APHRODITE
ERSTER GESANG
ZWEITER GESANG
DRITTER GESANG
VIERTER GESANG
FÜNFTER GESANG
SECHSTER GESANG
SIEBENTER GESANG
ACHTER GESANG
NEUNTER GESANG
ZEHNTER GESANG
ELFTER GESANG
ZWÖLFTER GESANG
ODE AN APHRODITE
ERSTER TEIL
ERSTER GESANG
Als der König der Götter Zeus noch ein Jüngling gewesen,
Unverheiratet war, da nahm er die eigene Schwester
Hera für die voreheliche Unzucht der Wollust.
Dieser Unzucht und dazu noch inzestuösen Verbindung
Ist entsprungen der Arbeitergott Hephästos, der Bastard.
Zeus aber machte Hephästos zu einem Kunsthandwerksmeister.
Hera aber verabscheute diesen hässlichen Bastard,
Ja, die Mutter warf den eigenen Sohn vom Olympos!
Aber die Meeresgöttin Thetis erbarmte sich seiner,
Zog ihn auf. Er lernte sein Kunsthandwerk, schuf seine Werke,
Um der grimmigen Mutter, der lilienarmigen Hera,
Zu beweisen, dass er wieder mit der Mutter versöhnt war,
Schickte er ein Kunstwerk zur Mutter auf dem Olympus,
Einen Götterthron für die lilienarmige Hera.
Zeus Gemahlin, die Mutter Hera, saß in dem Throne,
Aber sie konnte sich nicht mehr erheben vom heiligen Throne,
Denn Hephästos bannte sie mit magischen Künsten.
Hera schickte Dionysos vom Olympus zur Erde,
Ihren Sohn Hephästos zu holen, dass er sie befreie.
Zeus Sohn und der Semele Sohn Dionysos brachte
Heras Bastard Hephästos einen riesigen Weinschlauch.
Doch Hephästos war ein nüchterner Trinker von Wasser,
Aber Dionysos sagte: Künstler, mach einen Becher,
Breit und wohlgerundet, draus sollst du schlürfen vom Weine,
Aber zuvor sollst du mit deiner Nase schnuppern den Weinduft,
Dann benetze dir der Wein umschmeichelnd die Zunge,
Mit den Geschmacksknospen deines Gaumens schmecke den Rotwein,
Den ich dir besorgt hab aus dem keltischen Gallien.
Kurz, Hephästos war betrunken, er vertrug ja den Wein nicht.
Ha, Dionysos lachte über den Trinker von Wasser,
Aber er legte den Bastard Hephästos schlafend in seinen
Wagen, der gezogen ward von samtschwarzen Panthern,
Ward begleitet von eleganten Raubkatzenweibchen,
Sturzbetrunken Silen ritt auf dem brüllenden Esel,
Auf dem brüllenden Eselshengste mit starrendem Gliede.
Zu den Trommeln und Zymbeln und Triangeln tanzten Mänaden,
Ließen die langen Locken wallen und hüpfen die Brüste,
Schwenkten lasziv die Becken und ließen sie kreisen im Bauchtanz.
So kam der Bastard Hephästos zu den olympischen Göttern.
Vater Zeus begrüßte den Bastard, die Frucht seiner Sünde:
Nun befreie die Mutter, die lilienarmige Hera,
Fordere dann was du willst und sei es ein Himmel voll Nymphen!
Aber Hephästos sah die unvermählte Cythere,
Sagte: O Zeus, gib mir die unvermählte Cythere,
Will sie doch kein andrer von den Himmlischen haben,
Nehm ich sie notgedrungen zum rechtlichen Ehevertrage.
Aber Hephästos erfüllte nicht die ehlichen Pflichten.
Nun war Hephästos tagsüber immer am Arbeitsplatz fleißig,
Aber Aphrodite langweilte sich in der Muße,
In dem ewigen Müßiggang kam sie auf den Gedanken,
Ares zu besuchen. Sie trat in des Göttlichen Kammer.
Ares sah, und siehe, Aphrodite begossen
Schien von göttlichem Glanz der überhimmlischen Schönheit!
Ares war entzückt von der göttlichen Schönheit der Venus,
Er erhob sich vom Bett und sagte: Kypris, ach Kypris!
Sie berührte mit der Rechten zärtlich des Gottes
Hüfte und sagte: Komm und folge mir, herrlicher Ares!
Drunten in Südgriechenland ist ein Pinienwäldchen,
Laß uns dort spazieren gehen, Freund und Geliebter!
Also gingen sie im südgriechischen Pinienwalde
Lachend spazieren. Eichhörnchen leckten Pinienzapfen.
In die grüne Wildnis fiel Feuer der südlichen Sonne.
Venus trug ein rosenrotes Kleidchen, ein kurzes,
Knapp die weißen straffen Oberschenkel bedeckend,
Unbedeckt die Arme, die muskulösen und schönen,
Auch die Brüste waren nur halbbedeckt von dem Kleidchen,
Milchweiß quollen die prallen Brüste der göttlichen Venus
Aus dem feurigen Kleidchen. Und Ares riss es herunter,
Zog der Venus das rosa Unterhöschen herunter!
Willig betete Venus sich im Waldboden, lockend
Zog sie Ares herunter und lustvoll machten sie Liebe!
Aphrodite war ja Erfinderin der Künste der Liebe,
Alle Stellungen kannte sie des lustvollen Spieles.
Und der verfeinerten Wollust Meisterin ließ ihre Zunge
Spielen mit der zuckenden Zunge des göttlichen Mannes.
Aber vom südgriechischen Himmel, der Sonne des Südens,
Schaute Helios, schaute voyeuristisch die Sonne,
Sah die ehebrecherischen Liebenden buhlen,
Wie sie es tagsüber trieben unter offenem Himmel.
Helios sagte es gleich Hephästos. Am Arbeitsplatz rauchte
Zornig Hephästos der Bastard und schmiedete Pläne der Rache.
Sahest du schon mein olympisches Schlafzimmer, göttlicher Ares?
Venus öffnete ihre Pforte zum Schlafzimmer. Siehe,
Mein Geliebter, die Weihegaben all meiner frommen
Anbeter, dort aus Kristall gebildet ein schwebendes Nymphchen,
In den Händen haltend ein Herz voll feuriger Flammen,
Dort von Apelles gemalt das Bild der Meerschaumgebornen,
Dort von Praxiteles schön geformt die knidische Venus,
Dort Idole, ein Chor von tanzenden Bacchus-Mänaden,
Dort ein Alabasterflakon voll kostbarer Narde,
Mehr als dreihundert Denare wert die kostbare Narde,
Eine Weihegabe vom fernen Tyrus und Sidon.
Ares sagte: Ach wie duftet dein Kissen, o Venus!
Dabei steckte Ares schnuppernd die Nase ins Kissen.
Schon lag Aphrodite unter der Bettdecke nackend,
Nur ihre langen schwarzen Haare flossen aufs Kissen.
Wieder brachen Ares und Aphrodite die Ehe!
Schweißtropfen perlten auf der Haut der nackenden Venus.
Aber wie ein Spinnennetz der grässlichen Spinne
(Venus hasste über alle Maßen die Spinnen),
Wie ein goldenes Spinnennetz überzog sie ein Kunstwerk
Von Hephästos Hand, unsichtbare Fäden versponnen,
Übersponnen klebrig die nackenden Körper von Venus
Und von Ares, der lag noch zwischen den Schenkeln der Venus,
Venus spreizte noch immer ihre göttlichen Schenkel,
Als Hephästos hereintrat und alle olympischen Götter,
Und die Götter lachten ihr olympisches Lachen!
Rachegesättigt löste Hephästos das Spinnennetz, goldne
Fäden entwirrte der Ehmann, die nackte Venus entschlüpfte.
Sie bestieg den Chariot-Wagen, gezogen von Tauben,
Fuhr nach Paphos, Altpaphos oder Neupaphos. Venus
Badete in der Fontana Amorosa, der Quelle,
Nackend stand sie im Bade. Von oben Wasserkaskaden
Überfluteten Aphrodites nackenden Körper.
Junge reizende Grazien salbten mit Öl von dem Ölbaum
Aphrodites nackenden Körper und kleideten Venus
Kurz und knapp mit einem schneeweißen seidenen Hemdchen.
Jetzt war Aphrodite wieder Jungfrau geworden,
Mit intaktem Hymen wieder jungfräuliche Göttin!
Nun, Hephästos ließ sich scheiden. Zeus gab Hephästos
Eine andere Frau, die junge Charis Aglaja.
Ares und Aphrodite aber liebten sich weiter
Wie ein Freund die Freundin liebt in geistiger Freundschaft,
Wie ein Bruder die Schwester liebt in herzlicher Liebe.
Ares aber, von Aphrodite eingeweiht in der
Liebe Mysterien, in den verfeinerten Künsten der Wollust,
Konnte sich nicht lösen von der Begierde, suchte Vergnügen
Und die Genüsse der Lust und der sinnlichen Liebe.
Eines Tages der Ewigkeit schaute im Strahlen des Lichtes
Der begierige Gott das junge Mädchen Aurora.
O wie schien sie ihm schön, das reizende Mädchen Aurora!
Vierzehn Jahre jung war das Fräuleinwunder voll Liebreiz,
Rotblond ihre Locken, die fielen auf schneeweiße Schultern,
Weiß und rund wie ein Opferbrot war das Antlitz der Jungfrau,
Purpurrot geschminkt die lachenden kusslichen Lippen,
Stand sie vor ihm im Hemdchen, mit weißen nackenden Armen,
Stand sie vor ihm im Röckchen, die Oberschenkel noch nackend,
Lachte ihn an mit dunkelroten kusslichen Lippen:
Herr Gott Ares, mein Nachbar in der olympischen Wohnung,
Wie Sie mich anschaun mit Begierde in hungrigen Blicken!
Himmlisches Mädchen, stöhnte Ares, laß dich erkennen!
Eos, das Mädchen, führte ihn ins Schlafzimmer. Schwatzend
Spielten Nymphensittiche in dem Käfig und lärmten.
Eos lag in dem Bett, lag unter der Bettdecke nackend,
Eos streckte ihren nackten Rosenarm Ares entgegen,
Eos zog ihn und Ares sank in Auroras Umarmung.
Ja, der Gott beschlief das vierzehnjährige Mädchen,
Aber er beichtete dies in den nächsten Tagen der Venus.
Ah, wie rasend eifersüchtig war da die Göttin
Venus, wie ein Skorpion, wie eine Furie raste
Aphrodite und fluchte mit schwarzen magischen Sprüchen:
Vierzehnjähriges Flittchen! Ich hexe dir in den Körper
Unlöschbare sexuelle Begierde und Geilheit!
Vierzehnjähriges Luder! Nymphomanin des Himmels
Sollst du sein, kein Mann kann dich befriedigen jemals!
Aber als der Frühling wiederkehrte im Himmel,
Da versöhnten sich wieder Aphrodite und Ares.
DRITTER GESANG
ZWEITER ZEIL
ERSTER GESANG
So Gewaltiges erschaffen
Hat der Genius des Künstlers,
Daß die spröde Marmorgöttin
Ist lebendig und elastisch.
ZWEITER GESANG
O Kallipigos, o Göttin
Venus mit dem schönen Hintern,
Deine Marmorstatue schau ich
Mit Bewundrung und Entzücken!
DRITTER GESANG
VIERTER GESANG
So Praxiteles erblickte
Göttin Knidia, die Nackte,
Schuf die nackte Marmorgöttin,
Jeder kann sie nun erblicken,
O Praxiteles, du Meister,
Wo hast du mich nackt gesehen?
Doch Praxiteles sah Kypris
Niemals gänzlich nackt in Wahrheit,
FÜNFTER GESANG
O Praxiteles, gestehe,
Phryne hat Modell gestanden
Für die nackte Marmorgöttin
Knidia voll Liebesreizen.
SECHSTER GESANG
SIEBENTER GESANG
Fünfzehnhundertdrei erbaute
Man die Belvedere-Villa.
Papa Julius der Zweite
Und sein Architekt Bramante
Vividarium Veneris!
Diese schöne Venus felix
Folgte Knidia, ihr ähnlich.
Amor stand an ihrer Seite.
Fünfzehnhundertvierzig schufen
Eine Knidia zwei Künstler
Für den König der Franzosen.
Fontainebleau sah diese Venus!
Siebzehnhundertachtundzwanzig
Hatten Sohn und Vater, Briten,
Die französische Cythere
Als die Knidia erachtet.
Diese Belvedere-Venus,
Nicht die Medici-Cythere
Und auch nicht die Venus felix,
Sei die Knidia, die wahre.
Siebzehnhunderteinundachtzig
Schenkte nun der Mann Colona
Papa Pius eine Venus.
Jenem Siebten Pius schenkte
APHRODITE IN FLAMMEN
Eine Komödie
ERSTE SZENE
HOMER
Nun bin ich fünfzig Jahre alt,
Der Tod naht mir mit Machtgewalt,
Doch wen die jungen Götter lieben,
So steht es in der Schrift geschrieben,
Den lassen sie auch jung versterben
Und das Elysium ererben.
Das Alter ist ein grauer Mann,
Er klopft ganz ungelegen an
Und stört mich in der schönen Muße
Und ruft zu Reue auf und Buße.
Nun, den Geburtstag soll ich feiern,
Soll stimmen meine goldnen Leiern
Und Hymnen singen für den Tag,
Da ich geboren ward. Ich mag
Es meiner Mutter gar nicht sagen,
Doch muß ich diesen Tag beklagen:
Weh, Mutter, dass du mich geboren,
Der in der blinden Welt verloren
Als Götterseher unter Blinden,
Um nichts als Jammernot zu finden!
Doch Aphrodite ist gesellig,
Sie feiert mich. Doch unterschwellig
Sie feiert selber sich und will,
Daß ich nicht einsam bin und still,
Daß ich bereite in dem Neste
Die Fröhlichkeit von einem Feste.
Daß Aphrodite auf der Szene
Nicht einsam ist, kommt auch Athene,
Der Aphrodite Busenfreundin
Und meine schlimmste Minnefeindin.
Der fromme Dichter soll nicht lästern,
Die beiden schönen Himmelsschwestern
Schon zwanzig Jahre mich ergötzen.
Sie fingen an als junge Metzen,
Nun sind sie fromme alte Nonnen
Und keusch wie heilige Madonnen.
Doch Aphrodite eifersüchtig
Betrachtet, wenn Athene züchtig
Mich reißt zu Leidenschaften hin,
Der klug ich wie Odysseus bin
Und bet zum Strahlenaug Athene
Und weine Träne über Träne
Vor Liebessehnsucht jede Nacht.
Doch Aphrodite gerne lacht.
Jetzt aber sag ich ein Geheimnis,
Jetzt ohne weiteres Versäumnis
Erwart ich das Geburtstagsfest,
Weil sich was Neues sehen lässt.
Das Neue aber ist das Alte.
In meiner Jugend in dem Walde,
Da liebte ich das keusche Reh,
Die Hindin, die so weiß wie Schnee,
Mondgöttin in der Finsternis,
Die Jugendliebe Artemis!
Und Artemis schrieb einen Brief
Mit Liebesworten schön und tief,
Sie wolle wieder mich besuchen
Und mit mir kosten Feigenkuchen
Und über alte Zeiten plaudern.
Ihr Musen, mich befällt ein Schaudern!
Wenn Artemis tritt auf die Szene,
Vergleichen will ich sie Athene.
In meiner Kammer stillem Saal
Schau meiner Jugend Ideal
Beim Ideale meines Alters
Ich sitzen. Saiten meines Psalters,
Wen werdet ihr dann rühmen, loben?
Wem werden meine Sinne toben?
Ach, Artemis in ihrer Jugend
War Jungfraungöttin voller Tugend,
Und Aphrodite an der Küste
Wild schüttelte die großen Brüste,
Athene aber in Hesperien
Mich unterwies in den Mysterien.
Drei Göttinnen, o welche Pein,
Sie sollten alle Eine sein!
Wie Artemis sie sollte schreiten
Und keusch wie eine Hindin gleiten,
Wie Aphrodite sollt sie lachen
Und lauter liebe Sachen machen
Und sollte wie Athene reden
Nur von Elysium und Eden.
Ich bin ganz aufgeregt, ihr Musen,
Ich bräuchte Aphrodites Busen,
Den völlig aufgewühlten Willen
An Aphrodites Brust zu stillen!
Daß nach der Todesfinsternis
Ich wieder sehn soll Artemis!
Jedoch, es klingelt an dem Tor,
Die Aphrodite steht davor,
Die Göttin mit dem schönen Hintern,
Sie kommt mit ihren lieben Kindern.
ZWEITE SZENE
(Homer, die fünfzigjährige Aphrodite, mit ihrem Sohn, dem zehnjährigen Apoll,
und den sechsjährigen Zwillingen Eros und Anteros. Eros und Anteros treten fröhlich lärmend in
Homeros Eremitenzelle.)
APHRODITE
Viel Liebeswonne und viel Segen,
Mein Schatz, auf allen deinen Wegen!
HOMER
Was schenkst du mir zum Jammertag?
APHRODITE
Was du dir wünschst, mein Liebling, sag!
HOMER
O, einmal möcht ich dich noch küssen!
Wie schwer, die Küsse zu vermissen!
APHRODITE
Hier auf die weiche Pfirsichwange
Bei meiner braunen Lockenschlange?
HOMER
Nein, Aphrodite, auf die Lippen!
Und nicht nur so am Mündchen nippen!
Nein, heiße Küsse sollen taugen,
Den Saft mir aus dem Mark zu saugen!
(Aphrodite küsst Homeros.)
APHRODITE
Nun, meine vielgeliebten Kinder,
Homeros ist ein Überwinder,
Er war im weltlichen Theater
Euch wie ein lieber Herzensvater!
Kommt, fasst euch an den Patschehändchen,
Bringt Väterchen Homer ein Ständchen!
DIE KINDER
(singen)
Wie schön, dass du geboren bist,
Wir hätten dich sonst sehr vermisst!
APOLL
Homer, die vielen Bücher da
Hast du gelesen, Vater, ja?
HOMER
Hab viele Bücher schon gehabt
Von schlechten Dichtern unbegabt
Und auch von trefflichen Poeten,
Von Musenpriestern und Propheten!
Wenn ich sie alle heut noch hätte,
Sie reichten mir zu meinem Bette,
Ich fände dann in meinem Stübchen
Doch keinen Platz mehr für ein Liebchen!
EROS
Wann darf ich wieder bei dir schlafen?
Mein Schiff will in den Heimathafen!
Man nennt mich Schelm und Schalk und Bube,
Wohl ist mir nur in deiner Stube!
APOLL
Ja, in der Stube ungelüftet
Es stets nach Süßigkeiten düftet!
ANTEROS
Was machst du mit den vielen Flaschen?
Hast du was Leckeres zu naschen?
HOMER
Für Aphrodite Feigenkuchen
Und auch noch zwei Rosinenkuchen.
APHORODITE
Ein Feigenkuchen, welche Lust!
Wie hüpft das Herz mir in der Brust!
Und zwei Rosinenkuchen auch!
Ein Falter flattert mir im Bauch!
APOLL
Komm, Eros, zu der Spielzeugkiste!
EROS
Erst, wenn mich mein Homeros küsste!
APOLL
Anteros, komm, wir wollen spielen,
Hier in der Spielzeugkiste wühlen.
EROS
Ich bin der süße Knabe Eros
Und du mein Väterchen Homeros,
Ich will auf deinem Schoße sitzen,
Mit Blicken dir ins Auge blitzen,
Die Arme schlingen um den Hals
Und küssen will ich jedenfalls
Mit meinen Lippen deine Lippen
Und dann am Apfelnektar nippen.
APHRODITE
Mein Kind, so wahr lebt Jesus Christ,
Du weißt, dass du der Liebling bist
Und dass das Väterchen Homeros
Verliebt ist närrisch in den Eros!
Doch hab Erbarmen mit der Mutter,
Mein Busen ist so weiß wie Butter,
Ich wurde wegen meinem Busen
Auch eine von Homeros Musen,
Als ich noch war die Lustig-Junge!
HOMER
Ja, Schatz, und wegen deiner Zunge!
APHRODITE
Wie, wegen meinem dummen Schwatzen,
Wie, oder wegen meinem Schmatzen?
HOMER
Wie deine Zunge mich liebkost!
Erinnerungen sind mein Trost!
(Es klingelt an der Tür.)
DRITTE SZENE
(Homer, Aphrodite und ihre Kinder, die fünfzigjährige Athene tritt ein.)
ATHENE
Homer, mein Freund, ich wünsch dir Glück!
HOMER
Zum Ungeborensein zurück?
ATHENE
Das Glück steht erst am Ziele, sieh,
Die Ewige Eudämonie
Erwartet dich! Doch überleg:
Das Glück ist dienlich nicht als Weg.
APHRODITE
Suchst das Geheimnis du des Glücks?
Such eine Freundin dir am Styx...
ATHENE
Ach Aphrodite, Busenfreundin,
Du meine schlimmste Herzensfeindin,
Tyrannin aller Himmelsgötter,
Heut hoffentlich ist schönes Wetter,
Ich will spazieren noch durchs Feldchen
Zum stillen schönen Eichenwäldchen.
APHRODITE
Was willst denn du im Walde suchen?
Hier wartet dein der Feigenkuchen!
ATHENE
O, Kuchen! Wie im Paradies!
Die Feige ist doch honigsüß!
APHRODITE
Und schau, Homer, der alte Knilch,
Hat einen Krug voll Ziegenmilch.
ATHENE
Er nennt uns beide: alte Zicken
Und sehnt sich schon nach jungen Ricken!
APHRODITE
Ob alte Zicken, junge Ricken,
Die Männer wollen immer ficken!
HOMER
In meiner Jugend ein Gedicht
Las ich dir vor, da reimt ich schlicht
Der Glocke baumelndes Gebimmel
Auf Gottes Heiterkeit im Himmel.
APHRODITE
Ich reimte: Himmel und Gebimmel,
Ich weiß, Homer, das reimt auf Pimmel.
ATHENE
Er nennt uns auch schon: alte Huren!
Doch wir sind Göttliche Naturen!
Wenn wir uns selber so verachten
Und uns als Tempelhuren achten,
Sind selbst wir an der Schande schuld.
