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TORSTEN SCHWANKE
PERRSISCHE LIEBESLIEDER
Sulima, o Sulima,
Laß mich dein Salem sein!
Sulima, o Sulima,
Küss mich wie Feuerwein!
Sulima, o Sulima,
Mein holdes braunes Reh!
Sulima, o Sulima,
Mein Glück du und mein Weh!
Sulima, o Sulima,
Mich tötet deine Brust!
Sulima, o Sulima,
Mich mordet meine Lust!
Sulima, o Sulima,
Du Rosenblüte rot!
Sulima, o Sulima,
O du mein Liebestod!
Am Arme Silberspangen.
Und von dem Muschelohr
Bis zu den glühen Wangen
Rubin ich dir erkor.
Als Mosleminen-Turban
Wähl ich dein Lockenhaar.
O segne mir Papst Urban
Sulima immerdar!
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Gesalbt im Salbungsbade
Tritt zu mir, schöne Frau,
Dann leg den Leib von Jade
In grünen Mooses Tau.
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In roten Rosenkelches
Geheimnis will ich ruhn.
Ein Lied dir singen, welches
Dich immer lobt und nun.
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Liebe, geistesleibgestaltig,
Das ist Salems ganzes Sehnen!
Fort, Philister mannigfaltig,
Salem laßt im Wahn sich wähnen!
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20
21
Salem flog hinan zur Sonne,
Um Sulima dort zu finden.
Seines Lebens schönste Wonne
Stand nicht unter Sonnen-Linden.
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Der Wolf riß nicht das Lamm, und von der Flanke
Der Eselin zog sich zurück der Löwe,
Und die Gazelle, die zypressenschlanke,
Bekam die Milch gespendet von der Löwin,
Und der Schakal begrub das sündenkranke
Gefecht mit dem verhuschten Wüstenhasen.
Und alle ließen sündiges Gezanke
Und folgten Madschnun auf den Wanderungen.
II
III
IV
VII
VIII
IX
II
III
IV
VI
VII
VIII
XI
XII
Posaunen haben Jüngsten Tags begonnen,
Da gingen aus den Nächten vor die Sonnen,
Da gingen aus den Gräbern vor die Toten.
Gott ist gerecht und ist euch wohlgesonnen,
Die festgehalten habt am wahren Glauben.
Im Paradiese lebt ihr lauter Wonnen
Und werdet spielen wie der Weisheit Kinder
Und trinken besten Wein aus tiefen Bronnen
(Kopfschmerzen aber werdet ihr nicht kennen).
Und Weiber warten auf den Hochzeitsthronen
Auf ihre nimmermüden Ehegatten.
Und Frieden! Frieden! rufet die Madonne,
In Schmuck von Ofirgold vor Gottes Herzen.
Salomone, Salomone
Führte nun zu seinem Throne
Königin Bilkis alleine.
In dem goldnen Gnadenscheine
Goldner Sonnen allerorten
Tat er weithin auf die Pforten.
Sonne in der Halle leuchtet
Und mit Tau des Lichts befeuchtet
Zedern- und Zypressenwände.
Salomons Gesicht spricht Bände,
Als er Sabas Herrin leitet
Und zu seinem Throne schreitet.
Cherubinen hör ich rufen
Weisheit von des Thrones Stufen,
Sechsgeflügelt Seraphinen
An des Thrones Treppe dienen.
Salomone lächelt heiter
Vor der neuen Himmelsleiter.
GHAZELEN
I. SULEIKA
1
Suleika, schüttele dein Haar, das schwarze,
Dein Haar wie Lebensfäden meiner Parze,
Mich schlinge ein in deiner Locken Fesseln!
Suleika, schüttele dein Haar, das schwarze,
Erröten laß die Wangen du vom Rotwein,
Den Wein in dem kristallnen Glas vom Quarze
Aufsaug mit rosigen Rubinenlippen
Und saug aus der Zypreß vom goldnen Harze
Die Perlen! Schau, ich weihe dir den Samen
Des Wortes, schlimme Hexe du vom Harze,
Du weise Magierin vom Morgenlande!
Suleika, schüttele dein Haar, das schwarze,
Und öffne mir dein Kleid von Seidengaze
Und offenbare deiner Brüste Warze!
II. HAFIS
III. MOHAMMED
V. JUNGFRAU MIRIAM
Und sollt ich nicht klagen und sollt ich nicht weinen,
Seh allüberall ich nur Herzen von Steinen?
Heroisch die Heil’gen ihr Leiden verschweigen,
Mir aber gewähre, o Gottheit, das Greinen!
Laß rufen um Liebe, um Liebe mich betteln,
Ich hab doch auf Erden nicht Eine, nicht Einen,
Ich hab doch die Gottheit alleinzig im Himmel,
Als Sonne, wenn nirgends die Sterne mir scheinen,
Als Mond in der Nacht, wenn unendliches Dunkel
Durchschauert die Seele mit schaudernden Peinen,
Als Hoffnung und Glauben, als Liebe im Busen,
Drum laß mich den Armen der Gottheit vereinen!
DAS PARADIES
Verheiße denen, die glauben und das Gute tun und sprechen,
Daß Gärten für sie bestimmt sind, durcheilt von Bächen.
Sooft sie werden gespeist mit ihren Früchten als Speise,
Sie sprechen: Dies war zuvor doch auch schon unsre Speise,
Und ähnliche werden ihnen noch und noch gegeben,
Und darinnen werden sie leben
Und reine Bräute empfangen
Und sie ewig im Garten umfangen.
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Dies lies,
Denn gnädig ist dein Herr im Paradies,
Der die Feder gelehrt mit der Weisheit Lust,
Zu lehren den Menschen, was er nicht gewußt.
MARIA
Imrans Weib sprach: Herr, ich weihe dir meine Leibesfrucht! Sie sei ganz dein!
Du hörst Gebet, du bist Weisheit allein!
Als sie geboren, sprach sie: Ich hab geboren eine Jungfrau rein.
Gott kannte die Jungfrau. Ich hab sie Maria genannt und weihe sie und ihren Samen
Zum Schutz vor dem gesteinigten Satan in deine Hut und deinen Namen!
Gott nahm Maria in Gnade an und segnete schön den Wachstum Marias.
Es pflegte sie Zacharias.
Trat Zacharias in Marias Zelle, fand er Manna süß:
O Maria, woher denn ward dir dies?
Sie sprach: Das ist von Gott. Gott versorgt die, denen er gnädig ist
Und rechnet nicht in Geiz und List.
Rief Zacharias zum Herrn: O gib mir einen Sproß! Du erhörst Gebet!
Da riefen die Engel, dieweil er betend in der Zelle steht:
Gott verheißt dir Johannes, gewiß ist Gottes Wort seinen Knechten,
Einen Asketen, Propheten und Gerechten.
Wie wird mir Altem und meinem unfruchtbarem Weib ein Knabe?
Gott gibt, die er will, die Gabe.
Herr, gib mir ein Zeichen!
Drei Tage lang wirst du vor den Leuten den Stummen gleichen
Und reden nur durch Winke verborgen.
Preise Ihn am Abend und am Morgen!
Die Engel sangen: O Maria, Gott hat dich auserwählt,
Du Reine, du Auserwählte unter den Weibern in der Welt!
O Maria, sei voll Andacht zum Herrn und wirf dich nieder
Und beuge dich mit den sich Beugenden immer wieder.
Wir offenbaren dir ein Geheimnis, weil Gott es wollte:
Warst du bei den Männern, die stritten, welcher Maria pflegen sollte?
Warst du bei ihnen, als sie stritten dort?
Die Engel sangen: O Maria, Gott verkündet dir das Wort:
Sein Name ist Jesus, der Messias,
Sohn Marias,
Daß jeder auf Erden und im Jenseits ihn mit Wohlgefallen sehe,
Er ist in Gottes Nähe!
Reden wird er in der Wiege mit Vollmacht schon,
Der Gerechte. Sie sprach: Wie wird mir ein Sohn?
Wo doch mich nie ein Mann berührt!
Er sprach: Gott schafft, was er will. Er spricht: Es werde! Und es wird!
Er wird ihn lehren Schrift, Weisung, Weisheit, Freudenkunde!
Wird ihn senden zu Israels Kindern, er wird sprechen mit dem Munde:
Ich komme mit einem Zeichen vom Herrn!
Ich will euch Vögel aus Ton erschaffen und Geist in sie hauchen von fern,
Sie sollen lebendige Vögel werden, will Gott es erlauben.
Ich will heilen Blindheit, Aussatz, und, daß ihr mögt glauben,
Tote auferwecken! Ich gebe euch, was ihr speisen wollt,
Was ihr in euren Häusern aufbewahren sollt.
Ich bin wahrlich ein Zeichen gebenedeit,
So ihr wahrhaft gläubig seid!
Ich komme als Siegel der Weisung, die vor mir war,
Um euch manches zu erlauben, was euch verboten war.
Ich komme als ein Zeichen vom Herrn.
Habt Ehrfurcht vor Gott und gehorcht mir gern!
Gott ist mein Gott und euer Gott. Ihm naht!
Das ist der rechte Pfad.
Gott spricht: O Jesus, Marien Sohn, gedenke der Gnade für dich und den Schoß Marias,
Als ich den Heiligen Geist dir gab, daß du sprichst als Kind, als Messias.
Ich lehrte dich Schrift, Weisheit, Weisung, Freudenkunde,
Daß du aus Ton die Tauben erschufst nach der Erlaubnis aus meinem Munde,
Mit meiner Erlaubnis Geist in sie hauchend eiltest,
Aussatzbefallne und Blinde mit meiner Erlaubnis heiltest
Und Tote wieder zu Lebenden machtest.
Ich schützte dich vor den Juden, als du ihnen das Zeichen brachtest.
Da sprachen die Gottlosen, sie:
Das ist nichts als offenkundig Magie.
Ich inspirierte die Jünger: Glaubt an Gott und seinen Gesandten.
Sie sprachen: Wir glauben! Sei Zeuge, daß wir uns zu Gott bekannten.
Die Jünger sprachen: Jesus, Marien Sohn, ist vom Herrn aus dem Himmel ein Tisch bereit?
Er sprach: Habt Ehrfurcht vor Gott, so ihr Gläubige seid!
Sie sprachen: Wir wollen essen vom Tisch und unsre Herzen sollen im Frieden sein,
Wir wollen die Wahrheit kennen und ihre Zeugen sein.
Sprach Jesus, Marien Sohn: O Herr, so sende den Tisch vom Himmel herab,
Denn du bist der, der den Festtag uns gab,
Dem Ersten und Letzten von uns, von dir ein Zeichen.
Ernähre uns, denn du bist der Ernährer, von dem wir nicht weichen.
Sprach Gott: Ich sende den Tisch vom Himmel auf die Erde.
Gottlose straf ich mit Strafe, wie ich keinen der Erde strafen werde.
Spricht Gott: O Jesus, Sohn Mariens, Gottesmann,
Du sprachest nicht: Nehmet neben Gott noch Götter an!
Spricht Jesus: Ich spreche nichts, was nicht wahr.
Wenn ich es gesprochen hätte, so wär es dir offenbar.
Gott weiß, was in des Menschen Seele ist,
Der Mensch weiß nicht, was in Gottes Seele ist.
SURE 1
J.H.W.H.
Allah ist Gottheit, Mahom Ihr Prophet!
Ihr Fundamentalisten aber seht
Den Satan in Gestalt des Dämons Frau,
Die Frauen als Dämoninnen, und schau,
Ihr höhnt die Frauen und verschleiert sie.
Doch Mahom war voll Minnesympathie!
Für Freiheit und für Gleichberechtigung
Der Frau sprach Mahom voll Begeisterung.
Sprach Mahom einst: In eurer Erdenwelt
Drei Dinge mir gefallen, mir gefällt
Der Wohlgeruch der Rosen, mir gefallen
Die Wonneweiber, wie sie wonnig wallen,
Und mir gefällt vor allem das Gebet!
So sprach der Freund der Frauen, der Prophet.
Er war ein guter Mensch, ein weiser Mann.
Sechs Jahre war er alt, als aber dann
Die Mutter starb, die schöne weiße Rose,
Da wuchs der Waise auf, der vaterlose,
Bei einer lieben frommen Kinderamme,
Die hütete des Knaben Lebensflamme.
Er wurde Ziegenhirte bei den Ziegen,
Er lernte über Bär und Löwe siegen.
Als Jüngling ward er Karawanenführer.
Er ward ein feministischer Aufrührer,
Dem grausam schien das Patriarchat, brutal.
Den Herren galten Weiber allzumal
Als lästig, wie ein Maul, das Hunger hat,
Nichts galten Mädchen in dem Patriarchat,
Die Weiber waren lästiges Gepäck,
Man mordet Mädchen, sperrt die Weiber weg.
Die Welt war von der Mannesmacht gemacht,
Es herrschte absolute Mannesmacht.
SURE 2
A.M.D.
Chadischa zählte zwar schon vierzig Jahre,
Doch waren noch erotisch schwarz die Haare.
Ist Mahom Karawanenführer auch,
Trifft er Chadischa, trifft ihn Gottes Hauch.
Ein einzigartiges Erlebnis die Begegnung,
Wie der Urgottheit der Urschönheit Segnung.
Chadischa machte ihn zu einem Weisen,
Sie konnte ihn mit Brot der Einsicht speisen.
Mit vierundzwanzig Jahren Mahom recht
Und richtig wird der hohen Herrin Knecht.
Er führt der Herrin ihre Karawanen.
Sie sieht ihn fromm und treu zu seinen Ahnen
Und zuverlässig und loyal und ehrlich.
Da ward Chadischa nach dem Mann begehrlich,
Sie ist erlegen seinem feinen Charme,
Sie will ihn freien, ach dass Gott erbarm,
Sie schickt die Magd vor, die spricht zu dem Mann:
Und schautest du ein süßes Weibchen an
Und würde sie sich ganz Frau Weisheit weihen
Und beten Gott an, wolltest du sie freien?
Er sprach: Das könnte nur Chadischa sein,
Und zu Chadischa sag ich Ja, nicht Nein.
Er war der Hirte und Chadischa Herrin,
Vornehme Dame, nicht gemeine Närrin,
Die Händlerin verschafft ihm Rang und Namen,
Nun ist er angesehn bei Herrn und Damen.
In fünfzehn Jahren Ehe, was vermöcht er
Wohl bessers, als zu zeugen viele Töchter?
Im Hügelland von Bekka meditierte
Der weise Mann. Die Perlenschnur ihn zierte,
Als zu ihm Gabriel getreten: Ave!
Nun den Koran will offenbaren Jahwe!
Und Gabriel ihm wies ein Seidentuch
Und kalligraphisch drauf ein Gottesbuch
Und sagte: Lies vom allerhöchsten Wesen!
Und Mahom stotterte: Ich kann nicht lesen.
Und Gabriel sprach zweimal noch: Nun lies!
Und Mahom eilte in sein Paradies,
Er eilte in Chadischas Frauenarm,
Er ruhte aus an ihrem Busen warm,
Er schmolz dahin wie in der Sonne Butter,
So ein erschrocknes Kind eilt zu der Mutter,
So eilen Kinder zu der Mutter, zu der größten,
Die Kleinen, und die Mutter muß sie trösten.
Und Mahom lernte mit Chadischa nun,
Als Beter innerlich in Gott zu ruhn.
Er lernte, leugnen das auch Exegeten,
Er lernte von Chadischa erst das Beten.
Die Erste der Muslima war Chadischa,
Die Erste aller Frauen, Eva Ischa,
Das leugnen immer Fundamentalisten,
Doch Mahom hörte an Chadischas Brüsten
Die erste Offenbarung des Koran,
Das erste Gotteswort der Gottesmann,
Und seine trunkne visionäre Schau
Gab er der ersten Jüngerin, der Frau
Chadischa seine Offenbarung weiter,
Da er in ihrem Arm lag selig heiter.
Gott ist die Einheit, Mahom Ihr Prophet!
Nun zu den Männern und den Frauen geht.
In Bekka aber gab es viele Götter,
Gottlose, Übeltäter, Frevler, Spötter.
Chadischa aber immer solidarisch
Zu Mahom hielt (sie kochte vegetarisch),
Begleitete in Weisheit und in Glauben
Den Gottesseher sanft wie Turteltauben.
Chadischa war bei ihm in guten Zeiten
Und stand ihm treu auch bei in allen Leiden
Und schütze ihn als Schutzfrau des Propheten.
Zu ihren Füßen ruht der Garten Eden.
Er nimmt sich weiter keine andre Frau,
Er liebt nur sie allein und ganz genau
Trotz aller Tradition des Patriarchates.
Sie wird die Mutter seines Gottesstaates.
Nach fünfundzwanzig Jahren treuer Ehe
Die Mutter-Braut gelangt in Gottes Nähe.
Sie stirbt. Ihr Todesjahr ist Jahr der Trauer.
Gott-Mutter war sie für den Gottes-Schauer!
SURE 3
U.L.F.
Chadischa war im Tode neugeboren.
Nun Mahom seine Förderin verloren,
Gottlose, die den Gottesmann nicht lieben,
Sie haben ihn aus Bekka-Stadt vertrieben.
Mit seinen Töchtern ist er fortgezogen,
Mit ihnen in Medina eingezogen.
Dem Fünfzigjährigen ein neues Leben
Ward von dem Herrn, dem Ewigen gegeben.
Das Kind befreite sich von seiner Mutter
Chadischa, deren Busen war wie Butter.
Er wählte sich nun Frauen zu der Ehe,
Zwei Frauen kamen nah in seine Nähe.
Die Erste sorgte sich um seine Töchter
Und mit dem zweiten Weibe, was vermöcht er
Doch sonst zu tun, als mit dem besten Triebe
Zu zelebrieren seine große Liebe?
Aischa war der Liebesleidenschaft
Genossin, die mit starker Lendenkraft
Er liebte und befriedigte, die war
Ganz reine Jungfrau, heilig, lauter, klar,
Die witzig war, humorvoll und verspielt.
Hier Eros hat den Liebespfeil gezielt!
Aischa Mahom nun verdreht den Kopf
Mit ihrer schwarzen Lockenflut am Schopf
Und Mandelaugen ohne alle Trübe.
Sie leben in der Innigkeit der Liebe,
Die keiner sonst versteht, der draußen ist,
Ist ein Geheimnis, wie Aischa küsst,
Mysterium ist Mahoms Manneskraft,
Ist eine grenzenlose Leidenschaft!
Sie nehmen gegenseitig in Besitz
Des andern Seele in dem Augenblitz,
Bekommen voneinander nie genug,
Sie lieben treu und ohne allen Trug.
Und Mahom schwor beim Auferstehn der Toten:
Unlösbar wie in einem Seil ein Knoten
Ist meine Liebe zu Aischa stark!
Noch saugt sie mir das Leben aus dem Mark!
Der Gottesmann im tiefsten Seelentriebe
Die Sinnlichkeit entdeckt und Lust der Liebe,
Die freudenvolle Sexualität!
Und Mahom betete ein Lobgebet
Und pries der Gottheit herzliches Erbarmen
Und lag dabei Aischa in den Armen!
Aischa sprach: Es ward ihm Offenbarung
Zuteil, dieweil wir in der Liebespaarung
Die Brust am Busen beide schwitzend lagen
Gebettet unter reinem weißem Laken!
Islam ist Liebe, Freude und Gebet,
Islam ist Glück der Sexualität!
Gott ist die Liebe, Mahom ist Ihr Heros,
Das Wesen des Islam ist Gottes Eros!
Zwar Mahom war von großer Leidenschaft
Und sprach viel von der Lust der Lendenkraft
Des Mannes, doch in liebestrunkner Schau,
Er sah, wie zu befriedigen die Frau,
Wie ist der Frau zu schenken ihre Stillung,
Der weibliche Orgasmus der Erfüllung!
Ja, Mahom sprach so oft wie vom Gebet
Von freudenvoller Sexualität!
Denn was den Mann vom Tiere unterscheidet
Ist, dass er seinem Weibe Lust bereitet!
Die körperliche Wollust, trotz des Spottes,
Die Sexualität ist Gabe Gottes!
SURE 4
M.M.
Der Vizekönig von Ägypten schickte
Maria.................................................
Die Sklavin, eine Koptin, eine Christin,
Betörte Mahom mit Gazellenbrüsten!
Er schloß sich ein mit ihr wohl vierzig Nächte
Und diente mit prophetischem Gemächte
Maria, Moses gleich auf Sinai,
So Mahom liebte vierzig Nächte sie
Allein, vergaß die andern Haremsfrauen,
Enttäuschte so der Anderen Vertrauen.
Die Frauen aber sandten ihre Väter:
Beschworen sei, Prophet, beim Vater Äther,
Du musst die Weiber alle gleich behandeln,
Nicht ewig mit der Einen nur lustwandeln
Und nur Maria schenken dein Gestöhn
Der Liebeslust und ist sie noch so schön!
Die Haremsfrauen voller Lebensfreude,
Sie waren stolze starke Frauenleute,
Sie sprachen laut, sie flüsterten nicht züchtig,
Doch waren sie auch rasend eifersüchtig!
Es wollte jede Lieblingsgattin sein,
Doch Eine war ihm Lieblingsfrau allein:
Aischa war im Wettstreit Siegerin
Und war wie eine schwarze Pantherin
Und schützte ihren Platz als Lieblingsfrau.
Doch rollte oft ihr auch der Tränentau,
Denn war Aischa auch ein Wonneborn,
Oft packte auch die Lieblingsfrau der Zorn,
Da war Aischa, Lieblingsgattin züchtig,
Wie Feuer von Gehenna eifersüchtig!
Da kam das Gotteswort in den Koran:
Vier Frauen darf nur haben je ein Mann,
Soll alle gleich behandeln und gerecht,
Doch kann der Mann das nicht, so geht’s ihm schlecht,
So soll er sich mit Einer Frau bescheiden,
Sonst wirkt ihr Männer große Frauenleiden,
Ihr könnt nicht also groß und göttlich wandeln
Und alle eure Frauen gleich behandeln.
Drum Mahom rät den Männern ohne Spott:
Liebt Eine Frau allein und Einen Gott!
SURE 5
X.P.
Nun aller der Musliminnen Prophet
Im Kreis der hochgeschätzten Frauen steht.
Begierlich kann er schon die Blicke werfen
Und kann das Schwert schon in der Scheide schärfen,
Doch schaut vor allem er die Frauen an
Als geistig ebenbürtig einem Mann
Und Partnerinnen in der Diskussion.
Trat eine Frau zu Mahoms Richterthron
Und sprach: Mein Gatte schafft mir keine Wonne
Der Wollust mehr, wenn unterging die Sonne
Und wenn am Himmel herrscht die große Venus,
Denn, ach, mein Mann hat einen schlaffen Penis!
Die Jünger Mahoms schlugen sich die Stirne
Und riefen laut: Wie sprichst du schamlos, Dirne!
Doch Mahom lachte: Das ist zu verzeihen,
Wir können dich von diesem Kerl befreien,
Der nicht befriedigen die Gattin kann,
Was ohne Phallus ist das für ein Mann!?
Trat eine andre Frau zum Richterthrone
Des Sehers, sprach: Mein Mann ist leider ohne
Respekt, geohrfeigt hat er seine Gattin!
Sprach Mahom: Bei Allath, der Liebesgöttin,
Ohrfeigen sollst du deinem Gatten geben,
Daß er sie nicht vergisst sein ganzes Leben!
Wie Mahom nicht gesinnt sind Islamisten,
Die Fundamentalisten, Terroristen,
Die den Islam nicht als die Liebe feiern,
Die alle Frauen wollen ganz verschleiern,
Sie fürchten sich vor hohen Busenwogen
Und nacktem Nabel, denn die Psychologen
Erklären das: Vor Frauen wie vor Schlangen
Die Männer vor dem eignen Dämon bangen,
Sie bangen vor des Weibes Zierrat Zierde,
Sie bangen vor der eigenen Begierde,
Sie bangen vor des Weibes Liebeslust,
Vor Buhldämonen in der eignen Brust!
Dem Mann wie Sog ins Nichts der Todesnacht –
Das ist des weiblichen Orgasmus Macht!
SURE 6
A.O.
Zwar Mahom revolutionierte mächtig
Der Frauen Stellung, darin war er prächtig,
Er gab den Frauen Erbrecht, Recht zu erben,
Vererben konnten Frauen, wenn sie sterben,
Er ließ nicht zu der süßen Töchter Mord,
Er sprach sein seherisches Donnerwort:
Auch die Geburt der Töchter ist gewollt
Von Gott, die Gottheit ist den Töchtern hold!
Er ließ nicht zu das Werk der Finsternis:
Beschneidung an der Frauen Klitoris!
Doch war der alte Mann voll ernster Sorgen,
Man schafft das edle Frauenrecht ab morgen.
Er hat sich dieser Sorgen so entledigt:
In Bekka sprach er in der Abschiedspredigt:
Gott ist als euer Zeuge anzuschauen
Und euer Richter im Belang der Frauen!
Aufmerksamkeit, Verbundenheit mit Frauen
War immerdar bei Mahom nur zu schauen,
Respekt auch vor der Geistigkeit der Weiber,
Trotz der Begierdeblicks auf ihre Leiber!
So blieb es bis zum letzten Atemzug,
Nie hatte er vom Weiblichen genug!
Sonst war er ganz gerecht zu allen Frauen
Des Harems, als Gerechter er zu schauen,
Nun aber Mahom war ein alter Mann,
Er stand noch in der großen Liebe Bann.
Die Vielgeliebten all, die Haremsfrauen,
Dem Seher in die weise Seele schauen,
Sie sehen, der Prophet ist alt und krank,
Er will nur Gott abstatten seinen Dank
Und preisen Gottes ewiges Erbarmen
Am allerliebsten in Aischas Armen!
So sagen seine Haremsdamen all:
Den Rosen allen sang die Nachtigall,
Nun sterbend will die Nachtigall der Rose,
Der Lieblingsrose ruhn im roten Schoße!
Die Frauen wussten: Isch will seine Ischa –
So Mahom will zur Lieblingin Aischa!
Und so verbrachte er die letzten Tage
Im Arme der Geliebten, sagt die Sage,
Denn seine Eine Liebe war so groß,
Er selig lag der Lieblingin im Schoß,
Er voller Liebe starb in ihren Armen
Hinüber in des Ewigen Erbarmen!
GOETHES TOD
ERSTE SZENE
(Goethe in seinem Schlafgemach allein. Der Schattenriß einer schönen Frau an der Wand. Davor
eine Kerze, brennend. Goethe schaut abwechselnd in die Kerzenflamme und in das Antlitz der
Frau.)
GOETHE
(trinkt den letzten Becher dunkelroten Weines aus und murmelt, fast lallend)
Wem soll ich aber den Gedanken sagen?
Wie einsam ist der Weise! Nicht verzagen
Darf doch der Diener an dem Wahren-Schönen,
Wenn auch die Toren meinen Geist verhöhnen.
Ich aber muß mit liebevollen Tränen
Mich hier nach meinem Liebestode sehnen!
Die Liebenden ja stets in Tränen schwammen,
Der Liebende ersehnt der Liebe Flammen,
Ersehnt der Liebe letztes Abenteuer,
Ersehnt den Liebestod im Liebesfeuer!
ZWEITE SZENE
(Goethe und ein Priester, der ihm das letzte Bekenntnis als Geständnis entlockt und ihn segnet für
die mystische Reise.)
PRIESTER
Gehst du getrost, getröstet in den Tod?
GOETHE
Ganz ruhig kann ich denken an den Tod,
Mein Geist ist doch ein Wesen unzerstörbar,
Geistwesen, das unsichtbar und unhörbar,
Fortlebend Ewigkeiten Ewigkeiten
In der Äonenwelt der Himmelsweiten.
PRIESTER
Unsterblichkeit ist also deine Wonne?
GOETHE
Ja, meine Seele ist wie eine Sonne!
Die Menschenaugen sehn das Abendrot
Und sehn die Nacht und sehn das Morgenrot
Und doch ists immerdar dieselbe Sonne,
Die leuchtet fort und fort in heller Wonne!
PRIESTER
Und kann der Sarg dir gar nicht imponieren?
Kannst du da deinen Glauben nicht verlieren?
GOETHE
Ein starker Geist lässt sich gar niemals rauben
An die Unsterblichkeit den wahren Glauben.
PRIESTER
So fürchtest du dich gar nicht vor dem Nichts?
GOETHE
Die Seele, Tochter himmlischreinen Lichts,
Sie bleibt doch treu der Mutter, der Natur,
Sie ist ja doch der Mutter Kreatur,
Und diese Mutter lässt ihr Kind nicht enden,
So wird sie ihre Schöpfung nicht verschwenden!
PRIESTER
Natur lehrt also dich Unsterblichkeit?
GOETHE
Der die Natur in meines Lebens Zeit
Betrachtet und erforscht und tief erkannt,
Ich überall doch in der Schöpfung fand
Nicht Tod und Nichts, allein nur Metamorphose,
Sie lehrte mich der Falter und die Rose.
PRIESTER
Denkst du, die eigene Persönlichkeit
Bestehe fort und fort in Ewigkeit?
GOETHE
Ach, was von der Persönlichkeit noch bliebe,
Was wert des Dauerns sei, entscheid die Liebe!
Was bleibt von der Person, will ich gelassen
Geheimnisvoller Gottheit überlassen.
PRIESTER
Was ist die Seele aber, was der Geist,
Den du als ewig und unsterblich preist?
GOETHE
Ich glaub an Anfangspunkte der Erscheinung
In der Natur, ich denk an Leibnitz’ Meinung,
Ur-Seele ist es, schaffende Monade,
Der Kosmos wird durch der Monaden Gnade,
Ur-Keime sind es oder Ur-Gestalten,
Die schöpfrisch tätig eine Welt entfalten.
Monaden gibt es schwache oder starke,
So wird der Staub, so wird mit Saft und Marke
Die Pflanze und so wird das Tier, der Stern,
So auch der Schöpfung Krone, Fraun und Herrn.
Die Hauptmonade als des Menschen Geist
Die Schar Monaden schaffend an sich reißt,
Die Hauptmonade, königliches Weib,
Sie bildet sich als Hofstaat einen Leib.
Auflösung aber nennen wir den Tod.
Die Monas dann gebietet mit Gebot,
Daß die Monaden sich im letzten Leiden
Von ihrer Herrin Monas schließlich scheiden,
Daß die Monaden auf der Schöpfung Spur
Eingehen in die Seele der Natur,
Zu Meer und Land, zu Bergen in der Ferne,
Verschweben in die Feuer, in die Sterne.
Die Herrin Monas aber, trotz den Spöttern,
Die Monas teil hat an der Lust von Göttern!
Bei schöpferischen Göttern oder Engeln
Die Hauptmonaden frei von allen Mängeln
Sich selig in der Götter goldnen Netzen
Sich Ewigkeit um Ewigkeit ergötzen!
PRIESTER
Du denkst die Hauptmonade also süß
Als Monas selig in dem Paradies?
GOETHE
Ich zweifle nicht nach allem meinen Lernen,
Daß da ein Leben ist auf höhern Sternen.
Der Mensch ist ja das Sprechen der Natur
Mit Gott! Der Mensch als Wort der Kreatur
Wird sprechen noch mit Gott und Weisheit lernen
Und Liebe singen auf den Morgensternen!
Dann stöhnt man von der Liebe süßer, leiser,
Der Weisen Diskussionen werden weiser
Und glühender der Lodernden Gestöhn,
Dort sind die schönen Frauen mehr als schön!
PRIESTER
Sagt einer aber, dass der liebe Gott
Die Welt schuf in sechs Tagen ohne Spott
Und sich am siebten Tage gönnte Ruhe?
GOETHE
Hier ist der Boden heilig! Ohne Schuhe
Will ich den Schöpfer preisen, nicht wie Pfaffen,
Den Schöpfer nicht, der einst die Welt geschaffen,
Der dann großväterlich sich ausgeruht,
Den Schöpfer preis ich, der mit Schöpferwut
Alltäglich schafft und wirkt und an sich reißt
In Hauch-Begeisterung des Menschen Geist!
Den Schöpfer preis ich, der auf dieser Erde
Die Menschheit schafft, auf dass auf Erden werde
Die Höhere, die Geisterwelt erzogen,
Die steten Umgang mit dem Herrn gepflogen,
Die Geisterwelt, mit Gott vereinter Geist,
Die alles Niedre machtvoll aufwärts reißt,
Gott bildet überall ein Geisterreich
Von Geistern, die den Göttersöhnen gleich!
Des Menschen Geist ist ja ein Gottessohn!
Anbetend schweig ich vor der Gottheit Thron!
PRIESTER
Und so erteil ich dir die Absolution.
DRITTE SZENE
(An der Perlenpforte des Paradieses erscheint der verklärte Goethe als Jüngling Hatem, die
Schönste der Huris, Sankt Haura, empfängt ihn.)
SANKT HAURA
Heut steh ich an des Paradieses Pforte
Zum Garten Eden, dem geliebten Orte.
Du aber, so gelassen und bedächtig,
Wer bist du denn? Du bist mir fast verdächtig!
Bist du denn einer von den frommen Christen,
Daß ich dich lasse ein zu Himmelslüsten
Und Wonnen in des Garten Eden Lauben,
Bist du denn einer auch vom wahren Glauben?
Hat dich Verdienst? hat dich allein die Gnade
Gebracht in Zions Gartenstadt von Jade?
Bist du Bekenner? Doktor? Marterzeuge?
Von deinem Marterzeugnis mir nicht schweige!
Zeig mir die Wunde für den Glauben an,
Die dir den Weg ins Paradies gewann!
HATEM
Leg mir mein Wort nicht auf die goldne Waage,
Verstehe mit dem Herzen, was ich sage:
Ich war als Mann ein Minner reiner Minne,
Durch Minne ich das Paradies gewinne,
Ich hab zur Paradiesestür gefundnen
Und zeige rühmlich meine Minnewunden,
Die Minne hat gemartert mich am Herzen,
Die Minne war mir Kreuz und Todesschmerzen!
Du sollst mit deinen lichten Mandelaugen
Mir in die Seele schauen: Sie wird taugen
Zu Paradieseslust und Himmelsliebe,
Denn Liebe lebt im tiefsten Seelentriebe!
Schau, Haura, in das Innre meiner Brust,
Hier lebt der Liebe Leid, der Liebe Lust!
Doch trotz der Liebeswunden, Liebesschmerzen
Anstaunend stand ich vor der Herrin Herzen,
Bewundernd hoch aus meinem tiefbetrübten
Gemüt stand preisend ich vor der Geliebten
Und schien in Ihr, der Schönsten aller Frauen,
Der Gottheit Gloria schon anzuschauen!
Mein Zeuge aber sei der Totenrichter:
Die Schöne Liebe sang ich als Ihr Dichter,
Verewigte die Vielgeliebte rein
Und ging zum Nachruhm in die Nachwelt ein!
Du wählst nicht den Geringen und Gemeinen,
Du Himmlische, du kannst dich mir vereinen,
Komm, laß uns wandeln, Haura, Hand in Hand,
Gemeinsam hier durch Edens Gartenland,
Und wenn wir ganz verschmolzen unsre Seelen,
Will ich an deinen Fingern Jamben zählen!
SANKT HAURA
Da draußen vor der Paradiesespforte
Im Wind des Geistes an dem Himmelsorte,
Da dacht ich an die göttlichen Gebote
Und wie gerettet wird so mancher Tote,
Da hört ich, ohne irgendwas zu sehen,
So einen Klang von Jamben und Trochäen,
So einen Klang von altvertrauten Reimen,
So wonnesüß wie Schmack von Wabenseimen.
Ich dacht im himmlischen Jerusalem,
Das sei von dir ein frommes Verspoem!
HATEM
Du Ewige Geliebte, meine Braut,
Wie sind wir doch von Ewigkeit vertraut,
Ins eins geschlungen unsre Himmelsglieder!
Und nun denkst du auch noch an meine Lieder,
Wie ich mit Patriarchen mich besinne
Und sing Mysterien der frommen Minne!
Auf Erden schallen irdisch hin und wieder
So erdgeborner Erdenmenschen Lieder,
So Kling und Klang vom sündigen Gelichter!
Propheten aber sind wir Priesterdichter
Und wissen alle nur von Einem Worte,
Sie schweben um die Paradiesespforte
Und haben nur vom Paradies geschrieben
Und werden ewige Geliebte lieben!
Wenn aber deine schönen Schwestern, Huri,
Die Lieder an Sulima, an Siduri
Und an Suleika auf der Erde hören,
So sollen sie aus ihren Engelschören
Mit inspirierendem Gebläse stärken
Die Dichter meisterlich zu Meisterwerken!
Das wird den Himmel ehren und auf Erden
Die Guten werden schön getröstet werden.
Wenn aber dann der Minnedamen Dichter
Ins Jenseits treten vor den Totenrichter,
Das Weltgericht wird ihre Liebe lohnen,
Die Dichter dürfen bei den Huris wohnen!
Du aber bist mir einzig anvertraut,
Die Ewige, die Einzige, die Braut,
Von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du
Mein Licht des Lebens, meiner Seele Ruh,
Dich, Haura, laß ich nicht aus meinem Zelt,
Die andern Huri in der Himmelswelt,
Sie sollen warten an der Himmelspforte
Auf andre Minnedichter edler Sorte!
SANKT HAURA
Schon wieder schlugst du liebend deinen Arm
Um Haura, tief bezaubert von dem Charme,
Und wie betrunken von den Himmelsdüften
Ergötzt du dich an der Geliebten Hüften!
Wie viele Ewigkeiten Ewigkeiten
Wir uns die Liebeslüste schon bereiten!
HATEM
Was weiß denn ich, wie lange es schon währt?
Von Ewigkeit zu Ewigkeit begehrt
Die Ewige Geliebte nur mein Geist,
Die Paradiesfrau, die mich an sich reißt!
In Ewigkeit glückseliger Genuß!
Als währte ewig unser Erster Kuß!
SANKT HAURA
Doch seh ich schweben meinen Freier schon
In Einsamkeit hinan zu Gottes Thron!
Als ob der Ewige dich herberiefe,
Singst du vorm Thron der Ewigen Liebe Tiefe!
Sing du als Lobgesang dem Lieben Gotte
Nur immerdar dein Liebeslied an Lotte!
VIERTE SZENE
(Hatem im Chor der Seraphim anbetend schwebt mit der goldenen Harfe im geflügelten Arm vor
dem Thron der Ewigen Liebe.)
SERAPHIM
Daß wir von nichts als von der Liebe singen!
HATEM
Man möge in den eignen Busen dringen!
SERAPHIM
Wie Liebe ewig selig anzuschauen!
HATEM
Schaut, Freier, an die Schönheit lieber Frauen!
SERAPHIM
So singen wir der Liebe Seelenfrieden!
HATEM
Wie Selige der Liebe auch hienieden!
SERAPHIM
Der Selige an Gottes Brust gebettet!
HATEM
Der Mensch weiß gern sein Wahres Selbst gerettet!
SERAPHIM
Wer immer liebte, wird die Liebe preisen!
HATEM
Die schönen Frauen, frommen Dichter, Weisen!
SERAPHIM
Frau Minne preisen wir voll Liebesdrang!
HATEM
Ganz wie im reinen deutschen Minnesang!
SERAPHIM
Das Wort der Liebe preisen wir in Worten!
HATEM
Mit Maß und Reim im Himmel allerorten!
SERAPHIM
Und vor der Einen Liebe, höchstverehrten –
HATEM
Empfinden sich unendlich die Verklärten!
SERAPHIM
So schwingen wir und dringen wir durch Sphären –
HATEM
Voll Liebe mit unendlichem Begehren –
SERAPHIM
Durch Liebesparadiese fort und fort –
HATEM
Durchhaucht das Paradies von Gottes Wort –
SERAPHIM
Mit Feuersbrunst und Leidenschaft der Triebe –
HATEM
Wir beten an die Macht der Schönen Liebe –
SERAPHIM
Die Ewige Schöne Liebe makellos –
HATEM
Und sinken, ah, der Liebe in den Schoß...
SURE
ZAINAB
ERSTE SZENE
ZAID
Vater, segne diese Speise,
Sind aus der Türkei Maronen,
Karamellisierte Früchte,
Süß wie süße Dattelfeigen.
MOHAMMED
Allah, segne unsre Speise,
Dir zum Ruhm und höchster Ehre!
ZAID
Segne auch den Wein, den edlen,
Alten, der uns nicht verboten.
MOHAMMED
Allah, danke für den Weinstock,
Segne uns das Blut der Reben!
ZAID
Wie doch singen unsre Dichter
Von dem Wein, der inspirierend
Ist wie Gabriel, der Engel,
Dessen Kuß macht Sänger singen.
MOHAMMED
Allah hat den Wein geschaffen
Zu der Freude unsrer Herzen.
Was ist denn ein Gastgelage
Ohne Allahs Blut der Traube?
Schön ist die Musik der Flöte,
Schön ist die Musik der Zimbel,
Schön der Sang der Sängerinnen,
Schön der Tanz der Tänzerinnen!
Aber bei Musik und Festmahl
Ist das Segensblut der Traube
Der Rubin der Kaiserkrone,
Der Granat im Kaiserturban.
Ein Rubin in goldner Fassung
Ist der Wein beim Gastgelage.
Rede, Jüngling, auf der Feier,
Rede, wenn die Becher kreisen,
Rede, messe deine Worte,
Sprich als Wissender vielwissend,
Doch das meiste uns verschweigend.
ZAID
Alter, wenn die Becher kreisen,
Deiner fünfzig Jahre Summe
Deiner Weisheit uns berichte,
Gut ist Wein mit Weisheitsworten.
MOHAMMED
Aber wenn die Mädchen singen,
Wenn die Mädchen Bauchtanz tanzen,
Wenn der Mädchen Becken schwingen
Und sie schütteln ihre Brüste,
Wenn die Flöte und die Zimbel
Sich im Liebeslied vermählen,
Spare deine Weisheit, Alter,
Spar sie auf für andre Stunden.
ZAID
Ich bin trunken von der Liebe,
Ich bin trunken von dem Weine!
Aber bin ich nun betrunken
Von der Liebe, von dem Weine?
MOHAMMED
Was auf Erden mich begeistert
Sind Gebete zum Allweisen
Und der Liebreizduft der Rose
Und die Anmut schöner Frauen!
ZAID
Doch die Schönste aller Frauen,
Die hast du noch nicht gesehen,
Meine Zainab ist die Schönste,
Makellose Mädchengöttin!
MOHAMMED
Schön sind alle meine Frauen
In der Jugendzeit gewesen,
Aber flüchtig ist die Jugend,
Aber flüchtig ist die Schönheit.
So wie Salomo geredet,
So hat Mohammed gesprochen:
Flüchtig ist der Anmut Schönheit,
Lob der Frau, die Allah fürchtet!
Eitel sind die schwarzen Haare,
Eitel ist der Jugend Schwarzhaar!
Alles wandelt sich auf Erden,
Wir auch wandeln in der Zeit uns.
ZAID
Allah schuf die Jugendschönheit
Uns zum Gleichnis für die Huris,
Wie die frische Rosenknospe
Zainab stammt vom Garten Eden.
Weil ich oft am Glauben zweifle
An des Paradieses Huris,
Sandte Allah mir dies Mädchen
Zainab, meine Paradiesfrau!
Und nun glaub ich an den Himmel
Und des Paradieses Wonnen,
Denn ich möchte ewig lieben
Zainab, Zainab ewig lieben!
(Zainab tritt in den nächtlichen Raum. Sie trägt ein fast durchsichtiges weißseidnes Nachthemd. Der
Schimmer des vollen Mondes ergießt sich über ihren perfekten Körper. Sie strahlt wie eine junge
Venus.)
ZAINAB
Mohammed, Gesandter Gottes,
Friede sei mit deiner Seele!
MOHAMMED
Ich, die Nachtigall der Rose,
Sing vor Allahs Rosenherzen!
ZAINAB
Schautest du schon Allahs Schönheit?
MOHAMMED
Heute schau ich Allahs Schönheit!
ZAINAB
Herr, dein Wort ist süß wie Honig!
MOHAMMED
Du bist süßer als der Honig!
ZAINAB
Nimm von Zainab diese Feige!
MOHAMMED
Schenk Erkenntnis mir die Feige!
ZAINAB
Allah wohnt in meinem Busen!
MOHAMMED
Lobpreis sei dem Throne Allahs!
ZAINAB
Allahs Auge schaue gnädig
Voller Gunst auf den Propheten!
MOHAMMED
Deine Augen strahlen Liebe,
Unbefleckte Seelenspiegel,
Allah strahlt aus deinen Augen,
Allah liebt den Gottgesandten!
ZAINAB
Allah ewig ist mein Liebling
Und Mohammed ist mein Liebling,
Nämlich Allah ist die Liebe
Und Mohammed ihr Gesandter!
