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E-Book aus dem Sprachenlernen24-Verlag:

Grammatik
des
Finnischen
Anwendungsorientiertes und systematisch aufbereitetes Lehrwerk

Regina Schwojer, Joonas Hemmi, Päivi Niemi, Raisa Laakso & Christine Tettenhammer

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 1


Inhaltsverzeichnis
Einführung in das Grammatiklehrwerk............................................................................................................7

Teil 1: Was Sie über die finnische Sprache wissen sollten


.............................................................................................................................................
9
Finnisch: Sprachgeschichte und Verbreitung...................................................................................................9
Unterschiede zum Deutschen..........................................................................................................................10
Finnisch: eine agglutinierende Sprache...........................................................................................................11
Ü wie Übung und P wie PassivWissen – Symbole im Lehrwerk...............................................................13
Das finnische Alphabet.....................................................................................................................................13
Buchstabieren auf Finnisch..............................................................................................................................15
Die Aussprache und Betonung im Finnischen..............................................................................................16
Anders als im Deutschen: Die Aussprache einiger Konsonanten.............................................................17
Die Aussprache der Diphthonge.....................................................................................................................18
Die Groß- und Kleinschreibung im Finnischen...........................................................................................19
Wichtige Abkürzungen im Finnischen...........................................................................................................20
Die Vokalharmonie............................................................................................................................................20
Der konsonantische Stufenwechsel.................................................................................................................22
Stufenwechsel Typ I und II..............................................................................................................................24

Teil 2: Die Substantive im Finnischen


.............................................................................................................................................
26
Grundwissen über das Substantiv im Finnischen.........................................................................................26
Singular und Plural der finnischen Substantive.............................................................................................26
Erster Überblick: Singular und Plural in allen Fällen...................................................................................27
Vokalveränderungen im Plural.........................................................................................................................28
Die Fälle im Finnischen....................................................................................................................................30
Grundlage für die Flexion eines Substantivs: der Flexionsstamm.............................................................30
Die Flexionstypen der finnischen Substantive I: Grundform auf Vokal.................................................31
Die Flexionstypen der finnischen Substantive II: Grundform auf Konsonant......................................32
Übersichtstabelle der häufigsten Flexionstypen der Substantive zum Ausdrucken................................34
Wer oder was? – Der Nominativ im Finnischen...........................................................................................35
Der Gebrauch des Partitivs..............................................................................................................................37
Die Bildung des Partitivs...................................................................................................................................39
Wozu braucht man den Genitiv?.....................................................................................................................41

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 2


Bildung des Genitiv Singular............................................................................................................................43
Die Bildung des Genitiv Plural........................................................................................................................45
Der Akkusativ: Nur bei Personalpronomen..................................................................................................47
Wann benutzte ich welchen Objektfall?.........................................................................................................47
Die Lokalfälle im Finnischen...........................................................................................................................49
Die inneren Lokalfälle.......................................................................................................................................50
Im Haus – Der Inessiv......................................................................................................................................50
Aus dem Haus – Der Elativ.............................................................................................................................52
Ins Haus – Der Illativ........................................................................................................................................53
Die äußeren Lokalfälle.......................................................................................................................................55
Auf dem Feld – der Adessiv............................................................................................................................56
Vom Feld – der Ablativ.....................................................................................................................................57
Auf das Feld – der Allativ.................................................................................................................................59
Alle Lokalfälle im Überblick.............................................................................................................................60
Die abstrakten Fälle...........................................................................................................................................61
Als Tourist – der Essiv......................................................................................................................................61
Millionär werden – der Translativ....................................................................................................................63
PassivWissen: Der Abessiv...............................................................................................................................64
PassivWissen: Der Instruktiv...........................................................................................................................66
PassivWissen: Der Komitativ...........................................................................................................................66
Gesamtübersicht über die finnischen Fälle....................................................................................................67

Teil 3: Die Adjektive und Adverbien im Finnischen


.............................................................................................................................................
68
Überblick über die Adjektive............................................................................................................................68
Attributiver Gebrauch der Adjektive: Anpassung ans Substantiv..............................................................69
Prädikativer Gebrauch der Adjektive: Verschiedene Fälle...........................................................................70
Steigerung der Adjektive: Überblick...............................................................................................................72
Besser, lustiger, breiter - Steigerung der Adjektive I (Komparativ)...........................................................73
Am besten, am lustigsten, am breitesten – Steigerung der Adjektive II (Superlativ).............................74
Unregelmäßige Steigerungsformen der Adjektive........................................................................................75
Überblick über die Adverbien im Finnischen...............................................................................................76
Adverbien: Ableitung vom Adjektiv...............................................................................................................77
Schneller, besser, weiter laufen: Steigerung der Adverbien.........................................................................78
Unregelmäßige Steigerungsformen der Adverbien......................................................................................79
Die wichtigsten Temporal-, Lokal- und Modaladverbien im Überblick...................................................80

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Teil 4: Das Verbsystem im Finnischen
.............................................................................................................................................
82
Überblick über das finnische Verbsystem......................................................................................................82
Die sechs Konjugationen des Finnischen......................................................................................................83
Heute und morgen – das Präsens....................................................................................................................86
Besonderheiten bei der Präsensbildung.........................................................................................................87
Sein, tun und nehmen: Die drei unregelmäßigen Verben...........................................................................90
Verneinung im Finnischen: Das Verneinungsverb.......................................................................................92
Ich gehe nicht: Die Verneinung im Präsens...................................................................................................92
Gesehen, gelernt, gemerkt: Das Partizip Perfekt..........................................................................................93
Ich habe gekocht, du hast nicht geholfen: Bildung und Verneinung des Perfekts..................................94
Ich kam, ich sah, ich siegte: Bildung und Verneinung des Imperfekts......................................................96
Die Besonderheiten der Imperfektbildung....................................................................................................97
Die Verwendung des Imperfekts und des Perfekts......................................................................................99
Ich hatte gekocht, du hattest nicht geholfen: Das Plusquamperfekt......................................................100
Geh weg! Helfen Sie mir! Sei nicht so frech! – Der Imperativ.................................................................102
PassivWissen: Imperativ der 1. und 3. Person.............................................................................................104
Würdest du weggehen? Könnten Sie mir helfen? Wenn er nicht so frech wäre! – Der Konditional 105
Der Konditional der Vergangenheit.............................................................................................................107
Man tut was man kann – Die Verwendung des Passivs.............................................................................108
Die Bildung der Passivformen.......................................................................................................................110
Lesend, gelesen habend – Partizip Präsens/Perfekt Aktiv.......................................................................112
Gelesen, zu lesen – Partizip Präsens/Perfekt Passiv..................................................................................114
Häufige Infinitive: Infinitiv I und III............................................................................................................116
PassivWissen: Infinitiv II und IV..................................................................................................................118

Teil 5: Die Pronomen im Finnischen


.............................................................................................................................................
120
Überblick über die finnischen Pronomen....................................................................................................120
Ich, du, wir, ihr: Die Personalpronomen im Nominativ...........................................................................121
Mir, mich, meiner: Die Personalpronomen in allen Fällen.......................................................................122
Mein und dein: Possessivpronomen und Possessivendungen..................................................................123
Dieses und jenes – die Demonstrativpronomen........................................................................................126
Das Reflexivpronomen „itse“........................................................................................................................129
Wir sahen einander, erkannten einander und liebten einander – Die Reziprokpronomen.................131
Fragepronomen – Eine Übersicht.................................................................................................................132

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 4


Für Personen: „kuka?“ – wer?........................................................................................................................133
Für Tiere und Unbelebtes: „mikä?“ – was?/welches?...............................................................................134
Für Unentschiedene: „kumpi?“ – welches von beiden?............................................................................136
Nichts und niemand: Die Negativpronomen..............................................................................................137
Unveränderliche Fragepronomen im Finnischen.......................................................................................140
Alles, jeder, manches: Die Indefinitpronomen...........................................................................................140
Die Sprache, die ich liebe … : Die Relativpronomen................................................................................144

Teil 6: Der Satzbau im Finnischen


.............................................................................................................................................
147
Überblick über den finnischen Satzbau........................................................................................................147
Aussagesatz I: Das Subjekt steht vor dem Prädikat...................................................................................148
Aussagesatz II: Das Prädikat steht vor dem Subjekt.................................................................................151
Aussagesätze ohne Subjekt.............................................................................................................................153
Die Verneinung.................................................................................................................................................153
Konjunktionen: Teilsätze verbinden.............................................................................................................155
Übersicht zu den Fragesätzen........................................................................................................................157
Puhutko suomea? Sprichst du Finnisch? – Die Entscheidungsfragen....................................................157
Wo? Wie? Was? Warum? – Die Wortfragen................................................................................................158
Präpositionen und Postpositionen................................................................................................................159
Die Anhängepartikel........................................................................................................................................162

Teil 7: Zahlen & nützliches Konversationswissen


.............................................................................................................................................
163
Ausblick auf den siebten Teil Ihrer Grammatik.........................................................................................163
Eins, zwei, drei: Die Kardinalzahlen.............................................................................................................164
Die Zahlen von eins bis zehn........................................................................................................................165
Die Zahlen von elf bis zwanzig.....................................................................................................................165
Die Zahlen von einundzwanzig bis einhundert..........................................................................................166
Die Zahlen über hundert................................................................................................................................167
Wie viel kostet das?: Währung und Bezahlen.............................................................................................168
Wie spät ist es? – Die Uhrzeit........................................................................................................................169
Erstens, zweitens, drittens: Die Ordnungszahlen.......................................................................................170
Die Wochentage im Finnischen.....................................................................................................................171
Die Monatsnamen auf Finnisch....................................................................................................................172
Den Wievielten haben wir denn heute? – Das Datum auf Finnisch ausdrücken.................................173
Die Jahreszeiten im Finnischen.....................................................................................................................174

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 5


Begrüßen und Verabschieden auf Finnisch................................................................................................175
Höfliche Wendungen auf Finnisch...............................................................................................................176
Einige Redewendungen des Finnischen.......................................................................................................177
Ländernamen, Nationalitäten und Eigennamen von Sprachen auf Finnisch.......................................177
Wer ist mit wem verwandt?: Die Familienverhältnisse..............................................................................180
Konversationswissen: Notfall und Krankheit.............................................................................................181
Ein Zimmer reservieren..................................................................................................................................182
Hallo ... wer spricht da? – Am Telefon.........................................................................................................183

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 6


Einführung in das Grammatiklehrwerk
Wir freuen uns,
dass Sie sich für den Finnisch-Kurs von Sprachenlernen24 entschieden haben. Bevor Sie nun mit dieser
Grammatik zu lernen beginnen, möchten wir Ihnen kurz erklären, wie diese aufgebaut ist und welches
didaktische Konzept hinter diesem Lehrwerk steht.

