt des Druckstabes
einzeln wie folgt zu berechnen:
N pl,i
λ K ,i = (1.14)
N Ki
Zur Berechnung der bezogenen Schlankheit ist die Kenntnis der Verzweigungslast
NKi des Systems erforderlich. Zusätzlich zu dem Nachweisverfahren nach Gl. (1.12)
für alle maßgebenden Querschnitte müssen folgende Bedingungen eingehalten wer-
den:
N Ki
ηK ,i = ≥ 1, 2 (1.15)
N
und
min M pl,i ≥ 0,05 ⋅ max M pl,i (1.16)
2 Berechnungsmethoden im rechnerischen
Grenzzustand der Tragfähigkeit
2.1 Vorbemerkungen
Als Nachweismethode nach dem Stand der Technik kann nach [40] ein einfaches
Ingenieurmodell angesehen werden. Bei diesem Modell wird das Knotenblech für
sich betrachtet. Die Beanspruchungen werden dabei in den Schweißnähten übertragen
und das Knotenblech muss für sich im Gleichgewicht stehen.
Ein weiterer Schnitt, der untersucht wird, ist der Anschluss des Knotenbleches an den
Fachwerkgurtstab. Die Beanspruchungen setzten sich zusammen aus der Differenz
der Normalkräfte im Knoten des Fachwerkstabes und dem Versatzmoment dieser
horizontalen Kraft. Die Exzentrizität e ist der Abstand der Systemlinie vom betrach-
teten Anschluss.
Der Nachweis der Tragfähigkeit kann auf Grundlage der Elastizitätstheorie und auf
Grundlage der Plastizitätstheorie mit den in Abschnitt 2.2.1 ermittelten Beanspruch-
ungen erfolgen. Außerdem sind die Verbindungsschweißnähte für die angenomme-
nen Beanspruchungen nach Bild 2.1 nachzuweisen. Die Nachweise können mit den in
den Abschnitten 1.4.4 bis 1.4.6 vorgestellten Beziehungen geführt werden.
2.3.1 Vorbemerkungen
Literatur-
Abschnitt Kraftfluss Nachweis
quelle
Schnitte und
festgelegter Kraftfluss im
Suppes, Lange, Schweißnähte unter
2.3.3 [83] und [55] Übergang Diagonale /
Friemann Ausnutzung von
Knotenblech
plastischen Reserven
festgelegter Kraftfluss in
Klinkenberg, Plastischer Querschnitts-
2.3.4 [44] Abhängigkeit des
Peter, Saal tragfähigkeitsnachweis
Versagensmechanismus
Nachweis der
Kindmann, reine Gleichgewichts-
2.3.5 [40] Vergleichsspannung nach
Stracke beziehungen
von Mises
In [2] schlagen Adam und Zhang eine Bemessungsmethode vor, um die Tragfähigkeit
von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen beurteilen zu können. Sie
haben erkannt, dass es eine Interaktion der beiden Anschlussseiten durch den Diago-
nalsteg gibt. Die im Folgenden als Zwängungsspannungen genannte Wirkung zwi-
2.3 Nachweismethoden nach dem Stand der Forschung 23
schen den beiden Anschlussseiten wirkt sich günstig auf das Tragverhalten und auf
die Traglast aus. Um den Kraftfluss unter Berücksichtigung des Diagonalsteges erfas-
sen zu können, wird ein Stabwerksmodell für die Krafteinleitung der Diagonalkraft in
das Knotenblech vorgeschlagen. In Bild 2.3 ist der Anschlussbereich mit den erfor-
derlichen Parametern dargestellt. Es werden dafür folgende Annahmen getroffen:
• Die Normalkraft der Diagonalen wird zu gleichen Teilen auf beide Anschluss-
seiten verteilt.
• Die Anschlussseiten werden durch ein einzelnes Blech idealisiert. Eventuell
vorhandene größere Steifigkeiten durch die Gurte der Diagonalen werden
vernachlässigt.
• Die Spannungsberechnung erfolgt innerhalb der elastischen Grenze.
• Stabilitätsuntersuchungen können mit dem vorgestellten Modell nicht unter-
sucht werden.
Der Anschlussbereich wird in ein statisches Ersatzsystem überführt, siehe Bild 2.4.
Die seitlichen Anschlusslaschen werden dabei als Biegebalken mit veränderlichem
Querschnitt abgebildet. Der Diagonalsteg wird in mehrere (n) Pendelstäbe unterteilt,
die als Verbindung zwischen diesen Laschen wirken. Die Diagonalenkraft wird je zur
Hälfte punktuell in der Mitte der Anschlussseiten eingeleitet. Die Beanspruchungen
werden wie folgt ermittelt:
24 2 Berechnungsmethoden im rechnerischen Grenzzustand der Tragfähigkeit
ZD α
Pk = ⋅ sin k
2 2
Z α
N k = D ⋅ cos k mit: k = 1, 2 (2.1)
2 2
Z ⋅L α
M k = D k ⋅ sin k
4 2
Die gesuchten Kraftgrößen sind die Normalkräfte in den Pendelstäben sowie die Bie-
gebeanspruchungen in den beiden Kragbalken. Zur Berechnung der Beanspruchun-
gen in den beiden Anschlussseiten schlagen Adam und Zhang ein Matrizenverfahren
vor, das auf dem Prinzip der virtuellen Kräfte basiert. Eine weitere Möglichkeit be-
steht darin, die Beanspruchungen mit einem Stabwerksprogramm zu lösen.
Die Verschiebungen der beiden eingespannten Biegebalken ergeben sich nach dem
Prinzip der virtuellen Kräfte wie folgt:
Ωi (x1 ) ⋅ Ωj (x1 ) Ωi (x 2 ) ⋅ Ωj (x 2 )
δij = ∫ ⋅∫ (2.2)
E ⋅ I1 E ⋅ I2
Mit:
Ωi (x k ) = 0 0 ≤ x k ≤ x k,i
(2.3)
Ωi (x k ) = x k − x k,i x k,i ≤ x k ≤ L k
Da das weitere Vorgehen in [2] ausführlich erläutert wird und da die Matrizenrech-
nungen gegenüber der Lösung mit einem Stabwerksprogramm wesentlich aufwändi-
ger sind, wird im Rahmen dieser Arbeit auf eine weitere Darstellung der Matrizenme-
thode verzichtet.
2.3 Nachweismethoden nach dem Stand der Forschung 25
Diese müssen kleiner sein als die Streckgrenze fy,d, um die Tragfähigkeit des An-
schlusses nachzuweisen.
2.3.3.1 Vorbemerkungen
In [83] werden von Suppes experimentelle Untersuchungen zur Traglast von Fach-
werkknoten mit Knotenblechen durchgeführt. Die Ergebnisse werden mit Berechnun-
gen nach der FE Methode gestützt und das Tragverhalten des Fachwerkknotens unter-
sucht. Als Ergebnis wird ein Bemessungsverfahren in [83] und [55] vorgestellt, in
dem fest vorgegebene Beanspruchungen das Knotenblech, die Diagonalen und den
Gurtstab beanspruchen. An den herausgestellten Schnitten werden die Schnittgrößen
mit Hilfe von Gleichgewichtsbeziehungen berechnet und auf Grundlage der Plastizi-
tätstheorie der Querschnittstragfähigkeitsnachweis geführt. Die Schnittführungen
werden wie in [83] mit römischen Zahlen gekennzeichnet, um eine Verwechselung
mit denen in den Kapiteln 6 und 8 zu vermeiden.
Als Grundlage des Bemessungsmodells dient die Annahme, dass die Diagonalen aus
dem Fachwerkknoten herausgelöst werden und dass zwischen Diagonalen und Kno-
tenblech eine vorgegebene Schnittgrößenkombination aus Querkraft und Biege-
moment auftritt.
Bild 2.6 Annahme der Beanspruchungen im Übergang von der Diagonalen zum
Knotenblech (Schnitt I), nach [55]
Bild 2.6 zeigt beispielhaft einen Anschluss einer Fachwerkdiagonalen, bei dem die
angesetzten Schnittgrößen an die Verbindungsnähte (Schnitt I) angetragen werden. Es
handelt sich um eine Querkraft und ein Biegemoment. Die Kräfte, die jede An-
schlussseite aufzunehmen hat, verlaufen gemäß der Annahme in Bild 2.6 parallel zur
Systemlinie. Das Biegemoment kann als Versatz dieser Anschlusskraft interpretiert
werden. Die dargestellte Zugkraft wird symmetrisch auf beide Anschlussseiten
2.3 Nachweismethoden nach dem Stand der Forschung 27
verteilt. Durch die Festlegung der Beanspruchung in Schnitt I können mit Hilfe von
Gleichgewichtsbeziehungen die Schnittgrößen in weiteren Schnitten ermittelt werden,
um anschließend die Querschnittstragfähigkeit zu untersuchen. Diese Schnitte werden
in Bild 2.7 definiert.
M N2
+ ≤1
V2 V 2
(2.6)
M pl ⋅ 1 − 2 N 2pl ⋅ 1 − 2
Vpl Vpl
28 2 Berechnungsmethoden im rechnerischen Grenzzustand der Tragfähigkeit
Beanspruchbarkeiten:
fy,d
Vpl,I,d = L w ⋅ t ⋅
3
L2w ⋅ t ⋅ fy,d
Mpl,I,d =
4
Beanspruchbarkeiten:
Mpl,II,d =
(L w ⋅ cos α + u ⋅ sin α ) 2
⋅ t ⋅ fy,d
4
VII,d = 0
MIII,d = MI,d =0,19 ⋅ Vpl,I,d ⋅ L w
Beanspruchbarkeiten:
LIII2
Mpl,III,d = ⋅ t s,Diagonale ⋅ fy,d
4
mit :
LIII = L w + 2,5 ⋅ (t g,Diagonale + r)
2.3 Nachweismethoden nach dem Stand der Forschung 29
Beanspruchbarkeiten:
( )
Npl,IV,d = m ⋅ t + A G,ges ⋅ t ⋅ fy,d
( )
fy,d
Vpl,IV,d = m ⋅ t + A G,Steg ⋅ t ⋅
3
IG
Mpl,IV,d = 1,14 ⋅ ⋅ 2 ⋅ fy,d
hG
Mit:
m ⋅ t ⋅ (HG + m) H
∆x s = und x so = G + m − ∆x s
2 ⋅ (A G + m ⋅ t) 2
Schnitt V: Beanspruchungen:
Z
NV,d = - d ⋅ cosα + NG,d
2
VV,d = VI,d ⋅ sinα
MV,d = MI,d -VI,d ⋅ cosα ⋅ x so +NG,d ⋅ ∆x s
Beanspruchbarkeiten:
Npl,V,d =Npl,IV,d
Vpl,V,d = Vpl,IV,d
Mpl,V,d =Mpl,IV,d
Beanspruchbarkeiten:
( )
Npl,VI,d = n ⋅ t + AP,ges ⋅ t ⋅ fy,d
( )
fy,d
Vpl,VI,d = n ⋅ t + A P,Steg ⋅ t ⋅
3
IP
Mpl,VI,d = 1,14 ⋅ ⋅ 2 ⋅ fy,d
hP
30 2 Berechnungsmethoden im rechnerischen Grenzzustand der Tragfähigkeit
Beanspruchbarkeiten:
fy,d
Vpl,VII,d = L VII ⋅ t ⋅
3
L2VII
Mpl,VII,d = ⋅ t ⋅ fy,d
4
Die Querschnittswerte der Schweißnähte ergeben sich nach Gl.(2.11) und der Nach-
weis des Vergleichswertes der Schweißnahtspannung erfolgt gemäß Abschnitt 1.4.6.
A w,G =L w ⋅ ∑ a
L2w (2.10)
Ww,G = ⋅∑a
4
In [76] schlagen Klinkenberg, Peter und Saal ein Berechnungsmodell für ge-
schweißte Anschlüsse in ausgeschnittenen Knotenblechen vor. Bei der Entwicklung
dieses Modells werden verschiedene Finite Elemente Berechnungen durchgeführt und
die Ergebnisse mit den Versuchsergebnissen aus [83] verglichen.
In Bild 2.8 ist beispielhaft ein Zuganschluss dargestellt. Für jede Versagensart wird
ein statisches Ersatzmodell entwickelt und eine maximale Traglast auf dieser Grund-
lage vorgestellt. Die statischen Modelle bestehen jeweils aus einem Pendelstab. Auf-
grund der Neigung dieses Ersatzstabes ergibt sich auch eine horizontale Kraftkompo-
nente, die durch den Zugstabsteg mit der gegenüberliegenden Anschlussseite kurzge-
schlossen werden kann.
Mit: kT =
(
2 ⋅ k α ⋅ 5 − 3 ⋅ k γ ⋅ sin γ )
( 5 ⋅ cos γ )2 + 3 ⋅ ( 3 ⋅ k γ − 5 ⋅ sin γ )
2 (2.12)
u
k γ = sin γ + ⋅ cos γ
Lw
Z3,Rd =1,04 ⋅ L w ⋅ t b ⋅ f yd (2.13)
32 2 Berechnungsmethoden im rechnerischen Grenzzustand der Tragfähigkeit
Die minimale Traglast aus den Gln. (2.11) bis (2.13) ist gleichzeitig die Traglast des
Anschlusses. Weitere Untersuchungen im Knotenblech bzw. im übrigen Fachwerk-
knoten werden nicht vorgestellt.
Die aktuellste Bemessungsmethode wurde 2004 von Hertle in [27] vorgestellt. Sie ist
für den Nachweis von Knotenblechen in Pfostenfachwerken entwickelt worden. Das
Knotenblech wird vom Gurt und Pfosten gelöst. Über die Steifigkeiten der Profile
werden die Beanspruchungen an den Schnittkanten berechnet. In einem weiteren
Schritt werden Schnitte durch das Knotenblech geführt und die Schnittgrößen über
2.3 Nachweismethoden nach dem Stand der Forschung 33
Das Knotenblech wird an den Anschlussnähten mit dem Gurtstab bzw. dem Pfosten
von der Konstruktion getrennt. Der horizontale Schnitt zum Gurtstab wird als
Schnitt 1 definiert und der vertikale als Schnitt 2, siehe Bild 2.9. An den beiden Ver-
bindungsstellen werden die folgenden Normalkräfte, Querkräfte und Biegemomente
als resultierende Schnittgrößen angesetzt:
3 b2
N1,KB = ZD ⋅ sin α ⋅ e D,1 ⋅ ⋅
2 L IG (2.14)
b
3
+ h 3b ⋅
IP
3 h2
N 2,KB = − ZD ⋅ sin α ⋅ e D,1 ⋅ ⋅
2 L3 ⋅ IG + h 3 (2.15)
b b
IP
1
M1,KB = ⋅ N1,KB ⋅ b (2.16)
6
1
M 2,KB = ⋅ N 2,KB ⋅h b (2.17)
6
V1,KB = − Z D ⋅ cos α + H 2,KB (2.18)
In Bild 2.9b werden beliebige Schnitte durch den Eckpunkt A und mit dem Winkel ϕ
geführt. Mit der Kenntnis der Schnittgrößen an den Schweißnähten (Bild 2.9) können
die Beanspruchungen zunächst für nicht ausgeschnittene Knotenbleche in diesen
Schnitten in Abhängigkeit des Winkels ϕ berechnet werden. Auf die Herleitung der
Beziehungen wird im Rahmen dieser Arbeit auf [27] verwiesen.
Für ausgeschnittene Knotenbleche ist der Teil des Knotenblechs, der durch den
Schnitt 3 mit dem Winkel β vom Knotenblech abgetrennt wird, erneut zu unterteilen,
siehe Bild 2.10. Aufgrund des Ausschnitts ergeben sich zwei Anschlussseiten. In
Bild 2.10 sind die Schnittgrößen der Teilschnitte dargestellt, die sich auf die
Eckpunkte a und b beziehen.
34 2 Berechnungsmethoden im rechnerischen Grenzzustand der Tragfähigkeit
Bild 2.10 Schnitt rechtwinklig zur Kraftrichtung mit Beanspruchungen aus [27]
Kindmann / Stracke stellen in [40] Fachwerke mit Knotenblechen vor und erläutern
neben konstruktiven Details auch Erkenntnisse zum Tragverhalten. Ausgehend von
einem typischen Knoten mit Knotenblech ohne Ausschnitte werden horizontale und
vertikale Schnitte geführt und die Vergleichsspannungen in den Kreuzungspunkten
der Hilfsschnitte berechnet. In Bild 2.11 wird der typische K-Knoten in der Schweiß-
naht vom Knotenblech zum Gurtstab getrennt und es werden die einwirkenden
Schnittgrößen angetragen. Diese entsprechen der Ingenieurmodellannahme in Bild
2.1.
3.1 Vorbemerkungen
In diesem Kapitel werden die untersuchten Anschlusstypen vorgestellt und die für die
Berechnung mit der Finiten Elemente Methode notwendigen Annahmen und
Grundlagen erläutert. Bei den Anschlüssen handelt es sich um:
• Einen Stabanschluss mit ausgeschnittenem Anschlussblech an einen senkrecht
dazu verlaufenden Träger
• Einen Fachwerkknoten mit ausgeschnittenem Knotenblech
Mit:
ui, vi, wi Verschiebungen der Knoten i
r Koordinate in Dickenrichtung
ti Elementdicke im Knoten i
a1
a = a 2 Einheitsvektor in Richtung der lokalen η-Achse
a 3
(3.2)
b1
b = b2 Einheitsvektor in der Plattenebene senkrecht auf a
b3
ϕx,i Verdrehung im Knoten i um den Einheitsvektor a
Zur Erfassung des Spannungszustandes in den Knoten werden die einzelnen Bleche
bei der Analyse mit der FEM mit Hilfe des Programmsystems ANSYS [18] durch
Schalenelemente, d.h. Scheiben-Platten-Elemente, diskretisiert. Ein bei den
Berechnungen verwendetes Element ist das vierknotige Element "SHELL181". Es
besitzt an jedem Knoten sechs Freiheitsgrade. Die Freiheitsgrade setzten sich
zusammen aus drei Verschiebungen und drei Verdrehungen. In Bild 3.1 ist das
verwendete Element mit den vier Eckknoten abgebildet.
3.2 Verwendete Elemente und Hinweise zu den FEM-Berechnungen 39
Neben dem vierknotigen Element werden in der vorliegenden Arbeit auch Elemente
mit acht Elementknoten verwendet. Das Element wird in ANSYS als "SHELL281"
bezeichnet. Es besitzt neben den vier Eckknoten auch jeweils einen Knoten in der
Mitte der Elementränder. Bei diesem Element handelt es sich ebenfalls um ein
Scheiben-Platten-Element, bei dem das linear-elastisch und ideal-plastischen
Materialgesetz verwendet wird.
Zur Modellierung von ganzen Tragsystemen, z.B. von ganzen Fachwerken, werden
neben den oben genannten Schalenelementen auch Balkenelemente verwendet. Diese
zeigen sich bei der Berechnung als vorteilhaft, da die Anzahl der Freiheitsgrade
gegenüber einer vollständigen Modellierung mit Schalenelementen sinnvoll reduziert
wird und der Berechnungsaufwand begrenzt werden kann. Die Balkenelemente be-
sitzen jeweils zwei Knoten mit den zuvor bei den Schalenelementen erwähnten sechs
Freiheitsgraden.
40 3 Untersuchungen mit der Finite Elemente Methode
Wie eingangs erwähnt, werden im Rahmen dieser Arbeit zwei Anschlusstypen unter-
sucht. Es handelt sich dabei um einen einfachen Stabanschluss und einen symmetri-
schen Fachwerkknoten. Das Knotenblech selber wird ebenfalls mit Doppelkehlnähten
auf den Obergurt des Gurtstabes befestigt. In den Bildern 3.2 und 3.4 sind beispiel-
haft je ein Zugstabanschluss und ein Fachwerkknoten dargestellt.
3.3 Modellierung der Anschlüsse 41
Bei der Verwendung von den in Abschnitt 3.2.1 und 3.2.2 beschriebenen Schalenele-
menten werden die einzelnen Bleche auf ihre Mittellinie reduziert. Aufgrund der
überwiegenden Scheibenbeanspruchung ist es zweckmäßig, das Mittellinienmodell
mit Überlappung bei der Modellierung zu verwenden und einen konstanten Span-
nungsverlauf in Blechdickenrichtung anzunehmen.
Bei der Modellierung der Systeme wird der gesamte Zugstabanschluss, Bild 3.3 und
Bild 3.4, bzw. der gesamte Fachwerkknoten, Bild 3.5, als dreidimensionale Struktur
aus Schalenelementen abgebildet. Die Stege der Walzprofile werden zum Schnitt-
punkt mit den Gurten geführt. In gleicher Weise wird der Übergang vom Anschluss
bzw. vom Knotenblech zur Diagonalen oder dem Pfosten modelliert. Im Bereich des
Anschlusses wird das Anschlussblech bis zum Schnittpunkt mit dem Gurtblech ge-
führt. Aus diesem Grund ist die Überbrückung vom Anschlussblech zum Walzprofil
gewährleistet, ohne dass Abweichungen der Ausschnittsmaße oder des Walzprofils
auftreten. Die verbindenden Schweißnähte werden in der Finite Elemente Berech-
nung nicht berücksichtigt, siehe Bild 3.6. Nachdem die einzelnen Bleche als
"AREAS" modelliert sind, können sie mit dem Befehl "AGLUE" miteinander schub-
fest verbunden werden.
Die Detailpunkte werden durch eine manuell adaptive Diskretisierung abgebildet. Die
Elementlängen betragen im Knotenblechbereich 0,8 cm, im Gurtstab und in den
Diagonalen 5 cm und im Übergangsbereich vom Knotenblech zur Diagonalen 0,2 cm.
Die Wahl der relativ kleinen Elementlänge im Übergangsbereich ist mit der
Konvergenz, die in Abschnitt 3.6 näher untersucht wird, und mit der Auswertung an
definierten Schnitten gemäß Abschnitt 3.5 begründet.
3.3 Modellierung der Anschlüsse 43
Die Lagerung der beiden untersuchten Systeme für den Zugstabanschluss ist in Bild
3.3 und für den Fachwerkknoten in Bild 3.5 dargestellt. Beim Zugstabanschluss wer-
den die Enden und die Mitte des Gurtstabprofils in der Ebene des Anschlussblechs in
vertikaler Richtung gehalten. Diese Punkte werden auch aus der Ebene in horizonta-
ler Richtung verschiebungsverhindert. In Gurtlängsrichtung wird die Mitte des Unter-
gurtes gelagert. Die Belastung besteht lediglich aus einer Normalkraft am Kopf des
Zugstabes.
Bei den Fachwerkknoten wird das rechte Gurtstabende in horizontaler und in vertika-
ler Richtung unverschieblich gehalten. Das linke Ende wird in und aus der Ebene und
ebenfalls in vertikaler Richtung gelagert. Die Enden der Diagonalen werden aus-
schließlich aus der Ebene gehalten. Die Enden der Diagonalstäbe können sich frei
verformen und es treten keine Zwängungen auf. Das Eigengewicht bleibt bei der
Berechnung unberücksichtigt. Stabilitätsuntersuchungen von Fachwerkknoten werden
in diesem Abschnitt mit den durchgeführten Berechnungen nicht ausgeführt.
3.4 Systemmodellierungen
3.4.1 Vorbemerkungen
Neben den Berechnungen an den beschriebenen Detailpunkten werden für eine Dis-
kussion der Beanspruchungen und für Stabilitätsuntersuchungen auch ganze Systeme
mit der FEM modelliert. Der einfache Druckstab mit ausgeschnittenen Anschluss-
blechen wird in Abschnitt 3.4.2 vorgestellt und das untersuchte Fachwerk in Ab-
schnitt 3.4.3.
Für die Untersuchung von auf Druck beanspruchten Stäben mit ausgeschnittenen An-
schlussblechen ist es notwendig, das in Abschnitt 3.3 vorgestellte Finite Element Mo-
dell eines auf Zug beanspruchten Stabanschlusses zu erweitern. Die Erweiterung be-
steht in der spiegelbildlichen Ergänzung der oberen Hälfte des Druckstabes, siehe
Bild 3.7. Bei den horizontal liegenden Querträgern, an denen die Anschlusslaschen
angeschweißt werden, sind die Verdrehungen um die Längsachse durch Halterungen
an Ober- und Untergurt verhindert. Für die durchgeführten Untersuchungen werden
die Profile HEM 300 als Gurtquerschnitt und HEA 160 als Druckstab verwendet.
3.4 Systemmodellierungen 45
3.4.3 Fachwerk
Bei der Systemmodellierung des Fachwerks mit der FEM werden die Knoten 1 bis 3
mit Schalenelementen modelliert, ansonsten werden Balkenelemente verwendet,
siehe Bild 3.8. Das System soll mit dem verwendeten Modell möglichst realitätsnah
und gleichzeitig mit einem minimal erforderlichen Rechenaufwand erfasst werden.
Unterhalb des Systembildes ist das Detail des Fachwerkknotens dargestellt. Die
Verbindung zwischen den Balken- und den Schalenelementen erfolgt mit einer sehr
steifen Übergangsplatte, so dass ein stetiger Übergang gewährleistet ist. Die Über-
gangsplatte ist daher aus Schalenelementen modelliert, bei der der Elastizitätsmodul
10000-fach höher ist als der vom verwendeten Baustahl.
46 3 Untersuchungen mit der Finite Elemente Methode
3.4.4 Stabilitätsuntersuchungen
Neben den Untersuchungen zur Tragfähigkeit und des Kraftflusses sollen mit Hilfe
der Finite Elemente Methode (FEM) Erkenntnisse zum Stabilitätsversagen gewonnen
werden, die für die Bemessung von Druckstabanschlüssen in ausgeschnittenen An-
schlussblechen genutzt werden können. Ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der
Stabilität ist die Verzweigungslast NKi des Druckstabes. Zur Ermittlung der Verzwei-
gungslast wird der Spannungszustand nach Theorie I. Ordnung in einem Druckstab
berechnet. Anschließend wird das folgende homogene Gleichungssystem gelöst:
( K − ηKi ⋅ G ) ⋅ v = 0 (3.3)
In Gl. (3.3) ist K die Gesamtsteifigkeitsmatrix des Systems. G ist die geometrische
Steifigkeitsmatrix, bei der die destabilisierenden Druckbeanspruchungen die System-
3.5 Auswertung der Berechnungen an Schnitten 47
Ein bedeutsamer Aspekt bei der Stabilitätsanalyse ist die Frage, mit welchen Span-
nungen die geometrische Steifigkeitsmatrix aufgebaut wird. Befinden sich die Span-
nungen infolge einer definierten Beanspruchung im elastischen Bereich, dann verän-
dert sich die Verzweigungslast des Systems nicht. Stellen sich infolge der aufge-
brachten Beanspruchung plastische Bereiche mit Spannungen ein, die gleich der
Streckgrenze sind, dann nimmt die Systemsteifigkeit in der Steifigkeitsmatrix K ab
und die Verzweigungslast des Systems kann in Abhängigkeit der aufgebrachten Last
variieren. Die Stabilitätsuntersuchungen in der vorliegenden Arbeit werden aus-
schließlich mit Spannungen im elastischen Bereich durchgeführt, so dass keine zu-
sätzliche Abhängigkeit zu dem aufgebrachten Spannungszustand existiert, d.h. für die
Berechnungen wird die linearisierte Tangentialsteifigkeit des Systems zu Grunde
gelegt. Aus diesem Grund können die Verzweigungslasten miteinander verglichen
und wichtige Zusammenhänge und Erkenntnisse aus den Untersuchungen gewonnen
werden.
Neben den Traglasten wird auch der Kraftfluss in den untersuchten Verbindungen
näher untersucht. Deshalb werden die ausgegebenen Spannungen entlang von Schnit-
ten zusammengefasst. Die Schnittführung wird in ANSYS mit dem Befehl "PATH"
aufgerufen und es werden mindestens zwei Punkte benötigt, die die Lage des Schnit-
tes definieren, siehe Bild 3.9 links. Der Schnitt wird in eine festgelegte Anzahl an
Abschnitten unterteilt und an den Unterteilungen werden mit Hilfe des Befehls
"PDEF" die ausgewählten Berechnungsergebnisse der umliegenden Knoten interpo-
liert, siehe Bild 3.9 rechts. Im vorliegenden Fall werden die Spannungen, die sich auf
das Hauptachsensystem beziehen, berechnet und ausgelesen.
Es ist bei der Schnittführung darauf zu achten, dass nur die intendierten Knoten bei
der Interpolation der Werte berücksichtigt werden. Liegt der geführte vertikale
Schnitt im Anschlussbereich, wie z. B. in Bild 3.13, zu nah an den senkrecht zum
Anschlussblech verlaufenden Gurtblechen, so beeinflussen und verfälschen die Gurt-
blechknoten die interpolierten Werte. Die Schnitte sind daher um mindestens eine
Elementlänge von störenden Einflüssen entfernt zu führen. Für den senkrechten
Schnitt zwischen Anschlussblech und Zugstab wird bei einer Elementkantenlänge
von 2 mm der Schnitt im Abstand von ca. 3 mm geführt. Bei dem horizontalen Aus-
gangsschnitt wird ein Spalt von 2 cm vorgesehen und bei einer Elementlänge von
48 3 Untersuchungen mit der Finite Elemente Methode
maximal 8 mm wird der Schnitt in Höhe des halben Spaltes geführt. In den nachfol-
genden Untersuchungen wird der Schnitt in 40 Abschnitte eingeteilt.
In einem nächsten Schritt werden die Spannungen auf die örtliche Lage des Schnitts
transformiert. Die transformierten Spannungen werden anschließend zu Schnitt-
größen zusammengefasst, um den Kraftfluss in den untersuchten Systemen untersu-
chen zu können. Für jeden Abschnitt werden die jeweiligen Abschnittschnittgrößen
berechnet und zu Gesamtschnittgrößen aufsummiert. In Bild 3.10 ist die beschriebene
Vorgehensweise dargestellt.
In Tabelle 3.2 wird das schrittweise Vorgehen zur Ermittlung von Schnittgrößen an
definierten Schnitten beschrieben. Für den genauen Eingabetext wird auf [18] verwie-
sen.
3.6 Konvergenzverhalten und Stabilität der Berechnungen 49
Aufrufen des Befehls "PATH" und Definition von Namen und Abschnitten im
Postprocessor von ANSYS
Angabe des Anfangs- und Endpunktes von dem deklarierten Pfad mit dem Befehl
"PPATH"
Auswahl der Ergebnisse, die ausgelesen werden sollen, mit dem Befehl "PDEF"
Das Konvergenzverhalten der Finite Elemente Berechnungen wird anhand des in Bild
3.11 gezeigten Beispiels eines Zugstabanschlusses untersucht. Neben den Angaben
des Zugstabanschlusses sind in Bild 3.11 die Traglasten in Abhängigkeit der Elemen-
tierung des Knotenblechs für die verwendeten Schalenelemente "SHELL181" und
"SHELL281" dargestellt. Es ist erkennbar, dass bei feinerer Diskretisierung die maxi-
malen Traglasten konvergieren. Bei der Berechnung mit „SHELL181“ konvergiert
die Traglast gegen ca. 265 kN und bei der Verwendung von „SHELL281“ gegen
ca. 255 kN, was ungefähr der zweifachen plastischen Querkrafttragfähigkeit des An-
schlussblechs im Anschlussbereich entspricht.