MOHAMMED
Allah lebt in deiner Seele
Selig wie im Garten Eden!
Schau ich dich, geliebte Zainab,
Steigt mein Esel in den Himmel
Und ich schau im dritten Himmel
In dem Venusparadiese
Eine makellose Huri,
Allahs Gegenwart im Himmel,
Ja, ich schau der Huri Antlitz,
Ja, ich schau das Antlitz Allahs!
ZWEITE SZENE
(Morgens, noch vor Sonnenaufgang. Mohammed betet auf seinem Rosenkranz die 99 Namen
Allahs.)
MOHAMMED
In dem Namen... und so weiter!
Zainab, voller Allerbarmen,
Du barmherzige Geliebte,
Schau mich an mit mildem Mitleid!
Meine Königin der Liebe,
Meine heilige Geliebte,
Zainab, Inbegriff des Friedens,
Schenke mir die Seelenruhe!
Meine Sicherheit gestiftet
Wird von Zainabs schönen Händen,
Die in ihren schlanken Händen
Hält das ganze Universum!
O gewaltige Geliebte
In der Allgewalt der Liebe,
Schöne Dame, stolze Dame,
Stolze Demut, stolze Demut!
Meine Schöpferin, Geliebte,
Du erschufest meine Liebe,
Bildnerin des Seelenbildes,
Darf ich auch kein Bild mir machen!
Zainab, milde im Vergeben,
Zainab, lieblich im Verzeihen,
Alle Fehler meiner Seele
Deckt der Mantel deiner Liebe!
Du besitzt die Macht der Liebe,
Diese Macht bezwingt das Weltall,
Zainabs Macht bezwingt das Weltall
Und die Seele des Propheten!
O wie dank ich deiner Großmut,
Die in freier Gnade spendet
Was ich brauch vom Brote täglich,
Was ich brauch vom Wein allnächtlich!
Meine Richterin voll Weisheit,
Die du richtest nach der Wahrheit,
Du weißt ja Bescheid im Menschen
Und du liest in meiner Seele!
Zainab, wie du maßvoll zuteilst
In dem Überfluß der Gnade,
Die du voller Großmut zuteilst,
Du freigebigste Geliebte!
Zainab, du machst Hasser niedrig,
Zainab, du erhöhst die Minner,
Du verleihst mir neue Kräfte
Und erniedrigst meine Feinde!
Deine süßen Muschelohren
Hören alles auf der Erde,
Deine schwarzen Himmelsaugen
Schauen alles auf der Erde!
Meine Richterin, o Zainab,
Richte nach dem Maß der Liebe,
Bist gerecht in dem Gerichte,
Liebe Zainab, voll der Gnade!
O feinfühligste Geliebte,
Sehr sensible schöne Seele,
Alles weißt du, deiner Weisheit
Nichts ist in der Welt verborgen!
O ich preise deine Langmut,
Deine Sanftmut, deine Demut,
Majestät der Schönen Liebe,
Majestät des dritten Himmels!
Immer möchtest du verzeihen,
Allen Menschen gern vergeben,
Und wie gern zeigt deine Seele
Sich erkenntlich deinen Freiern!
Du erhabene Geliebte,
Hocherhabene Geliebte,
Deine grenzenlose Größe
Übersteigt das Universum!
Hüte mütterlich den Minner
Und versorge den, der hungert
Und der dürstet nach der Liebe,
Du bist wachsam in den Nächten!
Rechne ab mit deinen Feinden
In Gerechtigkeit, Geliebte,
Rechne ab mit deinen Feinden
In Barmherzigkeit, Geliebte!
Hocherhabne, voller Würde,
Würdigste, ich nah in Ehrfurcht
Der ehrwürdigsten Geliebten,
Lebe nur zu deiner Ehre!
Wächterin in meinen Nächten,
Höre meine Liebesseufzer,
Liebe Frau, wie gern erhörst du
Meines Liebesstöhnens Stammeln!
Liebevolle, voll der Liebe,
Würdig allerhöchster Ehren!
Auferweckerin vom Tode,
Zainab, und vom Todesschlafe!
Allumfassende Geliebte,
Quelle ewiglicher Weisheit,
Meine Weisheit, meine Mutter,
Schwester-Braut und Bettgenossin!
Zeugin meiner wahren Liebe,
Du wahrhaftige Geliebte,
Die du Wahrheit liebst und Weisheit,
Du Verwalterin des Weltalls!
Starke Jungfrau, starke Herrin,
Herrin meiner Heeresscharen,
Feste Burg und fester Felsen,
Fest sind deine Mädchenbrüste!
Meine Freundin, lobeswürdig,
Alles Ruhmes würdig, Freundin,
Du erfasst das ganze Wissen,
Alle Weisheit deines Freundes!
Schöpferin des Universums
Durch die Worte deiner Liebe,
Wiederschöpferin des Weltalls
Durch das Opfer deiner Liebe!
Deine Liebe macht lebendig
Alle meine Lebensgeister,
Aber deine Liebe tötet
Alle hassenden Dämonen!
All-Lebendige, mein Leben,
Du Beständige in Dauer,
Ewig währt mir meine Liebe
In der Ewigkeit der Schönheit!
Meine Seele rief ins Dasein
Meine hochgelobte Herrin!
Du bist meine Eine, meine
Reine, meine Feine, meine
Ewig liebende All-Einheit,
Undurchdringlich deine Keuschheit!
Zainab, o du Macht der Liebe,
Du allmächtige Geliebte,
Herrsche über den Propheten
Nur die Allmacht deiner Liebe!
Alles schickst du in die Zukunft
Und du hältst zurück das Unheil,
Du die Erste, du die Letzte,
Unsichtbar bist du und sichtbar!
Schutzgeist meines Liebeslebens,
Transzendente, Transparente,
O wie lieb ich deine Güte,
Wenn du voller Gnade lächelst!
Zainab, dein nur ist die Rache,
Doch du liebst es, zu verzeihen,
Wie so milde ist dein Mitleid,
Mütterliches Minne-Mädchen!
Herrin aller Königreiche,
Herrin aller Fürstentümer,
Herrin aller Herzogtümer,
Holde Herrin jeder Grafschaft!
Hocherhabne, Vielgeliebte,
Aller Ehren bist du würdig!
Deine Taten sind gerechte,
Die du Menschen gern versammelst,
Bist auf keinen angewiesen,
Doch dein Herz verteilt den Reichtum!
Du wehrst ab die schlechten Dinge
Und gewährst den Schutz als Schutzfrau!
Schaden bringst du den Verworfnen,
Segen spendend den Geliebten!
Meine Führerin, mein Lichtglanz,
Meine Mondin, meine Sonne,
Du mein Sternbild, meine Jungfrau,
Licht, das alle Welt erleuchtet!
O du Jungfrau ohnegleichen,
Schöpferin des Universums!
Du bestehst in Ewigkeiten,
Erbin aller Menschenkinder,
Die du kennst den Weg der Weisheit,
Führst die Straße in den Himmel!
Du bist voll Geduld und Langmut,
Gnädig, voller Huld und Treue,
Zainab, meine Allerliebste,
Ich bin dein, geliebte Jungfrau!
“Al-Wajib al-busidan?”
“Kus-i-naupaschm!”
ERSTER GESANG
Herrliche Städte,
Einst bevölkert von tugendsamen Menschen,
Geschmückt mit Tempeln und Säulenhallen,
Wahre Weltwunder architektonischer Schönheit,
Jetzt leer und verlassen,
Verödet, zu Trümmern zerfallen,
Durch die Barbarei des primitiven
Islamismus heruntergekommen,
Hier leben nur noch Wildkatzen und Schakale
Vor den Toren der einstigen Tempel.
Oft hab ich die Wildkatzen angeschaut
Vor den Türen der altehrwürdigen Kirchen,
Und es zerbrach mir das Herz!
Orient, Orient,
Schon dein Name
Erweckt mir einen Tanz von Bildern,
Sarazenen schau ich und Märchenerzähler,
Die arabischen Nächte Lailas hör ich flüstern,
Haremsfrauen schau ich,
Schönheiten seh ich Bauchtanz tanzen,
Ich denke an die Tempelritter,
An die Kreuzritter Christi
Und die Heilige Schrift!
ZWEITER GESANG
O die Verführerin!
In ihrer Sinnlichkeit ist sie bereit,
Dem Aberglauben abzuschwören
Und Freundin des Sohnes Gottes zu werden!
So schwor die Prinzessin dem Ritter,
Sie werde Christin,
Wenn er sie nur Einmal umarme!
Folgend dem Missionsbefehl des Herrn
Umarmte der Ritter die Prinzessin,
Sie wird Christin!
O Kleopatras Barke!
Das ist der ganze Orient!
Der Duft von Parfüm und Weihrauch!
Stickereien, die in der Sonne glänzen!
Vor allem die Frau,
Die Göttin und Lustobjekt,
Königin ist und heilige Hure,
Tyrannin und Mätresse!
Salomes Schönheit,
Ihr verruchter Schleiertanz,
Der biblische Striptease,
Verzückt
Und flößt zugleich geheimen Schrecken ein!
DRITTER GESANG
Arabische Nächte!
Alf Laila wa Laila!
VIERTER GESANG
FÜNFTER GESANG
DER HAREM
ERSTE SZENE
(Pius-Hospital. Der zwölfjährige Valentin liegt im Krankenbett. Seine Mutter Eva und der Dichter
Josef stehen an seinem Bett. Zwei weißgekleidete Ärzte geben ihm eine Spritze. Im Hintergrund
läuft ein Radio.)
MUTTER EVA
Wie geht es dir, mein lieber Sohn? Mußt du sehr leiden, mein Söhnchen? Verliere nicht den Mut!
Ich werde immer Mitleid mit dir haben!
DICHTER JOSEF
Lieber Valentin, wir wollen doch bald wieder Schach zusammen spielen.
ARZT
So, mein Junge, jetzt muß ich dir mit einer Spritze Blut abnehmen an einer sensiblen Stelle, das
wird weh tun, da musst du tapfer sein. Liebe Frau, bitte halten Sie ihren Sohn fest, dass er nicht um
sich schlägt, wenn ich ihm den Schmerz zufüge.
RADIOSTIMME
Soeben bekommen wir die Meldung, dass ein Flugzeug in das World Trade Center von Amerika
geflogen ist. Das Flugzeug ist in einen der beiden Türme hineingeflogen und explodiert. Der Turm
ist eingestürzt. Über die Zahl der Opfer liegen noch keine genauen Meldungen vor.
VALENTIN
(schreit auf)
Ah! Ihr Sadisten! Warum quält ihr mich so!?
MUTTER EVA
(mitleidend)
Mein Sohn, mein Sohn, mein armer Sohn!
ARZT
(zieht die Spritze heraus)
Das musste sein!
MUTTER EVA
(ihren Sohn liebkosend)
Nur Mut, nur Mut! Bald wird es besser werden! Nun heilt es!
DICHTER JOSEF
Ach Eva, Geliebte, in der Welt geschehen Schreckliche Dinge! Ich muß jetzt gehen, aber ich liebe
euch, beide Mutter und Sohn.
ZWEITE SZENE
(Der Dichter Josef in seinem Kämmerchen. Das Tohuwabohu der Weltschöpfung. In der Laterna
Magica sieht er in einer Tele-Vision den Zusammenbruch des World Trade Centers.)
DICHTER JOSEF
O Gott! Wie können diese Terroristen
Im Namen von Allah so grausam morden?
Amerika mit seinem Präsidenten
Und allen seinen Puritaner-Sekten
Wird Rache und Vergeltung üben und
Mit Krieg antworten diesem Terrorismus.
Erheben Christen sich zu einem Kreuzzug?
Und werden Christen nicht nur Schwerter nehmen,
Nein, Panzer und Raketen, wie sie ja
In dem gelobten Land Amerika
Die atomare Bombe tauften auf
Den Namen der Beata Trinitas!
Ist der Islam so kriegerisch, so grausam,
Im Namen von Allah zu morden und
Im Namen von Allah zu führen Kriege
Und Hass zu predigen im Namen Gottes?
Jetzt kommen die Erinnerungen wieder
An Richard Löwenherz und Saladin,
An Prinz Eugen, das Türkenheer vor Wien!
Was glauben die Muslime? Glauben sie
An einen Gott der Gnade und des Friedens?
Was glauben die Muslime? Ist Allah
Der wahre Gott, der Vater in dem Himmel?
Und sind die Terroristen des Islam
Die wahren Jünger Mohammeds? Ist Gott
Ein Gott der Liebe – oder Gott des Hasses?
Ein Gott des Friedens – oder Gott des Krieges?
Und ist es recht, wenn sich die Christen rächen
Und Rache und Vergeltung üben, Herr?
Hat Christus nicht geboten Feindesliebe?
PROTESTANT
Die Opfer dieses Terroranschlags fallen,
Doch tiefer nicht als in die Arme Gottes!
(In der Tele-Vision erscheint der Papst Johannes Paul der Große.)
DRITTE SZENE
PRÄSIDENT
Amerika ist das Land der Freiheit. Amerika ist das Land der Menschenrechte und der Demokratie.
Amerika ist Gottes eigenes Land! Wir sind die von Gott dem Allmächtigen auserwählte Nation, um
die Demokratie und Freiheit in die ganze Welt zu tragen. Wir beweinen unsre Toten, die als
Märtyrer für die Freiheit gestorben sind. Die Freiheit in Gestalt einer göttlichen Frau bewacht
Amerika. Diese göttliche Frau bekamen wir von den Franzosen geschenkt, die in ihrer Großen
Revolution die Menschenrechte ausgerufen haben. Aber die barbarischen Kräfte des Islam hassen
die Freiheit, sie hassen die Demokratie. Wir waren unantastbar, aber jetzt hat die Macht des Bösen
uns eine schwere Wunde zugefügt. Amerika ist erschrocken, verletzt, verwundet! Amerika trauert!
Aber wir verzweifeln nicht! Wir werden keinen Frieden in der Welt erlangen, wenn die Mächte des
Bösen und der Finsternis weiter in islamischen Schurkenstaaten ihr Unwesen treiben und die
Menschheit mit Terror und Krieg überziehen. Wir werden alle Ratten ausrotten! Wir werden die
islamischen Terroristen durch den ganzen Orient jagen, bis wir auch dem letzten Menschenmörder
das Lebenslicht ausgeblasen haben. Jeder islamische Diktator und jeder islamische Terrorist soll
wissen: Sein Leben ist nicht mehr sicher! Amerika schwört: Wir werden nicht eher ruhen, bis
Terrorismus und Tyrannei auf Erden ausgerottet sind und die amerikanischen Tugenden der
Toleranz und Freiheit auf der ganzen Erde herrschen. Mit der ganzen Macht des Dollar und der
ganzen Macht des Militär werden wir als Gottes auserwähltes Volk das Reich der Freiheit auf Erden
errichten.
JOURNALIST
Wird es Krieg geben?
PRÄSIDENT
Der Krieg ist unumgänglich, um Gottes Friedensreich auf Erden zu errichten. Gott segne Amerika!
VIERTE SZENE
(Der Papst erscheint auf dem Balkon des Apostolischen Palastes. Die Gläubigen jubeln: Viva il
Papa! Viva il Papa!)
PAPST
Grazie, Grazie!
FÜNFTE SZENE
(Im Western von Elysium. Goethe, zu seinen Seiten Platen und Rückert. Sie sitzen beim Elfer.)
GOETHE
Islam, das heißt Gott ergeben,
Gott ergeben sind wir alle,
Gott ergeben die Muslime,
Gott ergeben sind die Juden,
Gott ergeben sind die Christen.
Ja, mir scheint die Einheit Gottes
Doch der heiligste Gedanke.
An den Einen glaubte Abram,
An den Einen glaubte Moses,
Und den Einen lehrte Jesus.
Wie erkenne ich den Einen?
In der Schönheit der Geliebten!
Denn die Schönheit der Geliebten
Ist ein Bild der Schönheit Gottes!
PLATEN
Frauenschönheit übertreiben
Alle Dichter dieser Erde!
Hafis aber wie auch Platon
Liebten auch die schönen Knaben!
Ah, der Knabenliebe Weisheit!
Wenn ich dürfte, wie ich wollte...
GOETHE
Du hast viel Talent, mein Platen,
Meister im geschickten Ausdruck,
Aber du hast keine Liebe!
Ohne Liebe ist der Dichter
Nichts als eine Narrenschelle!
RÜCKERT
Orientalische Poeten
Kommen durch mein Übersetzen
Zu des Abendlandes Christen.
Das Shi-Ging, die Krishna-Minne,
Hafis hab ich übertragen.
Doch die hochberühmte Schönheit
Des Koran geht ganz verloren
In der Professoren-Prosa.
Ich hab Mohammed, den Dichter
Aller Dichter Morgenlandes,
Als ein Dichter übertragen.
GOETHE
Der Koran ist sehr barbarisch,
Schrecklich, grausam und gewaltig,
Doch wer öfter ihn gelesen,
Findet mehr und mehr erhaben
Diese tiefe Gottesehrfurcht.
SECHSTE SZENE
(Im Osten von Elysium. Hafis sturzbetrunken, zu seinen Seiten Rumi und Nizami betrunken.)
HAFIS
Die Kapelle ist ein Weinhaus,
Wo wir Blut aus Bechern zechen!
RUMI
Wir sind deine Ministranten,
Wenn du hebst den breiten Becher,
Klingeln wir mit Narrenschellen,
Denn wir sind die Narren Gottes!
NIZAMI
Unsre Religion ist Liebe,
Denn die Liebe ist die Gottheit
Und die Gottheit ist die Liebe!
Christen zelebrieren Liebe
Und die Muselmänner lieben
Ihre Liebe, ihren Liebling!
Moses liebte Gottes Feuer,
Dieses Feuer war die Liebe,
Salomon die Liebe nannte
Eine Feuerflamme Gottes!
HAFIS
In der Nüchternheit der Kirche
Sehne ich mich nach der Liebe,
In Moscheen und Minaretten
Seh ich der Geliebten Körper.
NIZAMI
Selbst noch in den Hindu-Tempeln
Sehe ich den Schoß der Liebsten!
HAFIS
Ein Verliebter ist der Dichter,
Der verliebt ist in die Liebe!
Kennt ihr der Geliebten Namen?
Unaussprechlich ist ihr Name,
Unaussprechlich ist die Liebe!
RUMI
Wisst ihr von der Gottesweisheit,
Die da ruht im Schoß des Bechers?
O, der Wein des frommen Zechers
Ist das Blut der Gottesweisheit!
NIZAMI
Ja, die Gottesweisheit führte
Mich zur großen Liebestorheit!
HAFIS
All ihr Weisen, all ihr Frommen,
All ihr hochgelehrten Männer,
Seid so fromm nicht und so weise
Wie die Ewig-Vielgeliebte,
Wenn sie sagt zu ihrem Knaben:
Hafis, ach, hat keinen Wein mehr!
SIEBENTE SZENE
AZUR
Willst du Haschisch?
JOSEF
Ich will Wein zum Lammfleisch.
AZUR
Mohammed verbietet den Wein.
JOSEF
Jesus verwandelt den Wein in sein Blut.
AZUR
Wein macht dumm. Aber Haschisch gibt dir Flügel, du fliegst auf dem Flügelpferd des Propheten
ins Paradies und liebst schon zu Lebzeiten die Huris.
JOSEF
Und am folgenden Tage bringst du dich um! Im Wein liegt die Wahrheit.
AZUR
Und am nächsten Tag hast du Katzenjammer.
JOSEF
Maria verbietet die Drogen! Sie zeigte mir Drogenhändler und sagte: Das ist der Triumph Satans!
Ich sah einen moslemischen Haschischverkäufer, er schwor falsch auf den Koran, um sich seinen
Gewinn zu erschwindeln. Neben ihm sah ich den Satan, der den armen Haschischraucher auslachte.
AZUR
Die Assassinen in den Wüstenbergen des Orients rauchten schwarzen Afghanen in den
Wasserpfeifen und lebten auf Erden schon im Paradies.
JOSEF
Trügerische Halluzinationen!
AZUR
Du liebst mehr die Delirien?
JOSEF
Auch Hafis hat den Wein geliebt.
AZUR
Aber nur den allegorischen, mystischen Wein.
JOSEF
Den sakramentalen Wein!
ACHTE SZENE
AZOR
Den Koran musst du im arabischen Original lesen, er ist unübersetzbar. Der Beweis für die göttliche
Offenbarung an den Propheten Mohammed – Friede sei mit ihm – ist die unübertreffliche Schönheit
des Koran. Mohammed ist kein Dichter. Die Dichter dichten nur Mythen und Märchen. Aber
Mohammed kündet die göttliche Offenbarung im Gewand der Schönheit. Der Koran ist nicht von
Menschenhand geschaffen, sondern er ist von Ewigkeit. Der himmlische Koran, die Mutter des
Buches, ist das Urbild der Schöpfung.
JOSEF
Weißt du, was die Juden über die Tora sagen? Sie ergründen jedes Wort, jede Silbe, zählen die
Worte und die Buchstaben, denn jedes Jota ist eine Offenbarung Gottes, alles kündet den Namen
Gottes. Die Tora auf Erden beginnt mit dem Buchstaben B – Bereschit – aber die ewige und
himmlische Tora beginnt mit dem Buchstaben A. Die himmlische Jungfrau Tora ist die göttliche
Weisheit selbst. Und Gott der Ewige, als er die Welt erschaffen, nahm er sich die himmlische
Jungfrau Tora zum Vorbild und machte den Kosmos nach dem Urbild der göttlichen Weisheit.
AZUR
Tora und Evangelium sind von Gott, aber die Juden haben die Tora verfälscht und die Christen
haben das Evangelium verfälscht. Allein der Koran ist die unfehlbare Offenbarung Gottes.
JOSEF
Was ist das Evangelium? Es ist das Zeugnis von Jesus, dem Messias. Wer aber ist der Messias
Gottes? Der Messias Jesus ist das ewige Wort Gottes, in dem Gott sein innerstes Herz vollkommen
ausgesprochen hat und für alle Ewigkeit offenbart. Dieses ewige Wort Gottes ist das schöpferische
Wort. Durch das Wort und in dem Wort und für das Wort ist das Universum geschaffen. Und dieses
göttliche Wort ist Mensch geworden in Jesus von Nazareth, ist Fleisch geworden im eucharistischen
Christus.
NEUNTE SZENE
(Der Dichter Josef und die vierzehnjährige Schwester des Schenken, die schöne Zozan.)
JOSEF
Ich las von dem Propheten Mohammed,
Er hatte eine kluge Ehefrau,
Er war ein Kaufmann, sie war eine Dame,
Sie glaubte an die Sendung des Propheten.
Doch nach dem Tode dieser Ehefrau
Mohammed legte einen Harem an.
Maria, Christin aus der Kopten-Kirche,
War seine Sklavin und geliebte Braut.
Er liebte viele Frauen. Aber eine
War seine Lieblingin, das war Aischa,
Sechs Jahre jung war sie, als er sie freite,
Neun Jahre jung war sie, als er sie nahm.
Von seinem Adoptivsohn nahm er noch
Die Ehefrau, die er gesehen hatte
Im Mondenschein im seidenfeinen Nachthemd.
ZOZAN
Von all dem weiß ich gar nichts, alter Herr.
JOSEF
Man sagt, dass die Propheten allesamt
Die vierzigfache Manneskraft von Männern,
Daß Abraham und Moses, Salomon
Und David und Herr Jesus, Sohn Marias,
Die vierzigfache Manneskraft von Männern,
Doch Mohammed, das Siegel der Propheten,
Die vierzigfache Manneskraft von Sehern.
ZOZAN
Warum erzählst du mir das, alter Herr?
JOSEF
Man sagt, dass in dem Paradiese Huris
Die Marterzeugen des Islam beglücken,
Die Mädchen, welche ewig Jungfraun sind,
Die nach dem Liebesakte wieder Jungfraun
Und ewig eng gebaut wie Mädchen sind,
Und dass die Latten der Muslime nie
Ermatten und erlahmen in dem Garten.
ZOZAN
Willst du ein Tässchen Tee, mein alter Herr?
JOSEF
Du Aphrodite von dem Bosporus!
Dein Körper ist der schönste Marmorkörper,
Dein Angesicht vollkommne Symmetrie,
Dein Körper ist der Körper einer Venus,
Dein Gürtel ist der Gürtel aller Reize,
Dein Becken gleicht dem Becher voller Mischwein,
In deinen Augen funkelt keine Seele,
Doch du bist schön – auch ohne eine Seele!
ZEHNTE SZENE
(Der Dichter Josef unter besoffenem Pöbel in der Schenke Zum Goldenen Löwen.)
PÖBEL
Willst du lieber den Rauschtrank von der Feige oder lieber den Rauschtrank von der Pflaume?
DICHTER JOSEF
Je mehr ich trinke von dem Wein, o Haura,
Je mehr verseufz ich mich allein, o Haura,
Du bist die Seele meines Universums,
Ich sehe dich in jedem Stein, o Haura,
Weltseele, die du bist von Gott geboren,
Ich bin in der Passion der Pein, o Haura,
Du parallele Seelenzwillingsschwester,
Wir beide eins im Einig-Ein, o Haura,
Vereint in dem Mysterium der Liebe,
Wir beide sind von Gott ein Schein, o Haura,
Einst war dein Name Unsre Mutter Eva,
Jetzt heißt du Neues Evalein, o Haura,
Ich hör die Symphonie des Universums,
Ins Paradies mich ladend ein, o Haura,
Was aber wäre mir der Garten Eden,
Wenn dort wir wären nicht zu zwein, o Haura?
Du bist das feminine Antlitz Gottes,
Und ich bin ganz vollkommen dein, o Haura,
Im Anbeginn der Welt die Gottesweisheit
Schuf dich für mich, so bist du mein, o Haura,
Brautmystiker bin ich der Gottesweisheit,
Du folgst der Mystik von dem Sein, o Haura,
Maria sprach zu Gott für uns das Ja-Wort,
So sage du zu mir nicht Nein, o Haura,
In Demut ich gehör dir als ein Schoßhund,
So lobe mich und sage: Fein, o Haura,
Ich brenne in verzehrender Begierde
Und wäre gern im Herzen rein, o Haura,
Ich bin ja Adam, du bist meine Eva,
O Fleisch bei Fleisch und Bein bei Bein, o Haura,
Du bist die Muse, ich dein Musenpriester,
Du mögest mir dies Lied verzeihn, o Haura!
PÖBEL
Mehr Rauschtrank von der Feige! – Konvulsivische Kontraktionen! – Lalla, lalla!
ELFTE SZENE
(Beichtzimmer. Priester Beichtvater und Dichter Josef, der Bekenner. Ein freundliches weißes
Beichtzimmer, Licht der Septembersonne strahlt herein in goldener Milde.)
JOSEF
Ich bin der Herr, dein Gott, ich bin’s alleine,
Hab keine andern Götter neben mir.
O Vater, wenn ich lese im Koran,
So scheine mir prophetisch diese Worte.
PRIESTER
Das zweite vatikanische Konzil
Hat den Islam hochachtungsvoll geschätzt
Und nannte die Muslime unsre Brüder.
Doch galubst du: Gottes Sohn ist Jesus Christus?
JOSEF
Ja, Gott von Gott und Licht von Licht! Mein Christus
Ist mir die menschgewordne Weisheit Gottes.
Doch wenn ich im Koran vom Garten Eden
Und von dem Himmelsparadiese lese
Und von den reinen wunderschönen Jungfraun,
Die Gläubigen im Paradies beglückend,
Berührt mich das an einer tiefen Sehnsucht.
Denn auf der Erde leiste ich Verzicht
Und leb im Zölibat um Gottes Willen,
Doch für den Himmel hoff ich Frauenliebe,
Mein Paradies, das wäre Frauenliebe.
PRIESTER
Nun schweige einen Augenblick, mein Sohn,
Hör nicht auf die Gedanken des Verstandes,
In Stille lausch der Stimme deines Herzens!
(Eine Weile Stillschweigen. Dieses Schweigen ist angenehm wie eine himmlische Harmonie.)
JOSEF
Ach Vater, ich bekenne keinem Menschen,
Sonst würd ich es nicht wagen auszusprechen,
Doch ich bekenne dem geliebten Jesus.
PRIESTER
Ja, Jesus hört dir zu. Sag ihm nur alles!
JOSEF
Ich denke an Marias Ehebett!
Mein Himmel ist die Ehe mit Maria!
PRIESTER
So sprech ich dich von deinen Sünden los
Und gebe dir zur Buße auf, zu lesen
Im Evangelium: Am dritten Tag
War eine Hochzeit und da war MARIA.
DIE SCHOLASTIK
ERSTER TEIL
ERSTES GESPRÄCH
AGABUS
Was ist der Mensch?
MARIA
Wenn Aristoteles sich dem Menschen zuwendet und ihn anatomisch untersucht, findet er, dass das
Gehirn nicht so wichtig ist wie das Herz. Das Geistige im Menschen, das Innere seiner
geistseelischen Persönlichkeit findet sich im Herzen. Das Gehirn mit seinem Verstand ist so etwas
wie eine Kühlung für das aufwallende Blut des Menschen, zur Beherrschung seiner Leidenschaften,
die im Blut sich erhitzen und aufwallen.
AGABUS
Ich will ganz menschlich mich selbst verwirklichen.
MARIA
Ja, der Mensch ist ein Geist und ein Organismus. Organismus ist der Leib, denn Organismus heißt
Organon, nämlich Werkzeug. Der Leib ist das Werkzeug der geistigen Seele. Der Organismus hat
aber ein Ziel, eine Bestimmung. Dieses Ziel des Organismus wird nicht von außen an den
Menschen herangetragen, durch die Gesellschaft etwa, sondern das Ziel des Organismus ist im
Organismus selbst im Inneren angelegt. Und dieses Ziel des Organismus ist die Entfaltung aller
seiner Möglichkeiten, die Verwirklichung aller seiner Potenzen.
AGABUS
Was treibt den Menschen an, die Verwirklichung aller seiner Potenzen zu erzielen?
MARIA
Aristoteles nennt das Entelechia. Es ist ein geistiges Prinzip, innewohnend dem lebendigen
menschlichen Organismus, ein lebendiges geistiges Entwicklungsprinzip, das geistige Prinzip der
Selbstentfaltung und Selbstverwirklichung, welches zum Ziel führt, der vollkommenen
Selbstverwirklichung des Menschen.
AGABUS
Wenn das für den Menschen gilt, den Mirkokosmos, gilt es dann auch für die ganze Welt, den
Makrokosmos?
MARIA
Die ganze Welt, ich meine den Kosmos, die geschaffene Natur, drängt mit innerem Antrieb zur
Selbstvollendung, zur Vollkommenheit. Dieser innere Drang nach Vollkommenheit macht die
Schönheit des Kosmos aus. Der ganze Kosmos, oder wenn du willst, die ganze geschaffene Natur
drängt aus innerem Trieb zur höchsten Vollkommenheit, zur höchsten Selbstentfaltung all ihrer
Möglichkeiten, zur Vollendung. Die vollkommene Schönheit der Natur und des Kosmos ist das Ziel
der Schöpfung, welche im Innern der Schöpfung als angestrebtes Ziel angelegt ist. Das nennt man
Teleologie, die Wissenschaft vom Ziel. Das Universum hat ein Ziel, und dieses Ziel ist die
vollkommene Schönheit.
AGABUS
So strebt auch der Mensch nach der vollkommenen Schönheit?
MARIA
Im Menschen ist von Natur aus ein inneres Streben, ein unstillbarer Drang, ein heiliger Trieb nach
dem Guten, dem Vollkommenen und nach dem Glück des Menschen, oder, wenn du nicht Glück
sagen willst, nach der vollkommenen Glückseligkeit und ewigen Wonne. Der Mensch strebt also
nach dem Guten und Schönen. Was aber ist gut für den Menschen, was beschert ihm das
angestrebte Glück? Aristoteles sagt, die höchstmögliche Selbstverwirklichung ist das Gute für den
Menschen, die Realisierung aller seiner innewohnenden Möglichkeiten und die Vollendung aller
seiner leibseelischen Potenzen in das wahre Gute für den Menschen, oder, anders gesagt: Werde,
was du bist, o Mensch, werde wahrhaft Mensch. Ja, der Mensch muß wahrhaft zum Menschen
werden, zum vollkommenen oder heiligen Menschen, das ist des Menschen Bestimmung, die ihm
nicht von außen auferlegt ist, sondern die als inneres Gebot von Natur aus in ihm wohnt. Die
Heiligkeit entspricht der Natur des Menschen.
AGABUS
Ist denn der Mensch von Natur aus gut, ganz gut, und macht ihn die Gesellschaft böse, oder ist der
Mensch von Natur aus böse, ein Wolf der Mensch dem Menschen, und macht ihn die Gesellschaft
zu einem guten Menschen?
MARIA
Aristoteles glaubt daran, das der Mensch wesenhaft gut ist. Mit dem Christentum kam die
Erkenntnis, dass der Mensch zwar gut geschaffen ist, aber dass er eine Krankheit hat, man nennt das
Sünde, ein Geneigtsein zum Bösen.
AGABUS
Der Mensch, man sagt, er sei ein höherer Affe.
MARIA
Eines unterscheidet den Menschen wesentlich vom Tier, das ist die Vernunft, der Logos. Der
Mensch als vernünftiges Lebewesen ist von wesentlich anderer Art als die unvernünftigen
Lebewesen. Darum soll der Mensch sich auch besonders in dem Bereich selbst verwirklichen, der in
der ganzen Schöpfungsordnung allein dem Menschen gegeben ist, das ist seine Vernunft, sein
geistiges Wesen. Dieses geistige Wesen des Menschen bedeutet, dass der Mensch nicht von seiner
tierischen Natur getrieben wird, von Instinkten getrieben, sondern dass er mit einem freien Willen
die Gabe hat, zu entscheiden, ob er sich dem Guten oder dem Bösen zuneigen will. Das geistige
Wesen drückt sich nicht allein im abstrakten Wesen aus, sondern auch in der Geistigkeit der
menschlichen Sprache und im Schöpfertum der Kultur, der Arbeit und der Kunst. Darin soll der
Mensch sich verwirklichen, seine geistigen Potenzen selbst verwirklichen, damit der Mensch werde,
was er von Natur aus ist, ein vernünftiges Lebewesen.
AGABUS
Wenn sich also der Mensch vor allen andern Lebewesen durch den Logos auszeichnet, was ist dann
dieser Logos?
MARIA
Damit der Mensch auch richtig sein Wesen verwirkliche, seinen Logos realisiere, ist es wichtig, den
Logos des Menschen zu erkennen und zu verstehen. Was also ist der Logos? Der Logos ist die
Fähigkeit zur Erkenntnis, die Fähigkeit, die Dinge der Welt zu erkennen. Wenn der Mensch also als
einzigartiges Lebewesen sich dadurch auszeichnet, den Logos zu besitzen, die Fähigkeit, die Welt
zu erkennen, so ist es nach Aristoteles auch die innere Bestimmung des Menschen, die Welt zu
erkennen. Aber anders als im neuzeitlichen Denken, dient die Erkenntnis der Welt nicht der
Beherrschung der Welt, sondern die Erkenntnis der Welt dient der Wahrheit und der
Selbstvervollkommnung des Menschen. Nicht die Herrschaft über die Natur, sondern die Erkenntnis
der Natur ist das Höchste, ja, der Sinn des menschlichen Daseins überhaupt.
AGABUS
Dann ist der Mensch also im wesentlichen ein Erkennender?
MARIA
Das Höchste ist für Aristoteles nicht der handelnde Mensch, sondern der erkennende, nicht der
Arbeiter, sondern der Philosoph, höher als die Vita Aktiva steht die Vita Kontemplativer, über dem
Herrscher steht der Weise.
AGABUS
Sei mit gegrüßt, Göttin der Muße!
MARIA
Aber der Mensch wird auch gedacht als Handelnder, aber sein Handeln hat nicht die Priorität,
sondern die Priorität hat die Erkenntnis. Die erkennende Vernunft, der wissende Logos oder die
Einsicht der Vernunft, wie immer du es nennen willst, übt die Herrschaft über die Handlungen aus.
Der Mensch soll nicht blindlings seinen Trieben, Leidenschaften und Begierden folgen, wie das Tier
blind dem Instinkt vertraut, sondern der Mensch soll besonnen leben und handeln, er soll durch die
Vernunft seine Leidenschaften beherrschen. Die Leidenschaften, nicht gelenkt von der Vernunft,
sondern ihre Begierden frei auslebend, sind zerstörerisch für den Menschen. Wenn der Mensch aber
durch seine Vernunft die Leidenschaften zügelt, stehen die Leidenschaften im Dienst der
Selbstverwirklichung des Menschen.
AGABUS
Wie in der Liebe offenbar wird.
MARIA
Ja, mein Herz, mein Traum, mein Leben!
AGABUS
Wo wir schon auf die Liebe gekommen sind – was ist Gott?
MARIA
Gott ist der Ursprung der Welt und des Menschen.
AGABUS
Muß man das im Glauben einfach annehmen und für wahr halten, weil man eben so spricht? Oder
gibt es vernünftige Beweise oder zumindest überzeugende Indizien für die Existenz Gottes? Ich
frage das aus intellektueller weiblicher Neugierde, nicht etwa weil ich an der Existenz Gottes
zweifelte.
MARIA
Wir sehen in der ganzen Welt Bewegung. Woher kommt die Bewegung, was hält die Bewegung in
Gang? Es muß doch ein Erstes geben, was die Bewegung verursacht hat. Es muß doch den
Urbeweger geben, von dem alle Bewegung ihren Ausgang nimmt. Dieser Urbeweger aber darf
selbst nicht von einem anderen bewegt sein, sonst wäre eben der andere der Urbeweger. Dieser
Urbeweger aber wird erkannt an seinen Wirkungen. Seine Wirkung ist Bewegung und Streben.
Wodurch aber wird die Bewegung mit ihrem inneren Streben erregt? Offensichtlich durch das Ziel,
das angestrebt wird. Das Zeil zieht die strebende Bewegung an, immer weiter zu streben, bis sie das
Ziel erreicht hat.
AGABUS
So ist es ja auch in der Liebe. Die Sehnsucht ist das Streben des Liebenden, der keinen
Seelenfrieden findet, bis er am Herzen der Geliebten ruht.
MARIA
Ja, du kannst dir den Erstbeweger denken wie das Urbild der Liebe, wovon die menschliche Liebe
das Abbild ist. Der Urbeweger als die schöpferische Liebe schafft alle Bewegung, alles Streben, alle
Sehnsucht in der Welt, alles Treiben und Drängen auf ein Ziel hin, welches Er selber ist.
AGABUS
Wie definiert sich nun das Ziel der strebenden Welt?
MARIA
Alles Streben des Menschen und der Welt zielt ab auf die Selbstverwirklichung, auf die
höchstmögliche Realisierung aller innewohnenden Möglichkeiten. Im Menschen und im Kosmos
sind Potenzen, Möglichkeiten und Fähigkeiten, die alle volle Wirklichkeit annehmen wollen, das ist
ihr Trieb und Streben. Das Ziel also ist die volle Selbstverwirklichung von Mensch und Welt. Das
Ziel ist also volle Verwirklichung aller Möglichkeiten, vollkommene Realisierung aller Potenzen.
Damit definiert sich das Ziel als höchste Wirklichkeit, als vollkommene Wirklichkeit. Wie aber
kann man das nennen, was vollkommene Wirklichkeit ist?
AGABUS
Das nennt man Gott.
MARIA
Ja, in Ihr, der Gottheit, entspringt alles Streben, alle Bewegung. Der Dichter sagt: Es ist eine
Sehnsucht in der Welt. Aber alles Streben mündet auch in die Gottheit. Sie ist Ursprung und Ziel,
sie ist das Alpha und Omega. Aber sie ist nicht allein der Ursprung von Welt und Mensch und ist
nicht allein das höchste Ziel von Welt und Mensch, sondern es ist, wie Aristoteles sagt, etwas
Göttliches in der Natur, denn die Gottheit ist eben auch der Weg, sie ist die innere Kraft, die die
Welt und den Kosmos vom Ursprung herausführt, führt den Weg des Strebens und der liebenden
Sehnsucht und führt als innere Kraft und als Weg auch schließlich die Welt und den Menschen heim
in den Schoß der Gottheit.
AGABUS
Ist das nun der Schöpfergott, der von außen die Welt ins Leben ruft? Oder ist das eine heidnische
Gottheit, die im Innern der Natur lebt?
MARIA
Der Urbeweger des Aristoteles als das Ziel der Schöpfung übersteigt natürlich die Schöpfung, ist
selbst nicht Bestandteil der Schöpfung, ist also eine transzendente Gottheit. Der Schöpfergott des
Christentums ist auch nicht ein Gott, der in absoluter Transzendenz oberhalb und außerhalb der
Welt steht, sondern ist zugleich die göttliche Liebe, die, wie der Hymnus der Kirche sagt, die Welt
im Innersten zusammenhält. Die wahre Gottheit ist nicht allein die transzendente Gottheit, sondern
gleicherweise die immanente Gottheit.
AGABUS
Was aber ist nun das Wesen dieser Gottheit selbst?
MARIA
Wenn die Gottheit des höchste Ziel des Menschen ist, wenn die vollkommene Selbstverwirklichung
des menschlichen Wesens ins Gott erzielt wird, muß Gott in absoluter und vollkommener Form das
besitzen oder gar sein, was des Menschen Vollkommenheit ausmacht. Der Mensch aber zeichnet
sich vor allen andern Lebewesen dadurch aus, dass er Geist und Vernunft besitzt. Gott als die
Vollkommenheit besitzt also Geist und Vernunft in Vollkommenheit. Aber Gott besitzt nicht einen
menschlichen Geist und eine menschliche Vernunft, sondern Gott ist mehr als Geist und Vernunft,
Gott ist göttliche Vernunft, das heißt göttlicher Logos, und Gott ist göttlicher Geist, das heißt
Heiliger Geist.
AGABUS
Gott ist also der Logos. Das sagt im Übrigen der Evangelist Johannes auch: Und der Logos war bei
Gott und der Logos war Gott. Der Logos aber wurde definiert als die Fähigkeit, zu erkennen. Der
Mensch mit seinem menschlichen Logos erkennt die Welt. Was aber erkennt der Logos Gottes? Was
erkennt Gott?
MARIA
Wenn Gott das Ziel der Welt und des Menschen ist, kann Gott nicht abhängig sein von der Welt und
dem Menschen. Wenn der Logos Gottes aber die Welt und den Menschen denken und erkennen
würde, wäre Gott abhängig von der Schöpfung, die er bräuchte als den Gegenstand seiner
Erkenntnis. Gott aber als das höchste Ziel von Mensch und Welt ist vollkommen und unendlich
erhaben über Welt und Mensch und lebt in vollkommener Freiheit von Welt und Mensch.
AGABUS
Was kann dann der Gegenstand der Erkenntnis Gottes sein?
MARIA
Wenn Gottes Logos nicht die Schöpfung erkennt, kann der Logos Gottes also nur Gott allein
erkennen. Der Logos Gottes und der Geist Gottes erkennen Gott. Hier erhebt sich die natürliche
Weisheit des Philosophen an die Grenze der Selbstoffenbarung Gottes als Dreifaltiger Gottheit: Gott
der Ursprung, Gott der Logos, Gott der Geist, die drei Personen Gottes erkennen einander.
ZWEITES GESPRÄCH
AGABUS
Wenn der Mensch also den Logos besitzt, was ist dann Logik?
MARIA
Logik ist die richtige Art des Denkens. Logik lehrt nicht, wie die Psychologie, wie der Mensch
denkt, sondern wie er denken soll, damit er zu wissenschaftlicher Erkenntnis kommt.
AGABUS
Womit beginnt das richtige Denken?
MARIA
Die wissenschaftliche Erkenntnis beginnt bei den Begriffen. Begriffe gewinnt man durch
Definition. Die Definition eines Begriffes erfordert zwei Bestimmungen: Erstens, in welche Klasse
von allgemeinen Begriffen lässt sich der Begriff einordnen? Also: Was ist der Mensch? Der Mensch
gehört zur Klasse der Lebewesen. Zweitens muss die Definition den Begriff von den andern
Begriffen der gleichen Klasse unterscheiden. Also: Was ist der Mensch? Der Mensch ist ein
Lebewesen, aber ein vernunftbegabtes, denkendes, sprechendes, kulturschaffendes Lebewesen. Die
Begriffe bilden eine Hierarchie vom Allgemeinen zum Besonderen. Die Definition des Begriffes
schreitet vom Allgemeinen zum Besonderen fort. Also: Es ist ein Lebewesen, es ist ein vernünftiges
Lebewesen, es ist ein Mann, es ist ein Deutscher, es ist ein Friese, es ist ein blonder Friese, es ist ein
bärtiger blonder Friese, es ist eben jener bärtige blonde Friese.
