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DAS BUCH VENUS

VON TORSTEN SCHWANKE

APHRODITE

„...und der Granatfrucht Feuchte wird uns tränken!“


(San Juan de la Cruz)

„...also ich meine, unhellenisch sind wir nicht.“


(Konstantin Kavafis)

ERSTER GESANG

Göttlicher Sommer! Lebenstrunkner Süden!


Mit vielen Dichtern schau ich auf zur Sonne,
Goldapfel in saphirenen Gebieten,
O laß dich pflücken, Frucht der Liebeswonne!

Madonna! siehe mich vom Traum erwachen


Und nach der Paradiesfrucht mich verzehren!
Zwar lag ich traumlos in des Morpheus Nachen
Und schlummerte wie tot auf dunklen Meeren,

Doch morgens sehnt sich alles nach der Leuchte


Des Himmels und der Trunkenheit der Erde!
Da taucht die Schöne aus des Dunkels Feuchte
Und spendet Lust erotischer Gebärde.

O wandle du, Madonna, o mein Stern,


O wandle mir voran ins süße Licht,
Zu grünen Gärten und zu blauen Meern,
Wo sich die Meerflut an dem Felsen bricht.

Die Heilige verehre ich, die Glieder,


Die ruhn in Lüttich in geweihter Erde!
Sankt Evi! Christi Körper bringe wieder,
Daß Fleisch das Fleisch der Auferstehung werde!

Mein Herz lebt auf in Frankreich: Oh la France!


Wie blühe ich in deinem Sonnenschein,
Wie bring ich Frucht im Garten der Provence,
Wie werd ich trunkne Frucht von rotem Wein!

Wie Troubadoure der Provence schmelzen


Will ich allein wie eine Nachtigall,
Will stöhnen wie das Meer vor festem Felsen
Und werben um den Stein mit vollem Schwall!

Das Grab geworden ist zum Lebensborn,


Aus welchem strömt die Trunkenheit von Meeren!
Die rote Rose blüht aus ihrem Dorn,
Lust spendet das verweigerte Begehren!

Weil sich das Meer am festen Felsen bricht,


Drum sprüht der Ozean herauf die Gischt,
Und weil ich darb im brennenden Verzicht,
Mich trunkene Vision von Lust erfrischt!

In jenem Sommer, da ich sterben wollte,


Ersehnte ich der Aphrodite Fülle!
Geweiht von Todessehnsucht wogte, rollte
Das Meer hinauf mit brennendem Gebrülle!

Die Ozeane aller Welten-Enden


Vermochten nicht, die Sehnsuchtsglut zu löschen!
Auch Sie, den Schlangengürtel um die Lenden,
Beruhigte nicht die Schlange in den Büschen!

Ich mußte treten an des Todes Grenze -


Und Gott allein weiß, was ich damals schaute...
Doch still! Ich sehn mich nach dem lieben Lenze
Und singe Sie, die Gott mir anvertraute.

Zuvor erflehe ich von Christi Braut,


Von meiner Jungfraumutter, ihren Segen,
Der ich in enger Zelle anvertraut
Die Sehnsucht meiner Seele allerwegen.

Ich öffnete dem Hirten meinen Geist


Im Heiligtum der Königin allein.
Die Liebe, drin der ganze Kosmos kreist,
Ließ sinken in mein Herz den Gnadenschein.

Ist Aphrodites grünes Licht denn kühl?


Ist himmlisch nicht das goldne Lockenhaar?
Ist sie Dämonin aus dem Feuerpfühl?
Die Schönheit Gottes werde offenbar!

O Gottes außerordentliche Schöne!


So über Maßen schön ist dein Geschöpf
In himmlisch-schönem Leib und Lockenmähne!
Gott! du bist schöner noch als dein Geschöpf!

Kongregation der Wahrheit, laß mich fragen,


Ob ich die Heidengöttin singen kann.
Ich will mich vor den Glaubenswächter wagen,
Daß Weisung gebe mir der Gottesmann.

Wir spotteten gemeinsam über Luther


Und unerträgliche Gesetzesstrenge.
Dann lobten wir zusammen Gottes Mutter
Und ihre Statue der Meeresenge.

Wir lobten Unsere Marie vom Meer,


Die alle Sehnsucht aller Seelen sieht.
Dann sprach er mir vom göttlichen Homer
Und daraufhin vom heiligen Ovid.

Dann ward er ernst und sagte milder Miene:


Das Ewig-Weibliche zieh dich hinan!
Der Großen Frau, dem Großen Zeichen diene,
Erweise so dich als ein Gottesmann,

Wie eine Freundin ist dem Mann sie nah,


Ja gar wie eine himmlische Geliebte!
Wenn du sie Göttin nanntest, sah
Ich innen, wie zu lächeln ihr beliebte.

Was die geboren aus dem Meeresschaum


Betrifft, der Griechen Göttin Aphrodite,
Sie ist ja von der Wahrheit nur ein Traum,
Ein Hinweis auf die Wahrheit ist die Mythe.

Du weihe deinen Esel, deinen Ochsen,


Die Leidenschaften all dem Meeresstern!
Ich sag dir, wie die Griechisch-Orthodoxen
Sich heiligen der Mutter unsres Herrn.

Zu dieser Höhe führe deinen Sang,


Daß er geheiligt Sankt Maria sei.
Kurz ist das Leben und die Kunst ist lang,
Der Glaube wahr, die Poesie ist frei!

So will ich wie begeisterte Poeten


Euch rufen, keusche Jungfraun von dem Quell!
Die Musen süßen Wortes Samen säten
Und machten Sehers Seele innen hell.

Auf Helikons Gebirge, Doppel-Spitze,


In meinem Schlummer ruh ich in dem Grün,
Ich seh der keuschen Jungfraun Felsensitze
Und ihre grünen Lorbeerkränze blühn.

Sanft, leise säuseln sie, die Gnadenvollen,


Der Wind haucht in die Saiten meiner Leier.
Die Musen lesen aus den alten Rollen
Und singen vor der Venus Hochzeitsfeier.

Calliope gibt mir den langen Odem


Und Fülle meinem Sang durch ihre Küsse,
Zu singen von des ersten Chaos Brodem,
Bis zu dem Throngebirg der Aphroditisse.
Maid Polyhymnia gibt hohen Ton
Und Heiligkeit der alten Götterhymnen,
Zu preisen Eros, Aphrodites Sohn,
Zu weihen meiner Göttin keusches Hymen.

Melpomene macht Seufzer mir melodisch


Und wandelt um in Töne mir die Tränen,
Denn meines Blutes Meer ist melancholisch,
Aus welchem taucht die Venus meiner Venen.

Thalia gibt des Himmels Heiterkeit


Und singt das Licht und süßer Sonne Lust.
Im Maien lächelt lieblich jene Maid,
Aus dem Gewande schaut die schöne Brust.

Terpsichore bewirkt der Worte Tanz


Und läßt geflügelt sein den Jambenfuß,
Sie schwenkt die Hüfte in des Schleiers Glanz,
Bewegt das Becken mir zum Hochgenuß.

Auch Clio schweigt mir nicht im Sonnenlichte,


Erinnert sie an Tag und Stunden doch,
Da ich in der lebendigen Geschichte
Geküsst der Aphrodite Wangenjoch.

Euterpe wird mir jeden Vers gestalten


Zur Perle und zum Perlenkranz sie reihen,
Aus dem Poem kein Wort soll je veralten,
Die schwachen Verse soll man mir verzeihen.

Erato, ach Erato, du vor allen,


Erato, ach Erato, du mich küsse!
Erato, ach Erato, mein Gefallen,
Erato, singe mir die Aphroditisse!

Und schließlich du, die ihren Namen trägt,


Urania, du Himmelskennerin,
Sing die, die alle Lebenskraft bewegt!
Ihr Musen, daß ich euer Diener bin!

ZWEITER GESANG

Der Gott, des Namen Griechenland nicht wusste,


Schuf uranfänglich düstres Chaos-Nichts,
Die Urmaterie, die unbewußte,
Urmutter alles strahlendschönen Lichts.

Gott gab, daß aus dem Chaosmeere werde


Ein auserwählter Stern mit breiten Brüsten,
Urmutter der Lebendigen, die Erde,
Umbrandet an gewölbten Meeresküsten.
Da kamen aus der geistigen Substanz
Des Schöpfers alle hohen Götter vor,
In dem Olympos tanzten sie den Tanz
Mit Göttinnen im gottgeschaffnen Chor.

Der Schönste aller Götter aber war


Gott Eros, der in Götterherzen schaltet.
Als Ares’ Schwert und des Kroniden Aar
Ist stärker Eros’ Pfeil, der nie veraltet!

Gott Eros ist der mächtigste Bezwinger


Des Sinnes aller Menschen, aller Götter,
Er ist der Leiden- und der Freudenbringer,
Der Weltvernichter und der Völkerretter!

Urmutter Chaos brachte Mutter Nacht


Hervor mit ihrem blauen Sternenmantel,
Den jungen Gott des Tags in seiner Pracht,
Daß er am azurblauen Äther wandel.

Am Firmamente schien Asträas Bild,


Orion jagte immer die Plejade,
Saturn war im Skorpion so traurig mild,
Aurora tauchte tauend aus dem Bade.

Die Berge wurden alle ausgeboren,


Olymp und Athos sich so stolz erheben
Und stehen droben in den Wolkentoren,
Die an der Wurzel tief erschüttert beben.

Die Nacht gebar aus ihrem Mutterschoß,


Vom hohen Himmel göttergleich befruchtet,
Den erdumarmenden Okeanos,
Das Mittelmeer und Inseln schöngebuchtet.

Es schien am Firmament Hyperion


Im gold- und purpur-schimmernden Gewebe,
Und sanft gelagert in den weichen Thron
Verträumt mit sanftem Sinn die holde Phöbe.

Geschöpf der ersten Zeit war die Titanin


Der heiligen Erinnrung, Mnemosyne,
Versunken meditierend, Trauerschwanin,
Verherrlichend die Opferung der Sühne.

Der Mutter Erde Sohn war ein Rebell,


Titane Kronos war der Gott der Zeit,
Er lästerte den Vater mit Gebell,
Den Gott des Himmels und der Ewigkeit.

Kyklopen aber ihr und böse Riesen,


Ihr seid auf Erden nur ein trüber Gast,
Nicht heimisch in den lichten Paradiesen
Und von des hohen Himmels Gott gehasst!

Ihr seid der Erde tönernes Gebild,


Und eure Herzen, die sind hart wie Stein,
Seid nimmer liebevoll und nimmer mild,
Zerstreuten Staubes wimmelnder Verein!

In Felsen eingezwängt, aus schwarzem Schlamm,


Urchaos brütet in dem Schlamm das Gären,
Ihr seid des Abschaums Samen, Frevels Stamm,
Ganz hingegeben hassendem Begehren.

Kyklopen ihr, das Auge in der Stirn,


Doch vor die Stirn genagelt noch ein Holz,
Verworren wuselt eures Schicksals Zwirn,
Ein Faden ist beständig: euer Stolz!

Ihr seid die Helden männlicher Gedanken,


Mit denen ihr die Staubeskörner zählt.
Ihr bohrt die Speere in der Erde Flanken,
Die Mutter Erde ist euch nicht beseelt.

Ihr haltet euch für strahlend und verständig


Und seid doch eingesperrt in Finsternis.
Euch Stirnen ewig wird ein Los elendig,
Ihr Himmelsstürmer schwindet in den Dis!

Weh dir, o Erde, daß du rebelliertest,


Du alte Mutter alles Lebenden,
Daß deine Schlammessöhne du vertiertest
Und brachst entzwei die bitter Bebenden.

Weh dir, o Erde, daß du Haß geboren,


Den Uranfang der Sphären zu verachten,
Weh dir, o Erde, daß du Haß erkoren,
Den reinen Raum des Lichtes zu umnachten.

Du, Erde, nutztest deine Mutterrechte


Und hast verweigert dich der Gattenpflicht.
Der Tiere Mutter, wähltest du das Schlechte,
Als Gattin hasstest du der Ehe Licht.

Die alte Gäa mit den breiten Brüsten


Gab ihrem Sohn, dem jungen Gott der Zeit,
Die Sichel in die Hand. Titanen müssten
Entmannen hohen Gottes Ewigkeit!

Der Gott des Himmels war der große Zeuger,


Die Wesen aller Welten seine Samen.
O Zeit, dich seiner Schöpferstärke weiger,
Laß du die Ewigkeit beschnitten lahmen!

Kyklopen sollen herrschen, reine Stirn,


Die reine Zeit soll herrschen mit Verstand,
Die Sichel um des Himmels Samen schwirrn,
Die Scham soll stürzen aus des Himmels Land!

O Zeichen der Beschneidung, wundes Mal,


Wer wagts, vor dir die Nase hoch zu rümpfen?
O Zeugungssakrament, o reiner Aal,
Aus deinem Blut entstammen süße Nymphen!

Der du vom Himmel tropftest, heißer Samen,


Da in den Schwanz sich beißen alle Schlangen,
Laß uns in unsrer Lendenkraft nicht lahmen,
Weil dich die Talschlucht mit Geseufz empfangen.

Ihr süßen Nymphen, blond und schwarz und braun,


Die Leiber eingehüllt in eure Haare,
Ihr seid des Samens Töchter, nackte Fraun,
Daß der Poet euch durch die Locken fahre!

Doch seid ihr felsenhart wie Mauerwehre


Und eure Brüste gleichen einer Zinne.
Vielmehr der Same sank in Wogenmeere
Und mischte in die Meerflut seine Minne.

O goldner Samen du des Himmelreiches,


Die heißen Segensströme Gott entstammen,
Die Meerflut tut sich auf, ein dunkles weiches
Urtiefes Grab für eure Götterflammen!

O Feuerflammen goldgegossner Samen,


Ihr sanket in die kühle keusche Flut!
Und Glut und Wasser in Vereinung kamen,
Und Mutter Meer nahm auf des Gottes Glut!

Da tauchtest du herauf, o Aphrodite,


Du goldne Trunkenheit im weißen Sommer!
In Grün die Meerflut unterm Himmel glühte!
Der trunkne Tag der Liebe, zu mir komm er!

Die Wogen stürzten wie ein Wasserfall


Und deine Locken wie ein Katarakt,
Du wandeltest auf weißer Wogen Schwall,
Wie Eva von Arkadien so nackt!

Ich schaue dich in meinem Morgentraum,


Dein Mund wie Frucht, ein Adler deine Nase,
Du schlummerst in der Muschel überm Schaum,
Der Schaum gleicht einer traumgebornen Blase.
Von Aphros stammtest du. Der Schaumgebornen
Schön schlanker Fuß tritt an den weißen Strand,
Die Rosen blühen duftend in den Dornen,
Zypressen schatten in dem Sonnenland.

Der Sperling singt voll Inbrunst Lobgesang,


Die Tauben heben ihre Brüste, rucken.
Die Göttin in den Garten Zyperns drang,
Zum schneebedeckten Götterberg zu gucken.

Wie glühen deine schöngewölbten Wangen!


Wie sanft vor deinem Blicke werden Zicken!
Wie recken sich die aufgerollten Schlangen!
Komm, Schamerfreute! ................................

DRITTER GESANG

Gleich wie ein brauner Hirsch in seiner Brunft,


So röhr ich, schmachte nach dem Wasserquall!
Der Geiz des Lebens zeugt den Reiz der Kunst,
Aus dem Geseufz entfließt der Redeschwall!

Im Winter dieses Jahres all mein Dürsten


Geht mir nach Griechenland in Sommersglut!
Ich denke an das Liebeslied des Fürsten
Der Liebe, das er sang dem Höchsten Gut!

Das Volk sang in dem Kulte der Astarte,


Die Frauen wandelten in Tammus-Gärten,
Der Weise sang die Lieder, da er harrte
Der Schönsten: Hüften schlank wie Weidengerten.

Dich will ich singend feiern, dich, o Stunde,


Die unsern Frühling von dem Sommer trennt!
O Preis der rosenroten Herzenswunde,
Weil so nur der Poet die Liebe kennt!

Ich schmachte wie im Hades Tantalus,


Die purpurne Granate vor den Augen,
Entzieht sich mir der göttliche Genuß,
Aus dem ich Lebenswonnen wollte saugen!

Ich brenne in den sieben Läuterungen,


Ich brenne in dem Siebenten der Kreise,
Vom Feuer rede ich mit Feuerzungen,
Begehr des Lebens goldne Frucht zur Speise!

Vor meinen Augen seh ich einen Greis,


Der Unsre Liebe Frau in Gold gemalt,
In einem strahlendlichten Glorienkreis,
Der ihr um ihres Hauptes Schleier strahlt.
Ich seh ihn stehn vorm lieblichsten Modell,
Die lagert auf dem Sofa hingebettet,
Sie kühlt das Feuer in des Schoßes Quell,
Daß Lösung sie aus Venusfeuer rettet!

Ich sehe einen jungen Pinsel malen


In Glut das mandelförmige Oval,
Die Lüfte ihr den Purpurmantel stahlen,
Da stand sie bloß (von schlanker Schwindsucht fahl).

Ich seh den Maler nach der Reue malen


In Glut das mandelförmige Oval,
Im rosa Schleier goldne Glorienstrahlen,
Im Schoß des Granatapfels rotes Mal.

Ich hör die Muse von Italien singen


Von einer Insel süßer Sinnlichkeit,
Ich seh die Tajo-Muse Nymphen bringen
Zur grünen Insel der Glückseligkeit.

Dann hör ich Protestanten sich bemühen


Vom goldnen Zepter in kristallner Sphäre
Zu singen; aber ohne Minneglühen
Sind kalt und steinern die kristallnen Meere.

Drum sing ich Vulkan nun, den Venusgatten,


Zuerst Verachtung bitter auszugießen.
Rauhbeinig er, mit Bartes blauem Schatten,
Von Staub verstaubt, unfähig zu genießen.

Langweilig Küßchen hier und Küßchen da,


Wie Eheleute geben, auf die Wange.
Ein blinder Schmied, der die Begier nicht sah,
In Venus’ Leib die Kundalini-Schlange!

Zurück in deine Schmiedewerkstatt, Hinker,


Dein Qualm verträgt sich nicht mit Venus’ Duft!
In Asche hock dich hin, du grauer Stinker,
Verpeste deine Kammer, deine Gruft!

Doch Venus wahrlich war wie ein Vulkan,


Sie war wie eine heiße Wasserquelle,
Die goldnen Äpfel, ihres Busens Schwan,
War wie Gestein, wie heiße Flammenbälle!

Sie war so glutenreich wie Edens Chawa,


Wenn sie ergossen sich in ihrer Glut,
Aus ihrem Schoße strömte goldne Lava,
Die dampfend stürzte in die Wasserflut!

Mit Dampfen stürzte sie hinein und Zischen,


Rauchsäulen stiegen in den Himmel auf,
Sie badete, im Bad sich zu erfrischen,
Daß sie die Sinnlichkeit der Seele tauf!

In einer Schauung sah ich Aphrodite,


Wie sie sich hinließ in ein Felsenbecken,
Da ihre aufgewühlte Seele glühte,
Als ob die Pfeile Eros’ in ihr stecken.

Ihr Heiligen, ihr warft euch in den Schnee,


Daß Reinheit eure Leidenschaften kühl,
Doch Venus warf sich in den grünen See,
Die Glut zu löschen in dem Wasserpfühl.

Ein leichter Schaum umspülte ihre Glieder,


Die beiden Brüste und die feuchten Lenden,
Sie tauchte ihre langen Locken nieder
Und spielte in dem Schoß mit ihren Händen.

Sie dachte an des schönsten Gottes Minne,


Dieweil sie flatternde Eroten necken.
Da schwamm im Wasser eine tote Spinne,
Die göttliche Cythere zu erschrecken!

Da sprang mit einem spitzen schrillen Schrei


Die schöne Göttin aus dem Wasserbad!
Sie wandelte erfrischt und froh und frei
Und um sie sproß die bunte Blumensaat.

Zurecht die alten Weisheitslehrer sagen,


Daß tote Fliegen gutes Öl verderben:
Laßt, Spinnen, ihr die schönste Göttin klagen,
Soll eure ekelhafte Gattung sterben!

Sie hüllte sich in ihre weiße Seide,


Den goldnen Gürtel um die Brust gezogen,
Sie band die Süße ihrem Sommerleide
Und bändigte die beiden Busenwogen.

Cythere, wie enttäuscht bin ich von dir,


Geh nicht mit einer Schnürbrust mir einher,
Laß prunken deine Pracht und zeig die Zier!
Wer bindet in den Schlauch das Mittelmeer?

Sie band sich die kastanienbraunen Locken


Und flocht sich einen ringsumwundnen Zopf,
Doch Eine Strähne lässig fällt; mir stocken
Die Atemstöße, heiß wirds mir im Kopf!

Sie lagerte sich so ins grüne Gras,


Die Iris blühte mit verschämter Scham,
Sah ich, wie Venus auf der Wiese saß,
Sah ich, wie hochgerüstet Ares kam.

Mars, lege deine Waffen in das Gras,


Tu von den Mannesgliedern deine Rüstung,
Der Frieden goldner Zeiten vor dir saß
Und Eros schaute von der Brüste Brüstung.

Und Ares legte ab den harten Stahl


Bis auf das weiße Tuch um seine Lenden.
O Muse von Florenz, den Helden mal,
Dein Maler führt den Pinsel in den Händen.

Der Keuschheit Schleier über jene Szene,


Da Kriegsgewalt der Liebe sich ergab!
Ich neid es ihm! Mir pocht die heiße Vene!
Vergeh mein Zwist auch mir im Liebesgrab!

Und da die Göttlichen sich hold begattet


Und Venus trocknete die Scham mit Gras,
Lag Ares hingelagert ganz ermattet,
Ein Völkchen von Eroten um ihn saß.

Du, Eros’ Schar, mit Ares’ Waffen spieltest,


O tragt für alle Zeiten sie hinweg!
Die ihr die Lanze an dem Schafte hieltet,
Die Freude süßer Liebe sei ihr Zweck.

Doch zu der Göttlichen gemeinen Scham,


Gelagert in dem Duft des grünen Betts,
Gott Phöbus von dem hohen Äther kam,
Schlang um die Liebenden ein goldnes Netz.

O immer so gefangen sein bei ihr,


Die selbst mich schon in ihrem Netz gefangen,
Zu turteln in dem Neste zarter Zier,
Erkenntnis zu erkennen wie die Schlangen!

Die Ehebrecher lagen lustvergottet


Gefangen in dem Netze des Apoll.
Vulkan kam und die Schar der Götter spottet,
Olympisches Gelächter laut erscholl.

VIERTER GESANG

O meine Seele, schüttel ab das Bangen


Vor eines harten Gottes Strafgericht,
Sei taubensanft und weise wie die Schlangen
Und tauche in der Weisheit mildes Licht!

Anbeten möchtest du in Geist und Wahrheit,


Wahrhaftig sei und singe deinen Traum,
Nur Traum erst, aber einst die lichte Klarheit,
Wenn Seele auftaucht aus dem Schattenraum.

Das ganze Träumen, meiner Seele Wähnen,


Die ganzen Tränen in der Schattenschlucht,
Ist meiner Seele unstillbares Sehnen
Nach Lebensbaum und Paradiesesfrucht!

Der ganze Kosmos diene mir zur Kirche


Und auch am Sims das nackte Weib aus Speckstein,
Ich streb hinauf zu ihrer Lippenkirsche
Und höher, zu des Kosmos Kranz und Eckstein!

Wer sah Visionen von dem blütenreichen


Und blumenreichen Leben voller Fülle?
Es soll mir nicht Kristall und Marmor gleichen,
Mir Wein und Honigseim die Seele stille.

Ich will den süßen Duft der Myrrhe riechen,


Die duftet an der lieben Weisheit Brust.
Gewähre Gott mir den Gesang der Griechen,
Denn Ewigkeit will alle tiefe Lust!

Ermuntert so und frische Kraft im Busen,


Gedenke ich des Traums von einem Kusse:
Aus langer Reihe wandeln hin die Musen,
Mir löste die Geliebte sich, die Muse.

Ja, wandelt alle weiter, liebe Frauen


Und Freunde ihr mit euren Saitenspielen.
Laßt mich erneut das Bild des Traumes schauen
Und wieder diese tiefe Wonne fühlen.

Die Türme standen kristallin gezackt


Und Pfade sich in tiefen Süden schwungen,
Im schwarzen Kleid die Frau, die Arme nackt,
Die Arme um den Körper mir geschlungen.

Still ruhte sanft die Muse am Poeten


Und pochend wurden Herz und Herz vereinigt.
Ich wand mich in die Haare, welche wehten,
Von seligen Gefühlen lustgepeinigt!

Da reichte sie mir ihren roten Mund


Wie purpurne Granatenapfelfrucht,
Verschlangen sich die Zungen liebeswund,
Die Sinne flohen mir in süßer Flucht.

Da sagte mir die Frau des Paradieses,


Gesandt vom Göttervater Jovis Xenius:
Sing du die Seligkeiten des Anchises
Und granatroten Mund der weißen Venus!
Anchises hütete die Rinderherden
Des Vaters, des dardanschen Stammeshirten.
Die rosigen Gewölke morgens werden
Von Vögeln trunken, welche singend schwirrten.

Wie schön der Wald von Ida dunkel ruhte,


Als leichten Wandelschrittes nahte Eos
Im goldenleuchtenden Gewölk. Es muhte
Die Kuh, die brünstig fühlte nahen Eros.

Zeus sah man sich auf einer Wolke dehnen


Und strecken voller Inbrunst überm Lande.
Er wirkte in Anchises’ Seele Sehnen
Nach Aphrodite, voller Brunst er brannte.

Anchises brannte in der Wollust Feuer


Und loderte in der Begierde Brand:
Gewaltge Göttin, groß und ungeheuer,
Ich lieb dich über jeglichen Verstand!

Zeus sah man sich auf einer Wolke dehnen


Und strecken voller Inbrunst überm Lande:
Er wirkte in Cytheres Seele Sehnen
Nach jenem Manne, voller Brunst sie brannte.

O Sterblicher, o daß ich sterblich wäre,


So wollte ich in deinen Armen sterben!
Ich bin die Flamme aus dem Mittelmeere
Und du mein irdisches Verderben!

Die lachenliebende Cythere kam,


Begeisternd für die Liebe alle Welt,
Auf ihren schöngewölbten Wangen Scham.
Sie löste ihren goldnen Zauber-Belt.

Er seufzte: O sweet queen of sweetest smile!


Und biß ihr ihre Lächellippen wund.
In sie ergab er all sein Seelenheil
Und gab die Kraft dem rosa Muschelmund.

Ja, in dem dunkelblühenden Gesträuch


Hing eine Muschel rot mit rosa Perle,
Ein Perlentor ins Liebeshimmelreich!
Er weihte seines Seufzers Samenperle.

Und ihres Leibes Frucht so segensreich,


Der goldne Apfel an dem Myrrhestrauch,
Äneas war, homerschen Helden gleich,
Vom göttlichen Homer besungen auch.

Und Aphrodite, die das Lächeln liebte,


Cythere, die da liebte freies Lachen,
Sie sprach, daß sich Anchises nicht betrübte,
Er solle ihn zum Nymphensohne machen.

Zeus würde zürnen, der Allmächtige,


Wärst du der Liebesgöttin beigelegen
Und hättest defloriert die Prächtige
Mit deines sterblichen Geschlechtes Regen.

Und Aphrodite spülte ihre Wangen


Mit frischem Wasser, daß vom Ida kam,
Im weißen Schnee da rote Rosen prangen
Und auf dem Angesichte duftet Scham.

Verschämt wie eine Nymphe keusch und spröde,


Die ihrer Sinnlichkeit sich ziemlich schämt,
Stieg zum Olympus sie, verließ die Öde,
Der sie aus großer Liebe sich bequemt.

Anchises seine göttergleiche Lust,


Vor der Erinnerung ihn immer schaudert,
Verschlossen hielt er sie in seiner Brust,
Bis er beim Wein sie einmal ausgeplaudert.

Von allem Leiden, allem bitterbösen


Geseufz und allem hoffnungslosem Streben,
Kann uns das Blut Dionysos’ erlösen
Im Sakramente der geweihten Reben!

Von allen düstergrübelnden Gedanken


Erlöst uns Wein mit zyprischen Gewürzen,
Bis wir zuviel getrunken, schwankend wanken
Und töricht torkeln, wie Verstörte stürzen.

Als Speikind und als Breikind im Gelall


Vertraute er Geheimstes einem Narren,
Das war Anchises’ bittrer Sündenfall,
Frau Torheit legte ihn auf ihren Karren.

Ich selber, ich Anchises, wahrlich ich,


Ich hab der großen Göttin beigelegen,
Als sie war fast ein wenig liederlich,
Damit sich meine Manneskräfte regen.

Zeus hörte es in seiner Wettersphäre,


Zeus aber hasste alle Blasphemie,
Verteidiger war er der Göttin Ehre,
Die er gegeben an die süße Sie.

Daß kein verworfner Sterblicher verläster


Die Mutter aller wahren Liebeswonne,
Olympscher Götter gnadenreiche Schwester,
Die strahlender als selbst die goldne Sonne!

Ich werde ihn von meinem Donnersitz


Erschlagen mit dem harten Donnerhammer,
Verbrennen ihn mit meinem blauen Blitz,
Verbannen in des Acheron Gejammer!

Die schöne Mutter aller Minneschmerzen,


Die schönste Mutter aller Liebespein,
Sie trat mit ihrem rosenroten Herzen
Vor Vater Jovis für Anchises ein.

Die Sterblichen sind allesamt nur Toren,


Verschone eines trunknen Prahlers Leben,
Hab ich ihn doch zur Liebe auserkoren
Und mich als Braut dem Menschen hingegeben.

FÜNFTER GESANG

Weh mir, ich muß mein eigner Mundschenk sein,


In einzigem Verein allein ein Zecher,
Jedoch mir mundet auch der süße Wein
Mit roten Perlen aus dem Römer-Becher.

Wo seid ihr hin, ihr guten Ganymede,


Hat alle Jovis’ Adler euch entführt?
Wo ist ein Echo mir auf meine Rede,
Ein Weiser wo, der meinen Geist erspürt?

Ihr Narren und ihr Fundamentalisten,


Ihr machtet meinen Süßwein immer sauer,
Weil eure Lästerungen lässig pissten
In meinen Becher tiefgeschmeckter Trauer!

So sitze ich allein im Licht der Phöbe


Und stoße an mit meinem Bruder Schatten
Und sehn mich nach der jugendlichen Hebe
Und möchte mich mit ewger Jugend gatten.

Die Seligen bewirtet Hebe droben,


In ihrem Becher schwimmt the little Imp:
Cupido! Seine Macht muß jeder loben,
Auch Kypris Aphrodite vom Olymp!

Alkäos singt in einer schönen Ode,


Die uns nur überliefert als Fragment,
Daß es bei den Olympiern auch Mode,
Daß man Merkurius als Mundschenk kennt.

Wir heiligen Poeten unsres Christos


Ergeben uns der Weisheit wahren Kraft
Und wissen auch den Hermes Trismegistos
Zu preisen und geheime Wissenschaft.

Ja, Hermes kam mit seinem Redestab


Und lehrte uns geheime Weisheit schon,
Daß es ein heiliges Arkadien gab,
Aus dem vertrieben uns der Skorpion.

Platonisches Zeitalter des Skorpions,


Den Stachel schlug er in der Nymphe Flanke,
Doch wird er durch die Macht des Göttersohns
Gewiesen in vorherbestimmte Schranke.

Und unterm Tierkreisbild der Dioskuren


Diee heilige Sophia suchten Weise;
(Einfluß des Sterns auf niedere Naturen,
Des Geistes Freiheit in der Götter Kreise.)

Auch Hermes redet dunkel als Orakel,


Wir alle müssen durch Anubis’ Schlund,
Doch führt uns Isis ohne allen Makel
Wie goldne Sonnen aufwärts ganz und rund.

Auch unterweist Merkurius die Mysten


Von Samothrake mitten in dem Meere,
Wo Mystagogen ihre Sünden büßten
Und feierten die Rebe und die Ähre.

Und Hermes kam zur schönen Aphrodite,


Die an dem Meer auf einem Felsen saß.
In seiner Hand der Granatapfel glühte,
Cythere saugte ihn und schmatzend aß.

So jungverliebt die beiden Götter tuscheln,


Verschämte Aphrodite glühte keusch.
Da reichte Hermes aus den Meeresmuscheln
Das meeressalz-gesalzne Muschelfleisch.

Weinblätter reichte er ihr aufgerollt,


Mit lauter Köstlichkeiten angefüllt.
Sie schob die Rolle in den Mund so hold,
Was fast schon Hermes das Verlangen stillt.

Dann mischte Nashornpulver Afrikas


Er in den Römer-Becher roten Weins.
Die Wangen glühten ihr, wie sie so saß,
Und er bei ihr, als wären beide eins.

Dann legte Hermes auf den Felsentisch,


Vom weißen Salz des Mittelmeers gesalzen,
Zur Liebesspeise einen frischen Fisch,
Genoß der Aphrodite Zungenschnalzen.
Er reichte ein Aphrodisiakum
Ums andere der frohen Aphrodite,
Als wärs Ambrosia aus Elysium;
Die weiße Venus schamhaft purpurn glühte.

Merkurius, sein Element die Luft,


Gebot dem süßen Südwind, sanft zu säuseln,
Er trug der blauen Blumen Blütenduft
In Aphrodites braunes Lockenkräuseln.

Er trug herbei den Duft der roten Rosen,


Von goldnem Sonnenlichte angereichert,
In der Betörung herzen sie und kosen,
Als ob ein Sterblicher der Göttin räuchert.

In Rosmarin und in Lavendel legte


Der Dialektiker der Venus Leib,
Wie buhlerische Luft er sich bewegte
Ein wenig lüstern um das keusche Weib.

Auch eine Stute hat vom Wind empfangen,


Empfangen hat vom Winde eine Kuh.
Merkurius blies in die Lockenschlangen
Und raubte Aphrodite ihre Ruh.

Sie bäumte sich wie wilde Meereswogen


Und wallte fließend auf wie Meeresfluten,
Sie hat das triumphale Tor gebogen,
Durch das gewandelt Hermes ist in Gluten.

Da gab er sich mit allen Widersprüchen


Und ganz mit seinen doppelten Naturen.
Sie war wie Marmor aus Carraras Brüchen
Und schön wie Helena der Dioskuren.

Und Sie, in der das All gebunden war,


Weil alles in der Liebe hat sein Wesen,
Entband, und ihre Frucht war wunderbar,
Wie wir bei unsern alten Dichtern lesen.

Hermaphroditus hieß das Zwitterwesen,


Nach Vater und nach Mutter so benannt,
Als Mädchen glich er einem jungen Besen,
Als Jüngling hatte sie fast auch Verstand.

Von seiner Mutter hatte er die Schöne,


Von ihrem Vater sie die Heiterkeit,
Als Jüngling fügte er die tollsten Töne,
Ohrmuschel tat sie auf als milde Maid.

Jungfräulich-lind war seiner Seele Leisheit,


Als ginge er auf samtnen Katzentatzen.
Als Mädchen war sie Tochter schöner Weisheit,
Wie weise nicht die grüblerischen Glatzen.

Hermaphroditus’ Seele war wie Wasser,


Hermaphroditus’ Schicksal war wie Wind.
Ihr Geist ein Wüstensturm, ihr Schoß ein nasser,
Sein Herz wie vieler Rosen Angebind.

Die klaren Augen! langen Wimpernlaschen!


Die weichen Lippen! langen Lockenschlangen!
Der Haare Fischernetze großer Maschen
Verschleierten die flaumbedeckten Wangen!

Nicht Mädchen und nicht Jüngling: ein Poet!


Hermaphroditisch ist des Dichters Art!
Dem Traum ergeben aller Schönheit, weht
Ihm bräutlich Geisteswind durch seinen Bart!

Ihr wahren Dichter, laßt euch nicht verlästern!


Wie weiblich doch ergebt ihr euch dem Traum,
Ihr Sanften, Schwesterlicher als die Schwestern,
Steigt eure Schönheit aus der Träume Schaum!

Kernmenschen seiet, ihr Poeten: männlich


Im Geiste ihr gestaltet die Gestalt,
An Formungskraft dem Vatergotte ähnlich,
Ihr findet an dem Stab der Rede Halt.

Die Mutter Erde bietet sich euch an


Und auf zum Himmel ruft der Sonnenschein.
Im milden Mondenherzen wohnt ein Mann
Allein mit seinem Schatten und dem Wein.

Wahrhaftig, der Poet ist wie der Mond,


Die Sonne spiegelt sich in seinem Spiegel,
Der er die Erde mit dem Schein belohnt
Und seines milden Taues Balsamsiegel.

Die Muse, deine Liebste, ist die Sonne,


Die bräutlich vortritt aus dem Himmelszelt,
Sie ist des Himmels ganze goldne Wonne,
Und liebst du sie, ist sie das Licht der Welt!

SECHSTER GESANG

Ich seh euch, rebentrunkne Weingelände,


Die krummen grünen Pinien machtvoll kronig,
Eichhörnchen schlingen sich um Stammeswände,
Aus Pinienzapfen tropft der braune Honig.
Ich sehe das Gewog von Weizenmeeren,
Die Flut bis an den Saum des Himmels rollt,
Mit goldnen Haaren lange schlanke Ähren
Errichten sich in ihres Leibes Gold.

Mit vollen Eutern braune Rinder muhen,


Die warme Milch tropft aus den prallen Eutern.
Die rosa Schweine in den Koben ruhen,
An denen Juden und Muslime scheitern.

Die Heiden aber ziehn in Prozessionen


Durch bergumrandete erblühte Tale,
Wo nackte Nymphen in den Flüssen wohnen,
Gekleidet nur mit einem Sonnenstrahle.

Aus Milch die Glieder, honiggold der Leib,


Man möchte sie wie warme Brote teilen,
Wer wühlte sich nicht gern ins weiche Weib,
Verletzte Androgynität zu heilen?

Wir wollen an dem Busen der Natur


Und in dem Schoße der Natur gebettet
Den heißen Lebensatem saugen nur,
Der uns aus unserm Seelentode rettet!

In Trunkenheit des Lebens Fülle feiern,


Als gäbs kein Seufzen aller Kreatur,
Und schauen in des Sonnenscheines Schleiern
Ins Ewige geheiligte Natur!

Als ob ein Gott sie uns zur Wonne böte,


Mit Früchten von Arkadien bereichert,
Kein Ächzen mehr, kein Krächzen, keine Öde,
Die Weizenfülle immerdar gespeichert!

Da wollen liegen wir bei süßen Büschen


Wie geistgeborne Genien geflügelt
Und unsern Atem mit den Düften mischen,
Wo rotbeblüht sich sanfte Welle hügelt.

An jedem Baum die Frucht der Freude baumelt,


Wie saugen ihre Säfte wonnetrunken,
Die Schar belebter Sterne droben taumelt
Und in uns glühn wie Sterne Seelenfunken.

Als ob ich schon den Mund der Wonne küsste,


In lauter Seligkeit zu übernachten,
Zu saugen brünstig Seligkeit der Brüste
Und sterben Liebestod in lauter Schmachten!

O laß mich dein Geheimes tief erkennen,


Versiegelter verschlossner Wonnegarten!
Laß mich für deinen Granatapfel brennen,
Um höhere Beglückung zu erwarten!

Da kam Dionysos, der Herr der Landschaft,


Der allem Grün erst seinen Goldglanz gab,
Allein kam Bacchus, ohne seine Mannschaft
Und ohne die Mänaden, mit dem Stab.

O Thyrsosstab, mit deinem Pinienzapfen,


Von Efeu wild umschlungen ist dein Schaft!
Lyäus, wandeln wir in deinen Stapfen,
Geh allen du voran in deiner Kraft!

Des Mannes Stärke bist du in Gestalt,


Den Pinienschaft umfassen deine Hände,
Du bist die Macht der trunkenen Gewalt,
Geboren aus des Allerhöchsten Lende!

Ein mädchenhafter Jüngling auch zugleich,


Die schönen Locken langhin niederwallen,
Die hellen Augen sanft, die Lippen weich,
Du fandest bei Bacchantinnen Gefallen.

Rühr du uns an mit deinem Zauberstab,


Daß unser Holz zu sprießen uns beginnt!
Wenn deine Trunkenheit uns Leben gab,
Ambrosia uns um volle Lippen rinnt!

In deinen Adern strömt der Purpurwein,


Verzehren wollen wir dein Götterfleisch!
Ein Tropfen Blut in deinen Adern sein
Und Fleisch von deinem Fleisch, ist was ich heisch!

Nun sehet sie, wie sie im Garten stand,


Sie stand nicht, sondern tanzte einen Tanz,
Die Hasen hoppelten im grünen Land,
Die Schillerschlange biß sich in den Schwanz.

Sie fuhr sich durch die rötlichbraunen Locken,


Verwirrte mit der Hand das Lockenhaar,
Die Locken fielen zu den Blumenglocken,
Weil sie die Herrin aller Blumen war.

Sie wand den weißen Leib wie eine Schlange,


Wenn sie ein Magier Persiens schön beschwört.
Die Purpurscham, die schöne Glut der Wange,
Den trunkenen Dionysos betört.

Da fürchtete Dionysos sich sehr,


Sah er doch Eros seine Pfeile spitzen
Und tauchen in die Wangenglut. Und wer
Je widerstünde dieser Brüste Spitzen?
Als wenn der keusche reine Morgentau
Verschleiert keuscheste Magnolienblüte,
So floß ein Schleier um die schöne Frau,
Der offenbarte mehr noch Aphrodite.

Doch Eros schob den Schleier von der Schulter,


Da zeigte sich der Venus Elfenbein.
Der Evier, der Evier, in Huld er
Ging zu der schönen Aphrodite ein!

Nun hilf du mir, o heilige Erato,


Von Weisheit unterrichtet, Preis zu singen
Dem goldnen Schlüssel zum Verließ des Plato,
Bereit, ins goldne Schlüsselloch zu dringen.

Die Juden in dem Alten Testamente,


Sie sprachen von dem Zeichen der Beschneidung,
In Davids Leben brachte es die Wende
Zu Sünde und zu Hochzeitsvorbereitung.

Sankt Paulus sprach vom schwächsten aller Glieder


Am Leibe Christi, daß man es bedecke.
Doch jedes Glied des Leibes singe Lieder
Zum Preis, daß Gott das Fleisch uns auferwecke!

Die Gnostiker und auch die Manichäer


Verachteten des Menschen Leibesglieder
Und auch die alten Heiligen und Seher
Sahn auf das Instrument der Ehe nieder.

Noch heute lehren in Gewölben Priester,


Das Glied sei nur zum Zweck der Kinderzeugung,
Was aber alles in der Mauern Düster
Geschieht, das unterwirft man der Verschweigung.

Ein Dichter meiner Kirche aber schrieb:


Daß Phallus sind und Vulva Sakramente!
In aller Liebe hat uns Liebe lieb,
Daß Braut und Bräutigam sich Freude spende!

In dieser Zeit der Saturnalien


Von Rom und in dem Kölner Karneval,
Versorgt mit Ceres’ Cerealien
Und Bacchus’ Blut im Marmortempelsaal,

Will ich den Menschen preisen, seinen Leib


Und jedes Leibesglied in seinem Bau
Und was am Manne gerne hat das Weib
Und was am Manne gerne hat die Frau.

In einem Weibe finde du dein Ende,


Erneut in ihrem Schoße zu erwachen,
Ja kühn bekenn ich, laß dich in die Hände
Und laß des Weibes weiche Lippen lachen!

Drum stell ich dich in einem Garten auf,


Dionysos’ und Venus’ Sohn, Priap,
Wo ich dich mit dem Blumennektar tauf
Und nenne dich geweihten Wunderstab.

Dir tönen Symphonien die Nachtigallen,


Erotica die Turteltaube girre.
Erheb dein Haupt, siehst du die Brüste wallen
Der Reizenden, an der ich werde irre!

Du trete ein durch ihre Rosenpforte,


Für mich zu werben um ein Rendezvous!
Sie ist doch eine Frucht von süßer Sorte
Und ich ein Flatterer, Priap, wie du!

SIEBENTER GESANG

O Myrrha, Myrrha, selig sei gepriesen,


Duftreiche Salbe du, so reich am Öle,
Die du dem syrischen Gefild gewiesen
Den salbungsvollen Weg zur Gottesseele!

O Myrrha, Myrrha, selig sei gerühmt,


Nicht graue Theorie, ein grüner Strauch,
Ein düftereiches Lächeln dich umblümt
Und deine Glieder werden Opferrauch.

O Myrrha, Myrrha, benedeites Leben,


Ein düftereicher Busch dein Mutterschoß,
Aus deiner Fasern lebenden Geweben
Wand unser junger Gott Adon sich los!

Die kleinen weißen Glöckchen blumig läuten,


Der Jüngling Krokus übt das Priesteramt,
Adonis soll den ganzen Lenz bedeuten,
Gehüllt in roter Rosen roten Samt.

Die Augen glühen ihm wie Feuerflammen,


Sein Angesicht erleuchtet wie die Sonne,
Die Locken ihm wie goldne Wellen schwammen
Um seinen Leib, der frommen Frauen Wonne!

Die frommen Frauen pflegen ihre Gärten


Und weihen rosa Tulpen ihrem Heros,
Die Mädchenhüften, schlank wie Weidengerten,
Sie rufen auf den Plan den blinden Eros.
Der Frauen Liebling nennt die Bibel dich,
Dumuzzi oder Tammuz dich die Heiden.
Jedoch ein klassischer Poet bin ich,
Drum will ich mich am Gotte Zyperns weiden.

Die Göttin, die geboren aus dem „Aphros“,


Die wandelte des bunten Blumenwegs hier.
Ich rufe euch, ihr Pieriden Sapphos!
Ich rufe dich, o Genius des Shakespeare!

Denn Shakespeare sang das Schmachten nach dem Kuß,


Er sang der Göttin Aphrodite Schmachten
Nach ihres Lieblings mündlichem Genuß
Und den Verzicht und göttliches Verschmachten!

Und Sappho sang den priesterlichen Kult


Von Kypris, die um Gott Adonis weint,
Auch rief sie Kypris an um holde Huld,
Wenn ein geliebtes Herz ihr süß erscheint.

O goldne Venus auf dem bunten Thron,


Komm im Gefährt, gezogen von den Finken!
In meinen Venen wütet sehr dein Sohn,
Du mögest Huld der Gegenliebe winken!

O Seele, die du Lobpreis mir gesungen,


Wen soll die süße Peitho dir verführen? –
Cythere! bin von Morpho ganz durchdrungen,
Du mögest ihr die süße Seele rühren!

O singe mir, Erato, sing das Lied


Von Anadyomenes Seelenleide!
Die Tränen tropften ihr vom leichten Lid
Und ihre Seufzer flohen in die Weite.

Geliebtes Wesen göttlicher Gestalt,


Nur dir allein gehört die Sehnsucht ganz!
In deinen göttlichschönen Armen halt
Du mich und tanze liebevoll den Tanz!

O du, o du, mir lichter als der Lenz,


In deinem Aug ich alles Lichte fand,
O laß du dir in scheuer Reverenz
Mit keuschem Kusse küssen deine Hand!

Dir, dir allein gehört mein ganzer Dank,


Daß ich dir küssen durfte deine Hand,
O deine weiße Hand, so schmal und schlank,
Die mich mit Fesseln deiner Schönheit band.

Ich möcht auch einmal wohl dein Handgelenk


Dir küssen, Puls dir küssen, Oberarm!
Wie ich nach solchen Küssen glühe, denk,
Vielleicht wird dir von dem Gedanken warm?

Ich möchte deiner Schulter Elfenbein,


O göttliche Gestalt, dir zärtlich küssen!
Ich möcht die Seide deiner Toga sein!
Verwunden möcht ich dich so sehr mit Bissen!

Wohl sehen darf ich deine Schulter, doch


Anbetend deine Schulter dir nicht küssen.
Auf meiner Schulter lastet schwer das Joch,
Daß ich muß immer deine Küsse missen!

O schönstes Wesen! wäscht du dir die Wangen


Mit reinem Wasser, daß sie rosig blühn,
Dann schnellen meine sieben Seelenschlangen
Und auch des Herzen Phönix fühl ich glühn!

Sei meines innigsten Bedankens sicher,


Daß ich dir küssen durfte deine Wange,
Ich fühlte keinen Tag mich königlicher
Als damals, als ich fühlt die Lockenschlange.

Was soll ich sagen? Siehe heiß mich schmachten,


Die Leidenschaften brennen ungesund,
Denk ich des purpurroten Prunks und Prachten
Von deinem ewig götterschönen Mund!

O einmal bei den Büschen an dem See


Drückt meine Lippe ich auf deinen Mund!
Du scheu wie eine Jungfrau, keusch wie Schnee,
Ich Flamme, rote Rose, herzenswund!

Wohl bin ich göttlich, ja, und bin unsterblich,


Doch willst du mir erhören nicht mein Werben
Um einen heißen Kuß - weh mir! verderblich
Ist meine Liebesglut! - dann muß ich sterben!

O schöner stolzer Mann, was bliebst du hart,


War schwarz die Galle denn und grün die Leber?
Für wen hast du die Lippen aufgespart?
Zeus sandte selber dir den wilden Eber!

Da brach der Eber aus dem dunklen Wald,


Mit Donnerschritten er zum Jüngling stampfte,
Er trug die mächtig-massige Gestalt,
Aus seinen Nüstern heißer Atem dampfte.

Aus seinen schwarzen Augen sprühten Blitze,


Von seinen Hufen donnerte der Donner.
Die Angst aus deinen schönen Poren schwitze,
Adonis, denn der Tod kommt dir im Sommer!
Am Tage Sankt Johannis wirst du stürzen,
Du wirst in feuerroten Strömen lodern,
Dein heißes Blut wird süß die Erde würzen,
Dein schöner Leib wird in der Erde modern!

Halbgott der Zyklen und der Jahreszeiten,


Mit braunem Laub wirst du im Herbst verwesen,
Wenn Winzer durch die Rebenreihen schreiten
Und ihre blutigroten Trauben lesen.

Schnee sinkt aus Wolken dir in deine Locken


Und deine Glieder werden eiskristallen,
Dann läuten wieder Krokus und Schneeglocken
Und Lieder frommer Frauen fröhlich schallen.

Jetzt aber hart getroffen von dem Hauer,


Sinkst du verwundet nieder, und die Schöne
Empfängt in ihrem Schoß dich, voller Trauer
Hält dich umfangen Anadyomene.

O Aphrodite, löse deinen Schleier


Und laß ihn auf den nackten Jüngling fallen.
Laß Tränen tropfen, heiß von Seelenfeuer,
Und schmerzbewegt laß deinen Busen wallen.

Wir alle hören seufzendes Gestöhne


Entfleuchen aus dem Mund der Weinenden,
Wir sehen melancholisch da die Schöne
Vor dem sich mit dem Tode Einenden.

Wir sehen ihre Locken aufgelöst,


Die rosa Perlenschnüre niederhängen,
Ein Meer von Tränen Paphia erlöst,
Die Tränen sich aus ihren Sternen drängen.

Nun endlich darf sie küssen seinen Mund,


Den nicht mehr rosenroten, den nun blassen,
Nun darf sie herzen, selber herzenswund,
Und weinend seiner Füße Paar umfassen.

O Schmerz, o minniges Mysterium,


Zu einer Perle ward verklärt die Träne,
Zur Perlenpforte nach Elysium,
Dahin hinaufschaut Anadyomene.

ACHTER GESANG

Nun reiche, Muse, mir des Orpheus Psalter,


Verkünden laß mich alte Weisheitssprüche,
Laß preisen mich den wunderschönen Falter,
Die Maid, die aller Schönheit inne: Psyche!

O Psyche, mit der Augen Mandelschmelz,


O Psyche, mit der Augen Mandelkernen,
O Psyche, in den Fluten steht ein Fels
Und drüber leuchtet Licht von Abendsternen.

Du Zehnte in dem Reigentanz der Musen,


Du Vierte in dem Kreis der Charitinnen,
Noch lieber als der Aphrodite Busen
Wollt ich dein Herz in deinem Busen minnen!

Der Dichter preist mit seinem trunknen Genius


Maid Psyche als die zweite Aphrodite.
Das hörte in Olympos’ Hallen Venus,
Die da vor Eifersucht und Ingrimm glühte.

Da rief sie ihren Sohn, den blinden Eros,


Da sagte sie zu ihm mit bitterm Mund:
Mach sie verliebt, doch nicht in einen Heros,
Laß sie verfallen sein an einen Hund!

Erwirke du Ausführung meiner Flüche,


Die will ich aus der schwarzen Galle würgen:
Gib du das hochgerühmte Mädchen Psyche
An einen Schweinehirten namens Jürgen!

Und Eros hörte auf der Mutter Schoß


Gehorsam seiner großen Mutter Flüche,
Dann riß er sich von seiner Mutter los,
Um zu verderben die bedrohte Psyche.

Und flügelschlagend durch die Atmosphäre


Ist er geeilt und teilte manche Wolke,
Er kam zu eines Landes blauem Meere
Und schaute Psyche mitten unterm Volke.

Da Eros durfte Einmal Psyche schauen


In ihrem leichten süßen Sommerkleid,
Mit Reiz gesegnet unter allen Frauen,
Verliebte er sich heiß in jene Maid.

Er hüllte sie in seine warmen Schwingen,


Wie Zeus als Schwan mit Leda einst gemacht,
Die Reize Psyches Eros heiß durchdringen,
Er trug sie flügelschlagend durch die Nacht.

Er trug sie hin in seinen Freudengarten,


In den Palast der Freude unter Blumen,
Ihr dort in heißer Liebe aufzuwarten
Mit seines Feuerherzens Heiligtumen.
Nur seinen Namen durfte sie nicht wissen
Und seine göttliche Gestalt nicht schauen.
Und in der Nacht bedeckte er mit Küssen
Den lieben Leib der Reizendsten der Frauen.

So lebten sie in lauter Wonne fort,


Verliebte Tauben in gebauten Nestern,
Zwei trunken Liebende am Liebesort,
Bis sie besuchen wollten ihre Schwestern.

Stiefschwestern, Eros, muß ich auch besuchen


Und ihnen meine hohe Wonne melden,
Sie sollen meine Seligkeit verbuchen,
Die ich gewann durch einen Liebeshelden.

Der blinde Eros trug die Maid dahin,


Wo ihres Vaters böse Töchter lebten,
Gott Eros sah nicht ein den hohen Sinn,
Den eben Göttinnen des Schicksals webten.

Stiefschwestern mein, o meines Vaters Töchter,


Ihr sollet meine hohe Wonne teilen,
Ergäbet ihr euch meinem Herrn, vermöcht er
Auch euch das zwiegespaltne Herz zu heilen.

Denn solche Liebe wurde mir zuteil,


Daß mir schon ganz und heil das Herz erscheint,
Da wünsch ich meinen Schwestern auch das Heil,
Daß solche Liebe alle Welt vereint!

Die Schwestern aber üblen Sinnes sinnen:


Ein Ungeheuer will dich nachts begatten,
Ein Dämon aus dem Hades will dich minnen
Und werben für den Fürst im Reich der Schatten!

Stiefschwestern sind wir nur, doch raten wir:


Du mußt das Untier heute nacht ermorden!
Des Himmels Hüterinnen sind wir dir,
Stiefschwesterlich durch Weisheit dir geworden.

Und Psyche eilte wieder in das Tal


Im Schatten rotbelaubter Blutesbuchen,
Sie legte nieder sich im dunklen Saal,
Bis der Gemahl sie käme zu besuchen.

Ein kleines Lämpchen mit dem Lampenöle


Hielt sie verborgen und ein scharfes Messer,
Als wartete die wunderschöne Seele
Auf einen ungeheuern Menschenfresser.

Und in der Mitternacht kam unsichtbar


Zu seiner wunderschönen Braut Gott Eros,
Der unterrichtet in den Wonnen war,
Die Helena gespendet einst Homeros.

Da Eros seine schöne Braut begattet


Und sie gestillt die loderlohe Lust,
Sank er ins Daunenkissen süß ermattet,
Das Haupt gesenkt auf ihre schöne Brust.

Doch plötzlich wachte Eros auf und sah,


Daß Psyche ihren Gatten morden wollte!
In Einem Augenblick war nicht mehr da
Gott Eros, der gekränkt der Psyche grollte.

Als Eros aber aus dem Tal geflohn,


Auf Psyche senkte sich Melancholie.
Viel weinend suchte sie der Venus Sohn,
Sie träumte Unheil, wachte auf und schrie.

Verlassen ließ sie nun den Hochzeitssaal,


Entleert von hoher Minne Heiligtumen,
Verlassen ließ sie nun das tiefe Tal
Mit seinem Tau und seinen bunten Blumen.

Sie pilgerte allein durch alle Lande,


Durch Städte, Dörfer, bis an fernste Meere,
Verlassen sie, entledigt aller Bande,
Nur Sehnsucht nach der Liebe Atmosphäre.

So kam sie schließlich zu der Rosenpforte,


Die sie empfing mit einem stillen Zauber.
Ein Apfelbaum aufblühte an dem Orte,
Im Wipfel Taube koste mit dem Tauber.

Dahinter lag der Paphia Palast,


Von Jaspisstein gebaut so rot wie Mohn.
Und Psyche trat in scheu verwirrter Hast
Zu der Urania uraltem Thron.

Da machte Venus sie zu ihrer Magd


Und trug ihr Lasten auf und schwere Strafen.
Und oft hat Psyche über Streß geklagt
Und konnte kaum acht Stunden ruhig schlafen.

Gott Eros aber hielt sich still verborgen,


Doch seine sieben Götter-Seelen litten,
Da trat er einmal früh im Rosen-Morgen
Zu Vater Zeus, für Psyche ihn zu bitten.

Und Vater Zeus aus seiner Wolke sah,


Dieweil es über dem Palaste tagt,
Und sprach: Ich seh, wie der Urania
Das schöne Mädchen Psyche dient als Magd.
Ich seh auch dich, o blinder Flügelknabe,
Seh dich noch Glut zu ihr im Herzen tragen.
Drum werde Psyche meiner Gnade Gabe
Und gutes Ende allen ihren Klagen.

Und Eros offenbarte sich im Feuer


Der Liebe vor der wunderschönen Psyche.
Und was sie sah, das war kein Ungeheuer
Und nicht ein Schweinehirte in der Küche.

Glutrote Schwingen haben sie umfasst


Und sie im Liebessturme hochgerissen
Und in der Seligkeit der Liebeshast
Verklärt sie unter lauter Liebesküssen!

Und Psyche ward zuteil Unsterblichkeit


Der Seele und die Seligkeit der Sinne.
Und Amor gab der gottbegabten Maid,
Gab Psyche Heimatrecht im Reich der Minne.

NEUNTER GESANG

O schöne lachenliebende Cythere,


Des Weltalls tobendes Entzücken binde
Mit deinem Gürtel überm Mittelmeere
Und lösche aus die Flammen unsrer Sünde!

O Göttin aller Göttinnen und Götter,


Du Herrscherin durch deiner Liebe Macht!
Aus deinen Feuern gibt es keinen Retter!
Gott geb, daß Charis uns in Gnaden lacht!

Drei Göttinnen jedoch sind uns bekannt,


Jungfrauen alle drei im Himmelreich,
Von Göttern und von Männern unerkannt,
Sah keiner baden jemals sie im Teich.

Diana, Jungfrau sie und Jägerin,


Im wallenden Gewand mit langen Locken,
Sie wandelt durch die dunklen Wälder hin,
Fromm läuten ihr die blauen Blumenglocken.

Ihr Silberthron ist auf dem Mond gebaut,


Da waltet sie als Königin der Nacht,
Von ihrem Throne Segen niedertaut,
Wenn nur die Nachtigall im Walde wacht.

Sie schaut so schämig durch der Wimpern Fächer,


Und ihre Augenbrauen zart gezogen.
An ihrer Hüfte hängt der bunte Köcher
Mit spitzen Pfeilen für den straffen Bogen.

Und viele Nymphen huschen auf der Pirsch,


Ob sie für Artemis ein Wäldchen finden,
Vor ihr verneigt sich demutvoll der Hirsch,
Der er vergißt für eine Zeit die Hindin.

So keusch wie in der Morgenfrüh die Rehe


Die Nymphen der Diana leise huschen,
Sie alle scheuen jede Erden-Ehe,
Jungfräulich soll sie Einsamkeit umbuschen.

Und eine aus der Schar der keuschen Nymphen


War Metamelia vom Parthenion.
Wer sah sie ihre schlanke Nase rümpfen,
Wenn unkeusch sie besang ein Musensohn?

Ein Seher konnte ihr in Tugend taugen,


Der wollte von dem Wein der Weisheit nippen,
Dem offenbarte sie die grünen Augen
Und keuschen schmalen Rosenblütenlippen.

Dem wies sie ihre dunkelblonden Locken,


Die fielen auf das seidene Gewand,
Das reine weiße Kleid. Dem Seher stocken
Die Atemstöße, rührt ihn ihre Hand.

Sie rührte ihn mit ihren Nymphenhänden,


Daß er geschlagen gleich erblindet ist,
Diana sah, im Elend zu verenden,
Weil er gesagt, daß Cynthia er geküsst.

Athene war die andre Göttin, die


Der Göttin Paphia nicht untertan,
Die nicht in süßer Lust der Liebe schrie,
Die keine Mannesaugen nackend sahn.

Sie ist der Stirn des Vaters Zeus entstiegen


In voller Waffenrüstung, stolz bewehrt,
Sie lehrte Griechen über Perser siegen,
Hat Rom im Waffenwerk des Mars belehrt.

Athen errichtete die schönsten Säulen


Athena, der Patronin ihrer Stadt.
Ihr heilig waren alle Schleiereulen,
Die schauten nachts so blind und silbermatt.

Athene pflanzte man Olivengärten,


Die Frucht des Ölbaums war ihr ja geweiht.
Die Toren, die sich gegen Weisheit wehrten,
Erwirkten der Athene manches Leid.
Erschienen ist sie in dem Leib des N e s t o r
Und unterrichtete den Telemach
Und lehrte auch den deutschen Dichter T o r s t e n
Der Weisheit Trost auf all das Weh und Ach.

Jungfräuliche, die nie vor Wollust schrie,


Sie war so rein wie Eis und kühl wie Schnee,
Sie lehrte Platon in der Akademie
Vom höchsten Ideale die Idee.

Athenes Dienerin und Jüngerin


War Retia, die wohnte in Athen.
Jungfräulich war und männlich all ihr Sinn,
Sie wollte sich als Schüler Platons sehn.

Darum verkleidete sie sich als Knabe,


Nicht um der Philosophen Lust zu reizen,
Sie wollte schlürfen hoher Weisheit Gabe,
Die Weisen sollten nicht mit Weisheit geizen.

Sie wollte aus dem idealen Staat


Vertrieben sehn die eitlen Musensöhne,
Die nichts zu singen wissen als nur grad
Allein verworfenste Hetärenschöne.

Sie litt an dem Gekeife der Xanthippen,


Zurückgezogen wollte sie nur leben,
Nur Lehren lauschen von geweihten Lippen
Und Moiren zusehn, wenn sie Schicksal weben.

Sie wurde zornig, lobte Paphos-Ktima


Der babylonschen Hure Wegbereiter.
Sie pries nur Eine selig: Diotima,
Die träumte von der Liebe Himmelsleiter.

Doch Liebe nicht in Loderglut der Lust,


In abgeklärter Weisheit Geistesminne
Hat Retia gepriesen, in der Brust
Idee des Wahren, Guten, Schönen inne.

Die dritte Göttin, die nicht untertan


Dem Zaubergürtelband der Paphia,
Die Augen selten und nur reine sahn,
Das war die Jungfraungöttin Hestia.

Apollon einst in lenzlichsüßer Glut


Hat unter einem süßen Lindenbaum
Geworben um das unbefleckte Gut
Der Jungfrau, welche schön war wie ein Traum.

Sie wollte wahren die Jungfräulichkeit


Und ihrer hohen Unberührtheit Ehre
Und wenn es auch, der um die Ehe freit,
Der goldne Gott der Dichter selber wäre!

Sie legte ihre schlanke Mädchenhand


Dem Göttervater Jove an das Haar,
Das sie viel goldner als Apollons fand,
Und schwur ihm ein Gelübde wunderbar:

Die ich Apollon abgewiesen habe


Und wehrte seine Werbung ab, ich schwöre:
Wird mir zuteil des Göttervaters Gabe,
Bewahr ich ewig meine Jungfraunehre!

Und Zeus war dies Gelübde wert und teuer,


Es war der Inbegriff von höchster Sitte,
Da gab er ihr Jungfräulichkeit und Feuer
Als ewgen Opferbrand in Hauses Mitte.

Vestalinnen, die sich der Vesta weihen,


Gab es im Griechenlande ziemlich wenig.
Man muß den schönen Mädchen es verzeihen,
War Eros doch allüberall der König.

Doch eine weihte sich der Hestia


Mit einem Schwur vor stillen Opferflammen,
Dem Dichter dieser Verse, der sie sah,
Im Auge stille Wehmuttränen schwammen.

Ach dieser runden Arme blonder Flaum!


Ach dieses goldne Haar wie Weizenähren!
Nun ausgeträumt der bunte Jünglingstraum,
Verschloß sie sich für ewig dem Begehren!

Sie lebt in ewiger Jungfräulichkeit,


Was sie Mysterium der Weihe nennt,
Weil sie, die sich der Hestia geweiht,
Allein zum Ruhm des Vaters Jove brennt.

Doch seh ich auch den Flügelknaben lächeln,


Sein Stachel ist so spitz wie der der Wespe:
Ich seh Melissa sanft die Haare fächeln,
Die fallen wie ein Schleier einer Lesbe.

Da sind wir wieder bei der Liebe Macht,


In der noch jeder Minnesänger glühte:
Die schöne Göttin, die so reizend lacht,
Erleuchtet die Poeten, Aphrodite!

ZEHNTER GESANG

Im herrlichen arkadischen Gefilde


Am Berghang lebte einst ein Ziegenhirte,
Er war in seinen Sinnen sanft und milde
Und ruhte oft in Träumen an der Myrthe.

Er weidete die Zicklein und die Böcke


Und reich im Felde standen grüne Gräser.
Die Frühlingsblumen trugen bunte Röcke
Und Falter waren Blumennektarleser.

Der Hirte freute sich am Sonnenschein,


Der tief sein Herz mit Götterdank erfüllte,
Da dachte oft er an die Liebe sein,
Die schmerzerregende, die ungestillte.

Er liebte sehr die schöne Ephyra,


Die Blumen pflückend oft den Hain durchschritt.
Die Götter hörten es, wenn er sie sah,
Wie er das brennendste Verlangen litt.

Erwachte er am Morgen aus dem Traum,


Dann schwebte ihm vorm Geiste schön ihr Bild,
Sie glich der Göttin aus dem Meeresschaum
Und war wie Charitinnen anmutmild.

Er sah die makellose glatte Haut


Licht schimmern durch das dünne Sommerkleid,
Mit Perlen war die Haut von Schweiß betaut,
Mit Perlen, die geborn sein Sommerleid.

Und wenn er Böcke Ziegen sah bespringen


Und Zicklein an der Mütter Euter saugen,
Ihm alle seine heißen Träume dringen
In heißen Tränen aus den blauen Augen.

Sie lächelte beständig gnadenmild,


Doch ohne je sein Werben zu erhören,
Die hart war wie der Venus Marmorbild
Und doch ein ganz lebendiges Betören.

Der Hirte wandte sich zur dunklen Nacht


Und weinte vor dem Monde seine Tränen,
Ihn überwältigte der Schwermut Macht
Und schwarz ihm schwamm das Blut in seinen Venen.

Er ging dem Taggeschäfte nicht mehr nach


Und trauerte die Nacht in stetem Fasten,
Im Wachen schlief er, war im Schlafe wach,
In Hektik seines Herzens Schläge hasten.

Er magerte so ziemlich zum Skelett


Und wandte sich dem Efeukauen zu,
Er legte sich aufs harte Felsenbett
Und schrie die Götter an um Seelenruh.

Er starb vor grenzenlosem Liebeskummer!


Da kam der schwarzbeschwingte Thanatos
Und führte ihn aus seinem letzten Schlummer
In der Urania geweihten Schoß.

Da ward ihm Leib und Seele transformiert


In einer mystischen Metamorphose,
Der Menschenleib ward ihm im Tod vertiert,
Die Seele läuterte die Makellose.

Da hob sie auch des toten Leibes Glieder


Und fügte sie zu einem weißen Schwan,
Die Seele kehrte ins Gefieder wieder
Und flog erneut auf freier Schicksalsbahn.

Der dunkle Bruder, seine Sinnlichkeit,


Verschönt ward er zu schönen neuen Sinnen,
Die Seele lebt froh im Federkleid
Und freute sich im ewigen Beginnen.

Da flog der weiße Schwan mit breiten Schwingen


Und ließ zurück die dunkelgrüne Lethe,
In reinen klaren Äther vorzudringen,
Da morgens Venus’ goldne Locke wehte.

Sie glänzte rein und diamanten funkelnd


Aus ihren Augen, ihren himmelhellen.
Im goldnen Lichte wogte Cygnus schunkelnd
Auf rosenrot erglühten Meereswellen.

Er schwamm auf dem unendlich blauen Meere,


Das gischtend niedertroff aus Venus’ Haaren,
Er segelt durch des Südens Hemisphäre
Ins Reich der Seligen, zu den Kanaren.

Und Venus, die man Charis auch genannt,


Weil sie die Gnade über wilden Wogen,
Sie fuhr hinüber in der Griechen Land
Im Wagen, von dem Taubenpaar gezogen.

Sie eilte ins arkadische Gefilde,


Die schöne Ephyra dort zu beglücken,
Die schöne Ephyra, die anmutmilde,
Zu den Kanareninseln zu entrücken.

Die Tauben hielten mit dem Wagen an,


Sie rucken ruhevoll und girren, gurren,
Und Ephyra geriet in ihren Bann,
Bis sie und Venus zu den Inseln fuhren.
Und Ephyra trat an den schwarzen Strand,
Gebildet von Vulkangestein und Lava.
Sie fand so blumenreich das ganze Land,
Wie Eden fanden Adam einst und Chawa.

Da sah sie die Atlantikwellen fluten


In einer Felsenbucht an schwarzen Strand,
Als ritten Nymphen auf den Meeresstuten,
Poseidon hielt das Zepter in der Hand.

Da ward die Statue der Aphrodite


Vom Meere angespült an die Kanaren.
O Ephyra! o weiße Schaumesblüte!
O Himmlische mit rötlichbraunen Haaren!

Da Ephyra das Bildnis aufgestellt,


Ging sie ins Inselinnere sehr weit.
Da war es eine wahre Freudenwelt,
Fürwahr die Insel der Glückseligkeit!

Es war ein blumenreicher Freudengarten,


Da Fliederbüsche lilafarben lächeln,
Da Sangesvögel singen, viele Arten,
Da längliche Bananenblätter fächeln.

Da sangen in den Büschen Grajadohlen,


Da plapperten Kanarienvögel heiter.
Der Inselgarten lockte sie verstohlen
Ins Innere, ins Feuchte, immer weiter.

Da kam sie in die Werkstatt der Eroten,


Cupidos Kinder waren Zuckerbäcker,
Sie übten sich an süßen Zuckerbroten,
Die schmeckten süßen Zuckermäulchen lecker.

O Zuckerschnäuzchen du, o Honigmäulchen!


Cupido tat die Arbeit mit Kakao,
Der wird zu Schokolade, wart ein Weilchen,
Verliebt macht der Kakao die süße Frau.

Was Dichter singen von Ambrosia,


Das träufelt Göttern aus Olympus’ Felsen,
Hier wars der wunderschönen Ephyra
Kakao, die Süßigkeit ließ sie zerschmelzen.

Und so von brauner Süßigkeit versüßt,


Begann die Honigbiene süß zu summen.
Da seufzte sie: Daß mich ein Heros küsst,
Ich wollt vor süßer Seligkeit verstummen!

Da nahte Cygnus aus dem grünen Hain,


Im heißen Herzen vor Begierde trunken.
Da sah er selig die Geliebte sein
Und über sprang Cupidos Feuerfunken.

Und in dem Schatten der Bananenblätter


Und unter der Kanarienvögel Sang
Die beiden küssten sich wie Liebes-Götter
Und küssten heiß und feucht und lang, sehr lang!

Sie drangen ins umbuschte Innre ein


Und tauchten ein in einen reinen Teich.
Sie badeten im seligsten Verein
Und Welle schmeichelte so warm und weich.

Und Ephyra auftauchte aus dem Naß


Und stand am Ufersaume herrlich nackt!
Und Cygnus alles Liebesleid vergaß
Und schloß mit seiner Wonne einen Pakt.

O Ephyra, o Leben mein und Wonne,


Du schönes Lachen liebende Cythere!
Dein Angesicht ist meines Lebens Sonne,
O Königin in der kristallnen Sphäre!

ELFTER GESANG

Die Hälfte seines Weges war erreicht,


Tannhäuser kam in einen dunklen Wald,
Der keinem Walde dieser Erde gleicht
Und ihn bedrohte massiger Gestalt.

Es war der Wald der Feindschaft und des Hasses


In Reinnatur. In seinem schwarzen Kleid
Ging dunkler Wind hindurch, der Wind des Spaßes,
Der sich dem bitterbösen Spotte weiht.

Was heilig war im Himmel und auf Erden,


Im Walde galt es weniger als nichts.
Hochmütig-dünkelhaftester Gebärden
War hier die Leugnung alles süßen Lichts.

Die Eulen aber hatten Religion,


Die dunklen Seherinnen tiefster Blindheit,
Sie sahen Gottes Haß im Herzen schon
Und weigerten der Demut sich der Kindheit.

Der Gott des Waldes war ein schwarzer Götze,


Sein Wesen war die schwarze Schrecklichkeit,
Die Wiederkehr des Gleichen sein Gesetze,
Da es nichts andres gab als Zeit um Zeit.

Wer wollte diesem Gott sich anvertrauen?


Doch wars der Einzige, den Eulen kannten,
So predigten sie Mitternacht und Grauen
Und waren jenes Götzen Anverwandte.

Waldmäuse huschten auch als Geistesriesen


Und nagten an der Wurzeln Fundamenten,
Die schwarzen Schatten ihre Weisheit bliesen
Von jenem Tag, da alle Welt wird enden.

Die Mäuse werden da zuerst entrückt,


Jedoch alleine die bekehrten Mäuse,
Für tausend Jahre werden sie beglückt
Im irdischen Jerusalem allweise.

Wie waren sie gelehrt in Gottesfragen,


Die sich den Gott des Waldes selbst erfanden,
Sie waren ja bewandert in den Sagen,
Die in der Buche Jahresringen standen.

Da nagten sie mit ihren Mäusehirnen


Und wußten von der Wölfin viel zu sagen.
Des Waldes Gott, entsprungen ihren Stirnen,
War immer ferne, wie die Dinge lagen.

Doch ist die Wölfin Herrin jenes Waldes,


Der Eulen und der Mäuse Lehrerin,
Ihr Geifer tropft ins Moos als totes kaltes
Gespei mit sieben Lästerungen drin.

Wohl an denn, Wölfin, mich wirst du nicht locken,


Tannhäuser riefs, und sprichst du auch von Luther,
Klanglos aus Lehm gebaut sind deine Glocken,
Ich aber folge meines Gottes Mutter!

Aus einem grünen Busch trat Vater Goethe,


Der wie ein Seliger des Himmels lacht,
Da ging herauf die schöne Morgenröte
Und überwand des Waldes finstre Nacht.

Und Goethe sprach mit süßem Silbenfall:


Der Mütter Urbild, Königin der Frauen,
Ruft in der Liebe hochverklärtes All
Den Dichter, der nichts will, als Sie zu schauen!

Und daß dem Dichter mög sein Werk gelingen,


Gab Sie, die Göttin, ihm ihr Ebenbild,
In Liebe will den Dichter sie verjüngen,
Doch mußt du erst durch Venus’ Berggefild.

Und Goethe ging voran am Wanderstabe,


Tannhäuser hat sich gerne nachgeschwungen,
Denn winkte ihm der Gnadenvollen Gabe,
Dann geht er gerne durch die Läuterungen.

Sie kamen nun zu einem hohen Tor,


Von roten Rosendornen rings umzogen,
Da flügelte der Amoretti Chor
Und sang der Aphrodite aus den Wogen.

Doch war nicht Wasser hier ihr Element,


Nicht Nymphen in gehauchter Seide schwammen.
Das Meer, in dem fortan der Dichter brennt,
Hat Amor angezündet mit den Flammen!

Und Minnesänger aller Zeiten sangen


Im siebten Ring am Ort der Reinigung,
Umlodert von den roten Flammenschlangen
Ergaben sie sich gern der Läuterung.

Hier war auch der Poet, den jeder kannte,


Er ging in Amors glutenheißem Park, ah,
Und neben dem hochedlen Dichter Dante
Im reinen Feuer wandelte Petrarca.

Und wie geschrieben steht in Dantes Schrift,


Die Beatrice ihm vom Himmel sandte:
Man weinte heiß hier über Venus’ Gift
Und pries allzeit, die keinen Mann erkannte!

Tannhäuser tauchte in das Flammenmeer,


Wie feuerroter Locken lose Länge,
Der Gang durch jenes Feuer fiel ihm schwer,
Er fürchtete, daß es ihn gar versenge.

Der Panther Sinnlichkeit ward ausgetrieben,


Dem Fuchse band man Fackeln an den Schwanz,
Die Seelenreinheit ward ihm eingeschrieben,
Die Leidenschaften wurden heil und ganz.

Gereinigt und geordnet das Verlangen


Aufloderte zur Reinsten aller Reinen.
Tannhäuser mitten unter Flammenschlangen
Die Eine lobte, die gebar den Einen!

Die Gnadenvolle winkte ihn heraus,


Als allerreinste Jungfrau sie erschien,
Sie führte fort ihn aus der Venus Haus
Und sandte zu dem Heilgen Stuhle ihn.

Tannhäuser pilgerte sogleich nach Rom


Und schließlich kam er zu dem Dom Sankt Peter.
Und überm wellenhellen Tiberstrom
Die Sonne lachte hell im blauen Äther.
Orangenbäume blühten in dem Lenz,
Vorüber war der heilige Karfreitag,
Tannhäuser hatte eine Audienz
Beim heilgen Papst an einem schönen Maitag.

Tannhäuser! sprach sehr sanft der heilge Vater,


Nach dem er leis gesungen das Tedeum,
Was einst gepriesen ward auf dem Theater
Der Heiden, lebt bei uns nun im Museum.

Kunstsinnige betrachten Steine gerne:


Der Vatikanschen Venus alle Ehre,
Zu uns gekommen aus der Zeiten Ferne
In Stein ist auch Apoll von Belvedere.

Die größten Künstler nahmen sie zum Muster


Und formten heilige Gestalten so:
Sieh dir den David an, ein Bild der Lust er,
In Stein gehaun von Michelangelo.

Schau dir Berninis Marmor an in Güte,


Du findest ihn im frommen Dom von Siena,
Zwar scheint es manchen eine Aphrodite,
In Wahrheit ists Maria Magdalena!

Derselben widme dich mit Ehrerbieten,


Wie sie anbete Jesus Nazarenus,
Befreie sie dich von den Aphroditen
Und er dich von der alten Göttin Venus.

Durch ihr Gebet verwandle sich dein Glühen


Im Brand der Sinnlichkeit in Gottes Liebe,
Ergib dich ihr, so wird sie sich bemühen,
Zu läutern das Verlangen deiner Triebe.

Zur Buße aber für den Götzendienst


Will ich dir eine Wallfahrt auferlegen,
Die Mühe deiner Reise wird Verdienst
Und über dein Verdienst wirkt Gottes Segen.

Ich send dich zu den Brüdern, zu den Griechen,


Ich send dich nicht zum heilgen Berge Athos,
Du sollst auf den zerschundnen Knieen kriechen
Olymp hinan, dort beten voller Pathos.

Dort sollst du in dem Kloster auf dem Gipfel


Dem Gürtel der Theotokos dich weihen.
Horch auf, ob sie dir spricht im Pinienwipfel,
Denn manchmal kommt sie, Heilige zu freien.

Und alle deine dichterische Kunst


Der Jungfrau weih - Ich bin der deine ganz!
Das sei dein Motto. Wird dir ihre Gunst,
Dann wird dir auch des Ruhmes Lorbeerkranz.

ZWÖLFTER GESANG

O Zypern, sei Maria du geweiht,


Die aufgeschimmert als der Juden Eos,
Die trug den Stern des Morgens unterm Kleid,
Geweiht sei ihr Olymp und Pedhieos.

Geweiht sei ihr der Tag von Salamis,


Da auf Homer Ahaschveros getroffen,
Dem Meeresstern geweiht die Finsternis
Des Heidentums und aller Heiden Hoffen.

Der Weisheit Thron, Idee der Philosophen,


Die da geboren hat die Weltvernunft,
Dich singen sollen alle Odenstrophen
Von lesbischen Poetinnen in Brunft.

Ganz Griechenland hat hier den Mittelpunkt


Und Anfang nimmt das Reich der Asia.
Versammlung der Olympier dir punkt
Und feiert dich, Marie-Urania!

Olympische Poeten tragisch rühmen


Dich Jungfrau, Mutter, Göttin, Königin
Des Himmels mit dem makellosen Hymen,
Durch das der Logos offenbart den Sinn.

Ich preise dich die Königin der Erde,


Ich preise dich die Königin von Zypern,
Die da mit ewig gnädiger Gebärde
Befreit die Insel von der Sünde Vipern.

Dir gründen Griechen in den Traditionen


Der frommen Väter Syriens stille Klöster,
Wo Eremiten in Betrachtung wohnen,
Erlöst in dir und Tag für Tag erlöster.

Dir sprechen Griechen ihre Rosenkränze


Und beten immerwährendes Gebet,
Dir weiht man aller Zyprioten Tänze
Und jedes Buch, in dem dein Name steht.

Dir weiht man alle Mythen des Homeros,


Dir, Charis, weiht man des Olympos Schnee,
Dir will man weihen alle Glut des Eros,
Daß du ihn wandelst um in Agape!

Dich ehren auch die Türken, die da satteln


Die Esel, wenn sie reiten zu den Fürsten,
Die reichen gerne dir vom Baume Datteln
Und wollen stillen deiner Seele Dürsten.

Sie weihen Manna gern und Wachtelnester


Derjenigen, die lehrte Zacharias,
Die war des Aaron seherische Schwester,
Geheiligt sei die Heiligkeit Marias.

Die Türken und die Araber verehren


Die unbefleckt-jungfräuliche Geburt.
Und Mirjam sang und tanzte an den Meeren,
Da Gott geebnet hatte eine Furt.

Du bist es, Königin der Meeresfluten,


Du Ozean der Allvollkommenheit,
In dir sich spiegeln all des Himmels Gluten,
Unsterblich, Seele, in dem reinsten Kleid!

O Tropfen aus dem Meere Gottes du,


O lauterer Kristall, o stilla maris,
O Meer im Mondenschein, o reine Ruh,
Kristallnes Himmelsmeer, o stella maris!

Du leuchtest überm Meere fort und fort,


Gib daß wir in dem Flutgewog nicht scheitern,
Du führe unser Schifflein in den Port,
Du mögst den Eingang in die Ruh erweitern!

O lächle nieder von der Himmelstreppe,


Auf die uns hingewiesen Diotima,
O streiche du mit deiner seidnen Schleppe
Uns übers gischtne Meer bei Paphos-Ktima!

Celestiale Bärin mit dem Bären,


Strahl du auf uns, wenn wir in Seenot sind!
Und wenn wir falsche Göttinnen verehren,
Dann führe uns zu deinem lieben Kind!

O Mutter schöner Liebe, Jungfrau du,


Gottwohlgefällig Liebe du uns lehre,
Ja lehr uns Liebe, Liebe immerzu,
Als ob nichts anderes auf Erden wäre!

Wir wollen niemals mehr wie Thomas zweifeln,


Daß Christus ist in Fleisch und Blut gekommen,
Und wollen jene Lehre nie verteufeln,
Daß du mit Leib und Seele aufgenommen!

Ja, aufgenommen in das Himmelreich


Unsterblich, Seele, und verklärten Leibes,
Bist du uns Königin so gnadenreich
Und mir Idee der Ewigkeit des Weibes!

Wer dir vertraut, dem wirst du dich beweisen


In deiner unaussagbar schönen Güte,
Mehr schön als Huris aus den Paradiesen
Und schöner als die schöne Aphrodite.

Zum Zeichen deines Aufstiegs in das All


Hast deinen Gürtel du zurückgelassen,
O laß den Gürtel in der Mauer Wall
Mich als Reliquie des Heiles fassen!

Den Zaubergürtel aller schönen Liebe


Will ich in des Olympos Kloster ehren,
Will ihn berühren, daß sich meine Triebe
Nicht länger gegen wahre Liebe wehren.

Virgo intacta, immerwährende


Gebenedeite Jungfrau in der Sphäre
Des höchsten Himmels, hoch zu Ehrende,
Ich weih dir meines Lebens Mittelmeere!

Gegrüßt seist du, Maria Aphroditisse,


Denn Jesus Christus ist des Lebens Fülle,
Daß ich ihn als des Lebens Fülle wisse,
Das sei durch dich des Allerhöchsten Wille!

Gegrüßt seist du, Maria Aphroditisse,


Denn Jesus Christus lebt in Gottes Reich,
Er spendet in der Kommunion die Küsse,
Nach denen mich verlangt an Hunger reich!

Gegrüßt seist du, Maria Aphroditisse,


Denn zu mir kam der Geist im reinsten Öle,
Gib daß ich ihn als Liebesfahne hisse
Mit eingewobner reiner Taubenseele!

Gegrüßt seist du, Maria Aphroditisse,


Du reine Seele im verklärten Fleische,
Gib du mir jede Tugend, die ich misse,
Mach du mich rein und heil, Vollkommenkeusche!