Der gesamte Kurs ist so angelegt, dass Sie nach Belieben zwischen verschiedenen Kapiteln des
Sprachkurses und dem Lehrwerk je nach Interesse und Lerngeschwindigkeit hin und her wechseln
können. Das bedeutet, dass dieser Kurs weitaus weniger wie ein klassisches Sprachlehrbuch oder ein
unterrichtsgestützter Kurs aufgebaut ist.

Die einzelnen Kapitel sind so aufgebaut, dass sie alleine und für sich stehen und zum Nachschlagen
und Lernen verwendet werden können. Sie können bei diesem Kurs somit alle Vorteile von
computerbasiertem Lernen nutzen. So können Sie selbst steuern, wie, wann und was Sie lernen.

Dieser Kurs ist anders als andere Lehrbücher

Dieser Sprachkurs beinhaltet eine systematisch aufgearbeitete Grammatik. Anders als zum Beispiel
Lehrbücher, die an jede Geschichte eine Grammatikeinheit knüpfen, möchten wir, dass unsere
Geschichten und Dialoge allein und für sich stehen können. Wenn Sie sich nämlich nicht mit der
Grammatik auseinandersetzen möchten, können Sie diese Sätze auch auswendig lernen und Sie werden
sich im Urlaub in Finnland verständlich machen können.

Wenn Sie sich aber ein solides Grundwissen des Finnischen aneignen möchten, finden Sie in diesem
Lehrwerk alle wesentlichen Phänomene der Sprache systematisch, nachvollziehbar und mit vielen
Beispielen illustriert aufgearbeitet.

Wir erklären die finnische Grammatik aus der Sicht „von Deutschen für Deutsche“

Unsere Grammatiken haben den Anspruch, Ihnen aus der Sicht „von Deutschen für Deutsche“ die
Grammatik des Finnischen näher zu bringen. Aus diesem Grund werden Sie immer wieder auf Sätze
stoßen, wie „anders als im Deutschen …“ oder „aus dem Deutschen kennen Sie …“ – hiermit wollen
wir Sie für Sachverhalte sensibilisieren, die im Finnischen anders oder aber genauso sind, wie im
Deutschen.

Diese Grammatik wurde zudem in enger Zusammenarbeit von deutsch- und finnischsprachigen
Muttersprachlern unter Beachtung aktueller sprachwissenschaftlicher Forschung erstellt. So werden Sie
bald ein sicheres Gefühl für Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Sprachen entwickelt
haben.

Wie ist dieses Lehrwerk aufgebaut?

Nun aber ganz konkret zu dieser Grammatik:


Um Ihnen den Einstieg zu erleichtern, wollen wir Ihnen in den ersten Kapiteln viel Wissenswertes zur
finnischen Sprache liefern. Im Anschluss daran finden Sie eine detaillierte Einführung in das finnische
Alphabet und die Aussprache.

Dann wird Ihnen systematisch die Grammatik des Finnischen vorgestellt. Als erstes erfahren Sie alles
Wichtige zu den Substantiven, zum Artikel, zu den Fällen und zu Wortarten wie Adjektiven, Pronomen
und Adverbien. Anschließend werden Sie sich intensiv mit dem Verbsystem des Finnischen auseinander

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 7


setzen. Dazu lernen Sie noch den Gebrauch von Präpositionen und Konjunktionen kennen.

Mit vielen alltagsrelevanten Beispielen werden wir Ihnen stets die Grammatik-Phänomene erklären. Wir
haben also versucht, in dieser Grammatik noch vieles mehr an zusätzlichem Vokabular unterzubringen.

Nachdem Sie also vieles über die unterschiedlichen Wortklassen erfahren haben, werden Sie sich mit
dem Satzbau des Finnischen beschäftigen.
Schließlich lernen Sie noch in der Fremdsprache zu zählen und erfahren, wie Sie die Zahlen konkret
anwenden können, beispielsweise bei der Bildung von Uhrzeit und Datum.

Den Schluss dieser Grammatik markiert ein Serviceteil mit gebündeltem Konversationswissen. Hier
lernen Sie beispielsweise, wie Sie Menschen begrüßen und verabschieden, wie Sie telefonieren, wie Sie
sich in Notfällen Hilfe holen können und wie Sie Ihre Familie auf Finnisch beschreiben.

Wir haben versucht, die Vorteile von Multimedialität und Hypertext in dieser Grammatik sinnvoll
einzusetzen. In den einzelnen Kapiteln finden Sie immer blau hervorgehobenen Links, die Sie zu
verwandten Kapiteln weiterleiten. So können Sie immer bequem und schnell weiterlesen.

Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß und Erfolg beim Lernen!

Christine Tettenhammer
Chefredakteurin Sprachenlernen24

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 8


Teil 1: Was Sie über die finnische Sprache
wissen sollten
Finnisch: Sprachgeschichte und Verbreitung
In diesem Kapitel wollen wir Ihnen einen ersten Einstieg in die finnische Sprache bieten und Ihnen
dabei einige nützliche Hintergrundinformationen zu Finnland und seiner Sprache geben.

Kleine Sprachgeschichte des Finnischen

Die finnische Sprache gehört zu der finno-ugrischen Sprachfamilie. Andere finno-ugrische Sprachen
sind zum Beispiel Ungarisch und Estnisch, Sami, Karelisch, Epsisch, Lüdisch, Wotisch und Livisch.
Samisch wird im nordskandinavischen Lappland gesprochen; die letzten fünf Sprachen werden im
Staatsgebiet Russlands gesprochen und sind vom Aussterben bedroht.

Die finno-ugrischen Sprachen sind alle sogenannte „agglutinierende“ Sprachen. Keine Sorge, wir
erklären Ihnen in einem eigenen Kapitel neben anderen Besonderheiten des Finnischen auch, was eine
agglutinierende Sprache ausmacht. In seiner Struktur unterscheidet sich das Finnische stark von den
indoeuropäischen Sprachen, zu denen zum Beispiel Deutsch oder Englisch gehören. Doch nicht nur
der Aufbau der Sprache ist anders, auch der Grundwortschatz ist nicht mit den indoeuropäischen
Sprachen verwandt. Das heißt für Sie als Finnisch-Lerner leider, dass es relativ wenige
Überschneidungen zwischen dem deutschen und dem finnischen Wortschatz gibt.

Die Sprachwissenschaftler sind der Meinung, dass Finnisch und andere finno-ugrische Sprachen auf
eine gemeinsame uralische Ursprache zugeführt werden können. Aus dieser Ursprache haben sich die
einzelnen Mitglieder dieser Sprachfamilie durch mehrere Spaltungen und Aufteilungen entwickelt. In
einer ersten Phase der Spaltung entstanden zwei Zweige: der finnische und der ugrische. Aus dem
ugrischen Zweig hat sich später das Ungarische herausgearbeitet. Während Finnisch und Estnisch
relativ nah verwandt sind, haben Ungarisch und Finnisch heute nur noch sehr wenig gemeinsam.

Die finnische Schriftsprache, wie wir sie heute kennen, stammt aus der Reformationszeit. Damals hat
Mikael Agricola, der Bischof von Turku, die Bibel erstmals ins Finnische übersetzt. Der zweite Vater
der finnischen Schriftsprache ist Elias Lönnrot, der im 19. Jahrhundert durch Finnland reiste und die
mündlich überlieferte Volksdichtung im Kalevala-Epos sammelte.

Bis 1809 gehörte Finnland zu Schweden, somit war Schwedisch die Sprache der Verwaltung und des
kulturellen Lebens im ganzen Land, während Finnisch eine eher untergeordnete Rolle spielte. Eine
Folge dieser Zeit sieht man im finnischen Wortschatz, welcher viele Lehnwörter aus dem Schwedischen
übernommen hat.

Von 1809 bis 1917 war Finnland ein autonomer Teil von Russland. Damals begann sich ein finnisches
Nationalbewusstsein zu entwickeln. Diese Nationalbewegung im 19. Jahrhundert hatte auch dem
finnischsprachigen Kulturleben einen neuen Aufschwung verliehen. Seit 1917 ist Finnland eine
unabhängige Republik mit einer eigenen Amtssprache, dem Finnischen.

Die Sprecher des Finnischen

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 9


Auf die Frage „Puhutko suomea?“ - „Sprichst du Finnisch?“ werden Ihnen rund 4,7 Millionen
Menschen mit „Kyllä.“ - „Ja.“ antworten. In Finnland sprechen ca. 4,1 Millionen Einwohner - das sind
92 Prozent der Bevölkerung - Finnisch als Muttersprache.

Ungefähr sechs Prozent der finnischen Bevölkerung sind sogenannte schwedischsprachige Finnen, die
Schwedisch als Muttersprache sprechen. Die 26.000 Einwohner auf der Insel Åland zum Beispiel
verwenden Schwedisch als einzige Umgangs- und Amtssprache. Außerdem wohnen in Finnland kleine
samisch- und russischsprechende Minderheiten. Offizielle Amtssprachen in Finnland sind jedoch nur
Finnisch und Schwedisch. Samisch hat den Status einer offiziellen Minderheitensprache.