Doch pflegen wir den Ego-Kult
Und lieben selber uns am meisten,
Dann wird uns unser Selbst begeisten,
Dann sind wir Göttinnen im All.
HOMER
Ja, ich bin deine Nachtigall,
Athene, du bist Gottes Rose!
APHRODITE
Und heut kommt auch die Makellose,
Die Jungfraungöttin voller Tugend,
Die Vielgeliebte deiner Jugend,
Die alte Dame Artemis?
HOMER
Sie stürzte mich in Finsternis,
Mein Herzblut sprudelte blutrot,
Da griff nach mir schon Bruder Tod!
ATHENE
O Aphrodite, Stern der Schwestern,
Laß über Artemis uns lästern!
Hast du gesehen je ihr Bild?
Sie lebt ja scheu im Wald und wild.
APHRODITE
Ich sah ihr Bildnis von Apelles,
Das Augenpaar ein mondweiß helles,
Doch, bei dem Mittler und Versöhner,
Ich bin doch wirklich vielmals schöner!
Der Artemis Gesicht ist spitz,
Die Brust kein hüpfend Zwillingskitz,
Die krausen Locken dunkelblond,
Das Antlitz bleich und nicht besonnt.
ATHENE
Homeros, Aphrodites Ex,
Er hatte damals keinen Sex
Mit Artemis in seiner Jugend,
Drum preist er sie als Stern der Tugend.
HOMER
Athene, meine Weisheitsgöttin,
Mein Ideal, ersehnte Gattin!
Schon zwanzig Jahre lieb ich dich
Und widme deinem Dienst mein Ich,
Doch hab ich oftmals mich gesehnt
Und vor Verlangen heiß gestöhnt,
Daß ich dich sehe, neben dir
Frau Artemis in ihrer Zier,
Und dann euch beiden Gnadenreichen
Wollt prüfen ich und streng vergleichen.
APHRODITE
Du betest diese beiden an?
Ich aber liebe dich, mein Mann!
(Es klingelt an der Tür.)
VIERTE SZENE
ARTEMIS
Homer, so lange nicht gesehn
Seit unsrer tollen Jugend schön,
Und doch erkennen wir uns wieder!
Und singst du heut noch deine Lieder?
HOMER
Vorstellen will ich dir die Schwestern,
Die Vögelinnen in den Nestern.
Dort die, um die ich mich bemühte,
Die Liebesgöttin Aphrodite,
Und dort die Quelle mancher Träne,
Die Weisheitskönigin Athene.
APHRODITE
Du also bist die Artemis?
O, bei der Höllenfinsternis,
Weißt du denn auch, dass mich verließ
Homeros in dem Paradies,
In allen Lüsten unsrer Jugend,
Weil er begehrte deine Tugend?
ARTEMIS
Ja, ja, wir waren jung und rein,
Ich aber lud ihn niemals ein,
Er wählte mich zur Auserkornen,
Doch war ich stachlig wie die Dornen,
Er konnte lispeln, lallen, fisteln,
Ich glich den Nesseln und den Disteln,
Homeros aber kennt kein Nein,
Da machte er mir manche Pein,
Da stand er immer vorm Balkon
Bei dem Kastanienpavillon
Und sang dort immer zur Gitarre:
O Artemis, ich harre, harre,
Ich harre bis zu meinem Tod
Und in der letzten Todesnot
Und selber nach dem Tode doch
Lieb ich dich trotzdem immer noch!
So sang der närrische Homeros.
APHRODITE
Worüber lachst du, lieber Eros?
EROS
Ach, diese spitze Hakennase
Der Dame Artemis! Ich rase!
Und diese schmalen, dünnen Lippen,
Die immer schwarzen Tee nur nippen!
ARTEMIS
Homer, woher kommt dieser Bube,
Ja, all die Kinder in der Stube?
HOMER
Ich habe selber keine Kinder,
Doch alle Griechen, alle Inder,
Das ganze irdische Theater
Lieb ich als herzensguter Vater.
Und, Artemis, bist du auch Mutter?
War je dein Busen voll von Butter?
ARTEMIS
Was weißt du denn von meinen Brüsten?
HOMER
Im Bade einst mich tats gelüsten,
Du warst im Badezimmer nackt,
Ganz ein Modell für einen Akt.
ARTEMIS
Wer sollte je mich nackend finden,
Den reih ich in die Schar der Blinden.
APHRODITE
Was tust du dich so züchtig zieren,
Willst du denn keinen Mann verführen?
ARTEMIS
Ach, diese arroganten Männer,
Die einen spielen Alleskönner,
Die andern spielen Müßiggänger
Und Taugenichts und Grillenfänger!
Nein, lieber bleibe ich allein,
Ich bin noch Jungfrau keusch und rein,
Bin selbstbestimmt, ein freies Weib,
Mir ganz allein gehört mein Leib,
Mir ganz allein gehört mein Bauch!
HOMER
Ist alles nichts als eitler Hauch!
Im Alter bist du noch ein Mädchen,
Im Lockenhaar schon Silberfädchen,
Du alte Jungfer Trockenpflaume!
Dich sah ich einst in meinem Traume
Und hielt dich für die Maid Maria
Und für die Hagia Sophia?
APOLL
Komm, lass uns lieber Karten spielen!
Hier die Zentaurenkrieger zielen!
ANTEROS
Ich geb dir dafür Amazonen,
Auch Drachentöter und Äonen!
Laß mich in deine Karten schauen!
EROS
Ich hab drei Kleine Meerjungfrauen!
FÜNFTE SZENE
(Wäldchen vor Homeros Hütte. Artemis und Athene gehen zusammen spazieren.)
ATHENE
Ich hielt es nicht mehr länger aus
In diesem muffig-dumpfen Haus,
Den Besen hat er nie benutzt,
Nie Staub von Büchern abgeputzt.
ARTEMIS
So war er schon in seiner Jugend,
Die Reinheit ist nicht seine Tugend.
ATHENE
Wie war er in der Jugend denn?
Erzähl mir von dem Liebenden!
ARTEMIS
Er betete zu mir, als wäre
Ich Gott! Das ist zuviel der Ehre!
Ich sprach in meinem weißen Rock:
Ich aber habe keinen Bock
Auf deine Leidenschaft der Triebe
Und deine religiöse Liebe!
ATHENE
Hat er dich da in Ruh gelassen?
ARTEMIS
Denk ich daran, muß ich ihn hassen!
Er lagerte vor meiner Türe,
Er streckte tierisch alle Viere
Und bettelnd wie ein Straßenhund
Er schrie: Ich bin am Herzen wund!
O Retterin, du musst mich heilen!
Komm, Vielgeliebte, lass uns eilen!
Wir sind doch schon seit Millionen
Von überhimmlischen Äonen
Zu einem Liebespaar bestimmt!
ATHENE
O, wie mir meine Seele grimmt!
Da werd ich armes Weibchen männlich,
Entzündlich und im Zorne brennlich,
Weil seines Mundes übler Hauch
Zu mir das Gleiche sagte auch!
ARTEMIS
Er predigte auch dir wie Pfaffen,
Du seiest nur für ihn erschaffen?
ATHENE
Bevor die Mutter ihn empfangen,
Wir wären schon vor Gott gegangen
Als Eheleute Hand in Hand,
Vereinigt im Ideenland!
ARTEMIS
Da siehst du seine ganze Narrheit!
Es ist doch wahrlich Gottes Wahrheit
Getreuer als der weise Plato
Und als der Advocate Cato.
ATHENE
Das sind nun meine lieben Leute.
Doch frag ich mich, was das bedeute,
Daß unser Narr noch nach dem Tod
Will schenken mir die Rose rot
Und in Elysium mich freien,
Im Himmel würde ich mich weihen
Schlussendlich seinem Durst der Triebe
Und stillen ihn mit meiner Liebe!
ARTEMIS
Das sagte er ja auch zu mir:
O Jungfrau voll der Zierrat Zier,
Ich lieb dich bis zur Todesstunde
Und schwöre dir mit heißem Munde,
Ich lieb dich nach dem Tode noch
Als Engel in dem Himmel doch!
ATHENE
Wie er in trunkener Ekstase
Nur immer lallt die gleiche Phrase!
ARTEMIS
Ich aber zornig sagte ihm:
Du Schwärmer! Du liebst zu sublim
Ja nur die Himmlische Idee!
In deinem blauen Auge seh
Ich die Ikone der Maria,
Den Glanz der Hagia Sophia!
Doch ich bin aus der Welt der Schatten,
Ich will mich einem Schatten gatten!
Du aber liebe immer wilder
Ideen, Ideale, Bilder!
ATHENE
Er hat es selber mir gestanden,
Als er war in der Liebe Banden:
Ich liebe niemals eine Frau,
Allein der Ideale Schau,
Wenn über einem Weib ich seh
Den Glanz der Himmlischen Idee!
Die Himmelskönigin Madonne
Allein ist meine Liebeswonne!
ARTEMIS
Er liegt gewiss grad jetzt zu Füßen
Der Aphrodite, um der Süßen
Den selben Unsinn zu erzählen
Von ihren parallelen Seelen!
ATHENE
Wie leid tut mir Urania!
ARTEMIS
Der arme Dichter! Ha, ha, ha!
SECHSTE SZENE
HOMER
Die Kinder spielen draußen schön!
Ach Aphrodite! Hör, ich stöhn:
Wenn ich doch noch ein Kindlein wäre
Und mein Großmütterchen voll Ehre
Mich wieder in die Arme nähme!
APHRODITE
Vor Aphrodite dich nicht schäme
Der Trauer schwachen Augenblicke.
Schau, wie ich lächelnd gnädig nicke!
HOMER
Apoll sprach gestern ein Gedicht.
APHRODITE
Sag, wie mein Sohn in Reimen spricht!
HOMER
(zitiert)
Von Blut zu Blut die Todesleiden
Wild wühlen in den Eingeweiden!
APHRODITE
Das spricht dir ganz aus deinem Herzen,
Nicht wahr, du Mann der Liebesschmerzen?
Wie schön du mit den Kindern spielst
Und auch mit ihrem Kummer fühlst,
In diesem tragischen Theater
Des Jammertals ein lieber Vater.
Weißt du, mein Ehemann Vulkan
Sah dich nur immer neidisch an,
Er klagte seiner Mutter das,
Der Göttin Juno. Weißt du, was
Die Göttin Juno da gesagt?
Ich höre, wie Vulkanos klagt,
Homeros sei sein Überwinder,
Homeros sei der Gott der Kinder!
Apoll, Anteros und der Eros
Sind doch gezeugt von dem Homeros,
Und dem Vulkan, dem Sohn, dem lieben,
Du tatest sie dann unterschieben!
So sprach die Göttin Juno. Ha,
Homer, das sagt Urania:
Ich liebe dich mit ganzem Triebe
Für deine treue Kinderliebe!
Und dafür will ich dich belohnen,
Erlaube dir, mir beizuwohnen!
HOMER
Was sagt dazu dein Ehegatte,
Der Satansbraten, diese Ratte?
APHRODITE
Wir leben ja in Griechenland,
Hier schrieb kein Gott mit seiner Hand
Auf Felsentafeln seinen Fluch,
Ich Göttin lieb den Ehebruch,
Im Goldenen Äone wars,
Als ich Vulkan betrog mit Mars!
HOMER
Ja, weißt du noch, in unsrer Jugend,
Als wir noch töricht frei von Tugend,
Wie wir da in der Sommersonne
Genossen wilde Liebeswonne?
APHRODITE
Willst du dich wieder auf mir wälzen
Wie damals bei dem Klippenfelsen?
HOMER
Auch das war schön, doch denke ich,
Wie ich dereinst genossen dich
Süß unterm Blütenpavillon
Kastanienbaums auf dem Balkon.
APHRODITE
Ah, ich erlange die Erhellung,
Du meinst die wunderschöne Stellung,
Da Kopf und Füße man vertauscht?
HOMER
Oh, ich bin ganz von Lust berauscht!
APHRODITE
Nun zieh mir meine Kleider aus,
Wir sind ja ganz allein im Haus,
Wir wollen nach der Liebe Regeln
Wie Tauben-Eheleute vögeln!
HOMER
O du Modell für einen Akt,
Wie göttlichschön bist du doch nackt,
Du Liebe voller Liebeslüste,
Wie majestätisch deine Brüste!
APHRODITE
Du wirst mit deinem Lied mich krönen.
Den Apfel schenkst du mir, der Schönen?
HOMER
Den Apfel hast du auch verdient,
Weil du der Liebe gut gedient
Als Magd der Götter, Hierodule!
Die Magd der Götter meine Buhle!
Nun ich dich fleißig auch bediene,
O Göttin, meine Konkubine!
(Sie verschwinden im Schlafzimmer.)
SIEBENTE SZENE
(In Homeros Wohnzimmer. Die Kinder spielen. Aphrodite isst Feigenkuchen. Artemis und Athene
diskutieren. Homer beobachtet alles.)
ARTEMIS
Die Herren Männer halten sich
Fürs Ebenbild von Gottes Ich,
Als Erste in der Welt erschienen,
Daß alle Frauen ihnen dienen.
Wir sollen still sein und demütig
Und lieblich, zärtlich und sanftmütig,
Als ewig sanfte stille Weibchen
Erquicken sie mit unsern Leibchen,
Empfänglich stets, nur lauschen stille,
Was uns verkündet Männerwille
Und zu des Wortes Mannessamen
Als Mägde sagen Ja und Amen.
ATHENE
Der Urmensch war doch androgyn!
In meiner Weisheit sag ich kühn
Wie einst Aristophanes sprach,
Daß Gott das Urgeschöpf zerbrach,
Daß alles strebend jetzt erfleht
Erneut die Androgynität,
Daß Weiber männlich werden müssen
Und Männer wieder weiblich küssen.
Wenn männlich wird das Feminine
Und weiblich wird das Maskuline.
Der Urmensch, androgyner Zwitter,
Erscheint erneut. Doch das ist bitter
Für jene maskulinen Kerle,
Die suchen nur des Weibes Perle
Und sagen: Weiber, seid doch weiblich,
Seid ewigweiblich seelisch-leiblich,
Seid Töchter, Mädchen, werdet Mütter.
Die Kerle hassen dann den Zwitter,
Den Gott der Schöpfer einst zerbrach,
Sie wollen ihre Weibchen schwach
Und immer gütig, immer mild
Und schön wie ein Madonnenbild
Und starren allezeit hypnotisch
Auf Weibes Leibchen hoch erotisch.
ARTEMIS
Das alles ist doch patriarchalisch,
Der Anfang aber matriarchalisch
War Frauenherrschaft in der Welt.
Kein Herrgott sprach vom Himmelszelt,
Auf Erden war die Große Mutter,
Ein Paradies von Seim und Butter!
Der Großen Mutter Priesterinnen,
Das waren Jungfraunköniginnen.
Dort herrschten nicht die Hausfraunmütter,
Die Kindersorgen haben bitter,
Den Kindern geben Seim zu naschen,
Dann eilen Wäsche sie zu waschen,
Dann waschen sie die Kinderköpfe
Und putzen Pfannen dann und Töpfe,
Die Mütter voller Alltagssorgen
Regierten nicht am Weltenmorgen,
Vielmehr die femininen Nonnen,
Voll Geist jungfräuliche Madonnen,
Der Jungfraungöttin Priesterinnen,
Jungfräulich-reine Königinnen.
ATHENE
Kein väterlicher Geist vom Himmel
Dort ordnete das Weltgewimmel,
Kein Geist erzeugte dort die Formen,
Gott war nicht Geist und gab nicht Normen
Der patriarchalischen Ehe-Ethik
Und patriarchalischer Poetik,
Nein, an dem Anbeginn kein Vater
Die Welt erschuf, die Magna Mater
War Mater, war Materia,
Materia war immer da,
Materia im Anbeginn.
Ich Materialistin bin!
Materia gebar die Stoffe
Und wird gebären, wie ich hoffe,
Wenn diese Welt zugrunde geht,
Dann eine neue Welt entsteht,
So fort und fort in Ewigkeit.
Nicht linear zum Ziel die Zeit
Führt uns zum Himmel, wo wir strahlen,
Die Zeit bewegt sich in Spiralen,
Und nach der Patriarchen Krieg
Erneut erscheint der Mutter Sieg,
Da kommt die göttliche Asträa
Als Magna Mater Bona Dea
Und Frauenherrschaft bringt den Frieden,
Dann ist das Paradies hienieden.
ARTEMIS
Wir Jungfraun aber unbemannt,
Die Göttin haben wir erkannt.
ATHENE
Die Weisheit zeigt sich uns erkennlich,
Wenn wir als Weiber werden männlich,
Nicht lieblich-feminin, nein, bitter,
Voll Zank und Zürnen, starke Zwitter!
ARTEMIS
Ja, Weiber sollen zänkisch werden!
Dann kommt das Paradies auf Erden!
ACHTE SZENE
(Homer und Aphrodite sitzen Arm in Arm auf dem Sopha und flüstern. Die Kinder werden plötzlich
verdächtig still! Artemis und Athene verabschieden sich.)
ATHENE
Es war sehr schön bei dir, Homer,
Nun werde dir dein Herz nicht schwer,
Ergib dich keinen Liebesleiden,
Athene muß jetzt von dir scheiden.
ARTEMIS
Wie schön, dass wir uns wiedersahn,
Jetzt muß ich nach des Schicksals Plan
Von dannen gehn. Du sollst nicht fluchen
Und sollst mich auch nicht weiter suchen!
(Athene und Artemis ab.)
APHRODITE
Es ist mit einem Mal so stille!
Mein Freund, was wäre jetzt dein Wille?
HOMER
Geliebte, alles was wir müssen,
Das ist uns küssen, küssen, küssen.
Du liebes Weib, mit einem Wort:
Komm, treiben wir der Liebe Sport!
APHRODITE
Bei meinem hochverehrten Hintern:
Ich muß erst schauen nach den Kindern.
HOMER
Ich aber frag mich langsam auch:
Was machen sie? Hier riechts nach Rauch!
ANTEROS
Ach liebe Mutter, nicht mehr schwätzen!
Ich, Mama, will dir jetzt was petzen!
Der Eros machte Feuer an!
Das darf nur ein erwachsner Mann.
Er spielte mit dem Feuerzeug!
EROS
Anteros, halt den Schnabel, schweig!
HOMER
Ich glaube, meine Wohnung brennt!
Rasch, vielgeliebte Kinder, rennt!
APHRODITE
Homer, mit Macht von Überwindern
Sei du der Retter meinen Kindern!
Das Feuer, des Geprassels Prasser,
Ich will es löschen mit dem Wasser!
(Homer nimmt Eros auf den Arm, Anteros an die Hand und ruft Apoll zu, so eilen sie hinaus. Das
ganze Haus steht in Flammen.)
EROS
Homer, Homer, es ist zu spät!
Die Aphrodite untergeht!
APOLL
Wie hart schlägt Gottes Vaterhand!
Weh, Aphrodite ist verbrannt!
HOMER
Herr Jesus hat sie doch gerettet
Und sie im Paradies gebettet!
Da feiert Jesus Nazarenus
Die Hochzeit mit der Göttin Venus!
EROS
Ach, Aphrodite ohne Mängel,
Ist jetzt geworden unser Engel!
ANTEROS
Was soll jetzt aus uns Kindern werden
In diesem Jammertal der Erden?
HOMER
Ich bringe euch zu dem Zentauren!
Ihr Kinder sollt nicht länger trauren!
Seht, Chiron ist ein Pädagog,
Der Kinder nie gewaltsam bog,
Er macht den einen und den andern
Als Pädagog zu Alexandern,
So klug wie Aristoteles
Und so verliebt wie Sokrates
In Alkibiades gewesen,
Das können wir bei Platon lesen.
Ihr werdet auf Atlantis leben
Und über euch wird segnend schweben
Sankt Aphrodite ohne Mängel,
Fürsprecherin und Hüte-Engel,
Für immer sei euch Advocata
Sankt Aphrodite Immaculata!
EROS
(umschlingt den Hals von Homer und weint)
Ach Herzensväterchen Homeros,
Du liebstes Papachen von Eros,
Wie war die Zeit mit dir so schön!
HOMER
Wir werden uns nie wieder sehn!
Wie grausam, Gott, ist der Verlust!
Ich heul an Aphrodites Brust,
Mich tröste Aphrodites Busen!
Vor Kummer schweigen meine Musen!
Fort ist am Dasein alle Lust
Durch diesen grässlichen Verlust!
Wie soll es mit mir weitergehen?
APOLL
Wird Aphrodite auferstehen?
HOMER
Gott wird sie auferwecken, ja,
Die Selige Urania!
NEUNTE SZENE
(Gebirgsgegend, Hain von Ölbäumen, Eichen. Über einer Steineiche eine seltsame
Lichterscheinung. Homer staunt die Lichterscheinung an.)
HOMER
Die weißen Laken eines Bettes
Trägt dieses Weib, es ist ein nettes,
Ich sehe kein Gesicht voll Charme
Und seh am Leibe keinen Arm...
(Plötzlicher Windstoß rauscht in den Eichen.)
O Gott, du rauschst in diesem Wind!
Was bin ich armes Menschenkind,
Daß du dich meiner annimmst, Gott?
Ich bin nur Odem im Schamott!
(Plötzlich kommt ein junges Mädchen, sie ist wunderschön, wie das Modell eines Venusmalers.)
Wer bist du, wunderschönes Mädchen?
Du kommst woher, aus welchem Städtchen?
HELENA
Ich bin die Helena von Sparta,
Bin nicht Maria und nicht Martha,
Ich bin die junge Helena,
Die Nichte der Urania!
HOMER
Wie alt? Wie lang sind deine Haare?
HELENA
Ich zähl im Maien sechzehn Jahre.
Die braunen Haare reichen so
Mir beinah bis zu meinem Po.
HOMER
Bildhauer möchte ich sein, bei Amor,
Und hauen deinen Leib aus Marmor.
Ich wäre ein Praxiteles,
Dem zugeschaut einst Sokrates,
Wie er gemeißelt schön die Phryne
So aphrodisisch schön, der Kühne.
Ja, oder ich wär der Apelles,
Ich malte dann ein Bild, ein helles,
Wie Kypris steht auf einer Muschel
In ihrer Lockenflut Gewuschel.
HELENA
Wer bist du denn, bist du ein Maler?