Gegrüßt seist du, Maria Aphroditisse,


Du aller Himmel Himmelsköniginne,
Du spend mir deiner Liebe Gnadenküsse
Und nimm die Weihe meiner Dichterminne!

Gegrüßt seist du, Maria Aphroditisse,


Die bräutlich du geleitest fromme Seelen,
Ich will mich auf geheime und gewisse
Art alle Tag und Stunden dir vermählen!
Dein Mund spricht, du Maria, willst mich freien
Als deinen Mann, der dichterischen Strebens
Und frommen Herzen will dir Alles weihen
Und diese schöne Liebe meines Lebens!

ODE AN APHRODITE

„Dich will ich singen, himmlisches Mädchen...!“


(Homer)

ERSTER TEIL

ERSTER GESANG

Singe, o Muse, die preisende Hymne der göttlichen Venus!


Nicht wie die törichten Theologien antikischer Dichter
Will ich fabeln von der heiligen Mutter Dione,
Jener Tochter der Doris und des Ozeanus, weder
Glaub ich, dass Zeus im Meer begehrt die Mutter Dione,
Noch dass der titanische Kronos den Vatergott hasste
Und verstümmelte Gottvater an dem männlichen Gliede.
Nein, wir griechischen Philosophen als Monotheisten
Glauben, die Liebe sei Tochter des himmlischen Vaters alleine.
Nämlich der Same des himmlischen Vaters trieb in dem Meere,
Meerschaum entstand aus dem Samen des himmlischen Vaters,
Aus dem Meerschaum geboren die Göttin der Liebe
Hob sich aus den gischtenden Fluten und wandelte nackend
Auf dem Wasser und wrang den Schaum aus den flutenden Haaren
Und bedeckte mit ihrer rechten das weibliche Schamteil.
Schamerfreute ist Anadyomene, die Göttin,
Keusche Mädchengöttin ist sie der himmlischen Liebe.
Wohlgebildet ist ihr weißer weiblicher Körper,
Schlank die Taille, aber breit das weibliche Becken,
Schlank die weißen nackten Arme, doch mächtig der Busen,
Weiblich ihr Antlitz, meerblau ihre zärtlichen Blicke,
Schwarz, wie passend zur griechischen Schönheit, die wallende Haarflut,
Klein die Nase, empfindsam zitternd die Flügel der Nase,
Zärtlich zitternd die Lippen, volle wollüstige Lippen!
Anadyomene stand auf der rosigen Muschel,
Stand auf der rosigen Muschel des femininen Geschlechtes,
Schwamm so durch das Meer, vorüber der Insel Kythere,
Darum heißt sie auch Kythereia und Göttin Cythere,
Aber sie wollte nach Zypern, wollte zum heiligen Paphos,
Darum tauchte beim Felsen Petra tou Romiou nackend
Sie aus dem Meeresschaum, trat an den heißen weißlichen Sandstrand,
Schließlich erhob sie sich, wanderte in das Innre der Insel,
Unter den kleinen kühlen Füßchen, den schneeweißen Füßchen
Blühten stolze Rosen und bescheidene Veilchen.
Kypris traf nun die immerbetenden Horen,
Da sie im Mittag spazierte über die zyprische Insel.
Unter allen den reizenden und jungfräulichen Horen,
Eben geschlechtsreif gewordnen, höchst liebreizenden Mädchen
War die Sext die Herrscherin in der Stunde des Mittags.
Alle die Horen kleideten nun die göttliche Kypris,
Reichten der Göttin Kypris den Slip, den schwarzen, gestickten,
Reichten ihr dann den Büstenhalter, den schwarzen, gestickten,
Gaben ihr dann das Kleidchen, ein kurzes, bis zu den Schenkeln,
Bis zu den Oberschenkeln reichte das reizende Kleidchen,
Welches frei ließ und sichtbar die weißen Elfenbeinschultern,
Welches so fein gewoben war aus serischer Seide,
Daß die hingehauchte Seide war durchsichtig, siehe!
Aphrodites Körper schimmerte weiß durch die Seide.
Dann die reizenden Horen schminkten die Zehen der Füße
Der liebreizenden Göttin mit der Röte des Henna,
Von der zyprischen Kopher-Traube. Sie schminkten die Lippen
Der liebreizenden Göttin mit dem dunkelsten Scharlach.
Dann begannen die Horen, die Göttin Venus zu schmücken,
Um die Knöchel der nackten Füße banden sie Kettchen,
Silbern klingelnde Kettchen mit kleinen goldenen Glöckchen.
Um den runden Oberarm der himmlischen Venus
Schmiedeten sie einen Armreif in der Form einer Schlange,
Einer Schlange, die den Schlangenschwanz in das Maul nimmt.
An die muschelförmigen Ohrläppchen hängten die Horen
Silberne Ohrringe mit dem Schmuck von schneeweißem Mondstein,
Um den schlanken langen Schwanenhals hängten die Horen
Eine silberne Kette mit Lapislazuli, blauem
Lapislazuli aus dem fernen Lande Ägypten.
In die schwarze Haarflut der Venus steckten die Horen
Eine goldne Spange, der Heiratsmündigkeit Nadel.
So betrat die mit über alle Maße mit Reizen
Ausgestattete Göttin allen Liebreizes lächelnd
Die olympische Burg, die Halle der himmlischen Götter.
Alle Olympier gleich begehrten die reizende Göttin!
Als die reizende Cypria in den Olympus gefahren,
Fuhr die Göttin der Lust im balsamischen Chariot-Wagen,
Der ward gezogen von den immerturtelnden Tauben.
O wie die Venus liebt die immerturtelnden Tauben,
Wenn vom Kastanienbaume ruft der Täuberich gurrend
Seine Taube zum heitergeselligen Treffen der Liebe,
Wenn der Täuberich und die Taube in ehlicher Liebe
Öffentlich rechtlich verbunden in heiliger ehlicher Liebe
Fliegen vom Kastanienwipfel zum Wipfel der Eiche,
Gehen spazieren, immer turtelnd, die engere Gasse
Oder im höchsten Wonnemonat des seligen Maien
In den Wipfeln der Tannen spielen Spiele der Liebe,
Da sie picken mit dem Schnabel spitz in den Busen,
Spreizen die Schwingen, schlagen die Flügel beim Spiele der Liebe,
Daß die Tannenwipfel krachen vor brünstiger Wollust!
Aber wie liebt auch die Venus den Schwan, den König der Wasser,
König der Wasservögel, aller der Enten und Gänse
Und der schreienden Lachmöwen, kreisend um Elfenbeintürme.
Aphrodite ritt auf dem Schwan, dem schwärzlichen Schwane,
Hielt sich fest mit der reizenden Hand an dem Halse des Schwanes,
Wild der Schwan mit den Schwingen schlug, der Schwanenhals zuckte,
Aphrodite bäumte sich auf auf dem Rücken des Schwanes,
Ihre Mähne flatterte, mächtig bebten die Brüste,
Als mit den straffen Schenkeln sie presste die Flanken des Schwanes.
Singend wie in unsterblichen Teichen Elysiums jauchzend
Stieg der Schwan hinan zur olympischen Halle der Götter.
Hera empfing die Göttin, die lilienarmige Hera,
Schwester und Gattin des allerhöchsten Kronion.
Hestia blies in die Flamme, die Hüterin war sie des Herdes.
Artemis kam von der Jagd, die jungfräuliche Jägerin jagte
Einen Hirsch und hetzte den armen Aktäon zu Tode.
Jungfräulich weise blickte die Zeustochter, Strahlaug Athene,
Die den einfallsreichen Odysseus immer geführt hat.
Seine goldenen Locken schüttelte Schönling Apollon,
Alle Musen bemühten sich, ihrem Gott zu gefallen.
Seine blaue Mähne schüttelte mächtig Poseidon,
Der sich gestritten mit Amphitrite, der zänkischen Hausfrau.
Hermes, der Gott der Diebe, der Führer gestorbener Seelen,
Zählte die Götter und fragte: Wo ist der göttliche Ares?
Spricht man von Ares, siehe, so kommt gleich der herrliche Ares,
Ares trat in die himmlische Wohnung olympischer Götter,
Zeus der Vater begrüßte seinen göttlichen Sprössling:
Setz dich zum Mahl und speise Ambrosia, Liebling,
Nimm den Kelch, mein Sohn, und trinke vom himmlischen Nektar!
So lud Zeus der Vater zum seligen Abendmahl alle,
Alle Götter und Göttinnen ein. Zeus selber den Ganymed-Knaben
Bat, den Lieblichsten aller jungen Lieblinge Gottes,
Ihm den mächtigen Becher zu füllen mit schäumendem Nektar!
Ares auch hob den Becher und trank auf den Vater der Götter,
Ares trank auf den Vater der Götter, den Vater der Menschen,
Ares trank auf den Donnerer und den Wolkenversammler,
Trank auf die Schwesterbraut, die lilienarmige Hera,
Trank auf die Gattin Gottes, die Mutter der ewigen Götter,
Ares trank auf den göttlichen Wein und die göttliche Liebe,
Bis der Gott berauscht war, da sah er die reizende Kypris!
O wie glühten die schöngewölbten Wangen der Venus,
Feurig erhitzt und errötet von dem feurigen Weine,
O wie glühten die Augen der Venus, wie kosmische Blitze,
Höchst elektrisch geladen mit Energieen des Kosmos!
Ares sagte: Wer bist du, überaus reizende Göttin?
Aphrodite sagte: Komm und siehe, mein Ares,
Schau, wie ich wohne, und werde mein Freund und lerne mich kennen!
Dann saß Aphrodite wieder gedankenversunken,
Tief versunken in die Träume, Mysterien schauend.
Geistesabwesend nahm sie vom Tisch den silbernen Löffel,
Tauchte den Löffel in den Topf voll hymettischem Honig,
Hob den von goldenem Honig triefenden silbernen Löffel
An den Mund und leckte den Wabenhonig vom Löffel.
Ares schaute sie an, er war verliebt in die Venus!
ZWEITER GESANG

Als der König der Götter Zeus noch ein Jüngling gewesen,
Unverheiratet war, da nahm er die eigene Schwester
Hera für die voreheliche Unzucht der Wollust.
Dieser Unzucht und dazu noch inzestuösen Verbindung
Ist entsprungen der Arbeitergott Hephästos, der Bastard.
Zeus aber machte Hephästos zu einem Kunsthandwerksmeister.
Hera aber verabscheute diesen hässlichen Bastard,
Ja, die Mutter warf den eigenen Sohn vom Olympos!
Aber die Meeresgöttin Thetis erbarmte sich seiner,
Zog ihn auf. Er lernte sein Kunsthandwerk, schuf seine Werke,
Um der grimmigen Mutter, der lilienarmigen Hera,
Zu beweisen, dass er wieder mit der Mutter versöhnt war,
Schickte er ein Kunstwerk zur Mutter auf dem Olympus,
Einen Götterthron für die lilienarmige Hera.
Zeus Gemahlin, die Mutter Hera, saß in dem Throne,
Aber sie konnte sich nicht mehr erheben vom heiligen Throne,
Denn Hephästos bannte sie mit magischen Künsten.
Hera schickte Dionysos vom Olympus zur Erde,
Ihren Sohn Hephästos zu holen, dass er sie befreie.
Zeus Sohn und der Semele Sohn Dionysos brachte
Heras Bastard Hephästos einen riesigen Weinschlauch.
Doch Hephästos war ein nüchterner Trinker von Wasser,
Aber Dionysos sagte: Künstler, mach einen Becher,
Breit und wohlgerundet, draus sollst du schlürfen vom Weine,
Aber zuvor sollst du mit deiner Nase schnuppern den Weinduft,
Dann benetze dir der Wein umschmeichelnd die Zunge,
Mit den Geschmacksknospen deines Gaumens schmecke den Rotwein,
Den ich dir besorgt hab aus dem keltischen Gallien.
Kurz, Hephästos war betrunken, er vertrug ja den Wein nicht.
Ha, Dionysos lachte über den Trinker von Wasser,
Aber er legte den Bastard Hephästos schlafend in seinen
Wagen, der gezogen ward von samtschwarzen Panthern,
Ward begleitet von eleganten Raubkatzenweibchen,
Sturzbetrunken Silen ritt auf dem brüllenden Esel,
Auf dem brüllenden Eselshengste mit starrendem Gliede.
Zu den Trommeln und Zymbeln und Triangeln tanzten Mänaden,
Ließen die langen Locken wallen und hüpfen die Brüste,
Schwenkten lasziv die Becken und ließen sie kreisen im Bauchtanz.
So kam der Bastard Hephästos zu den olympischen Göttern.
Vater Zeus begrüßte den Bastard, die Frucht seiner Sünde:
Nun befreie die Mutter, die lilienarmige Hera,
Fordere dann was du willst und sei es ein Himmel voll Nymphen!
Aber Hephästos sah die unvermählte Cythere,
Sagte: O Zeus, gib mir die unvermählte Cythere,
Will sie doch kein andrer von den Himmlischen haben,
Nehm ich sie notgedrungen zum rechtlichen Ehevertrage.
Aber Hephästos erfüllte nicht die ehlichen Pflichten.
Nun war Hephästos tagsüber immer am Arbeitsplatz fleißig,
Aber Aphrodite langweilte sich in der Muße,
In dem ewigen Müßiggang kam sie auf den Gedanken,
Ares zu besuchen. Sie trat in des Göttlichen Kammer.
Ares sah, und siehe, Aphrodite begossen
Schien von göttlichem Glanz der überhimmlischen Schönheit!
Ares war entzückt von der göttlichen Schönheit der Venus,
Er erhob sich vom Bett und sagte: Kypris, ach Kypris!
Sie berührte mit der Rechten zärtlich des Gottes
Hüfte und sagte: Komm und folge mir, herrlicher Ares!
Drunten in Südgriechenland ist ein Pinienwäldchen,
Laß uns dort spazieren gehen, Freund und Geliebter!
Also gingen sie im südgriechischen Pinienwalde
Lachend spazieren. Eichhörnchen leckten Pinienzapfen.
In die grüne Wildnis fiel Feuer der südlichen Sonne.
Venus trug ein rosenrotes Kleidchen, ein kurzes,
Knapp die weißen straffen Oberschenkel bedeckend,
Unbedeckt die Arme, die muskulösen und schönen,
Auch die Brüste waren nur halbbedeckt von dem Kleidchen,
Milchweiß quollen die prallen Brüste der göttlichen Venus
Aus dem feurigen Kleidchen. Und Ares riss es herunter,
Zog der Venus das rosa Unterhöschen herunter!
Willig betete Venus sich im Waldboden, lockend
Zog sie Ares herunter und lustvoll machten sie Liebe!
Aphrodite war ja Erfinderin der Künste der Liebe,
Alle Stellungen kannte sie des lustvollen Spieles.
Und der verfeinerten Wollust Meisterin ließ ihre Zunge
Spielen mit der zuckenden Zunge des göttlichen Mannes.
Aber vom südgriechischen Himmel, der Sonne des Südens,
Schaute Helios, schaute voyeuristisch die Sonne,
Sah die ehebrecherischen Liebenden buhlen,
Wie sie es tagsüber trieben unter offenem Himmel.
Helios sagte es gleich Hephästos. Am Arbeitsplatz rauchte
Zornig Hephästos der Bastard und schmiedete Pläne der Rache.
Sahest du schon mein olympisches Schlafzimmer, göttlicher Ares?
Venus öffnete ihre Pforte zum Schlafzimmer. Siehe,
Mein Geliebter, die Weihegaben all meiner frommen
Anbeter, dort aus Kristall gebildet ein schwebendes Nymphchen,
In den Händen haltend ein Herz voll feuriger Flammen,
Dort von Apelles gemalt das Bild der Meerschaumgebornen,
Dort von Praxiteles schön geformt die knidische Venus,
Dort Idole, ein Chor von tanzenden Bacchus-Mänaden,
Dort ein Alabasterflakon voll kostbarer Narde,
Mehr als dreihundert Denare wert die kostbare Narde,
Eine Weihegabe vom fernen Tyrus und Sidon.
Ares sagte: Ach wie duftet dein Kissen, o Venus!
Dabei steckte Ares schnuppernd die Nase ins Kissen.
Schon lag Aphrodite unter der Bettdecke nackend,
Nur ihre langen schwarzen Haare flossen aufs Kissen.
Wieder brachen Ares und Aphrodite die Ehe!
Schweißtropfen perlten auf der Haut der nackenden Venus.
Aber wie ein Spinnennetz der grässlichen Spinne
(Venus hasste über alle Maßen die Spinnen),
Wie ein goldenes Spinnennetz überzog sie ein Kunstwerk
Von Hephästos Hand, unsichtbare Fäden versponnen,
Übersponnen klebrig die nackenden Körper von Venus
Und von Ares, der lag noch zwischen den Schenkeln der Venus,
Venus spreizte noch immer ihre göttlichen Schenkel,
Als Hephästos hereintrat und alle olympischen Götter,
Und die Götter lachten ihr olympisches Lachen!
Rachegesättigt löste Hephästos das Spinnennetz, goldne
Fäden entwirrte der Ehmann, die nackte Venus entschlüpfte.
Sie bestieg den Chariot-Wagen, gezogen von Tauben,
Fuhr nach Paphos, Altpaphos oder Neupaphos. Venus
Badete in der Fontana Amorosa, der Quelle,
Nackend stand sie im Bade. Von oben Wasserkaskaden
Überfluteten Aphrodites nackenden Körper.
Junge reizende Grazien salbten mit Öl von dem Ölbaum
Aphrodites nackenden Körper und kleideten Venus
Kurz und knapp mit einem schneeweißen seidenen Hemdchen.
Jetzt war Aphrodite wieder Jungfrau geworden,
Mit intaktem Hymen wieder jungfräuliche Göttin!
Nun, Hephästos ließ sich scheiden. Zeus gab Hephästos
Eine andere Frau, die junge Charis Aglaja.
Ares und Aphrodite aber liebten sich weiter
Wie ein Freund die Freundin liebt in geistiger Freundschaft,
Wie ein Bruder die Schwester liebt in herzlicher Liebe.
Ares aber, von Aphrodite eingeweiht in der
Liebe Mysterien, in den verfeinerten Künsten der Wollust,
Konnte sich nicht lösen von der Begierde, suchte Vergnügen
Und die Genüsse der Lust und der sinnlichen Liebe.
Eines Tages der Ewigkeit schaute im Strahlen des Lichtes
Der begierige Gott das junge Mädchen Aurora.
O wie schien sie ihm schön, das reizende Mädchen Aurora!
Vierzehn Jahre jung war das Fräuleinwunder voll Liebreiz,
Rotblond ihre Locken, die fielen auf schneeweiße Schultern,
Weiß und rund wie ein Opferbrot war das Antlitz der Jungfrau,
Purpurrot geschminkt die lachenden kusslichen Lippen,
Stand sie vor ihm im Hemdchen, mit weißen nackenden Armen,
Stand sie vor ihm im Röckchen, die Oberschenkel noch nackend,
Lachte ihn an mit dunkelroten kusslichen Lippen:
Herr Gott Ares, mein Nachbar in der olympischen Wohnung,
Wie Sie mich anschaun mit Begierde in hungrigen Blicken!
Himmlisches Mädchen, stöhnte Ares, laß dich erkennen!
Eos, das Mädchen, führte ihn ins Schlafzimmer. Schwatzend
Spielten Nymphensittiche in dem Käfig und lärmten.
Eos lag in dem Bett, lag unter der Bettdecke nackend,
Eos streckte ihren nackten Rosenarm Ares entgegen,
Eos zog ihn und Ares sank in Auroras Umarmung.
Ja, der Gott beschlief das vierzehnjährige Mädchen,
Aber er beichtete dies in den nächsten Tagen der Venus.
Ah, wie rasend eifersüchtig war da die Göttin
Venus, wie ein Skorpion, wie eine Furie raste
Aphrodite und fluchte mit schwarzen magischen Sprüchen:
Vierzehnjähriges Flittchen! Ich hexe dir in den Körper
Unlöschbare sexuelle Begierde und Geilheit!
Vierzehnjähriges Luder! Nymphomanin des Himmels
Sollst du sein, kein Mann kann dich befriedigen jemals!
Aber als der Frühling wiederkehrte im Himmel,
Da versöhnten sich wieder Aphrodite und Ares.

DRITTER GESANG

Hermes, Philosophen nennen ihn Gott der Gelehrten,


Sterbende nennen ihn Psychopompus, Führer der Seelen,
Götter nennen ihn geflügelten Boten der Götter,
Aber die Jugendlichen in der Wollust der Jugend
Ehren Hermes im Stein, in seiner phallischen Herme,
Oben auf der Herme das Haupt eines bärtigen Mannes,
Aber der Leib des Hermes gleich dem stehenden Phallus.
Weiber lieben besonders die steinerne Gottheit des Phallus,
Kommen und bringen zum Abendmahl Weißbrot und Rotwein,
Bringen Ziegenkäse, Oliven und köstliche Eier,
Eier der Hühner und der Wachteln winzige Eier,
Bringen Quark und Honig und Brot mit den Körnern von Sesam,
Also laden sie ein zum Abendmahl Gott in der Säule.
Kypris auch, sie wollte genießen den phallischen Hermes,
Sagte zum göttlichen Jüngling: O du König der Diebe,
Ich bin die Göttin allen sexuellen Begehrens,
Du bist erhabener Gott des männlich-phallischen Sexus!
Weibliche Sexgöttin ich und du der männliche Sexgott,
Wir sind füreinander geschaffen vom ewigen Schicksal!
Einst im Goldenen Zeitalter waren wir eine Kugel,
Waren Ein Fleisch, vereint zu einem einzigen Wesen.
Aber Vater Zeus hat uns in zwei Hälften gespalten.
Ewig sucht nun das lüsterne Männchen das lüsterne Weibchen,
Ewig sucht nun die Zeugungspotenz die reine Empfängnis,
Ewig suchen sich, sich zu vereinen, Phallus und Vulva!
Hermes lächelte: Welche platonische Weisheit, o Göttin!
Aber bei allem gelehrten Platonismus, o Göttin,
Immer schwand mir die Weisheit angesichts weiblicher Reize!
Ja, mein Trieb will zeugen, zeugen im Schoße der Schönheit,
Zeugen will mein Trieb in dir die heiligsten Kinder,
Aber die Macht der Begierde sucht Genuss und Vergnügen,
Sucht Befriedigung. Aphrodite, mir juckts in den Gliedern!
Aphrodite schuf die schönste Befriedigung Hermes,
Siehe, da schwollen der Liebesgöttin die mächtigen Brüste,
Schwollen an, die Brüste glichen nun göttlichen Bergen!
Aphrodite gebar den Sprössling Hermaphroditus,
Dieser Hermaphroditus war ein feministischer Jüngling,
Zwitter war er wie der androgynische Urmensch.
O du Urmensch, geschaffen als Mann und Weib von der Gottheit!
Aber die Liebe liebt das Wandern von einem zum andern.
Aphrodite wandelte bei der großen Marmorsphinx träumend,
Auf der anderen Seite ging Dionysos träumend.
Wovon träumte Dionysos? Träumte von Indiens Mutter
Uma, als er drüben Aphrodite erblickte,
Weiß ihre nackenden Arme und weiß ihre nackenden Beine
Und nur die Scham und Brüste verhüllt von dem rötlichen Kleidchen.
Trunken vor Liebe pflückte Dionysos sich eine Rose,
Nahm in die Rechte den prallen angeschwollenen Weinschlauch,
Eilte Aphrodite nach und fand sie im Zimmer
Neben dem Bild des Praxiteles von der knidischen Venus.
Trinke mit mir, Geliebte, trinke vom purpurnen Weine,
Den ich geerntet, gekeltert hab im keltischen Gallien!
Ja, Dionysos, gerne trink ich vom gallischen Weine,
In den Becher lass strömen den schäumenden Wein aus dem Weinschlauch!
Und so tranken sie beide. Die Götter waren betrunken.
Aphrodite legte sich nackt auf das herrliche Lager,
Unter purpurner Samtdecke bei der Unzahl von Kissen
Liebten sich Aphrodite und Dionysos oftmals.
Ja, die Berauschte hat rauschend mit dem Berauschten geschlafen
Und sie schliefen den Liebeschlaf berauschender Wollust.
Niemals waren so lüstern die Mänaden im Tanze,
Ob sie auch schwenkten die Becken und rissen die Kleider vom Leibe,
Nie so berauschend waren die orgiastischen Weiber
Wie die göttliche Aphrodite beim Akt in dem Bette!
Damals wurde der Sohn der Semele Bacchus vergottet!
Aber die Frucht ihrer Liebe war der große Priapus.
Gott Priapus war zwar nicht der Schönste der Männer,
Aber sein Mannesglied war sicher das Größte der Glieder,
Nicht nur der längste Phallus, auch der breiteste Phallus,
Darum beten die schönen Weiber auch stets zu Priapus
Und errichten im Garten die Vogelscheuche Priapus.
Aber Aphrodite gebar einen göttlichen Sprössling,
Welchen die Philosophen nennen den Ersten der Götter,
Aber die lesbische Dichterin sagt, es sei Uranos Vater
Dieses göttlichgezeugten Eros, des göttlichen Sohnes
Allerschönster Mutter, der Urania Venus.
Eros aber ist ausgerüstet mit Pfeilen und Bogen,
Denn die Liebe ist verbunden mit schrecklichen Schmerzen!
Siehe, die Pfeile des Eros, das sind feurige Pfeile,
Die durchbohren das Herz und wirken verblutender Herzen
Liebesqualen und stiften des Herzens Martyrium Freiern,
Ob der Freier auch entflammt von der Fackel des Eros
Zur Geliebten stürmt, der Liebsten die Seele zu schenken,
Aber die Liebste gibt nur die Antwort feindlichen Hasses
Und verdammt den Verliebten zu wahrhaft höllischen Qualen!
Siehe, dann fleht der Freier weinend zur himmlischen Venus:
Venus Urania, hab Erbarmen, habe Erbarmen,
Nimm dem schrecklichen Eros doch die tödlichen Pfeile,
Schließe mit mütterlichen Küssen die Wunden des Herzens,
Mit der himmlischen Heilkunst heile die Krankheit der Seele,
Laß mich ruhen in deiner Umarmung, göttliche Mutter,
Ideal der Schönheit sei du allein mir, o Venus,
Dir gewidmet schenk ich mich dir, Urania Venus,
Der platonischen Weltseele und der Herrin des Kosmos,
Hängen doch alle Welten an deinem Lilienarme
Wie die rosigen Perlen an der Perlenschnur, Venus,
Die du die göttliche Liebe bist, die Schönheit der Liebe,
Die im Innern des Kosmos hält den Kosmos zusammen!
Venus Urania wahrlich erhörte des Freiers Gebete
Und so sehn wir den grausam-schrecklichen Eros bekümmert
Ohne Pfeil und Bogen stehen am Throne der Mutter,
Denn die himmlische Mutter nahm dem göttlichen Knaben
Seine Marterwerkzeuge weg und erlöste den Freier,
Der sich dem Herzen der himmlischen Aphrodite vertraute!
Eros aber sprach: Ich war bei einer Feier der Hochzeit,
Psyche wählte ich mir zur Braut und Ehegenossin,
Psyche, die die Dichter auf Erden der Venus verglichen!
Psyche ward zur Hochzeit mit Eros geschmückt. Ach Geliebte,
Wie als ging es zum Tod, so gingst du zur Hochzeit mit Eros!
Eros war bei dir in deiner dunklen bräutlichen Kammer,
Da lagst du in Eros’ Armen und weintest Tränen der Freude,
Selige Tränen weintest du und wurdest getröstet!
Aber, ach, die Sünden schieden Psyche von Eros,
Eros konnte nicht bleiben in dem Brautgemach, Psyche.
Aber die himmlische Aphrodite nahm sich der Braut an,
Psyche wurde zur Magd der himmlischen Mutter der Liebe.
Viele Prüfungen musste Psyche bestehen und Schmerzen
Tragen und Opfer bringen und Tränen weinen der Reue,
Ja, sie musste hinab in das dämmernde Schattenreich, musste
Durch die dunklen Nächte zur Morgenröte, da Venus
Stand an der Himmelspforte. Psyche weihte sich Venus!
Stella Matutina! Im dritten Himmel die Fürstin
Venus herrscht, im dritten Himmel der liebenden Seelen!
Venus führte die purgierte Psyche dem Gott zu,
Ihrem Sohn, dem bräutlichgesinnten göttlichen Eros.
Schöne Horen, die Matutin und die Sext und die Vesper,
Immerbetende Horen führten die schönere Psyche
Zu dem Gott und Gemahl, und alle heiligen Musen
Strichen die Harfen, Urania ließ erschallen die Himmel,
Alle Götter und Göttinnen, alle himmlischen Throne,
Alle glückseligen Geister und Genien, auch die Sirenen
Und die reinen Dämonen der philosophischen Weisheit
Grüßten die purgierte Psyche im Arme des Eros!
Zeusvater segnete lächelnd die Hochzeit von Eros und Psyche!

ZWEITER ZEIL

ERSTER GESANG

Ich war auf der Helios-Insel


Rhodos, dorten lernt ich kennen
Charikles, Kallikratidas,
Luxuriöse junge Männer.

Da sie wollten nach Italien,


Wollten wir zuvor besuchen
Aphrodite, die berühmte
Göttin Knidia von Knidos.

Wir besichtigten das Umland,


Die Gemäldegallerieen,
Stiegen dann hinauf zum Tempel
Der berühmten Aphrodite.

O, wie dicht die Atmosphäre


Der Erotik um den Tempel,
Atmosphäre aphrodisisch
Süß durchschauerte die Pilger.

Früchtereiche Myrten duften,


Hoch auf streben die Zypressen,
Üppig ist der Rebstock, üppig
Schwere Last der Trauben tragend.

Daphnes Lorbeerbaum, ach Daphne


Wollt nichts wissen von der Göttin
Aphrodite, aber heute
Dient auch Daphne Aphrodite.

Bänke stehen dort im Schatten,


Laden ein zum Liebeständeln.
Genius loci ist hier spürbar
Aphrodisisch und erotisch.

So betraten wir den Tempel.


In dem Inneren des Tempels
In der Mitte steht das Bildnis
Überlebensgroßer Göttin.

Überragend ihre Hoheit,


Leicht geöffnet ihre Lippen,
Milde lächelnd, ohne Hülle
Ist die Göttin gänzlich nackend!

So Gewaltiges erschaffen
Hat der Genius des Künstlers,
Daß die spröde Marmorgöttin
Ist lebendig und elastisch.

Darum alle Tempelpilger


Sich benehmen auch im Tempel
Nicht so wie vor einem Steine,
Sondern wie vor einer Göttin,

Einer Göttin, die lebendig,


Willig, Pilger einzuladen,
Ist die feminine Göttin.
Ich verliere meine Fassung!
Der Korinther als Betörter
Preist den Kriegsgott Ares selig,
Der um dieser Schönheit willen
Ließ sich fangen in den Fesseln.

Er stand nicht als Distanzierter


Vor der großen Marmorgöttin,
Sondern küsste ihre Schenkel,
Die er grad erreichen konnte.

Der Athener stand noch schweigend,


War ein kühler Reservierter,
Doch der Schönheit Offenbarung
Auch ergriff noch den Athener,

Denn er schaute an die Göttin


Knidia von hinten, siehe,
Herrlich war der Rücksicht Schönheit,
Allgewaltig solche Schönheit!

Wie vom Blitz getroffen stand er


Vor der Göttin: Dieser Rücken
Ist ein wohlgeformter Rücken
Und die runden Hüften laden

Ein zur liebenden Umarmung,


O die Hüften zu umfassen!
Köstlich rund sind die Glutäen,
Nicht zu dick und nicht zu mager!

O wie süß die Grübchen lachen


Auf den wohlgeformten Hüften!
Unbeschreiblich, wie die Schenkel
Zu den nackten Füßen führen!

Währenddessen der Korinther


Stand vor Staunen als Erstarrter.
Der verlangende und feuchte
Blick in seinen Augen zeigte

Leidenschaft, die ihn beherrschte.


Aber an des Oberschenkels
Innenseite war ein Flecken.
Sprach die Wächterin des Tempels:

Einst ein junger Mann aus gutem


Elternhause oft besuchte
Knidia in ihrer Zelle,
War verliebt in Aphrodite!

Lange Tage saß er seufzend


Vor der Göttin, anzuschauen
Ihre nackte Wunderschönheit,
Liebesseufzer auszustoßen.

Aber er fand keine Ruhe,


Wenn er auch der Göttin alles
Legte opfernd vor die Füße,
Verse an die Wände malte.

So verlor er die Kontrolle


Über sich und so am Abend
Von den Wächtern eingeschlossen
Blieb er in der Göttin Zelle.

Als die Morgenröte tagte,


Sah man Spuren der Umarmung
Und die Göttin trug den Flecken,
Da er sich ergossen hatte.

ZWEITER GESANG

O Kallipigos, o Göttin
Venus mit dem schönen Hintern,
Deine Marmorstatue schau ich
Mit Bewundrung und Entzücken!

Bist du Tänzerin, o Göttin,


Die du schaust auf deinen Hintern,
Den entblößten, willst doch sicher,
Daß ich deinen Hintern preise!

Syrakus hat einst begründet


Aphrodisischen Gesäßkult.
Bei dem Philosophen-Gastmahl
Hören wir von seiner Stiftung.

Einst die Menschen waren voller


Leidenschaft der Lust ergeben
Und den sinnlichen Genüssen,
Daß sie einen Tempel bauten

Für Kallipigos, die Göttin


Venus mit dem schönen Hintern.
Denn es war dereinst ein Bauer,
Der zwei schöne Töchter hatte.

Diese stritten sich nun einmal:


Wer besitzt den schönsten Hintern?
Um die Frage zu entscheiden,
Stellten sie sich auf am Wege.

Da kam grad vorbei ein Jüngling,


Erbe eines reichen Vaters,
Dem sie beide präsentierten
Fragend ihre schönen Hintern.

Er betrachtete die Hintern,


Sagte: Ältere der Schwestern,
Straffer, praller ist dein Hintern,
Auch bewundernswert dein Becken!

Dieser Jüngling nun verliebte


In die Ältere der Schwestern
Sich, in jene mit dem prallen
Hintern und dem breiten Becken!

Als der Jüngling heimgekehrt war,


Ward er liebeskrank vor Sehnsucht.
Das gestand er seinem Bruder,
Der ging selber zu den Schwestern

Und verliebte sich ins andre


Mädchen. Eine Doppelhochzeit
Wurde auf dem Land gefeiert.
Nun die beiden Bauerntöchter

Waren Frauen reicher Männer,


Dafür dankten sie der Göttin
Venus mit dem schönen Hintern,
Göttin mit dem straffen Hintern!

Da berichtete der Jüngling,


Der den Fall entschieden hatte:
Zwischen Töchtern Thrygallis
Und Myrrhine war ein Streitfall,

Welche hat den schönsten Hintern?


Welcher Hintern ist der schönste,
Graziös und ohne Makel?
Dieses sollte ich entscheiden.

Und Myrrhine als die Erste


Löste ihren Keuschheitsgürtel,
Stand vor mir im transparenten
Seidenfeinen Unterhöschen,

Präsentierte ihre Reize,


Schaute über ihre Schulter
Auf die runden Hinterbacken
Und bewegte ihre Backen.

Doch Thrygallis übertrumpfte


Ihre Schwester-Konkurrentin,
Da sie gänzlich sich entblößte
Und sich selbst pries mit den Worten:

Schaue diese Farbe, dieses


Rosige der weißen Hüften
Und den Übergang betrachte
Zu den straffen festen Schenkeln,

Schaue auf die Hinterbacken,


Auf dem Hügel schön die Grübchen,
Meine Hinterbacken wackeln
Nicht so wie Myrrhines Backen.

Also sprach der Jüngling-Richter:


Hätte Paris einst am Ida
Der Thrygallis Hinterbacken
Nackend schauen dürfen, wahrlich,

Danach fragte er nicht weiter


Nach der Aphrodite Hintern
Und der Hera Hinterpacken
Und dem Hintern der Athene!

DRITTER GESANG

Als Alkestis, treue Gattin,


Von Admet genommen Abschied,
Für ihn in den Tod zu gehen
Als ein Stellvertreter-Opfer,

Schwor ihr der Zurückgebliebne


In Bewegung großer Liebe
Über seiner Gattin Opfer,
Stets zu trauern, treu zu bleiben.

Ja, er werde sich ein Abbild


Der geliebten Frau beschaffen
Und mit dieser Marmorgattin
Ehelich zusammenleben.

O geliebtes Weib, dein Abbild


Ist ein wunderschönes Kunstwerk,
Nackt soll diese Marmorgattin
Mit mir in dem Bette liegen,

Niedersinken will ich liebend


Zwischen ihren Marmorbrüsten
Und umschlingen mit den Armen
Ihre runden Marmorhüften

Und will deinen Namen rufen,


O geliebteste Alkestis,
Und will denken, dass ich liebte
Deinen Leib in meinen Armen.

Zwar der schönste Marmorkörper


Schenkt nur kaltes Lustgenießen,
Aber ich muß mich erleichtern
Von der Sehnsucht meiner Liebe.

Aber mit der Statuenliebe


Kamen auch die Therapeuten:
Abschied nehmen musst du, Witwer,
Und vergessen deine Tote.

Apollonius von Tyana


Hörte einst von einem Manne,
Der entbrannt in heißer Liebe
War zur Herrscherin von Knidos,

War verliebt in diese Göttin


Knidia, die nackte Göttin,
Wollte gar mit Aphrodite
Geistig leben in der Ehe.

In der Göttin Haus von Knidos


Selbst der Aphrodite Priester
Nicht vermochten, diesen Jüngling
Loszusprechen von dem Wahnsinn.

Apollonius von Tyana


Nun mit rationalen Gründen
Diesem Jüngling hat bewiesen,
Daß sich Gleich mit Gleichem gatte,

Sich die Göttin Göttern paare,


Weibchen sich mit Männchen paaren
Bei den Hunden und den Menschen,
Nicht die Göttin freit den Menschen.

Aber ob der Exorzismus


Diesem Jüngling hat geholfen?
Makareus wars von Perintheus,
Der die Aphrodite liebte,

Wollt sich Knidia vermählen.


Da erschien ihm Aphrodite,
Gab zum Weib ihm die Hetäre
Ischas, die aus Knidos stammte.

VIERTER GESANG

O die Schönste vom Olympos,


Der Olymperinnen Schönste,
Aphrodite, wie erschaffen
Kann ein Künstler je ihr Bildnis?

Kypris schaute einst die Kypris


Knidia und rief beim Anblick:
Wie und wo und wann erspähte
Mich Praxiteles denn nackend?

Manchem Sterblichen vergönnt war,


Aphrodite anzuschauen,
Mythologen überliefern
Uns der Hochbeglückten Namen.

Paris und Anchises schauten


Und Adonis nackt die Venus,
Aber wann hat nackt gesehen
Denn Praxiteles die Göttin?

Wie einst Paris auf dem Ida


Aphrodite nackt gesehen
Und ihr gab den Preis des Apfels
Als der allerschönsten Göttin,

So Praxiteles erblickte
Göttin Knidia, die Nackte,
Schuf die nackte Marmorgöttin,
Jeder kann sie nun erblicken,

Alle Knidier erblicken


Das verlockende Gebilde
Und im Vatikan die Römer
Überliefern sie dem Weltkreis.

Platon, Seher der Ideen,


Sah die ideale Göttin,
Schöne Nacktheit – nackte Schönheit –
Sah Urania im Bilde,

Sprach: Praxiteles erschuf nicht


Diese Göttin in dem Marmor,
Sondern nackt steht hier die Göttin
Wie dereinst vorm Richter Paris.

Übers Meer ging Aphrodite


Zu der schönen Insel Knidos,
Schaute in der Tempelzelle
Dort das nackte Marmorbildnis,

Das Praxiteles gebildet


Und geweiht der Aphrodite.
In der Zelle sprach die Göttin,
Schauend an das Marmorbildnis:

O Praxiteles, du Meister,
Wo hast du mich nackt gesehen?
Doch Praxiteles sah Kypris
Niemals gänzlich nackt in Wahrheit,

Sondern er erschuf die Göttin,


Wie sie Ares sich ersehnte,
Sich erträumte voll Begierde,
Als er sie beschlafen wollte.

FÜNFTER GESANG

O Praxiteles, gestehe,
Phryne hat Modell gestanden
Für die nackte Marmorgöttin
Knidia voll Liebesreizen.

Irdisch zwar, doch eine Traumfrau,


Die berühmteste Hetäre
Griechenlands, die schöne Phryne
Stand Modell für Aphrodite.

Athenaios dies bezeugte


Und auch dass Apelles malte
Die dem Meeresschaum entstiegne
Venus Anadyomene

Nach dem Vorbild des Modelles


Phryne. Sokrates besuchte
Auch das Atelier, als Phryne
Stand Modell für eine Venus.

Ja, Praxiteles erschaffen


Hat zwei Aphroditenbilder
Nach dem Vorbild Phrynes, beide
Schön bekleidet und nicht nackend.

Phryne selber bat den Künstler,


Daß er sein Modell verkläre
Als verhüllte Aphrodite
In dem Goldglanz des Gewandes.

Ein verhülltes Standbild stellte


Phryne in den Eros-Tempel.
Dort stand schon das Eros-Standbild,
Das Praxiteles gemacht hat.

Und das andere verhüllte


Standbild Aphrodites stellte
Phryne in den Tempel Delphis,
Phryne, schön verklärt zur Venus.

Wie war Phyrnes Leib gebildet?


Wie gebaut war Phrynes Körper?
Ja, man nennt die nackte Göttin
Knidia voll Reiz und Schönheit

Eine Frau von vierzig Jahren,


Aber jung geblieben, reizend,
Aphrodisisch und erotisch,
Göttin Phryne, vierzigjährig,

Fünfzigjährig gar war Phryne,


Göttin Phryne Aphrodite,
Als Apelles malte Phryne
Als die Anadyomene.

Schon im Altertum verwechselt


Ward die Statue der Phyrne
Mit der Statue der Venus,
Venus Phryne – Phryne Venus.

Nun gebildet war aus Marmor


Das Idol der Göttin Phryne
Und die Marmorgöttin Phryne
Schrieb Praxiteles ein Briefchen:

Habe keine Angst, mein Künstler,


Du vollendetest ein Bildnis,
Wie noch nie ein Mensch erschaffen,
Deine Freundin ward zur Göttin.

Phryne wird jetzt angebetet


Als die Göttin Aphrodite
In dem großen Eros-Tempel
Und dem Heiligtum von Delphi.

Ja, jetzt steht die Göttin Phryne


Zwischen Knidia und Eros.
Wer mich anschaut und die Götter,
Preist als Schöpfer dich, den Künstler.

Hoch verehren mich die Griechen


Und sie halten mich für würdig,
Unter Göttinnen zu stehen,
Göttin unter Liebesgöttern.

Eines fehlt nur, Freund: O komm jetzt


Zu mir in den Eros-Tempel,
Daß wir unter Götteraugen
Liebe machen auf dem Boden!
Aphrodite wird’s nicht stören
Und auch Eros wird’s nicht stören.
Du, der Schöpfer dieser Götter,
Darfst mit deiner Göttin schlafen!

SECHSTER GESANG

Lady Venus ward zur Dame


In der adligen Gesellschaft.
War ein Pilger einst, ein Minner,
Suchte die geheime Blume,

Suchte eine Blaue Blume,


Die Geheimnisvolle Rose,
Welche in der Burg der Liebe
Aufgespart und fest verschlossen!

Die Natur, die Große Mutter,


Hatte weise ausgerüstet
Diesen Pilger, diesen Minner:
Pilgerstab und Pilgerbeutel

Hielt er allzeit in der Rechten.


Also kam mit Lady Venus
Er zur runden Burg der Liebe,
Die er zu erobern suchte.

Lady Venus war bekleidet


Ganz gemäß der Zucht und Tugend.
Auf dem Haupte war ein Schleier,
Um die Brust der Keuschheitsgürtel,

Ihr Gewand von weißer Seide


Floß ihr bis auf ihre Füße,
War verschlossen bis zum Halse,
Ärmel fielen auf die Hände.

Aber auf der Burg der Liebe


Stand ein Marmorbild der Göttin,
Aphrodisisch und erotisch,
Nackend, griechisch und natürlich.

Auf zwei hohen Säulenbeinen


Stand die nackte Schönheitsgöttin,
Zwischen diesen Säulenbeinen
Die Schießscharte war zu sehen!

Selbst auch Lady Venus zielte


Mit dem Feuerpfeil des Eros
Auf die Scharte zwischen Säulen,
Jene Burg in Flammen setzend.

Und der Pilger oder Minner


Nahm den Stab mit seiner Rechten,
An dem Pilgerstab gebunden
War zu sehn der Pilgerbeutel.

Unter brünstigen Gebeten,


Stöhnend zu dem Gott der Liebe,
Mit dem Pilgerstab er bohrte
Durch die Scharte zwischen Säulen.

Pilgerstab und Pilgerbeutel


Drangen durch die enge Scharte
Und die Säulenbeine bebten,
Venus stürzte auf den Boden.

Aphrodites Trümmer rollten


Durch die Wiese auf dem Boden.
In die Burg der Liebe drang nun
Triumphierend ein der Pilger,

Pflückte dort die Blaue Blume,


Die Geheimnisvolle Rose,
Die dort aufgespart, verschlossen
Wartete, bis er sie pflückte!

Hätte aber Lady Venus


Ihrem Pilger nicht geholfen,
Hätte er die Blaue Blume
Nicht so eilig pflücken können!

SIEBENTER GESANG

Wann zog ein die Schönheitsgöttin


In das Herz der Welt der Christen?
Tausend und fünfhundert Jahre
Ward verdrängt die Liebesgöttin.

Fünfzehnhundertdrei erbaute
Man die Belvedere-Villa.
Papa Julius der Zweite
Und sein Architekt Bramante

Sammelten die schönsten Bilder,


Den Laokoon, Apollo,
Und die schöne Venus felix
Stand im Liebesgarten, in dem

Vividarium Veneris!
Diese schöne Venus felix
Folgte Knidia, ihr ähnlich.
Amor stand an ihrer Seite.

Diese schöne Venus felix


Keusch verhüllt den Unterkörper
Mit der feinsten Tuchdrapierung.
So gefiel sie dem Apostel!

Lilia! Du kennst doch Venus


Und Cupido, diese Götter
Der Antike? Unser Papa
Julius der Zweite holte

Sie aus römischen Ruinen,


Wo man kürzlich sie entdeckte,
Stellte sie in einem Hain auf:
Goldorangen und Limonen!

Papa Julius der Zweite


Starb, da ward zum Papst erkoren
Ein Germane! Vater wurde
Damals Hadrian der Vierte!

Hadrian der Vierte sagte


Angesichts der Venus in dem
Vividarium Veneris:
Ein antikisches Idol halt!

In der Zeit des Zehnten Leo


Schrieb ein Römer diese Verse:
Mars war – jetzt ist die Minerva –
Immer aber sein wird Venus!

Fünfzehnhundertvierzig schufen
Eine Knidia zwei Künstler
Für den König der Franzosen.
Fontainebleau sah diese Venus!

Jene Künstler der Franzosen


Wählten nicht die Venus felix,
Sondern die von Belvedere,
Diese splitternackte Göttin!

Alle Dichter priesen hymnisch


Die französische Cythere,
Diese Belvedere-Venus
Unverhüllten Unterkörpers!

Botticelli hatte Venus


Splitternackt in Lebensgröße
Schön gemalt auf ihrer Muschel:
Mediceische Cythere!
Die Geburt der Venus malte
Sandro Botticelli, aber
Nicht die Anadyomene,
Sondern Pudica, die Keusche!

Venus Pudica lobpreisen


Alle Dichter. Alighierei
Hat die Pudica gesehen
Herrlich in dem Fegefeuer!

Venus Medici, die keusche


Venus Pudica, man hielt sie
Für die Knidia, die wahre
Von Praxiteles geschaffne.

Auch der Fürst der Dichter Goethe


Sah die Botticelli-Venus
Als die wahre Aphrodite
Von Praxiteles und Knidos.

Siebzehnhundertachtundzwanzig
Hatten Sohn und Vater, Briten,
Die französische Cythere
Als die Knidia erachtet.

Diese Belvedere-Venus,
Nicht die Medici-Cythere
Und auch nicht die Venus felix,
Sei die Knidia, die wahre.

C’est la vraie fameuse Vénus,


Gnidienne de Praxitile!
Goethes Freund, der Goethe-Mayer,
Aber dachte sich die Venus

Als die Medici-Cythere,


Diese sei poetisch wahrer
Als die Belvedere-Venus
Und die Knidia der Münzen.

Siebzehnhunderteinundachtzig
Schenkte nun der Mann Colona
Papa Pius eine Venus.
Jenem Siebten Pius schenkte

Jener die Colonna-Venus,


War ursprünglich nackt! Der Papa
Pius gab ihr Tuchdrapierung
Bis zum Nabel ihres Bauches.

(Denn es wollte Papa Pius


Nicht, dass noch ein frommer Pilger
Vor des Vatikanes Venus
In Sankt Peter masturbiere!)

Oh, ihr Christus-Stellvertreter


In dem Vatikan von Roma!
Drei Cytheren-Bilder habt ihr,
Eine zeigt ihr nur dem Volke!

Christus, Petrus und Maria!


Hört mein Seufzen und mein Stöhnen!
Laßt mich die verbotnen Bilder
Schönster Aphroditen schauen!

Darf ich erst im Fegefeuer


Aphrodite nackend schauen?
(.......................................
........................................)

APHRODITE IN FLAMMEN

Eine Komödie

ERSTE SZENE

(Homer allein in seinem Haus.)

HOMER
Nun bin ich fünfzig Jahre alt,
Der Tod naht mir mit Machtgewalt,
Doch wen die jungen Götter lieben,
So steht es in der Schrift geschrieben,
Den lassen sie auch jung versterben
Und das Elysium ererben.
Das Alter ist ein grauer Mann,
Er klopft ganz ungelegen an
Und stört mich in der schönen Muße
Und ruft zu Reue auf und Buße.
Nun, den Geburtstag soll ich feiern,
Soll stimmen meine goldnen Leiern
Und Hymnen singen für den Tag,
Da ich geboren ward. Ich mag
Es meiner Mutter gar nicht sagen,
Doch muß ich diesen Tag beklagen:
Weh, Mutter, dass du mich geboren,
Der in der blinden Welt verloren
Als Götterseher unter Blinden,
Um nichts als Jammernot zu finden!
Doch Aphrodite ist gesellig,
Sie feiert mich. Doch unterschwellig
Sie feiert selber sich und will,
Daß ich nicht einsam bin und still,
Daß ich bereite in dem Neste
Die Fröhlichkeit von einem Feste.
Daß Aphrodite auf der Szene
Nicht einsam ist, kommt auch Athene,
Der Aphrodite Busenfreundin
Und meine schlimmste Minnefeindin.
Der fromme Dichter soll nicht lästern,
Die beiden schönen Himmelsschwestern
Schon zwanzig Jahre mich ergötzen.
Sie fingen an als junge Metzen,
Nun sind sie fromme alte Nonnen
Und keusch wie heilige Madonnen.
Doch Aphrodite eifersüchtig
Betrachtet, wenn Athene züchtig
Mich reißt zu Leidenschaften hin,
Der klug ich wie Odysseus bin
Und bet zum Strahlenaug Athene
Und weine Träne über Träne
Vor Liebessehnsucht jede Nacht.
Doch Aphrodite gerne lacht.
Jetzt aber sag ich ein Geheimnis,
Jetzt ohne weiteres Versäumnis
Erwart ich das Geburtstagsfest,
Weil sich was Neues sehen lässt.
Das Neue aber ist das Alte.
In meiner Jugend in dem Walde,
Da liebte ich das keusche Reh,
Die Hindin, die so weiß wie Schnee,
Mondgöttin in der Finsternis,
Die Jugendliebe Artemis!
Und Artemis schrieb einen Brief
Mit Liebesworten schön und tief,
Sie wolle wieder mich besuchen
Und mit mir kosten Feigenkuchen
Und über alte Zeiten plaudern.
Ihr Musen, mich befällt ein Schaudern!
Wenn Artemis tritt auf die Szene,
Vergleichen will ich sie Athene.
In meiner Kammer stillem Saal
Schau meiner Jugend Ideal
Beim Ideale meines Alters
Ich sitzen. Saiten meines Psalters,
Wen werdet ihr dann rühmen, loben?
Wem werden meine Sinne toben?
Ach, Artemis in ihrer Jugend
War Jungfraungöttin voller Tugend,
Und Aphrodite an der Küste
Wild schüttelte die großen Brüste,
Athene aber in Hesperien
Mich unterwies in den Mysterien.
Drei Göttinnen, o welche Pein,
Sie sollten alle Eine sein!
Wie Artemis sie sollte schreiten
Und keusch wie eine Hindin gleiten,
Wie Aphrodite sollt sie lachen
Und lauter liebe Sachen machen
Und sollte wie Athene reden
Nur von Elysium und Eden.
Ich bin ganz aufgeregt, ihr Musen,
Ich bräuchte Aphrodites Busen,
Den völlig aufgewühlten Willen
An Aphrodites Brust zu stillen!
Daß nach der Todesfinsternis
Ich wieder sehn soll Artemis!
Jedoch, es klingelt an dem Tor,
Die Aphrodite steht davor,
Die Göttin mit dem schönen Hintern,
Sie kommt mit ihren lieben Kindern.

ZWEITE SZENE

(Homer, die fünfzigjährige Aphrodite, mit ihrem Sohn, dem zehnjährigen Apoll,
und den sechsjährigen Zwillingen Eros und Anteros. Eros und Anteros treten fröhlich lärmend in
Homeros Eremitenzelle.)

APHRODITE
Viel Liebeswonne und viel Segen,
Mein Schatz, auf allen deinen Wegen!
HOMER
Was schenkst du mir zum Jammertag?
APHRODITE
Was du dir wünschst, mein Liebling, sag!
HOMER
O, einmal möcht ich dich noch küssen!
Wie schwer, die Küsse zu vermissen!
APHRODITE
Hier auf die weiche Pfirsichwange
Bei meiner braunen Lockenschlange?
HOMER
Nein, Aphrodite, auf die Lippen!
Und nicht nur so am Mündchen nippen!
Nein, heiße Küsse sollen taugen,
Den Saft mir aus dem Mark zu saugen!
(Aphrodite küsst Homeros.)
APHRODITE
Nun, meine vielgeliebten Kinder,
Homeros ist ein Überwinder,
Er war im weltlichen Theater
Euch wie ein lieber Herzensvater!
Kommt, fasst euch an den Patschehändchen,
Bringt Väterchen Homer ein Ständchen!
DIE KINDER
(singen)
Wie schön, dass du geboren bist,
Wir hätten dich sonst sehr vermisst!
APOLL
Homer, die vielen Bücher da
Hast du gelesen, Vater, ja?
HOMER
Hab viele Bücher schon gehabt
Von schlechten Dichtern unbegabt
Und auch von trefflichen Poeten,
Von Musenpriestern und Propheten!
Wenn ich sie alle heut noch hätte,
Sie reichten mir zu meinem Bette,
Ich fände dann in meinem Stübchen
Doch keinen Platz mehr für ein Liebchen!
EROS
Wann darf ich wieder bei dir schlafen?
Mein Schiff will in den Heimathafen!
Man nennt mich Schelm und Schalk und Bube,
Wohl ist mir nur in deiner Stube!
APOLL
Ja, in der Stube ungelüftet
Es stets nach Süßigkeiten düftet!
ANTEROS
Was machst du mit den vielen Flaschen?
Hast du was Leckeres zu naschen?
HOMER
Für Aphrodite Feigenkuchen
Und auch noch zwei Rosinenkuchen.
APHORODITE
Ein Feigenkuchen, welche Lust!
Wie hüpft das Herz mir in der Brust!
Und zwei Rosinenkuchen auch!
Ein Falter flattert mir im Bauch!
APOLL
Komm, Eros, zu der Spielzeugkiste!
EROS
Erst, wenn mich mein Homeros küsste!
APOLL
Anteros, komm, wir wollen spielen,
Hier in der Spielzeugkiste wühlen.
EROS
Ich bin der süße Knabe Eros
Und du mein Väterchen Homeros,
Ich will auf deinem Schoße sitzen,
Mit Blicken dir ins Auge blitzen,
Die Arme schlingen um den Hals
Und küssen will ich jedenfalls
Mit meinen Lippen deine Lippen
Und dann am Apfelnektar nippen.
APHRODITE
Mein Kind, so wahr lebt Jesus Christ,
Du weißt, dass du der Liebling bist
Und dass das Väterchen Homeros
Verliebt ist närrisch in den Eros!
Doch hab Erbarmen mit der Mutter,
Mein Busen ist so weiß wie Butter,
Ich wurde wegen meinem Busen
Auch eine von Homeros Musen,
Als ich noch war die Lustig-Junge!
HOMER
Ja, Schatz, und wegen deiner Zunge!
APHRODITE
Wie, wegen meinem dummen Schwatzen,
Wie, oder wegen meinem Schmatzen?
HOMER
Wie deine Zunge mich liebkost!
Erinnerungen sind mein Trost!
(Es klingelt an der Tür.)

DRITTE SZENE

(Homer, Aphrodite und ihre Kinder, die fünfzigjährige Athene tritt ein.)

ATHENE
Homer, mein Freund, ich wünsch dir Glück!
HOMER
Zum Ungeborensein zurück?
ATHENE
Das Glück steht erst am Ziele, sieh,
Die Ewige Eudämonie
Erwartet dich! Doch überleg:
Das Glück ist dienlich nicht als Weg.
APHRODITE
Suchst das Geheimnis du des Glücks?
Such eine Freundin dir am Styx...
ATHENE
Ach Aphrodite, Busenfreundin,
Du meine schlimmste Herzensfeindin,
Tyrannin aller Himmelsgötter,
Heut hoffentlich ist schönes Wetter,
Ich will spazieren noch durchs Feldchen
Zum stillen schönen Eichenwäldchen.
APHRODITE
Was willst denn du im Walde suchen?
Hier wartet dein der Feigenkuchen!
ATHENE
O, Kuchen! Wie im Paradies!
Die Feige ist doch honigsüß!
APHRODITE
Und schau, Homer, der alte Knilch,
Hat einen Krug voll Ziegenmilch.
ATHENE
Er nennt uns beide: alte Zicken
Und sehnt sich schon nach jungen Ricken!
APHRODITE
Ob alte Zicken, junge Ricken,
Die Männer wollen immer ficken!
HOMER
In meiner Jugend ein Gedicht
Las ich dir vor, da reimt ich schlicht
Der Glocke baumelndes Gebimmel
Auf Gottes Heiterkeit im Himmel.
APHRODITE
Ich reimte: Himmel und Gebimmel,
Ich weiß, Homer, das reimt auf Pimmel.
ATHENE
Er nennt uns auch schon: alte Huren!
Doch wir sind Göttliche Naturen!
Wenn wir uns selber so verachten
Und uns als Tempelhuren achten,
Sind selbst wir an der Schande schuld.
Doch pflegen wir den Ego-Kult
Und lieben selber uns am meisten,
Dann wird uns unser Selbst begeisten,
Dann sind wir Göttinnen im All.
HOMER
Ja, ich bin deine Nachtigall,
Athene, du bist Gottes Rose!
APHRODITE
Und heut kommt auch die Makellose,
Die Jungfraungöttin voller Tugend,
Die Vielgeliebte deiner Jugend,
Die alte Dame Artemis?
HOMER
Sie stürzte mich in Finsternis,
Mein Herzblut sprudelte blutrot,
Da griff nach mir schon Bruder Tod!
ATHENE
O Aphrodite, Stern der Schwestern,
Laß über Artemis uns lästern!
Hast du gesehen je ihr Bild?
Sie lebt ja scheu im Wald und wild.
APHRODITE
Ich sah ihr Bildnis von Apelles,
Das Augenpaar ein mondweiß helles,
Doch, bei dem Mittler und Versöhner,
Ich bin doch wirklich vielmals schöner!
Der Artemis Gesicht ist spitz,
Die Brust kein hüpfend Zwillingskitz,
Die krausen Locken dunkelblond,
Das Antlitz bleich und nicht besonnt.
ATHENE
Homeros, Aphrodites Ex,
Er hatte damals keinen Sex
Mit Artemis in seiner Jugend,
Drum preist er sie als Stern der Tugend.
HOMER
Athene, meine Weisheitsgöttin,
Mein Ideal, ersehnte Gattin!
Schon zwanzig Jahre lieb ich dich
Und widme deinem Dienst mein Ich,
Doch hab ich oftmals mich gesehnt
Und vor Verlangen heiß gestöhnt,
Daß ich dich sehe, neben dir
Frau Artemis in ihrer Zier,
Und dann euch beiden Gnadenreichen
Wollt prüfen ich und streng vergleichen.
APHRODITE
Du betest diese beiden an?
Ich aber liebe dich, mein Mann!
(Es klingelt an der Tür.)

VIERTE SZENE

(Zu den Vorigen, Artemis tritt ein.)

ARTEMIS
Homer, so lange nicht gesehn
Seit unsrer tollen Jugend schön,
Und doch erkennen wir uns wieder!
Und singst du heut noch deine Lieder?
HOMER
Vorstellen will ich dir die Schwestern,
Die Vögelinnen in den Nestern.
Dort die, um die ich mich bemühte,
Die Liebesgöttin Aphrodite,
Und dort die Quelle mancher Träne,
Die Weisheitskönigin Athene.
APHRODITE
Du also bist die Artemis?
O, bei der Höllenfinsternis,
Weißt du denn auch, dass mich verließ
Homeros in dem Paradies,
In allen Lüsten unsrer Jugend,
Weil er begehrte deine Tugend?
ARTEMIS
Ja, ja, wir waren jung und rein,
Ich aber lud ihn niemals ein,
Er wählte mich zur Auserkornen,
Doch war ich stachlig wie die Dornen,
Er konnte lispeln, lallen, fisteln,
Ich glich den Nesseln und den Disteln,
Homeros aber kennt kein Nein,
Da machte er mir manche Pein,
Da stand er immer vorm Balkon
Bei dem Kastanienpavillon
Und sang dort immer zur Gitarre:
O Artemis, ich harre, harre,
Ich harre bis zu meinem Tod
Und in der letzten Todesnot
Und selber nach dem Tode doch
Lieb ich dich trotzdem immer noch!
So sang der närrische Homeros.
APHRODITE
Worüber lachst du, lieber Eros?
EROS
Ach, diese spitze Hakennase
Der Dame Artemis! Ich rase!
Und diese schmalen, dünnen Lippen,
Die immer schwarzen Tee nur nippen!
ARTEMIS
Homer, woher kommt dieser Bube,
Ja, all die Kinder in der Stube?
HOMER
Ich habe selber keine Kinder,
Doch alle Griechen, alle Inder,
Das ganze irdische Theater
Lieb ich als herzensguter Vater.
Und, Artemis, bist du auch Mutter?
War je dein Busen voll von Butter?
ARTEMIS
Was weißt du denn von meinen Brüsten?
HOMER
Im Bade einst mich tats gelüsten,
Du warst im Badezimmer nackt,
Ganz ein Modell für einen Akt.
ARTEMIS
Wer sollte je mich nackend finden,
Den reih ich in die Schar der Blinden.
APHRODITE
Was tust du dich so züchtig zieren,
Willst du denn keinen Mann verführen?
ARTEMIS
Ach, diese arroganten Männer,
Die einen spielen Alleskönner,
Die andern spielen Müßiggänger
Und Taugenichts und Grillenfänger!
Nein, lieber bleibe ich allein,
Ich bin noch Jungfrau keusch und rein,
Bin selbstbestimmt, ein freies Weib,
Mir ganz allein gehört mein Leib,
Mir ganz allein gehört mein Bauch!
HOMER
Ist alles nichts als eitler Hauch!
Im Alter bist du noch ein Mädchen,
Im Lockenhaar schon Silberfädchen,
Du alte Jungfer Trockenpflaume!
Dich sah ich einst in meinem Traume
Und hielt dich für die Maid Maria
Und für die Hagia Sophia?
APOLL
Komm, lass uns lieber Karten spielen!
Hier die Zentaurenkrieger zielen!
ANTEROS
Ich geb dir dafür Amazonen,
Auch Drachentöter und Äonen!
Laß mich in deine Karten schauen!
EROS
Ich hab drei Kleine Meerjungfrauen!

FÜNFTE SZENE

(Wäldchen vor Homeros Hütte. Artemis und Athene gehen zusammen spazieren.)

ATHENE
Ich hielt es nicht mehr länger aus
In diesem muffig-dumpfen Haus,
Den Besen hat er nie benutzt,
Nie Staub von Büchern abgeputzt.
ARTEMIS
So war er schon in seiner Jugend,
Die Reinheit ist nicht seine Tugend.
ATHENE
Wie war er in der Jugend denn?
Erzähl mir von dem Liebenden!
ARTEMIS
Er betete zu mir, als wäre
Ich Gott! Das ist zuviel der Ehre!
Ich sprach in meinem weißen Rock:
Ich aber habe keinen Bock
Auf deine Leidenschaft der Triebe
Und deine religiöse Liebe!
ATHENE
Hat er dich da in Ruh gelassen?
ARTEMIS
Denk ich daran, muß ich ihn hassen!
Er lagerte vor meiner Türe,
Er streckte tierisch alle Viere
Und bettelnd wie ein Straßenhund
Er schrie: Ich bin am Herzen wund!
O Retterin, du musst mich heilen!
Komm, Vielgeliebte, lass uns eilen!
Wir sind doch schon seit Millionen
Von überhimmlischen Äonen
Zu einem Liebespaar bestimmt!
ATHENE
O, wie mir meine Seele grimmt!
Da werd ich armes Weibchen männlich,
Entzündlich und im Zorne brennlich,
Weil seines Mundes übler Hauch
Zu mir das Gleiche sagte auch!
ARTEMIS
Er predigte auch dir wie Pfaffen,
Du seiest nur für ihn erschaffen?
ATHENE
Bevor die Mutter ihn empfangen,
Wir wären schon vor Gott gegangen
Als Eheleute Hand in Hand,
Vereinigt im Ideenland!
ARTEMIS
Da siehst du seine ganze Narrheit!
Es ist doch wahrlich Gottes Wahrheit
Getreuer als der weise Plato
Und als der Advocate Cato.
ATHENE
Das sind nun meine lieben Leute.
Doch frag ich mich, was das bedeute,
Daß unser Narr noch nach dem Tod
Will schenken mir die Rose rot
Und in Elysium mich freien,
Im Himmel würde ich mich weihen
Schlussendlich seinem Durst der Triebe
Und stillen ihn mit meiner Liebe!
ARTEMIS
Das sagte er ja auch zu mir:
O Jungfrau voll der Zierrat Zier,
Ich lieb dich bis zur Todesstunde
Und schwöre dir mit heißem Munde,
Ich lieb dich nach dem Tode noch
Als Engel in dem Himmel doch!
ATHENE
Wie er in trunkener Ekstase
Nur immer lallt die gleiche Phrase!
ARTEMIS
Ich aber zornig sagte ihm:
Du Schwärmer! Du liebst zu sublim
Ja nur die Himmlische Idee!
In deinem blauen Auge seh
Ich die Ikone der Maria,
Den Glanz der Hagia Sophia!
Doch ich bin aus der Welt der Schatten,
Ich will mich einem Schatten gatten!
Du aber liebe immer wilder
Ideen, Ideale, Bilder!
ATHENE
Er hat es selber mir gestanden,
Als er war in der Liebe Banden:
Ich liebe niemals eine Frau,
Allein der Ideale Schau,
Wenn über einem Weib ich seh
Den Glanz der Himmlischen Idee!
Die Himmelskönigin Madonne
Allein ist meine Liebeswonne!
ARTEMIS
Er liegt gewiss grad jetzt zu Füßen
Der Aphrodite, um der Süßen
Den selben Unsinn zu erzählen
Von ihren parallelen Seelen!
ATHENE
Wie leid tut mir Urania!
ARTEMIS
Der arme Dichter! Ha, ha, ha!

SECHSTE SZENE

(Homer und Aphrodite allein in der Kammer.)

HOMER
Die Kinder spielen draußen schön!
Ach Aphrodite! Hör, ich stöhn:
Wenn ich doch noch ein Kindlein wäre
Und mein Großmütterchen voll Ehre
Mich wieder in die Arme nähme!
APHRODITE
Vor Aphrodite dich nicht schäme
Der Trauer schwachen Augenblicke.
Schau, wie ich lächelnd gnädig nicke!
HOMER
Apoll sprach gestern ein Gedicht.
APHRODITE
Sag, wie mein Sohn in Reimen spricht!
HOMER
(zitiert)
Von Blut zu Blut die Todesleiden
Wild wühlen in den Eingeweiden!
APHRODITE
Das spricht dir ganz aus deinem Herzen,
Nicht wahr, du Mann der Liebesschmerzen?
Wie schön du mit den Kindern spielst
Und auch mit ihrem Kummer fühlst,
In diesem tragischen Theater
Des Jammertals ein lieber Vater.
Weißt du, mein Ehemann Vulkan
Sah dich nur immer neidisch an,
Er klagte seiner Mutter das,
Der Göttin Juno. Weißt du, was
Die Göttin Juno da gesagt?
Ich höre, wie Vulkanos klagt,
Homeros sei sein Überwinder,
Homeros sei der Gott der Kinder!
Apoll, Anteros und der Eros
Sind doch gezeugt von dem Homeros,
Und dem Vulkan, dem Sohn, dem lieben,
Du tatest sie dann unterschieben!
So sprach die Göttin Juno. Ha,
Homer, das sagt Urania:
Ich liebe dich mit ganzem Triebe
Für deine treue Kinderliebe!
Und dafür will ich dich belohnen,
Erlaube dir, mir beizuwohnen!
HOMER
Was sagt dazu dein Ehegatte,
Der Satansbraten, diese Ratte?
APHRODITE
Wir leben ja in Griechenland,
Hier schrieb kein Gott mit seiner Hand
Auf Felsentafeln seinen Fluch,
Ich Göttin lieb den Ehebruch,
Im Goldenen Äone wars,
Als ich Vulkan betrog mit Mars!
HOMER
Ja, weißt du noch, in unsrer Jugend,
Als wir noch töricht frei von Tugend,
Wie wir da in der Sommersonne
Genossen wilde Liebeswonne?
APHRODITE
Willst du dich wieder auf mir wälzen
Wie damals bei dem Klippenfelsen?
HOMER
Auch das war schön, doch denke ich,
Wie ich dereinst genossen dich
Süß unterm Blütenpavillon
Kastanienbaums auf dem Balkon.
APHRODITE
Ah, ich erlange die Erhellung,
Du meinst die wunderschöne Stellung,
Da Kopf und Füße man vertauscht?
HOMER
Oh, ich bin ganz von Lust berauscht!
APHRODITE
Nun zieh mir meine Kleider aus,
Wir sind ja ganz allein im Haus,
Wir wollen nach der Liebe Regeln
Wie Tauben-Eheleute vögeln!
HOMER
O du Modell für einen Akt,
Wie göttlichschön bist du doch nackt,
Du Liebe voller Liebeslüste,
Wie majestätisch deine Brüste!
APHRODITE
Du wirst mit deinem Lied mich krönen.
Den Apfel schenkst du mir, der Schönen?
HOMER
Den Apfel hast du auch verdient,
Weil du der Liebe gut gedient
Als Magd der Götter, Hierodule!
Die Magd der Götter meine Buhle!
Nun ich dich fleißig auch bediene,
O Göttin, meine Konkubine!
(Sie verschwinden im Schlafzimmer.)

SIEBENTE SZENE

(In Homeros Wohnzimmer. Die Kinder spielen. Aphrodite isst Feigenkuchen. Artemis und Athene
diskutieren. Homer beobachtet alles.)

ARTEMIS
Die Herren Männer halten sich
Fürs Ebenbild von Gottes Ich,
Als Erste in der Welt erschienen,
Daß alle Frauen ihnen dienen.
Wir sollen still sein und demütig
Und lieblich, zärtlich und sanftmütig,
Als ewig sanfte stille Weibchen
Erquicken sie mit unsern Leibchen,
Empfänglich stets, nur lauschen stille,
Was uns verkündet Männerwille
Und zu des Wortes Mannessamen
Als Mägde sagen Ja und Amen.
ATHENE
Der Urmensch war doch androgyn!
In meiner Weisheit sag ich kühn
Wie einst Aristophanes sprach,
Daß Gott das Urgeschöpf zerbrach,
Daß alles strebend jetzt erfleht
Erneut die Androgynität,
Daß Weiber männlich werden müssen
Und Männer wieder weiblich küssen.
Wenn männlich wird das Feminine
Und weiblich wird das Maskuline.
Der Urmensch, androgyner Zwitter,
Erscheint erneut. Doch das ist bitter
Für jene maskulinen Kerle,
Die suchen nur des Weibes Perle
Und sagen: Weiber, seid doch weiblich,
Seid ewigweiblich seelisch-leiblich,
Seid Töchter, Mädchen, werdet Mütter.
Die Kerle hassen dann den Zwitter,
Den Gott der Schöpfer einst zerbrach,
Sie wollen ihre Weibchen schwach
Und immer gütig, immer mild
Und schön wie ein Madonnenbild
Und starren allezeit hypnotisch
Auf Weibes Leibchen hoch erotisch.
ARTEMIS
Das alles ist doch patriarchalisch,
Der Anfang aber matriarchalisch
War Frauenherrschaft in der Welt.
Kein Herrgott sprach vom Himmelszelt,
Auf Erden war die Große Mutter,
Ein Paradies von Seim und Butter!
Der Großen Mutter Priesterinnen,
Das waren Jungfraunköniginnen.
Dort herrschten nicht die Hausfraunmütter,
Die Kindersorgen haben bitter,
Den Kindern geben Seim zu naschen,
Dann eilen Wäsche sie zu waschen,
Dann waschen sie die Kinderköpfe
Und putzen Pfannen dann und Töpfe,
Die Mütter voller Alltagssorgen
Regierten nicht am Weltenmorgen,
Vielmehr die femininen Nonnen,
Voll Geist jungfräuliche Madonnen,
Der Jungfraungöttin Priesterinnen,
Jungfräulich-reine Königinnen.
ATHENE
Kein väterlicher Geist vom Himmel
Dort ordnete das Weltgewimmel,
Kein Geist erzeugte dort die Formen,
Gott war nicht Geist und gab nicht Normen
Der patriarchalischen Ehe-Ethik
Und patriarchalischer Poetik,
Nein, an dem Anbeginn kein Vater
Die Welt erschuf, die Magna Mater
War Mater, war Materia,
Materia war immer da,
Materia im Anbeginn.
Ich Materialistin bin!
Materia gebar die Stoffe
Und wird gebären, wie ich hoffe,
Wenn diese Welt zugrunde geht,
Dann eine neue Welt entsteht,
So fort und fort in Ewigkeit.
Nicht linear zum Ziel die Zeit
Führt uns zum Himmel, wo wir strahlen,
Die Zeit bewegt sich in Spiralen,
Und nach der Patriarchen Krieg
Erneut erscheint der Mutter Sieg,
Da kommt die göttliche Asträa
Als Magna Mater Bona Dea
Und Frauenherrschaft bringt den Frieden,
Dann ist das Paradies hienieden.
ARTEMIS
Wir Jungfraun aber unbemannt,
Die Göttin haben wir erkannt.
ATHENE
Die Weisheit zeigt sich uns erkennlich,
Wenn wir als Weiber werden männlich,
Nicht lieblich-feminin, nein, bitter,
Voll Zank und Zürnen, starke Zwitter!
ARTEMIS
Ja, Weiber sollen zänkisch werden!
Dann kommt das Paradies auf Erden!

ACHTE SZENE

(Homer und Aphrodite sitzen Arm in Arm auf dem Sopha und flüstern. Die Kinder werden plötzlich
verdächtig still! Artemis und Athene verabschieden sich.)

ATHENE
Es war sehr schön bei dir, Homer,
Nun werde dir dein Herz nicht schwer,
Ergib dich keinen Liebesleiden,
Athene muß jetzt von dir scheiden.
ARTEMIS
Wie schön, dass wir uns wiedersahn,
Jetzt muß ich nach des Schicksals Plan
Von dannen gehn. Du sollst nicht fluchen
Und sollst mich auch nicht weiter suchen!
(Athene und Artemis ab.)
APHRODITE
Es ist mit einem Mal so stille!
Mein Freund, was wäre jetzt dein Wille?
HOMER
Geliebte, alles was wir müssen,
Das ist uns küssen, küssen, küssen.
Du liebes Weib, mit einem Wort:
Komm, treiben wir der Liebe Sport!
APHRODITE
Bei meinem hochverehrten Hintern:
Ich muß erst schauen nach den Kindern.
HOMER
Ich aber frag mich langsam auch:
Was machen sie? Hier riechts nach Rauch!
ANTEROS
Ach liebe Mutter, nicht mehr schwätzen!
Ich, Mama, will dir jetzt was petzen!
Der Eros machte Feuer an!
Das darf nur ein erwachsner Mann.
Er spielte mit dem Feuerzeug!
EROS
Anteros, halt den Schnabel, schweig!
HOMER
Ich glaube, meine Wohnung brennt!
Rasch, vielgeliebte Kinder, rennt!
APHRODITE
Homer, mit Macht von Überwindern
Sei du der Retter meinen Kindern!
Das Feuer, des Geprassels Prasser,
Ich will es löschen mit dem Wasser!
(Homer nimmt Eros auf den Arm, Anteros an die Hand und ruft Apoll zu, so eilen sie hinaus. Das
ganze Haus steht in Flammen.)
EROS
Homer, Homer, es ist zu spät!
Die Aphrodite untergeht!
APOLL
Wie hart schlägt Gottes Vaterhand!
Weh, Aphrodite ist verbrannt!
HOMER
Herr Jesus hat sie doch gerettet
Und sie im Paradies gebettet!
Da feiert Jesus Nazarenus
Die Hochzeit mit der Göttin Venus!
EROS
Ach, Aphrodite ohne Mängel,
Ist jetzt geworden unser Engel!
ANTEROS
Was soll jetzt aus uns Kindern werden
In diesem Jammertal der Erden?
HOMER
Ich bringe euch zu dem Zentauren!
Ihr Kinder sollt nicht länger trauren!
Seht, Chiron ist ein Pädagog,
Der Kinder nie gewaltsam bog,
Er macht den einen und den andern
Als Pädagog zu Alexandern,
So klug wie Aristoteles
Und so verliebt wie Sokrates
In Alkibiades gewesen,
Das können wir bei Platon lesen.
Ihr werdet auf Atlantis leben
Und über euch wird segnend schweben
Sankt Aphrodite ohne Mängel,
Fürsprecherin und Hüte-Engel,
Für immer sei euch Advocata
Sankt Aphrodite Immaculata!
EROS
(umschlingt den Hals von Homer und weint)
Ach Herzensväterchen Homeros,
Du liebstes Papachen von Eros,
Wie war die Zeit mit dir so schön!
HOMER
Wir werden uns nie wieder sehn!
Wie grausam, Gott, ist der Verlust!
Ich heul an Aphrodites Brust,
Mich tröste Aphrodites Busen!
Vor Kummer schweigen meine Musen!
Fort ist am Dasein alle Lust
Durch diesen grässlichen Verlust!
Wie soll es mit mir weitergehen?
APOLL
Wird Aphrodite auferstehen?
HOMER
Gott wird sie auferwecken, ja,
Die Selige Urania!

NEUNTE SZENE

(Gebirgsgegend, Hain von Ölbäumen, Eichen. Über einer Steineiche eine seltsame
Lichterscheinung. Homer staunt die Lichterscheinung an.)

HOMER
Die weißen Laken eines Bettes
Trägt dieses Weib, es ist ein nettes,
Ich sehe kein Gesicht voll Charme
Und seh am Leibe keinen Arm...
(Plötzlicher Windstoß rauscht in den Eichen.)
O Gott, du rauschst in diesem Wind!
Was bin ich armes Menschenkind,
Daß du dich meiner annimmst, Gott?
Ich bin nur Odem im Schamott!
(Plötzlich kommt ein junges Mädchen, sie ist wunderschön, wie das Modell eines Venusmalers.)
Wer bist du, wunderschönes Mädchen?
Du kommst woher, aus welchem Städtchen?
HELENA
Ich bin die Helena von Sparta,
Bin nicht Maria und nicht Martha,
Ich bin die junge Helena,
Die Nichte der Urania!
HOMER
Wie alt? Wie lang sind deine Haare?
HELENA
Ich zähl im Maien sechzehn Jahre.
Die braunen Haare reichen so
Mir beinah bis zu meinem Po.
HOMER
Bildhauer möchte ich sein, bei Amor,
Und hauen deinen Leib aus Marmor.
Ich wäre ein Praxiteles,
Dem zugeschaut einst Sokrates,
Wie er gemeißelt schön die Phryne
So aphrodisisch schön, der Kühne.
Ja, oder ich wär der Apelles,
Ich malte dann ein Bild, ein helles,
Wie Kypris steht auf einer Muschel
In ihrer Lockenflut Gewuschel.
HELENA
Wer bist du denn, bist du ein Maler?
Du bist ein alter Mann, ein kahler,
Ein alter Mann mit dickem Bauch
Und stinkend deines Mundes Hauch.
Ich aber, schön wie Stella Maris,
Ich lieb den schönen Jüngling Paris!
HOMER
Ob Matutina oder Maris,
O Stella, liebe nur den Paris,
Ich will dich ja auch nur bedichten.
Sonst gäb es ja auch nur Geschichten,
Wenn ich dich lieben wollte, Kind.
Du weißt doch, wie die Leute sind.
Ich schreib ein episches Gedicht,
Den Hymnus auf dein Angesicht.
HELENA
Homer, das ist zuviel der Ehre,
Das ist ja mehr als ich begehre.
Ich schon die Iliade seh
Und lese schon die Odyssee.
Doch zeig die Bücher, deinen Veda,
Nicht meiner strengen Mutter Leda!
HOMER
Die Königin ist fromm und züchtig.
HELENA
Sie ist auch rasend eifersüchtig,
Besonders, wenn ein trunkner Dichter
Preist ihrer Tochter Augenlichter
Und schwärmt für ihrer Tochter Charme
Und Reiz und Liebreiz – Gott erbarm! –
Dann wird die Luft für Leda stickig,
Dann wird sie zänkisch, wird sie zickig!
HOMER
Was sagt die Mutter Leda dann?
HELENA
Ja, ja, so ist der böse Mann,
Verrückt nach junger Mädchen Reiz,
Die Alten schlagen sie ans Kreuz,
Nie lieben sie die armen Alten,
Stets nur die Mädchen ohne Falten,
Wo nicht die Brüste welk und schlaff,
Wo Mädchenbrüste fest und straff!
HOMER
Ich mich doch ziemlich irren müsste,
Wenn nicht ganz himmlisch deine Brüste!
HELENA
Doch will ich nicht den Schleier lüpfen!
HOMER
Ich seh der Ricke Kitze hüpfen!
HELENA
Nun gut, du darfst mein Dichter sein,
Das darf nur wissen Gott allein!
HOMER
Urschönheit der Urgottheit, Heil!

TANNHÄUSER

Eine Oper

ERSTER AKT
ERSTE SZENE

(Südfrankreich. Grotte mit Quelle. Umher Weinberge. In der Grotte auf einem breiten roten
Samtbett mit vielen Kissen die Venus und in ihren Armen Tannhäuser. Turteltauben gurren.)

VENUS
Wohin ist alle Welt? Verschwunden ist die Erde!
TANNHÄUSER
Und nicht als Hirte mehr ich weide meine Herde!
VENUS
Groß wie das Weltenall ist unsre Einsamkeit.
TANNHÄUSER
Doch diese Einsamkeit ist unsre Zweisamkeit.
VENUS
Wir liegen Arm in Arm, wir beiden Weltentrückten.
TANNHÄUSER
Mag reden alle Welt von Narren und Verrückten.
VENUS
Im All sind wir allein, Zweieinheit in dem All.
TANNHÄUSER
Im Rosenkelche ruht und trinkt die Nachtigall.
VENUS
Ich bade meinen Leib in Sonnenlicht und Mondschein.
TANNHÄUSER
Ich bade meinen Geist in deiner Lippen Rotwein.
VENUS
Hier schmäht uns keiner mehr für unsre Himmelslust.
TANNHÄUSER
Wie selig unbewusst ich ruh an deiner Brust!
VENUS
Die Götter stören nicht, hier schweigen selbst die Musen.
TANNHÄUSER
Ich trink der Liebe Milch aus deinem Taubenbusen.
VENUS
Hier lacht kein Philosoph und schmäht der Liebe Leib.
TANNHÄUSER
Der Mann vollkommen ist, vollkommen ist das Weib.
VENUS
Gedanken schweigen still, wir lächeln leise selig.
TANNHÄUSER
So still ist mein Gemüt, so heiter doch und fröhlich.
VENUS
Die Liebe ist allein die Seligmacherin.
TANNHÄUSER
Ich glaube, dass ich schon im Paradiese bin!
VENUS
Und mehr und immer mehr genieß ich deine Küsse.
TANNHÄUSER
Es ist Elysium voll trunkener Genüsse.
VENUS
Die Liebe ist wie Milch und Wabenhonig süß.
TANNHÄUSER
Dein lieber lichter Leib ist all mein Paradies!
VENUS
Die wir auf Erden schon wie Himmelsgeister leben...
TANNHÄUSER
Dein Busen fruchtbar ist und prall wie trunkne Reben!
VENUS
Im Weinberg ruhen wir, die Sonne lächelt mild.
TANNHÄUSER
Es ist Elysium dies selige Gefild.
VENUS
Mein lieber Leib sich hüllt in nichts als Licht der Sonne.
TANNHÄUSER
Dein Antlitz heiter schön ist meines Lebens Wonne.
VENUS
In meine Augen schau nur Einen Augenblick.
TANNHÄUSER
Ich seh den Ozean der Liebe voller Glück.
VENUS
Ah, diese Wonne wird in Ewigkeit nicht enden!
TANNHÄUSER
Aus deiner Augen Blau die lichten Blitze blenden!
VENUS
Mein Mann und mein Gemahl! Mein Liebling und mein Kind!
TANNHÄUSER
Geblendet, Göttliche, ich bin geblendet, blind!
Ich kann die Augen jetzt nicht mehr an Venus weiden,
Jetzt muß ich in die Welt und leiden, leiden, leiden!
Geblendet von dem Licht der Gottheit, deinem Glanz,
Ist um mich dunkle Nacht! Ich seh den Dornenkranz!
Nein, deine Schönheit kann man nicht in Marmor meißeln.
Ich aber dürste jetzt nach Schlägen, Peitschen, Geißeln!
Nicht schmecken darf ich jetzt mehr deines Leibes Brot.
Komm jetzt, Martyrium, komm, Sühneopfertod!
VENUS
Du gehst jetzt in die Welt, zu stillen dein Begehren
Nach Martern? Doch du wirst zu Venus wiederkehren!
(Tannhäuser wirft sich einen Purpurmantel um und verlässt die Grotte der Venus.)