In Schweden gilt Finnisch als amtliche Minderheitssprache und wird von rund 300.000 Menschen
gesprochen. Außerdem gibt es kleine finnischsprachige Minderheiten im Norden Norwegens, in
Karelien und in Estland. Auch nach Nordamerika sind viele Finnen ausgewandert.

Bevor Sie sich jetzt ins Studium der finnischen Grammatik stürzen, wollen wir Ihnen zunächst einen
knappen Überblick geben, was Sie erwartet und Sie gleich am Anfang auf einige Unterschiede zum
Deutschen hinweisen.

Unterschiede zum Deutschen


Viele Lerner gehen zunächst mit einer gewissen Angst ans Finnische heran. Sicher wurden auch Sie
schon in Ihrem Bekanntenkreis für Ihren Mut bewundert, sich an eine Sprache „mit ellenlangen
Wörtern und hunderttausend Fällen“ heranzuwagen. Da das Finnische den Ruf hat, eine schwierige
Sprache zu sein, fühlen sich viele Anfänger zunächst überfordert.

Wir möchten diese Sorgen ganz bewusst am Anfang ansprechen. Wir hoffen, gleich zu Beginn einige
Schwierigkeiten aus dem Weg räumen zu können, indem wir Sie auf einige wichtige Unterschiede zum
Deutschen hinweisen.

Finnisch ist ein Kinderspiel!

Zuerst aber die guten Nachrichten:


Viele schwierigen Phänomene, die Sie aus dem Deutschen kennen, fallen nämlich im Finnischen
komplett weg:

• Das Finnische wird im Prinzip genauso geschrieben wie es gesprochen wird.


Jeder Buchstabe steht für genau einen Laut und jeder Laut wird von genau einem Buchstaben
repräsentiert. Auch die Länge eines Lautes wird einfach durch einen Doppelbuchstaben
angegeben. (Mehr dazu lesen Sie in den Kapiteln zum Lautsystem oder der Aussprache.)
• Im Finnischen gibt es keine grammatischen Geschlechter wie im Deutschen.
Sie müssen also nie dazulernen, ob ein Substantiv männlich, weiblich oder sächlich ist. Auch bei
den Personalpronomen wird „er“ und „sie“ beides mit „hän“ übersetzt.
• Das Finnische kennt auch keinen Artikel, weder einen bestimmten noch einen unbestimmten.
Das Wort „salaatti“ kann also „der Salat“ oder „ein Salat“ heißen.
• Im Finnischen gibt es keinen Konjunktiv und kein Futur.
• Auch wenn das Finnische keine indoeuropäische Sprache ist, hat es doch einige Fremdwörter
aus diesen übernommen. Ihnen werden also trotzdem einige Wörter gleich bekannt
vorkommen. Achten Sie aber darauf, dass Fremdwörter konsequent in der Schreibung

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 10


angepasst und auf der ersten Silbe betont werden.

Beispiele zu finnischen Fremdwörtern und ihrer deutschen Übersetzung


hotelli Hotel
taksi Taxi
filmi Film
bussi Bus
filosofia Philosophie
radio Radio
salaatti Salat
stressi Stress
professori Professor

Einige finnische Kuriositäten

Wenn man eine neue Sprache lernt, gibt es immer ein paar grammatische Eigenheiten, die man
zunächst als sehr exotisch empfindet. Aber das macht ja auch den Reiz der Fremdsprache aus!

• Im Finnischen wird zum Verneinen eines Satzes nicht einfach ein „nicht“ eingefügt, sondern es
gibt ein eigenes Verneinungsverb „ei“. Das Verb, das man verneinen will, steht im Infinitiv.
Beispiel: sanon – ich sage; en sano – ich sage nicht.
• Um Besitzverhältnisse auszudrücken benutzt man nicht das Verb „haben“, sondern eine
Konstruktion mit „sein“ und dem Adessiv. Statt „Anna hat ein Auto“ sagt man also
gewissermaßen „Bei Anna ist ein Auto“ - auf finnisch „Annalla on auto.“
• Beim Anhängen der Endungen kommt es zu einigen lautlichen Veränderungen. Mehr dazu
erfahren Sie in den Kapiteln zur Vokalharmonie und zum Stufenwechsel.

Nun folgen einige Unterschiede, die Sie sich gut anschauen sollten. Wenn sie sich diese Sachen einmal
klar gemacht haben, wird Ihnen das die Arbeit an der übrigen Grammatik und mit Ihrem Sprachkurs
wesentlich erleichtern. Im nächsten Kapitel erklären wir Ihnen was eine agglutinierende Sprache
ausmacht.

Finnisch: eine agglutinierende Sprache


Wie wir zuvor bereits kurz angesprochen hatten, ist Finnisch eine „agglutinierende“ Sprache.
Was bedeutet aber „agglutinierend“?

Das bedeutet, dass ein finnisches Wort aus verschiedenen Bausteinen besteht, von denen jeder eine
bestimmte Information trägt. Diese Bausteine werden einfach an den Stamm „agglutiniert“ , also
„angeklebt“.

Lassen Sie uns das anhand eines Beispiels veranschaulichen:

pulloissannekin

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 11


Übersetzung der einzelnen Bausteine des Wortes „pulloissannekin“
pullo Flasche
i -n (Plural)
ssa in (Inessivendung)
nne euren (Possessivendung)
kin auch

Und damit heißt pulloissannekin „auch in euren Flaschen“!

Auch Verbformen lassen sich in verschiedene Bausteine zerlegen:

sanoisimmeko

Übersetzung der einzelnen Bausteine des Wortes „sanoisimmeko“


sano sag- (Stamm von sagen)
isi -t- (Zeichen für Konditional)
mme wir (Endung für 1. Person Plural)
ko ? (Fragepartikel)

Also heißt sanoisimmeko? auf Deutsch: „würden wir sagen?“

Natürlich ist das für Sie erst einmal ungewohnt.


Der Vorteil des agglutinierenden Sprachbaus ist aber, dass Wortformen sehr logisch und regelhaft
gebildet werden und Sie sich nicht mit vielen Ausnahmen auseinandersetzen müssen, wenn Sie das
Prinzip einmal verinnerlicht haben. Auch ein zunächst unbekannt aussehendes Wort lässt sich so in
bekannte Bestandteile zerlegen.

Die Bildung neuer Wörter funktioniert übrigens ganz ähnlich: Die Bausteine werden einfach
aneinandergeklebt.
Beispiel:
kahvi (Kaffee) + la = kahvila (Kaffeehaus)
sairas (krank) + la = sairaala (Krankenhaus)

Wenn Sie dieses Prinzip verstanden haben, können Sie sich auch viele noch unbekannte Wörter
erschließen.

Dadurch, dass gewissermaßen alle Informationen in einem Wort stecken, gibt es im Finnischen auch
viele Fälle.

Hochmut kommt vor dem Fall bzw. den Fällen

Finnland, das Land der tausend Seen und Finnisch, die Sprache der tausend Fälle? Ganz so schlimm ist
es dann doch nicht. In der Tat aber kennt das Finnische 15 Fälle.

Davon sind jedoch sechs sogenannte Lokalkasus (ortsanzeigende Fälle: Inessiv, Elativ, Illativ, Adessiv,
Ablativ, Allativ), die im Prinzip den deutschen Präpositionen entsprechen. Stellen Sie sich also einfach
vor, man würde die Präposition hinten ans Substantiv ankleben. „Im Auto“ heißt dann „autossa“, „im

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 12


Hotel“ wäre „hotellissa“.

Drei der insgesamt 15 Fälle (Abessiv, Instruktiv, Komitativ) sind so selten, dass sie „marginale Kasus“
genannt werden. Über diese sollten Sie sich also erst mal nicht den Kopf zerbrechen.

Wenn man den Essiv und den Translativ kurz außen vor lässt, gibt es also vier Fälle, die man wirklich
draufhaben muss: Nominativ, Genitiv, Akkusativ und Partitiv. Das kann Sie als deutschen
Muttersprachler doch nicht erschrecken, oder?

Im nächsten Kapitel wollen Ihnen kurz einige Symbole erklären, die wir in diesem Lehrwerk
verwenden, um Ihnen den Umgang mit der einschüchternden finnischen Grammatik ein wenig zu
erleichtern .

Ü wie Übung und P wie PassivWissen – Symbole im Lehrwerk


Hoffentlich fühlen Sie sich jetzt nicht völlig überfordert. Denken Sie daran, dass es wichtig ist, erst zu
verstehen und zu erkennen, bevor Sie eine neue Struktur anwenden. Konzentrieren Sie sich am Anfang
auf zentrale, in der Alltagssprache häufig vorkommende Phänomene und hängen Sie sich nicht an
Ausnahmen und grammatischen Feinheiten auf.

Wir haben uns bemüht, dieses Lehrwerk in kleinen, einfach zu verstehenden Schritten und Abschnitten
aufzubauen und immer wieder Übungssequenzen einzufügen. Diese haben wir mit einem Ü markiert.

In diesem grammatischen Lehrwerk wollen wir Ihnen darüber hinaus auch helfen, Wichtiges von
weniger Wichtigem zu unterscheiden. Deshalb werden wir im Lehrwerk kennzeichnen, welche
grammatischen Phänomene Sie wirklich beherrschen müssen und welche Sie nur passiv brauchen.
Abschnitte, die Sie als Anfänger nur verstehen, aber nicht anwenden müssen, oder bei denen es sich um
seltene Phänomene handelt, haben wir mit einem P wie „Passiv-Wissen“ gekennzeichnet.

Nach dieser kleinen Einführung sind Sie jetzt bestens ausgerüstet um loszulegen.