Du bist ein alter Mann, ein kahler,
Ein alter Mann mit dickem Bauch
Und stinkend deines Mundes Hauch.
Ich aber, schön wie Stella Maris,
Ich lieb den schönen Jüngling Paris!
HOMER
Ob Matutina oder Maris,
O Stella, liebe nur den Paris,
Ich will dich ja auch nur bedichten.
Sonst gäb es ja auch nur Geschichten,
Wenn ich dich lieben wollte, Kind.
Du weißt doch, wie die Leute sind.
Ich schreib ein episches Gedicht,
Den Hymnus auf dein Angesicht.
HELENA
Homer, das ist zuviel der Ehre,
Das ist ja mehr als ich begehre.
Ich schon die Iliade seh
Und lese schon die Odyssee.
Doch zeig die Bücher, deinen Veda,
Nicht meiner strengen Mutter Leda!
HOMER
Die Königin ist fromm und züchtig.
HELENA
Sie ist auch rasend eifersüchtig,
Besonders, wenn ein trunkner Dichter
Preist ihrer Tochter Augenlichter
Und schwärmt für ihrer Tochter Charme
Und Reiz und Liebreiz – Gott erbarm! –
Dann wird die Luft für Leda stickig,
Dann wird sie zänkisch, wird sie zickig!
HOMER
Was sagt die Mutter Leda dann?
HELENA
Ja, ja, so ist der böse Mann,
Verrückt nach junger Mädchen Reiz,
Die Alten schlagen sie ans Kreuz,
Nie lieben sie die armen Alten,
Stets nur die Mädchen ohne Falten,
Wo nicht die Brüste welk und schlaff,
Wo Mädchenbrüste fest und straff!
HOMER
Ich mich doch ziemlich irren müsste,
Wenn nicht ganz himmlisch deine Brüste!
HELENA
Doch will ich nicht den Schleier lüpfen!
HOMER
Ich seh der Ricke Kitze hüpfen!
HELENA
Nun gut, du darfst mein Dichter sein,
Das darf nur wissen Gott allein!
HOMER
Urschönheit der Urgottheit, Heil!
TANNHÄUSER
Eine Oper
ERSTER AKT
ERSTE SZENE
(Südfrankreich. Grotte mit Quelle. Umher Weinberge. In der Grotte auf einem breiten roten
Samtbett mit vielen Kissen die Venus und in ihren Armen Tannhäuser. Turteltauben gurren.)
VENUS
Wohin ist alle Welt? Verschwunden ist die Erde!
TANNHÄUSER
Und nicht als Hirte mehr ich weide meine Herde!
VENUS
Groß wie das Weltenall ist unsre Einsamkeit.
TANNHÄUSER
Doch diese Einsamkeit ist unsre Zweisamkeit.
VENUS
Wir liegen Arm in Arm, wir beiden Weltentrückten.
TANNHÄUSER
Mag reden alle Welt von Narren und Verrückten.
VENUS
Im All sind wir allein, Zweieinheit in dem All.
TANNHÄUSER
Im Rosenkelche ruht und trinkt die Nachtigall.
VENUS
Ich bade meinen Leib in Sonnenlicht und Mondschein.
TANNHÄUSER
Ich bade meinen Geist in deiner Lippen Rotwein.
VENUS
Hier schmäht uns keiner mehr für unsre Himmelslust.
TANNHÄUSER
Wie selig unbewusst ich ruh an deiner Brust!
VENUS
Die Götter stören nicht, hier schweigen selbst die Musen.
TANNHÄUSER
Ich trink der Liebe Milch aus deinem Taubenbusen.
VENUS
Hier lacht kein Philosoph und schmäht der Liebe Leib.
TANNHÄUSER
Der Mann vollkommen ist, vollkommen ist das Weib.
VENUS
Gedanken schweigen still, wir lächeln leise selig.
TANNHÄUSER
So still ist mein Gemüt, so heiter doch und fröhlich.
VENUS
Die Liebe ist allein die Seligmacherin.
TANNHÄUSER
Ich glaube, dass ich schon im Paradiese bin!
VENUS
Und mehr und immer mehr genieß ich deine Küsse.
TANNHÄUSER
Es ist Elysium voll trunkener Genüsse.
VENUS
Die Liebe ist wie Milch und Wabenhonig süß.
TANNHÄUSER
Dein lieber lichter Leib ist all mein Paradies!
VENUS
Die wir auf Erden schon wie Himmelsgeister leben...
TANNHÄUSER
Dein Busen fruchtbar ist und prall wie trunkne Reben!
VENUS
Im Weinberg ruhen wir, die Sonne lächelt mild.
TANNHÄUSER
Es ist Elysium dies selige Gefild.
VENUS
Mein lieber Leib sich hüllt in nichts als Licht der Sonne.
TANNHÄUSER
Dein Antlitz heiter schön ist meines Lebens Wonne.
VENUS
In meine Augen schau nur Einen Augenblick.
TANNHÄUSER
Ich seh den Ozean der Liebe voller Glück.
VENUS
Ah, diese Wonne wird in Ewigkeit nicht enden!
TANNHÄUSER
Aus deiner Augen Blau die lichten Blitze blenden!
VENUS
Mein Mann und mein Gemahl! Mein Liebling und mein Kind!
TANNHÄUSER
Geblendet, Göttliche, ich bin geblendet, blind!
Ich kann die Augen jetzt nicht mehr an Venus weiden,
Jetzt muß ich in die Welt und leiden, leiden, leiden!
Geblendet von dem Licht der Gottheit, deinem Glanz,
Ist um mich dunkle Nacht! Ich seh den Dornenkranz!
Nein, deine Schönheit kann man nicht in Marmor meißeln.
Ich aber dürste jetzt nach Schlägen, Peitschen, Geißeln!
Nicht schmecken darf ich jetzt mehr deines Leibes Brot.
Komm jetzt, Martyrium, komm, Sühneopfertod!
VENUS
Du gehst jetzt in die Welt, zu stillen dein Begehren
Nach Martern? Doch du wirst zu Venus wiederkehren!
(Tannhäuser wirft sich einen Purpurmantel um und verlässt die Grotte der Venus.)
ZWEITE SZENE
(Mittelalterliches Deutschland, also das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Um den Fluch
der Pestratten abzuwehren, ziehen Flagellanten in einer Buß-Prozession durch die kotigen Gossen.)
PRIESTER
O Herr, uns plagt der Tod, der Schwarze Tod, die Pest,
Der Roma deutsches Reich ward ganz zum Rattennest,
Wo Seuchen überall und böse Geister lungern,
Die Krankheit ist zum Tod, die Armen Gottes hungern,
Uns plagt die Teuerung, wir fürchten uns vorm Sieg
Des Antichristen, der uns überzieht mit Krieg.
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
PRIESTER
Die Sünde klagt uns an, wir selber sind die Sünder,
Zu Huren gingen wir und schändeten die Kinder!
Zur Hure Babylon die Kirche wurde fast,
Der Papst in Avignon ist bei den Sündern Gast.
Wir, die wir ein Idol aus Felsenherzen meißeln,
Wir unsern armen Herrn und Heiland wieder geißeln,
Mit Peitschen peitschen wir den armen Gottessohn,
Indem wir frevelhaft begehn die Kommunion.
Des Krieges Opfer schrein mit schriller Stimme Gellen,
Die Mönche gleichen gar den Homosexuellen,
Wie Heiden leben wir und heißen Christen doch
Und gehen Belial und Beelzebul im Joch!
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
PRIESTER
Doch Gottes Kelch ist voll, jetzt überfließt der Born
Des Grimmes Gottes, Gott schenkt Wein uns ein im Zorn,
Die bittre Hefe noch wir lecken, trunkne Zecher,
Wenn Gott zerschlägt den Kelch, zu Scherben schmeißt den Becher,
Der Donner donnert laut, Gottvaters Donnerstimm’
Zutiefst erschreckt die Welt, Gott zürnt in seinem Grimm!
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
PRIESTER
Herr Jesus steht jetzt auf, in seiner Rechten hält
Der Totenrichter jetzt und starke Gottesheld
Den Bogen Gottes und des Gotteszornes Pfeile!
Sein Pfeil, das ist die Pest! Wir wichen ab vom Heile
Und leiden Strafe jetzt, wenn Gott der Herr sich rächt,
Des Herrn Gerechtigkeit im Zorn uns tödlich schwächt!
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
PRIESTER
Die Sünden sühnen wir und gehn den Weg der Buß’,
Wir grüßen Unsre Frau mit ehrfurchtsvollem Gruß,
Die Schönste aller Fraun vom weiblichen Geschlechte!
Im Zorn erhoben ist noch Jesu Christi Rechte,
Doch Unsre Liebe Frau hält Gottes rechten Arm
Zurück durch ihr Gebet voll liebevollem Charme!
Wenn Jesus Christus zürnt, der Herr zürnt seinen Schafen,
Wenn Gott der Richter kommt, die Sündenwelt zu strafen,
Dann bittet Unsre Frau für uns um Gottes Huld,
Des Herrn Barmherzigkeit mit aller unsrer Schuld,
Erbittet uns Verzeihn für unsern Sündenwandel
Und deckt die Christenheit mit ihrem Sternenmantel.
Sie hält allein zurück des Herrn Gerechtigkeit
Durch ihre Frauenhuld, der Frau Barmherzigkeit!
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
PRIESTER
Wenn an dem Jüngsten Tag einst an dem Weltgericht
Gottvater ernst verhüllt sein lichtes Angesicht
Und schaut zum Gottessohn, ob Gnade wir gefunden
Bei Jesus unserm Herrn, dann sehn wir seine Wunden,
Die wir verursacht selbst durch alle unsre Schuld.
Wird Jesus haben dann mit unsrer Schuld Geduld?
Doch Hoffnung haben wir, wir orthodoxen Christen,
Denn dann wird Unsre Frau stehn mit entblößten Brüsten
Und sagen zu dem Sohn: O Jesus, Seelengast,
Schau diese nackte Brust, dran du gesogen hast,
Der du als Menschensohn gesogen an dem Busen,
Erbarme dich der Welt, der wirren und konfusen,
Bei meiner Milch, o Sohn, erbarme dich der Welt!
So kommt der Christenmensch doch noch ins Himmelszelt.
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
(Stille.)
TANNHÄUSER
Gott schuf das Chaos erst, das ungestalte Meer,
Das Universum schuf dann herrlich Gott der Herr,
Gott schuf dann die Natur, Gott schuf die Menschenaffen,
Gott schuf den ersten Mann, das Urbild aller Pfaffen,
Der Schöpfung Krone schuf dann Gott der Schöpfer, schau,
Da war es wirklich gut, als Gott erschuf die Frau,
Gott sprach: Es ist sehr gut! Und in des Himmels Hafen
Zufrieden ging der Herr mit seiner Weisheit schlafen.
DRITTE SZENE
(In einer Burg in Deutschland. Zwei Minnesänger nehmen Tannhäuser in ihren parnassischen Orden
auf.)
ERSTER MINNESÄNGER
Oh, die Prinzessin, oh! Als ich zuerst gesehn
Die wunderschöne Maid, wie Gottes Tochter schön,
Schien sie mir unbefleckt und rein wie eine Göttin,
Ganz reiner Geist zu sein, wie Gottes eigne Gattin!
An ihrer Stirne sah ein Zeichen, ohne Spott,
Ich strahlend klar und licht, da schaute ich den Gott,
Den Gott der Liebe sah ich licht auf ihrer Stirne!
Ich schämte mich: Ich war verliebt in eine Dirne,
Der niedern Minne Lust, gemeine Fleischeslust
Genoss ich Sünder einst an einer Dirne Brust.
Jetzt aber kam die Maid, die geistig-reine, keusche,
Ich schämte mich der Lust, der Sinnlichkeit im Fleische.
Wer wird je würdig sein, dass er die Jungfrau preist?
Sie ist ein Engel rein, ein makelloser Geist.
Fort mit der Sinnlichkeit und mit den Konkubinen,
Urania allein im reinen Geist zu dienen,
Urania allein zu singen Lob und Preis!
Mein Platon steht mir bei, der von der Liebe weiß,
Die Himmlische allein, die Heilige und Reine
Ist rühmenswert und nicht die Irdische, Gemeine.
Vergeistigt will ich sein und werden ohne Spott
Durch meiner Göttin Gunst ein junger schöner Gott
Und in Elysium lustwandeln, trotz der Spötter,
Die Göttin und ihr Gott, glückselig wie die Götter!
ZWEITER MINNESÄNGER
Als meines Herzens Herz und Geistesaugen sahn
Den Christus jung und wild, da schien er mir der Wahn,
War Magdalena ihm Geliebte, war die pure
Hetäre, Sünderin und ewigliche Hure!
Die Hure und der Wahn, der Gott und seine Braut,
So in der Jugend hab ich Christus angeschaut.
Doch eines Tages sah ich die Prinzessin, siehe,
Sie war der Morgenstern der rosa Morgenfrühe,
Sie war so makellos, ein reiner Himmelsschein,
Sie war die Weiße Frau, die Schöne Dame rein,
Sie war so ohne Fleck und Fehl und ohne Mängel,
Kein Mensch mehr, sondern ein geoffenbarter Engel,
Nicht irgendeine Frau – die Ewigliche Sie,
Ein Engel, der erschien vom Stern der Phantasie,
Ein Engel war fortan für mich die Schöne Dame
Und Engel war fortan für mich des Gottes Name.
TANNHÄUSER
Ich sah in einem Bild die Hure Babylon,
Ich sah im Dasein sie, ich, Gottes Lieblingssohn,
Auf einem Löwen ritt die wilde nackte Hure,
Die Göttin aller Lust und Wollust, ja die pure
Hetäre, offenbar war ihre bloße Brust,
Der Löwe, den sie ritt, der Löwe war die Lust,
Die Haarflut wallte lang auf ihre großen Brüste,
Der Inbegriff der Lust, die Spenderin der Lüste,
Sie hielt in ihrer Hand den Kelch mit Zypernwein,
Gewürzt mit Nelken und von blutigrotem Schein,
Den Wein der Hurerei sie schenkte in den Becher,
Lustknaben waren da betrunken ihre Zecher,
Auf sieben Hügeln sie als wilde Wölfin lag,
Blutrünstig sah ich sie an ihrem Jubeltag
Die Lippen lecken sich, besoffen von dem Blute
Der Heiligen des Herrn, die sie im Übermute
Geschlachtet am Altar der Götzenhurerei,
Die Heiligen des Herrn mit einem lauten Schrei
Noch segneten mit Gott die Hure aller Huren
Und triumphierend dann in Gottes Himmel fuhren!
Dann habe ich im Geist die reine Maid geschaut,
Die Nymphe Gottes sie, des Lammes Jungfrau-Braut,
Jerusalem, die Maid, die Heilige und Reine,
Erschien im weißen Kleid, im goldnen Glorienscheine,
Jungfräulich rein und keusch, im weißen Linnen sie,
Umtönt vom Engelchor, der Sphären Harmonie,
Vom Himmel kam herab die Heilige und Reine,
Von Jaspis, Jade und von manchem Edelsteine,
Saphir und Onyx und von Lapislazuli,
Türkis und Malachit geschmückt die reinste Sie,
Mit Tränenperlen war geschmückt der Jungfrau Krone,
Von Elfenbein gebaut der Thron, sie saß in ihrem Throne,
Im Thron von Elfenbein zu sehen Gottes Lamm,
Gott Ja und Amen als der Jungfrau Bräutigam!
ERSTER MINNESÄNGER
Ja, die Prinzessin ists! Die Ewigliche Schöne!
Mit deinem Minnesang du die Prinzessin kröne!
ZWEITER MINNESÄNGER
Ja, die Prinzessin hat als Engel offenbart
Dir die Vision von Gott, die reine Jungfrau zart.
TANNHÄUSER
Wenn die Prinzessin ihr verehrt als Frau der Frauen,
Will die Prinzessin ich in ihrem Leibe schauen!
Ist sie ein Geist allein? Lebt sie im lichten Leib?
Ach, die Prinzessin muß wohl sein ein Überweib!
ZWEITER AKT
ERSTE SZENE
PRINZESSIN
Ihr Minnesänger all, ihr liebt ja nicht die Frauen,
Ihr wollt Ideen nur in eurer Seele schauen!
Der Minnesänger singt, was er im Innern sah,
Die eigne Seele schaut er, seine Anima.
Er schaut Ikonen an und wunderbare Tücher
Und träumt von Musen, Feen. Die Damen seiner Bücher
Umtanzen seinen Geist, da schaut er ideal
Der Schönheit Ur-Idee aus dem Ideensaal.
Pandora ist es wohl! Athene gab ihr Weisheit
Und Aphrodite Charme, charmanten Lächelns Leisheit,
Und Hera gab den Arm, den lilienweißen Arm,
Und Kybele die Brust! O dass sich Gott erbarm,
Pandora soll ich sein und die Idee der Frauen!
Was alles ein Poet in einer Frau will schauen!
Das aber bin ich nicht, bin nicht Maria mild
Und Aphrodite schön, ich bin kein Marmorbild.
Wer aber liebt mich selbst in meinem eignen Wesen?
In keinem Minnelied hab ich bisher gelesen,
Was selber ich gefühlt und wie ich selber bin,
Kein Minnesänger weiß von meinem innern Sinn.
Wer also liebt mich selbst? Ihr Neider, werdet gelber!
Ich liebe mich allein, ich lieb mich eben selber!
Gewiss, es schmeichelt mir, die Schönste aller Fraun
Zu sein im Minnesang, die Sulamithin braun,
Die Venus Hesiods, Athene des Homeros,
Wenn ich das Ideal von Weisheit und von Eros,
Wenn, Magdalena ich, anbete vor dem Kreuz,
Zugleich die Venus bin, der Inbegriff von Reiz,
Ich Feenkönigin, ich Zauberin Morgana,
Mondgöttin keusch und weiß, die himmlische Diana,
Die Himmelsliebe selbst bin ich, Urania,
Die Schönste aller Fraun, die schöne Helena,
Von Tyrus Helena und Helena von Sparta,
Mal Magdalena bin und mal die Schwester Martha,
Wenn angebetet ich wie Hagia Sophia,
Das Frauenideal wie Unsre Frau Maria,
Das schmeichelt mir, gewiss. Doch weiß ich, der Poet
In Eros Flammen stets im Fegefeuer steht,
Er tut so fromm und keusch, doch will er mit mir schlafen,
Er will doch eigentlich nur in den Ehehafen,
Ob er jungfräulich auch im Zölibate keusch
Lebt wie ein Engelsgeist, doch stärker ist das Fleisch,
Doch stärker ist der Trieb, die Sinnlichkeit der Sinne,
Er möcht zu gern von mir im Gras die niedre Minne!
Und wenn nun predigt gar der Minner und Poet
Und spielt den großen Geist, begeistert als Prophet
Von Gottesliebe spricht und von der Nächstenliebe,
Wenn er von Liebe spricht, dann reimt er immer Triebe!
Ach, Gott zu lieben und den Nächsten, was ist das?
Das kommt von ganz allein, bei Göttin Veritas,
Das kommt von ganz allein, wenn ich mich selber liebe!
Ihr Minnesänger seid begierig Herzensdiebe,
Ich aber schenk mein Herz nicht einem Minner hin,
Weil ich nicht Hälfte nur, ein halber Apfel bin,
Der ganz erst wird und heil durch eines Mannes Gnade.
Nein, ich bin nicht geschnitzt aus eines Mannes Wade!
Ich bin ein Teil von Gott, ich bin von Gott ein Stück!
In meinem eignen Selbst wohnt ganz allein mein Glück!
Lieb ich mich selber nicht, wie soll ich Gott dann lieben,
Lieb ich mich selber nicht, so steht es doch geschrieben,
Wie soll ich lieben dann den Nächsten wie mich selbst?
Zwar sterben muß mein Ich, dann lebt mein Wahres Selbst,
Mein Wahres Selbst jedoch ist Gottheit, Mensch geworden!
Was soll ich denn als Frau in eurem Männerorden?
Ich bin ein Stück von Gott, bin Gottheit inkarniert!
Ihr aber gebt euch hin, dass ihr euch selbst verliert!
Hingebt ihr euer Herz, wollt euer Herz mir schenken,
Wollt euer Liebesherz tief in mein Herz versenken,
Laß sterben euer Herz, auf dass es aufersteht
In meiner Lust an euch! Drum jammert der Poet:
Sie liebt mich nicht, ach sie ist Mörderin und mordet
Mein ganzes Lebensglück! Von Jammer überbordet
Wird krank dann der Poet, gerät in irren Wahn,
Zum Selbstmord schleicht sein Geist auf kranken Wahnsinns Bahn
Und wenn er dann sich selbst gemordet mit dem Messer,
Dann sage ich mir selbst: Ich aber mach es besser!
Wo ist ein Menschengeist, der mich zutiefst versteht,
Ein Geist, der mich erfreut, ein Freund, der mit mir geht,
Ein Hoherpriester, der verzeiht mir alle Sünden,
Und ein Prophet, der nicht mein Fehlen will verkünden,
Wo eine Mutter, die mich tröstet in dem Schmerz,
Wo eine Liebe, wo, die ganz erfüllt mein Herz?
Das alles ist mein Selbst! Ja, allen den Betrübten
Sagt jetzt mein Wahres Selbst: Allein die Selbst-Verliebten
Im Orden ihres Ichs glückselig sind allein!
Ich bleib mit meinem Selbst in Einsamkeit allein!
ZWEITE SZENE
TANNHÄUSER
Je vous salue, Marie! – Prinzessin, meine Liebe!
PRINZESSIN
Ja, ja, ich weiß, Poet: Der Mächtigste der Triebe!
TANNHÄUSER
Du bist so wunderschön! Allmächtig ist dein Reiz!
PRINZESSIN
Gleich sagt du noch, Poet, ich schlüge dich ans Kreuz!
TANNHÄUSER
All meines Lebens Sinn, mein Atem, meine Seele!
PRINZESSIN
Wann schenkst du wieder mir von Goldschmuck und Juwele?
TANNHÄSUER
Anbetung fühle ich, ich knie vor meinem Gott!
PRINZESSIN
Und morgen hast du nur für meine Torheit Spott.
TANNHÄUSER
O Rosa Mystica, ich bin dein trunkner Falter!