In Bild 3.12 ist der Anschlussbereich mit den vorhandenen Gleitungen γxz in zwei
unterschiedlichen Belastungszuständen abgebildet. Dabei wird das Element
"SHELL181" verwendet. Die maximalen Kantenlängen der Elemente betragen im
Knotenblech 0,8 cm und im Anschlussbereich 0,2 cm (nz = 50 Elemente). Bild 3.12
links zeigt den Zustand bei 2 Vpl,d und rechts bei der rechnerisch maximalen Traglast.
Es ist zu erkennen, dass sich die Gleitungen γxz um 600 % bei einer Steigerung der
Last um 5,6 % erhöhen. Die Gleitungen betragen im errechneten Grenzzustand
bereits das 155-fache der elastischen Grenzgleitung.
Bild 3.13 zeigt die zugehörigen Spannungsverläufe der beiden Zustände mit den da-
raus resultierenden Schnittgrößen im vertikalen Schnitt zwischen Anschlussblech und
3.6 Konvergenzverhalten und Stabilität der Berechnungen 51
Zugstab. Es ist erkennbar, dass die Querkraft im linken Fall mit der aufgebrachten
Belastung gut übereinstimmt. Im Zustand der rechnerisch maximalen Last hat die re-
sultierende Querkraft gegenüber dem linken Zustand leicht abgenommen, obwohl
sich die Traglast erhöht hat. Dieses Phänomen ist mit einem sich ausbildenden Zug-
band am oberen Anschlussende zu erklären, das sich bei sehr starken Gleitungen ein-
stellt. Die Elemente stehen in einem derartigen Winkel, dass die Querkraft über ein
schräges Zugband in diesem Bereich vom Zugstab an das Knotenblech übertragen
wird.
Lastschritt bereits 14,1 %. Aus diesem Grund wird bei den Berechnungen in den
folgenden Abschnitten die maximale Traglast auf Vpl,d der vertikalen Schnitte im
Anschlusspunkt begrenzt.
Bild 3.14 links zeigt, wie sich die Querkraft im vertikalen Schnitt mit steigender Zug-
kraft ändert. Bis zu einer Zugkraft von ca. 250 kN verlaufen die Kurven von der rech-
nerisch ermittelten Querkraft, die sich aus der Gleichgewichtsbetrachtung ergibt, und
die aufintegrierte Querkraft kongruent. Bei steigender Zugkraft entwickelt sich eine
nichtlineare Kurve. Die Querkraft nimmt bis zum letzten möglichen Berechnungszu-
stand noch etwas ab. Dem Bild 3.14 rechts ist zu entnehmen, inwieweit die Traglas-
ten aus der FEM-Berechnung gegenüber der plastischen Querkraft im vertikalen
Schnitt abweichen. Die Differenz wird mit steigender Anschlusslänge kleiner. Daraus
ist abzuleiten, dass dieser aufgezeigte Effekt zwar unabhängig von der Anschluss-
länge auftritt, der Einfluss mit steigender Einbindelänge jedoch kleiner wird.
Für den Aufbau der Steifigkeitsmatrix wird die numerische Integration verwendet.
Das Programm ANSYS bietet die Möglichkeit, die Schalenelemente reduziert inte-
griert bzw. zuverlässig integriert zu verwenden. Bei einer reduzierte Integration wird
für das vierknotige SHELL181 ein Integrationspunkt verwendet und für eine
zuverlässige Integration 2 x 2 = 4 Integrationspunkte. Die reduzierte Integration zeigt
sich bei den Berechnungen gerade im Bereich von Singularitäten, z. B. einspringende
Ecken im Bereich des Übergangs von der Diagonale an das Knotenblech, als
numerisch stabiler und wird daher bevorzugt verwendet. Des Weiteren können durch
die reduzierte Integration gemäß [47] Schub-Locking Effekte gemildert werden. Die
zuverlässige Integration dagegen bietet den Vorteil, dass keine Null-Energie-Eigen-
formen auftreten können.
In Bild 3.16 ist die relative Abweichung der maximalen Zugkraft zu der vollplasti-
schen Querkraft, siehe Bild 3.14 rechts, in Abhängigkeit des Diskretisierungsgrades
54 3 Untersuchungen mit der Finite Elemente Methode
nz = Lw / Lelement aufgetragen. Es handelt sich um das Beispiel gemäß Bild 3.11, bei
dem die Einbindelänge variiert wird. Die maximale Kantenlänge der Elemente im
Übergangsbereich beträgt hierbei 2 mm. Bei einer Mindesteinbindelänge von 10 cm
und einer maximalen Elementlänge von 2 mm ergibt sich eine Mindestanzahl von 50
Elementen in vertikaler Richtung, die den nachfolgenden Berechnungen zugrunde
liegt. Die Abweichung e der maximalen Zugkraft zur vollplastischen Querkraft
beträgt bei der aufgezeigten Mindestanzahl an Elementen ca. 6,9 %. Zusätzlich wird
daher die maximale Zugkraft auf 2 Vpl,d begrenzt. Die Elementlängen betragen im
übrigen Knotenblech maximal 8 mm und in den Fachwerkstäben maximal 5 cm. Es
wird infolgedessen manuell eine adaptive Diskretisierung der Detailpunkte vorge-
nommen.
Es werden für die Berechnungen in der Regel die Elemente SHELL181 verwendet.
Um keine Ungenauigkeiten bei der Bestimmung der Beanspruchungen und des Kraft-
flusses zu erhalten, werden die Schnittgrößen von Zugstabanschlüssen nicht im verti-
kalen Schnitt der Schweißnaht bestimmt, sondern in einem horizontalen Schnitt in
Höhe des Spaltes. Dieser Schnitt wird nachfolgend Ausgangsschnitt genannt und ist
in Bild 3.3 für Zugstabanschlüsse dargestellt. In diesem Schnitt tritt keine Differenz
zwischen aufgebrachter Last und berechneter Schnittgröße auf. Ein weiterer Vorteil
bei der Auswertung mit Hilfe dieses Schnittes besteht in der einfachen Kontrollier-
barkeit der Berechnungsergebnisse. Aufgrund des Kräftegleichgewichtes und der
Symmetrie muss bei symmetrischen Zugstabanschlüssen die Hälfte der vertikalen
Zugkraft je Anschlussseite übertragen werden. Auch hat diese gewählte Vorgehens-
weise numerische Vorteile bei der Finite Elementee Berechnung. Da bei dem Schnitt
die Spannungen der angrenzenden Elemente interpoliert werden, können störende
Einflüsse z. B. durch senkrecht zum Knotenblech verlaufende Gurtbleche ausge-
schlossen werden. Mit den Beanspruchungen in diesem Schnitt werden die Unter-
suchungen zur Tragfähigkeit und des Kraftflusses im Anschlussbereich geführt.
4 Beanspruchungen in Fachwerkdiagonalen
4.1 Vorbemerkungen
Bild 4.1 Fachwerke mit gelenkigen und biegesteifen Knoten, aus [40]
Die beschriebene Annahme wird durch die Aussage gestützt, dass sich eventuelle
Biegemomente durch örtliches Plastizieren der Anschlüsse minimieren und deshalb
vernachlässigt werden können. Eventuelle Anschlusssteifigkeiten müssen daher bei
der Berechnung der Beanspruchungen und den nachlaufenden Nachweisen nicht be-
rücksichtigt werden. In DIN EN 1991-1-1 [13] wird die Berechnung der Bean-
spruchungen nicht explizit angesprochen, sondern es wird der Begriff Gelenktrag-
werk verwendet. Für eine Berechnung als Gelenktragwerk sind folgende Bedingun-
gen einzuhalten:
kennen und eine eventuelle Vereinfachung auf reine Normalkräfte in den Stäben ab-
zusichern.
Die Schnittgrößen in den Bezugpunkten werden in Tabelle 4.1 und in den Diagram-
men in Bild 4.3 den Berechnungen mit denen eines kommerziellen
Stabwerksprogrammes gegenübergestellt. Bei der elastischen Stabwerksberechnung
mit dem Stabwerksprogramm werden Balkenelemente verwendet, die die Knoten
ohne Versätze miteinander verbinden.
Bei der idealen Fachwerkausbildung können die Stabkräfte über einfache Kräfte-
gleichgewichtsbeziehungen in den Knoten bestimmt werden. Bei der Berechnung
wird die in Bild 4.1 links dargestellte Annahme von reibungsfreien Gelenken voraus-
gesetzt.
4.2 Strebenbeanspruchungen eines beispielhaften Fachwerkträgers 57
Anschlussblechdicke t = 10 mm
Ideales
Belastung Bezugs- Finite Elemente Berechnung Stabwerksprogramm
Fachwerk
FV punkt
N V M N V M N
[kN] [-] [kN] [kN] [kNcm] [kN] [kN] [kNcm] [kN]
B1 -85,8 0,40 59,0 -86,1 0,12 27,0 -86,6
61,3
B2 -85,8 0,40 -71,5 -86,1 0,12 -14,3 -86,6
B1 -171,6 0,90 125,1 -172,2 0,23 54,1 -173,2
122,5
B2 -171,6 0,90 -151,0 -172,2 0,23 -28,6 -173,2
B1 -261,7 1,52 198,4 -262,5 0,36 82,5 -264,2
186,8
B2 -261,7 1,52 -237,2 -262,5 0,36 -43,6 -264,2
B1 -294,9 1,75 223,7 -295,9 0,40 93,0 -297,8
210,6
B2 -294,9 1,75 -265,5 -295,9 0,40 -49,2 -297,8
B1 -330,0 1,99 246,3 -331,1 0,45 104,0 -333,2
235,6
B2 -330,0 1,99 -289,7 -331,1 0,45 -55,0 -333,2
4.2 Strebenbeanspruchungen eines beispielhaften Fachwerkträgers 59
Anschlussblechdicke t = 15 mm
Ideales
Belastung Bezugs- Finite Elemente Berechnung Stabwerksprogramm
Fachwerk
FV punkt
N V M N V M N
[kN] [-] [kN] [kN] [kNcm] [kN] [kN] [kNcm] [kN]
B1 245,11 1,53 209,58 -245,95 0,33 77,25 -247,49
175,0
B2 245,11 1,53 -197,58 -245,95 0,33 -40,85 -247,49
B1 418,25 3,04 376,94 -419,80 0,57 131,86 -422,43
298,7
B2 418,25 3,04 -441,34 -419,80 0,57 -69,73 -422,43
B1 449,30 3,25 395,92 -450,85 0,61 141,62 -453,68
320,8
B2 449,30 3,25 -462,12 -450,85 0,61 -74,89 -453,68
B1 493,07 3,46 399,91 -494,70 0,67 155,39 -497,80
352,0
B2 493,07 3,46 -465,21 -494,70 0,67 -82,18 -497,80
B1 502,97 3,61 411,41 -504,54 0,69 158,48 -507,70
359,0
B2 502,97 3,61 -475,91 -504,54 0,69 -83,81 -507,70
Anschlussblechdicke t = 20 mm
Ideales
Belastung Bezugs- Finite Elemente Berechnung Stabwerksprogramm
Fachwerk
FV punkt
N V M N V M N
[kN] [-] [kN] [kN] [kNcm] [kN] [kN] [kNcm] [kN]
B1 -245,15 1,63 216,01 -245,95 0,33 77,25 -247,49
175,0
B2 -245,15 1,63 -204,01 -245,95 0,33 -40,85 -247,49
B1 -419,31 3,25 390,72 -420,78 0,57 132,17 -423,42
299,4
B2 -419,31 3,25 -455,12 -420,78 0,57 -69,90 -423,42
B1 -458,49 3,54 414,31 -459,99 0,63 144,48 -462,87
327,3
B2 -458,49 3,54 -480,51 -459,99 0,63 -76,41 -462,87
B1 -517,25 4,03 436,68 -518,74 0,71 162,94 -521,99
369,1
B2 -517,25 4,03 -501,98 -518,74 0,71 -86,17 -521,99
B1 -561,80 3,89 429,79 -561,18 0,76 176,27 -564,70
399,3
B2 -561,80 3,89 -494,29 -561,18 0,76 -93,22 -564,70
5.1 Vorbemerkungen
Als ergänzende Untersuchungen werden in Abschnitt 5.5 das Tragverhalten und der
Kraftfluss bei biegebeanspruchten Stäben aufgezeigt und in Abschnitt 5.6 die Ver-
zweigungslasten NKi mit den dazugehörigen Eigenformen vorgestellt. Diese Ergeb-
nisse sollen als Eingangsparameter eines Biegeknicknachweises mit Abminderungs-
faktoren dienen.
Anhand eines beispielhaften Anschlusses (Bild 5.1) soll in einem ersten Schritt der
Kraftfluss von dem Zugstab durch das Anschlussblech in das horizontal liegende
Gurtprofil untersucht werden. In Bild 5.2 ist die linke Hälfte dieses Zuganschlusses
mit den dazugehörigen Abmessungen abgebildet. Die Anschlussblechhöhe hr vom
Spalt bis zum Untergurt beträgt 15 cm. Unterhalb der Systemskizze sind die Span-
nungsverläufe im Ausgangsschnitt im Grenzzustand der Tragfähigkeit dargestellt. Es
5.2 Untersuchung an rechteckigen Anschlussblechen unter reiner Zugbeanspruchung 63
Auf der rechten Seite in Bild 5.2 werden die Schnittgrößen aus den aufintegrierten
Spannungsverläufen aufgelistet. Neben einer Normalkraft gibt es auch eine Querkraft
und ein Biegemoment. Es ist evident, dass sich in dem beispielhaft untersuchten Zug-
64 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
Bild 5.3 zeigt für das betrachtete Beispiel die Spannungen im Traglastzustand. In dem
unteren rechten Spannungsplot ist die Vergleichsspannung σv nach von Mises abge-
bildet. Erkennbar haben große Bereiche im Knotenblech bereits die Streckgrenze er-
reicht und sind plastiziert. Aus den einzelnen Spannungsbildern ist festzustellen, dass
aufgrund der großen Plastizierungen ein Versagen im Anschlussblech auftritt, das
maßgebend für die Tragfähigkeit dieses Anschlusses ist. Außerdem ist den
Spannungsplots zu entnehmen, dass der betrachtete horizontale Schnitt nicht der
maßgebende Schnitt für die Bemessung ist. Es ist eher denkbar, dass der vertikale
Schnitt im Übergang vom Zugstab zum Knotenblech oder der schräge Schnitt vom
Spalt zu den unteren Ecken des Knotenblechs hin als der Maßgebende anzusehen ist.
Bild 5.3 Ausgabe der Spannungen aus der FEM-Berechnung für den
beispielhaften Anschluss mit rechteckigen Anschlussblechen
Um zu klären, welcher Schnitt maßgebend ist und wie sich der Kraftfluss in den seit-
lichen Anschlusslaschen einstellt, werden schräge Schnitte, in Bild 5.4 dargestellt, ge-
5.2 Untersuchung an rechteckigen Anschlussblechen unter reiner Zugbeanspruchung 65
führt und die ermittelten Beanspruchungen des Ausgangsschnitts, siehe Bild 5.2, auf
diesen schrägen Schnitt transformiert. Auf die Vorgehensweise wird ausführlich in
Abschnitt 7.4.3 eingegangen. Ausgangspunkt für die schrägen Schnitte ist die Mitte
des Spaltes zwischen dem Zugstab und dem Knotenblech. Von diesem Punkt aus
werden Schnitte unter dem Winkel δ bis zur Außenkante geführt. Die im horizontalen
Ausgangsschnitt wirkenden Kraftgrößen sind in Bild 5.2 zusammengestellt und die-
nen als Grundlage für die Schnittgrößentransformation. Mit Gl. (7.15) können die
Schnittgrößen in den schrägen Schnitten berechnet werden.
In Bild 5.5 sind Auswertungen für schräge Schnitte im Bereich -45° < δ < 90° abge-
bildet. Die bezogenen, transformierten Schnittgrößen n(δ), v(δ) und m(δ) sind in Bild
5.5a als dicke Linien dargestellt. Die schmalen Linien zeigen Auswertungen an direk-
ten Schnitten der Finite Elemente Berechnung. Die beiden Auswertungen für die
bezogenen Schnittgrößen sind fast überall deckungsgleich, so dass eine große Über-
einstimmung zwischen der vorgenommenen Transformation und der FEM-Ana-
lyse erkennbar ist. Nennenswerte Abweichungen zwischen den beiden Auswertungen
ergeben sich lediglich für das Biegemoment im Bereich von 0° < δ < 50°. In Bild
5.5b wird die plastische Querschnittstragfähigkeit in den schrägen Schritten unter-
sucht. Dafür werden die transformierten Schnittgrößen als Beanspruchung und der
Ausnutzungsgrad η(δ) berechnet. Die Kurve weist zwei Maxima auf. Für den hori-
zontalen Schnitt, d.h. δ = 0°, ergibt sich eine Querschnittsausnutzung von η = 1,042.
Das zweite Maximum liegt im senkrechten Schnitt (δ = 90°) und führt zu einem Aus-
nutzungsgrad von η = 1,063. Bei dem Winkel von ca. 50° weist die Kurve einen
Knick auf, da an der Stelle der Schnitt durch die obere linke Ecke des Knotenblechs
verläuft. Das Minimum der Kurve liegt ungefähr bei dem Knick mit η = 0,794.
66 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
Im Schnitt 2 (Bild 5.6c), direkt oberhalb des Anschlusses an dem horizontal liegen-
den Gurtstab, sehen die Verläufe viel homogener aus. Aufgrund der Entfernung von
der unstetigen Stelle am Ende des Ausschnitts haben sich die außen angreifenden
Beanspruchungen über die Blechbreite verteilt. Jedoch sind in der Blechmitte die
Spannungen sehr viel geringer als am Rand. An den Blechrändern ist die vorhandene
Normalspannung gleich der Streckgrenze.
5.2 Untersuchung an rechteckigen Anschlussblechen unter reiner Zugbeanspruchung 67
In Schnitt 3 (Bild 5.6d), dem vertikalen Schnitt unterhalb der Tasche für das Zugpro-
fil in der Symmetrieachse, treten Normalspannungen σx auf, die am oberen Rand
maximal sind und ab einer Höhe von z / hr = 0,6 nahezu vollständig abklingen. Diese
Spannungen werden nachfolgend als Zwängungsspannungen definiert.
Die Zwängungsspannungen betragen maximal σx(z = 0) ≈ -15 kN/cm². Sie haben zur
Folge, dass sich die Neigungen der Lastresultierenden durch den direkten Kurz-
schluss ändern, und sich ein homogenisierter Normalspannungsverlauf in vertikaler
Richtung einstellen kann. Um dies zu verdeutlichen werden in Bild 5.7 die Span-
nungen je Anschlussseite zu einer Kraftresultierenden auf einer Wirkungslinie zu-
sammengefasst. Es ist deutlich erkennbar, dass die Resultierenden zunächst nach
außen zeigen und sich im unteren Anschlussblechbereich wieder annähern.
Die Auswertungen zeigen, wie die Zugkräfte in einem beispielhaften Anschluss von
dem Zugstab durch das Knotenblech geleitet werden. Anhand der Wirkungslinien im
Knotenblech kann der Kraftfluss aufgezeigt und können die stark beanspruchten Be-
reiche lokalisiert werden. Außerdem sind anhand der Spannungsverläufe Annahmen
zum Ausbreitwinkel der Zugkraft unterhalb des Ausschnitts möglich. Diese sind für
eine spätere Nachweisführung des Blechs unterhalb des Ausschnitts und der
Schweißnähte bedeutsam.
5.2 Untersuchung an rechteckigen Anschlussblechen unter reiner Zugbeanspruchung 69
In Bild 5.8 sind die Spannungen und die Schnittgrößen im Ausgangsschnitt von drei
Anschlüssen mit unterschiedlichen Breiten zusammengestellt. Die Anschlusslänge
beträgt bei allen Beispielen Lw = 15 cm. Die Ergebnisse werden für drei Fälle mit fol-
genden Breiten vorgestellt:
• Fall a: b = 7,5 cm
• Fall b: b = 12,5 cm
• Fall c: b = 20,0 cm
Die Betrachtung der Ergebnisse erfolgt für den sich einstellenden Grenzzustand der
Tragfähigkeit. Die abgebildeten Spannungsverläufe beziehen sich auf den Ausgangs-
schnitt.
Die Spannungsverläufe der drei ausgewählten Fälle sind zum Teil sehr ungleich. Für
Fall a (b = 7,5cm) sind die Spannungsverläufe des Ausgangsschnitts aus der FEM Be-
rechnung in Bild 5.8 rechts oben abgebildet. Die Normalspannungen σz in vertikaler
Richtung sind über die gesamte Breite annähernd konstant. Zum äußeren Rand neh-
men sie etwas ab, so dass sie an der äußersten Faser noch ca. 15,5 kN/cm² betragen.
Auffällig ist, dass die vertikalen Normalspannungen in großen Bereichen von der
Mitte bis zur Innenseite um ca. 2 kN/cm² oberhalb der Streckgrenze liegen. Die übri-
gen Spannungen, die Schubspannung τxz und die Normalspannung σx, sind im Ver-
gleich zu σz gering.
Berechnet man die Vergleichsspannung in den einzelnen Fasern des Schnittes aus
Schubspannung τxz und Normalspannung σz, so ergibt sich eine Vergleichsspannung
σv, die ca. 6 % oberhalb der Streckgrenze liegt. Bei einer Berücksichtigung der
Normalspannung σx reduziert sich die Vergleichsspannung auf die Streckgrenze fyd.
Das bedeutet, dass sich die Normalspannungen σx und σz bei der Berechnung der
Vergleichsspannung σv günstig überlagern.
Die Spannungen und resultierenden Schnittgrößen sind für die Fälle b (b = 12,5 cm)
und c (b = 20 cm) in gleicher Weise dargestellt. Für beide Fälle sind die Verläufe
qualitativ ähnlich. Im Vergleich zum Fall a zeigen sich allerdings deutliche Unter-
schiede. Während im Fall a der Querschnitt über die ganze Breite fast ausschließlich
aufgrund von Zugspannungen ausgenutzt ist, zeigt sich bei den beiden anderen Fäl-
len, dass zur Außenkante hin die Zugspannungen stark abnehmen. Am Rand herr-
schen in beiden Fällen sogar Druckspannungen von σz ≈ -13 kN/cm². Auch sind die
Schubspannungen τxz(x) und die Normalspannungen σx(x) deutlich größer als im
Fall a.
70 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
und die Querkraft Vz gegenüber den Ergebnissen aus dem ersten Beispiel beträchtlich
gestiegen. Das bedeutet, dass deren Einfluss beim Nachweis der Querschnittstrag-
fähigkeit gegenüber dem ersten Beispiel mit b = 7,5 cm gestiegen ist. Der plastische
Ausnutzungsgrad nach Abschnitt 1.4.5, die bezogenen Schnittgrößen und der Last-
steigerungsfaktor sind für die drei Beispiele in Tabelle 5.2 zusammengestellt.
Querschnitts-
1,034 > 1,0 1,024 > 1,0 0,803 < 1,0
ausnutzung η
Laststeigerungsfaktor
0,967 0,976 1,245
f=1/η
Für Fall a ist offensichtlich, dass der betrachtete Schnitt fast ausschließlich durch die
reine Normalkraftübertragung ausgelastet ist. Die bezogene Normalkraft beträgt n =
0,998 und ist nur unwesentlich kleiner als eins. Die bezogene Querkraft spielt in die-
sem Fall mit v = 0,025 beim Nachweis der plastischen Querschnittstragfähigkeit kei-
ne Rolle. Das bezogene Biegemoment ist mit m = 0,068 ebenfalls recht gering und
hat nur minimalen Einfluss auf die Querschnittstragfähigkeit. Die plastische Quer-
schnittsausnutzung beträgt in dem horizontalen Schnitt η = 1,034. Das heißt, dass der
Nachweis der plastischen Grenztragfähigkeit zwar knapp nicht erfüllt wird, die Diffe-
renz zwischen der Traglastberechnung mit der FE Rechnung und dem plastischen
Querschnittstragfähigkeitsnachweis mit 3,4 % allerdings gering ist. Daher ist eine
gute Übereinstimmung zwischen der Traglastberechnung mit der FEM und dem
Nachweis der Querschnittstragfähigkeit nach Abschnitt 1.4.5 mit den Beanspruchun-
gen aus der FEM-Berechnung gegeben. In diesem Fall ist der betrachtete horizontale
Schnitt maßgebend für die Tragfähigkeit des Anschlusses.
Im Fall b beträgt die bezogene Normalkraft noch ca. 69 % der plastischen Normal-
kraft und im Fall c noch ca. 43 %. Allerdings ergeben sich neben der Normalkraft in
diesen Fällen nennenswerte Querkräfte und Biegemomente. Die Querkräfte betragen
im Fall b ca. 39 % der plastischen Querkraft und im Fall c ca. 26 %. Das einwirkende
Biegemoment beträgt ungefähr 44 % des plastischen Biegemomentes im Fall b, und
im Fall c sind es bereits 51 %. Der Nachweis der plastischen Querschnittsausnutzung
wird im Fall b bei den berechneten Einwirkungen um 2,4 % überschritten. Im Fall c
beträgt der Ausnutzungsgrad η = 0,803. Die plastische Querschnittstragfähigkeit ist
an dieser Stelle noch nicht erreicht und eine Laststeigerung von 24,5 % wäre mög-
72 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
Aus diesen vergleichenden Betrachtungen ist erkennbar, dass sich in den drei aufge-
zeigten Fällen ein Tragverhalten einstellt, das abhängig von der Geometrie des
Anschlusses ist. Im Fall a wird fast ausschließlich eine Normalkraft im Ausgangs-
schnitt übertragen. Das Biegemoment und die Querkraft sind sehr gering. Die resul-
tierende Kraft steht daher annähernd senkrecht und mittig auf dem betrachteten
Ausgangsschnitt. In Fällen b und c treten neben der Normalkraft sowohl nicht zu
vernachlässigende Querkräfte als auch Biegemomente auf. Die resultierenden
Kräfte R, siehe Abschnitt 1.4.3, stehen in diesen Fällen nicht mehr mittig und senk-
recht, sondern weisen im Ausgangsschnitt eine Exzentrizität e und eine Neigung β
zum Zugstab auf.
Neben dem bereits betrachteten Beispielanschluss in Abschnitt 5.2.1 wird ein wiete-
rer Anschluss unterhalb des Ausschnitts beispielhaft betrachtet. In Bild 5.9 sind Span-
nungsverläufe unterhalb des Ausschnitts für ein Beispiel mit schmalem Anschluss-
blech dargestellt. Die Breite der Anschlussseiten im Ausschnittsbereich beträgt
b = 4 cm und die Anschlusslänge Lw = 10 cm. Die Spannungsverläufe bei z = 0 cm
zeigen, dass die vertikalen Spannungen nur in den Endbereichen auftreten. Die Größe
dieser Spannungen ist gleich der Streckgrenze fyd. Im mittleren Bereich, direkt
unterhalb des Ausschnitts, sind keine vertikalen Spannungen evident. Bemerkenswert
ist allerdings, dass sich in diesem mittleren Bereich relativ konstante horizontale
Normalspannungen aufbauen, die ca. 10 kN/cm² betragen, siehe Abschnitt 5.2.1.
Diese horizontalen Zwängungsspannungen bewirken wiederum, dass sich die Kraft-
resultierenden je Anschlussseite annähern und sich ein homogenerer Spannungsfluss
ergibt.
Bei z = 14 cm (Bild 5.9c), d.h. unmittelbar vor dem Anschluss an den horizontalen
Träger, sehen die Spannungsverläufe wesentlich harmonischer aus. Über die Höhe hr
hat daher ein Ausgleich der vertikalen Spannungen stattgefunden, so dass die Span-
nungen an den beiden Rändern σz(x = -b/2) = σz(x = b/2) = ca. 15 kN/cm² und in der
Mitte σz(x = 0) = ca. 4 kN/cm² betragen. Bei der Betrachtung der Spannungen in der
vertikalen Symmetrieachse fallen im oberen Bereich vorrangig die horizontalen
Spannungen, die so genannten Zwängungsspannungen, in der o. g. Größenordnung
auf. Der Verlauf über die Höhe nimmt linear ab und bei einer Höhe von z / hr = 0,3
wechselt das Vorzeichen. Im weiteren Verlauf stellen sich Zugspannungen von
ca. 3 - 4 kN/cm2 ein.
5.2 Untersuchung an rechteckigen Anschlussblechen unter reiner Zugbeanspruchung 73
Für den oberen Teil des Anschlussbleches im Bereich des Zugstabanschlusses wird in
Bild 5.11 das Kräftegleichgewicht aufgestellt. In horizontaler Richtung ist die Kraft
Hs die Differenz der Zwangskräfte H1 und H2. In vertikaler Richtung ist offensicht-
lich, dass Vs gleich der halben Zugkraft Z sein muss. Für das Biegemoment Ms ergibt
sich die ebenfalls in Bild 5.11 dargestellte Beziehung. Für den in Bild 5.9 betrachte-
ten Fall, dass b = 4 cm und Lw = 10 cm beträgt, ist bekannt, dass Vs = 0 und Ms = 0
sind. Aus dem horizontalen Gleichgewicht ergibt sich, dass die Zwangskräfte H1
und H2 gleich groß sind und aus dem Biegemomentengleichgewicht folgt:
5.2 Untersuchung an rechteckigen Anschlussblechen unter reiner Zugbeanspruchung 75
Z⋅b
Ms = − H ⋅ la = 0 (5.1)
4
Z⋅b
H= = H1 = H 2 (5.2)
4 ⋅ la
Folglich wird das Versatzmoment der vertikalen Kraft ausschließlich über das hori-
zontale Zwangskräftepaar aufgenommen.
Bei mittelbreiten und breiten Anschlussblechen stellt sich ein derartig eindeutiger
Kraftfluss infolge der Zwängungskräfte nicht ein, so dass die Bedingungen aus den
Gln. (5.1) und (5.2) nicht gelten.
Mit der Kenntnis des Kraftflusses anhand von beispielhaften Anschlüssen mit unter-
schiedlichen Anschlussgeometrien, sollen im Rahmen einer Parameterstudie die Ein-
flüsse von Knotenblechabmessungen auf das Tragverhalten und den Kraftfluss ge-
klärt werden. Die folgenden Ergebnisse beziehen sich auf den in Bild 5.1 dargestell-
ten Anschlusstyp mit rechteckigen Anschlussblechen.
Bild 5.12 zeigt, wie sich die Tragfähigkeit mit steigender Anschlussblechbreite verän-
dert. Die Auswertungen werden für verschiedene Anschlusslängen Lw durchgeführt.