Als erstes beschäftigen wir uns mit dem finnischen Lautsystem und dem Alphabet.
Aber keine Sorge, gleich im Anschluss folgt ein weiteres Kapitel zu Besonderheiten bei der finnischen
Aussprache. Dort haben Sie sofort Gelegenheit das Gelernte anzuwenden und umzusetzen.

Das finnische Alphabet


Wie Sie sicher schon wissen, wird Finnisch mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Das heißt, Sie
müssen keine neue Schrift lernen.

Der einzige neue Buchstabe ist das å, welches allerdings nur in Fremdwörtern vorkommt. Auch die
Buchstaben b, c, f, q, w, x, z sowie Buchstabenkombinationen wie „ch“ oder „sch“ treten nur in
Fremdwörtern auf.

Insgesamt gibt es im finnischen Alphabet 26 Buchstaben:


8 Vokale (a, e, i, o, u, ä, ö, y) – wobei das Y so ausgesprochen wird wie das deutsche Ü – und 13

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 13


Konsonanten (d, g, h, j, k, l, m, n, p, r, s, t, v).

Eine Übersicht über das Alphabet und Hilfestellungen zur Aussprache finden Sie in dieser Tabelle:

Das finnische Lautsystem


Buchstabe Kommt vor im Hinweise zur Aussprache: wie im deutschen
finnischen Wort ... Wort ...
A, a haara (die Gabelung) [a] Anfang
B, b bensa (das Benzin) [b] Banane
D, d side (die Binde) [d] Decke
E, e hevonen (das Pferd) [ε] wenn
F, f firma (die Firma) [f] Fenster
G, g gorilla (der Gorilla) [g] gestern
H, h halpa (billig) [h], nie als Dehnungs-H Haus
I, i hiha (Ärmel) [i] Brille
J, j maja (die Hütte) [j] jeder
K, k aika (die Zeit) [k], weicher als im Deutschen Laken
L, l kylmä (kalt) [l] laufen
M, m marja (die Beere) [m] Milch
N, n sieni (der Pilz) [n] Monat
O, o omena (der Apfel) [ɔ], immer offen toll
P, p apina (der Affe) [p], weicher als im Deutschen Mappe
Q, q Qatar [k], weicher als im Deutschen kaufen
R, r reikä (das Loch) [r], immer gerollt, wie im Ratte
Bairischen oder Schottischen
S, s satu (das Märchen) [s], immer stimmlos, wie das Fass
deutsche S am Wortende
T, t sateenkaari (der [t], weicher als im Deutschen Tisch
Regenbogen)
U, u kuu (der Mond) [u] Mutter
V, v laiva (das Schiff) [v], wie das deutsche W Wolle
W, w watti (das Watt) [w] Wasser
X, x luxemburgilainen [ks] wachsen
(luxemburgisch)
Y, y mylly (die Mühle) [y], wie das deutsche Ü Mühle
Z, z zeppeliini (der Zeppelin) [ts] ziehen
Å, å Åland (Åland-Insel) wie ein offenes O Småland

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 14


Das finnische Lautsystem
Ä, ä mäki (der Hügel) [æ], offener als das deutsche Ä Engl. hat
Ö, ö pöllö (die Eule) [œ], immer offen Hölle

Jetzt, da Sie eine Übersicht über alle finnischen Buchstaben haben, wollen Sie sicher auch wissen, wie
Sie beispielsweise Ihren Namen auf Finnisch buchstabieren.

Buchstabieren auf Finnisch


In diesem Kapitel lernen Sie das finnische Alphabet aufzusagen und zum Beispiel Ihren Namen zu
buchstabieren.

A, a (aa)
B, b (bee)
C, C (see)
D, d (dee)
E, e (ee)
F, f (äf)
G,G (gee)
H, h (hoo)
I, i (ii)
J, j (jii)
K, k (koo)
L, l (äl)
M, m (äm)
N, n (än)
O, o (oo)
P, p (pee)
Q, q (kuu)
R, r (är)
S, s (äs)
T, t (tee)
U, u (uu)
V, v (vee - wie deutsches W)
W, w (tuplavee/kaksoisvee)
X, x (äks)
Y, y (yy - wie deutsches Ü)
Z, z (tseta)
Å, å (ruotsalainen oo)
Ä, ä (ää)
Ö, ö (öö)

In einem finnischen Wörterbuch befinden sich übrigens die Buchstaben Å, Ä und Ö ganz am Schluss.

Lesen Sie sich nun folgende Beispiele durch!

Beispiele: Buchstabieren auf Finnisch

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 15


Voisitteko tavata sen? Könnten Sie es bitte buchstabieren?
Voisitteko tavata tämän? Könnten Sie das bitte buchstabieren?
Voisitteko tavata nimenne? Könnten Sie bitte Ihren Namen buchstabieren?
Minun nimeni on Kordula Meyer. Mein Name ist Kordula Meyer.
Minä tavaan: Ich buchstabiere:
koo-oo-är-dee-uu-äl-aa K-O-R-D-U-L-A
äm-ee-yy-ee-är M-E-Y-E-R
Minun nimeni on Benedikt Zimmerer. Ich heiße Benedikt Zimmerer.
Minä tavaan: Ich buchstabiere:
bee-ee-än-ee-dee-ii-koo-tee B-E-N-E-D-I-K-T
tseta-ii-äm-äm-ee-är-ee-är Z-I-M-M-E-R-E-R
Asun Krogiuksentiellä, numero 4. Ich wohne in der Krogiuksentie, Nummer 4.
Minä tavaan: Ich buchstabiere:
koo-är-oo-gee-ii-uu-koo-äs-ee-än-tee-ii-ee. K-R-O-G-I-U-K-S-E-N-T-I-E.

Versuchen Sie jetzt Ihren Vor- und Nachnamen zu buchstabieren!

Im nächsten Kapitel lesen Sie einige unentbehrliche Informationen zur Aussprache und Betonung im
Finnischen.

Die Aussprache und Betonung im Finnischen


Phonologische Schreibweise oder: „Schreib wie du sprichst“

Die Aussprache des Finnischen ist erfreulich einfach.


Vor allem diejenigen, die sich in der Schule mit französischer oder englischer Aussprache gequält
haben, werden sich darüber freuen, dass im Finnischen jeder Buchstabe immer nur für einen ganz
bestimmten Laut steht.

Im Prinzip wird Finnisch also so geschrieben wie es gesprochen wird. Wenn Sie also einmal das
Alphabet sowie einige grundlegende Regeln zur Aussprache kennen, können Sie Finnisch gut (vor)lesen
und sich problemlos verständlich machen.

Längen und Kürzen

Im Finnischen ist es ganz wichtig, lange Laute von kurzen zu unterscheiden. Einen langen Laut im
Finnischen erkennt man daran, dass die betreffenden Buchstaben verdoppelt werden. Ein Dehnungs-h
oder „langes i“ gibt es im Finnischen nicht. Im Unterschied zum Deutschen werden auch Konsonanten
lang gesprochen.

Zum Vergleich: Im Deutschen zeigt ein Doppelkonsonant nur an, dass der Vokal davor kurz
gesprochen wird; deshalb hat also „beten“ ein langes, „Betten“ ein kurzes E. Im Finnischen beeinflusst
der Doppelkonsonant die Länge oder die Aussprache des vorausgehenden Vokals gar nicht. Der
Konsonant muss tatsächlich länger ausgesprochen werden.

In der Regel sind die kurzen finnischen Vokale kürzer als die deutschen und die langen finnischen

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 16


Vokalen länger als die deutschen. Dasselbe gilt auch für die Konsonanten.
Bei den Doppelbuchstaben (z.B. rannalla – am Strand) wird der betreffende Laut ca. 2,5 Mal so lang
gesprochen wie ein einfacher Buchstabe. Deswegen sollten Sie beim Üben der Aussprache die Längen
der langen Laute für Ihr eigenes Gefühl übertreiben.

Wenn Sie Doppelkonsonanten sprechen müssen, stellen Sie sich vor, dass Ihre Zunge ganz schwer ist,
als würden Sie ein wenig „lallen“. Bei Verschlusslauten, also b/p, g/k, d/t, m, n, müssen Sie Ihre
Lippen einfach länger als im Deutschen aufeinander lassen.

Versuchen Sie das doch gleich einmal selbst mit folgenden Beispielwörtern:
kyllä – ja
nolla – null
viisi - fünf
kuusi - sechs
kymmenen – zehn
tulla – kommen
olla – sein
missä – wo

Wichtig ist auch, dass die Vokale zwar länger ausgesprochen werden, ansonsten aber gleich bleiben: Ein
finnisches „o“ ist als zum Beispiel immer offen, auch wenn es lang ist. Achten Sie auch genau auf die,
von finnischen Muttersprachlern aufgenommenen Hörbeispiele aus Ihrem Sprachkurs und sprechen Sie
diese immer wieder laut nach!

Die Länge der Vokale oder Konsonanten ist nicht nur eine Feinheit, sondern kann die Bedeutung eines
Wortes vollkommen verändern.
Beispiele:
tuli – tulli - tuuli (das Feuer – der Zoll – der Wind)
kansa – kanssa (das Volk – mit)
muta – mutta - muuttaa (der Schlamm - aber - (um)ziehen)

Anders als im Deutschen: Die Aussprache einiger Konsonanten


Die Buchstaben k, p und t werden im Finnischen ohne Aspiration ausgesprochen, das heißt sie werden
weich ausgesprochen. Dadurch gibt es Im Finnischen keinen klaren Unterschied zwischen stimmhaften
(b, d, und g) Konsonanten und stimmlosen (p, t und k) Konsonanten.

Das R wird immer mit der Zungenspitze gerollt, wie zum Beispiel im Bairischen. Anders als im
Deutschen wird das finnische R auch am Wortende immer deutlich hörbar ausgesprochen.

Die Buchstabenkombination nk entspricht in der Aussprache einem kurzen ŋ-Laut (z.B. Helsinki, kenkä
„der Schuh“ oder kuningas „der König“).