PRINZESSIN
Ja, weil ich jung und schön. Was aber dann im Alter?
TANNHÄUSER
O, meine Liebe ist ganz rein, platonisch keusch!
PRINZESSIN
Was aber, wenn ich erst dir kitzele dein Fleisch?
TANNHÄUSER
Ach lieb mich doch, mein Gott, du Gottes Gottheit heilig!
PRINZESSIN
Ist erst der Reiz dahin, dann bin ich dir langweilig.
TANNHÄUSER
Ach Engel, liebe mich, ich fleh dich an voll Scheu!
PRINZESSIN
Die Liebesschwüre sind ja allesamt nicht neu.
TANNHÄUSER
In Minnehofs Gericht bist du mein Seelenrichter!
PRINZESSIN
Das sagten andre schon, das ist gestohlen, Dichter!
TANNHÄUSER
Allah selbst fleht dich an, du göttliche Allath!
PRINZESSIN
Das immerhin, Poet, das ist kein Plagiat...
TANNHÄUSER
Du raubtest mir mein Herz, du Königin der Diebe!
PRINZESSIN
Begreife endlich dies doch, dass ich dich nicht liebe!
Ich lieb dich nicht, ich lieb dich nicht, ich lieb dich nicht!
TANNHÄUSER
Prinzessin! Jetzt ist wohl der Jammer meine Pflicht?
In tragischer Manier ich blute vor der Rose,
Warum ist nicht ein Weib ein Blümchen Dornenlose?
Wie reizend ist der Kelch! Wie stechend ist der Dorn!
Kein Zorn ist ja so schlimm wie wilden Weibes Zorn!
Der arme Israel bei Lea und bei Rachel –
Dort Schlangenschwanz und dort der Skorpionenstachel!
Ich bat wohl meinen Gott um einen leckern Fisch,
Seezunge, Scholle, Butt auf meinem Mittagstisch,
Da gibt mir dann mein Gott, da bin ich gar nicht bange,
Da gibt mir dann mein Gott bestimmt nicht eine Schlange!
Ich bat einst meinen Gott als Beter fromm und frei:
O lieber Gott, ich bitt dich, gib mir dieses Ei!
Da gibt mir Gott nicht den Skorpion mit seinem Gifte!
Ich schrieb einst ein Gebet mit meinem flinken Stifte:
Dies weiße Dampfbrot, Gott, gib mir dies heiße Brot!
Meinst du, dass mir mein Gott da einen Kiesel bot?
Was also soll ich laut aufjammern, schreien, klagen?
Soll ich der Rose Dorn ins Herz mir selber jagen?
Ja, so tut ein Poet! Die wahre Nachtigall
Durchbohrt sich selbst die Brust, so lieblich wird ihr Schall,
Das ist der Nachtigall von Amor zuzumuten,
Der Rose spitzer Dorn lässt Nachtigallen bluten,
So wird der Lorbeerkranz Poeten nur zuteil,
Drum Heil dir, Schlangenschwanz, Skorpionenstachel, Heil!
Ja, schlag mich an das Kreuz, das wird mich noch vergotten!
Nein, üble Laune lässt mich über Weiber spotten!
Hanswurst nimm dir zum Mann und dien ihm als Gemahlin,
Ich bin kein Troubadour, du bist nicht Provencalin.
Dein Körper ist gebaut wie Aphrodites Leib,
Von Marmor ein Idol dein Körper, schönes Weib.
Fragt mich dein stumpfer Blick, was mir noch weiter fehle?
In deinem Golem-Leib fehlt eine schöne Seele.
Zwar denkt zu gern ein Mann: Dies Mädchen herrlich blüht
Wie Pflaumenblüte schön, drum schön ist ihr Gemüt.
Doch irrt sich oft der Mann. Was sollen alle Reize
Des Körpers einem Mann bei kargem Herzensgeize?
Nicht Schmuck und Schminke und ein Reizkleid schmückt den Leib,
Die Liebe ists allein, die lieblich macht ein Weib!
Doch du bist solch ein Weib, die Liebe weiß zu wecken,
Dein eignes Herz jedoch im Busen zu verstecken,
Die du verehrt wirst und geliebt und man vergisst,
Daß steinern ist dein Herz und dass du lieblos bist!
DRITTE SZENE
(Auf der Burg der Prinzessin. Prinzessin, Tannhäuser und zwei Minnesänger. Minnehof,
Sängerwettstreit.)
PRINZESSIN
Singt, Minnesänger, singt dem Mächtigsten der Triebe,
Ich schenke meinen Kranz dem schönsten Lob der Liebe!
ERSTER MINNESÄNGER
Die Liebe, die ich preis, ist Platons Ideal,
Die Liebe zur Idee aus dem Ideensaal.
Ein Mann sieht eine Frau, er hebt die Augenbraunen
Und glättet seine Stirn, verwirrt steht er voll Staunen
Und schaut die Göttin an in lichter Gloria,
Er schaut die Venus selbst, ich mein, Urania!
Nicht die konkrete Frau, die irdisch ist und sterblich
Und deren Schönheit ist der Zahn der Zeit verderblich,
Die liebt er wahrlich nicht, er liebt nur die Idee.
Idee ist nicht die Frau? Das ist ja all sein Weh!
Doch drüber soll ein Narr und Idiot nicht spotten,
Es will der Platonist die Lieblingin vergotten,
Bis sie geworden ist: Werd, was ich in dir seh,
Werd Gottes Ebenbild und himmlische Idee!
PRINZESSIN
Du musst noch den Begriff der Liebeskunst erweitern,
Denn dieser Platonist wird an der Liebe scheitern!
ZWEITER MINNESÄNGER
Ich lieb die Liebe nicht, der Leidenschaften Fron,
Frau Minne ist allein mir Kult und Religion.
Die Hohe Minne soll den Minnenden erlösen
Von seinem eignen Ich, dem Schlimmsten aller Bösen!
Erlöserin allein ist Sie, die Hohe Frau,
Die Göttin-Dame in des hohen Minners Schau.
Er betet rein und fromm zur ewig nicht Verführten,
Zur Keuschheit in Person, zur hohen Unberührten,
Die klar ist wie das Eis, wie Eiskristall so keusch,
Ein reiner Engelsgeist, ein Hauch ist all ihr Fleisch.
Er kniet vor ihrem Thron, sie sklavisch anzubeten.
Sie ist nicht Eva ihm, laszives Weib aus Eden,
Sie ist Madonna ihm, ist Unsre Liebe Frau,
Ihr Kleid ist seidenweiß, ihr Mantel himmelblau,
Zu Füßen ihr der Mond, umglänzt sie Gottes Sonne,
Wie Unsre Liebe Frau die Muse und Madonne,
In einer Aura sie der höchsten Gottheit steht,
In Ihr verehrt den Herrn der liebende Poet!
PRINZESSIN
Gewiss, die Dame wird den Minner nicht vergotten,
Den Sklaven wird die Frau mit scharfem Spott verspotten!
TANNHÄUSER
Urania lobpreist der trunkne Platonist,
Madonna tief verehrt der Minner und der Christ.
Doch ich bin ein Poet, der Enkel des Homeros,
Ich preis als meinen Gott den Gott der Liebe, Eros!
Ja, Eros triumphiert in meinem Hohen Lied,
Priapus triumphiert mit seinem Mannesglied!
Was Platonismus und was religiöse Minne?
Glückselig machen mich die Lüste meiner Sinne!
Ich will, ich will zurück zum Schoße der Natur,
Ich suche Glück und Lust, mich lehre Epikur,
Des goldenen Äons elysisch-heitre Zeiten
Schmeck ich erneut im Fest der süßen Sinnlichkeiten!
Idee und Religion? Ich liebe mehr die Brunst!
Ja, Venus lehrte selbst mich ihre Liebeskunst!
Ja, Venus lehrte selbst mein Mannesglied das Zeugen!
Ich sprech Mysterien, drum will ich mystisch schweigen.
PRINZESSIN
Wann lehrte Venus dich und wo der Liebe Werk?
TANNHÄUSER
Als ich geborgen war dereinst im Venusberg!
PRINZESSIN
Bei Davids großem Sohn, bei Salomo und Nathan,
Geh, Schlange Luzifer, geh, roter Drache Satan!
Geh, pilgere zu Fuß, zerreiße dir den Fuß,
Geh, pilgre barfuß du und unbeschuht zur Buß,
Verlass der eitlen Welt Theater, Weltenbühne,
Und opfere dich selbst in reuevoller Sühne,
Daß du nicht länger mehr im Venusberg priapst,
Geh du nach Avignon und flehe an den Papst,
Er möge alle Schuld des Fleisches dir vergeben
Und wieder geben dir des Herzens reines Leben
Und spende dir von Gott dem Herrn die Absolution
Und spende dir von Gott dem Herrn die Kommunion
Und reih dich in die Schar geweihter Gotteskinder.
Tannhäuser, weg von mir, du wüster wilder Sünder!
Epikuräerschwein bist du und Hedonist!
Bekehre dich, Poet, und werde wahrer Christ!
Gott will aus deinem Block noch einen Menschen meißeln!
Zum Papst nach Avignon! Geh! Muß ich dich erst geißeln!
DRITTER AKT
ERSTE SZENE
(Eine arme Bauernmagd in ihrem Sterbebett. Auf dem Bett sitzt der erste Minnesänger und hält der
Bauernmagd die Hand. Neben ihnen sitzt eine unbekannte Schöne.)
BAUERNMAGD
Ich sterbe jetzt, mein Freund, ich fürchte mich vorm Tod!
Sag, wird es Abendrot, sag, wird es Morgenrot?
MINNESÄNGER
Ich weiß nur eins allein, ich fühl in meinem Herzen
Wie Nadelstiche spitz die allerschärfsten Schmerzen.
BAUERNMAGD
Nun sterbe ich allein und bin in großer Not,
Sag mir von deiner Pein, bei meinem armen Tod!
MINNESÄNGER
Ach, die Prinzessin quält mich lieblos fast zu Tode!
Ach, käme doch zu mir des Todes heitrer Bote!
BAUERNMAGD
Halt noch ein wenig aus und dulde deine Qual,
Maria steht dir bei in diesem Tränental.
MINNESÄNGER
Ich war beim Priester ja voll Reue und voll Buße,
Maria grüßte ich mit ehrfurchtsvollem Gruße.
BAUERNMAGD
Sprach dich der Priester los, ob du auch wenig keusch
Und immer noch so sehr begehrst in deinem Fleisch?
MINNESÄNGER
Der Priester gab voll Huld mir ein geweihtes Bildnis,
Da Sulamith steht nackt in Edens holder Wildnis!
BAUERNMAGD
Wie sieht denn Sulamith auf jenem Bilde aus?
Wie die Prinzessin schön vor ihrem schönen Haus?
MINNESÄNGER
Ja, die Prinzessin sah ich so im Licht der Sonne
Wie diese Sulamith, die Paradies-Madonne!
BAUERNMAGD
Halt noch ein wenig aus, mein Minnesänger süß,
Bald lädt Maria dich doch in ihr Paradies!
MINNESÄNGER
Ach liebe Freundin mein, wenn deine Gunst mir bliebe!
Ich danke dir zutiefst für alle deine Liebe!
BAUERNMAGD
Nun lass uns schweigen, Freund. Mein Engel mit mir spricht.
Ich sehe Christi Leib in einem süßen Licht!
(Sie schweigen.)
UNBEKANNTE SCHÖNE
Die liebe Freundin schläft. Schau, wie sie lieblich lächelt!
MINNESÄNGER
Wie deine Wimper schön dir überm Auge fächelt!
Wie deine Nase stolz doch nach Damaskus schaut!
Des Mohrenkönigs bist du die erwählte Braut?
Wo, als im offnen Aug, ist doch die Seele nackter?
Die Adlernase zeugt von herrlichem Charakter.
Des Angesichts Oval, wo hab ich das geschaut?
Noch nie bisher sah ich so makellose Haut!
Die Lippen lächeln süß, charmanten Lächelns küsslich,
Zu küssen deinen Mund, ja sag ich’s? wär genüsslich!
Wie hoch ist die Gestalt! O wie ein Palmenbaum!
Wie Venus bist du schlank, als sie getaucht aus Schaum!
Dein langes weißes Kleid ist wie das Licht der Sonne,
Allmächtig ist dein Reiz, du irdische Madonne,
Jedoch dein Gürtelschmuck, o Gott im Himmelszelt,
Dein Liebreizgürtel ist der Venus Zauber-Belt!
UNBEKANNTE SCHÖNE
Welch eine Ehre, Mann, tust du mir an so freundlich!
Man sagt von dir, du seist sonst allen Frauen feindlich,
Nur die Prinzessin schön sei tief von dir verehrt,
Doch zarte Hoffnung hast du jetzt in mir genährt.
MINNESÄNGER
Wer bist du, schöne Frau? Ich hörte eine Mythe,
Der Gott der Götter Zeus erschuf mit Aphrodite
Ein Weib, ich meine, du bist dieses Weib, denn du
Bist Venus’ Tochter, du raubst mir die Seelenruh!
UNBEKANNTE SCHÖNE
Charmanter Schmeichler! Wär ich eine der Koketten,
Ich würde mich mit dir im Liebeslager betten!
MINNESÄNGER
Die Tote aber, wird sie Werwolf werden, Tier,
Ein Wiedergänger, ein Gespenst, vielleicht Vampir?
UNBEKANNTE SCHÖNE
Ha, ich bin ein Vampir! Ha, meine Lippen taugen,
Dir all dein Lebensmark aus dem Gebein zu saugen!
Doch schau, mein lieber Freund, die Freundin ist erwacht.
BAUERNMAGD
Mein Minnesänger süß, in dieser letzten Nacht
Sprich nicht von dem Vampir, lobpreise nicht die Biester!
Nun geh mit Gott, mein Freund! Gleich kommt zu mir der Priester,
Nach meiner Beichte ich erhoff die Absolution,
Daß ich empfang des Herrn Leib in der Kommunion!
Nun geh mit Gott, mein Freund, du starker Überwinder,
Als frommer Pate du versorge meine Kinder!
ZWEITE SZENE
(Der Minnesänger an einem Wegkreuz, das er mit Butterblumen schmückt. Tannhäuser kommt.)
MINNESÄNGER
Tannhäuser, warest du in Avignon beim Papst?
TANNHÄUSER
Sag mir zuerst, mein Freund, ob du im Traum priapst?
Ich seh in jedem Traum zu allen Mondenphasen
Die Venus mit dem Mund die Knochenflöte blasen!
MINNESÄNGER
Hast du gebeichtet, Freund? Hat dir dann Gottes Sohn
Die Gnade zugeströmt, Verzeihn der Absolution?
TANNHÄUSER
Ach, Avignon ist schön! Dort schwingen sich die Brücken,
Die Mädchen tanzen schön zum seligen Entzücken,
Wie flattert doch das Haar, wie zappelt dort der Rock!
Im Garten machte man zum Gärtner dort den Bock!
Der Papst von Avignon in seinem frommen Wahne
Ist selber ein Poet und großer Erotomane!
MINNESÄNGER
Sahst du die Reihen auch der Kardinäle dort,
Die Priester dort vereint, und sahst du an dem Ort
Die lieben Knaben auch, die schönen Ministranten,
So schön herausgeputzt von ihren frommen Tanten?
TANNHÄUSER
Der Weihrauch hat zumeist wie Rauschgift mich berauscht!
Dem Singsang hab ich auch und dem Latein gelauscht.
Ich hörte auch den Papst in der Karsamstagspredigt.
MINNESÄNGER
Und hast du deiner Schuld des Fleisches dich entledigt?
TANNHÄUSER
Ich klopfte an beim Papst, stand schon vor seiner Tür,
Er sprach: Mein Sohn, ich hab heut keine Zeit dafür,
Komm morgen wieder, Sohn, und seufze deine feuchte
Selbstoffenbarung, Sohn, der Fleischeslüste Beichte.
MINNESÄNGER
So kamest du zurück vom Papst aus Avignon
Und hast gebeichtet nicht, du Venus’ Hurensohn?
TANNHÄUSER
Ich hatte doch Geduld. Es wird der Hohepriester
Mich wohl erlösen noch von meinem Seelendüster.
Ich harrte einen Tag und eine Woche noch.
Der Weiße Sonntag wars nach Ostern, da ins Joch
Der Buß ich mich ergab, um mit dem heißen Stöhnen
Mich mit dem lieben Gott barmherzig zu versöhnen!
MINNESÄNGER
Zur Ohrenbeichte warst du also bei dem Papst?
TANNHÄUSER
Sag mir, mein lieber Freund, ob du im Traum priapst!
Dann sage mir, mein Freund, muß man denn auch die feuchten
Versuchungen im Traum der Mutter Kirche beichten?
MINNESÄNGER
Wenn sie den Atem in die Knochenflöte stößt,
Wenn Venus mit dem Mund die Jubelflöte bläst?
TANNHÄUSER
Ich sagte zu dem Papst, wie Venus göttlich flötet!
Der Greis im weißen Haar, ich glaub, er ist errötet.
MINNESÄNGER
Gab seine Absolution der Papa Pontifex?
TANNHÄUSER
Er nannte Götzendienst den Kult der Göttin Sex!
Mich loszusprechen von der Heidengöttin Venus
Er habe Vollmacht nicht von Jesus Nazarenus.
Wenn Gott ein Wunder tut, der Stab des Papstes blüht,
Dann erst kann er verzeihn, dass wieder ich das Glied
An Christi Corpus sei. Der ich gesündigt habe,
Muß warten, bis ihm sprießt die Spitze an dem Stabe!
MINNESÄNGER
Bei Aphrodites und des Bacchus Sohn Priap!
Schoß auf in Blütenblust des Heilgen Vaters Stab?
TANNHÄUSER
So oft der Schwengel schwang in großen Kirchenglocken,
Der Stab des Pontifex blieb ohne Säfte trocken!
MINNESÄNGER
Vielleicht geschieht doch noch ein Wunder Gottes bald!
TANNHÄUSER
Ich aber will zurück in Venus dichten Wald,
Zum Busen der Natur, in Venus’ feuchte Grotte,
Daß ich das Leben leb von einem jungen Gotte!
MINNESÄNGER
Mein Freund, ich schließ dich ein in mein Gebet zur Nacht,
Daß Gottes Gnad für dich doch noch ein Wunder macht.
TANNHÄSUER
Wenn Jesus sich erbarmt mit herzlichem Erbarmen,
Dann lieg ich selig schon in Aphrodites Armen!
Und spricht mich Gottes Sohn von allen Sünden los,
Dann lieg ich trunken schon in Aphrodites Schoß!
(Tannhäuser wandert weiter. Der Minnesänger kniet vor dem Kruzifix am Wegrand.)
DRITTE SZENE
(Venushügel. Unter dichtem Gebüsch verborgen die feuchte Venusgrotte. Tannhäuser steht vor dem
Venushügel, in seiner Rechten den Pilgerstab, an dessen Spitze eine Muschel. Über dem Venushügel
erscheint die himmlische Venus. Sie trägt ein langes meerschaumweißes Seidenkleid und darüber
einen meerblauen Umhang. Ihre langen goldenen Locken verschleiern die Gestalt.)
TANNHÄUSER
O Göttin Venus, ich komm aus dem deutschen Reiche,
Das deutsche Reich ist heut, ach, ganz wie eine Leiche!
Der Sensenmann geht um, das knöcherne Skelett,
Er lockt Germania, die Frau, in Totenbett!
Ich war in Österreich, ich schaute auch den Kaiser,
Der schon verlor den Thron, er betet nun als Weiser.
Ich war am Zürcher See, wo Großmama Natur
Erfindungen streut aus auf lenzlich-lieber Flur,
Wo Freunde baden nackt, wo baden froh die Nackten
Und singen Oden dann in den antiken Takten.
Ja, schön ist die Natur, die Mutter, in der Schweiz!
Die Freiheit sah ich dort in ihrer Schönheit Reiz!
Ich war im Norden der französischen Bretagne,
Ich nahm auch teil am Krieg, am Krieg in der Champagne.
Champagner trank ich dort und große Mengen Sekts.
Auch sprach ich ein Gebet zur Mittagszeit, die Sext.
Ich trank auch Traubensaft vorm Dome Unsrer Dame,
Sah die Zigeunerin mit ihrem Bräutigame.
Wie schön ist doch die Stadt Lutetia-Paris,
Der Liebeslüste Stadt, der Wollust Paradies!
Die Arche sah ich dort, Titanen und Giganten,
Ich sah den Efeuturm und steinerne Trabanten,
Sah eine schöne Frau, ein schwarzes Netz ihr Strumpf,
Ich sah den Bogen auch, der feiert den Triumph,
Champs-Elyssée sah ich, die Felder von Elysen,
Wo Schatten gehen um in Gartenparadiesen.
Jardin du Luxembourg! Ich sah das Pantherweib,
Im Käftig eingesperrt, samtschwarz der Katzenleib!
Flamingos sah ich dort auf Wassers klaren Wellen
Und wunderschön und schlank die hüpfenden Gazellen.
Den Heliotrop, den Phlox sah ich im Garten blühn,
Platanen sah ich breit, die Lebenskrone grün.
Ich schaute in Paris zum Himmel in die Höh:
Ach, die Pariserin starb im Hotel de Dieu!
Ich sah Lavinia, Äneas Pius, Turnus,
Ich sah den Ehering des göttlichen Saturnus,
Die Leier und den Schwan, den Adler auch. Und oh,
Ich trank das rote Blut des Bacchus von Bordeaux!
(Die himmlische Venus strahlt übers ganze Gesicht. Sie lächelt ihr entzückendstes Lächeln und
breitet ihre Arme aus zum herzlichen Willkommen.)
VENUS
O mein Geliebter du! Ein herzliches Willkommen!
Jetzt endlich bist du doch zu mir zurückgekommen!
Dir offen steht mein Herz wie eine Rose rot,
Ich schenk dir meinen Leib wie süßes weißes Brot!
Ich habe Lust an dir, Geliebter deiner Göttin,
Ich habe Lust an dir, ich bin doch deine Gattin!
Ich habe Lust an dir, ich habe an dir Lust!
Schau! Venus offenbart dir ihre bloße Brust!