Es ist erkennbar, dass die Tragfähigkeit linear ansteigt bis zu dem Punkt, an dem die
Breite halb so groß ist wie die Anschlusslänge Lw. Von diesem Punkt an beginnt die
Kurve zu verflachen. Spätestens dann, wenn die Breite gleich der Anschlusslänge ist,
76 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
verlaufen die Kurven horizontal. Es können daher folgende drei Bereiche festgestellt
werden: lineare, nichtlineare und horizontal verlaufende Abhängigkeiten der Trag-
fähigkeit von der Anschlussblechbreite. In diesen drei aufgezeigten Bereichen tritt je-
weils ein anderes Tragverhalten auf. Die drei ausgewählten Beispiele in Bild 5.8 ent-
sprechen jeweils einem Tragfähigkeitsbereich.
Im ersten Bereich, dass heißt bei schmalen Anschlusslaschen, fällt auf, dass die
Tragfähigkeit unabhängig ist von der Anschlusslänge (Versagensfall 1). Für den drit-
ten Bereich, bei breiten Anschlusslaschen, gilt, dass bei steigender Breite der An-
schlussseiten die maximale Traglast des Anschlusses nicht gesteigert werden kann
(Versagensfall 3). Für mittelbreite Anschlusslaschen ergibt sich ein Übergangsbe-
reich, bei dem derart klare Rückschlüsse über die Tragfähigkeit in Abhängigkeit der
Geometrie des Anschlusses nicht erkennbar sind (Versagensfall 2).
In Bild 5.13 sind die Ausmitte e und der Neigungswinkel β der resultierenden Kraft
des horizontalen Ausgangsschnitts im Grenzzustand der Tragfähigkeit über die Breite
der Anschlusslasche aufgetragen. Die getroffene Unterteilung in drei Bereiche bei
Abhängigkeit der Geometrie der Laschen lässt sich auch in diesen Diagrammen deut-
lich erkennen. Für schmale Laschen ergeben sich keine Exzentrizitäten e und die
Resultierende steht senkrecht auf dem betrachteten Schnitt. Bei mittelbreiten und
bei breiten Anschlusslaschen steigt die Exzentrizität e linear an. Der Neigungswin-
kel β der resultierenden Kraft im Ausgangsschnitt steigt bei mittelbreiten Laschen
stark an und sinkt im breiten Laschenbereich leicht. Für sehr breite Laschen nähert
sich der Winkel β = 17,5°.
5.2 Untersuchung an rechteckigen Anschlussblechen unter reiner Zugbeanspruchung 77
Die dargestellten Untersuchungen zeigen auf, dass sich im Grenzzustand der Trag-
fähigkeit neben der reinen Zugkraftübertragung auch Zwängungsbeanspruchungen
ergeben, die einen traglaststeigernden Effekt haben. Aus Bild 5.14 ist erkennbar, in-
wieweit das Zugstabprofil, z.B. die Profilhöhe, Einfluss auf den sich einstellenden
Kraftfluss hat. Für die Anschlussbreiten von b = 10 cm und b = 15 cm ergeben sich
kaum veränderte Beanspruchungen infolge einer veränderten Profilhöhe. Lediglich
bei einer Breite von b = 20 cm steigt die Exzentrizität bzw. sinkt der Winkel der Wir-
kungslinie um ca. 10 %. Der Einfluss der Profilhöhe kann daher als gering einge-
stuft werden. Das bedeutet, dass der sich einstellende Kraftfluss in nur geringem
Maße von der Profilhöhe abhängt und dass aus diesem Grund auch die Unter-
suchungsergebnisse für Knotenblechanschlüsse ohne Ausschnitte gelten.
78 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
Bild 5.14 Zum Einfluss der Höhe des Diagonalensteges hsp auf den Kraftfluss im
Anschlussbereich
In Bild 5.15 ist die Traglast des Zuganschlusses in Abhängigkeit von der Knoten-
blechdicke für drei verschiedene Knotenblechgeometrien aufgetragen. Diese sind so
gewählt, dass schmale, mittelbreite und breite Laschen erfasst werden. Anhand der
Verläufe ist zu sehen, dass mit steigender Knotenblechdicke die Tragfähigkeit für alle
Geometrien annähernd linear ansteigt. Sobald die Traglast die plastische Grenznor-
malkraft des Zugstabes erreicht, ist diese für den Anschluss maßgebend, so dass die
Traglast nicht weiter gesteigert werden kann. Die Tragfähigkeit steht in einem an-
nähernd linearen Verhältnis zu der Knotenblechdicke. Die Abweichung von einem
exakt linearen Verlauf bei b = 10 cm ab einer Dicke von tb = 1,5 cm entsteht dadurch,
dass die Querschnittstragfähigkeit des Steges im Zugstabprofil durch die Zwän-
gungsspannungen erreicht wird und sich bei Laststeigerungen keine weiteren
Zwängungsspannungen aufbauen können. Es entsteht an dieser Stelle ein Fließ-
gelenk. Der Kraftfluss passt sich dieser Fließgelenkbildung bis zum Erreichen
eines zweiten Fließgelenkes an. Es ist außerdem zu erkennen, dass die Kurven für
eine Breite von b = 15 cm und b = 20 cm übereinstimmen.
5.2 Untersuchung an rechteckigen Anschlussblechen unter reiner Zugbeanspruchung 79
Bild 5.15 Zum Einfluss der Knotenblechdicke tb auf die Tragfähigkeit des
Anschlusses
Als Zusammenfassung sind in Tabelle 5.3 die untersuchten Parameter aufgelistet und
der Einfluss auf die Tragfähigkeit bzw. den Kraftfluss zusammengefasst. Diese Er-
kenntnisse fließen bei der Entwicklung eines Bemessungsmodells für Zugstaban-
schlüsse in Kapitel 7 ein.
Tabelle 5.3 Übersicht der Parameter und deren Einfluss auf den Kraftfluss und die
Tragfähigkeit
In Bild 5.3 ist bei dem berechneten Beispiel eines Zugstabanschlusses mit rechtecki-
gem Knotenblech erkennbar, dass dieses im Traglastzustand in großen Bereichen
durchplastiziert. Tragreserven sind lediglich noch in den oberen Ecken des Knoten-
blechs vorhanden, die aber nicht genutzt werden können, siehe Bild 5.5. Im Folgen-
den soll geklärt werden, inwieweit diese Ecken dem Lastabtrag dienen oder ob sie
entbehrlich sind. Deshalb werden die oberen Ecken des Knotenblechs abgeschnitten
und die gleichen Untersuchungen durchgeführt wie in Abschnitt 5.2. Es handelt sich
dabei zunächst um das gleiche Beispiel wie in Abschnitt 5.2.1, siehe Bild 5.2, mit
dem Unterschied, dass die äußeren oberen Ecken abgeschnitten werden. Der horizon-
tale Versatz vom Zugstab bis zu der abgeschnittenen Kante beträgt u = 1 cm. Die
Traglast im Grenzzustand der Tragfähigkeit beträgt Z = 362 kN und ist im Gegensatz
zu dem Beispiel mit dem rechteckigem Blech um ca. 4,5 % geringer.
nungen τxz ergeben sich im Bereich der Anschlussseiten größere Spannungen als bei
dem Beispiel mit dem rechteckigen Anschlussblech. Das deutet darauf hin, dass eine
größere Neigung β im Ausgangsschnitt vorliegen kann und sich ein insgesamt ver-
gleichbarer aber nicht exakt gleicher Kraftfluss einstellt.
In Tabelle 5.4 sind die Berechnungsergebnisse der drei beispielhaften Fälle aus
Bild 5.8 für das rechteckige und das schräg abgeschnittene Knotenblech zusammen-
gestellt. Im Fall a verringert sich die maximale Traglast um 14,1 % gegenüber dem
rechteckigen Anschlussblech. Der prozentuale Unterschied der Traglasten wird aller-
dings mit zunehmender Breite kleiner und ab einem Verhältnis von b / Lw > 1 ist die
Differenz kleiner als 5% (siehe Normalkräfte). Außerdem ist auffällig, dass bei dem
schmalen Knotenblech (Fall a) keine ausschließliche Zugbeanspruchung in dem Aus-
gangsschnitt vorliegt, sondern dass eine schräge Kraftresultierende mit einer kleinen
Exzentrizität vorhanden ist. Dieses Tragverhalten entspricht dem zweiten Versagens-
fall (Übergangsbereich). Somit nimmt nicht nur die Breite der Anschlusslaschen und
die Anschlusslänge des Pfostens Einfluss auf die Tragfähigkeit und das Tragverhal-
ten, sondern auch die geometrische Ausbildung des Knotenblechs. Es ist außerdem
82 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
erkennbar, dass sich die Grenze zwischen den Versagensfällen 1 und 2 bzw. 2 und 3
nach Tabelle 5.4 nicht so exakt für die schräg abgeschnittenen Knotenbleche einstellt,
da z.B. bereits im Fall a eine schräge Resultierende im Ausgangsschnitt vorliegt
(siehe Neigungen β im Fall a). Die Übergänge stellen sich leicht weicher dar als bei
rechteckigen Anschlussblechen.
Bild 5.18 zeigt die Ergebnisse des Beispiels aus Abschnitt 5.2.1, allerdings mit schräg
abgeschnittenem Knotenblech. Grundlage für die dargestellte Auswertung sind die
aus dem Ausgangsschnitt ermittelten Schnittgrößen. Sie werden in die mit dem Win-
kel δ geneigten Schnitte transformiert (Bild 5.18a). In einem weiteren Schritt wird die
plastische Querschnittsausnutzung nach Abschnitt 1.4.5 berechnet und in Abhängig-
keit des Winkels δ aufgetragen, siehe Bild 5.18b. Es ist erkennbar, dass die Schnitt-
größenentwicklung nicht sehr stark von der in Bild 5.5 abweicht. Der Kraftfluss bei
beiden Anschlussblechformen ist ähnlich und bestätigt die Aussage zu dem Span-
nungsplot. Allerdings zeigt sich bei der Querschnittsausnutzung ein großer Unter-
schied zwischen dem geraden rechteckigen und dem schräg abgeschnittenen Knoten-
blech.
5.3 Untersuchung an schräg abgeschnittenen Knotenblechen 83
Bei der Untersuchung mit dem schräg abgeschnittenen Blech ist die Querschnittsaus-
nutzung in allen dargestellten Schnitten (-45° < δ < 90°) größer als 90 %. Die maxi-
male plastische Querschnittsausnutzung liegt bei δ = 68° und beträgt η = 1,122. Die-
ser Winkel deckt sich mit dem Spannungsplot in Bild 5.17 unten rechts. Die Überlas-
tung von 12,2 % kann sich ergeben, da die günstige Überlagerung der beiden Haupt-
spannungen σx und σz bei der Vergleichsspannung nach von Mises vernachlässigt
werden, so dass die Auswertungen auf der sicheren Seite liegen, siehe
Abschnitt 1.4.4.
84 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
In Bild 5.19 sind die maximalen Traglasten aus der FEM-Berechnung des in Bild 5.1
dargestellten Zugstabanschlusses mit schräg abgeschnittenen Anschlussblechen
zusammengestellt. Bei den Berechnungen werden wie in den Vorgängen bei geraden
Anschlussblechen vier verschiedene Anschlusslängen Lw untersucht. Die maximalen
Tragfähigkeiten sind in Abhängigkeit von der Breite b der Anschlussbleche aufgetra-
gen. Entsprechend der Ergebnisse bei den Berechnungen mit den rechteckigen An-
schlussblechen steigt die Tragfähigkeit für kleine Breiten fast linear an und für große
Breiten kann die Tragfähigkeit mit zunehmender Breite nicht gesteigert werden. Es
liegt deshalb der Schluss nahe, dass für diese Bereiche die gleichen Versagensmecha-
nismen maßgebend werden, wie sie in Abschnitt 5.2 für Zugstabanschlüsse mit recht-
eckigen Anschlussblechen aufgetreten sind. Bei sehr schmalen Laschen versagt der
horizontale Schnitt im Bereich des Spaltes auf Zug und bei sehr breiten Laschen wird
die Schubtragfähigkeit im Anschlussbereich von Zugstab zu Knotenblech maßge-
bend. Allerdings zeigt sich, wie vermutet, dass die Übergänge zwischen den drei defi-
nierten Bereichen etwas weicher sind, was sich dadurch bemerkbar macht, dass der
mittlere nichtlineare Verlauf der Kurven in Bild 5.19 sehr viel ausgedehnter ist als bei
rechteckigen Anschlussblechen (Bild 5.12). Der mittlere Bereich, bei dem das Errei-
chen der Querschnittstragfähigkeit in einem schrägen Schnitt maßgebend wird, ge-
winnt somit an Bedeutung. Da bei diesen Anschlussblechen aufgrund der abge-
schnittenen Bleche die Tragfähigkeit in diesen schrägen Schnitten reduziert wird, ist
es offensichtlich, dass dieser Versagensmechanismus eher maßgebend wird. Aus die-
sem Grund wird für schräg abgeschnittene Anschlussbleche der Bereich, bei dem der
Versagensfall 2 maßgebend ist, erweitert. Die Aufteilung kann für schräg abge-
schnittene Anschlussbleche wie folgt angenommen werden:
b 1
Schmale Anschlussbleche: ≤
Lw 3
1 b
Mittelbreite Anschlussbleche: < < 1,5 (5.3)
3 Lw
b
Breite Anschlussbleche: ≥ 1,5
Lw
5.3 Untersuchung an schräg abgeschnittenen Knotenblechen 85
Zusätzlich zu den aufgetragenen Traglasten sind in Bild 5.20 die Exzentrizität e und
der Neigungswinkel β für die vier verschiedenen Anschlusslängen in Abhängigkeit
von der Breite b dargestellt. Die Verläufe der Exzentrizität e und des Neigungswin-
kels β ähneln denen für rechteckige Anschlussbleche, siehe Bild 5.13. Unterschiede
beim Kraftfluss der Knotenblechformen zeigen sich bei dem sich einstellenden Nei-
gungswinkel β der Kraftresultierenden im Ausgangsschnitt bei schmalen Anschluss-
seiten. Bei schräg abgeschnittenen Blechen vergrößert sich der Winkel direkt mit stei-
gender Breite. Ein zweiter Unterschied ist darin zu erkennen, dass die entstehenden
Winkel etwas größer sind als die bei rechteckigen Anschlussblechen.
86 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
kleineren Winkel δ maßgebend wird. Bei b / Lw = 0,75 steigt die Tragfähigkeit bis zu
einer bezogenen Breite von u / b = 1 / 3 um ca. 10 %. Anschließend verflacht die
Kurve und die Steigerung der Traglast ist gering. Kleine senkrechte Abstände bis ca.
u / b < 1 / 3 haben einen Einfluss auf die Traglast bei mittelbreiten Anschlussblechen.
Bei relativ schmalen Anschlussblechen (b / Lw = 0,5) ist der Einfluss auf die
Tragfähigkeit am Stärksten. In den vorgenommenen Untersuchungen steigt die
Tragfähigkeit von 359 kN bei einem bezogenem Abstand u / b = 0,1 auf 453 kN bei
einem Verhältnis von u / b = 0,9. Die Steigerung beträgt 26 %.
Neben den Traglasten in Bild 5.21 wird in Bild 5.22 der sich einstellende Kraftfluss
im horizontalen Ausgangsschnitt in Abhängigkeit des bezogenen, senkrechten
Abstandes gezeigt. Es ist erkennbar, dass bei den schmaleren Anschlusslaschen (b <
20 cm) der Einfluss auf die Exzentrizität eher gering ist. Bei dem breiteren Anschluss
hingegen verdoppelt sich sogar die Exzentrizität. Bei den Neigungswinkeln zeigt sich
ein etwas anderes Bild. Während bei beiden breiteren Blechen der Neigungswinkel
sich eher nur gering ändert, sinkt bei dem schmalen Blech der Winkel β von ca. 13°
bei u / b = 0,1 auf ca. 1 ° bei u / b = 0,9. Die Auswertung bestätigt, dass sich zwar
ähnliche Kraftflüsse einstellen, aber auch, dass dabei gewisse Unterschiede infolge
der geänderten Anschlussblechgeometrie auftreten.
88 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
5.4.1 Vorbemerkungen
Aufbauend auf Abschnitt 5.2, in dem das Tragverhalten von Zuganschlüssen mit
symmetrischen, rechteckigen Knotenblechen aufgezeigt wird, werden im Folgenden
drei beispielhafte Zugstabanschlüsse mit unsymmetrischen, rechteckigen Anschluss-
blechen untersucht. Anhand von FEM-Berechnungen werden die maximalen
Traglasten von verschiedenen Knotenblechen ermittelt und der Kraftfluss im
unsymmetrischen Anschlussblech aufgezeigt.
5.4 Untersuchungen an unsymmetrischen Knotenblechen 89
Der erste Anschluss wird in Bild 5.23 gezeigt. Die Anschlusslängen Lw der beiden
Anschlussseiten sind identisch, die Breiten aber unterschiedlich. Das Verhältnis von
Breite b1 zur Anschlusslänge Lw wird in der ersten Untersuchung so gewählt, dass
entsprechend Abschnitt 5.2.2 der erste Versagensfall auf der linken Seite maßgebend
wird, d.h. b / Lw < 0.5.
In Bild 5.24 rechts ist der Vergleichsspannungszustand im Knotenblech bei der maxi-
malen Traglast Zmax = 299 kN dargestellt. Auf der linken Seite hat sich der plastizier-
te Bereich noch etwas vergrößert gegenüber dem ersten Lastzustand. Auf der rechten
Seite zeigen sich im Übergangsbereich von Zugstab zum Knotenblech große plasti-
zierte Bereiche. Die Vergleichsspannungsverteilung im Steg des Zugstabs zeigt, dass
wesentlich höhere Spannungen zur rechten Anschlusslasche vorhanden sind. Das
heißt, dass die Laststeigerung vom linken Zustand (Z = 218 kN) bis zur maximalen
Traglast (Zmax = 299 kN) fast ausschließlich von der rechten Anschlusslasche aufge-
nommen wird. Die prozentuale Laststeigerung zwischen diesen Zuständen beträgt
37,2 %.
Linke Rechte
Linke Anschlussseite Rechte Anschlussseite
Anschlussseite Anschlussseite
Bei dem in Bild 5.26 dargestellten Anschluss ist die Anschlusslänge gegenüber dem
ersten Beispiel auf der rechten Seite um 10 cm verlängert. Es soll damit ausgeschlos-
sen werden, dass der vertikale Schnitt im Anschlussbereich (Schnitt 4) erneut maß-
gebend wird.
Bild 5.27 stellt die Vergleichsspannungszustände für eine Zuglast von Z = 229 kN
(links) und 328 kN (rechts) dar. Der Zustand auf der linken Seite ist vergleichbar mit
dem in Bild 5.24 links Dargestellten. In beiden Fällen hat das Anschlussblech auf der
linken Seite bereits die Traglast erreicht. Der Zustand bei Z = 328 kN, siehe Bild 5.27
rechts, entspricht der Traglast dieses Beispiels. Im Gegensatz zu Bild 5.24 rechts ist
erkennbar, dass nicht der vertikale Schnitt im Anschlussbereich sondern der horizon-
tale Schnitt im Bereich des Spaltes maßgebend wird.
5.4 Untersuchungen an unsymmetrischen Knotenblechen 93
In Tabelle 5.6 sind die Schnittgrößen denen des ersten Beispiels gegenübergestellt. Es
ist erkennbar, dass in beiden Beispielen die Schnittgrößen auf der linken Seite nur un-
wesentlich voneinander abweichen, siehe Tabelle 5.5 und Tabelle 5.6. Durch die ver-
größerte Anschlusslänge ist nicht der vertikale Schnitt im Anschlussbereich maßge-
bend, sondern der horizontale Schnitt im Bereich des Spaltes. Der Schnitt wird durch
den Anteil der zentrischen Zugkraft und dem Versatzmoment belastet, das sich aus
der Gleichgewichtsbetrachtung ergibt. Dieses Versatzmoment zeigt sich in diesem
Fall als die maßgebende Beanspruchung (m = 0,912).
Tabelle 5.6 Vorhandene und Grenzschnittgrößen in den gekennzeichneten Schnitten
Beispiel 1: Zugkraft
Beispiel 2: Zugkraft Z = 328 kN
Z = 299 kN
In Bild 5.30 ist der dritte beispielhaft untersuchte, unsymmetrische Anschluss abge-
bildet. Dieser Anschluss unterscheidet sich von den vorhergehenden durch die breiten
Anschlusslaschen auf beiden Seiten. Das Verhältnis von Anschlusslänge zur Breite
beträgt auf der linken Seite b1 / Lw = 1,33 und auf der rechten Seite b2 / Lw = 1,25.
Gemäß der Einstufung in die verschiedenen Versagensfälle, siehe Tabelle 5.12 in Ab-
schnitt 5.7, ist jeweils der dritte Versagensmechanismus maßgebend. Eine schräge
Kraftresultierende in den Ausgangsschnitten stellt sich ein und der vertikale Schnitt
5.4 Untersuchungen an unsymmetrischen Knotenblechen 95
Bild 5.30 Mitte zeigt den Vergleichsspannungszustand für den Traglastzustand. Die
Zugkraft im Traglastzustand beträgt Z = 428 kN. Oberhalb des Spannungsplots sind
die Spannungen in den vertikalen Schnitten im Anschlussbereich aufgetragen. Es ist
erkennbar, dass die Schubspannungen τxz auf beiden Seiten fast über die gesamte
Länge der Grenzschubspannung entsprechen. Zu den Enden hin nimmt die Schub-
spannung geringfügig ab. Die Normalspannungen σx sind über den gesamten Verlauf
positiv, wobei der Verlauf nicht konstant oder linear veränderlich ist. Die Vergleichs-
spannungen σv verlaufen über die gesamte Länge konstant und in der Größe der
Streckgrenze fyd. Die Grenztragfähigkeit ist in diesen beiden Schnitten nahezu er-
reicht.
Von dem Punkt an, an dem eine Lasche ihre Grenztragfähigkeit erreicht hat, bildet
sich ein plastisches Gelenk aus. Der gesamte Zuganschluss hat jedoch noch nicht
seine volle Traglast erreicht, da die stärkere Lasche eine zusätzliche Belastung auf-
nehmen kann. Das dabei entstehende statische System ähnelt einem Kragarm und die
auftretenden Schnittgrößen müssen zusätzlich aufgenommen werden. Die Steigerung
vom ersten plastischen Fließgelenk bis zum Erreichen der maximalen Traglast beträgt
in diesem Fall ca. 13,7 %. Die Differenz der Normalkräfte in den horizontalen Aus-
gangsschnitten bezogen auf die Traglast beträgt mit 11,7 % in etwa die Traglaststei-
gerung.
Anhand der drei Beispiele konnte aufgezeigt werden, dass sich bis zum Erreichen des
ersten Fließgelenks ein symmetrischer Kraftfluss in den beiden Anschlussseiten ein-
stellt, der abhängig von der schwächeren Seite ist. Bis zum Erreichen der Traglast auf
der stärkeren Seite kann die Zugkraft gesteigert werden. Die schwächere Seite betei-
ligt sich allerdings nicht mehr beim Lastabtrag.
In Bild 5.32 sind die zugehörigen Spannungsplots für das Beispiel im Grenzzustand
der Tragfähigkeit abgebildet. Bei der Betrachtung des Vergleichsspannungszustands
σv fällt auf, dass neben den hochbelasteten Anschlussblechen auch große Bereiche
des Profilsteges plastiziert sind. Der Profilsteg weist annähernd über die gesamte An-
schlusshöhe konstante Schubspannungen τxz auf, die gleich der Grenzschubspannung
5.5 Kraftfluss infolge einer Biegebeanspruchung 99
τRd sind. Diese Schubspannungen im Steg des biegebeanspruchten Profils deuten hin
auf eine Schubfeldausbildung.
Bild 5.32 Ausgabe der Spannungen aus der FEM-Berechnung für den
beispielhaften Anschluss unter Biegebeanspruchung
Im Weiteren ist zu klären, in welchem Verhältnis sich die beiden Kraftflüsse einstel-
len. Für das betrachtete Beispiel in Bild 5.31 sind die Schnittgrößen in zwei definier-
ten Schnitten angegeben. Im vertikalen Schnitt ergibt sich lediglich eine Schubkraft,
die als qualitative Bewertung des ersten Kraftflusses herangezogen werden kann. Die
vertikale Kraft im horizontalen Schnitt kann als Anteil des Kraftflusses Teil 2 bewer-
tet werden. Als Probe muss die Summe beider Kräfte multipliziert mit dem Abstand
der Gurte in etwa das einwirkende Moment ergeben:
( Vv + N h ) ⋅ a g = (107, 4 + 153, 2 ) ⋅14,3 = 3724 kNcm ≈ 3568 kNcm (5.4)
Für eine weitergehende Beurteilung der Frage, welche Anteile die jeweiligen Kraft-
flüsse haben, werden in Bild 5.34 die anteiligen Momente der Kraftflüsse und das
Gesamtmoment dargestellt. Dabei wird b variiert. Es ist festzuhalten, dass bei kleinen
Breiten bis ca. b = 4 cm das Gesamtmoment fast ausschließlich über den Kraftfluss 2
in das Anschlussblech übertragen wird. Bei einer Breite bis zu ca. b = 15 cm nehmen
für beide Kraftflüsse die Biegemomentenanteile zu. Danach verflachen die Kurven.
Eine Zunahme der Breite bewirkt von diesem Wert an keine zusätzliche Steigerung
des übertragbaren Biegemomentes. Ein weiterer wichtiger Punkt besteht darin, dass
beide Kraftflüsse von dieser Breite an horizontal verlaufen und sich die Anteile der
Kraftflüsse aufgrund von Steifigkeitsänderungen nicht verschieben. Der prozentuale
Anteil des Kraftflusses 2 beträgt ca. 60 % der gesamten Momentenübertragung.
5.5 Kraftfluss infolge einer Biegebeanspruchung 101
Bild 5.34 Anteile der beiden Kraftflüsse in Abhängigkeit von der Anschlussbreite b
bei dem beispielhaften Anschluss
In Bild 5.35 sind die maximal übertragbaren Biegemomente in Abhängigkeit von der
Knotenblechgeometrie zu sehen. Die Blechdicken betragen im Steg tsP = 6 mm und
im Anschlussblech tb = 10 mm. Es ist erkennbar, dass bei steigender Anschlusslänge
auch das maximal zu übertragende Biegemoment zunimmt. Bei einer Anschlusslänge
von Lw = 20 cm und einer Breite b = 25 cm beträgt das maximale Biegemoment
max My = 49,2 kNm und stellt sich als nur geringfügig kleiner dar als das plastische
Biegemoment des Stabquerschnitts (Mpl,yd = 51,6 kNm).
Vergrößert man die Blechdicke auf tb = 15 mm (Bild 5.36), sind Verläufe deutlich
steiler als in Bild 5.35 für tb = 10 mm. Für sämtliche Längen Lw kann der Anschluss
von einer gewissen Breite an in etwa das vollplastische Biegemoment des Stabes
102 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
übertragen. Die einzige Ausnahme bilden Anschlüsse, die eine recht kurze
Anschlusslänge (Lw = 10 cm) haben. Für diese beträgt das maximal übertragbare Bie-
gemoment ca. 36 kNm.
Bei den untersuchten Anschlüssen ist wiederum die Frage zu klären, welchen jewieli-
gen Anteil die beiden Kraftflüsse bei der Biegemomentenübertragung haben. In
Bild 5.37 ist dies für eine Blechdicke von tb = 10 mm dargestellt. Bis zu einer Breite
von b = 10 cm steigt der Einfluss des Kraftflusses 1 annähernd linear an bis zu einem
Anteil von ca. 40%. Der restliche Anteil kann dem Kraftfluss 2 zugeordnet werden.
Dieses Ergebnis zeigt sich bei den Anschlusslängen bis Lw = 20 cm. Für Lw = 25 cm
steigt der Anteil des Kraftflusses 2 bis zu einer Breite von b = 10 cm recht steil, da-
nach etwas flacher und verläuft ab einer Breite von b = 20 cm annähernd horizontal.
Ab dieser Breite sind die Anteile der beiden Kraftflüsse gleich groß.
Analog dazu werden in Bild 5.38 die Anteile der beiden Kraftflüsse bei einer Blech-
dicke von tb = 15 mm in Abhängigkeit der Knotenblechgeometrie aufgetragen. Für
kleine Breiten bis b ≈ 10 cm stimmen die Verläufe mit denen aus Bild 5.37 überein.
Die Kurve für Lw = 25 cm, d.h. für sehr große Anschlusslängen, ist annähernd iden-
tisch mit der in Bild 5.37 dargestellten. Für die übrigen Anschlusslängen zeigen sich
bei größeren Breiten quantitative Unterschiede, qualitativ gesehen ähneln sich die
Verläufe aber sehr. Die auffälligste Gemeinsamkeit besteht darin, dass die Kurven-
verläufe für große Breiten horizontal verlaufen und dass sich keine Änderung der
Kraftflussanteile mehr einstellen. Diese Erscheinung kann damit begründet werden,
dass bei sehr breiten Anschlussblechen die äußeren Bereiche nicht mehr aktiviert
werden können, folglich unwirksam sind.
Als sehr unterschiedlich stellen sich die Verhältnisse der beiden Kraftflüsse bei mitt-
leren bis großen Breiten heraus. Bei einer Blechdicke von tb = 10mm ergibt sich für
eine sehr kurze Anschlusslänge von Lw = 10 cm eine Aufteilung n1 : n2 = 40 : 60 und
bei einer sehr langen Anschlusslänge mit Lw = 25 cm sind die Anteile annähernd
gleich groß. Bei einer Blechdicke von tb = 15 mm betragen die Verhältnisse zwischen
n1 : n2 = 30 : 70 bei kurzen Anschlusslängen und 50 : 50 bei langen Anschlusslängen.
Für eine Aufteilung des Biegemomentes auf die beiden Kraftflüsse eignet sich das
Verhältnis der Blechdicken folgendermaßen:
t sP
Anteil des Kraftflusses 1: n1 = (5.5)
t b + t sP
tb
Anteil des Kraftflusses 2: n2 = (5.6)
t b + t sP
6 10
tb = 10mm: n1 = = 0,375 und n1 = = 0,625 (5.7)
16 16
6 15
tb = 15 mm: n1 = = 0, 28 und n2 = = 0,72 (5.8)
21 21
Was in etwa den o. g. Verhältniswerten entspricht. Weiterhin scheint diese Aufteilung
plausibel, da das in ein Kräftepaar aufgeteilte Biegemoment in der Ingenieurvorstel-
lung in den Gurten des Stabes wirkt. Das Kräftepaar wird im Kraftfluss 1 zunächst an
das Stegblech des Stabes abgegeben, um es in ein horizontales Kräftepaar zu transfor-
mieren. Bei dem Kraftfluss 2 wird das vertikale Kräftepaar direkt an die beiden An-
schlussseiten übergeben. Bei sehr langen Anschlusslängen wird empfohlen, das
Biegemoment zu gleichen Teilen den beiden Kraftflüssen zuzuweisen.