Ganz regelmäßig: Betont wird immer auf der ersten Silbe

Für die Betonung im Finnischen gibt es eine sehr einfache Grundregel:

Im Unterschied zum Deutschen liegt der Hauptakzent immer auf der ersten Silbe des

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 17


Wortes.

Also wenn das Wort auch noch so lang ist, die Hauptbetonung liegt stets auf der ersten Silbe. Selbst
Fremdwörter (z.B. hotelli) werden immer auf der ersten Silbe betont.

Das folgende Kapitel beschäftigt sich damit, wie man die Diphthonge im Finnischen richtig ausspricht.

Die Aussprache der Diphthonge


Diphthonge heißen auf Deutsch auch „Doppellaute“ und bezeichnet zwei hintereinander stehende
Vokale, die in einer Silbe gesprochen werden.

Das Finnische kennt wesentlich mehr Diphthonge als das Deutsche.


Insgesamt gibt es im Finnischen 16 Diphthonge:
ai, au, ei, eu, ie, iu, oi, ou, ui, uo, yi, yö, äi, äy, öi, öy.

Schließen Sie bei der Aussprache der Diphthonge bitte nicht von sich auf andere: Der finnische
Doppellaut „ei“ wird nicht wie ein deutsches „ei“ zum Beispiel in „Bein“ ausgesprochen, sondern
einfach wie ein E mit einem darauf folgenden I.

Im Finnischen werden alle Doppellaute wie zwei aufeinander folgende Vokale gesprochen
und stehen also nicht zusammen für einen anderen Laut.

In der folgenden Tabelle haben wir alle Diphthonge mit einem finnischen Beispielwort aufgelistet.
Typische Fehlerquellen für deutsche Muttersprachler sind blau hinterlegt.

Übersicht zu den finnischen Diphthongen (Doppellauten)


Diphthong kommt vor in...
ai kaikki (alle)
äi äiti (die Mutter)
au nauru (das Lachen)
äy näyttää (zeigen)
ei leipä (das Brot)
eu leuto (mild)
ie mies (der Mann)
iu viulu (die Geige)
oi voi (die Butter)
öi öisin (nachts)
ou koulu (die Schule)
öy löyly (der Saunaaufguss)
ui uida (schwimmen)

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 18


Übersicht zu den finnischen Diphthongen (Doppellauten)
uo Suomi (Finnland)
yi lyijy (das Blei)
yö työ (die Arbeit)

Im nächsten Kapitel lernen Sie, wie die Groß- und Kleinschreibung im Finnischen gehandhabt wird.

Die Groß- und Kleinschreibung im Finnischen


Zuerst müssen Sie sich einen großen Unterschied zum Deutschen merken:

Im Finnischen werden Substantive generell klein geschrieben.

Somit schreibt man auch Nationalitäten und Nationaladjektive bzw. Namen von Sprachen im
Finnischen immer klein.
Beispiele:
suomalainen – der Finne, die Finnen, finnisch
suomi – das Finnische (Sprache)

Auch Monatsnamen und die Namen der Wochentage schreibt man klein.
Beispiele:
joulukuu – Dezember
sunnuntai – Sonntag

Ausnahmen: Was schreibt man im Finnischen groß?

Aber natürlich wird nicht alles im Finnischen klein geschrieben. Es gibt Ausnahmen zu der oben
gelernt allgemeinen Regel.

Im Finnischen schreibt man groß ...

➢ den Anfang eines jeden Satzes


➢ alle Eigennamen, z.B. Mattila, Turku
➢ die Namen von Ländern, z.B. Suomi – Finnland
➢ das Höflichkeitspronomen „Te“ (Sie), sowie seine flektierten Formen

Übung zur Groß- und Kleinschreibung im Finnischen

Versuchen Sie nun die folgende Sätze mit richtiger Groß- und Kleinschreibung abzuschreiben.

puhuuko kari saksaa? ei, hän on tanskalainen. oletteko te saksalaisia? kyllä, asun bremenissä.
(Spricht Kari Deutsch? Nein, er ist Däne. Sind Sie Deutsche? Ja, ich wohne in Bremen. )

Hier ist die korrekte Lösung:


Puhuuko Kari saksaa? Ei, hän on tanskalainen. Oletteko Te saksalaisia? Kyllä, asun Bremenissä.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 19


Im nächsten kurzen Kapitel haben wir einige finnische Abkürzungen für Sie zusammengestellt.

Wichtige Abkürzungen im Finnischen


Wie im Deutschen auch, schreibt man im Finnischen die Abkürzungen mit einem Punkt dahinter. Hier
finden Sie eine Liste der häufigsten Abkürzungen, auf die Sie sicher bald beim Lernen und Lesen
stoßen werden.

Wichtige finnische Abkürzungen im Überblick


Abkürzung steht für: auf Deutsch:
esim. esimerkiksi zum Beispiel
jne. ja niin edelleen und so weiter
klo. kello Uhr
pvm. päivämäärä Datum
huom. huomio Achtung
ko. kyseessä oleva betreffend
vrt. vertaa vergleiche
yms. ynnä muuta sellaista etcetera
mm. muun muassa unter anderem

Im nächsten Kapitel stellen wir Ihnen ein wichtiges lautliches Prinzip vor, nämlich die Vokalharmonie.

Die Vokalharmonie
Im Finnischen wird zwischen vorderen und hinteren Vokalen unterschieden.

Die hinteren Vokale sind a, o und u und die vorderen Vokale sind ä, ö und y, also im Prinzip die
deutsche Umlaute.

Hintere und vordere Vokale nie im selben Wort

Die Vokalharmonie legt fest, welche Vokale in einem Wort vorkommen dürfen.

Nach dem Gesetz der Vokalharmonie dürfen die hinteren Vokale niemals zusammen mit den
vorderen Vokalen in einem Wort vorkommen.

Die Vokale e und i sind dabei neutral und können mit allen Vokalen kombiniert werden.

Einteilung der Vokale laut der Vokalharmonie


hintere Vokale neutrale Vokale vordere Vokale

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 20


a e ä
o i ö
u y

Schauen Sie sich dazu die folgenden Beispielwörter an und teilen Sie sie in folgende Gruppen ein: „nur
hintere Vokale“, „nur vordere Vokale“, hintere oder vordere Vokale gemischt mit neutralen Vokalen“:
matkustaa (reisen), myyjä (Verkäufer, -in), nopea (schnell), pyörä (Fahrrad), syödä (essen), täti (Tante),
vartalo (Körper), uusi (neu)

Und hier finden Sie die Lösung zu dieser Übung:

Vokale in den Beispielwörtern


nur hintere Vokale gemischt mit neutralen Vokalen nur vordere Vokale
matkustaa (reisen) uusi (neu) myyjä (Verkäufer, -in)
nopea (schnell) täti (Tante) pyörä (Fahrrad)
vartalo (Körper) syödä (essen)

Zu dieser Regel gibt es nur wenige Ausnahmen:

• In Fremdwörtern können auch Vokalkombinationen vorkommen, die die Vokalharmonie


eigentlich nicht zulassen würde(z.B. olympialaiset „die Olympiade“). Oft Sprechen die Finnen
diese allerdings auch falsch – also im Sinne der Vokalharmonie richtig – aus: „olympia“ wird
z.B. „olumpia“ gesprochen.
• In einigen zusammengesetzten Wörtern können auch eigentlich nicht zulässige Kombinationen
vorkommen. Innerhalb der Wortbausteine stimmt es aber wieder:
Beispiele:
työhuone (Arbeitszimmer), työpaikka (Arbeitsplatz), syntymäpaikka (Geburtsort)

Folgen für die Endungen

Deshalb müssen natürlich auch die Endungen an die im Wortstamm enthaltenen Vokale angepasst
werden. Dies führt dazu, dass die meisten Endungen zwei Formen haben, wobei der Vokal variiert.
Beispiele:
pullo – pullossa „die Flasche – in der Flasche“
hylly – hyllyssä „das Regal – im Regal“

Wie Sie bereits wissen, sind die Vokale e und i neutral und können deswegen zusammen mit jedem
anderen Vokal auftreten. Falls das Wort nur neutrale Vokale enthält, werden für Endung die vorderen
Vokale benutzt.
Beispiel:
veri – veressä „das Blut – im Blut“

Bei zusammengesetzten Wörtern richten sich die Endungen und Nachsilben nach dem letzten
Bestandteil.
Beispiel:
kirjahylly – kirjahyllyssä „das Buchregal – im Buchregal“

Faustregel:
Kommt im Stamm des Wortes u, o oder a vor, dann muss in der Endung ein hinterer Vokal

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 21


vorkommen.
Wenn im Stamm kein hinterer Vokal vorkommt, muss die Endung einen vorderen Vokal y, ö
oder ä enthalten.

Aus diesem Grund haben alle Endungen, die einen hinteren Vokal enthalten, auch eine Form mit
einem vorderen Vokal. Endungen, die nur die neutralen Vokale e und i enthalten, brauchen natürlich
nur eine Form.

Vokalharmonie bei den Endungen


hintere Vokale vordere Vokale
Turussa (in Turku) Helsingissä (in Helsinki)
pojalla (beim Jungen) äidillä (bei der Mutter)
hän on lukenut (er/sie hat gelesen) hän on pitänyt (er/sie hat behalten)
he sanovat (sie sagen) he syövät (sie essen)

Diese Liste soll Ihnen beispielhaft die Regel verdeutlichen, sie ist aber natürlich nicht vollständig. Wir
werden aber in den entsprechenden Kapiteln zu den Fällen, der Beugung der Verben, der Steigerung
der Adjektiv und vielen weiteren ganz gezielt auf beide Formen eingehen.

Wenn Sie das Gefühl haben, das Kapitel zur Vokalharmonie gut verstanden zu haben, klicken Sie sich
weiter zum Stufenwechsel. Dieses lautliche Phänomen betrifft nicht die Vokale sondern die
Konsonanten.