AGABUS
Nachdem der Begriff definiert worden ist, wie schreitet der Logiker in der Erkenntnis fort?
MARIA
Wenn man die Begriffe anschaut, kommt man zu höheren und allgemeineren Gattungsbegriffen.
Aristoteles kam zu zehn allgemeinen Grundkategorien: Substanz, Quantität, Qualität, Relation, Wo,
Wann, Wie, Haben, Wirken, Leiden. Die ersten vier Kategorien sind die wichtigsten. Also bestimmt
man die Begriffe nach den vier Kategorien, nach der Substanz des Dinges, also seinem Wesen, nach
der Quantität des Dinges, also seiner Menge, nach der Qualität des Dinges, also seiner
Beschaffenheit, und nach der Relation des Dinges, also seinen Beziehungen zu anderen Dingen.
AGABUS
Wenn man die Begriffe nun geklärt hat und nach den Kategorien genauer bestimmt, wie geht der
Denker dann vor?
MARIA
Nun bildet der Denker einen Satz über den Begriff. In dem Satz oder philosophischen Urteilsspruch
sind zwei Dinge enthalten: Das Subjekt ist der Begriff, über den etwas ausgesagt werden soll, das
Prädikat ist die Aussage, die über den Begriff gemacht wird. Es gibt nun verschiedene
Urteilssprüche. Das bejahende Urteil sagt: Diese Rose ist blutrot. Das verneinende Urteil sagt:
Diese Rose ist nicht blutrot. Das allgemeine Urteil sagt: Alle Rosen verwelken. Das besondere
Urteil sagt: Einige Rosen sind dornenlos. Das Urteil, das ein Sein aussagt, sagt: Die Rose blüht. Das
Urteil, das eine Notwendigkeit aussagt, sagt: Diese Lilie muß morgen aufblühen. Das Urteil, das
eine Möglichkeit aussagt, sagt;: Diese Lilie kann heute nacht noch aufblühen.
AGABUS
Maria, meine Philosophin, wenn du philosophierst, so wird es zur Poesie. Aber wenn der Denker
nun sein philosophisches Urteil gesprochen hat, wie schreitet er fort in der Erkenntnis?
MARIA
Nach dem Urteilsspruch zieht der Denker seine Schlüsse. Ein Schluß ist eine Rede, in der aus
bestimmten Voraussetzungen etwas Neues hervorgeht. Aus Urteilen wird ein neues Urteil
geschlussfolgert. Die vorgegebenen Urteile sind die Prämissen, das geschlussfolgerte neue Urteil ist
die Konklusion. Aristoteles schließt: Alle Menschen sind sterblich, Platon ist ein Mensch, also ist
Platon sterblich.
AGABUS
Was zu beweisen war! Aber da kann man ja alles beweisen: Alle Menschen sind Sünder, Maria ist
ein Mensch, also ist Maria eine Sünderin! Hier ist doch der Irrtum offensichtlich.
MARIA
Ich danke dir für deine Liebe zu meiner Unbefleckten Erkenntnis. Ein Schluß ist auch noch kein
Beweis. Die Prämisse muß natürlich stimmen. Wenn ich sage: Alle Menschen sind sterblich, das ist
meine Prämisse, dann ist ja logisch, das der Mensch Platon sterblich ist. Wenn aber nun Platon
unsterblich wäre, dann wäre die Prämisse falsch, denn dann müsste es heißen: Alle Menschen,
außer Platon, sind sterblich.
AGABUS
Ich danke dir, meine Philosophin. So muß man eben sagen: Alle Menschen sind Sünder, außer dem
Gottmenschen Jesus und der Unbefleckten Empfängnis Maria, das wäre die richtige Prämisse.
MARIA
Ja wahr. Will man fortlaufende Schlüsse zu Beweisen werden lassen, muß also als erstes die
Grundlage stimmen. Man muß den Satz, aus dem man eine Behauptung zum Beweis werden lassen
will, aus höheren und allgemeineren Sätzen ableiten. Nach Aristoteles stößt der Geist so immer
weiter vor in immer höhere Höhen, bis der menschliche Geist zu einigen Grundwahrheiten kommt.
Über allen Grundwahrheiten steht die Eine Grundwahrheit, das ist der Satz vom Widerspruch: Das,
was ist, kann nicht gleichzeitig und in derselben Hinsicht nicht sein.
AGABUS
Also: Gott der gut ist, kann nicht böse sein?
MARIA
Ja, und Gott, der das ewige Sein ist, der ewige Ich bin, kann nicht absolute Leere oder das ewige
Nichts sein.
AGABUS
Wir sind schon bei der Metaphysik.
MARIA
Du hörtest doch schon oft von den Ideen, die Platon das einzig Wirkliche nannte, dagegen die
sogenannte konkrete Wirklichkeit, die uns umgibt, von Platon nur als Schatten der Ideen betrachtet
wurde. Aristoteles sieht eine intimere Verbindung zwischen den Ideen und dem Konkreten. Die
Ideen nennt er das Allgemeine, die allgemeinen Begriffe. Das Allgemeine ist nun für Aristoteles in
dem Konkreten. Die konkreten Bäume vergehen, aber der allgemeine Baum an sich bleibt bestehen.
Allerdings ist der allgemeine Baum an sich nicht losgelöst von den konkreten Bäumen existent,
sondern er ist das unvergängliche Wesen, das in den konkreten Bäumen ist. Wir Menschen kommen
zum Allgemeinen, in dem wir von den konkreten Dingen abstrahieren und denkend zu ihrem
allgemeinen Wesen vordringen. Wenn du die vielen Frauen betrachtest und von dem konkreten und
zufälligen der einzelnen konkreten Frauen abstrahierst und dich zum unvergänglichen Wesen der
Frau erhebst, zur natürlichen Bestimmung der Frau, dann erhebst du dich zu der Frau an sich, zur
allgemeinen Frau, zur Idee der Frau.
AGABUS
Und das ist mir die Weise, in einer intellektuellen Vision dich, Maria, zu schauen.
MARIA
Ja, mein Schatz, so erkennst du die Makellose Konzeption der Frau der Offenbarung.
AGABUS
Wie ist nun genauer das Verhältnis zwischen Himmel und Erde, Geist und Natur, Allgemeinen
Ideen und Konkreter Wirklichkeit?
MARIA
Adas allgemeine Wesen der konkreten Einzeldinge nennt Aristoteles Formen, manchmal aber
verwendet er auch den platonischen Begriff der Ideen dafür. Du weißt ja, das Platon der
achtzigjährige Lehrer war und Aristoteles der zwanzigjährige Schüler. Die Form aber braucht auch
etwas, das geformt wird, sonnst wäre es sinnlos, von Form zu sprechen. Das, was geformt wird,
nennt Aristoteles Stoff oder Materie. Die Materie an sich ist noch nicht wirklich, sondern sie hat in
sich nur die Möglichkeit zur Wirklichkeit. Wirklich wird die Materie, in dem sie von der Form
gestaltet wird. Die Formen allerdings, die der Möglichkeit der Materie zur Wirklichkeit verhelfen,
sind nicht allein die ewigen Ideen, sondern auch die Kraft, die die Materie zur Wirklichkeit führt
und zudem der letzte Zweck, das höchste Ziel der Materie. Die Materie aber ist nicht etwas rein
Passives, sondern sie hat einen gewissen Widerstand in sich gegen die Form, daraus erklärt
Aristoteles die Unvollkommenheit des Daseins. Zusammengefasst in vier Punkten gibt es also zum
ersten der Stoff, etwa das Gold, aus dem ein Kelch geformt wird, zweitens die Form, das ist also die
eigentliche Form des Kelches, etwa in Form einer Lilienblüte, zum dritten gibt es die Wirkursache,
das ist der Goldschmied, der den goldenen Kelch bildet, und zum vierten gibt es die Zweckursache,
das wäre dann die Verwendung des goldenen Kelches beim eucharistischen Opfer.
AGABUS
Während du sprachest, kam mir ein Gedanke: In der Heiligen Schrift ist bei der
Schöpfungsgeschichte die Rede von dem chaotischen Urmeer, über welchem der Heilige Geist
schwebte. Das Chaosmeer heißt im Lateinischen aber Maria. Wenn du nun das Urmeer wärest, die
Urmaterie, der Stoff des Kosmos, und der Heilige Geist schwebte über dir als die Form?
MARIA
(lächelt)
Ja, auch Aristoteles denkt sich die Formen so, dass eine erste und absolute Form existieren muß.
Denn wo Form und Stoff aufeinander treffen, entsteht Bewegung. Die Form ist das Bewegende und
der Stoff das Bewegte. Wie wir aber schon erklärt haben, muß man bei aller Bewegung an einen
Erstbeweger denken. Der Erstbeweger ist die absolute Form, der absolute Geist, die totale
Vollkommenheit. Die absolute Vollkommenheit aber ist Gott. Dieser absolut vollkommene Gott ist
Geist und Erkenntnis und erkennt sich selbst. Gott ist der Logos, der vermittels des Geistes die
Urgottheit erkennt.
DRITTES GESPRÄCH
AGABUS
Heute wird viel über die Schöpfungsgeschichte nachgedacht. Die Materialisten leugnen die
Existenz eines Schöpfergeistes und erklären alles aus der Selbstentwicklung einer Urmaterie. Wie
ist denn die Stellung des Philosophen Aristoteles zu diesem Problem?
MARIA
In den Mythologien der Heiden steht am Anfang die chaotische Urmaterie, aus der die Götter
geboren werden, diese Götter zeugen neue Götter, diese neuen Götter des Geistes ermorden die
Götter der Natur und herrschen dann auf dem Olymp. Der Geist entwickelt sich durch Kampf aus
der Urmaterie. Diese Mythologie haben die heiligen Kirchenväter immer abgelehnt. Aber die
griechische Philosophie leitet die Welt aus dem göttlichen Sein ab. Das Sein ist aus sich selbst
seiend. Allein der göttliche Geist ist der letzte Grund für alles wirkliche Dasein. Gott ist also in der
Philosophie nicht das Produkt einer langen Entwicklung der Materie, sondern Gott ist Geist und
ewiges Sein und ist die Ursache der Welt. Gott schafft die Welt auch nicht, weil er sie nötig hätte,
sondern Gott als das Vollkommene und perfekte Totale ist in sich vollendet und bedarf keines
Dings. Gott ist als göttlicher Geist das ewige Sein ist totaler Vollkommenheit und besitzt sich
vollkommen selbst. Gott denkt sich selbst als das absolute Sein.
AGABUS
Gott denkt sich selbst? Was denkt der göttliche Geist, kannst du das sagen?
MARIA
Der göttliche Geist denkt sich selbst. Gott ist der Denker, Gott ist das Gedachte und Gott ist das
Denken. Der Vater ist der Denker, der Logos ist der Gedachte und der göttliche Geist ist das
Denken.
AGABUS
Die griechischen Philosophen ahnten also auch schon die Drei-Einheit Gottes?
MARIA
Sowohl Platon als auch Aristoteles umschrieben das Höchste Gut als Dreifaltigkeit von Ewiger
Wahrheit, vollkommener Güte und perfekter Schönheit. Gott als das Sein an sich, Gott fasst in sich
zusammen die Wahrheit, die Güte und die Schönheit des ganzen Seins.
AGABUS
Ist Gott nun das Sein, gibt es dann noch ein anderes Sein als Gott?
MARIA
Außer dem seienden Gott gibt es nur Nichtsein. Gott ist das totale Sein, weil es nichts gibt, was zur
vollkommenen Totalität des göttlichen Seins noch ein Etwas hinzufügen könnte.
AGABUS
Gott als das totale Sein, kann dieser Gott böse sein?
MARIA
Für Platon und Aristoteles ist das göttliche Sein, das die vollkommene Güte, die absolute Wahrheit
und die perfekte Schönheit ist, dieser Gott kann nur als der Gute an sich bezeichnet werden,
Agathon, das Höchste Gut ist diese Gutheit Gottes. Und diese Güte Gottes wird gedacht als der
Urgrund und die Quelle alles wirklichen Daseins.
AGABUS
Madonna! In der vollkommenen Güte, in der ewigen Wahrheit und in der perfekten Schönheit
erkenne ich dich! Du bist so gütig, mild und süß! Du lehrst die Wahrheit und du bist die Besiegerin
aller Irrlehren! Und vor allem bist du makellos schön!
MARIA
Ja, mein Geliebter, ich werde immer und ewig für dich das junge schöne Mädchen sein, denn ich
allein bin die Immerwährende Jungfrau, und ich bin ganz dein!
ZWEITER TEIL
ERSTES GESPRÄCH
AGABUS
Maria, kannst du mir etwas erzählen über die arabischen und jüdischen Traditionen des
Aristotelismus?
MARIA
In der christlichen Kirche wurde zuerst das Gespräch zwischen dem Evangelium und der
platonischen und neuplatonischen Philosophie geführt, später wurde das Gespräch zwischen dem
Evangelium und Aristoteles geführt. Ähnlich war es in der Entwicklung der arabischen Philosophie.
Die Muslime, die dem Gottesbilde Mohammeds glaubten, befassten sich zuerst mit dem
Zusammenspiel von muslimischer Religion und Neuplatonismus. Da sind zu nennen Alkindi, von
dem aber nichts überliefert ist, und zum anderen Alfarabi, der die Sekte der Lauteren Brüder
gründete. Diese Sekte versuchte eine Verschmelzung von muslimischer Religion und
Neuplatonismus. Von der islamischen Geistlichkeit wurde diese Sekte sehr skeptisch betrachtet.
Dann aber gewann der Aristotelismus mehr Einfluss auf die arabischen Philosophen.
AGABUS
Die berühmtesten arabischen Philosophen sind doch Avicenna und Averroes?
MARIA
Avicenna gilt als der größte arabischen Philosoph im arabischen Morgenland. Er war wie
Aristoteles Naturforscher. Avicenna lehrte nicht wie die Neuplatoniker eine Emanation der Natur
aus Gott, sondern er stellte den göttlichen Geist und die Materie einander gegenüber und behauptete
mit Aristoteles die Ewigkeit der Materie.
AGABUS
Aristoteles sprach also nicht von der Materie als einem Geschöpf Gottes?
MARIA
Die Materie war für Aristoteles das Prinzip der Vervielfältigung und Einschränkung des geistigen
Prinzips. Die Materie mit ihrer Vielheit und ihrem ewigen Wandel von Stirb und Werde konnte nach
der Ansicht Aristoteles nicht vom göttlichen Geist geschaffen sein, da sonst der Geist als der Eine
und Grenzenlose ein Prinzip der Vielheit und Einschränkung geschaffen hätte, eine Welt geschaffen
hätte, in welchem die Vergänglichkeit der Vielheit herrscht, das heißt, ein Reich des Todes.
AGABUS
Avicenna nahm also auch an, die Materie sei ewig. Wie ist dann das Verhältnis von Gott und Welt in
der Weltsicht Avicennas?
MARIA
Gott ist der Erstbeweger der Welt, die aus Gott emanierenden geistigen Form-Ideen realisieren sich
in der ewigen Materie.
AGABUS
Die geistigen Formideen, was lehrt Avicenna über sie? Sind sie wie die Ideen Platons die wahre
Wirklichkeit und sind sie im Ideenhimmel? Oder sind sie die Formprinzipien an der Materie, die
dem Stoff innewohnende Entelechie? Oder sind sie allein Abstraktionen einer abstrahierenden
menschlichen Logik, Produkte des Gehirns des Mannes?
MARIA
Die Ideen sind vor den Dingen im Geiste Gottes. Die Ideen sind in den Dingen als Formen und als
Prinzip der Entelechie, was ihr Dasein in der Schöpfung begrifft. Was aber die menschliche
Erkenntnis betrifft, erkennt der Mensch die Form-Ideen durch logische Schlüsse, durch rationales
Denken, durch Abstraktion. Sie sind vor den Dingen für Gott, sie sind in den Dingen für die Welt,
sie sind nach den Dingen für den Menschen.
AGABUS
Das selbe lehrte doch auch Abälard, der verliebte Mönch. Aber hat ihn nicht Bernhard von
Clairvaux kritisiert?
MARIA
Wenn du vom heiligen Bernhard sprichst, dann geht mein Herz mir über vor Wallungen heißer
Liebe! Mein Troubadour! Aber was den Universalienstreit betrifft, das lassen wir vorerst beiseite.
AGABUS
Was lehrt denn nun Averroes?
MARIA
Wie Avicenna der größte Philosoph des arabischen Ostens genannt wird, nennt man Averroes den
größten Philosophen des arabischen Westens. Er nennt Aristoteles einfach den Philosophen.
AGABUS
Tat das der heilige Thomas nicht auch?
MARIA
Ja, Thomas nannte Aristoteles einfach den Philosophen, und Thomas nannte Averroes einfach den
Kommentator. Die Werke des Averroes sind nämlich im Wesentlichen Kommentare zu den Werken
des Aristoteles.
AGABUS
Was war nun die Lehre des Averroes?
MARIA
Artistoteles sprach von der Materie, als dass sie keine Wirklichkeit habe, sondern nur Möglichkeit,
Potenz. Der göttliche Geist trage die geistigen Formen an die potente Materie heran und so
verwirklichen sich die Formen in der Materie und die Möglichkeiten der Materie werden zu
Wirklichkeiten. Averroes aber dachte, die Formen werden nicht vom göttlichen Geist quasi von
außen an die Materie herangetragen, sondern in der ewigen Materie ruhen im Innern verborgen die
ewigen geistigen Formen als das geistige Prinzip in der Materie, als Entelechie, die in Evolutionen
oder Entwicklungen die mögliche Materie zur wirklichen Materie sich entwickeln lassen.
AGABUS
Diese Philosophie ist weit entfernt von der Offenbarung an den Creator Spiritus, den Creator ex
nihilo!
MARIA
Averroes schloß sich auch dem Aristoteles an, was die Unsterblichkeit betrifft. Nämlich für
Aristoteles ist allein der göttliche Geist unsterblich. Die Materie als Prinzip der Vielheit und
Vereinzelung ist nicht unsterblich. Die persönliche Seele eines konkreten Menschen sah Aristoteles
als mit dem Körper vergänglich an, allein der innewohnende göttliche Geist sei unsterblich.
Averroes schloß sich dem an. Es ist also nicht Sokrates unsterblich und es ist nicht Diotima
unsterblich, sondern die Philosophia allein ist unsterblich.
AGABUS
Sokrates wird also nicht in Mohammeds Garten Eden kommen und dort auf weichen Sofas liegen
und allerbesten Wein trinken und Geflügel essen und die schönen schwarzhaarigen Huris lieben?
MARIA
Nein, das wird er nicht. Der Geist des Sokrates ist unsterblich und kehrt heim zu Gott.
AGABUS
Averroes entwickelt also eine arabische Philosophie, die sich unterscheidet von den Gesetzen der
arabischen Religion des Islam. Wie definiert er das Verhältnis von Glaube und Vernunft?
MARIA
Die Religion des Islam und die Gottesvorstellungen des Koran waren für Averroes für die
einfältigen Menschen gemacht, für die Unweisen. Die höhere Wahrheit über die göttlichen Dinge
lehre die Philosophie. Der Koran ist für die unweise Masse, die Philosophia ist für die wenigen
Wissenden.
AGABUS
Sophia ist, wie ihr Name sagt, nur wenigen bekannt, sagt Jesus Sirach.
MARIA
Darum warf die islamischen Obrigkeit die Schriften des Philosophen auch ins Feuer. Aber das
änderte nichts daran, dass Thomas reichlich von ihm lernte. Nach dem Tode des Averroes und dem
Niedergang des arabischen Aristotelismus wandte sich die arabischen Geisteswelt mehr den Fragen
des Glaubens im Sinne einer mystischen Gottesliebe zu. So wird auch auf Albertus Magnus und den
Engelgleichen Thomas der Mystiker Meister Eckard folgen.
AGABUS
Jetzt bleibt mir nichts, als dich zu grüßen als die Neue Eva vom Himmlischen Lustgarten Eden, als
die Königin des Paradieses, welcher ich meine unsterbliche Seele für alle Ewigkeiten schenke!
ZWEITES GESPRÄCH
MARIA
Sprechen wir einmal von den beiden philosophischen Zechgenossen Al-Gazzali und Thomas.
AGABUS
Willst du die beiden zum Wettstreit antreten lassen?
MARIA
Ja, wir wollen schauen, wer die Perle der Weisheit gefunden hat.
AGABUS
Wer ist Al-Gazzali?
MARIA
Er schrieb wie Thomas eine Theologische Summe. Ein Christ sprach einmal, er sei überzeugt, dass
es seine erste Aufgabe sei, Gott in seinen Reden und Sinnen sprechen zu lassen. Auch Al-Gazzali
wollte von Gott sprechen und nach dem Gesetz Gottes leben. Ihm erschien der Koran als das Gesetz
Gottes. Die Sufi-Mystik lehrte ihn, seine Seele aufsteigen zu lassen zu Gott.
AGABUS
Und Thomas?
MARIA
Thomas schrieb eine philosophische Summe gegen die Heiden, nämlich vor allem gegen die
ketzerischen Auffassungen von Avicenna und Averroes, die mit der Christus-Offenbarung nicht
vereinbar waren. Thomas nannte sein Schaffen Theologie, Al-Gazzali nannte es Wissenschaft von
der Religion, das ist ein sehr bezeichnender Unterschied.
AGABUS
Thomas, in seiner Argumentation gegen die arabischen Philosophen, hatte er da einen
intellektuellen Bundesgenossen?
MARIA
Ja, er zog immer wieder den Moses Maimonides heran, der er Rabbi Moses nannte. Wir werden, so
Gott will, später über ihn sprechen.
AGABUS
Wo sind denn Gemeinsamkeiten zwischen Al-Gazzali und Thomas?
MARIA
Die scholastische Methode, die Dialektik, findet sich bei beiden. Diese Methode des Ja und Nein
fand sich schon bei Photios, dem byzantinischen Botschafter beim Kalifen von Bagdad und späteren
Patriarchen von Konstantinopel.
AGABUS
Ich meine, Dante reiht ihn in seiner Commedia unter die Irrlehrer ein.
MARIA
Auch behaupten einige, die Kunst, eine theologische Summe zu schreiben, sei zu Thomas über den
islamischen Umweg gekommen.
AGABUS
Sind sich denn Thomas und Al-Gazzali auch als Persönlichkeiten ähnlich?
MARIA
Beide haben schon früh eine tiefe religiöse Bildung erhalten. Beide zeichnen sich durch eine große
intellektuelle Kraft aus. Beide lehrten in den akademischen Zentren ihrer Kulturbereiche, der eine in
Bagdad, der andre in Paris. Beide fühlen sich angezogen vom armen mönchischen Leben. Thomas
stammte aus einer reichen Großgrundbesitzerfamilie und schloß sich dem Bettelorden an. Al-
Gazzali wandte sich als glänzender Hoftheologe dem Sufi-Weg der Armut und Demut zu. Beide
sind systematische Theologen und vom Intellekt bestimmt. Beide fanden nach anfänglichen
Widerständen von Traditionalisten ihrer Religion schließlich eine weite Verbreitung, ja, ihr Einfluss
wirkt noch tausend Jahre später nach.
AGABUS
Gibt es auch Parallelen in ihren Werken?
MARIA
Beide wollten eine Neubelebung der Wissenschaft von der Religion. Beide hatten nach zahlreichen
juristischen oder philosophischen Büchern das Bedürfnis, eine Quintessenz ihrer Theologie zu
verfassen, ihrer Weisheit über Gott und Welt und Mensch. Beide hatten es zu tun mit einer
traditionalistischen Theologie einerseits und einer ungläubigen Philosophie andererseits. Dem
Islamisten genügte nicht der Koran, sondern er wollte einen vernünftigen Weg zu Gott begründen.
Der Aquinat wollte nicht allein die Lehre der Bibel und der Kirche gläubig annehmen, sondern
darüber hinaus die Lehre mit der Vernunft ergründen und begründen. Beide Theologen schätzten
Aristoteles unter allen Philosophen am meisten. Beide waren sich aber einig darin, das über den
Philosophen Aristoteles die göttliche Offenbarung zu stellen ist. Dem Islamisten schein dies der
Koran zu sein, Thomas sah in Christus die volle Offenbarung Gottes. Beide beginnen und enden in
ihren theologischen Summen bei Gott. Beide Werke handeln von den Lastern, der Fressgier, der
Sexgier, Zorn, Haß, Lüge, Habgier, Geiz und Stolz, und von den Tugenden. Al-Gazzali nennt die
Tugenden Reue, Umkehr, Geduld, Dankbarkeit, Gottesfurcht und Hoffnung. Thomas nennt die
Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung, Klugheit, Starkmut, Maßhalten, Gerechtigkeit.
AGABUS
Nach so vielen Parallelen müssten nun doch einige Unterschiede auftauchen.
MARIA
Trink erst einmal einen Becher Wein. (Pause) –
AGABUS
Man spricht immer so schlecht vom Stil des scholastischen Mönchslatein. Die Humanisten spotten
immer über das mittelalterliche Latein.
MARIA
Und du nennst dich einen Römer und kannst noch nicht einmal Latein? Nein, lege alle Vorurteile
und Scheuklappen ab! Wir wollen nun über die Unterschiede zwischen unsern beiden Denkern
sprechen. Gazzali lehnte die aristotelische Begrifflichkeit ab und weigerte sich über Substanz und
Akzidenz zu philosophieren. Thomas dagegen machte sich nicht nur die aristotelische Logik,
sondern auch dessen Physik und Metaphysik weitgehend zu eigen. Er versuchte, mit Hilfe
aristotelischer Prinzipien die Christus-Offenbarung neu zu durchdenken.
AGABUS
Das versuchte doch auch Abälard.
MARIA
Abälard stellte die Vernunft des Menschen über den gottgeoffenbarten Glauben. Bernhard dagegen
stellte die mystische Gottesliebe über den Verstand des Menschen. Bernhard meinte, die Liebe der
Braut Seele zu ihrem Bräutigam Jesus sei die schönste Weisheit.
AGABUS
Was war bei Gazzali und Thomas die Absicht ihres Werkes?
MARIA
Gazzali wollte eine Versöhnung des mystischen Sufismus mit der islamischen Jurisprudenz, der
Scharia. Er war ein Jurist und Gottsucher und meinte, das Gesetz, dem der Jurist zu folgen habe,
stehe nicht im Widerspruch zu einem Aufstieg zu Gott. Thomas war mehr Philosoph als Jurist und
er wollte die Versöhnung zwischen Philosophie und Theologie. Das Dogma aber, wie es von den
Kirchenvätern herausgearbeitet worden ist und entwickelt aus der Heiligen Schrift, ließ Thomas
unangetastet. Er erkannte die Autorität der heiligen Mutter Kirche und ihre Deutungshoheit über die
Schrift eindeutig an. Einige sprachen von den zwei Wahrheiten, einer natürlichen Wahrheit der
Naturphilosophie und einer davon verschienen Glaubenswahrheit der Schrift. Aber Thomas lehrte,
dass die Wahrheit nur eine ist und sich selbst nicht widersprechen kann. Die Vernunft kann dem
Glauben nicht widersprechen. Er ordnete die Philosophia als Ancilla Domini der Theologie unter,
denn die Wissenschaft von der Offenbarung Gottes in Christus muß die philosophierende Vernunft
erleuchten und führen du vollenden, die Philosophie aber dient der Offenbarung, indem sie die
Offenbarung durchdenkt, erkennt, begründet und verteidigt und erläutert.
AGABUS
Wie haben die beiden Denker ihre theologischen Summen konzipiert?
MARIA
Gazzali gestaltete sein Werk nach dem stufenweisen Aufstieg der Sufi-Mystik. Er stellte den
Lebensweg eines frommen Moslems dar, angefangen vom Bekenntnis zur Einheit Gottes, bis zum
Eingang in den Huri-Himmel. Ohne Erlösungsdrama ist der Weg, von Station zu Station schreitet
der Moslem voran zum Ziel der Glückseligkeit. So behandelt Gazzali zuerst die religiösen Pflichten
des Moslems, das Bekenntnis zur Einheit Gottes, das Gebet, das Almosen, die Wallfahrt nach
Mekka. Dann werden die Pflichten des Menschen gegenüber den Menschen behandelt, Tischsitten,
Arbeit, Ehe, Freundschaft, Reisen. Dann wird ein Lasterkatalog geschildert und daraufhin ein
Tugendkatalog. Die Tugenden gipfeln im Gottvertrauen. Alles schließt mit einem mystischen Weg
ins Jenseits und den Paradiesgarten. Thomas, obwohl aristotelisch denkend, wählt eine
neuplatonische Konzeption: Der Mensch kommt von Gott und kehrt heim zu Gott. Der erste Teil
der Summe handelt von Gott der, Ursache alles Seins, dem Schöpfer der Kreaturen und des
Menschen und von der Ursünde des Menschen. Der zweite Teil handelt von der Heimkehr des
Menschen zu Gott.
AGABUS
Das ist ein unterschiedlicher Aufbau der Werke, eine grundverschiedene Struktur. Aber was ist der
eigentliche wesentliche Unterschied zwischen dem Moslem und dem Katholiken, zwischen dem
Juristen und dem Philosophen, zwischen dem Sufi-Lehrer und dem Engelgleichen Doktor?
MARIA
Das Gemeinsame von Islam und Judentum und Christentum ist die Herkunft der Welt von Gott her
und die Bestimmung Gottes als das Ziel der Welt. Aber was ist die Mitte, das Herzstück der
theologischen Summen? Vierzig Kapitel verfasste Gazzali, und im zwanzigsten Kapitel preist er
Mohammed, den Schreiber des Koran. Gazzali nennt Mohammed einen Propheten, schildert ihn als
einen leuchtenden Menschen voll von Tugenden, aber er bekräftigt die Wahrheit, dass Mohammed
ein Mensch und nichts als ein Mensch ist, ein Geschöpf Gottes. Thomas dagegen stellt in die Mitte
seiner Summe Jesus Christus, der gerade der Weg des Menschen zu Gott ist, der Weg der Heimkehr
der Welt und des Menschen zu Gott. Dieser Jesus Christus ist ein wahrer Mensch und zugleich der
wahre Gott. Er ist nämlich der einzige Gott-Mensch! So schreibt Thomas in neunundfünfzig
Betrachtungen von der göttlichen und der menschlichen Natur in der einen Person Jesus Christus.
Diese Betrachtungen führen ihn zu den Betrachtungen über das Geheimnis Gottes: In
siebenundzwanzig Betrachtungen spricht Thomas von der einen göttlichen Natur Gottes, des Einen,
und in sechzehn Betrachtungen von den drei Personen in der einen Natur Gottes, nämlich den drei
göttlichen Personen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Dies kann muslimische
Philosophie nicht begreifen. Alles dreht sich bei Thomas, dem Engelgleichen Doktor, um das
Mysterium Trinitatis und das Mysterium Incarnationis.
AGABUS
Das Mysterium Incarnationis: Dass Gott das kleine Jesuskind in der Krippe ist! Wer also hat die
Perle der Weisheit gefunden?
MARIA
Die Perle im Schoß der Muschel fand Thomas!
DRITTES GESPRÄCH
MARIA
Mit Philon von Alexandrien, den neuplatonischen jüdischen Philosophen und der Kabbala hast du
dich ja schon beschäftigt. Wir wollen jetzt über den jüdischen Aristotelismus sprechen und wollen
uns auf Maimonides beschränken, vom heiligen Thomas einfach Rabbi Moses genannt.
AGABUS
Wenn es interessant ist, wollen wir uns Zeit nehmen, nicht wahr?
MARIA
Ich danke Gott für jede Stunde, die ich mit dir zusammensein darf.
AGABUS
Meine Lehrmeisterin, lehre mich die Weisheit! In deiner Schule will ich wiese werden! Ohne dich
ist jede Weisheit nur Torheit!
MARIA
Wir wollen also jetzt über Rabbi Moyses sprechen.
AGABUS
Was schrieb er?
MARIA
Er schrieb die Leitung für die Ratlosen, den Führer der Unschlüssigen.
AGABUS
Die Welt ist voll von Ratlosen, Unschlüssigen!
MARIA
Da sind die Ratlosen, die sehen die religiöse Überlieferung der Genesis und dann sehen sie ihre
naturphilosophische Verstandeserkenntnis und begreifen nicht, in welchem Verhältnis Glaube und
Wissenschaft stehen. Rabbi Moyses schreibt für jene, die das mosaische Gesetz kennen, an die
Offenbarung vom Sinai glauben, die redlich in ihrem Charakter sind und sich mit Naturphilosophie
beschäftigen und von der menschlichen Vernunft geführt werden.
AGABUS
Er schreibt also für zwei, drei Männer.
MARIA
Maimonides übernimmt die wissenschaftliche Welterklärung des Aristoteles, wie er sie von Alfarabi
und Avivcenna übernommen hat. Er anerkennt aber gleichzeitig die Tora, die Gott dem Mose
offenbart hat. Er ist von der Gültigkeit der biblischen Offenbarung überzeugt und will deren
Richtigkeit mit Hilfe der Philosophie beweisen. Er glaubt also nicht wie die arabischen
Philosophen, die Religion sei nur eine Verschleierung von Wahrheit, der unweisen Masse gegeben,
allein die Philosophie sei die Wahrheit, die nur wenigen Eingeweihten gegeben sei, sondern Rabbi
Moyses glaubt an die heilige Wahrheit der biblischen Offenbarung und will diese deuten im Lichte
der Philosophie.
AGABUS
Ist Rabby Moyses denn nur dem Aristoteles wohlgesonnen?
MARIA
Die Werke des Empedokles, des Pythagoras, des Hermes Trismegistos und des Porphyrius seien
nichts wert. Platons Werke seien dunkel, sie seien durch Aristoteles überholt und folglich
entbehrlich.
AGABUS
Das erinnert mich an meine Freunde, die meinen, sie kennten Christus und folglich könnten sie
Platon und Pythagoras auch ruhig beiseite lassen mit höhnischem Hochmut.
MARIA
Nun, Rabbi Moyses richtet sich an eine intellektuelle Elite. Er schreibt für jene, die durch die
Beschäftigung mit der Naturphilosophie in Konflikt mit dem biblischen Glauben gekommen sind.
Er will sie lehren, den Bibeltext nicht im buchstäblichen Sinn zu verstehen, sondern den
geheimnisvollen eigentlichen Sinn der Bibel zu erkennen.
AGABUS
Der Rabbi Moyses hat also eine andere Deutung der Schöpfungsgeschichte als unsere armen
Freunde, die Buchstabengläubigen?
MARIA
Rabbi Moyses ist vertraut mit den jüdischen Geheimlehren vom tieferen Sinn des
Schöpfungswerkes und der tieferen Bedeutung des himmlischen Thronwagens Gottes.
AGABUS
Ich habe darüber in der Kabbala gelesen.
MARIA
Rabbi Moyses bringt nun die Theologie der Schöpfung in Verbindung mit der Physik des Aristoteles
und die mystischen Geheimnisse vom himmlischen Thronwagen Gottes bringt er in Verbindung mit
der Metaphysik des Aristoteles.
AGABUS
Wie spricht nun Rabbi Moyses über Gott, den er mit dem rechten Auge der jüdischen Geheimlehren
und dem linken Augen der aristotelischen Metaphysik anschaut?
MARIA
Rabbi Moyses gewinnt ein geläutertes Gottesbild, von allen Anthropomorphismen frei. Dann
betrachtet er das Verhältnis Gottes zur intelligiblen Welt und betrachtet schließlich das Verhältnis
Gottes zu den Menschen.
AGABUS
Man spricht doch von Gottes Hand, man spricht sogar von Gottes Gebärmutter.
MARIA
Rabbi Moyses zeigt, dass Gottes Gebärmutter in körperlicher Ausdruck ist für das rein geistige
göttliche Wesen der Allbarmherzigkeit. Wenn eine körperliche Sprache über Gott nicht
übereinstimmt mit dem philosophischen Gottesbild des Einen, der Geist ist, dann muß man die
körperlichen und menschlichen Ausdrücke über Gott philosophisch interpretieren und ihren
geistigen Gehalt herausarbeiten.
AGABUS
Und wen die Rede von den sechst Tagen ist, in denen Gott die Welt erschuf?
MARIA
Nur Narren glauben, dass es sechs Tage von vierundzwanzig Erdenstunden waren. Rabbi Moyses
spricht über die Schöpfungsgeschichte als einem esoterischen Geheimnis, welches die jüdischen
Weisen nur wenigen Wissenden überlieferten.
AGABUS
Was meinst du mit esoterisch?
MARIA
Ich meine weder Gnosis noch Okkultismus noch Aberglauben, was alles Satanismus ist. Ich meine
die tiefere geheimere Bedeutung der Schrift im Gegensatz zu ihrem exoterischen Gewand, welches
die Buchstaben darstellen.
AGABUS
Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig?
MARIA
Ja, der heilige Augustinus stieß sich auch erst an der exoterischen Gestalt der Heiligen Schrift und
suchte deshalb die Weisheit beim Pseudomystizismus der Manichäer, bis der heilige Ambrosius von
Milan dem heiligen Augustinus die esoterische Innenseite der Heiligen Schrift aufschloß. Dazu
verwendet Rabbi Moyses nun die Philosophie, um den geheimnisvollen geistigen Inhalt der
Heiligen Schrift zu erschließen.
AGABUS
Was ist für Rabbi Moyses das Zentrum des Alten Testaments?
MARIA
Das Zentrum der Tora ist der Begriff oder Name Gottes. Rabbi Moyses will den Begriff Gottes
klären. Er verwendet dazu die negative Theologie des Neuplatonismus. Die negative Theologie
besagt, das man von Gott allein sagen kann, was Gott nicht ist. Was Gott in seinem Wesen ist, ist
unergründlich, aber indem man mehr und mehr alles ablegt, was Gott nicht ist, gewinnt man eine
Ahnung, eine mystische Vision von Gott.
AGABUS
Aber die Bibel spricht von Gott doch eher so, als wäre es ein Mann.
MARIA
Rabbi Moyses legt alle Schriftworte, die von Gott so sprechen, als wäre Gott ein Mensch, auf
seinen göttlich-geistigen Sinn aus und bleibt nicht kleben an der Sprache, die in menschlichen
Gleichnissen den Menschen einen Begriff von Gott geben will. Gott ist Geist und besitzt nicht einen
menschlichen Körper, weder den eines Mannes noch auch den einer Frau.
AGABUS
Die menschlichen Begriffe von Gott sind also nur Allegorien?
MARIA
Die allegorischen Begriffe sind nur das Kleid der Bibel, aber der geistige Sinn ist der nackte Leib.
AGABUS
Ist diese geistige Erkenntnis Gottes denn für die Menschen erreichbar oder ist sie allein ein
Geheimwissen für eine Elite von Eingeweihten?
MARIA
Die arabischen Philosophen sagten, der Koran sei für die ungebildete Menge, die Philosophische
Erkenntnis Gottes allein für eine Elite von Wissenden. Rabbi Moyses dagegen forderte von allen
Menschen die Erkenntnis des geistigen Gehaltes der Bibel. Die Philosophie der Weisen dient dem
Volk, den inneren Sinn der Bibel als eines Redens vom geistigen Gott zu verstehen.
AGABUS
Wie kann man aber einen Gott erkennen, der so ganz der absolut Andere zu allem Seienden ist, dass
man von ihm nicht sagen kann, wer er ist, sondern nur, was er nicht ist?
MARIA
Nachdem Maimonides also auf neuplatonische Weise gemäß der negativen Theologie als den
absolut unbeschreiblichen Gott definiert hat, bemüht er sich, Gott nun doch auch positiv zu fassen.
Er meint, das absolute Wesen Gottes sei undefinierbar, aber über die Eigenschaften Gottes, über
Gottes Attribute, lasse sich etwas positives aussagen. Die arabischen Philosophen sagten, wenn Gott
Einer ist und eine absolute Einheit, dann würde der Satz: Gott ist barmherzig, schon eine Zweiheit
behaupten, nämlich Gott und die Barmherzigkeit, und damit wäre die totale Einheit Gottes nicht
mehr gegeben. Wenn wir nun von Gottes Allmacht, Gottes Weisheit, Gottes Schönheit sprechen,
dann kämen wir mit der Vielzahl von göttlichen Hypostasen zur Vielgötterei, da es eine Göttin der
Macht gibt, eine Göttin der Weisheit und eine Göttin der Schönheit, wie bei Homer. Über die
Einheit des Wesens Gottes könne also nichts ausgesagt werden, als: Gott ist Gott.
AGABUS
Wenn diese Einheit des Wesens Gottes also undefinierbar ist und wenn dieser von allen positiven
Bestimmungen entleerte Begriff des Einen als des Gottes der Philosophen in absolutem
Widerspruch zu aller geschaffenen Vielheit steht, wie können die Menschen, die in der Vielheit des
Daseins leben, zu diesem absolut Einen in Beziehung treten und andererseits wie kann der absolut
Eine in Beziehung treten zu der kreatürlichen Vielheit?
MARIA
Das Volk Israel kann einen Gott, zu dem die Menschen nicht in Beziehung treten können, nicht
akzeptieren. Das Volk des alten Bundes Gottes versteht Gott als Gesetz mit ethischen Forderungen.
Die Israeliten erkennen aus der Heiligen Schrift des Alten Bundes Gott als den persönlichen
Herrscher und Vater. Dieser Gott Israels ist gemäß der Torah ein transzendenter Gott. Damit ist die
Selbstständigkeit der Schöpfung gegeben und damit auch die Möglichkeit der philosophischen und
naturwissenschaftlichen Erkenntnis der Schöpfung. Ein Gott der Philosophen als das absolut Eine,
das in keine Beziehung treten kann zur kreatürlichen Vielheit, ist für die Juden nicht akzeptierbar.
Rabbi Moyses will also das biblische Gottesbild der Torah bewahren, wenn er es auch
philosophisch durchdringen und interpretieren will, und will die Vereinbarkeit des biblischen
Gottesbildes mit der Gotteserkenntnis der menschlichen Vernunft beweisen.
AGABUS
Gibt es denn überhaupt Gotteserkenntnis, wenn Gott der Unerkennbare, der Unaussagbare und
Ganz-Andere ist?
MARIA
Rabbi Moyses korrigiert darum auch die neuplatonische Gottesvorstellung von dem vollkommen
Unaussagbaren hin zu dem persönlichen Gott als Herrscher und Vater, wie er ihn gemäß der
Offenbarung der Torah erkennt.
AGABUS
Wenn Rabbi Moyses also über den Gott der Philosophen den Gott Abrahams, den Gott Isaaks, den
Gott Israels stellt, ist dann wieder eine Beziehung wischen Gott und den Kreaturen möglich?
MARIA
Die Tora offenbart Gott als einen Gott des Willens zum Guten, der ethische Forderungen an den
Menschen stellt. Der Mensch ist gemäß der Heiligen Schrift ein Mensch, der gut sein soll, ja, heilig
sein soll. Diese Ethik des Guten als Wille Gottes und als Soll des Menschen verbindet nach Rabbi
Moyses Gott und die Menschen.
AGABUS
Wenn Rabbi Moyses also den Gott des Glaubens über den Gott der Vernunft stellt, gibt es dann
noch eine natürliche vernünftige Gotteserkenntnis?
MARIA
Die natürliche Gotteserkenntnis der menschlichen Vernunft kann die Eigenschaften Gottes an den
Wirkungen Gottes in der Welt erkennen. Die menschliche Vernunft kann Gott als erste Seinsursache
der Schöpfung erkennen und als Wille zum Guten, der dem Menschen gebietet, gut zu sein. Diesem
Gott, der in der Welt und in den Menschen als Schöpfer und als Wille zum Guten erkennbar ist, soll
sich der Mensch nähern so weit es der Abstand zwischen Schöpfer zu Geschöpf zulässt.
AGABUS
Eine vollständige Vereinigung ist also nicht möglich?
MARIA
Im Judentum ist die Vereinigung von Gottheit und Menschheit nicht anerkannt.
AGABUS
Wie nähert sich also der Mensch dem Gott Israels?
MARIA
Der Gott, der an den Wirkungen in der Schöpfung als Seinsursache erkennbar ist und in den
Menschen als Wille zum Guten, dieser Gott ist das Vorbild des Menschen und das Ziel, auf welches
der Mensch hinleben soll.
AGABUS
Gott ist also das Ziel des Menschen. Aber ist der Mensch das Ziel der Schöpfung? Ist die Schöpfung
geschaffen allein um des Menschen willen? Oder ist auch die Schöpfung auf Gott als Ziel hin
geschaffen?