ZWEITE SZENE
(Mittelalterliches Deutschland, also das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Um den Fluch
der Pestratten abzuwehren, ziehen Flagellanten in einer Buß-Prozession durch die kotigen Gossen.)

PRIESTER
O Herr, uns plagt der Tod, der Schwarze Tod, die Pest,
Der Roma deutsches Reich ward ganz zum Rattennest,
Wo Seuchen überall und böse Geister lungern,
Die Krankheit ist zum Tod, die Armen Gottes hungern,
Uns plagt die Teuerung, wir fürchten uns vorm Sieg
Des Antichristen, der uns überzieht mit Krieg.
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
PRIESTER
Die Sünde klagt uns an, wir selber sind die Sünder,
Zu Huren gingen wir und schändeten die Kinder!
Zur Hure Babylon die Kirche wurde fast,
Der Papst in Avignon ist bei den Sündern Gast.
Wir, die wir ein Idol aus Felsenherzen meißeln,
Wir unsern armen Herrn und Heiland wieder geißeln,
Mit Peitschen peitschen wir den armen Gottessohn,
Indem wir frevelhaft begehn die Kommunion.
Des Krieges Opfer schrein mit schriller Stimme Gellen,
Die Mönche gleichen gar den Homosexuellen,
Wie Heiden leben wir und heißen Christen doch
Und gehen Belial und Beelzebul im Joch!
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
PRIESTER
Doch Gottes Kelch ist voll, jetzt überfließt der Born
Des Grimmes Gottes, Gott schenkt Wein uns ein im Zorn,
Die bittre Hefe noch wir lecken, trunkne Zecher,
Wenn Gott zerschlägt den Kelch, zu Scherben schmeißt den Becher,
Der Donner donnert laut, Gottvaters Donnerstimm’
Zutiefst erschreckt die Welt, Gott zürnt in seinem Grimm!
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
PRIESTER
Herr Jesus steht jetzt auf, in seiner Rechten hält
Der Totenrichter jetzt und starke Gottesheld
Den Bogen Gottes und des Gotteszornes Pfeile!
Sein Pfeil, das ist die Pest! Wir wichen ab vom Heile
Und leiden Strafe jetzt, wenn Gott der Herr sich rächt,
Des Herrn Gerechtigkeit im Zorn uns tödlich schwächt!
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
PRIESTER
Die Sünden sühnen wir und gehn den Weg der Buß’,
Wir grüßen Unsre Frau mit ehrfurchtsvollem Gruß,
Die Schönste aller Fraun vom weiblichen Geschlechte!
Im Zorn erhoben ist noch Jesu Christi Rechte,
Doch Unsre Liebe Frau hält Gottes rechten Arm
Zurück durch ihr Gebet voll liebevollem Charme!
Wenn Jesus Christus zürnt, der Herr zürnt seinen Schafen,
Wenn Gott der Richter kommt, die Sündenwelt zu strafen,
Dann bittet Unsre Frau für uns um Gottes Huld,
Des Herrn Barmherzigkeit mit aller unsrer Schuld,
Erbittet uns Verzeihn für unsern Sündenwandel
Und deckt die Christenheit mit ihrem Sternenmantel.
Sie hält allein zurück des Herrn Gerechtigkeit
Durch ihre Frauenhuld, der Frau Barmherzigkeit!
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
PRIESTER
Wenn an dem Jüngsten Tag einst an dem Weltgericht
Gottvater ernst verhüllt sein lichtes Angesicht
Und schaut zum Gottessohn, ob Gnade wir gefunden
Bei Jesus unserm Herrn, dann sehn wir seine Wunden,
Die wir verursacht selbst durch alle unsre Schuld.
Wird Jesus haben dann mit unsrer Schuld Geduld?
Doch Hoffnung haben wir, wir orthodoxen Christen,
Denn dann wird Unsre Frau stehn mit entblößten Brüsten
Und sagen zu dem Sohn: O Jesus, Seelengast,
Schau diese nackte Brust, dran du gesogen hast,
Der du als Menschensohn gesogen an dem Busen,
Erbarme dich der Welt, der wirren und konfusen,
Bei meiner Milch, o Sohn, erbarme dich der Welt!
So kommt der Christenmensch doch noch ins Himmelszelt.
FLAGELLANTEN
Maria, Königin uns Elenden und Armen,
Schenk uns dein Mutterherz voll herzlichem Erbarmen!
(Stille.)
TANNHÄUSER
Gott schuf das Chaos erst, das ungestalte Meer,
Das Universum schuf dann herrlich Gott der Herr,
Gott schuf dann die Natur, Gott schuf die Menschenaffen,
Gott schuf den ersten Mann, das Urbild aller Pfaffen,
Der Schöpfung Krone schuf dann Gott der Schöpfer, schau,
Da war es wirklich gut, als Gott erschuf die Frau,
Gott sprach: Es ist sehr gut! Und in des Himmels Hafen
Zufrieden ging der Herr mit seiner Weisheit schlafen.

DRITTE SZENE

(In einer Burg in Deutschland. Zwei Minnesänger nehmen Tannhäuser in ihren parnassischen Orden
auf.)

ERSTER MINNESÄNGER
Oh, die Prinzessin, oh! Als ich zuerst gesehn
Die wunderschöne Maid, wie Gottes Tochter schön,
Schien sie mir unbefleckt und rein wie eine Göttin,
Ganz reiner Geist zu sein, wie Gottes eigne Gattin!
An ihrer Stirne sah ein Zeichen, ohne Spott,
Ich strahlend klar und licht, da schaute ich den Gott,
Den Gott der Liebe sah ich licht auf ihrer Stirne!
Ich schämte mich: Ich war verliebt in eine Dirne,
Der niedern Minne Lust, gemeine Fleischeslust
Genoss ich Sünder einst an einer Dirne Brust.
Jetzt aber kam die Maid, die geistig-reine, keusche,
Ich schämte mich der Lust, der Sinnlichkeit im Fleische.
Wer wird je würdig sein, dass er die Jungfrau preist?
Sie ist ein Engel rein, ein makelloser Geist.
Fort mit der Sinnlichkeit und mit den Konkubinen,
Urania allein im reinen Geist zu dienen,
Urania allein zu singen Lob und Preis!
Mein Platon steht mir bei, der von der Liebe weiß,
Die Himmlische allein, die Heilige und Reine
Ist rühmenswert und nicht die Irdische, Gemeine.
Vergeistigt will ich sein und werden ohne Spott
Durch meiner Göttin Gunst ein junger schöner Gott
Und in Elysium lustwandeln, trotz der Spötter,
Die Göttin und ihr Gott, glückselig wie die Götter!
ZWEITER MINNESÄNGER
Als meines Herzens Herz und Geistesaugen sahn
Den Christus jung und wild, da schien er mir der Wahn,
War Magdalena ihm Geliebte, war die pure
Hetäre, Sünderin und ewigliche Hure!
Die Hure und der Wahn, der Gott und seine Braut,
So in der Jugend hab ich Christus angeschaut.
Doch eines Tages sah ich die Prinzessin, siehe,
Sie war der Morgenstern der rosa Morgenfrühe,
Sie war so makellos, ein reiner Himmelsschein,
Sie war die Weiße Frau, die Schöne Dame rein,
Sie war so ohne Fleck und Fehl und ohne Mängel,
Kein Mensch mehr, sondern ein geoffenbarter Engel,
Nicht irgendeine Frau – die Ewigliche Sie,
Ein Engel, der erschien vom Stern der Phantasie,
Ein Engel war fortan für mich die Schöne Dame
Und Engel war fortan für mich des Gottes Name.
TANNHÄUSER
Ich sah in einem Bild die Hure Babylon,
Ich sah im Dasein sie, ich, Gottes Lieblingssohn,
Auf einem Löwen ritt die wilde nackte Hure,
Die Göttin aller Lust und Wollust, ja die pure
Hetäre, offenbar war ihre bloße Brust,
Der Löwe, den sie ritt, der Löwe war die Lust,
Die Haarflut wallte lang auf ihre großen Brüste,
Der Inbegriff der Lust, die Spenderin der Lüste,
Sie hielt in ihrer Hand den Kelch mit Zypernwein,
Gewürzt mit Nelken und von blutigrotem Schein,
Den Wein der Hurerei sie schenkte in den Becher,
Lustknaben waren da betrunken ihre Zecher,
Auf sieben Hügeln sie als wilde Wölfin lag,
Blutrünstig sah ich sie an ihrem Jubeltag
Die Lippen lecken sich, besoffen von dem Blute
Der Heiligen des Herrn, die sie im Übermute
Geschlachtet am Altar der Götzenhurerei,
Die Heiligen des Herrn mit einem lauten Schrei
Noch segneten mit Gott die Hure aller Huren
Und triumphierend dann in Gottes Himmel fuhren!
Dann habe ich im Geist die reine Maid geschaut,
Die Nymphe Gottes sie, des Lammes Jungfrau-Braut,
Jerusalem, die Maid, die Heilige und Reine,
Erschien im weißen Kleid, im goldnen Glorienscheine,
Jungfräulich rein und keusch, im weißen Linnen sie,
Umtönt vom Engelchor, der Sphären Harmonie,
Vom Himmel kam herab die Heilige und Reine,
Von Jaspis, Jade und von manchem Edelsteine,
Saphir und Onyx und von Lapislazuli,
Türkis und Malachit geschmückt die reinste Sie,
Mit Tränenperlen war geschmückt der Jungfrau Krone,
Von Elfenbein gebaut der Thron, sie saß in ihrem Throne,
Im Thron von Elfenbein zu sehen Gottes Lamm,
Gott Ja und Amen als der Jungfrau Bräutigam!
ERSTER MINNESÄNGER
Ja, die Prinzessin ists! Die Ewigliche Schöne!
Mit deinem Minnesang du die Prinzessin kröne!
ZWEITER MINNESÄNGER
Ja, die Prinzessin hat als Engel offenbart
Dir die Vision von Gott, die reine Jungfrau zart.
TANNHÄUSER
Wenn die Prinzessin ihr verehrt als Frau der Frauen,
Will die Prinzessin ich in ihrem Leibe schauen!
Ist sie ein Geist allein? Lebt sie im lichten Leib?
Ach, die Prinzessin muß wohl sein ein Überweib!

ZWEITER AKT

ERSTE SZENE

(Die Prinzessin vor ihrem Spiegel.)

PRINZESSIN
Ihr Minnesänger all, ihr liebt ja nicht die Frauen,
Ihr wollt Ideen nur in eurer Seele schauen!
Der Minnesänger singt, was er im Innern sah,
Die eigne Seele schaut er, seine Anima.
Er schaut Ikonen an und wunderbare Tücher
Und träumt von Musen, Feen. Die Damen seiner Bücher
Umtanzen seinen Geist, da schaut er ideal
Der Schönheit Ur-Idee aus dem Ideensaal.
Pandora ist es wohl! Athene gab ihr Weisheit
Und Aphrodite Charme, charmanten Lächelns Leisheit,
Und Hera gab den Arm, den lilienweißen Arm,
Und Kybele die Brust! O dass sich Gott erbarm,
Pandora soll ich sein und die Idee der Frauen!
Was alles ein Poet in einer Frau will schauen!
Das aber bin ich nicht, bin nicht Maria mild
Und Aphrodite schön, ich bin kein Marmorbild.
Wer aber liebt mich selbst in meinem eignen Wesen?
In keinem Minnelied hab ich bisher gelesen,
Was selber ich gefühlt und wie ich selber bin,
Kein Minnesänger weiß von meinem innern Sinn.
Wer also liebt mich selbst? Ihr Neider, werdet gelber!
Ich liebe mich allein, ich lieb mich eben selber!
Gewiss, es schmeichelt mir, die Schönste aller Fraun
Zu sein im Minnesang, die Sulamithin braun,
Die Venus Hesiods, Athene des Homeros,
Wenn ich das Ideal von Weisheit und von Eros,
Wenn, Magdalena ich, anbete vor dem Kreuz,
Zugleich die Venus bin, der Inbegriff von Reiz,
Ich Feenkönigin, ich Zauberin Morgana,
Mondgöttin keusch und weiß, die himmlische Diana,
Die Himmelsliebe selbst bin ich, Urania,
Die Schönste aller Fraun, die schöne Helena,
Von Tyrus Helena und Helena von Sparta,
Mal Magdalena bin und mal die Schwester Martha,
Wenn angebetet ich wie Hagia Sophia,
Das Frauenideal wie Unsre Frau Maria,
Das schmeichelt mir, gewiss. Doch weiß ich, der Poet
In Eros Flammen stets im Fegefeuer steht,
Er tut so fromm und keusch, doch will er mit mir schlafen,
Er will doch eigentlich nur in den Ehehafen,
Ob er jungfräulich auch im Zölibate keusch
Lebt wie ein Engelsgeist, doch stärker ist das Fleisch,
Doch stärker ist der Trieb, die Sinnlichkeit der Sinne,
Er möcht zu gern von mir im Gras die niedre Minne!
Und wenn nun predigt gar der Minner und Poet
Und spielt den großen Geist, begeistert als Prophet
Von Gottesliebe spricht und von der Nächstenliebe,
Wenn er von Liebe spricht, dann reimt er immer Triebe!
Ach, Gott zu lieben und den Nächsten, was ist das?
Das kommt von ganz allein, bei Göttin Veritas,
Das kommt von ganz allein, wenn ich mich selber liebe!
Ihr Minnesänger seid begierig Herzensdiebe,
Ich aber schenk mein Herz nicht einem Minner hin,
Weil ich nicht Hälfte nur, ein halber Apfel bin,
Der ganz erst wird und heil durch eines Mannes Gnade.
Nein, ich bin nicht geschnitzt aus eines Mannes Wade!
Ich bin ein Teil von Gott, ich bin von Gott ein Stück!
In meinem eignen Selbst wohnt ganz allein mein Glück!
Lieb ich mich selber nicht, wie soll ich Gott dann lieben,
Lieb ich mich selber nicht, so steht es doch geschrieben,
Wie soll ich lieben dann den Nächsten wie mich selbst?
Zwar sterben muß mein Ich, dann lebt mein Wahres Selbst,
Mein Wahres Selbst jedoch ist Gottheit, Mensch geworden!
Was soll ich denn als Frau in eurem Männerorden?
Ich bin ein Stück von Gott, bin Gottheit inkarniert!
Ihr aber gebt euch hin, dass ihr euch selbst verliert!
Hingebt ihr euer Herz, wollt euer Herz mir schenken,
Wollt euer Liebesherz tief in mein Herz versenken,
Laß sterben euer Herz, auf dass es aufersteht
In meiner Lust an euch! Drum jammert der Poet:
Sie liebt mich nicht, ach sie ist Mörderin und mordet
Mein ganzes Lebensglück! Von Jammer überbordet
Wird krank dann der Poet, gerät in irren Wahn,
Zum Selbstmord schleicht sein Geist auf kranken Wahnsinns Bahn
Und wenn er dann sich selbst gemordet mit dem Messer,
Dann sage ich mir selbst: Ich aber mach es besser!
Wo ist ein Menschengeist, der mich zutiefst versteht,
Ein Geist, der mich erfreut, ein Freund, der mit mir geht,
Ein Hoherpriester, der verzeiht mir alle Sünden,
Und ein Prophet, der nicht mein Fehlen will verkünden,
Wo eine Mutter, die mich tröstet in dem Schmerz,
Wo eine Liebe, wo, die ganz erfüllt mein Herz?
Das alles ist mein Selbst! Ja, allen den Betrübten
Sagt jetzt mein Wahres Selbst: Allein die Selbst-Verliebten
Im Orden ihres Ichs glückselig sind allein!
Ich bleib mit meinem Selbst in Einsamkeit allein!

ZWEITE SZENE

(Die Prinzessin in ihrem Rosengarten. Tannhäuser kniet vor ihr.)

TANNHÄUSER
Je vous salue, Marie! – Prinzessin, meine Liebe!
PRINZESSIN
Ja, ja, ich weiß, Poet: Der Mächtigste der Triebe!
TANNHÄUSER
Du bist so wunderschön! Allmächtig ist dein Reiz!
PRINZESSIN
Gleich sagt du noch, Poet, ich schlüge dich ans Kreuz!
TANNHÄUSER
All meines Lebens Sinn, mein Atem, meine Seele!
PRINZESSIN
Wann schenkst du wieder mir von Goldschmuck und Juwele?
TANNHÄSUER
Anbetung fühle ich, ich knie vor meinem Gott!
PRINZESSIN
Und morgen hast du nur für meine Torheit Spott.
TANNHÄUSER
O Rosa Mystica, ich bin dein trunkner Falter!
PRINZESSIN
Ja, weil ich jung und schön. Was aber dann im Alter?
TANNHÄUSER
O, meine Liebe ist ganz rein, platonisch keusch!
PRINZESSIN
Was aber, wenn ich erst dir kitzele dein Fleisch?
TANNHÄUSER
Ach lieb mich doch, mein Gott, du Gottes Gottheit heilig!
PRINZESSIN
Ist erst der Reiz dahin, dann bin ich dir langweilig.
TANNHÄUSER
Ach Engel, liebe mich, ich fleh dich an voll Scheu!
PRINZESSIN
Die Liebesschwüre sind ja allesamt nicht neu.
TANNHÄUSER
In Minnehofs Gericht bist du mein Seelenrichter!
PRINZESSIN
Das sagten andre schon, das ist gestohlen, Dichter!
TANNHÄUSER
Allah selbst fleht dich an, du göttliche Allath!
PRINZESSIN
Das immerhin, Poet, das ist kein Plagiat...
TANNHÄUSER
Du raubtest mir mein Herz, du Königin der Diebe!
PRINZESSIN
Begreife endlich dies doch, dass ich dich nicht liebe!
Ich lieb dich nicht, ich lieb dich nicht, ich lieb dich nicht!
TANNHÄUSER
Prinzessin! Jetzt ist wohl der Jammer meine Pflicht?
In tragischer Manier ich blute vor der Rose,
Warum ist nicht ein Weib ein Blümchen Dornenlose?
Wie reizend ist der Kelch! Wie stechend ist der Dorn!
Kein Zorn ist ja so schlimm wie wilden Weibes Zorn!
Der arme Israel bei Lea und bei Rachel –
Dort Schlangenschwanz und dort der Skorpionenstachel!
Ich bat wohl meinen Gott um einen leckern Fisch,
Seezunge, Scholle, Butt auf meinem Mittagstisch,
Da gibt mir dann mein Gott, da bin ich gar nicht bange,
Da gibt mir dann mein Gott bestimmt nicht eine Schlange!
Ich bat einst meinen Gott als Beter fromm und frei:
O lieber Gott, ich bitt dich, gib mir dieses Ei!
Da gibt mir Gott nicht den Skorpion mit seinem Gifte!
Ich schrieb einst ein Gebet mit meinem flinken Stifte:
Dies weiße Dampfbrot, Gott, gib mir dies heiße Brot!
Meinst du, dass mir mein Gott da einen Kiesel bot?
Was also soll ich laut aufjammern, schreien, klagen?
Soll ich der Rose Dorn ins Herz mir selber jagen?
Ja, so tut ein Poet! Die wahre Nachtigall
Durchbohrt sich selbst die Brust, so lieblich wird ihr Schall,
Das ist der Nachtigall von Amor zuzumuten,
Der Rose spitzer Dorn lässt Nachtigallen bluten,
So wird der Lorbeerkranz Poeten nur zuteil,
Drum Heil dir, Schlangenschwanz, Skorpionenstachel, Heil!
Ja, schlag mich an das Kreuz, das wird mich noch vergotten!
Nein, üble Laune lässt mich über Weiber spotten!
Hanswurst nimm dir zum Mann und dien ihm als Gemahlin,
Ich bin kein Troubadour, du bist nicht Provencalin.
Dein Körper ist gebaut wie Aphrodites Leib,
Von Marmor ein Idol dein Körper, schönes Weib.
Fragt mich dein stumpfer Blick, was mir noch weiter fehle?
In deinem Golem-Leib fehlt eine schöne Seele.
Zwar denkt zu gern ein Mann: Dies Mädchen herrlich blüht
Wie Pflaumenblüte schön, drum schön ist ihr Gemüt.
Doch irrt sich oft der Mann. Was sollen alle Reize
Des Körpers einem Mann bei kargem Herzensgeize?
Nicht Schmuck und Schminke und ein Reizkleid schmückt den Leib,
Die Liebe ists allein, die lieblich macht ein Weib!
Doch du bist solch ein Weib, die Liebe weiß zu wecken,
Dein eignes Herz jedoch im Busen zu verstecken,
Die du verehrt wirst und geliebt und man vergisst,
Daß steinern ist dein Herz und dass du lieblos bist!

DRITTE SZENE

(Auf der Burg der Prinzessin. Prinzessin, Tannhäuser und zwei Minnesänger. Minnehof,
Sängerwettstreit.)

PRINZESSIN
Singt, Minnesänger, singt dem Mächtigsten der Triebe,
Ich schenke meinen Kranz dem schönsten Lob der Liebe!
ERSTER MINNESÄNGER
Die Liebe, die ich preis, ist Platons Ideal,
Die Liebe zur Idee aus dem Ideensaal.
Ein Mann sieht eine Frau, er hebt die Augenbraunen
Und glättet seine Stirn, verwirrt steht er voll Staunen
Und schaut die Göttin an in lichter Gloria,
Er schaut die Venus selbst, ich mein, Urania!
Nicht die konkrete Frau, die irdisch ist und sterblich
Und deren Schönheit ist der Zahn der Zeit verderblich,
Die liebt er wahrlich nicht, er liebt nur die Idee.
Idee ist nicht die Frau? Das ist ja all sein Weh!
Doch drüber soll ein Narr und Idiot nicht spotten,
Es will der Platonist die Lieblingin vergotten,
Bis sie geworden ist: Werd, was ich in dir seh,
Werd Gottes Ebenbild und himmlische Idee!
PRINZESSIN
Du musst noch den Begriff der Liebeskunst erweitern,
Denn dieser Platonist wird an der Liebe scheitern!
ZWEITER MINNESÄNGER
Ich lieb die Liebe nicht, der Leidenschaften Fron,
Frau Minne ist allein mir Kult und Religion.
Die Hohe Minne soll den Minnenden erlösen
Von seinem eignen Ich, dem Schlimmsten aller Bösen!
Erlöserin allein ist Sie, die Hohe Frau,
Die Göttin-Dame in des hohen Minners Schau.
Er betet rein und fromm zur ewig nicht Verführten,
Zur Keuschheit in Person, zur hohen Unberührten,
Die klar ist wie das Eis, wie Eiskristall so keusch,
Ein reiner Engelsgeist, ein Hauch ist all ihr Fleisch.
Er kniet vor ihrem Thron, sie sklavisch anzubeten.
Sie ist nicht Eva ihm, laszives Weib aus Eden,
Sie ist Madonna ihm, ist Unsre Liebe Frau,
Ihr Kleid ist seidenweiß, ihr Mantel himmelblau,
Zu Füßen ihr der Mond, umglänzt sie Gottes Sonne,
Wie Unsre Liebe Frau die Muse und Madonne,
In einer Aura sie der höchsten Gottheit steht,
In Ihr verehrt den Herrn der liebende Poet!
PRINZESSIN
Gewiss, die Dame wird den Minner nicht vergotten,
Den Sklaven wird die Frau mit scharfem Spott verspotten!
TANNHÄUSER
Urania lobpreist der trunkne Platonist,
Madonna tief verehrt der Minner und der Christ.
Doch ich bin ein Poet, der Enkel des Homeros,
Ich preis als meinen Gott den Gott der Liebe, Eros!
Ja, Eros triumphiert in meinem Hohen Lied,
Priapus triumphiert mit seinem Mannesglied!
Was Platonismus und was religiöse Minne?
Glückselig machen mich die Lüste meiner Sinne!
Ich will, ich will zurück zum Schoße der Natur,
Ich suche Glück und Lust, mich lehre Epikur,
Des goldenen Äons elysisch-heitre Zeiten
Schmeck ich erneut im Fest der süßen Sinnlichkeiten!
Idee und Religion? Ich liebe mehr die Brunst!
Ja, Venus lehrte selbst mich ihre Liebeskunst!
Ja, Venus lehrte selbst mein Mannesglied das Zeugen!
Ich sprech Mysterien, drum will ich mystisch schweigen.
PRINZESSIN
Wann lehrte Venus dich und wo der Liebe Werk?
TANNHÄUSER
Als ich geborgen war dereinst im Venusberg!
PRINZESSIN
Bei Davids großem Sohn, bei Salomo und Nathan,
Geh, Schlange Luzifer, geh, roter Drache Satan!
Geh, pilgere zu Fuß, zerreiße dir den Fuß,
Geh, pilgre barfuß du und unbeschuht zur Buß,
Verlass der eitlen Welt Theater, Weltenbühne,
Und opfere dich selbst in reuevoller Sühne,
Daß du nicht länger mehr im Venusberg priapst,
Geh du nach Avignon und flehe an den Papst,
Er möge alle Schuld des Fleisches dir vergeben
Und wieder geben dir des Herzens reines Leben
Und spende dir von Gott dem Herrn die Absolution
Und spende dir von Gott dem Herrn die Kommunion
Und reih dich in die Schar geweihter Gotteskinder.
Tannhäuser, weg von mir, du wüster wilder Sünder!
Epikuräerschwein bist du und Hedonist!
Bekehre dich, Poet, und werde wahrer Christ!
Gott will aus deinem Block noch einen Menschen meißeln!
Zum Papst nach Avignon! Geh! Muß ich dich erst geißeln!

DRITTER AKT

ERSTE SZENE

(Eine arme Bauernmagd in ihrem Sterbebett. Auf dem Bett sitzt der erste Minnesänger und hält der
Bauernmagd die Hand. Neben ihnen sitzt eine unbekannte Schöne.)

BAUERNMAGD
Ich sterbe jetzt, mein Freund, ich fürchte mich vorm Tod!
Sag, wird es Abendrot, sag, wird es Morgenrot?
MINNESÄNGER
Ich weiß nur eins allein, ich fühl in meinem Herzen
Wie Nadelstiche spitz die allerschärfsten Schmerzen.
BAUERNMAGD
Nun sterbe ich allein und bin in großer Not,
Sag mir von deiner Pein, bei meinem armen Tod!
MINNESÄNGER
Ach, die Prinzessin quält mich lieblos fast zu Tode!
Ach, käme doch zu mir des Todes heitrer Bote!
BAUERNMAGD
Halt noch ein wenig aus und dulde deine Qual,
Maria steht dir bei in diesem Tränental.
MINNESÄNGER
Ich war beim Priester ja voll Reue und voll Buße,
Maria grüßte ich mit ehrfurchtsvollem Gruße.
BAUERNMAGD
Sprach dich der Priester los, ob du auch wenig keusch
Und immer noch so sehr begehrst in deinem Fleisch?
MINNESÄNGER
Der Priester gab voll Huld mir ein geweihtes Bildnis,
Da Sulamith steht nackt in Edens holder Wildnis!
BAUERNMAGD
Wie sieht denn Sulamith auf jenem Bilde aus?
Wie die Prinzessin schön vor ihrem schönen Haus?
MINNESÄNGER
Ja, die Prinzessin sah ich so im Licht der Sonne
Wie diese Sulamith, die Paradies-Madonne!
BAUERNMAGD
Halt noch ein wenig aus, mein Minnesänger süß,
Bald lädt Maria dich doch in ihr Paradies!
MINNESÄNGER
Ach liebe Freundin mein, wenn deine Gunst mir bliebe!
Ich danke dir zutiefst für alle deine Liebe!
BAUERNMAGD
Nun lass uns schweigen, Freund. Mein Engel mit mir spricht.
Ich sehe Christi Leib in einem süßen Licht!
(Sie schweigen.)
UNBEKANNTE SCHÖNE
Die liebe Freundin schläft. Schau, wie sie lieblich lächelt!
MINNESÄNGER
Wie deine Wimper schön dir überm Auge fächelt!
Wie deine Nase stolz doch nach Damaskus schaut!
Des Mohrenkönigs bist du die erwählte Braut?
Wo, als im offnen Aug, ist doch die Seele nackter?
Die Adlernase zeugt von herrlichem Charakter.
Des Angesichts Oval, wo hab ich das geschaut?
Noch nie bisher sah ich so makellose Haut!
Die Lippen lächeln süß, charmanten Lächelns küsslich,
Zu küssen deinen Mund, ja sag ich’s? wär genüsslich!
Wie hoch ist die Gestalt! O wie ein Palmenbaum!
Wie Venus bist du schlank, als sie getaucht aus Schaum!
Dein langes weißes Kleid ist wie das Licht der Sonne,
Allmächtig ist dein Reiz, du irdische Madonne,
Jedoch dein Gürtelschmuck, o Gott im Himmelszelt,
Dein Liebreizgürtel ist der Venus Zauber-Belt!
UNBEKANNTE SCHÖNE
Welch eine Ehre, Mann, tust du mir an so freundlich!
Man sagt von dir, du seist sonst allen Frauen feindlich,
Nur die Prinzessin schön sei tief von dir verehrt,
Doch zarte Hoffnung hast du jetzt in mir genährt.
MINNESÄNGER
Wer bist du, schöne Frau? Ich hörte eine Mythe,
Der Gott der Götter Zeus erschuf mit Aphrodite
Ein Weib, ich meine, du bist dieses Weib, denn du
Bist Venus’ Tochter, du raubst mir die Seelenruh!
UNBEKANNTE SCHÖNE
Charmanter Schmeichler! Wär ich eine der Koketten,
Ich würde mich mit dir im Liebeslager betten!
MINNESÄNGER
Die Tote aber, wird sie Werwolf werden, Tier,
Ein Wiedergänger, ein Gespenst, vielleicht Vampir?
UNBEKANNTE SCHÖNE
Ha, ich bin ein Vampir! Ha, meine Lippen taugen,
Dir all dein Lebensmark aus dem Gebein zu saugen!
Doch schau, mein lieber Freund, die Freundin ist erwacht.
BAUERNMAGD
Mein Minnesänger süß, in dieser letzten Nacht
Sprich nicht von dem Vampir, lobpreise nicht die Biester!
Nun geh mit Gott, mein Freund! Gleich kommt zu mir der Priester,
Nach meiner Beichte ich erhoff die Absolution,
Daß ich empfang des Herrn Leib in der Kommunion!
Nun geh mit Gott, mein Freund, du starker Überwinder,
Als frommer Pate du versorge meine Kinder!

ZWEITE SZENE

(Der Minnesänger an einem Wegkreuz, das er mit Butterblumen schmückt. Tannhäuser kommt.)
MINNESÄNGER
Tannhäuser, warest du in Avignon beim Papst?
TANNHÄUSER
Sag mir zuerst, mein Freund, ob du im Traum priapst?
Ich seh in jedem Traum zu allen Mondenphasen
Die Venus mit dem Mund die Knochenflöte blasen!
MINNESÄNGER
Hast du gebeichtet, Freund? Hat dir dann Gottes Sohn
Die Gnade zugeströmt, Verzeihn der Absolution?
TANNHÄUSER
Ach, Avignon ist schön! Dort schwingen sich die Brücken,
Die Mädchen tanzen schön zum seligen Entzücken,
Wie flattert doch das Haar, wie zappelt dort der Rock!
Im Garten machte man zum Gärtner dort den Bock!
Der Papst von Avignon in seinem frommen Wahne
Ist selber ein Poet und großer Erotomane!
MINNESÄNGER
Sahst du die Reihen auch der Kardinäle dort,
Die Priester dort vereint, und sahst du an dem Ort
Die lieben Knaben auch, die schönen Ministranten,
So schön herausgeputzt von ihren frommen Tanten?
TANNHÄUSER
Der Weihrauch hat zumeist wie Rauschgift mich berauscht!
Dem Singsang hab ich auch und dem Latein gelauscht.
Ich hörte auch den Papst in der Karsamstagspredigt.
MINNESÄNGER
Und hast du deiner Schuld des Fleisches dich entledigt?
TANNHÄUSER
Ich klopfte an beim Papst, stand schon vor seiner Tür,
Er sprach: Mein Sohn, ich hab heut keine Zeit dafür,
Komm morgen wieder, Sohn, und seufze deine feuchte
Selbstoffenbarung, Sohn, der Fleischeslüste Beichte.
MINNESÄNGER
So kamest du zurück vom Papst aus Avignon
Und hast gebeichtet nicht, du Venus’ Hurensohn?
TANNHÄUSER
Ich hatte doch Geduld. Es wird der Hohepriester
Mich wohl erlösen noch von meinem Seelendüster.
Ich harrte einen Tag und eine Woche noch.
Der Weiße Sonntag wars nach Ostern, da ins Joch
Der Buß ich mich ergab, um mit dem heißen Stöhnen
Mich mit dem lieben Gott barmherzig zu versöhnen!
MINNESÄNGER
Zur Ohrenbeichte warst du also bei dem Papst?
TANNHÄUSER
Sag mir, mein lieber Freund, ob du im Traum priapst!
Dann sage mir, mein Freund, muß man denn auch die feuchten
Versuchungen im Traum der Mutter Kirche beichten?
MINNESÄNGER
Wenn sie den Atem in die Knochenflöte stößt,
Wenn Venus mit dem Mund die Jubelflöte bläst?
TANNHÄUSER
Ich sagte zu dem Papst, wie Venus göttlich flötet!
Der Greis im weißen Haar, ich glaub, er ist errötet.
MINNESÄNGER
Gab seine Absolution der Papa Pontifex?
TANNHÄUSER
Er nannte Götzendienst den Kult der Göttin Sex!
Mich loszusprechen von der Heidengöttin Venus
Er habe Vollmacht nicht von Jesus Nazarenus.
Wenn Gott ein Wunder tut, der Stab des Papstes blüht,
Dann erst kann er verzeihn, dass wieder ich das Glied
An Christi Corpus sei. Der ich gesündigt habe,
Muß warten, bis ihm sprießt die Spitze an dem Stabe!
MINNESÄNGER
Bei Aphrodites und des Bacchus Sohn Priap!
Schoß auf in Blütenblust des Heilgen Vaters Stab?
TANNHÄUSER
So oft der Schwengel schwang in großen Kirchenglocken,
Der Stab des Pontifex blieb ohne Säfte trocken!
MINNESÄNGER
Vielleicht geschieht doch noch ein Wunder Gottes bald!
TANNHÄUSER
Ich aber will zurück in Venus dichten Wald,
Zum Busen der Natur, in Venus’ feuchte Grotte,
Daß ich das Leben leb von einem jungen Gotte!
MINNESÄNGER
Mein Freund, ich schließ dich ein in mein Gebet zur Nacht,
Daß Gottes Gnad für dich doch noch ein Wunder macht.
TANNHÄSUER
Wenn Jesus sich erbarmt mit herzlichem Erbarmen,
Dann lieg ich selig schon in Aphrodites Armen!
Und spricht mich Gottes Sohn von allen Sünden los,
Dann lieg ich trunken schon in Aphrodites Schoß!
(Tannhäuser wandert weiter. Der Minnesänger kniet vor dem Kruzifix am Wegrand.)

DRITTE SZENE

(Venushügel. Unter dichtem Gebüsch verborgen die feuchte Venusgrotte. Tannhäuser steht vor dem
Venushügel, in seiner Rechten den Pilgerstab, an dessen Spitze eine Muschel. Über dem Venushügel
erscheint die himmlische Venus. Sie trägt ein langes meerschaumweißes Seidenkleid und darüber
einen meerblauen Umhang. Ihre langen goldenen Locken verschleiern die Gestalt.)

TANNHÄUSER
O Göttin Venus, ich komm aus dem deutschen Reiche,
Das deutsche Reich ist heut, ach, ganz wie eine Leiche!
Der Sensenmann geht um, das knöcherne Skelett,
Er lockt Germania, die Frau, in Totenbett!
Ich war in Österreich, ich schaute auch den Kaiser,
Der schon verlor den Thron, er betet nun als Weiser.
Ich war am Zürcher See, wo Großmama Natur
Erfindungen streut aus auf lenzlich-lieber Flur,
Wo Freunde baden nackt, wo baden froh die Nackten
Und singen Oden dann in den antiken Takten.
Ja, schön ist die Natur, die Mutter, in der Schweiz!
Die Freiheit sah ich dort in ihrer Schönheit Reiz!
Ich war im Norden der französischen Bretagne,
Ich nahm auch teil am Krieg, am Krieg in der Champagne.
Champagner trank ich dort und große Mengen Sekts.
Auch sprach ich ein Gebet zur Mittagszeit, die Sext.
Ich trank auch Traubensaft vorm Dome Unsrer Dame,
Sah die Zigeunerin mit ihrem Bräutigame.
Wie schön ist doch die Stadt Lutetia-Paris,
Der Liebeslüste Stadt, der Wollust Paradies!
Die Arche sah ich dort, Titanen und Giganten,
Ich sah den Efeuturm und steinerne Trabanten,
Sah eine schöne Frau, ein schwarzes Netz ihr Strumpf,
Ich sah den Bogen auch, der feiert den Triumph,
Champs-Elyssée sah ich, die Felder von Elysen,
Wo Schatten gehen um in Gartenparadiesen.
Jardin du Luxembourg! Ich sah das Pantherweib,
Im Käftig eingesperrt, samtschwarz der Katzenleib!
Flamingos sah ich dort auf Wassers klaren Wellen
Und wunderschön und schlank die hüpfenden Gazellen.
Den Heliotrop, den Phlox sah ich im Garten blühn,
Platanen sah ich breit, die Lebenskrone grün.
Ich schaute in Paris zum Himmel in die Höh:
Ach, die Pariserin starb im Hotel de Dieu!
Ich sah Lavinia, Äneas Pius, Turnus,
Ich sah den Ehering des göttlichen Saturnus,
Die Leier und den Schwan, den Adler auch. Und oh,
Ich trank das rote Blut des Bacchus von Bordeaux!
(Die himmlische Venus strahlt übers ganze Gesicht. Sie lächelt ihr entzückendstes Lächeln und
breitet ihre Arme aus zum herzlichen Willkommen.)
VENUS
O mein Geliebter du! Ein herzliches Willkommen!
Jetzt endlich bist du doch zu mir zurückgekommen!
Dir offen steht mein Herz wie eine Rose rot,
Ich schenk dir meinen Leib wie süßes weißes Brot!
Ich habe Lust an dir, Geliebter deiner Göttin,
Ich habe Lust an dir, ich bin doch deine Gattin!
Ich habe Lust an dir, ich habe an dir Lust!
Schau! Venus offenbart dir ihre bloße Brust!
(Venus öffnet ihr weißes Kleid und zeigt Tannhäuser ihre makellose jungfräuliche Mutterbrust. Die
Brust ist ohne Muttermal und von perfekter Form und jugendlicher Festigkeit, zugleich von
mütterlicher Fülle.)
TANNHÄUSER
Die Worte fehlen mir, der Dichter muss verstummen!
Was soll die Logik mir, der Theologen Summen?
Ich kann nur singen noch der Liebe Hohes Lied!
O Venus, schöner bist du selbst als Sulamith!
Frau Schönheit bist du selbst, so wahr lebt Nazarenus,
Die Schönheit Gottes du, du Schönheitsgöttin Venus!
VENUS
Tannhäuser, jetzt empfang von deiner Lieben Frau
Den Ehrennamen, den ich dir aus Huld vertrau,
Tannhäuser heißt fortan, beim Ringe Salomonis,
Der Venus Ehemann, du heiße jetzt Adonis!
TANNHÄUSER
Ich bin es ja nicht wert, o Venus, solche Huld!
Tannhäuser bin ich nur, Poet im Minnekult.
VENUS
Nur keine falsche Scheu! Wer Venus darf erkennen,
Der darf Adonis sich mit vollem Rechte nennen.
Ich, deine Venus, nehm dich als Adonis an!
Adonis, Buhle und Geliebter, du mein Mann!
Ich deine Buhlin bin, die Keusche und Kokette,
Dir Konkubine bin im schwülen Lotterbette!
TANNHÄUSER
O Liebste Frau, du bist so gnädig, mild und süß!
Je t’aime, je t’aime, je t’aime, oh mon amour Vénus!

DIE SCHÖNE LIEBE

Ein Lehrgedicht

APHRODITE BEI HOMER

Als Paris auf dem Berge Ida stand,


Erschienen ihm drei Göttinnen vom Himmel.
Wer sei von ihnen denn die schönste Göttin?
So fragten ihn die Göttinnen des Himmels.
Da sah er Hera mit den Lilienarmen,
Die ihm versprach die Herrschaft in der Welt.
Athene sah er mit den Eulenaugen,
Gerüstet aus des Vaters Stirn entsprungen,
Die sie versprach ihm Sieg in allen Kriegen.
Dann sah er Aphrodite vor sich stehen
Und sie ließ alle ihre Hüllen fallen
Und stand barbusig, splitternackt vor ihm
Und sie versprach dem Hirten Paris gern
Die schöne Helena, die schönste Frau
Von Hellas, sie, die Frau des Menelaos.
Und Paris sagte: Aphrodite ist
Die schönste Göttin aller Göttinnen!
So raubte Paris sich die Helena
Und so begann der große Krieg um Troja.

Im Krieg um Troja aber Diomedes


Mit einem Pfeil verletzte Aphrodite.
Die Göttin blutete, die Göttin weinte
Und eilte weinend aus dem Schlachtgefilde
Und stieg hinan den heiligen Olympus
Und weinte in den Armen ihrer Mutter
Dione, die verband die wunde Göttin.
Zeus Vater aber sprach zu Aphrodite:
O Lachenliebende, das Werk des Krieges
Sei nicht dein Werk! Des Ehebettes Werk
Sei ganz allein dein Werk, der Akt der Zeugung,
Der Akt geschlechtlicher Vereinigung
Und alle Wonnen ehelicher Liebe,
Das ist dein Machtbereich, o Aphrodite!

Die Göttin Aphrodite war in Troja


Beliebt, weil einst sie dem Anchises war
Begegnet auf dem Berge Ida, da
Die Göttin beigewohnt dem Mann Anchises
Und schwanger war geworden und Äneas
Geboren hatte, diesen Sohn der Göttin.
Äneas war ein Prinz in Troja, war
Der Göttin Sohn, man nannte ihn auch Pius,
Weil er so fromm vertraute Aphrodite.
Dies alles weiß ich über Aphrodite
Vom blinden Seher-Dichter, von Homer.

APHRODITE BEI HESIOD UND HOMER

Doch Hesiod berichtet, dass der Vater,


Der Vater Uranos in seinem Himmel,
Entmannt ward von dem eignen Sohne Kronos,
Der schnitt mit einer Sichel ab das Glied
Des Vaters, und des Vaters Mannesglied
Fiel in das Mittelmeer, das schäumte auf
Und Aphrodite ward aus Schaum geboren,
Drum heißt die Göttin auch die Schaumgeborne.
Doch Aphrodite heißt auch Schamerfreute
Und Lachenliebende. Die aus dem Schaum
Geborne Aphrodite tauchte aus
Dem Mittelmeer und trieb auf einer Muschel
Vorbei an Knidos, Göttin Knidia,
Vorbei an Kytheräa, o Kythere,
Die göttliche Kythere kam zuletzt
Nach Zypern, darum heißt sie Cypria,
Nach Paphos kam sie, Göttin Paphia,
Und als bei Petra tou Romiou die Göttin
Das Land betrat, da sprossen Rosen auf
Und Oleander blühte auf der Insel.

Homer berichtet aber in der Hymne,


Daß Aphrodite stieg auf den Olymp,
Die Charitinnen oder Grazien
Bekleideten die Göttin mit Gewändern,
Sie schmückten sie mit Gold und Edelsteinen
Und krönten sie mit einer goldnen Krone.
Die Charitinnen führten Aphrodite
Auf den Olympus in die Götterburg.
Die Götter des Olympus alle staunten,
Daß solche schöne Göttin ist gekommen
Auf den Olymp. Es wünschte jeder Gott,
Daß Aphrodite seine Freundin werde.

Die Göttin Aphrodite aber wurde


Vermählt allein dem hinkenden Vulkanos.
Homeros nennt die Göttin Aphrodite
Als Gattin des Vulkanos Göttin Charis.
Jedoch der Göttin Aphrodite Gürtel,
Ihr zauberreicher Liebreizgürtel auch
Heißt Charis, nämlich Liebreiz, Charme und Zauber.
Doch Ares brach die Ehe mit der Göttin
Und lag mit Aphrodite in dem Bett.
Apollon sah es, sagte es Vulkanos.
Der Ehemann umfing die Ehebrecher
Mit einem goldnen Netz. Die Götter kamen
Und lachten ein olympisches Gelächter.
Doch Aphrodite ging nach Paphos, dort
Nahm sie ein Bad und tauchte wieder auf
Als schamerfreute Jungfrau keuscher Blicke.

APHRODITE BEI SAPPHO

Von Sappho aber kann man sagen, dass


Von allen Göttern Griechenlands allein
Die Göttin Aphrodite ihr Idol war.
Von Aphrodite inspiriert sang Sappho
Die zärtlichsten und schönsten Liebeslieder.
So schön war Sapphos Liebeslied, dass Platon
Gar sprach: Neun Musen gibt es, doch die zehnte
Ist Sappho. Sappho diente Aphrodite,
Indem sie Liebe pries und Schönheit pries,
Die Mädchen liebte und die Schönheit liebte,
Die Schönheit der Natur und die der Mädchen.
So scheint die Göttin Aphrodite hier
Verkörperung der Liebe und der Schönheit,
Die Liebe und die Schönheit in Person,
Die ihre fromme Tochter inspirierte,
Mit liebevollen Augen anzuschauen
Die schönen Mädchen, ihre vielgeliebten,
Den vielgeliebten Bruder auch zu lieben,
Die eigne Mutter und die eigne Tochter
Und ganz zu letzt aus Liebe auch zu sterben
Für Phaon, der verschmähte ihre Liebe.

Doch auch Gebete überliefert Sappho


Und nennt die Göttin Aphrodite einmal
Die Tochter Gottes in dem goldnen Thron
Und Zauberin, sie bittet sie zu kommen
In ihrem Wagen, den die Finken ziehen,
Wie Turteltauben ihre Flügel schlagend.
Denn Sappho liebt ein schönes Menschenkind
Und wird von diesem nicht zurückgeliebt.
Da bittet Sappho ihre Liebesgöttin,
In dem geliebten Menschenkinde doch
Die Liebe auch zu Sappho zu erwecken.
Und Göttin Aphrodite spricht zu Sappho:
Ist meine Botin doch die schöne Peitho,
Die süßer Überredung zu der Liebe,
So sag, wen soll die Peitho überreden?
Zwar noch verschmäht der Mensch, den du so liebst,
Verschmäht, was du ihm schenkst, doch wird
Dir bald Geschenke schenken, und verschmäht
So bitter deine honigsüße Liebe
Und wird dich bald mit heißer Inbrunst lieben!
Und Sappho bittet Göttin Aphrodite:
Steh mir im Kampf zur Seite, meine Herrin!

So scheint es, dass die künstlerische Sappho


Nicht viele Götter Griechenlands geliebt,
Nur Eine Gottheit ganz allein geliebt,
Allein geliebt die Göttin Aphrodite.

DIE LIEBE BEI EMPEDOKLES

Empedokles (vielleicht auch Empedokles)


Beschreibt in seinem Philosophen-Lied
Die gute alte Zeit, da alle Menschen
Nur Einer Gottheit dienten, nämlich jener
Geliebten Göttin Kypris. Liebesgöttin
War Aphrodite, Göttin aller Menschen.
Die Menschen dienten ihr mit Lobgebeten
Und Bitten und sie brachten Opfer dar,
Doch haben keine Menschen sie geopfert,
Sie haben nicht die Kinder hingeschlachtet,
Ja, nicht einmal die Tiere ihr geopfert,
Nur Öl und Blumen brachten sie zum Opfer
Der einen großen Liebesgöttin Kypris.
Da gab es keinen Krieg auf Erden, da
War Friede bei den Menschenkindern allen,
Weil alle Kinder waren Einer Mutter.

Empedokles (vielleicht auch Empedokles)


Sah in der Liebe eine große Kraft,
Die da zusammenhält die Elemente.
Im Kosmos oder Universum wirkt
Die Macht der Liebe, die verbindet alle
Die Elemente und die Energien.
Die Gegenkraft des Streites und der Feindschaft
Ist jene Macht, die alle Dinge scheidet.
Was nur die Macht der Liebe je verbunden,
Das trennt die Gegenkraft der Feindschaft wieder.
Die Liebe und die Feindschaft, diese zwei,
Sind die polaren Kräfte dieses Kosmos,
Vereinigung und Scheidung wirken sie.

Von welcher Liebe sprach der Philosoph?


Sprach er von Eros als des Kosmos Urkraft?
Die Liebe, die der Philosoph erkannte,
Das war die Liebe einer reinen Freundschaft,
Das war die Philia, die Freundschaftsliebe.
Der Eros nämlich lebt von Triebbegierden,
Von Durst nach sexueller Einigung,
Von Hunger und Begier und Leidenschaft.
Die Freundschaftsliebe aber ist vom Geiste,
Rein geistig ist die Freundschaftsliebe, ist
Weit über animalischer Begierde
Die rein-humane Form der Liebe. Diese
Rein geistige, humane Freundschaftsliebe
Ist Urkraft, die das Universum bindet.
Was hält die Welt im Innersten zusammen?
Die reine Liebe, welche Freundschaft ist!

PANDEMOS UND URANIA BEI PLATON

Der große Platon, mein geliebter Platon,


Zwei Aphroditen kannte er. Die eine
Der beiden war Pandemos Aphrodite,
Die große Göttin des gemeinen Volkes.
Pandemos Aphrodite war die Göttin
Geschlechtlicher Vereinigung und Wollust.
Der Mann vereinigt sich mit seinem Weibe
Zur Kinderzeugung und vereinigt sich
Mit seiner Sklavin zur Begierdestillung
Und geht dann in die Häuser der Hetären,
Um zu verfeinern noch sein Lustempfinden.
Und wenn ihn ganz gemeine Wollust plagt,
Will er von der Begierde sich entlasten,
So geht er zu den Huren in dem Hafen.
Pandemos Aphrodite war die Göttin
Der sexuellen Triebbefriedigung.
In ihrem Tempel dienten Tempelhuren.
Und eine Tempelhure zu beschlafen,
War Dienst an der Pandemos Aphrodite.
Wer sich vereinigt mit der Tempelhure,
Beschlief die große Göttin Aphrodite.

Die andre Aphrodite Platons aber,


Das war Urania, die Himmelsgöttin.
Urania, die Göttin reiner Liebe,
Die Göttin purer, spiritueller Liebe,
Sie ward geehrt durch reine Knabenliebe,
Dem Philosophen angemessen, der
Nicht die geschlechtliche Vereinigung
Im Fleische sucht, vielmehr allein bewundern
Die Schönheit will mit Augen und mit Ohren.
Der Knabe, ist er vierzehn Jahre alt,
So ist er schön den Augen und den Ohren.
Und in dem Philosophen, der ihn liebt,
Rein geistig und platonisch liebt, erwacht
Die Sehnsucht nach dem Ideal der Schönheit.
Was Diotima Sokrates erzählte,
Des Eros Himmelstreppe, ist die Liebe
Des Philosophen, der die Schönheit liebt,
Die Körperschönheit, dann die Seelenschönheit,
Die Tugend dann und dann das Höchste Gut.
Das Höchste Gut ist die Idee der Schönheit.
Die Himmelskönigin Urania
Ist die Idee der Schönheit. Aphrodite
Urania ist selbst das Höchste Gut.

DIE KNIDIA DES PRAXITELES

Von Aristoteles zu sagen ist,


Daß dieser Philosoph auch Pädagoge
Gewesen, der Erzieher Alexanders
Des Großen (als er noch der Kleine war).
Und Aristoteles war wirklich weise,
Wenn aber die Hetäre Phryne kam,
Kroch Aristoteles auf allen Vieren
Und Phryne ritt dem Weisen auf dem Rücken.

Dieselbe Phryne war auch das Modell,


Das sich Praxiteles gewählt zum Muster
Für eine Aphrodite-Statue.
Die Statue der Aphrodite war
Die künstlerisch verklärte Phryne, nackt,
So reizend und erotisch, dass allein
Die Bürger von der Insel Knidos sie
Empfangen wollten auf der Insel. Dort
Sie bauten einen Tempel für die Göttin,
Die Göttin Aphrodite Knidia.

Die Göttin Aphrodite kam von Paphos


Auf Zypern zu der Insel Knidos, sah
Die Statue der nackten Knidia
Und fragte leis mit zauberhaftem Lächeln:
Wann hat Praxiteles mich nackt gesehen?

Die Göttin Knidia war überaus


Erotisch und verführerisch, voll Reiz.
Ein frommer Diener dieser Liebesgöttin
Blieb eines Nachts in ihrem Heiligtum.
Die Priester schlossen abends alle Türen.
Am Morgen öffneten die Priester wieder
Und fanden auf der nackten Marmorgöttin
Des Frommen Samenflecken, denn er hatte
Erregt von dem erotischen Gebilde
Nachts einsam masturbiert vor seiner Göttin.

Und Phryne sagte zu Praxiteles:


Da du mich schön als Knidia gestaltet,
Wird Phryne von den Griechen angebetet.
Und darum sprach der Kirchenvater Clemens
Von Alexandrien: Ihr Griechen betet
Hetären an, anbetend fallt ihr nieder
Vor Huren! Schämt ihr euch denn nicht, ihr Sünder?

DIE HETÄRE PHRYNE ALS INKARNATION DER APHRODITE

Was noch zu sagen von der schönen Phryne:


Man feierte das Eleusinische
Mysterium, und alle die Geweihten
Zum Meere zogen zu dem Reinheitsbad,
Da tauchte aus dem Meere Phryne auf,
Da sah man ihre nackten schönen Brüste,
Sie schüttelte das Haar, wrang aus das Haar,
Da meinten alle eingeweihten Griechen:
Ich sah, und siehe, was ich sah, war Phryne,
Nein, Aphrodite Anadyomene,
Die eben auftaucht aus dem Mittelmeer!

Juristen aber klagten Phryne an


Und Phryne stand vor dem Justizgericht,
Ihr Rechtsanwalt war sehr beredsam, aber
Die griechische Justiz war fest entschlossen,
Die schöne Frau zum Tode zu verdammen,
Weil sie verkünden würde neue Götter.
Der Rechtsanwalt verteidigte die Schöne,
Doch die Justiz blieb harten Herzens taub.
Da fasste Phryne sich an ihre Schultern
Und von den Schultern glitt ihr leichtes Kleidchen,
Barbusig stand die schöne Phryne da.
Der Richter und die Schöffen staunten sehr,
Sie sahen nicht allein der Phryne Brüste,
Nein, Phryne war die fleischgewordne Venus!

O Brüste Aphrodites, rettet mich!


O Brüste Aphrodites, tröstet mich!
O Brüste Aphrodites, steht mir bei!
O Brüste Aphrodites, tut ein Wunder!
O Brüste Aphrodites, sprecht mich frei!
O Brüste Aphrodites, Advocata!
O Brüste Aphrodites, sendet Beistand!
O Brüste Aphrodites, seid gerecht!
O Brüste Aphrodites, lasst euch saugen!
O Brüste Aphrodites, lasst euch küssen!
O Brüste Aphrodites, lasst mich leben!
O Brüste Aphrodites, rettet Tote!
O Brüste Aphrodites, voller Schönheit!
O Brüste Aphrodites, voller Liebe!
O Brüste Aphrodites, wundervolle!
O Brüste Aphrodites, meine Mammas!
O Brüste Aphrodites, heile Brüste!
O Brüste Aphrodites, Zwillingskitze!
O Brüste Aphrodites, habt Erbarmen!
O Brüste Aphrodites, spendet Trostmilch!
O Brüste Aphrodites, träufelt Rotwein!
O Brüste Aphrodites, angebetet!
Geliebte Aphrodite, angebetet!

DIE HUREN VON KORINTH UND DIE AGAPE

Im Hafen von Korinth, der großen Stadt,


Ein riesiges Bordell der Aphrodite
War da und eine große Menge Huren.
Aus aller Herren Länder kamen an
Die Kapitäne und Matrosen, alle
Begehrten Huren im Korinther Hafen.

Als Paulus war auf dem Areopag


Der weisen Stadt Athen, da sprach er mit
Den Jüngern Epikurs, die Hedonismus
Zu ihrer Lebensphilosophie gemacht,
Und mit den Stoikern, die Tugend suchten,
Und als er von der Auferstehung sprach
Des Fleisches, als er sprach von Jesus Christus
Und seiner Auferstehung, sprachen sie:
Ein Körnerpicker kündet neue Götter!
Und sie verlachten Paulus den Apostel.
Nur Dionysios, der Platon-Schüler,
Bekehrte sich zu Jesus Christus und
Der Anastasis oder Auferstehung.

Als Paulus kam zum Hafen von Korinth


Und predigte von Gottes großer Liebe,
Von Gottes göttlicher Agape, die
Allein in alle Ewigkeiten bleibt,
Bekehrten sich die Huren von Korinth
Und wurden Jüngerinnen Jesu Christi.

Schon Jesus Christus hatte ja gesagt


Zu Hohenpriestern und zu Schriftgelehrten:
Die Huren kommen eher in den Himmel
Als ihr! Die Huren nämlich kehrten um,
Ihr aber habt gekreuzigt Gottes Weisheit!

So wurde dieses riesige Bordell


Der Göttin Aphrodite, aller Huren
Gebieterin, zu einer Kirche Gottes.
Und der Apostel Paulus sang das Lied
Der Liebe, sang das Hohelied der Liebe,
Er sang es für die Huren von Korinth:
Es bleiben jetzt nur Glaube noch und Hoffnung
Und Liebe, doch allein die Liebe bleibt
In Ewigkeit, die göttliche Agape,
Sie herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit!

PLATON UND DER FREUND DER SCHÖNHEIT

Und Platon schreibt im idealen Staat,


Daß Menschen gehn zu Dionysien,
Zu Dionysien auf grünem Land,
Zu Dionysien in weißer Stadt,
Dort schauen Menschen an Theaterstücke,
Erfreuen sich an reizenden Actricen
Und herrlichen Akteuren, ihrer Schönheit,
Verehren Terpsichore, ihre Tänze,
Laszive Tänzerinnen, Schlangen gleich,
Entblätternd tanzen sie den Schleiertanz,
Erfreuen sich an Flötenbläserinnen
Und Zitherspielerinnen, Sängerinnen,
Sie lieben diese Schöne, jene Schöne,
Sie lieben diesen Knaben, jenen Knaben.
Spricht aber man von der Idee der Schönheit
Als einem Sein, als einer Wesenheit
Im Geist der Gottheit, schütteln sie den Kopf
Und halten dies für Traum und Hirngespinst.
Sie lieben nicht die Weisheit, nicht die Wahrheit,
Erkennen nicht das Ewig-Seiende,
Sie haben Meinungen und meinen dies
Und jenes, heute dies und morgen das.
Doch solche Menschen sind nicht Philosophen,
Solch einen Menschen nennt man Philodoxa,
Den Freund des Scheins, den Freund der Meinungen.

Nun aber sieht die Philosoph viel tiefer,


Bei allem Schönen, was er sieht auf Erden,
Erkennt die eine Quelle er der Schönheit.
Denn schön sind alle diese schönen Wesen,
Nur weil sie Anteil haben an der Schönheit.
Die Schönheit an und für sich, die Idee
Der Schönheit ist für solchen Philosophen
Die reine Schönheit, ideale Schönheit.
Und die Idee der Schönheit ist ein Licht,
Verschiedne schöne Wesen sind nur Schatten.
Vollkommen schön ist ganz allein die Schönheit,
Die existiert als die Idee der Schönheit
Im Geist der Gottheit. Diese Schönheit liebt
Der Philosoph. Sie ist ihm die Geliebte.
So liebt er nicht die Meinungen von Menschen,
Nein, Wahrheit liebt er und erkennt in Wahrheit
Die himmlische Idee im Geist der Gottheit
Und er erkennt in Wahrheit auch die Gottheit
Als die Idea der Ideen, als
Die Quelle aller Wahrheit, Gutheit, Schönheit,
Als Eine, ewigseiende Urgottheit.

DIE IDEE DER SCHÖNHEIT IM GÖTTLICHEN GEIST

Die Gottheit ist nur Eine, es ist Theos,


Nicht Zeus, der war von einer Frau geboren,
Nicht Kronos, dieser Sohn der Mutter Erde,
Nicht Uranos, der ward gestürzt vom Himmel,
Nein, Gottheit Theos ist von Ewigkeit,
Ein Gott ist Theos, eins in reiner Einfalt,
Allein und einzig in der Gottnatur.

Ob Theos nun erkannt in seinem Wissen


Die Mannigfaltigkeit der Ur-Ideen,
Ob Theos nun gewollt in seinem Willen
Die Mannigfaltigkeit der Ur-Ideen,
Das wag ich kleines Kind nicht zu entscheiden,
Doch denke ich, der Wille und das Wissen
Sind eins und einig in der einen Gottheit.

Im Hinblick auf die Mannigfaltigkeit


Der Wesen und der Dinge in der Schöpfung
Sind in dem einen Geist der einen Gottheit
Urbilder alles Seienden, Ideen,
Im einen Geist die Vielfalt der Ideen.

Die menschliche Erkenntnis sucht die Wahrheit,


Das Streben jedes Menschen sucht das Gute,
Die Schönheit ist das Gute in Verschleirung.

Wenn Platon sich und Aristoteles


Gestritten, ob die himmlischen Ideen
Als Geisteswesen Wesenheiten sind
Mit eigner Existenz im reinen Sein,
Ob die Ideen keine Wesenheiten,
Vielmehr nur Formen an den Dingen sind,
So meinen wir, die himmlischen Ideen
Sind Wesenheiten in dem Gottesgeist
Und haben Sein vom Ewig-Seienden.

Die einen sagen, die Ideen sind


Reale Wesen in dem Gottesgeist
Und diese Leute heißen Realisten.
Die andern sagen, die Ideen sind
Nur menschliche Begriffe, sind allein
Abstrakte Wortgebilde, abgeleitet
Von den konkreten Dingen in der Schöpfung,
Und diese Leute heißen Nominalisten.
So denken wir als treue Platon-Schüler,
Die himmlischen Ideen sind real
Und vor den menschlichen Begriffen da.
Wir sind Platoniker und Realist.

MARIA APHRODITISSA VON ZYPERN

In Zypern, nah an Marion, dem Ort,


Alt-Paphos einst genannt, dem Heiligtum
Der Aphrodite, steht ein kleines Kirchlein,
Der Mutter Gottes ist das Haus geweiht,
Panagia Maria Aphroditissa
Heißt dort die Gottesmutter in der Kirche.

Am Ende ihres Lebens ward Maria,


Panagia Maria Aphroditissa,
Mit Leib und Seele in das Himmelreich
Von Jesus aufgenommen. Die Apostel
An ihrem leeren Grabe standen und
Nachschauten ihrer Himmelfahrt, doch Thomas
War Zweifler, zweifelte an der Madonna
Verklärung, an Marien Himmelfahrt.
Da ließ Maria von dem Himmel aus
Den Keuschheitsgürtel sinken in die Hände
Des Thomas, dies zum Zeichen, dass sie wahrhaft
Gen Himmel fuhr mit Seele und mit Leib.
Und Thomas nahm den Gürtel der Madonna
Und trug ihn auf den heiligen Olympos
Und brachte als Reliquie ihn ins Kloster,
Das thronte hoch auf dem Olympos,
Das Kloster war geweiht dem Kreuze Christi.

Doch in der Zeit der Bilderstürmer waren


Einst Zyprioten auf dem Mittelmeer,
Die Fischer sahen auf dem Mittelmeer
Ein Bildnis der Madonna aufrecht wandeln,
Panagia Maria Aphroditissa
In ihrer heiligen Ikone schritt
Auf Schaum des Mittelmeeres, aufrecht, schön.
Die Fischer brachten die Ikone der
Panagia Maria Aphroditissa
An Land und bauten ihr ein Gotteshaus
Und nannten diese heilige Ikone
Madonna mit der goldenen Granate.

Panagia Maria Aphroditissa,


Vereine Zypern in dem Namen Christi,
Panagia Maria Aphroditissa,
Steh Griechenland in seiner Armut bei,
Panagia Maria Aphroditissa,
Bekehre die Türkei zu Jesus Christus,
Panagia Maria Aphroditissa,
Bekehr den Nahen Osten zum Messias,
Panagia Maria Aphroditissa,
Lass alle Christen leben von Eucharis,
Panagia Maria Aphroditissa,
Du bist die Schönheit, die uns alle rettet!

DIE MUTTER DER SCHÖNEN LIEBE

O Mutter der Schönen Liebe, o Maria,


O Mater amatoris, o Maria,
Ich habe die Ikone einst gesehen
Der Mutter der Schönen Liebe: Weißes Antlitz
Und schwarze Augen, feurig schwarze Augen,
Und langes schwarzes Haar, wie schwarze Seide,
Ein schwarzer Schleier war auf deinem Haupt,
Dich kleidete ein langes schwarzes Kleid.
Dein Antlitz war von stiller Melancholie.
In der Ecclesia Catholica
Verehrte dich der zölibatäre Priester
Und sprach, dass spirituell begabte Frauen
Die Mutter der Schönen Liebe sehr verehren.
Jedoch die evangelische Pastorin
Hat dein Gemälde gar nicht wertgeschätzt.

Warum bist du die Mutter der Schönen Liebe?


Weil dein geliebtes kleines Jesuskind
Ganz Liebe ist, ganz reine schöne Liebe.
Und darum sprach die Mutter der Schönen Liebe:
Mein vielgeliebter Sohn ist nichts als Liebe!

Und heute Nacht hab ich geträumt vom Kind


Der Mutter der Schönen Liebe. In der Kirche
Ward charismatisch von dem Herrn gepredigt,
Der Kerzenschein erleuchtete die Kirche,
Der Teufel wagte sich nicht in die Kirche,
Denn oben überm offnen Fenster stand
Das blonde Jesuskind, vier Jahre alt,
Der Heiligenschein umrahmte seinen Kopf.

O Mutter der Schönen Liebe, alle Kinder,


Du führe sie zum kleinen Jesuskind!
O Mutter der Schönen Liebe, in den Müttern
Die ungebornen Leibesfrüchte schütze!
O Mutter der Schönen Liebe, Waisenkindern
Sei eine Mutter du vom Himmel her!
O Mutter der Schönen Liebe, alle Männer
Laß wieder fromm wie kleine Knaben sein!
O Mutter der Schönen Liebe, allen Müttern
Vertrau dein Jesuskind zur Liebe an!
O Mutter der Schönen Liebe, allen Toten
Zeig deine benedeite Leibesfrucht!
O lieber kleiner blonder Jesusknabe,
Verlaß mich nicht, geliebtes Jesuskind!

DIE KÖNIGIN DER LIEBE

Maria, Königin der Liebe, warum


Bist du so schön? In diesem funkelnden
Und glitzernden, in diesem Licht des Himmels
Bist du von supernaturaler Schönheit!
Da sprach die Königin der Liebe so:
Ich bin so schön, mein Liebling, weil ich liebe!
Und willst du schön sein, Liebling, liebe auch!
Es gibt doch keinen Menschen auf der Erde,
Der nicht gern schön wär. Also müsst ihr lieben!
Gott ist die Liebe, und ich liebe euch,
Ich liebe euch mit einer brennenden
Und grenzenlosen Liebe ganz besonders!
Ihr wisst, dass ich euch liebe, ja das wisst ihr,
So liebt die Menschen auch mit jener Liebe,
Mit der ich euch geliebt. Weiht euch der Liebe,
Doch nicht der menschlichen Verliebtheit, nein,
Weiht euch der Liebe Gottes. Gott ist Liebe,
Mein vielgeliebter Sohn ist nichts als Liebe.
Die Zärtlichkeit des kleinen Jesusknaben
Wird immer mit euch sein. Ich liebe dich!

O Königin der Liebe, du bist ja


Die Königin des Himmels und der Erde,
Siegreiche Königin der ganzen Welt,
Frau aller Völker, Mutter aller Völker,
Wir leben hier in der Kultur des Todes
In einer Diktatur des Relativismus,
Ersehnen aber einen Menschheitsfrühling
Und auch den Frühling einer jungen Kirche,
Die Zivilisation der Liebe wollen
Wir bauen in der Welt. Europa soll
Sich wieder öffnen für den lieben Gott,
Und Afrika und Südamerika
Soll Priester schicken in die ganze Welt,
Und Nordamerika und England auch
Soll finden wieder zu der Mutter Gottes,
Und Indien soll Missionare schicken
Und China weihen wir der Königin
Und Russland deinem Unbefleckten Herzen.
O Königin der Liebe, wie im Himmel
Auf Erden soll die Schöne Liebe herrschen.
Die Welt ist aber geistlos und ist lieblos
Wie in den üblen Zeiten vor der Sintflut.
O Königin der Liebe, dass dein Reich
Auf Erden komme, beten täglich wir
Den Rosenkranz der Königin der Liebe.

TOTA PULCHRA PERFECTISSIMA

In diesem glitzernden und funkelnden


Und süßen tönevollen Himmelslicht
Maria ist so unbeschreiblich schön,
Daß kein Gemälde, keine Statue
Uns zeigen kann die Schönheit der Madonna.

Die tota pulchra perfectissima,


Die ganz vollkommne Schönheit ist Maria.
Im Hohenliede Salomonis heißt es:
Ja, du bist schön, o meine Freundin, schön,
Kein Makel ist an dir, geliebte Freundin!

Und Paulus führt dem Herrn die Kirche zu,


Die Braut des Herrn, die ohne Falten ist,
Die ohne Flecken ist und ohne Runzeln,
Maria ist Ikone dieser Kirche.

Die Makellose Konzeption Maria


Ist eine schöne Frau nach Gottes Herzen,
Kein Makel einer Sünde, keine Falten
Und keine Flecken hat die schöne Frau
Und keine Runzeln der Vergänglichkeit,
Sie ist so ganz die Frau nach Gottes Herzen,
Ganz schön, ganz unentstellt von jeder Sünde.

Im Geist erkennt sie Gottes Wahrheit ganz,


Im Streben strebt sie nach der Güte Gottes,
Die Schönheit ist ein Glanz der Ordnung, Klarheit
Und Reinheit, und Maria ist geordnet,
Da sie den Herrn, den Allerhöchsten liebt
Mit ganzem Herzen und mit allen Kräften
Und liebt den Nebenmenschen wie sich selber.

Die Schönheit, sag ich, ist ein Glanz der Ordnung,


Marias Seele war ganz rein geordnet,
Nicht ungeordnete Begierlichkeit
War in Maria wie in Evas Töchtern,
Nur Ganzhingabe an die Liebe Gottes
Und Ganzhingabe an das Herz des Menschen
War selbstlos in Marias reiner Seele.

Und weil sie ist so liebevoll und gütig,


Weil sie die Wahrheit kennt und heilig ist
Und frei von allem Egoismus, frei
Von allen diabolischen Gewalten,
Weil sie das reine Ebenbildnis Gottes,
Drum ist Maria ganz vollkommen schön,
Die tota pulchra perfectissima.

SPIEGEL DER GÖTTLICHEN SCHÖNHEIT

Der Gottesschönheit unbefleckter Spiegel


Ist Unsre Liebe Frau, vollkommen schön,
Kristallklar, transparent für Gottes Schönheit,
Für Gottes Gutheit und für Gottes Wahrheit.

Ein Seher sah Maria in dem Himmel,


Ihr Kleid war ganz aus Licht und transparent,
Ihr Leib war rein wie transparente Jade,
Sie war ganz transparent für Gottes Licht,
Das schöne Licht der Herrlichkeit des Herrn.

Maria ist die transparente Vase,


Von makellos kristallner Transparenz,
Und in der kristallinen Vase leuchtet
Die weiße Lilie der Schönheit Gottes.

Maria ist das goldne Haus, der Tempel,


Die Schöne Tür am Tempel Salomos,
Die Bundeslade für das Gotteswort,
Der Thron der Weisheit und der Weisheit Wohnung,
Maria, unbefleckt von allen Sünden,
Ist reiner Kelch der Devotion der Gottheit,
In diesem Kelche ist das Blut des Herrn,
Maria ist Gefäß und Wohnung Gottes.

O Spiegel der Gerechtigkeit, Maria,


O Spiegel aller Tugenden, Maria,
Dein Leib beherrscht war von dem Maß der Keuschheit,
Dein Herz war reguliert von Mut und Kraft,
Dein Geist erleuchtet von der Weisheit Gottes,
Du hattest Hoffnung noch am Grabe Christi,
Du bist die Selige, weil du geglaubt hast
Dem Worte Gottes, das der Engel sprach,
Und deine Liebe währt in Ewigkeit,
Die Liebe zu dem Herrn und allen Menschen,
Die Mutterliebe für den Gottessohn,
Die Mutterliebe für die Menschenkinder,
So bist du Spiegel der Gerechtigkeit.

Der Christus ist die Form der Formen, ist


Das Urbild aller Menschenseelen, darum
Ist jede Seele von Natur aus christlich.
Maria aber ist die forma dei,
Form Gottes, in Maria als der Form
Ward formatiert die Form der Formen, Christus,
Als in Maria fleischgewordner Gottheit.
Und diese Gottesform Maria ist
Ganz makellos, ganz transparent für Gott,
Der Gottesschönheit unbefleckter Spiegel.

DIONYSIOS UND DIE URSCHÖNHEIT

O Dionysios, ich hielt die Frau,


In die ich mich verliebt, für wirklich schön.
So herrlich war ihr langes schwarzes Haar,
So schön geschwollen ihre weichen Lippen,
So schön gewölbt und glühend ihre Wangen,
Die Augen blitzend, blau wie Abendsterne,
Die Brüste hübsch und hüpfend, auf der Brust
Ein Schönheitsmal so wie das Korn von Eden,
Die Lenden prächtig und der Gürtel mächtig,
Die bloßen Füße schön bemalt mit Henna.

O Dionysios, mein Freund jedoch


Sprach: Nach der Frau dreh ich mich gar nicht um,
Wenn sie mir mal begegnet auf der Straße.
Und manchmal schien die Frau auch mir nicht schön,
Die Brüste allzu schlaff und schon verblüht,
Die Augen allzu klein, so schmale Schlitze,
Die Nase eine große Adlernase,
Das Becken allzu breit und auch der Hintern,
Der Gang das Schwanken eines trunknen Schiffes.
Zwar schien sie schön in ihrer Jugend, reizend,
Charmant und süß und überaus erotisch,
Doch später war sie allzu dick geworden,
Der Mund war voll von bitterbösem Zank,
Dämonen weihte sie die Frömmigkeit.

O Dionysios, wo ist die Schönheit,


Die immer jung und immer schön und reizend,
Mit idealen Brüsten, fest und rund,
Mit Haaren, welche niemals werden grau,
Mit Augen, welche stets vor Liebe strahlen,
Mit Lippen, immer voll vom Worte Gottes,
Mit einem Körper, schlank wie eine Palme,
Mit Beinen, schlank und lang wie Marmorsäulen,
Mit Füßen, schön wie goldne Piedestale.
Wo ist die Schönheit, die ich finde schön
In meiner Jugend und im Alter auch,
Wo ist die Schönheit, die ich finde schön
In allen Gliedern ihres schönen Körpers,
Wo ist die Schönheit, die ich finde schön,
Die meine Freunde auch mit Lobpreis feiern,
Wo ist die Schönheit, die ich finde schön,
Die ich noch liebe in der Ewigkeit?

Und Dionysios Areopagitos


Sprach: Diese Schönheit ist allein die Gottheit,
Urschönheit ist die ewige Urgottheit,
Die ewig schöne Quelle aller Schönheit,
Urschönheit schaust du in der Ewigkeit,
Urschönheit liebst du in dem Paradiese!

FRAU MINNE NACH HEINRICH FRAUENLOB

Von Heinrich Frauenlob las ich den Lobpreis


Der Minne. Doch wer bist du, Herrin Minne?

Im Altertume warst du für die Griechen


Und Römer die geliebte Göttin Venus,
Die Königin der Liebe und der Schönheit,
Die Seele der Natur, die Fruchtbarkeit
Der Schöpfung und die Grünkraft unsres Gottes.
Frau Minne, nur die Schönste aller Schönen
Vermochte, deine Schönheit abzubilden,
In Statuen und in Gemälden sahen
Die Alten deine wundervolle Schönheit.

Frau Minne, aber für die Christen bist du


Maria, Schönste aller schönen Frauen,
Die ganz vollkommne und perfekte Schönheit,
Das braune Mädchen in dem weißen Kleid,
Die Frauenschönheit ohne Fleck und Falten,
Die schlanke Palme in der Sonne Gottes,
Die reizende Gazelle von Judäa.

Frau Minne, aber Theologen bist du


Im Inneren der Gottheit Heilig Geist.
Denn Heilig Geist ist Gottes schöne Liebe.
Der Ewigvater liebt den Gottessohn,
Der Menschensohn liebt ewiglich Gottvater,
Und zwischen unserm Vater und dem Sohn
Das Band der Einigung ist Heilig Geist.
Und Heilig Geist ist unsres Vaters Liebe
Und Heilig Geist ist Jesu Christi Liebe.
Und sind wir in dem Leibe Christi Christen,
So liebt uns Gott mit Heilig Geistes Liebe.

Frau Minne, deine Schönheit schaute ich,


Frau Minne, du bist unbeschreiblich schön,
Frau Minne, braunes Mädchen, Gottes Abglanz,
Frau Minne, atemlos staun ich dich an,
Frau Minne, ewig will ich dich betrachten,
Frau Minne, schöner als die schönen Frauen,
Frau Minne, Wahrheit in Verschleierung,
Frau Minne, Ideal in meinem Geiste,
Frau Minne, liebenswürdigste Idee,
Frau Minne, segne alle Menschensöhne,
Frau Minne, spende uns Glückseligkeit,
Frau Minne, immerdar laß dich genießen,
Frau Minne, Königin des Paradieses,
Frau Minne, Vielgeliebte unsres Gottes,
Frau Minne, Angebetete des Frommen!

DAS MÄDCHEN LIEBE UND DAS GÖTTLICHE KIND

Sankt Hildegard von Bingen sah Visionen,


In weiblicher Gestalt die Liebe Gottes.
Wenn Gott die Liebe ist, so ist die Liebe
Ja Gottheit, und wie Gott ein Vater ist,
So ist die Liebe mehr noch eine Mutter.

In weiblicher Gestalt die Liebe steht


Am Himmel hoch auf einem Wolkenthron.
Das Mädchen Liebe, siebzehn Jahre jung,
Sie trägt ein rotes Kleid, ein rosenrotes,
Und einen langen meeresblauen Rock
Und ihre bloßen Füße stehn auf Wolken.
Ihr Haupt verschleiert ist von langen Haaren,
Von langen seidenglatten braunen Haaren.
Die Augen haben Mandelform und schauen
Mit Funkelblicken voller Zärtlichkeit.
Der Mund ist kusslich und ist rosenrot,
Das Antlitz schmal, ein längliches Oval,
Der Hals ein weißer Turm von Elfenbein.
Des roten Kleides Ärmel hochgeschoben,
Sind sichtbar dieses Mädchens Lilienarme.
Sie hält in ihren Händen ihren Sohn,
Den Logos, welcher Sohn der Liebe ist,
Der nicht geschaffen ist, in Ewigkeit
Geboren, Gottheit von der Gottheit, Licht
Vom Licht, geboren von dem Mädchen Liebe.
Der Logos ist ein kleiner nackter Knabe,
Vier Jahre alt und doch von Ewigkeit,
Mit blondem Haar wie goldnes Vlies des Lammes,
Die großen Augen himmelblau und leuchtend,
Man schaut die Ewigkeit in seinen Augen.
Der Mund ist rosig und bereit zum Küssen,
Er grüßt die Menschen mit dem Kuß der Liebe.
O Mädchen Liebe, allerhöchste Gottheit,
O Mädchen Liebe, allerreinste Schönheit,
O Mädchen Liebe, allerschönste Liebe,
O Mädchen Liebe, führ uns in den Himmel,
O Mädchen Liebe, laß dich stets beschauen,
O Mädchen Liebe, laß dich stets begehren,
O Mädchen Liebe, laß dich stets genießen,
O Mädchen Liebe, wähle mich zur Ehe,
O Mädchen Liebe, schenk mir deine Gnade,
O Mädchen Liebe, laß dich ganz erkennen,
O Mädchen Liebe, schenk mir deine Perle,
O Mädchen Liebe, laß uns ganz vereint sein!

IKONE DER FRAU LIEBE NACH HILDEGARD

Frau Liebe sitzt auf ihrem Himmelsthron,


Sie trägt ein langes bläulichweißes Kleid,
Die bloßen Füße sind von roter Farbe,
Das Antlitz ist von roter Farbe auch,
Die Haut der Herrin Liebe ist aus Glut,
Ihr Haar ist braun und seidenglatt und lang,
Die Augen groß, das Weiße ihrer Augen,
In ihrer linken Hand hält sie die Tafeln,
Die beiden, des mosaischen Gesetzes,
Es ist das Buch der ganzen Byblia,
Die rechte Hand hat sie zum Gruß erhoben,
Zum Segen und auch zur Belehrung.
Ihr Oberleib ist in dem Himmel Gottes,
Ihr Unterleib ist auf der Erde Gottes.
Sie ist die Herrscherin der Heiligen,
Sie ist die Herrscherin der Engelschöre,
Sie ist die Herrscherin des Paradieses,
Sie ist die Herrscherin des Fegefeuers,
Sie ist die Herrscherin der grünen Erde,
Sie ist die Herrscherin des blauen Meeres,
Sie ist die Herrscherin des Universums.

Frau Liebe spricht: Ich bin die Feuersglut


Der Liebe, bin der Lichtglanz in der Sonne,
Ich bin der milde Schein des sanften Mondes,
Ich bin die Quelle aller der Gewässer,
Ich bin die Grünkraft eurer Mutter Erde,
Ich breche auf das Korn und laß es wachsen,
Ich bin die Feuersglut in Rebentrauben,
Ich lehre Himmelsvögel ihre Zeit,
Ameisenvölker lehre ich den Fleiß,
Dem Bienenvolk die Kunst des Wabenbaus,
Die roten Rosen lehre ich das Blühen,
Die Falter lehre ich den Hochzeitstanz.

Frau Liebe spricht: Ich habe meine Menschen


Geschaffen. Durch die Mutter und den Vater
Hab ich dem Menschen seinen Leib gegeben
Und seinem Körper auch die Körperseele,
Ich wob den Menschenleib im Mutterschoß,
Ich hauchte ihm den Lebensatem ein
Und drückte in den Menschgeist mein Siegel
Mit einem Kuß, ich küsste meine Liebe
In diesen Menschengeist und in dem Kuß
Ein einzigartig schönes Gottesbild.

KARITAS IM EHEBETTE GOTTES

Ich sah, und sieh, ich sah die Karitas,


Die Karitas im Ehebette Gottes!

Der himmlische Palast erschloß sich mir


Und sieben Räume waren im Palast,
Drei Räume waren für die Reinigung,
Drei Räume waren für das Meditieren,
Drei Räume waren für die Einigung.
Vereinigung mit Gott ist nicht das Höchste,
Das Einssein mit der Gottheit ist das Höchste.
Im siebten Raume war das Bett der Gottheit.
Es war ein eheliches Doppelbett,
Im ehelichen Doppelbett lag Gott
Und in den Armen Gottes Karitas.
Und Gott und Karitas besangen sich
Wie Braut und Bräutigam im Hohenlied.
Und Gott sang seiner Gattin Karitas:
Wie schön sind deine Brüste, prall wie Trauben,
Wie Zwillingskitze der Gazelle hüpfend,
Dein Schoß ist fruchtbar wie ein Weizenfeld,
Dein Nabel ist ein Kelch voll starkem Wein!

Und Gott vereinigte sich Karitas


Und Karitas weit spreizte ihre Beine
Und Gott betatschte Karitas die Brüste
Und sie tat seinem Pfeil den Köcher auf
Und Gott drang ein wie eine goldne Wolke
Ins Zelt der vielgeliebten Karitas.
Und auf den Hügeln ihrer schönen Brüste
Gott triumphierte als der Triumphator
Und Gott und seine Gattin Karitas
In einer übergöttlichen Ekstase
Verschmolzen, dass man sagte: Gott ist Liebe!

Und aus der ehelichen Einigung


Des Gottes und der Herrin Karitas
Geboren ward der kleine Gottessohn.
Der kleine Gottessohn im Ehebette
Lag zwischen Gott und seiner Karitas
Und nannte Gott den Vater in dem Himmel
Und Mater Karitas die Große Mutter.

O Karitas im Ehebette Gottes,


Laß mich im Paradiese in dein Bett!
O Karitas im Ehebette Gottes,
Laß mich im Paradiese nach dir schmachten!
O Karitas im Ehebette Gottes,
Befriedige mein Schmachten in dem Himmel!
O Karitas im Ehebette Gottes,
Du meine pralle Wonne in dem Himmel!