(Venus öffnet ihr weißes Kleid und zeigt Tannhäuser ihre makellose jungfräuliche Mutterbrust. Die
Brust ist ohne Muttermal und von perfekter Form und jugendlicher Festigkeit, zugleich von
mütterlicher Fülle.)
TANNHÄUSER
Die Worte fehlen mir, der Dichter muss verstummen!
Was soll die Logik mir, der Theologen Summen?
Ich kann nur singen noch der Liebe Hohes Lied!
O Venus, schöner bist du selbst als Sulamith!
Frau Schönheit bist du selbst, so wahr lebt Nazarenus,
Die Schönheit Gottes du, du Schönheitsgöttin Venus!
VENUS
Tannhäuser, jetzt empfang von deiner Lieben Frau
Den Ehrennamen, den ich dir aus Huld vertrau,
Tannhäuser heißt fortan, beim Ringe Salomonis,
Der Venus Ehemann, du heiße jetzt Adonis!
TANNHÄUSER
Ich bin es ja nicht wert, o Venus, solche Huld!
Tannhäuser bin ich nur, Poet im Minnekult.
VENUS
Nur keine falsche Scheu! Wer Venus darf erkennen,
Der darf Adonis sich mit vollem Rechte nennen.
Ich, deine Venus, nehm dich als Adonis an!
Adonis, Buhle und Geliebter, du mein Mann!
Ich deine Buhlin bin, die Keusche und Kokette,
Dir Konkubine bin im schwülen Lotterbette!
TANNHÄUSER
O Liebste Frau, du bist so gnädig, mild und süß!
Je t’aime, je t’aime, je t’aime, oh mon amour Vénus!
Ein Lehrgedicht
Romanze
Um Zwölfhundertsechsundzwanzig
In dem Sommer auf der Wartburg
Trafen sich die Ritter, warben
Um die Gnade ihres Fürsten.
Überschäumender Bedarf an
Lustbarkeit war auf der Wartburg.
Ein Magnet für alle Künstler
War der Hof des Fürsten Ludwig.
TANNHÄUSER SINGT:
Aber auf welche Art und wie soll man das auffassen?
Wie soll man die unsagbare Schönheit sehen,
Die gleichsam im innersten Heiligtum bleibt
Und nicht herauskommt,
Dass sie auch ein Uneingeweihter zu sehen bekäme?
So gehe denn und kehre ein
In sein Inneres, wer es vermag.
Er lasse draußen,
Was der Blick des Auges erschaut,
Er sehe sich nicht um nach dem,
Was ihm vormals als Glanz schöner Leiblichkeit erschien.
Denn wenn man die leibliche Schönheit erblickt,
Muss man nicht in ihr aufgehen wollen,
Sondern im Bewusstsein, dass sie nur Schatten
Und Schemen zeigt,
Zu dem flüchten, dessen Abbild sie ist.
Denn wer heranliefe, um sie als etwas Wahrhaftes zu umfangen,
Etwa wie eine schöne Gestalt,
Die auf dem Wasser schaukelt –
Jemand, der eine solche umfassen wollte,
Heißt es in einem bekannten, sinnreichen Mythos,
Versank in die Tiefe der Flut
Und ward nicht mehr gesehen, –
Der würde, wenn er sich an dem Schönen der Sinnenwelt festhielte
Und nicht davon losließe,
Ganz in derselben Weise zwar nicht leiblich ,
Doch geistig in dunkle,
Der Vernunft unerfreuliche Tiefen versinken,
Würde dann blind im Hades leben
Und hier und dort mit Schatten verkehren.
„Auf, lasst uns fliehen zum geliebten Lande der Väter!“
Wollen wir uns lieber zurufen.
Aber wohin geht die Flucht
Und wie wollen wir ins offne Meer gelangen?
Wie es Odysseus andeutet, will ich meinen,
Der von der Zauberin Circe oder von Kalypso wegeilend
Keinen Gefallen am Bleiben fand,
Obgleich sein Auge im Anblick der Lust schwelgte
Und er sinnliche Schönheit vollauf genoss.
Vaterland aber und Vater sind für uns dort,
Von wo wir gekommen sind.
Und wie geht unsre Fahrt und Flucht vor sich?
Nicht zu Fuß sollen wir hinwandern,
Denn die Füße tragen uns von einem Land zum andern.
Wir brauchen uns nicht nach einem Fuhrwerk mit Rossen
Noch nach einem Schiff zu Meere umzusehen,
Sondern das alles muss man lassen und gar nicht sehen,
Man muss sein Auge gleichsam schließen,
Man muss ein andres dafür eintauschen und eröffnen,
Das alle besitzen,
Dessen sich aber wenige bedienen.
9
Lasst uns also diese Welt,
In der jeder Teil bleibt, was er ist, ohne Konfusion,
In unsern Gedanken als ein Ganzes auffassen,
Soweit möglich, in der Weise, dass im bunten Wechsel der Erscheinungen,
Die von außen wie von dem Rand einer Kugel umschlossen werden,
Dem Bild der Sonne und aller Sterne zumal
Der Anblick der Erde und des Meeres
Und aller lebenden Wesen folgt,
Gleichsam wie auf einer überall sichtbaren Kugelfläche,
Und es wird in der Tat uns alles zu Gesicht kommen.
Nehmen wir in der Seele die hellleuchtende Gestalt einer Kugel an,
Die alles in sich befasst, bewegt oder ruhend,
Oder zum Teil ruhend, zum Teil bewegt.
Indem du dieses festhältst,
Nimm ein anderes Bild,
Von dem du alles Stoffliche abgestreift hast, in dich auf;
Nimm auch alles Räumliche
Und jede Vorstellung von Materie weg
Und versuche nicht eine andere nur der Masse nach kleinere Gestalt zu fassen,
Sondern rufe Gott,
Der die Vorstellung, die du hast, geschaffen hat, an
Und bitte ihn zu kommen.
Er wird kommen in seiner Pracht mit allen Göttern,
Die in ihm sind,
Als ein einiger und alle befassend,
Wie auch jeder einzelne alle in sich befasst
Zu einer Einheit;
Verschieden nur sind sie in ihren Kräften
Und doch wieder alle eins in jener einen großen Kraft,
Oder vielmehr der Eine ist sie alle zusammengenommen.
Denn er selbst erfährt keine Verminderung,
Wenn alle jene erzeugt werden;
Zusammen sind sie alle und doch wieder jeder für sich
Auf einem räumlich nicht getrennten Standpunkt,
Ohne jegliche sichtbare Gestalt,
Denn sonst würde der eine hier der andre dort sein
Und jeder nicht ganz in sich selbst;
Auch hat er nicht andere Teile für andre oder sich selbst,
Noch ist jedes Ganze dort eine geteilte Macht
Und etwa nur von solchem Umfang,
Als sie abgemessene Teile hat.
Es ist Macht schlechthin, ins Unendliche sich erstreckend,
Mit seinen Wirkungen,
Und insofern ist jener groß,
Als auch seine Teile unendlich sind.
Und wo wäre irgend etwas zu nennen,
Wo jener nicht schon zuvor wäre?
Groß also ist auch dieser sichtbare Himmel
Und alle Kräfte an ihm insgesamt,
Aber größer wäre er
Und gar nicht zu sagen wie groß,
Wenn nicht an ihm ein geringes Maß von Körperlichkeit haftete.
Gleichwohl möchte jemand groß auch die Kräfte des Feuers
Und anderer körperlichen Dinge nennen,
Aber darin verrät sich schon die mangelhafte Kenntnis
Der wirklichen Kraft,
Wenn wir den äußeren Vorgang betrachtend sagen:
Sie brennen und zerstören und reiben und wirken mit
Bei Entstehung der lebenden Wesen.
Aber diese Dinge hier zerstören,
Weil sie auch zerstört werden,
Und erzeugen, weil sie selbst entstehen;
Die Kraft dort aber hat ausschließlich das Sein und das Schönsein.
Denn wo wäre das Schöne des Seins beraubt zu finden?
Denn wo das Schöne aufhört, da hört auch das Sein auf.
Darum ist auch das Sein begehrenswert,
Weil es dasselbe ist wie das Schöne,
Und das Schöne liebenswert, weil es das Sein ist.
Was nutzt es aber zu untersuchen,
Welches des andern Ursache sei,
Da die Natur nur Eine ist?
Denn dieses Pseudo-Sein hier
Bedarf eines von außen herzugebrachten schönen Scheinbildes,
Damit es auch schön scheine und überhaupt nur sei,
Und insoweit nur ist es, als es Teil hat an der Schönheit der Idee,
Und je mehr es Teil genommen, desto vollendeter ist es,
Denn nur der Idee eignet in höherem Grade
Die Schönheit an sich.
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ERSTER TEIL
FIGURIS VENERIS
Ein Altar. Auf dem Altar steht der nackte Knabe Amor, weiße Flügel an den Schultern, kurze blonde
Locken, in der rechten Hand eine brennende Fackel. Mit dem linken Arm umarmt er seine Mutter
Venus. Venus ist ganz nackt und sitzt mit dem Popo auf dem Altar und schaut auf zu Amor und naht
sich ihm, um ihn zu küssen. Sie hat lange rotblonde Locken und ein blaues Band im Haar. Sie ist
vielleicht neunzehn Jahre alt. Ihr Mund ist kusslich und rosenrot. Ihre Brüste sind groß, aber nicht
üppig. Ihr Schamdreieck bildet die Mitte der ganzen Szene. Unten vor dem Altar ist wie eine Ikone
ein Bild aufgestellt. Zwei nackte Frauen sind auf dem Bild. Die Linke steht aufrecht und hebt die
Arme zum Kopf, an ihren Unterschenkeln rauscht ein Seidengewand herab, es ähnelt dem weißen
Meeresschaum. Die Frau hat lange rotblonde Locken. Die andere Frau rechts ist ganz nackt, hat
lange schwarze Haare und kniet vor der ersten Frau und küsst ihren Bauch unter den Brüsten. Das
schwarze Haar der knieenden Frau ist auch zwischen ihren Schenkeln. Im Hintergrund der beiden
Frauen ist ein Bett mit einem hellroten Betthimmel darüber. Rechts und links vom Altar sind zwei
nackte Figuren. Vom Betrachter aus gesehen rechts vom Altar ein knieender Satyr mit behaarten
Beinen eines Ziegenbockes, nacktem Mannesoberkörper und vollbärtigem Manneskopf mit
dunkelblonden, kurzen Locken und einem Paar Hörner eines Ziegenbockes. In der Linken hält er
eine Panflöte und mit der Rechten erhebt er eine Traube Weinbeeren dem Schoß der Venus
entgegen. An der linken Seite des Altars eine Meerjungfrau, eine Nymphe mit langem grünem
Fischschwanz, kleinen festen Mädchenbrüsten, freiflatternden goldblonden Locken. In der Rechten
hält sie eine große Muschel in der Form einer Vulva, mit der Linken reicht sie der Venus einen
bunten Blumenkranz. Ihre Augen schauen verzückt zum Amor-Knaben.
Ein Schlafzimmer, dunkle Wände, davon abstechend die weiße Bettdecke auf dem Bett. Über dem
Bett ein rosa Betthimmel. Eine junge Frau steht an der Längsseite des Bettes, den Oberkörper auf
das Bett gelegt. Sie trägt blondes glattes Haar und ein hellblaues Stirnband. Ihre klugen zärtlichen
Augen sind dem Betrachter zugewandt. Ihr runder ebenmäßiger Popo bietet sich dem nackten Mann
an, der aufrecht hinter ihrem Popo steht. Es ist ein junger Mann von vielleicht vierundzwanzig
Jahren, etwa ein Jahr älter als die nackte Geliebte. Er hat keine Haare auf der Brust. Sein Haupthaar
kurz, dunkle Locken mit einem weißen Stirnband. Sein Schamhaar ist dunkel und kraus. Seine
Hoden kraftvoll, sein Penis steht waagerecht, ganz gerade, weiß, die Eichel ist hellrot und berührt
den Anus der Geliebten. Hinter dem Mann steht auf einem Postament eine kleine goldene Amor-
Statue. Amor stützt sich auf seinen Bogen, hat an der rechten Hüfte den Köcher, Flügel an den
Schultern, legt er nachdenklich den Zeigefinger der rechten Hand an den Mund.
Ein Schlafzimmer. Hintergrund eine dunkelbraune Wand. Links hängen rote Vorhänge von der
Decke auf den Boden. Das Bett füllt den ganzen Raum aus. Hinter dem Fußende des Bettes erhebt
sich eine Säule, darauf eine Figur, den erhobenen Phallus mit Hoden darstellend. Am Kopfende
angelehnt ans goldene Gitter ein hellblaues Kissen mit roten Mäandern am Rand. Auf dem weißen
Laken ein Liebespaar in Umarmung. Die Liebenden sind etwa vierundzwanzig Jahre jung. Die Frau
liegt unten, der Mann liegt auf der Frau. Sie lässt den linken Arm herunterfallen, ihre Beine hat sie
erhoben und umfängt mit ihnen die Hüften des Mannes. Der Mann kniet vor der Frau, er streckt
seinen Oberkörper über den Oberkörper der Frau, ohne sie zu beschweren, und umarmt mit den
Armen ihre Hüften, gleichzeitig sich abstützend. Sein Becken ist genau vor ihrem Becken und sein
Phallus ist im Innern ihrer Vulva, allerdings nicht ganz versenkt. Die Frau hat die Augen
geschlossen und schaut aus wie in seligem Genießen. Der Mann schaut voller Liebe, voller
Bewunderung das hübsche Antlitz der Geliebten an.
Dunkles Schlafzimmer. Ein breites Bett, am Kopfende ein breites hellgrünes Kissen, anschließend
ein weißes Laken. Links vom Bett hängt ein roter Vorhang von der Decke und fällt auf einen
schlichten Holzstuhl, der umzukippen scheint. Am Fußende des Bettes auf dem Boden steht eine
breite Schale, ein Becken, auf einem Fuß, und eine Kanne in der Form einer Vase. Auf dem Bett
liegt eine junge Frau, nackt, kurze braune Haare, den rechten Arm streckt sie nach oben über ihren
Kopf. Am Fußende steht ein junger Mann, nackt, dunkles kurzes Haar mit rotweißer Stirnbinde,
einen Anflug von Bartschatten auf den Wangen. An den Füßen trägt er rote Sandalen. Die Frau trägt
blaue Sandalen. Die Frau spreizt die Beine. Das rechte Bein hebt sie bis zur linken Schulter des
Mannes, der Mann umfängt mit der linken Hand ihr Knie. Das linke Bein der Frau ist auch
abgespreizt, aber waagerecht gelegen auf der rechten Hand des Mannes. Da die Beine der Frau
gespreizt sind, liegt die Scham offen vor den Augen des Betrachters. Es sind da die dunklen Locken
des Schamhaars und die hellroten Schamlippen. In die Scheide der Frau dringt der Phallus des
Mannes ein. Der Mann erscheint in athletischer Stärke, die Frau in lachender Verzückung.
Ein Schlafzimmer. Das lange und breite Bett füllt den ganzen Raum aus. Am Kopfende fällt von der
Decke ein roter Vorhang. Am Fußende steht neben dem Bett eine Skulptur, einen Baum ohne Laub
darstellend, wobei der Ast mit einem Pinienzapfen daran an einen Penis erinnert und ein zweiter
breiterer Stamm unten mit seiner Baumhöhle an die Vulva erinnert. Hinter dem Bett steht ein breites
großes Bronzebecken auf vier Beinen. Über dem Bett schwebt von der Decke eine Öl-Lampe. Auf
dem Bett ein weißes Laken. Am Kopfende eine rotgoldene Kopfkissenrolle aus Samt. Am Fußende
liegt eine feine rosa Bettdecke. Ausgestreckt auf dem Bette liegt ein nackter Mann, vielleicht
dreißig Jahre alt, mit kurzen dunklen Haaren, glatt, und kurzgeschnittenem dunklem Vollbart. Sein
Kopf liegt auf der Kopfkissenrolle. Er ist vollkommen ruhig und entspannt. Über ihm kniet eine
nackte Frau, kurze blonde Haare mit hellblauem Stirnband. Die Brüste sind klein und fest. Mit der
rechten Hand stützt sie sich auf das Bett, und mit der linken Hand berührt sie die rechte Schulter des
Mannes. Ihr Becken befindet sich in geringem Abstand über seinem Becken. Deutlich ist zu sehen,
wie aus seinem dunklen lockigen Schamhaar sich der starke Phallus aufrecht erhebt und wie sich
die Vulva inmitten ihres dunklen lockigen Schamhaars auf seinen Phallus stülpt. Es scheint so, als
ob die Frau allein sich bewegt und durch Hebung und Senkung des Beckens auf dem Manne reitet
und so die Lust erregt.
Eine Stube. Links steht ein Marmorsockel mit einem Bild des kleinen nackten Amor-Knaben. Links
und rechts von Amor zwei Pfauen, Männchen und Weibchen. Amor hebt die Arme und trägt einen
Blumenkranz auf den Händen. Auf dem Sockel befindet sich eine Blumenschale mit einem Gesteck
von hellroten und gelbweißen Blüten. Hinter dem Sockel ist ein dunkelbrauner Vorhang. An der
Wand befindet sich ein Holzregal, darauf verschiedene Vasen und Kelche, sowohl von der
schlanken länglichen Form des Männlichen, als auch von der runden bauchigen Form des
Weiblichen. Am rechten Rand raucht ein Ofen. Vor dem Ofen befindet sich eine goldene Ruhebank
mit einem purpurnen Samtpolster und einem langen und breiten weißen Laken darüber. Eine junge
nackte Frau liegt wie hingegossen auf der Bank, den linken Arm auf das purpurne Samtpolster und
den rechten Arm auf das Haupt gelegt. Ihr Haar ist dunkelblond, fast brünett. An den Oberarmen
und Handgelenken trägt sie Spangen von Kupfer. An den Füßen trägt sie rote Sandalen. Das linke
Bein steht auf dem Boden und das rechte Bein liegt auf der linken Schulter des Mannes, der auf
dem Boden vor dem Schoß der Frau kniet, das linke Knie auf dem Boden, das rechte Knie
angewinkelt. Er trägt blaue Leinenschuhe, ansonsten ist er nackt. Sein braunes Haar ist kurz und
glatt. Er trägt ein rotes Stirnband. Der bartlose Mann und die nackte Frau sind vielleicht neunzehn
Jahre jung. Sie bietet ihm ganz ihre behaarte Scham dar und er liebkost zärtlich mit einer
geduldigen und feuchten Zunge ihre inneren und äußeren Schamlippen und die Klitoris.
Cunnilingus heißt das, denn Cunnus heißt Scheide und Lingua heißt mit der Zunge lecken. Die Frau
genießt es in höchster seliger Wonne und Entzückung in einem himmlischen Frieden. Der Mann ist
sehr konzentriert und aufmerksam bemüht, der Frau die süßeste Lust zu bereiten.
7
Ein geräumiger Balkon oder eine Terrasse. Im Hintergrund ein See und eine weiße Stadt mit einem
marmorweißen griechischen Tempel. Vor der Balkonbrüstung steht ein imposantes Becken. Eine
Säule von Marmor trennt den Ausblick auf die Stadt von der braunen Wand mit grünem Vorhang,
die einen Innenraum schafft. Ein Sessel steht da, purpurne Draperien lässig darüber geworfen. Auf
einem schlichten Holzstuhl sitzt ein junger nackter Mann. Sein dunkelblondes Haar ist kurz, er trägt
ein rotes Stirnband. Er öffnet leicht seine kräftigen Beine. Aus der behaarten Scham schauen
Phallus und Hoden hervor. Vor ihm sitzt seine junge Geliebte. Sie ist ganz nackt und sitzt auf einem
wohlgeformten Popo und mit angezogenen Beinen auf einem Lammfellteppich. Mit dem linken
Arm stützt sie sich ab. Ihre rechte Hand hält zärtlich den erigierten Penis des Mannes. Ihre
brünetten Haare sind aufgesteckt zu einem Knoten. Mit den weichen feuchten Lippen und der
warmen feuchten Zunge umschließt sie den Phallus des Mannes. Mit der Zunge umspielt sie die
Eichel und mit dem Mund saugt sie an dem Penis. Der Mann ist in höchster Seligkeit und
himmlischem Frieden versunken.
Eine öffentliche Halle. Im Hintergrund sind offene Toreingänge. Neben einer Säule stehen zwei
nackte Frauen in den Haltungen, die man von antiken Venus-Statuen kennt. Die eine zeigt die ganze
nackte Vorderansicht der göttlichen Frau, die andere die ganze nackte Rückenansicht. Im
Vordergrund befinden sich drei breite Treppenstufen. Auf den Treppenstufen gemütlich gelagert
eine Gruppe von fünf nackten Menschen. Ein nackter Mann, vielleicht vierzig Jahre alt, mit kurzem
dunkelblondem Haar und kurzem Bart, sitzt in der Mitte. Er spreizt die Beine. Sein Penis steht in
die Höhe. Zwischen seinen Schenkeln sitzt ein junges Mädchen, vielleicht sechzehn Jahre jung. Sie
hat langes glattes schwarzes Haar, das auf ihre Schultern fällt. Sie spreizt weit ihre jungen
schlanken Beine, so dass deutlich die jungen Falten der Vagina zu sehen sind. Die rechte Hand legt
sie zärtlich auf den linken Oberschenkel des Mannes. Ihren kleinen Mund hat sie völlig gestülpt auf
den Phallus des Mannes, um saugend dem Manne höchste Lust zu bereiten. Sie hat die Augen
geschlossen, er schaut ihr sehr aufmerksam zu. Hinter ihm sitzt eine junge Frau von vielleicht
achtzehn Jahren, schwarzes Haar, in der Mitte gescheitelt, erhebt sie glücklich lachend die Augen
nach oben, denn der Mann lässt den linken Arm auf ihrem nackten Oberkörper ruhen und berührt
mit dem kleinen Finger seiner Hand die Klitoris des jungen Mädchens. Vor dem Mann, eine
Treppenstufe tiefer, sitzt ein junges Mädchen. Ihr Kopf ist in der Nähe des Gliedes des Mannes, als
ob sie darauf warte, das Fellatio-treibende Mädchen abzulösen. Lachend und glücklich wendet sie
ihr Angesicht dem Betrachter zu, aber auch den breiten straffen Popo. Zwischen dem
sechzehnjährigen Mädchen, das die Flöte des Mannes bläst, und dem jungen Mädchen, das uns den
prallen Hintern darbietet, liegt auf der steinernen Stufe das vierte Mädchen, mit dem Rücken auf
dem Stein. Ihr Kopf aber befindet sich zwischen den Schenkeln des Mädchens mit dem breiten
Popo, direkt unter ihrem Becken. Mit einer kleinen hellroten Zunge leckt sie die Vagina des
Mädchens mit dem breiten Becken. Fellatio und Cunnilingus machen alle glücklich, sie lachen mit
leuchtenden Augen.