MARIA
Gott ist die Seinsursache der Schöpfung und das Ziel der gesamten Schöpfung. Allerdings ist die
Schöpfung um des Menschen willen geschaffen, darum ist, als der Mensch von Gott abfiel, auch die
Schöpfung gefallen, darum aber wird mit der Erlösung des Menschen auch die Schöpfung erlöst.
AGABUS
Warum ist die Schöpfung überhaupt geschaffen? Muß es notwendigerweise eine Schöpfung geben?
Oder ist es ein freier Willensakt Gottes gewesen, die Welt zu schaffen? Was meint Rabbi Moyses?
MARIA
Rabbi Möyses hält den Zweck der Zwecke für unerkennbar. Er weiß nicht, warum Gott die
Schöpfung und den Menschen geschaffen hat und warum Gott nicht lieber nichts geschaffen hat.
Rabbi Moyses weist auf die Unergründlichkeit des göttlichen Schöpferwillens hin.
AGABUS
Wenn dennoch Gott das Ziel des Menschen ist und das göttliche Vorbild, wie kann der Mensch dann
den unerkennbaren Gott erkennen? Wie kann der Mensch mit Gott in Verbindung treten?
MARIA
Nach Rabbi Moyses ist das absolute eine Wesen Gottes unerkennbar, aber der Mensch kann mit
Hilfe der Gotteserkenntnis die Eigenschaften Gottes erkennen und mit den Hypostasen Gottes
persönlich in Verbindung treten. Indem der Mensch mit einer Hypostase Gott mittels der Erkenntnis
in Verbindung tritt, ist der individuelle Mensch in Verbindung mit dem allerhöchsten Weltzweck.
Rabbi Moyses stellt die geistigen Tugenden des Menschen über die moralischen Tugenden und
erklärt die Gotteserkenntnis zur höchsten Tugend des Menschen, darum sei der Mensch verpflichtet
zum Lernen und zum Studium des göttlichen Gesetzes. Allein durch die geistige Gotteserkenntnis,
die der Schüler aus dem Studium der Tora gewinnt, tritt der Mensch in Verbindung mit den
Hypostasen Gottes und in den Hypostasen Gottes mit dem unerkennbaren Einen.
AGABUS
Rabbi Moyses spricht von der Möglichkeit, den unerkennbaren Gott in seinen Attributen zu
erkennen, den nur negativ zu definierbaren Einen in seinen Attributen dennoch positiv definieren zu
können. Wie definiert nun Rabbi Moyses Gott in seinen Eigenschaften positiv?
MARIA
Er greift auf Aristoteles zurück und nennt Gott das Denken des Denkens.
AGABUS
Gott ist also Logos.
MARIA
Gott ist die Einheit von Denker, Gedachtem und Denken. Das Denken Gottes ist nicht ein Attribut
Gottes, das ihm zukommt, sondern es ist sein inneres Wesen, da das Selbstbewusstsein die höchste
Stufe des Seins ist.
AGABUS
Rabbi Moyses also wählte die negative Theologie nur, um allzumenschliche Gottesbilder vom
transzendenten Vater fernzuhalten, wählte dann aber schließlich doch die positive Bestimmung
Gottes als des Denkens des Denkens?
MARIA
Die negative Theologie führte ihn eben nicht zu dem Irrtum, Gott sei absolute Leere, sondern zu der
Vorstellung, Gott ist der Inbegriff aller Vollkommenheit.
AGABUS
Und dieser Gott, den Rabbi Moyses mit Hilfe der aristotelischen Philosophie definiert als den
Logos, ist er, wie in der Bibel, der Schöpfer? Oder ist die Welt etwa von Ewigkeit, wie die
arabischen Aristoteles Kommentatoren behaupteten?
MARIA
Rabbi Moyses sagte, dass die Frage von Weltschöpfung oder Weltewigkeit philosophisch
unentschieden sei, dass er aber die Lösung der Frage akzeptiere, die die Propheten überliefert
haben, da die jüdische Prophetie Dinge erklärt, zu denen die spekulative Vernunft des Menschen
allein nicht gelangen kann. Nachdem der Standpunkt der Propheten, Gott sei der Schöpfer der Welt,
von Rabbi Moyses angenommen worden ist, bemüht er sich, mit Hilfe der Philosophie die
Überlegenheit des prophetischen Standpunktes zu beweisen.
AGABUS
Die Philosophie steht also unter der Offenbarung.
MARIA
Aber Rabbi Moyses rationalisierte den Glauben an den Gott Israels. Seine nüchterne Logik ist fern
von der Poesie des Alten Testaments und auch fern von den mystischen Spekulationen der Kabbala.
Der heilige Thomas aber verwandte die Argumente des Rabbi Moyses in seiner Schrift gegen die
Philosophie der arabischen Heiden.
AGABUS
Ich bin begierig, auch über den engelgleichen Thomas von dir zu lernen.
MARIA
Jetzt nimm erst einmal deinen Sommerurlaub, lies fleißig in der Bibel, und wenn du wiederkommst,
wollen wir wieder in den philosophischen Kindergarten gehen und von Thomas reden.
O die Paradieses-Waldung,
Nimmer kann ich sie vergessen,
Sündige Erkenntnisbäume
In dem Garten meiner Eva.
Unter ihren Achseln schmeckte
Ich die Tränen meiner Freude.
Einen samtnen Rasenteppich
Hab ich lieber, o Geliebte,
Als rasierte Rasenflächen.
Gärtner bin ich in dem Garten,
Ackermann des Ackerbodens
In dem Garten meiner Eva.
Ja, die Melodie der Quelle
Zu dem Fuß des Thrones Gottes
Scheint mir schöner nicht als jene
Quelle deiner Felsenspalte!
Tausendmal davongegangen,
Tausendmal zurückgekommen.
Doch jetzt weiß ich, wenn ich gehe,
Werde bald ich wiederkommen.
Der Eunuch Abba schaute Don Juan an und sagte: Sei so gut und kleide dich selbst an, und zeigte
auf ein Kleid, in dem eine Prinzessin sich wohlgefühlt hätte mit ihren Gliedern. Aber Don Juan war
nicht in der Stimmung, sich zu maskieren, er gab dem Kleid einen Tritt mit seinem christlichen Fuß.
Und als der alte Neger Abba zu ihm sagte: Mache dich bereit, sagte Don Juan zu ihm: Alter Herr,
ich bin keine Frau!
Was du bist, interessiert mich nicht, sagte Abba, aber bitte, tu was ich von dir verlange. Ich habe
keine Zeit und keine Worte zu sparen. Don Juan sprach: Wenigstens will ich den Grund für diese
Travestie erfahren. Sei nicht albern, sagte Abba, die Zeit wird es offenbaren. Ich habe nicht die
Autorität, dir den Grund zu nennen.
3
Wenn ich mich schon als Frau verkleiden muß, dann möchte ich lieber sein die... Halt, sagte Abba,
der Neger, provoziere mich nicht! Dein Geist ist gut, aber er schmilzt so schnell. Du wirst finden,
dass wir zu Scherzen bereit sind. Warum, sagte Juan, soll ich meinen Sexus mit diesem Kleid
verleugnen? Aber Abba schlug alle Widerrede nieder und sagte: Widersprich mir nur, dann ruf ich
jene, die dafür sorgen, dass du gar kein Geschlecht mehr hast (no sex at all!)
Ich biete dir eine Menge Kleider an, Frauenkleider, aber es gibt Gründe, warum du sie tragen sollst.
Was, sagte Juan, wenn ich nicht das richtige Kleid finde? Was soll ich mit all diesen
Gazekleidchen? Gaze, so nannte er den allerfeinsten, transparenten Stoff, den je eine Jungfrau-Braut
bei ihrer Hochzeit trug.
Seufzend schlüpfte Don Juan aus seiner Hose und wurde gegürtet mit einem Jungfraun-Gürtel, der
gürtete ein leichtes weißes Kleidchen, weiß wie Schaum, ein Petticoat –
So trug er sein neues Kleid und fühlte sich schrecklich, aber er machte weiter mit seiner Toilette,
der Neger Abba half ihm ein wenig, aber einige Teile saßen zu eng. Zuletzt steckte Juan seine
Hände in lange weiße Damenhandschuh und wandelte auf und ab.
Ein Problem aber blieb: Don Juans Haar war nicht lang genug, aber Abba fand eine herrliche
Perücke, so dass Don Juans Haupt bald mit der prächtigsten Mähne gekrönt war, ganz nach der
Mode frisiert. In seinen Haaren steckten goldbesetzte Spangen. Abba kämmte ihm die Haare und
salbte ihm das Haupt.
Nun feminin arrangiert, mit Maskara, Lippenstift und Rouge verschönt, sah er aus wie ein hübsches
Mädchen. Abba lächelte entzückt und sagte: Sie sehen, mein Herr, dies ist eine perfekte
Transformation. Nun komm mit mir, mein Herr, das heißt, komm, meine Herrin! Abba klatschte
dreimal in die Hände und sofort standen vier Neger an seiner Seite.
Du, sagte Abbas zu Master Jonson, wirst diese vier schwarzen Neger zum Essen begleiten, aber du,
Don Juan, du würdige christliche Nonne, du folgst mir. Kein Zögern, denn wenn ich etwas gebiete,
so soll es sofort geschehen. Hab keine Angst. Dies hier ist keine Löwenhöhle. Nein, dies ist ein Ort,
wo die wahrhaft Weisen antizipieren das Paradies!
10
Du Narr, keiner will dir was Böses! Don Juan sprach: Um so besser für sie, denn sonst fühlten sie
die Kraft meines rechten Arms, der nicht so schwach ist, wie du vielleicht denkst. Nun, ich
gehorche, aber bald breche ich diesen Zauber, so dass, zu jedermanns Heil, diese Verkleidung zu
keinen peinlichen Missverständnissen führt.
11
Sturkopf, komm und sieh, sagte Abba, während Don Juan sich an seinen Kameraden Master Jonson
wandte, der kaum anders konnte, als zu lächeln über diese Metamorphose seines Freundes.
Lebewohl, sagten sie zueinander, dies hier scheint fruchtbar zu werden in neuen seltsamen
Abenteuern. Master Jonson als Moslem verkleidet und Don Juan als Mädchen durch diesen alten
schwarzen Magier, den wir nicht um Hilfe gebeten haben!
12
Lebewohl, sagte Don Juan, und wenn wir uns nicht wiedersehen sollten, wünsche ich dir einen
gesegneten Appetit! Lebe auch du wohl, sagte Master Jonson, obwohl ich traurig bin, aber wir
müssen folgen, wenn die Schicksalsgöttin uns an den fatalen Lethe-Strand ruft! Bewahre dir einen
guten Namen, obwohl einst gefallen Eva - - Nein, sagte Don Juan, der Sultan kann uns nicht in
Versuchung führen, wenn auch Seine Hoheit versprochen, mich zu heiraten.
13
So schieden sie von einander durch verschiedene Türen. Abba führte Don Juan weiter durch
verschiedene Räume, sie glitschten durch Galerien mit Marmorboden, bis ein gewaltiges Portal in
der Ferne erschien. Da duftete ein betörendes Parfüm. Es war, als kämen sie ins Allerheiligste, denn
alles war still, heilig, göttlich.
14
Die Pforte war hoch und breit, von vergoldetem Kupfer, und verziert mit den seltsamsten
Darstellungen: Krieger führten schreckliche Kriege, hier trat der Triumphator dem Feind auf den
Nacken, Gefangene heulten Tränenströme, in der Ferne flohen feindliche Heerscharen. Es schien
ein Werk aus der Zeit zu sein, da Konstantinopel noch römisch war.
15
Dieses massive Portal war der Eingang in eine große Halle. Zu Seiten saßen zwei Zwerge, die
kleinsten, die du dir denken kannst, wie Zwillinge vereint. Sie schienen die riesige Pforte zu
verspotten durch ihre Kleinheit, da das Portal stolz wie eine Pyramide war. Aber die Pforte war so
herrlich in all ihrer Form, dass du nicht dachtest an die beiden winzigen Zwillingszwerge.
16
Die Aufgabe der winzigen Zwillingszwerge war, die gewaltige Pforte zu öffnen. Das konnten sie,
denn die Tür hing in ihren Angeln so geölt, sie glitt so sanft wie Schwankes Reime. Außerdem
trugen die beiden Zwillingszwerge Pfeil und Bogen über den Schultern, um unberufene
Eindringlinge abzuschießen.
17
Die Zwillingszwerge verständigten sich nur mit Zeichensprache, sie sagten kein Wort. Sie schauten
jeder wie ein Inkubus, als Abba ihnen gebot, die mächtige Pforte zu öffnen. Don Juan war
erschrocken vor diesen Zwillingszwergen, die ihn einen Augenblick anschauten wie die Schlange
das Kaninchen hypnotisiert. Es war, als ob ihre magischen Augen jeden verzaubern oder vergiften
könnten.
18
Bevor sie eintraten, gab Abba dem Don Juan noch einmal wichtige Lehren als sein Seelenführer. Du
hast noch etwas Männliches an dir und gehst so breitbeinig mit großen langen Schritten, das musst
du dir abgewöhnen. Mach kleine trippelnde Schritte und bewege dabei dein Becken reizend hin und
her!
19
Sonst werden dich diese Wächter töten, denn sie haben Augen wie Nadeln, die dein Petticoat
durchbohren können! Und wenn sie deine Maskerade durchschauen, nun, du weißt, wie nahe der
Bosporus ist, in dem sie dich ersäufen werden.
20
Nun führte Abba den Don Juan in einen Raum, der noch herrlicher war als der vorige. Konfus lag
der Reichtum umher, dass das umherschweifende Auge kaum etwas von der Stelle bewegen konnte.
Objekt um Objekt von blitzender Herrlichkeit, eine betörende Menge von Edelsteinen, Gold und
Silber und allerlei glitzerndem Flitter.
21
Reichtum hat Wunder getan, der gute Geschmack weniger. Solche Dinge findet man in Palästen des
Orients und selbst in manchen keuschen Domizilen westlicher Könige (von denen ich sechs oder
sieben gesehen habe). Ich kann sagen, dass Gold und Diamanten großen Glanz geben, aber da muß
man auch vieles verzeihen, schlechte Götterstatuen, wacklige Tische, kaputte Stühle, obszöne
Gemälde.
22
In dieser Imperialen Halle lag eine Dame in der Ferne unter einer Decke auf eine königliche Weise.
Abba stand still vor ihr und bedeutete Don Juan, niederzuknien. Don Juan war es nicht gewöhnt,
anbetend niederzuknien, aber jetzt drängte ihn sein Instinkt, niederzuknien vor dieser Dame,
obwohl sein Verstand sich wunderte, was das alles zu bedeuten habe. Abba aber neigte sein Haupt
und berührte mit der Stirn den Boden, bis die Zeremonie beendet war.
23
Die Dame erhob sich mit einer Aura wie Venus, als sie tauchte aus dem Mittelmeer, und schaute die
beiden Männer an. Ihre beiden aphrodisischen Augen glichen den Augen einer Antilope,
überstrahlend alle Edelsteine. Sie erhob ihren Arm, der schön war wie das Licht der Luna, und
zeigte auf Abba, der den Saum ihrer scharlachroten Robe küsste, dann sprach sie leise und zeigte
auf Don Juan, der noch vor ihr kniete.
24
Ihre Gegenwart war so lieblich wie ihre Kleidung. Ihre Schönheit war von überwältigender Macht,
deren Gewalt unbeschreiblich ist. Ich überlasse es deiner eigenen Phantasie, dir diese Dame zu
evozieren. Wenn ich sie dir erscheinen ließe, würdest du geblendet erblinden. Zu deinem Glück also
versagt mir die Sprache.
25
Das will ich noch sagen: Sie war von reifem Alter, das heißt, wohl schon sechsundzwanzig Jahre
alt, aber es gibt Figuren, die von der Zeit unberührt bleiben. Die Zeit wendet ihre Sense lieber an
ordinäre Gestalten. So erging es auch Maria, der Königin von Schottland. Wahrlich, Tränen und
Liebe zerstören uns und der Jammer wringt allen Zauber aus dem Zauberer. Aber manche werden
niemals schlecht, zum Beispiel Ninon de l’Enclos.
26
Sie sprach einige Worte zu ihren Wärterinnen, einem Chor von zehn oder zwölf Mädchen, alle
gleich gekleidet. Don Juan trug auch dieselbe Uniform, wie Abba sie für ihn ausgesucht hatte. Sie
sahen wirklich aus wie Nymphen, wie Cousinen der Jungfrau Diana, so weit wie das Äußerliche
jungfräulich war, was das Innere betrifft, weiß ich nichts davon zu sagen.
27
Die Mädchen verneigten sich vor der Herrin und gingen, aber nicht durch jene Tür, durch die Abba
und San Juan hereingekommen waren. San Juan stand voller Bewunderung da in einiger Entfernung
und staunte alles an, was er in diesem Saal sah, alles wie geeignet, Wunder und Lobpreis zu
inspirieren. Ich muß sagen, ich konnte nie ein großes Glück darin erkennen, nichts zu bewundern.
28
„Nichts zu bewundern, ist die einzige Kunst, die ich kenne“ (Ja, mein Freund, einfache Wahrheit
braucht nur wenige Worte) „um Männer glücklich zu machen oder im Glück zu erhalten“. Das
schrieb Horaz vor langer Zeit, wie wir wissen, und Pope übersetzte das. Aber hätte keiner
bewundert, hätte Horaz dann gesungen und Pope übersetzt?
29
Abba, als die Mädchen gegangen waren, forderte San Juan auf, wieder niederzuknien und den Fuß
der Herrin zu küssen. Als San Juan das hörte, erhob er sich zu seiner vollen Höhe und sagte
männlich: Ich küsse keinem Menschen die Füße, nur dem Papst!
30
Abba war verlegen von diesem Stolz zur falschen Zeit und murmelte (aber es war beiseite
gesprochen) etwas von Pfeil und Bogen, doch vergeblich. San Juan würde sich nicht niederwerfen
und wäre es auch vor einer von Mohameds Bräuten. Nichts ist so wertvoll wie Etikette, sowohl in
imperialen Sälen als in ländlichen Hütten.
31
San Juan stand da, wie Abba, mit einer Welt von Worten um seine Ohren. Das Blut all seiner
spanischen Väter wallte in seinen Venen, und lieber, als sich zu ergeben, hätte er sich von tausend
Schwertern tausend Tode geben lassen. Als Abba sah, dass es mit dem Füßeküssen nichts würde,
forderte er ihn auf, der Herrin höfisch die Hand zu küssen.
32
Das war ein ehrenwerter Kompromiß, eine diplomatische Vermittlung, wo sie sich auf freundliche
Weise treffen könnten. San Juan zeigte sich willig, all seine höfische Ehrfurcht auszudrücken auf
minnigliche Weise und sagte, dies sei das Beste, denn der Süden gebietet den Männern, den Damen
die Hand zu küssen.
33
Und so folgte er, wenn auch mit etwas grimmiger Gnade, obwohl er nie eine adligere,
aristokratischere Hand gesehen als diese langen schlanken Finger einer feinen Hand. Auf diese
aristokratische Hand drückte er die Spur seines Küssens, obwohl er etwas zu feucht küsste. So wird
es dir auch ergehen, wenn jene Frau, die du liebst, dir erlaubt, ihre Hand zu berühren. Und
manchmal selbst eine vorübergehende Fremde gefährdet eine zehnjährige Treue.
34
Die Dame betrachtete San Juan und schaute ihn von oben bis unten an. Dann bat sie Abba, sich
zurückzuziehen, und der schwarze Sklave gehorchte. Er flüsterte San Juan noch etwas zu, er solle
sich nicht fürchten, und schaute auf San Juan mit der Zufriedenheit eines Menschen, der eine gute
Tat getan hat.
35
Als Abba gegangen war, war alles anders. Ich weiß nicht, was die Herrin dachte, aber über ihren
Brauen blitzte ein finsterer Tumult und auf ihre weißen Wangen kam das Blut, blutrot wie
Sommersonnenwolken am Abendhimmel. In ihren großen Augen sensationelle Gefühle, halb
wollüstig, halb gebieterisch.
36
Ihre Form hatte alle Sanftmut des femininen Sexus, ihr Körper die ganze Süßigkeit des Teufels, als
er die Gestalt eines Seraphs annahm, um Eva zu verführen und verlockte sie (Gott weiß wie) auf die
Straße des Bösen. Die Sonne selbst war nicht so fleckenlos wie sie, von der sich das Auge nicht
abwenden konnte. Aber irgendwie fehlte etwas, da sie mehr zu gebieten schien als gnädig zu
gewähren.
37
Irgendetwas Hässliches zog durch alles, was sie tat, wie eiserne Ketten, die sie dir über den Nacken
werfen will. Begeisterung selbst erscheint als Schmerz, wenn dir der Despotismus erscheint. Unsere
Seelen sind frei! Vergeblich gehorchen wir dem Fleisch im Widerstreben gegen unsere Seele – der
Geist geht am Ende doch seinen Weg.
38
Ihr Lächeln war mächtig, aber auch süß. Sie war Eigenwille selbst in ihren Füßchen, als wüssten
selbst ihre Füßchen, dass sie Herrscherin war. Diese Füßchen waren es gewohnt, auf Nacken zu
treten. Um sich zu vervollkommnen, trug sie einen mächtigen Gürtel, der sie als Ehefrau des
Sultans auswies (Gott sei Dank – nicht meine Ehefrau!)
39
Zuhören und gehorchen! Dies war von Jugend an ihre gewohnte Umgebung, ihr Gesetz. Alle ihre
Phantasien zu erfüllen, die ihr Spaß und Lust versprachen, war die größte Freude ihrer Sklaven, und
ihr Wille, ihr Blut schlug hoch, aber sie schien nicht von dieser Welt zu sein. Urteile selbst, ob sie
nicht Capricen haben muß! Wäre sie Christin, wir hätten bestimmt das Perpetuum mobile erfunden.
40
Was immer sie sah und begehrte, ward ihr gebracht. Was immer sie nicht sah, aber sehen wollte,
wurde gesucht, und wenn gefunden, sofort zu ihr gebracht. Da war kein Ende der Dinge, die sie
haben wollte, und nicht ein Ende des Ärgers, den ihre Phantasie erregte. Aber ihre Tyrannei hatte
solch eine Anmut, die Frauen verziehen ihr alles, außer der Schönheit ihres Angesichts.
41
Juan war das letzte ihrer Spielzeuge. Sie warf ein Auge auf ihn. Sie hatte direkt geboten, ihn zu
kaufen. Abba besaß mehr Klugheit als sie und darum stand Juan jetzt in Frauenkleidern vor ihr.
42
Seine Jugend begünstigte seine Verkleidung. Fragt ihr euch, wie sie als Sultansgattin sich solchen
Spaß erlauben konnte, nun, das muß seine Sultana selbst entscheiden. Kaiser sind in den Augen der
Frauen auch nur Männer, und Fremde werden oft mystisch fixiert, wie wir alle wissen, einige aus
eigener Erfahrung, andere aus Büchern.
43
Aber zur Hauptsache, was wir sagen wollen – Sie meinte nun, alle Schwierigkeiten wären beiseite
geräumt. Sie meinte, sie hätte sich sehr weit herabgeneigt, als sie mit aller Power und Passion ihrer
blendenden Augen einen Blick auf Juan warf und zärtlich fragte: Christ! Kannst du lieben? Sie
meinte, diese Phrase wäre genug, ihn zu bewegen.
44
Und so war es auch, angesichts der Zeit und des Ortes. Aber Juan dachte noch an die griechische
Nymphe, die er kurz zuvor in Zypern genossen hatte. Er fühlte sein warmes Blut durch sein Haupt
strömen, zurückfließen in sein Herz, und sein Antlitz war blass und bleich. Ihre Worte durchbohrten
ihn wie türkische Krummdolche! Er konnte nicht sprechen, nur weinen.
45
Sie war geschockt. Nicht wegen der Tränen, Tränen schocken Frauen nicht. Denn Frauen können
nach Belieben Tränen vergießen, wenn sie es gerade gebrauchen können. Aber das ist etwas, wenn
die Augen eines Mannes feucht werden. Die Tränen der Frauen fließen wie Wasser aus einer Quelle.
Aber um einen Mann zum Weinen zu bringen, musst du ihm schon das Herz durchbohren! Für
Frauen sind Tränen ein Genuss. Für uns Männer sind Tränen eine Peinigung!
46
Sie hätte ihn gerne getröstet, aber sie wusste nicht wie. Da sie nicht ihresgleichen hatte, hatte sie
auch nie Mitleid oder Mitgefühl mit einem andern Menschen empfunden. Sie kannte auch keinen
peinigenden Schmerz, nur leichte Sorgen huschten manchmal über ihre Brauen. Sie wunderte sich
nur, wie ein Mann, der ihr so nah sein durfte, in Tränen ausbrechen konnte.
47
Aber die Natur lehrt mehr als die Macht. Und wenn sie ein starkes Gefühl bewegt, sind Frauen
genial. Von welchem Volk auch immer, sie haben immer Wein und Öl wie die Barmherzigen
Samariterinnen. Und so fühlte Sultana, sie wusste selbst nicht wie, in ihren Augen feuchte Tränen
des sympathischen Mitgefühls.
48
Aber auch das Weinen hört auf, wie alles einmal aufhört. Als sie Juan gefragt hatte, ob er lieben
könne, musste er weinen, denn er dachte, wie er geliebt hatte. Aber nun kehrte die stoische
Seelenruhe zu ihm zurück. Seine Augen leuchteten. Und obwohl er empfänglich war für
Frauenschönheit, fühlte er doch allzu deutlich, dass er nicht frei war.
49
Sultana geschah das zum ersten Mal im Leben. Sie dachte ja, dass sie Tutor wäre und dass sie Juan
unterrichtete in der Schule der Liebe, wie ein Rendezvous und wie ein Tete-a-Tete zu geschehen
haben und so weiter... Nun aber sollte sie Märtyrerin der Liebe werden? Ach, und es war schon eine
Viertelstunde vergangen, ohne dass etwas passiert war!
50
Ich rate allen Ehrenmännern, die richtige Zeit zu beachten. Wie verhält man sich in südlichen
Ländern? Im Norden gibt es genaue Regeln, zum Beispiel für die Fuchsjagd, da muß man sich auch
genau an die Regeln halten. Aber hier im Süden ist ein kleines Vergehen schon ein großes Unglück.
Nimm dir zwei Minuten, deine Liebe zu erklären, wenn du dann noch länger redest, hast du deinen
Ruf als Liebhaber verloren!
51
Juan war ein guter Liebhaber, aber er hätte besser sein können, wenn er nicht seine vorherige
Jugendliebe im Kopf gehabt hätte. Merkwürdig, er konnte sie nicht vergessen, darum war er jetzt
bei Sultana ein wenig schlecht gelaunt. Sultana aber sah auf Juan, als wäre er ihr Schuldner, weil sie
ihn in diesen Palast eingeführt hatte. Sie errötete, dann erblasste sie, dann errötete sie wieder.
52
Auf kaiserliche Art legte sie ihre Hand auf seine und sah voll Liebe in seine Augen und suchte nach
Gegenliebe – aber sie fand in seinen Augen keine Gegenliebe! Da warf sie sich einfach an seine
Brust und presste an seine Brust ihre Brüste!
53
Sie wollte ihn nur prüfen, dachte Juan. Sein Wille war gestählt durch vielen Schmerz, Zorn und
Stolz! Zärtlich löste er ihre weißen Arme, die ihn umschlangen. Dann ließ er sie sich neben ihn
niedersetzen. Er erhob sich und schaute strahlend umher und sah kalt in ihr Gesicht und rief: Der
gefangene Adler wird sich nicht paaren und Ich diene nicht einer Sultana sinnlichen Phantasien!
54
Du fragtest, ob ich lieben könne? Ich beweise dir heute, wie sehr ich geliebt habe und dass ich dich
nicht liebe! Diese prächtigen Kleider sind nichts als Tand für mich! Liebe gibt es nur in Freiheit!
Mich beeindruckt dieser Palast nicht. Deine Macht scheint groß, und ob dir sich auch Knie beugen,
Sklaven dir dienen, deine Füße geküsst werden, mein Herz gehört dennoch mir!
55
Das ist eine einfache Wahrheit, ihr aber unbekannt. Sie dachte, ihr Befehl wäre die höchste Freude
aller. Die Erde sei allein für Tyrannen wie sie. Ob das Herz links oder rechts im Busen schlage,
davon verstand sie nichts.
56
Aber, wie gesagt, sie war sehr schön. Selbst wenn sie arm gewesen wäre, hätte sie ein Königreich
ruinieren können. Sie hatte einigen seltenen Charme, ja, sie war eine ganz besondere Zauberin. Sie
dachte, ihr Zauber gäbe ihr ein göttliches Recht. Und so denke ich übrigens auch über mich...
57
Denkt euch Suleika, Potiphars Weib, gestochen vom Stachel in der Hundstagshitze, wie sie dem
keuschen Josef die Kleider vom Leibe reißen wollte! Aber die keusche Jungfrau Josef wies die
lüsterne Dirne einfach kühl zurück! Oder denkt an Phädra, wie sie gepeitscht von Aphrodite über
die keusche Jungfrau Hippolith herfallen wollte! Aber die keusche Jungfrau Hippolith wollte sich
nicht paaren mit der Begierbesessenen! Wie es Suleika und Phädra ging, so ging es auch meiner
Sultana!
58
Juan ging nun mit den Odalisken weiter, den liebreizenden Odalisken, die auf das gegebene Signal
hin in ihren Bereich gingen. Zwar war es riskant, was er unternahm, aber er konnte sich nicht
versagen, alle ihre Reize zu bestaunen, die Reize der Brüste! Die Reize der Popos!
59
Er vergaß jedoch nicht, dass er als Frau verkleidet war. Sie gingen nun durch die Galerien von
Raum zu Raum, eine Schar von Jungfraun, nur begleitet von Eunuchen. Eine Matrone sorgte für
Disziplin unter den Jungfraun. Ohne die Erlaubnis der Matrone scherte keine aus der Prozession der
femininen Schönheiten.
60
Diese elftausend Jungfraun sahen keine Männer, abgesehen von ihrem König und Herrn. Sie waren
bewacht von den Kastraten und den hohen Mauern, und im Innern dieser heiligen Hallen war es so
kühl wie in einem französischen Karmel-Kloster, wo all die Passion der Liebe, ach, ach, nur Einen
einzigen Ausfluss kennt.
61
Und welches ist dieser Ausfluss? Devotion! Ohne Zweifel, Devotion! Wie könnt ihr fragen? Nun,
dieser Fluss von Frauen aller Völker floss wie ein Bach, leise und klar, wie weiße Lotosblumen auf
einem stillen Fluss oder weiße Seerosen auf einem Teich, so wandeln sie langsam, jungfräulich und
melancholisch.
62
Als sie ihre eigenen Zimmer erreichten, da wurden sie so ausgelassen wie Vögel, Knaben oder
Psychotiker oder wie irgendwelche Frauen, von denen die Fesseln gefallen waren, oder wie Iren bei
einem Tinkerpony-Rennen. Die kastrierten Eunuchen-Wächter waren jetzt gegangen. Da war es
klar, die Jungfraun fingen an zu singen, tanzen, plaudern, spielen, lachen!
63
Ihr Gespräch drehte sich natürlich um die Neue, um ihre Kleidung, ihr Haar, ihre Aura, ihr gewisses
Etwas! Einige meinten, diese Kleidung passe nicht zu ihr, oder andere fragten, warum sie keinen
Ohrring trage. Einige meinten, ihr Lebensalter habe bald den Sommer erreicht, andere sagten, sie
sei noch ganz in ihrem Frühling. Einige meinten, sie habe eine männliche Größe in der Gestalt,
andere wünschten, ach, wäre sie doch nur ein Mann!
64
Aber keine zweifelte daran, dass sie, wie ihre Kleider zeigen, ein schönes Mädchen war, ein frisches
und außerordentlich hübsches, die sich mit den schönsten Georgierinnen vergleichen konnte. Sie
wunderten sich, wie die Herrscherin Sultana so ein Mädchen dulden könnte, denn es bestand doch
die Gefahr, dass der Herr sich dieses Mädchen zu seiner Braut erwähle und ihr seinen Thron
schenke und alles andere auch.
65
Aber seltsam, diese Schar von Jungfraun, je länger sie die Neue vexierten, desto weniger Flecken
fanden sie an der neuen Schönen. Sie fühlten eine geheime sympathetische Magie, eine
Seelenverwandtschaft, einen mystischen Magnetismus, ein waltendes Dämonisches – wir wollen
nicht darüber streiten.
66
Sie fühlten alle für ihre neue Genossin eine Art von reiner sentimentaler Freundschaft durch und
durch, von extremer Reinheit. Sie wünschten alle sich diese Neue zur Schwester. Einige wünschten,
sie hätten einen Bruder wie diese. Hätten sie in der Heimat Cirkassia einen solchen Bruder, sie
hätten ihn zu ihrem Pascha ernannt.
67
Von denen, die den höchsten Genius für solche Art von sentimentaler Freundschaft hatten, waren
drei: Lilith, Karima und ein Mädchen, das sich Herr Toto nannte. Um die ausführliche Beschreibung
zu sparen, sie waren alle drei außergewöhnliche Schönheiten, und alle drei bewunderten ihre neue
Genossin.
68
Lilith war lasziv wie Indien und auch so bengalisch-feurig. Karima kam aus Georgien, war weiß
und rot, hatte blaue Augen, zärtliche Hände und kleine Füße. Herr Toto war so gebaut – wie
geschaffen fürs Bett! Herr Toto war irgendwie lässig, lasziv, sinnlich, von einem Liebreiz, der dich
wahnsinnig macht!
69
Wie die schlafende Venus von Giorgione oder Tizians Venus von Urbino, so war Herr Toto. Sie war
geeignet, dir deinen Schlaf zu ermorden, wenn du ihre transparente weiße Jadehand betrachtest, ihr
antikes Marmorantlitz. Ihre Nase – gleich der Nase der knidischen Venus! Etwas schlanker hätte sie
sein können, das ist wahr, aber kaum sinnlicher zu denken, kaum lasziver zu phantasieren! Alles in
allem könnte keiner sagen, wo noch irgendein femininer Zauber fehlte.
70
Sie war nicht auf gewaltsame Art lebendig, nein, sie glich dem Morgenlüftchen am ersten Mai. Ihre
Augen waren nicht groß, sondern wie fast geschlossen, so dass nur geheimnisvolle Blitze aus
schmalen Spalten schossen, was nur zärtliche Seelen bemerkten. Sie war gebaut wie die knidische
Aphrodite, die Pygmalion nachts in ihrem Tempel befeuchtet hatte, wo man nicht wusste, ob sie aus
Fleisch oder aus Marmor war.
71
Lilith fragte nach dem Namen der Neuen. – Ich heiße Juanna. – Nun, ein charmanter Name. Karima
fragte: Woher kommst du? – Aus Spanien. – Wo liegt denn Spanien? – Frag nicht so dumm! Du in
deiner sklavischen Ignoranz! Schäm dich deiner Dummheit! So sagte Lilith zu Karima und führte
aus: Spanien ist eine Insel, die zwischen Ägypten und Zypern liegt.
72
Herr Toto sagte nichts, setzte sich einfach an Juannas Seite und spielte mit ihrem Schleier, ihrem
Haar. Immer auf sie schauend, seufzte sie innig, als ob sie Mitleid mit ihr habe, dass sie nun hier
war, eine schöne Fremdlingin ohne Seelenführer und ohne wahren Freund.
73
Nun trat die Matrone ein: Meine Damen, es ist Zeit, zu Bett zu gehen! Was mach ich nur mit dir,
sprach sie zu Juanna, deine Ankunft hier ist unerwartet und alle Betten sind besetzt. Am besten wäre
es, du legtest dich zu mir in mein Bett! Morgen früh bringen wir für dich alles in Ordnung.
74
Hier trat Lilith dazwischen: Mama, du weißt, du schläfst nachts schlecht, und ich will nicht, dass
dich jemand im Schlafen stört. Ich werde Juanna in mein Bett lassen, wir geben ein schönes Paar,
wie zwei Hälften eines Apfels. Sag bitte nicht Nein! Ich werde gut aufpassen auf dies Kindchen.
Aber nun mischte sich Karima ein und sagte: Ich habe Mitleid und ein Bett!
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Übrigens schlaf ich nicht gern allein, fügte Karima hinzu. Die Matrone sagte: Warum? Karima
sagte: Ich fürchte mich vor den Diven und den Devas! Ich fürchte mich vor diesen dämonischen
Wesen! Die Matrone sprach: Zwischen dir und deinen Träumen von Diven und Devas hätte Juanna
kaum Ruhe zu schlafen.
76
Du, Lilith, musst weiterhin allein schlafen! (Die Gründe hierfür werden nicht offenbart.) Dasselbe
gilt für dich, Karima. Ich werde Juanna zu Herrn Toto ins Bett legen. Herr Toto liebt die Stille, das
Schweigen, die Ruhe, die Reinheit. Sie wird Juanna nicht aufwühlen und auch nicht die ganze
Nacht lang besprechen. Was sagst du dazu, mein Kind? Herr Toto schwieg still. Ihre besonderen
Talente waren von der stillen Klasse.
77
Herr Toto erhob sich einfach und küsste die Matrone auf die Stirn und küsste Lilith auf beide
Backen und Karima auch, und mit einer leisen Verneigung nahm sie Juannas Hand, ihr den
Ruheplatz zu zeigen. Die andern beiden sprachen über die Vorliebe der Matrone für Herrn Toto,
ohne offen zu sagen, wie ungerecht sie das fanden.
78
Es war ein geräumiges Zimmer. Oda wird es genannt. An den Wänden standen Sofas,
Toilettentische und viel Schmuck und Tand, ich könnte alles beschreiben, wenig fehlte, es war alles
da, was Frauen begehren, bis auf ein Ding oder zwei und selbst diese waren näher, als sie wusste.
79
Herr Toto war eine süße Kreatur, sehr gewinnend, von großer Anziehungskraft, mit viel Charme
und Zauber in ihrer Figur. Kein Maler, der gegen die Symmetrie sündigte, könnte ihr Antlitz malen.
Aber malte ein Maler sie, so müsste er sie mit wildem Pinselstrich malen, begeistert wie in der
ersten Leidenschaft!
80
Sie glich einer schönen stillen Landschaft, wo alles Harmonie und Stille ist, voll von luxuriösen
Blüten. Fröhlich ohne Albernheit. Ihre stille Freude ist himmlischer als eure bengalisch-feurigen
Stürme der Leidenschaft, die ihr die Göttliche nennt. Ich kenne aufgewühlte Meere und
aufwühlende Stürme und habe mehr Mitleid mit den Verliebten als mit den Seemännern.
81
Aber sie war mehr innerlich als melancholisch und mehr ernst als nachdenklich und heiter-klar
mehr als alles – ihre Gedanken nie unheilig – bist jetzt. Das merkwürdigste war, so wunderschön sie
war, sie war sich ihres Liebreizes nicht bewusst. Sie, eben sechzehn Jahre, sie wusste nicht, ob sie
dick oder dünn war, sie dachte nie an sich selber.
82
Darum war sie auch so gütig wie das Goldene Zeitalter, da man das Gold nicht schätzte. Herr Toto
zeigte nun Juan oder Juanna alle diese Räume des Femininen und beschrieb ihr alles mit wenigen
Worten. Solche schweigenden Frauen sind wie ein lautloser Donner!
83
Sie klärte Juanna auf über alle Gesetze des Harems, dann gab sie ihr ein keusches Küsschen. Oh,
Herr Toto war Meisterin in der Kunst des Küssens - - ich weiß, das mag niemand missen, und es ist
nichts so schön wie ein Küsschen, wenn es keusch ist, und besonders zwischen Schwesterseelen ist
es nichts Böses. Wenn Schwestern sich küssen, hat das nur zu bedeuten, dass gerade kein Mann in
der Nähe ist. Küsse reimen auf Genüsse, ich hoffe nur, dass euch die keuschen Küsschen nicht zu
Sünden verführen.
84
In vollkommener Unschuld entkleidete sie sich! Das dauerte nicht lange, denn als eine Tochter der
Natur trug sie nur wenig, ein leichtes Kleidchen, und ihr Kleidchen war wie die Spiegelwelle, in
welche Narziss schaute und sich spiegelte in dem durchsichtigen Wasser.
85
Einen nach dem andern legte sie ihre Schleier ab! Sie bot auch Juanna an, ihr zu helfen beim
Ausziehen. Juanna musste leider ablehnen, aber sie litt heimlich darunter. Juanna nestelte nur an
den Knöpfen in den Knopflöchern, die nur zur Strafe unsrer Sünden erfunden worden sind!
86
Diese Knöpfe in den Knopflöchern sollen die Frauen nur davor bewahren, allzu rasch am nackten
Körper berührt zu werden. O ihr Dichter, deren Schicksal es ist wie das meine, der Herrin als Zofe
zu dienen – ich tu mein Bestes, sie schön zu kleiden, wenn sie tanzen gehen will. Jeder Knopf
gehört in ein bestimmtes Knopfloch. Aber meine Herrin tut immer den falschen Knopf in das
falsche Knopfloch!
87
Aber das sind alles nur Torheit für die Weisen. Ich liebe FRAU WEISHEIT! Ich liebe Sie eben
mehr als Sie mich! Meine Neigung ist es, über alles zu philosophieren, über Könige und Bäume,
aber dennoch, die unverheiratete Herrin SOPHIA flieht vor mir! Wer bin ich? Woher komme ich?
Und was und wer und wie werde ich in der Ewigkeit sein? Und ach, was will die Gegenwart? Ich
bekomme keine Antwort!
88
Da war tiefe Stille im Zimmer. Die Lichter brannten, eine Kerze fern der andern. Schimmer schlich
über die lieblichen Leiber. Wenn es Nachtgespenster gibt, dann schlichen sie um Mitternacht durch
das gespenstische Schlafzimmer, dann kommen sie aus dem Jenseits und zeigen sich von ihrer
besten Seite und zeigen sich als Geister von gutem Geschmack, von besserem Geschmack als durch
Wüsten oder Trümmerruinen alter Städte wie Nachteulen zu fliegen.
89
Viele Schönheiten lagen da herum wie verschiedenste Blüten, wie man sie in exotischen Gärten
findet, mit Liebe und Wärme gepflegt, bereit, zu erblühen. Eine mit ihrem roten Kleidchen leicht
bekleidet und schönen Augenbrauen lag da mit regelmäßigem Atem, die Lippen leicht geöffnet, die
Perlenschnur der Zähne war zu sehen.
90
Eine mit glühenden Wangen lag auf ihrem schneeigen Arm und rabenschwarzen Locken ringelten
sich um ihr Ohr, so lag sie still und träumte süß. Und sie lächelte in ihrem Traum, wie Luna, nur
halb verschleiert, in der Nacht erscheint, als schaue sie in den schneeigen Spiegel, ihre Schönheiten
kämpften von der unbewussten Nacht ins Licht hinüber.
91
Dies ist keine päpstliche Bulle für Sankt Evi, obwohl es so klingt. Es war Nacht, aber da waren
Leuchter. Eine träumte voller Kummer und ihre betrogene Brust hob sich schwer und dachte an
ferne Strände schöner Inseln, wo sie geliebt war. Wie Nachttropfen tropfen auf die schwarzen
Zweige der Zypressen, so tropften ihr die Tränen aus den Augen durch den Schleier ihrer langen
Wimpern.
92
Eine war wie eine Marmorgöttin, wie eine Venusstatue, ganz still, in atemloser Ruhe und ewigem
Schlaf, weiß, kühl, rein, wie der Schnee auf der Jungfrauenalpe oder, wenn du willst, wie Lots Frau,
erstarrt zur Salzsäule, oder wie eine Madonna auf einer Siegessäule.
93
Und eine war da im reifen Alter. Wie alt sie war, kann ich nicht sagen. Seit sie siebzehn war, zählte
sie ihre Jahre nicht mehr. Sie kam in die Lebensperiode, die Mann und Frau an den Strand wirft, zu
meditieren über ihre Jugendsünden.
94
Aber wie schlief Herr Toto? Was träumte Herr Toto? Mitternacht war eben vorüber. Die Lampen
gingen aus. Phantome schwebten – oder schienen zu schweben – von einem zum andern, als sie
plötzlich aufschrak und aufschrie.
95
Sie schrie so laut, dass der ganze Harem erwachte und sich versammelte: Matronen und Sklavinnen,
Jungfrauen und heilige Dirnen, sie kamen wie die Wellen des Meeres, eine nach der andern, durch
die heiligen Hallen. Alle zitterten, alle wunderten sich, was Herrn Toto veranlasst hatte, so
schreckhaft zu erwachen.