TANNHÄUSER BEIM SÄNGERWETTSTREIT

Romanze

Ritter suchten Ruhm und Reichtum,


Aber unser Mann Tannhäuser
War der Liebling schöner Frauen,
Manches Weibchen war ihm willig.

Der Tannhäuser war Rivale


Walters von der Vogelweide
Um die Liebe ihrer Fürstin,
Sankt Elisabeth, die Rose.

Der Tannhäuser sang das Liedchen:


Weibchen, hebe hoch das Röckchen,
Spreize deine weißen Schenkel,
Zeig den schwarzen Venushügel!

Sankt Elisabeth, die Rose,


Aber sprach zu dem Tannhäuser:
Solche Verse, hocherotisch,
Können dich dein Köpfchen kosten!

Wartburg in dem Sachsenlande,


Zeige du die Macht des Fürsten!
Um Zwölfhundertsechsundzwanzig
Ritter übten Ritterspiele.

Alle kamen zu dem Feste,


Zu verherrlichen den Fürsten,
Fürsten Ludwig von der Wartburg,
Der ein Günstling war des Kaisers.
Krieger dienten ihren Fürsten,
Dienten Christus auf dem Kreuzzug,
Zu befreien ihre Brüder
An dem Grabe ihres Gottes.

Um Zwölfhundertsechsundzwanzig
In dem Sommer auf der Wartburg
Trafen sich die Ritter, warben
Um die Gnade ihres Fürsten.

Der Tannhäuser war darunter,


Sagte: Statt der Burgen lieber
Ich erobre Frauenherzen!
O Elisabeth, du Rose!

Der Tannhäuser sang am liebsten


Hocherotisch von der Minne,
Von den Liebesabenteuern,
Von den Leibern schöner Weiber.

Der Tannhäuser, der berühmte,


War ein liebestoller Ritter,
Sang sich fast um Kopf und Kragen,
Kenner er der Frauenschönheit.

Lieder sang er, statt zu kämpfen.


Minnesänger auf der Wartburg
Haben Minnesang gedichtet
Für Elisabeth, die Rose.

Ludwig förderte die Künste,


War Mäzen der Minnesänger,
Wollte den Bereich der Herrschaft
In dem Sachsenland erweitern,

Schloss ein Bündnis mit dem Kaiser,


Mit dem Staufenkaiser Friedrich,
Half dem Kaiser auf dem Kreuzzug,
Herrschte in dem Lande Meißen,

Feiert das nun auf der Wartburg


Mit dem Wettstreit zweier Dichter.
Walter von der Vogelweide
War begünstigt von dem Fürsten.

Walter von der Vogelweide


War der Abendstern des Ruhmes,
Der Tannhäuser, sein Rivale,
War vulgär, frivol, erotisch.

Walter von der Vogelweide


Und auch sein Rival Tannhäuser
Waren nicht vom hohen Adel,
Sondern Fahrende und Bettler.

Walter von der Vogelweide,


Er war zwanzig Jahre älter,
Er war reich und angesehen
Durch die Gnade seines Fürsten.

Der Tannhäuser war aufstrebend,


Brauchte den Erfolg beim Wettstreit,
Musste Walter schlagen, aber
Ludwig war dem Alten günstig.

Des Tannhäusers Hoffnung also


War Elisabeth, die Rose,
Ausschlaggebend war ihr Urteil,
Sie war heilig und barmherzig.

Er will, dass die Fürstin aufmerkt.


Seine Lieder hocherotisch
Kommen gut an bei den Frauen,
Auch bei hohen Adelsdamen.

Also sang er vor der Fürstin:


Schön geknetet ihre Brüste,
Wohlgerundet auch ihr Popo,
Leise schreit sie bei der Liebe!

Sprach Elisabeth, die Rose:


Schön dein Liedchen, mein Tannhäuser,
Mit den Versen hocherotisch
Wirst du bei dem Wettstreit siegen!

Walter kam schon in die Jahre,


Sang für Jesus und die Jungfrau.
Ritter singen für die Weiber
Und die Heiligkeit der Fürstin.

Der Tannhäuser saß im Bade,


Ganz von Holz gemacht der Zuber.
Damals gab es gutes Essen,
Tanz, Musik, Genuss des Lebens.

Überschäumender Bedarf an
Lustbarkeit war auf der Wartburg.
Ein Magnet für alle Künstler
War der Hof des Fürsten Ludwig.

Gerne kamen Minnesänger


Und die allerbesten Köche
Und die schönsten Tänzerinnen
Und die Musiker der Lauten,

Denn das Ideal des Adels


War des Kriegers Mut und Stärke
Und das höfliche Benehmen
Und die Kunst des Minnesanges.

In Tannhausen war geboren


Der Tannhäuser um Zwölfhundert,
War die ersten sieben Jahre
Immer an dem Rock der Mutter,

Ward zum Kämpfer ausgebildet,


Ausgebildet auf der Wartburg,
Denn sein Vater war ein Krieger
Bei dem Staufenkaiser Friedrich.

Der Tannhäuser nun trainierte,


Wie man bleibt auf Rosses Rücken,
Rosse mit den Schenkeln lenkte,
Wie man splitterte die Lanze.

Ausgebildet in den feinen


Adelssitten an dem Hofe
Wurde er und im Benehmen
Und im Lesen und im Schreiben.

Ja, Tannhäuser konnte lesen!


Ja, Tannhäuser konnte schreiben!
Damen lehrte das Benehmen
Und die Sitten an der Tafel.

Und er lernte Redekünste,


Tanz, Gesang und Laute-Spielen,
Ward von Damen ausgebildet
Und bewundert von den Frauen.

Und mit fünfzehn Jahren wurde


Er zum Rittersmann geschlagen,
Ob er auch zum niedern Adel
Wie sein Vater nur gehörte.

Also ist er arm. Das Leben


Eines Ritters, ach, ist teuer!
Eine Ritterrüstung kostet
Fünfzig fette Mutterkühe!

Er benötigt auch drei Pferde,


Eines ist da nicht genügend!
Eines Ritters Schlachtross kostet
Dreißig Schweine und zwölf Ochsen.
Zwar Verpflegung hat der Ritter,
Unterkunft auch auf der Wartburg,
Doch er muß bezahlen einen
Knappen, den muß er bezahlen!

In dem Schlafsaal muß er liegen


Mit den andern Herren Rittern.
Und ein Kettenhemd, das kostet
Ein Vermögen unserm Ritter.

Nur wenn er im Wettstreit Sieger


Ist und Walter überwindet,
Kann er sich das gute Leben
Als ein Dichter weiter leisten.

Ein Duell, nicht mit dem Schwerte,


Ein Duell, mit Liebesversen
Gegen Walter, den berühmten
Veteranen und Rivalen!

Der Tannhäuser muß was wagen,


Zu besiegen diesen Alten.
Ungewöhnlich freche Texte
Schreibt Tannhäuser und tabulos.

Er riskiert damit am Hofe


Den Skandal beim hohen Adel.
Ist der Fürst ihm nicht mehr gnädig,
Muß er als ein Krieger leben.

Also, Lanze oder Laute!


Ich besinge nicht die Kriege,
Sondern singe Liebeskriege
Und im Bette Kissenschlachten!

Sieht denn Ludwig, dieser Landgraf,


Sankt Elisabeths, der Rose,
Frauenehre gar entwürdigt
Von Tannhäusers losen Liedern?

Denn der Ruf voraus ihm eilte


Eines singenden Rebellen,
Der die Minne parodierte
Durch die dreisteste Erotik.

Andre Minnesänger beten


Frauen an in schönen Versen,
Nur die fernsten Ideale
In der reinsten Verse Keuschheit.

Doch Tannhäuser singt von echten


Liebesabenteuern sinnlich.
Walter ist der brave Alte,
Schreibt nur sehr dezent vom Körper.

Doch Tannhäuser detaillierter


Sang vom Körper seiner Dame,
Von den Brüsten, von dem Popo,
Von des Venushügels Schamhaar.

Mädchen! Hebe hoch das Röckchen!


Mädchen! Spreize deine Beine!
Die Erotik bringt ihm Freunde,
Die Erotik bringt ihm Feinde.

Doch Tannhäuser ist beliebter


Bei den Frauen, weil sie nicht mehr
Nur abstrakte Ideale,
Unberührbar, Göttin-gleiche.

Der Tannhäuser ist Revolte


Einer lusterfüllten Jugend.
Walter von der Vogelweide
Ist die Religion der Alten.

Aber wenn Tannhäuser seine


Phantasieen hocherotisch
Projizierte auf die Frauen
Seiner Gönner, wird’s gefährlich!

Bei der Probe für den Wettstreit


Ward Tannhäuser schon gewürdigt
Von Elisabeth, der Rose:
Meiner Gnade bist du sicher!

Oh die festen jungen Brüste!


Oh der wohlgeformte Popo!
Oh betauter Venushügel
Mit gelocktem schwarzem Schamhaar!

Hundert Fässer roten Weines!


Kämmerer und Kellermeister
Und der junge Knabe Mundschenk
Mit den langen goldnen Locken!

Schwein und Lamm und Rind zu speisen,


Kranich und Fasan und Fische,
Hirsch und Hase, Obst und Wildschwein,
Kümmel, Pfeffer, Datteln, Feigen!

An der Tafel die Gespräche


Über Politik und Kaiser.
Auch Tannhäuser schrieb Gedichte
Über das Benimm zu Tische.
Das Duell! Nur Einer Sieger!
Doch es warnt die fromme Fürstin,
Sankt Elisabeth, die Rose:
Singe nicht vulgäre Verse!

An dem Ende dieses Gastmahls


Treten auf die Minnesänger.
Einst sang Walter Liebeslieder,
Religiös nun und moralisch.

WALTER VON DER VOGELWEIDE SINGT:

Nun bin ich alt geworden. Im Vertrauen


Zu euch gesagt, der Tod ist nicht mehr fern.
In meinem Barte seh ich schon die grauen
Und silberweißen Haare. Ach, der Stern
Des Lebens sinkt. Nun Unsrer Lieben Frauen
Sing ich mein Lied und meinem Gott, dem Herrn,
Der meiner Jugend Lieder mög verzeihen!
Ich will mich sterbend Unsrer Frauen weihen!

Nicht Anbetung hoher Damen


Sang Tannhäuser an der Tafel,
Ganz konkrete Liebeslüste
Von dem feuchten Aug des Mädchens!

TANNHÄUSER SINGT:

Geliebte, hebe hoch das Röckchen! Spreize


Die weißen Schenkel, mach die Beine breit!
Ich preise deine Brüste, deine Reize!
Erscheine mir in Evas schönem Kleid!
Den Venushügel schenke, fern vom Geize,
Laß beben deinen Popo allezeit!
Im Spiel der Liebe stöhne mit dem feuchten
Und heißen Mund und laß die Augen leuchten!

Alle schweigen an der Tafel.


Sankt Elisabeth, die Rose,
Applaudierte mit den Händen:
Der Tannhäuser hat gewonnen!

Diese liederlichen Lieder


Waren keine hohe Kunstform,
Doch an allen Adelshöfen
Sang man seine Liebeslieder.
Ein Jahr später zog Tannhäuser
Mit dem Kaiser und dem Fürsten
In die Ewge Rom zum Papste
Und zum Grabe seines Gottes.

PLOTINS HYMNEN AN DIE GÖTTLICHE SCHÖNHEIT

HYMNE AN DIE SCHÖNHEIT

Das Schöne beruht größtenteils


Auf den Wahrnehmungen der Augen,
Es beruht aber auch auf denen der Ohren,
Wie bei den Zusammenstellungen von Wörtern
Und in der Musik.
Denn auch Melodien und Rhythmen sind schön.
Steigen wir von der sinnlichen Wahrnehmung weiter aufwärts,
So gibt es auch schöne Einrichtungen,
Taten, Zustände, Wissenschaften,
Endlich eine Schönheit der Tugend.
Ob es noch eine höhere Schönheit gibt,
Wird sich im weiteren Verlaufe zeigen.
Was ist aber die bewirkende Ursache davon,
Dass Körper als schön erschaut werden,
Dass die Ohren den Tönen
Als schönen Tönen ihre Zustimmung geben?
Und was im weiteren mit der Seele zusammenhängt,
In wiefern ist das eigentlich alles schön?
Und sind weiter alle diese Dinge
Durch ein und dasselbe schön,
Oder gibt es eine besondere Schönheit bei einem Körper
Und wieder eine besondere bei einem anderen Gegenstand?
Und was sind denn eigentlich diese verschiedenen
Oder diese eine Schönheit?
Denn die einen Gegenstände sind nicht an sich selbst schön,
Zum Beispiel die Körper,
Sondern durch Teilhabe an der Schönheit,
Andere dagegen sind an sich selbst Schönheiten,
Wie es das Wesen der Tugend ist.
Auch erscheinen dieselben Körper
Bald schön, bald nicht schön,
So dass ihr Sein als Körper verschieden ist
Von ihrem Sein als schöne Körper.
Was ist denn nun das,
Was hier diese bestimmte Eigenschaft der Körper ausmacht?
Dies muss nämlich der erste Gegenstand
Unsrer Untersuchung sein.
Was ist es also,
Was auf die Augen der Beschauer einen Eindruck macht,
Was sie auf sich zieht, sie fesselt
Und sie an seinem Anblick Gefallen finden lässt?
Haben wir dies gefunden,
So können wir es vielleicht als Vorstufe
Zu einer erfolgreichen weiteren Betrachtung gebrauchen.
Nun wird fast von allen behauptet,
Dass die Symmetrie der Teile zu einander
Und zum Ganzen,
Dazu noch schöne Färbung
Die Schönheit für die Wahrnehmung der Augen ausmacht,
Und für sie, wie überhaupt für das gewöhnliche Bewusstsein,
Ist Schönsein so viel wie symmetrisch
Und an gewisse Maßverhältnisse gebunden sein.
Bei dieser Voraussetzung kann aber folgerichtiger Weise
Nichts Einfaches,
Sondern nur das Zusammengesetzte schön sein,
Die einzelnen Teile werden an und für sich nicht schön sein,
Sondern nur insofern sie in ihrer Beziehung zum Ganzen bewirken,
Dass dieses schön ist.
Und dennoch müssen, wenn das Ganze schön ist,
Auch die einzelnen Teile schön sein.
Denn es kann doch nicht aus Hässlichem bestehen,
Sondern die Schönheit muss alle Teile ergriffen haben.
Ebenso werden für die Anhänger dieser Annahme
Die schönen Farben sowie auch das Sonnenlicht
Als einfache und solche Dinge,
Die ihre Schönheit nicht in Folge der Symmetrie haben,
Außerhalb des Schönheits-Bereiches liegen.
Wie soll dann das Gold schön sein?
Oder wodurch der Blitz,
Der in der Nacht gesehen wird?
Desgleichen wird auf dem Gebiete der Töne
Das Einfache nicht in Betracht kommen,
Obwohl oftmals von den Tönen einer schönen Melodie
Jeder einzelne musikalische Ton
Auch an und für sich schön ist.
Und wenn nun ferner, ohne dass die eine Symmetrie geändert würde,
Dasselbe Gesicht bald schön, bald nicht schön erscheint,
Muss man da nicht sagen,
Dass das Schöne noch in etwas anderem
Als dem Symmetrischen besteht
Und dass das Symmetrische selbst
Durch etwas anderes schön ist?
Und wenn man nun im weiteren
Sich zu den Einrichtungen und schönen Reden wendet
Und auch hierbei das Symmetrische
Als Grund des Schönen hinstellen wollte,
Wie kann bei schönen Einrichtungen, Gesetzen,
Kenntnissen und Wissenschaften
Von Symmetrie die Rede sein?
Wie können Gegenstände der Theorie
Zu einander in symmetrischen Verhältnissen stehen?
Etwa weil eine Übereinstimmung zwischen ihnen stattfindet?
Doch hat auch das Schlechte seine Gleichartigkeit und Übereinstimmung.
So stimmt zum Beispiel mit der Behauptung,
Maßvolle Selbstbeherrschung sei Einfalt,
Jene andre Behauptung überein,
Die Gerechtigkeit sei eine edle Gutmütigkeit.
Beide Behauptungen stehen miteinander in Einklang
Und entsprechen sich.
Nun ist Schönheit der Seele jedwede Tugend
Und zwar eine solche,
Die der wahren Schönheit viel näher steht
Als die im Vorigen erwähnten Arten derselben.
Aber sind sie symmetrisch?
Doch weder als Größen,
Noch als Zahlen,
Obgleich es mehrere Teile der Seele gibt.
Denn in welchem Verhältnis soll
Die Zusammensetzung oder Mischung der Teile
Oder Vorstellungen zu einander stehen?
Und worin soll die Schönheit
Der in sich selbst als ihrer Einheit
Versunkenen Vernunft bestehen?

Wir wollen nun den Faden der Untersuchung


Wieder von vorn aufnehmen und bestimmen,
Was eigentlich das ursprüngliche Schöne
An den Körpern ist.
Denn es gibt ein solches,
Was sich gleich beim ersten Anblick wahrnehmen lässt.
Die Seele bezeichnet es so als etwas ihr längst bekanntes,
Sie erkennt es wieder als etwas ihr zusagendes,
Sie tritt gleichsam in harmonische Beziehung zu ihm.
Trifft sie dagegen auf das Hässliche,
So wendet sie sich ab,
Sie erkennt es nicht an
Und weist es von sich
Als ihrem Wesen fremd und widersprechend.
Unsere Behauptung geht nun dahin,
Dass die Seele ihrer eigensten Natur nach
Und zur besseren Wesenheit
Im Reich des Seienden gehörig,
Wenn sie etwas Verwandtes
Oder eine Spur des Verwandten erblickt,
Sich freut,
In heftige Bewegung gerät,
Den gesehenen Gegenstand in Beziehung zu sich setzt,
Sich ihres Wesens wieder bewusst wird.
Was besteht also für eine Ähnlichkeit
Zwischen dem diesseitigen und dem jenseitigen Schönen?
Doch wenn eine Ähnlichkeit besteht,
So mögen sie ähnlich sein.
Auf welche Weise ist beides schön?
Durch Teilhabe an der Idee, behaupten wir,
Ist das Diesseitige schön.
Alles Gestaltlose nämlich,
Dessen natürliche Bestimmung darin liegt,
Gestalt und Idee aufzunehmen, ist,
So lange es ohne Vernunft und Idee bleibt, hässlich
Und außerhalb der göttlichen Vernunft befindlich,
Und zwar ist dies das schlechthin Hässliche.
Hässlich ist aber auch das,
Was von der gestaltenden Vernunft nicht durchdrungen ist,
Indem die Materie sich nicht durchweg gestalten ließ.
Indem nun die Idee herantritt,
Fasst sie das, was aus vielen Teilen
Durch Zusammensetzung zu einer Einheit werden soll,
Zusammen,
Führt es zu einer realen Zweckbestimmtheit
Und macht es zu Einem
Durch innere Übereinstimmung,
Da sie selbst Eins war
Und auch das zu Gestaltende Eins werden sollte,
Soweit dies bei seiner ursprünglichen Vielheit möglich ist.
Auf ihm, wenn es bereits zur Einheit zusammengefasst ist,
Thront nun die Schönheit
Und teilt sich den Teilen wie dem Ganzen mit.
Trifft sie aber auf ein schon von Natur Eines
Und aus ähnlichen Teilen Bestehendes,
So teilt sie sich bloß dem Ganzen mit.
Es verleiht zum Beispiel irgend eine natürliche Beschaffenheit
Oder auch die Kunst
Bald einem ganzen Haus mit seinen Teilen,
Bald einem einzelnen Stein die Schönheit.
So entsteht also der schöne Körper
Durch seine Teilhabe an der
Von den Göttern kommenden Schönheit.

Die Schönheit wird aber erkannt


Durch ein besonderes dazu bestimmtes Vermögen,
Welches vollkommen befähigt ist
In seinem Bereich zu urteilen,
Sobald die übrige Seele seinem Urteil beipflichtet.
Vielleicht aber entscheidet auch die Seele selbst darüber,
Indem sie den wahrgenommenen Gegenstand
Nach der ihr innewohnenden Idee bemisst,
Deren sie sich bei der Beurteilung bedient,
Etwa wie man sich eines Richtscheits bedient,
Wo es sich um das Gerade handelt.
Wie aber stimmt das Körperliche
Mit dem Unkörperlichen zusammen?
Wie bemisst der Baumeister
Ain außer ihm befindliches Haus
Nach der ihm innerlichen Idee des Hauses,
So dass er es als schön bezeichnet?
Doch wohl, weil das außer ihm befindliche Haus,
Abgesehen von den Steinen,
Nichts als die innere,
Zwar durch die äußerliche materielle Masse geteilte,
Aber trotzdem sie an der Vielheit zur Erscheinung kommt,
Dennoch ungeteilte Idee ist.
Wenn nun auch die sinnliche Wahrnehmung
Die den Körpern innewohnende Idee erblickt,
Wie sie die gegenüberstehende gestaltlose Natur bewältigt
Und zur Einheit verbindet,
Und die Gestalt,
Welche auf andre Gestalten in feiner Weise aufgetragen ist,
So fasst sie jenes Vielfache
Zu einer Totalität zusammen,
Hebt es empor
Und setzt es in Verbindung
Mit der bereits vorhandenen ungeteilten Idee im Innern
Und führt es ihr als etwas übereinstimmendes,
Verwandtes und befreundetes zu:
Wie es für einen rechtschaffenen Mann
Ein erfreulicher Anblick ist,
Wenn auf dem Antlitz eines Knaben
Eine Spur von Tugend erscheint,
Die mit der Wahrheit in seinem Innern übereinstimmt.
Die Schönheit der Farbe
Ist einfach durch Gestaltung und Bewältigung
Des der Materie anhaftenden Dunkeln
Mittelst Hinzutreten des unkörperlichen
Von Vernunft und Idee ausgehenden Lichts.
Daher denn auch das Feuer
Gegenüber den anderen Dingen der Körperwelt
An sich schön ist,
Weil es im Verhältnis zu den übrigen Elementen
Den Rang einer Idee einnimmt,
Denn es ist nach oben gerichtet,
Es ist der dünnste von allen übrigen Körpern,
Gleichsam der Übergang zum Körperlosen,
Das Feuer allein nimmt nichts andres in sich auf,
Während es selbst alles andre durchdringt,
Denn die Dinge werden warm,
Das Feuer aber wird nicht kalt,
Es enthält die Grundfarbe
Und die anderen Dinge entlehnen von ihm die Färbung schlechthin.
Es leuchtet also und glänzt,
Als wäre es selbst eine Idee.
Das Feuer freilich,
Welches die Materie nicht bewältigt,
Mit seinem matten bleichen Licht,
Ist nicht mehr schön,
Weil es ja gewissermaßen nicht an der Idee der Färbung
In ihrer Gesamtheit teil hat.
Die inneren, nicht in die Erscheinung tretenden Harmonien der Töne,
Welche diejenigen hervorbringen,
Die wir mit unserm Ohr vernehmen,
Erschließen hiermit zugleich auch der Seele
Das Verständnis des Schönen,
Indem sie an einem Anderen
Ihr eignes Wesen zur Erscheinung kommen lassen.
Allerdings liegt es mit im Wesen
Der vernommenen Töne,
Dass sie sich nicht nach absolut idealen
Zahlenverhältnissen bemessen lassen,
Sondern nur in soweit idealen,
Als sie dazu dienen,
Der Idee zur Bewältigung der Materie zu verhelfen.
So viel von dem Schönen,
Das auf den Sinneswahrnehmungen beruht,
Welches ja doch nur ein Abbild ist,
Ein Schattenriss,
Der sich gleichsam in die Materie verlaufen hat,
Sie schmückt
Und uns bei ihrem Anblick
Mit Entzücken erfüllt.

Über die ferneren Stufen der Schönheit nun,


Welche der sinnlichen Wahrnehmung
Nicht mehr zu schauen vergönnt ist,
Welche vielmehr die Seele
Ohne Sinneswerkzeuge schaut und denkt,
Müssen wir unsre Betrachtung
Von einem höheren Standpunkt aus anstellen,
Indem wir die sinnliche Wahrnehmung
Hier unten zurücklassen.
Wie aber bei dem Schönen der sinnlichen Wahrnehmung
Niemand über dasselbe sprechen konnte,
Der es weder selbst gesehen
Noch als schön wahrgenommen hatte,
Etwa Leute, die blind sind von Jugend auf,
So können ganz in derselben Weise
Auch nicht von der Schönheit schöner Einrichtungen
Diejenigen sprechen, welche die Schönheit derselben
Oder der Wissenschaften und andrer derartiger Sphären
Nicht empfunden haben,
Noch von dem Licht der Tugend diejenigen,
Welche nicht einmal eine Ahnung davon haben,
Wie schön das Angesicht der Gerechtigkeit
Und der maßvollen Selbstbeherrschung ist,
Dass weder Morgen- noch Abendstern so schön sind.
Sondern man muss das selbst geschaut haben auf dem Weg,
Auf welchem die Seele derartiges schaut,
Und muss bei dem Schauen in Freude
Und staunendes Entzücken geraten sein,
In noch viel höherem Grad
Als bei den früheren Schönheitsstufen,
Da man es ja hier nunmehr
Mit der wahren Schönheit zu tun bekommt.
Denn das muss die Empfindung sein
Bei allem was schön ist:
Verwunderung und liebliches Staunen,
Sehnsucht, Liebe und freudiges Entzücken!
Das können empfinden
Und empfinden in der Tat auch bei dem,
Was sich nicht mit leiblichen Augen sehen lässt,
Man möchte sagen, alle Seelen,
In höherem Grade allerdings diejenigen unter ihnen,
Die liebesfähiger sind,
Wie ja auch alle an schönen Körpern Gefallen finden,
Aber nicht in gleicher Weise davon ergriffen werden,
Sondern einige ganz besonders,
Von denen man dann im eigentlichen Sinne sagt,
Sie lieben.

Nun müssen wir unsre Fragen


Auch an diejenigen richten,
Die von Liebe zum Übersinnlichen erfüllt sind.
Was empfindet ihr bei sogenannten schönen Einrichtungen,
Schönen Sitten, maßvollen Charakteren,
Überhaupt bei den Werken und Zuständen der Tugend
Und bei der Schönheit der Seelen?
Was empfindet ihr,
Wenn ihr euch selbst als schön in eurem Innern erblickt?
Wie kommt es, dass ihr da in lauten Jubel ausbrecht
Und in heftige Bewegung geratet,
Dass ihr euch sehnt,
Von den Banden des Körpers befreit,
In Liebesverkehr mit euch selbst zu treten?
Denn das ist in der Tat die Empfindung derer,
Die in Wahrheit von Liebe ergriffen sind.
Was ist aber der Gegenstand einer derartigen Empfindung?
Keine Gestalt, keine Farbe, keine Größe,
Sondern die Seele,
Die selbst farblos ist
Und das reine, farblose Licht der Weisheit
Und übrigen Tugenden an sich hat,
Wenn ihr entweder an euch selbst
Oder an einem andern Hochherzigkeit,
Gerechte Gesinnung,
Lautere Weisheit erblickt,
Tapferkeit mit ihrem ernsten Angesicht,
Würdevollen Anstand und züchtiges Wesen,
Das empor blüht an einer ruhigen,
Von keiner Woge,
Von keiner Leidenschaft bewegten Stimmung,
Über dem allen aber
Die gottgleiche Vernunft hervorleuchten seht.
Und weshalb nennen wir nun das,
Indem wir es bewundern und lieben, schön?
Nun, es ist offenbar
Und gibt sich, ohne dass man dem widersprechen kann,
Als das wahrhaft Seiende zu erkennen.
Aber was ist es in seinem wahrhaften Sein?
Etwa schön?
Allein noch hat sich aus der Untersuchung nicht ergeben,
Durch welchen Zug seines Seins
Es die Seele liebenswürdig macht.
Was ist das, was an allen Tugenden hervorleuchtet wie Licht?
Willst du einmal das Gegenteil nehmen
Und das gegenüber halten,
Was an der Seele Hässliches vorkommen kann?
Vielleicht ist es für das Ergebnis unsrer Untersuchung
Von Belang zu wissen,
Was eigentlich das Hässliche ist
Und warum es als solches erscheint.
Nehmen wir also eine hässliche,
Zügellose und ungerechte Seele,
Vollgepfropft mit sinnlichen Begierden,
Eine Seele voll Unruhe,
Voll feiger Furcht, voll kleinlichen Neides,
Was sie auch denken mag
Immer nur in niedrigen
Und vergänglichen Gedanken sich ergehend,
Stets hinterlistig auf Seitenpfaden schleichend,
Eine Freundin unreiner Genüsse,
In ihrem Leben nur von körperlichen Einflüssen abhängig,
Eine Seele, die am Hässlichen ihre Lust findet:
Werden wir nun nicht sagen,
Dass eben diese Hässlichkeit
Wie ein ihr ursprünglich fremdes Übel
An sie herangetreten ist,
Welches sie schändlich verunstaltet,
Sie unrein gemacht,
Sie mit dem Bösen gleichsam durchtränkt hat,
So dass sie kein reines Leben,
Keine reine Empfindung mehr hat,
Sondern durch die Vermischung mit dem Bösen
Ein verschwommenes,
Vielfach vom Tode durchdrungenes Leben führt,
Nicht mehr das sieht, was eine Seele sehen soll,
Nicht mehr im Stande ist, bei sich selbst zu bleiben,
Weil sie stets zum Äußerlichen,
Irdischen und Dunkeln hingezogen wird?
So als unrein,
Indem sie sich von den ersten besten Lockungen
Der sinnlichen Eindrücke hinreißen lässt,
In inniger Durchdringung mit dem Leibe,
In vielfachem Verkehr mit dem Materiellen,
Das sie in sich aufnimmt,
Hat sie durch die Vermischung mit dem Schlechten
Ein ganz andres Aussehen angenommen;
Gleichsam wie wenn einer sich in Schlamm
Oder Schmutz eintaucht
Und nun nicht mehr seine ursprüngliche Schönheit erscheinen lässt,
Sondern mit dem gesehen werden muss,
Was von dem Schlamm und Schmutz sich an ihm festgesetzt hat.
Ihm ist also das Hässliche
Durch das herantretende Fremdartigen gekommen
Und wenn er wieder schön werden will,
Muss er durch mühsames Waschen und Reinigen
In seinen ursprünglichen Zustand zurückkehren.
So könnte man mit Recht sagen,
Die Seele sei hässlich geworden
Durch ihre Vermischung, Verbindung
Und ihr Hinneigen zum Körper und der Materie.
Und es ist dies eine Hässlichkeit für die Seele,
Nicht mehr rein und lauter zu sein,
Wie für das Gold, noch in der Schlacke zu stecken.
Erst wenn man die Schlacke entfernt,
Bleibt das Gold übrig
Und ruht losgelöst von allem andern in seiner
In sich selbst versunkenen Schönheit.
So auch die Seele.
Erst wenn sie losgelöst ist von den Begierden,
Mit denen sie in Folge ihres zu innigen Verkehrs
Mit dem Körper behaftet ist,
Wenn sie befreit ist von den übrigen Leidenschaften,
Gereinigt von dem,
Was sie in ihrer Verkörperung an sich hat,
Und allein bleibt,
Pflegt sie alle Hässlichkeit
Der schlechteren Natur abzulegen.

Es ist ja eben, wie der alte Spruch lehrt,


Mäßigung, Tapferkeit,
Überhaupt jede Tugend ist eine Reinigung,
So auch die Weisheit selbst.
Deshalb wird auch mit Recht
In den religiösen Weihen
Dunkel darauf hingedeutet,
Dass der Ungereinigte auch in des Hades Behausung
Im Schlamme liegen müsse,
Weil das Unreine durch seine Schlechtigkeit
Mit dem Schlamm etwas Verwandtes hat,
Wie ja auch die Schweine mit ihrem unsaubern Leibe
An derartigem Gefallen finden.
Was wäre auch wohl die wahre Besonnenheit andres,
Als den Verkehr mit sinnlichen Vergnügungen abzuweisen,
Sie als unrein
Und eines reinen Menschen unwürdig zu fliehen?
Die Tapferkeit ist Furchtlosigkeit vor dem Tode.
Der Tod aber ist das Getrenntsein der Seele vom Körper.
Davor fürchtet sich der nicht,
Der seine Freude daran findet, allein zu sein.
Die Seelengröße ist
Das Hinwegsehen über das Irdische.
Die Weisheit ist das Denken
In seiner Wegwendung von der Welt hier unten,
Das Denken, welches die Seele zu dem Höheren empor führt.
Ist nun die Seele geläutert,
So wird sie zur Idee, zur reinen Vernunft,
Schlicht unkörperlich, geistig
Und ganz vom Göttlichen durchdrungen,
Von wo aus die Quelle des Schönen kommt
Und alles dessen, was mit ihm verwandt ist.
Empor geführt zur Vernunft,
Ist die Seele schön in möglichster Vollkommenheit.
Vernunft und was von der Vernunft ausgeht,
Ist die der Seele ursprüngliche, eigene Schönheit,
Die nicht als etwas Fremdes an sie herantritt,
Weil die Seele dies allein in Wahrheit ist.
Deshalb sagt man auch mit Recht,
Das Gut- und Schönwerden der Seele
Sei ein Ähnlichwerden mit Gott,
Weil von ihm aus das Schöne
Und der bessere Teil des Seienden kommt.
Oder vielmehr das Seiende ist die Schönheit,
Die andere Natur aber ist das Hässliche.
Es ist aber das Hässliche und das ursprünglich Böse identisch,
So dass umgekehrt jenes zugleich gut und schön,
Richtiger: das Gute und die Schönheit ist.
Auf gleiche Weise also hat man
Das Schöne und das Gute,
Das Hässliche und das Böse zu suchen.
Als das Erste ist demnach die mit dem Guten
Identische Schönheit zu setzen.
Von ihr geht die Vernunft aus als das schlechthin Schöne.
Durch die Vernunft ist die Seele schön.
Das andre, was an Taten und Handlungen schön ist,
Ist es durch die Gestaltung der Seele.
Auch in der Körperwelt wird das,
Was den Namen des Schönen verdient,
Durch die Seele dazu gemacht.
Da sie nämlich etwas Göttliches,
Gleichsam ein Teil des Schönen ist,
So macht sie alles das schön,
Was sie berührt und bewältigt,
So weit dieses im Stande ist, es aufzunehmen.

Wir müssen also wieder emporsteigen zum Guten,


Nach welchem jede Seele sich sehnt.
Wenn es jemand gesehen hat,
So weiß er, was ich sagen will mit der Behauptung,
Es sei schön.
Als das Gute muss es erstrebt werden
Und das Streben muss darauf gerichtet sein.
Man erreicht es, wenn man nach dem Oberen aufsteigt,
Sich zu ihm hinwendet und das ablegt,
Was man beim Herabkommen angelegt hatte,
Wie ja auch diejenigen, die zur allerheiligsten Handlung
Der Mysterien sich anschicken,
Der Reinigung bedürfen,
Ihre Kleider ablegen
Und im Untergewand herangehen,
So lange bis man bei dem Hinaufsteigen allem ausgewichen ist,
Was dem Göttlichen fremd ist,
Und mit seinem alleinigen Selbst
Auch das Göttliche in seiner Alleinheit schaut
Als lauter, einfach und rein,
Als das, wodurch alles bedingt ist,
Worauf alles hinblickt,
In welchem alles lebt und denkt.
Denn es ist die Ursache des Lebens,
Der Vernunft und des Seins.
Welche Liebesglut wird aber nicht der empfinden,
Der dies zu sehen bekommt,
Wie wird er sich nach der innigen Vereinigung mit ihm sehnen,
Wie wird ihn das Staunen der Wonne durchzittern!
Denn nach dem Göttlichen als dem Guten
Sehnt sich auch derjenige, der es noch niemals gesehen hat.
Wer es aber gesehen hat,
Der bewundert es wegen seiner Schönheit,
Der wird mit freudigem Staunen erfüllt,
Der gerät in Schrecken, der ihn nicht verzehrt,
Der liebt in wahrer Liebe
Und in heftiger Sehnsucht,
Der verlacht alle andere Liebe
Und verachtet das, was er früher für schön hielt.
Das ist etwa die Empfindung derer,
Welchen eine Erscheinung von Göttern
Zu Teil geworden ist
Und die nun nichts mehr wissen wollen
Von der Schönheit der anderen Körper.
Was wird der erst empfinden,
Welcher nun gar das absolut Schöne sieht
In seiner an und für sich seienden Reinheit,
Ohne fleischliche körperliche Hülle
Um rein zu sein,
An keinen Raum der Erde oder des Himmels gebunden.
Denn das ist ja alles etwas abgeleitetes und gemischtes,
Nichts ursprüngliches,
Sondern von jenem ausgehend.
Wer also jenes sieht,
Welches den Reigen aller übrigen Dinge eröffnet,
Welches in sich selbst ruhend mitteilt
Und nichts in sich aufnimmt,
Wer dann in seinem Anblick verharrt und es genießt,
Indem er ihm ähnlich wird,
Was sollte der noch für ein Schönes bedürfen?
Es ist ja eben selbst die Urschönheit,
Welche als das recht eigentlich Schöne,
Auch die es lieben,
Schön und liebenswürdig macht.
Es ist ferner das Ziel für den größten
Angestrengtesten Wettkampf der Seelen,
Das Ziel aller Mühen,
Nicht unteilhaftig zu bleiben des herrlichsten Anblicks.
Selig, wer es erreicht hat,
Wer zum Schauen des seligen Anblicks gekommen ist;
Unselig fürwahr dagegen, bei wem dies nicht der Fall.
Denn nicht der ist unselig,
Der um den Anblick schöner Farben und Körper kommt,
Der weder Macht noch Ehre noch Kronen erlangt,
Sondern wer dies Eine nicht erlangt,
Um dessen Erreichung man
Auf alle Kronen und Reiche der ganzen Erde,
Auf dem Meere und im Himmel verzichten muss,
Ob man das Irdische mit Verachtung verlassend,
Den Blick auf jenes gewandt,
Zum Schauen gelangen möge.

Aber auf welche Art und wie soll man das auffassen?
Wie soll man die unsagbare Schönheit sehen,
Die gleichsam im innersten Heiligtum bleibt
Und nicht herauskommt,
Dass sie auch ein Uneingeweihter zu sehen bekäme?
So gehe denn und kehre ein
In sein Inneres, wer es vermag.
Er lasse draußen,
Was der Blick des Auges erschaut,
Er sehe sich nicht um nach dem,
Was ihm vormals als Glanz schöner Leiblichkeit erschien.
Denn wenn man die leibliche Schönheit erblickt,
Muss man nicht in ihr aufgehen wollen,
Sondern im Bewusstsein, dass sie nur Schatten
Und Schemen zeigt,
Zu dem flüchten, dessen Abbild sie ist.
Denn wer heranliefe, um sie als etwas Wahrhaftes zu umfangen,
Etwa wie eine schöne Gestalt,
Die auf dem Wasser schaukelt –
Jemand, der eine solche umfassen wollte,
Heißt es in einem bekannten, sinnreichen Mythos,
Versank in die Tiefe der Flut
Und ward nicht mehr gesehen, –
Der würde, wenn er sich an dem Schönen der Sinnenwelt festhielte
Und nicht davon losließe,
Ganz in derselben Weise zwar nicht leiblich ,
Doch geistig in dunkle,
Der Vernunft unerfreuliche Tiefen versinken,
Würde dann blind im Hades leben
Und hier und dort mit Schatten verkehren.
„Auf, lasst uns fliehen zum geliebten Lande der Väter!“
Wollen wir uns lieber zurufen.
Aber wohin geht die Flucht
Und wie wollen wir ins offne Meer gelangen?
Wie es Odysseus andeutet, will ich meinen,
Der von der Zauberin Circe oder von Kalypso wegeilend
Keinen Gefallen am Bleiben fand,
Obgleich sein Auge im Anblick der Lust schwelgte
Und er sinnliche Schönheit vollauf genoss.
Vaterland aber und Vater sind für uns dort,
Von wo wir gekommen sind.
Und wie geht unsre Fahrt und Flucht vor sich?
Nicht zu Fuß sollen wir hinwandern,
Denn die Füße tragen uns von einem Land zum andern.
Wir brauchen uns nicht nach einem Fuhrwerk mit Rossen
Noch nach einem Schiff zu Meere umzusehen,
Sondern das alles muss man lassen und gar nicht sehen,
Man muss sein Auge gleichsam schließen,
Man muss ein andres dafür eintauschen und eröffnen,
Das alle besitzen,
Dessen sich aber wenige bedienen.

Was sieht nun jenes innere Auge?


Sofort bei seinem Auftun
Kann es noch nicht das allzu Helle ertragen.
Daher muss man die Seele selbst gewöhnen,
Zuerst auf eine schöne Lebensweise zu blicken;
Dann auf schöne Werke,
Nicht Werke wie die Künste sie zu Wege bringen,
Sondern wie sie von guten Männern ausgehen.
Dann betrachte du die Seele derer, die gute Werke vollbringen.
Wie willst du aber sehen, welche Schönheit
Einer guten Seele eigen ist?
Ziehe dich in dich selbst zurück und schaue,
Und wenn du dich selbst noch nicht als schön erblickst,
So nimm, wie der Bildhauer,
Der an dem, was schön werden soll,
Bald hier, bald da etwas wegnimmt und abschleift,
Bald hier glättet, bald dort säubert,
Bis er an seinem Bilde ein schönes Antlitz zu Stande bringt,
Auch du alles das weg, was überflüssig ist,
Mache das Krumme wieder gerade,
Reinige das Dunkle und lass es hell werden,
Kurz, höre nicht auf zu zimmern an deinem Bilde,
Bis an dir der göttliche Glanz der Tugend hervorleuchtet,
Bis du die Besonnenheit erblickst,
Die auf heiligem Grunde wandelt.
Wenn du das geworden bist
Und dich selbst siehst
Und rein mit dir selbst verkehrst,
Ohne dass dich weiter etwas hindert,
So selbsteinig zu werden,
Ohne dass du in deinem Innern eine weitere Beimischung
Zu deinem Selbst hast,
Sondern ganz du selbst bist,
Wahrhaftiges Licht,
Ein Licht, weder durch Größe bemessen
Noch durch Gestalt in enge Schranken gezwängt,
Noch andrerseits zu maßloser Größe ausgedehnt,
Sondern schlicht unendlich,
So dass es über alle Maßbestimmung
Und alle Quantität hinaus ist –
Wenn du siehst, dass du dazu geworden bist
Und du bereits die innere Sehkraft erlangt hast:
Dann fasse Mut für dich selbst,
Schreite von da aus weiter vor,
Du bedarfst keines Führers mehr,
Und schaue unverwandten Blicks vor dich hin.
Denn nur ein solches Auge sieht die ganze volle Schönheit.
Wenn es aber, den Blick durch Laster umflort
Und ungereinigt oder schwach,
Zum Sehen sich anschickt,
Indem es in weibischer Feigheit
Das allzu Helle nicht ertragen kann,
So sieht es gar nichts,
Auch wenn ein andrer ihm das an sich Sichtbare zeigen wollte,
Was vor ihm liegt.
Denn ein dem zu sehenden Gegenstand verwandt
Und ähnlich gemachtes Auge
Muss man zum Sehen mitbringen.
Nie hätte das Auge jemals die Sonne gesehen,
Wenn es nicht selber sonnenhaft wäre;
So kann auch eine Seele das Schöne nicht sehen,
Wenn sie nicht selbst schön ist.
Darum werde jeder zuerst gottähnlich und schön,
Wenn er das Gute und Schöne sehen will.
Zuerst wird er bei seinem Emporsteigen
Zur Vernunft kommen
Und wird dort alle die schönen Ideen sehen,
Und er wird sagen, dass die Ideen das Schöne sind.
Denn alles ist durch sie schön,
Durch die Schöpfungen und das Wesen der Vernunft.
Was darüber hinaus liegt, nennen wir die Natur des Guten,
Welche das Schöne als Hülle vor sich hat,
So dass sie, um es kurz zu sagen, die Urschönheit ist.
Unterscheidet man das Intelligente,
So werden wir die Intelligenz der Schönheit
De Welt der Ideen nennen,
Das darüber hinausliegende Gute
Quelle und Prinzip der Schönheit.
Oder aber wir werden das Gute
Und die Urschönheit als identisch setzen.
Dort jedenfalls liegt die Schönheit.

HYMNE AN DIE INTELLIGENZ DER SCHÖNHEIT

Da wir behaupten, dass derjenige,


Welcher zum Anschauen
Der übersinnlichen Schönheit gelangt ist
Und die Schönheit des wahren Geistes empfunden hat,
Auch im Stande sei, den Ursprung dieser
Und den Ursprung des göttlichen Verstandes
Mit seinen Gedanken zu erfassen,
So lasst uns zu betrachten
Und für uns selbst auszusprechen versuchen
(Soweit dergleichen auszusprechen möglich ist),
Wie jemand wohl die Schönheit des Geistes
Und jener übersinnlichen Welt erschauen mag.
Denken wir uns zwei Marmorblöcke
Neben einander liegen,
Den einen roh und ungestaltet,
Den andern bereits von der Kunst bewältigt
Und zum Bilde eines Gottes,
Etwa einer Muse oder Charis,
Oder eines Menschen, aber nicht eines beliebigen,
Sondern eines von künstlerischer Hand
Sehr schön gestalteten, geformt,
So dürfte der von der Kunst zur schönen Gestalt erhobene
Offenbar schön sein,
Nicht weil er ein Marmorblock ist –
Sonst wäre ja auch der andere in ähnlicher Weise schön –
Sondern von der Idee her,
Welche die Kunst ihm eingebildet hat.
Diese Idee nun hatte nicht der Stoff,
Sondern sie war, und zwar noch ehe sie in den Stein kam,
Im Geist des Bildhauers,
Und in ihm nicht, sofern er Augen und Hände hatte,
Sondern weil er ein Künstler war.
Es wohnte also in der Kunst diese weit höhere Schönheit;
Doch ging nicht diese in den Marmorblock ein,
Sondern indem jene bleibt,
Eine von ihr ausgehende geringere;
Und auch diese blieb nicht rein in sich selbst
Und gehorchte dem Willen des Bildners nur insoweit
Als der Stein der Kunst nachgab.
Wenn aber die Kunst das, was sie hat und ist, bildet –
Und sie bildet das Schöne nach dem Begriff dessen, was sie bildet –
So ist sie in höherem und richtigerem Maße schön,
Weil eben im Besitz der Schönheit der Kunst,
Die jedoch noch größer und herrlicher ist
Als sie nach außen hin erscheint.
Soweit sie nämlich in den Stoff eingehend sich ausgedehnt hat,
Um soviel ist sie schwächer
Als die in sich selbsteinig verharrende.
Denn alles sich Ausbreitende gibt etwas von seinem Wesen auf:
Die Stärke von der Stärke,
Die Wärme von der Wärme,
Überhaupt die Kraft von der Kraft,
So auch die Schönheit von der Schönheit;
Und jedes schöpferische Prinzip
Muss an und für sich besser sein als das Geschaffene;
Denn nicht der Mangel an musikalischer Begabung
Macht den Musiker,
Sondern die musikalische Kunst,
Desgleichen die sichtbare Gestalt
Die vor der Sinnenwelt liegende.
Verachtet aber jemand die Künste,
Weil sie in ihren Schöpfungen die Natur nachahmen,
So ist zuerst zu sagen,
Dass auch die Schöpfungen der Natur Nachahmungen sind;
Sodann muss man wissen,
Dass sie die Erscheinung nicht schlechtweg nachahmen,
Sondern aufsteigen zu den Gedanken,
Aus denen die Natur stammt;
Dann, dass sie auch aus dem Eigenen vieles hinzutun.
Sie fügen nämlich als im Besitz der Schönheit
Allem Mangelhaften etwas hinzu,
Wie denn auch Phidias den Zeus
Nach keinem sichtbaren Gegenstände gebildet hat,
Sondern so wie Zeus aussehen würde,
Wenn er einmal vor unsern Augen erscheinen wollte.

Doch lassen wir die Künste.


Die Dinge aber, deren Werke sie nachahmen sollen,
Das sogenannte Naturschöne wollen wir betrachten:
Die vernünftigen und vernunftlosen Wesen alle
Und besonders diejenigen von ihnen,
Welche der Bildner und Künstler
In vorzüglichem Grad zu Stande gebracht,
Indem er die Materie bewältigte
Und ihr die ideale Gestalt, welche er wollte, gab.
Was ist nun die Schönheit in diesen?
Woher stammt, frage ich, die glänzende Schönheit der Helena,
Dieses viel umstrittenen Weibes,
Oder anderer Frauen,
Die an Schönheit der Aphrodite gleichkamen?
Ja, woher die der Aphrodite selbst
Oder irgend eines andern schönen Menschen oder Gottes,
Die wir etwa zu Gesicht bekamen
Oder auch nicht bekamen,
Deren Schönheit uns aber in die Augen fallen würde?
Ist dieses denn nicht überall die Idee,
Welche von dem Schöpfer auf das Geschöpf übergeht,
Sowie sie auf dem Gebiet der Künste
Nach unserer früheren Behauptung
Von den Künsten übergeht auf das Kunstwerk?
Wie also? Schön sind die Kunstwerke
Und der die Materie beherrschende Begriff,
Und der im Schöpfer,
Nicht in der Materie wirksame Begriff,
Dieser erste und stofflose sollte nicht Schönheit sein?
Ja, wenn die Masse, insofern sie Masse war, schön war,
Dann müsste der schöpferische Begriff,
Eben weil er nicht Masse war, nicht schön sein;
Wenn aber, falls in der gleichviel ob kleinen
Oder großen Masse derselbe Gedanke waltete,
Dieser die Seele des Beschauers in gleicher Weise bewegt
Und stimmt durch seine eigene Kraft,
So ist die Schönheit nicht der Größe der Masse beizumessen.
Ein Beweis dafür ist auch dies:
So lange sie außer uns ist, sehen wir sie nicht,
Sobald sie inwendig geworden,
Hat sie uns bereits affiziert.
Sie geht durch die Augen ein
Nur als Idee,
Wie könnte sie das sonst bei einem so winzigen Gegenstande?
Mit hineingezogen wird aber auch die Größe,
Nicht groß in der Masse,
Aber durch die Idee groß geworden.
Die schöpferische Ursache
Muss entweder hässlich oder indifferent
Oder schön sein.
Wäre sie hässlich, so würde sie nicht das Gegenteil bewirken;
Wäre sie indifferent, warum sollte sie denn lieber
Das Schöne als das Hässliche hervorbringen?
Aber in Wahrheit ist die Natur,
Die das Schöne so hervorbringt,
Viel früher schön;
Wir indessen, die wir nicht gewöhnt sind
Oder nicht verstehen, in das Innere zu schauen,
Jagen dem Äußern nach, ohne zu erkennen,
Dass das Innere die bewegende Ursache ist;
Gerade wie wenn jemand, der sein eigenes Bild erblickte
Und nicht wüsste, woher es kommt, diesem nachjagte.
Es beweist außerdem, dass das Erstrebte ein anderes
Und die Schönheit nicht in der Größe zu finden ist,
Auch die Schönheit in den Wissenschaften
Und Beschäftigungen und überhaupt in den Seelen.
Da ist es denn in der Tat eine größere Schönheit,
Wenn du an jemandem die Weisheit schaust
Und bewunderst, ohne auf sein Antlitz zu blicken;
Mag dies immerhin hässlich sein,
Lass du nur die ganze äußere Erscheinung bei Seite
Und suche die innere Schöne an dem Menschen.
Fühlst du dich aber noch nicht bewogen,
Einen solchen Weisen schön zu nennen,
Dann hast du dich auch noch nicht beim Blick in das Innere
An deiner eigenen Schöne erfreut.
So würdest du dann freilich in solchem Zustand
Jene vergebens suchen,
Denn du wirst sie suchen mit hässlichem
Und nicht mit reinem Sinn.
Darum gehen auch die Reden über dergleichen Dinge nicht alle an;
Hast aber auch da dich schon als schön erblickt, so denke daran.

Es gibt also auch in der Natur


Einen Begriff der Schönheit,
Das Urbild der in sichtbarer Gestalt erscheinenden;
Aber schöner als der in der Natur
Ist der in der Seele,
Von dem auch der in der Natur stammt.
Am hellsten strahlt natürlich der in einer reinen Seele,
Welcher sich auch bereits in Schönheit manifestiert.
Denn nachdem er die Seele geschmückt hat
Und ihr Licht gebracht vom Lichte
Der größeren ursprünglichen Schönheit,
Veranlagt er selbst, in der Seele verbleibend,
Nachzudenken über das Wesen
Des voraufliegenden Gedankens,
Welcher sich nicht mehr einem andern mitteilt,
Sondern in sich selber verharrt.
Deshalb ist er auch nicht einmal Gedanke,
Sondern Schöpfer des ersten Gedankens,
Indem die Schönheit in der seelischen Materie wohnt.
Und dies ist die Vernunft, die ewige,
Zeitlich unveränderliche Vernunft,
Da sie nicht von außen her zu sich selbst gekommen ist.
Unter welchem Bilde nun konnte man diese begreifen?
Denn ein jedes wird von einem geringeren hergenommen werden.
Aber freilich muss man das Bild des Geistes
Vom Geist hernehmen
Und nicht von einem Bilde,
Ähnlich wie man zur Bezeichnung des Goldes überhaupt
Dies oder jenes Gold nimmt.
Dabei muss man, falls das genommene nicht rein ist,
Es reinigen, faktisch oder begrifflich,
Und zeigen, dass nicht alles dies Gold ist,
Sondern nur dieses bestimmte hier innerhalb der Masse.
Das gleiche gilt auch bei dem Bild
Des reinen Geistes in uns
Oder wenn man will bei den Göttern,
Nach der Beschaffenheit des in ihnen wohnenden Geistes.
Denn ehrwürdig sind die Götter alle und schön
Und ihre Schönheit ist unendlich.
Aber was ist es, wodurch sie so schön sind?
Nur die Vernunft
Oder vielmehr die in ihnen sich zur Erscheinung auswirkende Vernunft.
Nicht also weil sie schöne Körper haben, sind sie schön –
Denn schöne Körper machen das Wesen der Gottheit nicht aus –
Sondern gemäss der Vernunft
Sind sie eben Götter.
Demnach sind sie nicht heute weise, morgen töricht,
Sondern stets weise
In ihrer ruhigen, beständigen, reinen Vernunft
Und erkennen nicht eigentlich das menschliche Wesen,
Sondern ihr eigenes Wesen
Und alles, was die Vernunft sieht.
Von den Göttern aber schauen die Himmelsbewohner
(Denn sie haben Muße) beständig
Und wie von fern die Dinge in jenem Himmelsraum
Durch Emporheben ihres Hauptes;
Und alle die Bewohner dort,
So viele ihrer auf ihm und in ihm ihren Wohnsitz haben,
Weilen überall in jenem Himmelsraum.
Denn alles ist dort Himmel
Und die Erde ist Himmel und das Meer
Und die Tiere und Pflanzen und Menschen:
Alles himmlisch in jenem Himmel.
Und die himmlischen Götter
Verschmähen die Menschen nicht,
Noch irgend etwas der dortigen Dinge,
Weil sie von dort sind,
Sondern den ganzen Umkreis und Raum
Durchdringen sie in erhabener Ruhe.

Auch das „leichte Leben“ ist dort anzutreffen


Und die Wahrheit ist ihnen Mutter
Und Amme und Sein und Nahrung,
Und sie sehen alles,
Nicht als die werdenden ,
Sondern als die seienden,
Und sehen sich in andern;
Denn alles ist klar und durchsichtig,
Nichts dunkel oder widerstrebend,
Sondern jeder ist jedem offenbar nach innen
Und durch alles hindurch,
Denn Licht zu Licht heißt es dort.
Es hat auch jeder jedes in sich selbst
Und wiederum sieht er in dem andern alles,
So dass überall alles und alles
Alles ist und jedes alles
Und unermesslich der Glanz;
Denn jedes an ihnen ist groß,
So auch das Kleine groß
Und die Sonne dort die Gesamtheit der Gestirne
Und jedes Gestirn wieder Sonne und alles.
An einem jedem ragt ein anderes hervor,
Es zeigt aber zugleich alles.
Hier ist auch reine Bewegung,
Denn sie stört auf ihrem Gang
Nicht eine andere von ihr verschiedene Bewegung,
Auch die Ruhe wird nicht erschüttert,
Weil sie nicht getrübt wird durch Unbeständigkeit;
Und das Schöne ist schlechthin schön,
Weil es nicht nur im Schönen ist.
Ein jeder schreitet nicht wie auf fremdem Boden,
Sondern eines jeden Stätte ist er selbst, was er ist,
Und da sein Lauf sich nach oben richtet,
Geht sein Ausgangspunkt mit,
Und nicht ist er selbst ein anderes
Noch der Raum ein anderes.
Denn auch das Substrat ist Vernunft
Und er selbst ist Vernunft,
Etwa wie man auch diesen sichtbaren
Lichtartigen Himmel ansehen könnte
Als Erzeuger dieses aus ihm kommenden Lichtes.
Hier nun in der Sinnenwelt
Geht wohl ein anderer Teil aus dem andern Teil hervor
Und jeder Teil bleibt allein für sich;
Dort aber geht aus dem Ganzen immer jeder Teil hervor
Und doch ist immer zugleich der Teil und das Ganze.
Zwar erscheint er als Teil,
Aber das scharfe Auge erblickt ihn als Ganzes,
Ein Auge, wie es Lynkeus gehabt haben muss,
Der nach der Sage ins Innere der Erde sehen konnte.
Für das Schauen dort oben gibt es keine Ermüdung,
Keine Sättigung und kein Aufhören;
Denn es war ja kein Mangel vorhanden,
Nach dessen endlicher Erfüllung man Genüge hätte,
Noch auch Mannigfaltigkeit oder Verschiedenheit,
Dass etwa dem einen nicht gefallen könnte
Was dem andern gefällt:
Unermüdlich, unerschöpft ist alles.
Doch gibt es Unerfülltes in dem Sinne,
Dass die Erfüllung nicht zur Verachtung des Erfüllenden führt;
Denn im Anschauen vergrößert sich das Schauen,
Und wer sich selbst
Und das Gesehene als unendlich schaut,
Folgt damit nur seiner eigenen Natur.
Ferner bringt das Leben, wenn es rein ist,
Niemandem Ermüdung;
Und wer das beste Leben lebt,
Was sollte den ermüden?
Das Leben aber ist Weisheit,
Eine Weisheit, die durch Nachdenken
Keinen Zuwachs erhält,
Weil sie immer vollständig war,
Auch keinen Mangel erleidet,
Dass es der Forschung bedürfte,
Sondern es ist die erste und ursprüngliche,
Von keiner andern abgeleitete,
Ja, das Sein selbst ist die Weisheit.
Darum ist keine größer
Und die Wissenschaft als solche
Thront dort neben der reinen Vernunft
In der Weise, dass sie mit einander in die Erscheinung treten,
Wie man in einem Gleichnis etwa
Die Dike zum Dis gesellt.
Denn alle dergleichen Dinge sind dort
Wie durch sich selbst
Und in sich selbst sichtbare Bilder,
So dass der Anblick ein Genuss
Überglücklicher Beschauer ist.
Der Weisheit Größe nun und Macht
Möchte jemand schauen,
Weil sie alles Seiende in sich befasst
Und geschaffen hat
Und alles ihr folgt
Und sie selbst alles Seiende ist
Und alles mit sich verbunden hält
Und mit ihm eins geworden ist:
Kurz, das Sein da droben ist die Weisheit.
Aber wir sind zu jenem Verständnis
Noch nicht hindurchgedrungen,
Weil wir die Wissenschaften
Für Erzeugnisse der Spekulation
Und für ein Konglomerat
Aus wissenschaftlichen Prämissen halten,
Und das trifft doch nicht einmal
Für die irdischen Wissenschaften zu.
Sollte jedoch hierüber jemand in Zweifel sein,
So wollen wir diese vor der Hand lassen;
Was aber jene Wissenschaft betrifft,
Bei deren Anblick auch Platon sagte:
Sie ist nicht eine andere in einem andern –
(Aber wieso, das ließ er uns offen zu suchen
Und zu finden, wenn anders wir uns solcher Rede würdig achten) –
Damit also machen wir vielleicht besser den Anfang.

Also alle Produkte der Kunst wie der Natur


Bringt eine Weisheit hervor
Und die Werkmeisterin der schaffenden Tätigkeit
Ist überall die Weisheit.
Und wenn in der Tat jemand unmittelbar
Nach der Weisheit schafft,
So mögen ja die Künste dieser Art sein.
Aber der Künstler wendet sich doch wiederum
Zur Weisheit der Natur,
Nach der er Künstler geworden,
Zu einer Weisheit,
Die nicht aus Theorien zusammengesetzt,
Sondern ganz in sich eins ist,
Nicht aus vielen Stücken zu einer Einheit zusammengefasst,
Vielmehr aus der Einheit zu einer Vielheit aufgelöst ist.
Setzt jemand diese als die erste,
So mag es genügen,
Denn wie sie aus keinem andern stammt,
So ist sie auch nicht in einem andern.
Wenn sie aber Vernunft in der Natur anerkennen
Und als die Quelle dieser die Natur nennen,
So werden wir fragen: woher hat sie dieselbe?
Sagen sie: von einem andern,
Was ist jenes andere?
Sagen sie: aus sich selbst,
So werden wir dabei stehen bleiben.
Kommen sie aber auf die Vernunft,
So ist hier zu betrachten,
Ob die Vernunft die Weisheit erzeugt hat;
Und wenn sie es zugeben, woher?
Wenn aber aus sich selbst,
So muss sie notwendig selbst Weisheit sein.
Die wahre Weisheit ist also Sein
Und das wahre Sein Weisheit,
Und der Werth kommt dem Sein von der Weisheit
Und weil es von der Weisheit herrührt,
Ist es wahres Sein.
Deshalb sind alle Wesenheiten,
Welche die Weisheit nicht in sich tragen,
Zwar Wesenheiten,
Weil um einer gewissen Weisheit willen entstanden;
Aber weil sie die Weisheit nicht in sich enthalten,
Sind sie nicht wahre Wesenheiten.
Es ist also nicht anzunehmen,
Dass die Götter oder andere überglückliche Wesen da droben
Wissenschaftliche Grundsätze schauen,
Sondern alles, was man dort nennt,
Sind schöne, ideale Bilder,
Wie sie sich etwa jemand vorstellt
In der Seele eines weisen Mannes,
Aber nicht aufgezeichnete Bilder
Sondern seiende.
Daher nannten auch die Alten die Ideen
Seiendes und Wesenheiten.

Es gebrauchten auch, scheint mir, die ägyptischen Weisen,


Sei es durch die sorgfältigste Erwägung,
Sei es durch einen gewissen Instinkt darauf geführt,
Zur Mitteilung ihrer Weisheit
Nicht Schriftzeichen als Vermittler von Worten und Lehrsätzen,
Sondern sie machten Bilder
Und jeden einzelnen Gegenstand
Fassten sie in die Umrisse eines Bildes
Und zeigten dann in den Tempeln
Bei Entzifferung desselben,
Dass ein jedes eine gewisse Wissenschaft und Weisheit sei
Und zwar in seiner zu Grunde liegenden Totalität,
Nicht aber das Resultat eines Nachdenkens
Oder einer Überlegung.
Erkannte später jemand das aus jener Totalität des Wesens
Hervorgegangene Bild,
Wie es sich bereits in einem andern
Aus sich gleichsam herausgewickelt hat
Und sich selbst in der Entwickelung kundgibt
Und die Gründe, weshalb so, herausfindet,
Dann gestand er die Weisheit zu bewundern,
Wie sie, ohne die Gründe ihres Seins zu fassen,
Doch dem nach ihr Geschaffenen eine solche Existenz verleiht.
Dass also dies Schöne,
Das infolge einer Untersuchung kaum
Oder überhaupt nicht zur Erscheinung kommt,
Sich so, wenn es jemand ausfindig macht,
Vor der Untersuchung und Überlegung verhalten
Und vorhanden sein muss,
Wie etwa – denn ergreifen wir an Einem großen Ganzen
Was ich meine, das wird dann auch auf alles Einzelne passen.

Was also dieses Weltall betrifft,


Das doch, wie wir zugeben,
Von einem andern
Und zwar in dieser Gestalt erschaffen ist,
Sollen wir da etwa annehmen,
Der Schöpfer habe bei sich überlegt,
Dass die Erde und zwar solcher Gestalt
In der Mitte dastehen müsse,
Dann das Wasser sowohl das auf der Erde
Als das übrige der Reihe nach bis zum Himmel,
Dann alle lebenden Wesen
Und zwar jedes in der Gestalt
Soviel davon jetzt vorhanden,
Dazu mit diesen inneren und äußeren Organen,
Dass er dann eines jeden Ordnung bei sich festgestellt
Und so Hand ans Werk gelegt habe?
Aber ein solches Überlegen war doch weder möglich,
Denn woher sollte sie dem kommen,
Welcher dergleichen niemals gesehen hat?
Noch konnte er nach einem andern Muster arbeiten,
Wie jetzt die Werkmeister arbeiten
Mit Gebrauch von Händen und Füssen,
Denn später entstanden auch erst Hände und Füße.
Bleibt also nichts übrig,
Als dass zwar alles in einem andern ist,
Dass aber, da ein Zwischengebiet zwischen dem Sein
Und dem Geschaffenen sich nicht findet,
Gleichsam plötzlich ein Abbild und Symbol
Jenes in die Erscheinung trat,
Sei's aus sich selbst heraus,
Sei's unter Mitwirkung der Seele
(Denn auf diesen Unterschied kommt gegenwärtig nichts an)
Oder einer gewissen seelischen Kraft.
Gewiss also war von dorther dies alles zusammen
Und existierte dort in schönerer Weise;
Denn die Dinge hier und nicht jene sind gemischt.
Doch werden sie gewiss von Anfang bis zu Ende
Durch Formen gebunden:
Zuerst die Materie durch elementare Formen,
Dann schließen sich wieder andere Formen an die Formen,
Daher es auch schwer ist, die Materie zu entdecken,
Die unter vielen Formen sich verbirgt.
Da jedoch auch sie gewissermaßen eine letzte Form ist,
So ist dies All ganz Form und alles Formen;
Denn auch das Urbild war Form;
Es schuf aber dieses geräuschlos,
Weil alles Schaffende Sein und Form ist.
Deshalb geht die Schöpfung auch so mühelos vor sich;
Auch erstreckte sie sich auf alles, da sie ja alles ist.
Nicht also gab es ein Widerstrebendes
Und auch jetzt gewinnt sie die Herrschaft
Gleichwohl über die einander widerstrebenden Dinge;
Aber für sie gibt es auch jetzt noch keinen Widerstand,
Da sie ja alles ist und bleibt.
Und ich glaube, wenn wir die Urbilder
Und das Sein und die Form zugleich wären
Und die gestaltende Kraft uns
Als unser Wesen eignete,
Dann würde auch unser Schaffen ohne Mühe den Sieg gewinnen;
Aber der Mensch, wie er nun einmal ist,
Schafft eine von seinem Wesen verschiedene Form.
Denn der Mensch, wie er jetzt geworden,
Hat aufgehört, das All zu sein;
Aber wenn er aufgehört hat, Mensch zu sein, sagt Platon,
Dann schwingt er sich auf und regiert die ganze Welt;
Denn eins geworden mit dem Ganzen schafft er das Ganze.
Jedoch, wovon die Rede war,
Du kannst einen Grund angeben,
Warum die Erde sich in der Mitte befindet und rund ist
Und warum gerade hier die Ekliptik;
Dort aber wurde nicht, weil es so sein musste,
Ein solcher Beschluss gefasst,
Sondern weil's so ist, wie es ist, darum ist es so auch schön.
Da war gleichsam vor dem Syllogismus der Schlusssatz,
Der sich nicht erst aus den Prämissen ergab;
Denn nicht aus Folgerung und Untersuchung
Ergeben sich die Dinge,
Sondern vor aller Folgerung und Untersuchung;
Denn alles dieses: Schluss, Beweis, Bestätigung
Sind abgeleitete Dinge.
Und da es auch Prinzip ist,
So ergibt sich daraus alles
Und zwar auf diese Weise;
Auch heißt es sehr richtig,
Man solle nicht die Ursachen der Ursache suchen,
Zumal einer solchen zweckbestimmten,
Welche identisch ist mit dem Zweck;
Dasjenige aber, welches Ursache und Zweck ist,
Das ist alles in allem,
Mangellos und ohne Aufhören.
8

Es ist also die Urschönheit,


Und zwar ist sie ein Ganzes und überall ganz,
Damit auch nicht an einem einzigen Teil
Die Schönheit mit einem Mangel behaftet sei.
Wer also wird sie nicht schön nennen?
Denn das ist sie doch sicherlich nicht,
Was sie nicht ganz ist,
Sondern nur einen Teil davon
Oder auch diesen nicht einmal hat.
Oder wenn jene nicht schön ist, was denn sonst?
Denn das vor ihr Liegende will nicht einmal schön sein.
Was aber zuerst und ursprünglich
In die Erscheinung tritt,
Dadurch dass es Form und Anschauung
Der reinen Vernunft ist,
Ist eben dadurch auch wundervoll anzusehen.
Daher auch Platon, um dies zu bezeichnen,
Seinen Weltschöpfer auf etwas
Unserer Anschauung näher liegendes blicken
Und mit Rücksicht hierauf sein Werk gutheißen lässt,
Indem er zeigen will, wie wundervoll
Die Schönheit des Urbildes und der Idee sei.
Denn bei jedem Gegenstand unserer Bewunderung,
Der nach einem andern gemacht worden,
Geht die Bewunderung auf dasjenige zurück,
Wonach er gemacht worden ist.
Wenn uns dieses selbst nicht zum Bewusstsein kommt,
So ist das kein Wunder.
Wissen ja auch die Liebenden,
Die Bewunderer irdischer Schönheit, nicht,
Dass es um jenes willen geschieht,
Und doch geschieht es deshalb.
Dass Platon aber jenes „er bewunderte“
Auf das Urbild bezogen wissen will,
Zeigt Platon deutlich,
Indem er geflissentlich im Verlauf der Rede hinzufügt:
Er bewunderte sein Werk
Und wollte es dem Urbild noch ähnlicher machen.
So deutet er die Schönheit des Urbildes an
Dadurch, dass er das aus jenem entsprungene Schöne selbst
Als ein Abbild jenes Urbildes bezeichnet.
Was wäre auch sonst, wäre jenes nicht die Überschönheit
In ihrer unbegreiflichen Schönheit,
Schöner als diese sichtbare Schöne?
Daher haben die Tadler dieser sichtbaren Schönheit kein Recht,
Oder nur insofern als diese nicht jenes Ideal erreicht.

9
Lasst uns also diese Welt,
In der jeder Teil bleibt, was er ist, ohne Konfusion,
In unsern Gedanken als ein Ganzes auffassen,
Soweit möglich, in der Weise, dass im bunten Wechsel der Erscheinungen,
Die von außen wie von dem Rand einer Kugel umschlossen werden,
Dem Bild der Sonne und aller Sterne zumal
Der Anblick der Erde und des Meeres
Und aller lebenden Wesen folgt,
Gleichsam wie auf einer überall sichtbaren Kugelfläche,
Und es wird in der Tat uns alles zu Gesicht kommen.
Nehmen wir in der Seele die hellleuchtende Gestalt einer Kugel an,
Die alles in sich befasst, bewegt oder ruhend,
Oder zum Teil ruhend, zum Teil bewegt.
Indem du dieses festhältst,
Nimm ein anderes Bild,
Von dem du alles Stoffliche abgestreift hast, in dich auf;
Nimm auch alles Räumliche
Und jede Vorstellung von Materie weg
Und versuche nicht eine andere nur der Masse nach kleinere Gestalt zu fassen,
Sondern rufe Gott,
Der die Vorstellung, die du hast, geschaffen hat, an
Und bitte ihn zu kommen.
Er wird kommen in seiner Pracht mit allen Göttern,
Die in ihm sind,
Als ein einiger und alle befassend,
Wie auch jeder einzelne alle in sich befasst
Zu einer Einheit;
Verschieden nur sind sie in ihren Kräften
Und doch wieder alle eins in jener einen großen Kraft,
Oder vielmehr der Eine ist sie alle zusammengenommen.
Denn er selbst erfährt keine Verminderung,
Wenn alle jene erzeugt werden;
Zusammen sind sie alle und doch wieder jeder für sich
Auf einem räumlich nicht getrennten Standpunkt,
Ohne jegliche sichtbare Gestalt,
Denn sonst würde der eine hier der andre dort sein
Und jeder nicht ganz in sich selbst;
Auch hat er nicht andere Teile für andre oder sich selbst,
Noch ist jedes Ganze dort eine geteilte Macht
Und etwa nur von solchem Umfang,
Als sie abgemessene Teile hat.
Es ist Macht schlechthin, ins Unendliche sich erstreckend,
Mit seinen Wirkungen,
Und insofern ist jener groß,
Als auch seine Teile unendlich sind.
Und wo wäre irgend etwas zu nennen,
Wo jener nicht schon zuvor wäre?
Groß also ist auch dieser sichtbare Himmel
Und alle Kräfte an ihm insgesamt,
Aber größer wäre er
Und gar nicht zu sagen wie groß,
Wenn nicht an ihm ein geringes Maß von Körperlichkeit haftete.
Gleichwohl möchte jemand groß auch die Kräfte des Feuers
Und anderer körperlichen Dinge nennen,
Aber darin verrät sich schon die mangelhafte Kenntnis
Der wirklichen Kraft,
Wenn wir den äußeren Vorgang betrachtend sagen:
Sie brennen und zerstören und reiben und wirken mit
Bei Entstehung der lebenden Wesen.
Aber diese Dinge hier zerstören,
Weil sie auch zerstört werden,
Und erzeugen, weil sie selbst entstehen;
Die Kraft dort aber hat ausschließlich das Sein und das Schönsein.
Denn wo wäre das Schöne des Seins beraubt zu finden?
Denn wo das Schöne aufhört, da hört auch das Sein auf.
Darum ist auch das Sein begehrenswert,
Weil es dasselbe ist wie das Schöne,
Und das Schöne liebenswert, weil es das Sein ist.
Was nutzt es aber zu untersuchen,
Welches des andern Ursache sei,
Da die Natur nur Eine ist?
Denn dieses Pseudo-Sein hier
Bedarf eines von außen herzugebrachten schönen Scheinbildes,
Damit es auch schön scheine und überhaupt nur sei,
Und insoweit nur ist es, als es Teil hat an der Schönheit der Idee,
Und je mehr es Teil genommen, desto vollendeter ist es,
Denn nur der Idee eignet in höherem Grade
Die Schönheit an sich.

10

Deshalb bricht auch Zeus,


Der ja der älteste ist von den Göttern,
Die er selbst anführt,
Zuerst auf zum Anschauen der intelligenten Welt,
Sie aber folgen,
Die andern Götter und Geister und Seelen,
Welche diese Dinge zu sehen vermögen.
Sie aber erscheint ihnen von einem unsichtbaren Ort her
Und hoch über ihnen aufgehend leuchtet sie herab auf alles
Und erfüllt es mit ihrem Glänzen
Und scheucht die niederen Seelen auf,
Und diese wenden sich, nicht im Stande zu schauen,
Wie man nicht in die Sonne sehen kann;
Die einen werden von ihr empor gehalten und schauen,
Die andern geraten in Verwirrung,
Je weiter sie von ihr entfernt werden.
Indem aber die, welche es können, schauen,
Blicken sie alle auf dieselbe und auf ihren Reichtum,
Nicht aber gewinnt ein jeder dieselbe Anschauung,
Sondern der eine sieht unverwandten Auges
Die Quelle und Wesenheit des Gerechten hervorleuchten,
Der andere wird mit der Anschauung
Des besonnenen Maßhaltens erfüllt,
Doch nicht in der Weise, wie die Menschen sie in sich haben,
Wenn sie überhaupt sie haben.
Denn diese hier ist in gewissem Sinne
Eine Nachahmung jener,
Die dort aber,
Unter allen den ganzen Umkreis derselben sozusagen beschreibend,
Wird schließlich vollkommen von denen gesehen,
Welche schon vieler deutlichen Anschauungen
Teilhaftig geworden sind.
Es schauen also die Götter
Ein jeder einzeln und jeder zugleich
Und auch die Seelen, die alles dort schauen,
Und aus dem All entstanden sind,
So dass sie selbst alles von Anfang bis zu Ende umschließen,
Und sie sind wahrhaft dort
Soweit es zu ihrer Natur geworden ist dort zu sein,
Oft sind sie auch ganz und gar da,
Wenn sie sich nämlich gar nicht losgesagt haben.
Indem dieses also Zeus schaut
Und wer unter uns von gleicher Liebe getrieben wird,
Ist er das in allen Dingen zur vollendeten Erscheinung kommende
Schöne in seiner Ganzheit
Und hat Teil an der dortigen Schönheit;
Denn alles glänzt von dort hervor
Und erfüllt die dort Angekommenen,
Dass sie selbst schön werden,
Wie es wohl geschieht, dass Menschen,
Die hoch hinaufsteigen in Regionen,
Wo die Erde gelbe Farbe hat,
Die Farbe des Elements annehmen,
In dem sie sich bewegen.
Farbe aber ist dort die gleich einer Blüte
Sich ansetzende Schönheit,
Oder vielmehr alles ist dort Farbe
Und Schönheit lief von innen heraus,
Denn die Schönheit ist nicht anderes
Als von außen sich ansetzendes.
Aber denen, die nicht das Ganze sehen,
Erscheint nur die Oberfläche als etwas schönes,
Die aber, welche ganz und gar gleichsam berauscht
Und von Nektar trunken sind,
Denn die Schönheit durchdringt ja die ganze Seele,
Gehen nicht als bloße Zuschauer davon.
Denn nicht ist der Schauende außerhalb,
Noch auch das Geschaute außerhalb,
Sondern der Scharfsichtige hat das Geschaute in sich,
Und wenn er es hat, weiß er es meistenteils nicht
Und schaut es wie ein Äußeres,
Weil er es wie ein Angeschautes ansieht und ansehen will.
Denn alles, was jemand als ein sichtbares schaut,
Sieht er von außen.
Aber man muss es in sich selbst übertragen
Und anschauen wie Ein Ganzes
Und anschauen wie sich selbst,
Gleichsam wie jemand, der hingerissen von einer Gottheit,
Dem Phöbus oder einer Muse,
In sich selbst die Anschauung der Gottheit bewirkt,
Wenn er die Kraft hat, die Gottheit in sich selbst zu sehen.

11

Bringt aber jemand von uns,


Unvermögend sich selbst zu schauen,
Von jener Gottheit zum Schauen ergriffen,
Es zu einer Anschauung,
Dann bringt er sich selbst zur Anschauung
Und schaut ein schöneres Bild seiner selbst.
Lässt er jedoch jenes Bild, obwohl es schön ist,
Und geht er ganz in sich selbst zurück,
Ohne mehr eine Trennung wahrzunehmen,
Dann ist alles zugleich eins mit jener Gottheit,
Die in aller Stille herbeigekommen,
Und er ist mit ihr eins, soweit er kann und will.
Wendet er sich aber wieder zur Zweiheit,
Dann ist er, falls er rein bleibt,
In seiner nächsten Nahe,
So dass er auf die obige Weise
Sich wieder mit ihr vereinigen kann,
Wenn er sich wieder zu ihr wendet.
Bei der Hinwendung hat er diesen Gewinn:
Anfangs wird er seiner selbst inne
So lange er ein anderer ist;
Eindringend aber in das Innere hat er das Ganze,
Und den Blick nach rückwärts aufgebend
Aus Furcht vor der Entzweiung, ist er immer dort,
Und wenn er begehrt etwas als ein anderes zu schauen,
Stellt er sich aus sich selbst heraus.
Es muss aber, wer dies lernen will,
Dasselbe in stets anhaltender Forschung
Wie in einem Abriss genau erforschen,
Und nachdem er gelernt hat, worin er sich versenkt,
Und sich überzeugt hat,
Dass er sich in einen preisungswürdigen Gegenstand versenkt,
Muss er sich nunmehr ganz in das Innere versenken
Und statt zu schauen die Anschauung eines andern werden,
Strahlend, wie er von dort kommt
In reinen Gedanken.
Wie mag indessen jemand in der Schönheit sein
Ohne sie zu sehen?
Nun, so lange er sie sieht als ein anderes,
Ist er noch nicht in der Schönheit,
Ist er sie aber geworden,
Dann ist er gerade so am meisten in der Schönheit.
Geht nun die Schönheit auf ein Äußeres,
So darf das Schauen kein anderes sein,
Als das, welches mit dem geschauten Gegenstand eins ist;
Dies ist aber gleichsam ein Innewerden
Und Empfinden seiner selbst,
Verbunden mit der Scheu,
Dass man in dem Bestreben, mehr zu schauen,
Von sich selbst abfalle.
Man muss aber auch jenes beachten,
Dass die Empfindungen des Übels
Größere Eindrücke hinterlassen,
Aber geringere Erkenntnisse,
Die da durch den Eindruck gleichsam herausgeschlagen werden.
Denn die Krankheit gibt mehr einen schlagartigen Eindruck,
Die Gesundheit aber, welche ruhig bei uns weilt,
Ein stilles Verstehen ihrer selbst,
Denn sie wohnt bei uns als unsere Hausgenossin
Und wird mit uns eins;
Jene aber ist etwas fremdes und nicht heimisches,
Und dadurch ganz wahrnehmbar,
Dass sie uns immer etwas anderes zu sein scheint;
Das uns eigentümliche jedoch sind wir selbst,
Wir werden es nicht gewahr.
Sind wir aber wie oben angegeben beschaffen,
Dann sind wir von allen am meisten uns unserer selbst bewusst,
Indem wir das Wissen von uns
Und uns selbst zu einer Einheit gebracht haben.
Dort oben indessen, wenn wir am meisten
Nach der Vernunft und begrifflich erkennen,
Glauben wir nicht zu wissen,
Indem wir auf den Eindruck eines inneren Sinnes gewiesen sind,
Welcher meint, nicht gesehen zu haben;
Denn der hat nicht gesehen
Und dürfte auch dergleichen niemals sehen.
Das Misstrauen also hegt die sinnliche Empfindung,
Der andere aber, der Geist ist der Schauende;
Oder falls auch jener misstrauen sollte,
Dann dürfte er auch nicht an seine eigene Existenz glauben,
Denn allerdings kann er,
Auch aus sich selbst herausgestellt
Wie ein sichtbarer Gegenstand,
Mit leiblichem Auge sich nicht sehen.

12

Doch es ist gesagt, wie jemand als ein anderer


Und wie als er selbst dieses tun kann.
Wenn er nun also geschaut hat,
Sei es als ein anderer, sei es als er selbst,
Was vermeldet er?
Nun, dass er eine Gottheit gesehen habe,
Die mit einem schönen Sohn kreiste
Und in sich alles erzeugt hat
Und zwar ohne die Wehen der Geburt;
Denn froh über ihre Sprösslinge
Und voll Bewunderung für ihre Kinder
Trägt sie alles in sich
Und freut sich über ihren eigenen
Und über ihrer Kinder Schönheitsglanz;
Er aber, während schön sind und schöner, die in ihm verharren,
Trat allein von den andern als Sohn nach außen hervor.
An ihm als dem letzten Kind
Ist auch wie in einem Spiegelbild zu sehen,
Wie groß der Vater
Und die bei dem Vater verbleibenden Brüder sind.
Er aber behauptet nicht umsonst, vom Vater gegangen zu sein,
Denn nunmehr gibt es eine andere Welt,
Die schön geworden als ein Abbild des Schönen,
Auch ist es wider alles Recht,
Dass das Bild des Schönen und des Seins nicht schön sei.
So ahmt er also das Urbild in allen Stücken nach.
Denn auch das Leben hat er
Und das Sein als Nachahmung,
Desgleichen die Schönheit als von dort stammend;
Er hat auch die ewige Dauer als Abbild,
Oder soll er das Bild bald haben, bald nicht,
Da doch das Bild nicht durch die Kunst hervorgebracht wird?
Durchaus aber ist es von Natur ein Bild,
Soweit als nämlich das Urbild bleibt.
Daher haben diejenigen Unrecht,
Welche die sichtbare Welt,
Während die unsichtbare bleibe,
Für vergänglich halten
Und ihre Erzeugung ansehen
Als aus einem Rathschluss des Schöpfers hervorgegangen.
Denn die Art einer solchen Schöpfung
Wollen sie nicht verstehen, noch wissen sie,
Dass soweit jene leuchtet
Auch die andere niemals aufhört,
Sondern dass diese denselben Ursprung hat wie jene;
Denn sie war und wird ewig sein.
Inzwischen müssen wir diese Bezeichnungen notwendig anwenden,
Wenn wir uns verständlich machen wollen.

13

Der Gott also, der gebunden ist,


Immer derselbe zu bleiben
Und der seinem Sohne die Herrschaft über dieses All abgetreten –
Denn es ziemte sich für ihn,
Der jene Herrschaft abgegeben,
Nicht eine jüngere als er selbst und eine spätere zu erstreben,
Da er mit der Schönheit gesättigt ist –
Nachdem er also dies aufgegeben,
Ordnete er seinen eigenen Vater sich selbst über
Und dehnte sich bis zu ihm hin nach oben aus;
Dann ordnete er wieder das,
Was von dem Sohn her bereits begonnen
Zu einem Anderssein überzugehen,
Um nach ihm zu existieren.
So ist er zwischen beide getreten,
Einmal dadurch, dass er sich durch sein Anderssein
Von dem Oben losgerissen hat,
Dann dadurch, dass er sich fernhält von der Fessel,
Die ihn herabzieht zu dem, was nach ihm ist:
Er steht zwischen einem besseren Vater
Und einem geringeren Sohne.
Aber da sein Vater größer ist,
Als dass man ihn schön nennen könnte,
So blieb er selbst ursprünglich schön,
Obwohl schön auch die Seele ist;
Aber er ist schöner auch als diese,
Weil sie eine Spur seiner selbst ist,
Und dadurch eben ist sie zwar schön ihrer Natur nach,
Noch schöner aber, wenn sie dorthin blickt.
Wenn nun die Weltseele,
Um ein bekannteres Wort zu brauchen,
Wenn nun die Aphrodite selbst schön ist,
Wer ist jener?