Der konsonantische Stufenwechsel


Eine weitere, lautliche Veränderung im Finnischen betrifft die Konsonanten: der sogenannte
Stufenwechsel. Der Stufenwechsel ist für Sie als Finnischlerner ganz wichtig, da er sowohl bei
Substantiven, Verben als auch Adjektiven vorkommen kann.

Starke und schwache Stufe

Der Stufenwechsel betrifft die Konsonanten k, p und t. Das Grundprinzip ist, dass diese Konsonanten
in einer starken und einer schwachen Stufe stehen können.

Quantitativer Stufenwechsel: Anzahl der Buchstaben verändert sich


starke Stufe schwache Stufe
kk k
pp p
tt t

Als Beispiel zeigen wir Ihnen die Bildung des Genitivs:

Beispiele: Quantitativer Stufenwechsel im Genitiv

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 22


starke Stufe schwache Stufe
kk - k kukka (die Blume) kukan (der Blume, Genitiv)
pp - p lamppu (die Lampe) lampun (der Lampe, Genitiv)
tt - t matto (der Teppich) maton (des Teppichs, Genitiv)

Diese erste Art des Stufenwechsels heißt quantitativ, weil sich ja sozusagen die Menge der Buchstaben
verändert.

Die zweite Art des Stufenwechsels heißt qualitativ, weil sich die Buchstaben aus der starken Stufe
verändern.
Wenn in der starken Grundstufe ein einzelnes k, p oder t steht, wird es in der schwachen Stufe
entweder zu einem anderen Buchstaben, oder es verschwindet ganz.

Qualitativer Stufenwechsel: Buchstaben selbst verändern sich


starke Stufe schwache Stufe
k -
p v
t d

Auch den qualitativen Stufenwechsel zeigen wir Ihnen gleich an einigen konkreten Beispielen:

Beispiele: Qualitativer Stufenwechsel


starke Stufe schwache Stufe
k-- ruoka (das Essen) ruoan (des Essens)
p-v leipä (das Brot) leivän (des Brotes)
t-d katu (die Straße) kadun (der Straße)

Der qualitative Stufenwechsel kann auch Konsonantenverbindungen mit k, p oder t betreffen. Dabei
gleicht sich meistens der zweite Buchstabe an den ersten an. Die häufigsten Fälle haben wir für Sie in
der nächsten Tabelle aufgeführt.

Qualitativer Stufenwechsel: Konsonantenverbindungen verändern sich


starke Stufe schwache Stufe
nk ng
mp mm
lt ll
nt nn
rt rr

Achtung: Bei st, sk, sp, ks, ts, hkpt und tk gibt es keinen Stufenwechsel.

Auch hierzu ein paar Beispiele:

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 23


Beispiele: Qualitativer Stufenwechsel bei Konsonantenverbindungen
lk – l jalka (der Fuß) jalan (des Fußes)
lt – ll ilta (der Abend) illan (des Abends)
mp – mm ampua (schießen) ammun (ich schieße)
nt – nn ranta (der Strand) rannan (des Strandes)
nk – ng kenkä (der Schuh) kengän (des Schuhs)
rt – rr virta (der Strom) virran (des Stromes)

Wann findet ein Stufenwechsel statt?

Wie Sie vielleicht oben schon bemerkt haben,wird ein Stufenwechsel in der Regel vom Anhängen der
Fallendungen des Substantivs oder der Personalendungen des Verbs ausgelöst. Ob ein Stufenwechsel
stattfindet, hängt von der Endung ab. Ein Stufenwechsel findet statt, wenn ...

• die Endung nur aus einem Konsonant besteht.


• die Endung mit einem Doppelkonsonanten beginnt.
• die Endung nicht mit einem langen Vokal beginnt.
• der Stamm mehr als eine Silbe hat.

Übrigens: Durch Anhängen einer Possessivendung, oder der Partikel -kin (auch), -ko (Fragepartikel)
oder -han (Betonung) kommt es nicht zu einem Stufenwechsel.

PASSIV-WISSEN:

Einige Stufenwechsel kommen nur sehr selten vor. Es reicht also für Sie als Anfänger, wenn Sie
erkennen, von welcher Grundform das Wort abgeleitet wird.

Seltene Stufenwechsel
k-j poika (der Junge) – pojan (des Jungen)
rohkenen (ich traue mich) – rohjeta (sich trauen)
polkea (treten) – poljen (ich trete)
särkeä (brechen) – särjen (ich breche)
k-v luku (die Zahl) – luvun (der Zahl)
kyky (die Begabung) – kyvyn (der Begabung)

Stufenwechsel Typ I und II


Beim häufigeren Typ I, den wir Ihnen auch bisher vorgestellt haben, nimmt man in der Grundform die
starke Stufe und in vielen gebeugten Formen die schwache Stufe her. Der Infinitiv der Verben und der
Nominativ der Substantive steht also in der starken Stufe.

Die konjugierten Formen der Verben und z.B. der Genitiv der Substantive stehen in der schwachen
Stufe.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 24


Beim selteneren Typ II nimmt man für die Grundstufe die schwache Form und für die flektierten
Formen die starke Form.

Im folgenden haben wir Ihnen in einer Übersicht zusammengestellt für welche Formen bei welchem
Typ Stufenwechsel welche Stufe benutzt werden muss.

Übersicht über den Stufenwechsel beim Substantiv


Stufenwechsel-Typ I Stufenwechsel-Typ II
Sg. Pl. Sg. Pl.
Nominativ stark schwach schwach stark
Partitiv stark stark schwach stark
Genitiv schwach stark stark stark
Inessiv schwach schwach stark stark
Elativ schwach schwach stark stark
Illativ stark stark stark stark
Adessiv schwach schwach stark stark
Ablativ schwach schwach stark stark
Allativ schwach schwach stark stark
Essiv stark stark stark stark

Übersicht über den Stufenwechsel beim Verb


Stufenwechsel-Typ I Stufenwechsel-Typ II
Konjugation 1 Konjugation 3, 4, 6
Infinitiv stark schwach
1. Person Sg. schwach stark
2. Person Sg. schwach stark
3. Person Sg. stark stark
1. Person Pl. schwach stark
2. Person Pl. schwach stark
3. Person Pl. stark stark

Keine Sorge, wir werden natürlich noch einmal auf die Besonderheiten des Stufenwechsels eingehen,
wenn wir den entsprechenden Kasus oder die Verbform einführen.

Herzlichen Glückwunsch!
Hiermit haben Sie den ersten großen Teil der Grammatik geschafft. Jetzt geht es weiter mit den
Substantiven.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 25


Teil 2: Die Substantive im Finnischen

Grundwissen über das Substantiv im Finnischen


Das Substantiv ist die Wortart, mit der sowohl Personen und Dinge, als auch Abstraktes benannt wird.
Deutsche Beispiele sind „Vater“, „Gartenbank“ oder „Begeisterung“.
Andere Bezeichnungen für Substantive im Deutschen sind „Dingwort“, „Nennwort“, „Hauptwort“
oder auch „Nomen“.

Unterschiede zwischen dem Finnischen und dem Deutschen

Finnische Substantive unterscheiden sich in mancher Hinsicht von deutschen Substantiven:

Das Finnische kennt keinen bestimmten (im Deutschen „der“, „die“, „das“) oder unbestimmten (im
Deutschen „ein“, „eine“) Artikel.
Ob etwas bekannt oder unbekannt ist, kann zum Beispiel mit Hilfe von Adjektiven und Pronomen
ausgedrückt werden. Das Wort „eräs“ (oder umgangssprachlich „yksi“ - eins) kann eine solche
Unbestimmtheit ausdrücken.
Beispiele:
Tien toisella puolella oli eräs vanha mies koiransa kanssa. – Auf der anderen Straßenseite war ein alter
Mann mit seinem Hund.
Eräs ystäväni opetti minua soittamaan pianoa. – Ein Freund von mir hat mir das Klavierspielen
beigebracht.

Im Finnischen haben die Substantive auch kein männliches, weibliches oder sächliches Geschlecht.
Darauf müssen Sie also bei der Deklination der Substantive nicht achten!
Deswegen kann „tarjoilija“ auf Deutsch entweder „Kellner“ oder „Kellnerin“ heißen.
Mit der Nachsilbe „-tar“ bzw. „-tär“ kann man das Geschlecht eindeutig bestimmen.
Beispiele:
tarjoilija – Kellner, Kellnerin
tarjoilijatar – Kellnerin
myyjä – Verkäufer, Verkäuferin
myyjätär – Verkäuferin
Diese Formen sind jedoch in der Umgangssprache eher ungebräuchlich.

Im nächsten Kapitel stellen wir Ihnen Singular und Plural der finnischen Substantive vor.

Singular und Plural der finnischen Substantive


Der Singular steht für die Einzahl.

Die Form, die in den finnischen Wörterbüchern als erste Form aufgelistet wird, ist der Nominativ
Singular.
Das ist die Form, bei der noch kein Stufenwechsel eintritt. Der Nominativ Singular der Substantive ist
auch eine Form, die kein besonderes Kennzeichen hat – im Vergleich dazu trägt der Nominativ Plural

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 26


im Finnischen die Pluralendung -t.

Der Plural steht für die Mehrzahl.

Wie viele weitere grammatische Formen des Substantivs, wird der Plural ausgehend vom Genitiv
Singular gebildet. Streicht man von dieser Form das -n weg, erhält man den sogenannten
Flexionsstamm. An diesen Stamm werden die verschiedenen Endungen, vor allem die Kasusendungen
angehängt.
Beispiel:
kauppa (das Geschäft, Nominativ Singular) – kaupan (des Geschäfts, Genitiv Singular)
kaupassa (im Geschäft, Inessiv Singular)

Die Form für den Nominativ Plural erhält man durch das Anhängen der Endung -t an den
Flexionsstamm. Bei allen anderen Fällen wird ein -i angehängt. Zu beachten ist, dass nach der
Pluralendung noch die Kasusendung angehängt wird.
Beispiel:
kauppa (das Geschäft, Nominativ Singular) – kaupan (des Geschäfts, Genitiv Singular)
kaupat (die Geschäfte, Nominativ Plural), kaupoissa (in den Geschäften, Inessiv Plural)

Um die Pluralform bilden zu können, sind gute Kenntnisse des Stufenwechsels wichtig, da im Genitiv
häufig ein Stufenwechsel auftritt.