96
Aber sie war jetzt hellwach. Die heiligen Dirnen standen um ihr Bett herum – verwirrte Bettdecken,
verwirrte Lockenfluten, blitzende Augen, bloße Brüste, nackte Arme, behaarte Achseln, alles
glänzend nackt, alles so licht wie ein Meteor. Sie fragten nach ihrem Kummer, denn sie schien
mächtig aufgewühlt, erregt und erhitzt.
97
Aber seltsam, welch ein Segen ist doch ein fester tiefer Schlaf, Juanna lag da wie tot, ganz wie ein
alter Ehemann (mehr Eunuch als Mann), der in der heiligen Ehe allein auf seinem Sofa schnarcht!
Die ganze Erregung der heiligen Dirnen störte Juannas tiefen Schlaf nicht, bis sie aufgerüttelt
wurde, da öffnete sie die Augen und gähnte mit diskretem Überraschtsein.
98
Herr Toto erzählte ihren Traum: In der Mitte meines Lebens ging ich spazieren in einem dunklen
Wald – alles obskur wie bei Dante! In der Mitte des Lebens werden die Damen mit den Virtutes
gekrönt. Da sind die Liebhaber nicht mehr roh. Und dieser dunkle Wald war voll von Früchten,
wollüstig anzuschauen! Die Bäume waren gut gewachsen und mit tief eingesenkten Wurzeln.
99
Und in der Mitte hing eine Feige – Fica religiosus – aber die Feige hing zu hoch! Ach, die Feige
war unerreichbar! Herr Toto schaute zur Feige auf, die all ihre Strahlen auf sie ergoss, Herr Toto
versuchte die Feige vom Baum zu schütteln, alles vergebens! Die verlockende Feige hing da,
evident in all ihrer Süßigkeit, aber in provozierender Unerreichbarkeit!
100
Aber als Herr Toto schon alle Hoffnung verloren hatte, jäh fiel die reife süße Feige vom
Feigenbaum (the fig from the fig-tree) und Herr Toto wollte sie sofort vernaschen und in ihr süßes
Fleisch beißen, aber eben als sie ihre süßen Lippen leicht öffnete, mit ihrer Zunge die Lippen
befeuchtete, hatte sie eine Vision: Eine Schlange schlüpfte aus der Feige, züngelte, und schlüpfte
mit dem Schlangenkopf in ihren Mund und verspritzte den ganzen Venom. Und da sie so von der
feurigen Schlange gebissen war, erwachte sie. – And so for ever!
Der Fürst der Finsternis rät dem heidnischen Zauberer, wie er den Zauber der Versuchung der
christlichen Ritter zu bewerkstelligen habe. Die Nichte des Königs gewinnt den Preis der Schönheit
im ganzen Morgenland, weiße Lilien, verborgene Fesseln. Der Frau und Zauberin sind alle
Fesselstricke bekannt. Der Fürst der Finsternis ruft die Zauberin, erklärt ihr seinen Willen und bittet
sie, sein Verlangen auszuführen.
Der Magier sprach: Geliebte, die du, bei deinen schwarzen Haaren und deinem weichen Leib,
bewanderter bist in der Magie als ich selber, klug ist wie eine Greisin und schrecklich wie eine
kriegerische Jungfrau, ich habe einen weitreichenden Plan. Wenn du willst, so paaren sich die
Hoffnung und der Erfolg schon in Freuden. Das von mir gesponnene Netz zeige ich dir. Führe du
aus, was der Alte sich erdacht!
Geh zu den Christenrittern! Entfalte alle verderblichen Künste und verlocke sie mit süßem Liebreiz
zu glühendem Stöhnen! Wenn du sprichst, so flüstere in Seufzern. Bitte sie um Hilfe und lass deine
Augen von Tränen schimmern. Erscheine als traurige Schönheit, schüchtern bittend, dann kann dir
selbst das männlichste Herz nicht widerstehen! Verhüll in Keuschheit deine freche Begierde! Um
deine Rebellion hülle du den Mantel der Weisheit!
Erobere Gottfried mit liebreichen Blicken, mit lieblich-flötender Stimme versuche ihn zu bewegen,
wenn es möglich ist, vom Kampf um Jerusalem abzulassen, den er so heftig begann. Wenn es dir
bei Gottfried nicht gelingt, versuche andere Ritter zu bezirzen, führe sie an jene Schwelle, von der
noch keiner zurückgekommen ist! Er gibt ihr noch manchen Rat und beteuert ihr endlich, alles sei
erlaubt, für Palästina und den Islam.
Armida in ihrer Schönheit, stolz auf die Fülle ihrer Reize, die Schönheit selbst in der erotischsten
Gestalt, nimmt den Auftrag des großen Magiers an. In der Stille der Nacht wandelt sie verborgene
Pfade. Sie vertraut darauf, dass alle ihre üppigen Reize die Krieger besiegen werden. Bevor sie in
das Lager der Christen kam, war dort schon das Gerücht ihrer übermenschlichen Schönheit ertönt.
Die Frau kam bald in das Lager der Franken, zu den Zelten der christlichen Ritter. Als die neue
Schönheit vor den Christen erschien, da starrten die Ritter sie an, und man hörte die Ritter rufen:
Am helllichten Tage seh ich einen feurigen Kometen erscheinen! So starrte jeder Christ die fremde
Schönheit an und lief ihr hinterher und fragte sich: Wer hat sie geschickt?
Weder Zypern noch Delos sah jemals solch eine Göttin, solch ein Schönheitswesen, so
wohlgeformt! Eine lange schwarze Mähne umflatterte ihr Haupt, manchmal in lasziven
Lockenschlangen niederwallend, manchmal aufgesteckt in verwirrenden Knoten. Wenn der Himmel
durch Wolken verdunkelt ist und dann die Wolken sich spalten und der feurige Strahl der Sonne
erscheint, so ist es gleich der Erscheinung dieser Frau.
Der Wind blies in ihre schwarzen gekräuselten Haare, die sich natürlich wie Schlangen ringelten.
Die Augenlider senkten sich über ihren Augen und verbargen die lichten Blitze der süßen Liebe. Im
Antlitz ist ein Gluthauch von roten Rosen auf den elfenbeinernen Wangen. Auf dem Mund, dem
Mund, der Liebe haucht, erblühte die scharlachrote Feuerrose.
Die schneeweißen schönsten Brüste waren wie ein Spiegel, an dem Eros sein Feuer entzündet und
seine Flamme nährt. Halb verborgen die grausamen Berge der Brüste, aber eben auch nur zur Hälfte
versteckt im leichten Hemdchen! Ah, die feurige Sehnsucht lässt sich nicht zügeln, werden auch den
dürstenden Augen die vollen Reize verborgen! Der Mann ist nicht zufrieden mit der äußeren Hülle
der Schönheit – er will ins Allerheiligste der Schönheit kommen!
10
Wie der Strahl der Sonne dringt durch die Fensterscheibe von Glas, ohne die Fensterscheibe von
Glas zu zerbrechen, so dringt des Mannes Geist durch die feine Hülle des seidigen Kleidchens und
schaut die verborgenen Schönheiten ihres Leibes. Im Geiste wandelt er auf den Hügeln und durch
die Täler ihres Leibes und tastet Zone um Zone ihren Leib ab. Dann verrät er ihr seine geheimen
Visionen – und sie erglüht heimlich in verborgener Lust!
11
Angebetet und mit Wollust angeschaut, so wandelt Armida inmitten der hungrigen Ritter. Sie merkt,
wie sie begehrt wird, und das ergötzt sie im Innern. Sie hofft, dass sie triumphieren werde. Sie sucht
Gottfrieds Zelt und fragt bald leise und bald laut den einen oder den andern nach dem Weg.
Eustachius führte sie, der Bruder des Hauptes des Christenheere.
12
Wie die Motten taumeln um die nächtliche Lampe, so nahte Eustachius ihrer göttlichen Schönheit.
Die Augen, verborgen unter demütig gesenkten Augenlidern, die Augen will er schauen. Wie ein
Schwamm das Wasser einsaugt, so saugt Eustachius die feurigste Glut aus den Augenblitzen der
göttlichen Schönheit, so wird er von Weißglut durchzückt. Jugendlich kühn und vom Drang der
Begierde ermutigt, spricht Eustachius diese Worte zu der Schönheit:
13
Magd Gottes – wenn ich dich so nennen darf – Du scheinst mir keine unvollkommene
Gemeinsterbliche zu sein. Nie bisher hat die heilige Sonne des Himmels eine Tochter der Erde so
geküsst wie dich, die du die reinste Glut zu sein scheinst! Was wünschst du dir? Was für ein
Begehren hat dich zu uns geführt? Suchst du dein eigenes Heil oder suchst du auch unser Heil?
Rede zu mir, damit ich dich würdig preisen kann! Ich ahne, du bist würdig, dass ich dir die Füße
küsse!
14
Sie spricht: Du preisest mich zu hoch! Ich bin nicht Gott! Nicht nur bin ich leider sterblich, sondern
das Schicksal hat mir mein Leben verdunkelt. Das Leben ist Leiden, ist Schmerz, Schmerz,
Schmerz! Und was mich fremde Frau zu den Christenrittern brachte, ist eben mein Elend! Zum
frommen Gottfried komm ich, dessen Ruf der Heiligkeit überall erschallt.
15
Dein Herz erscheint mir fromm und gut, darum bitt ich dich, führe mich zu Gottfried! Er sprach:
Daß dich Gottfrieds Bruder bei Gottfried einführt, das ist recht. Deine Flucht aus dem Lager des
Islam soll Früchte bringen. Gottfried hört auf meine Bitten. Befiehl du mir, was du begehrst, und
alles will ich dir gewähren, alles ist dein, was Gottfrieds Macht vermag und meine Waffe.
16
Sie schweigt. Er aber führt sie dahin, wo im Kreise seiner Großen Gottfried thront, fern von
gemeinem Volk. Sie verneigt sich in Demut und voller Ehrfurcht vor Gottfried, errötet vor Scham
und schweigt vor dem Herrn. Das ängstliche Mädchen glüht vor Schamesröte! Der Heros spendet
ihr Trost und zeigt ihr den Morgenstern der Hoffnung. Nun kann sie ihren Plan ausführen, ihre
Täuschung, die sie mit süßer Stimme die Herzen umschmeichelt.
17
Heros! Strahlender Ritter! Prachtvoll erleuchtest du die Erde! Die Fürsten der Völker rühmen sich,
von deinem Schwert überwunden zu sein! Bekannt ist deines Adels Rose, selbst deine Feinde
müssen dich hoch verehren! Ja, dein Feind hat zu dir Vertrauen, flüchtet sich zu dir und bittet um
deinen Segen!
18
Eustachius ruft Armida zurück und spricht: O Frau! Begraben sei jetzt all dein Schmerz! Du sollst
von uns alle Hilfe bekommen, ganz wie es dein Herz begehrt! Da strahlte Armidas Antlitz wie die
Sonne, vom Gram erlöst, wieder bereit zu heiteren Scherzen und charmantem Lächeln. Mit dem
durchsichtigen Schleier wischte sie sich die Tränentropfen von den Wangen, da schien Gott selbst in
sie verliebt!
19
In honigsüßen Worten und mit flötender Stimme dankte sie für die empfangenen Gnaden, von
denen ihr Busen voll ist! Das soll die ganze Erde vernehmen! Ihr Antlitz ist eine sprechende Ikone,
Unaussprechliches auszusprechen! Über ihr verborgenes Innenleben legt sie den Schleier ihres
charmanten Lächelns, so dass keiner etwas Schreckliches ahnt.
20
Sie sieht, dass ihr das Schicksal gnädig zugelächelt, darum will sie rasch ihr Werk vollenden, ehe
das Unglück alles wieder ruiniert. Mit süßem charmantem Lächeln und freundlich leuchtenden
Augen übt sie die Zaubereien der Circe und ihre Stimme gleicht dem Flötenspiel der Sirene, so
weiß sie den wachenden Geist in Schlaf zu singen.
21
Alle Künste der Frauen kennt diese Frau! Immer neue Freier will sie sich fangen! Je nach Ort und
Zeit bemisst sie die Art und Weise, den Mann zu behandeln, damit sie ihn verlocken kann. Bald tut
sie keusch und wendet ihm den Rücken zu, bald strömt ihre Aura von Feuer über, alles zu
durchdringen mit dem allmächtigen Eros! Dieser ist ihr zu lahm – den spornt sie an! Jener Hengst
ist ihr zu feurig – den zügelt sie! Dieser ist ihr zu kalt – und jener zu hitzig!
22
Sieht sie den Mann, der ihr nicht vertraut und sich trotz seiner glühenden Liebe von ihr zurückzieht,
so schenkt sie ihm die Gnade eines bezaubernden Lächelns und liebevoll freundlicher Blicke voller
Wärme. So spornt sie seine äußerliche Zurückhaltung an und lässt die Flamme der Hoffnung neu
auflodern. Denn wenn das Feuer der Liebe wieder hoch lodert, dann zerschmilzt das Eis der
Zurückhaltung.
23
Sieht sie den Mann, der von blinder Liebesglut in seinem Triebe willenlos herumgewirbelt wird, der
sie in kühnster Wollust zu erobern versucht, dann schenkt sie ihm kein freundliches Wort und keine
zärtlichen Blicke, sie zwingt ihn zur scheuen Ehrfurcht! Ernst ist ihre Stirne und herrisch! Nur ab
und an lässt sie einen milden Schimmer von Mitleid durch die dunkle Nacht ihrer Herrschaft
scheinen. Er aber zittert vor Furcht und doch voll hoffnungsloser Hoffnung wirft er sich der
strengen Herrin sklavisch zu Füßen!
24
Manchmal aber tritt sie zurück, Trauer in der Seele und in den Augen. Einmal leuchten
Tränenperlen auf ihren glühenden Wangen, bald unterdrückt sie das Weinen. Toren weinen dann
wegen der Ängste der Frau und wegen ihres Unglücks. Sie aber schmiedet in der Glut des Mitleids
die Pfeile des Eros, damit die schreckliche Waffe der Liebe des Mannes Herz durchbohre!
25
Bald aber entflieht sie den traurigen Gedanken und es quillt ihr wieder die Quelle der Hoffnung.
Heiter leuchtet dann ihre Stirn. Dem Freier gewährt sie nun lange Reden in süßesten Worten und
grüßt ihn wie eine Sonne. Zwei feurige Sonnen scheinen dann ihre Augen. Ihr himmlisches süßes
Lächeln zerstreut dann allen Gram und Kummer, der zuvor des Mannes Herz sehr schwer gepresst.
26
Süßes Lächeln und süße Worte schickt sie und berauscht mit doppelter Wonne des Mannes Geist, so
raubt sie dem Mann das Herz aus seiner Brust, weil er gespeist wird mit nie geahnter himmlischer
Speise! Schrecklicher Gott Eros! Erst verheißt die Frau den süßen Honig, dann spendet sie bitteren
Wermut! Zu allen Zeiten werden die tödlichen Herzenswunden von den Liebenden gleich
schmerzlich gefühlt.
27
So wechselt sie von Eis zu Glut, von Glut zu Eis, jetzt lächelnd, dann weinend, jetzt voller
Hoffnungen, dann voll von Ängsten. Die Zauberin Armida lässt den Mann nie gewiss sein ihrer
Sympathie. Gesteht ihr ein Mann, wie sein gebrochenes Herz vom Feuer der Liebe brenne, wie Eros
ihn kreuzige, wie die lebendige Liebesflamme ihn verzehrt, dann tut sie, als ob sie nicht wüsste,
wovon die Rede sei.
28
Dann schminkt die purpurne Schamesröte ihre Wangen und keusch sieht sie auf den Boden. Dann
werden die glühenden roten Rosen ihrer Wangen schneeweiß wie kalte Lilien. Dann aus den grauen
Wolken am Ende der Nacht erhebt sich die glühende Göttin Morgenröte. Glühendes Schamrot paart
sich mit dem heiligen Zorn der Herrin!
29
Merkt sie, dass der Mann ihr sein heißes Verlangen gestehen will, so flieht sie ihn, dann wieder
öffnet sie ihm ihr Muschelohr, und spricht er dann heiß von seinem Begehren, lässt sie ihn rasch
wieder los. So spielt sie mit ihm den ganzen Tag in neckenden Scherzen und lässt den Erschlafften
endlich zurück in hoffnungsloser Verzweiflung! Dann gleicht er dem Jäger, der des Nachts im
dunklen Wald die Spur der schönen Hirschkuh nicht mehr findet.
30
Dies waren ihre Künste, die tausend Männer in Fesseln legten. Sie gingen alle blind in die
Venusfalle! Nein, das war nicht Magie, nicht Betrug, das war Krieg! Das war Waffengewalt! Die
Gewalt der Liebe hat alle vergewaltigt! Wenn selbst Herakles und Theseus und Achill die Fesseln
der Liebe trugen, ist es da ein Wunder, dass sich auch ein christlicher Ritter fangen lässt vom
goldenen Netz der Venus?
ZWEITER GESANG
Als Salomo
Die Abreise seines Sohnes vorbereitete,
Sagte er ihm,
Die Bundeslade des Erzengels Michael sei mit ihm.
Aber Menelek meinte,
Die Bundeslade Marias sei bedeutender.
Er vertauschte das Äußere der beiden Laden
Und nahm die Bundeslade Marias
Mit sich nach Abessinien.
DRITTER GESANG
VIERTER GESANG
FÜNFTER GESANG
SECHSTER GESANG
SIEBENTER GESANG
ACHTER GESANG
(...)
NEUNTER GESANG
Mein Bruder!
Erst wenn du in das Ägypten des Geistes ziehst,
Wirst du Josef finden,
Die Schönheit des Geliebten.
Wie Jakob musst du aufgeben
Die äußeren weltlichen Augen
Und das innere Auge des Herzens öffnen.
Erst wenn du erfüllt bist
Von der lebendigen Liebesflamme,
Wirst du in Kommunion sein
Mit dem Liebling in Ekstase!
Jeden Augenblick
Verzehrt die Liebe
Die sterbliche Welt.
In einem Ozean
Erkennt er den Tropfen
Und in dem Tropfen
Erkennt er den Ozean.
In allen Irrlehren
Entdeckt er
Den Samen der absoluten Wahrheit.
Wird er unterdrückt
Von den Kindern dieser Welt,
So leidet er in Geduld.
Wenn er Zornige sieht
In ihren Zornausbrüchen,
Hat er Mitleid mit ihnen.
Die vollkommene
Erkenntnis des Herrn
Ist es, ihn zu befreien
Von allem, was nicht Gott ist.
Er lauscht
Mit heiligen Ohren
Und schaut die Wunder
Der Schöpfung
Durch das Wort des Herrn
Mit heiligen Augen.
Gottes Evidenz
Ist Gottes Menschwerdung.
Gottes Ewiges Sein
Ist Sein Name.
In dir ist
Ohne Eingang und Ausgang
Die Sonne der Gottessubstanz,
Die Substanz alles Seienden,
Das Urmysterium
Des begehrten Lieblings!
Der Gottesknecht
Erkennt sich als Nichts
Selbst im Kreis der Gottesfreunde,
Wieviel mehr dann erst
In der Realpräsenz
Des Einzigen Lieblings!
Die Nachtigall
Seines Herzens
Singt andre Melodien
Und tönt Mysterien.
Das Herz ist erregt
Und der Geist ist verstört.
Er staunt
Vor der Gloria
Des all-liebenden Gottes
Und gibt auf
Sein eigenes Ich.
Viele Bäume
Der ewigen Ideen
Blühen durch das Blasen
Des Staunens
Und viele gefiederte Seelen
Wohnen in den Kronen.
Jeden Augenblick
Staunt der Pilger
Über Neue Welten,
Eine Neue Kreation,
Er wundert sich und staunt,
O Staunen über Staunen,
Über den Neuen Himmel und die Neue Erde
Des einen Herrn
Der drei Personen.
Wenn wir nur über eine einzige Welt
Der Neuen Kreation
Beschaulich meditieren,
Erkennen wir tausend mal zehntausend
Weisheiten!
Lokman
Trank an der Quelle der Weisheit
Und schmeckte das Wasser
Des Ozeans der Allbarmherzigkeit
Und sprach zu Nathan, seinem Sohn:
Ein Traum ist dieses Dasein,
Das Erwachen ist das Ewige Leben.
Die eintauchen
In den Ozean der Mystischen Union,
Die besitzen kein begrenztes Ding
In dieser sterblichen Welt,
Seien es Begierden
Nach stofflichen Lüsten
Oder egoistisches Denken,
All das kümmert den Pilger nicht.
Frau Armut,
Sagt der Heilige,
Ist meine Gloria.
Du hast aufgegeben
Den Tropfen vereinzelten Lebens
Und bist eingetaucht
In den Ozean der Ewigen Liebe!
Dies ist es, was der Dichter meint mit dem Vers:
RUBAIYAT
II
III
IV
VI
VII
DER MOSLEM
ZWÖLFTE SURE
JOSEF – FRIEDE SEI MIT IHM!
NEUNZEHNTE SURE
MARIA
SIEBENUNDZWANZIGSTE SURE
DIE AMEISE
Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen.
Ta Sin!
Dies sind die Verse des Korans
Und das Buch, das die Dinge deutlich macht,
Eine Führung und frohe Botschaft für die Gläubigen,
Wer das Gebet verrichtet und zahlt die Almosen,
Und des Jenseits sind sie sicher.
Und diejenigen, die nicht an das Jenseits glauben,
Haben wir sicher ihre Taten schön und anmutend gemacht,
Aber sie sind blind auf der Wanderung,
Diese sind es, die eine böse Strafe haben sollen,
Und im Jenseits werden sie die größten Verlierer sein.
Und wahrlich, sie werden gebildet,
Um den Koran von dem Weisen,
Dem Allwissenden, von Gott zu empfangen.
Als Moses zu seiner Familie gesagt: Ja, ich sehe Feuer,
Ich will dir von ihm ein paar Neuigkeiten bringen,
Oder ich werde euch einen Feuerbrand daraus machen,
So dass ihr euch wärmen könnt.
Also, als zu ihm kam eine Stimme, die ausgesprochen wurde, nämlich:
Gesegnet ist, wer im Feuer ist
Und was auch immer darüber ist,
Und gepriesen sei Gott, der Herr der Welten;
O Moses! siehe, Ich bin Gott, der Allmächtige, der Allweise;
Und schlug eure Mitarbeiter.
Also, wenn er sie sah in Bewegung,
Als ob es eine Schlange war,
Wandte er sich wieder, den Stab zurückzuziehen
Und kehrte nicht zurück:
O Moses! fürchtet euch nicht;
Sicherlich, die Apostel haben nichts in Meiner Gegenwart zu fürchten;
Weder er, der ungerecht gewesen ist,
Dann hat er Gutes getan, nachdem er das Böse getan,
Denn siehe, Ich bin die Vergebung, die Barmherzigkeit:
Und gebe du deine Hand in die Öffnung deines Busens,
Sie wird weiß hervorkommen ohne ein Übel,
Unter neun Zeichen zu Pharao und seinem Volk,
Doch sie sind ein Volk von Übertretern.
Also, als Unsere deutlichen Zeichen zu ihnen kamen, sagten sie:
Das ist offenkundige Zauberei.
Und sie verwarfen sie ungerecht und voller Stolz,
Während ihre Seele war davon überzeugt, dies zu betrachten,
Dann war das Ende der Störenfriede.
Und Wir haben Wissen gegeben David und Salomon,
Und sie sprachen: Alles Lob gebührt Gott,
Der hat uns gezeichnet wie viele Seiner gläubigen Diener.
Und Salomon war Davids Erbe, und er sagte:
O ihr Menschen! haben wir die Sprache der Vögel gelehrt,
Und wir haben alles gegeben,
Am sichersten ist dies offenbar Gnade.
Und seine Heerscharen der Geister
Und der Menschen und der Vögel wurden ihm versammelt,
Und sie wurden in Gruppen geordnet.
Bis sie in das Tal der Ameisen kamen,
Da sagte eine Ameise: O Ameisen!
Gib deine Häuser, dass Salomon und seine Heerscharen dich nicht zertreten,
Während sie es nicht wissen können.
Da lächelte er und fragte sich, beim Wort, und sagte:
Mein Herr! gewähre mir,
Ich solle dankbar sein für deine Gnade,
Die Du mir und meinen Eltern erwiesen hast,
Und dass ich Gutes tun soll, wie bist Du zufrieden damit,
Und gib mir Deine Barmherzigkeit,
Die Deinen Dienern zukommt, den Guten.
Und er bewertet die Vögel und sagte dann:
Wie kommt es, dass ich den Wiedehopf nicht sehe
Oder ist es, dass er von den Abwesenden ist?
Ich werde sicherlich bestrafen ihn mit einer schweren Strafe
Oder ihn töten,
Oder er soll mir ein klares Plädoyer bringen.
Und er blieb nicht lange aus, dann sagte er:
Ich begreife das, was du nicht verstehst,
Und ich habe dir eine sichere Informationen aus Saba gebracht.
Sicherlich fand ich eine Frau über sie herrschen,
Und ihr wurde reichlich gegeben
Und sie hat einen mächtigen Thron:
Ich habe sie gefunden und ihr Volk
Die Sonne anbeten statt Gott,
Und der Satan hat ihre Taten gemacht schön und anmutend,
Und damit wandte er sie ab vom Weg,
So dass sie nicht richtig gehen,
Dass sie sich nicht niederwerfen vor Gott,
Der ans Licht bringt, was in den Himmeln und auf der Erde versteckt ist
Und weiß, was ihr verbergt und was ihr manifestiert:
Gott, es gibt keinen Gott außer Ihm:
Er ist der Herr der gewaltigen Macht.
Er sagte: Wir werden sehen, ob du die Wahrheit gesagt hast
Oder ob du ein Lügner bist:
Nimm meinen Brief und übergib ihn der Frau,
Dann wende dich ab von ihnen
Und sieh, was für Antwort sie zurückschickt.
Sie sagte: O Fürst!
Sicherlich, ein ehrenwerter Brief wurde mir geliefert.
Sicherlich ist er von Salomon,
Und sicher ist es im Namen Gottes,
Des Gnädigen, des Barmherzigen;
Mir zu sagen: Erhebe dich nicht gegen mich
Und komm zu mir in Ergebenheit.
Sie sagte: O meine Fürsten!
Gebt mir einen Rat über meine Affäre:
Ich habe nie entscheiden eine Affäre,
Bis ihr in meiner Gegenwart wart.
Sie sagten: Wir sind Besitzer der Kraft
Und Besitzer der mächtigen Fähigkeiten,
Und der Befehl ist dein,
Daher sehen wir, was du befiehlst.
Sie sagte: Sicherlich, die Könige, wenn sie in eine Stadt gehen,
Sie zu ruinieren
Und lassen die höchsten unter seinen Bewohnern gering sein,
Und damit bleiben sie immer noch;
Und siehe, ich bin dabei, ein Geschenk an sie zu senden,
Und bin gespannt, was für Antwort die Boten zurückholen.
Also, als er zu Salomon kam, sagte er:
Was! wirst du mir helfen mit Reichtum?
Aber was Gott mir gegeben hat,
Ist besser als das, was Er euch gegeben hat.
Nein, ihr seid die Jubelnden wegen deiner Gegenwart;
Geh zurück zu ihnen, so werden wir ganz sicher kommen,
Um sie mit den Gastgebern zu vereinen,
Die sie nicht die Macht haben, sich zu widersetzen,
Und wir werden sicherlich sie vertreiben in Erniedrigung,
Und sie werden in einem Zustand der Schande sein.
Er sagte: O Fürsten!
Wer von euch bringt mir ihren Thron,
Bevor sie zu mir kommt in Ergebenheit?
Ein kühner unter den Geistern sagte:
Ich werde ihn dir bringen,
Bevor du steigst aus deinem Sessel,
Und die meisten wissen, ich bin stark und vertrauenswürdig.
Einer, der das Wissen des Buches gesagt hatte:
Ich werde ihn dir bringen im Handumdrehen.
Dann, als er ihn sah neben sich, sagte er:
Das ist die Gnade meines Herrn,
Dass Er mich versuche,
Ob ich dankbar oder undankbar bin,
Und wer dankbar ist, ist nur für seine eigene Seele dankbar,
Und wer ist undankbar, dann sicher,
Mein Herr ist autark, wohlwollend.
Er sagte: Verändere ihren Thron für sie,
So werden wir sehen, ob sie dem richtigen Weg folgt
Oder ist von denen, die gehen nicht richtig.
Also, als sie kam, hieß es weiter: Ist dein Thron wie dieser?
Sie sagte: Es ist als ob es der gleiche wäre,
Und wir haben das Wissen, bevor es gegeben wurde,
Und wir waren unterwürfig.
Und was sie statt Gott verehrten, verhinderte sie,
Sicherlich war sie von einem ungläubigen Volk.
Es wurde ihr gesagt: Sieh den Palast,
Aber als sie ihn sah, hielt sie es für eine große Ausdehnung des Wassers,
Und entblößte ihre Beine.
Er sagte: Sicherlich ist es ein Palast glatt mit Glas.
Sie sagte: Mein Herr!
Sicher bin ich ungerecht zu mir selbst,
Und ich behaupte, mit Salomon ist Gott, der Herr der Welten.
(...)
RABIA
Lass du mich in dir verstecken mich vor allem, was mich ablenkt von dir, vor allem, was mir im
Weg ist, wenn ich zu dir laufen will.
Die eigentliche Arbeit ist im Herzen: Erwecke dein Herz! Denn wenn das Herz ganz wach ist, dann
braucht es keinen Freund.
Ich habe zwei Möglichkeiten, dich zu lieben: Eine egoistische Liebe und ein anderer Weg, der
deinem Wert angemessen ist. In meiner egoistischen Liebe erinnere ich mich an dich und an dich
allein. In jener anderen Liebe aber hebst du den Schleier und lässt mich weiden meine Augen an
deinem lebendigen Angesicht. Dass ich mich an dich erinnere immer oder dass ich sehe dich von
Angesicht zu Angesicht - keine Ehre ist es für mich, denn du tust alles.
Möge Gott alles von dir stehlen, dass du gestohlen wirst von ihm.
O Gott! Wenn ich dich verehre aus Furcht vor der Hölle, lass mich brennen in der Hölle! Wenn ich
dich verehre aus Sehnsucht nach dem Paradies, sperr mich aus dem Paradies aus! Aber wenn ich
dich liebe wegen dir allein, entziehe mir nicht Deine ewige Schönheit zu schauen!
O Gott, du weißt, dass das einzige, was ich will in diesem Leben, ist gehorsam zu sein, um deine
Befehle auszuführen. Selbst das Leben vor den Augen ist der Dienst an deinem Hof.
Meine Freude, mein Hunger, meine Zuflucht, mein Freund, meine Nahrung für die Reise, mein Ziel
der Reise bist du, mein Atem, meine Hoffnung, mein Begleiter, mein Verlangen, mein reichlicher
Reichtum.
Derjenige, der dich erklärt, lügt. Wie können die Leute beschreiben die wahre Form von etwas, in
dessen Gegenwart man ausgelöscht wird? Und in wessen Namen sprechen sie noch?
Ich schaue überall nach deiner Liebe aus - Und plötzlich bin ich von ihr erfüllt. O Kapitän meines
Herzens, strahlendes Auge der Sehnsucht in meiner Brust!
Ich schwöre, dass seit dem ersten Tag du mich wieder brachtest zum Leben, der Tag, an dem du
mein Freund wurdest, ich habe nicht geschlafen - und selbst wenn du mich von deiner Schwelle
schicktest, ich schwöre, dass wir nie wieder getrennt werden - weil du lebst in meinem Herzen.
O Herr! Einmal wollte ich dich so sehr, ich wagte nicht einmal, an deinem Haus vorbeizugehen -
und jetzt bin ich nicht einmal würdig, dass wir eins werden.
Traumfabel:
Ich sah mich in einem großen, grünen Garten, schöner als ich sagen könnte. In diesem Garten war
ein junges Mädchen. Ich sagte zu ihr: „Wie wunderschön ist dieser Ort!“ – „Möchtest du einen Ort
noch schöner als diesen hier sehen?“, fragte sie. – „Oh ja“, antwortete ich. Dann nahm sie mich bei
der Hand, führte mich, bis wir zu einem prächtigen Palast kamen, der war wie nichts, was jemals
von menschlichen Augen gesehen wurde. Das junge Mädchen klopfte an die Tür, und jemand
öffnete sie. Sofort waren wir beide von Licht durchflutet. Gott allein kennt die innere Bedeutung
der Mädchen, die wir dort leben sahen. Jede hielt in der Hand ein Tablett mit Licht. Das junge
Mädchen fragte die Mädchen, wohin sie gingen, und sie antworteten ihr: „Wir sind nach jemandem,
der im Meer ertrunken war, auf der Suche, und so wurde er zum Märtyrer. Sie hat nie geschlafen in
der Nacht, nicht ein Augenzwinkern lang! Wir werden bei der Beerdigung Gewürze auf ihrem
Körper zerreiben.“ – „Dann streicht mir über meine Freundin hier“, sagte das junge Mädchen. „Es
war einmal“, sagten die Mädchen, „ein Teil dieses Gewürzes und dieses Duftes, der an ihrem
Körper klebte - aber dann hat sie es gescheut.“ Schnell ließ das junge Mädchen meine Hand los,
drehte sich um und sagte zu mir:
„Deine Gebete sind dein Licht,
Deine Hingabe ist deine Stärke,
Schlaf ist der Feind von beiden.
Dein Leben ist die einzige Möglichkeit,
Die das Leben dir geben kann.
Wenn du es ignorierst,
Wenn man es verschwendet,
Wirst du nur zu Staub zerfallen.“
Dann war das junge Mädchen verschwunden.
Rabia wurde einmal gefragt: „Wie ist zu erreichen, was du erreicht hast?“ – „Durch häufiges Beten
dieses Gebetes: Ich nehme Zuflucht zu dir, o Gott, vor allem, was mich ablenkt von dir, und vor
jedem Hindernis, das mich daran hindert, dich zu erreichen.“
*
*
O Herr,
Wenn morgen am Tag des Gerichts
Du sendest mich in die Hölle,
Ich werde dir sagen ein Geheimnis,
Das wird die Hölle von mir entfernen,
Bis sie tausend Jahre weit entfernt ist.
O Herr,
Was auch immer für einen Anteil an dieser Welt
Du mir geben könntest,
Gib ihn deinen Feinden.
Was auch immer für einen Anteil an der kommenden Welt
Du mir geben wolltest,
Gib ihn deinen Freunden.
Du allein bist genug für mich!
O Herr,
Wenn ich dich anbete
Aus Angst vor der Hölle, lasse mich brennen in der Hölle!
O Herr,
Wenn ich dich anbete
Aus Hoffnung auf das Paradies, versperren mir seine Tore!
Aber wenn ich verehre dich wegen dir allein,
Dann ziere mich für immer mit dem Glanz deines Angesichts!
Eines Tages waren Rabia und ihre Magd bereit, eine Reihe von mehreren Tagen zu brechen. Die
Magd benötigt eine Zwiebel und wollte gerade nach nebenan gehen und sie ausleihen, aber Rabia
sagte: „Vor vierzig Jahren habe ich nicht versprochen, um alles jemanden zu fragen, aber von Gott
können wir es erbitten, auch ohne Zwiebeln.“ Gerade da flog ein Vogel vorbei und ließ eine
Zwiebel in die Pfanne Rabias fallen, geschält und fertig zu braten.
“Interessant, aber nicht überzeugend“, sagte sie. „Soll ich glauben, dass Gott ein Zwiebel-
verschenker ist? Ich meine, wirklich!“ An diesem Tag aß sie ihr Brot ohne Zwiebeln.
Meine Ruhe, o meine Brüder und meine Schwestern, ist meine Einsamkeit,
Und mein Geliebter ist immer bei mir,
Für seine Liebe finde ich keinen Ersatz,
Und seine Liebe ist die Prüfung für mich unter den sterblichen Wesen,
Immer wenn über seine Schönheit ich nachdenken kann,
Er ist mein Schutzgott, zu ihm ist meine Zuflucht.
Wenn ich aus Liebe sterbe, bevor du zufrieden bist,
Ach, für meine Angst in der Welt, ach für meine Not,
O Heiler der Seelen, das Herz nährt sich von seinen Wünschen,
Das Streben nach Vereinigung mit dir hat meine Seele geheilt,
O meine Freude und mein bleibendes Leben,
Sie waren die Quelle meines Lebens
Und von dir kam meine Ekstase.
Ich habe mich von allen geschaffenen Wesen getrennt,
Meine Hoffnung ist die Vereinigung mit dir,
Denn die ist das Ziel meiner Sehnsucht.
Die Türen der Könige sind jetzt verschlossen und von Soldaten bewacht.
Deine Tür ist offen für alle, die dich anrufen.
Mein Herr,
Jede Liebe ist nun allein mit ihrem Geliebten.
Und ich bin allein mit dir.
*
IN MEINER SEELE
In
Meiner Seele
Befindet sich ein Tempel, ein Schrein, eine Moschee, eine Kirche,
Wo ich kniee.
In
Meiner Seele
Befindet sich ein Tempel, ein Schrein, eine Moschee,
Eine Kirche -
Wenn ich dich aus Furcht vor der Hölle ehre, lass mich brennen in der Hölle!
Wenn ich dich anbete aus der Sehnsucht nach dem Paradies,
Sperre mich aus dem Paradies aus!
Aber wenn ich dich anbete wegen dir allein,
Versage mir nicht deine himmlische Schönheit!
DIE GEHEIMNISSE
ERSTER GESANG
ZWEITER GESANG
Dieser Sufi-Mystizismus
Gründet auf dem Worte Gottes,
Dem Koran, doch übersteigt er
Mystisch alle Religionen.
Al-Ghazali, Theologe
Der sunnitischen Muslime,
Orthodoxe er versöhnte
Mit dem mystischen Sufismus.
DIWAN
ERSTER TEIL
Wenn der Geist wünscht zurückzukehren, während das Herz schreit zu bleiben,
Hier ist ein Streit um der Liebe Überlegung.
Ach, es sind diese Worte und Lieder für die Katz in diesem Land,
Komm, Josef, erschaffen wir eine neue Generation!
Sie senkte den Kopf an mein Ohr und flüsterte traurig stimmhaft,
Mein alter Liebhaber, schläfst du?
Der Liebhaber, dem ein solcher Alptraum das Getränk eingegossen,
Ist ein Ungläubiger der Liebe, wenn er nicht anbeten darf den Wein.
Komm, Einsiedler, gib nicht die Schuld denen, die bis zur Neige trinken,
Es gab kein anderes Geschenk, als Gott Seine Herrschaft angekündigt hat.
Das Lächeln des Weinbechers, ein Mädchen mit wirren Locken,
Gebrochen haben sie die Buße, da sie die Buße von Josef brachen.
Wenn das Leben bleibt, werde ich zurück in die Schenke kommen
Und keine andere Arbeit tun als zu dienen, als zu feiern.
Glücklicher Tag, wenn auch mit weinenden Augen,
Ich werde wieder kommen, um der Schenke Boden zu benässen.
Es gibt kein Wissen unter diesem Volk,
Lass mich, Gott, mein Juwel des Selbst einem anderen Käufer anbieten.
Wenn der Freund gegangen ist, ablehnend die alte Freundschaft,
Gott bewahre, ich sollte gehen und suchen nach einem anderen Freund.
Wird die Drehung des himmlischen Rades begünstigen mich,
Ich werde einige andere Wagen nehmen, um ihn zurückzuholen.
Was für ein Akkord war es letzte Nacht, da der Barde spielte,
Das ließ die Betrunkenen und die Frommen auch tanzen?
Um ein Millionär zu sein, das Geld ist der Maßstab der Welt;
Josef sagt: O Bettler, ich habe mein ganzes Geld
Für diese Gedichte eingetauscht!
7
Der Weg der Wahrheit, von der Klarheit des Wassers zu erfahren,
Erfahre die Freiheit von der Verbreitung des Grases.
Josef sagt, und die erfahrenen Alten sind mit ihm einig:
O, der Schenke ist die Sonne! Fülle meinen Becher voll Wein!
Beeile dich, denn die Nacht wird kommen, und dann haben wir zu schlafen.
Draußen sind die Schwarzseher und kündigen an das Ende der Welt.
Schnell! Gib uns etwas von deinem köstlichen Wein!
Wenn es Ruhm und Ehre bringt, dass du für dich etwas von der Sonne suchst,
Dann geh zurück zu schlafen, es gibt nur göttliches Wissen um ihre Strahlen.
Wenn das Weltgericht kommt, und der Himmel wird ein Krug aus schlechtem Ton,
Mach deinen Schädel zu einem Tonbecher und fülle ihn mit diesem Wein!
Josef, steh auf! Raus aus dem Bett! Du hast viel zu tun,
Und die Anbetung des Weines ist lohnende Arbeit!
Zum Bibliothekar geh und frag nach dem Buch dieses Vogels und
Dann geh in die Einsamkeit.
Brauchst du wirklich Universitäten, um dieses Buch zu lesen?
Auf der Titelseite der Zeitung der alkoholisierte Kanzler der Universität
Sagte: Der Wein ist illegal! Es ist noch schlimmer als das Leben in Liebe!
Josef sagt: Die Fälscher von falschen Münzen sind auch Präsidenten der Bank.
So sei ruhig und hüte den Hort des Lebens!
Ein guter Wein ist zum Trinken geschaffen!
10
Der Garten ist das Ausatmen der Luft des Paradieses heute
Und atmet auf mich ein, ein Freund mit einer süßen Natur, und dieser Wein.
Es ist in Ordnung für den Bettler, zu prahlen, dass er ein König ist heute.
Sein königliches Zelt ist ein Schatten, von einer Wolke geworfen;
Sein Thronsaal ist ein Acker.
Mein Leben ist ein schwarzes Buch. Aber strafe mich nicht zu sehr!
Kein Mensch kann jemals lesen die Worte auf meine Stirn geschrieben.
11
Ich habe nie wirklich für die Dinge dieser Welt gesorgt.
Es war die Glut deiner Anwesenheit,
Die erfüllte die Welt mit Schönheit.
12
Das Feuer, aus dem wir unser Gesicht gemacht haben, ist so intensiv,
Es wäre Feuer im Stroh, die Ernte von hundert vernünftigen Männer eingestellt.
Der König der Vor-Ewigkeit gab uns die Schatztruhe der Liebe
Und Trauer als Geschenk;
Deshalb haben wir unsere Trauer
In Richtung dieser baufälligen Reise-Kabine gewandt,
Die wir nennen die Welt.
Von nun an werde ich keine Türen in meinem Herzen offen lassen
Für die Liebe zu den schönen Geschöpfen;
Ich habe das Siegel der göttlichen Lippen an der Tür des Hauses.
Es ist an der Zeit! Unter unseren Mänteln haben wir so oft geglaubt.
Das Fundament für unsere Arbeit ist eine Intelligenz,
Die alle diese Spiele durchschaut.
ZWEITER TEIL
Komm,
Wir fallen
In der Liebe
Wieder
Und wenden uns
Von all dem Schmutz ab
In dieser Welt,
Bis alles glänzendes Gold ist.
Komm,
Lass uns
Ein neuer Frühling sein
Und eine Liebe neugeboren!
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Ich lächle wie eine Blume nicht nur mit meinen Lippen,
Sondern mit meinem ganzen Wesen,
Denn ich bin allein mit dem König
Und verlor mich in ihm, gewesen zu sein.
Mein Liebling, lass nicht zu, dass Wut entfremdet mein Herz,
Großzügig sei, lade mich zu deinem Fest!
Niemand soll der Freude beraubt werden
Deines Werkes!
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Der Lehrer soll mir einen Namen geben, damit ich weiß,
Wie mich anrufen.
15
Wenn ein Schlag kommt zu dir vom Himmel,
Wirst du wie bei einem Geschenk der Ehre aufmerksam sein;
Denn er ist nicht der König, um dich zu schlagen,
Ohne dass du eine Krone bekommst
Und einen Thron, um dich auszuruhen.
Die ganze Welt ist wert nur eines Mücken-Flügels,
Eine einzige Ohrfeige kann eine unendliche Belohnung bringen.
Schiebe deinen Hals behände aus diesem goldenen Halsband
Der Welt, und nimm die Ohrfeigen entgegen, die von Gott kommen!
Die Propheten erlitten diese Schläge auf den Hals,
Und von diesem Elend hoben sie ihre Köpfe hoch.
Aber immer da sei, aufmerksam und bereit, in dir selbst,
Jugendlicher Einer, damit Er dich zu Hause finde.
Ansonsten wird Er zurücknehmen sein Geschenk der Ehre,
Und sagen: Ich fand niemanden an.
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Fahre fort, anzuklopfen,
Bis die Freude innen
Öffnet ein Fenster,
Um zu sehen, wer da ist.