WERKE DER VENUS

ERSTER TEIL
FIGURIS VENERIS

Ein Altar. Auf dem Altar steht der nackte Knabe Amor, weiße Flügel an den Schultern, kurze blonde
Locken, in der rechten Hand eine brennende Fackel. Mit dem linken Arm umarmt er seine Mutter
Venus. Venus ist ganz nackt und sitzt mit dem Popo auf dem Altar und schaut auf zu Amor und naht
sich ihm, um ihn zu küssen. Sie hat lange rotblonde Locken und ein blaues Band im Haar. Sie ist
vielleicht neunzehn Jahre alt. Ihr Mund ist kusslich und rosenrot. Ihre Brüste sind groß, aber nicht
üppig. Ihr Schamdreieck bildet die Mitte der ganzen Szene. Unten vor dem Altar ist wie eine Ikone
ein Bild aufgestellt. Zwei nackte Frauen sind auf dem Bild. Die Linke steht aufrecht und hebt die
Arme zum Kopf, an ihren Unterschenkeln rauscht ein Seidengewand herab, es ähnelt dem weißen
Meeresschaum. Die Frau hat lange rotblonde Locken. Die andere Frau rechts ist ganz nackt, hat
lange schwarze Haare und kniet vor der ersten Frau und küsst ihren Bauch unter den Brüsten. Das
schwarze Haar der knieenden Frau ist auch zwischen ihren Schenkeln. Im Hintergrund der beiden
Frauen ist ein Bett mit einem hellroten Betthimmel darüber. Rechts und links vom Altar sind zwei
nackte Figuren. Vom Betrachter aus gesehen rechts vom Altar ein knieender Satyr mit behaarten
Beinen eines Ziegenbockes, nacktem Mannesoberkörper und vollbärtigem Manneskopf mit
dunkelblonden, kurzen Locken und einem Paar Hörner eines Ziegenbockes. In der Linken hält er
eine Panflöte und mit der Rechten erhebt er eine Traube Weinbeeren dem Schoß der Venus
entgegen. An der linken Seite des Altars eine Meerjungfrau, eine Nymphe mit langem grünem
Fischschwanz, kleinen festen Mädchenbrüsten, freiflatternden goldblonden Locken. In der Rechten
hält sie eine große Muschel in der Form einer Vulva, mit der Linken reicht sie der Venus einen
bunten Blumenkranz. Ihre Augen schauen verzückt zum Amor-Knaben.

Ein Schlafzimmer, dunkle Wände, davon abstechend die weiße Bettdecke auf dem Bett. Über dem
Bett ein rosa Betthimmel. Eine junge Frau steht an der Längsseite des Bettes, den Oberkörper auf
das Bett gelegt. Sie trägt blondes glattes Haar und ein hellblaues Stirnband. Ihre klugen zärtlichen
Augen sind dem Betrachter zugewandt. Ihr runder ebenmäßiger Popo bietet sich dem nackten Mann
an, der aufrecht hinter ihrem Popo steht. Es ist ein junger Mann von vielleicht vierundzwanzig
Jahren, etwa ein Jahr älter als die nackte Geliebte. Er hat keine Haare auf der Brust. Sein Haupthaar
kurz, dunkle Locken mit einem weißen Stirnband. Sein Schamhaar ist dunkel und kraus. Seine
Hoden kraftvoll, sein Penis steht waagerecht, ganz gerade, weiß, die Eichel ist hellrot und berührt
den Anus der Geliebten. Hinter dem Mann steht auf einem Postament eine kleine goldene Amor-
Statue. Amor stützt sich auf seinen Bogen, hat an der rechten Hüfte den Köcher, Flügel an den
Schultern, legt er nachdenklich den Zeigefinger der rechten Hand an den Mund.

Ein Schlafzimmer. Hintergrund eine dunkelbraune Wand. Links hängen rote Vorhänge von der
Decke auf den Boden. Das Bett füllt den ganzen Raum aus. Hinter dem Fußende des Bettes erhebt
sich eine Säule, darauf eine Figur, den erhobenen Phallus mit Hoden darstellend. Am Kopfende
angelehnt ans goldene Gitter ein hellblaues Kissen mit roten Mäandern am Rand. Auf dem weißen
Laken ein Liebespaar in Umarmung. Die Liebenden sind etwa vierundzwanzig Jahre jung. Die Frau
liegt unten, der Mann liegt auf der Frau. Sie lässt den linken Arm herunterfallen, ihre Beine hat sie
erhoben und umfängt mit ihnen die Hüften des Mannes. Der Mann kniet vor der Frau, er streckt
seinen Oberkörper über den Oberkörper der Frau, ohne sie zu beschweren, und umarmt mit den
Armen ihre Hüften, gleichzeitig sich abstützend. Sein Becken ist genau vor ihrem Becken und sein
Phallus ist im Innern ihrer Vulva, allerdings nicht ganz versenkt. Die Frau hat die Augen
geschlossen und schaut aus wie in seligem Genießen. Der Mann schaut voller Liebe, voller
Bewunderung das hübsche Antlitz der Geliebten an.

Dunkles Schlafzimmer. Ein breites Bett, am Kopfende ein breites hellgrünes Kissen, anschließend
ein weißes Laken. Links vom Bett hängt ein roter Vorhang von der Decke und fällt auf einen
schlichten Holzstuhl, der umzukippen scheint. Am Fußende des Bettes auf dem Boden steht eine
breite Schale, ein Becken, auf einem Fuß, und eine Kanne in der Form einer Vase. Auf dem Bett
liegt eine junge Frau, nackt, kurze braune Haare, den rechten Arm streckt sie nach oben über ihren
Kopf. Am Fußende steht ein junger Mann, nackt, dunkles kurzes Haar mit rotweißer Stirnbinde,
einen Anflug von Bartschatten auf den Wangen. An den Füßen trägt er rote Sandalen. Die Frau trägt
blaue Sandalen. Die Frau spreizt die Beine. Das rechte Bein hebt sie bis zur linken Schulter des
Mannes, der Mann umfängt mit der linken Hand ihr Knie. Das linke Bein der Frau ist auch
abgespreizt, aber waagerecht gelegen auf der rechten Hand des Mannes. Da die Beine der Frau
gespreizt sind, liegt die Scham offen vor den Augen des Betrachters. Es sind da die dunklen Locken
des Schamhaars und die hellroten Schamlippen. In die Scheide der Frau dringt der Phallus des
Mannes ein. Der Mann erscheint in athletischer Stärke, die Frau in lachender Verzückung.

Ein Schlafzimmer. Das lange und breite Bett füllt den ganzen Raum aus. Am Kopfende fällt von der
Decke ein roter Vorhang. Am Fußende steht neben dem Bett eine Skulptur, einen Baum ohne Laub
darstellend, wobei der Ast mit einem Pinienzapfen daran an einen Penis erinnert und ein zweiter
breiterer Stamm unten mit seiner Baumhöhle an die Vulva erinnert. Hinter dem Bett steht ein breites
großes Bronzebecken auf vier Beinen. Über dem Bett schwebt von der Decke eine Öl-Lampe. Auf
dem Bett ein weißes Laken. Am Kopfende eine rotgoldene Kopfkissenrolle aus Samt. Am Fußende
liegt eine feine rosa Bettdecke. Ausgestreckt auf dem Bette liegt ein nackter Mann, vielleicht
dreißig Jahre alt, mit kurzen dunklen Haaren, glatt, und kurzgeschnittenem dunklem Vollbart. Sein
Kopf liegt auf der Kopfkissenrolle. Er ist vollkommen ruhig und entspannt. Über ihm kniet eine
nackte Frau, kurze blonde Haare mit hellblauem Stirnband. Die Brüste sind klein und fest. Mit der
rechten Hand stützt sie sich auf das Bett, und mit der linken Hand berührt sie die rechte Schulter des
Mannes. Ihr Becken befindet sich in geringem Abstand über seinem Becken. Deutlich ist zu sehen,
wie aus seinem dunklen lockigen Schamhaar sich der starke Phallus aufrecht erhebt und wie sich
die Vulva inmitten ihres dunklen lockigen Schamhaars auf seinen Phallus stülpt. Es scheint so, als
ob die Frau allein sich bewegt und durch Hebung und Senkung des Beckens auf dem Manne reitet
und so die Lust erregt.

Eine Stube. Links steht ein Marmorsockel mit einem Bild des kleinen nackten Amor-Knaben. Links
und rechts von Amor zwei Pfauen, Männchen und Weibchen. Amor hebt die Arme und trägt einen
Blumenkranz auf den Händen. Auf dem Sockel befindet sich eine Blumenschale mit einem Gesteck
von hellroten und gelbweißen Blüten. Hinter dem Sockel ist ein dunkelbrauner Vorhang. An der
Wand befindet sich ein Holzregal, darauf verschiedene Vasen und Kelche, sowohl von der
schlanken länglichen Form des Männlichen, als auch von der runden bauchigen Form des
Weiblichen. Am rechten Rand raucht ein Ofen. Vor dem Ofen befindet sich eine goldene Ruhebank
mit einem purpurnen Samtpolster und einem langen und breiten weißen Laken darüber. Eine junge
nackte Frau liegt wie hingegossen auf der Bank, den linken Arm auf das purpurne Samtpolster und
den rechten Arm auf das Haupt gelegt. Ihr Haar ist dunkelblond, fast brünett. An den Oberarmen
und Handgelenken trägt sie Spangen von Kupfer. An den Füßen trägt sie rote Sandalen. Das linke
Bein steht auf dem Boden und das rechte Bein liegt auf der linken Schulter des Mannes, der auf
dem Boden vor dem Schoß der Frau kniet, das linke Knie auf dem Boden, das rechte Knie
angewinkelt. Er trägt blaue Leinenschuhe, ansonsten ist er nackt. Sein braunes Haar ist kurz und
glatt. Er trägt ein rotes Stirnband. Der bartlose Mann und die nackte Frau sind vielleicht neunzehn
Jahre jung. Sie bietet ihm ganz ihre behaarte Scham dar und er liebkost zärtlich mit einer
geduldigen und feuchten Zunge ihre inneren und äußeren Schamlippen und die Klitoris.
Cunnilingus heißt das, denn Cunnus heißt Scheide und Lingua heißt mit der Zunge lecken. Die Frau
genießt es in höchster seliger Wonne und Entzückung in einem himmlischen Frieden. Der Mann ist
sehr konzentriert und aufmerksam bemüht, der Frau die süßeste Lust zu bereiten.

7
Ein geräumiger Balkon oder eine Terrasse. Im Hintergrund ein See und eine weiße Stadt mit einem
marmorweißen griechischen Tempel. Vor der Balkonbrüstung steht ein imposantes Becken. Eine
Säule von Marmor trennt den Ausblick auf die Stadt von der braunen Wand mit grünem Vorhang,
die einen Innenraum schafft. Ein Sessel steht da, purpurne Draperien lässig darüber geworfen. Auf
einem schlichten Holzstuhl sitzt ein junger nackter Mann. Sein dunkelblondes Haar ist kurz, er trägt
ein rotes Stirnband. Er öffnet leicht seine kräftigen Beine. Aus der behaarten Scham schauen
Phallus und Hoden hervor. Vor ihm sitzt seine junge Geliebte. Sie ist ganz nackt und sitzt auf einem
wohlgeformten Popo und mit angezogenen Beinen auf einem Lammfellteppich. Mit dem linken
Arm stützt sie sich ab. Ihre rechte Hand hält zärtlich den erigierten Penis des Mannes. Ihre
brünetten Haare sind aufgesteckt zu einem Knoten. Mit den weichen feuchten Lippen und der
warmen feuchten Zunge umschließt sie den Phallus des Mannes. Mit der Zunge umspielt sie die
Eichel und mit dem Mund saugt sie an dem Penis. Der Mann ist in höchster Seligkeit und
himmlischem Frieden versunken.

Eine öffentliche Halle. Im Hintergrund sind offene Toreingänge. Neben einer Säule stehen zwei
nackte Frauen in den Haltungen, die man von antiken Venus-Statuen kennt. Die eine zeigt die ganze
nackte Vorderansicht der göttlichen Frau, die andere die ganze nackte Rückenansicht. Im
Vordergrund befinden sich drei breite Treppenstufen. Auf den Treppenstufen gemütlich gelagert
eine Gruppe von fünf nackten Menschen. Ein nackter Mann, vielleicht vierzig Jahre alt, mit kurzem
dunkelblondem Haar und kurzem Bart, sitzt in der Mitte. Er spreizt die Beine. Sein Penis steht in
die Höhe. Zwischen seinen Schenkeln sitzt ein junges Mädchen, vielleicht sechzehn Jahre jung. Sie
hat langes glattes schwarzes Haar, das auf ihre Schultern fällt. Sie spreizt weit ihre jungen
schlanken Beine, so dass deutlich die jungen Falten der Vagina zu sehen sind. Die rechte Hand legt
sie zärtlich auf den linken Oberschenkel des Mannes. Ihren kleinen Mund hat sie völlig gestülpt auf
den Phallus des Mannes, um saugend dem Manne höchste Lust zu bereiten. Sie hat die Augen
geschlossen, er schaut ihr sehr aufmerksam zu. Hinter ihm sitzt eine junge Frau von vielleicht
achtzehn Jahren, schwarzes Haar, in der Mitte gescheitelt, erhebt sie glücklich lachend die Augen
nach oben, denn der Mann lässt den linken Arm auf ihrem nackten Oberkörper ruhen und berührt
mit dem kleinen Finger seiner Hand die Klitoris des jungen Mädchens. Vor dem Mann, eine
Treppenstufe tiefer, sitzt ein junges Mädchen. Ihr Kopf ist in der Nähe des Gliedes des Mannes, als
ob sie darauf warte, das Fellatio-treibende Mädchen abzulösen. Lachend und glücklich wendet sie
ihr Angesicht dem Betrachter zu, aber auch den breiten straffen Popo. Zwischen dem
sechzehnjährigen Mädchen, das die Flöte des Mannes bläst, und dem jungen Mädchen, das uns den
prallen Hintern darbietet, liegt auf der steinernen Stufe das vierte Mädchen, mit dem Rücken auf
dem Stein. Ihr Kopf aber befindet sich zwischen den Schenkeln des Mädchens mit dem breiten
Popo, direkt unter ihrem Becken. Mit einer kleinen hellroten Zunge leckt sie die Vagina des
Mädchens mit dem breiten Becken. Fellatio und Cunnilingus machen alle glücklich, sie lachen mit
leuchtenden Augen.

Ein junger nackter Mann sitzt aufrecht auf einem weißen Bett. Neben ihm liegt eine Harfe. Vor ihm
steht eine große Vase. Er schaut auf zu einem lebensgroßen erotischen Wandgemälde. Im blauen
Himmel des Südens schweben weiße Wolken, auf den Wolken nackte schöne Frauen und Männer.
Eine Frau liegt quer zu den Füßen des Mannes und zeigt ihren perfekten Rücken und Popo, die
Hand erhoben bis zum Knie des Mannes, der auf einer höheren Wolke sitzt. Über sein nacktes
Mannesglied beugt sich eine zweite Nackte in wollüstiger Fülle und stülpt ihren feuchten Mund auf
den Phallus des Mannes, und mit der Zunge leckend und mit dem Munde saugend bereitet sie ihm
süße Lust. Neben dem Manne, der entspannt im Genuss versunken sitzt, liegt ein nackter Mann auf
der Wolke, sein Phallus ragt senkrecht empor. Ein nacktes Weib schwingt ihr Becken über das
Becken des Mannes und ist im Begriff, ihre warme feuchte Vulva auf seinen heißen steifen Phallus
zu stülpen. Eine vierte Nackte sitzt daneben und wartet auf ihren Einsatz. Der junge Mann, der das
erotische Wandgemälde betrachtet, nimmt in aller Ruhe sein Mannesglied in die rechte Hand und
erregt sich selber. In seiner Phantasie nimmt er an der Kopulation teil. Er schläft mit seiner
Traumfrau bei einsamer Masturbation.

10

Hier ist zu sehen die Dichterin Sappho. Die Szene ist an einem Strand. Runde Felsen erheben sich
über dem Sand. Im blauen Meer treiben Meerjungfrauen mit nackten Oberkörpern und
Fischschwänzen ihre Liebesspiele. Eine Meerjungfrau neigt den Mund zur Vagina der andern
Meerjungfrau. Ein Meergott und eine Nymphe sind in inniger Liebesumarmung. Auf der anderen
Seite des Meeres ist ein weißer antiker Tempel der lesbischen Göttin Aphrodite zu sehen. Aber an
die Felsen des Strandes lehnt sich die nackte Sappho. In der Rechten hält sie ihre siebensaitige Lyra,
mit roten Rosen umwunden. Sie breitet die Arme weit aus und spreizt ihre schlanken weißen Beine
weit. Ihr Antlitz strahlt im Frieden des heitersten Glücks, denn zwischen ihren Schenkeln sitzt ihre
Freundin, ein junges wunderschönes Mädchen von vielleicht neunzehn Jahren, von vollkommener
Schönheit, und berührt mit den rosigen Lippen das schwarze krause Schamhaar der heiligen
Sappho.

11

Ein Schlafzimmer. An der braunen Wand im Hintergrund die Darstellung der großen Göttin, auf
einem Wagen stehend, von zwei Fabelwesen gezogen. Neben dem Bilde links ist der Eingang zum
Schlafzimmer, von einem grünen Vorhang verschleiert. Den Vorhang teilt ein junger nackter Herr,
schön wie Adonis, alles an ihm kraftvoll, auch sein Glied. Auf dem Bett im Schlafzimmer liegen die
beiden Schwestern Ohola und Oholiba. Ohola liegt unten ganz nackt, lang ausgestreckt, lächelnd,
glücklich. Die langen dunklen Haare fallen über das grüne Samtkissen auf der Bettdecke aus
purpurner Wildseide. Oholiba, auch ganz nackt, mit kurzen brünetten Haaren und einem weißen
Stirnband, sitzt mit dem Schoß auf dem Schoß der Schwester. Etwas fehlt ihnen. Oholiba beugt den
Oberkörper auf den Oberkörper der Schwester Ohola und umfasst mit der rechten Hand die pralle
weiße Brust der Schwester. Der junge nackte Herr, der kommt, wird seine beiden Bräute kräftig
beglücken, und sie werden sich alle Mühe geben, ihren Herrn zu befriedigen.

12

Das dunkle Schlafzimmer ist ganz von dem Bett ausgefüllt. Vorne liegt ein umgefallener Stuhl. Im
Hintergrund eine Säule, auf der eine Schale mit qualmendem Weihrauch steht. Ein roter Betthimmel
ist hochgezogen. An die Säule mit der Weihrauchschale lehnt sich eine nackte Schwester. Ihr Haar
ist schwarz und hochgesteckt, von einem hellblauen Band zusammen gehalten. Ihre Brüste sind
nicht zu groß, nicht zu klein, aber fest. Ihr dunkles Schamdreieck ist behaart, aber nicht üppig. Über
die Arme fällt ihr die leiseste Andeutung eines Gewandes, nämlich ein transparenter Gaze-Schleier,
der aber nichts verbirgt von ihrer köstlichen Nacktheit. Sie schaut aufmerksam dem Liebespaar auf
dem Bett zu. Der junge Herr, der gutgebaute Adonis, liegt lang ausgestreckt auf einem weißen
Laken, den Kopf mit dem kurzen dunkelblonden Haar und dem roten Stirnband gebettet auf einem
roten und einem grünen samtenen Kissen. Auf seinem Schoß sitzt die andere nackte Schwester
knieend, allerdings so, dass sie ihren prächtigen prallen Popo ihm zuwendet. Mit der linken Hand
berührt er die linke Hinterbacke. Sie aber hockt mit ihrer Vulva auf seinem Phallus und glitscht
ruhig auf und ab. Dabei stützt sie sich mit den Armen auf dem Bett ab. Der junge Herr und die
lüsterne Schwester haben die Augen geschlossen und genießen in seliger Ruhe, in entspannter
Spannung, die Reibungen des Phallus in dem Innern der Vulva.

13

Dies scheint ein Harem nach des Propheten Vision vom Himmel zu sein. Im Vordergrund links liegt
eine nackte Jungfrau-Huri, die Brüste fest und spitz, der Körper schlank, in Traum versunken wie
von einem Haschisch-Rausch, angelehnt an ein samtenes Polster. Neben ihren ausgestreckten
weißen schlanken Beinen liegt eine junge schlanke Huri wie ausgegossen auf dem Marmorboden,
ihre goldene Haarflut fließt in Locken auf den Boden. Ihre Augen sind geschlossen, ihr Antlitz
glänzt im Genuss des seligen Friedens. Ihre Brüste sind rund und fest. Ihre rechte Hand liegt
zärtlich an dem Nabel ihres Bauches, der flach und fest ist. Die schlanken langen Beine hat sie
gespreizt und angewinkelt. Das dunkle lockige Schamhaar der Huri empfängt den Kopf eines
Gläubigen, der, tief versunken in den Schoß der Huri, mit seiner Zunge leckt an dem feuchten
Cunnus der Huri. Dasselbe Liebesspiel genießt auch eine weitere nackte Jungfrau-Huri, die auf
einem Marmorblock sitzt und den Oberkörper weit nach hinten biegt und mit geschlossenen Augen
und seligem Verzückungsglanz auf dem Antlitz genießt, was ihrem Schoß geschieht, an den sie die
Finger ihrer rechten Hand legt. Während sie mit den Fingerspitzen an ihrer Klitoris fummelt, sitzt
vor ihr ein junger Gläubiger, schön wie ein siebzehnjähriger Jussuf, der die Beine spreizt, sein Glied
starrt hervor mit rotleuchtender Eichel. Seine Zunge aber streckt er hervor, um die äußeren und
inneren Schamlippen der Huri zu lecken. In der Mitte des Harems der Huris ist ein Marmor-Diwan,
auf dem ein Gläubiger und eine wollüstige Huri kopulieren. Die nackte Huri liegt auf der rechten
Seite und wendet dem Glaubenshelden den himmlischen Popo zu. Er kniet vor dem prallen
prächtigen Popo der Huri und drängt von hinten und unten mit seiner nie ermattenden Latte in die
ewig eng gebaute Scheide der Huri ein. Ein Gottesbild steht im Huri-Harem, vielleicht den
einsamen monotheistischen Gott Amon der Ägypter darstellend, der masturbierend die Welt
erschuf. Der Gott von Stein ist ein starker reifer Mann, der aufrecht steht, waagerecht steht sein
Phallus von ihm ab. Ein schönes nacktes Huri-Mädchen schwingt sich mit dem Becken auf den
steinernen Phallus des Gottes und reitet den Phallus und befriedigt sich selber an dem
monotheistischen Gott der einsamen Masturbation. Im Hintergrund ist eine himmlische Huri zu
sehen, die sich soweit vorbückt, dass allein der pralle Apfel ihres verehrungswürdigen Popos
erscheint. Der starke Gottesmann und gutgebaute Glaubenszeuge steht hinter dem allerwertesten
Popo der Huri und dringt von hinten in die feuchte warme Vulva der Huri mit dem schönen Hintern
ein.

14

Wir sind wieder im Schlafzimmer des jungen nackten Herrn Adonis mit den beiden nackten
Schwestern Ohola und Oholiba. Es könnte auch der nackte König Salomon mit den beiden
Dämoninnen Lilith und Karina sein. Ein breites Liebeslager erfüllt den Raum. Gemütlich an ein
weißes Kissen gelehnt liegt die eine Schwester mit dem kurzen dunkelblonden Haar. Neben dem
Bett steht der junge Herr Adonis, mit dem rechten Knie auf dem Laken knieend. Er betrachtet seine
Fingernägel, ob sie sauber sind. Götter können ja aus dem Dreck unter ihren Fingernägeln noch
Welten erschaffen. Sein Mentula ist erigiert und starrt in die Höhe, seine rotleuchtende Eichel ist gut
durchblutet. Die nackte Schwester auf dem Bett umfasst zärtlich und liebevoll mit den Fingern ihrer
rechten Hand den Phallus des Mannes und beginnt ihn mit aller Geduld zu liebkosen. Die andere
nackte Schwester mit den schwarzen aufgebundenen Haaren und dem perfekt gemeißelten Körper
steht hinter dem Herrn Adonis und bewundert, wie Frauen gerne tun, den Popo des Mannes, der
rund und straff ist. Mit der rechten Hand hält sie eine Rute aus Birkenzweigen und scheint Lust zu
haben, dem Bruder auf den Popo zu klatschen.

15

Eine Säulenhalle. Im Hintergrund eine Marmorsäule, auf der sich eine Statue befindet, entweder die
Venus oder die archaische Magna Mater darstellend. Ein bartloser wunderschöner Jüngling ist
zusammen mit drei göttlichen Jungfrauen. Die größte der drei göttlichen Jungfrauen sitzt in einem
Stuhl ganz entspannt und streckt die Beine aus, die Schenkel leicht gespreizt. Die zweite göttliche
Jungfrau kniet vor der ersten göttlichen Jungfrau, mit Armen und Knieen sich abstützend, das Haupt
an der Vulva der thronenden Jungfrau, mit der Zunge leckend an dem Cunnus der Jungfrau. Unter
dieser knieenden und leckenden Jungfrau liegt hingebungsvoll ausgestreckt auf dem Marmorboden
auf einem schneeweißen Laken die dritte göttliche Jungfrau. Mit erhobenen Armen umfängt sie die
zweite göttliche Jungfrau, die leuchtenden mondweißen Augen erhoben zum Schoß der thronenden
Jungfrau, denn deren Scham ist unmittelbar über dem Antlitz der dritten göttlichen Jungfrau. Der
begnadete Favorit der drei göttlichen Jungfrauen kniet zwischen den Beinen der beiden liegenden
Jungfrauen und dringt mit aller zärtlichen Sorgfalt von hinten in die enge Vulva der zweiten
göttlichen Jungfrau.

ZWEITER TEIL
DEVA UND DEVI

Ein junger nackter Gott steht aufrecht, hebt beide Arme über sein Haupt. Sein Oberkörper ist von
der Seite zu sehen, aber sein Angesicht wendet sich dem Betrachter zu. Vor ihm sitzt auf der Erde
eine nackte Göttin. Mit den Armen umfängt sie das Becken des Gottes. Ihre ballförmigen großen
Brüste presst sie an seine Knie. Mit dem Mund umfängt sie den Phallus des Gottes. Der Gott und
die Göttin vereinigen sich in der vom Kama-Sutra sogenannten Mund-Vereinigung.

Der mächtige Gott sitzt auf seinem steinernen Thron. Sein Angesicht ist männlich, bärtig, Falten auf
der Stirn. Um seinen Hals trägt er eine Perlenschnur, den Rosenkranz. Er breitet die Beine aus. Auf
seinem Schoß sitzt seine Geliebte, die Göttin. Ihr Becken ist breit. Sein Phallus dringt steil von
unten in die Vulva ein. Er umfängt ihre abgespreizten Schenkel mit den mächtigen Händen, sie
umarmt mit den Armen seinen Oberkörper. Sie schauen sich an von Angesicht zu Angesicht. Ihre
Augen lachen vor Glück und ihre Lippen nähern sich zum Kuss. Die Göttin trägt am Ohr einen
großen Ohrring in der Form einer Spirale.

Der Gott steht aufrecht. Seine Augen sind große Mandelaugen, sein Mund lächelnd. Vor ihm ist die
Göttin, die sich stehend so weit nach vorne bückt, dass sie mit den Händen den Boden berührt. An
ihren Handgelenken trägt sie viele Spangen. Der Gott legt seine Hände liebevoll auf den Rücken der
Göttin. Sein waagerecht stehender Phallus dringt von hinten in den Anus der Göttin. Sie wendet ihr
Angesicht nach oben und schaut zufrieden auf den Phallus des Gottes.
4

Der Gott mit einem männlichen Bart auf dem Boden. Rechts und links von ihm liegen zwei
Himmelsweiber, die ihre Brüste an ihn pressen. Über dem Gott hockt die Göttin. Sie hat lange
Haare, geflochtene Locken. Ihr Leib ist von weiblichen Rundungen lüstern geformt. Mit der linken
Hand berührt sie die jugendlich schöne Brust des einen schönen Himmelsmädchens. Ihr breites
Becken mit dem prallen straffen Popo ist direkt über dem Becken des Gottes. Sein Phallus steht
senkrecht empor, die Göttin stülpt ihre Vulva auf den harten Phallus des Gottes und gleitet glitschig
auf und ab. Ihr Angesicht ist aufmerksam, aber entspannt gerichtet auf die Kopulation von Phallus
und Vulva.

Die junge Göttin steht im Vordergrund. Ihr Körper ist perfekt. Ihre Brüste sind groß und rund, aber
fest. Um ihren Hals trägt sie Kettchen. Kettchen hängen zwischen ihren Brüsten. Ihre Hüfte ist
schmal, ihr Becken breit. Um das Becken trägt sie einen imposanten Gürtel, zwischen ihren
Schenkeln fällt der Gürtel herab. Ihren linken Arm hat sie erhoben, ihre linken Hand verflicht sich
mit der rechten Hand des rechten Armes über ihrem Kopf. Hinter ihr steht der junge Gott, mit dem
runden Arm umschlingt er ihre Hüfte und berührt mit dem Zeigefinger ihre Scham. Sein linker Arm
umarmt ihren Oberkörper und befühlt die straffe perfekte Brust. Sie wenden ihre Angesichter
einander zu, aber schauen sich nicht in die Augen, die Lippen sind sich nah und haben große Lust
zu küssen.

Die Göttin steht aufrecht, ihr rechtes Bein gerade auf dem Boden, ihr linkes Bein ist etwas
abgespreizt, so dass ihre Scham offen liegt. Ihre Brüste sind enorm, prall und fest. Um den Hals
trägt sie Perlenschnüre, an den Ohren große kreisförmige Ohrringe. Ihre rechte Hand ist zum Segen
erhoben. Der Gott kniet vor der anbetungswürdigen Göttin. Um Fußgelenke, Handgelenke, Hals
und Hüfte trägt der Gott Perlenschnüre. Mit seinem Mund küsst er die Scham der Göttin, mit seiner
Zunge leckt er die Schamlippen und die Klitoris der Göttin. Er hat die Augen geschlossen, sie
schaut von oben aufmerksam zu ihm herab, ob er es auch gut macht.

Eine Szene von männlichen und weiblichen Himmelsbewohnern. Links der Himmlische scheint
gehen zu wollen, sein erigierter Penis starrt schräg nach oben. Seinen rechten Arm hat er über das
Haupt gehoben. Rechts von ihm steht eine Himmlische, die auf beiden Füßen steht, aber den
Oberkörper vorbeugt, so dass sie den Phallus des Himmlischen in den Mund nehmen kann und ihm
mit Saugen und Lecken Lust bereiten. Da sie sich aber so vorbeugt, bietet sie den straffen runden
Hintern einem weiteren Himmlischen dar, der rechts von ihr steht. Dieser steht aufrecht, umfängt
mit den Händen den Bauch der sich vor ihm bückenden Himmlischen und dringt mit seinem Phallus
von schräg oben von hinten in die Himmlische ein. Neben diesem Himmlischen steht rechts ein
weiterer männlicher Himmlischer, Rücken an Rücken mit dem andern. Er hebt seine Arme in die
Höhe. Vor ihm macht eine weibliche Himmlische Kopfstand, ihre Füße ragen in die Höhe. Er aber
dringt mit seinem waagerechten starken Phallus in die ihm unmittelbar gegenüber liegende Vulva
ein. Neben dieser kopfstehenden Himmlischen steht aufrecht eine weitere weibliche Himmlische,
sie hebt die Arme in die Höhe, ihr Schoß gleicht dem Kelch einer Lotosblume und wartet auf das
göttliche Juwel eines nahenden Gottes.

Der starke Gott steht aufrecht, beide Beine fest auf dem Boden. Mit seiner ganzen Macht und Stärke
trägt er die geliebte Göttin so, dass er sie mit seinen Armen an den Oberschenkeln umarmt, während
sie die Unterschenkel und Füße über seine Schultern legt und mit dem Leib, den Kopf nach unten,
vor dem Körper des Gottes nach unten hängt. So bietet die Göttin ihre Vulva offen dem Gott, der
sein Haupt ihr zuneigt in der Absicht, ihre Klitoris und Schamlippen mit der Zunge zu lecken. Der
nach unten hängende Kopf der Göttin aber wendet sich dem Phallus des Gottes zu. Mit der rechten
Hand spielt sie mit den Zwillingshoden des Gottes und nähert sich mit dem Mund dem Phallus des
Gottes. Während er also mit der Zunge den Cunnus des Göttin leckt, saugt die Göttin mit dem
Mund an dem göttlichen Phallus des Gottes, und beide sind sehr zufrieden.

ANTIKE TEXTE

Voller Wehmut sank in Dionas Schoß Göttin Venus,


Mütterlich hielt umarmt die Mutter die göttliche Tochter,
Streichelte sie sehr zärtlich und begann mit der Rede:
Wer misshandelte dich, o Tochter, wer von den Göttern
Hat dich misshandelt, als hättest du eine Sünde begangen?
Darauf sprach mit lieblichem Lächeln die göttliche Venus:
Mich traf Diomedes, der stolze Ritter im Kriege,
Weil ich Äneas aus der Schlacht trug, den Sprössling der Venus,
Den ich am meisten liebe unter allen sterblichen Menschen.
Lächelnd vernahm es der himmlische Vater der Götter und Menschen
Und er rief die Göttin zu sich und sagte zu Venus:
Tochter Gottes, sorge dich nicht um die Werke des Krieges,
Kümmre dich lieber um die süßen Werke des Bettes,
Für die Kriege sorgen nämlich schon Mars und Minerva.

(Homer)

Einst in ihrem Schoße seufzte die Göttin der Erde


Von dem Jammer bedrängt und dachte an listige Künste
Und so machte sie ein Erzeugnis aus graublauem Stahle,
Machte eine gewaltige Sichel, belehrte die Kinder,
Ihre Kinder ermutigend, denn die Göttin war zornig:
Meine Kinder und Kinder eures grausamen Vaters,
Ihr sollt mir gehorchen, so rächen wir uns am Vater,
Rächen alle Beleidigungen, die er uns antat!
Da erfasste Angst die Kinder und keiner von ihnen
Sagte ein Wort, als einziger sagte der denkende Kronos
Voller Mut und Zorn zu seiner erhabenen Mutter:
Mutter, ich willige ein, ich möchte gerne vollenden
Dieses Werk, ich bin nicht traurig um meinen Erzeuger,
Der mir so viel Schlimmes angetan, furchtbarer Vater.
Als er das sagte, freute sich sehr die Göttin der Erde,
Sie versteckte den Sohn und gab in die Hand ihm die Sichel
Und sie lehrte ihn weise Künste und heimliche Listen.
Da kam der gewaltige Vater und brachte die Nacht mit,
Voller Begierde nach Wollust umarmt er die Göttin der Erde.
Aus dem sichern Versteck mit seinen Händen griff Kronos
Nach der Sichel und senste dem mächtigen Vater des Himmels
Seine Genitalien ab und warf sie hinunter.
Da die Genitalien fielen hinunter zur Erde,
Aus den blutigen Tropfen zeugte die Erde Giganten,
Zeugte schreckliche Furien, Rachegöttinnen furchtbar!
Doch aus dem Blut erstanden auch die melischen Nymphen!
Aber als der Sohn die Genitalien abschlug
Und das Glied und die Hoden des Vaters fielen ins Wasser,
Schwammen Glied und Hoden lange Zeit auf den Wellen.
Dann erhob sich weißer Schaum am Mannesglied Gottes
Und aus dem Schaum erblühte ein allzu reizendes Mädchen,
Die zuerst Kytheras heiliger Insel genaht ist
Und von Kythera kam sie zum meerumgürteten Zypern.
Dort stieg die wunderschöne heilige Göttin ans Ufer
Und es sprossten Gräser unter den zärtlichen Füßen.
Götter und Menschen nennen sie schaumgeborene Göttin
Und es ist mit ihr der kleine Amor auf all ihren Wegen,
Als sie, eben dem Meeresschaum nackend entstiegen, hinauffuhr
Zu den olympischen Göttern, und dies ist ihr göttliches Erbe:
Schmeichelworte der schönen Frauen, charmantestes Lächeln,
Süße Wollust und heiße Umarmung und Künste der Liebe!

(Hesiod)

Venus, die wunderschöne, die golden bekränzte, die reine,


Venus sing ich, Herrscherin ihres Inselreichs Zypern.
Dahin trug sie das leichte Wehen des flüsternden Westwinds
Über das Wogen des rauschenden Meeres im weißlichen Schaume.
Es umfingen die heiligen Horen sie, voll stiller Freude
Und sie legten ihr an die schönste durchsichtige Seide,
Krönten das Haupt der Göttin mit einer goldenen Krone,
Schmückten die Ohrläppchen mit den blitzendsten Ohrringen silbern,
Ihren schlanken Hals und ihre schneeweißen Brüste
Schmückten sie mit goldenen Kettchen, wie selber sie tragen,
Darum nennt man sie auch die Horen mit goldenen Kettchen,
Wenn sie im Haus des Vaters erscheinen zu reizendem Bauchtanz.
Als sie die Göttin geschmückt mit manchem leuchtenden Schmuckstück,
Führten die Horen die Göttin zu den himmlischen Göttern.
Jeder der Götter sah sie und reichte freundlich die Hand ihr,
Alle staunten über die Schönheit der Göttin der Schönheit,
Jeder begehrte sie zur Braut im eigenen Bette!
Heil, o Venus, Schmeichlerin mit den betörenden Blicken,
Meiner Hymne verleih den Sieg im Wettstreit der Dichter,
Ewig soll dein Ruhm erschallen in meinen Gesängen.
(homerische Hymne)

Schaut doch dieses schöne Bildnis!


Eine Meisterhand hat Meere
Blau gemalt auf weißer Leinwand.
Was war das für ein verzückter
Genius, der diese weiße
Venus auf dem blauen Meere
Schuf, die Göttin aller Götter!
Nackend zeigt er sie den Augen,
Nur was zu intim an ihr ist,
Das verhüllt die weiße Welle.
Wie die Lotosblume schaukelnd
Treibt sie auf dem blauen Meere,
Angelehnt an hohe Wellen,
Treibt sie durch den Schwall des Gischtes.
Über ihren straffen Brüsten,
Unter ihrem schlanken Halse
Teilt sich eine hohe Woge.
Mitten in des Mittelmeeres
Weißem Schaume glänzt die Venus
Wie die Lilie unter Veilchen.
Auf den Silberfluten wiegen
Sich auf schwimmenden Delphinen
Neckische Eroten, listig
Lächelnd zu der Menschen Torheit.
Eine Schar gebogner Fische
Überschlägt sich in den Fluten,
Scherzend um der Göttin Körper,
Die da lächelnd schwimmt im Meere.

(Anakreontisch)

Nun kam ein Herold und brachte mit sich die tönende Harfe
Für den Sänger Demodokos. Er trat stolz in die Mitte
Und die blühenden Knaben um ihn, die herrlichen Tänzer,
Und mit schwebenden Füßen entschwebten die blühenden Knaben.
Und Odysseus sah bewundernd die tanzenden Füße.
Lieblich rauschte die Harfe, dann sang der Sänger die Hymne,
Sang der Meister die Liebe von Mars und der göttlichen Venus,
Wie sie sich beide in Vulkanus’ herrlicher Wohnung
Heimlich vereinigt! Viel Liebe schenkte der Gott seiner Göttin
Und befleckte das Ehebett des Feuerbeherrschers.
Aber Sol, der Sonnengott, brachte Vulkanus die Botschaft,
Der den Gott und die Göttin gesehen bei heimlicher Paarung.
Da Vulkanus die kränkenden Wort der Sonne vernommen,
Eilte er schnell in die Schmiede und plante gehässige Rache,
Stellte den Amboß auf und schmiedete goldene Ketten,
Um auf ewig zu binden die ehebrechenden Götter.
Da er nun das gemeine Werke im Zorne vollendet,
Ging er in das Schlafzimmer, wo das Ehebett strahlte,
Spannte um die Pfosten des Bettes die goldenen Fesseln,
Manche ließ er hängen hoch vom Gewölbe des Zimmers
Zart wie Spinnenweben, die nicht einmal Götter erblicken,
Allzu zart gewoben waren die goldenen Fesseln.
Mars entschlief nicht, der muskulöse Held in den Kriegen,
Als er hörte, der Schmied Vulkanus würde verreisen.
Stürmisch eilte Mars zur Wohnung des Feuerbeherrschers,
Hingerissen von seiner Begierde zur göttlichen Venus.
Venus war eben von dem allmächtigen Vater im Himmel
Wiedergekommen und saß in ihrem gemütlichen Sessel.
Mars trat ein in die Wohnung und küsste die Hand seiner Göttin
Und er sprach mit verliebter Stimme zu der Geliebten:
Komm, Geliebte, ins Bett! Wir wollen Liebe machen!
Ist Vulkanus doch nicht zu Haus, er ist bei den Barbaren.
Dies sprach Mars und der Venus war willkommen die Rede
Und sie bestiegen das Bett und lagen Seite an Seite.
Da umschlangen die beiden die goldenen Fesseln Vulkanus’
Und sie konnten ihre Glieder nicht mehr bewegen.
Nun erst merkten sie, dass sie nicht mehr könnten entfliehen.
Und es trat zu ihnen der hinkende Feuerbeherrscher,
Stand in dem Haus mit einer Seele voller Verzweiflung,
Still stand er im Flur und voller Eifersucht schrie er:
Vater Jupiter und ihr andern unsterblichen Götter,
Kommt und schaut die Unzucht, schaut den Ehebruch, schaut nur,
Wie mich hinkenden Kerl die Tochter Gottes geschmäht hat
Und den Gott des Krieges umarmte, nur weil er schön ist,
Wohlgestalteten Körpers, aber ich bin ein Krüppel!
Weh mir! Hätten mich doch niemals gezeugt meine Eltern!
Schaut, wie diese beiden in meinem eigenen Bette
Liegen lasziv in schmachtender Wollust und machten Liebe!
Ah, das Herz zerspringt mir bei diesem Anblick in Stücke!
Aber in Zukunft werden sie nicht mehr so liegen beisammen,
Wie verhurt sie auch sind, sie werden nicht wieder begehren,
So beieinander zu liegen in meinem eigenen Bette!
Denn ich halte sie fest in meinen goldenen Fesseln,
Bis der Vater im Himmel mir alle Geschenke zurückgibt,
Die ich als Bräutigam gab für seine göttliche Hure!
Venus ist schön, ja reizend, allein voll Sünde im Herzen!
Dies sprach Vulkanus. Da eilten zur Wohnung die Götter,
Neptun kam, der Blaugelockte, Merkurius gleichfalls,
Der die Toten geleitet, es kam der Schütze Apollo,
Aber die keuschen Göttinnen blieben in ihren Gemächern.
In dem Flur der Wohnung standen die Spender des Guten,
Standen die Götter und lachten ihr olympisches Lachen!
Und es sprach ein Gott zu einem anderen Gotte:
Böses trägt keine Frucht! Der Langsame fängt doch den Schnellen,
So ertappte Vulkanus, der Lahme, Mars, den Geschwinden,
Einzig durch Kunst. Nun büßt es Mars, der die Ehe gebrochen.
Solches sprachen die himmlischen Götter untereinander.
Aber der fernhintreffende Gott Apoll zu Merkur sprach:
O Merkur, du Sohn der Maja, Geleiter der Toten,
Hättest du Lust auf diese Art gefesselt zu werden
Und im Bette beizuwohnen der heiligen Venus?
Ihm erwiderte dies Merkur, der Geleiter der Toten:
Ach das wäre zu schön, ferntreffender Schütze Apollo,
Fesselten mich auch dreimal so viele goldene Fesseln
Und die Götter sähen mich und die Göttinnen gleichfalls,
Siehe, ich schliefe zu gern doch mit der reizenden Venus!
Dies sprach Merkur, da lachten laut die olympischen Götter.
Und Vulkanus löste vom Bett die goldenen Fesseln,
Und der Gott und die Göttin, der Fesseln entledigt,
Sprangen kraftvoll vom Bett empor. Der Kriegsgott enteilte.
Venus ging nach Zypern, die Freundin charmantesten Lächelns,
Ging in den heiligen Hain von Paphos, trat zum Altare,
Wo die Priesterinnen Weihrauch opfern der Venus,
Wo die Grazien wuschen im Bade die nackende Venus
Und sie salbten mit ambrosisch duftendem Salböl
Und sie kleideten mit dem schönsten durchsichtigen Kleidchen!
Dies war die Hymne des berühmten Demodokos. Herzlich
Freute sich Odysseus an der heiligen Hymne.

(Homer)

Wem auf Erden ist nicht bekannt die schöne Geschichte,


Wie Vulkanus voll List Venus gefangen und Mars?
Mars ward schrecklich gequält von starker Begierde nach Venus,
Er, sonst Ritter im Krieg, wurde von Amor besiegt!
Venus war ihm gern zu Willen, die willige Göttin,
Keine der Göttinnen sonst war je so willig wie sie!
Oftmals hat sie mit Mars verspottet die hinkenden Füße
Ihres lahmen Gemahls, der nur der Arbeit gelebt,
Vor dem Geliebten ahmte sie nach den hinkenden Gatten,
Aber die Hinkende selbst war noch voll göttlichem Reiz!
Aber nur heimlich liebten sich sinnlich der Mars und die Venus,
Heimlichkeit deckte den Akt ihrer Vereinigung zu.
Aber durch Sols Verrat erfuhr Vulkanus der Gattin
Liebesspiele. Wer täuscht jemals den strahlenden Sol?
Warum tatest du das, o Sol? Um göttliche Gnaden
Bitte die Göttliche du, Gnaden gewährt sie ja gern!
Rund um der Venus Bett Vulkanus webte nun Schlingen,
Unsichtbar jeglichem Blick, sehen auch Himmlische scharf.
Die Barbaren wollt er besuchen, so sagte Vulkanus,
Mars und Venus, ganz nackt, liebend vereinigten sich.
Da fing die beiden Liebenden der Beherrscher des Feuers
In dem künstlichen Werk, das er geflochten ums Bett.
Nun rief er die Götter und zeigte die Liebenden allen,
Venus, sagt der Poet, weinte beinahe vor Wut!
Mit den Händen bedeckte die Schönheitsgöttin das Antlitz,
Aber nicht ihre Brust, aber auch nicht ihren Schoß!
Lächelnd möchte wohl mancher Freund der Götter hier sagen:
Willst du die Fesseln nicht, Mars, gib du die Fesseln nur mir!
Gerne wollt ich gefesselt sein, von Göttern belächelt,
Läg ich mit Venus im Bett, Liebe zu machen mit ihr!
Kaum befreite Vulkanus von den Fesseln die beiden,
Eilte Mars schon davon, und auch die Venus entwich,
Sie entwich nach Zypern in die heiligen Haine.
Was hat das dir genützt, Dummkopf Vulkanus? Denn nun
Treiben der Gott und die Göttin öffentlich freie Liebe
Ohne Keuschheit und Scham, öffentlich lieben sie sich!
Oftmals musst du nun fluchen, Vulkanus, wie dumm du gehandelt,
Und es hat dich schon längst oft deine Torheit gereut.

(Ovid)

Adonis war der Sohn der Smyrna. Diese ehrte die göttliche Venus nicht, da brach die Strafe der
Göttin über Smyrna herein, so dass sie zwölf Nächte lang mit ihrem eigenen Vater schlief, ohne
dass der Vater wusste, mit wem er schlief. Als er es aber in der dreizehnten Nacht entdeckte,
verfolgte er seine Tochter und wollte sie töten. Smyrna bat die Götter, sie zu retten. Da
verwandelten die Götter Smyrna in den Myrrhenbaum. Neun Monde später spaltete sich die Myrrhe
und Adonis erblickte das Licht der Welt. Venus sah das Kind, und da es von solcher strahlenden
Schönheit war, verbarg die Göttin das Kind in einem Binsenkorb, mit Pech verklebt, und übergab
ihn der Kore. Als aber Kore den kleinen Adonis entdeckte, der so schön war, wollte sie ihn ganz für
sich. Die beiden Göttinnen Venus und Kore stritten um Adonis, welche ihn haben dürfe. Da
entschied Jupiter, der Vater der Götter und Menschen, dass Adonis ein Drittel seines Lebens einsam
leben solle, ein Drittel seines Lebens solle er mit Kore zusammenleben, und ein Drittel seines
Lebens dürfe er der Venus widmen. Adonis aber verzichtete auf die Einsamkeit und fügte seine
eigene Zeit der Zeit der Venus hinzu.

(antikes Lehrbuch)

In dem Myrrhenbaum ward der in Unzucht empfangene Knabe


Reif und suchte den Weg, die Mutter Myrrha verlassend,
Dass er käme zum Licht. Der Schoß schwoll mitten im Baume,
Keine Worte hatte die Mutter für all ihre Schmerzen,
Dennoch tut es der Myrrhenbaum der Gebärenden gleich und
Bebt unter Schmerzen der Wehen, und stößt manch schrecklichen Schrei aus.
Und es spaltete sich der Baum und gab aus der Rinde
Lebend den Knaben heraus. Sein erster Laut war ein Weinen.
Schön war er wie die kleinen nackten Götter der Liebe,
Fehlte ihm dazu nur der Pfeil und Bogen und Köcher.
Aber unmerklich enteilt die geflügelte Zeit, sie betrügt uns!
Nichts ist schneller vorbei als der Jahre Vergehen,
Eben war er noch ein kleines niedliches Kindlein,
Dann ein neckischer Knabe, und schon jugendlich ist er,
Und schon ist er ein junger Mann von strahlender Schönheit.
Schon ist Venus dem schönen Manne gänzlich verfallen:
Amor hat den Busen der göttlichen Venus verwundet!
Nun entflammt von dem schönen jungen Manne, vergisst sie
Ihre heiligen Haine auf den Inseln des Meeres,
Sie besucht nicht mehr Zypern, sie besucht nicht mehr Knidos,
Sondern Adonis zieht sie vor selbst olympischem Himmel!
Venus hängt an Adonis wie eine klebrige Klette,
Venus folgt Adonis wie die Hündin dem Hirten,
Immer will sie mit ihm ruhen im Schatten der Bäume,
Will mit Salböl seine männliche Schönheit ihm pflegen,
Und sie zieht mit ihm durch die Wälder und Felder des Sommers,
Unbehindert vom langen Gewand, nur im kürzesten Röckchen,
Jagt sie mit ihren Hündinnen Hirsche mit hohen Geweihen,
Aber sie warnt Adonis vor den Wölfen und Bären,
Aber sie warnt Adonis vor den Löwen und Ebern:
Diese wilden Eber hass ich am heißesten, sprach sie!
Nach der Warnung fuhr sie rasch davon durch die Lüfte
In dem Muschelwagen, von schneeweißen Schwänen gezogen.
Aber Adonis achtete nicht auf die göttliche Warnung,
Seine Hunde stöberten auf das Wildschwein, den Eber,
Und der Eber stößt die Hauer dem Manne Adonis
In die Seite und stürzt ihn nieder, tödlich getroffen!
Venus hatte auf fliegendem Wagen noch Zypern erreicht nicht,
Als sie hörte von fern des Adonis röchelndes Sterben!
Venus lenkte ihr Schwanengespann von der Höhe des Äthers
Zu dem Sterbenden, der da zappelnd im eigenen Blut lag!
Venus zerriss sich das hauchdünne Kleidchen, zerraufte die Mähne,
Schlug sich jammernd an die Brüste und zürnte dem Schicksal!
Tot ist Adonis! Aber es bleibe ein Denkmal der Trauer,
Aus dem purpurnen Blute soll wachsen die purpurne Rose!
Ach, Adonis, dein Tod soll jährlich begangen als Feier
Werden und Klageweiber sollen dich jährlich beweinen!
Du aber lebe als rote Rose, die Blume der Liebe,
Denn unsterblich ist die Liebe, unendlich die Liebe!
Groß ist die Unendlichkeit, größer die Liebe der Venus!

(Ovid)

DIE LIEBESGÖTTIN

LOBPREIS DER ISHTAR

Sie ist mit Vergnügen


Und Sex bekleidet.
Sie ist beladen mit Vitalität,
Charme und Wollust.
Ihre Lippen sind süß,
Das Leben ist in ihrem Mund.
Bei ihrem Auftritt
Erschallt Jubel.
Sie ist herrlich,
Den Schleier über den Kopf geworfen.
Ihre Gestalt ist schön,
Ihre Augen sind brillant.
Die Göttin –
Mit ihr gibt es gute Ratschläge.
Das Schicksal von allen
Hält sie in der Hand.
In ihrem Blick ist Freude,
Macht, Pracht,
Den Schutzgott und Schutzgeist
Hat sie erschaffen.
Sie wohnt in uns,
Gibt Mitgefühl und Freundlichkeit.
Außerdem hat sie großes Verständnis.
Ist es eine Sklavin,
Ein ungebundenes Mädchen
Oder eine Mutter,
Sie bewahrt sie.
Eins fordert sie,
Die Frauen in ihrem Namen zu ehren.
Wer kennt ihre Größe,
Wer könnte ihr gleich sein?
Stark, erhaben und herrlich
Sind ihre Dekrete.
Ishtar - ihre Größe,
Wer könnte ihr gleich sein?
Stark, erhaben und herrlich
Sind ihre Dekrete.
Sie wird unter den Göttern gesucht;
Außergewöhnlich ist ihr Stand.
Eingehalten wird ihr Wort,
Es ist das höchste über sie.
Ishtar unter den Göttern,
Außergewöhnlich ist ihr Stand.
Eingehalten wird ihr Wort,
Es ist das höchste über sie.

BESCHWÖRUNG DER ISHTAR

O heroische Ishtar,
Die Unbefleckte,
Eine der Göttinnen,
Fackel des Himmels und der Erde,
Ausstrahlung der Kontinente,
Die Göttin,
Himmelskönigin,
Erstgeborne von Sin,
Von Ningal als Erste geboren,
Zwillings-Schwester
Des Helden Shamash;
O Ishtar, du bist Anu,
Du beherrschst den Himmel;
Mit Enlil als Ratgeber
Berätst du die Menschheit;
Das Wort, der Schöpfer
Der Liturgien und Rituale.
Wo ein Gespräch stattfindet,
Bist du Aufmerksamkeit,
Du veränderst die Schicksale,
Und ein schlechtes Unternehmen wird gut;
Ich habe dich unter den Göttern gesucht;
Bittgebete werden dir angeboten;
Ich habe dich unter den Göttinnen gesucht,
Mit der Absicht,
Zu dir zu flehen,
Bevor du einen schützenden Genius schaffst,
Hinter dir steht ein Geist,
Auf der rechten Seite
Ist die Gerechtigkeit,
Auf der linken Seite
Ist die Güte,
Fest auf dem Kopf
Sind Publikum, Wohlgefallen, Frieden,
Deine Seiten sind
Von Leben und Wohlbefinden umfasst;
Wie gut ist es,
Zu dir zu beten,
Wie gesegnet,
Von dir zu hören!
Dein Blick ist Publikum,
Deine Äußerung ist das Licht.
Hab Mitleid mit mir, o Ishtar!
Bestelle mir
Meine prosperierende Ernte!
Blick auf mich
In der Bejahung!
Nimm an meine Litanei!
Ich habe dein Joch getragen;
Gib mir Ruhe der Seele!
Ich habe deine Helligkeit gesucht,
Nun kann mein Gesicht hell sein.
Ich habe mich an deine Herrschaft gewandt;
Nun kann es Leben
Und Wohlbefinden für mich geben.
Möge ich einen günstigen Genius haben;
Möge ich einen Geist haben,
Der dir immer folgt.
Möge ich ernten
Den Wohlstand
Zu deiner Rechten,
Möge ich die Gunst
Deiner linken Hand erreichen.
Verlängere meine Tage,
Schenke mir langes Leben!
Lass mich leben,
So lass mich gut sein,
Lass mich deine Göttlichkeit verkünden.
Lass mich erreichen,
Was ich begehre.

HYMNE AN INANNA

Mein Vater
Gab mir den Himmel,
Gab mir die Erde,
Ich bin Inanna!
Das Königtum gab er mir,
Das Königtum gab er mir,
In der Schlacht,
Die er mir gegeben hat,
Den Angriff gab er mir,
Den Sturmregen gab er mir,
Den Hurrikan gab er mir!
Die Himmel hat er
Wie eine Krone
Auf meinen Kopf gesetzt,
Die Erde hat er
Als Sandalen
An meine Füße gelegt,
Ein heiliges Gewand hat er
Um meinen Körper gewickelt,
Ein heiliges Zepter legte er
In meine Hand.
Die Götter sind Spatzen –
Ich bin ein Falke;
Die Anunnaki klappern entlang –
Ich bin eine herrliche
Wilde Kuh;
Ich bin dem Vater Enlil
Die herrliche wilde Kuh,
Seine herrliche wilde Kuh
Auf dem Weg!

GEBET ZU ISHTAR

An die Königin der Götter,


An die Königin der Götter,
In deren Hände
Haben wir uns gelegt
Auf Geheiß
Der großen Götter,
An die Dame von Ninive,
Die Königin der Götter,
Die erhabene Eine,
An die Tochter
Des Mondgottes,
Die Zwillingsschwester
Des Sonnengottes,
An die, die alle Königreiche regiert,
An die Göttin der Welt,
Die verkündet Dekrete,
An die Dame
Des Himmels und der Erde,
Zu ihr flehen wir,
Zu der barmherzigen Göttin,
Die unsre Bitten hört,
Die das Gebet empfängt,
Die liebt Gerechtigkeit,
Ich mache mein Gebet zu Ishtar,
Denn alle Verwirrung
Ist eine Ursache der Trauer.
Die Leiden, die ich sehe,
Klagen vor dir.
Neige dein Ohr
Zu meinen Worten
Der Klage
Und lass dein Herz
Meiner traurigen Rede
Geöffnet werden.
Wende dein Gesicht zu mir,
O Herrin,
So dass von Grund aus
Das Herz deines Knechtes
Kann stark gemacht werden!
Ich, Assur-Nasir,
Der traurige Eine,
Bin dein demütiger Diener,
Ich, der ich bin geliebt von dir,
Mache dir ein Angebot
Und deiner lieben Göttlichkeit.
Ich bin in den Bergen,
Die niemand kennt, geboren;
Ich war da, ohne zu verstehen,
Und ich betete nicht
Zu deiner Majestät.
Darüber hinaus haben die Menschen
Von Assyrien nicht erkannt
Und nicht akzeptiert
Deine Göttlichkeit.
Du aber, Ishtar,
Du mächtige Königin der Götter,
Durch das Anheben deiner Augen
Lehrtest mich,
Denn du hast meine Ordnung gewünscht.
Du hast mich aus den Bergen geholt,
Und hast mich zur Tür
Meiner Völker gemacht.
Und du, Ishtar,
Hast groß gemacht meinen Namen!
Denen, die zornig mit mir sind,
Gewähre Vergebung.
Lass deine Wut besänftigt werden,
Und lass dein Herz
Gnädig zu mir geneigt sein.

HYMNE AN APHRODITE

Tochter des Zeus,


Unsterbliche Aphrodite,
Königin des bestickten Throns,
Notleidend ich bitte dich,
Weberin der Schicksalsfäden,
Beschwere nicht mein Herz mit Angst,
O Göttin, höre mich!
Jetzt komm hierher,
Wie einst du kamst,
Höre meine Stimme in der Ferne,
Und weigere dich nicht zu hören;
Du kamst mit goldenem Wagen,
So schnell
Aus deines Vaters Wohnung.
Schöne, deine schnellen Spatzen
Haben dich hierher gezogen,
Rund um die dunkle Erde
Von des Himmels Höhe absteigend,
Wirbelten sie mit Flügeln
Bis in die Tiefen
Der Mitte des Äthers,
Flatternd kamen sie.
Und du, einmal gesegnet,
Mit Lippen unsterblich lächelnd,
Tatest fragen -
Warum weinst du?
Was ist hereingebrochen?
Wen liebt dein Herz
Und welche Schönheit?
Wer zu Unrecht dich verschmäht,
Die Geschenke verschmäht;
Die soll dir bald folgen;
Wenn sie dich nicht liebt,
Nicht willens ist zu lieben,
Bald wird sie dich lieben. -
Ah, gekommen,
Von der Plage erlöse mich,
Erfülle meine Sehnsucht;
Hilf, ich flehe dich an.
Tochter des Zeus,
Unsterbliche Aphrodite,
Königin des bestickten Throns,
Notleidend ich bitte dich,
Weberin von Schicksalsfäden,
Beschwere nicht mein Herz mit Angst,
O Göttin, höre mich!

HOMERISCHE HYMNEN AN APHRODITE

ERSTE HYMNE AN APHRODITE

Muse! Erzähle mir die Taten der goldenen Kypris,


Die die süßen Leidenschaften erregt in den Göttern,
Unterwirft die Arten der sterblichen Menschen und Vögel,
Die in den Lüften fliegen, und all die vielen Geschöpfe,
Dass das dürre Land erblüht und was in dem Meer lebt,
Diese lieben die Werke der goldengekrönten Cythere.

Doch es gibt drei Herzen, die kann die Göttin nicht beugen,
Auch nicht umgarnen. Erstens ist es die Tochter Kronions,
Der den Ägis-Schild hält, mit strahlenden Augen Athena,
Sie hat keine Wonne an Werken der goldenen Kypris,
Aber köstlich sind ihr die Kriege, die Arbeit des Ares,
Streitigkeiten und Kämpfe und Werke des ruhmreichen Handwerks.
Diese lehrte zuerst die irdischen Handwerker, Wagen
Und Gespanne des Krieges verschieden von Bronze zu machen,
Und sie lehrte die schönen jungen Mädchen im Hause
Und gab Kenntnisse prächtiger Künste in jeglichem Sinne.
Auch die lachenliebende Aphrodite hat niemals
Artemis sterblich verliebt gemacht, die Jägerin-Jungfrau
Mit den goldenen Pfeilen. Sie liebt das Schießen des Bogens
Und das Töten von wilden Tieren auf hohen Gebirgen
Und die Leier auch und den Tanz und die spannenden Schreie
Und die schattigen Wälder und Städte und aufrechte Menschen.
Auch entzieht sich die reine Jungfrau Hestia immer
Sinnlicher Liebe, Aphrodites mächtigem Werke.
Sie war das erstgeborene Kind des listigen Kronos
Und die Jüngste durch den Willen des Zeus in dem Himmel,
Der den Ägis-Schild hält, eine Prinzessin und Jungfrau,
Magd, die Poseidon und Apollon zu heiraten suchten.
Sie war abgeneigt, hartnäckig hat sie sich geweigert
Und berührte das Haupt des Vaters Zeus, der den Schild hält,
Dass die liebliche Göttin schwöre förmliche Eide,
Die in Wahrheit sich auch erfüllten, sie blieb eine Jungfrau
Alle ihre Tage. So Zeus der Vater gab Ruhm ihr
Statt der Ehe. Sie hat ihren Platz in der Mitte des Hauses
Und verfügt über reichliche Opfer. In allen den Tempeln
Aller Götter hat sie ihren Anteil an Ehre
Und unter allen Sterblichen ist sie der Göttinnen Herrin.
Diese drei konnte Aphrodite niemals verbiegen
Oder umgarnen die Herzen. Aber die anderen Götter
Oder Sterblichen konnten Kypris niemals entgehen.
Auch das Herz des Zeus, der ist am Donner begeistert,
Ward in die Irre von ihr geführt, obwohl er der Größte
Aller Götter ist, der majestätische König.
Aphrodite betörte sein weises Herz wann sie wollte
Und vereinigte ihn mit reizenden sterblichen Frauen,
Ohne dass Hera es wusste, seine Schwester und Gattin,
Die doch so großartig ist, die schönste Göttin des Himmels,
Die der listige Kronos mit Mutter Rhea gezeugt hat,
Zeus aber, dessen Weisheit ist ewig, machte die Göttin
Hera zu seiner keuschen, fürsorglichen Ehegemahlin.

Aber Aphrodite selbst warf in Zeus die Begierde


Und die süße Lust der Liebe zu sterblichen Frauen,
Mit den sterblichen Frauen vereinigt zu werden in Liebe,
So dass Zeus nicht einmal unschuldig Sterbliche liebte.
Und die lachenliebende Aphrodite des Tages
Leise lächelte, sie war spöttisch unter den Göttern,
Da sie die Götter sah voll Liebe zu sterblichen Frauen,
Nackte Kinder des Todes mit unsterblichen Göttern,
Den unsterblichen Göttinnen paarten sich sterbliche Männer!

Und so legte Zeus ihr ins Herz die schmachtende Sehnsucht


Nach Anchises, der weidete an den Hängen des Hügels
Waldreichen Idas das Vieh, an Form wie die herrlichen Götter.
Als die lachenliebende Aphrodite ihn schaute,
Liebte sie ihn gleich, und furchtbare Wünsche der Wollust
Packten sie im Herzen. Sie ging nach Zypern, nach Paphos,
Wo ihr Revier ist und der süße Altar ihres Tempels,
Und sie ging hinein in den weihrauchduftenden Tempel,
Schloss die mächtigen Pforten. Und die Grazien salbten
Ihr mit himmlischem Salböl ihren blühenden Körper,
Diesen Körper der ewigen Gottheit von göttlicher Süße.
Und die lachenliebende Aphrodite das leichte
Kleidchen legte an und schmückte mit goldenem Schmucke
Ihren Busen, und so verließ sie das duftende Zypern,
Ging in aller Eile in Richtung Troja, in Eile
Reiste sie hoch in den Wolken. Sie kam zum waldreichen Ida,
Mutter von wilden Geschöpfen, und ging zum Gehöft im Gebirge.
Da kamen graue Wölfe, mit Kriecherei vor der Göttin,
Grimmig-blickende Löwen und Panther und brüllende Bären,
Schnelle Leoparden mit heißem Hunger auf Rehe.
Aphrodite ward froh im Herzen, sie alle zu sehen,
Und sie bemerkte den Wunsch in ihrer Brust in dem Busen,
Dass sich alle wilden Tiere begatteten rasend,
Jeweils zwei zusammen, in den schattigen Höhlen.

Aber sie selbst kam zu dem gutgebauten Gehöfte,


Und sie fand allein im Hofe den Helden Anchises,
Schön wie die Götter! Alle anderen sind mit den Herden
Über die grasbewachsnen Weiden des Ida gezogen,
Er blieb allein im Gehöft, sprang hin und her, und erregend
Spielte er auf der Leier. Und Aphrodite, die Tochter
Gottes, stand vor ihm, ein reines Mädchen, erhaben
Stand sie in der Höhe, mit holder lächelnder Miene,
Dass er nicht erschrocken sein musste, als er beherzigt
Sie mit seinen Augen wahrnahm. Als nun Anchises
Sah Aphrodite an, bemerkte er gut ihre Schönheit,
Wunderte sich über ihre holdselige Miene, ihr Lächeln,
Ihre Größe und ihr licht erstrahlendes Kleidchen,
Denn sie war in ein Kleidchen verhüllt von goldener Farbe,
Bunter Stickereien, dass wie der silberne Mondschein
Floss lasziv über ihre majestätischen Brüste,
Oh ein Wunder zu schauen, und mit Schimmer bereichert.
Auch trug sie Armspangen, auch trug sie Ohrringe blumengestaltig,
Zwischen ihren Brüsten glänzte die Kette mit Perlen.

Und Anchises wurde von heißer Liebe ergriffen,


Sprach zu ihr: Heil dir Herrin! Wer von den Seligen bist du?
Bist du Artemis, Leto, oder die goldene Kypris,
Oder die hochgeborene Themis, oder Athena
Mit den strahlenden Augen, oder eine Charitin,
Die der Götter große Werke begleiten und werden
Als Unsterbliche angesehen, eine der Nymphen
Bist du vielleicht, die die angenehmen Wälder besuchen,
Oder von denen, die bewohnen das schöne Gebirge
Oder die Flüsse oder die grasbewachsenen Wiesen.
Ich will dir einen Altar errichten am Gipfel des Berges,
An dem weithin sichtbaren Ort, und reichliche Gaben
Will ich dir opfern zu allen Zeiten des kreisenden Jahres.
Fühle dich gut und sei mir wohlgesonnen und gib mir,
Dass ich als Mann hervorragend bin im Kreis der Trojaner,
Gib mir starke Nachkommen für die kommenden Zeiten.
Gib mir auch selbst, dass lang ich lebe und glücklich auf Erden,
Hier zu sehen das Licht der Sonne, und lass mich gelangen
In das Greisenalter, wohlhabend unter den Menschen.

Drauf sprach zu ihm Aphrodite, die Tochter des himmlischen Vaters:


O Anchises, Herrlichster aller Männer auf Erden!
Wisse, dass ich keine Göttin bin. Warum denn willst du
Mich vergleichen den unsterblichen Göttinnen droben?
Nein, ich bin eine Sterbliche, eine Frau war die Mutter,
Die mich geboren, der berühmte Otreus mein Zeuger,
Wenn du von ihm gehört hast, der in Phrygien Herrscher
Über Festungen ist. Ich kenne gut deine Sprache,
Wie meine eigene Sprache, die Schwester eines Trojaners
Trug mich zuhause, sie nahm mich von der liebenden Mutter,
Trug mich fortan, als ich ein kleines Kindlein gewesen,
Daher kommt es, dass ich kenn die trojanische Sprache.
Aber der Jäger von Argos hat mich gefangen genommen
Aus dem Tanzchor der Jägerin Artemis, bogenbewehrter.
Denn es waren viele von uns, liebreizende Nymphen,
Heiratsmündige Jungfrauen, die zusammen da spielten,
Eine unzählige Zahl von lieblichsten Mädchen umgab mich.
Doch der Jäger von Argos mit dem goldenen Stabe
Raffte mich hinweg. Er trug mich über die Länder
Sterblicher Menschen und unbebaute Weiden und Auen,
Wo die wilden Bestien streifen durch schattige Höhlen,
Bis ich dachte, nie wieder die lebensspendende Mutter
Erde mit den Füßen zu berühren. Er sagte,
Dass ich werde genannt die Ehefrau von Anchises,
Und ich solle dir gebären herrliche Knaben!
Als er das gesagt, da ging der Jäger von Argos
Wieder heim zur Familie der unsterblichen Götter,
Während ich jetzt zu dir gekommen bin, lieber Anchises,
Denn unbeugsamer Zwang liegt auf mir. Ich beschwöre bei Zeus dich
Und beschwöre dich bei deinen leiblichen Eltern –
Keine gemeinen Eltern können ja solch einen Sprössling
Zeugen wie dich - oh nimm mich, nimm mich eilend, Geliebter!
Ich bin keusch und unerfahren in Künsten der Liebe...
Zeig mir deinen Vater und deine fürsorgliche Mutter,
Deine Brüder auch, gezeugt in eben dem Bette,
Ich will nicht übel gefallen ihnen als Tochter und Schwester.
Weiter sende Boten schnell zu den Phrygiern, meinem
Vater und meiner traurigen Mutter alles zu sagen.
Und sie schicken dir Geld in Fülle und reiche Geschenke.
Die nimm als Brautgabe an. Und dann bereite die süße
Ehe, ehrenvoll in den Augen der Menschen und Götter.

Als sie so gesprochen hatte, da legte die Göttin


Eine süße Begierde in sein Herz. Und Anchises
Ward von großer Liebe gepackt! Er tat seinen Mund auf,
Und er sagte: Wenn du eine Sterbliche bist und
Eine Frau deine Mutter war, die dich geboren, und Otreus
Ist dein berühmter Zeuger, wie du sagst, wenn du hierher
Kamst durch den Willen des Hermes, des unsterblichen Führers,
Und man soll dich nennen meine Gattin für immer,
Dann hält kein Gott und kein sterblicher Mensch mich zurück, bis ich liebend
Mit dir geschlafen habe, selbst wenn der Schütze Apollon
Selbst sollte schwere Pfeile schießen vom silbernen Bogen.
Gerne wollt ich hinunter gehen zum Hause des Hades,
O meine Dame, schön wie die Göttinnen, wär ich nur einmal
In dein Bett gestiegen, mit dir mich in Liebe zu mischen!

Er nahm ihre Hand. Die lachenliebende Kypris,


Abgewandten Gesichts und niedergeschlagener Augen,
Kroch auf das herrliche reiche Lager, mit weichlichen Decken
Für den Helden belegt, drauf lagen Felle von Bären,
Felle von Löwen, die er selbst in den Bergen erschlagen.
Und als sie auf das herrliche breite Bett sich gebettet,
Nahm Anchises ihr den Schmuck ab, die Spangen und Broschen,
Nahm ihre Ohrringe ab und Perlenketten, genüsslich
Löste er ihren Gürtel und zog das Kleidchen aus, nackend
Legte er sie nieder. Und durch den Willen der Götter
Und durch den Willen des allmächtigen Schicksals beschlief er
Sie, ein sterblicher Mann schlief mit der unsterblichen Göttin
Aphrodite. Es ward ihm nicht deutlich, was da geschehen.

Aber zu der Zeit, da die Hirten die Rinder und Schafe


Führten zurück auf die Weide, Aphrodite goss Schlaf aus
Auf Anchises. Sie selbst zog wieder das Kleidchen an. Darauf,
Als die Göttin sich komplett bekleidet, da stand sie
Von dem Bett auf, ihr Kopf berührte die Balken des Daches,
Ihre Wangen leuchteten überirdischer Schönheit,
Wie es sich gehört für die goldengekrönte Cythere.
Und dann weckte sie ihn aus dem Schlaf und tat ihren Mund auf
Und sie sagte: Auf nun, Sohn des Dardanus, auf nun!
Warum schläfst du so lange? Denk, wie ich ausgesehn habe,
Als du mich zuerst mit deinen Augen gesehen.

Also sprach sie. Er erwachte im Augenblick folgsam.


Aber als er sah den Hals und die glühenden Augen
Aphrodites, erschrak er, wandte die Augen ab, barg sein
Schönes Gesicht in dem Mantel. Dann sprach er geflügelte Worte:

Als ich dich sah mit meinen Augen, reizende Göttin,


Wusst ich, dass du göttlich warst. Du hasts geleugnet.
Aber bei Zeus, ich flehe dich an, lass mich nicht erlahmen
Und nicht ein lahmes Leben führen unter den Menschen,
Sondern hab Erbarmen mit mir, denn wer hat beschlafen
Eine Göttin im Bett und blieb nicht zurück als Gelähmter?

Aphrodite, die Tochter des Zeus antwortete lächelnd:


Mein Anchises, Herrlichster du von den sterblichen Menschen,
Hab nur Mut und sei nicht ängstlich verzagenden Herzens!
Hab keine Angst vor einem Schaden durch mich oder andre
Selige Götter, du bist lieb den seligen Göttern,
Du sollst haben einen lieben herrlichen Knaben,
Der soll herrschen in Troja, und Kinder werden ihm folgen.
Er wird heißen Äneas. Ach, ich leide entsetzlich,
Dass ich mich legte in das Bett eines sterblichen Mannes.
Doch sind die Menschen von eurer Rasse immer die liebsten
Allen Göttern in der Schönheit der Körpergestalung.

Wahrlich, wahrlich, der weise Zeus entführte den Knaben


Ganymedes wegen seiner goldblonden Schönheit,
Dass er unter den Himmlischen sei und gieße den Wein ein
In dem Hause Gottes – ein wahres Wunder zu schauen –
Und ist geehrt von allen Unsterblichen, wenn er den Nektar
Ausgießt aus goldener Schale. Aber, o trauter Anchises,
Leider fand keinen Frieden das Herz seines trauernden Vaters
Tros, er wusste ja nicht, wohin der Wirbelwind hatte
Seinen geliebten Sohn entführt, er trauerte immer,
Unaufhörlich trauerte er, bis Zeus sich erbarmte,
Gab ihm zur Entschädigung für den Sohn, den geliebten,
Rosse, wie sie tragen die unsterblichen Götter,
Diese gab er ihm zum Geschenk. Auf Weisung des Höchsten
Sagte der Jäger von Argus ihm alles, sein Sohn sei unsterblich,
Unvergänglich wie auch die unvergänglichen Götter.
So, als Tros diese Botschaft hörte vom himmlischen Vater,
Hörte er auf zu trauern, sondern freute sich herzlich
Und ritt fröhlich mit seinen sturmesfüßigen Rossen.

So auch Eos raffte hinweg den Tithonus, welcher


Doch von deiner Rasse war, wie die menschlichen Götter
Golden thronend. Und sie ging zum dunkel bewölkten
Sohn des Kronos, dass er ewig lebe, unsterblich,
Zeus zu bitten, Zeus senkte den Kopf, ihr Gebet zu erfüllen,
Zeus erfüllte ihr den Wunsch. Zu einfältig aber
War die königliche Eos, sie dachte im Herzen
Nicht daran, auch ewige Jugend für ihn zu erbitten
Und ihm abzustreifen den Sumpf des tödlichen Alters.
Während er also die süße Blüte des Lebens genossen,
Lebte er verzückt mit der goldenthronenden Eos,
Dieser frühegeborenen, an des Ozeans Strömen,
An den Enden der Erde, aber zu grauen begannen
Schon die erstes Haare des Hauptes, des Bartes am Kinne,
Und die königliche Eos hielt sich nun fern von
Seinem Bett, obwohl sie ihn pflegte zuhause und nährte
Ihn mit Nahrung von Ambrosia, gab ihm auch Kleidung.
Aber das abscheuliche Alter drückte ihn nieder
Und er konnte nicht mehr bewegen noch heben die Glieder.
Da beriet sie sich in ihrem innersten Herzen,
Und sie legte ihn in ein Zimmer und legte sich vor die
Glänzende Tür. Da liegt er und plappert endlos, ist kraftlos,
Der einst kraftvoll gewesen in seinen geschmeidigen Gliedern.

Ich will dich nicht versetzen zu den unsterblichen Göttern


Als Unsterblichen, dass du lebst auf solcherlei Weise.
Doch wenn du aufstehst, wie du jetzt lebst in Aussehn und Form, ich
Würde dich meinen Gatten nennen, es fehlte die Trauer
Dann in meinem fürsorglichen Herzen. Aber es ist so,
Dass das graue Alter dich bald wird einhüllen, dieses
Rücksichtslose Alter, das eines Tags an der Seite
Eines jeden sterblichen Menschen steht, tödlich ermüdend,
Ja, das Alter wird gefürchtet sogar von den Göttern.

Jetzt aber werde ich wegen dir sehr traurig, Geliebter,


Immer trauernd unter den unsterblichen Göttern.
Früher haben sie doch meine List gefürchtet, ich hatte
Die Unsterblichen oft gepaart mit sterblichen Frauen,
Was auch gerne nach meinem Willen taten die Götter.
Aber jetzt hab ich nicht mehr diese Macht bei den Göttern,
Groß ist mein Wahnsinn, mein elender schrecklicher Wahnsinn!
Ach, ich ging in die Irre mit meinem irrenden Kopfe
Und ich trag einen Knaben unter dem Gürtel der Reize
Aus der geschlechtlichen Paarung mit einem sterblichen Manne.
Für den Knaben, sobald er das Licht der Welt wird erblicken,
Stehen bereit die schönen Bergnymphen, vollbusig jede,
Die bewohnen dieses heilige große Gebirge,
Diese ziehen ihn auf. Mit Sterblichen rechnen sie nicht und
Nicht mit Unsterblichen. Lange leben sie, himmlische Speise
Essen sie und tanzen mit den Unsterblichen, trunken
Ist Silenus bei ihnen und der Jäger von Argus
In den Tiefen der angenehmen Höhlen des Berges.
Aber bei ihrer Geburt die Fichten wachsen, die Eichen
In dem Frühling mit ihnen auf der fruchtbaren Erde,
Schöne, grünende Bäume, hochaufragend auf Bergen.
Menschen nennen sie heilige Stätten unsterblicher Geister
Und die Sterblichen fällen sie nie mit der Axt und dem Beile.
Aber wenn das Schicksal des Todes nahe zur Hand ist,
Werden die schönen Bäume verdorren, da wo sie stehen,
Und die Rinde schrumpft, die Zweige fallen und schließlich
Schwindet das Leben der Nymphe unter dem Lichte der Sonne.
Diese Nymphen werden bei sich behalten mein Kindchen,
Und sobald er zu einem schönen Knaben geworden,
Werden die Göttinnen ihn hierher bringen, um dir zu zeigen
Deinen Knaben. Aber, das kann ich dir sagen, ich werde
Alles, was ich im Sinn habe, tun und werde auch wieder
Kommen im siebenten Jahr und bring dir den lieblichen Knaben.
Und so schnell, wie du jemals gesehn einen Sprössling,
Deine Augen an ihm zu ergötzen, wirst du ihn schauen
Und an dem Anblick dich freuen, denn er ist gottähnlich, wahrlich!
Bring ihn zum stürmischen Ilion. Wenn dich dann einer
Von den Sterblichen fragt, wer dir das Kindlein getragen
Unter dem reizenden Gürtel, denke daran, ihm zu sagen,
Was ich dir gebiete, er sei der Spross einer Nymphe,
Einer der Bergnymphen, die den bewaldeten Hügel bewohnen.
Aber wenn du vor allen dich rühmst ruhmrediger Torheit,
Dass du mit der goldgelockten Aphrodite geschlafen,
Dann wird Zeus in seinem Zorn mit Blitzen dich töten.
So, jetzt hab ich dir alles gesagt. Nun siehe, verzichte,
Nenne mich nicht, sonst trifft dich der Zorn der strafenden Götter.

Als die Göttin dies gesprochen, fuhr sie gen Himmel.


Sei gegrüßet, Liebesgöttin, Königin Zyperns!
Ich begann mit dir, jetzt will ich dir noch einmal singen.

ZWEITE HYMNE AN APHRODITE

Singen will ich von der göttlichen Aphrodite,


Dieser goldengekrönten und schönen, deren Regierung
Sind die ummauerten Städte des meerumgürteten Zypern.
Siehe, der feuchte Atem des Westwinds wehte die Göttin
Über die Wellen des lautaufstöhnenden Meeres im Schaume.
Dort die goldengeschmückten Horen begrüßten sie freudig.
Und die Horen kleideten sie mit himmlischen Kleidern.
Auf den Kopf setzten sie eine feine goldene Krone.
In die Ohrlöcher hingen sie Verzierung von Goldschmuck
Und mit silbernen Kettchen schmückten den schneeweißen Busen.
Und die goldengeschmückten Horen, wann immer des Vaters
Himmlisches Haus sie betraten, sahen die Göttinnen tanzen.
Als die Horen nun Aphrodite geschmückt und bekleidet,
Brachten sie sie zu den Göttern, die sie freudig begrüßten.
Jeder von den Göttern betete, dass er die schönste
Göttin der Göttinnen dürfe nach Hause führen als Gattin,
So sehr staunten sie über die Schönheit der goldnen Cythere.

Sei gegrüßet, keusche, süßgewinnende Göttin!


Gib, dass ich einen Sieg im Dichter-Wettstreit erringe,
Und begnade mein Lied mit deiner göttlichen Gnade.

ORPHISCHE HYMNEN

AN DIE NYMPHEN

Nymphen, Nymphen, die ihr aus des Ozeans Strome


Leitet eure Geburt ab, ihr wohnt in Grotten der Erde,
Krankenschwestern der Leidbetrunknen, Ammen des Bacchus,
Heimlich jagende Mächte, die Früchte des Herbsts zu erhalten
Und zu ernähren jede Blume im lachenden Frühling!
Irdisch, freudig, in Wiesen wohnend, in Höhlen und Grotten,
Deren Tiefe erstreckt sich in die finstere Hölle,
Heilige, welche schnell aufsteigen durch Lüfte des Äthers,
Stehn ja in eurer Pflege Tau und Quellen und Ströme.
Unsichtbar, sichtbar, die Freude ihr habt an den Wandrungen weithin
Und uns sanft natürlich durch blühende Täler geleitet,
Jubelnd mit Pan auf den hohen Bergen, den Bergen der Hirten,
Städtegründungen sind von euch, wahnsinnige Nymphen,
Die euch mit schallender Echo Felsen und Wälder begeistern.
Nymphen, duftend, weiß, deren Brisen atmen erfrischend,
Die euch der laue Wind raubt, es raubt euch Zephyrus lachend,
Die ihr an Ziegen und Weideflächen erfreut seid und Panthern,
Ammen der Früchte, unbewusst des Verfalls in dem Herbste,
Voller kühler Freude und wandernd sportlich im Meere.
Nysische Nymphen, fanatische Nymphen, wahnsinnige Nymphen,
Freuden der Eichen, Liebhaberinnen des lachenden Lenzes,
Ihr päonischen Jungfrauen, die ihr hell seid und strahlend,
Hört, mit Ceres und Bacchus, hört meine frommen Gebete!
Kommt, ihr Nymphen, und segnet reichlich die sterbliche Menschheit,
Oft lasst hören eure lieblichen Stimmen, kommt eilend,
Freut euch voll Gnade an diesem meinem mystischen Ritus,
Gebt uns fruchtbare Jahreszeiten und ausreichend Wohlstand,
Und ergießt in dauerhaften Strömen das Heil und den Segen!