Um es noch ein Mal prägnant zusammenzufassen:

Nominativ Plural:
Flexionsstamm + t

Plural der anderen Fälle:


Flexionsstamm + i + Kasusendung

Lassen Sie uns dieses Prinzip noch einmal an einem Beispiel verdeutlichen:

Beispiele:
auto (das Auto, Nominativ Singular) – auton (des Autos, Genitiv Singular)
autot (die Autos, Nominativ Plural), autoissa (in den Autos, Inessiv Plural)

katu (die Straße, Nominativ Singular) – kadun (der Straße, Genitiv Singular)
kadut (die Straßen, Nominativ Plural) – kaduissa (auf den Straßen, Inessiv Plural)

Wie der Plural eines Substantivs in allen 15 Fällen des Finnischen aussieht, lesen Sie im nächsten
Kapitel.

Erster Überblick: Singular und Plural in allen Fällen


Lassen Sie sich nicht von den vielen Fällen im Finnischen abschrecken!
Wir gehen in den folgenden Kapiteln in Ruhe und aller Ausführlichkeit auf jeden einzelnen Fall des
Finnischen ein.
Achten Sie in dieser Tabelle nur auf die Unterschiede zwischen Singular und Plural.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 27


Erster Überblick: Singular und Plural finnischer Substantive
Fall Singular Plural Übersetzung
Nominativ talo talot das Haus
die Häuser
Genitiv talon talojen des Hauses
der Häuser
Partitiv taloa taloja das Haus
die Häuser
Inessiv talossa taloissa im Haus
in den Häusern
Elativ talosta taloista aus dem Haus
aus den Häusern
Illativ taloon taloihin ins Haus
in die Häuser
Adessiv talolla taloilla auf dem Haus
auf den Häusern
Ablativ talolta taloilta von dem Haus (weg)
von den Häusern (weg)
Allativ talolle taloille auf das Haus
auf die Häuser
Essiv talona taloina als das Haus
als die Häuser
Translativ taloksi taloiksi zu einem Haus werden
zu Häusern werden
Abessiv talotta taloitta ohne das Haus
ohne die Häuser
Komitativ taloineen taloineen mit (seinem) Haus
mit (seinen) Häusern
Instruktiv - taloin mit den Häusern

Vielleicht haben Sie es schon bemerkt: Zwischen zwei Vokalen wird das „i“ zu einem „j“! So lässt es
sich leichter aussprechen.

Durch das Pluralzeichen „i“ kann es zu einigen Vokalveränderungen kommen, die wir Ihnen im
nächsten Kapitel näher bringen wollen.

Vokalveränderungen im Plural
Das Pluralzeichen „i“ beeinflusst die Vokale im Stamm des Substantivs und kann so einige
Vokalveränderungen hervorrufen. Dadurch unterscheidet sich die Pluralform von der Singularform.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 28


Übrigens:
Viele dieser, durch das Anhängen von „i“ hervorgerufenen Veränderungen, werden Ihnen noch an
anderen Stellen im Lehrwerk unterkommen. Zum Teil treten die Vokalveränderungen auch beim
Konditional, beim Imperfekt und bei der 2. Steigerungsform der Adjektive auf, da auch diese
Endungen mit einem „i“ beginnen. Da die Vokalveränderungen aber nicht völlig gleich sind, gehen wir
an der jeweiligen Stelle gesondert darauf ein.

Wir wollen Ihnen diese Veränderungen in übersichtliche Regeln zusammengefasst und mit einigen
Beispielen präsentieren.

Durch das Anhängen des Pluralzeichens „i“ ergeben sich folgende Änderungen:

• Einfaches „o“, „ö“, „u“ und „y“ verändern sich NICHT vor „i“.
Beispiele:
talossa (im Haus) – taloissa (in den Häusern)
• Ein doppelter Vokal wird einfach.
Beispiele:
maassa (im Land) – maissa (in den Ländern)
• Der erste Bestandteil der Diphthonge „ie“, „uo“ und „yö“ verschwindet.
Beispiele:
työssä (bei der Arbeit) – töissä (bei den Arbeiten)
tiellä (auf dem Weg) – teillä (auf den Wegen)
• Endet das Substantiv auf einen Diphthong, der auf „i“ endet, so verschwindet das „i“, damit
kein Doppel-“i“ entsteht.
Beispiele:
koita (Motte, Part. Sg.) – koita (Motten, Part. Pl.)
• Ein kurzes „e“ verschwindet immer.
Beispiele:
saarella (auf der Insel) – saarilla (auf den Inseln)
lapsella (das Kind, Adessiv Sg.) – lapsilla (die Kinder, Adessiv Pl.)
• Ein kurzes „i“ wird zu „e“.
Beispiele:
lasissa (im Glas) – laseissa (in den Gläsern)
tuolilla (auf dem Stuhl) – tuoleilla (auf den Stühlen)
• Ein kurzes „ä“ verschwindet.
Beispiele:
ystävällä (der Freund, Adessiv Sg.) – ystävillä (die Freunde, Adessiv Pl.)
• Endet das Wort auf „ijä“, „lä“, „nä“ oder „ntä“, so wird das „ä“ zu „ö“.
Beispiele:
pyöräilijällä (der Fahrradfahrer, Adessiv Sg.) – pyöräilijöillä (die Fahrradfahrer, Adessiv Pl.)
kylpylällä (die Therme, Adessiv Sg.) – kylpylöillä (die Thermen, Adessiv Pl.)
päärynällä (die Birne, Adessiv Sg.) – päärynöillä (die Birnen, Adessiv Pl.)
• Bei zweisilbigen Wörtern verschwindet ein kurzes „a“, wenn in der ersten Silbe „u“ oder „o“
steht. Steht in der ersten Silbe „a“, „e“ oder „i“, so wird das „a“ zu „o“.
Beispiele:
matkalla (auf der Reise) – matkoilla (auf den Reisen)
pojalla (der Junge, Adessiv Sg.) – pojilla (die Jungen, Adessiv Pl.)

Im nächsten Kapitel wollen wir Ihnen nun eine Einführung in die finnischen Fälle bieten.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 29


Die Fälle im Finnischen
Viele Lerner des Finnischen lassen sich von den vielen Fällen dieser Sprache abschrecken. Aber ganz so
schlimm ist es doch nicht!

Im Finnischen gibt es 15 Fälle , die bei den Adjektiven, Pronomen, Substantiven und Zahlwörtern
gebraucht werden. Diese 15 Fälle lassen sich in drei Gruppen unterteilen:

• Zu den grammatischen Grundfällen im Finnischen gehören der Nominativ, der Genitiv und
der Partitiv, das ist ähnlich wie im Deutschen auch. Sie drücken Beziehungen zwischen den
einzelnen Satzgliedern aus.
Beispiele:
Lapsen isä – der Vater (Nom.) des Kindes (Gen.)
Isä rakastaa lastaan. – Der Vater (Nom.) liebt sein Kind (Akk.).
Isä ei juo kahvia. – Der Vater (Nom.) trinkt keinen Kaffee (Part.).
• Der Inessiv, Elativ, Illativ, Adessiv, Ablativ und Allativ sind sogenannte Lokalfälle, die Ort oder
Richtung im Finnischen ausdrücken. Stellen Sie sich also einfach vor, man würde eine
Präposition hinten ans Substantiv ankleben.
Beispiele:
„Istun autossa.“ – „Ich sitze im Auto.“
„Työskentelen hotellissa.“ – „Ich arbeite im Hotel.“
„Ajan autolla.“ – „Ich fahre mit dem Auto.“
„Hotellilla on oma tenniskenttä.“ – „Das Hotel hat einen eigenen Tennisplatz.“
• Der Essiv, Translativ, Abessiv, Komitativ und Instruktiv gehören zu den sogenannten
„marginalen“ Fällen des Finnischen. Ihnen entsprechen im Deutschen Präpositionen wie
„ohne“, „indem“ oder „als“. Abessiv, Komitativ und Instruktiv kommen relativ selten vor im
Finnischen.

Im nächsten Kapitel stellen wir Ihnen die Grundprinzipien der Deklination im Finnischen vor.

Grundlage für die Flexion eines Substantivs: der Flexionsstamm


Wie Sie ja in den vorhergehenden Kapiteln bestimmt schon bemerkt haben, werden die Fälle im
Finnischen gebildet, indem man bestimmte Fallendungen an das Substantiv anhängt.

Oft kann man die Endung einfach an die Grundform, also die Nominativform, des Substantivs
anhängen.
Es gibt jedoch auch Substantive, die verschiedene Stämme haben, je nachdem welche Endung folgt.

Meistens haben die Grundform (also der Nominativ) und die Partitivform einen eigenen Stamm.

Alle andere Endungen werden an einen dritten Stamm angehängt, den sogenannten Flexionsstamm.
Hier wird zuerst der Genitiv Singular des Substantives gebildet und die reguläre Genitivendung „n“ mit
den etwaigen anderen Fallendungen ersetzt. Auf diese Weise können Sie so gut wie alle Fälle im
Finnischen bilden.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 30


Bestimmt wird Ihnen der Unterschied zwischen Grundform und Flexionsstamm mit Hilfe einiger
Beispiele klarer:
mies (der Mann, Nominativ, Grundform) – miehen (des Mannes, Genitiv, Flexionsstamm)

Streicht man die Genitiv-Endung „n“ weg, erhält man den Flexionsstamm „miehe-“, mit dem alle
anderen Fälle gebildet werden:
miehettä – ohne den Mann (Abessiv), miehenä – als Mann (Essiv)

Achtung!: Der Partitiv sieht manchmal anders aus: miestä

Es macht also Sinn, immer Nominativ und Genitiv eines Substantivs zu lernen. Auch den Partitiv sollte
man dazulernen, da seine Bildung oft Sonderregeln folgt.