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Liebe ist hier, sie ist das Blut in meinen Adern, meiner Haut.
Ich bin vernichtet, er hat mich mit Leidenschaft überwunden.
Sein Feuer hat die Nerven meines Körpers überflutet.
Wer bin ich? Nur noch mein Name, der Rest ist in Ihm.
Leibesfrüchte abzutreiben
Und die Menschen aufzufressen!
Gottes Fluch auf Satans Werke!
Gott verabscheut diese Sünde!
Cherubinen, Seraphinen,
Mächte, Throne und Gewalten,
Tugenden und Fürstentümer,
Die Erzengel, die Schutzengel!
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Da erzitterte Karina
Vor der Allgebenedeiten
Und so schwor es die Dämonin
Bei dem süßen Namen Mirjam:
O Karina, Liebesgöttin,
Mach den Mannessamen stark,
Mach den Frauenschoß empfänglich,
Kinder lass geboren werden!
Gott belastet eine Person nicht über seine Kraft! Er bekommt Belohnung für diese Guttaten, wie er
es verdient hat, und er wird für die böse Taten erhalten, was er verdient hat, und wird bestraft.
"Unser Herr, bestrafe uns nicht, wenn wir uns vergessen oder fallen in den Irrtum, unser Herr, lege
uns nicht eine Belastung auf wie jene, die du auf die vor uns gelegt hast! Unser Herr! Lege nicht auf
uns eine größere Belastung als wir Kraft haben! Verzeihe uns und gewähre uns Vergebung, erbarme
dich unser! Du bist Maula! Und gib uns den Sieg über das ungläubige Volk."
VOM PARADIES
Für Karine
AL-HIKMAH
Die arabische Al-Hikmah ist die hebräische Chochmah, die Weisheit Gottes, die griechische Hagia
Sophia.
1
Unser Herr!
Sende unter sie einen Gesandten
Aus ihrer eigenen Mitte
(Und Gott beantwortete ihre Anrufung
Durch die Sendung Mohammeds,
Friede sei mit ihm),
Der ihnen aufsagen wird deine Verse
Und sie unterweisen im Buch
(Diesem Koran)
Und in der Al-Hikmah
(Der vollen Kenntnis
Der islamischen Gesetze und Rechtsprechungen
Oder der Weisheit
Oder dem Prophetentum)
Und der sie reinigen wird.
Wahrlich! Du bist der Allmächtige,
Der Allweise.
Und (gedenke),
Als Gott schloss den Bund
Mit den Propheten und sagte:
„Nehmt, was ich euch gebe:
Das Buch
Und die Hikmah
(Das Verständnis der Gesetze Gottes),
Und danach wird zu euch kommen
Ein Gesandter
(Mohammed, Friede sei mit ihm)
Und wird bestätigen,
Was zu euch kam,
Ihr müsst ihm glauben
Und ihm helfen."
Gott sagte:
"Seid ihr damit einverstanden
Und nehmt ihr den Bund an,
(Den ich mit euch schließe)?"
Sie sagten: "Wir sind einig."
Er sagte: "So bezeugt es,
Und ich bin mit euch
Unter den Zeugen
(Für diesen Bund)."
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Er ist es,
Unter den Ungebildeten
Ein Gesandter
(Mohammed, Friede sei mit ihm),
Unter sie gesandt,
Um ihnen zu rezitieren seine Verse,
Sie zu reinigen
(Vom Schmutz des Unglaubens und Polytheismus)
Und lehrte sie das Buch
(Diesen Koran,
Islamische Gesetze
Und islamische Rechtswissenschaft)
Und die Al-Hikmah
(Die Sunna,
Rechtliche Möglichkeiten,
Handlungen der Anbetung
Des Propheten Mohammed).
Und wahrlich, sie waren zuvor
In evidentem Irrtum.
17
SAKINA
Die Sakina des Islam als Ruhe Gottes ist die Schechinah des Judentums als die Einwohnung Gottes
in der Welt.
Er ist es,
Der die Sakina (Ruhe)
In die Herzen der Gläubigen gesandt,
Dass sie Glauben haben,
Ihrem Glauben hinzufügen,
Denn Gottes sind die Kräfte
Der Himmel und der Erden,
Und Gott ist voll von Wissen
Und Weisheit.
3
Gottes Wohlgefallen
War auf den Gläubigen,
Als sie dir Treue schworen
Unter dem Baum:
Er wusste, was in ihren Herzen war,
Und er schickte herab
Die Sakina (Ruhe)
Zu ihnen
Und er belohnte sie
Mit einem schnellen Sieg.
Er ist es,
Der trennt den Tagesanbruch
(Von der Dunkelheit):
Er macht die Nacht
Für die Sakina (Ruhe und Erholung)
Und die Sonne und den Mond
Zur Berechnung (der Zeit):
Das ist das Urteil und die Reihenfolge
Vom Allmächtigen, Allwissenden.
ERSTES KAPITEL
Dies ist die Geschichte von Josef. Josef war siebzehn Jahre jung. Als er jung war, hütete er die
Herde mit seinen Brüdern, mit den Söhnen der Ehefrauen seines Vaters, Bilha und Silpa, und Josef
brachte seinem Vater schlechte Berichte über sie.
Jakob liebte Josef mehr als alle seine anderen Söhne, denn er war der Sohn seines Alters, und er
hatte eine besondere Tunika für ihn gemacht.
Aber seine Brüder, als sie sahen, wie viel ihn sein Vater mehr liebte als alle seine anderen Söhne,
kamen, um ihm einige Worte des Hasses zu sagen.
Jetzt hatte Josef einen Traum, und er wiederholte ihn seinen Brüdern, die ihn dann mehr denn je
hassten.
„Hört“, sagte er, „den Traum, den ich hatte:
Wir banden Garben auf dem Feld, als meine Garbe plötzlich sich erhob und aufrecht stand, und
dann waren gesammelt eure Garben in der Runde und verbeugten sich vor meiner Garbe."
"So willst du wohl König über uns sein", erwiderten seine Brüder, "du willst Herr über uns sein?“
Und sie hassten ihn noch mehr wegen seiner Träume und wegen dem, was er gesagt hatte.
Er hatte einen Traum, den er seinen Brüdern erzählte: "Schaut, ich habe noch einen Traum gehabt",
sagte er. "Es gab die Sonne, den Mond und elf Sterne, die beugten sich vor mir.“
Er sagte das seinem Vater und seinen Brüdern, und sein Vater hat ihn ausgeschimpft: "Ein schöner
Traum ist das!" sagte er zu ihm. "Sind wir alle so, ich, deine Mutter und deine Brüder, gekommen
und haben uns verneigt zur Erde vor dir?"
Seine Brüder hielten zusammen gegen ihn, aber sein Vater hat über die Sache nachgedacht.
Seine Brüder gingen, um die Schafe ihres Vaters in Sichem zu weiden.
Und Israel sprach zu Josef: "Deine Brüder sind mit der Herde in Sichem, nicht wahr? Komm, ich
werde dich zu ihnen senden." - "Ich bin bereit", antwortete er.
Er sagte zu ihm: "Geh und sieh, was deine Brüder und die Herde tun, und sag es mir." Er sandte ihn
aus dem Tal von Hebron, und Josef kam in Sichem an.
Ein Mann fand ihn wandernd in der Landschaft und fragte ihn: "Was suchst du?“
"Ich suche meine Brüder", antwortete er. "Bitte sag mir, wo sie weiden ihre Schafe."
Der Mann antwortete: "Sie haben sich auf von hier wegbewegt, in der Tat hörte ich sie sagen: Lasst
uns nach Dothan gehen!“ Also ging Josef seinen Brüdern nach und fand sie bei Dothan.
Sie sahen ihn aus der Ferne, und bevor er sie erreichte, fassten sie den Plan, ihn umzubringen.
„Da kommt er, der Träumer!“, sagten sie zueinander.
„Kommt, lass uns ihn jetzt töten und ihn werfen in eine Grube, wir können sagen, dass ein wildes
Tier ihn gefressen hat. Dann werden wir sehen, was aus seinen Träumen wird."
Aber Ruben hörte das, und er rettete ihn aus ihren Klauen. "Wir müssen ihm nicht sein Leben
nehmen", sagte er.
„Vergießt kein Blut ", sagte Ruben zu ihnen, „werft ihn in die Wüste, aber tötet ihn doch nicht." Das
sagte er in der Absicht, ihn vor ihnen zu retten und ihn zu seinem Vater wieder zu bringen.
Also, als Josef seine Brüder erreichte, zogen sie ihm seine Tunika aus, die verzierte Tunika, die er
trug,
Und fassten ihn, warfen ihn in den Brunnen. Der Brunnen war leer, es war kein Wasser darin.
Sie setzte sich dann zu essen. Sie blickten auf, sahen eine Gruppe von Ismaeliten, die von Gilead
kamen, ihre Kamele beladen mit Tragant, Balsam und Harz, die sie brachten nach Ägypten.
Da sprach Juda zu seinen Brüdern: „Was gewinnen wir durch das Töten unseres Bruders und für
sein Blut?
Kommt, lasst uns ihn verkaufen den Ismaeliten, dann werden wir nicht Hand an ihn selbst zu legen
haben. Immerhin, er ist unser Bruder und unser eigenes Fleisch." Seine Brüder vereinbarten das so.
Nun kamen einige midianitischen Kaufleute vorbei, und sie zogen Josef aus dem Brunnen. Sie
verkauften Josef den Ismaeliten für zwanzig Silberlinge, und diese Männer nahmen Josef mit nach
Ägypten.
Als Ruben zurückging zu dem Brunnen, gab es kein Zeichen von Josef. Da zerriss er seine Kleider
Und ging zurück zu seinen Brüdern: "Der Junge ist weg", sagte er. „Was soll ich tun?“
Sie nahmen Josefs Tunika und schlachteten eine Ziege, tauchten die Tunika in das Blut.
Dann schickten sie die reichdekorierte Tunika zu ihrem Vater mit der Nachricht: "Das ist, was wir
gefunden haben. Erkennst du es als deines Sohnes Tunika oder nicht?“
Er erkannte sie und rief: „Tunika meines Sohnes! Ein wildes Tier hat ihn gefressen! Josef wurde in
Stücke gerissen!“
Er zerriss seine Kleidung und legte Sacktuch um seine Taille, Jakob betrauerte seinen Sohn viele
Tage.
Alle seine Söhne und Töchter versuchten, ihn zu trösten, aber er weigerte sich, getröstet zu werden.
"Nein", sagte er, "ich werde in die Grube voller Trauer gehen und in Kummer um meinen Sohn!"
Und sein Vater beweinte ihn.
Inzwischen hatten die Midianiter ihn verkauft in Ägypten an Potiphar, einen der Pharao-Beamten
und Befehlshaber der Wache.
Jetzt hatte sich Josef in Ägypten aufnehmen lassen. Potiphar, der Ägypter, einer der Beamten des
Pharao und Kommandant der Garde, kaufte ihn von den Ismaeliten, die ihn nach dort unten
mitgenommen hatten.
Jahwe war mit Josef, und alles, was er unternahm, gelang ihm. Er wohnte in dem Haus seines
ägyptischen Herrn,
Und als sein Herr sah, wie Jahwe mit ihm war und wie Jahwe ihm alles, was er unternahm, gelingen
ließ,
Da hat er Josef zu seinem persönlicher Diener gemacht, und sein Herr machte ihn verantwortlich für
seinen Haushalt und vertraute ihm all seinen Besitz an.
Und von der Zeit an legte er ihm die Verantwortung auf für seinen Haushalt und all seinen Besitz,
und Jahwe segnete das Haus des Ägypters aus Rücksicht auf Josef; Jahwes Segen erweiterte seinen
ganzen Besitz, sowohl das Haus als auch die Besitzungen.
So überließ er es Josef, alle seine Besitztümer zu behandeln, und selbst kümmerte er sich um nichts
als um die Nahrung, die er aß. Josef war gut gebaut und gut aussehend,
Und es geschah einige Zeit später, dass die Frau seines Herrn ein Auge auf Josef warf und sagte:
"Schlaf mit mir!"
Aber er weigerte sich. "Schau", sagte er zu der Frau seines Herrn, "mein Meister kümmert sich um
nichts, was in dem Haus passiert, all seinen Besitz hat er mir anvertraut.
Er selbst übt keine Autorität mehr in diesem Haus aus, sondern ich. Er hat nichts vor mir
zurückgehalten, außer dich selbst, weil du seine Ehefrau bist. Wie könnte ich so etwas Schlechtes
tun und Sünde gegen Gott?"
Obwohl sie eindrang auf Josef Tag für Tag, stimmte er ihr nicht zu, mit ihr zu schlafen oder intim zu
sein mit ihr.
Aber eines Tages, als Josef in das Haus kam, um seine Arbeit zu tun, und keiner der Leute im
Haushalt da war,
Packte sie ihn an seinem Gewand und sagte: "Schlaf mit mir!" Aber er ließ die Tunika in ihrer
Hand, nahm Reißaus und lief davon.
Als sie sah, dass er die Tunika zurückgelassen hatte in ihren Händen, als er davonlief,
Rief sie ihre Diener und sagte zu ihnen: "Seht euch das an! Mein Mann brachte einen hebräischen
Mann hierher, eine Närrin aus mir zu machen! Er wollte mich vergewaltigen, aber ich schrie,
Und als er mich schreien hörte, ließ er seine Tunika neben mir zurück und rannte aus dem Haus."
Sie hielt seine Tunika fest, bis sein Herr nach Hause kam.
Dann erzählte sie ihm die gleiche Geschichte: "Der hebräische Sklave, den du zu uns gebracht hast,
drang auf mich ein, eine Närrin aus mir zu machen!
Aber als ich schrie, ließ er sein Gewand neben mir zurück und lief weg."
Als sein Herr seine Frau sagen hörte: "So war es, wie dein Sklave mich behandelte", wurde er
wütend.
Josefs Herr hat ihn verhaftet und in das Gefängnis geworfen, wo des Königs Gefangene
festgehalten wurden. Und da blieb er im Gefängnis.
Aber Jahwe war mit Josef. Er zeigte ihm seine treue Liebe und machte ihn bei dem Chef-
Kerkermeister beliebt.
Der Chef-Kerkermeister machte Josef für alle Gefangenen im Gefängnis verantwortlich.
Der Chef-Kerkermeister hat alles unter seine Obhut gestellt, da Jahwe mit ihm war, und Jahwe ließ
alles, was er unternahm, gelingen.
*
Es geschah einige Zeit später, dass der Mundschenk und der Bäcker gegen ihren Herrn, den König
von Ägypten, sich verfehlten.
Pharao war zornig über seine beiden Beamten, den Obermundschenken und den Oberbäcker,
Und nahm sie in Gewahrsam in dem Haus des Kommandanten der Wache, im Gefängnis, wo Josef
ein Gefangener war.
Der Kommandant der Garde hatte Josef ihnen zugeordnet, um ihre Wünsche zu erfüllen, und sie
blieben in Haft für einige Zeit.
Jetzt hatten beide Träume in der gleichen Nacht, jeder mit einer eigenen Bedeutung für den
Mundschenken und den Bäcker des Königs von Ägypten, die Gefangene im Gefängnis waren.
Als Josef kam, um sie am Morgen zu besuchen, sah er, dass sie düster dreinschauten,
Und er bat die beiden Beamten, die in der Haft mit ihm im Hause seines Herrn waren: "Warum
dieses traurige Aussehen heute?“
Sie antworteten: "Wir hatten jede einen Traum, aber niemand ist da, ihn zu interpretieren." - "Ist das
Gottes Sache nicht, die Interpretation?“ fragte sie Josef. "Erzählt mir von ihnen."
So beschrieb der Obermundschenk dem Josef seinen Traum und sagte zu ihm: "In meinem Traum
war ein Weinstock vor mir.
Der hatte drei Reben, kaum gekeimt, als er blühte, und seine Trauben wurde reifen Trauben.
Ich hatte den Becher des Pharao in meiner Hand, ich nahm die Trauben und drückte sie in den
Becher des Pharao aus, und gab den Becher in die Hand des Pharao."
„Das ist, was es bedeutet," sagte Josef zu ihm. "Die drei Zweige sind drei Tage.
In weiteren drei Tagen wird Pharao dein Haupt erheben durch die Wiedereinsetzung dein in deine
Position. Dann wird die Hand des Pharao seinen Becher von dir nehmen wie zuvor, als du sein
Mundschenk warst.
Aber achte darauf, dich an mich zu erinnern, wenn alles gut geht mit dir, und halte den Glauben,
und erinnere freundlicherweise den Pharao an mich, um mich aus diesem Haus zu befreien.
Ich wurde aus dem Land der Hebräer entführt an den ersten Platz, und auch hier habe ich nichts zu
entschuldigen, der ich in den Kerker gebracht wurde.“
Der Oberbäcker, sehend, dass die Interpretation günstig gewesen war, sagte zu Josef: "Ich hatte
einen Traum, es waren drei Korbschalen auf meinem Kopf.
In der oberen Ablage gab es alle Arten von Gebäck für den Pharao, wie es ein Bäcker machen
könnte, und die Vögel waren auf meinem Kopf und fraßen aus dem Fach."
Josef antwortete wie folgt: "Dies ist, was es bedeutet: Die drei Schalen sind drei Tage.
In weiteren drei Tagen wird Pharao dein Haupt erheben durch Erhängen am Galgen, und die Vögel
werden das Fleisch fressen von deinen Knochen."
Und so geschah es, der dritte Tag war Geburtstag des Pharao, und er gab ein Festmahl für alle seine
Beamten. Von seinen Beamten erhob er den Kopf des Obermundschenken und des Oberbäckers,
Den Obermundschenken durch die Wiederherstellung seiner Position, so dass er wieder überreiche
Pharao den Becher;
Und durch das Aufhängen den Oberbäcker, wie Josef es ihnen erklärt hatte.
Aber der Obermundschenk dachte nicht an Josef, er hatte ihn vergessen.
Zwei Jahre später kam es, dass der Pharao einen Traum hatte: da war er, da stand er am Nil,
Und dort, vom Nil, kamen sieben Kühe, schön und fett, und sie begannen, sich im Schilf zu
ernähren.
Und dann sieben andere Kühe, elend und mager, kamen aus dem Nil, hinter ihnen, und diese gingen
und stellten sich neben die anderen Kühe am Ufer des Nils.
Die elenden und mageren Kühe fraßen die sieben schönen und fetten Kühe. Dann wachte Pharao
auf.
Er schlief wieder ein und träumte ein zweites Mal: Es wuchs ein Halm, daran waren sieben Ähren,
voll und reif.
Und dann sprossen nach ihnen sieben Ähren, mager und vom Ostwind versengt.
Die spärlichen Ähren verschlangen die sieben vollen und reifen Ähren. Und Pharao erwachte, es
war ein Traum gewesen.
Am Morgen war Pharao das Gefühl gestört, er hatte alle Zauberer und Weisen von Ägypten zu sich
gerufen. Pharao erzählte ihnen seine Träume, aber es war niemand da, um sie für Pharao zu deuten.
Da sprach der Ober-Mundschenk des Pharao: "Heute habe ich mich erinnert, es ist meine Schuld
gewesen.
Als Pharao zornig war über seinen Knecht, legte er mich und den Oberbäcker in Gewahrsam in das
Haus des Kommandanten der Wache.
Wir hatten einen Traum, in der gleichen Nacht, er und ich, und jedes Mannes Traum hatte einen
Sinn für sich selbst.
Es war ein junger Hebräer mit uns, einer der Sklaven des Kommandanten der Wache. Wir erzählten
ihm unsere Träume und er interpretierte sie für uns, sagend, was jeder von uns bei seinem Traum zu
denken habe.
Es stellte sich heraus, es kam genau nach seiner Interpretation: Ich wurde in meine Position wieder
eingesetzt, aber der andere Mann wurde gehängt.“
Und Pharao hat Josef gerufen, und aus dem Kerker eilte er zu ihm. Er rasierte sich und wechselte
seine Kleidung, und stellte sich vor den Pharao.
Pharao sprach zu Josef: "Ich habe einen Traum gehabt, und es ist niemand da, ihn zu interpretieren.
Aber ich habe über dich gehört, dass du einen Traum, den du hörst, interpretieren kannst."
“Nicht ich," antwortete Josef dem Pharao, "Gott wird Pharao eine günstige Antwort geben."
Und Pharao sagte zu Josef: "In meinem Traum war ich da, stand an dem Ufer des Nils.
Und es waren sieben Kühe da, schön und fett, die kamen aus dem Nil, und sie begannen, im Schilf
sich zu ernähren.
Und dann kamen sieben andere Kühe, nach ihnen, ausgehungert, sehr elend und mager, ich habe
noch nie so schlechte Kühe in ganz Ägypten gesehen.
Die mageren und elenden Kühe fraßen die sieben ersten schönen fetten Kühe.
Aber als sie sie gefressen hatte, war es unmöglich zu sagen, dass sie sie gefressen hatten, weil sie so
elend wie immer aussahen. Dann wachte ich auf.
Und dann war ich wieder in einem Traum, da wuchs auf ein Halm, da waren sieben Ähren, schön
und reif;
Aber dann sprossen hinter ihnen sieben Ähren, verwelkt, mager und vom Ostwind versengt.
Dann die geschrumpften Ähren verschlangen die sieben reifen Ähren. Ich habe es den Magiern
erzählt, aber niemand hat mir die Antwort gegeben."
Josef sprach zu Pharao: „Pharaos Träume sind ein und derselbe: Gott offenbart Pharao, was Er tun
wird.
Die sieben schönen fetten Kühe sind sieben Jahre, und die sieben schönen reifen Ähren sind sieben
Jahre, es ist ein und derselbe Traum.
Die sieben mageren Kühe kommen nach ihnen, sie sind sieben Jahre, so sind die sieben dürren
Ähren, vom Ostwind versengt: Es wird sieben Jahre Hungersnot sein.
Es ist so, wie ich Pharao gesagt habe: Gott offenbart Pharao, was Er tun wird.
Aber sieben Jahre der Hungersnot werden ihnen folgen, wenn alle genug in Ägypten gegessen
haben, und Hunger wird das Land erschöpfen.
Die Hungersnot, die folgen wird, wird so sehr stark sein, dass niemand sich daran erinnern wird,
wie viel im Land verwendet wurde, um es zu genießen.
Der Grund, warum Pharao zweimal den gleichen Traum hatte, ist, dass die Ausführung bereits von
Gott bestimmt ist, und Gott wird es in Kürze herbeiführen.
Pharao sollte jetzt einen Intelligenten und Klugen bestimmen, Ägypten zu regieren.
Pharao sollten Maßnahmen ergreifen, die Aufsichtsbehörden zu ernennen für das Land, und zu
verhängen eine Steuer von einem Fünftel auf Ägypten in den sieben Jahren des Überflusses.
Sie alle werden die Speisen während der guten Jahre, die kommen werden, sammeln, speichern und
das Korn unter des Pharao Autorität stellen, indem sie es in den Städten sammeln.
Das Essen wird eine Reserve für das Land für die sieben Jahre der Hungersnot sein, die kommen
soll über Ägypten, so dass das Land nicht von der Hungersnot zerstört wird."
Pharao und seine Minister haben das, was er gesagt hatte, genehmigt.
Da fragte Pharao seine Minister: "Können wir sonst jemand mit dem Geist Gottes begabt sehen wie
ihn?"
Und Pharao sprach zu Josef: "Da Gott dir Kenntnis von all diesem gab, kann es niemanden so
intelligenten und weisen wie dich geben.
Du sollst mein Kanzler sein, und alle meine Leute achten deine Aufträge. Nur dieser mein Thron
soll über dich gesetzt sein."
Da sprach Pharao zu Josef: "Ich mache dich hiermit zum Gouverneur von ganz Ägypten."
Pharao nahm seinen Ring von der Hand und legte ihn an Josefs Hand. Er kleidete ihn in Gewänder
aus feinem Leinen und legte eine goldene Kette um seinen Hals.
Er setzte ihn in den besten Wagen, dass er seinem eigenen musste nachfahren, und sie schrieen alle:
„Abrek!“ So wurde er Gouverneur von ganz Ägypten.
Da sprach Pharao zu Josef: "Ich bin zwar Pharao, doch darf sich niemand zu Hand oder Fuß ohne
deine Erlaubnis in ganz Ägypten bewegen."
Pharao nannte Josef nun Zaphnath-Paneah und gab ihm Aseneth, die Tochter Potipheras, des
Priesters von On, zur Frau. Und Josef begann zu reisen durch ganz Ägypten.
Josef war dreißig Jahre alt, als er vor Pharao, dem König von Ägypten, stand. Nachdem er Pharao
verlassen, reiste Josef in der gesamten Länge und Breite von Ägypten umher.
In den sieben Jahren des Überflusses ergab der Boden großzügige Ernten.
Er sammelte alle Speise der sieben Jahre, während es eine Fülle in Ägypten gab und in den Städten,
er speicherte das Essen, indem er jedem die Lebensmittel aus dem Umland abnahm.
Josef sammelte Korn wie Sand am Meer, in einer solchen Menge, dass er es aufgab zu zählen, da
war es vorbei mit der Buchhaltung.
Bevor das Jahr der Hungersnot kam, wurden Josef zwei Söhne geboren: Aseneth, Tochter
Potipheras, des Priesters von On, gebar ihm diese.
Josef nannte den Erstgeborenen Manasse: "Weil" , sagte er, "Gott mich völlig meine Not und
meines Vaters Haus vergessen lassen hat."
Er nannte den zweiten Ephraim: "Weil", sagte er, "Gott mich fruchtbar gemacht hat im Land meines
Unglücks."
Und die sieben Jahre des Überflusses, die es in Ägypten gegeben hatte, gingen zu Ende,
Und die sieben Jahre der Hungersnot setzten ein, wie Josef vorausgesagt hatte. Es gab Hungersnöte
in jedem Land, aber in ganz Ägypten gab es Essen.
Aber als alle in Ägypten begannen, den Hunger zu fühlen, und die Menschen appellierten an Pharao
um Nahrung, sagte Pharao allen Ägyptern: "Geht zu Josef und tut, was er sagt."
Es gab Hungersnöte auf der ganzen Welt. Da öffnete Josef alle Getreidespeicher und rationierte das
Getreide an die Ägypter, als die Hungersnot sogar noch schlimmer wurde in Ägypten.
Menschen kamen nach Ägypten aus der ganzen Welt, um Lieferungen von Josef zu bekommen,
denn die Hungersnot war schwer in der ganzen Welt.
Jakob, sehend, dass sie die Versorgung aus Ägypten hatten, sagte zu seinen Söhnen: "Warum starrt
ihr einander an?
Ich höre", sagte er, "dass es Lieferungen gibt in Ägypten. Geht hinab und beschafft einiges für uns,
damit wir überleben und nicht sterben."
Jakob aber sandte nicht Josefs Bruder Benjamin mit seinen Brüdern. "Nichts soll ihm geschehen",
dachte er.
So waren die Söhne Israels unter den anderen Menschen, die auf Lieferungen hofften, da
Hungersnot in Kanaan herrschte.
Es war Josef der Mann in Autorität über das Land, der die Rationen für die gesamte Bevölkerung
verteilte. So gingen die Brüder Josefs und verbeugten sich vor ihm, die Gesichter den Boden
berührend.
Sobald Josef seine Brüder sah, erkannte er sie. Aber er hat nicht gezeigt, dass er sie kennt, und er
sprach zu ihnen hart. "Wo kommt ihr her?", fragte er. "Von Kanaan, Essen zu bekommen",
antworteten sie.
Als nun Josef erkannte seine Brüder, haben sie ihn nicht erkannt,
Josef erinnerte sich an die Träume, die er über sie hatte, und sagte zu ihnen: „Ihr seid Spione. Ihr
seid gekommen, um die Schwächen des Landes zu entdecken."
“Nein, mein Herr", sagten sie, "deine Knechte sind gekommen, um Essen zu bekommen.
Wir sind alle Kinder des gleichen Mannes. Wir sind ehrliche Menschen, deine Knechte sind keine
Spione."
“Oh nein", antwortete er, "ihr seid gekommen, um die Schwächen des Landes zu entdecken."
“Deine Diener waren zwölf Brüder", sagten sie, "Söhne des gleichen Mannes in Kanaan, aber der
jüngste ist bei unserem Vater geblieben, und der andere ist nicht mehr."
Josef erwiderte: "Es ist so, wie ich gesagt, ihr seid Spione.
Das ist der Test, den ihr euch unterziehen sollt: so sicher, wie Pharao lebt, sollst ihr nicht kommen,
es sei denn, euer jüngster Bruder kommt mit.
Sendet einen der Euren, um euren Bruder zu holen, die anderen werden verhaftet, so dass eure
Aussagen getestet werden können, um zu sehen, ob ihr ehrlich seid. Wenn nicht, dann, so sicher,
wie Pharao lebt, seid ihr Spione."
Am dritten Tag sprach Josef zu ihnen: "Tut dies und ihr werdet leben, denn ich bin ein Mann, der
Gott fürchtet.
Wenn ihr ehrliche Menschen seid, lasst einen eurer Brüder festgenommen werden, wo ihr
eingesperrt wart, der Rest von euch gehe und liefere zuhause Speise für eure hungernden Familien.
Aber ihr müsst euren jüngsten Bruder zu mir zurückbringen, auf diese Weise wird, was ihr gesagt
habt, überprüft werden, und ihr werdet nicht sterben!“ Und das war es, was sie taten.
Und sie sagten zueinander: "Es ist klar, wir werden für das, was wir unserem Bruder taten, bestraft.
Wir sahen sein tiefes Elend, als er uns anflehte, aber wir wollten nicht hören, und jetzt dieses Elend
ist nach Hause zurück zu uns gekommen."
Ruben antwortete ihnen: „Habe ich euch nicht sagen, ihr solltet nicht zu Unrecht den Jungen
plagen? Aber ihr wolltet nicht hören. Jetzt kommt die Abrechnung."
Sie wussten nicht, dass Josef sie verstand, denn es war ein Dolmetscher zwischen ihnen.
Er wandte sich von ihnen ab und weinte. Als er in der Lage war, wieder zu sprechen, wählte er
Simeon aus ihrer Zahl und band ihn, während sie zusahen.
Josef gab den Befehl, ihre Koffer mit Getreide zu füllen, das Geld eines jeden Menschen in seinem
Sack zurückzutun, und ihnen Bestimmungen für die Reise zu geben. Dies ward getan.
Da haben sie ihre Vorräte geladen auf ihre Esel und gingen weg.
Aber als sie für die Nacht lagerten, einer von ihnen öffnete seinen Sack, um seinem Esel etwas
Futter zu geben, und er sah sein Geld - in seinem Sack war es.
Er sagte zu seinen Brüdern: „Mein Geld wurde mir zurückgegeben! Hier ist es, in meinem Sack.“
Ihre Herzen sanken hinab, und sie sahen einander in Panik an, und sagten: „Was ist das, was Gott
uns angetan?"
Rückkehrend zu ihrem Vater Jakob in Kanaan, gaben sie ihm einen vollständigen Bericht über das,
was mit ihnen geschehen war:
“Der Mann, der Herr des Landes, sprach hart zu uns, er beschuldigte uns der Spionage im Land.
Wir haben ihm gesagt: Wir sind ehrliche Leute, wir sind keine Spione.
Wir waren zwölf Brüder, Söhne des gleichen Vaters. Einer von uns ist nicht mehr, und der Jüngste
ist bei unserem Vater in Kanaan.
Aber der Mann, der Herr des Landes ist, sagte zu uns: "Dies ist es, wie ich wissen werde, ob ihr
ehrlich seid: Einen eurer Brüder lasst bei mir und der Rest nehme Lieferungen für eure hungernden
Familien mit und gehe.
Aber bringt mir euern jüngsten Bruder, und dann werde ich wissen, dass ihr keine Spione seid,
sondern ehrliche Männer. Dann werde ich euren Bruder euch zurückgeben, und ihr könnt euch
kostenlos durch das Land bewegen."
Als sie ihre Säcke geleert hatten, entdeckte jeder in seinem Sack sein Geld. Beim Anblick ihre
Taschen voller Geld, da hatten sie Angst, und ihr Vater ebenso.
Und ihr Vater Jakob sprach zu ihnen: „Ihr raubt mir meine Kinder; Josef ist nicht mehr, Simeon ist
nicht mehr, und nun wollt ihr mir auch noch Benjamin nehmen! Ich trage die Hauptlast des ganzen
Kummers!"
Da sprach Ruben zu seinem Vater: "Du kannst meine beiden Söhne töten, wenn ich ihn nicht wieder
zu dir zurück bringe. Gib ihn in meine Obhut, und ich werde ihn zurück zu dir bringen."
Er aber antwortete: "Mein Sohn wird nicht mit euch herab ziehen, denn sein Bruder ist tot, nun ist
er der einzige, den ich noch habe. Wenn ihm ein Schaden geschieht auf der Reise, die ihr
unternehmen werdet, würdet ihr meinen grauen Kopf nach unten in die Grube mit tiefer Trauer
schicken!"
Und als sie mit dem Essen der Lieferungen, die sie aus Ägypten gebracht hatten, fertig waren, sagte
ihr Vater zu ihnen: "Geht zurück und holt uns noch ein wenig Speise."
"Aber", antwortete Juda, "der Mann warnte uns ausdrücklich: Ihr werdet nicht zu meiner
Anwesenheit zugelassen, es sei denn, euer Bruder ist mit euch.
Wenn du bereit bist, unseren Bruder mit uns zu senden, werden wir hinab gehen und etwas zu Essen
für dich holen.
Aber wenn du nicht bereit bist, ihn zu senden, werden wir nicht hinab gehen, angesichts der
Warnung des Mannes: Ihr werdet nicht zu meiner Anwesenheit zugelassen, es sei denn, euer Bruder
ist mit euch.“
Und Israel sagte: "Warum habt ihr dieses Elend auf mich gebracht, indem ihr dem Mann gesagt
habt, dass ihr noch einen Bruder habt?"
Sie antworteten: "Er befragte uns über uns selbst und unsere Familie, und fragte: Lebt euer Vater
noch? Und: Habt ihr noch einen Bruder? Deshalb haben wir es ihm gesagt. Wie konnten wir wissen,
dass er sagen würde: Bringt euren Bruder hierher?“
Juda sagte dann zu seinem Vater Israel: "Lass den Knaben mit mir gehen, und lass uns ziehen, dass
wir überleben und nicht sterben, wir, du und unsere Angehörigen.
Ich will als Bürge für ihn gehen, und du kannst mich für ihn verantwortlich machen. Wenn ich ihn
nicht zurückbringe und stelle ihn wieder vor dich, lass mich mein Leben lang die Schuld tragen.
In der Tat, wenn wir nicht so viel Zeit verschwendet hätten, wir wären schon hin und zurück
zweimal!"
Und ihr Vater Israel hat zu ihnen gesagt: "Wenn es so sein muss, dann tut dies: Nehmt einige der
besten Produkte des Landes im Gepäck mit euch und bringt es dem Mann als Geschenk: etwas
Balsam, etwas Honig, Tragakant, Harz, Pistazien und Mandeln.
Nehmt die doppelte Menge an Geld mit euch und bringt das Geld zurück, das in euren Säcken war,
es kann ein Fehler gewesen sein.
Möge El Shaddai bewegen den Mann, nett zu euch zu sein, und bringt wieder euren anderen Bruder
und Benjamin. Was mich betrifft, wenn ich beraubt werden muss, so muss ich beraubt werden."
Die Männer nahmen dieses Geschenk, sie nahmen mit sich die doppelte Menge an Geld, und
Benjamin. Sie machten sich auf, zogen nach Ägypten und traten vor Josef.
Da sah sie Josef mit Benjamin und sprach zu seinem Kämmerer: „Nimm diese Männer ins Haus.
Ein Tier schlachte und bereite es für diese Männer, dass sie mit mir zu Mittag essen."
Der Mann tat, wie Josef befohlen hatte, und nahm die Männer in Josefs Haus.
Die Männer hatten Angst, in Josef Haus gebracht zu werden, und sagten: "Wir werden wegen des
Geldes, das das erste Mal in unseren Säcken war, gefangen genommen. Sie werden über uns
gesetzt, sie werden auf uns fallen und machen uns zu Sklaven, und nehmen unsere Esel.“
Also gingen sie zu Josef Kämmerer und sprachen mit ihm am Eingang zum Haus.
“Mit Verlaub, Herr“, sagten sie, "wir kamen schon einmal, um Versorgung zu bekommen,
Und als wir erreicht unser Camp und unsere Säcke öffneten, lag das Geld eines jeden Mannes in
seinem Sack, in vollen Zügen. Aber wir haben es mit uns zurück gebracht,
Und wir haben mehr Geld mit uns für die Versorgung gebracht. Wir wissen nicht, wer unser Geld in
unsere Säcke gelegt hat."
“Beruhigt euren Verstand", antwortete er," habt keine Angst. Euer Gott und der Gott eures Vaters
legte den Schatz in eure Säcke für euch. Ich habe euer Geld." Und er führte Simeon zu ihnen.
Der Mann nahm dann die Männer in Josefs Haus. Er bot ihnen Wasser an, um ihre Füße zu
waschen, und gab ihren Eseln Futter.
Sie nahmen ihr Geschenk, während sie darauf warteten, bis Josef am Mittag komme, denn sie hatten
gehört, dass sie dort zu Abend essen würden.
Als Josef am Haus ankam, boten sie ihm das Geschenk, dass sie mit sich hatten, und verbeugten
sich tief vor ihm.
Er begrüßte sie freundlich und fragte: "Geht es eurem Vater gut, dem alten Mann, von dem ihr mir
erzählt habt? Ist er noch am Leben?"
“Deinem Knecht, unserem Vater geht es gut", antworteten sie, "er ist noch am Leben“, und sie
verbeugten sich respektvoll.
Blickend herüber, sah er seinen Bruder Benjamin, den Sohn seiner Mutter. "Ist das euer jüngster
Bruder", bat er, "von dem ihr mir erzählt habt?" Und er fügte hinzu: "Gott sei gut zu dir, mein
Sohn."
Josef eilte, so stark war die Zuneigung, die er fühlte für seinen Bruder, dass er weinen musste. Er
ging in sein Zimmer und weinte.
Nach dem Waschen seines Gesichts kehrte er zurück, und sich zu beherrschen, gab er den Befehl:
"Serviert das Essen."
Ihm wurde separat serviert, da waren sie, und da waren die Ägypter, die in seinem Haushalt aßen,
denn die Ägypter nahmen nicht Nahrung zu sich mit Hebräern, Ägypter haben einen Horror davor.
Ihnen wurden in der Reihenfolge ihres Alters aufgetan, ihm gegenüber, von dem ältesten bis zum
jüngsten, und die Männer sahen einander erstaunt an.
Er hat alles geteilt, und von seiner eigenen Schale der Teil für Benjamin war fünf Mal größer als der
für jeden der anderen. Und sie feierten mit ihm und tranken frei.
Und Josef beauftragte seinen Kammerherrn wie folgt: "Fülle diesen Männern die Säcke mit so viel
Nahrung wie sie tragen können, und lege das Geld eines jeden Menschen in die Öffnung seines
Sacks.
Und meinen Becher, den aus Silber, tu in die Öffnung des Sacks des Jüngsten sowie das Geld für
seine Rationen." Er tat, wie Josef angewiesen hatte.
Sie waren nur ein kleines Stück von der Stadt entfernt, als Josef sagte zu seinem Kämmerer: "Und
folge den Männern. Wenn du sie einholst, sage zu ihnen: Warum habt ihr Gutes mit Bösen
vergolten?
Ist das nicht der Becher, den mein Herr verwendet zum Trinken und auch zum Lesen der Omen?
Was ihr getan habt, ist falsch.“
Sie fragten ihn: "Warum macht unser Herr das? Deine Diener würden nie denken, so etwas zu tun.
Siehe, wir brachten euch das Geld zurück, das wir in den Öffnungen unserer Säcke gefunden hatten,
haben den ganzen Weg aus Kanaan hierher gemacht. Sollten wir wirklich Silber oder Gold aus dem
Haus deines Herrn gestohlen haben?
Unabhängig davon, bei welchem deiner Knechte es gefunden werden sollte, er wird sterben, und
der Rest von uns wird zu Sklaven unseres Herrn."
“Sehr gut, so soll es sein, wie ihr sagt," antwortete er, "bei wem der Becher gefunden wird, der soll
mein Sklave werden, aber der Rest von euch kann frei ausgehen."
Jeder von ihnen hat da schnell gelegt seinen Sack auf den Boden, und jeder hat seinen eigenen Sack
geöffnet.
Er suchte, beginnend mit dem Ältesten und endend mit dem Jüngsten, und fand den Becher in
Benjamins Sack.
Da zerrissen sie ihre Kleider, und als jeder seinen Esel beladen hatte, kehrten sie in die Stadt
zurück.
Und Juda und seine Brüder kamen in das Haus Josefs, da er noch da war, so dass sie zu Boden
fielen vor ihm.
“Was tut ihr, indem ihr solches tut?" fragte sie Josef. "Wusstet ihr nicht, dass ein Mann wie ich es
bin, ein Leser von Omen ist?“
“Was können wir meinem Herrn antworten?" antwortete Juda. "Was können wir sagen? Wie können
wir uns rechtfertigen? Gott selbst hat deiner Knechte Schuld aufgedeckt. Hier sind wir, Sklaven
meines Herrn, wir sind nicht weniger schuldig als der im Besitz des Bechers gefunden wurde."
“Möge ich so etwas nicht denken", antwortete er. "Der Mann, in dessen Besitz der Becher gefunden
wurde, wird mein Sklave sein, aber ihr könnt wieder ungehindert gehen zu eurem Vater."
Hierbei trat Juda zu ihm und sagte: "Möge bitte mein Herr deinen Knecht ein Wort reden lassen
privat mit meinem Herrn. Sei nicht böse mit deinem Knecht, denn du bist der Pharao selbst.
Mein Herr hatte seinen Dienern die Frage gestellt: Habt ihr Vater oder Bruder?
Und wir hatten zu meinem Herrn gesagt: Wir haben einen alten Vater und einen jüngeren Bruder,
ihm in seinem Alter geboren. Sein Bruder ist tot, und er ist der einzige, der von dieser Mutter nun
nach blieb, und sein Vater liebt ihn.
Dann sagtest du zu deinen Knechten: Bringt ihn zu mir, so dass ich die Augen auf ihn werfe.
Wir antworteten meinem Herrn: Der Junge kann nicht verlassen den Vater. Wenn er ihn verlässt,
wird sein Vater sterben.
Aber du sagtest zu deinen Knechten: Wenn euer jüngster Bruder nicht mit euch herabkommt,
werdet ihr nicht zu meiner Anwesenheit wieder zugelassen werden.
Als wir zurückkamen zu deinem Knecht, meinem Vater, wiederholten wir ihm das, was mein Herr
gesagt hatte.
Also, unser Vater sagte: Geht zurück und erhaltet für uns ein wenig Speise.
Da haben wir gesagt: Wir können nicht herab gehen. Wir können nur gehen, wenn unser jüngster
Bruder bei uns ist, denn es sei denn, unser jüngster Bruder ist bei uns, sonst werden wir nicht in die
Gegenwart des Mannes zugelassen werden.
Und dein Knecht, unser Vater sagte zu uns: Ihr wisst, dass mir mein Weib zwei Kinder geschenkt
hat.
Als einer von ihnen mich verlassen hatte, nahm ich an, dass er in Stücke gerissen worden, und ich
habe ihn nie wieder gesehen.
Wenn ihr auch diesen von mir nehmt und er zu Schaden kommt, werdet ihr meinen weißen Kopf
nach unten in die Grube mit Trauer schicken.
Wenn ich jetzt gehe zu deinem Knecht, meinem Vater, und wir haben nicht den Jungen bei uns, wird
er, sobald er sieht, dass der Junge nicht mit uns ist, sein Herz sterben lassen;
Und deine Knechte werden deines Knechtes weißen Kopf, unseres Vaters weißen Kopf hinunter in
die Grube mit Trauer gesendet haben.
Jetzt ist dein Diener gekommen mit Bürgschaft vor meinem Vater für den Jungen. Ich sagte: Wenn
ich ihn nicht zurückbringe, lass mich die Schuld vor meinem Vater mein Leben lang tragen.
Lass deinen Diener hier bleiben als Sklave meines Herrn anstelle des Jungen, ich flehe dich an, und
lass den Jungen zurück mit seinen Brüdern.
Wie in der Tat könnte ich zurückkommen zu meinem Vater und den Knaben nicht mit mir bringen?
Ich könnte es nicht ertragen, das Elend, das meinen Vater überwältigen würde."