AN VENUS
Himmelskönigin, lachenliebende Königin Venus,
Meergeborne, Urania, nächteliebende Göttin,
Herrin du mit deinem schrecklich heiligen Antlitz,
Kraft, von der die Notwendigkeit kam, o Kraft, meine Göttin,
Schöpferin, nächtliche Liebe, allverbindende Dame!
Es ist an dir, alle Welten harmonisch schön zu verbinden,
Alle Dinge entspringen dir, o Kraft, meine Göttin,
Dein Dekret regiert das weise dreifaltige Schicksal,
Alle Geschöpfe der Welten sind dir völlig ergeben!
Was auch die hohen Himmel umgeben, alles enthaltend,
Früchteproduzierende Erden, stürmische Meere,
Alles bekennt deine Herrschaft und gehorcht deinem Nicken,
Auch die schrecklichen Dienerinnen bacchantischen Gottes!
Göttin der Ehe, charmant zu schauen, liebende Mutter,
Die sich an Festbanketten erfreut, o Quell der Verführung,
Mysteriöse, favorisierende Königin, Venus,
Du illustre Schaumgeborene, unsichtbar, sichtbar,
Braut, die sich zuneigt den Menschen, Produktivste der Götter,
Die am meisten Begehrte, Leben spendendes Wesen,
Großen Zepters Fahnenträgerin himmlischer Götter,
Dein Amt ist, die Menschen mit festen Band zu verbinden,
Jeden Stamm der Monster mit magischen Ketten zu fesseln
Durch die verrücktesten Wünsche und die schlimmsten Begierden.
Komm, in Zypern geborene, meine Gebete erhöre,
Ob erhaben in dem Himmel der Himmel du leuchtest
Oder in Syrien präsidierst in dem heiligen Tempel
Oder den Wagen lenkst über ägyptische Wüsten,
In dem Goldglanz, oder nah des heiligen Wassers,
Fruchtbar und berühmt lebst du an gesegneten Orten,
Oder wenn heitere Freude lebt an meerblauen Küsten,
In der Nähe, wo brüllend das Meer mit schäumenden Wellen,
Kreisende Chöre der sterblichen Menschen sind da deine Freude,
Oder hübsche junge Nymphen mit lichtblauen Augen
Sind erfreut durch die sandigen Ufer des ruhmreichen Meeres,
Wenn dahinfährt dein schneller goldener Wagen, o Venus,
Oder wenn in Zypern du zelebrierst mit der Mutter,
Wo vermählte Frauen dich loben jährlich und Mädchen,
Niedliche Jungfrauen stimmen in den Refrain ein, o Göttin,
Rein zu singen Adonis und dich, o weinende Venus.
Allanziehende Venus, komm zu meinen Gebeten,
Denn ich rufe dich an, o Venus, im heiligen Geiste!

HEILIGE APHRODITISSA

HYMNE AN APHRODITISSA

Clemens von Alexandrien sagte,


Aphroditissa sei geboren
Aus dem wollustvollen Geschlechtsteil
Des Vaters im Himmel.
Sie ist die Aphroditissa Philommedes,
Die das Geschlechtsteil liebt,
So ist sie auch Aphroditissa Philomeides,
Die das Lachen des Höhepunkts liebt!
Sie ist die Göttin dieses Augenblicks,
Der den Sterbling hinausträgt
Über das Leben, vielmehr,
Der ihn das Leben erfassen lässt
In seiner ganzen Tiefe.

Im Frühling kommen die Tauben


Über das Mittelmeer
Zur Nymphe Europa,
Sie paaren sich,
Sie lassen aus dem Dickicht des Laubes
Das betörende Gurren erklingen.

Die Rosen sind gefärbt


Vom Blut Aphroditissas.
O ihr krummen und zackigen Dornen,
Wie habt ihr Aphroditissa zerkratzt!
Ihr schontet nicht ihre weiße Haut,
Ihr schont gar keine Person,
Und wenn’s eine göttliche wäre!
Die schöne zarte Aphroditissa
Hat es wohl selbst erfahren,
Als sie durchstoßen ward.
Darum die weißen Rosen
Begannen sich blutrot zu färben!

O weiße Aphroditissa von Arles!


Königin der Provence!
Kein Mantel verhüllt deine schönen Schultern,
Ich sehe, du bist die Göttin,
Die Tochter des lichten Himmels!
Zeige mir deine nackten Arme!
Zeige mir deine nackten Brüste!
Zeige mir deine nackten Schenkel!
Zeige dich ganz nackt, Aphroditissa,
O göttliche Herrin!
Deine pure Schönheit
Kleidet dich besser als der Mantel.
Lass das Kleidchen auf die Füße sinken,
Das Reizgewand, das sich um deine Lenden schlingt!
Verhülle nicht länger das Schönste,
Was du besitzt!
Überlasse deinen bloßen Leib
Den Küssen des lichten Himmels!

Ihr schwarzes Haar ist schwer beladen


Mit Düften und Farben von Blumen.
Sie ist die weiße Rose der Gischt,
Sie ist ein silberner Glanz,
Sie ist eine lichte Flamme der Liebe!
Sie neigt sich zu mir voll der Gnade,
Der ich sie immer suche,
Und die Erde wird süß
Durch den Namen Aphroditissas!

Sie kam wie ein Blitz aus der flammenden See,


Sie wandelte auf dem Wasser!
Die wundervollen Meere kennen sie,
Die Stürme und die Wogen kennen sie.
Mit ihr erblühen die Rosen röter
Und blauer sind die Wasser
In den Buchten der Wonne mit ihr!

Die Göttin kam an Land.


Rasch schritt sie dahin an den frischen Ufern.
Im Mittag erhoben sich die Haine,
Die warmen Blumen waren verwirrt,
Als ob sie verwirrt aus einem Bett sich erhoben.
Sie ging ans Meer, das Meer erhob sich
Und warf den Delphin an den Strand.

Das Blut Aphroditissas


Mischt sich mit dem Blut der Menschen.
Der Kuss der Liebe
Erweckt die unerweckte Jungfrau.
Das Mädchen erwacht zur Lust der Liebe!
Morgen wird die Braut nicht mehr zögern,
Die Kerze anzuzünden!

Was machen wir mit all dem Geld?


Wir werden ein Kloster bauen!
Die Mädchen von sechzehn Jahren
Stecken wir hinein
Und den Mann von fünfzig Jahren!
Aphroditissa
Ist die Äbtissin unsres Klosters!

Sie erwuchs aus dem göttlichen Schaum


Des abgetrennten Gliedes
Des Vaters im Himmel.
Der geschwängerte Schaum
Trieb sie nach Kythera
Und von Kythera nach Zypern.
Dort erwuchs sie,
Im Schoß des Meeres,
Zu voller Blüte der Schönheit,
Bis sie ihren Fuß an den Sandstrand setzte.

Sie kam an der südwestlichen Küste


Der Insel ans Land,
Nahe Paphos, wo die Gischt
Unter rosenfarbigen Felsen
Geschmeidig und reichlich
Über den Sandstrand fließt.

Die Idee der mütterlichen Kraft


Besteht von der Eiszeit an
Bis heute. Sie ist die Göttin
Des Abendsterns, des Morgensterns,
Die Göttin des Bettes,
Der fruchtbaren Fülle,
Herrlich anzuschauen
In ihrem Lapislazuli-Schmuck
Und ihrem Lidschatten!

Alle Lebewesen des Feldes,


Alle Tiere mit vier Füßen
Unter dem weiten Himmel,
Obstbäume, Gärten,
Blumenbeete, grüne Gräser,
Die Fische im Teich,
Die Vögel unterm Himmel,
Warten bei Nacht, wenn es still ist,
Auf ihre Herrin,
Alle Lebewesen
Und alle Männer beugen vor ihr die Knie,
Meine Herrin schaut freundlich liebevoll
Vom Himmel auf mich herab
Und alle streben
Der Aphroditissa zu!

Auch die Achäer verehrten


Ihre Liebesgöttin
Mit prallen Brüsten
Und dem Dreieck der Scham.
Nun sahen sie auf Zypern
Eine höhere Göttin der Liebe,
Der Trächtigkeit und des Schaumes.
Aschtoreth ward Aschtaroth,
Aschataroth ward Attaorethe,
Aattorethe ward Aphthorete,
Aphthorethe ward Aphrodite.
Aphrodite ward aus dem Aphros geboren,
Aphrodite ist die Schaumgeborne.

Aphrodites Städte sind


Idalion,
Soli und Marion,
Salamis und Kouklia.
In Kouklia steht die Kirche
Der Panhagia Aphroditissa!
O Panhagia Aphroditissa,
Bei deinen bloßen Brüsten,
Bitte für mich!

Aphroditissa ist geboren


Aus der liebevollen Vereinigung
Des donnernden Vaters im Himmel
Mit der Mutter Erde,
Der göttlichen Mutter Dione.
Gott strömt seinen Regen nieder,
Dione ist ganz Empfängnis!

Andere sagen, ein Ei


Sank vom Himmel nieder
In den Euphrat.
Fische rollten das Ei an Land
Und Tauben brüteten
Das riesige Ei am Lande aus,
Sie brüteten aus
Die syrische Göttin
Aphroditissa.
Die Göttin war von solcher Hoheit
Und solcher herrlicher Heiligkeit,
Gott gewährte den Fischen,
Als Sterne am Himmel zu glänzen.
Darum sind den Syrern die Fische heilig
Und die Tauben heilig.

O die Genitalien
Des himmlischen Vaters!
Um ihr unsterbliches Fleisch
Schlang sich der weiße Schaum!
Aus dem Schaum geboren ward das Mädchen!
Das Mädchen ward nach Kythera getrieben
Und dann zur Insel Zypern im Meer,
Dort stieg die herrliche
Göttin an den Strand,
Die Rosen blühten unter ihren Füßen.
Götter und Menschen tauften sie
Auf den Namen Aphroditissa!

Sie nannten sie Aphroditissa Philommedes,


Die genitalienliebende Göttin,
Weil das Geschlecht des Vaters ihr Ursprung.
Eros war ihr Lebensgefährte!
Die göttliche Begierde begleitete allzeit die Göttin!
Von Anbeginn ward sie verehrt
Und angenommen von den Göttern und Menschen.
Sie lebt in dem Gekicher
Der jungen Mädchen,
In dem Geplauder der schönen Frauen,
Im verführerischen Lächeln der Herrin
Und in süßer Erfüllung der Träume-Sehnsucht
Und in zärtlicher Liebe!

Lobpreis der Muschel


Der Aphroditissa!
Die Göttin auf der Muschel
Wird sogar in China
An der Großen Mauer verehrt!
Die Göttin entsteigt der Muschel
Wie eben erschaffen,
Wie im Schoß der Muschel die Perle
Geboren und gewachsen.
Warum sollte der Schaum,
Warum sollte der Sperma des Vaters
Nicht in einem sanften Bette reifen,
Eingeschlossen und beschützt
Von zwei Muschelklappen?
Kteis heißt die Muschel,
Kteis heißt die Scham der Frau.
Im Mutterschoß des Meeres
Reifte die neue Göttin heran.
Die Muschel tat sich auf
Und Anadyomene erscheint in ihrer Nacktheit
Und hält ein Mannesglied in der Rechten!
Sie ist ja die Göttin in der Muschel,
Aphroditissa Philommedes,
Die Genitalienliebende,
Königin höchster sexueller Befriedigung!

So wurden einst zwei Frauen


Vom Meere angespült
Und kamen zum Tempel der Göttin.
Die greise Großmutter, die im Tempel diente,
Sprach: Die Göttin kommt aus der Muschel,
Da sollte sie wohl zwei Muschis retten können!
Siehe die Jakobsmuschel!
Öffne die Muschel,
Du findest an ihrem Saum
Unter kurzen Fühlern
Fünfzig glitzernde Augen,
Das Halsband Aphroditissas!
Diese winzigen Perlenaugen
Am Saum der Muschel
Sind das Halsband Aphroditissas!

Aphroditissa wird ja auch gefeiert


Als die Große Mutter Margarethe,
Die Herrin der Perlenschnüre!
Eine Frau hat der Göttin
Eine Bronzenadel gewidmet,
Auf der Spitze der Nadel
Ein Ei von ägyptischem Porzellan,
Gekrönt von einer Perle.
Unter dem Ei
Spreizen vier Tauben ihre Flügel
Und trinken aus vier Lotosblumen,
Zwischen vier Mäulern von Zicken.

Aphroditissa kam an Land


An der Achni-Küste
Bei Petra tou Romiou,
In der Nähe von Alt-Paphos,
Unterhalb der Straße,
Die von Paphos-Ktima nach Kourion führt.
Ein wilder Platz!
So heilig wie berückend,
Wie jemals ein Ort von einem Weib ward heimgesucht,
Im Silbermond
Die nächtliche Buhlerei zu ersehnen.
Die Klippen waren in Rosa getaucht,
In Aphroditissas Farbe.
Das dunkle Blau des Meeres
Wurde zu Fliesen in persischen Tempeln.
Schön ist der Meeressschaum,
Der schimmernd ans Ufer treibt.
Die rosa Felsen
Mit schwarzen Stücken
Erheben sich mächtig aus dem Meer,
Vom Persischblau des Meeres
Getrennt durch einen weißen Saum.
Die Woge des göttlichen Samenschaumes
Schwappt über einen Hügel der steilen Küste,
Teilt sich,
Gleitet an der sandigen Düne ab,
Um sich mit neuen Wogen
Des Meeresschaumes zu vereinigen.
Hier ist eine Landschaft
Aus Aphroditissas Blau und Rosa,
Erfüllt vom Tosen der See.

O Aphroditissa von Paphos,


Ich sah an deiner Bucht der Wonne
Meine Geliebte in blauer Woge schwimmen.
Jäh erfasste mein Herz die Flamme der Liebe.
Von dem nassen Wasserweib
Zog ich mir glühende Kohlen zu!
Ihr schenkte dein Sandstrand
Einen lieben Empfang.
Uns bindet die gleiche Sehnsucht.
Was ich am Land für sie erbeten hatte,
Göttin, das hast du ihr erfüllt.

Aphroditissa hüllte ihren Körper


In Liebreizgewänder,
Die die Grazien angefertigt,
Und in Blumendüfte getaucht
Von Krokus und Rosenblüten
Und Narzissen, geschwellt von Ambrosia,
Und keuschen königlichen Lilien.
Der Lenz und der Sommer verschwendeten
Ihre Blumendüfte über die leichten Stoffe
Der Kleidchen Aphroditissas.

Aphroditissa will ich singen,


Die schöne, tugendsame,
Sie mit dem goldenen Kranz,
Die im meerumflossenen Zypern regiert,
Wohin sie der Westwind geblasen
Über den Schaum des rauschenden Meeres.
Die Horen betend
Empfingen sie mit großer Freude
Und gaben ihr himmlische Kleidchen
Und setzten ihr den goldenen Kranz in die Locken
Und hängten an ihre Ohren Geschmeide
Von edelsteinernen Blüten,
Den schlanken weißen Schwanenhals
Und den weißen prallen Busen
Schmückten sie mit goldenen Kettchen,
Den die Horen selber trugen als heiligen Schmuck,
Wenn sie zu den Himmlischen gingen
In das Vaterhaus Gottes.
Nachdem die Horen geordnet
Den Schmuck am Körper Aphroditissas,
Geleiteten die Jungfraun die Königin
Zum Himmel, wo jeder Himmelsbewohner
Wünschte zur Glückseligkeit,
Aphroditissa zur Gemahlin zu haben!
Alle Himmlischen benedeiten
Die schöne Gestalt
Der gekränzten Göttin!

Von den Klippen von Achni


Ist es nicht weit zu den Troodos-Bergen,
Dem Lande der Anemonen des Adonis
Und der Alpenveilchen
Der Großen Mutter Margarethe,
Und ist es nicht weit bis nach Messaria,
Da im Frühling der rote Poppie blüht
Und wo man aus der Luft
Das Gold der goldenen Blüten sieht.
Zwischen Blumen gebettet
Liegen dort die Heiligtümer Aphroditissas,
Alt-Paphos vor allem,
Idalion, Amathos,
Soli und Kourion,
Dort ist zu sehen der blaue Gipfel
Des busenförmigen Berges Olympos.

Der Olymposberg wird gekrönt


Vom Kreuze Christi,
Er heißt der Berg des Kreuzes.
Hier befindet sich ein Kloster,
Dem die heilige Helena
Das Kreuz des Schächers schenkte,
Der mit Christus gekreuzigt ward,
Zu dem Jesus sprach: Ich sage dir,
Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein!...

In Kythrea an der Quelle zwischen den Hügeln


Im Schatten der Platanen
Nahe dem Kaffeehaus
Ist die junge Aphroditissa aufgewachsen.
Nach ihren Liebesspielen
Hat sich Aphroditissa immer gebadet
In der Quelle der Akamasberge.
Diese Quelle heißt
Brusis ton Eroton, die Quelle des Eros,
Oder Loutra tis Aphroditis, das Bad der Aphrodite.
Wer das Bad der Aphroditissa besuchen will,
Nehme im Fischerdorf Lachi ein Boot
Und benutze den Weg des Wassers.
Er kommt in einen Park von Olivenbäumen,
Nahe den Pfauenfarben des Meeres
Liegt ein Bauernhof
Mit einem Pavillon,
Dort ist die Quelle,
Aus einer schmalen Felsspalte
Strömt das Wasser
Unter den Zweigen des Feigenbaums.
Man wandelt den Weg
Zwischen rosa und weißen Zistrosen,
Alpenveilchen mit langen Stielen,
Blausternen, Schilfgras.
Frauenhaarfarn strömt von den Felsen herab,
Das Haar der Venus,
Ob es nun das Haar ihres Hauptes meint
Oder das Haar der Scham,
Die doch so oft ihr feuchtes Haar
Getrocknet, wenn sie aus dem Bade stieg.

Isola sacra a l’amorosa Dea!


Land voller Lieblichkeit und Freude!
Sieben Meilen oder sechs
Vom Meer entfernt
Steigt der liebliche Hügel an.
Die Landschaft ist reich an Myrrhe,
Zedern, Mahagoni, Orangenbäumen
Und tausend andern lieblich duftenden Bäumen.
Aus der duftenden Mutter Erde
Springen Thymian und Majoran,
Rosen und Lilien.
Der Windhauch vom Land zum Meer ist schwer
Beladen mit zauberhafter Süße.
Die klare Quelle schickt
Einen Bach die Böschung hinab.
Der Ort so voller Lieblichkeit und Freude,
War Grundbesitz der Aphroditissa.
Der Geist der Göttin der Liebe
Inspiriert die Liebenden,
Die Jungen und auch
Die Alten bis zu ihrer letzten Stunde!

HYMNE AN DIE DEA DOLOROSA

Adonis wuchs in Paphos auf,


Er war als Jüngling so schön
Wie er als Knabe schön gewesen.
Die Dea Dolorosa liebte ihn bis zum Wahnsinn,
Sie hatte Angst um ihn,
Dass er sterben müsse,
Wenn er auf Jagd in die Wälder ginge.
Adonis hörte nicht auf die Göttin
Und ging zur Jagd in den Wald.
Da brach ein harter Eber aus dem Dickicht
Und haute seine Hauer
In das weiße Fleisch des Adonis.
Die Dea Dolorosa
In ihrem Schwanenwagen
Hörte Adonis’ Todesröcheln,
Sie kam herab und fand ihn
In einer Lache Blut
Im Staube tot!
Da beschloß die Dea Dolorosa,
Adonis ein ewiges Angedenken zu schaffen,
Sie verwandelte sein Blut
In eine rote Anemone.
Von meinen Tränen, Adonis,
Soll Erinnerung bleiben
Bis ans Ende der Weltzeit.
Ein lebendiges Bild
Soll von meinem schweren Kummer
Und deinem Tode zeugen.
Einer Blume weihe ich
Dein rotes Blut!
So sprach die Dea Dolorosa
Und schüttete Nektar
Auf das kostbare Blut.
Da fand sie eine rote Anemone,
Rot wie das kostbare Blut des Adonis.
Heute nennt man diese Blume
Sankt-Brigitta-Blume.
Auf den Hügeln von Idalion
Wächst die Ur-Anemone.
Wenn die rosa Mandelblüten fallen,
Blüht die Anemone auf.
Die Zyprier nennen den Hügel
Den Gabriel-Gipfel.
Denn wie die Dea Dolorosa
Ihren Liebling Adonis beweinte,
So eilte der Erzengel Gabriel
In die Kammer der Jungfrau Maria:
Chaire, Kecharitomene!
Die weißen Anemonen aber
Sind aus der Erde gekommen
Durch die Tränen
Der Dea Dolorosa.
Tränen der Dea Dolorosa tropften auf die Erde
Und das kostbare Blut des Adonis,
Die Tränen und das Blut benetzten die Erde
Und wurden zu schönen Blumen.
Weiße Anemonen blühen
Aus den Tränen der Dea Dolorosa
Und rote Rosen der Passion der Liebe
Aus dem kostbaren Blut des Adonis.
Adonis, Adonis, tot ist Adonis!
Auferstanden Adonis
Als rote Rose
Der Passion der Liebe!

HYMNE AN EROS

Jetzt aber sing ich Eros!


Vor den Göttern
War Eros
Und Eros war Gott!
Eros ist älter als der Himmel,
Älter als die Erde,
Aber älter als Eros
Ist das Kreuz!...
Eros ist der unerschaffene Gott,
Der das Leben zeugt,
Und ohne Eros lebt nichts
Und niemand liebt ohne Eros!
Dieser Eros hat mir das Herz erschüttert
Wie der Sturm in der Eiche wühlt!
Eros findet mich überall,
Eros findet mich in den Gärten,
Eros findet mich am Meer,
Eros treibt mich zum Wahnsinn! -
Eros demütigt mich,
Eros kommt als göttlicher Dieb
Und raubt mein Herz!
Die Mutter des kleinen Gottes
Schaut dem Treiben des Lieblings zu
Und hat ihre Freude daran!
Praxiteles hat ein Bild des Eros geschaffen
Und schenkte den Eros
Der schönen Hetäre Phryne,
Die schöne Hetäre Phryne
Schenkte das Bild des Eros
Dem Tempel der Liebe.
Das Antlitz, der Blick des Eros
Sind geheimnisvoll
Und anziehend in dem wissenden Wollen!
Traumliebhaber ist er aller Hetären,
Allen voran der schönen Hetäre Phryne!
Eros sing ich, den Knaben,
Den Sohn der Mutter der schönen Liebe,
Der mit seiner Fackel
Die Herzen entflammt,
Mit seinem scharfen Pfeil
Das Herz verwundet!
Ein schrecklicher Gott,
Ein schrecklicher Gott ist Eros!
Ein schrecklicher Gott ist Eros!
Der Liebling hört mir zu,
Dann lacht er laut auf.
Wenn ich seufze und stöhne,
Wächst seine Macht!
Wie brachtest du, Stern des Meeres,
Aus dem Meerestropfen
Das Feuer Gottes zur Welt?

HYMNE AN EUCHARIS

Singen will ich die immerjugendliche


Göttin Eucharis!
Spät am Abend kam Eucharis,
Sie, deren Augen so strahlen,
Die von ihrem Freier
In süßen morgendlichen Mußestunden
Sich nur ungern trennt.
Noch so müdesüß,
Als hätte die Nacht zur Ruhe nicht genügt,
Senkt sie sich in den Schoß des Thrones.
Ich sah das kostbare Blut
Der Göttin Eucharis fließen!
Ich sah den Lebenssaft
Der Wunde der Göttin entfließen!
Isst sie denn Brot, trinkt sie denn Wein?
Göttliches Blut fließt in ihren Adern
Und darum heißt sie selige Menschengöttin!

Da sah ich lächeln den Vater


Der Engel und Menschen
Und zärtlich sprach der Vater:
O Tochter Gottes,
Du verabscheust den Krieg, den Gräuel der Menschheit,
Friedenskönigin sollst du sein
Und ordnen die Werke der Ehe!

Wir wollen dem schönen jungen Mädchen nicht zürnen,


Dass sie so schön, so reizend ist!
Die gelbe Lilie ist so schön
Durch die Gnade Gottes!
Jede Menschengöttin taucht aus dem Meer des Lichts
Wie einst die schaumgeborne Aphroditissa!

Wer war denn bei Eucharis?


Die schmachtende Liebe war da
Und seufzende Sehnsucht
Und Scherze waren da
Und schmeichelnde Lippen,
Die selbst den Weisen betören!
Aus den lichtblauen Augen
Der Mädchengöttin Eucharis
Strömt die Schöne Liebe,
Welche alle Glieder
Des Lebenssaftes beraubt!

Auch singen für Eucharis


Will ich die ewigjugendlichen Charitinnen!
Gesangreiche Königinnen,
Hört, da ich euch anbete, Mädchen!
Mit euch kommt Heiterkeit und Süßigkeit
Zum Weisen, zum Edlen, dem Mann!
Gott herrscht im Himmel und auf Erden
Nicht ohne Gnade und Grazie!
Sondern die jugendlichen Gnaden
Wählen mit dem Sohn
Die Werke des Vaters
Und preisen den Vater im Olymp,
Den Alten der Tage
Mit dem schneeweißen Haar!

Herrlich bist du, Aglaja,


Freundin meiner Gefühle!
Euphrosyne, du liebst die Lieder,
Glorien singen deine Lieder!
Thalia, lachendes Mädchen,
Heiter scherzende Gnade!
Ihr Mädchen schaut belustigt
Auf des Dichters Verse.
Leicht wandelt ihr dem Glücke nach.

Lyrisch sing ich diese Hymne


Und wandle den Sehern nach
Und ging den Weg auch hinab
Zu Acheron und Phlegeton
Und sah die Echo unsichtbar
Und hörte ihre Stimme im Weinberg
Im Sommer umgehn
Und der Hirte spielte die Flöte
Am Ufer des Flusses
Und schaute hinüber
Auf die andere Seite heiter!

Alles, was Eucharis mir schenken wollte,


Schenkte sie mir durch die Mädchen,
Die jungen süßen Charitinnen!
Eucharis, makellose Mädchengöttin,
Du bist Charis Epistrophia,
Die unsre Herzen wandelt,
Du bist Charis Nympha,
Die Schutzherrin der Verlobung,
Du bist Charis Thalamon,
Die Herrscherin des Schlafgemachs,
Du bist Charis Paregoros,
Die Trösterin,
Du bist Charis Ambologna,
Die den Dichter jung erhält!

Eucharis ist unwiderstehlich schön!


O wie herrlich ist sie,
Wenn sie mächtig heranfliegt!
Wer sich ihr ergeben,
Dem wandelt sie milde zur Seite.
Die stolzen Herzen wirft sie nieder!
Am blauen Himmel wandelt Eucharis,
Sie wandelt auf dem Meer,
Der Frühling wird durch ihre Gnade!
Sie lockt den Samen hervor
Und lässt das Leben werden
Durch ihren göttlichen Liebestrieb!

Philosoph, betrachte mit deinem Geist


Die göttliche Liebe!
Was staunen deine Augen?
Was bleibst du sitzen?
In den Sterblichen
Lebt die göttliche Liebe,
Die Sterblichen lieben, wenn sie lieben,
Mit der Kraft der göttlichen Liebe!
Wenn sie Eintracht stiften
In schöner Harmonie,
So nennen sie die göttliche Liebe
Süßigkeit und Wonne!
Die göttliche Liebe wollen wir versöhnen
Mit frommen Weihegaben
Und köstlich duftendem Salböl,
Mit zerriebener Myrrhe
Und alleredelstem Weihrauch!
Rotblonden Honig will ich weihen
Der göttlichen Liebe!
Durch die Macht der göttlichen Liebe
Vereinen sich Glieder
Zum lebendigen Menschen
Und der Mensch besteigt
Die Höhe des blühenden Lebens.

Aber rasch, sehr rasch


Zertrennt der Vater Krieg die Glieder
Und die Toten irren
An den Ufern des Todes!
So blüht der Busch
Durch die Schöne Liebe
Und muss doch welken bald, wie bald!
So schlüpft der Fisch im Meer dahin,
So weiden die Lämmer auf den Gipfeln
Und der Schwan singt sein Lied
Durch den Kuss der Schönen Liebe!

Wie glänzt doch Eucharis!


Sie verströmt die Tropfen der Schönheit!
Die festen weißen Brüste
Präsentiert sie nackt!
Doch das Kleid verhüllt
Die gespaltene Wiese der Venus!
Das Haar bedeckt sie
Mit rotblondem Schleier!
Weit hat der Diener der Göttin,
Der Dichter der Kunst der Liebe,
Den Namen der Göttin berühmt gemacht,
Der Göttin der Ewigen Liebe!
Im Himmel spürt man die Macht der Liebe!
In der Hölle zittert man vor der Macht der Liebe!
Auf Erden sehnen sich alle nach der Macht der Liebe!
Im Meere baden die Kinder Gottes
In den Fluten der Schönen Liebe!
Die Menschen spüren deinen Atem,
Gevögel und Kräuter,
Kastanienbäume und Turteltauben
Spüren deinen Hauch, o Göttin!
In dieser Schöpfung lebt kein Geschöpf,
Es sei denn durch die Macht der Schönen Liebe!
Ohne Liebe hat kein Werk Bestand,
Kein Werk hat einen Wert, es sei denn durch Liebe!

Nun, makellose Mädchengöttin Eucharis,


Schenk deinem Diener deine Huld und Gnade!
Jungfräuliche Göttin, deren Diener ich bin,
Lehre mich, deine Wonne zu verströmen
In dieser Welt der Menschen,
Deine Wonne, die du mir schenkst,
Wenn du mir mit Ganzhingabe nahekommst!

Geboren aus einem Akt


Der lieblichsten Wonne
Kam das makellose Mädchen
Mit himmlisch reinen Zügen
Und ward vom Westwind herbeigetragen
Und es wogten die Wellen der Wonne!

O Mädchen, eines Morgens


Mitten im Mai
War ich in einem Garten,
Da wuchsen gelbe Lilien
Und weiße Rosen,
Die Wiese war süß.
O Mädchen,
Bevor die Süße verwelkt,
Wenn sie in voller Blüte steht,
Pflücke die weiße Rose!

Oh, wer meine Geliebte gesehen,


Nackt
Und weißer als das Laken des Lagers!

DIE HEILIGE HOCHZEIT VON INANNA UND DUMUZI

INANNA:

Noch gestern Herrin ich, und mir verging die Zeit,


Inanna ich, die Frau, und mir verging die Zeit,
Da war ich hoch erfreut, den schönen Tanz zu tanzen,
Mich freute sehr die Nacht mit ihrem großen Ganzen,
Ich freute mich am Lied, am liebenden Gesang,
Da mir das Liebeslied, die Hochzeitshymne klang.
Er traf mich ja der Herr, mein Freund hat mich getroffen,
Er gab mir seine Hand, es stand sein Herz mir offen.
Und Ucumgala hat von Herzen mich umarmt
Und über all mein Weh der Liebe sich erbarmt.
Komm, Stier, und mach mich frei, ich muss nach Hause gehen,
Komm, Freund, befreie mich, ich muss nach Hause gehen.
Ich arme Närrin bin doch meiner Mutter Kind,
Der Mutter Närrin ich, wie andre Narren sind.

DUMUZI:
Ich sag dir alles, Frau, ich will dich alles lehren,
Ich zeige dir, wie sehr die Männer Fraun verehren.
Die Freundin hat mich auf den offnen Markt geführt,
Zur Zymbel haben wir die Tänze aufgeführt,
Sie sang ihr Lied für mich, ich hört es mit den Ohren,
Es war so süß das Lied, ich hab die Zeit verloren.
Die Mutter weißt du wohl zu täuschen, wo sie wohnt,
Wir aber geben hin die Leidenschaft dem Mond.
Ich löse dir dein Haar in diesem breiten Bette,
Erfüll dich mit Genuss an dieser süßen Stätte,
Ach, Sagadidda war, der Mädchen schönste Zier,
Zusammen auf dem Pfad die ganze Zeit mit dir.

INANNA:

Er wollt zur Mutter Tor am lichten Tage kommen,


Ich bin so aufgeregt, bin in der Luft geschwommen,
Er hat entschieden sich, er kam zu Ningals Tor,
Ich bin so aufgeregt, den Atem ich verlor.
Ich wünschte, jemand wollt der Mutter etwas sagen,
Mit Duft erfüllte sie das Haus an lichten Tagen.
Ich wollt, das jemand was in Mutters Ohren ruft,
Das Haus erfüllte sie mit süßen Weihrauchs Duft.
Es duftete das Haus, man möchte Düfte zechen,
Ermunternd wüsste sie dem Freier zuzusprechen.

NINGAL:

Herr, du bist in der Tat wert der Umarmung Thron,


Des heiligen Vereins, du Gottes Schwiegersohn!
Dumuzi, du bist wert der heiligen Umarmung,
Du Gottes Schwiegersohn, wert herzlicher Erbarmung.
Mein Herr, dein Opfer ist erhört im Paradies,
Und Blume ist und Kraut aus deinem Garten süß.
Dein Opfer ist erhört im Liebes-Heiligtume,
Aus deinem heilgen Hain das Kraut, die rote Blume.

INANNA:

Als der Geliebte mich getroffen hat allein,


War froh er, mich zu sehn bei dem Zusammensein.
Der Bruder brachte mich zu seines Hauses Stätte,
Er ließ mich liegen weich im süßen Honigbette.
Mein Liebster lag mir an dem Herzen voll Genuss,
Da wir vereinigten uns mit dem Zungenkuss,
Mein Bruder machte da das Antlitz schön in Fülle,
Er stand ganz plötzlich still in Harmonie der Stille,
Vorm Erdenbeben er das Schweigen in dem Land,
Auf meiner Hüfte Rund er legte seine Hand,
Die ganze Köstlichkeit der Süßigkeit der Triebe
Ließ ich geschehen in Vereinigung in Liebe.
DUMUZI:

O Schwester, mach mich frei, befreie deinen Gast,


Geliebte Schwester, komm mit mir in den Palast,
Mein Vater wird dich dann mit deinen sieben Seelen
Als Tochter voller Huld und Gnade auserwählen.

DICHTER:

Der Bruder liebevoll zur jungen Schwester, ach,


Der Gott der Sonne zu der Frau Inanna sprach.

UTU:

O junge Herrscherin, wie schön der Flachs im Lenzen,


Inanna, wie das Korn tut in der Furche glänzen!
Ich hacke Land für dich, ich bringe dir das Korn,
Und Leinen schenk ich dir, du großer Wonneborn.
Denn Leinen, groß und klein, ist gut vor allen Dingen,
O junge Herrscherin, ich will es zu dir bringen.

INANNA:

Nachdem du mir den Flachs gebracht hast gnädiglich,


O Bruder Sonnengott, wer kämmt den Flachs für mich?

UTU:

Ich bringe ihn zu dir gekämmt, o Schwester-Herrin.

INANNA:

Bringst du den Flachs gekämmt zu der geliebten Närrin,


Wer spinnt mir dann den Flachs, wer tut so Liebes mir?

UTU:

Gesponnen bringe ich, Inanna, ihn zu dir.

INANNA:

Wenn man den Flachs gebracht zu mir in Sommernächten,


Gesponnen und gekämmt, wer wird ihn für mich flechten?

UTU:

Geflochten bring ich ihn zur Schwester als ihr Gast.

INANNA:

Nachdem geflochten du zu mir gebracht ihn hast,


Mein Bruder Sonnengott, wer wird ihn für mich weben?

UTU:

Gewoben bring ich ihn zu dir, o du mein Leben.

INANNA:

Gewoben bringst du ihn der Schwester gnädiglich,


Wer aber, Bruder Gott, wird bleichen ihn für mich?

UTU:

Gebleicht ich werde ihn der Schwester Göttin bringen.

INANNA:

Mein Gott, ich frage mich, mein Gott vor allen Dingen,
Wenn du das Brautkleid so zur Liebsten hast gebracht,
Wer geht mit mir ins Bett zum Liebesspiel der Nacht?

UTU:

Der Gatte geht mit dir ins Bette auserkoren,


Dumuzi, der er ward von reinem Schoß geboren,
Er ward am Ehe-Thron einst konzipiert, so nett,
Der gute Hirte er, er geht mit dir ins Bett!

INANNA:

O Bruder, er solls sein, der Ackermann, der Bauer!


Er, meines Herzens Mann, stillt meine Liebestrauer!
Er sammelt ja das Korn, die Spreu nur treibt er aus,
Das Korn doch sammelt er in meinem Lagerhaus.

UTU:

O Schwester Göttin, nimm zum Mann den guten Hirten!


Bist du bereit? Du sollst den Liebsten gut bewirten.
Wie gut ist seine Milch, die Sahne ist wie gut,
Was immer er berührt, das strahlt von Liebesglut!
Inanna, nimm zum Mann Dumuzi! Lust ist furchtbar!
Mit Perlenketten schmück die Brust, das macht dich fruchtbar!
Was bist du nicht bereit? Erwarte ihn daheim.
Die Sahne gibt er gern und seinen Honigseim.
Er soll der Könige Beschützer sein, der Hirte.
Was bist du nicht bereit? Auf, und den Freund bewirte!

INANNA:

Den Hirten? Nein, ich will nicht sein des Hirten Frau.
Denn sein Gewand ist grob und seine Wolle rau.
Den Bauern nehm ich mir, dem will ich mich vereinen.
Flachs lässt er wachsen mir und bringt mir feine Leinen.
Der Bauer bringt mir Frucht, er bringt mir Früchte frisch.
Das Korn lässt wachsen er, bringt Brot mir auf den Tisch.

DUMUZI:

Was willst du sagen denn von diesem dummen Bauern?


Was denkst du über ihn? Mich aber lässt du trauern?
Und gibt er Mehl dir auch und Früchte überdies,
Ich gebe Wolle dir, geb dir des Lammes Vlies.
Wenn er dir Weißmehl gibt, ich geb dir weiße Wolle.
Gibt er dir Bier, ich geb das Fass mit Milch, das volle.
Ich geb dir Honig, geb dir Käse, gibt er Brot,
Ich gebe ihm noch ab, wenn er in tiefer Not,
Ich geb ihm meine Milch und geb ihm meine Sahne.
Er hat nicht mehr als ich. Hör, wie ich dich ermahne.

INANNA:

Wenn meine Mutter nicht dir gnädig wär voll Huld,


Du wärst vertrieben schon. Doch hast du keine Schuld,
Großmutter voller Huld ist gnädig dir auf Erden,
Sonst würdest du vom Berg herab geworfen werden.
Und wenn mein Vater nicht dich herzlich liebte, ach,
Mein Vater Nanna, nun, so hättest du kein Dach.
Und wenn mein Bruder nicht, der Gott, der Sohn des Nanna,
Dich liebte, hättest du nicht Zutritt bei Inanna.

DUMUZI:

Inanna, bitte, du beginne keinen Streit!


Mein Vater ist so gut wie deiner in der Zeit.
Mein Vater Enki ist reich wie dein Vater Nanna,
Und meine Schwester ist so schön wie du, Inanna,
Wie deine Mutter ist auch meine Mutter gut
Und wie dein Bruder bin auch ich voll heißer Glut.
O junge Königin des herrlichen Palastes,
Die Worte höre des verliebten Seelengastes.

DICHTER:

Das Wort, das eben süß kam aus dem Munde ihr,
Das war ein Wort der Lust, verzehrender Begier,
Vom Ausgangspunkt des Streits und nach des Streites Flammen
Die beiden kamen doch in Liebe noch zusammen.
Der Hirte ging ins Haus mit Sahne, war im Heim,
Er kam in den Palast mit Milch und Honigseim.
Und als er stand vorm Haus, da rief er laut die Worte:

DUMUZI:
O junge Herrscherin, tu auf mir deine Pforte!

DICHTER:

Inanna lief sogleich und ihre Mutter frug,


Die Mutter Ningal, die sie einst im Schoße trug,
Die Mutter frug das Kind um Rat mit leisem Worte,
Da sprach die Mutter an dem königlichen Orte:

NINGAL:

Mein Kind, der junge Mann, der wird dein Vater sein,
Und du wirst sein für ihn sein liebes Mütterlein.
Er wird dein Vater sein und wird dich gut behandeln,
Du wirst ihm Mutter sein und liebend mit ihm wandeln.
Und darum, Königin, nun öffne den Palast
Und lass ihn ein zu dir, lass ein den Seelengast.

DICHTER:

Inanna, auf das Wort hin, den Befehl der Mutter,


Gebadet und gesalbt, aß Honigseim und Butter,
Den Körper hüllte sie mit weißlichem Gewand.
Die Morgengabe sie bereits hielt in der Hand,
Die Perlenkette sie schön legte an den Busen
Und las die Poesie der tiefgeschoßten Musen.
Dumuzi wartete bereits und war gespannt,
Inanna öffnete die Tür mit ihrer Hand.
Im inneren Palast hat sie für ihn geleuchtet
So wie des Mondes Licht die dunkle Nacht befeuchtet.
Dumuzi sah sie froh, der er sie lang vermisst,
Und Brust an Brüste er Inanna hat geküsst.

INANNA:

Was ich dir sage, lass die Sängerin dir singen.


Was ich dir sage, lass es in das Ohr dir dringen.
Von alt zu jung mein Wort vernimm und mein Gebot:
Denn meine Vulva ist des Himmelreiches Boot,
Ist voller Eifer wie der junge Mond und wacker,
Und brach liegt lange schon mein unbesamter Acker.
Was mich betrifft, ich hab es nicht, was mir genügt,
Ich frage meinen Gott, wer meine Vulva pflügt?
Das unbesamte Land, wer wird den Acker pflügen?
Was mich betrifft, die Frau, die lange schon geschwiegen,
Wer pflügt den Acker mir, wer pflügt die Vulva mir,
Wer durch die Furche zieht den Pflug mit seinem Stier?

DUMUZI:

O höchste Herrscherin, der Herr pflügt deine Vulva!


Dumuzi ich, der Herr, will pflügen deine Vulva!
INANNA:

Die Vulva pflüge mir, mein Liebster schön und groß,


Die Vulva pflüge mir, besame meinen Schoß!

DICHTER:

Auf königlichem Schoß hochragend liegt die Zeder,


Und Ranken wachsen hoch an jeder Seite, jeder,
Die Ähren wachsen hoch, Korn golden wächst im Feld,
Der Garten üppig blüht, der Baum steht wie ein Held.

INANNA:

Er fruchtbar hat gekeimt, er hat gewuchert lange,


Er hat Salat gepflanzt am Lauf der Wasserschlange.
Er ists, der meinen Leib am allermeisten liebt!
Er liebt den Garten in der Ebene betrübt,
Und meine Gerste in den Furchen voller Züchte,
Und meinen Apfelbaum, den Wipfel voller Früchte,
Er hat Salat gepflanzt am Wasser nahe dran,
Mein Honigmann versüßt mich stets, mein Honigmann,
Er ist mein lieber Herr, der Honigmann der Götter,
Der meinen Körper liebt, den Leib, bei jedem Wetter,
Aus Honig seine Hand, aus Honig ist sein Fuß,
Er macht mein Leben süß mit seinem süßen Gruß,
Die ungestüme Lust, die Zärtlichkeit am Nabel,
Der Schenkel Zärtlichkeit ist keine Ammenfabel,
Er ists, der meinen Leib am allermeisten liebt,
Er hat Salat gepflanzt am Wasserlauf betrübt.

DUMUZI:

Oh deine Brüste sind wie prächtige Jampusen


Und wie Granaten ist dein wundervoller Busen!
Die grünen Pflanzen trägt dein weites Ackerfeld,
Getreide trägt dein Feld, du Fruchtbarkeit der Welt.
Das Wasser fließt herab, das Wasser ist dein Sklave,
Das Brot vom Himmel kommt, die Speise ist dein Sklave,
Begieße alles mir, Inanna, voller Lust,
Ich trinke alles, was mir bietet deine Brust!

INANNA:

Mach deine Milch nur süß und dick, geliebter Gatte,


Ich trinke deine Milch, vom Seim ich bin die Satte,
Dumuzi, wilder Stier, die Milch mach süß und dick,
Ich trinke deine Milch, das Trinken ist mein Glück,
Die Ziegenmilch lass du in meinen Schafstall fließen,
Den Ziegenkäse und den Seim will ich genießen,
Mein Herr Dumuzi, dein Gebratnes esse ich,
Den Schafstall treu bewache ich für dich,
Bewach das Lebenshaus, das voller Überflüsse,
Bewach den lichten Ort, Chaldäa der Genüsse,
Und den Entscheidungsort, wo Schicksal man beschließt,
Den Schicksalsort, von wo des Lebens Odem fließt,
Das Haus, das uns verleiht den Lebenshauch, den sachten,
Ich Königin, ich will auf diese Häuser achten.

DUMUZI:

Ich möchte gern mit dir in meinen Garten gehn,


O Frau, ich will mit dir in meinen Garten gehn.
Ich will mit dir in den geliebten Apfelgarten,
Ich will beim Apfelbaum auf meine Schwester warten,
Dass ich dort Bäume pflanz, ins Erdreich eingesteckt,
Die Apfelblüten sind mit Nektarstaub bedeckt.

INANNA:

Er brachte mich in den geliebten Apfelgarten,


Dumuzi brachte mich in seinen Apfelgarten,
Ich schlenderte mit ihm beim grünen Apfelbaum,
Ich stand mit ihm auch beim gestürzten Apfelbaum,
Vorm Baum hab ich gekniet, so wie es sich gehörte,
Mein Bruder sang ein Lied, wie ich es gerne hörte,
Dann in der Pappel er hoch in dem Wipfel sitzt,
Er kam zur Mittagszeit, von Sonnenglut erhitzt.
Und wird mein lieber Herr Dumuzi zu mir kommen,
Begieß die Pflanzen ich aus meinem Schoß, dem frommen,
Ich lege Pflanzen an und werde Pflanzen ziehn,
Die Pflanzen ich begieß, begieße sie für ihn,
Und ich begoss das Korn, das goldene Getreide,
Ich schüttete das Korn aus meines Schoßes Scheide.
Und letzte Nacht, als ich, die Herrin, hell erstrahlt,
Als ich, die Königin des Himmels, hell erstrahlt,
Als ich aufstrahlend schien und tanzte meine Tänze,
Sang ich mein Lob der Nacht, der warmen Nacht im Lenze,
Da sang ich Lob der Nacht, den Träumen und dem Schlaf,
Als mein geliebter Herr mich in dem Garten traf.
Mein Herr Dumuzi schob die Hand in meine Hände,
Er drückte seinen Leib an meine warme Lende.
Der Priester ist bereit für Lende und für Schoß!
Dumuzi ist bereit für Lende und für Schoß!
Die Pflanzen und das Kraut sind grün und fruchtbar heute,
O deine Fülle ist des Lebens meine Freude!

DICHTER:

Sie rief ihn Freund, er traf sie in dem Bette heut,


Sie rief ihn in das Bett, dass er ihr Herz erfreut,
Sie rief ihn in das Bett zu ihren süßen Lenden,
Sie hat ihn liebgekost mit königlichen Händen,
Sie forderte für sich das königliche Bett,
Die Königin im Bett, sie rief den Freund ins Bett.

INANNA:

Lass sein das Bett bereit, das da erfreut die Herzen,


Lass sein bereit das Bett, dass wir in Liebe scherzen,
Lass sein bereit das Bett, die Königin dich grüßt,
Lass sein bereit das Bett, die Lende wird versüßt,
Lass sein das Hochzeitsbett der Königin bereitet,
Das königliche Bett zur Hochzeit sei bereitet!

DICHTER:

Inanna breitete den Schleier auf das Bett,


Sie rief den König, rief den König in ihr Bett.

INANNA:

Das Lager ist bereit, es duftet süß im Schatten.


DICHTER:

Sie rief den Bräutigam, sie sprach zu ihrem Gatten.

INANNA:

Es wartet dein das Bett, es harrt des Herrn das Land!

DICHTER:

Er legte seine Hand der Herrin in die Hand,


Er legte seine Hand auf Herz und Brust der Gattin,
Er legte seine Hand auf Schoß und Scham der Göttin.
Süß ist des Nachts der Schlaf, so Arm in Arm vereint,
Süß ist des Nachts der Schlaf, so Herz an Herz vereint.

INANNA:

Ich hab mich für den Stier, den wilden Stier gebadet,
Hab für den Hirten, für Dumuzi mich gebadet,
Ich parfümierte süß die Lenden mit Parfüm,
Ich schminkte meinen Mund, weil ich das Küssen rühm,
Die Augen malt ich an mit schwarzer Augenschminke,
Die Lenden knetete er sanft, ich weiter winke,
Es füllte meinen Schoß mit Milch der Bräutigam,
Er streichelte das Haar, das lockige der Scham,
Er legte seine Hand auf meiner Vulva Scheide,
Von seiner Sahne so mein Boot, mein schwarzes, gleite,
Er hat gestreichelt mir die Vulva auf dem Bett,
Den Hohepriester jetzt ich streichle auf dem Bett,
Den Hirten streichle ich, liebkose seine Lende,
Des Hirten Phallus sanft liebkosen Mund und Hände,
Den Phallus küsse ich, das ist sein schönstes Glück,
Und so beschließ ich ihm sein ewiges Geschick.

DICHTER:

Die Königin des Alls, die aller Welt begehrlich,


Die Heldenfrau, die mehr als ihre Mutter herrlich,
Sie frug: Wer war der Mann, den Gott mir vorgestellt,
Den Enki mir empfahl, wer war der starke Held?
Die Erstgeborene des Mondes hat verordnet
Dem Hirten sein Geschick, sein Leben ihm geordnet.

INANNA:

Der Führer bist du in dem Kriege und der Schlacht,


Der Waffenträger du im Kampfe in der Nacht,
Fürsprecherin bin ich in großer Volksgemeinde,
Inspiration bin ich und Schutzfrau vor dem Feinde.
Der gute Hirte du, der du bewahrst den Schrein,
Von Uruk du der Herr, des Landes Fürst allein,
Du, dem das Licht des Schreins beim Pilgern ist begegnet,
In jeder Möglichkeit, in jedem Werk gesegnet.
So halte hoch den Kopf im Thron, o Menschensohn,
Und sitze ruhig nur im weißen Jaspis-Thron,
Bedecke deinen Kopf mit deiner goldnen Krone,
Trag lange Kleider nur und deinen Körper schone,
Den Königsmantel trag in deinem Königtum,
Die Streitaxt nimm zur Hand, das Schwert im Heldentum,
Den langen spitzen Pfeil, den Bogen in die Hände,
Das Lasso lässig häng an deine starke Lende,
Geh den geraden Weg, das Zepter in der Hand,
Die Goldsandalen an dem Fuß geh durch das Land.
Auf meinen heiligen und vollen Brüsten tänzle!
In meiner heiligen und engen Vulva schwänzle!
Erwählter Hirte du, geeignet für den Scherz,
Ein langes Leben soll genießen schön dein Herz.
Dein Schicksal ist bestimmt, es wird nicht mehr verändert,
Was Enki dir bestimmt, dein Los wird nicht geändert.
Der Ningal Liebling du, mir süße Küsse gib,
Inanna hat dich lieb, Inanna hat dich lieb!

DICHTER:

Ninshubur war der Knecht am goldnen Uruk-Schreine


Und zu dem Knechte sprach die Königin, die reine:
Dumuzi führe du zu meiner Schenkel Paar,
Dumuzi führe du zu meiner Vulva Haar.

NINSHUBUR:

O meine Königin, die Wahl hier deines Herzens,


Der liebe Bräutigam, bereit zum Spiel des Scherzens,
Verbringen möge er wohl eine Ewigkeit
In deiner Grotte voll von Liebessüßigkeit
Und möge lange Zeit dir Liebeslüste spenden
In jenem Paradies, das zwischen deinen Lenden!
Gib du die Herrschaft ihm, die jeder anerkennt,
Gib du den Königsthron mit festem Fundament,
Gib ihm den Hirtenstab, gib ihm die goldne Krone,
Gib ihm das Diadem, den Sitz im Jaspis-Throne.
Wo steigt das Morgenrot, wo sinkt das Abendrot,
Vom Norden voller Wein zum Süden voller Brot,
Vom oberen Gestad zum untern Ozeane,
Von dem Huluppu-Baum zum Zedernbaum, ich mahne,
Lass seinen Hirtenstab uns schützen in der Hand,
Als Landwirt mache er die Früchte reich im Land,
Als Hirte mache er sehr zahlreich unsre Herde,
In seinem Königtum sei fruchtbar Mutter Erde,
Die grüne Pflanzenwelt sei uns der Fülle Horn,
Wenn er regiert, dann reift auch reich das goldne Korn.
Er soll der Fische und der Vögel Plaudern hören,
Es wachse hoch das Schilf im Kranichfeld in Röhren,
Vermehren sollen sich die Zicke und das Reh,
Sei Honig überall, der Wein sei wie ein See,
Salat und Kresse viel besitze jeder Bauer,
Im königlichen Haus sei lange Lebensdauer,
Hochwasser habe stets der Tigris und der Phrat,
Dass stets die Wiese viel von grünen Pflanzen hat.
Die Frau der Fruchtbarkeit soll stapeln Korn in Haufen,
O Königin des Alls, lass Männer sich besaufen,
Inanna, Königin des Universums, groß,
Lang sei die Zeit, die er genießt in deinem Schoß,
Die ganze Ewigkeit der Liebe soll nicht enden,
Das süße Liebesspiel von Lippen und von Lenden!

DICHTER:
Der König eilte nun mit hoch erhobnem Kopf
Auf ihre Vulva zu und deren krausen Schopf,
Mit hoch erhobnem Kopf, das Zepter in den Händen,
Er zu Inanna ging und ihren heißen Lenden.
Mit hoch erhobnem Kopf ging er zur Herrin hin,
Er öffnete sein Herz der Liebes-Priesterin.

INANNA:

Die Freude meines Sinns hat sich mit mir getroffen,


Wir freuten uns vereint, die Vulva steht ihm offen,
Und er empfängt die Lust, empfängt die Liebeslust
Von meiner heiligen und vollen, prallen Brust,
Er bringt mich in sein Haus, der Süße und der Nette,
Er legt mich nackend auf das süße Honigbette,
Mein süßer Liebling liegt im Schoß mir mit Genuss,
Ich küsse meinen Mann mit tiefem Zungenkuss,
Dumuzi liebt das sehr, ich tu es immer wieder,
Ja, siebenmal zur Nacht ich küsse seine Glieder.

DUMUZI:

O Schwester, mach mich frei, o Liebste, mach mich frei,


Dass du mir Tochter und dass ich dir Vater sei.
Geliebte Schwester komm, ich gehe in die Halle
Des herrlichen Palasts. Befreie mich und alle!

INANNA:

Mein Blütenträger, o wie war dein Reiz so süß,


Im Apfelgarten du, mein Mann im Paradies,
Mein Apfelbräutigam im schönen Apfelgarten,
Wie lieb ich deinen Reiz, den wilden und den zarten!
Mein Gatte ohne Furcht, mein schönstes Gottesbild,
Mit Schwert und Diadem, wie lieblich du und mild!

DICHTER:

O Heilige, ein Mann bestieg die Dattelpalme,


Ein Sammler, dass er pflückt, bestieg die Dattelpalme,
Inannas Palme er bestieg in strenger Zucht,
Auf dass er pflücke sie, die überreife Frucht!
Die dunkle reife Frucht er brachte zu Inanna
Und auch das Himmelsbrot, das unbefleckte Manna,
Die Frucht gab er ihr hin voll tiefer Sympathie.
Und ja, dann nahm er sie, fürwahr, dann nahm er sie!
Und ja, dann nahm er sie, um sie genau zu prüfen,
Wie einen Edelstein der Jungfrau lichte Tiefen,
Er nahm und prüfte sie wie einen Edelstein,
Und Lapislazuli er nahm und Jaspis rein,
Und aus dem Haufen von sehr edlen Edelsteinen
Nahm für Inanna er den auserwählten Einen.
Die Popo-Perlen sie fand lustig und fand froh,
Sie setzte sich darauf mit ihrem Apfel-Po!
Inanna Perlen fand, sie um den Kopf zu legen,
Fand Lapislazuli, ihn an den Hals zu legen,
Goldfäden für das Haar und Ringe für das Ohr,
Mit Honig salbte sie den süßen Mund zuvor,
Sie legte an das Gold der königlichen Halle,
Sie trug den Nasenring wie auch die Mädchen alle,
Sie pflanzte einen Baum in ihren Nabel ein,
Sie goss den Honigseim in ihre Vulva rein,
Den Alabaster nahm sie sich für Po und Scheide
Und in die Vulva steckt sie eine Trauerweide,
Der Trauerweide Stamm in ihrer Vulva Haar,
Sandalen zog sie an der nackten Füße Paar.
Die Edelsteine auf dem Haufen hat gesammelt,
Sagidda ward vom Herrn versiegelt und verrammelt!
Inanna sammelte auch Edelsteine viel,
Sie ward von ihrem Freund beglückt im Liebesspiel!
Dumuzi traf die Braut Inanna, sagt die Fabel,
Im hohen Himmelshaus und an des Himmels Nabel!
Der gute Hirte er, der seine Freundin traf,
Zur Liebe sie bereit und zu dem süßen Schlaf,
Der gute Hirte er, Dumuzi traf Inanna,
Sie in der Residenz des fürstlichen Eanna,
Von Lapislazuli gestaltet war die Tür,
Er traf sie, als sie war geöffnet für und für,
Der gute Hirte er, Dumuzi traf Inanna,
Sie in der Residenz des fürstlichen Eanna,
Inanna führte ihn zu Edelsteinen viel,
Den Gatten führte sie zu seiner Sehnsucht Ziel.
Mit Streicheln nahm sie ihn, ihn liebevoll zu streicheln,
Nahm mit den Schenkeln ihn, den Gatten, ohne Heucheln,
Inmitten ihrer zwei gespreizten Schenkel sie
Liebkoste ihren Mann voll süßer Sympathie.
Die Hure sandte nun die Botschaft an den Vater:
Die Hure tanzte nun die Botschaft an den Vater.

INANNA:

Bist in mein Haus geeilt, zu mir geeilt ins Haus?


Bist du ins Haus geeilt, geeilt zu mir ins Haus,
Um mich als Königin von meinem Thron zu stürzen,
Bist in mein Haus geeilt, um mich vom Thron zu stürzen?
Da ich bereitet hab für dich mein breites Bett,
Hast du gebreitet da für mich so lieb und nett
Den Lapislazuli und reine Edelsteine
Aufs weiße Laken mir, das reinliche und feine?
Das ists, wo ich den Mann der Liebe haben will,
Will haben ihn im Bett, dass ich den Hunger still,
Er wird dann seine Hand in meine Hände legen
Und wird mit seinem Herz mein Herz in mir erregen,
So süß ist Nachts der Schlaf, so Hand in Hand voll Scherz,
So süß Vereinigung im Bette Herz an Herz.

DICHTER:

Es sagen Freundinnen: O du bist eine Herrin!


Trauzeugen sind dir Herrn, Trauzeugen sind dir Herren,
Die große Königin, die Frau, die gerne liebt,
Trauzeugen sind die Herrn, wenn sich die Herrin gibt.
Die ihr im fremden Land zu fangen seid wie Vögel,
Trauzeugen sind die Herrn, das ist nun so die Regel.
Die du zerrissen bist wie fremde Länder fern,
Inanna, Königin, Trauzeugen sind die Herrn.
Der Eier brach entzwei, der erste ists voll Trauer,
Der zweite ist am Strom, der überfließt, der Bauer,
Der dritte ist der Mann, der immer Vögel fängt,
Der Fischer kommt zuletzt, der an die Fische denkt.

INANNA
Ich werde Boten nun zum guten Hirten senden,
Er bringe Butter mir und Milch mit offnen Händen.
Auch einen Boten ich zu meinem Bauern schick,
Er bringt mir Honigwein mit fleißigem Geschick.
Und auch ein Bote zu dem Vogelfänger reitet,
Der für die Königin, die Frau, sein Netz ausbreitet.
Zum Fischer auch sich der berittne Bote schwingt,
Dass mir der Fischer dann den größten Karpfen bringt.

DICHTER:

Trauzeugen brachten nun der schönen Braut Geschenke,


Der Vogelfänger ihr ein Vögelein, ich denke,
Der Fischer brachte ihr den allergrößten Fisch,
Es kam der Karpfen in der Pfanne auf den Tisch,
Der Schäfer brachte ihr den Eimer voller Butter,
Dumuzi trug das Fass und brachte ihr das Futter,
Der Butter trug und Milch auf seinen Schultern gar
Und Käse trug er auch auf seinem Schulterpaar,
Der Schäfer rief ins Haus, da sprach er lustentglommen:
Dumuzi ist bereit, Dumuzi ist gekommen!

DUMUZI:

Tu auf die Pforte, Frau, tu auf die Pforte, ach!

DICHTER:

Die Mutter hörte das, die Mutter ging und sprach.

NINGAL:

Inanna, wahrlich, du bist seine Ehegattin,


Er ist dein Ehemann, und du bist seine Göttin.
Sei eine Tochter ihm, ein liebes Töchterlein,
Dann wird der Ehemann dir guter Vater sein.
Er kommt aus fremdem Land in einem schönen Hemde,
Und deine Mutter ist nun fast wie eine Fremde,
Nimm seine Mutter an, als obs die deine sei,
Nimm seinen Vater an, als obs der deine sei.

DUMUZI:

Du auf die Pforte, Weib! O Frau, von Gott begnadet!

DICHTER:

Inanna hat sich schön im Wasserbad gebadet,


Sie salbte sich mit Öl in teurer Köstlichkeit,
Sie legte an den Rock, das königliche Kleid,
Sie nahm den Talisman und nahm die Amulette,
Sie hing die Perlenschnur auf ihres Busens Bette,
Sie nahm das Siegel in die schlanke weiße Hand.
Die junge Herrin nun in Ruhe wartend stand.
Dumuzi stieß die Tür in Eile auf, und immer
Und ewig schön die Frau stand da im Mondenschimmer,
Dass sie den Mann empfängt in ihres Hauses Tür.
Er sah sie an voll Lust, er freute sich an ihr,
Er nahm sie in den Arm, als läg sie auf dem Kissen,
Und mit dem Mund begann die Frau er abzuküssen.

DUMUZI:

O Herr, gekommen bin ich heim, bin angetraut,


O Herr, gekommen ist mit mir die schönste Braut.
Mein Meister, nimm sie auf in deiner hohen Halle,
O meine Braut, o komm, kommt, junge Mädchen alle!
Inanna, komm mit mir in die Kapelle dort,
Komm mit ins Gotteshaus und höre Gottes Wort,
Dann wirst du meinen Gott und seine Schönheit schauen,
Der er der Schöpfer ist von allen schönen Frauen,
Zur Rechten Gottes du wirst sitzen in dem Thron,
Zur Rechten Gottes du, trotz allem Spott und Hohn.

DICHTER:

Obwohl er so zu ihr gesprochen und nicht klagte,


Setzt sie am Fenster sich auf einen Stuhl und sagte:

INANNA:

Das ist sehr schwer, mein Mann, was mich erwartet dort.
Hab immer nur gehorcht der lieben Mutter Wort.

DICHTER:

Er trat zu seinem Gott, dem Gotte weiser Rede,


Begrüßte seinen Gott und lallte die Gebete.

DUMUZI:

Mein Meister und mein Herr, der in der Liebe lebt!

INANNA:

Mein Freund, ich weiß nicht, wie man an dem Webstuhl webt.

DICHTER:

Er legte seinen Arm um sie und sagte frei:

DUMUZI:
Ich habe dich entführt in Liebessklaverei!
Bereitet hab ich dir das Festmahl unvergessen,
Du sitzt an meinem Tisch, wirst gute Speise essen,
Zwar meine Mutter hat nicht an dem Tisch gespeist,
Mein Bruder gleichfalls nicht, auf dass du dieses weißt,
Auch meine Schwester nicht hat an dem Tisch gesessen
Und gute Speise dort an diesem Tisch gegessen,
Doch du wirst speisen gut an diesem meinem Tisch,
Hier isst du weißes Brot, hier den gebratnen Fisch.
O meine schöne Braut, mein Atem und mein Leben,
Am Webstuhl wirst du mir die schönsten Kleider weben.
Und spinnen wirst du Garn und kämmen wirst das Vlies
Und kneten Teig für mich zu weißem Brote süß.

DICHTER:

Und sie umarmt den Stier, Dumuzi, ihren Gatten.

INANNA:

Ich bin die pure Pracht, die Sonne ohne Schatten,


Ich bin der Morgenstern am Himmel morgens still,
Die ich dich haben will, die ich dich haben will!

DICHTER

Die Frauen hört ich oft, die Liebeslieder sangen.

INANNA

Der Gatte kam herauf, mein Stern ist aufgegangen,


Er ist mir wie ein gut bewässerter Salat,
Mein Garten und mein Hain bebt, wenn der Liebling naht,
Mein Korn ist üppig in den Furchen auf dem Acker,
O wenn mein Liebling kommt, dann wird mein Herz mir wacker,
Er ist mir wie ein gut bewässerter Salat,
Mein Apfelbaum steht voll von Früchten, wenn er naht.
Der Honigmann, mein Freund, wird immer mich versüßen,
Der Götter Honigmann wird stets mich segnend grüßen,
Er grüßt mit Honighand, er grüßt mit Honigfuß,
Versüßt mich mit dem Mund und seines Segens Gruß.
Der Honigmann versüßt mir meinen nackten Nabel,
Die Oberschenkel er mir spreizt wie eine Gabel,
Mit starken Armen er umarmt mich, wenn er naht.
O meine Vulva ist ein leckerer Salat!

DICHTER:

Des Hauses Eridu ist göttliche Verheißung,


Des Hauses Sin von Gott ist Lobgesang und Preisung,
Eanna ist sein Haus, sein Haus in dieser Welt,
Es wurde Gottes Haus dir heute vorgestellt.
In Gottes Tempel schwebt die dauerhafte Wolke,
Der Wahrheit Name ist geoffenbart dem Volke,
Der Wahrheit Herz erstrahlt in strahlender Vision.
Bereitet ist das Bett, von Jaspis ist der Thron.
Und Gibil hat für dich den goldnen Schrein gereinigt,
Der Herrschaft Königin hat sich dem Freund vereinigt,
Der Herr errichtet hat dem Opfer den Altar,
Er führt die Riten durch im Tempel wunderbar.
Die Sonne sank in Schlaf, der Abend ist gesunken,
Sie sah ihn an im Bett, der Blick wie Liebesfunken,
Sie streichelte den Herrn, ihr Leben gab sie ihm,
Dem Schelmen Gottes gab sie ganz sich hin intim.
Sie sehnte sich, ersehnt hat sie das Ehebette,
Des Jubels Bette sehr ersehnte sich die Nette,
Ihr Herz ersehnt das Bett der süßen Liebeszeit,
Des Königreiches Bett, das Bett in Ewigkeit,
Sein honigsüßes Bett, sein Bett, das honigsüße,
Der Herzensfreude Bett, dass sie die Lust genieße,
Des süßen Schoßes Bett, das Bett der Königin,
Des Königreiches Bett, da gibt sie ganz sich hin,
Er deckt das Bett für sie, das unbefleckte Kissen,
Er macht das Bett für sie, um innig sie zu küssen.
Zum König sprach die Frau von seinem Bette süß,
Sie spricht des Lebens Wort vom Liebesparadies.
Der würdige Wesir der Gottesstadt Eanna
Nahm seinen rechten Arm und führt ihn zu Inanna.
O möge doch der Herr, den nennst du süßes Herz,
Genießen in dem Bett süß deiner Liebe Scherz,
Gib ihm die Herrschaft, Braut, denn seine Huld ist herrlich,
Gib ihm den Königsthron, denn er ist treu und ehrlich,
Gib du das Zepter ihm, gib ihm sein Personal,
Gib seine Krone ihm, den königlichen Saal,
Ein Diadem dem Kopf und einen Kranz, der adelt,
Gib treue Diener ihm, der nur die Bösen tadelt,
Vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang,
Von Süden Sommerlust bis Nordens Winter bang,
Vom Teiche bis zum Meer soll dienen ihm ein jeder,
Von dem Huluppubaum bis zu der hohen Zeder,
Gib ihm die Schelme und das treue Personal,
Dass er als Hirte Licht auf seine Schafe strahl,
Dass er die Esser speist und segnet reich die Bauern,
Dass er den Kindern hilft und denen, die da trauern.
Als Hirte mehre er die Schafe auf der Au,
Als Herr und Bräutigam beglücke er die Frau.
In seiner Herrschaft soll das Grün der Pflanzen wachsen
Und fruchtbar die Natur sein um der Welten Achsen,
Am Euphrat soll der Fluss voll Überschwemmung sein,
Getreide reife gold, der Weinberg trage Wein,
Im Teiche schwimmen soll die bunte Schar der Fische,
Die Vögel schwatzen süß, es biegen sich die Tische,
Und auf dem Kranichfeld schön wachse goldnes Rohr,
Die Vögel schwatzen süß und lieblich singt der Chor,
Die Bäume wachsen hoch, sind blühend reich an Blättern,
Nie soll des Donners Blitz den starken Baum zerschmettern,
Die wilde Zicke soll vermehren sich, das Reh,
Es ströme Honigseim, der Wein sei wie ein See,
Und Kresse und Salat in Menge hab der Bauer,
Des Königs Leben sei von langer Lebensdauer.
Am Tigris und am Phrat Hochwasser möge sein,
Die Gräser wachsen hoch, der Weinberg spendet Wein,
Die Wiesen seien grün und fruchtbar alle Auen,
Es herrscht die Königin, die Königin der Frauen,
Die Herrin der Natur mit ihrem nackten Hals,
Mit ihrer nackten Brust, die Königin des Alls,
Des Universums Frau, die Göttliche, die Große,
Der Gatte lebe lang in deinem süßen Schoße!
Er geht zu ihrem Schoß mit hoch erhobnem Kopf,
Er geht zu ihrem Schoß, zu ihrer Vulva Schopf,
Er preist die Königin, die Göttliche, die Pure,
Aus Liebe er umarmt sie, die sakrale Hure!

IM WEINBERG DER VENUS

ERSTER TEIL

In allen Übeln, die ein Liebessturm erregt,


Es regnet auf den Kopf, ich suche neues Licht,
Erheitre meine Stirn, nicht mehr vom Weh bewegt,
Der Seele Freude sei mein lächelndes Gesicht.

Die Tochter Gottes will mir schön und jung erscheinen,


Sie saugt noch immer gut, sie saugt noch immer gut,
Erwartet Schläge still und ohne laut zu weinen,
Kein bitteres Gesicht und keinen üblen Mut.

Zum Vögeln reckt sie hoch den Hals, die Haare schlingern,
Wenn sie die Büste fühlt mit ihren zarten Fingern,
Dann macht sie schlechtes Spiel, dann will ich Schlimmes tun.

Die Gesten alle gleich, zum Einsatz kommt die Lende,


Unhöflich bin ich nicht, ich küsse ihre Hände,
Das Küssen macht mich gut, ich werde besser nun.

Den Tod die Lanze bringt in diese heiße Enge,


Verschließ die beiden doch, die Öffnungen, mein Lenz,
Ich werde schmücken schön die kleinen feinen Stränge
Der holden, der mit Gold geschmückten Exzellenz.

Und dass nicht ruhig ist im Ebenmaß der Wind,


Der Macht verpflichtet er zu eigen sich, der alten,
Und unten im Gewölb des Nachtbezirks, mein Kind,
Die Ehrengarde steht dort gegen die Gewalten.

Den Schlag, den Stoß erwart, und sei doch hoch beglückt,
Denn meine Sinne sind verrückt, fürwahr verrückt,
Koralle fülle ich und schlankes Elfenbein.

O dies dein kleines Loch, die rosenrote Spalte,


Ich gebe dir dahin all meine Arbeit, Alte,
Dann wirst du unter des Monarchen Herrschaft sein.

O schamlos ist extrem die Hure, dieser Engel,


Erhaschen möchte ich den Blick voll Liebesnot.
Je einen bronzenen der beiden Oberschenkel,
Dass sie zu tun mir gibt um ein klein Stückchen Brot.

Die Vulva Hunger hat, die jung ist und nicht alt,
Das Vögeln ist Natur, natürlich ists im Land,
Die Bälle beben für den Lebensunterhalt,
Und Spaß bereitet sie mit künstereicher Hand.

Das bringt zwar keinen Ruhm, die Ehre auch ist flüchtig,
Doch ist sie heiß, lasziv, so sündig und unzüchtig,
Die Hündin im Bordell will jeder Freier sehn!

So ist nun die Natur. Sie weiß auch anzubieten


Das Loch in ihrem Arsch den jungen Sodomiten.
Doch ich bekenne euch, der Akt ist nicht so schön.

Frisch die Lanzette ist und in Zinnoberrot,


Die schnellste Wirkung tut sie schnellend voller Schimmer,
Wer in die Griffe legt die Glut in Liebesnot,
Narkotisch ist fürwahr das Leben, schlummert immer.

Wer liebt das Liebesspiel mit deiner heißen Ritze,


Im Abgrund des Likörs die Pulse klopfend pochen,
Erfrischend köstlich dies die brennend heiße Hitze.
Die heiße Hitze bringt das schwüle Blut zum Kochen.

Du kitzelst meinen Leib, ich liege halb im Schlaf,


Dann zogst du dich zurück und schon allein mich traf
Die Bombe in dem Bett und Explosion und Sieg!

Ich schenk dir gleiche Lust durch meinen Zungenkuss.


Wer wünscht denn da noch den gewagten Überschuss,
Die Ruhezeiten, bis er stolpert in den Krieg?

O meine Damen, ich bedaure, hab die Ehre,


Ich find den engen Weg, das ist ja euer Recht,
Und wissen sollt ihr, wie und wo ich gerne wäre
Und bin doch immer treu, der Damen treuer Knecht.

Die große Liebe ist auf ihrem Höhepunkt!


Perfekt! Sie wächst nicht mehr durch neue Liebesschmerzen.
Die Mutter sie gebar, der Tochter Seele funkt,
Begierde trage ich als Stift in meinem Herzen.

Die Lust gebar den Wunsch, o Herrin ohne Fehle,


Sie ließ sich meistern und sie packte meine Seele,
Die Schönheit mir erschien, fast wie im Bett die Gattin!

Ganz ohne Denken ward sie von mir wahrgenommen,


Durchs Auge in das Herz ist sie sehr schnell gekommen,
Und fortan bet ich an die höchste Schönheitsgöttin!

O Damen, euch gebührt es, diesen Ton zu hören,


Gewidmet hab ich mich, die Seele und die Leier,
Wem geb ich mich? Der Glut, der Liebesglut Betören,
Die inspiriert mich, mich und viele andre Freier!

Gelesen hat sie nur des andern Mannes Name,


Wie ihrer Liebe Blick die Brust entflammte mir.
Den Namen seht, o Fraun, von einer andern Dame
Und ihrer Schönheit Schmuck und süßer Reize Zier.

Was, wenn dich meine Lust noch immer reizend malt,


Wenn Schönheit du erblickst, wenn meine Kunst erstrahlt?
Dann weil die Liebe ist nicht schwer mit vollem Triebe!

Dein Herz mir wende zu, so würdig meiner Leier,


Denn, o Geliebte, voll der Minne ist dein Freier,
Der Schönheit nur besingt und Wonnen süßer Liebe!

7
An diesem Tag der Wald, die Wiesen grünen frei,
Des grünen Knaben Wunsch und Zeichen seiner Triebe,
Ich trug den heißen Wunsch, dein Minner war der Mai,
Das war die Ökologie der Glut der heißen Liebe.

Der Himmel schickte mir statt deinem Herzen jung


Den ganzen Blumenmarkt, das grüne Weltgebäude.
Zwar keine Wurzel und zu lang die Zögerung,
Doch ein Ergebnis kam von Glück und Lust und Freude.

Im Liebeslenze nicht die frostigkalten Damen


Die Winterwaren mir im Wert zu steigern kamen,
Das nonchalante Zeug flieht auf des Wagens Achsen.

Die Rose und das Herz, die beiden reifen gut,


Und wenn zum Eigentum dein Herz sinkt ohne Glut,
Durch meine Hoffnung und dein Lieben wird es wachsen.

Drei Liebesarten gibts. Das erste ist das Licht,


Da handelt der Instinkt, da die Eroten schweben
Zum Knaben von dem Mann, und Ehre, Ruhm und Pflicht
Den Andern schätzen mehr noch als das eigne Leben.

Die andre Art ist schwach, doch stärker ihre Pracht,


Die Lust des Mannes ists, der Frauenreize wählt.
Die dritte Liebe ist von ungeheurer Macht:
Frau Religion ists, von der höchsten Frau beseelt!

Zwei Menschen fesseln sich und Knoten ists zu nennen,


Ob wir auch geben nach, doch unsre Lichter brennen,
Denn Eros ist der Herr, denn Eros ist der Genius!

Altar des Todes, du bezeugst des Glaubens Strahl,


Dass Göttin Venus ist mir Freundin, Braut, Gemahl,
Und meine Freundin ist, mein Liebchen ist mir Venus!

Die Griechin Sappho sang für Phaon, den Beblümten,


Die Muse sang sein Licht, sein Name nicht vergeh.
Corinna nahm zum Freund den Römer, den Berühmten,
Ovid besang sie schön und malte ihr Portrait.

Petrarca in Florenz wie Gott Apollon war,


Der Lorbeer war sein Ruhm, für Laura liebevoll.
Doch der Franzose singt, wie weiland sang Ronsard,
Kassandra aber nicht verliebt war in Apoll.
Liebst du, Geliebte, mich mit zärtlicher Begier,
Sing du mein Liebeslied und lerne das von mir,
Sing ich dir Lob und Preis in höchster Liebesbrunst.

Ich aber war Ovid, Petrarca und Ronsard,


Corinna, Laura und Kassandra aber war
Die Muse mir der Lust, der Leidenschaft, der Kunst.

10

Gott Eros wirft auf mich den Zorn und wilde Wut,
An einem Tage ich mich löst von seinem Band.
Er sah, dass ich mich nicht erniedrigt ohne Mut,
Dass ich noch nicht zutiefst gehuldigt seiner Hand.

Er hob mich auf den Leib der Liebsten, so gefunden


Hielt er an Fuß und Hand gefesselt mich dieweil.
Das Schwarz von Liebchens Haar, gefesselt und gebunden,
Es diente Eros da zum Fangnetz und zum Seil.

Verbindung war ihr Haar, Verbindung mir zu allen


Den Reizen. Lieben Fraun, so tut mir den Gefallen,
Wenn ihr nicht wollt, dass ich schon heute sterbe – Ave!

Ich hab ein Armband hier, mein Liebchen mit zu fesseln,


Die alle einig beugt im Land von Dorn und Nesseln:
Mein Leben immer noch ist der Geliebten Sklave!

11

In welcher heißen Nacht mein Speer aus Elfenbein


Erröten ließ den Schaum der rosigen Koralle?
Ich schmachte nach der Frau, sehn mich nach ihr allein,
Jetzt ist für sie die Zeit, der Schönheit Ruhmeshalle.

Als ich ergossen lag, nach meinem Siege weich,


Im Blüten-Inneren von Lichtkristall so jung,
Es färbte meinen Teint, war vorher blass und bleich,
Mit dem Vergnügen der, ach ja, Erinnerung.

Es kann ja auch zu früh zu mir gekommen sein,


Graviere doch das Glück mir des Erinnerns ein,
Verzögerungen von der ordentlichen Art.

Sie will den Schatten, der ihr folgt als treuer Hund,
Aufgrund der süßen Nacht ich tu's am Tage und
Ich tu es in der Nacht in ihrer Gegenwart.

12
Wenn ich dich preisend will, o Göttin Frankreichs, nennen,
Französin voller Ruhm, kann ich ein Bild dir malen,
In deiner Schönheit komm, doch ist dein Liebesbrennen
Nicht wie der Venus Glut und ihres Leibes Strahlen.

Minervas ist dein Kopf, und deine Stimme kündet


Der Göttin Herrlichkeit, die Rüstung ist von Erz,
Der Augen blauer Strahl ist rein von Licht entzündet
In meinem irren Hirn und fällt hinab ins Herz.

Diana bist du, fast der Ruhe Paradies,


So rufe ich dich an. Dein Zauber bitter-süß.
In Hymens Joch hab ich gedient dir lang, Diana.

Die Göttin Venus ist mir ewige Geliebte,


Minerva ist mir auch die ewige Geliebte,
Und mir Geliebte ist die ewige Diana.

13
Ich wusste, dass du warst der Popo voller Würde!
O Hure, ja ich sah, mein Schlagstock in der Braut
Zusammzubrechen nicht im Schoße fürchten würde!
In deiner Vulva wird der Klebstoff noch gebraut,

Den du benutzt, um schnell zu gleiten bei dem Scherz,


Mit einem Nicken und mit eines Seufzers Wahn.
Das alles schaute, o Geliebte, sah mein Herz.
Ich leb auf dem Kanal als wie in einem Kahn.

Dies ist der Stall, das Stroh, das sticht. Ich sah die Gäste,
Großartig war die Schar, die kam zu deinem Feste,
Und wer hat kein Gepäck, der wird nicht gut empfangen.

Wer spricht den wahren Ruhm der Göttin Vulva aus?


Ach traurig! Keine lebt mit mir in meinem Haus!
Die Blinde du verführst, wer blieb an dir nicht hangen!

14

Wenn jemand wissen will, was mich in Ketten legt?


Die Göttin Freiheit ists, ich bin der Freiheit Sohn
Und Sklave! Es versklavt die Schönheit, die erregt,
Am Tag und in der Nacht. Ich fordre meinen Lohn.

In Ketten schreit laut auf die Seele voller Qual,


Wie stachlig ist mein Herz, ich bin ein Igel, schau,
Auf Ihrem Bauernhof, und doch bin ich loyal,
Der Dichter liebt sie, gern auch eine andre Frau.
Der Fesseln Feuersglut, die glühend in mich dringt,
Das ist es, was so sehr zur Liebesglut mich zwingt,
Sie, der ich Freundschaft schwor und dass ich treu ihr bliebe.

Nicht Zeit noch Tod zerstört den engen Liebesbund,


Fest sind die heiligen Vereinigungen und
Der Kommunionen Glück in unsrer treuen Liebe!

15

Du Nette, steh nun auf! Du bist so faul! Und ah,


Die Lerche fröhlich singt dem Morgenstern voll Gnade,
Auch singt die Nachtigall ihr hochzeitliches Ja
Und sitzend auf dem Steiß, so sing ich die Ballade.

So steht nun fest, will sehn, ihr Perlen und ihr Kräuter,
Die schöne Rose rot, die Knospen keusch und züchtig,
Die rote Nelke und des Rindes pralles Euter,
Das Wasser letzte Nacht, die sanfte Hand vorsichtig.

Du gestern gingst ins Bett, du gabst mir das Versprechen:


Früh morgens wach ich auf, dir meinen Leib zu brechen!
Doch fesselt dich der Schlaf, dich nochmal umzudrehen.

Bestrafen werde ich die Faulheit meiner Schwarzen,


Ich küsse tausendmal der Brüste spitze Warzen,
Denn lehren will ich dich, zur Liebe aufzustehen!

16

Ja, ich erinnerte die süße Freundin mein:


Heut wird getrunken! Ha, von Flaschen einen Berg!
So kaufe Flaschen ein von herbem Frankenwein,
Und das soll reichen für das ganze große Werk.

Tust du das nicht, so lieb ich eben gratiaplena


Maria! Nein, ich trink, ich trinke unermesslich!
Und wenn du jung und schön bist, meine Magdalena,
Du liebst den Höhepunkt, sei dessen nicht vergesslich!

Lass mich den Efeugott, den trunknen Weingott sein,


Dann defloriere ich dein Jungfraun-Hymen fein,
Ich streue Rosen aus und Lilien in dem Morgen.

Ich schäme mich der Milch, der Erdbeern, meine Minne.


Ist es nicht gut? Wohlan denn, liebste Frau, beginne,
Dann gehen von uns weg der Kummer und die Sorgen.

17
O kleine Liebe, denk, dass dich mein Nabel sah
Und nicht mein Auge, denk, dass dich mein Nabel schaut,
Wir sehn uns nackt, und nackt sind wir zusammen da,
Und an der Stadt Paris wird immer noch gebaut.

Der Liebe ich gehör, der Liebe Ruhm und Ehr,


Das Androgyne ists, wonach wir beide heulen,
Wie sehr ich ehre dich, mein lieber Schatz, wie sehr
Und deine Beine nackt, die beiden Zwillingssäulen.

Der Beine Meisterwerk ists nicht und nicht die Augen


Und nicht dein Lachen und die Hände auch nicht taugen,
Doch meines Herzens Quell, die Tränen meiner Brust,

Denn Weinen kann ich gut, dass ich die Sehnsucht kühl.
Und ohne Hoffnung hab ich manchmal das Gefühl
Des Paradieses, wenn ich denk an deine Lust.

18
Nach meiner Rückkehr – ach, dass ich verzweifeln muss! -
Gab ich dir einen Kuss, doch du des Eises voll,
Du küsstest frostig mich mit einer Leiche Kuss,
Diana also keusch einst küsste den Apoll,

Großmutters Wange so das junge Mädchen presst,


So küsst der Bräutigam die Braut vorm Ehebund,
Nicht schmackhaft süß der Kuss, die Lippe presst nicht fest,
Was sind die Lippen mir so bitter und so wund?

Du imitiere doch das Paar der Turteltauben,


Im Fichtenwipfel sie sich wilde Küsse rauben,
Die Flügel spreizen sie und mit den Schnäbeln picken!

Geliebte, alles was wir fortan leisten müssen,


Ist, wie die Vögel uns mit heißer Brunst zu küssen!
Wir wollen in den Mund uns heißer Liebe ficken!

19

Madonna, meine Lust, die Wangen glühn dir rot,


Des Maien Rose ist dein langes Lockenhaar,
Frisiert vom Meister, der all seine Kunst dir bot,
Umspielt es zart dein Ohr, die Muschel weiß und klar.

Als du noch klein warst, kam die Biene, zu erbeuten


Mit ihrem Leckermaul den süßen Nektar-Tau.
Gott Eros kam herbei zu deinen jungen Freuden.
Die Stimme dein ist süß wie keiner andern Frau.
Zwei Berge weißer Milch sind deine vollen Brüste,
Und deine Schlankheit ist der Inbegriff der Lüste,
Ein junges Mädchen du in nackter Juli-Form.

Der Juno Lilienarm, der Grazien Brüste und


Der Morgenröte Mund, dein roter Scharlachmund,
Und einer Löwin Herz, so stolz und so enorm!