5.6.1 Vorbemerkungen
Bislang werden in der Baupraxis getrennte Nachweise für den Knoten und für den
druckbeanspruchten Stab geführt. Bei dem Nachweis des Anschlusses wird ein Sta-
bilitätseinfluss nicht berücksichtigt und für die Stabilitätsbetrachtung des Gesamtsta-
bes bleibt dieser Einfluss ebenfalls unberücksichtigt. Mit Hilfe der nachfolgenden
Untersuchungen soll geklärt werden, welchen Einfluss ausgeschnittene Anschluss-
bleche auf die Stabilität des Druckstabs haben und ob dieser bei einer Bemessung zu
berücksichtigen ist.
Für eine genaue Bestimmung der Traglast nach der Fließzonentheorie sind eine Viel-
zahl von Annahmen zu treffen und anzusetzen. Es handelt sich neben den strukturel-
len Imperfektionen um die Eigenspannungszustände des Stabes, der ausgeschnittenen
Bleche sowie zusätzliche durch das Schweißen eingetragene Eigenspannungen. Aus
diesem Grund werden Untersuchungen mit der Fließzonentheorie als genaue Bestim-
mung der Traglasten im Rahmen dieser Arbeit nicht durchgeführt.
Anhand des in Bild 5.39 dargestellten Druckstabs werden die ersten Eigenwerte und
die zugehörigen Eigenformen nach Abschnitt 3.4 berechnet. Es handelt sich in die-
sem Fall um einen Druckstab mit ausgeschnittenen Anschlussblechen an beiden En-
den. Die Systemlänge des Druckstabes beträgt Lsys = 300 cm, so dass sich für die
Stablänge zwischen den Flanschen des Gurtstabes Lges = 266 cm ergibt. Die übrigen
Abmessungen sind in Bild 5.39 angegeben. Es sei an dieser Stelle erneut erwähnt,
dass die Querträger gabelgelagert sind und die Gurte aus der Ebene seitlich gehalten
werden.
5.6 Stabilität von auf Druck beanspruchten Stäben 105
In Bild 5.40 sind die ersten drei Eigenformen mit den zugehörigen Eigenwerten bzw.
Verzweigungslasten NKi abgebildet. Die erste Eigenform kann als Ausknicken des
Gesamtstabes bezeichnet werden, da der gesamte Stab in eine Richtung ausweichen
möchte. Die Eigenform zum zweiten Eigenwert zeigt ein entgegengesetztes Aus-
knicken der Anschlussbleche. Die dritte Eigenform kann als Drillknicken des Ge-
samtstabes definiert werden. Vergleicht man die berechneten Verzweigungslasten mit
denen eines beidseitig gelenkig gelagerten Druckstabes mit konstanter Steifigkeit, so
ergibt sich für eine Stablänge von sk = 266 cm:
21000 ⋅ 614, 4
N Ki = π2 ⋅ = 1799,7 kN (5.9)
2662
Die auf dieser Grundlage berechnete Verzweigungslast liegt um 50 % höher als bei
der durchgeführten FEM-Analyse und somit auf der unsicheren Seite. Nicht nur für
den Anschluss ist die Stabilität des Gesamtsystems von Bedeutung, auch die
bezogene Schlankheit erhöht sich gegenüber des einfachen Druckstabes von λ K =
0,72 auf 0,86. Aufgrund des erhöhten Schlankheitsgrades sinkt augenscheinlich die
Beanspruchbarkeit des Druckstabes ab.
106 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
Bild 5.40 Eigenformen zu den ersten drei Eigenwerten des betrachteten Beispiels
Es ist offensichtlich, dass der Anschluss einen gewissen Einfluss auf die Stabilität
derartiger Druckstäbe hat. Bild 5.41 zeigt Eigenform im Bereich des Anschlusses für
den ersten Eigenwert. Um das Stabilitätsversagen im Anschlussbereich zu veran-
schaulichen, sind die Verdrehungen farblich dargestellt. Neben den seitlichen Ver-
schiebungen ist ebenfalls eine deutliche Neigung des Stabes oberhalb des Anschlus-
ses zu erkennen, die auf das seitliche Ausknicken des Stabes hinweist. Es zeigt sich
eine Eigenform, die sich als Kombination aus Knicken des Gesamtstabes und
Knicken des Anschlussblechs zusammensetzt.
In Bild 5.42 sind die Eigenwerte der beschriebenen Eigenformen des in Bild 5.39 dar-
gestellten Systems aufgetragen. Der Eigenwert der dritten Eigenform liegt in allen
Fällen deutlich oberhalb der beiden anderen. In allen Fällen ist der Eigenwert zu
der ersten dargestellten Eigenform auch der maßgebende. Die Eigenwerte der
zweiten Eigenform sind für b < 10 cm fast gleich mit dem Eigenwert der ersten
Eigenform. In den anderen Fällen liegen die Eigenwerte genau zwischen den Eigen-
formen 1 und 3. Betrachtet man den Druckstab als Eulerfall II, so beträgt die Knick-
länge zwischen den Flanschen der Querträger sK = 266 cm und für einen Stab
zwischen den Systemlinien der Querträger sK = 300 cm. Wegen einer besseren Beur-
teilbarkeit der Stabilität, sind die Verzweigungslasten für diese beiden Fälle einge-
zeichnet. Es ist eindeutig zu erkennen, dass in allen berechneten Fällen die maßge-
bende Verzweigungslast des FEM-Modells unterhalb der des Druckstabes mit einer
Systemlänge von sK = 266 cm liegt. Das bedeutet, dass eine Abschätzung als
Eulerfall II mit einer Knicklänge von sK = 266 cm im vorliegenden Fall immer auf
der unsicheren Seite liegt.
Eine weitere Auffälligkeit besteht darin, dass bei sehr breiten Anschlussblechen die
Verzweigungslast wieder abnimmt. Eine derartige Verstärkungsmaßnahme des An-
schlusses hat also von einem gewissen Punkt an einen Stabilitätsverlust zur Folge.
Bild 5.42 Verzweigungslasten NKi der ersten drei Eigenformen des betrachteten
Beispiels
108 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
Neben der Anschlussblechbreite b werden nachfolgend auch die Einflüsse der übri-
gen Geometrieparameter des Anschlussblechs untersucht. In Bild 5.43 sind die Ver-
zweigungslasten in Abhängigkeit von der Breite und der Anschlusslänge Lw abgebil-
det. Für alle untersuchten Fälle stellt sich der qualitativ gleiche Verlauf ein. Die Ver-
zweigungslast steigt mit größerer Breite an und von einem Maximalwert an sinkt sie
wieder. Allerdings ist die Verringerung für Druckstäbe mit großen Anschlusslängen
deutlich schwächer als bei kurzen Anschlusslängen. Die Differenz der maximalen
Verzweigungslasten zwischen einer Anschlusslänge von Lw = 10 cm und Lw = 25 cm
beträgt 18,6 %. Bei großen Anschlusslängen liegen die Verzweigungslasten oberhalb
der Verzweigungslast eines reinen Druckstabes mit sK = 300 cm. Die Verzweigungs-
last eines Druckstabes mit sK = 266 cm liegt jedoch weit oberhalb aller berechneten
Verzweigungslasten. Für jede Kurve gilt, dass sich das Maximum in etwa bei dem
Verhältnis b / Lw = 1 einstellt.
Zur Analyse der abfallenden Äste in den vorangegangenen Bildern wird in Bild 5.44
eine Hälfte des Anschlusses mit einem prinzipiellen Kraftfluss im Anschlussbereich
für einen normal breiten und einen sehr breiten Anschluss betrachtet, vgl. auch Bild
5.7. Anhand des vereinfachten Kraftflusses ist zu erkennen, dass sich bei vergrößern-
den Breiten auch eine größere Neigung der Kraft zwischen Zh1 im Steg und Zh2 im
Blech einstellt. Es bildet sich ein Druckbogen aus, der über die horizontalen Zugbän-
der kurzgeschlossen wird. Aufgrund der größeren Breite nimmt die Zugkraft Zh1 ab
und die größer werdende Zugkraft Zh2 wirkt sehr viel tiefer. Diese Änderung des
Kraftflusses hat einen destabilisierenden Einfluss auf das Gesamtsystem. Der maßge-
bende Stabilitätsfall stellt sich als Kombination aus dem Knicken des Gesamtstabes
über die Druckstablänge und dem Knicken (bzw. Beulen) des Druckstabsteges im
Anschlussbereich bzw. des Anschlussbleches dar und bewirkt, dass sich mit steigen-
der Breite die Verzweigungslast NKi verringert.
5.6 Stabilität von auf Druck beanspruchten Stäben 109
Bild 5.44 Einfluss der Anschlussblechbreite auf den Kraftfluss und auf die Stabilität
Die Verläufe der Verzweigungslasten sind in Bild 5.45a in Abhängigkeit von der be-
zogenen Breite b / Lw für verschiedene Anschlusslängen aufgetragen. Bei allen An-
schlusslängen steigt die Verzweigungslast NKi bei kleinen b / Lw Verhältnissen bis zu
einem Maximalwert an und verringert sich dann wieder. Der Scheitelpunkt liegt bei
b / Lw = 1,5 für Lw = 10 cm und bei b / Lw =1 für Lw = 25 cm.
In Bild 5.46 sind die Verzweigungslasten in Abhängigkeit von der Stablänge und von
der Blechdicke dargestellt. Die Untersuchungen werden mit Blechdicken zwischen
5.6 Stabilität von auf Druck beanspruchten Stäben 111
tb = 1,0 cm und tb = 2,5 cm vorgenommen. Die Gesamtlänge zwischen den Gurten der
Querträger wird von Lges = 100 cm bis Lges = 1000 cm variiert. Außerdem wird die
Verzweigungslast des Druckstabes mit beidseitig gelenkigem Auflager (Eulerfall II)
gezeigt. Es ist zu erkennen, dass bei großen Stablängen alle Kurven oberhalb der des
Eulerfalls verlaufen. Bei kleinen Stablängen ergeben sich allerdings deutlich kleinere
Verzweigungslasten als beim Eulerstab. Für eine Blechdicke von tb = 1,0 cm begin-
nen diese Abweichungen zum Eulerfall II bereits ab einer Länge von Lges = 300 cm.
Der horizontale Bereich bei kleinen Längen ist durch das örtliche Stabilitätsversagen
des Anschlusses, z. B. als Knicken des Anschlussblechs bzw. Druckstabsteges infolge
der Zwangsdruckskräfte zu erklären, während bei langen Stäben das Knicken des Ge-
samtstabes maßgebend wird.
Bild 5.46 Verzweigungslasten NKi in Abhängigkeit von der gesamten Stablänge und
der Anschlussblechdicke tb
Es ist davon auszugehen, dass neben den Parametern b und Lw die Länge des An-
schlussblechs zum Anschluss hr einen Einfluss auf die Verzweigungslast des Druck-
stabes hat. In Bild 5.47 sind die Verzweigungslasten für verschiedene Anschluss-
blechdicken in Abhängigkeit der Länge hr dargestellt. Die Länge des Druckstabes mit
den Anschlussblechen beträgt Lges = 3,00 m. Neben den Verläufen sind auch die Ver-
zweigungslasten von einem gelenkig gelagertem Druckstab mit der Länge
sk = 3,00 m und von Knickstäben des Knotenblechs mit einer Knicklänge von sk = hr
dargestellt. Der Kurvenverlauf der Ergebnisse mit der FEM ist für die untersuchten
Blechdicken ähnlich. Zunächst verlaufen die Kurven bei kleinen Längen hr horizon-
tal. Mit zunehmender Länge nehmen die Verzweigungslasten dann ab und für sehr
große Längen hr verflacht die Kurve. Bei einer Blechdicke von tb = 0,5 cm verläuft
die Kurve immer unterhalb der Verzweigungslast des Druckstabes, so dass offen-
sichtlich die Blechdicke neben den übrigen Blechabmessungen eine wichtige Rolle
spielt. Wie oben erläutert, stellt sich ein kombiniertes Verhalten aus Stabilitätsversa-
112 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
Bild 5.47 Verzweigungslasten NKi in Abhängigkeit von der Länge bis zum Anschluss
hr und der Anschlussblechdicke tb
Daher ist neben dem Verhältnis von b / Lw auch die Blechdicke als entscheidender
Steifigkeitsparameter aus der Ebene von Bedeutung. Gemäß
DIN 18800 wird bei Druckstäben mit veränderlichem Querschnitt eine gewisse
Mindestbiegetragfähigkeit von
min M pl ≥ 0, 05 ⋅ max M pl (5.10)
gefordert, siehe Abschnitt 1.4.7. In Tabelle 5.8 werden die plastischen Grenzbiege-
momente für die in Bild 5.47 untersuchten Systeme gegenübergestellt. Die Bedin-
gung in Gl. (5.10) wird nur für eine Blechdicke von tb = 0,5 cm nicht erfüllt. Dieser
Vergleich bestätigt zusammen mit den Erkenntnissen aus Bild 5.47 die Bedingung
aus Gl. (5.10).
Tabelle 5.8 Vergleich der plastischen Biegemomente Mpl in Abhängigkeit von der
Anschlussblechdicke tb
Blech im Ausschnittsbereich Ungeschwächtes Anschlussblech
Mpl,z
tb bges Mpl Mpl / Mpl,z bges Mpl Mpl / Mpl,z
(HEA 160)
[cm] [kNcm] [cm] [kNcm] [-] [cm] [kNcm] [-]
0,5 2567 30 40,9 0,016 45,2 61,6 0,024
0,75 2567 30 92,1 0,036 45,2 138,7 0,054
1 2567 30 163,7 0,064 45,2 246,6 0,096
1,25 2567 30 255,7 0,100 45,2 385,3 0,150
1,5 2567 30 368,2 0,143 45,2 554,8 0,216
2 2567 30 654,6 0,255 45,2 986,3 0,384
2,5 2567 30 1022,8 0,398 45,2 1541,0 0,600
5.6 Stabilität von auf Druck beanspruchten Stäben 113
hr
≤ 10 (5.12)
t 2b
Es ist allerdings sicher zu stellen, dass das Knicken des Gesamtstabes maßgebend
wird. In Bild 5.47 ist zusätzlich erkennbar, dass eine Ersatzbetrachtung des reinen
Anschlussblechs mit der Länge hr als gelenkig gelagerter Druckstab auf der unsiche-
ren Seite liegt und deshalb für eine Untersuchung der Tragsicherheit nicht geeignet
ist. In einem nächsten Schritt werden mögliche Methoden und Modelle zu untersu-
chen sein, um die Verzweigungslast NKi solcher Druckstäbe als ausschlaggebenden
Parameter der Stabilitätsgefahr abschätzen zu können.
Die in [51] vorgeschlagenen Modelle werden in dieser Arbeit aufgenommen und auf
diese hier behandelte Problemstellung angepasst. In Bild 5.48 links ist die Ansicht
des untersuchten Druckstabes abgebildet. Die Ausweichrichtung ist senkrecht zu der
dargestellten Ansicht. Neben der Ansicht sind verschiedene, mögliche Varianten
einer Stabwerksmodellierung des Druckstabes mit Anschlussblech dargestellt. Die
Varianten unterscheiden sich in der Länge des Bereichs mit der Biegesteifigkeit I2
und in der Annahme der Auflagerbedingungen. Die Biegesteifigkeit I2 entspricht der
des Anschlussblechs abzüglich des Ausschnitts. Für die Stablänge mit der Biege-
114 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
steifigkeit I2 werden nachfolgend zwei Annahmen untersucht. Einmal wird die Spalt-
länge a und zum anderen der maximale Wert aus halber Anschlusslänge Lw bzw. hal-
ber Anschlussseitenbreite b angenommen werden. Für den Anschluss an den Querträ-
ger ist eine Einspannung oder eine Drehfeder mit der Biegesteifigkeit des Querträger-
stegblechs möglich. Es sei nochmals hervorgehoben, dass dabei von einer Gabellage-
rung des Querträgers auszugehen ist.
In einer zweiten Untersuchung wird der Einfluss der Anschlussblechbreite b auf die
Modellierung untersucht, siehe Bild 5.50. Bei den Modellierungsvarianten 2 und 4
hat die Blechbreite Einfluss auf den Querschnitt im Anschlussbereich und zusätzlich
auf die Ersatzstablänge L*, wenn die Breite b größer ist als die Anschlusslänge Lw.
Der Abstand hr bis zum Anschluss beträgt bei diesen Untersuchungen 15 cm. In dem
oberen Diagramm beträgt die Knotenblechdicke tb = 1,0 cm und in dem unteren tb =
1,5 cm. Die Verläufe mit den beiden Modellierungen bei tb = 1,0 cm steigen zunächst
annähernd linear an und ab b = Lw verlaufen sie fast horizontal. In Bild 5.50 unten
steigen die Ergebnisverläufe der Modellierungen nichtlinear an. Auch für größere
Breiten steigt die Verzweigungslast weiter an, obwohl die Verzweigungslast mit der
116 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
FEM bei steigender Breite wieder sinkt. Es ist außerdem erkennbar, dass ab einer
Breite von b = 10 cm alle Verzweigungslasten mit den Stabwerksmodellen oberhalb
der FEM Ergebnisse liegen und die wirkliche Stabilitätsgefahr somit unterschätzt
wird. Im Vergleich zu den FEM-Kurven zeigt sich bei beiden Diagrammen, dass die
Verläufe der Modellierungen und der FEM keine große Übereinstimmung zeigen. Für
große Breiten liegen die Verzweigungslasten mit dem Ersatzstabwerksmodell auf der
unsicheren Seite. Daraus lässt sich schließen, dass bei einer variiierenden Breite auch
diese Modellierungen so zu nicht brauchbaren Ergebnissen führen und dass das
Ersatzstabmodell noch angepasst werden muss, um als allgemeingültige Näherungs-
lösung verwertbar zu sein.
Eine Anpassung ist möglich, da das Stabwerksmodell nur als Näherung dienen und
den komplizierten Anschlussbereich als eindimensionalen Stab nicht ideal abbilden
kann. Im Folgenden wird weiterhin die Variante 4 verwendet und vorgeschlagen die
Länge L* des Stabes im Anschlussbereich wie folgt anzupassen:
tb 6 ⋅ Lw
f1 ⋅ t ⋅ b − 10
s
L* = max (5.13)
f ⋅ tb ⋅ L − b
2 t s w 2
Die Grundlage der Anpassung liegt einerseits in der Erfassung der Stegdicke des Sta-
bes, da diese für die Stabilität des Anschlussbereiches eine Rolle spielt und anderer-
seits in dem Wunsch, die Ergebnisse der FEM möglichst genau abbilden zu können.
Die Faktoren f1 und f2 sind Anpassungsparameter, die frei wählbar sind. Für den hier
untersuchten Fall werden drei verschiedene Kombinationen verwendet, die in
Tabelle 5.9 aufgelistet werden.
Tabelle 5.9 Angesetzte Kombinationen der Faktoren f1 und f2
Bild 5.51 Vergleich der Stabwerksmodellierung mit variabler Länge L* mit der Finite
Elemente Berechnung in Abhängigkeit der Breite b
5.6 Stabilität von auf Druck beanspruchten Stäben 119
Nicht nur die Geometrie des Anschlusses, sondern auch die Stablänge Lges zwischen
den Flanschen der Querträger ist ein wesentlicher Parameter für die Verzweigungs-
last, siehe Bild 5.46. Deshalb werden die dort berechneten Verzweigungslasten mit
denen des Stabwerksmodells verglichen. Da b = Lw = 15 cm ist, wird für die Ersatz-
länge L* bei diesem Beispiel nur f1 verwendet. Bild 5.52 zeigt einen Vergleich aus
modifiziertem Stabwerksmodell mit FEM. Für große Stablängen stimmen die Stab-
werksmodellierungen relativ gut mit der FEM überein. Für sehr kurze Stäbe liefert
das Stabwerksmodell Eigenwerte, die z. T. sehr auf der sicheren Seite liegen. Bei die-
ser Betrachtung zeigt die Kombination 2 die geringsten Abweichungen zu der FEM
Berechnung am. Zusätzlich zu Bild 5.52 sind in Tabelle 5.11 die Zahlenwerte für die
Knotenblechdicken tb = 1 cm und tb = 2,0 cm zusammengestellt. Für den baupraktisch
relevanten Bereich von 2,0 m bis 8,0 m kann eine gute Annäherung konstatiert
werden.
120 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
Zur besseren Einschätzung des qualitativen Wertes sind in Bild 5.53 die Abweichun-
gen des Stabwerksmodells zur FEM Berechnung für verschiedene Stablängen Lges
und verschiedene Anschlussblechdicken tb dargestellt. Auch in diesem Bild ist die
gute Übereinstimmung von Stabwerksmodell und FEM Berechnung zu erkennen. Mit
einer größten Abweichung von + 6,1 % liegt das Stabwerksmodell noch im tolerier-
baren Bereich auf der unsicheren Seite. Auf der sicheren Seite sind die Unterschiede
leicht größer.
5.7.1 Vorbemerkungen
Ausgangspunkt für alle späteren Untersuchungen sind die Erkenntnisse aus den
Untersuchungen eines einfachen Zugstabanschlusses mit rechteckigem und symme-
trischem Anschlussblech. Die Ergebnisse der Berechnungen sind in Abschnitt 5.2 zu-
sammengestellt.
Als erste und bedeutsamste Erkenntnis konnte gezeigt werden, dass es kein einheit-
liches Tragverhalten von Zugstabanschlüssen mit ausgeschnittenen Anschluss-
blechen gibt. Das Tragverhalten und die Spannungen im Knotenblech sind abhängig
von der Geometrie des Knotenblechs. Für den hier untersuchten Anschluss ist das
Verhältnis von der Breite b der Anschlusslaschen zur Anschlusslänge Lw sowie von
dem Blechdickenverhältnis tb / tsP entscheidend.
Außerdem hat sich gezeigt, dass neben dem veränderlichen Tragverhalten auch unter-
schiedliche Versagensarten auftreten, von denen die Tragfähigkeit des Anschlusses
abhängt. Diese Versagensarten sind wiederum abhängig von der Knotenblechgeome-
trie, primär von dem Verhältnis der Breite b zur Anschlusslänge Lw. Sie sind in
Tabelle 5.12 zusammengestellt.
Bei den vorangestellten Untersuchungen hat sich als zweckmäßig erwiesen, schräge
Schnitte mit variierenden Winkeln δ durch die seitlichen Anschlussbleche zu führen
und die plastische Querschnittstragfähigkeit an diesen Schnitten zu untersuchen. Aus-
gangspunkt ist die Mitte des Spaltes zwischen Zugstab und Knotenblech. Die im hori-
5.7 Zusammenfassung der Erkenntnisse aus den Untersuchungen 123
zontalen Schnitt berechneten Schnittgrößen lassen sich auf die schrägen Schnitte
transformieren.
Ein ähnliches Tragverhalten und ein ähnlicher Kraftfluss bezogen auf den definierten
Ausgangsschnitt zeigen sich wie bei rechteckigen symmetrischen Anschlussblechen.
Der Neigungswinkel β der Kraftresultierenden im definierten Ausgangsschnitt ist al-
lerdings etwas größer. Die auftretenden Ausmitten sind in ungefähr gleich groß.
Es treten die gleichen Versagensmechanismen auf wie bei Stabanschlüssen mit recht-
eckigen und symmetrischen Anschlüssen. Die Bedeutung des Versagensfalls 2 nach
Tabelle 5.12 nimmt stark zu gegenüber den rechteckigen Anschlussblechen. Aus die-
sem Grund wird der definierte Bereich für Anschlüsse mit mittelbreiten Anschluss-
blechen auf 0,33 < b / Lw < 1,5 erweitert.
126 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
Für alle drei Beispiele setzt sich die Traglast des gesamten Anschlusses zusammen
aus den Tragfähigkeiten der Anschlussseiten. Dabei wird eine so genannte Fließ-
gelenkkette aktiviert. Das heißt, dass sich nach dem Erreichen der Traglast der kleine-
ren Anschlussseite ein Fließgelenk an dieser Stelle ausbildet und Lasterhöhungen von
diesem Punkt an ausschließlich über die noch tragfähige Seite aufgenommen werden
können, bis auch diese die maximale Tragfähigkeit erreicht hat.
Der Kraftfluss stellt sich bis zum Erreichen der Traglast der kleineren Anschlussseite
annähernd symmetrisch ein. Dieser Kraftfluss ist abhängig von der kleineren Lasche
und entspricht dem Verhalten, das für symmetrische Anschlussbleche in den Ab-
schnitten 5.2 und 5.3 aufgezeigt wird.
Von dem Punkt an, an dem eine Anschlussseite die maximale Traglast erreicht hat,
wird die zusätzliche aufgebrachte Belastung durch die noch nicht vollständig ausge-
nutzte Lasche übertragen. Die Beanspruchung der größeren Anschlussseite setzt sich
daher zusammen aus der symmetrischen Beanspruchung bis zum ersten plastischen
Gelenk und der zusätzlichen Beanspruchung aus der Laststeigerung mit zugehörigem
Versatzmoment.
Infolge des beschriebenen Tragverhaltens kann mit einer gezielten Konstruktion des
Anschlusses der sich einstellende Kraftfluss und die Tragfähigkeit beeinflusst
werden.
vertikales Kräftepaar transformiert. Bei dem zweiten Kraftfluss wird das vertikale
Kräftepaar direkt an die beiden Anschlussseiten übertragen. Das heißt, dass an einer
Seite gezogen und dass die andere Seite mit einer Druckkraft beansprucht wird.
Die Anteile der Kraftflüsse variieren allerdings sehr stark. Grundsätzlich zeigt sich je-
doch für alle untersuchten Fälle, dass der Anteil des Kraftflusses 1 etwas kleiner ist
als der Anteil des Kraftflusses 2. Er liegt in Abhängigkeit von der Anschlussblech-
geometrie zwischen 30 % und 50 %.
Es stellt sich heraus, dass die Verzweigungslast NKi vom Verhältnis b / Lw abhängt.
Das günstigste Verhältnis ergibt sicht in etwa für b / Lw = 1,0 bis 1,5. Bei sehr breiten
Anschlussblechen kann die Verzweigungslast gegenüber mittelbreiten Anschluss-
blechen geringer sein, siehe Bild 5.34 und Bild 5.35. Das heißt, dass bei sehr breiten
Anschlussblechen die Stabilitätsgefahr gegenüber mittelbreiten Anschlussblechen zu-
nimmt. In Bezug auf die sich einstellende Eigenform zum ersten Eigenwert ist festzu-
stellen, dass neben dem Ausweichen des Gesamtstabes ein örtliches Ausweichen des
Anschlussblechs und des Profilsteges im Bereich des Anschlusses auftritt. Dieses
Phänomen lässt sich mit einer kombinierten Stabilitätsgefahr aus dem Ausweichen
des Gesamtstabes und einem Knicken bzw. Beulen im Bereich des Anschlusses erklä-
ren.
Für die Konstruktion und die Geometrie des Anschlussbleches ist der Abstand hr vom
Anschluss bis zum Querträger möglichst gering zu halten. Diese Notwendigkeit er-
gibt sich aus der Tatsache, dass die Biegesteifigkeit des Anschlussblechs aus der Ebe-
ne sehr viel geringer ist als beim Stabquerschnitt. Für geringe Abstände hr ergibt sich
ein konstanter Eigenwert. Bei größeren Abständen des Abstandsmaßes sinkt der
Eigenwert sehr stark ab.
128 5 Tragverhalten von ausgeschnittenen Stabanschlüssen
Für eine Traglastberechnung nach der Fließzonentheorie sind sehr viele Annahmen
zu treffen und mit Versuchen zu verifizieren. Die Annahmen betreffen z. B. die
Eigenspannungszustände des Druckstabes und des Anschlussblechs sowie die durch
das Schweißen zusätzlich eingebrachten Schweißeigenspannungen. Dabei ist zu klä-
ren, inwieweit der vorhandene Eigenspannungszustand durch die Schweißverbindun-
gen und die Schweißreihenfolge verändert wird. Auch sind durch die Fertigung wie-
tere Eigenspannungen möglich, die durch das Zusammenfügen und Montieren von
benachbarten Pfosten und Streben eingetragen werden. Darüber hinaus sind An-
nahmen für geometrische Ersatzimperfektionen und Fertigungstoleranzen anzusetzen.
6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit
ausgeschnittenen Knotenblechen
6.1 Vorbemerkungen
In Abschnitt 0 werden die Traglasten aus der FE Analyse mit Traglasten aus durchge-
führten Versuchen verglichen, um die Ergebnisse der Finite Element Methode zu
130 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
verifizieren. Die Versuche sind im Rahmen der Dissertation von Suppes [83] durch-
geführt und ausgewertet worden.
Die Bilder 6.2 bis 6.4 zeigen die Vergleichsspannungszustände von drei unterschied-
lichen Beispielknoten im Grenzzustand der Tragfähigkeit. In den roten Bereichen
sind die vorhandenen Vergleichsspannungen maximal und gleich der Streckgrenze.
Bei den drei aufgezeigten Beispielen ist erkennbar, dass sich diese Plastizierungen in
unterschiedlichen Bereichen des Fachwerkknotens einstellen. Das deutet darauf hin,
dass unterschiedliche Versagensmechanismen maßgebend werden.
Bei dem ersten Beispiel in Bild 6.2 ist zu erkennen, dass ein Versagen des Anschluss-
bereichs der Fachwerkdiagonalen im Knotenblech vorliegt. Bei einem Vergleich von
den dargestellten Spannungszuständen von Zuganschlüssen mit schräg abgeschnitte-
nen Anschlussblechen (Bild 5.17 rechts unten) und Bild 6.2 fällt auf, dass die plasti-
6.2 Grenztragfähigkeiten von symmetrischen Fachwerkknoten 131
zierten Bereiche annähernd die gleiche Form haben. Es liegt daher die Vermutung
nahe, dass ein ähnliches Tragverhalten von Zugstabanschlüssen mit schräg abge-
schnittenen Anschlussblechen und dem Anschlussbereich bei Fachwerkdiagonalen
vorliegt. Genauere Untersuchungen werden in Abschnitt 6.3.3 durchgeführt.
In Bild 6.3 ist ein Fachwerkknoten mit sehr flachen Diagonalen im Grenzzustand der
Tragfähigkeit dargestellt. Bei diesem Beispiel ergeben sich nicht nur plastizierte Be-
reiche im Knotenblech, sondern der Steg des Gurtstabes weist ebenfalls große Plasti-
zierungen auf. Im Gegensatz zu Bild 6.2 und Bild 6.4 stellt sich hier ein plastizierter
Bereich ein, der vertikal durch den Steg des Gurtstabes verläuft. Es handelt sich um
ein Schubversagen im vertikalen Schnitt, das in Abschnitt 6.3.5 genauer definiert
wird.