Und Josef konnte nicht kontrollieren seine Gefühle vor allen seinen Gefolgsleuten , und er rief:
"Lasst alle mich verlassen.“ Niemand war daher bei ihm, während Josef sich vertraute seinen
Brüdern,
Aber er weinte so laut, dass alle Ägypter es hörten, und die Nachrichten Pharaos Palast erreichte.
Josef sprach zu seinen Brüdern: „Ich bin Josef. Ist mein Vater wirklich noch am Leben?" Seine
Brüder konnten ihm nicht antworten, sie waren so verblüfft, ihn zu sehen.
Da sprach Josef zu seinen Brüdern: "Komm näher zu mir." Als sie näher zu ihm zu kamen, sagte er:
"Ich bin euer Bruder Josef, den ihr nach Ägypten verkauft habt.
Aber jetzt sollt ihr nicht trauern, macht euch selbst keine Vorwürfe, dass ihr mich hierher verkauft
habt, denn Gott hat mich euch vorausgeschickt, um euer Leben zu bewahren.
Denn dies ist das zweite Jahr, da es Hungersnot im Land gibt, und es gibt noch fünf Jahre ohne
Pflügen oder Ernte.
Gott hat mich vor euch vorausgeschickt, das Überleben eurer Rasse auf der Erde zu sichern und
euer Leben durch eine große Errettung.
So ward ihr es nicht, die mich hierher geschickt, sondern Gott, und er hat mich zum Vater des
Pharao als Herr seines ganzen Hauses und Gouverneur von ganz Ägypten eingesetzt.
Kehrt schnell zu unserm Vater zurück und sagt ihm: "Dein Sohn Josef sagt dieses: Gott hat mich
zum Herrn von ganz Ägypten gemacht, komm zu mir ohne Verzögerung.
Du wirst in der Region Goschen leben, in meiner Nähe, du, deine Kinder und deine Enkel, deine
Herden, dein Vieh und alle deine Besitztümer.
Ich werde für dich sorgen, denn es kommen noch fünf Jahren der Hungersnot, so dass du, dein
Haushalt und alle bei dir nicht in Armut leben müssen.
Ihr könnt mit eigenen Augen sehen, und mein Bruder Benjamin kann es sehen, dass ich es bin, der
ich sage, dass ich es bin.
Gebt meinem Vater einen vollständigen Bericht aller Ehre, die ich genieße in Ägypten und von
allem, was ihr gesehen habt, und schnell bringt meinen Vater hier herab."
Da warf er seine Arme um den Hals seines Bruders Benjamin, er weinte, und Benjamin weinte an
seiner Schulter.
Er küsste alle seine Brüder und weinte über jeden einzelnen. Erst dann waren seine Brüder in der
Lage, mit ihm zu sprechen.
Die Nachricht erreichte den Palast des Pharao, dass Josefs Brüder gekommen waren, und der
Pharao war erfreut, dies zu hören, und auch seine Diener.
Pharao sagte zu Josef: "Sprich zu deinen Brüdern: Tut dies: Nehmt eure Tiere und schnell weg nach
Kanaan.
Nehmt euren Vater und eure Familien und kommt zurück zu mir. Ich gebe euch das beste Gebiet in
Ägypten, wo man vom Fett des Landes leben kann.
Und ihr, für euren Teil, gebt ihnen diesen Auftrag: Tut dies: Nehmt Wagen aus Ägypten, für eure
Kleinen und eure Frauen. Holt euren Vater und kommt.
Sorge dich nicht, denn das Beste von ganz Ägypten wird dein sein."
Die Söhne Israels taten, wie ihnen gesagt wurde. Josef gab ihnen Wagen, wie der Pharao befohlen
hatte, und er gab ihnen Vorschriften für die Reise.
Jedem gab er neue Kleidung, und Benjamin dreihundert Silberlinge und fünf Sorten von Kleidung.
Und seinem Vater sandte er zehn Esel, beladen mit dem Besten, was Ägypten anbot, und zehn Esel
beladen mit Getreide, Brot und Lebensmitteln für die Reise seines Vaters.
Und so schickte er seine Brüder auf den Weg. Seine letzten Worte waren: "Und lasst es keine
Überraschungen auf dem Weg geben!"
Und so verließen sie Ägypten. Als sie ihren Vater Jakob in Kanaan erreicht hatten,
Gaben sie ihm diesen Bericht: "Josef lebt noch. Er ist in diesem Moment Gouverneur von ganz
Ägypten!" Aber er war fassungslos, er glaubte ihnen nicht.
Allerdings, als sie ihm alles erzählt hatten, was Josef zu ihnen gesagt hatte, und als er die Wagen
sah, die Josef gesandt hatte, um ihn zu holen, lebte der Geist ihres Vaters Jakob wieder auf,
Und Israel sagte: "Das ist genug! Mein Sohn Josef lebt. Ich muss gehen und ihn sehen, bevor ich
sterbe."
So kam Israel mit all seinem Besitz nach Beerscheba, dort brachte er Opfer dar für den Gott seines
Vaters Isaak.
Gott sprach zu Israel in einer Vision in der Nacht: "Jakob, Jakob", sagte er. "Hier bin ich",
antwortete er.
"Ich bin El, Gott deines Vaters", sagte er. "Hab keine Angst, zu gehen nach Ägypten, denn ich
werde dich dort zu einem großen Volk machen.
Ich werde mit dir gehen nach Ägypten, und ich selbst werde dich wieder zurückbringen, und Josefs
Hand wird dir die Augen schließen."
Und Jakob verließ Beerscheba. Die Söhne Israels brachten ihrem Vater Jakob, ihren kleinen
Kindern und ihren Frauen die Wagen, die Pharao gesandt hatte, um sie zu holen.
Und ihr Vieh und alles, was sie in Kanaan erworben hatten, kam nach Ägypten - Jakob und alle
seine Nachkommen.
Mit ihm nach Ägypten brachte er seine Söhne und Enkel, seine Töchter und Enkelinnen - alle seine
Nachkommen.
Das waren die Namen der Israeliten, Jakob und seine Nachkommen, die in Ägypten angekommen
waren: Ruben, Jakobs Erstgeborener,
Die Söhne Simeons: Jemuel, Jamin, Ohad, Jachin, Zohar und Saul, der Sohn der kanaanäischen
Frau.
Die Söhne Judas: Er, Onan, Sela, Perez und Serach (in Kanaan sind Er und Onan gestorben), und
Hezron und Hamul, Söhne des Perez.
Das sind die Kinder, die Lea dem Jakob in Mesopotamien neben seiner Tochter Dina geboren hatte,
in allem, seine Söhne und Töchter zählten dreiunddreißig.
Die Söhne Gads: Ziphion, Haggi, Suni, Ezbon, Eri, Arodi und Areli.
Die Söhne Assers: Jimnah, Jishva, Jishvi, Beria, mit ihrer Schwester Serah, und die Söhne Berias:
Heber und Malkiel.
Das sind die Kinder von Silpa, die Laban gab seiner Tochter Lea, sie gebar diese dem Jakob -
sechzehn Personen.
Geboren dem Josef in Ägypten waren: Manasse und Ephraim, Söhne Aseneths, der Tochter des
Priesters von On, Potipheras.
Die Kinder Benjamins: Bela, Becher, Asbel, Gera, Naaman, Ehi, Rosh, Muppim und Huppim, und
Ard.
Das sind die Kinder, die Rachel dem Jakob geboren - vierzehn Personen in allem.
Das sind die Söhne der Bilha, die Laban gab seiner Tochter Rahel, die diese gebar dem Jakob -
sieben Personen in allem.
Insgesamt waren die Mitglieder der Familie Jakobs, die mit ihm in Ägypten angekommen - seine
eigene Frauen, die Frauen der Söhne Jakobs nicht mitgerechnet - sechsundsechzig.
Mit den Söhnen Josefs, ihm in Ägypten geboren - zwei Personen - die Mitglieder der Familie
Jakobs, die nach Ägypten ging, betrug siebzig.
Israel hatte Juda vorausgeschickt zu Josef, so dass Juda könnte sich Josef in Goschen präsentieren.
Als sie ankamen in Goschen,
Josef hatte seinen Wagen fertig gemacht und ging bis Goschen, um seinen Vater Israel zu treffen.
Als er erschien, schlang er seine Arme um seinen Hals und für eine lange Zeit weinte er an seiner
Schulter.
Israel sprach zu Josef: "Jetzt kann ich sterben, jetzt, da ich dich persönlich gesehen habe und habe
gesehen, dass du noch am Leben bist."
Und Josef sprach zu seinen Brüdern und der Familie seines Vaters: "Ich werde zurückgehen und
bringen die Nachrichten zum Pharao. Ich werde ihm sagen: Meine Brüder und die Familie meines
Vaters, die in Kanaan waren, sind zu mir gekommen.
Die Männer sind Hirten und kümmern sich ums Vieh, und sie haben ihre Schafe und Rinder und all
ihren Besitz hierher gebracht.
So, wenn der Pharao euch ruft und fragt: Was seid ihr von Beruf?
Dann sollt ihr sagen: "Seit unserer Kindheit haben deine Knechte Vieh betreut, wir und unsere Väter
vor uns, - so dass ihr in der Region Goschen bleiben könnt. Denn die Ägypter haben einen Horror
vor allen Hirten.“
So ging er und sagte zu Pharao: "Mein Vater und meine Brüder aus Kanaan mit ihren Herden und
Vieh und all ihren Besitz kamen zu Josef. Hier sind sie in dem Bereich von Goschen.“
Er hatte fünf seiner Brüder getroffen, und er präsentierte sie jetzt dem Pharao.
Pharao fragte seine Brüder: "Was seid ihr von Beruf?" Und sie gaben die Antwort dem Pharao:
„Deine Knechte sind Schafhirten, wie unsere Väter vor uns."
Sie gingen zum Pharao und sagten: „Wir sind gekommen, um in diesem Land zur Zeit zu bleiben,
da es keine Weide für die Herden deiner Diener gibt, da Kanaan von einer Hungersnot heimgesucht
ist. So, jetzt erlaube bitte deinen Dienern, sich in der Region Goschen niederzulassen."
Da sprach Pharao zu Josef: "Sie können in der Region Goschen bleiben, und wenn du irgend
Männer unter ihnen weißt, stelle sie in die Verantwortung für mein eigenes Vieh." Jakob und seine
Söhne kamen nach Ägypten, wo Josef war. Pharao, der König von Ägypten, hörte davon und sagte
zu Josef: "Dein Vater und deine Brüder sind zu dir gekommen.
Das Land Ägypten ist offen: Lasse sich nieder dein Vater und deine Brüder in der besten Region."
Josef brachte seinen Vater und stellte ihn dem Pharao vor. Jakob machte seine Aufwartung dem
Pharao.
Jakob sprach zu Pharao: "Die Jahre meines Aufenthaltes auf der Erde summieren sich auf 130
Jahre. Nur wenige und unglückliche Jahre wurden mir, verglichen mit meiner Vorfahren Jahren
ihres Aufenthalts auf der Erde."
Jakob nahm dann Abschied von Pharao und zog sich aus seiner Gegenwart zurück.
Josef dann siedelt seinen Vater und seine Brüder an, indem er ihnen Landbesitz in Ägypten gab, im
besten Teil des Landes, der Region von Ramses, wie Pharao befohlen hatte.
Josef versorgte seinen Vater, seine Brüder und alle Familie seines Vaters mit Lebensmitteln, bis hin
zum Kleinsten von ihnen.
Und auf der ganzen Erde gab es jetzt kein Essen, denn die Hungersnot war sehr schwer geworden,
und Ägypten und Kanaan waren beide schwach vor Hunger.
Josef sammelt all das Geld, in Ägypten und Kanaan, das im Austausch für die Lieferungen
herausgeben wurde, und das Geld kam in Pharaos Palast.
Als das ganze Geld in Ägypten und Kanaan erschöpft war, kamen alle Ägypter zu Josef und flehten:
"Gib uns Nahrung, es sei denn, du wolltest uns vor deinen Augen sterben sehen! Denn unser Geld
ist zu einem Ende gekommen."
Josef antwortete: „Gebt mir euer Vieh, und ich werde euch Lebensmittel im Austausch für euer Vieh
geben, wenn euer Geld zu einem Ende gekommen ist."
Und sie brachten ihr Vieh zu Josef, und Josef gab ihnen Nahrung im Austausch für Pferde und Vieh,
ob Schafe oder Rinder oder Esel. So gab er ihnen dieses Jahr Essen im Austausch für all ihr Vieh.
Als das Jahr vorbei war, kamen sie zu ihm im nächsten Jahr, und sagten zu ihm: "Wir können es
nicht vor unserm Herrn verbergen: die Wahrheit ist, unser Geld ist aufgebraucht und das Vieh ist in
unsres Herrn Besitz. Es ist nichts mehr da für unsern Herrn, außer unserem Körper und unserem
Land.
Wenn wir und unser Land nicht zugrunde gehen sollen, nimm uns und unser Land im Austausch für
Essen, und wir mit unseren Land werden Pharaos Leibeigene werden, nur gib uns zu säen, damit
wir überleben können und nicht sterben und das Land nicht zurückbleibt als Wüste!"
So erwarb Josef das ganze Land für den Pharao in Ägypten, da einer nach dem anderen die Ägypter
verkauften ihre Felder, so schwer waren sie durch den Hunger geplagt, und das ganze Land ging in
des Pharao Besitz über,
Während er die Menschen in die Leibeigenschaft erniedrigte von einem Ende Ägyptens bis zum
anderen.
Das einzige Land, das er nicht erwerben konnte, gehörte den Priestern, denn die Priester erhielten
eine Zulage von Pharao und lebten von der Zulage, die Pharao ihnen gab. Daher sahen sie keine
Notwendigkeit, ihr Land zu verkaufen.
Und Josef sagte zu den Menschen: "Das ist es, wie wir stehen: Ich habe euch gekauft, mit eurem
Land, in des Pharao Namen. Hier ist Samen für euch, das Land zu besäen.
Aber von der Ernte müsst ihr ein Fünftel Pharao geben. Die anderen vier Fünftel nehmt für eure
Felder zur Aussaat, um Nahrung für euch und eure Haushalte zu liefern und Essen für die Kinder."
“Du hast uns das Leben gerettet!" antworteten sie. "Wenn es gefällt unserm Herrn, werden wir
Leibeigene des Pharao werden."
Und Josef setzte ein Gesetz in Kraft, das ist noch heute in Kraft, in Bezug auf den Boden Ägyptens,
dass ein Fünftel dem Pharao gehört. Nur das Land der Priester kam nicht zum Pharao.
So ließ sich Israel in Ägypten nieder, in der Region Goschen. Sie erwarben Grundstücke, sie waren
fruchtbar und wurden sehr zahlreich.
Jakob lebte siebzehn Jahre in Ägypten, also das Gesamtalter Jakobs war hundertvierundsiebzig
Jahre.
Als Israels Zeit zu sterben sich näherte, hat er nach seinem Sohn Josef geschickt und sagte zu ihm:
"Wenn du mich wirklich liebst, lege deine Hand unter meine Hüfte als Pfand, dass du mit treuer
Liebe an mir handeln wirst: Du sollst mich nicht begraben in Ägypten!
Wenn ich liege mit meinen Vorfahren, führe mich aus Ägypten und begrabe mich in ihrem Grab." -
"Ich werde tun, was du sagst", antwortete er.
“Schwöre mir", betonte er. So schwor er es ihm, und Israel sank zurück auf das Kissen.
Einige Zeit später wurde Josef mitgeteilt: "Dein Vater ist krank geworden." So nahm er seine beiden
Söhne Manasse und Ephraim.
Als man Jakob sagte: Siehe, dein Sohn Josef kommt zu dir, hat Israel beschworen seine Kraft und
setzte sich auf im Bett.
“El Shaddai erschien mir zu Lus in Kanaan", sagte Jakob zu Josef, "und er hat mich gesegnet,
Und sagte zu mir: Ich mache dich fruchtbar und zahlreich, und zu einer Versammlung von Völkern
und gebe dieses Land deinem Samen nach dir, dass sie es auf Dauer besitzen.
Jetzt deine zwei Söhne, die dir geboren in Ägypten, bevor ich kam nach Ägypten, sollen mein sein,
Ephraim und Manasse sollen mir so viel wie Ruben und Simeon sein.
Aber im Hinblick auf die Kinder, die du von ihnen haben wirst, sie werden dein sein, und sie
werden den Namen ihrer Brüder erben.
Als ich auf dem Weg von Mesopotamien war, meine Trauer war, dass der Tod nahm deine Mutter
Rahel von mir in Kanaan weg, auf der Reise, nur eine kurze Strecke von Ephratha. Ich begrub sie
dort auf der Straße nach Ephratha - jetzt Bethlehem.“
Als Israel die beiden Söhne Josefs sah, fragte er: "Wer sind diese?"
“Es sind meine Söhne, die mir Gott hier gegeben", sagte Josef seinem Vater. "Dann bring sie zu
mir", sagte er, "so dass ich sie segne."
Nun, Israels Augen waren mit dem Alter schwach geworden, und er konnte nicht sehen. Also ließ
Josef sie näherkommen zu ihm und er küsste und umarmte sie.
Und Israel sprach zu Josef: "Ich dachte nicht, dass ich dich jemals wieder sehen würde, und jetzt hat
Gott mich deine Kinder sehen lassen, wie schön!"
Dann nahm Josef sie von seinem Schoß und neigte sich zu Boden.
Dann nahm Josef die zwei, Ephraim mit seiner rechten Hand, damit er auf der linken Seite Israels
sei, und Manasse mit seiner linken Hand, damit er auf der rechten Seite Israels sei, und brachte sie
zu ihm.
Aber Israel streckte seine rechte Hand aus und legte sie auf den Kopf von Ephraim, dem jüngeren,
und legte seine linke Hand auf den Kopf von Manasse und verschränkte seine Hände - Manasse war
der ältere.
Und er segnete Josef und sprach: „Der Gott, in dessen Gegenwart meine Väter Abraham und Isaak
gewandelt sind, der Gott, der mein Hirte gewesen von meiner Geburt an bis heute,
Der Engel, der mich vor allem Schaden gerettet hat, segne diese Knaben, so dass mein Name in
ihnen lebe, und die Namen meiner Vorfahren Abraham und Isaak, und sie sollen in Scharen auf der
Erde wimmeln!“
Josef sah, dass sein Vater seine rechte Hand auf den Kopf von Ephraim legte, und das dachte er
wäre falsch, so nahm er die Hand seines Vaters und versuchte, sie vom Kopf Ephraims auf den
Kopf Manasses zu schieben.
Josef protestierte vor seinem Vater: "Nicht so, Vater! Dieser ist der ältere, lege deine rechte Hand
auf diesen Kopf."
Aber sein Vater weigerte sich. "Ich weiß, mein Sohn, ich weiß", sagte er. "Auch er wird ein Volk
werden, er wird zu groß sein. Aber sein jüngerer Bruder wird größer sein, seine Nachkommen
werden ausreichen, um Nationen darstellen zu können."
Also segnete er sie des Tages und sprach: „Gott mache dich wie Ephraim und Manasse. Durch dich
wird Israel sich segnen und sprechen: Ziehe Ephraim dem Manasse vor.“
Und Israel sprach zu Josef: "Jetzt bin ich bereit zu sterben. Aber Gott wird mit euch sein und euch
zurück in das Land deiner Vorfahren bringen.“
Jakob rief seine Söhne und sprach: „Versammelt euch rund um mich, so dass ich euch sage, was für
euch kommen wird in den letzten Tagen.
Sammelt euch in der Runde, Söhne Jakobs, und hört, hört euren Vater Israel.
Ruben, du bist mein Erstgeborener, meine Kraft und der Erstling meiner Manneskraft, vor allem im
Stolz, vor allem in der Stärke,
Unkontrolliert wie Wasser: Du wirst nicht in der ersten Linie sein, denn du bestiegest das Bett
deines Vaters, und so hast du besudelt meine Schlafstätte, zu meiner Trauer.
Simeon und Levi sind Brüder bei der Durchführung ihrer böswilligen Pläne.
Möge meine Seele nicht in ihren Rat kommen, noch mein Herz kommen in ihr Unternehmen, denn
sie haben in ihrer Wut Männer gelähmt und Stiere nach Lust und Laune umgebracht.
Verflucht sei ihre Wut für ihre Rücksichtslosigkeit, verflucht sei ihr Zorn für seine Wildheit. Ich
werde sie in Jakob verteilen, ich werde sie in Israel zerstreuen.
Juda, deine Brüder werden dich loben: Du greifst deinen Feinden an den Hals, die Söhne deines
Vaters werden dir huldigen.
Juda ist ein junger Löwe; du stehst über deiner Beute, mein Sohn. Wie ein Löwe hockt er und legt
sich wie eine mächtige Löwin: Wer wagt es ihn zu wecken?
Das Zepter wird nicht von Juda weichen, noch der Herrscherstab von seinen Füßen, bis ihm Tribut
gebracht wird und die Völker erweisen ihm Gehorsam.
Er bindet seinen Esel an den Weinstock, an sein Lager das Fohlen seiner Eselin. Er wäscht seine
Kleider in Wein, seine Kleider im Blut der Trauben.
Seine Augen sind vom dunklen Wein rot und seine Zähne sind weiß von Milch.
Sebulon wird an der Meeresküste leben und ein Matrose an Bord der Schiffe sein, mit Sidon an
seiner Flanke.
Als er sah, wie gut die Ruhestätte und wie angenehm das Land, beugte er seine Schulter unter die
Last und wurde ein Sklave zur Zwangsarbeit.
Dan wird sein Volk wie jedes andere von den Stämmen Israels regieren.
Möge Dan eine Schlange auf der Straße sein, eine Viper auf dem Weg, die das Pferd beißt am
Sprunggelenk, so dass sein Reiter fällt rückwärts hinab!
Gad wird von Plünderern überfallen werden, und er wird an den Fersen angefallen.
Reiche werden das Essen von Asser herstellen: Er wird Essen passend für die Könige bringen.
Josef ist ein fruchtbarer Weinstock in der Nähe einer Quelle, dessen Ranken über die Mauer
reichen.
Bogenschützen in ihrer Feindschaft spannten ihre Bögen und griffen ihn an.
Aber ihre Bögen wurden von dem mächtigen Einen zerbrochen, die Sehnen ihrer Waffen wurden
von der Macht des Mächtigen Jakobs zerrissen, es half ihm der Name des Felsens Israels,
Der Gott deines Vaters, der dir hilft, El Shaddai, der dich segnet: Segen oben vom Himmel herab,
Segen von der Tiefe unterhalb liegend, Segen der Brüste und des Schoßes,
Segnungen des Getreides und der Blumen, Segnungen der ewigen Berge, Lohn von den ewigen
Hügeln - mögen sie steigen auf Josefs Kopf, auf die Krone des einen, der unter seinen Brüdern
geweiht ist!
Benjamin ist ein reißender Wolf, am Morgen verschlingt er die Beute, am Abend ist er immer noch
mit der Aufteilung der Beute beschäftigt."
Alle diese machen die Stämme Israels aus, zwölf an der Zahl, und das ist, was ihr Vater zu ihnen
sagte, wie er sie zum Abschied segnete, so dass jeder einen geeigneten Segen bekam.
Da gab er ihnen diese Anweisungen: "Ich werde zu meinem Volk versammelt werden. Begrabt mich
bei meinen Vorfahren, in der Höhle, die im Bereich des Ephron, des Hethiters, liegt,
In der Höhle im Feld Machpela, gegenüber Mamre in Kanaan, die Abraham kaufte von Ephron,
dem Hethiter, als seine eigene Begräbnisstätte.
Dort sind Abraham und seine Frau Sara begraben. Isaak und seine Frau Rebekka sind dort
begraben, und dort begrub ich Lea,
Das Feld und die Höhle, die sie von den Hethitern gekauft hatten."
Als Jakob seine Anweisungen an seine Söhne vollendet hatte, zog er seine Füße in das Bett, und die
Atmung wurde beendet, seine letzte Atmung, und er wurde zu seinem Volk versammelt.
Josef warf sich auf das Gesicht seines Vaters, bedeckte es mit Tränen und Küssen.
Dann befahl Josef die Ärzte in seinem Dienst zu seinem Vater, um ihn einzubalsamieren. Die Ärzte
balsamierten Israel ein,
Und es dauerte vierzig Tage, denn die Einbalsamierung dauert vierzig Tage, um sie abzuschließen.
Die Ägypter trauerten um ihn siebzig Tage.
Als die Zeit der Trauer um ihn um war, sagte Josef zu Pharaos Haushalt: „Wenn ihr Zuneigung für
mich habt, seht zu, dass diese Meldung Pharaos Ohren erreicht,
Mein Vater hat mich unter Eid beschworen und sprach: Ich gehe zu sterben in der Gruft, die ich in
Kanaan gegraben für mich, das ist, wo du mich begraben sollst. Also kann ich Urlaub nehmen, zu
gehen und meinen Vater zu begraben, und dann zurück zu kommen?"
Pharao antwortete: "Geh hinauf und begrabe deinen Vater, wie er es gewünscht, was du zu tun
geschworen."
Josef ging, seinen Vater zu begraben, und mit ihm alle Beamten des Pharao, die Würdenträger
seines Palastes und alle Würdenträger von Ägypten gingen mit ihm,
Sowie alle aus Josefs Familie, seine Brüder und die Familie seines Vaters. Die einzigen Menschen,
die sie hinter sich gelassen in Goschen, waren die Reiseunfähigen und ihre Schafe und Rinder.
Wagen und Reiter zogen mit ihm hinauf, es war ein sehr großes Gefolge.
Bei Goren-ha-Atad sind sie über den Jordan gekommen, sie hielten dort eine lange und feierliche
Klage, und Josef beobachtet sieben Tage Trauer um seinen Vater.
Als die Kanaaniter, die Bewohner, erlebten die Trauer bei Goren-ha-Atad, sagten sie: „Dies ist ein
feierlicher Akt der Trauer von den Ägyptern", deshalb wurde dem Ort der Name Abel-Mizraim
gegeben am Jordan.
Seine Söhne taten, was er ihnen befohlen hatte, für ihn zu tun.
Seine Söhne führten ihn nach Kanaan und begruben ihn in der Höhle im Feld Machpela, gegenüber
Mamre, die Abraham hatte von Ephron, dem Hethiter, als Begräbnisstätte für sich selbst gekauft.
Und Josef kehrte nach Ägypten zurück und seine Brüder und alle, die mit ihm gekommen waren,
um seinen Vater zu begraben.
Sehend, dass ihr Vater gestorben war, sagten Josefs Brüder: "Was ist nun, wenn Josef beabsichtigt,
uns als Feinde zu behandeln und wir bezahlen alles Schlechte, was wir ihm angetan haben?“
So schickten sie diese Nachricht an Josef: "Bevor dein Vater starb, gab er uns diesen Auftrag:
Ihr sollt zu Josef sagen: Jetzt bitte verzeihe das Verbrechen und die Fehler deiner Brüder und alles
Schlechte, was sie dir angetan haben. - So, jetzt bitte verzeihe das Verbrechen der Knechte des
Gottes deines Vaters." Josef weinte bei der Botschaft, die sie ihm geschickt hatten.
Dann gingen seine Brüder zu ihm selbst und werfen sich ihm zu Füßen und sagten: "Nimm uns als
deine Sklaven an!"
Aber Josef erwiderte: "Habt keine Angst, ist es für mich recht, mich an Gottes Stelle zu setzen?
Das Böse, das ihr tatet, ward für mich, geplant von Gottes Plan, zum Guten, um der Gegenwart
Ergebnis zu bringen: das Überleben einer Vielzahl von Menschen.
Es gibt also keine Notwendigkeit, Angst zu haben, ich werde für euch und eure Angehörigen
sorgen." Auf diese Weise versicherte er ihnen, sich liebevoll um sie zu kümmern.
Und Josef blieb in Ägypten mit der Familie seines Vaters, und Josef lebte hundert und zehn Jahre.
Josef sah die dritte Generation von Ephraims Linie, wie auch die Kinder von Machir, dem Sohn
Manasses, der auf Josefs Schoß geboren wurde.
Schließlich sagte Josef zu seinen Brüdern: "Ich gehe zu sterben. Gott aber wird sicher sich an euch
freundlich erinnern, und ihr nehmt ein das Land, das Land, das er unter Eid Abraham und Isaak und
Jakob versprochen hat."
Und Josef legte den Söhnen Israels einen Eid auf und sprach: "Wenn Gott sich erinnert an euch mit
Freundlichkeit, lasst meine Gebeine von hier wegführen."
Josef starb im Alter von hundertzehn, er wurde einbalsamiert und in einen Sarg in Ägypten gelegt.
ZWEITES KAPITEL
Alif-Lam-Ra.
Dies sind die Verse des deutlichen Buches.
Wahrlich, Wir haben es als einen arabischen Koran herabgesandt, damit du verstehst.
Wir sagen dir die besten Geschichten über unsere Offenbarung in diesem Koran. Und bevor dieser
kam, warst du mit denen, die nichts über ihn wussten.
Als Josef zu seinem Vater sagte: "O mein Vater! Wahrlich, ich sah im Traum elf Sterne und die
Sonne und den Mond, ich sah sie sich niederwerfen vor mir."
Der Vater sagte: "O mein Sohn! Sage nichts von deiner Vision deinen Brüdern, damit sie nicht
vereinbaren eine Intrige gegen dich. Wahrlich! Satan ist ein offener Feind der Menschen!“
"So wird dein Herr dich erwählen und dich lehren die Deutung der Träume und wird perfektionieren
Seine Bevorzugung deiner Persönlichkeit und der Nachkommen Jakobs, so wie Er die Bevorzugung
perfektionierte deiner Väter, Abraham und Isaak, vorzeiten! Wahrlich, dein Herr ist allwissend und
sehr weise!"
Wahrlich, Josef und seinen Brüdern waren Verse gegeben für diejenigen, die fragen.
Als sie sagten: "Wahrlich, Josef und sein Bruder Benjamin sind von unserem Vater mehr geliebt als
wir, aber wir sind eine starke Gruppe. Wirklich, das ist an unserem Vater schlicht ein Fehler.“
"Tötet Josef! Oder werft ihn auf ein gewisses anderes Grundstück, so dass der Vater uns allein
gegeben werde, und danach werden wir rechtschaffene Leute sein."
Einer unter ihnen sagte: "Tötet Josef nicht, aber wenn man etwas tun muss, werft ihn auf den Boden
eines Brunnens, er wird von einer Karawane von Reisenden abgeholt werden."
Sie sagten: "O unser Vater, warum hast du uns nicht vertraut mit Josef, da wir in der Tat seine
Gratulanten sein wollten?"
"Morgen sende ihn mit uns, das Spiel zu genießen, und wahrlich, wir kümmern uns um ihn."
Jakob sagte: "Wahrlich, es stimmt mich traurig, dass man ihn holen will, und ich fürchte, der Wolf
möchte ihn fressen, während ihr sorglos wegen ihm seid."
Sie sagten: "Wenn ein Wolf ihn verschlingt, während wir eine starke Gruppe sind, um ihn zu
schützen, dann sicher, dann sind wir die Verlierer."
So, als sie ihn wegtaten, sie alle warfen ihn bis auf den Grund des Brunnens, und Wir inspirierten
ihn: "Ja, du sollst eines Tages sie informieren über diese ihre Angelegenheit, wenn sie dich nicht
erkennen."
Und sie kamen zu ihrem Vater in der ersten Hälfte der Nacht und weinten.
Sie sagten: "O unser Vater, wir liefen miteinander, und gaben Josef von unseren Sachen, und ein
Wolf verschlang ihn, aber du wirst uns nie glauben, auch wenn wir die Wahrheit sagen!"
Und sie brachten sein Hemd von falschem Blut gefärbt. Er sagte: "Nein, aber ihr selbst habt eine
Geschichte gemacht, also für mich ist Geduld das passendste. Und es ist Gott, dessen Hilfe gegen
das, was ihr behauptet, von mir gesucht wird."
Und es kam eine Karawane von Reisenden, sie haben einen zur Wasser-Grube geschickt, und er ließ
seinen Eimer in den Brunnen. Er sagte: "Was für ein gute Nachricht! Hier ist ein Junge!" So
versteckten sie ihn als Ware, als einen Sklaven. Und Gott war der Allwissende von dem, was sie
taten.
Und sie verkauften ihn für einen niedrigen Preis, für ein paar Silberlinge. Und sie waren von denen,
die ihn als unbedeutend angesehen hatten.
Und der Mann aus Ägypten, der ihn gekauft hatte, sagte zu seiner Frau: "Mach seinen Aufenthalt
komfortabel, es kann sein, er wird uns Gewinn bringen, oder wir nehmen ihn als Sohn an." So
setzten Wir den Josef in das Land, auf dass Wir ihm in der Interpretation der Ereignisse
unterrichten. Und Gott hat volle Macht und Kontrolle über seine Angelegenheiten, aber die meisten
Menschen wissen es nicht.
Und als Josef erreicht seine volle Männlichkeit, verliehen Wir ihm Weisheit und Wissen, so
belohnen Wir die Gutes tun.
Und sie, in deren Haus er war, versuchte, ihn zu verführen, sie schloss die Tür und sagte: "Komm,
oh du!" Er sagte: "Ich suche Zuflucht bei Gott. Wahrlich, dein Mann ist mein Herr. Er hat meinen
Aufenthalt angenehm gemacht. Wahrlich, die Sünder werden nie erfolgreich sein."
Und in der Tat, sie wünschte ihm und er war nicht geneigt, ihrem Verlangen zu entsprechen, sonst
hätte er den Beweis seines Herrn nicht gesehen. So kam es, dass Wir vielleicht von ihm abwenden
das Böse und die Unzucht. Sicher, er war ein von Uns erwählter, von Uns geführter Sklave.
So raste sie an der Tür, und sie zerriss sein Hemd von hinten. Die beiden fanden ihren Mann an der
Tür. Sie sagte: "Was ist die Strafe für den, der einen bösen Plan gegen deine Frau ausgeführt, außer
dass er im Gefängnis sitzen muss oder eine schmerzhafte Buße ihm auferlegt wird?"
Josef sagte: "Sie war es, die mich zu verführen suchte!" Und ein Zeuge ihres Haushalts bezeugte:
"Wenn es sein sollte, dass sein Hemd von der Vorderseite zerrissen wurde, dann ist ihre Geschichte
wahr, und er ist ein Lügner!“
"Aber wenn es sein sollte, dass sein Hemd hinten zerrissen, dann hat sie gelogen, und er spricht die
Wahrheit!"
Also, als ihr Mann sah Josefs Hemd hinten zerrissen, sagte ihr Mann: "Wahrlich, es ist ein Elend
mit euch Weibern! Sicherlich, mächtig ist euer Elend!“
"O Josef! Geh von dieser weg! O Weib! Bitte um Vergebung für deine Sünde! Wahrlich, du warst
die Sünderin!“
Und die Frauen in der Stadt sagten: "Die Frau des Al-Aziz sucht ihren jungen Mann zu verführen,
ja, sie liebt ihn heftig, wahrlich, wir sehen klar ihren Fehler."
Also, als sie von ihrem Vorwurf zu hören bekam, sie schickte aus nach ihnen und bereitete ein
Gastmahl für sie, sie gab jeder von ihnen ein Messer, um die Lebensmittel zu schneiden, und sie
sagte zu Josef: "Komm heraus zu ihnen." Dann, als sie ihn sahen, erhoben sie ihn wegen seiner
Schönheit, und in ihrem Erstaunen schnitten sie ihre Hände. Sie sagten: "Wie perfekt ist Gott! Kein
Mensch ist das! Dies ist nichts anderes als ein edler Engel!"
Sie sagte: "Das ist der junge Mann, wegen dem ihr mir die Schuld gegeben wegen meiner Liebe,
und ich wollte versuchen, ihn zu verführen, aber er weigerte sich. Und jetzt, wenn er sich weigert,
meinem Antrag zu gehorchen, so wird er sicherlich ins Gefängnis geworfen werden und wird einer
von denen, die sich blamieren, sein."
Er sagte: "O mein Herr! Es ist der Kerker mehr nach meinem Geschmack als das, wozu sie mich
einladen will, es sei denn, du wendest ihren Plan von mir ab, ich fühle mich dir zugeneigt und bin
nicht einer von den Sündern."
So antwortete sein Herr seiner Anrufung und wandte von ihm ihren Plan. Wahrlich, Gott ist der
Allhörende, der Allwissende.
Dann erschien es ihnen richtig, nachdem sie die Beweise seiner Unschuld gesehen, ihn für eine Zeit
zu inhaftieren.
Und mit ihm betraten zwei junge Männer das Gefängnis. Einer von ihnen sagte: "Wahrlich, ich sah
mich im Traum Wein auspressen." Der andere sagte: "Wahrlich, ich sah im Traum die Brote auf
meinem Kopf und Vögel davon essen." Sie sagten: "Informiere uns über die Auslegung dieser
Träume. Wahrlich, wir denken, du bist einer der Wohltäter."
Er sagte: "Kein Essen wird zu dir im Wachzustand oder im Traum als Gabe kommen, aber ich
werde dich im Wachzustand informieren, bevor deine Interpretation, das Essen kommt. Das ist es,
was mein Herr mich gelehrt hat. Wahrlich, ich habe die Religionen der Menschen, die nicht an Gott
glauben und ungläubig sind an das Jenseits, verlassen.“
"Und ich bin der Religion meiner Väter gefolgt, Abraham, Isaak und Jakob, und nie könnten wir
zuschreiben irgendwelche Partner Gott. Das ist die Gnade Gottes über uns und der Menschheit,
jedoch die meisten Menschen danken ihm nicht.“
"O ihr meine zwei Begleiter im Gefängnis! Sind verschiedene Götter besser oder Gott, der Eine, der
Unwiderstehliche?
"Man muss nichts neben ihm anbeten, sondern die Götter sind nur Namen, die ihr geschmiedet habt,
ihr und eure Väter, wofür Gott keine Vollmacht gegeben hat. Der Befehl ist Gottes allein. Er hat
befohlen, dass ihr keinen Gott außer Gott anbeten sollt, das ist die wahre Religion, aber die meisten
Menschen wissen es nicht.“
"O ihr meine zwei Begleiter im Gefängnis! Der Eine von euch wird Wein einschenken seinem
Meister, dass er trinke! Und der Andere, er wird gekreuzigt werden, und Vögel werden fressen Brot
von seinem Kopf! Somit ist der Fall beurteilt, wonach ihr gefragt habt."
Und er sprach zu dem, von dem er wusste, dass er gerettet werden wird: "Erwähne mich bei deinem
Herrn." Aber Satan ließ es ihn vergessen, ihn bei seinem Herrn zu erwähnen. So blieb Josef im
Gefängnis ein paar weitere Jahre.
Und der König von Ägypten sagte: "Wahrlich, ich sah im Traum sieben schöne fette Kühe, die von
sieben hässlichen mageren Kühen verschlungen wurden, und sieben grüne Ähren und sieben
vertrocknete Ähren. O Honoratioren! Erklärt mir meinen Traum, wenn es sein kann, dass man
Träume zu deuten weiß."
Sie sagten: "Träume sind Schäume, wir halten nichts von der Deutung der Träume."
Da erinnerte sich der Mann, der freigekommen war, nun endlich und sagte: "Er wird dir sagen seine
Deutung, so hole ihn her."
Er sagte: "O Josef, Ehemann der Weisheit! Erkläre mir den Traum von den sieben schönen fetten
Kühen, die von sieben hässlichen mageren verschlungen wurden, und von den sieben grünen Ähren
und den sieben vertrockneten Ähren, damit ich zu den Menschen zurückkehren kann, dass sie
wissen."
Josef sagte: "Sieben Jahre in Folge werdet ihr wie gewohnt säen, und ernten, und ihr werdet die
Ähren sammeln, außer ein wenig davon, die ihr essen könnt.“ .
"Dann werden danach sieben Jahre kommen, da ihr außer dem, was ihr gespeichert habt, nichts zu
essen findet, und ihr werdet essen, was ihr im Voraus zur Seite gelegt habt.“
"Dann kommt danach ein Jahr, in dem die Menschen reichlich Regen haben und in dem sie Wein
und Öl reichlich zu keltern haben."
Und der König sprach: "Bringt ihn zu mir her." Aber als der Bote zu ihm kam, sagte Josef: "Kehre
zurück zu deinem Herrn und frage ihn: Was ist mit den Frauen, die ihre Hände geschnitten?
Sicherlich ist mein Herr Gott sich bewusst ihrer Handlung."
Der König sagte zu den Frauen: "Was war das denn, wenn ihr nicht versuchtet, Josef zu verführen?"
Die Frauen sagten: "Gott bewahre uns! Wir wissen nichts von Unheil gegen ihn!" Die Frau des Al-
Aziz sagte: "Jetzt ist die Wahrheit offenbar geworden, ich war es, die ihn zu verführen versuchte,
und er entspricht sicherlich der Wahrheit."
Dann sagte Josef: "Ich fragte nach dieser Untersuchung, damit Al-Aziz wisse, dass ich ihn nicht
verraten im Verborgenen. Und, wahrlich, Gott führt nicht die Handlungen der Verräter!“
"Und ich werde mich befreien von der Schuld. Wahrlich, das menschlichen Selbst ist geneigt zum
Bösen, außer wenn mein Herr Gott seine Barmherzigkeit schenkt. Wahrlich, mein Herr Gott ist
allverzeihend, der Barmherzige."
Und der König sagte: "Bringt ihn zu mir, dass ich ihn an meine Person binde." Dann, als er mit ihm
sprach, sagte er: "Wahrlich, an diesem Tag bist du bei mir hoch im Rang und voll
vertrauenswürdig."
Josef sagte: "Setze mich über die Schatzkammern des Landes, ich will sie bewachen mit
vollkommener Weisheit."
Somit haben Wir die volle Befugnis über das Land Josef anvertraut, in Besitz zu nehmen das Land,
wie, wann und wo er will. Wir schenken Unsere Barmherzigkeit, wem Wir wollen, und Wir lassen
nicht den Lohn verloren gehen den Wohltätern.
Und wahrlich, der Lohn des Jenseits ist besser für diejenigen, die glauben und Gott fürchten und tun
ihre Pflicht.
Und Josefs Brüder kamen und sie traten zu ihm, und er erkannte sie, aber sie erkannten ihn nicht.
Und als er sie mit ihren Bestimmungen je nach ihrem Bedarf ausgestattet hatte, sagte er: "Bringt mir
einen Bruder von eurem Vater. Seht ihr nicht, dass ich volles Maß gebe und dass ich der beste
Gastgeber bin?“
"Aber wenn ihr ihn mir nicht bringt, wird es kein Maß für euch von mir geben, noch dürft ihr in
meine Nähe kommen."
Sie sagten: "Wir werden versuchen, die Erlaubnis von seinem Vater zu bekommen, und wahrlich,
wir werden es tun."
Und Josef sagte seinem Diener, er solle ihr Geld in ihre Taschen stecken, damit sie denken, wenn
sie zu ihrem Volk zurückgehen, dass sie wieder kommen müssen.
Also, als sie zu ihrem Vater zurückgekehrt waren, sagten sie: "O unser Vater! Nicht mehr Maß
Getreide werden wir bekommen, es sei denn, wir nehmen unseren Bruder Benjamin mit. So sende
unseren Bruder mit uns, und wir werden unser Maß bekommen und wirklich, wir werden ihn
schützen."
Er sagte: "Kann ich ihn euch anvertrauen, wie ich euch seinen Bruder Josef anvertraut hatte
vorzeiten? Aber Gott ist der beste Beschützer, und Gott ist der Barmherzige, der Erbarmer."
Und als sie ihre Koffer öffneten, fanden sie ihr Geld darin, das sie zurückgebracht hatten. Sie
sagten: "O unser Vater! Was können wir uns mehr wünschen? Dieses unser Geld ist uns
zurückgegeben worden, so dass wir für unsere Familie mehr Essen bekommen werden, und wir
werden unseren Bruder schützen, und bringen ein weiteres Maß einer Kamellast. Diese Menge ist
dem König leicht uns zu geben."
Jakob sagte: "Ich werde ihn nicht mit euch senden, bis ihr mir einen feierlichen Eid schwört im
Namen Gottes, dass ihr ihn zu mir zurückbringt, wenn ihr auch umgeben wäret von Feinden." Und
als sie ihren feierlichen Eid geschworen hatten, sagte er: "Gott ist Zeuge über das, was wir gesagt
haben."
Und er sagte: "O meine Söhne! Durch ein Tor geht nicht, sondern geht durch verschiedene Tore,
und ich kann euch nicht in Anspruch nehmen gegen Gott. Wahrlich! Die Entscheidung liegt allein
bei Gott. In Ihn habe ich mein Vertrauen gesetzt! Und mögen doch all jene, die vertrauen, vertrauen
auf Ihn."