Ein junger nackter Mann sitzt aufrecht auf einem weißen Bett. Neben ihm liegt eine Harfe. Vor ihm
steht eine große Vase. Er schaut auf zu einem lebensgroßen erotischen Wandgemälde. Im blauen
Himmel des Südens schweben weiße Wolken, auf den Wolken nackte schöne Frauen und Männer.
Eine Frau liegt quer zu den Füßen des Mannes und zeigt ihren perfekten Rücken und Popo, die
Hand erhoben bis zum Knie des Mannes, der auf einer höheren Wolke sitzt. Über sein nacktes
Mannesglied beugt sich eine zweite Nackte in wollüstiger Fülle und stülpt ihren feuchten Mund auf
den Phallus des Mannes, und mit der Zunge leckend und mit dem Munde saugend bereitet sie ihm
süße Lust. Neben dem Manne, der entspannt im Genuss versunken sitzt, liegt ein nackter Mann auf
der Wolke, sein Phallus ragt senkrecht empor. Ein nacktes Weib schwingt ihr Becken über das
Becken des Mannes und ist im Begriff, ihre warme feuchte Vulva auf seinen heißen steifen Phallus
zu stülpen. Eine vierte Nackte sitzt daneben und wartet auf ihren Einsatz. Der junge Mann, der das
erotische Wandgemälde betrachtet, nimmt in aller Ruhe sein Mannesglied in die rechte Hand und
erregt sich selber. In seiner Phantasie nimmt er an der Kopulation teil. Er schläft mit seiner
Traumfrau bei einsamer Masturbation.
10
Hier ist zu sehen die Dichterin Sappho. Die Szene ist an einem Strand. Runde Felsen erheben sich
über dem Sand. Im blauen Meer treiben Meerjungfrauen mit nackten Oberkörpern und
Fischschwänzen ihre Liebesspiele. Eine Meerjungfrau neigt den Mund zur Vagina der andern
Meerjungfrau. Ein Meergott und eine Nymphe sind in inniger Liebesumarmung. Auf der anderen
Seite des Meeres ist ein weißer antiker Tempel der lesbischen Göttin Aphrodite zu sehen. Aber an
die Felsen des Strandes lehnt sich die nackte Sappho. In der Rechten hält sie ihre siebensaitige Lyra,
mit roten Rosen umwunden. Sie breitet die Arme weit aus und spreizt ihre schlanken weißen Beine
weit. Ihr Antlitz strahlt im Frieden des heitersten Glücks, denn zwischen ihren Schenkeln sitzt ihre
Freundin, ein junges wunderschönes Mädchen von vielleicht neunzehn Jahren, von vollkommener
Schönheit, und berührt mit den rosigen Lippen das schwarze krause Schamhaar der heiligen
Sappho.
11
Ein Schlafzimmer. An der braunen Wand im Hintergrund die Darstellung der großen Göttin, auf
einem Wagen stehend, von zwei Fabelwesen gezogen. Neben dem Bilde links ist der Eingang zum
Schlafzimmer, von einem grünen Vorhang verschleiert. Den Vorhang teilt ein junger nackter Herr,
schön wie Adonis, alles an ihm kraftvoll, auch sein Glied. Auf dem Bett im Schlafzimmer liegen die
beiden Schwestern Ohola und Oholiba. Ohola liegt unten ganz nackt, lang ausgestreckt, lächelnd,
glücklich. Die langen dunklen Haare fallen über das grüne Samtkissen auf der Bettdecke aus
purpurner Wildseide. Oholiba, auch ganz nackt, mit kurzen brünetten Haaren und einem weißen
Stirnband, sitzt mit dem Schoß auf dem Schoß der Schwester. Etwas fehlt ihnen. Oholiba beugt den
Oberkörper auf den Oberkörper der Schwester Ohola und umfasst mit der rechten Hand die pralle
weiße Brust der Schwester. Der junge nackte Herr, der kommt, wird seine beiden Bräute kräftig
beglücken, und sie werden sich alle Mühe geben, ihren Herrn zu befriedigen.
12
Das dunkle Schlafzimmer ist ganz von dem Bett ausgefüllt. Vorne liegt ein umgefallener Stuhl. Im
Hintergrund eine Säule, auf der eine Schale mit qualmendem Weihrauch steht. Ein roter Betthimmel
ist hochgezogen. An die Säule mit der Weihrauchschale lehnt sich eine nackte Schwester. Ihr Haar
ist schwarz und hochgesteckt, von einem hellblauen Band zusammen gehalten. Ihre Brüste sind
nicht zu groß, nicht zu klein, aber fest. Ihr dunkles Schamdreieck ist behaart, aber nicht üppig. Über
die Arme fällt ihr die leiseste Andeutung eines Gewandes, nämlich ein transparenter Gaze-Schleier,
der aber nichts verbirgt von ihrer köstlichen Nacktheit. Sie schaut aufmerksam dem Liebespaar auf
dem Bett zu. Der junge Herr, der gutgebaute Adonis, liegt lang ausgestreckt auf einem weißen
Laken, den Kopf mit dem kurzen dunkelblonden Haar und dem roten Stirnband gebettet auf einem
roten und einem grünen samtenen Kissen. Auf seinem Schoß sitzt die andere nackte Schwester
knieend, allerdings so, dass sie ihren prächtigen prallen Popo ihm zuwendet. Mit der linken Hand
berührt er die linke Hinterbacke. Sie aber hockt mit ihrer Vulva auf seinem Phallus und glitscht
ruhig auf und ab. Dabei stützt sie sich mit den Armen auf dem Bett ab. Der junge Herr und die
lüsterne Schwester haben die Augen geschlossen und genießen in seliger Ruhe, in entspannter
Spannung, die Reibungen des Phallus in dem Innern der Vulva.
13
Dies scheint ein Harem nach des Propheten Vision vom Himmel zu sein. Im Vordergrund links liegt
eine nackte Jungfrau-Huri, die Brüste fest und spitz, der Körper schlank, in Traum versunken wie
von einem Haschisch-Rausch, angelehnt an ein samtenes Polster. Neben ihren ausgestreckten
weißen schlanken Beinen liegt eine junge schlanke Huri wie ausgegossen auf dem Marmorboden,
ihre goldene Haarflut fließt in Locken auf den Boden. Ihre Augen sind geschlossen, ihr Antlitz
glänzt im Genuss des seligen Friedens. Ihre Brüste sind rund und fest. Ihre rechte Hand liegt
zärtlich an dem Nabel ihres Bauches, der flach und fest ist. Die schlanken langen Beine hat sie
gespreizt und angewinkelt. Das dunkle lockige Schamhaar der Huri empfängt den Kopf eines
Gläubigen, der, tief versunken in den Schoß der Huri, mit seiner Zunge leckt an dem feuchten
Cunnus der Huri. Dasselbe Liebesspiel genießt auch eine weitere nackte Jungfrau-Huri, die auf
einem Marmorblock sitzt und den Oberkörper weit nach hinten biegt und mit geschlossenen Augen
und seligem Verzückungsglanz auf dem Antlitz genießt, was ihrem Schoß geschieht, an den sie die
Finger ihrer rechten Hand legt. Während sie mit den Fingerspitzen an ihrer Klitoris fummelt, sitzt
vor ihr ein junger Gläubiger, schön wie ein siebzehnjähriger Jussuf, der die Beine spreizt, sein Glied
starrt hervor mit rotleuchtender Eichel. Seine Zunge aber streckt er hervor, um die äußeren und
inneren Schamlippen der Huri zu lecken. In der Mitte des Harems der Huris ist ein Marmor-Diwan,
auf dem ein Gläubiger und eine wollüstige Huri kopulieren. Die nackte Huri liegt auf der rechten
Seite und wendet dem Glaubenshelden den himmlischen Popo zu. Er kniet vor dem prallen
prächtigen Popo der Huri und drängt von hinten und unten mit seiner nie ermattenden Latte in die
ewig eng gebaute Scheide der Huri ein. Ein Gottesbild steht im Huri-Harem, vielleicht den
einsamen monotheistischen Gott Amon der Ägypter darstellend, der masturbierend die Welt
erschuf. Der Gott von Stein ist ein starker reifer Mann, der aufrecht steht, waagerecht steht sein
Phallus von ihm ab. Ein schönes nacktes Huri-Mädchen schwingt sich mit dem Becken auf den
steinernen Phallus des Gottes und reitet den Phallus und befriedigt sich selber an dem
monotheistischen Gott der einsamen Masturbation. Im Hintergrund ist eine himmlische Huri zu
sehen, die sich soweit vorbückt, dass allein der pralle Apfel ihres verehrungswürdigen Popos
erscheint. Der starke Gottesmann und gutgebaute Glaubenszeuge steht hinter dem allerwertesten
Popo der Huri und dringt von hinten in die feuchte warme Vulva der Huri mit dem schönen Hintern
ein.
14
Wir sind wieder im Schlafzimmer des jungen nackten Herrn Adonis mit den beiden nackten
Schwestern Ohola und Oholiba. Es könnte auch der nackte König Salomon mit den beiden
Dämoninnen Lilith und Karina sein. Ein breites Liebeslager erfüllt den Raum. Gemütlich an ein
weißes Kissen gelehnt liegt die eine Schwester mit dem kurzen dunkelblonden Haar. Neben dem
Bett steht der junge Herr Adonis, mit dem rechten Knie auf dem Laken knieend. Er betrachtet seine
Fingernägel, ob sie sauber sind. Götter können ja aus dem Dreck unter ihren Fingernägeln noch
Welten erschaffen. Sein Mentula ist erigiert und starrt in die Höhe, seine rotleuchtende Eichel ist gut
durchblutet. Die nackte Schwester auf dem Bett umfasst zärtlich und liebevoll mit den Fingern ihrer
rechten Hand den Phallus des Mannes und beginnt ihn mit aller Geduld zu liebkosen. Die andere
nackte Schwester mit den schwarzen aufgebundenen Haaren und dem perfekt gemeißelten Körper
steht hinter dem Herrn Adonis und bewundert, wie Frauen gerne tun, den Popo des Mannes, der
rund und straff ist. Mit der rechten Hand hält sie eine Rute aus Birkenzweigen und scheint Lust zu
haben, dem Bruder auf den Popo zu klatschen.
15
Eine Säulenhalle. Im Hintergrund eine Marmorsäule, auf der sich eine Statue befindet, entweder die
Venus oder die archaische Magna Mater darstellend. Ein bartloser wunderschöner Jüngling ist
zusammen mit drei göttlichen Jungfrauen. Die größte der drei göttlichen Jungfrauen sitzt in einem
Stuhl ganz entspannt und streckt die Beine aus, die Schenkel leicht gespreizt. Die zweite göttliche
Jungfrau kniet vor der ersten göttlichen Jungfrau, mit Armen und Knieen sich abstützend, das Haupt
an der Vulva der thronenden Jungfrau, mit der Zunge leckend an dem Cunnus der Jungfrau. Unter
dieser knieenden und leckenden Jungfrau liegt hingebungsvoll ausgestreckt auf dem Marmorboden
auf einem schneeweißen Laken die dritte göttliche Jungfrau. Mit erhobenen Armen umfängt sie die
zweite göttliche Jungfrau, die leuchtenden mondweißen Augen erhoben zum Schoß der thronenden
Jungfrau, denn deren Scham ist unmittelbar über dem Antlitz der dritten göttlichen Jungfrau. Der
begnadete Favorit der drei göttlichen Jungfrauen kniet zwischen den Beinen der beiden liegenden
Jungfrauen und dringt mit aller zärtlichen Sorgfalt von hinten in die enge Vulva der zweiten
göttlichen Jungfrau.
ZWEITER TEIL
DEVA UND DEVI
Ein junger nackter Gott steht aufrecht, hebt beide Arme über sein Haupt. Sein Oberkörper ist von
der Seite zu sehen, aber sein Angesicht wendet sich dem Betrachter zu. Vor ihm sitzt auf der Erde
eine nackte Göttin. Mit den Armen umfängt sie das Becken des Gottes. Ihre ballförmigen großen
Brüste presst sie an seine Knie. Mit dem Mund umfängt sie den Phallus des Gottes. Der Gott und
die Göttin vereinigen sich in der vom Kama-Sutra sogenannten Mund-Vereinigung.
Der mächtige Gott sitzt auf seinem steinernen Thron. Sein Angesicht ist männlich, bärtig, Falten auf
der Stirn. Um seinen Hals trägt er eine Perlenschnur, den Rosenkranz. Er breitet die Beine aus. Auf
seinem Schoß sitzt seine Geliebte, die Göttin. Ihr Becken ist breit. Sein Phallus dringt steil von
unten in die Vulva ein. Er umfängt ihre abgespreizten Schenkel mit den mächtigen Händen, sie
umarmt mit den Armen seinen Oberkörper. Sie schauen sich an von Angesicht zu Angesicht. Ihre
Augen lachen vor Glück und ihre Lippen nähern sich zum Kuss. Die Göttin trägt am Ohr einen
großen Ohrring in der Form einer Spirale.
Der Gott steht aufrecht. Seine Augen sind große Mandelaugen, sein Mund lächelnd. Vor ihm ist die
Göttin, die sich stehend so weit nach vorne bückt, dass sie mit den Händen den Boden berührt. An
ihren Handgelenken trägt sie viele Spangen. Der Gott legt seine Hände liebevoll auf den Rücken der
Göttin. Sein waagerecht stehender Phallus dringt von hinten in den Anus der Göttin. Sie wendet ihr
Angesicht nach oben und schaut zufrieden auf den Phallus des Gottes.
4
Der Gott mit einem männlichen Bart auf dem Boden. Rechts und links von ihm liegen zwei
Himmelsweiber, die ihre Brüste an ihn pressen. Über dem Gott hockt die Göttin. Sie hat lange
Haare, geflochtene Locken. Ihr Leib ist von weiblichen Rundungen lüstern geformt. Mit der linken
Hand berührt sie die jugendlich schöne Brust des einen schönen Himmelsmädchens. Ihr breites
Becken mit dem prallen straffen Popo ist direkt über dem Becken des Gottes. Sein Phallus steht
senkrecht empor, die Göttin stülpt ihre Vulva auf den harten Phallus des Gottes und gleitet glitschig
auf und ab. Ihr Angesicht ist aufmerksam, aber entspannt gerichtet auf die Kopulation von Phallus
und Vulva.
Die junge Göttin steht im Vordergrund. Ihr Körper ist perfekt. Ihre Brüste sind groß und rund, aber
fest. Um ihren Hals trägt sie Kettchen. Kettchen hängen zwischen ihren Brüsten. Ihre Hüfte ist
schmal, ihr Becken breit. Um das Becken trägt sie einen imposanten Gürtel, zwischen ihren
Schenkeln fällt der Gürtel herab. Ihren linken Arm hat sie erhoben, ihre linken Hand verflicht sich
mit der rechten Hand des rechten Armes über ihrem Kopf. Hinter ihr steht der junge Gott, mit dem
runden Arm umschlingt er ihre Hüfte und berührt mit dem Zeigefinger ihre Scham. Sein linker Arm
umarmt ihren Oberkörper und befühlt die straffe perfekte Brust. Sie wenden ihre Angesichter
einander zu, aber schauen sich nicht in die Augen, die Lippen sind sich nah und haben große Lust
zu küssen.
Die Göttin steht aufrecht, ihr rechtes Bein gerade auf dem Boden, ihr linkes Bein ist etwas
abgespreizt, so dass ihre Scham offen liegt. Ihre Brüste sind enorm, prall und fest. Um den Hals
trägt sie Perlenschnüre, an den Ohren große kreisförmige Ohrringe. Ihre rechte Hand ist zum Segen
erhoben. Der Gott kniet vor der anbetungswürdigen Göttin. Um Fußgelenke, Handgelenke, Hals
und Hüfte trägt der Gott Perlenschnüre. Mit seinem Mund küsst er die Scham der Göttin, mit seiner
Zunge leckt er die Schamlippen und die Klitoris der Göttin. Er hat die Augen geschlossen, sie
schaut von oben aufmerksam zu ihm herab, ob er es auch gut macht.
Eine Szene von männlichen und weiblichen Himmelsbewohnern. Links der Himmlische scheint
gehen zu wollen, sein erigierter Penis starrt schräg nach oben. Seinen rechten Arm hat er über das
Haupt gehoben. Rechts von ihm steht eine Himmlische, die auf beiden Füßen steht, aber den
Oberkörper vorbeugt, so dass sie den Phallus des Himmlischen in den Mund nehmen kann und ihm
mit Saugen und Lecken Lust bereiten. Da sie sich aber so vorbeugt, bietet sie den straffen runden
Hintern einem weiteren Himmlischen dar, der rechts von ihr steht. Dieser steht aufrecht, umfängt
mit den Händen den Bauch der sich vor ihm bückenden Himmlischen und dringt mit seinem Phallus
von schräg oben von hinten in die Himmlische ein. Neben diesem Himmlischen steht rechts ein
weiterer männlicher Himmlischer, Rücken an Rücken mit dem andern. Er hebt seine Arme in die
Höhe. Vor ihm macht eine weibliche Himmlische Kopfstand, ihre Füße ragen in die Höhe. Er aber
dringt mit seinem waagerechten starken Phallus in die ihm unmittelbar gegenüber liegende Vulva
ein. Neben dieser kopfstehenden Himmlischen steht aufrecht eine weitere weibliche Himmlische,
sie hebt die Arme in die Höhe, ihr Schoß gleicht dem Kelch einer Lotosblume und wartet auf das
göttliche Juwel eines nahenden Gottes.
Der starke Gott steht aufrecht, beide Beine fest auf dem Boden. Mit seiner ganzen Macht und Stärke
trägt er die geliebte Göttin so, dass er sie mit seinen Armen an den Oberschenkeln umarmt, während
sie die Unterschenkel und Füße über seine Schultern legt und mit dem Leib, den Kopf nach unten,
vor dem Körper des Gottes nach unten hängt. So bietet die Göttin ihre Vulva offen dem Gott, der
sein Haupt ihr zuneigt in der Absicht, ihre Klitoris und Schamlippen mit der Zunge zu lecken. Der
nach unten hängende Kopf der Göttin aber wendet sich dem Phallus des Gottes zu. Mit der rechten
Hand spielt sie mit den Zwillingshoden des Gottes und nähert sich mit dem Mund dem Phallus des
Gottes. Während er also mit der Zunge den Cunnus des Göttin leckt, saugt die Göttin mit dem
Mund an dem göttlichen Phallus des Gottes, und beide sind sehr zufrieden.
ANTIKE TEXTE
(Homer)
(Hesiod)
(Anakreontisch)
Nun kam ein Herold und brachte mit sich die tönende Harfe
Für den Sänger Demodokos. Er trat stolz in die Mitte
Und die blühenden Knaben um ihn, die herrlichen Tänzer,
Und mit schwebenden Füßen entschwebten die blühenden Knaben.
Und Odysseus sah bewundernd die tanzenden Füße.
Lieblich rauschte die Harfe, dann sang der Sänger die Hymne,
Sang der Meister die Liebe von Mars und der göttlichen Venus,
Wie sie sich beide in Vulkanus’ herrlicher Wohnung
Heimlich vereinigt! Viel Liebe schenkte der Gott seiner Göttin
Und befleckte das Ehebett des Feuerbeherrschers.
Aber Sol, der Sonnengott, brachte Vulkanus die Botschaft,
Der den Gott und die Göttin gesehen bei heimlicher Paarung.
Da Vulkanus die kränkenden Wort der Sonne vernommen,
Eilte er schnell in die Schmiede und plante gehässige Rache,
Stellte den Amboß auf und schmiedete goldene Ketten,
Um auf ewig zu binden die ehebrechenden Götter.
Da er nun das gemeine Werke im Zorne vollendet,
Ging er in das Schlafzimmer, wo das Ehebett strahlte,
Spannte um die Pfosten des Bettes die goldenen Fesseln,
Manche ließ er hängen hoch vom Gewölbe des Zimmers
Zart wie Spinnenweben, die nicht einmal Götter erblicken,
Allzu zart gewoben waren die goldenen Fesseln.
Mars entschlief nicht, der muskulöse Held in den Kriegen,
Als er hörte, der Schmied Vulkanus würde verreisen.
Stürmisch eilte Mars zur Wohnung des Feuerbeherrschers,
Hingerissen von seiner Begierde zur göttlichen Venus.
Venus war eben von dem allmächtigen Vater im Himmel
Wiedergekommen und saß in ihrem gemütlichen Sessel.
Mars trat ein in die Wohnung und küsste die Hand seiner Göttin
Und er sprach mit verliebter Stimme zu der Geliebten:
Komm, Geliebte, ins Bett! Wir wollen Liebe machen!
Ist Vulkanus doch nicht zu Haus, er ist bei den Barbaren.
Dies sprach Mars und der Venus war willkommen die Rede
Und sie bestiegen das Bett und lagen Seite an Seite.
Da umschlangen die beiden die goldenen Fesseln Vulkanus’
Und sie konnten ihre Glieder nicht mehr bewegen.
Nun erst merkten sie, dass sie nicht mehr könnten entfliehen.
Und es trat zu ihnen der hinkende Feuerbeherrscher,
Stand in dem Haus mit einer Seele voller Verzweiflung,
Still stand er im Flur und voller Eifersucht schrie er:
Vater Jupiter und ihr andern unsterblichen Götter,
Kommt und schaut die Unzucht, schaut den Ehebruch, schaut nur,
Wie mich hinkenden Kerl die Tochter Gottes geschmäht hat
Und den Gott des Krieges umarmte, nur weil er schön ist,
Wohlgestalteten Körpers, aber ich bin ein Krüppel!
Weh mir! Hätten mich doch niemals gezeugt meine Eltern!