Bild 6.3 Ansicht eines Knotens mit flachen Diagonalen und Darstellung der
Vergleichsspannungen im Traglastzustand
In Bild 6.4 sind zwei Spannungszustände eines Fachwerkknotens mit steilen Diago-
nalen dargestellt. Der obere zeigt die Vergleichsspannungen bei einer Belastung von
ZD = 206 kN und der untere von ZD = 310 kN. Der obere Spannungsplot zeigt, dass
bereits bei einer Diagonalenkraft von 206 kN der Bereich zwischen den Ausschnitten
plastiziert. Diese plastischen Bereiche deuten auf ein Fließgelenk hin. Die Bean-
spruchungen können zwar noch gesteigert werden, der angesprochene Bereich kann
allerdings für den Lastabtrag keinen Beitrag mehr leisten. Die zusätzliche Bean-
spruchung muss ausschließlich über die äußeren Anschlussseiten aufgenommen
werden. In dem betrachteten Beispiel kann die Traglast noch um ca. 50 % gesteigert
werden. Der auftretende Versagensfall wird im Folgenden als Versagen des horizon-
talen Schnittes definiert, da im horizontalen Schnitt, der durch die Spalte verläuft, die
Grenztragfähigkeit erreicht wird. Dieser Versagensmechanismus wird in Abschnitt
6.3.4 als Schubversagen im horizontalen Schnitt näher untersucht.
132 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Bild 6.4 Ansicht des Knotens mit steilen Diagonalen und Darstellung der
Vergleichsspannungen in zwei Lastzuständen
6.3 Kraftfluss in symmetrischen Fachwerkknoten 133
6.3.1 Vorbemerkungen
In diesem Abschnitt werden das Tragverhalten und der Kraftfluss von symmetrischen
Fachwerkknoten untersucht und die auftretenden Trageffekte und Versagensmecha-
nismen aufgezeigt. Es wird dabei auf die Ergebnisse aus den Abschnitten 5.2 bis 5.4
für symmetrische und unsymmetrische Zugstabanschlüsse mit Anschlussblechen zu-
rückgegriffen. In Bild 6.5 ist eine Prinzipskizze des untersuchten Fachwerkknotens
dargestellt. Die Querschnitte der Diagonalstäbe sind HEA 160 und der Gurtstab ist
ein HEA 240. Die übrigen geometrischen Abmessungen des Knotenblechs sind eben-
falls in diesem Bild definiert. Die Systemlinien schneiden sich in einem Punkt, so
dass planmäßig keine Exzentrizitäten und Versatzmomente in den Fachwerkstäben
auftreten sollen. Der Knoten wird durch die Normalkräfte in den Diagonalen belastet.
Die veränderlichen Parameter sind in Bild 6.5 dargestellt. Es ist erkennbar, dass auf-
grund der vielen veränderlichen Abmessungen des Knotens und der verwendeten
Stabquerschnitte eine umfassende Darstellung der durchgeführten Parameterstudie
unübersichtlich wird und nicht zielführend ist. Daher wird das Tragverhalten von
symmetrischen Knoten an ausgewählten Fachwerkknoten vertieft.
Am ersten Beispiel soll exemplarisch verdeutlicht werden, wie die Kräfte durch den
Knoten verlaufen. Außerdem wird aufgezeigt, dass die Erkenntnisse aus den Ab-
schnitten 5.2 bis 5.4 für reine Zugstabanschlüsse auch für Fachwerkknoten übertragen
werden können und dass sich ein vergleichbarer Kraftfluss im Knotenblech einstellt.
In Bild 6.6 ist der Vergleichsspannungszustand eines typischen Fachwerkknotens dar-
gestellt. Der untersuchte Fachwerkknoten weist Diagonalenneigungen von α = 45 °
134 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
auf. Aufgrund der gewählten Neigung sind die beiden Anschlusslaschen für die Zug-
und die Druckdiagonale symmetrisch. Die Anschlusslänge der Diagonalen an das
Knotenblech beträgt Lw = 15 cm und die Blechdicke tb = 1 cm. Das Spaltmaß wird
mit a = 2 cm ausgeführt.
Aus dem Vergleichsspannungszustand in Bild 6.6 ist zu erkennen, dass die Knoten-
bleche im Bereich der Diagonalenanschlüsse die höchste Ausnutzung ausweisen und
dass sich in diesem Bereich offensichtlich der maßgebende Versagensmechanismus
einstellt. Bei einer Gegenüberstellung der Vergleichsspannungen mit dem schräg
abgeschnittenen Zugstabanschluss in Bild 5.17 zeigt sich ein ähnliches Spannungs-
bild. Aufgrund dieses Vergleichs liegt die Vermutung nahe, dass sich die Kraftflüsse
im direkten Anschlussbereich ähneln und vergleichbare Versagensmechanismen im
Anschlussbereich einstellen. Es ist außerdem in Bild 6.6 zu erkennen, dass sich eine
symmetrische Spannungsverteilung im Knotenblech ergibt. Das bedeutet, dass die
Diagonalenkraft symmetrisch in das Knotenblech eingeleitet wird.
Die nachfolgende Vorgehensweise bei der Untersuchung des Knotens entspricht dem
Kraftfluss von den Diagonalen in das Knotenblech und dem anschließenden
Kräfteaustausch im Knotenblech, sowie der Einleitung der horizontalen Differenz-
kraft in den Gurtstab. Dabei werden die Untersuchungen gemäß Tabelle 6.1 vorge-
nommen:
6.3 Kraftfluss in symmetrischen Fachwerkknoten 135
Gleichgewichtsbetrachtungen am Knotenblech
Die Normalkräfte in der Diagonalen werden zunächst von eben dieser Diagonalen an
das Knotenblech übertragen. In Bild 6.8 ist das Diagonalenende aus dem Fachwerk-
knoten herausgeschnitten. Aufgrund der Symmetrie wird nur die linke Hälfte darge-
stellt. Die Spannungsverläufe auf der linken Seite beziehen sich auf den vertikalen
Schnitt im Übergangsbereich von dem Knotenblech zur Diagonalen. Es ist offensicht-
lich, dass die Hauptbelastung des Schnittes die Schubbeanspruchung ist. Die Normal-
spannungen sind im mittleren Bereich als sehr gering anzusehen. Am oberen Ende er-
gibt sich eine Spannungsspitze. Auf dieses Phänomen wird bereits in Abschnitt 3.6
näher eingegangen.
Auf der rechten Seite in Bild 6.8 ist der Normalspannungsverlauf in der Symmetrie-
achse dargestellt. Der Verlauf zeigt im oberen Bereich des Anschlusses relativ große
Zugspannungen und im unteren Bereich geringe Druckspannungen. Die horizontalen
und vertikalen Zugspannungen überlagern sich bei der Vergleichsspannung positiv,
d.h. traglaststeigernd. Am unteren Ende ergeben sich Druckspannungen. Allerdings
sind die vertikalen Zugspannungen in diesem Bereich bereits stark reduziert, so dass
die negative Überlagerung in dem betrachteten Beispiel keine Bedeutung hat. Für den
Anschluss an das Knotenblech (Schnitt 9) sind die Spannungen über die ganze Länge
positiv, so dass hier keine negative Überlagerung der Normalspannung auftritt.
138 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
In Bild 6.9 wird die linke Diagonale mit den Anschlusslaschen durch die Schnitte 1
und 2 entsprechend Bild 6.7 gedanklich vom restlichen Fachwerkknoten getrennt. An
den gedanklichen Schnitten werden die resultierenden Kräfte mit ihrer Exzentrizität e
und dem Neigungswinkel β angetragen. Es wird sichtbar, dass die Resultierenden in
den Anschlussbereichen gleich groß sind und nicht parallel zur Systemlinie verlaufen.
Die Wirkungslinien weisen einen Winkel zur Systemlinie der Diagonalen von β0,1 =
β0,2 = 24,4 ° auf. Außerdem ist erkennbar, dass die Resultierenden nicht durch die
Mitte der Schnitte 1 und 2 verlaufen, sondern eine Exzentrizität von e = 1,7 cm zur
Systemlinie hin aufweisen. Bei der Betrachtung der Beanspruchungen als Schnittgrö-
ßen ergeben sich Ni, Vi und Mi. Der Index i bezeichnet bei dieser Angabe den be-
trachteten Schnitt.
6.3 Kraftfluss in symmetrischen Fachwerkknoten 139
Der Anschluss der Druckdiagonalen kann in gleicher Weise aus dem Fachwerkknoten
ausgeschnitten und untersucht werden. Zwar ist die Belastung in diesem Fall eine
Druckkraft, es stellt sich jedoch annähernd der gleiche Kraftfluss ein wie auf der
linken Seite.
Gleichgewichtsbetrachtungen am Knotenblech,
Der Anschluss der Druckdiagonalen kann in gleicher Weise vom Knotenblech gelöst
werden und an den Kanten der Schnitte 1 bis 4 können die Beanspruchungen am
restlichen Knotenblech angetragen werden. Die Erkenntnis, dass sich ein vergleichba-
rer Kraftfluss in den Anschlussbereichen einstellt, wie in Abschnitt 5.3 ausgeführt,
kann auch auf der rechten Seite des Knotens gezeigt werden, siehe Tabelle 6.2. In den
Bild 6.10 bis Bild 6.12 ist das restliche Knotenblech dargestellt, das zusätzlich im
Schnitt 5 nochmals geteilt wird. Um die Beanspruchungen aus den Gleichgewichts-
betrachtungen in Bild 6.10 mit denen aus der Finite Elemente Untersuchung in
Tabelle 6.2 gegenüberzustellen, werden in den Schnitten 1 bis 4 die Schnittgrößen Ni,
Vi und Mi verwendet. Die Schnittgrößen in den Schnitten 5 und 6 können bestimmt
werden. Diese Betrachtung entspricht auch der Vorgehensweise des Modells nach
Suppes et al. nach [83] und [55], siehe Abschnitt 2.3.3.
140 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Der Schnitt 6 trennt das Knotenblech knapp oberhalb des Gurtstabflansches. Die dort
auftretenden Spannungen stellen einerseits die Belastungen des Gurtstabes aus dem
Knotenblech dar und sind gleichzeitig von der dort vorhandenen Schweißnaht zu
übertragen. Bei den unterhalb dargestellten Verläufen entlang des Schnitts sind große
Schwankungen zu beobachten. Der Schubspannungsverlauf τxz(x) zeigt zwei Berei-
che, bei denen die Schubspannung bis auf τRd = 12,6 kN/cm² ansteigen. Diese
6.3 Kraftfluss in symmetrischen Fachwerkknoten 141
Bereiche liegen an den Stellen, an denen das Knotenblech die geringste Höhe infolge
der Ausschnitte aufweist. In den übrigen Bereichen liegt die Schubspannung relativ
konstant zwischen 5 - 7 kN/cm² und nimmt zu den Enden hin ab. Die Schubspannun-
gen zeigen einen symmetrischen Verlauf bezogen auf den Mittelpunkt. Der Normal-
spannungsverlauf ist sprunghafter als der Schubspannungsverlauf. Die Spannungen
wech-seln mehrmals zwischen Zug- und Druckspannungen. Der Verlauf ist punkt-
symmetrisch zum Mittelpunkt des Schnittes.
Bei einem Vergleich der Spannungsverläufe mit denen in Abschnitt 1.4.4 im elasti-
schen bzw. mit denen in Abschnitt 1.4.5 im plastischen Zustand zeigen sich keine
Übereinstimmungen. Um diesen Spannungsverlauf zu verstehen, wird bei der Analy-
se der Spannungsverläufe die Gleichgewichtsbetrachtung, die in Bild 6.10 erfolgt,
herangezogen. Dabei fällt auf, dass durch die Schnitte 2, 4 und 5 jeweils horizontale,
nach links gerichtete Kräfte, positive Biegemomente und Normalkräfte übertragen
werden. Die sich einstellende Normalkraft in Schnitt 5 ist gegenüber den übrigen
Schnittgrößen relativ klein und wird aus diesem Grund nicht weiter betrachtet. Die
Form des unteren frei geschnittenen Knotenblechs ist mit L = 80,9 cm sehr breit und
die Höhe bis zum Schnitt 5 beträgt 15,4 cm. Hinzu kommt, dass die Höhe des Blechs
durch den Spalt weiter reduziert wird. Die eingeleiteten Beanspruchungen aus den
Anschlussbereichen und dem oberen Teil des Knotenblechs können sich nicht zu
einer homogenen Spannungsverteilung zusammenschließen und einen homogenen
elastischen oder plastischen Spannungsverlauf bilden, wie in Abschnitt 1.4 darge-
stellt. Berücksichtigt man diese Erkenntnis, so ist eine Aufteilung der Spannungsver-
läufe in drei einzelne Bereiche zweckmäßiger.
Bild 6.12 Spannungen und Schnittgrößen in den drei Bereichen von Schnitt 6
6.3 Kraftfluss in symmetrischen Fachwerkknoten 143
Es fällt dabei auf, dass sich in allen drei Bereichen positive Biegemomente ergeben,
wobei das Biegemoment des Gesamtschnitts allerdings negativ ist, siehe Bild 6.11.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass im mittleren Abschnitt eine nur sehr kleine
Normalkraft übertragen wird und die Normalkräfte in den äußeren Bereichen kleiner
sind als die durch die Schnitte 2 und 4 eingebrachten Beanspruchungen. Die Ab-
nahme beträgt auf der linken Seite ca. 25 % und auf der rechten Seite ca. 27%. Das
heißt, dass diese Differenz von den äußeren Abschnitten an den mittleren Bereich
übertragen wird und die vertikalen Schnitte 7 und 8 somit durch Schubspannungen
beansprucht werden.
In Bild 6.13 ist der linke Bereich aus dem Knotenblech herausgelöst und es sind an
den Schnittkanten die Beanspruchungen angetragen. Auf der rechten Seite werden die
Schnittgrößen angegeben, die sich mit Hilfe der Gleichgewichtsbedingungen ergeben.
Der Schnitt 7 wird hauptsächlich auf Schub belastet. Die vorhandene Schubkraft
beträgt ca. 82 % der plastischen Grenzschubkraft des Schnittes. Die Beanspruchun-
gen aus Normalkraft und Biegemoment sind eher gering und spielen daher nur eine
untergeordnete Rolle.
Für den Fall, dass Schnitt 7 sehr klein wird, das ist der Fall wenn die Ausnehmung für
die Diagonale fast bis zum Gurt des Fachwerkträgers reicht, wird die gezeigte Inter-
aktion der drei Bereiche immer kleiner und jeder Bereich leitet seine Schnittgrößen
separat in das Gurtprofil ein. Wenn Schnitt 7 hingegen sehr groß wird, können die
vertikalen Kräfte über diesen Schnitt übertragen werden. Für den horizontalen Schnitt
6 hat dieser Sachverhalt zur Folge, dass sich im Extremfall ein homogener Span-
nungszustand entsprechend Abschnitt 1.4.4 einstellt, der mit der Modellannahme in
144 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Für eine genaue Betrachtung der Beanspruchungen im Gurtstab wird das Stegblech
im Knotenblechbereich herausgelöst und die Beanspruchungen an den geschnittenen
Rändern angetragen.
Die Schnitte 9 und 10 sind jeweils im Abstand von 1 cm von der Gurtmittellinie ge-
führt. Analog zum Knotenblech kann dabei das Stegblech auch in drei einzelne Ab-
schnitte eingeteilt werden, indem die Schnitte 7 und 8 bis zum unteren Flansch des
Stegblechs verlängert werden. In Bild 6.14 sind die drei Stegblechteile mit den jewei-
ligen Beanspruchungen dargestellt. Unterhalb des Bildes sind die Spannungen an den
Rändern der drei einzelnen Stegbleche zu Schnittgrößen zusammengefasst und ange-
geben. Aus den auftretenden Schnittgrößen ist ersichtlich, dass der Gurtstabsteg einen
großen Beitrag zur Lastumordnung im Fachwerkknoten leistet. Er transportiert die
horizontale Beanspruchung des Gurtes in den unteren Flansch (siehe Querkräfte in
Schnitt 10) und wirkt auch beim Ausgleich der vertikalen Beanspruchungen zwischen
den Diagonalen mit (siehe N9,l und N9,r). Denn gerade in den äußeren Anschlussseiten
wird aufgrund des aufgezeigten Kraftflusses eine größere vertikale Kraftkomponente
in den Knoten eingeleitet. Das Knotenblech, gerade im Bereich der Ausschnitte, ist
nicht dazu in der Lage diesen Ausgleich zu bewirken, so dass der Steg des Gurtstabes
ebenfalls genutzt werden muss.
An dem beispielhaften Fachwerkknoten aus Bild 6.6 ist durch die resultierenden
Kräfte in den Schnitten, nach Bild 6.7, der sich einstellende Kraftfluss erläutert
worden. In Bild 6.15 ist zusammenfassend der komplette Knoten dargestellt. An den
Schnitten sind die Einzelteile des Knotenblechs und des Stegblechs des Gurtstabes
von einander getrennt und die resultierenden Schnittkräfte angetragen. Bei den
Schnitten 5 und 6 Mitte sind die Schnittgrößen dargestellt, da sich die Beanspruchung
fast ausschließlich aus einer Querkraft und einem Biegemoment zusammensetzt. Eine
resultierende Kraft würde eine extrem große Exzentrizität aufweisen, so dass es in
dem Bild nicht darstellbar wäre und auch keinen Sinn ergäbe.
In Bild 6.15 ist zu erkennen, dass sich in der Knotenblechmitte und in dem mittleren
Bereich des Stegblechs vom Gurtstab aus eine überwiegende Schubbeanspruchung
einstellt und dass in den außen liegenden Teilen eher eine Normalkraftbeanspruchung
vorliegt. Der Knoten bildet ein so genanntes Schubfeld aus, bei dem die Außenkanten
die Schubspannungen in der Mitte bewirken. Deshalb ist auch ersichtlich, warum in
den seitlichen Anschlussbereichen die Kräfte R1 bis R4 nicht parallel zu den System-
linien verlaufen. Außerdem ist in diesem Beispiel zu erkennen, dass im Schnitt 7 der
kleine Restquerschnitt des Knotenblechs infolge des Ausschnitts zwar einen Teil der
Kraft R2 in den mittleren Knotenbereich überträgt, der größere Teil dieser Kraft aber
über Stegblech des Gurtstabes von den äußeren in den mittleren Bereich übertragen
wird.
146 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Bild 6.6 gibt zu erkennen, dass große Teile der Anschlussbereiche im Knotenblech im
Grenzzustand der Tragfähigkeit plastiziert sind. In dem übrigen Knoten fallen keine
weiteren Bereiche auf, bei denen die Vergleichsspannung σv die Streckgrenze fyd
erreicht. Das lässt den Schluss zu, dass die maximale Traglast des Anschlussbereichs
gleichzeitig die maximale Traglast des gesamten Knotens ist. In Kapitel 5 wird auf
6.3 Kraftfluss in symmetrischen Fachwerkknoten 147
Bild 6.16 zeigt, wie die Zugdiagonale mit dem angrenzenden Knotenblech in den
Schnitten 1 und 2 vom restlichen Knoten getrennt wird.
Wie in Abschnitt 5.3 für die Zugstabanschlüsse mit schräg abgeschnittenen Blechen
aufgezeigt wird, ergeben sich resultierende Kräfte in beiden Anschlussseiten, die
nicht parallel zur Systemlinie verlaufen. Die Schnittgrößen in den Schnitten 1 und 2
können allerdings nicht direkt mit den Diagrammen zum Kraftfluss in Bild 5.20
verglichen werden. Für einen Vergleich werden in Bild 6.16 die Anschlussbereiche
nach unten ergänzt, so dass ein Zugstabanschluss mit schräg abgeschnittenen
Anschlussblechen entsprechend Abschnitt 5.3 entsteht. Durch Transformation können
die Beanspruchungen der Schnitte 1 und 2 im horizontalen Ausgangsschnitt
berechnet werden. Es ergibt sich auf beiden Seiten eine Exzentrizität von e0 = 4,4 cm
und ein Neigungswinkel von β0 = 24,4°. Vergleicht man die ermittelte Exzentrizität
und den Neigungswinkel mit den Diagrammen in Bild 5.20 für den Zuganschluss mit
schrägen Diagonalen, so zeigt sich, dass sich der gleiche Kraftfluss wie bei den
Zugstäben mit schräg abgeschnittenem Anschlussblech einstellt.
In Bild 6.17 sind die Spannungen der Schnitte 1 und 2 für den Fachwerkknoten wie in
Bild 6.5 dargestellt. Die Anschlusslänge beträgt wiederum Lw = 15 cm, das Spaltmaß
a = 2 cm und der senkrechte Abstand u = 3 cm. Die Diagonalenneigung beträgt in
diesem Beispiel α = 30°. Neben den Spannungsverläufen in den Schnitten 1 und 2
sind die aufintegrierten Schnittgrößen in diesen Schnitten sowie die Transformation
auf den virtuellen Ausgangsschnitt, der senkrecht auf der Systemlinie steht,
angegeben. Die Vorgehensweise entspricht der zu Bild 6.16. Es ist erkennbar, dass
die Kraftresultierende in den Anschlussseite wie im Beispiel in Bild 6.16 nicht
parallel zu der Systemlinie verläuft und eine Exzentrizität e aufweist. Die beiden
Anschlussbereiche sind aufgrund des Winkels von α = 30 ° nicht gleich. Das obere
Anschlussblech ist deutlich schmaler als das untere. Die Kraftresultierende in beiden
148 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Blechen und der sich einstellende Winkel zur Systemlinie sind ungefähr gleich groß.
Aufgrund des unsymmetrischen Anschlussbereichs ist die untere Anschlussseite
tragfähiger als die obere und ist in der Lage, noch eine kleine Lasterhöhung von ca.
11 kN aufzunehmen. Auch für dieses Beispiel sind die Erkenntnisse aus den
Abschnitten 5.3 für Anschlüsse mit schräg abgeschnittenem Blech und Abschnitt 5.4
für Anschlüsse mit unsymmetrischem Blech direkt übertragbar.
Bild 6.17 Anschluss der Zugdiagonale mit einem Neigungswinkel von α = 30° mit
zugehörigen Spannungsverläufen in Schnitt 1 und 2
Vergleicht man die maximale Traglast von Zd = 372 kN mit der in Bild 5.19 darge-
stellten Traglast für schräg abgeschnittene Anschlussbleche und den sich einstellen-
den Kraftfluss mit Bild 5.20, so ist eine sehr evidente Übereinstimmung von Traglast
und Kraftfluss zu erkennen. Um diese Erkenntnis zu vertiefen, werden für verschie-
dene Fachwerkknoten mit unterschiedlicher Neigung der Diagonalen α der Kraftfluss
im Ausgangsschnitt nach Abschnitt 5.3 aufgetragen und mit dem von schräg abge-
schnittenen Zugstabanschlüssen verglichen. Die Ergebnisse sind in Bild 6.18 darge-
stellt. Aufgrund der unterschiedlichen Diagonalenneigungen ergeben sich auch je-
weils unterschiedliche Anschlussgeometrien. Für unsymmetrische Zugstabanschlüsse
gilt gemäß Abschnitt 5.4, dass der Anschlussbereich den Kraftfluss bestimmt, der die
kleinere Tragfähigkeit aufweist. Für die untersuchten symmetrischen Fachwerkkno-
ten ist bei gleicher Anschlusslänge bis zu einem Winkel α < 45 ° der obere Bereich
(Schnitt 1 bzw. Schnitt 3) maßgebend und darüber hinaus der untere Anschlussbe-
reich (Schnitt 2 bzw. Schnitt 4). Es ist erkennbar, dass die bezogenen Exzentrizitäten
150 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
auch gleichzeitig den Grenzzustand der Tragfähigkeit des Knotens aus der FEM-Be-
rechnung dar.
In Bild 6.19 oben ist ebenfalls zu erkennen, dass die Vergleichsspannung σv im Kno-
tenblech an den Spalten zwischen der Diagonalen und dem Knotenblech bereits die
Streckgrenze erreicht hat und dass sich in diesem horizontalen Schnitt zwischen den
Ausschnitten (Schnitt 5, gemäß Bild 6.6) plastische Bereiche ausbilden. Daher ist in
diesem Schnitt keine weitere Laststeigerung möglich. In den übrigen Bereichen des
Fachwerkknotens sind die Spannungen noch deutlich unterhalb der Streckgrenze.
Bild 6.19 Ansicht des Knotens mit steilen Diagonalen mit Vergleichsspannungen
aus zwei Belastungszuständen
152 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Aus den beiden erläuterten Spannungszuständen in Bild 6.19 wird deutlich, dass bei
Diagonalenkräften von ZD = DD = 206 kN die Querschnittstragfähigkeit im Schnitt 5
bereits voll ausgenutzt ist. Der Knoten hat seine maximale Traglast allerdings noch
nicht erreicht. In dem angeführten Schnitt 5 stellt sich ein plastisches Gelenk ein, so
dass die zusätzlichen Beanspruchungen von den äußeren Anschlussseiten aufgenom-
men werden müssen.
In Bild 6.20 ist ein horizontaler Schnitt dargestellt, der durch das Knotenblech mit
den Schnitten 2, 4 und 5 verläuft. An den Schnittkanten sind die angreifenden
Schnittgrößen in positiv wirkender Richtung angetragen. Tabelle 6.3 zeigt die Bean-
spruchungen in den Schnitten für beide Lastzustände. Aus den Schnittgrößen in
Schnitt 5 ist erkennbar, dass bereits bei Diagonalenkräften von Z = D = 206 kN die
6.3 Kraftfluss in symmetrischen Fachwerkknoten 153
Der sich einstellende Kraftfluss im Grenzzustand der Tragfähigkeit kann mit Hilfe
der Schnittgrößen in den horizontalen Schnitten überprüft werden. Im Schnitt 5 sind
nur kleine Änderungen der Schnittgrößen resultierend aus der Laststeigerung erkenn-
bar. Die Querkraft steigt um ca. 3 % und die übrigen Schnittgrößen werden kleiner
bzw. verschwinden ganz. Für eine Nachweisführung stellt sich fast ausschließlich
eine Querkraftbeanspruchung ein. Bei den äußeren Schnitten steigen Normalkräfte
und Querkräfte, die Biegemomente werden allerdings kleiner und haben für den
Nachweis der Querschnittstragfähigkeit im horizontalen Schnitt nur noch einen zu
vernachlässigenden Einfluss. Es stellen sich große plastische Bereiche ein, siehe
Bild 6.19, bis der Grenzzustand der Tragfähigkeit erreicht und eine Laststeigerung
nicht mehr möglich ist.
In Bild 6.21 wird die Ansicht eines Fachwerkknotens mit flachen Diagonalen dar-
gestellt. Bei den verwendeten Walzprofilen handelt es sich um die gleichen Profile,
wie in Bild 6.5 angegeben. Die Einbindelänge beträgt Lw = 200 mm und die Blech-
dicke des Knotenblechs tb = 15 mm. Der Neigungswinkel α ist mit 30° sehr flach. In
der Ansicht sind die Vergleichsspannungen im Grenzzustand der Tragfähigkeit
dargestellt. Es sind ebenso wie bei den vorangegangenen Beispielen große Bereiche
zu erkennen, in denen die Streckgrenze erreicht ist und sie plastizieren (siehe rote
Bereiche). Diese Fließzonen konzentrieren sich bei dem betrachteten Beispiel ober-
halb und unterhalb der Spalte. Im Stegblech des Gurtstabes ist über die gesamte Höhe
die Streckgrenze erreicht und auch oberhalb vom Spalt haben sich große plastische
Bereiche im Knotenblech gebildet. Daraus ist zu erkennen, dass eine Laststeigerung
nicht mehr möglich ist, denn diese Kräfte können durch die vertikalen Schnitte im
Bereich der Spalte nicht mehr übertragen werden.
Bild 6.21 Ansicht eines Knotens mit flachen Diagonalen und Darstellung der
Vergleichsspannungen im Traglastzustand
Im Hinblick auf die Verbindung zwischen Knotenblech und Gurtstab ist in Bild 6.21
zu erkennen, dass die Spannungen in den beiden äußeren Bereichen sehr groß und im
mittleren Bereich zwischen den Tiefpunkten der Ausschnitte nur halb so groß sind.
Die Schweißnähte zwischen Knotenblech und Gurtstab sind so auszulegen, dass sie
6.3 Kraftfluss in symmetrischen Fachwerkknoten 155
Der Versuchsaufbau wird in [83] näher erläutert. Bild 6.22 ist zu entnehmen, dass,
statt eines einzelnen Knotens, der Versuchskörper aus einem Teil eines auflagernahen
Fachwerks besteht. Die Belastung wird als vertikale Kraft am Ende des Fachwerks
durch eine nach oben gerichtete Kraft aufgebracht. Der dabei zu untersuchende Kno-
ten ist der erste Untergurtknoten. Der Versuchsaufbau des N-Knotens wird analog
ausgeführt und ebenfalls in [83] ausführlich beschrieben.
Bild 6.23 Knotenbleche mit Abmessungen der Versuche 1 und 2, aus [83]
Das Knotenblech des untersuchten K-Knotens ist in Bild 6.24 abgebildet. Die Diago-
nalen haben wie bei dem N-Knoten eine Diagonalenneigung von α = 45 °. Alle wei-
teren Knotenblechabmessungen werden ebenfalls in Bild 6.24 angegeben.
Bei dem K-Knoten werden für jedes Diagonalenprofil ein symmetrischer Fachwerk-
knoten berechnet. Die Abweichung der einzelnen Berechnungen zum Versuch kann
ebenfalls als gering angesehen werden.
160 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Tabelle 6.5 Vergleich der Traglasten aus der FEM-Berechnung mit den
Versuchsergebnissen aus [83]
Prozentuale
Versuchs- Diagonalen- Lw fy fu ZFE Zversuch
Abweichung
Nr. profil
[cm] [kN/cm²] [kN/cm²] [kN] [kN] [%]
1 HEA 100 12 29 38,2 522,4 550 -5,0
2 HEA 100 12 36,4 45,6 582,4 620 -6,1
3a HEA 120 14,4 28,1 40,1 614,8 593,9 3,5
3b HEM 100 14,4 28,1 40,1 610,4 593,9 2,8
In Tabelle 6.5 werden die berechneten Traglasten denen aus dem Versuch gegenüber-
gestellt. Die Traglasten aus den N-Knoten werden [83] direkt entnommen. Die Trag-
lasten bei dem K-Knoten werden über die eingeleitete Vertikallast mit Hilfe der Dia-
gonalenneigung α berechnet. Es werden dabei reibungsfreie Gelenke angenommen,
die bereits bei der Systemmodellierung, siehe Kapitel 3, berücksichtigt werden. Die
maximale Differenz von FEM-Berechnung zur Traglast im Versuch beträgt auf der
unsicheren Seite lediglich 3,5 % und auf der sicheren Seite maximal 6,1 %. Daraus
lässt sich eine gute Übereinstimmung der FE Berechnung mit den Versuchen
ableiten. Die berechneten Traglasten mit dem FE Modell können für eine
Modellentwicklung als genaue Lösung angesehen werden.