20

Die weiße Lanze steht im goldnen Morgenrot,


Die Lanze ist gesalbt, von Standart-Steifigkeit,
Im Lager der Armee, und in des Krieges Not
Ich brauch sie in der Schlacht mit Heldenhaftigkeit.

Die Lanze war bereit beim letzten Angriff, der


Dein erster Angriff war, nun muss ich davon sprechen,
Des Angriffs Ende hat sich hingezogen sehr,
Die Lanze war bereit, zu stechen und zu brechen.
Ach, ohne dich die Welt ein wüstes Chaos wäre,
Die göttliche Natur verginge in der Leere,
Wenn du nicht kämpftest, so gehorsam der Natur.

Du hast das Instrument des Glückes voll Genuss,


Mit dem wir leben und dass man auch ehren muss.
Wie oft denn opfern wir auf dem Altare nur?

21

Mir wär es Leid, wenn du mir Grund gegeben hättest


Zur Eifersucht, wenn du dir einen Freier kauftest!
Es kochte heiß mein Blut, wann immer du dich bettest,
Besiegt sein wollt ich nur, wenn wild du mit mir rauftest.

Jetzt wird mein Haar mir grau, das Alter Kraft mir raubt,
Ich denk nicht drüber nach, wie ich der Zeit entgleite,
Ich war im Leben stark, so dass es mir erlaubt,
Zu liegen in dem Grab auf meiner rechten Seite.

Kadaver alt und faul, den nutze ich mit Zauber,


Ein trockenes Skelett, den Schädel nicht mehr sauber,
Die Kranke ich genieß in geistigem Umnachten!

Gesetz der Venus ists, das Mädchen, hoch zu rühmen,


Verliert im Hochzeitsbett das reine Jungfraun-Hymen.
Und danach ich so sehr begierig muss verschmachten!

22
Gegrüßet seiest du, o Ackerfurche leer,
Die stark und fruchtbar ist, empfänglich augenblicklich,
Gegrüßet seiest du, o Öffnung, selig sehr,
Du machst mein Leben schön, du machst mich überglücklich!

Du bist es, die mich quält, doch mich nicht mehr quält als
Der Knabe mit dem Pfeil, der mir Probleme macht.
Die Kraft mir schwindet schon an deinem Schwanenhals,
Vier Nächte nicht mehr, du kommst nur noch eine Nacht.

O kleines Loch, o Loch so eng, o zartes Loch,


Auf weicher Haut das Haar gekräuselt noch und noch,
Wer herrscht wie du, o Loch, mit deinem stolzen Herzen?

Die Kavaliere all anbetend ehren Sie!


Der Vulva beugen sich anbetend alle Knie!
Die Männer kommen, in den Händen heiße Kerzen!

23

Raus aus dem Mund, dem Arsch, und weg mit deiner Hand!
Gib mir die süße Lust, der Venus Köstlichkeit!
Frau Freiheit, gib dein Brot mir in der Freiheit Land!
So lautet das Gesetz in Staates Angelegenheit.

Ein Kühlschrank ohne Blut, so ist dein kaltes Leben.


Die Wollust weiden will in deiner Sehsucht Rosen.
Die Krone trägst du in dem Haar, und sie will geben,
Was lange Tradition im Lande der Franzosen.

Du wirst zwar sagen, dass im hohen Himmel Zeus


Tut ohne Hinterlist kein gutes Werk, ich weiß,
Dass nur die Krone nicht des Zeus beschädigt werde!

Er ist doch stärker dort als du es bist hienieden!


Auch hat er einen Sohn! So, Liebste, gib mir Frieden!
Sonst meine Samen, ach, sie fallen auf die Erde.

24

O Muschi mollig, o Korallen-Grübchen süß,


O Göttin der Natur, des ganzen Weltenalles,
O Höhle unterm Haar, o Himmelsparadies,
O Nektar-Quelle, o du Muschi, Ein-und-Alles!

Jetzt zwischen deinen zwei Gebeinen all mein Hoffen,


Das weiße Fleisch, das Haar so schwarz, ich möchte tanzen,
Die Muschi steht jetzt mehr als selbst der Popo offen,
Die Schergen des Gerichts erheben ihre Lanzen.
Der Kanzler liebt mich nicht, weil mich der Vollbart ziert,
Er liebt die Aue nur gemäht und gut rasiert,
Den Rücken reitet er als liebestoller Kater.

Wenn erst der Muschel Not vermindert wird, dann sieh,


Dann kommt der Kanzler noch zur Venus Medici,
Dann imitiert er an der Kriegsfront seinen Vater.

25

Dass viele Dochte neu, das sei von mir beklagt,


Die Fackel löschen aus, ach, der Natur der Liebe!
Es macht mich traurig nur, was der Gerichtshof sagt,
O Langeweile, mein Gesicht wird krank vor Trübe!

Der König, wie man sagt, will Kuss und Kommunion,


Sein Mädchen, mollig, nett, am Tag und in der Nacht,
Die ihren Po verleiht für Silberlinge Lohn,
Erträgt die Bresche wohl und starrer Lanze Pracht.

Der Po verschlingt das Hab und Gut von reichen Ahnen,


Frau Scylla hasst doch heiß die alten Veteranen,
Es wäre besser doch für Frankreichs Ehrennamen,

Der mir gegeben ward, Sankt Ludwigs andrer Name,


Weil es dem Herrn gefiel, der Name meiner Dame,
Als jener Name von des alten Nero Samen.

26

Und neulich war ich auf dem hohen Gipfel droben,


Ich wandte mich von dir und wandte ab den Blick,
Geblendet ward dein Aug, die Seele mir verschoben,
Und ich begann erneut und kam zu dir zurück.

Dein Blick ins Herz mir schoss, ward meinem Blute lieber,
Gespalten hat der Blitz den Himmel, da er röhrt,
Und heiß hab ich geschwitzt und hatte kaltes Fieber,
Von deines Blickes Griff fast wie zu Tod empört!

Wenn deine schöne Hand kein Zeichen war, kein Wahn,


Die schneeig weiße Hand, die Tochter von dem Schwan,
Ich wär gestorben, Frau, durchs Strahlen deiner Augen!

Dein Schild erwischte fast die Seele überglücklich,


Zufrieden war dein Aug, war siegreich augenblicklich,
Erfreut war deine Hand, das Herz mir auszusaugen.

27
Wie eine Blume schön sie unter Blumen saß,
Sie weidete im Gras, sie pflückte Blumen zart,
Sie schickte mir den Strauß, ich stellte ihn ins Glas,
Die Namen lernte ich, die Klasse und die Art.

Sollt ich mich nicht am Schmerz der wehen Liebe laben?


Die Liebe ich besang, mit meiner Tinte klecksend!
Du mochtest einen Reiz wohl wahrgenommen haben
In meinem Liebesschmerz, mit Wollust mich verhexend!

Ich denke weiter nicht, das Gras ist doch kein Meister
Vom süßen Liebesspiel, es dachten meine Geister,
Von Jugend leben wir und nackter Evidenz!

In meinem Hobby soll ich sammeln wohl die Falter?


Wir folgen Schritt für Schritt aufdringlich dreistem Alter!
Und Liebe, Blumen, sie sind vom vergangnen Lenz!

28

Ich klage Eros oft der Lieblingin Verachten,


Wie ihre Grausamkeit mir allen Frieden raubt
Und wie sie ohne Trost mich elend lässt verschmachten,
Ich klag es seiner Hand und klag es seinem Haupt.

Es ist ein Instrument bis zu dem Schluss geblieben,


Stets hat sein Haupt die Nacht verdorben dem Betrübten.
Doch lehrt sein Haupt auch, mit Finesse schön zu lieben
Und zu betrügen auch die Menge der Geliebten.

Riechst faulen Atem du und Modrigkeit des Heimes,


Die Lunge klebrig ist vom Saft des dicken Schleimes,
Verhungert ist der Blick, die Lippe zynisch lacht,

So zeigst du Eros' Macht auf deines Lebens Bühne.


Ach, besser Thais noch zu lieben oder Phryne,
Als diese Hure mit der übergroßen Macht!

29

Für deine Schönheit, o Geliebte, will ich sterben,


Für deine Augen schön, o meine Seelengattin,
Und um dein Lächeln und dein Küssen will ich werben,
Um deinen Moschusskuss und Amberkuss, o Göttin!

Ich möchte sterben für die lange schwarze Mähne,


Für diesen Frauenleib, den ich so gerne seh,
Und für die Strenge auch der strengen Hände, jene,
Die oft mich heilten und mir oftmals taten weh.
Ich möchte sterben für dies schöne Angesicht
Und für die Stimme, die wie eine Flöte spricht,
Für diesen roten Mund, o Spenderin der Lüste.

Ich kämpfe und ich sterb für meinen König Eros,


Vergieße noch mein Blut im Kampf für ihn als Heros!
O süße Himmelsnacht im Bette deiner Brüste!

30

Da ist das Gummiband in deinem Haar, o Göttin,


Wie bin ich überrascht von meiner Freiheit, Frau,
Die Flamme liebe ich, o meine Herzensgattin,
Und wie besticht mein Herz dein lichtes Augenblau.

O stark, lebendig, scharf die Liebesflammen, munter,


Die meine Hand gemalt, der Pinsel makellos,
Ich liebe, liebe sehr und über und auch unter
Es packt mich, ich verbrenn, es geht schon wieder los!

Zerbrochen bin ich und ich bin im Nichts verloschen,


O fester Liebesbund, o Lust, die mich zerdroschen,
Nun hilft nur Alkohol und Medizin zugleich.

O Glück und Freude, dass ich einmal sterben darf!


So funktioniert die Hand, ich suche zum Bedarf
Das tödlich scharfe Schwert. Es ist noch kalt, noch weich.

31

Bereits im dunklen Hain erscheint die große Herde


Der Wandersterne licht am hohen Himmel oben,
In tiefe Höhlen flieht der schwarzen Mutter Erde
Der Tag, und auf dem Weg die schwarzen Pferde toben.

Bereits am Himmel rot ist Mutter India,


Der Morgenröte weht der Lockenfluten Röte,
Der Hagel weiß bedeckt die weiten Meilen da
Und Götter beten laut die segnenden Gebete.

Der Westen wie ein Stern versinkt mit seiner Krone.


Ich sehe die Ardeche, den Seitenarm der Rhone,
Ich seh, die Nymphe lacht, die Morgenröte brennt,

So sehe ich erglühn die neue Morgenröte,


So seh ich sie erglühn in weißer Schamesröte,
Und meine Lieblingin weist in den Orient.

32
O schönes schwarzes Haar im hohen Knotenbund!
O Seide heiter! O des Angesichtes Gold!
O Augen von Kristall! O großer roter Mund!
O Tränentropfentau! O Seele heilig hold!

O Zähne-Elfenbein! O Schatz, mir nie veraltend!


O Lächeln süß, das macht verliebt mich in das Weib!
O Seide, die du fällst herab in hundert Falten!
O Brüste schön und groß! O würdevoller Leib!

O Silbernägel! O du Schneehand! O du Kraut!


O Oberschenkel zart! O langer Beine Haut!
Wer hätte je den Ruhm der Frau genug beschrieben?

O Körper transparent! O Glieder rein wie Eis!


O Himmelsschönheit! O verzeih mir, denn ich weiß,
Es brächte mir den Tod, wenn ich dich würde lieben.

33

O Jesus! Manchmal, wenn ich junge Mädchen sehe,


Der Teufel holt sie sich in ihren jungen Tagen.
Wie schön bewegen sie den Kopf in meiner Nähe
Und tun das Gleiche, was schon die Sibyllen sagen.

Wenn ich das sehe, ach, der Stärkste wird zerrissen!


Ich wollt, ich hätte sie schon mit Gewalt gefickt!
Und sie verlieren noch all ihrer Unschuld Wissen.
Wer gleicht mir in der Kunst? Wer ist wie ich geschickt?

Ich weine fürchterlich in Sehnsuchtssympathie,


Sie wenden ihren Kopf und schaun, ich sehe sie,
Es sträubt sich mir das Haar, sag mir, was soll ich machen?

Doch wenn ein Priester mit der Bibel, mit der schwarzen,
Sie einlädt in sein Haus, berührt der Brüste Warzen,
Ist meine Angst vorbei und ich muss zynisch lachen!

34

Sie tanzte in den Schuhn der Göttin Venus Lob,


Brünette, die mich mit den Beinen nahm gefangen,
Das Bernstein-Armband an der Hand war ziemlich grob,
Und Perlen an der Schnur und Kettchen schön wie Schlangen.

Es glänzte ihr das Haar ums sanfte Angesicht,


Der Rock war ziemlich kurz, ein Hauch von Sinnlichkeit,
Der Göttin Venus Dank für dieser Schenkel Licht,
O Jugendzeit! Es war einmal vor langer Zeit.
Prinzessin, die sie war von allerschönster Sorte!
Und ihre Patin war bei Gott Madame La Morte!
Bei der Erinnerung sie schüttelte die Locken,

Da loderte mein Herz in heitrer Lust! Ich bin


Bereit, zu küssen heiß der Schönheit Königin!
Doch sie verspottete nur meine rosa Socken.

35

Die Liebe macht uns zart wie jungen Frühlingstrieb,


Und doch, wir haben Angst auf unsres Lebens Reise.
Geliebte Frau, du sagst: Mein Freund, ich hab dich lieb!
O schließ die Augen, Frau, und sprich kein Wort, sei weise!

Ich denk, das Feuer nah, es scheint in dein Gesicht,


Mein Fieber strömen will in deines Herzens Bucht.
Den Hals in deinem Arm mit Schaudern fühl ich dicht,
Und oh dein nackter Hals und frische Meeresfrucht!

In den Glyzinien hör die Lüfte schaudern fein,


Geliebte, es ist Nacht, ist süß, allein zu sein,
Mut und Begierde du zu meiner Seele fächelst.

Mit einem sanften Kuss tu auf mein Augenlid,


Ich sehe dich und bin verwirrt und seufze müd,
Seh in Erwartung des Mysteriums dich lächeln.

36

O zwanzig Jahre jung, dir ist die Liebe neu,


Dein Bauch bewegt sich schön, du kannst zur Liebe taugen.
Du scheint ein Kind mir in der Krippe voller Heu,
Was für ein süßer Schmelz in deinen Perser-Augen!

Die Äpfel an dem Baum, die Zweige sich nicht biegen,


Verdorben bist du nicht, mein Mädchen, und ich ahne,
Dass in kein Brusttuch sich die festen Brüste schmiegen.
Du bist die Geysha mir, die kleine Kurtisane!

Der Mädchen Springseilspiel ist doch noch nicht veraltet?


Wie haben schön und voll die Brüste sich entfaltet!
Doch das Geheimnis du bewahr mit Demut mir.

An deine Mutter denk ich oft als frommer Denker.


Mit deiner Wange Glut du rufe mich als Henker,
Du gibst mir das Gefühl, ich bin ein wilder Stier.

37
O Krankheit des Geschlechts, wo Männer trinken schnell,
Ein Knacken von Porphyr, ein Fries wie braunes Gras,
Der Schlafsack ist bereit, ein Vlies von warmem Fell,
Betrunken von dem Bad aus Viehduft, welch ein Spaß!

Und wenn ein Mann ist in dein Taufbad eingetaucht,


Befriede seinen Wunsch, der übersteigt Vernunft,
Er hielt den Durst für Gift, von deinem Kuss gehaucht,
Den Schaumwein deiner Haut trank er mit heißer Brunft.

O Jugend, Herzensquell des Spaßes und der Lust,


Wo sich die Herde wünscht, an deines Euters Brust
Zu tanken Liebe und Parfüme und Ekstase!

Von allen Seiten fließt der Nektar der Magie,


Des Lebens Elixier und Sahne wie noch nie
Und Küsse sammeln sich in Kelchen, und ich rase!

38

O Gummi-Tränen, fließt, und leuchte, Kirsche, rötlich!


Der Tag ist tropisch, o mein Liebling, Makellose.
Geh in den Garten, wo Zikaden schlafen tödlich,
So rief ich in das Herz der alten dicken Rose.

Im Zimmer sprachen wir, wo wir uns gestern trafen,


Bengalens Rose, o wie wir uns lieben müssen!
Nun zärtlich in dem Hain, im Garten einzuschlafen,
In deinem leichten Kleid schlaf unter meinen Küssen.

Es ist so heiß, man glaubt den Bienenflug zu hören,


Geh schlafen, Herz, und schweb zu Sphären, höhern Chören,
Bei Trauerweiden fließt der Bach mit Schaumeskränzen.

Eisvögel ruhend bei den Haselsträuchern fächeln,


So geh du schlafen nun, ich weiß nicht, ists dein Lächeln?
Ists Wasser in dem Bach, das lässt die Steine glänzen?

39

Küsst höflich, denn so schafft der Kodex gute Pfade,


Doch der verlassen hat das Kloster, folgt dem Triebe,
Das Fleisch bedarf jedoch des Meisters großer Gnade,
Sonst ist nur eine Farce die eheliche Liebe.

Der Erste wird ernannt, der Alte in der Welt,


Der auf dem Kissen liegt und auf des Sofas Throne,
Sein Pferd bei jedem Sturm, bei jedem Windstoß hält,
So überprüfe du sein Pfeifen, seine Krone.
Wir werden bumsen blind und niemand wird uns stören,
Und manchmal können wir die laute Rassel hören,
Der Meister ausgesetzt, belehrt uns mannigfalt.

Doch dies ist unbequem. Die Perversion wird wachsen.


Dann knarren am Gefährt des Wagens seine Achsen.
Das Vorurteil ist dumm, die Lüge ist schon alt.

40

Ach tausend schöne Fraun, die große Zahl zu loben,


Die schöne Sehnsucht und der Stolz sie alle zeigt,
Und jede Nacht wird vor der Haustür nicht verschoben
Und Abschied oder Gruß aus der Lagune steigt.

Das Mädchen jung und braun mit ihrer Augen Blinken,


Die Witwe, die vibriert in ihrem Schleier dicht,
Die Kurtisane nackt mit langer Wimpern Winken,
Die Jungfrau wie ein Traum, wie keuschen Mondes Licht.

Das ist die Flucht des Herrn der süßen Fleischeslust.


Die Fieberhafte zog den Sack von seiner Brust,
Nun bietet Don Juan Gelübde ungestillt.

Sie kommen und sie gehn, betrunken, blass dieselben,


Er ruft den Teufel selbst in heiligen Gewölben
Und ignoriert die Fraun und Donna Annas Bild.

41

Wie schön und grausam ist der Sultan doch alltäglich,


Von Blut betrunken und von Rosen und von Zimt,
An seiner Pfeife saugt mit welken Lippen kläglich,
Traumblumen in der Hand, sich Mord und Liebe nimmt.

Er denkt an einen Leib, an Kurven und Kontur,


Der Wunsch in ihm entflammt nach Frauen, schönen, zarten,
Er in den Harem kommt, wo seine Frauen nur
Mit Sehnsuchtsstöhnen leis auf süße Liebe warten.

Er geht vorbei an dem abscheulichen Eunuchen,


Ein Schauer ihn durchzückt, und weiter will er suchen
Die Lieblingin zur Nacht, dass sie das Herz ihm heile.

Der er das Taschentuch gebracht, dass er sie so erkennt,


Die fliegt voll Hoffnung und voll Schwindel im Moment
Und ist doch nicht verliebt, aus purer Langeweile.
42

Der Ackerboden brennt, die Ernte überall,


Der Ackermann hält in der Hand die Sense und
Die Magd klagt leise und der Kürbis ist schon prall,
Die Sonne im Zenit, verstummt der Vögelmund.

Der Wunsch nach Flammen und nach Spielen für die Jungen,
Gut ist die Scheune und die Mühle und die Lichtung.
Natur in Freiheit! Sie von Liebeslust durchdrungen!
Sie legt den Schauder ab und schaut in seine Richtung.

Im beißenden Geruch der Bauch fett, fest die Brüste,


O Jungfrau oder Frau, o Hure heißer Lüste,
Brutaler als der Stier ist auf dem Hof des Bauern.

Der Mann verschenkt sich ihr und in der Lust versinkt,


Sie dreht sich um und rasch ergibt sich ihr Instinkt,
Und o Delirium, wo Samenquellen schauern!

43

Die Näherei, das Mahl, die Wäsche, das Geschirr,


Das Schwitzen vor dem Herd, der Hausfrau steter Fleiß,
Dem Bürger sie zu arm, kein Lustobjekt der Gier,
Alltäglich müdes Fleisch, in Achselhöhlen Schweiß.

Sie kann nicht mehr, ihr Leib erschöpft das arme Weib,
Ein Opfertier, das Haar wie bei den Tieren braun,
Wer öffnet ihr den Schuh, braucht sie zum Zeitvertreib?
Wo ist der Liebe Glut im Heim der armen Fraun?

Doch freie Arbeit gibt es, die man gerne macht,


Die Arbeit dauert nicht bis in die tiefe Nacht.
Und schlimmstenfalls muss sie mal wieder ins Verließ.

Ein Schritt im Treppenhaus, o grausige Vision,


Ihr Arbeitgeber hat so einen groben Sohn,
Er riecht noch den Geruch von Wolle und vom Vlies.

44

Erstelle Fieberglut mit nichts als vierzehn Versen,


O zartes, scheues und glückselig-süßes Schlüpfen,
Schenk einen Blumenstrauß, schenk Rosen rot von Herzen,
Rhetorik weise, alt, und junger Auen Hüpfen.

Sieh das Geheimnis an des Herzens und der Aura,


Die Worte lieblich süß, die Liebe wird gefeiert,
Sag, ist sie Helena, sag, ist sie Donna Laura,
Sprich von der Liebe schön, geheimnisvoll verschleiert.

Sie würde lesen nicht wie die schon alles weiß,


Nein liebevoll für dich, intim und heimlich, leis,
Dann wäre dein Sonett ein brüderlicher Kuss.

Dann drückte sie das Blatt an ihren roten Mund,


Sie würde fragen leis, du gäbest Antwort und
Genössest schweigend den Triumph und den Genuss.

45

Wenn ich den falschen Weg genommen habe, sag,


Erinnerst du dich, o Geliebte, an das Städtchen?
Nach Mittag war es, war ein heißer Nachmittag,
Fünf Stunden ging ich mit dem allerschönsten Mädchen.
Das kann es geben nicht, doch ists notwendig so,
Die Seele lebt, wir sehn doch selig das zusammen.
Und de la Rochefoucauld, und de la Rochefaucauld?
Da war ein Ozean von weißen Liebesflammen!

Der grüne Park war so wie die verschlossne Schere


Und mächtig war der Charme der heitern Vögel-Heere,
Und deines Freundes Arm genossest du so froh.

Jetzt wollen wir noch auf den Regenbogen warten.


Im Wesentlichen wars die Lust im Liebesgarten,
Im Wesentlichen Lust und o Fellatio!

46

Die Reisen hatten ihm die Haare dünn gemacht,


Die Glieder waren bleich, es war des Alters Zwang,
Er wollte sich den Wunsch erfüllen in der Nacht,
An jedem Sonntag war er zaghaft, war er bang.

In seinem Schlafrock lag er einmal in dem Bett


Und mit dem heißen Wunsch in seinem Geiste focht er,
Und die Matrone war schon fett und doch noch nett,
Es bot ein fauler Knecht ihm seine junge Tochter.

Das Opfer war bereit, bereit des Mädchens Hand,


Das Opfer wurde nun ein Vorspiel fulminant,
Die Schaukel fehlte nicht, das Buttern nicht, o nein,

Das Früchtchen aber tat den reifen Mann verspotten,


Da er vergeblich sich bemüht, sie zu vergotten,
Ironisch lachte sie: Du sollst mein Bruder sein.
47

Sein Mund war wie ein Quell, vertrocknet und verglühend,


Der Schaum vor seinem Mund natürlich war und matt.
Er feuchtete den Mund und seine Lippen blühend,
Den Durst zu stillen, doch die Seele ward nicht satt.

An einer Stange steil sog die Koralle zart,


Den Nervenkitzel scheu die Schöne absorbiert.
Er widmet sich dem Wunsch, verrückt war seine Art,
Ein Rausch des Augenblicks, die Seele sich verliert.

Gedrückte Stille klagt Minuten in der Helle,


Und unsre Leiber oft ergossen Wasserfälle
In diesen Abgrund, wo die Unschuld ward zum Opfer.

Der Schatten jäh verbannt das Licht, das uns geblendet,


Im gleichen Geist erblüht der Blume Blüte endet,
Der Quell ergoss den Tau, die Quelle strömte tapfer.

48

In diesem leeren Raum gelöscht der Feuerbrand,


Es riecht die stille Luft, dass ich bin ungeborgen,
Gedanken las ich grad von Trance im fernen Land,
Mich trägt der Schönen Brief, er trägt mich an dem Morgen.

Die Grenze ists vom Land, das fern in Raum und Zeit,
Was geben mir die Zeit, der Raum und die Distanz?
Es redet das Papier, es lacht und seufzt und schreit,
Ein Geist im Spiegel spricht, ich denk an ihren Tanz.

Mirakel! Es ist Glut in Asche angefacht,


Bin neugeboren und die Flamme ist erwacht,
Ich seh dich wieder und ich hör dein Wort, dein mildes.

Mein Herz ist mir erfüllt von einem großen Staunen,


Und mich gemahnt dein Brief und des Orakels Raunen
An deiner Stimme Glanz, ans Echo deines Bildes.

49

Nimm diesen Dialog, der weich ist, sanft und glatt,


Papier von erster Wahl, die Blätter weiß wie Schnee,
Die erste Seite ist das schöne Titelblatt,
Delphine spielen um den Anker in der See.

Du schreibe deinen Brief auf altes Pergament


Und hülle ihn in Samt, die Schönheit ist so hold,
Und seine Zeilen schwarz, ein schwarzes Feuer brennt,
Der Rand der Blätter ist verziert mit reinem Gold.

In seiner nüchternen und düstern Kleidung schön,


Venedigs Gondel ich ersehne voll Gestöhn,
So golden und so schwarz, galant und dunkel, edel.

Es ist Venedigs Herr in gnädiger Gewährung,


Verbunden bin ich ihm, doch nicht durch Geld und Währung,
Dies Buch erfreute nur voll Liebe Herz und Schädel.

50

Auf frischem Kissen liegt der Marmor, schön gemeißelt,


Korallen schwinden hin, die Wissenschaft errötet,
Die Freier werden von den Freundinnen gegeißelt,
Doch wer das Wort verhext, wird vom Gericht getötet.

Der alten Männer Geiz, fast den beneidest du,


Ekstasen springen still hinein ins Himmelszelt.
All die Minuten fliehn die Länder immerzu,
Nun, eben wie sie ist, so fürstlich ist die Welt.
Nachts, aber ungeliebt, er liegt in dem Geblüte,
Der Daumen riesig groß und dick in seiner Güte,
Die Augen rollen und der Traum schließt auf die Truhe.

So weit gesegnet in dem Land, der süße Schrei


Der Violinen in der fernen Mongolei,
Und Zärtlichkeit, es schweigt der alte Gott der Ruhe.

51

Ich, Sappho, schaue in den Spiegel, selbst mir gleichend,


Am Abend steh ich schlank und nackt und ich betracht
Flexible Kurven und der Hüften Schwung ausreichend
Und voller Wollust ich liebkos mich in der Nacht.

Und Psyche, blass und blond, ist furchtlos und geweiht


Als eine Göttin in der Aphrodite Tempel.
Und Eros androgyn ist Gott. Die Einsamkeit
Der Liebesgöttin nehm ich selbst mir zum Exempel.

Von toten Blumen in der transparenten Vase


Morbider Duft geht aus,Verzweiflung und Ekstase,
Und meine Sinne glühn, es lodern heiß die Lüste.

Ich blicke doppelt und so lieb ich meine Augen


Und mit dem Mund komm ich, mich selber auszusaugen,
Und vierfach sehe ich die Schönheit weißer Brüste.
52

Mit deiner Hand führst du den schönen Phallus ein


Ins heilige Bordell dort zwischen deinen Schenkeln.
Ich sage, mit dem Papst, dass deine Liebe rein
Mir Freuden schenkt, ich bin an Freuden gleich den Engeln.

Eichhörnchen gleich mein Mund dir lutscht an deiner Brust,


Da ist kein bittres Gift, wie Milch der Mutter hold,
Die Scheide und das Glied sind Mann und Weib voll Lust,
Die Schleuse öffnet sich, der Samen strömt wie Gold.

O Hure liebevoll, ich schlag auf deinen Po,


O honigsüße Frucht, Geheimnispforte, oh,
Die Mutter Erde rund, an Demut reich der Sex,

Und jeden Monat zeigt die Mondin deinen Po,


Dein Auge überquillt, du schwebst gen Himmel froh,
Vom Sternenhimmel sinkt herab des Lichts Reflex.

53

Der Sommer neigt sich jetzt, die Erde wird jetzt kahl,
Das Licht vergoldet noch den Horizont mit Flammen,
Die Ebne streckt sich still, und rot des Himmels Strahl,
Ein Blick wie auf ein Bild, wie alles stimmt zusammen.

Und feierlich der Tag versinkt und ist begeistert,


Die Bauern hören schon die abendlichen Glocken.
Ich bin umarmt, besiegt, von Liebe schön bemeistert,
Enthalte mich des Weins und bin zutiefst erschrocken.

Die menschliche Natur, o sanfte Marterzeugen,


Wenn Arbeit uns nicht schwächt, die Wünsche noch nicht schweigen,
Das Schicksal wollte das, nimm an du dein Geschick!

Den Bösen haben wir verflucht und Satans Kuss!


Allabendlich wir flehn und singen Angelus!
Weihwasser überströmt das Haupt mit wehem Glück.

54

In ihrem Boudoir, da schwebt ein roter Falter,


In ihrem Wäschekorb, da liegt die rote Seide.
Harmonium ertönt, das Lied ertönt zum Psalter,
Da blättert um der Mönch, dass er am Buch sich weide.

Die Möbel alle sind aus nacktem Rosenholz,


Vorm trüben Fensterglas die Rotbrust lustig hüpft.
Des Tages mattes Rot ein Hemdchen und was solls?
Dem Spitzenhöschen ist errötend sie entschlüpft.

Der Mönch ist beinah schön, kein Pfarrer will ihn leiten,
Er blättert immer um und liest zerstreut die Seiten,
Die Liebe erst beginnt, wenn schließt des Tages Prosa.

Es gingen Frau und Mönch, die tausend Dinge glühten,


Die Rose auf dem Bett, Gemälde roter Blüten,
Und Eros' Rosen rot in Himmelswolken rosa.

55

Ein Heidentempel stand im Lande Attika,


Gebildet du in ihm, du treue Seelengattin,
Wie dich mein Traum geschaut, wie mein Genie dich sah,
Dein Körper ist der Leib antiker Liebesgöttin!

Der harte Marmor ists und deine weiche Demut,


Die ohne Feuer mich verbrennt in stiller Größe
Und eifernd mich verlässt, ich bleib zurück in Wehmut,
Der ich liebkoste doch so zärtlich deine Blöße.

O Primavera du, ich möchte mit dir schlafen,


Du Jungfrau, Marmorbild, Hetäre in dem Hafen,
Geschmückt dein Unterbauch mit feinsten Härchen, Braut!
Die schönen Tempel sind gebaut für deine Küsse,
Und reifer Weizen, Stroh, verrückte Zaubernüsse,
Und Vögel haben sich ihr Nest in dir gebaut.

56

Der Morgensonne Licht hervor zieht rundes Gold,


Die Falten aus Satin, Narzissen aus dem Dunkeln,
Es leuchtet in dem Haar des müden Mädchens hold
Und unterstreicht den Glanz, der Diamanten Funkeln.

Sie tut die Augen auf, ans Chaosbett sich schmiegend,


Im Bett gekentert und umarmt die ganze Nacht.
Nun froh, allein zu sein, doch auf dem Rücken liegend,
Sie spricht von ihrem Traum, spricht zu des Bettes Pracht.

Die Brüste wiegen sich, die Hände zärtlich schlingern,


Brustwarzen sie umspielt mit den geschickten Fingern,
Sieht friedlichen Genuss vor sich und ohne Eile

Genießt sie wundervoll die Wonne wie ein Engel


Und streckt die Arme aus und spreizt die straffen Schenkel,
Stürzt ohne Kunden ab, in großer Langeweile.
57

Dort unterm braunen Vlies gezogen lieblich lind


An Bauches Basis ein obszöner Sieg sehr niedlich,
Der Venus Hügel dort und vorne dort ein Kind,
Französisch weiß das Weib, wie glänzt sie froh und friedlich.

Ich kann es sehen kaum, berühren mit der Hand,


Das Fruchtfleisch weich, gesenkt die Augenlider keusch,
Und all mein Denken fromm bis an der Weisheit Rand,
Und heilig wird mein Herz und selig wird mein Fleisch.

Sei überrascht nicht, mich behindert meine Demut,


Trüb ist der Fischfang nur, ich liege still in Wehmut,
Ich fürchte, was ich will, die tollen Liebesfeste!

Wie du die Schenkel spreizt, dies gleich mein Geist erkennt,


Das ist der Venus Berg, der Ehe Sakrament,
Tannhäuser griff sich so die saftig langen Äste.

58

Gebettet in die Glut, der Nymphen heitern Scherz,


Des Fleisches Stempel dies der schmerzensreichen Lilien,
Der Frauenscham Korall, der dunklen Liebe Herz,
Heiß vom Erinnern an vergangene Vigilien.

Das Feminine stöhnt und fokussiert vibriert,


Dies ist der Furche Quell in Fingern des Gebärens,
Das Zentrum immerdar, der Wunsch dort konvergiert,
Das Paradies, der Krampf des schmachtenden Verzehrens.

Sie flüstert leise und ich lausche ihrem Schweigen,


Bei ihrem Schüttelfrost die Brüste schwer sich neigen,
Ein Rhythmus setzt in Brand des Körpers tiefen Riss.

Wie Götterbilder schön verzieren die Juwele,


O schwarzes Blut, steh auf vor roter Lippen Seele:
Gegrüßet seiest du, o Göttin Klitoris!

ZWEITER TEIL

DIE JUNGFRAU

Die Lieblingin verfolgst du. Doch ihr schwarzes Haar


Ist für der Venus Joch noch nicht bereitet gar.
Sie ist ja noch ein Kind und floh vor dem Betören
Und rein und unschuldsvoll will sie dich nicht erhören.
Dein neugebornes Kalb ist auf der Weide grau
Und sucht den Schatten sich auf der erhitzten Au.
Gibt Antwort nicht dem Wort des Bräutigams mit Brüllen
Und mischt sich mit dem Spiel der andern jungen Füllen.
Unreife Reben, die noch ziemlich sauer sind,
Versuche, das voll Angst und voll Begier, das Kind.
Im kommenden, im Herbst die schönen Blumenmeere
Sie werden reif und süß und dienen zum Liköre.
Du wirst bald sehen dein Liebkosen sehr lasziv,
Dann küsst du ihren Kopf, dann senkt den Kopf sie tief.
Erwarte das. Mit Nacht sind nicht gekrönt die Ohren,
Es hat der Maulbeerbaum blutroten Saft geboren.
Die Blume ist nicht wild, durchbohrt die Tunika,
Dem jungen Vöglein sind noch keine Federn da.
Das hinderte die Zeit, sie kommt nicht zu den Linden,
Doch wer die Lust verschmäht, der kann die Wonne finden.
Sind aufgegangen grad die Orchideen weiß,
Verheißungen der Herbst erfüllt genau, ich weiß,
Die Frucht ist reif, bewahrt die Süßigkeit mit Frohheit,
Wie reife Früchte auch genau in ihrer Rohheit.
Des Vögleins Federn weich die jungen Flügel sind,
Im Laub die Knospen sind wie Funken in dem Wind.
Die Jungfrau rosig hält die Jungen im Gefängnis,
Die eifersüchtig doch durchbrechen die Bedrängnis.
Verängstigt und verwirrt, vergießt sie Tränentau,
Die Mutter tröstet sie, die Angst der jungen Frau.
Und Hymen lächelte, als er gesehn die Brüste,
Die füllen bald die Hand mit weißer Milch der Lüste.
Die Quitten dufteten und waren bunt im Lenz,
Ein weiches Vlies intakt, der Jungfrau Evidenz,
Granaten offen halb und offen ihre Miene,
Und sichtbar die Brillanz der rosigen Rubine,
Kastanienfrüchte auch, gefährlich sonst für mich,
Die Schale brechen auf und selig spalten sich.

DIE NYMPHE

Die Nymphe, die er liebt, sagt Halt mit scheuem Sinn,


Auf eine Rasenbank zieht er sie zärtlich hin.
Sie setzt sich hin. Er kommt, ist schüchtern und ist offen,
Bewegt sich etwas stolz, mit Freude und mit Hoffen.
Und nach dem Zufall nun der Nymphe Hände gehn,
Sind an der weißen Stirn, im schwarzen Haar zu sehn,
Die Löckchen kräuseln sich. Sie fasst die Brust, die volle,
Des Mannes zärtlich und liebkost die weiche Wolle.
O schöner Knabe, sagt sie, eben wächst dein Bart,
Du bist so jung und schön, mir nahe, jung und zart.
Komm, lieber Freund, und setz auf meinem Schoß dich nieder,
Wie alt bist du, mein Sohn? Wie schlank sind deine Glieder!
In dem Gymnasium gewannest du den Streit?
Und deine Freunde sind in junger Herrlichkeit,
Glückselig du! Und mit den Armen drückt sie nieder
Des Manns Oliven und sank hin auf seine Glieder.
Du senkst die Augen blau? O bei dem Gott der Welt!
Gebildet bist du schön, dein schlanker Leib gefällt!
Bei Venus! Deine Brust steigt zitternd bei dem Worte,
Komm, Knabe, leg die Hand an diese Himmelspforte!
Die runden Brüste mein, sie steigen höher stark,
Doch das ists nicht allein (O wisse! Schon im Park
Die Nymphe fallen ließ den letzten Schleier seiden!)
Auch andre Dinge noch uns beide unterscheiden.
Du lächelst? Du wirst rot? Brillant das Wangenpaar!
Dein Mund ist rosig und wie reines Gold dein Haar!
So liebte Hyazinth einst Phoebus, und so steht es
Geschrieben auch von Zeus und seinem Ganymedes.
So war Adonis auch, der schönen Venus Traum,
Den Myrrha einst gebar aus einem grünen Baum.
Wer immer du auch bist, wie schön sind deine Augen!
Komm, Bursche, fick mich! Ich will dir den Saft aussaugen!
Nur dich will ich allein, ich will nur dich allein,
Denn lieben will ich und geliebt von Herzen sein.

DIE SCHWESTER

Er ist zu achten nicht, der mir Geliebter sei,


Der ein Geliebter war der Schwester mein im Mai,
Als ich den Tag verbracht in Mutters Heiligtume
Und gute Hirten mir gebracht so manche Blume,
Ich weiß, sie schauen mich mit meiner Schwester an,
Sie ist die Attraktion, der Schönheit Zauberbann.
Zur Schwester sagen sie: Du bist der Schönheit Bildnis!
Was lebte ich erst nur zwölf Jahre in der Wildnis?
Kein Freier schmeckt mir gut mit seinem süßen Lied,
Sagt keiner, dass er stirbt, wenn meine Huld ihn flieht.
Geduld! Es kommt die Zeit, da Liebe wird mich lohnen,
Ich weiß, es sieht der Mann allein die Attraktionen,
Ein schmales Angesicht und langer Haare Gold,
Im Mund die Perlenschnur, ein Lächeln zärtlich hold,
Die Augen licht und blau und lange feine Wimpern,
Der Augen Leuchten und der Wimpern zartes Klimpern.

DER BRIEF DER FERNEN GELIEBTEN

O Kraft, die seine Hand ans Herz zog unverzagt!


O Name! Kuss um Kuss! Die Bangnis ward verjagt!
Der lange Weg und die Erfahrung meiner Triebe,
Ich hatte Angst, doch dann der Brief von unsrer Liebe,
Erinnerung, all das sind Freunde in der Welt,
So sag die Wahrheit nur! Ich bin bei dir im Feld,
Wo die Ardeche durch die Provence hin strömt mit Wallen,
Stets wachsend und stets klar der schöne Strom kristallen.
Dein Brief verspricht, dass hier das schöne Ufer blüht,
Wo Laub verdeckt die Glut, mit der die Sonne glüht.
Und deines Namens Vers, nach Haus dich zu geleiten,
Umarmungen und Lust und Trank und Süßigkeiten.
Von Sorgen bin ich wie von Feuern sehr geplagt,
Doch die Geliebte kehrt zur Ruhe unverzagt.
Fern von der Lieblingin bin müde ich des Scherzens
Und singe still mein Lied vom Mühen ihres Herzens.
O Frau, wo du nicht bist, ist auch die Muse nicht,
Im Hain von Helikon kein Geist zum Dichter spricht,
Und meine Hand vergisst das Saitenspiel der Leier,
Ich werde ignoriert vom Gott und seinem Feuer.
Die sieht zwar niedlich aus, wie dieser schöne Ort,
Des Himmels Freund mein Vers und Gottes Freund mein Wort,
Doch meine Sinne ruhn und still ist meine Seele.
Der Magna Mater schenk ich Perlen und Juwele.
Die Farben haben mir erzeugt den schönsten Traum,
Doch Langeweile still herrscht unterm Lebensbaum.
O du bist attraktiv, dein Reiz nicht auszusagen,
Jedoch das Leben floh vor mir im schnellen Wagen.
Ich Wanderer, ich frag mein Liebchen voll Gefühl
In diesen Grotten, hier wir fanden ein Asyl,
In diesen Mauern ich vertraure meine Leiden.
Nie nur von mir bewohnt, du wolltest dich verkleiden,
Wo meine Harfe schwieg in der Gewölbe Klang,
Von deiner Stimme voll, die in die Grotte drang.
Erinnerung und Schmerz an meiner Seele saugen
Und hoch auf dem Gewölk verdämmern deine Augen.
Doch Schreien bitter ist für solche schöne Huld,
Vor dir zu weinen ist mein süßer Minnekult,
Zu sehen auch, wie du liebkost mir meine Schmerzen,
Die Tränen trocknet ab die Hand, das Blut vom Herzen.
Du solltest schimpfen: Schwör, daß sie dich lieb hat! Fick
Dich selber! Schreie laut und weine laut vor Glück!
Wie sehr sind wir gespannt, dich wieder bald zu sehen!
Du Herzensherrscherin mit deinen süßen Wehen!
Siehst deine Tage du, von Schönheit voll und Krieg,
Und zählst du jeden Schritt als einen neuen Sieg?
Was ist mein Unglück, wenn beim ausgelassnen Feste
Verklagen dich des Glücks der Heiterkeit die Gäste?
Und deine Seele sie zum Schweigen bringen so,
Die besser wäre wohl gewesen anderswo.
O Götter! Seht ihr nicht? Die Ratten fressen Krumen!
Seht ihr die Schönheit nicht der vielgeliebten Blumen?
Nicht auf Eroberung du stütze deine Brust,
Auf dass du Urlaub kriegst und neue Liebeslust,
Und dass du lächelst nachts, sitzt du im Baume droben,
Dass du dort Schmeichelein von Stimmen dürftest loben,
Wie Jugend gottlos oft, nichts Neues unterm Mond,
Und wie der Himmel nie die Schönheit mild verschont?
Unsichtbar, unbekannt, ihr Götter! Warum gehen
Wir nicht im Schleier, um fern eure Spur zu sehen?
Ich kann dein Sklave sein, voll Eifer liebevoll,
Ich trag des Glaubens Kleid, wie mir das Wort erscholl.
Was, weiter weg von mir, wie wolltest du mich pflegen?
Bedürfnis, Auftrag, Werk, Gedanken voller Segen!
Und wenn die Felsen fest von Bitternissen hart
Beleidigt haben dir die schwachen Füße zart,
Dann ist mein Arm nicht da, dich langsam fest zu drücken,
Die Last ist schwer, doch süß dem Freier ist das Ficken!
Das ist nicht so, das man das auf sich nehmen kann,
Nicht fern vom Lustobjekt glückselig lebt der Mann.
Geliebte, früher tat ich hitzig um dich werben
Und lieber, als dich zu verlieren, wollt ich sterben!
Und dann ein schöner Ton in deinem Briefe fragt,
Was ich denn von dir will? Es werde dir gesagt.
Was ich begehre? Du willst wissen meine Meinung?
Ich will dich Tag und Nacht! Doch du in der Erscheinung
Willst langsam lieben nur, ach dass ich bin beseelt
Von Liebe Tag und Nacht! (Wie doch mein Herz mich quält!)
So in dem Schoß der Nacht denk dich in meine Nähe,
Fließ über und mir in die tiefste Seele sehe!
Und kehrst du heim vom Fest, oh Götter, in dem Bett,
Wenn dies Papier sich naht sanft deinen Lippen nett!
In Seide leicht verhüllt, wenn deine weichen Hände
Geruhen sanften Drucks auf deiner süßen Lende!
Ja, Eros flog herbei und sagte ohne Spott:
In meines Dichters Geist und Seele atmet Gott!
Dein Herz ein hohe Gut mir gestern wie auch morgen,
Geliebte, mögen nur entweichen alle Sorgen.
In meinen Adern still und ruhig Blut mir fließt
Und mir wie Honigmilch das Innere versüßt.
Und meine Seele ist daheim im heitern Himmel!
Geliebte, bist du fern im weltlichen Gewimmel,
Wie deine Seele in dem Eichenschatten schlief,
Und überprüftest du noch einmal deinen Brief,
Mein schöner Liebling weint in Trauer immerzu!
Die Zeilen las ich still, in tiefer Seelenruh,
Ich möchte deinen Brief an meine Lippen drücken.
Ich denke dich mir nackt.. O Frau, ich will dich ficken!

WIE SIE MIT EINEM ANDERN GEVÖGELT HATTE

Was sehe ich? Ah weh! Die Pforte ist verschlossen!


Hat die geheime Tür sie selber mir geschlossen?
Geliebte, offen bin ich dir! Doch kommst du nicht.
Gott, ist sie nicht allein? Die Stimme flüsternd spricht,
Der Freundin Stimme ists. Sie reden eine Weile.
Ich zittere vor Angst, ich beb in heißer Eile.
Was soll das? Öffne mir! Warum Verzögerung verstockt?
Was soll dem Sterbenden die Haarflut reich gelockt?
Warum denn diese Angst und diese süßen Wehen?
Warum willst du allein die Freundin bei dir sehen?
Mir schien, ich hörte zwei Geheimnisse gehaucht,
Geflüstert, nicht im Sturm, mein Ohr in Stille taucht,
Doch was errötest du, erblasstest unterm Schleier?
O Himmel, sie entfloh! Da war ein zweiter Freier!
O Götter! Ein Betrug! Doch hab ich sie gehabt!
O Freundin, öffne mir, dass sich mein Herz erlabt,
Lass reden mich mit dir, die Pforte stehe offen,
Vergeblich und umsonst ist meiner Liebe Hoffen!
Vertrauter war ich doch der Liebsten liebeviel,
Schuf in der Freizeit ein gelehrtes Werk subtil,
Ein Sprachwerk tief gelehrt, ich übergab es allen,
Doch das, was ich gesehn, das hat mir nicht gefallen.
O Götter, das Geschlecht der Frau, vom falschem Geist,
Was hat sie nicht versucht, teils schüchtern und teils dreist,
So mühte sie sich ab, mich weiter zu betrügen,
In meinen offnen Arm sich zärtlich einzuschmiegen,
Und so erschoss sie mich! Die Stimme wie gehaucht,
Die Augen offen und in Tränen eingetaucht,
Wild ihr zerzaustes Haar trug Chaos noch der Lüste,
Ihr Atem hastig noch, zerbissen ihre Brüste!
Liebkosungen voll Glut aus ihres Herzens Grund,
Liebkosungen, und ich liebkoste ihren Mund.
Ich hab gesehen! Ach, ich sah die Nacht der Sünde!
Sie floh vor mir wie rein, und ohne weitre Gründe,
Und ich versprach zum Trost mir selber einen Traum
Von Liebe, Lust und Glück im schönsten Himmelsraum.

ICH LIEBE SIE NICHT MEHR

Ich liebe sie! Jedoch ein Anderer besitzt sie!


Doch man gewöhnt sich an den Bösen, der benützt sie.
Da hilft nicht Medizin, da hilft der Mohn nicht sehr,
Umsonst die Launen sind, ich will nicht leiden mehr.
Ich wein die Elegie, die Elegie des Lebens,
Geh, Nutzen, geh nur weg, die Kunst ist auch vergebens!
Lässt du den Lorbeer mir? Kannst du entkommen, Frau?
Die Unterstützung wollt ich gerne haben, schau,
Geht, Musen, wenn man nicht mehr helfen kann mit Gaben,
Wir streicheln uns nicht mehr, so wie wirs gerne haben,
Verheißungen sind stets auf kussbereitem Mund,
Erinnerungen an die frommen Feinde und
Projekte, Hoffnungen, Geduld, was sie erlaubte,
Wir gingen bis zur See. Die Stadt, die uns beraubte,
War fern, und friedlich war die Stille, voll Gefühl.
Und erst im Himmelreich steht offen das Asyl!...
Und dort wird dein Gemüt mich innig glühend lieben!...
Den eitlen Luxus flieh, bis nichts mehr uns geblieben,
Und ohne Zeugen lass ich es geheimnisvoll,
Ein Auge tödlich und ein Blick begierdevoll,
So wirst du nicht erkannt und dein Geheimnis blühend.
Ich lebe nur für dich, mein Geist und Sinn ist glühend,
Es werde mir dein Wunsch und Denken offenbar,
Und so bin ich Spion. Und mich umschlingt ihr Haar
Des Hauptes in der Nacht, das Haar geknüpft zum Knoten,
Und nackt steht sie vor mir bis auf den Slip, den roten.
In meiner Hand der Stift häuft Worte jeden Tag
Und mach glückselig auch dich meine Liebe? Sag!
Zerstöre du mein Buch an jedes Tages Abend!
Dein Tisch durch meine Hand ist reich an Brot erlabend
Und reines Wasser wird dir zu Ambrosia
Und ich bin überall zu allen Tagen da
Und bin dein treuer Knecht und stets bereiter Freier,
Der Wind umsonst zog fort in seinem Wolkenschleier!
Wenn Hoffnung schmeichelte den großen Wünschen dein,
So hast verzichtet du, geseufzt in stiller Pein.
Wie oft hab ich gesagt: Sei nicht so wankelmütig!
Liebhaberinnen mag ich nicht, die so kaltblütig!
Lass lieber ächzen mich vom heißen Blut des Schwerts,
Zerreiße mit der Glut die Lenden mir, das Herz!
O Schande! Auf das Knie ich stütze mich mit Stöhnen,
Benetze deinen Fuß mit Küssen und mit Tränen,
Ich bet dich an! Und so beruhige dein Leid,
Und mir zur Ruhe kam dein treuer Liebeseid.
Beleidigt dich mein Schmerz und kannst die Angst du spüren?
Doch du bist nicht gesinnt, der Flamme Glut zu schüren.
Ein Zepter geb ich dir, wenn du beim Glauben schwörst!
Und willst du nicht das Glück, dass du zu mir gehörst?
Bei dem Diskurs du wärst voll Glauben, und ich dächte,
Der Glanz der Sonne scheint in meine dunklen Nächte.
Sie weinte leis sogar wie an der Freundin Grab,
Ich eilte, mit dem Tuch wischt ich die Tränen ab,
Ich trocknete den Tau der Tränen mit dem Tüpfer
Und in dem Kleiderschrank ich küsste ihre Schlüpfer!
Ich Tor! Ich werde rot und tausendmal darob!
Und meine Leier singt zehn Jahre schon ihr Lob.
Ist alles nun im Meer begraben und im Schweigen,
Um meinen Unverstand und Wahnsinn zu bezeugen!
Die gleiche Leier doch sich voll des Zornes rächt,
Doch denk ich nicht mehr an Verrat, und ach, ich dächt,
Zu seufzen kann ich doch nicht länger unterlassen,
Ich also hasse dich, das Lieben wird zum Hassen!
Ich hasse dich, ich hass dich tausend Tode schwer!
Genug, genug! Du weißt: Ich liebe dich nicht mehr!

DER WEINGOTT

O bleib, o bleib bei uns, o Herr des guten Weins,


O Bacchus, gnade uns, du, dessen Meer des Seins
Gießt uns Vergessen ein, dich ehren unsre Leiden,
Vor dem geflohen ist der Eros tief bescheiden
Und ist verdampft! Wie der Kristall, der schnelle Blitz
Dein Geist weht guten Duft von deinem Himmelssitz.
Nichts ist doch seliger als Ruhe süßen Todes!
Wer, liebe Freunde ihr, voll des geweihten Brotes,
Das Leben fließen lässt beim Plaudern und Bankett,
Der braucht zu denken nie! Frau Torheit liegt im Bett!
Die leere Seele nur, die Seele voller Trauer
Ist ruhelos und kennt nicht frohen Freudenschauer!
Ich weiß es nicht genau, ich aber höre, ich,
Dein Geist ist überall und voller Reiz für mich.
Dein Name wandert mir ins Ohr mit süßem Triebe,
Der Wein ist mir das Licht, das weckt die heiße Liebe!
In Zyperns Götterhain, der Venus fromm geweiht,
Dem Bacchus reift der Wein in seiner Heiligkeit.
Ich habe Angst, das Hass und Rache wird mein Meister,
Denn alle Götter sind vielleicht nur böse Geister?
Doch ich erinnre mich, wenn Wein verwendet ward,
Belebt der Weingott uns das Fest auf heitre Art.
Ich eilte, mit dem Mund am Kelche fromm zu nippen,
Den vollen Becher an vom Durst geplagte Lippen,
Der Liebe Nektar dies, der Knecht, der Gottessohn,
Und neu entflammte er der Leidenschaft Passion!
Ich fass sie mit der Hand, da der Verkehr uns kitzelt,
Und ich zerzaus ihr Haar, und ihre Spottlust witzelt,
Sie lacht, und darauf ich, trotz ihrer Eifersucht,
Ich kam an ihren Mund, hab einen Kuss versucht.
Ich sorg mich um den Trick, ich hab die Brust gesichtet,
Die Spitzen ihrer Brust vor Freude aufgerichtet,
Von Wollust süß erregt die Spitze ihrer Brust,
So spiele ich mein Lied zur Lyra süßer Lust,
Auf dieser Brust die Hand die Harfe spielt, ihr Musen,
Ich folgte meiner Hand auf ihrem vollen Busen.

DIE LAMPE SPRICHT

O Nacht! Ich schwor dereinst dem Sünder voller Triebe


Mit meinem vollen Mund die ewig schöne Liebe,
Und dir geschworen ist der Treue-Eid, genau,
Der Sünder, undankbar, liebt eine andre Frau.
Sie heiß zu lieben, schwört er laut bei allen Riesen
Und schon wird ihm von mir der Meineid nachgewiesen.
Dein Licht, Nacht, liebt die Lust, der Stern die Liebe mag,
Auf Marmor hier gestellt, ich leuchte bis zum Tag.
Dein Kerker in dem Glas das Opferfest erleuchtet,
Bezeuge, wie er sein Versprechen angefeuchtet.
Unsicher war verliebt er in die Frau, verdarb,
Verbraucht ward er und ward benutzt und er verstarb.
So ist der Liebesschwur des vielgeliebten Mundes
In lauter Rauch verweht, im Rauch des Untergrundes.
Doch neben seinem Bett hab ich das Licht entfacht,
Zu leuchten unserm Spiel der Liebe in der Nacht.
Verlösche nicht, o Licht, beim Anblick des Verbrechens!
Strahl der Rivalin nicht, dem Brechen des Versprechens!
Dem Ungetreuen gib die Lüge offenbar,
Der einer andern ist, was einst für mich er war.
Nun andre Augen sehn dich, in der Nacht sich spreizend,
Wie trügerisch ist er, und sie wie nackt und reizend!
Unglücklicher Poet! Beschuldigst etwa mich?
Ich hab doch stets getan, was irgend konnte ich.
Doch meine Augen trotz der Sünde weiter leuchten,
Die Eifersucht will mir die heißen Lippen feuchten.
Noch gestern war sie schwach und schien sich zu bemühn,
Probleme hast du nun und deine Füße glühn.
Der Tag entflohen war, ich glänzte und ich klagte
Und dir mein Ja-Wort treu im tiefen Dunkel sagte!
Von seinem Körper kam nur schwache Mattigkeit,
Aus einem langen Schlaf kam keusche Köstlichkeit.
Du küsstest sie, du gingst, du sahst sie eingeschlafen.
Der Freund ging durch die Tür, die Hure schlief im Hafen.
Die Tür geht auf und es erscheint ein schwarzer Schopf,
Ich sah zum ersten Mal der Freundin kleinen Kopf.
Mit Zitterstimme sprach sie voller Gunst und Hulden:
Nein, geh, mein Freund, nein, geh, ich bin so voller Schulden!
Sie sprachs und streckte doch die Arme in das Licht.
Der Mann, zu Seiten ihr, zu gehn vermochte nicht.
Ich sah den Mundverein, der Lippen blaue Astern,
Ich sah die Flanken glühn gleich weißen Alabastern,
Sah Ebenholz und Pink, Korallen und Azur,
Bevor er schließlich ging, er zeigte mir Natur,
Die Nacktheit schön und schmuck, so recht gemacht zum Küssen,
So flog er in der Nacht und auf dem weichen Kissen
Die Küsse weckten auf des Lebens Lustigkeit.
Da prahlte stolz die Frau in Selbstgefälligkeit.
Die Frau sah auf und sprach ein Wort, zum Fluch es nützend,
Der Gott der Liebe, dacht ich, hilft, mich unterstützend.
Ich frug den Gott, er gibt heut alles voller Huld
Und Tränen um den Mann, den Sünder voller Schuld.
Undankbar wäre ich, den Frevler noch zu lieben,
Die ich bei seinem Kiel im Wasser bin getrieben.
Und Reue, Schreckens wars, was einzig ich vermocht,
Ich machte großen Lärm um einen kleinen Docht.
Zu tausend Blitzen grell die Flamme konnte taugen.
Da zitterte die Frau, sie wandt zu mir die Augen:
O Götter! wie vorm Tod ihr Stimmchen sterbend summt,
Ist meinem Murmeln denn der Götter Huld verstummt?
Auf meinem Konto steht die Schuld, bei diesem Zeugen!
Sie eilt davon, und er umarmt sie noch im Schweigen,
Hielt sie zurück und sprach: Lösch nicht die Lampe aus!
Ich glüh nicht mehr, ich brenn nicht mehr in Saus und Braus!
Und du glüh auch nicht mehr, verlösche, schöne Närrin! -
Ich rat dem Manne: Lieb doch eine andre Herrin!
Die Liebe atme aus und sei ein guter Hirt!
Zeit ists, dass nun mein Licht mir ausgeblasen wird.
DIE NYMPHOMANIN

Ich weiß, am Mittag ist dein Wunsch der kühle Schatten,


Gehst du auf Zehen auf dem Felsen, auf dem glatten,
Dann unter Kresse und den nassen Kieseln schräg
Die Nymphomanin geht allein den stillen Weg.
Beobachtet hab ich hier in den freien Stunden
Die Nymphomanin nackt und hab sie schön gefunden.
Auf einer Gartenbank lag lässig sie im Schlaf,
Das Wasser murmelte, als ich die Schöne traf.
Sie ließ den schönen Kopf, den schilfbekränzten, hängen.
Die Nymphe preis ich mit erotischen Gesängen.

BLUMIGE LIEBE

Ist es unmöglich dir, mit deinem Augenstrahl


Zu sprechen, reden wir, siehst du, das Herz genial
Gibt jedem Stimme, wer auch stumm ist wie ein Gletscher.
Dein süßes Denken ist der liebliche Dolmetscher.
Wunsch, Angst, Liebkosung, Eid und Kränkung, Tränentau
Sind deine Gaben, Schrift der schönen Blume blau.
Mit Tulpenflammen brennt der Richter wie ein Schauer,
Unsterblich Amaranth bescheinigt deine Dauer,
Die schöne Orchidee, die Lilie liebt Genuss,
Die rote Rose seufzt, die Rose ist ein Kuss.
Sultanin, jeder Tag ist glücklich wie ein Heros,
In deines Briefes Bett ist das Bukett des Eros!
Mit Seufzern schmückest du den Busen wunderbar,
Und Liebesflüstern hüllst du in dein schwarzes Haar.

DIE BLUMENKÖNIGIN VON FONTAINEBLEAU

Die Blumenkönigin macht Freiern Körbe fruchtbar,


Die Blumen sind ihr Spiel, nicht nutzlos, sondern furchtbar.
Den Freier rächen oft die Blumen voller Wut,
Wenn er beleidigt ist, dann glüht des Zornes Glut.
Er setzt den Spieltrieb ein, er hält, er drückt penibel,
Mit Widerspenstigkeit die Flanken sind flexibel,
Auf Balken heimlich sind die Trauben dargebracht,
Er wird bestraft, denn schuld ist seiner Güte Macht,
Er wird bestraft sehr streng, geschlagen mit der Blüte,
Weil er so herzlich war, von göttergleicher Güte.
Die Stille brüllt gemein, der Lehrer ist sehr gut,
Es brüllt die Klage laut, die Mimik heißer Wut,
Man ignoriert den Schrei, den Kampf und die Bewegung,
Die Peitsche und den Dolch, die heftige Erregung.
Oft gibt es einen Streik, bedrohlich ists und bös,
Dann öffnet er den Mund, dass Gnade ihn erlös.
So vor Adonis lag Frau Venus auf dem Boden,
Sah seiner Füße Spur, die Röschen auch, die roten.
O solche Liebe, süß verspielt, charmanter Traum,
Und Mutteraugen warm, am grünen Ufersaum
Gott Eros streichelte der Psyche straffe Lenden,
Schnürsenkel hielt sie in den makellosen Händen.
O Fontainebleau! Statt Gott die Rose ward geborn,
(Ich glaub, die Seele ruht, erlöst von Gottes Zorn),
Ich werde schauen auf zu dir und zu der Flora,
Zum Himmel schaue ich, zur glänzenden Aurora
(Und meine Göttin folgt mir nach sehr angenehm),
Auf meinem Bette ich dein Lieben zu mir nehm,
Bescheidenheit und Reiz und zart fragiles Wesen,
Wie Alabaster weiß, wie Marmor auserlesen,
Mit Glut verwechselbar, des Veilchens Demut gleich,
Und deine Mutterbrust an Milch des Trostes reich!

HEIMKEHR

Wie schön die Heimkehr ist zur kalten Jahreszeit,


Der vor dem Frühling kommt nach Haus und kommt von weit,
Dann im Vorübergehn du eilst, um ihn zu schauen,
Zerzaust das schwarze Haar im Angesicht der Frauen.
Sein Ohr hat nicht erkannt der Stimme süßen Charme,
Er fliegt und weint und fällt in deinen offnen Arm.
Du unterstützt ihn, kaum kannst du den Atem saugen,
Bei dir zuhause du beschaust ihn mit den Augen.
Viel fragst du und du senkst die Stimme wie ein Wurm,
Ein Vorwurf und ein Kuss, dann heißer Liebessturm!
Der Tisch ist schnell gedeckt, getrunken um die Wette,
Der Wonne Blick vergisst die herrlichen Bankette,
Das Mahl auf dem Tablett, in Frieden fütterst du,
Betrachtest ihn voll Lust, sein Gutsein voller Ruh.
Sein Mund ist stumm, jedoch sein Herz wie eine Amme
Spricht zärtlich, bald umarmt dich seine heiße Flamme,
Führt dich zum weißen Bett, dort bettest du dich leicht.
Du fragst voll Eifersucht, wem deine Schönheit gleicht,
Ob eine Menge Spaß er hatte bei der Messe?
Und ob er fern von dir wohl jemals dich vergesse?

DER SÜSZE KNABE

O Knabe, Knabe! Du errötest vor mir fast?


Doch sieh mein Angesicht, es ist für dich verblasst.
Ach deine Jungfraunstirn, die Gnade immer linder,
Komm! Es gibt noch ein Spiel, nicht nur das Spiel der Kinder.
O Knabe, wisse, dass mein Herz voll Zärtlichkeit
Kann nie vergessen dein Gesicht voll Süßigkeit!
O schöner Knabe, auf der Stirn die Wonne nüchtern,
Vergnügen auf der Stirn, der Blick wie Jungfraun schüchtern,
Die Brust so weiß, dein Kleid sich um die Glieder dehnt,
Doch ignorierst du, dass man sich nach Liebe sehnt.
Komm, lerne dies von mir, ich lehr dich ohne Fehle,
In meine Hände leg nur deine zarte Seele.
Mein Unterricht sei nicht so scheu wie du. Wir dachten,
Voll Sehnsucht seufzen wir, nach süßer Liebe schmachten!
Die Ruhe findet er und spielt nun ohne Spott
Und ich werd schamhaft rot und küsse meinen Gott.

KNIDIA

Es war Paxiteles und seine Künstlerhand,


Der dieses Marmorbild der Venus schön erfand
Für den Rivalen von Anchises und von Paris,
Der liebte dieses Bild der nackten Göttin Charis!
Er wusste, dieses Bild steht in dem Tempel hohl,
Da blieb er eine Nacht ganz nah bei dem Idol.
O welche schöne Zeit, zu schaun mit heißem Triebe,
Verfolgt von böser Wut der unerfüllten Liebe!
Er ist im Tempel stets und betet mit Gestöhn
Und schmeichelt ihr und sagt, sie sei so wunderschön!
Er ruft den Namen an, der Gottheit warm zu danken,
Er pilgert immer zu den Brüsten und den Flanken.
Dann wieder voller Furcht, voll Ärger mannigfalt,
Er nennt das Mamorbild versteinert, hart und kalt,
Sagt, sie sei hart wie Stein und frei von süßen Charmen.
Doch sie verzeiht ihm! Er hält sie in seinen Armen:
Komm, fick mich, sagt er und die Lippen spitzt er leis,
Komm, fick mich mit dem Mund und schmelz das lange Eis!

DIE LÜGNERIN

Nein, lass mich! Dieses Wort ist wie ein Streicheln tief,
Die Trügerische lacht so viel, so attraktiv.
So göttlich dieser Blick, wenn er Verletzung spendet,
Die Lippe oft so leis und doch im Meineid endet,
Und küsst doch oft so süß, unmenschlich unverhofft,
Beim Siegel treuer Lust und doch vergeblich oft.
Soll sprechen ich davon, in Wahrheit von dem Bösen?
Lös ich die Angst so auf, kann ich das Rätsel lösen?
Was willst du? Wofür hast du denn dein Herz geübt?
Zu sehr daran gewöhnt bin ich, dass sie nicht liebt!
Ich weiß es nicht. Allein nur selten zart gewähren
Mir deine Koserein ein Glück, zugleich erklären
Sie mir, dass unterm Kuss die Lüge ist versteckt,
Die Falle deines Trugs hat Tränen mir erweckt.
O du Verräterin, du sollst mich nicht verraten!
So tückisch und so schön, so schlecht bist du geraten!

GROLL
Erfindest du für ihn die Torheit voller Harm?
Wir ziehen jetzt uns an. O Groll in deinem Arm!
Mit Küssen liebst du nicht, mit immer süßern, lindern,
Vorwürfe täuschen vor den Ärger bei den Kindern!
Das Wort liebkost das Kind bis zur Verweichlichung...
Die unversöhnte Wut versüßt die Lästerung.

HASSLIEBE

Da bräuchte es Humor, der Willkür Heiterkeit,


(Viel schöne Brüste gibts!), die Ungerechtigkeit
Ist ihm bewusst, er schreit und flucht, er wird betrogen,
Denn du verdienst ihn nicht als Freier, dir gewogen.
Sein Herz ist allzu gut! Schwer ist der Torheit Joch!
Er hasst, Verfluchte, dich, und mehr, er liebt dich noch!

DIE TURTELTAUBEN

Die beiden Vögelein, die schönen treuen Tauben


Sich küssen. Ihren Gott sie lassen sich nicht rauben.
Auf ihrem schlanken Hals ein Köpfchen rund und ganz
Und weißer als der Schnee des weißen Leibes Glanz.
Die Stimme rein und sanft, wie Kinder ihre Seelen,
Die Augen klar, der Mund, der Mund darf auch nicht fehlen.
O Wanderer, vorbei an diesem Garten froh!
O schöne Tauben! Oh, so schöne Frauen, oh!
Da hielt er inne, um die Spiele zu betrachten,
Dann wandert weiter er, in seiner Seele Schmachten.
Er sagte: Fickt euch, fickt, ja fickt, ihr Täubchen rein,
Wie rein ist euer Herz, die Stimme ist so fein,
Wie schön dein schwarzer Kopf, wie schön dein weißer Busen,
Viel weißer als der Schnee, du Inbegriff der Musen.

DER SPAZIERGANG

Als nun die Frühlingszeit gemacht die Bäche nasser,


Zur stillen Abendzeit such du das frische Wasser,
Wie nonchalant und schön war der Spaziergang fein,
Sein Mund war offen und sein Atem frisch und rein,
Er spannt die Brust und grüßt, begeistert glühn die Augen,
Er ruft dich auf zum Kuss, dein Feuer einzusaugen.
Der Freier kommen kann, er muss nicht fürchten mehr
Den Erdengrund, der weich, dass er sich nicht beschwer.
Da über das Gesicht der feurig-jungen Blume
Ein Lächeln breitet sich vom innern Heiligtume,
Sein Hals trägt kaum den Kopf, sein Blick glüht inniglich,
Die Feueraugen glühn und sie verschlingen dich!
Und deine Wimpern kaum sich öffnen, dass es tagt,
Und Eros schmachtet, ach, so zärtlich und verzagt.

VENUS ERSCHEINT MIT IHREM KLEINEN EROS

Zu blumig ist der Strand von Knidos und von Zypern,


Ich habe Angst vorm Feind, ich sah die schwarzen Vipern,
Ich ging als Hirte auf das Feld von Syrakus
Und gab mit meinem Vers der Nymphe meinen Kuss.
Und Venus mir erschien, die Königin des Sphäros,
Und Venus brachte mir den kleinen Knaben Eros.
Die beiden lächelten. Nun, Hirte (Venus sprach),
Ich lasse meinen Sohn in deinem Brautgemach.
Die Süßigkeit vom Land ist sein und aus den Wäldern,
Zeig deine Weisheit du und leb sie auf den Feldern.
Und Venus ging davon. Ich glaub der Stimme lind,
Ich rief den Knaben an, das süße kleine Kind.
Ich sprach von meinem Glück, vom Frieden im Reviere,
Selbst ein Peneios reicht zum Tränken nicht der Tiere.
Ich sprach vom Weingott und vom Erntegott und Pan
Und von der Flöte auch, die meine Augen sahn.
Er hörte mir nicht zu, was ich ihm kund gegeben,
Er lehrte mich den Tanz und singend froh zu leben.
Wie lieblich war sein Kuss, der Himmelsschönheit Reich!
Die Himmlischen verliebt sind doch in Frauen gleich.
Der Venus Glut erglüht im Hades und auf Erden,
Zu lieben ist mir Lust und auch geliebt zu werden.
Wie überrascht ich ward! Wie süß des Gottes Lied!
Zu hören dieses Lied wird nie die Seele müd.
Mein Denken war verbannt und das was ich begehrte,
Doch nie verlor ich das, was mich der Knabe lehrte.
So triumphierte er, und seines Herzens Grund
War süß wie Honigseim und lieblich war sein Mund.
Er blieb im Herzen mir, dass er dort ewig bliebe,
Mein Mund und Herz fortan verkünden Gottes Liebe.

EROS AUF DEN FELDERN

Gott Eros liebt das Feld, so ward das Feld geboren.


Des Hirten Tochter dort, die Jungfrau auserkoren,
Die Herzensrose rot, ein Morgenrot, ein Wind,
Beim Neugeborenen gefunden ward, dem Kind.
Schlaf gähnte auf dem Mund, dem scharlachroten Siegel,
Da packte sie ihn fest bei seinem goldnen Flügel.
Ein Händchen schüchtern ward gefasst mit scheuer Lust,
War alles feucht von Tau, und legts an ihre Brust.
Das Feld blieb doch sein Reich mit allen seinen Prachten,
Der allen er gefällt, sein Seufzen und sein Schmachten.
Die schönsten Sonnen hier vergolden den Azur,
Und Wiesen gibt es hier und Wald in der Natur,
Der Strom bewegt sich hier mit Rauschen und mit Tosen,
Und in die Luft gepflanzt sind tausend rote Rosen.
Dort bei den Vögeln er setzt sich sehr gerne hin,
In kühlen Grotten wohnt des Kusses keuscher Sinn.
Die Musen und der Gott sind von der selben Mutter,
Der Dichter Stern, dem Land von Honigseim und Butter.

AN DIE GELIEBTE

Unsagbar, liebe Frau, dein Liebreiz, Seelengattin!


Dein Himmelreich ist gleich dem Himmelreich der Göttin!
Kannst du mich denken denn ohn Ganzhingabe, Frau?
Mich denken seelenlos und ohne Augen blau?
Nun, ich gesteh, sobald ich dich gesehen hatte,
Ich konnt nicht widerstehn, ich nahm dich wie ein Gatte!
Ich war entzückt, besiegt die menschliche Vernunft,
Mein Herz gehorcht fortan nur dem Gesetz der Brunft!
Der Unmut floh von mir, die Wonne wurde fruchtbar,
Nichts war mir sein Verlust, der Unmut war so furchtbar.
Ja, alles ich verlor in Einem Augenblick,
Dein Sklave wurde ich und so fand ich das Glück.
Die Schönheit sah ich an, sie, deren Reich nicht endet,
Von deiner Augen Licht war vollends ich geblendet,
Und deiner Stimme Klang verzauberte mein Ohr,
In deinem schwarzen Haar die Freiheit ich verlor.
Den Liebreiz sensitiv ich liebe anzuschauen,
Mein Schatz, du Sinnlichste der sinnlich-schönen Frauen,
Bewundert hab ich gleich dein Schönstes, liebes Weib,
Ich glaubte gleich, dein Herz so schön war wie dein Leib!
Das lohnte sich zu schaun! Und gleich dich anzubeten
Und dir zu huldigen als Muse des Poeten,
In allem sah ich dich, in allem offenbar
War deine Liebe, in mir nichts als Liebe war!
So lernte ich die Kunst der Liebe in der Gleichheit,
Die Tränen segnend, ich mocht sehr des Herzens Weichheit.
Vor Augen hab ich dich, vor Augen stets dein Bild,
In Herzens Mitte die Geliebte süß und mild.
Ja, meiner Liebe Blick entflammt von deinem Segen,
Ich atme, weil du liebst und nur noch deinetwegen!
Gott Eros liebt in mir, es lebt in mir der Herr,
Ich lebte länger, wenn ich nicht so lechzend wär.
Ihr, die ihr nicht gesehn des Liebchens Leibeswonnen,
Genießt die Gegenwart, ihr Wälder, Berge,Bronnen.
Ich leide ja so weit, wie schön ihr Name tönt,
Vergesse nicht die Lust, die unsre Zeit verschönt.

DER BANN

Die Geliebte:
Poet, es ist genug. Ich seh es lächelnd, zag,
Wie deine Illusion nur währte Einen Tag!
Und wenn du mit mir sprichst, nicht diesen Tag betrübe,
Willst werden du geliebt, so respektier die Liebe!
Ist dir die Müh zu groß, die deiner Schwäche frommt,
Das Übel du verzeih, das dir von andern kommt.
Bewahre länger nicht des Hasses Qual, Poete,
Wenn du auch nicht vergibst, doch trinke von der Lethe!
Und ist jetzt nicht vor dir die Frau, schön überaus?
Und wenn du einschläfst, schenk ihr einen Blumenstrauß.
Und die Erinnrung an die Torheit deiner Jugend,
Ist sie nicht süßer noch als deiner Weisheit Tugend?
Vereint spazieren gehn im Geist dein Auge sah
Die Blumen auf dem Berg von Südamerika.
Der grünliche Palast, der Espen Zittern rege
Weiß an dem Abend dir zu weisen gute Wege.
Und siehst du nicht den Schein des Mondes schön und warm?
Wie bog sich einst der Leib so weich in deinem Arm!
Da fandest du den Weg der launischen Fortuna,
Und über ihr ertönt Gesang von Jungfrau Luna.
Und was beschwerst du dich, da die Unsterblichkeit
Der Hoffnung mildert dir des Unglücks wehes Leid?
Auch hassen sollst du nicht der Jugendzeit Erfahrung,
Das Böse und den Hass, des Guten Offenbarung.
Schatz, Mitleid hab ich mit der ungetreuen Maid,
Die sehr in dir bewirkt des Todes Traurigkeit!
Belehre mich! Gott gab dein Herz doch der Madonne,
Nun rate, das ist das Geheimnis deiner Wonne!
Was war denn Gottes Plan? Die Maid, die ward dein Schmerz,
Das Schicksal wollte es, so brach sie dir das Herz!
Erschaffen ward die Welt, dass du sie kennst von Herzen,
Ein andrer sammelt ein die Früchte deiner Schmerzen.
Belehre mich! Die Lust so wie ein Traum verfließt,
Die Liebe schon verging, und bald die Wunde schließt.
Die Tränen logen nicht, die feuchten Herzensdiebe,
Beschwert sich auch die Welt, du aber kennst die Liebe!

Der Dichter:

Der Hass ist gottlos ja, des Grauens grauser Schmerz,


Die Schlange müd und faul, sie zischt in unserm Herz.
O Göttin, hör mich an und höre mein Gelübde,
Beim Schwarz der Mutter Nacht, bei deinem Aug, Geliebte,
Beim Funken dieser Frau, der Jungfrau auf dem Mond,
Bei Venus, die erglüht als Stern am Horizont,
Bei der Natur und bei des Schöpfers Huld, der leisen,
Der Stern schaut gern herab auf Liebende, die reisen,
Und bei dem Wiesengras, des Waldes grünem Wall,
Und bei der Lebenskraft und bei dem Strom im All,
Verbannen werd ich dich, nicht länger auf dich harren!
Die Liebe länger nicht aus mir macht einen Narren!
Ich schlafe nicht in der Vergangenheit! Enorm
Dein Name war mir süß und reizend deine Form!
Vergessen hab ich bald, wie meine Seele weinte,
Ich breche nun den Bann, der uns in Gott vereinte!
Mit letztem Tränenstrom ich nehme Abschied, Leid!
Und jetzt, o Muse, jetzt kommt unsre hohe Zeit!
Nun sing ein frohes Lied, wie wir in Lust geborgen,
Der Rasen war betaut, schön strahlte auf der Morgen.
Geliebte, komm zu mir, die ich im Garten traf,
Die göttliche Natur erwacht aus tiefem Schlaf,
Wir werden mit der Gott-Natura neugeboren,
Kommt Morgenröte schön vom Osten auserkoren.

IN DEINEN ARMEN

O Schwert des Ginster, o dein Arm voll heißer Triebe,


Das Kitz bläst deinen Arm, zu kneten deine Liebe, ,
Verschweige deinen Arm und die Hellsichtigkeit,
Beim Vögeln baden die Bereiche blind und weit,
Ich sprech des Pfeiles Holz, o Kind, von deinen Brüsten,
Geboren das Geschlecht, die Früchte voll von Lüsten.

MILCH

O schwere Bäuche, o wie Bienen faul der Wind,


Wie die Erinnerung, der Sturm gefärbt, geschwind,
Wie sind die Augen klar, Verheißung wird gehalten,
Geschwollen süß von Milch, von Honig die Gestalten,
Von oben cremig Milch, der Knabe wird gestillt,
Und von der Mitte Milch, die Rose ist gefüllt,
Ein kleiner Spritzer nur von flüssigen Opalen,
Der Tropfengeberin wir ihre Schätze stahlen.
Nicht fade Speise gib, der Vulva Pfeffer gib,
Der Strohhalm tief steckt in der Tonne mit dem Sieb,
Die Straße fördert das Delirium im Jammer,
Verzweifelt schüttelt sich die Motte in der Kammer.
Geduldig strecke in die Trüffel deinen Mund,
Verachte den Flakon zu deiner Freude und
Mit einem Meißel wirst du deine Schenkel meißeln,
Du schmachtest nach dem Salz der Vulva, dich soll geißeln
Der Griff, der lockert sich, ein schrilles Grunzen schreit,
Dein leuchtendes Gesicht kennt nur Zufriedenheit.
Und schwer und träge sind die Zeiten, die verwehten,
O Ammen, Mütter und o Schwestern von Sekreten,
Und andre Frauen schlank und jung und blond und nackt.
Doch mit dem Teufel sollst du schließen keinen Pakt.

DIE ROTE FAHNE

Der Straße Speise ists, die führen wir zum Maul,


Ich liebe Knoblauchquark und Zwiebeln, ich bin faul,
Verstummt das Radio, dann gehen schlafen alle,
Der Nachmittag ist träg, ein Ochse träg im Stalle,
Du zeichne auf dem Blatt der dicken Kutten Zwang,
Ein Toast und neues Blut und Zeit für die, die bang,
Am Abend hören wir die Hymnen oft, die frommen,
Wenn Männer wieder aus der Arbeitssitzung kommen,
Dann sind wir müde, doch wir kämpfen bis zum Tod,
Wir wickeln sterbend uns in unsre Fahne rot.

BEERDIGUNG

Grünweißer Wachs ist nur noch da, ihr Lieben,


Nach der Beerdigung die Blumenkränze blieben,
Die Weihrauchkerze raucht, die mir die Sinne raubt,
Ein wirklich Trauernder in seine Orgel schnaubt.
Nun jung und üppig sind nicht länger ihre Hüften,
Und die Erregung ist vorbei von ihren Düften.
Doch übermäßige Begräbnisriten lass!
Es bleibt doch nur der Duft der weiße Tulpe blass.
Die Erde offen steht und alles, Solarplexus
Und alles stirbt, ihr Leib, der liebte sehr den Sexus.

SIE IN MEINEN TRÄUMEN

In meinen Träumen ist die schöne Ruhestätte


In ihrem Lächeln süß, so niedlich und so nette,
Die Augen schauen klug und ihre Hand liebkost,
In meinen Träumen ist die schöne Frau mein Trost,
Und süß ruft sie mich an, mich fesselt ihre Mähne,
Die Augen lüstern schaun, fast beißen mich die Zähne,
In meinen Träumen ist die Frau, die hört mir zu,
Ich trink der Schwermut Trank, ich trinke ohne Ruh,
In meinen Träumen seh ich oft die Makellose,
Die Rose in dem Licht, das Licht in ihrer Rose.

DAS ERSTE TREFFEN

Das erste Treffen in dem Nest, da wir zusamm,


Was war das schrecklich doch und was für ein Programm,
Von vielen Freunden sprach zu mir die oft Betrübte
Und ich verschwieg vor ihr die heimliche Geliebte.

KOITUS DER ATOME

Es war ja nichts geschehn zur dunklen Nacht im Wind,


Kein Nervenkitzel sprach von Welt, die jetzt beginnt,
Ganz formlos, farblos ists und starr und ohne Lärmen,
Konfuse Keime in immensen Schatten schwärmen.
Und plötzlich, ohne Ziel, in Gottes lichtem Blick,
Es schauderte das Licht vor Dämmerung zurück,
Und die Atome sind der Liebe auserkoren,
Im ersten Koitus das Molekül geboren.
Und kopulierend war die Geistkraft wie betäubt,
Im Abgrund nun ein Schwarm trotz starker Strömung stäubt,
Das Leben im Abyss des neuen Alls vertrauend,
Den kleinen Embryo des neuen Weltalls schauend.
Wie quälend langsam sie sich streichelt voller Müh,
Der Körper drehte sich, anklammernd da hing sie,
Die Liebe unverhofft besaß subtile Sinne,
Ein leichtes Reiben wars, das war der Schatten inne.
Gekeimt ist alles, Pracht, o Morgenrot enorm,
Affinität von Sein, von Wesen und von Form,
Die Sonnen flogen hin und ferne die Kometen,
Die große Herde zog der leuchtenden Planeten.
Und leuchtend dreht der Spalt sich der Unendlichkeit,
Die Kugeln geil und rund, sie rollen lang und weit,
Die Seiten brennend von der Fruchtbarkeit und Liebe,
Vulkane spucken heiß das Sperma ihrer Triebe.
Die Elemente schwer verteilt von Gottes Hand,
In Pflanzen und Gebirg gekleidet ist das Land,
Die warme Luft umhüllt den Globus heiß mit Küssen,
Die Meere singen den Gesang mit blauen Flüssen.
Dann mitten in der Welt der dicken Grobheit Krieg
Und Grobe stehen stolz und Dicke schrein vom Sieg.
Das Meisterwerk der Lust erschien in der Victorie,
Und Gott war traurig und allein in seiner Glorie!

DRITTER TEIL

Du ganz alleine neben mir,


Das Auge stirbt am Horizont,
Des sexuellen Lebens Sieg,
Das will dich lieben ewiglich,
Der Hüften Kriminalität,
Die Nägel in dem rechten Fuß,
Da rissen sie die Bibel auf,
Die Nägel in dem linken Fuß,
Sie rissen auf den Sinai.
Die Frau ist eine Ewigkeit,
Unglücklich schrie ich mich im Weh,
Meine sexuelles Leben steigt
Und wird dich lieben ewiglich,
Wie eine Pflanze Fliegen frisst,
Mein Leben kletterte hinan,
Mit meinem Herzen ess ich Fleisch,
Und kariös ist mein Gebiss
Und deines Munds Beleidigung
Wird eben beißen in mein Fleisch,
Mein Blut fließt, fruchtbar ist das Land,
Dies ist es, wie ich sterben will.

Die Hand berührte deinen Rock,


Die weißen Lilien sind verblasst,
Doch ich erinnere mich gut
An früher, sommerheiße Haut,
Ein Feuer brennt in Mark und Blut.

Ein Spalt saust unter deinem Leib,


O Honig und der Öse Rot,
Rot wie das Feuer Griechenlands,
Wo Vögel fliegen in der Luft.