Schaut, wie diese beiden in meinem eigenen Bette
Liegen lasziv in schmachtender Wollust und machten Liebe!
Ah, das Herz zerspringt mir bei diesem Anblick in Stücke!
Aber in Zukunft werden sie nicht mehr so liegen beisammen,
Wie verhurt sie auch sind, sie werden nicht wieder begehren,
So beieinander zu liegen in meinem eigenen Bette!
Denn ich halte sie fest in meinen goldenen Fesseln,
Bis der Vater im Himmel mir alle Geschenke zurückgibt,
Die ich als Bräutigam gab für seine göttliche Hure!
Venus ist schön, ja reizend, allein voll Sünde im Herzen!
Dies sprach Vulkanus. Da eilten zur Wohnung die Götter,
Neptun kam, der Blaugelockte, Merkurius gleichfalls,
Der die Toten geleitet, es kam der Schütze Apollo,
Aber die keuschen Göttinnen blieben in ihren Gemächern.
In dem Flur der Wohnung standen die Spender des Guten,
Standen die Götter und lachten ihr olympisches Lachen!
Und es sprach ein Gott zu einem anderen Gotte:
Böses trägt keine Frucht! Der Langsame fängt doch den Schnellen,
So ertappte Vulkanus, der Lahme, Mars, den Geschwinden,
Einzig durch Kunst. Nun büßt es Mars, der die Ehe gebrochen.
Solches sprachen die himmlischen Götter untereinander.
Aber der fernhintreffende Gott Apoll zu Merkur sprach:
O Merkur, du Sohn der Maja, Geleiter der Toten,
Hättest du Lust auf diese Art gefesselt zu werden
Und im Bette beizuwohnen der heiligen Venus?
Ihm erwiderte dies Merkur, der Geleiter der Toten:
Ach das wäre zu schön, ferntreffender Schütze Apollo,
Fesselten mich auch dreimal so viele goldene Fesseln
Und die Götter sähen mich und die Göttinnen gleichfalls,
Siehe, ich schliefe zu gern doch mit der reizenden Venus!
Dies sprach Merkur, da lachten laut die olympischen Götter.
Und Vulkanus löste vom Bett die goldenen Fesseln,
Und der Gott und die Göttin, der Fesseln entledigt,
Sprangen kraftvoll vom Bett empor. Der Kriegsgott enteilte.
Venus ging nach Zypern, die Freundin charmantesten Lächelns,
Ging in den heiligen Hain von Paphos, trat zum Altare,
Wo die Priesterinnen Weihrauch opfern der Venus,
Wo die Grazien wuschen im Bade die nackende Venus
Und sie salbten mit ambrosisch duftendem Salböl
Und sie kleideten mit dem schönsten durchsichtigen Kleidchen!
Dies war die Hymne des berühmten Demodokos. Herzlich
Freute sich Odysseus an der heiligen Hymne.
(Homer)
(Ovid)
Adonis war der Sohn der Smyrna. Diese ehrte die göttliche Venus nicht, da brach die Strafe der
Göttin über Smyrna herein, so dass sie zwölf Nächte lang mit ihrem eigenen Vater schlief, ohne
dass der Vater wusste, mit wem er schlief. Als er es aber in der dreizehnten Nacht entdeckte,
verfolgte er seine Tochter und wollte sie töten. Smyrna bat die Götter, sie zu retten. Da
verwandelten die Götter Smyrna in den Myrrhenbaum. Neun Monde später spaltete sich die Myrrhe
und Adonis erblickte das Licht der Welt. Venus sah das Kind, und da es von solcher strahlenden
Schönheit war, verbarg die Göttin das Kind in einem Binsenkorb, mit Pech verklebt, und übergab
ihn der Kore. Als aber Kore den kleinen Adonis entdeckte, der so schön war, wollte sie ihn ganz für
sich. Die beiden Göttinnen Venus und Kore stritten um Adonis, welche ihn haben dürfe. Da
entschied Jupiter, der Vater der Götter und Menschen, dass Adonis ein Drittel seines Lebens einsam
leben solle, ein Drittel seines Lebens solle er mit Kore zusammenleben, und ein Drittel seines
Lebens dürfe er der Venus widmen. Adonis aber verzichtete auf die Einsamkeit und fügte seine
eigene Zeit der Zeit der Venus hinzu.
(antikes Lehrbuch)
(Ovid)
DIE LIEBESGÖTTIN
O heroische Ishtar,
Die Unbefleckte,
Eine der Göttinnen,
Fackel des Himmels und der Erde,
Ausstrahlung der Kontinente,
Die Göttin,
Himmelskönigin,
Erstgeborne von Sin,
Von Ningal als Erste geboren,
Zwillings-Schwester
Des Helden Shamash;
O Ishtar, du bist Anu,
Du beherrschst den Himmel;
Mit Enlil als Ratgeber
Berätst du die Menschheit;
Das Wort, der Schöpfer
Der Liturgien und Rituale.
Wo ein Gespräch stattfindet,
Bist du Aufmerksamkeit,
Du veränderst die Schicksale,
Und ein schlechtes Unternehmen wird gut;
Ich habe dich unter den Göttern gesucht;
Bittgebete werden dir angeboten;
Ich habe dich unter den Göttinnen gesucht,
Mit der Absicht,
Zu dir zu flehen,
Bevor du einen schützenden Genius schaffst,
Hinter dir steht ein Geist,
Auf der rechten Seite
Ist die Gerechtigkeit,
Auf der linken Seite
Ist die Güte,
Fest auf dem Kopf
Sind Publikum, Wohlgefallen, Frieden,
Deine Seiten sind
Von Leben und Wohlbefinden umfasst;
Wie gut ist es,
Zu dir zu beten,
Wie gesegnet,
Von dir zu hören!
Dein Blick ist Publikum,
Deine Äußerung ist das Licht.
Hab Mitleid mit mir, o Ishtar!
Bestelle mir
Meine prosperierende Ernte!
Blick auf mich
In der Bejahung!
Nimm an meine Litanei!
Ich habe dein Joch getragen;
Gib mir Ruhe der Seele!
Ich habe deine Helligkeit gesucht,
Nun kann mein Gesicht hell sein.
Ich habe mich an deine Herrschaft gewandt;
Nun kann es Leben
Und Wohlbefinden für mich geben.
Möge ich einen günstigen Genius haben;
Möge ich einen Geist haben,
Der dir immer folgt.
Möge ich ernten
Den Wohlstand
Zu deiner Rechten,
Möge ich die Gunst
Deiner linken Hand erreichen.
Verlängere meine Tage,
Schenke mir langes Leben!
Lass mich leben,
So lass mich gut sein,
Lass mich deine Göttlichkeit verkünden.
Lass mich erreichen,
Was ich begehre.
HYMNE AN INANNA
Mein Vater
Gab mir den Himmel,
Gab mir die Erde,
Ich bin Inanna!
Das Königtum gab er mir,
Das Königtum gab er mir,
In der Schlacht,
Die er mir gegeben hat,
Den Angriff gab er mir,
Den Sturmregen gab er mir,
Den Hurrikan gab er mir!
Die Himmel hat er
Wie eine Krone
Auf meinen Kopf gesetzt,
Die Erde hat er
Als Sandalen
An meine Füße gelegt,
Ein heiliges Gewand hat er
Um meinen Körper gewickelt,
Ein heiliges Zepter legte er
In meine Hand.
Die Götter sind Spatzen –
Ich bin ein Falke;
Die Anunnaki klappern entlang –
Ich bin eine herrliche
Wilde Kuh;
Ich bin dem Vater Enlil
Die herrliche wilde Kuh,
Seine herrliche wilde Kuh
Auf dem Weg!
GEBET ZU ISHTAR
HYMNE AN APHRODITE
Doch es gibt drei Herzen, die kann die Göttin nicht beugen,
Auch nicht umgarnen. Erstens ist es die Tochter Kronions,
Der den Ägis-Schild hält, mit strahlenden Augen Athena,
Sie hat keine Wonne an Werken der goldenen Kypris,
Aber köstlich sind ihr die Kriege, die Arbeit des Ares,
Streitigkeiten und Kämpfe und Werke des ruhmreichen Handwerks.
Diese lehrte zuerst die irdischen Handwerker, Wagen
Und Gespanne des Krieges verschieden von Bronze zu machen,
Und sie lehrte die schönen jungen Mädchen im Hause
Und gab Kenntnisse prächtiger Künste in jeglichem Sinne.
Auch die lachenliebende Aphrodite hat niemals
Artemis sterblich verliebt gemacht, die Jägerin-Jungfrau
Mit den goldenen Pfeilen. Sie liebt das Schießen des Bogens
Und das Töten von wilden Tieren auf hohen Gebirgen
Und die Leier auch und den Tanz und die spannenden Schreie
Und die schattigen Wälder und Städte und aufrechte Menschen.
Auch entzieht sich die reine Jungfrau Hestia immer
Sinnlicher Liebe, Aphrodites mächtigem Werke.
Sie war das erstgeborene Kind des listigen Kronos
Und die Jüngste durch den Willen des Zeus in dem Himmel,
Der den Ägis-Schild hält, eine Prinzessin und Jungfrau,
Magd, die Poseidon und Apollon zu heiraten suchten.
Sie war abgeneigt, hartnäckig hat sie sich geweigert
Und berührte das Haupt des Vaters Zeus, der den Schild hält,
Dass die liebliche Göttin schwöre förmliche Eide,
Die in Wahrheit sich auch erfüllten, sie blieb eine Jungfrau
Alle ihre Tage. So Zeus der Vater gab Ruhm ihr
Statt der Ehe. Sie hat ihren Platz in der Mitte des Hauses
Und verfügt über reichliche Opfer. In allen den Tempeln
Aller Götter hat sie ihren Anteil an Ehre
Und unter allen Sterblichen ist sie der Göttinnen Herrin.
Diese drei konnte Aphrodite niemals verbiegen
Oder umgarnen die Herzen. Aber die anderen Götter
Oder Sterblichen konnten Kypris niemals entgehen.
Auch das Herz des Zeus, der ist am Donner begeistert,
Ward in die Irre von ihr geführt, obwohl er der Größte
Aller Götter ist, der majestätische König.
Aphrodite betörte sein weises Herz wann sie wollte
Und vereinigte ihn mit reizenden sterblichen Frauen,
Ohne dass Hera es wusste, seine Schwester und Gattin,
Die doch so großartig ist, die schönste Göttin des Himmels,
Die der listige Kronos mit Mutter Rhea gezeugt hat,
Zeus aber, dessen Weisheit ist ewig, machte die Göttin
Hera zu seiner keuschen, fürsorglichen Ehegemahlin.
ORPHISCHE HYMNEN
AN DIE NYMPHEN
AN VENUS
Himmelskönigin, lachenliebende Königin Venus,
Meergeborne, Urania, nächteliebende Göttin,
Herrin du mit deinem schrecklich heiligen Antlitz,
Kraft, von der die Notwendigkeit kam, o Kraft, meine Göttin,
Schöpferin, nächtliche Liebe, allverbindende Dame!
Es ist an dir, alle Welten harmonisch schön zu verbinden,
Alle Dinge entspringen dir, o Kraft, meine Göttin,
Dein Dekret regiert das weise dreifaltige Schicksal,
Alle Geschöpfe der Welten sind dir völlig ergeben!
Was auch die hohen Himmel umgeben, alles enthaltend,
Früchteproduzierende Erden, stürmische Meere,
Alles bekennt deine Herrschaft und gehorcht deinem Nicken,
Auch die schrecklichen Dienerinnen bacchantischen Gottes!
Göttin der Ehe, charmant zu schauen, liebende Mutter,
Die sich an Festbanketten erfreut, o Quell der Verführung,
Mysteriöse, favorisierende Königin, Venus,
Du illustre Schaumgeborene, unsichtbar, sichtbar,
Braut, die sich zuneigt den Menschen, Produktivste der Götter,
Die am meisten Begehrte, Leben spendendes Wesen,
Großen Zepters Fahnenträgerin himmlischer Götter,
Dein Amt ist, die Menschen mit festen Band zu verbinden,
Jeden Stamm der Monster mit magischen Ketten zu fesseln
Durch die verrücktesten Wünsche und die schlimmsten Begierden.
Komm, in Zypern geborene, meine Gebete erhöre,
Ob erhaben in dem Himmel der Himmel du leuchtest
Oder in Syrien präsidierst in dem heiligen Tempel
Oder den Wagen lenkst über ägyptische Wüsten,
In dem Goldglanz, oder nah des heiligen Wassers,
Fruchtbar und berühmt lebst du an gesegneten Orten,
Oder wenn heitere Freude lebt an meerblauen Küsten,
In der Nähe, wo brüllend das Meer mit schäumenden Wellen,
Kreisende Chöre der sterblichen Menschen sind da deine Freude,
Oder hübsche junge Nymphen mit lichtblauen Augen
Sind erfreut durch die sandigen Ufer des ruhmreichen Meeres,
Wenn dahinfährt dein schneller goldener Wagen, o Venus,
Oder wenn in Zypern du zelebrierst mit der Mutter,
Wo vermählte Frauen dich loben jährlich und Mädchen,
Niedliche Jungfrauen stimmen in den Refrain ein, o Göttin,
Rein zu singen Adonis und dich, o weinende Venus.
Allanziehende Venus, komm zu meinen Gebeten,
Denn ich rufe dich an, o Venus, im heiligen Geiste!
HEILIGE APHRODITISSA
HYMNE AN APHRODITISSA
O die Genitalien
Des himmlischen Vaters!
Um ihr unsterbliches Fleisch
Schlang sich der weiße Schaum!
Aus dem Schaum geboren ward das Mädchen!
Das Mädchen ward nach Kythera getrieben
Und dann zur Insel Zypern im Meer,
Dort stieg die herrliche
Göttin an den Strand,
Die Rosen blühten unter ihren Füßen.
Götter und Menschen tauften sie
Auf den Namen Aphroditissa!
HYMNE AN EROS
HYMNE AN EUCHARIS
INANNA:
DUMUZI:
Ich sag dir alles, Frau, ich will dich alles lehren,
Ich zeige dir, wie sehr die Männer Fraun verehren.
Die Freundin hat mich auf den offnen Markt geführt,
Zur Zymbel haben wir die Tänze aufgeführt,
Sie sang ihr Lied für mich, ich hört es mit den Ohren,
Es war so süß das Lied, ich hab die Zeit verloren.
Die Mutter weißt du wohl zu täuschen, wo sie wohnt,
Wir aber geben hin die Leidenschaft dem Mond.
Ich löse dir dein Haar in diesem breiten Bette,
Erfüll dich mit Genuss an dieser süßen Stätte,
Ach, Sagadidda war, der Mädchen schönste Zier,
Zusammen auf dem Pfad die ganze Zeit mit dir.
INANNA:
NINGAL:
INANNA:
DICHTER:
UTU:
INANNA:
UTU:
INANNA:
UTU:
INANNA:
UTU:
INANNA:
UTU:
INANNA:
UTU:
INANNA:
Mein Gott, ich frage mich, mein Gott vor allen Dingen,
Wenn du das Brautkleid so zur Liebsten hast gebracht,
Wer geht mit mir ins Bett zum Liebesspiel der Nacht?
UTU:
INANNA:
UTU:
INANNA:
Den Hirten? Nein, ich will nicht sein des Hirten Frau.
Denn sein Gewand ist grob und seine Wolle rau.
Den Bauern nehm ich mir, dem will ich mich vereinen.
Flachs lässt er wachsen mir und bringt mir feine Leinen.
Der Bauer bringt mir Frucht, er bringt mir Früchte frisch.
Das Korn lässt wachsen er, bringt Brot mir auf den Tisch.
DUMUZI:
INANNA:
DUMUZI:
DICHTER:
Das Wort, das eben süß kam aus dem Munde ihr,
Das war ein Wort der Lust, verzehrender Begier,
Vom Ausgangspunkt des Streits und nach des Streites Flammen
Die beiden kamen doch in Liebe noch zusammen.
Der Hirte ging ins Haus mit Sahne, war im Heim,
Er kam in den Palast mit Milch und Honigseim.
Und als er stand vorm Haus, da rief er laut die Worte:
DUMUZI:
O junge Herrscherin, tu auf mir deine Pforte!
DICHTER:
NINGAL:
Mein Kind, der junge Mann, der wird dein Vater sein,
Und du wirst sein für ihn sein liebes Mütterlein.
Er wird dein Vater sein und wird dich gut behandeln,
Du wirst ihm Mutter sein und liebend mit ihm wandeln.
Und darum, Königin, nun öffne den Palast
Und lass ihn ein zu dir, lass ein den Seelengast.
DICHTER:
INANNA:
DUMUZI:
DICHTER:
INANNA:
DUMUZI:
INANNA:
DUMUZI:
INANNA:
DICHTER:
INANNA:
DICHTER:
INANNA:
INANNA:
DICHTER:
INANNA:
Ich hab mich für den Stier, den wilden Stier gebadet,
Hab für den Hirten, für Dumuzi mich gebadet,
Ich parfümierte süß die Lenden mit Parfüm,
Ich schminkte meinen Mund, weil ich das Küssen rühm,
Die Augen malt ich an mit schwarzer Augenschminke,
Die Lenden knetete er sanft, ich weiter winke,
Es füllte meinen Schoß mit Milch der Bräutigam,
Er streichelte das Haar, das lockige der Scham,
Er legte seine Hand auf meiner Vulva Scheide,
Von seiner Sahne so mein Boot, mein schwarzes, gleite,
Er hat gestreichelt mir die Vulva auf dem Bett,
Den Hohepriester jetzt ich streichle auf dem Bett,
Den Hirten streichle ich, liebkose seine Lende,
Des Hirten Phallus sanft liebkosen Mund und Hände,
Den Phallus küsse ich, das ist sein schönstes Glück,
Und so beschließ ich ihm sein ewiges Geschick.
DICHTER:
INANNA:
DICHTER:
NINSHUBUR:
DICHTER:
Der König eilte nun mit hoch erhobnem Kopf
Auf ihre Vulva zu und deren krausen Schopf,
Mit hoch erhobnem Kopf, das Zepter in den Händen,
Er zu Inanna ging und ihren heißen Lenden.
Mit hoch erhobnem Kopf ging er zur Herrin hin,
Er öffnete sein Herz der Liebes-Priesterin.
INANNA:
DUMUZI:
INANNA:
DICHTER:
INANNA:
DICHTER:
INANNA
Ich werde Boten nun zum guten Hirten senden,
Er bringe Butter mir und Milch mit offnen Händen.
Auch einen Boten ich zu meinem Bauern schick,
Er bringt mir Honigwein mit fleißigem Geschick.
Und auch ein Bote zu dem Vogelfänger reitet,
Der für die Königin, die Frau, sein Netz ausbreitet.
Zum Fischer auch sich der berittne Bote schwingt,
Dass mir der Fischer dann den größten Karpfen bringt.
DICHTER:
DUMUZI:
DICHTER:
NINGAL:
DUMUZI:
DICHTER:
DUMUZI:
DICHTER:
INANNA:
Das ist sehr schwer, mein Mann, was mich erwartet dort.
Hab immer nur gehorcht der lieben Mutter Wort.
DICHTER:
DUMUZI:
INANNA:
Mein Freund, ich weiß nicht, wie man an dem Webstuhl webt.
DICHTER:
DUMUZI:
Ich habe dich entführt in Liebessklaverei!
Bereitet hab ich dir das Festmahl unvergessen,
Du sitzt an meinem Tisch, wirst gute Speise essen,
Zwar meine Mutter hat nicht an dem Tisch gespeist,
Mein Bruder gleichfalls nicht, auf dass du dieses weißt,
Auch meine Schwester nicht hat an dem Tisch gesessen
Und gute Speise dort an diesem Tisch gegessen,
Doch du wirst speisen gut an diesem meinem Tisch,
Hier isst du weißes Brot, hier den gebratnen Fisch.
O meine schöne Braut, mein Atem und mein Leben,
Am Webstuhl wirst du mir die schönsten Kleider weben.
Und spinnen wirst du Garn und kämmen wirst das Vlies
Und kneten Teig für mich zu weißem Brote süß.
DICHTER:
INANNA:
DICHTER
INANNA
DICHTER:
ERSTER TEIL
Zum Vögeln reckt sie hoch den Hals, die Haare schlingern,
Wenn sie die Büste fühlt mit ihren zarten Fingern,
Dann macht sie schlechtes Spiel, dann will ich Schlimmes tun.
Den Schlag, den Stoß erwart, und sei doch hoch beglückt,
Denn meine Sinne sind verrückt, fürwahr verrückt,
Koralle fülle ich und schlankes Elfenbein.
Die Vulva Hunger hat, die jung ist und nicht alt,
Das Vögeln ist Natur, natürlich ists im Land,
Die Bälle beben für den Lebensunterhalt,
Und Spaß bereitet sie mit künstereicher Hand.
Das bringt zwar keinen Ruhm, die Ehre auch ist flüchtig,
Doch ist sie heiß, lasziv, so sündig und unzüchtig,
Die Hündin im Bordell will jeder Freier sehn!
7
An diesem Tag der Wald, die Wiesen grünen frei,
Des grünen Knaben Wunsch und Zeichen seiner Triebe,
Ich trug den heißen Wunsch, dein Minner war der Mai,
Das war die Ökologie der Glut der heißen Liebe.
10
Gott Eros wirft auf mich den Zorn und wilde Wut,
An einem Tage ich mich löst von seinem Band.
Er sah, dass ich mich nicht erniedrigt ohne Mut,
Dass ich noch nicht zutiefst gehuldigt seiner Hand.
11
Sie will den Schatten, der ihr folgt als treuer Hund,
Aufgrund der süßen Nacht ich tu's am Tage und
Ich tu es in der Nacht in ihrer Gegenwart.
12
Wenn ich dich preisend will, o Göttin Frankreichs, nennen,
Französin voller Ruhm, kann ich ein Bild dir malen,
In deiner Schönheit komm, doch ist dein Liebesbrennen
Nicht wie der Venus Glut und ihres Leibes Strahlen.
13
Ich wusste, dass du warst der Popo voller Würde!
O Hure, ja ich sah, mein Schlagstock in der Braut
Zusammzubrechen nicht im Schoße fürchten würde!