Bild 6.25 Vergleich von Versuchsversagen aus [83] und FEM Berechnung im
Grenzzustand der Tragfähigkeit des Versuchs Nr. 2
6.5 Stabilität von auf Druck beanspruchten Fachwerkstreben 161
Für den Versuch Nr. 2 wird in Bild 6.25 der tatsächlich aufgetretene Versagensfall
mit dem Vergleichsspannungszustand der FEM-Berechnung im Grenzzustand der
Tragfähigkeit gegenübergestellt. Auf der linken Seite ist erkennbar, dass die
Zugdiagonale mit Teilen des Knotenblechs vom restlichen Knotenblech abgerissen
ist. Auf der rechten Seite ist der Vergleichsspannungszustand der Finite Elemente
Berechnung dargestellt. In den Anschlussbereichen zeigen sich große plastizierte
Bereiche. Vergleicht man den gerissenen Zustand aus dem Versuch mit der FEM-
Berechnung, so ist erkennbar, dass auf beiden Seiten ein so genannter schräger
Schnitt maßgebend wird. Das maßgebende Versagen ist in beiden Fällen gleich, so
dass diese Tatsache neben den guten Übereinstimmungen der Traglasten auf eine
gute Abbildung der realen Konstruktion durch die FEM schließen lässt.
Abschätzung, so dass diese Abschätzung auf der sicheren Seite liegt. Es stellt sich die
Frage, ob das für samtliche Fachwerkdruckdiagonalen diese Abschätzung auf der
sicheren Seite liegt. Und wenn das nicht der Fall ist, wie eine genaue Abschätzung
der Stabilitätsgefahr erfolgen kann. Dafür ist es zunächst erforderlich, den Einfluss
von verschiedenen geometrischen Parametern auf die Verzweigungslast der
Fachwerkdruckstrebe zu kennen und die sich einstellenden Stabilitätsfälle zu
definieren.
Aufbauend auf die Erkenntnisse von Abschnitt 6.5.1 sollen die Einflüsse der ver-
schiedenen Knotenblechparameter auf die Verzweigungslast des bisher betrachteten
Systems geklärt werden. Aus diesem Grund werden nachfolgend verschiedene Ab-
messungen einzeln variiert, um die Auswirkung auf den Eigenwert getrennt erfassen
zu können. Die übrigen Parameter entsprechen denen von Bild 4.2.
zu den Verzweigungslasten NKi, die sich mit der FEM ergeben, ist in Bild 6.27 die
Verzweigungslast für einen beidseitig gelenkig gelagerten Druckstab als gestrichelte
Linie angegeben, um eine bessere Einschätzung der vorhandenen Stabilitätsgefahr zu
erhalten. Die Knicklänge ist dabei gleich der Systemlänge der Diagonalen (Lsys). Es
ist erkennbar, dass alle Kurven einen qualitativ ähnlichen Verlauf haben und oberhalb
des Eulerfalls II verlaufen. Die zugehörige Eigenform zeigt in allen Fällen das Aus-
knicken des Fachwerkdruckstabes.
In einer weiteren Parameterstudie wird der Einfluss des vertikalen Abstands q (siehe
Bild 3.8) auf die Verzweigungslast NKi geklärt. Die Untersuchungen werden an dem
bereits bekannten beispielhaften Fachwerkträger gemäß Bild 3.8 und Bild 6.26 durch-
geführt. Die Diagonalenneigung α ist bei diesen Untersuchungen konstant 45 °. In
Bild 6.28 sind die mit der FEM berechneten Verzweigungslasten für verschiedene
Knotenblechdicken aufgetragen. Auffällig ist bei einem Vergleich mit den Druck-
stäben in Abschnitt 5.6 (Bild 5.47), dass die Verläufe qualitativ sehr ähnlich verlau-
fen. Die Verzweigungslasten sind für kleine vertikale Abstände annähernd konstant.
Mit steigendem Abstand q nehmen die Verzweigungslasten stark ab und verflachen
bei großen Abständen. Vergleicht man die Eigenwerte mit dem eines beidseitig
gelenkig gelagerten Druckstabes, so ist zu erkennen, dass für kleine Abstände q die
sich einstellende Verzweigungslast annähernd konstant bleibt und sich oberhalb des
einfachen Druckstabes einstellt. Bei steigendem Abstand q sinkt der Eigenwert in Ab-
hängigkeit der Knotenblechdicke zum Teil stark ab und kreuzt je nach Blechdicke bei
unterschiedlichen Abständen q die Gerade des Eulerfalls II. Für die Konstruktion von
Fachwerkknoten kann daraus die Erkenntnis abgeleitet werden, den Abstand q so
gering wie möglich zu wählen, um die Stabilitätsgefahr der druckbeanspruchten Stre-
be zu minimieren. Als Anhaltswert ergibt sich aus Bild 6.28 folgende Bedingung in
6.5 Stabilität von auf Druck beanspruchten Fachwerkstreben 165
Anlehnung an Gl. (5.12) um mit der Abschätzung des Eulerstabs auf der sicheren Sei-
te zu liegen:
q
≤5 (6.1)
t 2b
Bild 6.28 Erster Eigenwert des Gesamtsystems in Abhängigkeit von dem vertikalen
Abstand q
Neben dem vertikalen Abstand q und der Dicke des Knotenblechs tb hat auch die
Höhe des Fachwerkträgers H einen entscheidenden Einfluss auf die Stabilität von ge-
drückten Fachwerkstreben. In Bild 6.29 sind die Verzweigungslasten NKi für das in
Bild 3.8 dargestellte Fachwerk abgebildet. Im Gegensatz zu den bisher untersuchten
Systemen wird die Höhe des Fachwerkträgers variiert und für verschiedene Knoten-
blechdicken untersucht. Der ausgewählte Bereich der Höhen ist so gewählt, dass er
den baupraktischen Bereich in etwa abdeckt. Als Anhaltswert dafür beträgt die bezo-
gene Schlankheit bezogen auf den Eulerfall II λ K = 0,56 bei H = 150 cm und bei
H = 500 cm erhält man λ K = 1,88 . Alle Kurven haben einen qualitativ ähnlichen Ver-
lauf. Einzige Ausnahme sind die Verzweigungslasten mit einer Blechdicke von
tb = 0,5 cm. Diese weichen für sämtliche Berechnungen stark von den übrigen Kur-
ven ab und befinden sich unterhalb des Eulerfalls II.. Es ist erkennbar, dass die übri-
gen Kurven ähnlich verlaufen, wie die des Eulerstabs. Lediglich für kleine Stablän-
gen ergeben sich geringere Eigenwerte, da sich für kleine Stablängen ein horizontales
Niveau ausbildet, wie es sich in Abschnitt 5.6.3 für Druckstabanschlüsse ergibt. Die-
ses Phänomen stellt sich bei dünnen Blechdicken eher ein als für dickere Bleche. Bei
einer veränderten Anschlussblechgeometrie, z.B. durch veränderte Anschlusslängen
Lw, ergeben sich die gleichen dargelegten Zusammenhänge.
166 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
In Tabelle 6.7 werden die Verzweigungslasten und die daraus resultierenden bezoge-
nen Schlankheiten aus Bild 6.29 aufgelistet und die Abweichungen des beidseitig ge-
lenkig gelagerten Druckstabes zur genauen FEM-Berechnung berechnet. Bei den grau
hinterlegten Feldern ergibt sich mit der FEM eine kleinere Verzweigungslast als mit
dem Eulerstab. Bei diesen Fällen wäre eine Abschätzung als beidseitig gelenkig gela-
gerter Druckstab auf der unsicheren Seite. Bei dicken Blechen tb > 1,5 cm sind alle
errechneten Eigenwerte auf der sicheren Seite. Bei dünneren Knotenblechen
t b ≤ 1,5cm ergeben sich Verzweigungslasten die zum Teil auf der unsicheren Seite
liegen. Die Abschätzung mit dem Eulerstab unterschätzt bei tb = 1,5 cm lediglich ein-
mal tatsächliche Stabilitätsgefahr (H = 150cm). Bei dünneren Blechen verschiebt sich
die Grenze, so dass bei tb = 1,0 cm bereits unterhalb H = 250 cm die Verzweigungs-
lasten auf der unsicheren Seite liegen und bei tb = 0,5 cm sind alle Verzweigungslas-
ten unterhalb der Eulerhyperbel. Aus dieser Betrachtung ist erkennbar, dass neben
einer Knotenblechdicke auch die Diagonalenlänge bzw. die Stabschlankheit eine
wichtige Rolle spielt für die sich einstellende Stabilitätsgefahr.
6.5 Stabilität von auf Druck beanspruchten Fachwerkstreben 167
Das horizontale Niveau der Kurven in Bild 6.29 bei kleinen Stablängen bzw. bei ge-
ringeren Schlankheitsgraden ergibt sich durch einen weiteren Stabilitätsfall. Es han-
delt sich dabei um das seitliche Ausweichen des Knotenblechs im oberen Bereich
des Druckstabanschlusses (Bild 6.30). Es ist erkennbar, dass für kleine Stablängen
nicht das Ausknicken des Gesamtstabes, sondern das örtliche Stabilitätsversagen des
Anschlussbereichs maßgebend wird. Als charakteristische Eigenschaft weicht im
Fachwerkknoten der obere Anschlussbereich der Druckdiagonalen seitlich aus.
168 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Dieses Versagen wird bei den grau hinterlegten Feldern in Tabelle 6.7 maßgebend
und führt zu den sich ausbildenden horizontalen Niveaus in Bild 6.29. Das bedeutet,
dass in diesen Fällen eine Änderung der Stablänge zwar den Stab verstärkt, diese zu-
sätzliche Steifigkeit keine Stützung für das versagende Knotenblech bewirkt. Bei
einem örtlichen Versagen des Anschlussbereichs liegen die Werte mit dem beidseitig
gelenkig gelagerten Druckstab bis zu 70 % auf der unsicheren Seite (tb = 0,5 cm –
H = 150 cm), so dass ein örtliches Stabilitätsversagen im Knoten zu vermeiden ist.
Daher kann empfohlen werden, neben einer Mindestdicke von tb = 1,25 cm auch
einen Schlankheitsgrad λ K ≥ 0,8 einzuhalten.
Tabelle 6.8 Vergleich der Steifigkeiten von Knotenblech im Ausgangsschnitt zum Stab
In einer weiteren Untersuchung wird der Einfluss der Stegblechdicke tsD auf die Ver-
zweigungslast NKi der Fachwerkstrebe analysiert. An dem beispielhaften Fachwerk-
träger wird im Folgenden ausschließlich die Stegblechdicke der Fachwerkdiagonalen
variiert. Die übrigen Parameter bleiben konstant und können wiederum Bild 3.8 ent-
nommen werden. In Bild 6.31 sind für verschiedene Knotenblechdicken tb die Ver-
zweigungslasten aufgetragen.
Es ist erkennbar, dass für dünne Stegbleche tsD < 0,3 cm die Verzweigungslast unab-
hängig von der Knotenblechdicke ist, da alle Kurven kongruent verlaufen. Ab einer
Dicke von tsD > 0,3 cm ergeben sich für die dickeren Knotenbleche größere Verzwei-
gungslasten, die aber annähernd horizontal verlaufen und daher unabhängig von der
Stegblechdicke sind. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Verzweigungslast bis
zu einem bestimmten Wert in hohem Maße von der Stegblechdicke der Fachwerkdia-
gonalen abhängt. Darüber hinaus ist der Einfluss auf die Stabilität sehr gering. Als
das Grenzverhältnis von Stegdicke des Druckstabes zu Knotenblechdicke kann in die-
sem Fall tsD = 0,3 mm angenommen werden.
170 6 Tragverhalten von Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Die Ursache für die Abhängigkeit der Verzweigungslasten von der Stegblechdicke tsD
ist, dass infolge der Zwängungsdruckspannungen ein Beulen des Stegblechs eintritt.
Bild 6.32 zeigt dieses Versagen im Bereich des Anschlusses. Da dieser Versagensfall
für das vorliegende Beispiel bis zu einer Dicke von 3 mm aufgetreten ist und darüber
hinaus keinen Einfluss hatte, ist dieser Stabilitätsfall für die baupraktischen Anwen-
dungen mit Profilen aus den Reihen HEA, HEB und HEM nicht bemessungsrelevant.
7.1 Vorbemerkungen
Das nachfolgende Bemessungsmodell stützt sich auf die in Kapitel 5 gewonnenen Er-
gebnisse mit der FEM-Analyse. Es kann für Stabanschlüsse von Stäben mit I-
Querschnitten der Querschnittsklasse QK 1 gemäß DIN EN 1993-1-1 [13] verwendet
werden. Die zu verwendenden Stahlgüten sind in Tabelle 1.1 aufgelistet. Die
wichtigsten Erkenntnisse aus den Untersuchungen bestehen darin, dass sieben
verschiedene Versagensmechanismen auftreten können, dass der sich einstellende
Kraftfluss im Anschlussbereich abhängig ist von den Versagensmechanismen und
dass die Versagensarten bzw. der Kraftfluss im wesentlichen Maße durch die
Geometrie des Anschlusses bestimmt wird.
Bild 7.1 zeigt eine Zusammenstellung der auftretenden Versagensarten. Auf dieser
Grundlage wird im Folgenden der Kraftfluss festgelegt und anschließend eine Kom-
ponentenmethode zur Bestimmung der Anschlusstragfähigkeit hergeleitet. Der
172 7 Berechnungsmodell für Stabanschlüsse
Der Kraftfluss kann analog zu Abschnitt 7.2 im Bereich des Anschlusses durch die
resultierende Kraft im horizontalen Ausgangsschnitt ausgedrückt und mit Gl. (7.1) in
Schnittgrößen umgerechnet werden. Je nach Geometrie des Anschlussbleches stellen
sich die in Bild 7.1 dargestellten Versagensmechanismen ein und bedingt dadurch
wirkt ein individueller Kraftfluss von dem Zugstab in das Anschlussblech.
Mit der Kenntnis der resultierenden Kraft im Ausgangsschnitt können die Bean-
spruchungen in allen übrigen Schnitten mit Hilfe des Kräftegleichgewichts berechnet
werden. Nachfolgend werden Annahmen in Bezug auf den Kraftfluss vorgestellt, die
sich aus den Untersuchungen mit der FEM-Berechnung ergeben. Bei diesen
Annahmen ist zu unterscheiden zwischen Zugstabanschluss mit rechteckigen (Bild
3.4 links) Anschlussblechen einerseits und mit schräg abgeschnittenen (Bild 3.4
rechts) Anschlussblechen andererseits.
aufgetragen. Bei der bezogenen Exzentrizität ist erkennbar, dass die Kurven für belie-
bige Anschlusslängen kongruent sind. Bis zu einer bezogenen Länge von b / Lw < 0,5
verlaufen die Kurven horizontal und steigen ab diesem Punkt linear an. Für den
Kraftfluss kann daher folgende Annahme über die Exzentrizität e getroffen werden:
b
e=0 wenn < 0,5
Lw
(7.2)
b 1 b
e= − ⋅ Lw wenn ≥ 0,5
2 ⋅ Lw 4 Lw
von 0,5 < b / Lw < 1,0 steigen die Neigungswinkel bis zu einem Maximalwert von ca.
20° stark an und nähern sich dann einem Winkel von ca. 17,5°. Entsprechend dieser
Beobachtung wird der Neigungswinkel β wie folgt angenommen:
b
β = 0° wenn < 0,5
Lw
2⋅b b
β = 17,5° ⋅ − 1 wenn 0,5 ≤ < 1,0 (7.3)
L
w Lw
b
β = 17,5° wenn ≥ 1,0
Lw
Mit der Kenntnis der resultierenden Kraft können die Beanspruchungen als äquiva-
lente Schnittgrößen nach Gl. (7.1) berechnet und die Querschnittstragfähigkeit unter
Berücksichtigung von plastischen Reserven an der maßgebenden Stelle nach
Abschnitt 1.4.5 nachgewiesen werden. Bei dieser Annahme des Kraftflusses ist von
einem kleinen Spaltenmaß a auszugehen.
In Bild 7.4 sind neben den Ergebnissen aus der FEM-Berechnung die Annahmen für
einen vereinfachten Kraftfluss angegeben. Die bezogenen Exzentrizitäten e / Lw
zeigen eine gute Übereinstimmung mit denen bei rechtwinkligen Anschlüssen. Es
sind aber Unterschiede bei dem sich einstellenden Neigungswinkel zu erkennen.
Daher werden für schräg abgeschnittene Anschlussbleche die Exzentrizität e und
der Neigungswinkel β im Ausgangsschnitt wie folgt angenommen:
Exzentrizität e:
b
e=0 wenn < 0,5
Lw
(7.4)
b 1 b
e= − ⋅ Lw wenn ≥ 0,5
2 ⋅ Lw 4 Lw
Neigungswinkel β:
b b
β = 20,0° ⋅ wenn < 1,0
Lw Lw
(7.5)
b
β = 20,0° wenn ≥ 1,0
Lw
176 7 Berechnungsmodell für Stabanschlüsse
Versagens- Geometrische
Beschreibung Kraftfluss Tragfähigkeit
fall Beziehungen
Lw L
1
Zug im horizontalen b≤ bzw. w Siehe Abschnitt
Anschlussblech 2 3 7.4.2
Lw
Erreichen der < b < L w bzw. Siehe
Querschnittstragfähigkeit 2 Abschnitt Siehe Abschnitt
2
(QST) in schrägen Lw 3 ⋅ Lw 7.2.3 und 7.4.3
<b< 7.2.4
Schnitten 3 2
Aus Tabelle 7.1 wird deutlich, dass eine Vielzahl von Versagensmechanismen für
eine sichere Bemessung zu überprüfen sind. Der Kraftfluss wird in der Regel
durch die ersten drei Versagensfälle bestimmt. Versagensfall 4, der ebenfalls
178 7 Berechnungsmodell für Stabanschlüsse
Einfluss auf den Kraftfluss im Anschlussbereich hat, kann über das geometrische
Verhältnis von Stegdicke zu Anschlussblechdicke ts / tb ausgeschlossen werden. Bei
der Konstruktion ist darauf zu achten, dass das Spaltmaß a klein ist gegenüber den
sonstigen Anschlussblechabmessungen (a / Lw < 0,1).
Die folgenden Betrachtungen beziehen sich lediglich auf eine Anschlussseite des
Knotenblechs. Bei einem symmetrischen Anschluss genügt der Nachweis einer
Anschlussseite, bei unsymmetrischen Anschlüssen kann die Tragfähigkeit nach
Abschnitt 7.5 bestimmt werden.
Der erste Versagensfall nach Tabelle 5.12 bzw. Tabelle 7.1 ist das reine Zugkraftver-
sagen im horizontalen Ausgangsschnitt der rechtwinkligen Anschlussbleche. Die
Beanspruchungen bestehen im Ausgangsschnitt ausschließlich aus einer Normalkraft.
Das Biegemoment und die Schubbeanspruchung sind vernachlässigbar gering, so
dass sich die maximale Zugbeanspruchung im Versagensfall 1 für den Zugstab-
anschluss von rechteckigen Anschlussblechen direkt ergibt:
b
ZRd,1 = 2 ⋅ N pl,0 = 2 ⋅ b ⋅ t b ⋅ f y wenn: ≤ 0,5 (7.7)
Lw
Aus Gl. (7.7) ist zu schließen, dass die Tragfähigkeit ausschließlich von der Breite
der Anschlusslaschen, der Blechdicke und der Streckgrenze abhängig ist und nicht
von der Anschlusslänge Lw.
Für schräg abgeschnittene Knotenbleche wird der Kraftfluss gemäß Bild 7.4 ange-
setzt. Gegenüber den rechteckigen Anschlussblechen ist neben der reinen Normal-
kraft auch noch eine Schubbeanspruchung beim Nachweis der Querschnittstragfähig-
keit im maßgebenden Ausgangsschnitt zu berücksichtigen. Die Beanspruchungen er-
geben sich wie folgt:
Z
N0 =
2
(7.8)
Z
V0 = ⋅ tan β
2
Aufgrund der vorhandenen Querkraft ist nach Tabelle 1.2 die Streckgrenze zu redu-
zieren. Die maximale Reduktion ergibt sich für den maximalen Winkel β, da bei die-
sem Fall der Querkrafteinfluss am größten ist. Für den Versagensfall 1 beträgt der
Winkel β maximal:
b
β = 20° ⋅ = 20° ⋅ 0,33 = 6,67° (7.9)
Lw
Im Grenzzustand der Tragfähigkeit ergibt sich für reine Normalkraft mit Berücksich-
tigung der Querkraft nach Tabelle 1.2:
7.4 Bestimmung der Tragfähigkeit im Anschlussbereich 179
N
2
≤1
V (7.10)
N pl ⋅ 1 −
V
pl
Mit Gl. (7.8) für die Beanspruchungen in Gl. (7.10) eingesetzt, ergibt sich für den
horizontalen Ausgangsschnitt:
Z
2 ≤1
2
Z b
⋅ tan 20 ⋅ (7.11)
2 Lw
b ⋅ tb ⋅ fy ⋅ 1 −
f
b ⋅ tb ⋅ y
3
Durch Auflösen der Gl. (7.11) erhält man die maximale Traglast des Versagensfalls
1 für Zugstabanschlüsse mit schräg abgeschnittenen Anschlussblechen:
2 ⋅ b ⋅ tb ⋅ fy 2 ⋅ N pl,0
ZRd,1 = =
b b (7.12)
1 + 3 ⋅ tan 2 20° ⋅ 1 + 3 ⋅ tan 2 20° ⋅
Lw Lw
Gl. (7.12) lässt sich auf die plastische Normalkraft und den Faktor f1 zusammenfas-
sen, so dass gilt:
b
ZRd,1 = 2 ⋅ f1 ⋅ N pl,0 wenn: ≤ 0,33 (7.13)
Lw
Dem Diagramm in Bild 7.5 ist der Faktor f1 der Gl. (7.13) in Abhängigkeit von der
bezogenen Breite zu entnehmen. Der Faktor f1 und somit die Tragfähigkeit ZRd,1
nimmt mit steigendem Verhältnis von b / Lw leicht ab. Die maximale Reduktion
beträgt ca. 2,0 % bei einer bezogenen Breite von b / Lw = 0,33, d.h. im Übergang zum
Versagensfall 2. Der Einfluss von f1 kann aus diesem Grund vernachlässigt werden.
180 7 Berechnungsmodell für Stabanschlüsse
Der zweite Versagensfall nach Tabelle 5.12 bzw. Tabelle 7.1 ist das Erreichen der
Querschnittstragfähigkeit in einem schrägen Schnitt durch das Anschlussblech.
Ausgangspunkt für die schrägen Schnitte ist der Punkt B in Bild 7.6. Der Punkt liegt
am Ende des Zugstabes und hat sich bei den Untersuchungen in Kapitel 5 als der
höchstbelastete bzw. zuerst plastizierte Punkt im Anschlussblech herausgestellt. Für
eine Bewertung der Tragfähigkeit sind Schnitte mit verschiedenen Winkeln zu
führen, so dass in diesen Schnitten die Querschnittstragfähigkeit nachgewiesen
werden kann.
Als schräge Schnitte werden Schnitte durch das Knotenblech bezeichnet, die durch
den Punkt B verlaufen und den Winkel δ zum horizontalen Ausgangsschnitt aufwei-
sen, siehe Bild 7.6. Der Winkel δ kann dabei maximal 90 ° betragen.
Grundlage für die Nachweisführung in den Anschlussbereichen ist die Kenntnis der
Schnittgrößen im Ausgangsschnitt und die Knotenblechgeometrie. Im ersten
Schritt wird die Länge des Knotenblechs im schrägen Schnitt L(δ) bestimmt. Bild 7.7
zeigt vier verschiedene Anschlussblechvarianten. Es ist offensichtlich, dass die Länge
7.4 Bestimmung der Tragfähigkeit im Anschlussbereich 181
L(δ) des schräg verlaufenden Schnittes nicht nur vom Winkel δ abhängt, sondern
auch von der Anschlussblechgeometrie. Unterhalb der Anschlussskizzen werden die
Längen L(δ) in Abhängigkeit des Winkels δ angegeben.
Transformation der Schnittgrößen auf den schrägen Schnitt, siehe Gl. (7.15)
Nachweis der Querschnittstragfähigkeit, siehe Gl. (7.16)
Mit den Beanspruchungen nach Gl. (7.15) und den Beanspruchbarkeiten nach
Gl. (7.14) kann der Nachweis der Querschnittstragfähigkeit nach Abschnitt 1.4.5 wie
folgt geführt werden:
N2 M
+ ≤1
V 2
V
2
(7.16)
N 2pl ⋅ 1 − M pl ⋅ 1 −
Vpl
Vpl
Mit Gln. (7.14) und (7.15) sowie mit den Kraftflussannahmen gemäß den Gln. (7.4)
und (7.5) in Gl.(7.16) eingesetzt, können die Schritte bis aus
Tabelle 7.2 zusammengefasst werden und es folgt daraus eine kompakte Nachweisbe-
dingung:
In Gl. (7.17) gehen neben den geometrischen Abmessungen der Winkel δ und die
Länge L(δ) des schrägen Schnittes ein, siehe Bild 7.7. Anschließend kann die
Gl. (7.17) für beliebige Winkel δ ausgewertet werden.
(
ZRd,2 = ZRd,1 b* = 0,5 ⋅ L w )
2⋅b (7.18)
+ ZRd,3 (b* = L w ) − ZRd,1 (b* = 0,5 ⋅ L w ) ⋅ − 1
L
w
Bei schräg abgeschnittenen Anschlussblechen ergibt sich die folgende Interpo-
lation:
(
ZRd,2 = ZRd,1 b* = 0,33 ⋅ L w )
6⋅b 2 (7.19)
+ ZRd,3 (b* = 1,5 ⋅ L w ) − ZRd,1 (b* = 0,33 ⋅ L w ) ⋅ −
7 ⋅ Lw 7
Der dritte Versagensfall nach Tabelle 5.12 bzw. Tabelle 7.1 ist das Erreichen der
Querschnittstragfähigkeit im vertikalen Anschlussschnitt. Ausgangspunkt sind
wie bei den vorhergehenden Versagensfällen die folgenden Beanspruchungen im
horizontalen Ausgangsschnitt gemäß Abschnitt 7.3.
Zd
N0 =
2
Z
V0 = d ⋅ tan β (7.20)
2
Z b L
M0 = d ⋅ − w
2 2 4
Da der vertikale Schnitt im Übergang vom Zugstab zum Knotenblech für die Tragfä-
higkeit maßgebend wird, müssen die Schnittgrößen in Gl. (7.20) wie folgt transfor-
miert werden:
Z
N v = V0 = ⋅ tan β
2
Z
Vv = N 0 = (7.21)
2
L b tan β 1
M v = M 0 + V0 ⋅ w + N 0 ⋅ = Z ⋅ L w ⋅ −
2 2 4 8
7.4 Bestimmung der Tragfähigkeit im Anschlussbereich 185
M pl,v = w b ⋅ f y
4
Die Gln. (7.21) und (7.22) können folgendermaßen in Gl. (7.16) eingesetzt
Z2 ⋅ tan 2 β
+Z ⋅
( tan β − 2 ) ≤1
3 Z 2 3 Z 2
(7.23)
4 ⋅ f y2 ⋅ L w ⋅ t b ⋅ 1 − ⋅ 2 2d 2 f y ⋅ L w ⋅ t b ⋅ 1 − ⋅ 2 2d 2
4 f ⋅L ⋅t 4 f y ⋅ Lw ⋅ t b
y w b
und anschließend nach Z aufgelöst werden. Aufgrund der nichtlinearen Gleichung er-
geben sich vier Lösungen, bei denen zwei negativ sind. Von den übrigen zwei Lösun-
gen ist die maximale Traglast die Lösung, die den minimalen Wert liefert. Für recht-
eckige Anschlussbleche mit β = 17,5°ergibt sich
1
ZRd ,3 = ⋅ 4,933 ⋅ f y2 ⋅ L2w ⋅ t 2b − 0,366 ⋅ f y4 ⋅ L4w ⋅ t 4b (7.24)
2
und für schräg abgeschnittene Anschlussbleche mit β = 20,0°
1
ZRd ,3 = ⋅ 4,952 ⋅ f y2 ⋅ L2w ⋅ t 2b − 0,313 ⋅ f y4 ⋅ L4w ⋅ t 4b (7.25)
2
Mit Vpl nach Gl. (7.22) beträgt die maximale zu übertragende Zugkraft:
b
ZRd ,3 ≈ 1,85 ⋅ Vpl = 1, 068 ⋅ L w ⋅ t b ⋅ f y wenn: ≥ 1,0 bzw. 1,5 (7.26)
Lw
Bei dem Versagensfall 4 nach Tabelle 5.12 und Tabelle 7.1 wird der in den Abschnit-
ten 7.3.2 und 7.3.3 dargestellte Kraftfluss durch die Plastizierung des Zugstabsteges
beeinflusst. Dadurch werden die Beanspruchungen im Anschlussbereich verändert.
Im Anschluss daran kann die Tragfähigkeit mit der gleichen Vorgehensweise wie für
den Versagensfall 2, siehe Tabelle 7.2, nachgewiesen werden. Nachteilig ist
allerdings, dass derart klare Trennungen in maßgebende Schnitte, wie bei den
Versagensfällen 1 bis 3 in den vorangegangenen Abschnitten, nicht gemacht werden
können. Die maximalen Zwängungsbeanspruchungen im Steg ergeben sich bei
rechteckigen Zugstabanschlüssen, bei denen der Fall 1 mit einem Verhältnis von b /
Lw = 0,5 oder der Fall 3 (b / Lw = 1,0) maßgebend werden. Für schräg abgeschnittene
Anschlussbleche können auf der sicheren Seite liegend die gleichen Verhältnisse
verwendet werden.
186 7 Berechnungsmodell für Stabanschlüsse
In Bild 7.9 sind die Beanspruchungen im Anschluss des Blechs an den Zugstab und
die Beanspruchungen im Steg des Zugstabes dargestellt. Im Folgenden wird eine
Grenzbetrachtung durchgeführt, um Bedingungen zu erhalten bis zu denen die Zwän-
gungen von Stegblech ohne weitere Nachweise aufgenommen werden können. Als
Grenzbedingungen bietet sich das Verhältnis von Knotenblechdicke tb zu Stegblech-
dicke ts an. Zunächst wird die Grenzbetrachtung für den Fall 1 (b / Lw < 0,5) durchge-
führt. Die Beanspruchungen aus Bild 7.9 werden in den Nachweis der Querschnitts-
tragfähigkeit nach Abschnitt 1.4.5 eingesetzt. Wird der Nachweis eingehalten, so
können sich die Zwängungsspannungen aus der Kraftflussannahme durch den Steg
kurzschließen. Bei Gl. (7.27) ist zu beachten, dass für Zugstab und Anschlussblech
gleiche Stahlgüten angenommen werden:
( 2 ⋅ b )2 ⋅ t b ≤1
2
3 As ⋅ b ⋅ t b (7.27)
( Lw + tg + r )
2
⋅ ts ⋅ 1 −
( )
4 A ⋅ Lw + t g + r ⋅ ts
Mit
b = 0,5 ⋅ L w (7.28)
7.4 Bestimmung der Tragfähigkeit im Anschlussbereich 187
ergibt sich:
Lw 2 ⋅ t b
≤1
2
3 As ⋅ L w ⋅ t b
( )
2 (7.29)
2 ⋅ Lw + tg + r ⋅ ts ⋅ 1 −
( )
16 A ⋅ L w + t g + r ⋅ t s
Der Term unter der Wurzel stellt der Einfluss der vorhandenen Querkraft dar. Für
Walzprofile ist dieser Einfluss zu vernachlässigen, so dass sich in Abhängigkeit von
dem Verhältnis tb / ts folgende Bedingung ergibt. Wenn
( )
2
tb Lw + t g + r f y,Stab
≤ 2⋅ ⋅ (7.30)
ts L2w f y,Blech
gilt, dann wird der Versagensfall 4 für schmale Anschlussbleche nicht maßge-
bend. Auf der sicheren Seite ist erkennbar, dass der Versagensfall 4 für schmale
Anschlussbleche nicht maßgebend werden kann, wenn die Dicke des Anschlussble-
ches die 2-fache Stegdicke nicht überschreitet. In Gl. (7.30) wird zusätzlich noch das
Verhältnis der Stahlgüten aufgenommen.