Karriere roter Feuersglut,


Des Wassers Nähe in der Stadt,
Der Stadt, die ungefüttert ist,
Wo die Bescheidenheit versinkt,
Der Windstoß aus der Ferne bläst.

Es raschelt reizend im August,


Das Fieber ist noch frisch im Geist,
Noch brennt in stiller Glut das Eis,
Verlorner Lippen heißer Durst,
Der Körper heiß und heiß das Blut!

Hier ist die Bucht der Beine bloß


Vor der verlornen Insel, wo
Vielleicht ein wenig Schnee zu sehn,
Geduldig wartend auf den Kopf,
Der ohne Denken etwas lallt.

Es spricht die dunkle Nacht zu mir,


Sie gibt mir keine Träume ein
Von schöner Frauen Transparenz,
Doch gibt sie mir dein lichtes Bild,
Erstickt wird dein Abwesendsein,
Der ich dich nicht verstehen kann.

Sie schaute aus wie ein Skandal!


Dein Leib ist nicht in meinem Arm
Und leise legt sich neben mich
Nur das Gespenst der nackten Haut.

Sie sagte mir: Ich liebe dich


Mit jener Kraft, mit der du liebst.
Ich bin nicht länger schlaflos nun
Bei deiner Nachtanwesenheit
Und deinem wahren warmen Blut.

O Fortschritt in der Haare Flut


Des großen Sternenkörpers, nackt,
So nackt wie ein kristallner See
Und so gespalten wie ein Baum.

Und Blitze in der kalten Milch,


Sie schimmern wie gefrornes Gold,
Wo eine Schlange trinkt den Trank,
Die Rote, die Gefangene.

Und schau der Oberschenkel Paar


Im dunklen Gras der Mitternacht
Und die Brillanz aus kaltem Stahl,
Gebunden an der Blume Kelch.

O duftender Spaziergang und


O klare Ritterrüstung und
Es stoppt der wilde Hurrikan
Der Beine Halle mit dem Tor.
Was ist für eine Rose dies,
Die zwei so feste Wurzeln hat
Und hat so wenig Blätter nur?
O Rose strahlender Brillanz!

Und wenn zuende geht die Nacht,


Dann hat des Blattes Farbe rot
Das makellose Spiegelbild.
O meines Körpers Einsamkeit!
O wildes Ficken in der Nacht!
Ein heißes Küssen ohne Mund,
Ein breites Bett, in dem du träumst.

Ich halt nun wieder meinen Mund


Nach dem erotischen Gedicht,
So lass es kommen und geschehn,
Die Zeit, da alles dies geschehn,
Als hättest du nicht existiert.
Ich habe dich doch noch gesehn,
Gesehen in der Hand der Nacht,
Empört, dass du so fern erscheinst,
Ein Strahl aus Milch, ein Feuerpfeil,
Ein Feuerpfeil der Sternenfrau.

O Herrin, du bist eine Frau


Mit An- und Ausziehn deiner Haut,
So frisch und voll von heißen Blut
Und voll von heißem Mark und Bein,
Die Liebe unaussprechlich groß,
Die ich zur ganzen Herde hab.

O Blätter, Blätter, Blätter, o


Die schöne Liebe und das Wort!
Und trennst du dich von meinem Lied?
O Kunst, o Schlamm, o Diamant!
Du blase meinen heißen Blitz!

Auf dem verlassnen stillen Weg


Der Freundin Haus eröffnet sich
Und eine strahlend weiße Hand
Voll Huld und Gnade kommt vom Mond.

Beginne mit dem Salbungsöl


Und voller heißer Sehnsuchtsglut
In der Verfolgung jenes Wegs
Inmitten ihrer Beine nackt.

Die tote Frau entdeckte ich


Nach vielen Gängen, manchem Gang,
Und stolze Stühle fielen um
Und Katzen waren ordinär.

Mit einem leisen Glockenspiel


Geknebelt haben wir das Blut,
Das frische Blut, mit hellem Klang,
Gefeiert in des Fiebers Glut.

Und wieder auferstanden,ja,


Entzündet unter deiner Hand,
Wir kleideten die Lippen rot,
Sanft auf den Lippen lag das Knie.

Und nur um Luna anzuschaun


Wir schauten durch das Fensterglas
Und sahn der Glieder sanfte Nacht
Und sahn verhindert unsre Lust.
Doch schob man dann die Pforte auf,
Des Hauses Hinterseite wars,
Und sanft bringt man der Liebe Boot
Demütig in des Hafens Port,
Und kalt drang ein der lange Blitz.

Es kann sich öffnen nicht mein Mund,


So dass du deinen Namen sagst,
Zu küssen deinen Rosenmund
Bin immer ich um dich besorgt.

Du meiner Worte letzter Schluss!


Den Hohlraum füllt der Liebe Glut.

Hier bist du innerlich in mir,


Du bist mein Speichel und mein Mund,
Mein angespanntes Schweigen du.

Die Augen zu, ich lieg im Staub.

Die Nacht ist wie das Morgenrot


Und dann des Fleisches großer Tag,
Dann will ich mich verschenken ganz,
Sind große Sonnen auf der Flucht.

Ich schlief, o schöne Liebe mein,


Mein Traum auf deinem Rosenmund,
Ein Umweg in der Dämmerung,
Wir traten in den Abflug ein.

Und leise sprudelte der Quell


Und schaurig schauderte das Laub
Und ausgewogen war die See,
O rücksichtslose Hochzeitsnacht!

Dies ist die Zeit, ich weine viel,


Und schwindlig wird mir auf dem Turm
Und Freudenglocken läuten laut
Und Sonnen singen Jubelsang.

Perfekte Flamme lodernd steil


Auf dem geheimen Inselreich
Und süß durchdringt die Süßigkeit
Den Schatten deines Angesichts.

Der Tag steht oben im Zenit


In seines Bogens Mittelpunkt,
O Hände voller Offenheit,
O Spur und Zeichen und Alarm!

Die Schale deines Körpers schön,


Die Himmelspforte bist du mir,
Ich glühe heiß in deiner Glut,
O wunderschöne Agonie!

Für Ziegenlederschläuche dies,


O aufgeblasner Trinker Schlund,
Der Gott der Reben spricht durch mich,
Ich winde auf den Wellen mich,
Erweitere der Sonne Kraft.

Nicht Eiche schmückt und Myrte schmückt,


Die grünen Wermutherden nicht,
Die Liebe füllt mich furios
Und Plutons Feuer brennt in mir.

In nackiger Verlorenheit
Grünt ihre lichte Stirne mir,
Bacchantin ist sie wild und nackt
Und ihre Flanken sind intakt
Und voll von tollen Ranken braun.

10

Des eleganten Zimmers Grund


Berührte den Gesalbten sanft,
Allein und stille sie liebkost
Ihm lässig seine große Hand.

Der Globus heiß, die Lampe matt,


Im Dunkel leuchtet dunkles Licht,
Und ihre Schläfen, ihre Stirn
Das reine Licht erleuchtet sanft.

Und ihrer langen Haare Flut,


Wo Wasser glänzt als ein Kristall,
Es rollt auf ihren bleichen Hals,
Verliert sich in der dunklen Nacht.

Und um die Schultern schimmert bloß


Des Büstenhalters schwarzer Samt,
Der Mond taucht aus dem Wolkenmeer
Und schwer und stürmisch ist die Nacht.

Bevor er überquert das Eis


Mit ruhigen Vergnügens Glück,
Ihr weißer Arm umfasst das Gold,
Den Büstenhalter legt sie ab.

Nur nett war er, war einfach nett,


Sein Auge glänzt von dem Porträt,
Und grausam fest ist seine Art,
Geheimnisvoll und voller Ruh.

Der Spiegel ähnelt einem Bild,


Der Meister malt den Liebenden,
Der Menschheitszukunft Opfer er,
Ganz klar auf dunklem Hintergrund.

Die Schönheit schön wird reflektiert


Und die Beschwichtigung, der Stolz,
Und prächtiger Toilette Prunk
Gefaltet sittsam wie im Schlaf.

Und diese Form der Wissenschaft,


Sie scheint zu saugen in sich ein
Für einer Ruh Lebendigkeit
Das Ding, das ewig dauern wird.

Und während diese Kreatur


Mit ihrem Schicksal hadert, wird
Vergöttlicht die Natur der Frau,
Ihr Fleisch mit all dem schönen Schmuck.
Der Spiegel zeigt im Schatten ihn,
Und der Geliebte langsam kam,
Der dunkle Rand der offnen Tür
Vertraut zeigt ihr sein Angesicht.

Sie drehte heiter sich herum,


In ihrer Falten Trauben schräg,
Dass schwer zu heben hinter ihr,
Und ihre Fersen sind entspannt.

Pfeil ohne Mitleid oder Zorn,


Die Klarheit ihrer Augen müd,
Die Stimme gleichberechtigt klar,
Sagt: Nein, ich liebe dich nicht so.

11

Profaner Wünsche Eitelkeit,


Bewahre uns die Liebe, Tod.
Die Blumen deines Busens welk,
Der Seele Blüten und Parfüm.

Die Arme Ketten sind aus Lehm,


Um deinen Hals gegossner Schmuck,
Zuvor zerbrochen ist dein Kreis,
Der gar nicht aufgeschlossen war.

Melancholie, o Nacht, o Haar,


Was nützt mir weiter denn dein Rausch,
Wenn in den Todesschatten taucht
Ein liebes Nichts für immer ein?

Der Taube Nasenflügel bebt,


Verachtet wird sehr schön der Stolz,
Zum letzten Mal Geruch des Grabs,
Du hast bereits gepocht ans Tor.

Der Lippen Lebensrosen, Blut,


Erfüllen dich bei unsrem Kuss,
Nachts brennen Feuer wie Kristall,
Die kurze Blüte trockne du.

Vergebliche Versuche dies,


Zwei Münder in Vereinigung,
Unendlich ist die Müdigkeit,
Fragil ist der Geliebten Brust.

12

Ausschweifungen sind nun Ruin,


Vergangenheit. Es war dein Kopf
Ein Heer von Engeln destruktiv,
Ich aber lieb dich auch für das.

Du kommst nicht. Bitte küss mich nicht,


Du, die dereinst war meine Braut.
Küss meinen Anfang, küss mein Ziel,
Du meines Lebens Süßigkeit.

Die Seelen sind nun ruiniert,


Ausschweifung wollten wir dereinst.
Geheimnis unser Schicksal ist,
Und ich, ich liebe dich für das.

13

O meine Frau mit Feuerhaar,


Gedanken wetterleuchtend hell,
Die Größe einer Sonnenuhr,
Mein Weib ist wie die Otter groß.
Und zwischen Tigerzähnen ist
Ein Mund, ein rosiges Bouquet,
Von Sternen eine letzte Schar,
Wie weiße Maus auf weißem Grund
Der weißen Zähne Impression,
Die Zunge Bernstein oder Glas,
Die deutsche Sprache sie erstach,
Die Zunge einer Puppe, die
Die Augen öffnet oder schließt,
Unglaublich spricht sie wie ein Fels.
Die Wimpern wie des Kindes Schrift,
Die Augenbraun ein Schwalbennest,
Mein Weib ist an der Schläfe schön
Und auf dem Treibhaus-Schieferdach.
Und um die Fenster Nebel wallt.
Champagner-Schultern hat mein Weib
Und des Delphines Brunnenkopf.
Gut passt das Bündchen zu der Frau,
Gefingert hat das Glückslos sie,
Herzdame hat sie ausgespielt,
Die Finger haben Heu gemäht.
Mein Weib mit Marder-Achseln scharf,
O Nacht, Johannes von dem Kreuz!
Die Arme Meerschaum und das Schloss,
Aus Weizen und aus Mühle sie,
Raketen vom Sylvesterfest
Die Beine meines Weibes sind.
Das Uhrwerk, der Verzweiflung Qual.
Die Brust das Euter einer Kuh,
Die Füße wie ein Anbeginn,
Champagner trinkt das Schlüsselloch.
Wie Gerste meines Weibes Hals,
Die Kehle wie ein Tal aus Gold,
Sie offenbart des Turmes Bett,
Die Brüste wie die Mutter Nacht,
Wie Maulwurfshügel ihre Brust,
Wie Tiegel aus Rubin die Brust,
Der Brüste Spektrum glänzt im Tau.
Der Bauch entfaltet sich am Tag,
Der scharfen Riesenklaue Bauch.
Der Rücken, eines Vogels Flucht,
Quecksilber glänzt im Gegenlicht.
Im Nacken der gewälzte Stein
Und Tropfen in des Trinkers Glas.
Erotisch Bauchtanz tanzt mein Weib,
Der Hüften Glanz, ein schlanker Pfeil
Und weißer Pfauenfeder Stiel.
Des Weibs Gesäß ist aus Asbest,
Mein Weib hat eines Schwanes Arsch,
Der Arsch ist für den Frühling gut
Und Gladiolen sexuell.
Ihr Sex, der Schnabeltiere Ort,
Ihr Sex, von rosa Zuckerguss,
Ihr Sex ist wie ein Spiegelbild.
Die Augen sind voll Tränentau,
Wie Regenschirme violett
Und wie die Nadel des Magnets,
Savannen-Augen hat mein Weib,
Wie Wassertropfen im Verließ,
Wie Bäume unterm Schlag der Axt,
Niveauvoll ist ihr Wasserstand,
Der Augen Feuer, Erde, Luft.

14

Es war dein Herz geschlossen ach,


Tu auf dein Herz, tu auf dein Herz,
Abdeckung stiller Glut dein Herz,
Entglitten ist dein leichtes Herz,
Du zählst den Sand in meinem Schlaf,
Verzauberst meine Müdigkeit,
Dein Haar ein Gitter zwischen dem
Geliebten Auge und dem Wein,
Dein Haar, es schimmert die Ardeche,
Dein Aug im Schatten stille steht
Und kalte Säulen auf dem Meer,
Dein Aug taucht in Vaucluses ein,
Pailletten rauben deinen Quell,
Dein Aug ist Regen auf dem Flug,
Und deine Arme ausgestreckt.
Die Geste für die Wäscheschnur,
Der Ernte Leinwand vor der Brust,
Die Wohnung der Erinnerung
Gehalten in den Wirbelwind.
Viel Marmelade trägt dein Arm.
Die Brüste Dünen in der Nacht,
Die Brust, die Hand von Arbeit rauh,
Es graben sich die Räder ein,
Du machst mir liebend ein Geschenk,
Wenn abends wir zur Ruhe gehn,
Du steckst die Nase in das Gras,
Der Seemann singt sein Nebel-Lied,
Die Brüste ungebunden frei!
Schlaflosigkeit, die Hand voll Mohn,
Die Hand gebunden an die Hand,
Ein Siegelring verheißungsvoll,
Die Hände reichen mir das Brot,
Die Hände rühren deine Huld,
Die Hüften schwankend wie ein Schiff,
Amphore mit dem Wein verlobt,
Die Fingerspitzen auf und ab,
Die blaue Schürze vor dem Bauch,
Des Luxus Seiden-Mitternacht,
Der Bauch voll Freude auf das Meer,
Die Oberschenkel Holland gleich.
Dein Kiel ist glücklich und dein Rumpf
Und alles riecht nach Pfefferminz.
Kuhhirtin, Hindin im April,
Gesunde Haut, die Slalom fährt
Auf Pisten in der Sommerzeit,
Dein Kleid ein bunter Blumenstrauß,
Auf einem Schulheft liegt ein Stift,
Dein Kleidchen ist ein Sonntagskleid,
In deinem Bett dein Morgen ist
Ein schlichtes Schwimmen in der Bucht.
Und hier bist du bereit gepflanzt
Auf deine Wollust, deinen Wahn,
Ich möchte deinen Feigensaft!
Neuschwanstein deiner Stimme Klang,
Wie heiliger Legenden Schrift,
Und deine Lippen sagen Ja,
Ich trinke deinen Speichel gern,
Der deiner Kindheit Lächeln fand.

15

Frau Fieber auf des Wassers Blatt


Sich öffnet und sich schließt und blüht
Wie eine Blume Japans schön.

Spaliere stimuliert das Spiel


Rund um die Haut, die leuchtet hell,
Und die Komplizen deiner Haut
Sind Blätter, Blätter rosenrot,
Die seufzen voller Weh im Herbst.

Ein Blumenblatt, ein Zeitungsblatt,


Inmitten zweier Buchten Schlafs,
Umarmt das goldne Flügelpaar,
Nicht rühren sie den feinen Staub
Von deiner Huld und Gnaden Laub,
Wir hören auf, wir hören auf.

16

Abbildung trotzt dem Wettersturm,


Verrückter Haare langes Seil,
Die Wände klaffen vor dem Wind,
Die Wellen tragen Arme sanft,
Der Fuß verstreut, die Hand verstreut,
Aufnahme der gebrochnen Brust,
Das Haar gelockt und ausgesetzt,
Ein Anfall, Ulmen-Feuer heiß
Der Liebe, die ich totgelacht,
Des kurzen Lebens Feuerbrand,
Wo du mich bettest in den Staub.
17

Ich möchte diese Verse widmen


Den Frauen allen, die wir lieben,
Für den Moment – Mysterium,
Für jene, die ich kenne kaum,
Ein andres Schicksal führte sie,
Für jene, die wir nie gefunden.

Und eine zeigt sich an dem Fenster


Und eine zweite vorm Balkon,
Flink wie ein Wiesel sie verschwindet.
Doch welcher Frau Figur ist schlank,
Ach voller Anmut, ach so schlank!
Die Überreste blühen fein.

Und die Begleiterin der Reisen,


Die Augen gleichen schöner Landschaft,
Sie machte mir die Wege kurz.
Nur du verstehst mich, du allein,
Und darfst noch steigen auf den Berg
Und halten meine Hand, Genossin.

Und dann die schlanke Tänzerin,


Beweglich, graziös der Leib,
Doch scheint sie traurig und nervös
In wilder Nacht des Karnevals.
Sie wollte bleiben unbekannt
Und kehrte nie zurück zu mir,
Sie tanzt auf einem andern Ball.

Für die, die schon ergriffen wurde,


Die lebt nun lange graue Stunden,
Die schloss sich einem andern an,
Ganz nutzlos ist mir ihre Torheit.
Doch lass dich sehen, Herrin Schwermut,
Mit einer hoffnungslosen Zukunft!

Gesehen hab ich liebe Bilder,


Enttäuschte Hoffnungen der Tage,
Ich habe morgen sie vergessen,
Solange noch Fortuna auftritt,
Kaum bleibt dies in Erinnerungen,
Wie wir gefolgt sind dem Verkehr.

Wenn du jedoch verpasst ihr Leben,


Man denkt mit etwas Neid daran,
All diese Fremden, die du sahest,
Die Küsse, die sie nicht gewagt,
Die Herzen, die dich warten ließen,
Die Augen, die dich nicht gesehen.

So in der Nacht der Müdigkeit,


In abgrundtiefer Einsamkeit,
O Geister der Erinnerung,
Ich weine, denn mir fehlt ihr Mund!
All diese schönen breiten Brüste,
Die ich nicht wusste festzuhalten!

18

O dunkler Dichter, eine Jungfrau


In deiner Burg der Seele spukt,
Du Dichter voll Verbitterung,
Das ist ein Leben nach dem Leben,
Es brennt die Stadt von dem Kometen,
Sie saugt den Himmelsregen auf,
Dein Stift kratzt in das Herz des Lebens.

O Wald! Es wimmeln blaue Augen,


Es wimmeln Augen auf den Rädern,
Das lange Haar im Sturm, o Dichter,
Den Sattel lege auf die Stute
Und lass die jungen Hunde bellen.

O blaue Augen, sanfte Zungen!


Es bläst der Himmel in die Nase,
Die rote Muttermilch ernährt mich,
Ich häng an deinen roten Lippen.
Doch Frauen haben harte Herzen
Und geben Essig meinem Durst.

19

Poeten heben auf die Hände,


Wo zitternd lebt das Elixier,
Am Tisch des Himmels das Idol,
Und fest fundiert ist das Geschlecht.

Laternenlicht, der Zunge Eis,


In jedem Loch an jedem Ort
Das Himmelreich lässt euch nach vorn.

Der Grund, des Pazifisten Seele,


Die Femininen hübsch und sexy,
Und kleine Kinder, deren Körper
Die Ahnen-Mumien ersetzen.
HYMNE AN MEINE GELIEBTE VENUS

Ich bin der Löwe in der VENUS

Ich wünschte du würdest mich lieben


Deine Aufmerksamkeit wünsche ich
Dass ich die Person bin die du bewunderst
Ich will mich verlieren
In dir

Du bist mein Kunstwerk


Ich sterbe in dir drinnen
Mit meinem freudigen Gefühl
Von deiner Perfektion
Du fragst mich
Warum siehst du mich so an?

Der Tod spricht zu VENUS

Ich werde VENUS mit einem Flackern der Reue schlagen


So verborgen im Exil bleib ich

Das Netz fing zitternde Beute


Blasende Traurigkeit flaches Grab
Abweisend faulen Gestank
Verschlossene Kästen von fauligem Leid
Blutgerinnsel versteckten Graben
Gemeine Sekrete
In Wolfsfell gekleidetes Mädchen
Murmelnde Beschwörungen
Aneinem zerbrochenen Zaun
Etwas Zorn
Gierig grausam
Schlaues geduldiges Weibchen
Zweigesichtiger Succubus
Handwerker mit gespaltener Zunge
Schlummernde Hexe
Fauler Wasserspeier
Der Vergeltung Glocken
Atem Feuer
Ausgesogene Wirbelsäule
Inkubus Engel Fötus
Dämon Teufel falscher Prophet
Unheimliche Mühe
Knochen bedecken den Boden
Der Tod spricht zum Sukkubus
Der Tod spricht zu VENUS
Es war ein Herbsttag ein frisches Aroma die Luft
Atmend tief ein war ich in einer Schlinge gefangen
Wie war ich in diese gefährliche Falle gekommen?
Ich war einfach nicht auf der Suche oder bewusst
Es war ein süßer klebriger Tau der wie Manna schmeckte
Dieser Honig-Nektar wandte mir den Kopf zur Gier
Ich verlor die Kontrolle ich ging mir aus dem Kopf
In einem seltsamen Blumenbett verließ ich meine Welt
Nun frage mich in einem tiefen psychedelischen Traum
Ich schwebe eifrig über einem Regenbogenstrom
Zartes frisches Fleisch das kühn & stolz ist
Anziehend die Beute mit seinem hellen Leichentuch
Freigegeben um verschlungen zu werden
Mein Zensor sagte mir ich werde entjungfert
Es waren seidig weiche Haare auf der ganzen Haut
Kommt ein schockierendes Ende?
Wenn niemand bemerkt hätte dass ich an diesem Ort verstrickt war
Es kann alles in Demütigung & Schande enden
Jetzt in der Tiefe habe ich alle Selbstbeherrschung verloren
Es war als hätte ein Dämon meine Seele gestohlen
Gerade da hob eine wachsame Schlange den Kopf
Sie sah mich an & zischte & sagte
Ich kann dich sehen du hast deinen Spaß gehabt
Jetzt ist es Zeit zu zahlen oder zu fliehen & wegzulaufen
Schockiert vom Traum sah ich meine Not,
Was er sagte war wahr ich habe meine Flucht unternommen
Glücklich entkommen mein Rat ist gut
Wenn du der VENUS-Falle entkommen willst
Bleibe keusch

Der VENUS Kind

Er macht mir Angst


& gleichzeitig bin ich geschützt

Er lässt mich klein werden


& fordert meinen intellektuellen Geist heraus

Er ist meine alte Flamme


Aber ich möchte dass er mein neuer Liebling ist

Warten auf was?

Ich bin verliebt in die Liebe


& weiß nicht was ich sage

VENUS im Taurus

Guten Morgen
Das Unkraut überzeugte mich
Nicht die schwarze Armbrust zu bewegen
Killerwale wollten tanzen
Aber ich stopfte sie mit Fäden voll
Knoten von Ebenholz & Fischnetzen
So hingen sie über meinen Körper
In der Nacht während meiner Reise
Sind sie auf der Suche nach mir oder
Sind sie auf der Suche nach dem roten Wulst
In meinem Zentrum

Brennende Holzmutter jetzt Patchuli


Schmilzt cremig wie VENUS schwingt ihre
Hüfte an den Feuerstellen des Aries
Sie endet auf der anderen Seite
Der Schmutzfingerhain der Immerbereiten
Der Stier chantet festhalten & berühren & treu bleiben

Guten Morgen
Wann ist die Sonne ihren Weg gegangen
Wie um die Hüften einer Seenymphe
Über Meilen & durch alle Winkel
War das eine dunkle Nacht

Bewahre dein Wasser ich bin eingewoben


Ich atme jeden Geschmack von dir
Ich berühre unendlich das Zentrum
So gesucht wie die Wände der Paläste
Wenn die Zunge die Lippen berührt
Ich reibe jede Farbe
Ich beobachte deinen Duft sanft
Alles über meine Hautpflege

Neige mich wie die Erde guten Morgen


Pflege mich wie die Trauben der Reben

O VENUS

Meine Tochter wird nicht von der Krippe


Zum Solarium kriechen

Sie wird lernen


Den Begriff der unnatürlichen Schönheit-Standards
Bevor sie das Alphabet lernt

Sie wird sich niemals vergleichen


Mit irgendjemandem

Sie wird sich nie vergleichen


Mit burlesken Tänzerinnen

Sie wird sich nie mit Cinderella vergleichen


Ariella Bella Hel Nein

Sie wird niemals streben


Das schwüle Sexkätzchen zu sein
Das verführerisch duscht
In Shampoo-Werbespots
Nein

Meine Tochter wird VENUS genannt


Göttin der Liebe Schönheit Fruchtbarkeit

Die schönste Frau die ich je gesehen habe


Sie ist prall vollmundig nackt breitbrüstig
Mit lockigem Haar verschleiert
Mit dem mons veneris

Göttin

Meine Tochter wird erwachsen


Um sexuell aktiv & tödlich schön zu sein

Mit langen Locken von wallenden Haaren


Wie ihre Mutter
Blauen Augen
& Sommersprossen

& wenn ich niemals schwanger werde


Meiner Schwestern Töchter
Werden meine Töchter sein
Die Hautfarbe von Zimt oder Schokolade
& genauso süß

Männer Frauen Knaben Mädchen


Werden über sie staunen
Verlieben sich in ihre strahlende Haut
Die wird niemals fotografiert aber ist immer echt

Als ob die Sonne vom Himmel herunterkäme


Um ihr das Licht des ganzen Universums zu geben

Sie wird ihren Körper so lieben


Wie meine Mutter mich gelehrt hat
Meinen Körper zu lieben
Ich zeige ihr Bilder von Marilyn Monroe

& sie wird diese Schönheit kennen


Sie ist kein Synonym
Für Schlankheit

Schönheit
Ist kein Synonym für
Sexy

Schönheit ist nicht durch Größe definiert


Oder Farbe
Oder Kleider

Sie ist definiert dadurch wie sie ausspendet


Ihre Liebe
& Licht
Jedem den sie trifft
Ohne Ausnahme

& sie wird nie daran zweifeln dass sie sehr geliebt ist

Ein Morgen mit der Liebes-Göttin

VENUS ist wieder da


Am südlichen Himmel der Dämmerung
Zwinkern ihre schimmernden Pfeile wo
Ganz bewusst ich war ihr Pfand
Zeuge dass dies Kitz zitterte

& mein kleiner Hirsch glitt bald


Um dann weg zu springen
Gejagt von abnehmenden Sternen & Monden
O so bald kam diese Pause des Tages
VENUS ging wissend dass ihre Liebe in die Irre führte

VENUS im Himmel

Der Himmel weinte


Der Himmel weinte
Der Himmel weinte
Der Himmel weinte
Während ich sprang
Während ich sprang
Nun sprang ich durchs Feuer

Seufzer schwitzen
Gib mir deine müde Hand
Drücke sie & schwer beladen
Das Licht hält uns hoch
In seiner linken Hand
& es wird gottverdammt sein der fremde Mann

Der Ernte-Mond veranlasste Wahnsinn


Der Revolutionär mit einer Gasmaske
Bestimmt
Die Befreiungsfront zu manifestieren
Schau mit mir die Sonne an
Einundfünfzig ich bin fertig
Leinwand-Dämonen
Senken die Lichter & entstehen
Wie wer den Himmel nicht küssen will

Mein Fräulein mein Rendezvous


Große Flitterwoche
Jetzt tanzen & trinken
Einander das Blut hingeben
Klingt das nicht lustig?
Ist es nicht süß?

Frage dich einmal


Lobe den Priester
Hure Mutter Bastard-Söhne
Mein tränenloser Mangel an Leidenschaft
Wiegt der Scheiße fantastische Tonne auf
Ich wünschte eine Frau würde kommen &
Verzehre mich eine Hostie
Von frischgesichtiger Inspiration
& dem Jahrgang verblasster Seele

Ich bin Homo Sapiens


Ich bin dein Freund
Einfach ein fauler Kamerad
Ich wohne in der Straße des Unglücks

& gebadet in Flammen


Zurückgegeben dem Äther
Woher ich gekommen bin
Unter der hässlichen Sonne
Fühle dich schön in den Slums

Ungeschehen machen

Gebet zu VENUS

O Große Göttin
Ich
Dein wahrer Verehrer
Vor deinen Altar krieche
Dich zu bitten
Gib dieser armen
Leidenden Seele
Auch einen Moment Erleichterung
Von dem demütigenden Gewicht
Dieser großen Liebe
Seiner süßen Qual
Der lähmenden Verzweiflung
Alles in eine große Masse des Gefühls verschmolzen
O barmherzige olympische
Große leidenschaftliche Göttin
Sende Hilfe
Zu diesem verlorenen & wandernden Anbeter
Einen Schimmer der Hoffnung
Um meine Seele zu erheben
& halte die Furien in Schach
Auf die gleiche Weise
Wie du Pygmalion erhört
& zum Leben erweckt
Seine wunderbare Statue von Galatea
Antworte meinem verzweifeltes Flehen
Göttin der Schönheit
Ich biete dir mein Selbst an
Ich werde mich bemühen wiederherzustellen
Deine wahre Anbetung
In dieser verfluchten Welt
Die hat die wahren Götter verlassen
Ich bringe alles auf was du brauchst
Wenn du mir nur deinen Segen gibst
Den Durst eines Sterbenden enttäusche nicht
Bringt mich aus Plutos Reich herauf
& lass mich in die Elysischen Felder
Große Göttin
Höre meine Bitte
Als Nachfolger deines Nachkommen
Cäsar
Ein Nachfolger zu seinen Lebzeiten
& ein Anhänger bis heute
Ich diene immer deinem guten Namen
O Große Göttin
Höre meine Bitte
Große & wunderbare Göttin
VENUS

O Hypothetische Helena

Hätte VENUS deine Schönheit


Adonis wäre sicher in der Schlange gefangen
Von ihrem schwarzen Haar

Des Narzissus Schatz


Denn die Absorption in der Schönheit
Hatte ihn besessen gemacht
Von ihren zärtlichen Brüsten

O VENUS Observa

Der Lotus ruft ein anderes Mal


Im Augenblick bring einfach deine Lippen zu mir
Ein Kongress der einfachsten Art
Doch durchdrungen von Fieber göttlich
Dieser verworrene Rahmen von Haut & Atem
Drängte auf seinen Kleinen Tod
Auf rollenden Meeren von Händen & Hüften
Die Synthese von Fingerspitzen
Meine zitternden Beine ein Testament
An einem Sonntag gut verkündet

Konjunktion von Jupiter & VENUS


Ich würde nicht immer begründen den geraden Weg
Müsste uns mit seinen niemals wechselnden Linien führen
& wir werden melancholisch ich würde machen
Den Grund meine Führerin aber sie sollte manchmal sitzen
Geduldig an meiner Seite, während ich verfolge
Die Labyrinthe der angenehmen Wildnis
Um mich herum sie sollte meine Ratgeberin sein
Aber nicht meine Tyrannin denn mein Geist braucht
Impulse aus einer tieferen Quelle als ihrer
& es gibt Bewegungen im Kopf des Menschen
Die sie mit Ehrfurcht sehen muss ich verneige mich
Ehrfürchtig vor ihr die mir diktiert aber nicht weniger
Halte ich mich an die schönen Illusionen der alten Zeit
Illusionen die Helligkeit über das Leben
& Herrlichkeit über die Natur schau auch jetzt
Wo zwei helle Planeten in der Dämmerung sich treffen
An dem Safranhimmel siehe den Kaiserstern
Jupiter & sie die aus ihrer strahlenden Urne
Gießt das Licht der Liebe lass mich glauben
Eine Weile dass sie für die Ziele des Guten erfüllt sind
Inmitten der Abendruhe zu verleihen Gnade
Männern & ihren Angelegenheiten & zu verteilen
Freundliche Einflüsse siehe sie erhellen was wir sehen
& schütten weiches Feuer aus die große Erde fühlt
Die Freude & die Ruhe der Zeit
Sanft ist der mächtige Fluss der fällt
Auf diese mächtige Stadt glättet ihre Front &
Glitzert & brennt sogar auf der felsigen Basis
Der dunklen Höhen die sie im Westen gebunden
& ein tiefes Murmeln von den vielen Straßen
Steigt wie ein Danksagung lassen wir daher
Dunkle & traurige Gedanken eine Weile es ist später Zeit für sie
Danach werden wir uns morgen treffen
Mit melancholischem Aussehen um unsere Trauer zu erzählen
& machen einander elend diese ruhige Stunde
Diesen wütenden gesegnete Abend geben wir
Fröhlichen Hoffnungen & Träumen von glücklichen Tagen
Geboren von der Begegnung der herrlichen Sterne

Genug der Dürre hat das Jahr ausgetrocknet & erschrocken


Das Land mit Furcht vor Hungersnot im Herbst noch
Werden Männer von unerwarteten Früchten froh
Der Hundsstern soll harmlos seine genialen Tage leben
Weich leise gleitend in die scharfe
& gesunde Kälte des Winters wer fürchtet
Die Pestilenz wird auf die reinen Strahlen blicken
& atmen mit Vertrauen die ruhige Luft

Embleme von Macht & Schönheit gut können sie


Leuchten am hellsten an unseren Grenzen & ziehen sich zurück
Auf dem Weg zum großen Pazifik markierend
Den Weg des Imperiums so in unserem eigenen Land
So lange der bessere Genius unserer Rasse
Nachdem er die Erde umfasste & seine Stämme zähmte
Soll er unter dem fernsten Westen sitzen
Am Ufer des ruhigen Ozeans & schauen zurück
Auf Reiche glücklich gemacht

Licht die Hochzeitsfackeln


& sage den frohen feierlichen Ritus der bestrickt
Den Jüngling & das Mädchen glückliche Tage ihnen
Das war heute Abend ein langes Leben der Liebe
& blühende Söhne & Töchter glücklich sie
Geboren zu dieser Stunde denn sie werden ein Zeitalter sehen
Weißer & heiliger als die Vergangenheit & gehen
Spät in ihre Gräber Männer sollen weichere Herzen haben
& schaudern vor den Metzgereien des Krieges
Wie jetzt bei anderen Morden

Unglückliches Griechenland
Genug von Blut hat genässt deine Felsen & gefärbt
Deine Flüsse tief genug deine Ketten getragen zu haben
Fesseln deinem Fleisch das Opfer
Von deinen reinen Jungfrauen & deinen unschuldigen Babys
& ehrwürdige Priester haben alles aufgegeben
Deine Verbrechen von altem in sich mischenden Lichtern
Es gibt ein Omen von guten Tagen für dich
Du wirst aus dem Staub aufsteigen & sitzen
Wieder unter den Nationen Dein eigener Arm
Soll dich erlösen nicht an Kriegen wie deinem
Die Welt nimmt teil sei es ein Streit der Könige
Despot mit Despoten kämpfend um einen Thron
& Europa wird in ihren Reichen gerührt werden
Die Nationen sollen den Gurt anziehen & fallen
Aufeinander & in all ihren Grenzen
Das Klagen der Kinderlosen soll nicht aufhören
Dein ist ein Krieg für die Freiheit & du
Musst es selbständig tun die alte Welt
Sieht kalt auf die Mörder deiner Rasse
& lässt dich dem Kampf & der neuen Zeit
Ich fürchte mich du könntest eine schändliche Geschichte erzählen
Von Betrug & Lust an Gewinn dein Schatzamt
& Missolonghi ist gefallen doch das ist dein Unrecht
Setze neue Kraft in dein Herz & deine Hand
& Gott & dein gutes Schwert werden noch arbeiten
Für dich eine schreckliche Befreiung

Die Barbie-Puppe & VENUS

Ich erinnere mich nicht


Wie ich sie zum ersten Mal sah
Aber ihr Bild hat mich nie verlassen
Sie ist die Perfektion selbst
Die VENUS von Botticelli
Schwimmt auf dem Meer
Ihr Haar fließt um sie
& ihre Kurven rufen den Betrachter an
Liebe mich
Barbie & ich antworten
Wir tun es
Wir sehen dich
& wir wollen du sein
Ich sehe Barbie an
& ich verspreche ihr
Diesen einen Tag
Ich werde euch beiden Gerechtigkeit erweisen
Ich werde Barbie sein
Ich werde VENUS sein

O VENUS in Blüte

Gefrorene Momente
Umarmung
Visionen von
Leuchtenden Wolken
Unprätentiös
Perlen tanzen
Die Glut des Gedächtnisses verweilend
Elegie der Tränen
Dieser Horizont selbst
Liegt tief in saturnalischer
Ruhe
& Frieden
Die Vaterschaft verloren

Das Kreuz der Mattigkeit


Bildung
Narben des Verlustes
Entfremdung
Vorwort geschrieben
Unausweichliche Autonomie
Irdener Schatz Unsterblichkeit
Fußspuren Migration
Von schönen Mädchen über mein
Überschwängliches Herz

VENUS Trio in voller Blüte


Ästhetische Anspielung
Kurzlebige Inkarnationen
Der Schönheit verderbliche Früchte
Den Plebejer überschreitend
Äther
Die Hermeneutik
Verratene Wünsche
Ambrosische Tyrannei
Der permutierte Durchgang
Genieße den Aufenthalt
Der geschickten Pilgerschaft

Lila Orchideen blühen


Unsterbliche Geschöpfe
Gipfel
In Perfektion
Von der Scheide
Beziehungsweise
Jeder Quelle
Singularität
Das Kontinuum
Der Pracht vermittelnd
Das Unantastbare
Ewigkeit begründend
Zeit & Essenz verschmelzend
Das jetzt schon & noch nicht
In eins
Umkreisendes Mosaik

Die verdächtigen Verehrungen


Eines Satellitenvaters
Beschwöre die Frau
Abwesenheit & Nähe
Führungen in
Not & Frieden
Ironisch
Trost &
Terror
Durchquerend
Den gleichen Weg
Stürzend aber
Tief die Tiefe des Schmerzes
Tiefer süßer
Der Geschmack der Lust

Empfängnis & Zeuge


Fenster in
Vorrangstellung
Oberfläche azurblau
Der Heilige
Unnachahmliche Schwerkraft
Der Größe
Mutter zierlich
Du bist
Lebendige Poesie
Gesehen & gehört
Kosmische Ordnung
Eine vermittelnde Heuristik
Zu lieben ist zu schauen
In dem Düsteren
Geschenk der Distanz
Kind der Wonne
Immerhin halte ich dich nicht fest

Schönheit & Fremdheit


Musik gefunden
In linearer Schönheit
Geheime Orte
Jenseits der Tangente
Beschränkung
Erweckende Phantasie
Unendlichkeit so nah
Wie sie fern ist

Tiefe Einsamkeit
Dissonanzen die
Sich lösen
Wahrnehmung
Der tertiäre Refrain
Exquisite Verse
& unvergleichlicher Schnaps
Erhabenes Trinkgeld
Türen der Kapitulation
Tochter
In Anbetung & Wunder
Ich halte dich fest

Der Kopf
Seitlich geneigt
Sie errötet
Sie ist Lehm der Berührung
Fleisch im Geist

Meine Finger
Wie Passagiere an Bord der Santa Maria
Erforschen eine neue Welt
Jeden Zoll
Jede Felsspalte
Jede Kurve

Sie ist die VENUS von Milo


Zeitlos
Klassisch

Empfindlich
Wie ein Band
Flatternd nach unten
Zog sie aus ihren Haaren
Die Leidenschaft des Geliebten

Ihre Brüste sind gut geformt


Bei den Inseln am Meer ich schwimme
& eine Kunstform ist geboren
Die einfachen Bewegungen
Oben
Unten
Hin & her
Gut durchdacht
Aber nicht choreographiert

Färbe sie
Wie die Rosen auf meiner Zunge
Verstrickt
Sie sprechen von Jugend
Naivität
Nervosität

Zurücktretend
& sie blüht zum Leben
Ein Denkmal liegt vor mir
Der Sterbliche wird
Die Unsterblichkeit erreichen

Perfekt
Ist sie
Vom Kopf
Zu den Zehen

O VENUS

Du liest dein Horoskop wie eine Bibelschrift


Zitierst den Skorpion wie Psalmen & Perikopen
Denke deinem Herzen kann nicht vertraut werden
Als ob die Sterne dich bitten nicht in deinem Ventrikel zu leben
& zu pumpen reine Energie durch deine Adern
Muster in den Sternen & Mustern in deinen Knochen bedeuten nicht viel Wenn du jede Nacht allein
verbringst
Aber ich bin eine Waage & du meine schöne VENUS verführe mich
Mit jedem Wort das von deinen Lippen fließt
& ich bin heute Nacht alleine wie ich mich frage
Ob wir jemals wirklich finden würden was gesucht wurde

Der VENUS Ausreißer

Schönheiten habt ihr dieses Spielzeug gesehen


Genannt Amor ein kleiner Knabe
Fast nackt mutwillig blind
Grausam jetzt & dann so freundlich?
Wenn er unter euch ist so was sagt er?
Er der ist VENUS Ausreißer

Sie wird es aber jetzt entdecken


Wo der geflügelte Schelm schwebt
Soll heute Nacht einen Kuss bekommen
Wie man es sich wünschte
Aber wer bringt ihn zu seiner Mutter
Soll diesen Kuss haben & einen weiteren

Er hat viele
Du sollst ihn unter zwanzig Jahren kennenlernen
Sein ganzer Körper ist ein Feuer
& sein Atem eine Flamme
Der ist so geschossen wie ein Blitz
Verwundend das Herz aber nicht die Haut

Bei seinem Anblick drehte sich die Sonne um


Neptun in den Gewässern wird verbrannt
Die Hölle hat eine größere Hitze gespürt
Jupiter selbst hat seinen Platz verlassen
Von der Mitte bis zum Himmel
Sind seine Trophäen hoch aufgestellt

Flügel hat er
Er wird von Lippe zur Lippe springen
Über Leber Nieren & Herz
Aber bleib nicht in irgendeinem Teil
Aber wenn das Glück seinen Pfeil vermisst
Er wird mit Küssen schießen

Er trägt einen goldenen Bogen


& einen Köcher hängend
Voll von Pfeilen die sich verbreiten
Dianas Pfeile er hat
Einen Kopf schärfer als andere
Mit diesem schlägt er seine Mutter

Immer noch die Schönste ist sein Antrieb


Wenn seine Tage grausam sein sollen
Liebhaber-Herzen sind seine Nahrung
& seine Bäder sind ihr wärmstes Blut
Nicht aber verletzen seine Hände die Horen
& er hasst nichts so sehr wie die Vernunft

Vertraue ihm nicht seine Worte sind zwar süß


Aber selten mit seinem Herzen treffen sie sich
Seine Praxis ist Betrug
Jedes Geschenk ist ein Köder
Nicht ein Kuss sondern vergiftet
& der größte Verrat ist in seinen Tränen

Leere Minuten sind seine Herrschaft


Dann macht der Stürmer seinen Gewinn
Durch die Präsentation von Mädchen mit Spielzeug
& hättest du sie geliebt
Das ist der Ehrgeiz des Elfen
Alle kindisch wie er selbst will er haben
Wenn ihr dies wünscht
Schönheiten seid nicht nur schön aber zeigt es ihm
Obwohl ihr einen Willen habt ihn zu verbergen
Nun wir hoffen dass ihr ihn nicht ertragt
Da hört ihr sein falsches Spiel
& das ist der VENUS Ausreißer

O VENUS

Dunkler Himmel flüsterndes Sternenlicht


Schleppende Pfeile funkelnde glitzernde Fliegen
Hände beleuchtet Finger des Mondes gefaltet
Kuss der Liebe
VENUS wird gehen
Ihren Weg

O VENUS

Hier bin ich


Im Kunstmuseum von San Antonio
& da steht sie
VENUS.
Ein lateinamerikanischer Künstler
Hat sie in Bronze gemeißelt
Fünf Fuß hoch
Ohne ihren Kopf
& wenn sie aus Fleisch & Knochen gemacht wäre
Sie würde mindestens 350 Kilogramm wiegen
Ich bin gefangen von ihrem Anblick
Meine Familie ruft dass sie weggehen
Dass sie jetzt mit der Kunst fertig sind
& ich bleibe auf dem Boden
Nach Luft schnappend
Sie sieht aus wie jemand die ich kenne

Meine VENUS

Die Ruhe rollte über unseren Körper


Eine See ohne Wellen
Die Vögel sangen ihr Lied
Es war in diesem Kristall Moment
Dass ich erkannte dass dies nicht verging

Das Gefühl wächst das Lied ist ein Chor


Der Abendhimmel ein Matisse
Lebendig & dynamisch.
Die Wolken tanzen

Deine Haare & Haut strahlen & lächeln


Du bist VENUS & ich bin dein Mond
VENUS ich liebe dich

Die Geburt der VENUS

Du warst in Bottocellis Traum


Daß du aus dem Meer gekommen bist
Surfend eine Muschelschale ans Ufer

Wenn es eine Art von Ding gibt


Das lässt dein Herz singen
Ist es ihre Schönheit
Du kannst sie einfach nicht ignorieren

Du bist eine Tochter der Mutter Natur


Dein Vater ist vom Himmel
Homer erzählte deine Geschichte aber du
Bist die Liebe meines Lebens.

O VENUS

Frau in Veilchen
Lasst uns der VENUS den Planeten der Liebe weihen
Pflanze einen Weinberg
Öffne ein Weinfass
Die Achse des Universums schau
Unter lila Himmel in einem Bett
Von lila Veilchen betrunken von lila Wein

O VENUS

Sterne schauend an dem frühen Winter-Vorabend


Jemand schickt mir eine Nachricht
Ist das VENUS die ich sehen kann?
Ja ich antworte ich merke nicht was geschehen war
Meilen zerteilt eine Sekunde in der Zeit
Beide blicken auf den Halbmond
& das Licht am Himmel

O VENUS

Du erstickst mich jedes Mal wenn wir uns berühren


Eine Rauchwolke die mich ohne Atem lässt
Ich will nichts mehr als bei dir zu bleiben
Aber deine Gegenwart tötet mich

Ich kann nicht viel länger um dich herum leben


Ich habe alles versucht was ich mir vorstellen kann
Aber unsere Zeit zusammen kommt & endet
& es endet es werden alle Brücken verbrennen

Ich habe von dir sehr wenig gelernt


Aber was ich weiß kann ich in Zukunft nutzen
So war es doch irgendwie nicht wahr?
Am Ende war es Wissen dass wir nachher fanden

Es gibt nichts was nicht gelernt werden kann


Durch Zeit & Ausdauer
Aber alles kann vergessen werden
Durch Zeit & Ausdauer

VENUS im Schnee

Noch-Geburtsgefühle die auf dem Schnee liegen


Wenn ich dich lächeln lasse werden klebrige Lippen loslassen
Nachgeburts-Empfindungen unter Hagel
Ich möchte das Blut aus dem Zahnfleisch saugen
Ich möchte dich berühren bis dein Körper veraltet ist

VENUS im Schnee je mehr ich dich schmecke


Je mehr die Echos in unseren Mündern langsam tönen
Baby fick mich wie ich gerade aus einem Koma erwache
Nichts mehr was ich will als dein Trauma zu sein

& ich muss mich nur in deinen Gefühlen begraben


& in der Dünung der getrennten Ozeane ertränken

Hymne an VENUS

O VENUS Schönheit des Himmels


Der tausend Tempel aufsteigen
Gute Falsche mit sanftem Lächeln
Voll von Liebe-verwirrenden Fäden
O Göttin von meinem Herzen entferne
Das Verschwenden von Kummer
& Schmerzen der Liebe

Wenn du jemals gehört hast


Ein Lied in sanfter Not
Zu meinem melodischen Gelübde
Sanfte Göttin erhöre mich jetzt
Steige herab du heller unsterblicher Gast
In all deinen strahlenden Reizen

Du hast einmal den allmächtigen Jupiter verlassen


& alle goldenen Dächer oben
Den Wagen deine lüsternen Spatzen zogen
In der Luft schwebend flogen sie leicht
Was meine Laube angeht so haben sie sich geirrt
Ich sah ihre zitternden Ritzel spielen

Die Vögel entlassend während du bleibst


Bring wieder deinen leeren Wagen zurück
Dann bist du mit mir göttlich mild
In jedem himmlischen Merkmal lächelnd
& fragst welche neuen Beschwerden ich habe
& warum habe ich dich zu meiner Hilfe gerufen

Welche Raserei in meinem Busen wütet


& durch welche Heilung wird sie gelindert
Welche sanfte Jugendliche möchte ich verführen,
Wer in meinem kunstvollen Herzen ist?
Wer macht dein zärtliches Herz verrückt
Sag mir mein Dichter sag mir wer

Obwohl sie jetzt deine sehnsüchtigen Arme scheut


Sie wird bald von deinem schrecklichen Charme beherrscht
Obwohl jetzt deine Opfer sie verachtet
Sie wird dir bald opfern
Obwohl sie jetzt friert wird sie bald brennen
& wird deinem Opfer folgen

Himmelsbesuch noch einmal


Deine bedürftige Gegenwart flehe ich an
In Mitleid komm & erleichtere meine Trauer
Bringe meiner ungehobelten Seele Erlösung
Gib deine verborgenen Brände
& gib mir was mein ganzes Herz begehrt

BRIEFE

Venus ist der Apfel. Im Paradies pflückte Eva wohl keinen Apfel vom Baum der Erkenntnis.
Vielleicht war es eine Quitte. Äpfel wuchsen damals nicht im Nahen Osten. Aber im Lateinischen
heißt Apfel malum und das Böse heißt auch malum. Daher die Rede vom Apfel. Adam blieb ja ein
Stück vom Apfel in der Kehle stecken, daher haben aufgrund der Erbsünde Männer den Adamsapfel
in der Kehle. Aber mein Sexidol Eva lebte halbnackt in ihrem Apfelgarten. Damals sah ich durch ihr
Hauchgewand ihre nackten Brüste. Da las ich einen Vers von Sir Philipp Sidney: Die Äpfel fallen
vom Baum vor lauter Huldigung deiner Apfelbrüste! Es gibt auch eine Statue, da die Madonna
ihrem süßen Knaben den Paradies-Apfel reicht. Und damit ist alle Schuld wieder gut gemacht. Die
Kelten sagten, die Toten lebten weiter in dem Apfelgarten Avalon. Die Germanen sagten, Iduna, die
Göttin der ewigen Jugend, habe die Äpfel der ewigen Jugend. Ich kenne Iduna aus der Ode von
Klopstock: Iduna Henssler... Das war ein junges Mädchen, das den alten Propheten bezauberte. Als
Kind habe ich immer, wenn ich Bücher gelesen habe, dazu die großen sauren Äpfel aus unserm
Garten gegessen. Wenn ich mit den katholischen Pfadfindern oder der Schule liebte ich besonders
die Golden Delicious. Wissenschaftler bestrahlten Apfelbäume mit radioaktiven Strahlen, dadurch
fand eine Gen-Mutation statt, und so entstanden die Golden Delicous: vollkommen rund,
gleichmäßig glänzend-grüne Schale ohne Flecken, ein saftiges weißes Fleisch, sehr frisch und
angenehm süß. Das ist die moderne Venus. Denn Venus lebt auch heute noch.

Venus ist die Muschel. Ich meine gelesen zu haben, dass das griechische Wort für Muschel und für
die Vulva das gleiche ist. Die Muschel ist ein Symbol für die Vulva. Im Deutschen sagt man ja auch
Muschi für die Möse. Venus tauchte aus dem Schaum und fuhr auf einer Muschel nach Zypern.
Botticelli hat die heilige Ikone der Venus auf der Muschel geschrieben. Wer diese Ikone in seiner
Wohnung aufstellt, in dessen Wohnung ist Venus gegenwärtig. Als ich mit Anna zusammen lebte,
hatte ich ein kleines Zimmer, an das sich eine kleine Kammer anschloss, in das eben ein Bett passte.
Das war Annas Kammer. An der Tür hing die Ikone der Venus auf der Muschel, und hinter der Tür
lag mein weiches, warmes Weib, immer willig zur Wollust! Als Eva mein Idol war, meine sexy
Hexe, da brachte ich ihr aus Sankt Pauli am Hamburger Hafen eine Muschelhalskette mit. Einmal
kaufte ich ihr in einem indischen Geschäft ein Muschelarmband. Die Venus lebt auch heute, so sah
ich in einem Musikvideo eine Sängerin im Minirock, mit weiblichen Rundungen, großen Brüsten
und langen blonden Haaren, die räkelte sich lasziv im Innern einer großen Muschel, die in der
Nacht auf einem nächtlichen Meer schwamm, nur beleuchtet von den Strahlen eines phallischen
Leuchtturms, und dazu sang sie mit erotischer Stimme ein Liebeslied. Botticellis Bild von der
Venus auf der Muschel schenkte ich auch einmal der vierzehnjährigen Eschata. Sie hatte lange rote
Locken, ein weißes Gesicht, einen rotgeschminkten Mund, sie trug einen Minirock mit bloßen
Beinen und Stiefeln an den Füßen. Einmal traf ich sie um Mitternacht am Hauseingang im
Nachtgemd, im kurzen seidigen Négligé, und ihre großen Brüste zitterten mir entgegen. Draußen
von der Straße rief laut ein junger Freier: Eschata, du geile Fotze! Sie war meine Lolita. Mit Anna
und Eva war ich auf der Nordseeinsel Baltrum. Dort las ich am Altar aus dem Propheten Hosea vor,
der Altar war aus einer Muschel gebildet. Es gibt auch einen Marien-Altar, da die Unbefleckte, die
Miterlöserin, auf einer Muschel thront.

Venus ist die Perle. Wenn in die Austermuschel ein Sandkorn eindringt und die Muschel innen
verletzt, sondert die Muschel einen Schleim ab, der das spitze scharfe Sankorn ummantelt und so
den Schmerz verringert, und so entsteht die Perle. Und so sagen die Heiligen und auch die
Therapeuten, dass unsere seelischen Wunden zu mystischen Perlen werden können. Jesus der
Philosoph erzählte: Ein Kaufmann handelte mit Perlen, einmal fand er eine ganz besondere Perle,
die besonders groß, schön und kostbar war, und er verkaufte seinen gesamten Besitz, um diese Perle
zu kaufen. Und diese Perle ist das Reich Gottes. Die Jungfrau Maria erscheint auf mit einer
Perlenschnur in den Händen. Diese Perlenschnur symbolisiert das Evangelium. Die Muslime beten
auf ihrer Perlenschnur die neunundneunzig Namen Allahs. Die Buddhisten meditieren auf der
Perlenschnur ihr Mantra: Om mani padme hum, das Juwel ist in der Lotosblüte, das heißt, Gott ist
in der Seele wie der Phallus in der Vulva! Andre meditieren über die Göttin Tara: Ave Tara, Amen.
Oder dir Kurzfassung des Ave Maria: Ave Maria Amen! Jakob Böhme hörte die göttliche Jungfrau
Sophia zu ihm sagen: Auf Erden bist du mein Verlobter, aber im Rosengarten des Paradieses im
Himmel geb ich dir meine Perle ganz hin. Diese Perle ist die Perle der mystischen Vereinigung.

VENUS ODEN

NACHTGESICHT DES SEHERS

Eines Nachts erwachte ich von dem Traume,


Da im Traum mir Venus erschienen, eine
Göttin, drei Personen von schönen Nymphen.,
Dreifach mich liebend.

Da war ich geritten auf einer Stute,


Meine große Traurigkeit überwindend,
Kämpfte gegen Bären und wilde Löwen,
Siegreicher Heros.

Dann bei einem Abendmahl saß ich schmausend,


Aller Völker Küchengerichte kostend,
Speise aus dem Osten, des Westens Speise,
Glich ich Lukullus.

Dann sah ich der Venus drei Priesterinnen,


Mädchen hieß die eine, die zweite Lotus
Und die dritte Gnade. Es liebten alle
Drei mich in Liebe.

Da die Priesterinnen erkannte meine


Seele in dem Nachttraum voll heißer Liebe,
Hab ich mich der Venus vereinigt mystisch,
Venus von Zypern.

Und ich sah die zyprische Göttin Venus


Vor mir liegen nackt und ich sah das Schamhaar,
Venushügel, Klitoris, purpurrote
Schamlippen offen.

Ich ergoss mich heiß in den Schoß der Venus,


Nektarströme flossen wie süße Säfte,
Und der Venus Muttermund nahm mich in sich
Und wir verschmolzen.

Da erwachte ich von dem süßen Nachttraum,


Las in des Propheten Orakel-Versen:
In der tiefen Mitternacht ich erheb mich,
Venus zu loben!

VENUS ANADYOMENE

Aus dem Meer getaucht ist die Schönheitsgöttin,


Nackt aus dem erotischen Elemente,
Immer seh ich Brandung, die Welle trägt die
Krone des Gischtes,

Schön die nackte Göttin, die Schaumgeborne,


Schamerfreute, jugendlich schönen Leibes,
Glänzend ihre Lenden und Oberschenkel,
Delta der Venus,

Schön die Brüste, groß und natürlich, runde


Granatäpfel mit den Rosinen-Spitzen,
Schlank die Taille, mächtig des Schoßes Becken,
Prall ist der Popo,

Aus den Augen funkelnde Sterne schauen,


Kusslich ihre schwellenden roten Lippen,
Lang die Haare, die wie Kaskaden fluten
Bis zu den Hüften.

Doch in all der Nacktheit ist sie nicht schamlos,


Keine ordinäre vulgäre Hure,
Nein, in Licht gekleidet, ganz in den Glanz der
Glorie göttlich,

Ja, in all der Nacktheit mit keuscher Aura,


Alles drängt die Heilige anzubeten,
Diese idealische Traumfrau, diese
Göttin der Männer!

VENUS PRIMITIVA

In der Eiszeit ehrten die Urweltmenschen


Venus Primitiva, die Magna Mater.
In der Felsenhöhle in Stein sie schnitten
Ihre Geliebte.

Dunkel war die Höhle, die Feuerflammen


Machten Felsen seltsam lebendig scheinen.
Tiefe Schauer heiliger Ehrfurcht hatten
Männer im Herzen.

Sind sie bei der Mutter im Felsgewölbe,


In der Kathedrale der Erde, ruhen
Männer an den mächtigen Mutterbrüsten
Göttlicher Liebe.

Liebe ist die Urgottheit voller Schönheit,


Von Gestalt ein Überweib, voller Leben.
Und die Menschen, alle der Göttin Kinder,
Liebten die Mutter.

Erste Gottheit, Schöpferin, Große Mutter,


Die Natur und Menschheit in deinem Schoße
Sind vereint, Geschöpfe der Ersten Liebe,
Fruchtbarer Mutter.

Durstig tranken Liebe sie aus den Brüsten,


Muttermilch zur Stillung des Liebeshungers,
Schöne Liebe strömte von großen Brüsten
Ihrer Geliebten.

Süßer Dienst der Göttin der schönen Liebe


Kultisch war Vereinigung mit der Vulva
Der Geliebten, auf dem Altar des Bettes,
Mystisch ekstatisch.

VENUS PANDEMOS

Schönes Volk von Griechenland, Demokraten


Feiern freie Liebe von freien Männern,
Liebe sei die Seele des Volks, der Geist der
Göttin Pandemos!

Freie Männer wählen die Volksvertreter,


Weiber-Kommunismus herrscht in der Polis,
Die Poeten lieben Hetären in dem
Kult der Pandemos.

Philosophen lieben nicht Ehefrauen,


Philosophen lieben Hetären, geistig
Und charmant und liebreizend sind die Frauen,
Bilder der Göttin.

Wenn Pandemos herrscht in dem ganzen Volke,


Gibt es keinen Bürgerkrieg unter Brüdern,
Die Gemeinde, ein Herz und eine Seele,
Lebt dann die Liebe.

Dann der reiche Bruder dem armen Bruder


Gibt von seinem Gut und die Ehemänner
Mit den Ehefrauen nicht länger zanken,
Kinder sind fröhlich.

Dann in jedem Hause ein Bild der Göttin


Ist der Hausaltar, dem die Frauen dienen.
Und des Staates Demokratie schwört Treue
Heiliger Liebe.

Mit Pandemos kommt dann die Freiheitsgöttin,


Da das Fleisch sich emanzipiert, die Weiber
Wählen und die Sklavinnen und die Sklaven
Werden zu Bürgern.

Mit Pandemos kommt dann die Friedensgöttin,


Wenn Pandemos herrscht auf Europas Insel.
Eine Liebesgöttin, ein Reich der Liebe,
Einheit im Glauben!

VENUS SOCIA

Meine Freundin, meine Genossin Venus,


Meine treue weibliche Kameradin,
Tapfer mir Verbündete in dem harten
Kampfe des Lebens!
Nicht nur in dem Himmel der Himmel lebst du,
Nein, umschwebst auf Erden mich, Geistesfreundin,
Du bist mein Treuliebchen und Bettgenossin
Nachts in den Träumen.

Göttin Venus Socia, meine Freundin,


Wenn der Freund, der Bruder mich kalt verleugnet,
Wärm ich mich am Glutofen deines Busens,
Liebende Schwester.

Andre Frauen schön sind in Lenz und Jugend,


Aber du, die himmlische Schönheit bist du,
Unbefleckt und makellos, immer blühend,
Ewiger Reize.

Wenn der Dichter einsam wie Eremiten,


Kommst du durch verschlossene Türen, Venus,
Störst mir nicht die Stille durch Weiberschwatzen,
Predigertorheit.

Wer hat eine bessere Freundin, Schwester,


Wer ein solches Mädchen wie ich, o Venus!
Du an meiner Seite, besteh ich alle
Leiden der Erde!

VENUS EXCELSIOR

Venus in den himmlischen Höhen, segne


Deine jungen lieblichen Erdentöchter,
Komm herab vom Himmel der Himmel, Mutter,
Göttin des Himmels,

Gieße deine Grazien aus, die Gnaden,


Und befrei die Frauen von den Dämonen
Quälerischer Eifersucht, Ehezank und
Schamloser Unzucht.

Führe deine Töchter durchs Tal der Erde,


Bis sie in den himmlischen Hafen kommen,
Führe sie mit Weisheit, Erkenntnis, Einsicht,
Göttin voll Weisheit,

Schenke ihnen Liebesglück hier auf Erden,


Segne ihren heiligen Bund der Ehe,
Segne ihr Begehren im Bett der Ehe,
Reines Begehren,

Lehre sie, sich keusch zu bekleiden, Jungfrau,


Dass gemäß der Würde der Frau bekleidet
Sie empfangen Ehrfurcht von guten Männern,
Liebe, Verehrung.

Lass die Frauen immer bedenken, Venus,


Dass nicht animalische Seelen, sondern
Menschlich sie sind Geistseelen und unsterblich,
Dass sie auf Erden

Sollen leben heilig und ohne Makel,


In der frommen Seligkeit ihrer Seele,
Um am Lebensende zu kommen zu der
Göttin im Himmel,

Dort zu schauen himmlische Schönheit, Anmut,


Charme und Zauber, göttliche Jugendreize,
In der Liebe Ewigkeit anzubeten
Dich, o Geliebte!

VENUS CREATRIX

Schöpferin, o Venus Creatrix, Göttin,


Aus dem Nichts hast du dieses All erschaffen.
Da war noch kein Himmel, noch keine Erde,
Als du geboren

Einen Keim Materie, einen Urkeim,


Wie ein Ei der Taube der Göttin Venus,
Dieses Ur-Ei legtest du in das Chaos,
Mutter der Schöpfung.

In dem Ur-Ei lebte der kleine Eros,


Göttlich seine Intelligenz befahl den
Kreaturen, sich zu entwickeln, Gott im
Innern der Schöpfung.

Ungestalter Urstoff hat sich entwickelt


In des Kosmos Evolutionen sprunghaft,
Die Natur ward Schöpferin ihrer selbst im
Geiste des Eros.

So wie ein Orgasmus der großen Venus


Hat das Weltall heiß sich entfaltet, glühend,
Wie des Eros Samenerguss des Kosmos
Kraft sich ergossen.

Venus, in der Emanation des Geistes


Voll des Eros kosmische Energie ist
Dicht geworden, stoffliche Welt und
Geistreiche Menschheit.

Schöpferin, o Göttin der Multiversen,


Königin und Schutzengel dieses Weltalls,
Das zentrale Feuer des Universums
Ruht dir im Schoße.

Du bist Alpha, Omega, Ziel und Ursprung,


Amorisation des gebornen Weltalls
Ist dein Wille, All, das aus Lust geboren,
Liebe soll werden!

VENUS URANIA

Diotima lehrte den Philosophen,


Wie man ehrt, Urania, deine Liebe,
Wie man schaut, Urania, deine Schönheit,
Die auf des Himmels

Treppe oben steht und den Segen spendet,


Und die Engel aufschweben, niederschweben
An der Himmelsleiter zum dritten Himmel.
Sphäre der Venus,

Paradies der liebenden Totengeister,


Himmelreich der Mutter der Schönen Liebe,
Schau, ich stehe hier vor der Himmelspforte,
Rüttle und rufe:

Venus, lass mich ein in den Liebeshimmel,


In das schöne Freudenreich über Sternen,
Lass mich in Elysium deine Schönheit
Anstaunend schauen!

O wie schön die Brüste von Phryne waren,


Schön war Alkibiades, goldner Knabe,
Schön war Diotima in weiser Rede,
Schöner ist Venus!

Wie die Weisen sagen, die große Göttin


Ist die höchste Liebe, die höchste Schönheit,
Ganz vollkommne Liebe, Idee der Schönheit,
Absolut herrlich!

Was ich Schönes jemals auf Erden schaute,


Sah ich Phryne, Lais und Thaos reizend,
Sah ich Alkibiades, sah ich Milon,
Alle die Schönheit

Find ich in den Urbildern wieder droben,


In dem Reich Uranias die Ideen,
Da die Ideale im Reigen schweben
Tänze der Engel,

Wenn in Lethe alle die Liebesleiden


Sind vergessen, und jugendlich auferstanden
Sind die süßen Freuden der jungen Liebe,
Ewig liebreizend,

Ewig süß und ewig liebkosend, selig


Wandeln dann die Liebenden an den Meeren
Von Kristall, vom mystischen Becher trunken,
Badend in Honig

Und in Milch, mit heiligen Geistesküssen


Küssen sich die Liebenden in den Himmeln
Und verschmelzen mystisch-erotisch in den
Betten der Venus!

VENUS RELIGIO

So hat es Empedokles uns gedichtet,


Dass in allen irdischen Elementen
Ist allgegenwärtig die Göttin Kypris,
Seele der Schöpfung.

Schau des Himmels heitere Bläue oder


Mutter Nacht mit Sternengefunkel, Mondschein,
Alles zeigt der göttlichen Kypris Schönheit,
Herrin des Äthers,

Fühl die Luft liebkosen die Wange, Zepryr


Oder Aura küssen die junge Flora,
Hör den Wind, Gewittersturm, Kypris redet,
Schwester der Lüfte,

Schau die reine Quelle im Tal der Berge,


Väterliche Ströme und Ozeane,
Schön die schaumgeborene Göttin ist es,
Keusch in dem Wasser,

Schau die Mutter Erde, den Sommergarten,


Mohn und Iris, Rosen und Hyazinthen,
Majestätisch stolze Gebirge an den
Brüsten der Mutter!

Auf dem schönen Antlitz der Mutter Erde


Liebe Menschenkinder voll Lust sich tummeln,
Mann und Weib in Freundschaft und Liebeswonnen,
Weisheit der Alten,

Schau die schöne Jugend mit ihrem Liebreiz,


Schlanke Mädchen, Weiber mit großen Brüsten,
Greise, silberhaarige weise Damen,
Liebe die Menschheit!
Opfern will die Menschheit der Großen Mutter,
Aber will nicht schlachten die lieben Tiere
Und nicht morden Kinder des Mutterschoßes,
Sondern der Göttin

Opfern Rosen wir und den Duft des Weihrauchs,


Mit der Menschheit opfert die ganze Schöpfung
Unser aller himmlischen Mutter, unsrer
Gottheit der Liebe!

VENUS MAGDALENA

Venus Magdalena von Galiläa,


In dem Galiläischen Meere badend
Deine nackten Glieder, Hetäre Gottes,
Schaumweiße Göttin,

Sahst du Adonai an dem Meeresstrande,


Diesen schönen Jüngling mit langen Locken,
Und du tauchtest nackt aus dem Schaum des Meeres,
Zu dem Geliebten

Tratest du und warfest dich vor ihm nieder,


Küsstest seine Füße, die langen Locken
Fielen Adoniai auf die nackten Füße,
Sanft ihn liebkosend.

Er zur galiläischen Göttin sagte:


Venus Magdalena, ich will dich machen,
Lieblingin, zur gallischen Liebesgöttin,
Venus von Gallien!

Aber Adonai ward vom roten Drachen,


Von der Schlange tödlich verwundet, Venus
Magdalena liebend umarmte ihren
Liebling am Pfahle,

Sie umschlang die Beine und mit der Zunge


Küsste sie den Toten, vom Pfahl genommen,
Legte man den Gottjüngling in den Schoß der
Jüdischen Venus.

Er ist auferstanden als Anemone


Im Adonisgarten, er war der Gärtner,
Venus Magdalena sein Rosengarten,
Mystische Rose.

Von den Küssen trunken berauscht des Jünglings


Fuhr auf einer Muschel des Mittelmeeres
Venus mit den anderen Charitinnen
Nackend nach Gallien,
Dort die südfranzösische Liebesgöttin
Tauchte aus dem Schaume des Mittelmeeres,
Trat ans Ufer, Lilien blühten unter
Magdalas Füßen,

Dann bestieg sie in der Provence den Gipfel


Eines Berges, der in den Himmel ragte,
Lächelnd dort sie predigte den Franzosen:
Lebt in der Liebe,

Gott ist Amor, lebt in der Liebe, liebt euch!


Dann begann zu tanzen die schöne Göttin,
Tanzend fuhr gen Himmel die Venus Frankreichs,
Kam zu der Hochzeit,

Venus Magdalena im Hochzeitsbette


Lag mit Adonai in Vereinigungen,
Selig in der göttlichen Lust verschmolzen
Venus und Jesus!

VENUS MADONNA

Von dem dritten Himmel herab gekommne


Frau, die mit der Sonne bekleidet, feinstem
Hauchkleid aus durchsichtiger Gaze um den
Körper aus Jade,

Wie die weiße Lilie in der Vase


Aus Kristall, Selene zu ihren Füßen,
In den schwarzen Haaren den Kranz von Sternen,
Schwan, Lyra, Adler,

In den Haaren sieben Plejaden, in dem


Kranz Asträa, Göttin gerechter Zeiten,
Und Orion, Freier Dianas, und die
Schöne Kallisto,

Kam die Himmelskönigin, die Madonna


Venus auf die Erde am Strand von Zypern,
Stand bei Paphos-Ktima mit nackten Füßen,
Schaum zu den Füßen,

Kam zum schönen Salamis, nach Neu-Paphos,


Kam zum schönen Marion, nach Kiklion,
Wo die Männer ihrer Madonna Venus
Bauten den Tempel,

Sie Madonna Aphroditissa nannten,


Ihr aus Brot und Traubenblut Opfer brachten,
Wo die Philosophen die Liebe lehrten,
Predigten Weisheit,

Nämlich Weise predigten Gottes Torheit,


Weiser als die Weisheit von Herrensöhnen.
In dem Tempel traf ich Corinna heute,
Da vor der Kanzel

Lauschend saß ich, betete voller Kummer


Zu der Göttin Aphroditissa, siehe,
Da kam zu mir meine Geliebte, küsste
Lang auf den Mund mich.

O Corinna, Aphroditissas Tochter,


Deine Küsse, süßer als Wein und Honig,
Hat geschickt zur Tröstung mir die Madonna
Aphroditissa!

VENUS MAGNA MATER

Unsre Gottheit Herrin ist Magna Mater,


Phryger nennen Kybele unsre Mutter,
Und ihr Sohn-Geliebter, der Jüngling Atthis
War ein Entmannter.

Große Mutter, mächtig sind deine Brüste,


Wie erhabne Berge mit Jadegipfeln.
Trunken in den Weinbergen singen wir der
Göttlichen Mutter.

Löwen den Triumphwagen kraftvoll ziehen,


Löwenjungen spielen um ihren Wagen,
Im Triumphe kommt zu uns unsre Mutter,
Siegreiche Liebe!

Unsre Mutter trägt einen Kranz im Haare,


Ihre Krone, das ist die Stadt des Himmels,
Ihre Krone, das ist die Mauer und die
Pforte des Himmels!

Komm, o Mutter, Gütige, Milde, Süße,


Lass uns trinken Trostmilch an deinen Brüsten,
In den paradiesischen Weinberg führe
Deinen Geliebten!

VENUS MAMMA MIA

Wenn die Kinder ohne Erbarmen ihrer


Herzenskalten Mütter erwachsen werden,
Kommst du, allbarmherzige Muttergöttin,
Nimmst dir die Kinder,
Birgst sie unterm Schutzmantel an den Brüsten
Und ernährst sie liebend mit Milch des Trostes,
O du sanfte Milde, o Herzgeliebte,
Gütige, Süße!

Kinder klammern flehend an deinen Rock sich,


Hör, in deine Ohrmuschel schlüpfen Kinder,
Betten sich in deinem geweihten breiten
Himmlischem Bette,

Wo du singst, des Wiegenlieds süße Muse,


Deinem kleinen Schätzchen und süßen Närrchen,
Wo du singst von himmlischen Paradiesen,
Kindlichen Göttern.

Venus Mamma mia, du machst die Kinder


Deines Herzens lächelnd zu Amoretti,
Knaben gleichen Amor und blondgelockten
Grazien Mädchen.

Du bist meine Mutter, ich kann nicht klagen,


Dass ich ohne liebende Mutter lebe,
Du bist meine Mutter, o große Venus,
Die du mich liebhast.

Wenn die Welt voll thrakischer alter Hexen,


Wenn die Weiber Furien werden, hilfst du,
Kommst und schaffst mir Frühlinge in der Seele,
Lüsterne Lenze!

Meine Vielgeliebte, o Mamma mia,


Ich, ich werde selber zur Göttin Venus,
Werde selbst zur Großmutter aller Kleinen,
Weil ich dir gleich bin,

Weil, o Frau, dein Mutterherz mir im Busen


Pocht und sagt mit jeglichem Schlag des Pulses:
Süßer Knabe, wie ich dich lieb von Herzen,
Sohn meiner Seele!

VENUS NATURA

Venus, große Gottheit Natur, o Mutter,


Du Natur und Wesen der tausend Wesen,
Mutter du der zehntausend Dinge, Herrin,
Höchstes der Wesen,

Venus, was ist deine Natur als Liebe?


Liebe ist das Wesen der Wesen, Liebe
Ist der Ursprung aller Geschöpfe und das
Ziel der Geschöpfe.

Weil die Wesen, Pflanzen und Tiere, Menschen,


Alle aus der Liebe geboren, leben
Alle in der Liebe und streben ewig
Nach der Vereinung.

Wie im Beet der Erdbeerbusch voller Liebe


Duftet zu dem Thymian süß hinüber!
Wie im Lenz der Schmetterling küsst der Rose
Schoß mit dem Fühler!

Wie der Jüngling anbetet die Verehrte,


Wie sich Mann und Frau in der Ehe einen,
Wie der Alte träumt von dem jungen Mädchen,
Innerer Psyche!

Wie die Tiere lieben – sie müssen lieben,


Sie gehorchen Venus in ihren Trieben!
Liebe führt die menschliche Willensfreiheit
Bis in den Himmel!

Venus ist die Liebe, der Mensch ist Liebe,


Die Natur ist Liebe, der Geist ist Liebe,
So der Mann liebt Dirnen und Ehefrauen,
Göttinnen, Jungfraun!

Oben im hierarchischen Universum


Steht die Göttin ewiger Liebe, liebend
Kommt von ihr die Weltseele voller Sehnsucht,
Sehnsucht nach Einheit,

Fernen kommen menschliche Seelen, strebend


Lustvoll nach Vereinigung in der Ehe,
Dann die ganze irdische Schöpfung sehnt sich
Nach der Vollendung!

Selbst der Wurm fühlt zuckende Wollust reizend,


Höchst sublim seraphische Geister glühen
Für die höchste Gottheit der Liebe oder
Venus Natura!

VENUS ANIMALIS

Wie im Eichenwipfel die Turteltauben


Treiben ihre ehlichen Liebesspiele,
Wenn verliebt der Täuberich schnäbelnd pickt den
Busen der Taube,

Wenn die Taube spreizt ihre weißen Schwingen


Und es kracht im Wipfel der Eiche, Liebe
Machen so die Tauben, es rollt ihr Gurren
Brünstige Worte,

Dann die Taube fliegt von dem Eichenwipfel


In die Krone schönen Kastanienbaumes,
Ruft den Gatten lockenden Girrens noch mal
Zu der Begattung,

Auf den Ruf der Gattin der Gatte eilig


Von der Eiche schwebt zum Kastanienbaume,
Wieder brünstig machen sie Liebe, tun die
Werke der Venus!

Wenn der weiße Schwan an dem Schwanenteiche


Ward von bösen Buben erschlagen, weinend
Sitzt die weiße Schwanin am Schwanenteiche,
Sucht nur den Tod noch,

Isst nichts mehr und trinkt nichts mehr, nur noch sterben
Will die Witwe, ihren Geliebten wieder
An des Himmels Teichen zu finden, Treue
Über den Tod noch.

Doch dann singt die Schwanin nicht Schwanenlieder,


Sie verstummt vor Schmerzen in ihrer Seele,
Hockt in blauer Dämmerung, voller Wehmut,
Schwermütig trauernd.

Aber in Elysium an den Teichen


In dem Park des Himmels der Gatte wartet
Voller Sehnsucht seufzend auf die Geliebte:
Komm, o Geliebte!

Venus liebt die Sperlinge auch und Spatzen,


Froh sind die geflügelten Himmelskinder,
Venus liebt die Kleinen, die heiterfroh sind,
Gerne gesellig,

Suchen sich ihr Futter am Rand des Weges,


Naschen ihre Körner und spielen müßig,
Sorglos, Mutter Venus ernährt sie, die nicht
Arbeiten müssen.

Heiter plaudern zwitschernd die kleinen Spatzen,


Baden ihre Flügel in reinen Pfützen,
Lachen wie die Engel im Licht der Sonne,
Glückliche Kinder!

Venus liebt den Wiedehopf auch, den Hudhud,


Venus gab dem Salomo die Begabung,
Hudhud zu verstehen, die Zions-Göttin
Venus Astarte,
Hudhud ward der Kuppler, zum weisen König
Führte er die Königin Sabas, Balkis,
Das war eine Koketterie der Weisheit!
Küsse der Weisheit!

Als die animalische Liebesgöttin


Schwamm herauf von Tyrus und Sidon nordwärts
Und nach Zypern kam an den Strand von Paphos,
Kluge Delphine

Haben sie begleitet mit hohen Tönen


Ihrer wahrhaft intelligenten Sprache,
Die Delphine legten sich voller Huld der
Göttin zu Füßen!

VENUS ADULTERA

Venus war vermählt mit dem alten Vulkan,


Der bei seiner Arbeit war alle Tage.
Da war Venus einsam, die schöne Dame,
Bis zu ihr Mars kam,

Der der Frau den Hof machte, ihr geschmeichelt,


Sie beschenkte, der sie verführte, lüstern
Sie begehrte, siehe, es juckte Venus
Lust in der Vulva.

Und sie ging und badete nackt im Bade,


Mars als Hausfreund stand vor dem Badezimmer,
Schaute Venus nackt in den Wasserströmen
Göttlichen Körpers.

So auch David einst auf der Dachterrasse


Sah die schöne Nachbarin nackend baden,
Göttlich schön gestaltet im Schauer, schaute
David Bathseba.

Und sie kam. Er wohnte ihr bei. Den Gatten


Schickte an die vorderste Kriegsfront David:
Fahr zur Hölle, Uria, du Hethiter!
Tod dem Rivalen!

Venus lag mit Mars in dem Lotterbette


Und er machte Liebe mit Venus kunstvoll
Und sie sagte: Gut ist dein Sport der Liebe,
Göttlicher Hausfreund!

Dieses sah der Sonnengott an dem Himmel


Und verriets dem Ehemann, dem Vulkanos,
Der ein Netz, ein goldenes, spannte übers
Lager der Wollust.

Und gefangen lagen die beiden Sünder,


Mars und Venus lagen im goldnen Netze.
Und Vulkanos lockte die andern Götter
Zu den Ertappten.

Phöbus sprach: Ich auch will mit Venus schlafen!


Und Merkur sprach: Göttlich der Venus Körper!
Lauthals die olympischen Götter lachten
Über die Nackten.

Venus floh nach Paphos, die Charitinnen


Ließen ihr ein Bad ein mit besten Düften
Und im Schaumbad badend die Venus wurde
Wieder zur Jungfrau.

VENUS IMMACULATA

Als der alte Vater im Himmelreiche


Ward entmannt vom göttlichen Sohn, die Sichel
Trennte ab den Phallus, die Hoden Gottes,
Was in das Meer fiel,

Wurde Schaum und zeugte die Aphrodite,


Diese unbefleckte Empfängnis Venus
Nennen wir die Sündlose, Makellose,
Immaculata.

Alle Weiber werden in Schuld geboren,


Ihre Existenz ist allein schon Sünde,
Und sie müssen Buße tun, Metanoia,
Sünden bekennen.

Nicht so Venus Immaculata, Reinheit


Ist sie und Vollkommenheit, ohne Sünde,
Ohne Flecken, Runzeln und Falten, immer-
Währende Jungfrau.

Prüde ist nicht Immaculata, lustvoll


Gibt sich Venus ihren Geliebten, Männern
Wie Adonis, Mars und Anchises und dem
Trunkenen Bacchus.

Aber nach den Liebesvereinigungen


Nimmt die Göttin Immaculata immer
Auf der Insel Zypern ein Bad in Paphos,
Marions Grotte.

Dort die Göttin Immaculata badet


Nackt in dem geheiligten Quell Fontana
Amorosa, so sie erneuert ihre
Keuschheit und Reinheit.

Drum die Göttin Immaculata nennen


Wir die immerwährende Jungfrau-Göttin
Und es nennen Weise sie und Poeten
Virgo intacta!

VENUS FRIGIDA

Einst die mittelmeerische Venus reiste


In das kalte Deutschland, zur kalten Ostsee.
Dort die Deutschen ehrten in alten Zeiten
Hertha im Bade.

Nun kam die französische Liebesgöttin,


Nackend in der Ostsee zu baden. Siehe,
Vor dem Kreidefelsen von Rügen stand sie
Frierend im Wasser.

Sichtbar war die Gänsehaut an den Armen,


War ihr voller Rosenmund blau vor Kälte
Und die Glieder zitterten, bebten fröstelnd.
Frierend die Venus

Wieder an den Strand trat und nahm ein Handtuch,


Trocknete die frierenden Glieder reibend,
Trocknete die Haarflut, die langen Locken,
Bis es ihr warm ward.

Aber denkt nicht, Venus Frigida wäre


Prüde und frigide beim Spiel der Liebe!
Nein, frigide sind nur die deutschen Frauen,
Nicht die Französin!

Die Französin, badend in deutscher Ostsee,


Diese Frau ist tausendmal liebestoller
Als die Deutsche, badend im Mittelmeere,
Die bleibt frigide!

Venus spottet über die deutschen Frauen:


Die Frigiden spielen nur mit den Männern,
Kalt von Herzen, äußerlich schöne Püppchen,
Langweilig lustlos!

Komm, o heiße Venus Frigida Frankreichs,


Deine Hitze wird unsre Kälte schmelzen!
Deutschland will ich weihen dem heißen Herz der
Venus Frigida!
VENUS ROSA MYSTICA

Venus ist erschienen vor meinen Augen,


Nackten Oberkörpers mit großen Brüsten
Schwebte sie am lichtblauen Himmel hoch auf
Schaumweißer Wolke.

Vor der rechten Brust eine weiße Rose


Hielt die Göttin, schneeweiße Reinheitsrose
Als Symbol der Freuden der jungen Göttin,
Mutter des Amor.

Vor der linken Brust eine goldne Rose


Hielt die Göttin, Zeichen der Himmelsschönheit,
Dass sie Himmelskönigin ist, beherrschend
Throne und Mächte.

Zwischen ihren Brüsten die rote Rose


Hielt die Göttin, Zeichen der Liebesschmerzen,
Zeichen heißer Leidenschaft, großer Leiden,
Blutender Herzen.

Und die Göttin öffnete mir den Himmel


Und ich sah die Straße des Lichts zur Sonne
Und ich sah im Innern des Himmels eine
Mystische Rose.

Diese schöne mystische Himmelsrose,


Hierarchie und Ordnung der Himmelsgeister,
Gab des Himmels Seligen ihre Throne
Je nach Verdiensten.

Und des Himmels Seligen in Spiralen


Kreisten in der mystischen Rose tanzend
Und im Tanz wie lachende Engel heiter
Lebten glückselig.

Diese reine mystische Himmelsrose


War die paradiesische Himmelsvenus.
In dem Schoß der Göttin die Geister lebten,
Venus vereinigt.

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