In deiner Vulva wird der Klebstoff noch gebraut,
Dies ist der Stall, das Stroh, das sticht. Ich sah die Gäste,
Großartig war die Schar, die kam zu deinem Feste,
Und wer hat kein Gepäck, der wird nicht gut empfangen.
14
15
So steht nun fest, will sehn, ihr Perlen und ihr Kräuter,
Die schöne Rose rot, die Knospen keusch und züchtig,
Die rote Nelke und des Rindes pralles Euter,
Das Wasser letzte Nacht, die sanfte Hand vorsichtig.
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17
O kleine Liebe, denk, dass dich mein Nabel sah
Und nicht mein Auge, denk, dass dich mein Nabel schaut,
Wir sehn uns nackt, und nackt sind wir zusammen da,
Und an der Stadt Paris wird immer noch gebaut.
Denn Weinen kann ich gut, dass ich die Sehnsucht kühl.
Und ohne Hoffnung hab ich manchmal das Gefühl
Des Paradieses, wenn ich denk an deine Lust.
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Nach meiner Rückkehr – ach, dass ich verzweifeln muss! -
Gab ich dir einen Kuss, doch du des Eises voll,
Du küsstest frostig mich mit einer Leiche Kuss,
Diana also keusch einst küsste den Apoll,
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Jetzt wird mein Haar mir grau, das Alter Kraft mir raubt,
Ich denk nicht drüber nach, wie ich der Zeit entgleite,
Ich war im Leben stark, so dass es mir erlaubt,
Zu liegen in dem Grab auf meiner rechten Seite.
22
Gegrüßet seiest du, o Ackerfurche leer,
Die stark und fruchtbar ist, empfänglich augenblicklich,
Gegrüßet seiest du, o Öffnung, selig sehr,
Du machst mein Leben schön, du machst mich überglücklich!
Du bist es, die mich quält, doch mich nicht mehr quält als
Der Knabe mit dem Pfeil, der mir Probleme macht.
Die Kraft mir schwindet schon an deinem Schwanenhals,
Vier Nächte nicht mehr, du kommst nur noch eine Nacht.
23
Raus aus dem Mund, dem Arsch, und weg mit deiner Hand!
Gib mir die süße Lust, der Venus Köstlichkeit!
Frau Freiheit, gib dein Brot mir in der Freiheit Land!
So lautet das Gesetz in Staates Angelegenheit.
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Dein Blick ins Herz mir schoss, ward meinem Blute lieber,
Gespalten hat der Blitz den Himmel, da er röhrt,
Und heiß hab ich geschwitzt und hatte kaltes Fieber,
Von deines Blickes Griff fast wie zu Tod empört!
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Wie eine Blume schön sie unter Blumen saß,
Sie weidete im Gras, sie pflückte Blumen zart,
Sie schickte mir den Strauß, ich stellte ihn ins Glas,
Die Namen lernte ich, die Klasse und die Art.
Ich denke weiter nicht, das Gras ist doch kein Meister
Vom süßen Liebesspiel, es dachten meine Geister,
Von Jugend leben wir und nackter Evidenz!
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O schönes schwarzes Haar im hohen Knotenbund!
O Seide heiter! O des Angesichtes Gold!
O Augen von Kristall! O großer roter Mund!
O Tränentropfentau! O Seele heilig hold!
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Doch wenn ein Priester mit der Bibel, mit der schwarzen,
Sie einlädt in sein Haus, berührt der Brüste Warzen,
Ist meine Angst vorbei und ich muss zynisch lachen!
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O Krankheit des Geschlechts, wo Männer trinken schnell,
Ein Knacken von Porphyr, ein Fries wie braunes Gras,
Der Schlafsack ist bereit, ein Vlies von warmem Fell,
Betrunken von dem Bad aus Viehduft, welch ein Spaß!
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Der Wunsch nach Flammen und nach Spielen für die Jungen,
Gut ist die Scheune und die Mühle und die Lichtung.
Natur in Freiheit! Sie von Liebeslust durchdrungen!
Sie legt den Schauder ab und schaut in seine Richtung.
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Sie kann nicht mehr, ihr Leib erschöpft das arme Weib,
Ein Opfertier, das Haar wie bei den Tieren braun,
Wer öffnet ihr den Schuh, braucht sie zum Zeitvertreib?
Wo ist der Liebe Glut im Heim der armen Fraun?
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Die Grenze ists vom Land, das fern in Raum und Zeit,
Was geben mir die Zeit, der Raum und die Distanz?
Es redet das Papier, es lacht und seufzt und schreit,
Ein Geist im Spiegel spricht, ich denk an ihren Tanz.
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Der Sommer neigt sich jetzt, die Erde wird jetzt kahl,
Das Licht vergoldet noch den Horizont mit Flammen,
Die Ebne streckt sich still, und rot des Himmels Strahl,
Ein Blick wie auf ein Bild, wie alles stimmt zusammen.
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Der Mönch ist beinah schön, kein Pfarrer will ihn leiten,
Er blättert immer um und liest zerstreut die Seiten,
Die Liebe erst beginnt, wenn schließt des Tages Prosa.
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ZWEITER TEIL
DIE JUNGFRAU
DIE NYMPHE
DIE SCHWESTER
DER WEINGOTT
BLUMIGE LIEBE
HEIMKEHR
KNIDIA
DIE LÜGNERIN
Nein, lass mich! Dieses Wort ist wie ein Streicheln tief,
Die Trügerische lacht so viel, so attraktiv.
So göttlich dieser Blick, wenn er Verletzung spendet,
Die Lippe oft so leis und doch im Meineid endet,
Und küsst doch oft so süß, unmenschlich unverhofft,
Beim Siegel treuer Lust und doch vergeblich oft.
Soll sprechen ich davon, in Wahrheit von dem Bösen?
Lös ich die Angst so auf, kann ich das Rätsel lösen?
Was willst du? Wofür hast du denn dein Herz geübt?
Zu sehr daran gewöhnt bin ich, dass sie nicht liebt!
Ich weiß es nicht. Allein nur selten zart gewähren
Mir deine Koserein ein Glück, zugleich erklären
Sie mir, dass unterm Kuss die Lüge ist versteckt,
Die Falle deines Trugs hat Tränen mir erweckt.
O du Verräterin, du sollst mich nicht verraten!
So tückisch und so schön, so schlecht bist du geraten!
GROLL
Erfindest du für ihn die Torheit voller Harm?
Wir ziehen jetzt uns an. O Groll in deinem Arm!
Mit Küssen liebst du nicht, mit immer süßern, lindern,
Vorwürfe täuschen vor den Ärger bei den Kindern!
Das Wort liebkost das Kind bis zur Verweichlichung...
Die unversöhnte Wut versüßt die Lästerung.
HASSLIEBE
DIE TURTELTAUBEN
DER SPAZIERGANG
AN DIE GELIEBTE
DER BANN
Die Geliebte:
Poet, es ist genug. Ich seh es lächelnd, zag,
Wie deine Illusion nur währte Einen Tag!
Und wenn du mit mir sprichst, nicht diesen Tag betrübe,
Willst werden du geliebt, so respektier die Liebe!
Ist dir die Müh zu groß, die deiner Schwäche frommt,
Das Übel du verzeih, das dir von andern kommt.
Bewahre länger nicht des Hasses Qual, Poete,
Wenn du auch nicht vergibst, doch trinke von der Lethe!
Und ist jetzt nicht vor dir die Frau, schön überaus?
Und wenn du einschläfst, schenk ihr einen Blumenstrauß.
Und die Erinnrung an die Torheit deiner Jugend,
Ist sie nicht süßer noch als deiner Weisheit Tugend?
Vereint spazieren gehn im Geist dein Auge sah
Die Blumen auf dem Berg von Südamerika.
Der grünliche Palast, der Espen Zittern rege
Weiß an dem Abend dir zu weisen gute Wege.
Und siehst du nicht den Schein des Mondes schön und warm?
Wie bog sich einst der Leib so weich in deinem Arm!
Da fandest du den Weg der launischen Fortuna,
Und über ihr ertönt Gesang von Jungfrau Luna.
Und was beschwerst du dich, da die Unsterblichkeit
Der Hoffnung mildert dir des Unglücks wehes Leid?
Auch hassen sollst du nicht der Jugendzeit Erfahrung,
Das Böse und den Hass, des Guten Offenbarung.
Schatz, Mitleid hab ich mit der ungetreuen Maid,
Die sehr in dir bewirkt des Todes Traurigkeit!
Belehre mich! Gott gab dein Herz doch der Madonne,
Nun rate, das ist das Geheimnis deiner Wonne!
Was war denn Gottes Plan? Die Maid, die ward dein Schmerz,
Das Schicksal wollte es, so brach sie dir das Herz!
Erschaffen ward die Welt, dass du sie kennst von Herzen,
Ein andrer sammelt ein die Früchte deiner Schmerzen.
Belehre mich! Die Lust so wie ein Traum verfließt,
Die Liebe schon verging, und bald die Wunde schließt.
Die Tränen logen nicht, die feuchten Herzensdiebe,
Beschwert sich auch die Welt, du aber kennst die Liebe!
Der Dichter:
IN DEINEN ARMEN
MILCH
BEERDIGUNG
DRITTER TEIL
In nackiger Verlorenheit
Grünt ihre lichte Stirne mir,
Bacchantin ist sie wild und nackt
Und ihre Flanken sind intakt
Und voll von tollen Ranken braun.
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VENUS im Taurus
Guten Morgen
Das Unkraut überzeugte mich
Nicht die schwarze Armbrust zu bewegen
Killerwale wollten tanzen
Aber ich stopfte sie mit Fäden voll
Knoten von Ebenholz & Fischnetzen
So hingen sie über meinen Körper
In der Nacht während meiner Reise
Sind sie auf der Suche nach mir oder
Sind sie auf der Suche nach dem roten Wulst
In meinem Zentrum
Guten Morgen
Wann ist die Sonne ihren Weg gegangen
Wie um die Hüften einer Seenymphe
Über Meilen & durch alle Winkel
War das eine dunkle Nacht
O VENUS
Göttin
Schönheit
Ist kein Synonym für
Sexy
& sie wird nie daran zweifeln dass sie sehr geliebt ist
VENUS im Himmel
Seufzer schwitzen
Gib mir deine müde Hand
Drücke sie & schwer beladen
Das Licht hält uns hoch
In seiner linken Hand
& es wird gottverdammt sein der fremde Mann
Ungeschehen machen
Gebet zu VENUS
O Große Göttin
Ich
Dein wahrer Verehrer
Vor deinen Altar krieche
Dich zu bitten
Gib dieser armen
Leidenden Seele
Auch einen Moment Erleichterung
Von dem demütigenden Gewicht
Dieser großen Liebe
Seiner süßen Qual
Der lähmenden Verzweiflung
Alles in eine große Masse des Gefühls verschmolzen
O barmherzige olympische
Große leidenschaftliche Göttin
Sende Hilfe
Zu diesem verlorenen & wandernden Anbeter
Einen Schimmer der Hoffnung
Um meine Seele zu erheben
& halte die Furien in Schach
Auf die gleiche Weise
Wie du Pygmalion erhört
& zum Leben erweckt
Seine wunderbare Statue von Galatea
Antworte meinem verzweifeltes Flehen
Göttin der Schönheit
Ich biete dir mein Selbst an
Ich werde mich bemühen wiederherzustellen
Deine wahre Anbetung
In dieser verfluchten Welt
Die hat die wahren Götter verlassen
Ich bringe alles auf was du brauchst
Wenn du mir nur deinen Segen gibst
Den Durst eines Sterbenden enttäusche nicht
Bringt mich aus Plutos Reich herauf
& lass mich in die Elysischen Felder
Große Göttin
Höre meine Bitte
Als Nachfolger deines Nachkommen
Cäsar
Ein Nachfolger zu seinen Lebzeiten
& ein Anhänger bis heute
Ich diene immer deinem guten Namen
O Große Göttin
Höre meine Bitte
Große & wunderbare Göttin
VENUS
O Hypothetische Helena
O VENUS Observa
Unglückliches Griechenland
Genug von Blut hat genässt deine Felsen & gefärbt
Deine Flüsse tief genug deine Ketten getragen zu haben
Fesseln deinem Fleisch das Opfer
Von deinen reinen Jungfrauen & deinen unschuldigen Babys
& ehrwürdige Priester haben alles aufgegeben
Deine Verbrechen von altem in sich mischenden Lichtern
Es gibt ein Omen von guten Tagen für dich
Du wirst aus dem Staub aufsteigen & sitzen
Wieder unter den Nationen Dein eigener Arm
Soll dich erlösen nicht an Kriegen wie deinem
Die Welt nimmt teil sei es ein Streit der Könige
Despot mit Despoten kämpfend um einen Thron
& Europa wird in ihren Reichen gerührt werden
Die Nationen sollen den Gurt anziehen & fallen
Aufeinander & in all ihren Grenzen
Das Klagen der Kinderlosen soll nicht aufhören
Dein ist ein Krieg für die Freiheit & du
Musst es selbständig tun die alte Welt
Sieht kalt auf die Mörder deiner Rasse
& lässt dich dem Kampf & der neuen Zeit
Ich fürchte mich du könntest eine schändliche Geschichte erzählen
Von Betrug & Lust an Gewinn dein Schatzamt
& Missolonghi ist gefallen doch das ist dein Unrecht
Setze neue Kraft in dein Herz & deine Hand
& Gott & dein gutes Schwert werden noch arbeiten
Für dich eine schreckliche Befreiung
O VENUS in Blüte
Gefrorene Momente
Umarmung
Visionen von
Leuchtenden Wolken
Unprätentiös
Perlen tanzen
Die Glut des Gedächtnisses verweilend
Elegie der Tränen
Dieser Horizont selbst
Liegt tief in saturnalischer
Ruhe
& Frieden
Die Vaterschaft verloren
Tiefe Einsamkeit
Dissonanzen die
Sich lösen
Wahrnehmung
Der tertiäre Refrain
Exquisite Verse
& unvergleichlicher Schnaps
Erhabenes Trinkgeld
Türen der Kapitulation
Tochter
In Anbetung & Wunder
Ich halte dich fest
Der Kopf
Seitlich geneigt
Sie errötet
Sie ist Lehm der Berührung
Fleisch im Geist
Meine Finger
Wie Passagiere an Bord der Santa Maria
Erforschen eine neue Welt
Jeden Zoll
Jede Felsspalte
Jede Kurve
Empfindlich
Wie ein Band
Flatternd nach unten
Zog sie aus ihren Haaren
Die Leidenschaft des Geliebten
Färbe sie
Wie die Rosen auf meiner Zunge
Verstrickt
Sie sprechen von Jugend
Naivität
Nervosität
Zurücktretend
& sie blüht zum Leben
Ein Denkmal liegt vor mir
Der Sterbliche wird
Die Unsterblichkeit erreichen
Perfekt
Ist sie
Vom Kopf
Zu den Zehen
O VENUS
Er hat viele
Du sollst ihn unter zwanzig Jahren kennenlernen
Sein ganzer Körper ist ein Feuer
& sein Atem eine Flamme
Der ist so geschossen wie ein Blitz
Verwundend das Herz aber nicht die Haut
Flügel hat er
Er wird von Lippe zur Lippe springen
Über Leber Nieren & Herz
Aber bleib nicht in irgendeinem Teil
Aber wenn das Glück seinen Pfeil vermisst
Er wird mit Küssen schießen
O VENUS
O VENUS
Meine VENUS
O VENUS
Frau in Veilchen
Lasst uns der VENUS den Planeten der Liebe weihen
Pflanze einen Weinberg
Öffne ein Weinfass
Die Achse des Universums schau
Unter lila Himmel in einem Bett
Von lila Veilchen betrunken von lila Wein
O VENUS
O VENUS
VENUS im Schnee
Hymne an VENUS
BRIEFE
Venus ist der Apfel. Im Paradies pflückte Eva wohl keinen Apfel vom Baum der Erkenntnis.
Vielleicht war es eine Quitte. Äpfel wuchsen damals nicht im Nahen Osten. Aber im Lateinischen
heißt Apfel malum und das Böse heißt auch malum. Daher die Rede vom Apfel. Adam blieb ja ein
Stück vom Apfel in der Kehle stecken, daher haben aufgrund der Erbsünde Männer den Adamsapfel
in der Kehle. Aber mein Sexidol Eva lebte halbnackt in ihrem Apfelgarten. Damals sah ich durch ihr
Hauchgewand ihre nackten Brüste. Da las ich einen Vers von Sir Philipp Sidney: Die Äpfel fallen
vom Baum vor lauter Huldigung deiner Apfelbrüste! Es gibt auch eine Statue, da die Madonna
ihrem süßen Knaben den Paradies-Apfel reicht. Und damit ist alle Schuld wieder gut gemacht. Die
Kelten sagten, die Toten lebten weiter in dem Apfelgarten Avalon. Die Germanen sagten, Iduna, die
Göttin der ewigen Jugend, habe die Äpfel der ewigen Jugend. Ich kenne Iduna aus der Ode von
Klopstock: Iduna Henssler... Das war ein junges Mädchen, das den alten Propheten bezauberte. Als
Kind habe ich immer, wenn ich Bücher gelesen habe, dazu die großen sauren Äpfel aus unserm
Garten gegessen. Wenn ich mit den katholischen Pfadfindern oder der Schule liebte ich besonders
die Golden Delicious. Wissenschaftler bestrahlten Apfelbäume mit radioaktiven Strahlen, dadurch
fand eine Gen-Mutation statt, und so entstanden die Golden Delicous: vollkommen rund,
gleichmäßig glänzend-grüne Schale ohne Flecken, ein saftiges weißes Fleisch, sehr frisch und
angenehm süß. Das ist die moderne Venus. Denn Venus lebt auch heute noch.
Venus ist die Muschel. Ich meine gelesen zu haben, dass das griechische Wort für Muschel und für
die Vulva das gleiche ist. Die Muschel ist ein Symbol für die Vulva. Im Deutschen sagt man ja auch
Muschi für die Möse. Venus tauchte aus dem Schaum und fuhr auf einer Muschel nach Zypern.
Botticelli hat die heilige Ikone der Venus auf der Muschel geschrieben. Wer diese Ikone in seiner
Wohnung aufstellt, in dessen Wohnung ist Venus gegenwärtig. Als ich mit Anna zusammen lebte,
hatte ich ein kleines Zimmer, an das sich eine kleine Kammer anschloss, in das eben ein Bett passte.
Das war Annas Kammer. An der Tür hing die Ikone der Venus auf der Muschel, und hinter der Tür
lag mein weiches, warmes Weib, immer willig zur Wollust! Als Eva mein Idol war, meine sexy
Hexe, da brachte ich ihr aus Sankt Pauli am Hamburger Hafen eine Muschelhalskette mit. Einmal
kaufte ich ihr in einem indischen Geschäft ein Muschelarmband. Die Venus lebt auch heute, so sah
ich in einem Musikvideo eine Sängerin im Minirock, mit weiblichen Rundungen, großen Brüsten
und langen blonden Haaren, die räkelte sich lasziv im Innern einer großen Muschel, die in der
Nacht auf einem nächtlichen Meer schwamm, nur beleuchtet von den Strahlen eines phallischen
Leuchtturms, und dazu sang sie mit erotischer Stimme ein Liebeslied. Botticellis Bild von der
Venus auf der Muschel schenkte ich auch einmal der vierzehnjährigen Eschata. Sie hatte lange rote
Locken, ein weißes Gesicht, einen rotgeschminkten Mund, sie trug einen Minirock mit bloßen
Beinen und Stiefeln an den Füßen. Einmal traf ich sie um Mitternacht am Hauseingang im
Nachtgemd, im kurzen seidigen Négligé, und ihre großen Brüste zitterten mir entgegen. Draußen
von der Straße rief laut ein junger Freier: Eschata, du geile Fotze! Sie war meine Lolita. Mit Anna
und Eva war ich auf der Nordseeinsel Baltrum. Dort las ich am Altar aus dem Propheten Hosea vor,
der Altar war aus einer Muschel gebildet. Es gibt auch einen Marien-Altar, da die Unbefleckte, die
Miterlöserin, auf einer Muschel thront.
Venus ist die Perle. Wenn in die Austermuschel ein Sandkorn eindringt und die Muschel innen
verletzt, sondert die Muschel einen Schleim ab, der das spitze scharfe Sankorn ummantelt und so
den Schmerz verringert, und so entsteht die Perle. Und so sagen die Heiligen und auch die
Therapeuten, dass unsere seelischen Wunden zu mystischen Perlen werden können. Jesus der
Philosoph erzählte: Ein Kaufmann handelte mit Perlen, einmal fand er eine ganz besondere Perle,
die besonders groß, schön und kostbar war, und er verkaufte seinen gesamten Besitz, um diese Perle
zu kaufen. Und diese Perle ist das Reich Gottes. Die Jungfrau Maria erscheint auf mit einer
Perlenschnur in den Händen. Diese Perlenschnur symbolisiert das Evangelium. Die Muslime beten
auf ihrer Perlenschnur die neunundneunzig Namen Allahs. Die Buddhisten meditieren auf der
Perlenschnur ihr Mantra: Om mani padme hum, das Juwel ist in der Lotosblüte, das heißt, Gott ist
in der Seele wie der Phallus in der Vulva! Andre meditieren über die Göttin Tara: Ave Tara, Amen.
Oder dir Kurzfassung des Ave Maria: Ave Maria Amen! Jakob Böhme hörte die göttliche Jungfrau
Sophia zu ihm sagen: Auf Erden bist du mein Verlobter, aber im Rosengarten des Paradieses im
Himmel geb ich dir meine Perle ganz hin. Diese Perle ist die Perle der mystischen Vereinigung.
VENUS ODEN
VENUS ANADYOMENE
VENUS PRIMITIVA
VENUS PANDEMOS
VENUS SOCIA
VENUS EXCELSIOR
VENUS CREATRIX
VENUS URANIA
VENUS RELIGIO
VENUS MAGDALENA
VENUS MADONNA
VENUS NATURA
VENUS ANIMALIS
Isst nichts mehr und trinkt nichts mehr, nur noch sterben
Will die Witwe, ihren Geliebten wieder
An des Himmels Teichen zu finden, Treue
Über den Tod noch.
VENUS ADULTERA
VENUS IMMACULATA
VENUS FRIGIDA