In gleicher Weise können für breite Anschlussbleche die Beanspruchungen nach Bild
7.9, Fall 3 angesetzt und in den Nachweis der plastischen Querschnittstragfähigkeit
eingesetzt werden. In der Nachweisbedingung wird analog zu Gl. (7.30) der Schub-
anteil vernachlässigt und es ergibt sich die folgende Beziehung:
( )
2
tb Lw + t g + r f y,Stab
≤ 3, 47 ⋅ ⋅ . (7.31)
ts L2w f y,Blech
Wird die Bedingung in Gl. (7.31) eingehalten, so ist der Fall 4 für breite Anschluss-
bleche nicht maßgebend.
Für mittelbreite Anschlussbleche ist in Bild 7.10 abhängig von dem Verhältniss
b / Lw aufgetragen, bei welcher Bedingung der Nachweis des Zugstabsteges maßge-
bend werden kann bzw. nicht maßgebend wird. Die Gurtdicke tg sowie der
Ausrundungsradius r werden bei dieser Betrachtung vernachlässigt.
Falls die oben genannten Bedingungen nicht eingehalten werden können, kann der
Nachweis der Querschnittstragfähigkeit unter Berücksichtigung der maximal mögli-
chen Zwängungsbeanspruchungen in Anlehnung an Bild 7.9 gemäß Gl. (7.16) geführt
werden.
188 7 Berechnungsmodell für Stabanschlüsse
Diese maximale Zugkraft ist ausschließlich von den Abmessungen und dem Material
des Zugstabprofils abhängig und in keiner Weise von der Anschlussgeometrie.
Der Anschluss des Zugstabes an das Anschlussblech wird in der Regel mit Doppel-
kehlnähten ausgeführt. In den nachfolgenden Annahmen wird daher als Schweiß-
nahtdicke 2 ⋅ a w verwendet. Der Kraftfluss im Anschlussbereich stellt sich in Abhän-
gigkeit von der Knotenblechgeometrie ein. In Abschnitt 7.3 werden die Annahmen
für den Kraftfluss ausführlich vorgestellt. In Bild 7.11 ist eine Anschlussseite mit den
vorhandenen Beanspruchungen dargestellt.
7.4 Bestimmung der Tragfähigkeit im Anschlussbereich 189
Vv Vv
τ = = (7.34)
A w 2 ⋅ a w ⋅ Lw
Die Beanspruchungen Nv, Vv und Mv in Gl. (7.35) ergeben sich in Abhängigkeit der
Anschlussgeometrie und des Kraftflusses. Für die Versagensfälle 1 bis 3 können die
Schnittgrößen entsprechend Bild 7.11 eingesetzt werden. Auch für den Fall, dass
Versagensfall 4 maßgebend wird, können die Beanspruchungen auf der sicheren Seite
liegend gemäß Bild 7.11 bestimmt werden.
190 7 Berechnungsmodell für Stabanschlüsse
Dieses Vorgehen deckt sich mit DIN EN 1993-1-8 [14]. Dort wird bei der Verteilung
der Kräfte in Schweißnähten ausgesagt, dass bei Bildung von plastischen Gelenken,
die Schweißnähte in der Regel so auszubilden sind, dass sie mindestens dieselbe
Tragfähigkeit aufweisen wie das schwächste angeschlossene Bauteil. Außerdem soll-
te die Duktilität von Schweißnähten nicht von vornherein in Ansatz gebracht werden.
7.5 Tragfähigkeitsnachweis für unsymmetrische Zugstabanschlüsse 191
Neben der Schweißnahtverbindung ist auch der Steg des Querträgers so zu bemessen,
dass die eingeleiteten Zugspannungen aufgenommen werden können. Außerdem wird
für größere Anschlüsse auf die Einhaltung der Z-Güten nach [9] und [14] hingewie-
sen, um die Gefahr des Terrassenbruchs zu minimieren.
Für einen Stabanschluss mit ausgeschnittenem Anschlussblech ist auch eine Bean-
spruchung durch ein Biegemoment denkbar. Nachfolgend wird eine mögliche Nach-
weismethode vorgeschlagen, die sich anhand der aufgezeigten Methode für Zugbean-
spruchungen orientiert.
Kräftepaar zerlegt, das in den Gurten wirkt. Die anschließende Aufteilung in die
beiden Anteile wird entsprechend der Empfehlung in Abschnitt 5.5 vorgenommen.
Die anteiligen Beanspruchungen belasten sowohl die beiden Anschlussseiten zu
gleichen Teilen als auch den Steg des Stabes. In Bild 7.14 sind die Beanspruchungen
aufgrund einer Biegebeanspruchung dargestellt.
Der Steg des biegebeanspruchten Stabes ist infolge der überwiegenden Schubbean-
spruchungen infolge des Kraftflusses 2 wie folgt nachzuweisen:
My t sP f yd
⋅ ≤ t sP ⋅ L w ⋅ (7.37)
ag t b + t sP 3
Die Beanspruchungen der Anschlussseiten setzen sich zusammen aus der Summe von
Kraftfluss 1 und 2. Für die beiden Anschlussseiten können wie in Abschnitt 7.4.3
schräge Schnitte geführt und die Beanspruchungen dieser Schnitte ermittelt werden.
Ausgangspunkt sind die Beanspruchungen M1 und Vv2 im vertikalen Übergangs-
schnitt, siehe Bild 7.14. Der Nachweis der Querschnittstragfähigkeit kann mit
Gl. (7.16) erfolgen.
Gemäß den Ergebnissen aus den Untersuchungen wird das in Bild 7.15 abgebildete
Stabwerksmodell zur Berechnung der Verzweigungslast NKi von druckbeanspruchten
Stäben mit ausgeschnittenen Knotenblechen vorgeschlagen. Das Stabwerk besteht
aus fünf einzelnen Stäben und drei verschiedenen Querschnitten. Die Länge hr für
den ungeschwächten Blechquerschnitt ist gleich dem Abstand vom Spalt bis zum An-
schluss an den Querträger. Die Stablänge des Stabes mit dem geschwächten Quer-
schnitt wird als L* definiert. Für die Ermittlung von L* werden die Faktoren f1 und f2
benötigt. Gemäß Abschnitt 5.6.4 werden sie nach Kombination 3 (f1 = 0,60 und
f2 = 0,15) angesetzt. Mit Hilfe der Angaben aus Bild 7.16 kann die Ersatzlänge L*
überschlägig ermittelt werden. Zwischenwerte sind hierbei zu interpolieren. Die Län-
ge des Walzprofils ergibt sich dabei aus der Gesamtlänge abzüglich der beiden An-
194 7 Berechnungsmodell für Stabanschlüsse
Für die Annahme einer Drehfedersteifigkeit an den Enden des Druckstabes werden in
Bild 7.15 drei Vorschläge gemacht. Die konservativste Annahme ist cϕ = 0, womit
eine gelenkige Lagerung an den Enden der Anschlussbleche angenommen wird. Die
in der Mitte in Bild 7.15 unten angegebene Drehfedersteifigkeit ergibt sich aus der
Biegesteifigkeit des Querträgersteges, z.B. bei einer vorhandenen Gabellagerung. Da-
bei werden beide Flansche des Querträgers horizontal unverschieblich gehalten und
über Biegung des Stegbleches wird die Drehsteifigkeit aktiviert. Gibt es neben dem
Gabellager auch Steifen im Querträger, so erhöht sich die Drehfedersteifigkeit und es
kann von einer vollwertigen Einspannung ausgegangen werden. Falls kein Gabellager
vorhanden ist, muss die Torsionssteifigkeit des Querträgers bei der Berechnung der
Rotationsfeder am Anschlusspunkt berücksichtigt werden.
7.7 Tragfähigkeitsnachweis des Anschlusses von auf Druck beanspruchten Stäben 195
Mit der Kenntnis der Verzweigungslast NKi ist es möglich, die bezogene Schlankheit
je Querschnitt wie folgt zu berechnen:
N pl,i
λ K ,i = (7.38)
N Ki,i
Der untersuchte Stabilitätsfall kann als Biegeknicken aus der Ebene bezeichnet wer-
den, da die Eigenform zum ersten Eigenwert Verschiebungen in dieser Richtung auf-
weist. Für eine Nachweisführung des Anschlussbleches ist die Frage zu klären,
inwieweit Beanspruchungen in der Ebene des Anschlussblechs bei dem
Biegeknicknachweis aus der Ebene zu berücksichtigen sind oder ob diese
Beanspruchungen bei der Nachweisführung vernachlässigt werden dürfen. Im
Kommentar zur DIN 18800 [56] wird auf die Berücksichtigung der Beanspruchungen
in der Ebene beim Biegeknicknachweis aus der Ebene verzichtet, da zum einen der
Einfluss bei baupraktischen Längen, Profilen und Momentenverläufen gering ist und
weil die gleichzeitige Wirkung von Nu,z und My für offene Profile beim Nachweis des
Biegedrillknickens erfasst wird. Für den Fall, dass das Biegedrillknicken konstruktiv
verhindert wird, ist zu erwarten, dass gleichzeitig auch die Verschiebung v behindert
wird und nicht unbegrenzt möglich ist. Im vorliegenden Fall kann diese
Vereinfachung nicht angewendet werden, da sich die Annahmen offensichtlich
ausschließlich auf gewalzte Querschnitte beziehen.
Im Hinblick auf eine Nachweisführung in den schrägen Schnitten und eine damit ver-
bundene Änderung der plastischen Normalkrafttragfähigkeit wird empfohlen, neben
dem Biegeknicknachweis für den Stab, den Abminderungsfaktor κ für den Aus-
gangsschnitt sowie für das ungeschwächte Anschlussblech zu ermitteln und die
Nachweise des Biegeknickens für diese Schnitte zu führen. Die zu verwendende
Knickspannungslinie ist die Kurve c nach DIN 18800 oder DIN EN 1993-1-1 und der
Nachweis kann folgendermaßen geführt werden:
196 7 Berechnungsmodell für Stabanschlüsse
N0 M0
+ + ∆n ≤ 1 (7.39)
κ ⋅ N pl,0,d M pl,0,d
Bei dem Biegeknicknachweis nach Gl. (7.39) wird vorausgesetzt, dass die ein-
wirkende Querkraft kleiner ist als 33 % der plastischen Grenzquerkraft. Gemäß
Abschnitt 7.3 ergibt sich als maximaler Winkel β = 20°. Die einwirkende Querkraft
beträgt daher maximal 36,4 % der Normalkraft, so dass ein Einfluss der Querkraft
vernachlässigt werden kann.
Als zweite Methode zur Ermittlung der Tragfähigkeit bei druckbeanspruchten Stäben
wäre der Nachweis mit geometrischen Ersatzimperfektionen denkbar. Bei dem
verwendeten Schalenmodell in Kapitel 3 kann eine geometrische Ersatzimperfektion
entsprechend der ersten beiden Stabilitätsfälle (Ausknicken des Gesamtstabes und
entgegengesetztes Ausknicken der Anschlussbleche) gemäß Bild 5.40. Für das
Ausknicken des Gesamtstabes kann eine symmetrische Vorkrümmung mit Stich in
der Mitte des Stabes von v0 = L / 200 (Knickspannungslinie c) angesetzt werden. Für
das entgegengesetzte Ausknicken der Anschlussbleche ist eine antimetrische
Sinuswelle denkbar.
Zusätzlich ist bei der Anwendung dieses Verfahrens konstruktiv darauf zu achten,
dass die Länge des Anschlussbereichs klein bleibt, dass das Anschlussblech im
Ausschnittbereich nicht als schmal oder sehr breit eingestuft werden kann und dass
das Anschlussblech im Verhältnis zum Stabquerschnitt eine gewisse
Mindeststeifigkeit aufweist, so dass die folgenden Bedingungen bei
druckbeanspruchten Stäben mit ausgeschnittenen Anschlussblechen einzuhalten sind:
b
≈1
Lw
hr (7.40)
≤ 10
t 2b
min M pl ≥ 0, 05 ⋅ max M pl
Es sei an dieser Stelle jedoch erwähnt, dass die hier vorgeschlagenen Nachweise in
zukünftigen Forschungsuntersuchungen mit Traglastversuchen abzusichern sind.
Daher können die dargestellten Methoden nur eine Empfehlung nach dem derzeitigen
Stand der Technik sein und es sind weiterführende Untersuchungen zur Absicherung
dieser Methoden erforderlich.
Bei Stabanschlüssen mit beliebiger Beanspruchung können die Kraftflüsse für jede
Belastung im Ausgangschnitt einzeln bestimmt werden. Danach können die Bean-
spruchungen aus den einzelnen Belastungen aufaddiert werden. Für den Nachweis
der Tragfähigkeit sind schräge Schnitte durch das Anschlussblech zu führen und die
7.9 Empfehlung für Konstruktion und Bemessung von Zugstabanschlüssen 197
Bei der Bemessung und Konstruktion von Druckstäben mit ausgeschnittenen An-
schlussblechen ist zusätzlich zu Tabelle 7.3 die Stabilität des Gesamtstabes und des
Anschlusses gemäß der Empfehlung in Tabelle 7.4 zu untersuchen.
Berechnung der Verzweigungslast NKi des Ersatzsystems nach Bild 7.15 mit Hilfe
eines Stabwerksprogramms
Berechnung des bezogenen Schlankheitsgrades für den Druckstab:
Npl
λK =
NKi
und Ermittlung des Abminderungsfaktors κ in Abhängigkeit der Knickspannungslinie
gemäß Tabelle 5 aus DIN 18800-2.
Biegeknicknachweis des Druckstabes gemäß DIN 18800-2:
N
≤1
κ ⋅ Npl
Berechnung des bezogenen Schlankheitsgrades des Anschlussblechs im
Ausgangsschnitt
2 ⋅ b ⋅ tb ⋅ fyd
λK =
NKi
und Ermittlung des Abminderungsfaktors κ unter Verwendung der
Knickspannungslinie c gemäß Tabelle 5 aus DIN 18800-2.
Biegeknicknachweise der einzelnen Querschnitte nach DIN 18800-2. Für den
Nachweis des Anschlussbleches im Ausgangsschnitt ist das Moment in der Ebene
wie folgt zu berücksichtigen:
N(δ) M(δ)
+ + ∆n ≤ 1
κ ⋅ Npl (δ) Mpl (δ)
8 Bemessungsmodell für Fachwerkknoten mit
ausgeschnittenen Knotenblechen
8.1 Vorbemerkungen
Die Vorgehensweise bei der Nachweisführung entspricht dem Kraftfluss von den
Diagonalen in das Knotenblech. Das heißt, dass zuerst die Einleitung der Diagonalen-
kräfte in die seitlichen Anschlussbleche des Knotenblechs nachgewiesen werden. An-
schließend werden diese Beanspruchungen an das restliche Knotenblech angetragen
und die Nachweise im horizontalen Schnitt 5 durch das Knotenblech und in den
vertikalen Schnitten 7 und 8 durch den Knoten geführt. Weitergehend wird der
Gurtstabsteg mit den zusätzlichen Beanspruchungen im Knotenbereich untersucht.
Abschließend werden die Schweißnähte bemessen. Die zulässigen
Beanspruchbarkeiten werden mit Hilfe der plastischen Querschnittstragfähigkeit
gemäß Abschnitt 1.4.5 bzw. für Schweißnähte nach Abschnitt 1.4.6 angesetzt. Die im
Folgenden verwendeten Schnittbezeichnungen beziehen sich auf die bereits bekannte
Nummerierung in Bild 6.7.
8.2 Kraftfluss und Tragfähigkeit der seitlichen Anschlusslaschen (Versagensfall A) 201
Falls die Anschlusslänge Lw und der senkrechten Abstände ui der seitlichen Laschen
gleich groß sind, bestimmt bei einer Diagonalenneigung α < 45° die obere Lasche
(Lasche 1) und bei α > 45° die untere Lasche (Lasche 2) den Kraftfluss. Die Neigung
202 8 Bemessungsmodell für Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Mit der Diagonalenneigung α und dem senkrechten Abstand u können bei dem Fach-
werkknoten direkt Rückschlüsse auf das für die Traglast wichtige Verhältnis b / Lw
geschlossen werden. Aus Bild 8.4 kann direkt für den Anschlussbereich abgelesen
werden, welcher der Versagensfälle 1 bis 3 bei Stabanschlüssen für den
Anschlussbereich maßgebend wird, siehe Abschnitte 7.4.2 bis 7.4.4. Der
Hauptanwendungsbereich für die Diagonalenneigung liegt zwischen 30° ≤ α ≤ 60° ,
so dass fast ausschließlich das Erreichen der Querschnittstragfähigkeit in einem
schrägen Schnitt (Versagensfall 2) maßgebend wird.
Neben dem Versagen des direkten Anschlussbereichs kann sich eine Fließgelenkkette
in den horizontalen Schnitten 2, 4 und 5 einstellen, die maßgebend für die Tragfähig-
keit des Knotens sein kann. Der Versagensmechanismus ist in Bild 8.1 als Versagens-
fall B definiert. Maßgebend wird dieser Versagensmechanismus, wenn die Quer-
schnittstragfähigkeit im Schnitt 5 aufgrund der Beanspruchungen, die durch den
angesetzten Kraftfluss nach Abschnitt 8.2.1 zu übertragen sind, nicht ausreicht. Der
ausschlaggebende Parameter ist die Breite im Schnitt 5, die wie folgt berechnet
werden kann:
(h + 2 ⋅ q)
b5 =
hD
sin α
( )
⋅ 2 ⋅ cos 2 α − 1 + G
tan α
(8.2)
Mit der berechneten Breite können für symmetrische Knoten die Beanspruchbar-
keiten nach Abschnitt 1.4.5 ermittelt werden. Die Beanspruchungen ergeben sich aus
dem Kräftegleichgewicht wie folgt:
cos ( α − β )
V5 = ZD ⋅ (8.3)
cos β
M 5 = 2 ⋅ M1 + V1 ⋅ b5 − N1 ⋅ b1
ZD (8.4)
= ⋅ 2 ⋅ e − b5 ⋅ ( cos α ⋅ tan β − sin α ) − u − L w ⋅ tan α
2
Die Exzentrizität e und der Neigungswinkel β können nach Abschnitt 8.2.1 angenom-
men werden. Setzt man nun die Beanspruchbarkeiten und die Beanspruchungen in die
Interaktionsbeziehung nach Tabelle 1.2 ein, so erhält man:
204 8 Bemessungsmodell für Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
4 ⋅ M5
2
V
b52 ⋅ t ⋅ f yd ⋅ 1 − 5
Vpl,5
(8.5)
2 ⋅ ZD ⋅ 2 ⋅ e − b5 ⋅ ( cos α ⋅ tan β − sin α ) − u − L w ⋅ tan α
= ≤1
3 ⋅ Z2D ⋅ cos 2 ( α − β )
b52 ⋅ t ⋅ f yd ⋅ 1 −
b52 ⋅ f yd
2
⋅ t2
Ist die Bedingung in Gl. (8.5) nicht erfüllt, so kann dieser Versagensmechanismus
maßgebend für die Ermittlung der Traglast sein und ist näher zu untersuchen. Zur
Bestimmung der rechnerischen Traglast wird in den versagenden Schnitten der
Fachwerkknoten aufgetrennt und die angreifenden Schnittgrößen angetragen. Der an
den Schnitten 2, 4 und 5 getrennte Knoten ist mit den angenommenen Beanspruchun-
gen in Bild 8.5 abgebildet. In Abschnitt 6.3.4 ist beispielhaft aufgezeigt, dass die
äußeren Schnitte überwiegend durch Normal- und Querkraft beansprucht werden. Der
Schnitt 5 wird ausschließlich durch eine Querkraft ausgenutzt. Aus diesem Grund
wird angenommen, dass in den Schnitten 2 und 4 eine Normalkraft N und eine Quer-
kraft V auftreten und der Schnitt 5 ausschließlich auf Schub beansprucht wird.
hG
V2 ⋅ h 2 + V4 ⋅ h 4 + V5 ⋅ h 5 − N 2 ⋅ L 2 − N 4 ⋅ L 4 + N G ⋅ =0 (8.11)
2
Durch Einsetzen der Gln. (8.8) bis (8.10) in Gl. (8.11) und Umstellen ergibt sich die
Normalkraft N2 in Abhängigkeit der Querkraft V2 im Schnitt 2:
h h
2 ⋅ V2 ⋅ h 2 + G + Vpl,5 ⋅ h 5 + G
N2 = 2 2 (8.12)
2 ⋅ L2
Für symmetrische Anschlüsse gilt h2 = h4, L2 = L4 und b2 = b4. Die folgenden geome-
trischen Beziehungen werden zur Ermittlung der Beanspruchungen in Schnitt 2 be-
nötigt:
h 2 = q + a ⋅ sin α
h 5 = q + h D ⋅ cos α
b 2 = L w ⋅ cos α + u ⋅ sin α
h 2 cos α (8.13)
b5 = G + q ⋅ + hD ⋅ − sin α
2 tan α tan α
h 1 hD b
L2 = G + q ⋅ + + 2 + a ⋅ co s α
2 tan α 2 ⋅ sin α 2
206 8 Bemessungsmodell für Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Für die Querkraft V2 im Schnitt 2 kann eine Annahme getroffen werden, so dass mit
Gl. (8.12) die Normalkraft berechnet werden kann, um das Kräftegleichgewicht zu er-
füllen. Die einwirkende Normalkraft N2 muss jedoch kleiner sein als die maximal
aufnehmbare Normalkraft nach Gl. (8.6). Dieser Vorgang kann beliebig häufig vari-
iert werden bis die einwirkende und die maximal mögliche Normalkraft gleich groß
sind. Als Startwert für die Iteration kann für V2 die Querkraft gemäß Abschnitt 8.2.1
angesetzt werden. Die maximale Traglast des Anschlusses infolge Versagens des
horizontalen Schnittes ergibt sich demnach wie folgt:
V 1
ZD = D D = V2 + 5 ⋅ (8.14)
2 cos α
Der Kraftfluss in den Schnitten 2 und 4 werden nach den Abschnitten 7.3.3 und 8.2.1
angesetzt. Die Schnittgrößen im Schnitt 7 beziehen sich auf den Schwerpunkt des
8.4 Tragfähigkeit des Fachwerkknotens im vertikalen Schnitt (Versagensfall C) 207
Mit:
f yd
Vpl,o = q ⋅ t b ⋅
3
(8.18)
f yd
Vpl,u = a gG ⋅ t sG ⋅
3
208 8 Bemessungsmodell für Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
In einem anschließenden Schritt wird die Streckgrenze fyd des Stegblechs und des
Knotenblechs infolge der einwirkenden Querkraft abgemindert:
2
V7
red f yd = f yd ⋅ 1 − (8.19)
Vpl,o + Vpl,u
Für die plastischen Grenznormalkräfte der einzelnen Bleche ergibt sich:
N pl,G = bG ⋅ t gG ⋅ f y,d
N pl,so = q ⋅ t b ⋅ red f yd (8.20)
N pl,su = a gG ⋅ t sG ⋅ red f yd
Für den Nachweis der σ-Schnittgrößen wird die einwirkende Normalkraft zunächst
ausschließlich dem Steg und dem Knotenblech zugewiesen. Deshalb sind die
folgenden zwei Fälle zu unterscheiden.
Falls N v < Npl,so + Npl,su ist, sind noch Tragreserven im Steg des Gurtstabes und dem
Knotenblechanteil vorhanden, die für das maximal aufnehmbare Biegemoment ge-
nutzt werden können. Die aufnehmbaren Reserven können folgendermaßen ange-
nommen werden:
N pl,so + N pl,su − N 7
ho = ≤q (8.21)
2 ⋅ t b ⋅ f yd
N pl,so + N pl,su − N 7
hu = ≤ a gG (8.22)
2 ⋅ t sG ⋅ f yd
Der Hebelarm der inneren Kräfte für die Normalkraftreserven ergibt sich wie folgt:
−h o − h u
h M = q + a gG (8.24)
2
Bei der vorhergehenden Betrachtung ist zu beachten, dass die Normalkräfte im Steg
einen Versatz zum Schwerpunkt aufweisen. Das daraus entstehende Biegemoment
wird auf der Beanspruchungsseite vorzeichentreu berücksichtigt. Dieser Versatz wird
folgendermaßen berechnet und ist nicht mit dem Schwerpunkt S des Querschnitts zu
verwechseln:
q + ag − ho + hu
zN = (8.25)
4
8.5 Tragfähigkeit des Gurtstabstegblechs (Versagensfall D) 209
Im zweiten Fall, falls N v ≥ Npl,so + Npl,su ist, werden Teile der Flansche zur
Aufnahme der Normalkraft aktiviert. Die Reduzierung der plastischen Normalkräfte
in den Flanschen berechnet sich folgendermaßen:
N 7 − N pl,so − N pl,su
NG = (8.27)
2
Auch in diesem Fall ist der Versatz zN wie folgt zu berücksichtigen:
N pl,so ⋅ ( h G + q )
zN = (8.28)
2 ⋅ N7
( )
M pl,grenz = N pl,G − N G ⋅ a gG ≤ M 7 + N 7 ⋅ z N (8.29)
Analog dazu ist der Nachweis für den rechten vertikalen Schnitt zu führen. Die Bean-
spruchungen ergeben sich gemäß Bild 8.6b:
N8 = N G,rechts − V4
V8 = N 4 (8.30)
M8 = M 4 + V4 ⋅ h v − N 4 ⋅ L v4
h
mit: h v = q + G + a ⋅ sin α
2
(8.31)
b
L v4 = 4 + a ⋅ co s α
2
Für den Nachweis in Schnitt 8 kann die gleiche Vorgehensweise genutzt werden wie
für Schnitt 7. In den Gln. (8.17) bis (8.29) ist der Index 7 durch eine 8 zu ersetzen.
Falls die obere Anschlusslasche noch nicht die Tragfähigkeit erreicht hat, kann diese
eine zusätzliche Diagonalenkraft übertragen. Die Nachweise sind für diesen Fall nach
den Abschnitten 7.5 und 7.4.3 für unsymmetrische Zugstabanschlüsse zu führen.
Gurtstabsteg ist. In Bild 8.8 ist die linke Seite des Knotenblechs mit den
angenommenen Ausbreitungen dargestellt. Unterhalb des Ausschnitts wird eine
Ausbreitung mit dem Winkel α angenommen. Dieser Ausbreitungswinkel entspricht
den Auswertungen in Abschnitt 5.2.3. Gemäß der Kraftausbreitung in Abschnitt 7.4.8
wird in diesem Fall der Neigungswinkel α als Ausbreitungswinkel angesetzt.
Die Beanspruchungen im horizontalen Schnitt des Stegblechs ergeben sich durch das
Kräftegleichgewicht folgendermaßen:
Ns = N 2 (8.32)
Vs = V2 ⋅
( AsG + AgG ) (8.33)
A gesG
q
M s = M 2 + V2 ⋅ h sG − N 2 ⋅ (8.34)
2
Außerhalb des Knotenbereichs müssen die gewählten Querschnitte in der Lage sein,
die auftretenden Beanspruchungen aufzunehmen. Da bei Fachwerkkonstruktionen
eine überwiegende Normalkraftbeanspruchung vorliegt, wird nachfolgend wie in
Abschnitt 7.4.6 für die Stabanschlüsse die maximale Normalkraft bei reiner
Normalkraftbeanspruchung angegeben.
Da für die Fachwerkknoten die gleichen Annahmen bezüglich des Kraftflusses wie
bei den Stabanschlüssen verwendet werden, entstehen für die Schweißnähte zwischen
Knotenblech und Diagonale auch die identischen Beanspruchungen, so dass der
Nachweis gemäß Abschnitt 7.4.7 mit den Gl. (7.33) bis (7.35) geführt werden kann.
Die Beanspruchungen in den Schweißnähten können gemäß Bild 7.11 angesetzt
werden.
212 8 Bemessungsmodell für Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen
Bei den Untersuchungen in Abschnitt 6.3.2 hat sich herausgestellt, dass der Schnitt 6
aufgrund der sich einstellenden Spannungsverläufe in drei unterschiedliche Bereiche
aufgeteilt werden kann. Bei symmetrischen Knoten sind die Beanspruchungen der
beiden äußeren Schweißnahtbereiche betragsmäßig gleich groß. Die Länge der
einzelnen Bereiche ist, wie in Bild 8.9 beschrieben, anzunehmen.
Die Grenze zwischen den einzelnen Teilbereichen sind die vertikalen Schnitte 7 und
8. Aufgrund des Kräftegleichgewichts sind die Normalkraft und die Querkraft in den
äußeren Bereichen identisch mit denen in Schnitt 2. Das einwirkende Biegemoment
Mw1 wird über das Momentengleichgewicht wie folgt bestimmt:
N w1 = N 2 (8.39)
Vw1 = V2 (8.40)
M w1 = M 2 + V2 ⋅ ( q + a ⋅ sin α ) (8.41)
8.9 Konstruktionsempfehlungen für Fachwerkknoten mit Druckstabanschlüssen 213
Die Beanspruchungen im mittleren Bereich ergeben sich mit Hilfe der Schnittgrößen
im horizontalen Schnitt 5 wie folgt:
Nw 2 = 0 (8.42)
Vw 2 = V5 (8.43)
M w 2 = M 5 + V5 ⋅ h 5 (8.44)
Bei den oben genannten Beanspruchungen werden Einflüsse zwischen den Teilberei-
chen durch das Knotenblech im Bereich des Schnitts 7 auf der sicheren Seite ver-
nachlässigt (V7o = 0). Bei genaueren Untersuchungen oder bei großen Abständen bis
zum Ausschnitt q können traglaststeigernde Annahmen in Schnitt 7 und 8 getroffen
werden, siehe Bild 8.9. Die Schnittgrößen ergeben sich unter Berücksichtigung der
Querkraft V7 für den Bereich links (Bereich rechts analog) zu:
N w1 = N 2 − V7o (8.45)
Vw1 = V2 (8.46)
V7o ⋅ b 2
M w1 = M 2 + V2 ⋅ ( q + a ⋅ sin α ) − (8.47)
2
Bereich Mitte:
Nw2 = 0 (8.48)
Vw 2 = V5 (8.49)
Mit Kenntnis der Beanspruchung kann für jeden Bereich der Tragfähigkeitsnachweis
separat geführt werden. Für den Nachweis sind die Beanspruchungen in die folgende
Gleichung einzufügen:
2 2
N M V
σ w,i = σ⊥2 ,i + τ2,i = w,i + w,i + w,i ≤ σ w,Rd mit i = 1, 2, 3 (8.51)
A
w,i Ww,i A w,i
dass die Abweichungen zum einfachen Druckstab mit sK = Lsys eher gering sind.