Und als sie nach dem Rat ihres Vaters eingetreten waren, hat es ihnen nicht im geringsten genützt
gegen den Willen Gottes, es war aber ein Bedürfnis von Jakobs innerem Selbst, das er sie so
entlassen. Und wahrlich, er war mit der Weisheit begabt, weil Wir sie ihm gegeben hatten, aber die
meisten Menschen wissen nichts.
Und als sie gingen, und vor Josef traten, begab er sich zu seinem Bruder Benjamin, und sagte:
"Wahrlich, ich bin dein Bruder, so trauere nicht um das, was jene zu tun pflegten."
Also, als er sie wieder mit ihren Bestimmungen ausgestattet hatte, legte er den goldenen Orakel-
Becher in seines Bruders Tasche, dann rief ein Ausrufer: "O, die ihr in der Karawane zieht,
sicherlich, Diebe seid ihr!"
Sie drehten sich um und sagten: "Was ist das, was du vergessen hast?"
Sie sagten: "Wir vermissen den goldenen Orakel-Becher des Königs, und der, der ihn als eines
Kamels Last bei sich trägt, soll gebunden werden."
Sie sagten: "Bei Gott! Tatsächlich weißt du, dass wir nicht gekommen sind, um Unheil ins Land zu
bringen, und wir sind keine Diebe!"
Josefs Männer sagten: "Was soll dann die Strafe für ihn sein, wenn ihr euch als Lügner erweist?"
Josefs Brüder sagten: "Die Strafe sollte sein, dass er, in dessen Tasche der Orakel-Becher gefunden
wird, die Strafe eines Kriminellen erleidet. So bestrafen wir die Übeltäter!"
Und Josef begann die Suche in ihren Taschen beim Sack seines Bruders Benjamin. Da brachte er es
aus der Tasche seines Bruders den Orakel-Becher hervor. So haben Wir es geplant für Josef. Er
konnte seinen Bruder nicht durch das Gesetz des Königs als Sklaven binden lassen, außer dass Gott
es so wollte. Wir erhöhen um Rangstufen, wen Wir erhöhen wollen, aber über alle, die mit der
Weisheit begabt sind, ist der Allweise!
Josefs Brüder sagten: "Wenn er stiehlt, so war ein Bruder von ihm, der stahl, bevor er gezeugt
wurde." Aber diese Dinge hat Josef für sich behalten, er offenbarte ihnen nicht die Geheimnisse,
sondern sprach in sich selbst: "Sie sind im schlimmsten Fall, und Gott weiß am besten die Wahrheit
dessen, was sie behaupten."
Sie sagten: "O Herrscher des Landes! Wahrlich, er hat einen alten Vater, der um ihn trauern wird, so
nimm einen von uns an seiner Stelle. In der Tat denken wir, dass du eine der Wohltäter bist!"
Er sagte: "Gott behüte, dass wir jemanden nehmen, außer den, bei dem wir unser Eigentum
gefunden haben. Sonst wären wir ja ein Ungerechter."
Also, als sie vor ihm verzweifelten, hielten sie eine Konferenz im Privaten. Der Älteste unter ihnen
sagte: "Wisst ihr nicht, dass unser Vater einen Eid von uns genommen im Namen Gottes, und davor
haben wir nicht unsere Pflicht an Josef ausgeübt. Darum will ich dieses Land nicht verlassen, bis
mein Vater es mir erlaubt. Oder Gott entscheidet meinem Fall durch die Freilassung Benjamins, und
Gott ist der gerechteste Richter.“
Sie kamen zurück zu ihrem Vater und sagten: „O unser Vater! Wahrlich, dein Sohn Benjamin hat
gestohlen, und wir bezeugen nichts außer nach dem, was wir wissen, und wir konnten es nicht
wissen, das Ungesehene!“
"Und frage die Menschen der Stadt, wo wir gewesen sind, und die Karawane, mit der wir
zurückkamen, und in der Tat, wir sagen die Wahrheit."
Jakob sagte: "Nein, aber ihr habt eure eigenen Seelen betört. Also Geduld ist am passendsten für
mich. Kann sein, Gott wird ihn zu mir zurückbringen, um mir wirklich alles zu tun, was ich
wünsche. Nur Gott ist allwissend und allweise."
Und er wandte sich von ihnen ab und sagte: "Ach, mein Kummer um Josef!" Und seinen Augen
verloren das Licht vor unterdrücktem Kummer!
Sie sagten: "Bei Gott, wird es denn nie aufhören, dass du dich an Josef erinnerst, bis du vom Alter
schwach geworden bist, oder bis du tot bist?"
Er sagte: "Ich klage nur meinen Kummer und meine Trauer Gott, und ich weiß von Gott, was ihr
nicht wisst.“
"O meine Söhne! Geht und fragt nach Josef und seinem Bruder Benjamin, und ich will nie die
Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit verlieren. Sicherlich, niemand verzweifelt an Gottes
Barmherzigkeit, außer jene Menschen, die nicht glauben."
Dann, als sie zu Josef kamen, sagten sie: "O Herrscher des Landes! Eine harte Zeit hat uns und
unsere Familie getroffen, und wir haben gebracht nur ein geringes Kapital, so zahle uns das volle
Maß und sei wohltätig zu uns. Wahrlich, Gott belohnt die Wohltätigen."
Er sagte: "Wisst ihr, was ihr mit Josef und seinem Bruder Benjamin getan habt, wenn ihr unwissend
wart?"
Sie sagten: "Bist du denn wirklich Josef?" Er sagte: "Ich bin Josef, und dies ist mein Bruder
Benjamin. Gott ist in der Tat uns gnädig gewesen. Wahrlich, wer Gott fürchtet, und ihm gehorcht
und ist geduldig, dann sicher, lässt Gott den Lohn der Wohltäter nicht verloren gehen."
Sie sagten: "Bei Gott! Gott hat dich der Tat vor uns bevorzugt, und wir sind Sünder."
Er sagte: "Kein Vorwurf trifft euch an diesem Tag, möge Gott euch vergeben, und Gott ist der
Barmherzige, der Erbarmer!“
"Geht mit diesem Hemd von mir, und werft es über das Gesicht meines Vaters, er wird hellsichtig
werden, und dann bringt mir eure ganze Familie."
Und als die Karawane kam, sagte ihr Vater: "Ich glaube, ich fühle, ich rieche Joseph, wenn er nur an
mich denkt, mag er mich auch für schwachsinnig halten."
Sie sagten: "Bei Gott! Gewiss, in deinem alten Fehler befindest du dich wieder."
Dann, als der Träger der frohen Botschaft angekommen war, warf er das Hemd auf Jakobs Gesicht,
und er wurde hellsichtig. Er sagte: "Habe ich es euch nicht gesagt? Ich weiß von Gott, was ihr nicht
wisst."
Sie sagten: "O unser Vater, bitte um die Vergebung Gottes für unsere Sünden, ja, wir sind Sünder."
Er sagte: "Ich werde meinen Herrn Gott um Vergebung für euch bitten, wahrlich, Gott allein ist der
Allverzeihende, Gott ist barmherzig!"
Dann, als sie zu Josef traten, rief er seine Eltern zu sich und sagte: "Lebt in Ägypten, so Gott will,
in Sicherheit."
Und er hob seine Eltern auf den Thron, und sie fielen vor ihm nieder. Und er sagte: "O mein Vater!
Dies ist die Deutung meines Traumes von vorzeiten. Mein Herr Gott hat ihn wahr werden lassen
und war in der Tat gut zu mir, als er mich aus dem Gefängnis befreite, und euch alle hierher
brachte! Im Beduinen-Leben, nach der Tücke Satans, war Feindschaft zwischen mir und meinen
Brüdern gesät. Sicherlich ist mein Herr Gott sehr freundlich und gütig zu wem er will. Wahrlich!
Nur Gott ist er der Allwissende, der Allweise.
"Mein Herr Gott! Du hast mir in der Tat in deiner Souveränität verliehen die Weisheit der Deutung
der Träume! Du bist allein Schöpfer der Himmel und die Erden. Du bist meine Hilfe in dieser Welt
und im Jenseits, weil ich als Ergebener sterbe, und komm du zu mir mit den Heiligen."
Dies ist die Kunde von dem Unsichtbaren, das Wir dir zeigten in der Inspiration. Du warst nicht mit
ihnen, als sie ihren Plan zusammen fassten, und auch nicht während sie den Plan ausführten.
Und die meisten Menschen wollen nicht glauben, auch wenn du es leidenschaftlich begehrst!
Und keine Belohnung erbitte von denjenigen, die dein Prophetenamt nicht anerkennen, dafür ist
dies nicht weniger als eine Erinnerung und Beratung den Kreaturen.
Und wie viele Zeichen an dem Himmel und auf der Erde sind geschehen, während jene dem
abgeneigt sind.
Und die meisten von ihnen glauben nicht an Gott, außer dass sie ihm Partner zuschreiben.
Fühlen sie denn nichts von der kommenden Welt, dass sie sich verhüllen vor Gott, oder fühlen sie
nicht das sichere Kommen des Jüngsten Tages, ganz plötzlich, während sie es nicht erwarteten?
Sprich: "Dies ist mein Weg, ich rufe zu Gott mit gewisser Weisheit, ich. und wer mir folgt. Und ich
bin nicht der Heiden einer."
Und Wir haben vor dir Boten gesandt, Menschen, die Wir inspirierten, mitten aus dem Volk. Haben
sie nicht die Erde bereist und gesehen, wie das Ende derer war, die vor ihnen waren? Und wahrlich,
es ist die Heimat des Jenseits das Beste für diejenigen, die Gott fürchten und ihm gehorchen. Wollt
ihr denn nicht verstehen?
Sie wurden begnadigt, bis die Gesandten die Hoffnung aufgegeben und dachten, dass sie abgelehnt
würden, aber dann kam zu ihnen Unsere Hilfe, und wen Wir wollten, den haben Wir erlöst. Und
Unsere Strafe kann nicht von den Sündern abgewehrt werden.
In diesen Geschichten ist eine Lehre für die Vernünftigen. Sie ist nicht eine gefälschte Erklärung,
sondern eine Bestätigung der bestehenden Bücher Gottes, der Thora und des Evangeliums, und eine
ausführliche Erklärung des Ganzen und eine Führung und eine Barmherzigkeit für die Menschen,
die glauben.
DRITTES KAPITEL
Es war im ersten Jahr der sieben Jahre des Überflusses, im zweiten Monat, dass der Pharao Josef
sandte durchs ganze Land Ägypten. Und Josef kam, in dem vierten Monat, im ersten Jahr, am
achtzehnten Tag des Monats, in die Stadt Heliopolis. Und er war der Sammler allen Getreides dieses
Landes, wie der Sand am Meer. Nun gab es in dieser Stadt einen Mann, einen Statthalter des
Pharao, und dieser Mann war der Chef aller Satrapen und Fürsten Pharaos. Und er war sehr reich
und weise und großzügig, und er war Pharaos Berater, und sein Name war Pentephres, und er war
der Priester von Heliopolis. Pentephres hatte eine Jungfrau, die Tochter, etwa achtzehn Jahre alt,
groß und schön und anmutig, schöner als jede andere Jungfrau im Land. Und sie war ganz anders
als die Töchter der Ägypter, aber in jeder Hinsicht wie die Töchter der Hebräer. Und sie war so groß
wie Sarah, und so schön wie Rebecca, und so schön wie Rahel, und der Name dieser Jungfrau war
Aseneth. Und der Ruhm ihrer Schönheit verbreitete sich im ganzen Land, auch in seinen
entlegensten Winkeln, und alle Söhne der Herren und der Statthalter und der Könige suchten ihre
Hand in der Ehe zu gewinnen, junge Männer alle von ihnen. Und es gab große Rivalität zwischen
ihnen, wegen ihr, und sie begannen, sich untereinander zu bekämpfen wegen Aseneth. Und der
älteste Sohn des Pharao hörte von ihr, und er bat seinen Vater, sie ihm zu geben als seine Frau. Und
er sprach zu ihm: "Gib mir Aseneth, die Tochter des Pentephres, des Priesters von Heliopolis, als
meine Frau." Und sein Vater Pharao sprach zu ihm: "Warum solltest du eine Frau bekommen von
niederem Stand als du? Bist du nicht König der ganzen Erde? Nein! Siehe, die Tochter Königs
Joakims wird dir verlobt, und sie ist eine Königin und sehr schön in der Tat. Nimm sie als deine
Frau."
II
Aseneth verachtete alle Männer und betrachtete sie mit Verachtung, doch kein Mann hatte sie je
gesehen, denn Pentephres hatte einen Turm an seinem Haus gebaut, der groß und sehr hoch war.
Und das oberste Stockwerk hatte zehn Zimmer. Das erste Zimmer war groß und angenehm, und es
war mit lila Steinen gepflastert, und die Wände waren mit Edelsteinen verschiedener Art
geschmückt. Und die Decke des Zimmers war von Gold, und in ihm lagen die unzähligen Götter
und Göttinnen der Ägypter, aus Gold und Silber. Und alle diese verehrte Aseneth, und sie fürchtete
sie, und sie opferte ihnen. Das zweite Zimmer enthielt alles für die Putz Aseneths, den Schmuck
und die Schatzkisten. Und es gab viel Gold in ihm, und Silber und Kleider, mit Gold und
Edelsteinen von großem Preis, und feine Bettwäsche. Und all ihre mädchenhaften Verzierungen
waren darin. Das dritte Zimmer enthielt all die guten Dinge der Erde, und es war für Aseneth das
Warenhaus. Und sieben Jungfrauen hatten die restlichen sieben Zimmer inne, eine jede eins. Und
sie waren dazu da, um Aseneth aufzuwarten und waren im gleichen Alter wie sie, denn sie waren
alle in der gleichen Nacht wie Aseneth geboren, und sie waren sehr schön, wie die Sterne am
Himmel, und kein Mann oder Jüngling hatte je etwas mit ihnen zu tun gehabt. Und Aseneths großer
Raum, wo sie ihre Zeit verbrachte, hatte drei Fenster. Ein Fenster ging über den Hof in den Osten.
Das zweite sah in den Norden, auf die Straße, und das dritte in den Süden. Und ein goldenes Bett
stand in dem Zimmer, mit Blick auf den Osten. Und das Bett hatte eine Decke von lila Gewebe mit
Gold, mit blauen und feines Leinen bestickt. In diesem Bett lag Aseneth, um allein zu schlafen, und
kein Mann und keine Frau jemals setzte sich darauf, mit Ausnahme von Aseneth. Und es war ein
großer Hof rund um das Haus, und eine Mauer um den Hof, sehr hoch und von großen rechteckigen
Steinen gebaut. Und es waren vier Tore in den Hof, mit Eisen überwölbt, und achtzehn starke junge
Männer standen da mit Waffen, um jedes einzelne von ihnen zu schützen. Und an der Wand im
Innenhof gab es jede Art von schönen Bäumen, die Frucht bringen, und die Frucht an jedem von
ihnen war reif, denn es war Erntezeit. Und auf der rechten Seite des Hofes gab es eine ständig
sprudelnde Wasserquelle, und im Frühjahr eine große Zisterne, die das Wasser aus der Quelle erhielt
und aus der ein Fluss durch die Mitte des Hofes geflossen war und tränkte alle Bäume.
III
Und es begab sich, im vierten Monat, am achtzehnten Tag des Monats, dass Josef kam in die Stadt
Heliopolis. Und als er sich der Stadt näherte, schickte Josef zwölf Männer vor sich her zu
Pentephres, dem Priester von Heliopolis, zu sagen: Darf ich dein Gast für diesen Tag sein? denn es
ist der Mittag nahe und Zeit für eine Mittagsmahlzeit. Die Hitze der Sonne ist übermächtig, und ich
möchte eine Erfrischung unter deinem Dach genießen. Als Pentephres dies hörte, war er
überglücklich und sagte: Gelobt sei der Herr, der Gott Josefs. Und Pentephres rief seinen Diener
und sagte zu ihm: Eile und bring mein Haus in Ordnung, und bereite ein großes Fest, weil Josef, der
mächtige Mann Gottes, zu uns kommt an diesem Tag. Und Aseneth hatte gehört, dass ihr Vater und
ihre Mutter wiedergekommen waren von ihrem Familienbesitz auf dem Land. Und sie freute sich
und sprach: Ich will gehen und sehen meinen Vater und meine Mutter, denn sie sind von ihrem
Familiensitz auf dem Land zurück. Aseneth eilte und legte ein feines Leinen-Gewand an, blau
gewebt mit Gold, und einen goldenen Gürtel um ihre Taille, und sie legte Spangen an ihre Hände
und Füße, und sie legte eine Kette um ihren Hals. Und es gab Edelsteine aller Art an ihr, mit den
Namen der ägyptischen Götter und Göttinnen eingeschrieben überall, auf den Armbändern und den
Steinen, und die Namen der Idole wurden auf die Steine gestempelt. Und sie legte eine Tiara auf
den Kopf und band ein Diadem um ihre Glieder und bedeckt ihren Kopf mit einem Schleier.
IV
Und sie eilte und kam von der Treppe aus ihrem Stockwerk an der Spitze, und sie kam zu ihrem
Vater und ihrer Mutter und begrüßte sie. Und es war für Pentephres und seine Frau eine große
Freude, zu sehen ihre Tochter Aseneth als die Braut Gottes geschmückt. Und sie nahm all die guten
Dinge, die sie von ihrem Anwesen vom Land gebracht hatten, und sie gaben sie ihrer Tochter. Und
Aseneth freute sich über die guten Dinge, und die Früchte, die Trauben und die Datteln, und über
die Trauben und Granatäpfel und Feigen, denn sie alle waren köstlich. Und Pentephres sagte zu
seiner Tochter Aseneth: Mein Kind! Sie sagte: Siehe, hier bin ich, mein Herr! Und er sagte zu ihr:
Setz dich, bitte, zwischen uns: Ich möchte mit dir reden. Und Aseneth setzte sich zwischen ihren
Vater und ihre Mutter. Und ihr Vater Pentephres nahm ihre rechte Hand in seine rechte Hand und
sagte zu ihr: Mein Kind! Und Aseneth sagte: Was ist, Vater? Und Pentephres sagte zu ihr: Siehe,
Josef, der mächtige Mann Gottes, kommt zu uns heute, und er ist Herrscher über das ganze Land
Ägypten, denn der Pharao hat ihn zum Herrscher über all unser Land bestellt, und er ist der Spender
von Getreide im ganzen Land und ist es, die Ägypter vor der Hungersnot, die kommen wird, zu
retten. Und Josef ist ein Mann, der Gott verehrt! Er ist demütig, und eine Jungfrau, wie auch du bist,
und ein Mann von großer Weisheit und Wissen, und der Geist Gottes ist auf ihm, und die Gnade des
Herrn ist mit ihm. Also komm, mein Kind, und ich werde dich ihm geben als seine Frau: Du sollst
seine Braut sein, und er soll dein Bräutigam für immer sein. Und als Aseneth gehört, was ihr Vater
sagte, kam ein heißer Schweiß über sie, und sie war wütend, und sah von der Seite ihren Vater an.
Und sie sagte: Warum sollte mein Herr und mein Vater dieses sprechen, als ob er mich übergeben
würde wie eine Gefangene einem Mann von einer anderen Rasse, einem Mann, der ein Flüchtling
war und wurde verkauft als Sklave? Ist dies nicht der Sohn des Hirten aus dem Land Kanaan, und er
wurde von ihm aufgegeben? Ist das nicht der Mann, der Sex mit seiner Geliebten hatte? Und sein
Meister warf ihn ins Gefängnis, wo er in der Dunkelheit lag, und Pharao holte ihn aus dem
Gefängnis, weil er seinen Traum gedeutet? Nein, ich will den ältesten Sohn des Königs heiraten,
denn er ist König der ganzen Erde. Dies hörend, dachte Pentephres, es wäre klüger, nicht mehr zu
seiner Tochter über Josef zu sprechen, denn sie hatte ihm arrogant und im Zorn geantwortet.
Und siehe, einer der jungen Männer aus Pentephres’ Gefolge platze herein und sagte: Siehe, Josef
ist vor den Toren unseres Hofes. Und Aseneth verließ schnell ihren Vater und ihre Mutter und rannte
die Treppe hinauf und ging in ihr Zimmer und trat an das große Fenster, das nach Osten blickte, um
Josef zu sehen, als er in das Haus ihres Vaters trat. Und Pentephres und seine Frau und alle seine
Verwandten gingen hinaus, um Josef zu begrüßen. Und die Pforten des Gerichts, die nach Osten
schauten, wurden geöffnet, und Josef kam, sitzend in des Pharao Vizekönigs Wagen. Und es waren
vier Pferde angespannt, weiß wie Schnee, mit goldenen Zügel, und der Wagen war über und über
bedeckt mit Gold. Und Josef trug einen herrlichen weißen Kittel, und die Robe um ihn geschlungen
war lila, aus Leinen gewebt, mit Gold durchwirkt: er trug eine goldene Krone auf dem Kopf, und
rund um die Krone waren zwölf Edelsteine, und vor den Steinen zwölf goldene Strahlen, und ein
königliches Zepter war in seiner rechten Hand. Und er hielt einen Olivenzweig ausgestreckt, und es
gab viel Früchte daran. Und Josef kam in den Hof, und die Tore waren geschlossen. Und Fremde,
egal ob Männer oder Frauen, blieben draußen, weil die Torwächter die Türen geschlossen hatten.
Und Pentephres kam, und seine Frau kam, und alle seine Verwandten, mit Ausnahme ihrer Tochter
Aseneth, und sie beugten sich vor Josef mit ihren Gesichtern zu Boden. Und Josef stieg aus seinem
Wagen und streckte seine rechte Hand zu ihnen aus.
VI
Als Aseneth Josef sah, stach es ihr ins Herz, ihre Eingeweide waren aufgewühlt, ihre Knie wurden
schlaff, und ihr ganzer Körper zitterte. Und sie war in großer Angst und rief und sprach: Wohin soll
ich gehen, und wo kann ich mich vor ihm verbergen? Und wie wird Josef, der Sohn Gottes, mich
betrachten, denn ich habe Böses gesprochen über ihn? Wohin kann ich fliehen und wo mich
verstecken, denn er sieht alles, und kein Geheimnis ist vor ihm sicher, wegen des großen Lichtes,
das in ihm ist. Und jetzt möge der Gott Josefs mir gnädig sein, denn ich sprach Böses in
Unwissenheit. Was kann ich hoffen, Wurm, der ich bin? Habe ich nicht gesprochen, Josef kommt,
der Sohn des Hirten aus dem Land Kanaan? Und nun, siehe, die Sonne kommt zu uns vom Himmel
in seinem Wagen und in unser Haus an diesem Tag. Aber ich war dumm und leichtsinnig, ihn zu
verachten, und ich sprach schlecht von ihm und wusste nicht, dass Josef der Sohn Gottes ist. Denn
welcher Mensch könnte jemals Vater solcher Schönheit sein, und welche Mutter würde je ein
solches Licht tragen? Elende, die ich bin, und dumm, denn ich sprach Bösen von ihm zu meinem
Vater. Nun wolle mein Vater mich Josef als Dienstmädchen und Sklavin verkaufen, und ich werde
ihm für immer dienen.
VII
Und Josef kam in Pentephres’ Haus und setzte sich auf einen Sitz, und er wusch seine Füße, und er
stellte einen Tisch getrennt auf, weil er nicht mit den Ägyptern essen wollte, denn dies war ein
Gräuel für ihn. Und Josef sprach zu Pentephres und allen seinen Verwandten und sagte: Wer ist
dieser Frau, die in der Sonne durch das Fenster schaut? Sag ihr, sie soll wegtreten. Das war, weil
Josef Angst hatte, sie könnte ihn bitten, mit ihr zu schlafen, denn alle Frauen und Töchter der
Herren und Satrapen des ganzen Land Ägypten nutzen jede Gelegenheit, um ihn zu bitten, mit
ihnen zu schlafen. Und viele der Frauen und Töchter der Ägypter haben viel gelitten um Josef, weil
er so schön war, und sie schickten Boten, ihn mit Gold und Silber und wertvollen Geschenken zu
beschenken. Und Josef würde sie ablehnen und sagen: Ich werde nicht die Sünde vor dem Gott
Israels tun. Und Josef hatte seines Vaters Jakob Gesicht vor seinen Augen ständig, und er erinnerte
sich an die Gebote seines Vaters, denn Jakob sagte alle Gebote Gottes Josef und seinen Brüdern:
Seid auf der Hut, meine Kinder, vor der fremden Frau, und habt nichts mit ihr zu schaffen, denn sie
bringt euch nur Ruin und Zerstörung. Deshalb sagte Josef: Sagt, dass die Frau weggehen soll. Und
Pentephres sagte zu ihm: Mein Herr, die Frau, die du in der Etage oben gesehen hast, ist nicht
fremd: Sie ist unsere Tochter, eine Jungfrau, die alle Männer verabscheut, und keinen anderen Mann
hat sie bis heute je gesehen, abgesehen von dir. Und wenn du es wünschst, wird sie kommen und
reden mit dir, denn unsere Tochter ist deine Schwester. Und Josef war überglücklich, weil
Pentephres sagte: Sie ist eine Jungfrau, die alle Männer verabscheut. Josef antwortete Pentephres
und seiner Frau und sagte: Wenn sie deine Tochter ist, dann lass sie kommen, denn sie ist meine
Schwester, und ich werde sehen, wie meine Schwester heute ist.
VIII
Und Aseneths Mutter ging in den obersten Stock und brachte Aseneth nach unten zu Josef, und
Pentephres sagte zu seiner Tochter Aseneth: Begrüße deinen Bruder, denn auch er ist noch Jungfrau,
wie du es heute bist, und er verabscheut alle fremden Frauen, so wie du verabscheust alle fremden
Männer. Und Aseneth sprach zu Josef: Mögest du Freude haben, mein Herr, sei gesegnet von Gott,
dem Höchsten. Und Josef sprach zu ihr: Möge Gott, der alles Leben gegeben hat, dich segnen. Und
Pentephres sagte zu Aseneth: Komm näher und küsse deinen Bruder! Und als sie kam in die Nähe
von Josef, um ihn zu küssen, streckte Josef seine rechte Hand aus und legte sie an ihre Brust - und
sagte: Es ist nicht das Richtige für einen Mann, der Gott mit seinem Mund segnet, den lebendigen
Gott anbetet, und isst das gesegnete Brot des Lebens, und trinkt den Becher der Unsterblichkeit
gesegnet, und ist mit der gesegneten Salbung gesalbt, dass er sich vereinige mit einer Frau, die mit
ihrem Mund segnet tote und stummen Götzen, und isst von ihrem Tisch das Brot der Angst, bringt
Getränke ihrer Trankopfer mit dem Becher des Verrats dar, und ist mit der Salbung der Zerstörung
gesalbt. Ein Mann, der Gott verehrt, wird seine Mutter und seine Schwester küssen, die von seinem
eigenen Volk sind, und die Frau, die sein Sofa teilt, ist die, die mit ihrem Munde segnet den
lebendigen Gott! So ist es nicht das Richtige für eine Frau, die Gott anbetet, einen fremden Mann zu
küssen, denn das ist ein Gräuel in den Augen Gottes. Und als Aseneth gehört hatte, was Josef sagte,
war sie sehr beunruhigt und weinte laut, und sie fixierte den Blick auf Josef, und ihre Augen füllten
sich mit Tränen. Und Josef sah es, und sein Herz ging zu ihr über. Denn Josef war weichherzig und
mitfühlend und fürchtete den Herrn. Und er hob seine rechte Hand über den Kopf und betete:
IX
Und Aseneth wurde mit Freude von Josefs Segen erfüllt, und sie ging in Hast zu ihrem Stockwerk
an der Spitze und fiel auf das Sofa erschöpft, denn sie fühlte sich nicht nur glücklich, sondern auch
aufgewühlt und sehr erschrocken; und sie war in Schweiß gebadet von dem Moment an, als sie
Josef sprechen hörte, sie im Namen des Höchsten Gottes zu segnen. Und sie weinte bitterlich, und
sie bereute, dass sie ihre Götter und Göttinnen zu verehren pflegte, und sie wartete auf den Abend.
Und Josef aß und trank, und er sprach zu seinen Knechten: Spannt die Pferde vor den Wagen. Denn,
sagte er: Ich muss fahren und gehen durch die ganze Stadt und den ganzen Landkreis. Und
Pentephres sagte zu Josef: Bleib hier die Nacht, mein Herr, und morgen gehe deines Weges. Und
Josef sagte: Nein, ich muss los! Nun, denn dies ist der Tag, da Gott sein Werk begann: In acht Tagen
will ich wieder kommen und hier bleiben dann die Nacht mit dir.
Dann gingen Pentephres und seine Verwandten weg, zu ihrem Anwesen. Und Aseneth wurde allein
gelassen mit den Jungfrauen, und sie war lustlos und weinte bis zum Sonnenuntergang: Sie aß kein
Brot und trank kein Wasser, und während alle schliefen, war sie allein wach. Und sie öffnete die Tür
und trat in das Tor, und sie fand die Pförtnerin schlafend mit ihren Kindern. Und Aseneth nahm
schnell den Vorhang von der Tür, und sie füllte ihn mit Asche und brachte ihn zum obersten
Stockwerk und legte ihn auf den Boden. Und sie sicherte die Tür und befestigte sie mit einer
Eisenstange von der Seite, und sie stöhnte laut und weinte. Und die Jungfrau, die Aseneth liebte vor
allen Jungfrauen, hörte ihre Herrin stöhnen, und sie weckte die anderen Jungfrauen und kam und
fand die Tür zu. Und sie hörte Aseneth stöhnen und weinen und sagte: Warum bist du so traurig,
meine huldvolle Dame? Was ist es, das dich beunruhigt? Öffne die Tür für uns, so dass wir dich
sehen. Und Aseneth sprach zu ihnen von innen: Ich habe heftige Kopfschmerzen und liege auf
meinem Bett, mich auszuruhen, und ich habe keine Kraft mehr, euch jetzt zu öffnen, denn ich bin
völlig erschöpft, sondern gehe jede von euch in ihr Zimmer. Aseneth stand auf und öffnete die Tür
leise und ging in ihr zweites Zimmer, wo ihre Schatz-Truhen und der Putz für ihre Zierde waren,
und sie öffnete ihre Garderobe und nahm eine schwarze Tunika heraus. Das war ihre Trauer-Tunika,
die sie zur Trauer getragen hatte, als ihr ältester Bruder gestorben war. Und Aseneth zog ihre
königliche Robe an und löste ihren goldenen Gürtel und band ein Seil um ihre Taille stattdessen,
und sie nahm ihr Diadem vom Kopf und die Armbänder von den Händen. Und sie nahm ihr bestes
Gewand, so wie es war, und warf es aus dem Fenster, für die Armen. Und sie nahm all ihre
unzähligen goldenen und silbernen Götter und Göttinnen und brach sie in kleine Stücke und warf
sie aus dem Fenster für die Armen und Bedürftigen. Und Aseneth nahm ihr königliches Abendessen,
auch die gemästeten Tiere und die Fische und das Fleisch, und alle Opfer ihrer Götter und
Göttinnen, und die Weingefäße für ihre Trankopfer, und sie warf alles aus dem Fenster, als Futter
für die Hunde. Und danach nahm sie die Asche und schüttete sie auf den Boden. Und sie nahm Sack
und wickelte ihn um ihre Taille, und sie entfernte die Spange aus ihrem Haar und besprengte sich
selbst mit Asche, und sie fiel in die Asche. Und sie schlug sich an ihre Brust immer wieder mit ihren
zwei Händen und weinte bitterlich und stöhnte die ganze Nacht bis zum Morgen. Und am Morgen
stand Aseneth auf und sah, und siehe, die Asche unter ihr war wie Schlamm, wegen ihrer Tränen.
Und wieder fiel Aseneth auf ihr Gesicht, in die Asche, bis zum Sonnenuntergang. Und so tat
Aseneth sieben Tage lang, und sie schmeckte weder Essen noch Trinken.
XI
Und es geschah am achten Tag, da Aseneth sah auf von dem Boden, wo sie lag, denn es drohten
ihrer Glieder zu sterben als Folge ihrer großen Leiden.
XII
Und sie streckte ihre Hände aus nach Osten, und ihre Augen blickten zum Himmel auf, und sie
betete:
Zu dir, o Herr, wende ich mein Flehen, und zu dir rufe ich: Befreie mich von meinen Verfolgern,
denn zu dir bin ich geflohen, wie ein Kind zu seiner Mutter. Und du, Herr, strecke deine Hände aus
über mich, wie ein Vater, der seine Kinder liebt und ist zärtlich liebevoll, und reiße mich aus der
Hand meiner Feinde. Denn siehe, mich verfolgt der wilden Urwelt Löwe, und seine Kinder sind die
Götter und Göttinnen der Ägypter, die ich aufgegeben und zerstört habe, ihr Vater, der Teufel,
versucht, mich zu verschlingen. Aber du, Herr, rette mich aus seiner Hand. Und rette mich aus
seinem Rachen, damit er mich nicht schnappe wie ein Wolf und reiße mich und werfe mich in den
Abgrund des Feuers und in das sturmbewegte Meer; und lass nicht das große Meer-Monster mich
verschlingen. Rette mich, Herr, verlassen wie ich bin, denn mein Vater und meine Mutter
verweigern sich mir, weil ich zerstört und zertrümmert habe ihre goldenen Götter, und ich habe
keine andere Hoffnung außer in dir, o Herr, denn du bist der Vater der Waisen und der Helfer der
Verfolgten, und du bist die Hilfe derer, die unterdrückt werden.
Da erinnerte Abraxas
Wieder sich an jenes Siegel.
Und er las in jener Schrift:
Siehe, ein Mysterium
O du Liebesgöttin Ishtar,
Offenbare mir die Kunst,
Wie man reise durch die Zeit,
Du bist ewig, Liebesgöttin!
Epilog
ERSTES KAPITEL
DIE WEISHEIT DAVIDS
Und Gott gab ihm die Herrschaft und die Weisheit, und er lehrte ihn, was er wollte.
In den Geschichten des Alten Testaments ist vom Propheten Salomo oft als von Salomo dem
Weisen die Rede; im Islam sind alle Propheten dafür bekannt, dass sie außerordentliches Wissen
besaßen. Tatsächlich bedeutet das arabische Wort Hikmah Weisheit, gutes Urteilsvermögen und die
Fähigkeit, die Angelegenheiten des Volkes zu regeln und gerecht mit ihnen umzugehen. Gott
bereitet den Charakter aller seiner Propheten vor und formt ihn, aber beide, David und sein Sohn
Salomo, waren dafür bekannt, dass sie außergewöhnlich weise Männer gewesen sind. Salomo
zeigte bereits in jungen Jahren Weisheit und beriet sogar seinen Vater, aber der Prophet David hatte
sein Erwachsenwerden damit verbracht, Kenntnisse und Lebenserfahrungen zu sammeln. Gott
lenkte den Lauf ihrer Leben. David machte Fehler, aber er lernte aus ihnen.
Obwohl David einen tatenreichen Lebenswandel hatte, fand er immer Zeit zur Besinnung
und zum Beten. Jeden Tag verbrachte er einige Zeit in einem abgeschiedenen Bereich, gedachte
Gottes, lobte und pries Gott und sprach Bittgebete. Davids Soldaten bewachten die Gegend, aber an
einem bestimmten Tag tauchten wie aus dem Nichts zwei Männer auf. David war über ihr
Erscheinen schockiert. Er zog sich erschrocken zurück, aber die Männer sprachen ruhig und
beruhigten David; sie erklärten, dass sie Fragesteller wären, die ein Urteil suchten.
Ist die Geschichte von den Streitenden auch zu dir gelangt? Wie sie über die Mauer seines
Gebetsgemachs kletterten und wie sie bei David eindrangen und er sich vor ihnen fürchtete? Sie
sagten: Fürchte dich nicht. Wir sind zwei Streitende, von denen einer sich gegen den anderen
vergangen hat; richte darum in Gerechtigkeit zwischen uns und handle nicht ungerecht und leite uns
auf dem schmalen Weg.
Die beiden standen vor David und einer stellte seinen Fall vor. David war schockiert wegen
dem, was ein eindeutiger Fall von Unterdrückung des einen durch den anderen war. Er traf schnell
eine Entscheidung und genauso schnell verschwanden die beiden Männer wieder. In diesem
Moment wurde David klar, dass die beiden Männer Engel gewesen waren, die Gott gesandt hatte,
um ihm zu prüfen, und dass er in der Prüfung versagt hatte. Er warf sich auf den Boden und bat
Gott um Vergebung für sein voreiliges Urteil. David verstand nun, dass er nicht beide Seiten der
Geschichte angehört hatte. Er hatte ein Urteil gefällt mit lediglich der Hälfte der nötigen
Informationen. Groß war Davids Mangel an Geduld und seine Impulsivität, aber er wandte sich
Gott in Reue zu.
Dieser ist mein Bruder; er hat neunundneunzig Mutterschafe, und ich habe ein einziges
Mutterschaf. Dennoch sagte er: Übergib es mir, und hat mich in der Rede überwunden. David sagte,
ohne den anderen anzuhören: Wahrlich, er hat ein Unrecht an dir verübt, als er dein Mutterschaf zu
seinen eigenen Mutterschafen hinzu verlangte. Und gewiss, viele Teilhaber vergehen sich
gegeneinander; nur die sind davon ausgenommen, die glauben und gute Werke tun; und das sind
wenige. Und David merkte, dass Gott ihn auf die Probe gestellt hatte; also bat er seinen Herrn um
Verzeihung und fiel betend nieder und bekehrte sich. Darum vergab ihm Gott; und wahrlich, er
hatte nahen Zutritt zu Gott und eine herrliche Einkehr bei Gott.
David hat aus dieser Erfahrung eine wichtige Lehre gezogen. Er lernte, dass, wenn man ein
gutes Rechtsurteil fällen will, man alle Informationen dazu einholen muss, die erreichbar sind. Er
erkannte ebenfalls die Bedeutsamkeit, seine Sünden und Fehler zu erkennen und Gott um
Vergebung zu bitten. Gott hat David Wissen gewährt, und er gab ihm Lebenserfahrungen, die
seinen Charakter formen und gestalten sollten. David lernte aus seinem Fehler und wurde ein
besserer Mensch.
Gott sandte die Engel, um David über Gerechtigkeit zu belehren und er belohnte David für
seine Reue. Gott gewährte David al-Hikmah (Chochmah, die Weisheit) und ernannte ihn zum
König über die Kinder Israels mit weisem Verstand und einem weiten Herzen.
O David, Gott hat dich zu einem Stellvertreter auf Erden gemacht; richte darum zwischen
den Menschen in Gerechtigkeit, und folge nicht deinen persönlichen Neigungen, damit sie dich
nicht vom Wege Gottes abirren lassen. Wahrlich, jenen, die von Gottes Weg abirren, wird eine
strenge Strafe zuteil werden, weil sie den Tag der Abrechnung vergaßen.
Davids Sohn Salomo war intelligent und weise, schon als Kind. David saß eines Tages da
und löste die Probleme seines Volkes, als zwei Männer zu ihm kamen, von denen einer ein Feld
besaß, und sie stellten sich ihm vor. Der Besitzer des Feldes sagte: O Prophet! Die Schafe dieses
Mannes kamen in der Nacht zu meinem Feld und haben die ganzen Trauben gefressen, und ich bin
gekommen, um einen Ausgleich zu fordern. David fragte den Besitzer der Schafe: Ist dies wahr?
Als dieser das bejahte, sagte David: Ich habe entschieden, dass du ihm zum Ausgleich für das Feld
ein Schaf geben sollst.
Salomo vertrat eine andere Meinung. Er schlug vor, dass der Besitzer des Schafs das Feld
übernehmen und kultivieren sollte, bis die Trauben wachsen, während der andere Mann die Schafe
nehmen und deren Wolle und Milch nutzen sollten, bis sein Feld wiederhergestellt ist. Wenn die
Trauben wachsen und das Feld in seinen früheren Zustand zurückkehrt, dann sollte der Eigentümer
des Feldes es wieder nehmen und die Schafe ihrem Besitzer zurückgeben. David nahm den weisen
Rat seines Sohnes an und deshalb trug Salomo von jungen Jahren an den Titel Salomo der Weise.
Allerdings war das nicht der einzige Titel, unter dem man Salomo in der Geschichte kannte. Er war
auch als Salomo der Große bekannt. Als er das Reich seines Vaters übernahm, führte Salomo die
Kinder Israels in das Goldene Zeitalter.
ZWEITES KAPITEL
SALOMO
Dies ist die Geschichte von König Salomo und der Königin von Saba. Viele Menschen sind von der
Tatsache fasziniert, dass die Figuren und die Geschichte im Koran denen in der Bibel ähneln.
Allerdings unterscheidet sich die islamische Perspektive in einigen grundlegenden Dingen.
Salomo war sowohl Prophet als auch König. Seine Aufgabe als Prophet Gottes bestand
darin, die Botschaft von dem Einen Gott zu verbreiten. Er hielt auch die Gesetze Gottes aufrecht,
und als König führte er die Kinder Israels in ein Goldenes Zeitalter des Wohlstandes und
Reichtums.
Salomos Königtum und sein Heer waren unvergleichlich. Sein Heer bestand aus
Bataillonen von Männern, Truppen von Dschinn und sogar Geschwadern von Vögeln. Salomo war
in der Lage, mit den Vögeln zu kommunizieren, die Dschinn zu kontrollieren und von den Männern
Respekt und Loyalität zu verlangen. Er marschierte mit einer riesigen Armee, von der angenommen
wird, dass sie aus Hundertausenden bestand, durch sein Reich.
Muslime glauben, dass die Heilige Moschee in Jerusalem von König Salomo wieder aufgebaut oder
erweitert worden war. Gemäß der islamischen Geschichte hat der Prophet Jakob die Moschee
ungefähr vierzig Jahre, nachdem sein Großvater Abraham das Haus Gottes in Mekka erbaut hatte,
errichtet.
Nachdem er sein Königreich mit Jerusalem als Hauptstadt gefestigt hatte, marschierten
Salomo und sein Heer in Richtung eines Gebiets, das als Saba bekannt war. Der Regen fiel in
diesem Gebiet nur in manchen Jahreszeiten; deshalb hatten die Menschen Dämme und
Bewässerungssysteme konstruiert. Das unfruchtbare Land war zu weiten Gärten und fruchtbaren
Ebenen verändert worden. Nachdem er von diesem üppigen Grün erfahren hatte, wollte Salomo
diese Veränderung selbst sehen.
Die Bataillonen marschierten voran und kamen zu einem Tal, in dem Ameisen lebten. Eine
der kleinen Ameisen sah, wie sich die riesige Armee näherte und schrie auf: O ihr Ameisen, geht in
eure Wohnungen hinein, damit euch Salomo und seine Heerscharen nicht zertreten, ohne dass sie es
merken. Salomo verstand die Sprache der Ameisen und lächelte zufrieden darüber, dass die Ameise
wusste, dass er es nicht gestatten würde, dass ein Volk von Ameisen absichtlich zermalmt würde.
Salomo war Gott ergeben, und er dankte ihm dafür, dass er den Ameisen das Leben gerettet hatte.
Er war kein tyrannischer König, der mit eiserner Faust über sein Reich herrschte; Salomo
behandelte alle Geschöpfe Gottes respektvoll.
Nach der Begegnung mit der Ameise inspizierte Salomo sein Heer, und er stellte fest, dass
ein bestimmter Vogel in den Reihen fehlte. Er erkundigte sich nach dem Aufenthaltsort des
Wiedehopfs, und er war entschlossen, den Vogel für seine Abwesenheit zu bestrafen. Der
Wiedehopf war ein Vogel, der in der Lage war, unterirdische Wasserwege zu entdecken, und König
Salomo war besonders daran interessiert, zu erfahren, wie und warum die Ebenen von Saba so
üppig und fruchtbar geworden waren. Innerhalb kurzer Zeit kam der Wiedehopf zurück, wandte
sich an König Salomo und sagte:
Ich habe eine Erfahrung gemacht, die du nicht gemacht hast; und ich bin aus Saba mit
sicherer Nachricht zu dir gekommen. Dort fand ich eine Frau, die über sie herrscht, und ihr ist alles
beschert worden, und sie besitzt einen großartigen Thron. Ich fand sie und ihr Volk die Sonne statt
Gott anbeten; und Satan hat ihnen ihre Werke ausgeschmückt und hat sie vom Weg Gottes
abgehalten, so dass sie dem Weg nicht folgen.
Der Wiedehopf diente und gehorchte Gott mit wahrhaftiger Unterwürfigkeit. Der Vogel
erklär