Voraussetzung dafür ist, dass bei der Konstruktion der Fachwerkknoten gewisse Min-
destabmessungen eingehalten werden. Um eine gute Abschätzung mit dieser verein-
fachten Annahme treffen zu können, sind bei der Konstruktion nach den Erkennt-
nissen aus Abschnitt 6.5 folgende Bedingungen zu beachten:
Lw
≥1 (8.52)
hD
3 ⋅ Iz,Stab 3 ⋅ Iz,Stab
tb ≥ 3 =
25 ⋅ ∑ bi 3 1 (8.53)
25 ⋅ 2 ⋅ u + L w ⋅ tan α +
tan α
q
≤5 (8.54)
t 2b
λ K ≥ 0,75 (8.55)
In Bild 8.10 ist die erforderliche Knotenblechdicke nach Gl. (8.53) in Abhängigkeit
von der Biegesteifigkeit Iz der Druckdiagonale aufgetragen.
Bei der Einleitung der Druckkraft aus der Diagonalen in das Knotenblech ergeben
sich Druckspannungen in den beiden Anschlussseiten. Mit Hilfe der oben genannten
Bedingungen kann eine erste Einschätzung der Stabilitätsgefahr erfolgen. Für einen
Stabilitätsnachweis des Anschlusses kann die Verzweigungslast NKi bei Einhaltung
der Bedingungen in den Gln. (8.52) bis (8.55) gemäß den Untersuchungen für einen
einfachen Druckstab mit sK = Lsys (Eulerfall II) erfolgen. Mit dem Anhaltswert für
8.10 Statistische Bewertung des Modells mit den Versuchsergebnissen 215
NKi kann wie in Abschnitt 8.9 der Abminderungsfaktor κ bestimmt werden. Die dabei
zu verwendende Knickspannungslinie ist KSL c.
xi =
ZVersuch ZModell xi - xM (xi - xM)²
Versuchs- ZVersuch / ZModell
Nr.
[kN] [kN] [-] [-] [-]
Der 5 % - Fraktilwert liegt trotz der geringen Stichprobenanzahl mit 100,5 % knapp
oberhalb von 100 % und somit auf der sicheren Seite. Die Variationskoeffizient ist
mit 0,055 gering, so dass die Gültigkeit des Bemessungsmodells bestätigt werden
kann. Außerdem werden bei der Nachweisführung bereits gesicherte Erkenntnisse aus
dem Stahlbau aufgegriffen und Kräftegleichgewichtsbeziehungen verwendet, die als
weitere Bestätigung des Bemessungsmodells angesehen werden können.
bezogener λK
Schlankheitsgrad der [-] --- ≥ 0,8 ---
Druckdiagonalen
Die empfohlene Breite im Schnitt 5 ergibt sich bei einer 80 %-igen Ausnutzung des
Schnittes auf Schub. So besitzt der Schnitt noch genügend Reserven zur Aufnahme
(
des vorhandenen Biegemomentes M pl,red ≈ 0,6 ⋅ M pl . )
Als wichtige geometrische Angaben bei der Konstruktion werden die äußeren
Knotenblechabmessungen benötigt. Sie hängen von verschiedenen Knotenblechpara-
metern ab und können folgendermaßen berechnet werden:
hG
2 +q hD
Lb = + + ( a + L w ) ⋅ cos α + u ⋅ sin α ⋅ 2 (8.57)
tan α 2 ⋅ sin α
9.1 Vorbemerkungen
Zunächst wird der Tragfähigkeitsnachweis infolge einer Zugkraft geführt. Die Vor-
gehensweise bei der Nachweisführung entspricht der in Tabelle 7.3.
Bevor die rechnerische Tragfähigkeit durch Untersuchung der einzelnen
Versagensmechanismen berechnet werden kann, müssen Annahmen für den sich
einstellenden Kraftfluss getroffen werden. Der Kraftfluss je Anschlussseite wird nach
Abschnitt 7.3.3 für das Verhältnis bi / Lw = 0,875 nach Gln. (7.4) und (7.5) im
Ausgangsschnitt wie folgt angenommen:
bi 17, 4 1
e= − 0, 25 ⋅ L w = − ⋅ 20 = 3,7 cm
2 ⋅ Lw 2 ⋅ 20 4
b 17, 4
β = 20° ⋅ i = 20° ⋅ = 17, 4°
Lw 20
δ δ)
L(δ δ)
N(δ δ)
V(δ δ)
M(δ Npl(δ) Vpl(δ) δ)
Mpl(δ τ / τRd red fy η(δ)
[°] [cm] [kN] [kN] [kNcm] [kN] [kN] [kNcm] [-] [kN/cm²] [-]
0 17,40 287,5 90,1 1064 547,7 328,8 2383 0,27 20,98 0,81
10 15,44 298,8 38,8 869 500,7 291,7 1932 0,13 21,63 0,86
20 14,26 301,0 -13,7 709 466,1 269,5 1662 0,05 21,79 0,89
30 13,64 294,0 -65,7 567 431,6 257,7 1471 0,26 21,10 0,91
40 13,46 278,2 -115,8 434 392,1 254,3 1319 0,46 19,43 0,92
50 13,69 253,8 -162,3 300 348,9 258,7 1194 0,63 16,99 0,92
60 14,38 221,8 -203,9 157 311,0 271,7 1118 0,75 14,42 0,91
70 15,64 183,0 -239,4 -7 300,3 295,5 1174 0,81 12,80 0,89
80 17,73 138,7 -267,5 -208 349,6 335,1 1550 0,80 13,14 0,85
90 20,00 90,1 -287,5 -537 424,9 377,9 2125 0,76 14,16 0,80
Neben den Anschlussblechen ist auch die Tragfähigkeit des Zugstabsteges infolge
von Zwängungsbeanspruchungen zu untersuchen. Zunächst wird mit Gl. (7.31) über-
prüft, ob der Nachweis des Zugstabsteges maßgebend werden könnte. Trotz des ein-
gehaltenen Verhältnisses gemäß Bild 7.10 (b / Lw = 0,87)
t b 1,5
= = 2,5 ≤ 3,1
t s 0,6
Die Beanspruchbarkeiten betragen mit einer angesetzten Länge von Ls = 22,4 cm:
N pl,s = 22, 4 ⋅ 0,6 ⋅ 21,82 = 293,3 kN
9.2 Anschluss eines Stabanschlusses an einen Querträger 221
21,82
Vpl,s = 22, 4 ⋅ 0,6 ⋅ = 169,3 kN
3
22, 42 ⋅ 0,6
M pl,s = ⋅ 21,82 = 1642 kNcm
4
Mit der Kenntnis der Beanspruchungen und der Beanspruchbarkeiten kann der
Nachweis der Querschnittstragfähigkeit wie folgt geführt werden:
90,12 537
+ = 0,1 + 0,34 = 0, 44 < 1
2 46,3
2 2
293,3 ⋅ 1 − 46,3
2 1642 ⋅ 1 −
169,3 169,32
Die Schweißnähte zwischen Anschlussblech und Querträger werden für die äußeren
Bereiche mit voller Zugkraft wie folgt nachgewiesen und im mittleren Bereich kon-
struktiv in gleicher Stärke ausgeführt. Für die Schweißnähte in den äußeren
Bereichen ergibt sich folgende Schweißnahtspannung:
575 kN
σ w,d = = 13,75 2 ≤ σ w,Rd
4 ⋅ 0,6 ⋅17, 4 cm
b 17, 4
= = 0,87 ≈ 1
Lw 20
hr 10
2
= 2 = 4, 44 ≤ 10
t b 1,5
min M pl 427
= = 1,60 ≥ 1
0,05 ⋅ max M pl 0,05 ⋅ 5349
errechnet. Anhand des Ersatzstabwerks gemäß Bild 7.15 wird der Eigenwert
ermittelt. Die Länge L* beträgt 5,9 cm und die Drehfedersteifigkeit beträgt cϕ = 124,3
kNm/rad. Der ungeschwächte Querschnitt ist ein Rechteckquerschnitt mit den
Abmessungen 1,5/50 cm. Im geschwächten Bereich reduziert sich die Breite auf 34,8
cm. In Bild 9.3 ist das berechnete Stabwerksmodell mit der sich ergebenden 1.
Eigenform dargestellt. Dabei ist aus Symmetriegründen nur der halbe Stab modelliert.
Die Verzweigungslast beträgt NKi,Modell = 719 kN. Als Lösung mit der FEM ergibt
sich für den ersten Eigenwert NKi,FEM = 816 kN. Im Vergleich dazu ergibt sich für
einen beidseitig gelenkig gelagerten Druckstab mit konstantem Querschnitt (Eulerfall
II) NKi,ES = 630 kN.
Bei dem bisherigen Nachweis des Druckstabes als Eulerfall II mit der Verzweigungs-
last von 630 kN beträgt die bezogene Schlankheit 1,21 und die maximale Druckkraft
beträgt 362,9 kN. Diese Druckkraft ist um 18,8 % höher als bei einer Berücksichti-
gung der Stabilität des Anschlusses. Das heißt, dass die einfache Annahme eines
beidseitig gelenkig gelagerten Druckstabes auf der unsicheren Seite liegt.
9.3 Fachwerkknoten 223
geschwächter
ungeschwächter
Blechquerschnitt HEA 160
Blechquerschnitt
(Ausgangsschnitt)
bi [cm] 50 17,4
Nki [cm] 719,0 359,5 719
Npl,i [kN] 1800,0 626,4 930,5
λK,i [-] 1,58 1,32 1,14
KSL c c c
κi [-] 0,290 0,380 0,463
Beanspruchungen um die starke Achse
Ni,d [kN] 300 150 300
Vi,d [kN] 0 47,3 0
Mi,d [kNcm] 0 562,5 0
Beanspruchbarkeiten um die starke Achse
Npl,i,d [kN] 1636,5 569,5 845,9
Vpl,i,d [kN] 945,0 328,9 108,1
Mpl,i,d [kNcm] 20456 2477 5349
Biegeknicknachweis nach Gl. (7.39)
ηι [-] 0,63 0,92 0,77
Bei einer Traglastermittlung mit dem nichtlinearen Finite Elemente Modell und der
einwelligen geometrischen Ersatzimperfektion von v0 = L / 200 = 2,25 cm eine
maximale Traglast von ZRd = 334 kN. Diese liegt etwas höher als mit dem
Ersatzstabverfahren und bestätigt den hier geführten Nachweis mit Abminderungs-
faktoren.
9.3 Fachwerkknoten
Die Schnittgrößen können nach Gl. (7.6) für den Ausgangsschnitt wie folgt berechnet
werden:
ZD 475
N 0,1 = = = 237,5 kN = N 0,2
2 2
Z 475
V0,1 = D ⋅ tan β = ⋅ tan20° = 86, 4 kN = V0,2
2 2
Z
M 0,1 = D ⋅ e = 237,5 ⋅ 5, 25 = 1247 kNcm = M 0,2
2
Nachweis der Anschlussbereiche im Knotenblech (Versagensfall A)
Aufgrund des Winkels α = 45° und der senkrechten Abstände (u1 / Lw= u2 / Lw =
0,07) wird gemäß Bild 8.4 der Versagensfall 2 für den Anschlussbereich maßgebend.
Dass heißt, dass die Querschnittstragfähigkeit in den schrägen Schnitten zu
untersuchen ist. Die Länge in den schrägen Schnitten erfolgt nach den Angaben in
Bild 7.7 für die Anschlussform 3. Mit den definierten Winkeln und den zugehörigen
errechneten Längen in den schrägen Schnitten kann der Nachweis der Querschnitts-
9.3 Fachwerkknoten 225
tragfähigkeit geführt werden. Die Ergebnisse für Winkel im Abstand von 5° sind in
Tabelle 9.3 zusammengestellt. Es ist erkennbar, dass die Querschnittstragfähigkeit in
allen Schnitten erfüllt ist. Maßgebend für die Bemessung ist der horizontale bzw. der
vertikale Schnitt (Schnitte 1 und 2).
Tabelle 9.3 Beanspruchungen und Nachweis der plastischen
Querschnittstragfähigkeit des Knotenblechs im Anschlussbereich
Querschnitts-
Winkel N V M Bemerkung
tragfähigkeit η
[°] [kN] [kN] [kN] [-]
horizontaler bzw.
45 229,1 -106,8 567 0,854
vertikaler Schnitt
50 218,9 -126,4 508 0,823
55 207,0 -145,0 447 0,776
60 193,6 -162,5 385 0,708
65 178,7 -178,7 320 0,615
70 162,5 -193,6 250 0,494
75 145,0 -207,0 175 0,353
80 126,4 -218,9 72 0,211
85 106,8 -229,1 -86 0,212
Schnitt parallel zur
90 86,4 -237,5 -242 0,345
Anschlußnaht
Zur Überprüfung, ob der Steg der Diagonalen maßgebend wird, gilt gemäß Gl. (7.31)
t b 1,5
= = 2,5 ≤ 3, 47 ⋅
(15 + 0,9 + 1,5) = 4,50
2
t sD 0,6 152
, so dass die Querschnittstragfähigkeit des Steges nicht weiter untersucht werden
muss.
Mit den ermittelten Beanspruchungen kann die Bedingung gemäß Gl. (8.5) wie folgt
überprüft werden:
4 ⋅1742
= 0, 29 ≤ 1
2
3 ⋅ 458,1
332 ⋅1,5 ⋅ 21,82 ⋅ 1 −
33 ⋅1,5 ⋅ 21,82
Da die Bedingung erfüllt ist, kann ein Versagen des horizontalen Schnittes für die
untersuchte Beanspruchung ausgeschlossen werden.
Versagen der vertikalen Schnitte (Versagensfall C)
Bei jedem Knoten sind zwei vertikale Schnitte denkbar, die jeweils in vertikaler
Richtung im Spaltbereich durch Knotenblech und Gurtstab verlaufen. Maßgebend für
den Nachweis der vertikalen Schnitte ist der Schnitt mit der betragsmäßig größten
Normalkraft. Der Nachweis wird gemäß Abschnitt 8.4 geführt. Im vorliegenden Fall
des Knotens 3, gemäß Bild 4.2, betragen die Beanspruchungen im vertikalen Schnitt
auf der rechten Seite nach Gln. (8.30) und (8.31):
N v = 2 ⋅ 475 ⋅ 2 − 106,8 = 1236,7 kN
Vv = 229,1 kN
23
M v = 567 + 106,8 ⋅ 5 + + 1 ⋅ sin 45° − 229,1 ⋅ 8,13 = 542 kNcm
2
15
mit: L v4 = + 1 ⋅ cos 45° + 3 ⋅ sin 45° = 8,13 cm
2
Die plastischen Querkräfte betragen nach Gl. (8.18):
21,82
Vpl,o = 5 ⋅1,5 ⋅ = 94,5 kN
3
21,82
Vpl,u = 0, 75 ⋅ ( 23 − 1, 2 ) ⋅ = 206 kN
3
Infolge der einwirkenden Querkräfte ist die Streckgrenze im Steg gemäß Gl. (8.19)
wie folgt zu reduzieren:
2
229,1 kN
red f yd = 21,82 ⋅ 1 − = 14,1 2
94,5 + 206 cm
Im folgenden Schritt sind die plastischen Grenznormalkräfte nach Gl. (8.20) zu be-
rechnen:
N pl,G = 24 ⋅1, 2 ⋅ 21,82 = 628, 4 kN
N pl,so = 5 ⋅1,5 ⋅14,1 = 105,8 kN
N pl,su = 21,8 ⋅ 0,75 ⋅14,1 = 230,5 kN
9.3 Fachwerkknoten 227
Da
N v = 1236,7 > N pl,so + N pl,su = 105,8 + 230,5 = 336,3 kN
ist, wird der zweite Fall maßgebend und die Gurte übernehmen einen Teil der Nor-
malkräfte. Der Anteil je Gurt beträgt gemäß Gl. (8.27):
1236,8 − 336,3
NG = = 450, 2 kN
2
Der vertikale Versatz zN ergibt sich nach Gl. (8.28):
105,8 ⋅ (23 + 5)
zs,N = = 1, 2 cm
2 ⋅1236,8
Das maximal mögliche Grenzbiegemoment ist gemäß Gl. (8.29)
M pl,grenz = ( 628, 4 − 450, 2 ) ⋅ 21,8 = 3885 kNcm ≥ 542 + 1236,8 ⋅1, 2 = 2026 kNcm
Für den Nachweis des Gurtstabsteges werden zunächst die erforderlichen Abmessun-
gen hsG uns bsG berechnet:
bs,G = 12, 73 + 5 + 2 ⋅ (1, 2 + 2,1) + 1 ⋅ cos 45° = 25,04 cm
h s,G = 5 + 1, 2 + 2,1 + 1 ⋅ sin 45° = 9,01 cm
Die Beanspruchbarkeiten unter Ausnutzung der plastischen Reserven ergeben sich für
den aktivierten Stabquerschnitt wie folgt:
N pl,s = 25, 04 ⋅ 0,75 ⋅ 21,82 = 409,8 kN
N pl,s
Vpl,s = = 236,6 kN
3
N pl,s ⋅ 25,04
M pl,s = = 2565 kNcm
4
Der Nachweis der Querschnittstragfähigkeit kann gemäß Gl. (8.35) geführt werden.
Da die einwirkende Schubkraft weniger als ein Drittel der plastischen Querkraft
beträgt, wird in dem Beispiel der Anteil aus Schub vernachlässigt:
228 9 Berechnungsbeispiele
229,12 956
+ = 0,313 + 0,373 = 0,686 < 1
409,82 2565
Die plastische Normalkraft des Profils beträgt Npl,d = 846 kN und ist deutlich größer
als die vorhandene Normalkraft von 475 kN. Auch die maximale Normalkraft im
Gurtstab von 1343 kN kann vom Profil HEA 240 in S 235 aufgenommen werden
(Npl,d = 1676 kN).
Im betrachteten Beispiel ist das Verhältnis der Breite b zur Anschlusslänge Lw größer
als eins, so dass die Beanspruchungen in der Schweißnaht nach Bild 7.11, Fall 3 an-
genommen werden:
475
N v,w = ⋅ tan 20° = 86, 4 kN
2
475
Vv,w = = 237,5 kN
2
15 1
M v,w = N v,w ⋅ ⋅ − 1 = 242 kNcm
2 2 ⋅ tan 20°
Für den Schweißnahtanschluss werden Doppelkehlnähte mit a = 5 mm gewählt. Die
Tragfähigkeit wird mit Gl. (7.35) untersucht:
2 2
86, 4 3 ⋅ 242 237,5 kN kN
σ w,d = + 2
+ = 17, 47 < σ w,Rd = 20,7
15 0,5 ⋅15 15 cm 2
cm 2
Die Schweißnähte zwischen dem Knotenblech und dem Gurtstab werden als 8 mm
dicke Doppelkehlnähte bemessen. Es werden für die Interaktion zwischen den Berei-
chen die drei verschiedenen Annahmen gemäß Abschnitt 8.8 angesetzt und separat
untersucht. Bei der ersten Annahme findet keine Interaktion der Teilbereiche in den
Schnitten 7 und 8 im Knotenblech statt. Die Beanspruchungen und die anschließende
Nachweisführung werden für die drei einzelnen Bereiche in Tabelle 9.4 zusammen-
gestellt.
9.3 Fachwerkknoten 229
Es ist aus Tabelle 9.4 ersichtlich, dass ein Nachweis mit dem vereinfachten Ansatz in
den Schnitten 7 und 8 nicht wirtschaftlich und in diesem Fall nicht zielführend ist.
Der lineare Ansatz, bei dem im Knotenblech in den Schnitten 7 und 8 eine anteilige
Querkraft berücksichtigt wird, liefert zwar wesentlich niedrigere Spannungen, jedoch
kann der Nachweis der Tragfähigkeit immer noch nicht erfolgreich geführt werden.
Als letzte Möglichkeit kann im Knotenblech in den Schnitten 7 und 8 die plastische
Querkraft angesetzt werden, so dass eine maximale Interaktion im Knotenblech dazu
führt, den Vergleichswert der Schweißnahtgrenzspannung σx,Rd = 20,7 kN/cm²
einzuhalten.
Zur Bestätigung der vereinfachten Annahme als beidseitig gelenkig gelagerter Druck-
stab sind die Grenzverhältnisse gemäß der Gln. (8.52) bis (8.54) zu überprüfen:
Lw 15
= ≈ 1, 0
h D 15, 2
3 ⋅ 615,6
t b = 1,5cm ≥ = 1, 27cm
3 1
25 ⋅ 2 ⋅ 3 + 15 ⋅ tan 45° +
tan 45°
230 9 Berechnungsbeispiele
q 5
= = 2, 22 ≤ 5
t 2b 1,52
sK 300 ⋅ 2
λ K= = = 1,30 ≥ 0,80
i z ⋅ λ a 3,52 ⋅ 92,9
Der Knicknachweis für die Druckdiagonale und für die beiden Anschlussseiten im
Ausgangsschnitt kann nach Abschnitt 1.4.7 geführt werden. Die Nachweise sind in
Tabelle 9.5 zusammengestellt. Der Stabilitätsnachweis aus der Ebene gelingt weder
für das Anschlussblech noch für den Druckstab. Die maximal Druckkraft in den
Diagonalen beträgt demzufolge DRd = 317,5 kN.
Tabelle 9.5 Biegeknicknachweis senkrecht zur Fachwerkebene mit dem
Ersatzstabverfahren
Für einen beispielhaften Fachwerkknoten, siehe Bild 9.5, werden die Traglasten mit
dem hier vorgestellten Bemessungskonzept und mit den in Kapitel 2 vorgestellten
Bemessungsmodellen berechnet. Die Ergebnisse werden miteinander verglichen und
den rechnerischen Traglasten aus der FEM-Berechnung gegenübergestellt.
Stabilitätseinflüsse und Schweißnahtbemessungen werden für die Bemessung hier
nicht berücksichtigt. Der beispielhafte Fachwerkknoten ist [81] entnommen. Bei den
Parametervariationen wird lediglich ein Parameter entweder Lw oder α verändert. Die
Übrigen bleiben konstant und können dem Bild 9.5 entnommen werden.
Bei einer zweiten Parameterstudie werden die Traglasten für den betrachteten Fach-
werkknoten mit verändertem Neigungswinkel α berechnet, siehe Bild 9.7. Die Ergeb-
nisse dieser Untersuchung bestätigen die Erkenntnisse aus der ersten Variations-
rechnung. Das Modell nach Klinkenberg et al. liegt wiederum zum Teil auf der un-
sicheren Seite. Nach Adam und Zhang bzw. nach Suppes liegen die Traglasten weit
auf der sicheren Seite. Das hier entwickelte Modell zeigt auch bei dieser Variation
Traglasten, die etwas unterhalb von denen der FEM-Berechnung liegen.
Neben der statistischen Bewertung des vorgestellten Modells mit den Versuchsergeb-
nissen in Abschnitt 8.10, werden in Tabelle 9.6 zusätzlich die Traglasten des Berech-
nungsmodells mit den FEM-Ergebnissen statistisch untersucht.
Tabelle 9.6 Statistische Auswertung der Traglasten des beispielhaften
Fachwerkknotens
ZFEM
Lw ZVette ZFEM Xi = Xi - XM (Xi - XM)2
Z Vette
[cm] [cm] [cm] [-] [-] [-]
10 219,01 248,50 1,135 0,043 0,001860
12 260,85 296,1 1,135 0,044 0,001902
14 302,67 340,6 1,125 0,034 0,001142
16 344,45 381,4 1,107 0,016 0,000248
18 386,20 415,7 1,076 -0,015 0,000229
20 428,00 449,61 1,050 -0,041 0,001683
22 448,60 474,2 1,057 -0,034 0,001187
24 462,60 483,8 1,046 -0,046 0,002088
Σ Xi = 8,732 Σ (Xi - XM)2 = 0,010340
XM = Σ Xi / n = 1,0915 s= 0,0384
234 9 Berechnungsbeispiele
Für die erste Variation liegt der Erwartungswert der 5 % Fraktile bei einer
Normalverteilung mit 102,8 % auf der sicheren Seite und die Varianz beträgt 0,035.
Bei der zweiten Variation ergeben sich eine 5 % Fraktile von 101,4 % und eine
Variationskoeffizient von 0,035. Auch diese Auswertung zeigt, dass die errechneten
Traglasten auf der sicheren Seite liegen und unterstreicht die gute Qualität des Ver-
fahrens.
Darüber hinaus wird auf die Bemessung der Schweißnähte zwischen Knotenblech
und Gurtstab hingewiesen, die in keinem anderen Modell bereichsweise betrachtet
werden. Die Notwendigkeit dafür wird jedoch in Abschnitt 6.3.2 ausführlich darge-
legt.
10 Zusammenfassung und Ausblick
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Tragfähigkeit und dem Tragverhalten von
Stabanschlüssen und Fachwerkknoten mit ausgeschnittenen Knotenblechen. Ein
Schwerpunkt liegt dabei in der Analyse des sich einstellenden Kraftflusses und der
sich einstellenden Versagensmechanismen.
Die Untersuchungen zum Tragverhalten werden im Rahmen dieser Arbeit mit der
Methode der Finite Elemente durchgeführt. Die betrachteten Detailpunkte werden
dabei als räumliche Modelle mit Hilfe von Schalenelementen abgebildet. Als zusätz-
liche Untersuchungen werden Eigenwertuntersuchungen an Druckstäben und bei-
spielhaften Fachwerken durchgeführt. Die Grundlagen der Modellierung und die Vor-
gehensweise bei der Berechnung und Auswertung werden in Kapitel 3 vorgestellt.
Den Untersuchungen der Detailpunkte wird in Kapitel 4 eine Diskussion der Bean-
spruchungen in Fachwerkstreben vorangestellt. Anhand eines beispielhaften Fach-
werkträgers werden die Schnittgrößen im Anschlussbereich mit verschiedenen Be-
rechnungsmethoden ermittelt und miteinander verglichen. Dabei zeigt sich eine gute
Übereinstimmung der Normalkraftbeanspruchungen. Allerdings ist hervorzuheben,
dass sich nennenswerte Biegebeanspruchungen in der Fachwerkebene ergeben.
Zur Erfassung der Biegebeanspruchungen sind die Stabwerksmodellierungen auch
bei einer biegesteifen Verbindung der Fachwerkstäbe nicht geeignet. Aufgrund der
großen Steifigkeit im Anschlussbereich ergeben sich deutlich höhere Biegemomente.
Sie sind im Vergleich zum Gesamtmoment zwar gering, können aber für die Trag-
fähigkeit der einzelnen Stäbe durchaus relevant werden. Außerdem kann gezeigt wer-
den, dass sich durch Plastizierungen zwar Kraftumlagerungen einstellen, diese aber
nicht die Annahme reibungsfreier Gelenke in den Fachwerken zulassen. Die
Untersuchungen zeigen auf, dass durchaus Forschungsbedarf besteht, um die tatsäch-
lich einwirkenden Schnittgrößen in Fachwerken wirklichkeitsnah bestimmen und um
die Auswirkungen auf die Tragfähigkeit abschätzen zu können.
wirken. Dieser Effekt und somit auch der Kraftfluss im Anschlusspunkt hängen in
starkem Maße von der Anschlussblechgeometrie und dem sich einstellenden Ver-
sagensmechanismus ab. In diesem Zusammenhang können die Anschlussblechformen
in drei Bereiche eingeteilt werden, die in Tabelle 10.1 zusammengefasst werden. Der
Intention dieser Einteilung besteht in der wirklichkeitsnahen Erfassung der Bean-
spruchungen und demzufolge in der exakten Ermittlung der Grenztraglast für alle
auftretenden Versagensmechanismen.
Geometrische Randbedingungen
• Bei dem ersten Kraftfluss wird das sich aus dem Moment ergebende vertikale
Kräftepaar des Stabes durch das Stegblech in ein horizontales umgewandelt.
Dieses wird an die beiden Anschlussseiten zu gleichen Teilen übertragen und
im Knotenblech wiederum in ein vertikales Kräftepaar transformiert.
• Der zweite Kraftfluss stellt sich derart ein, dass das vertikale Kräftepaar als
Schubkräfte an beide Anschlussseiten übertragen wird. Die Beanspruchungen
im Knotenblech ergeben sich somit aus einer exzentrisch angreifenden Zug-
bzw. Druckkraft.
Das Verhältnis zwischen beiden Kraftflüssen stellt sich in etwa im Verhältnis von der
Stegdicke zur Anschlussblechdicke ein.
10 Zusammenfassung und Ausblick 237
Die Erkenntnisse aus den Kapiteln 5 und 6 fließen bei der Entwicklung der Bemes-
sungsverfahren ein, die in den Kapiteln 7 und 8 vorgestellt werden. Dabei können die
Tragfähigkeiten der einzelnen Versagenszustände berechnet werden. Die Bean-
spruchungen ergeben sich jeweils aus dem Kräftegleichgewicht und dem Kraftfluss
im Anschlussbereich. Darüber hinaus werden Konstruktionsempfehlungen sowie
Mindest- und Maximalabmessungen für baupraktische Anwendungen gegeben und
die Vorgehensweisen zur Ermittlung der Traglasten systematisch dargestellt.
verglichen. Als Ergebnis zeigt sich, dass die vorhandenen Modelle zu teilweise sehr
auf der sicheren Seite liegenden aber auch teilweise zu übergroßen, d.h. unsicheren,
Traglasten führen. Im Gegensatz dazu liefert das in dieser Arbeit entwickelte Be-
messungsverfahren zuverlässige Ergebnisse und kann außerdem bisher nicht erfasste
Versagensmechanismen berücksichtigen. Vergleiche und statistische Auswertungen
zu Versuchen und FEM-Berechnungen sichern das Verfahren zusätzlich ab.
Ein weiterer bedeutsamer Vorteil des in dieser Arbeit vorgestellten Verfahrens liegt
darin, dass aufgrund der detailliert dargelegten Erkenntnisse in den Kapiteln 5 und 6,
Übertragungen auf andere Problemstellungen unmittelbar möglich sind und das Ver-
fahren entsprechend erweitert bzw. angepasst werden kann.
Literatur
[1] Abel, T.: zum einfluss von Knotenblechanschlüssen auf das Tragverhalten von
druckbelasteten Fachwerkstäben, Tagungsband des 17. DASt-Kolloquium,
Weimar 2010
[2] Adam, V., Zhang, X.: Eine praktische Bemessungstheorie für ausgeschnittene
Knotenbleche zum Anschluß von I-Profilen, Stahlbau 63, Verlag Ernst &
Sohn, 1994
[3] Ahrens, C., Zwätz, R.: Schweißen im Stahlbau, Stahlbau Kalender 2004,
Verlag Ernst & Sohn, Berlin 2004
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