Beispiele:
auto (das Auto, Nom.), auton (Gen.), autoa (Part.)
lapsi (das Kind, Nom.), lapsen (Gen.), lasta (Part.)

Man kann die Substantive in verschiedene Gruppen einteilen, die verschiedene Grundformen und
Flexionsstämme haben.

Zur Wiederholung:
Den Flexionsstamm – den Genitiv Singular – brauchen Sie als Ausgangsform um alle anderen Fälle zu
bilden.

Wir haben uns bemüht für Sie wirklich nur die wichtigsten Kategorien zusammenzustellen. Die
nachfolgende Liste erhebt also keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern auf den wirklichen
Nutzen, den Sie daraus ziehen. Seltenere Gruppen, bei denen es reicht, wenn Sie diese passiv
beherrschen, haben wir in den folgenden Kapiteln grau hinterlegt.

Schauen wir uns zunächst die Gruppe der Substantive an, deren Grundform auf einen Vokal endet.

Die Flexionstypen der finnischen Substantive I: Grundform auf Vokal


Wir haben uns bemüht für Sie wirklich die wichtigsten Kategorien zusammenzustellen, die
nachfolgende Liste erhebt also keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern auf den wirklichen
Nutzen, den Sie daraus ziehen. Seltenere Gruppen, bei denen es reicht, wenn Sie diese passiv
beherrschen, haben wir in den folgenden Kapiteln grau hinterlegt.

Unveränderliche Substantive

Diese Wörter enden meistens auf a, o, u, y, ä oder ö.


Beispiele:
talo – talon (das Haus – des Hauses)
yö – yön (die Nacht – der Nacht)
kissa – kissan (die Katze – der Katze)

Grundform auf -i

Die meisten Substantive, insbesondere alle Fremdwörter, die auf i enden, verändern ihren Stamm nicht.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 31


Bei manchen Substantiven in dieser Gruppe wird jedoch das „i“ der Grundform im Flexionsstamm
zu einem „e“.
Beispiele:
mieli – mielen (der Geist – des Geistes)
käsi – käden (die Hand – der Hand)
vuosi – vuoden (das Jahr – des Jahres)

Grundform auf -e

Bei den meisten Substantiven dieser Gruppe wird das „e“ in der Grundform im Flexionsstamm zu
„ee“.
Beispiele:
erhe – erheen (der Fehler – des Fehlers)
lause – lauseen (der Satz – des Satzes)
pääte – päätteen (die Endung – der Endung)

Grundform auf Doppelvokal oder Diphthong

Bei den Substantiven dieser Gruppe ergeben sich im Singular keine Veränderungen. Im Plural werden
die Doppelvokale durch das Pluralzeichen „i“ einfach und bei Diphthongen auf „i“ fällt ein „i“ weg um
eine Dopplung zu vermeiden.
Beispiele:
maa – maan (das Land – des Landes), aber: maissa (in den Ländern)
puu – puun (der Baum – des Baumes), aber: puissa (in den Bäumen)
koi – koin (die Motte – der Motte), aber: koitta (ohne die Motten)

Schauen wir uns als nächstes die Wörter an, deren Grundform auf einen Konsonanten enden.

Die Flexionstypen der finnischen Substantive II: Grundform auf


Konsonant
In dieser Gruppe endet die Grundform auf einen Konsonant. Im Flexionsstamm verändert sich dieser
Konsonant.

Grundform auf -nen

Im Flexionsstamm wird diese Endung zu „se“.


Beispiele:
hevonen – hevosen (das Pferd – des Pferdes)
nainen – naisen (die Frau – der Frau)

Grundform auf kurzen Vokal + -s

Das „s“ in der Grundform wird im Flexionsstamm zu „kse“. Das trifft auch auf Fremdwörter zu, die
auf „s“ enden.
Beispiele:
vastaus – vastauksen (die Antwort – der Antwort)

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 32


kysymys – kysymyksen (die Frage – der Frage)
harjoitus – harjoituksen (die Übung – der Übung)
kaktus – kaktuksen (der Kaktus – des Kaktus)

Grundform auf kurzen Vokal + -s

Bei diesem Typ von Nomen wird das „s“ im Flexionsstamm zu dem Vokal, der dem vorangehenden
Vokal entspricht. In anderen Worten: Der Vokal vor dem „s“ wird verdoppelt.

Beispiele:
oppilas – oppilaan (der Schüler – des Schülers)
kauris – kauriin (der Steinbock – des Steinbocks)
taivas – taivaan (der Himmel – des Himmels)

Achtung:
Leider gibt es keine Regel wie man die Typen die auf kurzen Vokal und „s“ enden unterscheiden kann,
deswegen sollten Sie diese Beispielwörter am besten gleich auswendig lernen.

Grundform auf langen Vokal + s

Bei diesem Typ von Substantiv wird das „s“ im Flexionsstamm zu „de“. (Achtung! Stufenwechsel!)
Beispiele:
rakkaus – rakkauden (die Liebe – der Liebe)
totuus – totuuden (die Wahrheit – der Wahrheit)
pahuus – pahuuden (die Boshaftigkeit – der Boshaftigkeit)

Grundform auf -n

Im Flexionsstamm wird „n“ zu „me“.


Beispiele:
puhelin – puhelimen (das Telefon – des Telefons)
avain – avaimen (der Schlüssel – des Schlüssels)
elin – elimen (das Organ – des Organs)

Zu dieser Gruppe gehören nicht viele Substantive. Sie können diese drei Beispielwörter also einfach
auswendig lernen.

Grundform auf -ton/-tön

Das „ton“ bzw. „tön“ aus der Grundform wird im Flexionsstamm zu „-ttoma“ bzw. „-ttömä“.
Beispiele:
avuton – avuttoman ( der Hilflose – des Hilflosen )
työtön – työttömän ( der Arbeitslose – des Arbeitslosen)
peloton – pelottoman ( der Furchtlose – des Furchtlosen)

Grundform auf -t

Das „t“ in der Grundform wird im Flexionsstamm mit einem „e“ ersetzt.
Beispiele:
olut – oluen (das Bier – des Bieres)

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 33


Fremdwörter auf Konsonant

Noch eine kleine Anmerkung zur Deklination von Fremdwörtern:


Wie Sie oben bereits erfahren haben, wird Fremdwörtern, die auf „s“ enden, ein „kse“ im
Flexionsstamm angehängt.

Bei Fremdwörtern, die auf andere Konsonanten enden, wird ein „i“ als Bindeglied eingefügt, da das
Wort sonst zum Zungenbrecher wird. (Aber die meisten Fremdwörter im Finnischen enden sowieso
auf „i“.)
Beispiele:
stadion – stadionin (das Stadion – des Stadions)

Ausnahmen

Zu der letzten Gruppe gehören einige Ausnahmen. Diese Substantive enden meistens auf „el“ oder
„en“. An den Flexionsstamm wird ein „e“ angehängt.
Beispiele:
sävel – sävelen (die Note – der Note)
jäsen – jäsenen (das Mitglied – des Mitglieds)

Übersichtstabelle der häufigsten Flexionstypen der Substantive zum


Ausdrucken
Von jedem Substantiv sollten Sie sich drei Formen merken:
• den Nominativ (das ist die Grundform im Wörterbuch)
• den Genitiv Singular (wenn Sie bei dieser Form das „n“ wegstreichen, erhalten Sie den
Flexionsstamm
• den Partitiv (dieser wird oft unregelmäßig gebildet)

Je nachdem zu welchem Flexionstyp das Substantiv gehört, wird der Flexionsstamm anders von der
Grundform abgeleitet.

Lesen Sie sich dazu die folgende Übersichtstabelle durch:

Übersichtstabelle der häufigsten Flexionstypen der Substantive zum Ausdrucken


Schema Beispiele
Grundform auf Flexionsstamm auf Nominativ Genitiv Partitiv
a, o, u, y, ä, ö a, o, u, y, ä,ö talo talon taloa
i i lasi lasin lasia
i e mieli mielen mieltä
e ee lause lauseen lausetta
Doppelvokal Sg: Doppelvokal, maa maan maata
Pl: einfacher Vokal

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 34


nen se nainen naisen naista
kurzer Vokal + s kse kysymys kysymyksen kysymystä
kurzer Vokal + s Doppelvokal + s oppilas oppilaan oppilasta
langer Vokal + s de totuus totuuden totuutta
n me puhelin puhelimen puhelinta
ton/tön ttoma/ ttömä työtön työttömän työtöntä
t e olut oluen ölutta
el, en +e jäsen jäsenen jäsentä

Im nächsten Kapitel gehen wir auf den ersten und einfachsten Fall im Finnischen ein: den Nominativ
(Wer oder Was-Fall).

Wer oder was? – Der Nominativ im Finnischen


Der Nominativ ist die Grundform eines Substantivs, die auch in den Wörterbüchern zu finden ist.

Nominativ Singular

Im Finnischen hat der Nominativ Singular keine eigene Kasusendung.

Der Nominativ antwortet auf die Frage


„kuka?“ – „wer?“ (bei Personen)
oder
„missä?“ – „was?“ (bei Dingen).

Wie Sie schon im Kapitel Grundwissen über das Substantiv im Finnischen erfahren haben, gibt es im
Finnischen keinen bestimmten oder unbestimmten Artikel (z.B. der Hund – ein Hund).

Der Nominativ wird verwendet:

• für das Subjekt in bejahten Aussagesätzen. (Juna tulee. – Der Zug kommt.)
• meist für eine konkrete Menge; der Nominativ hat fast immer eine bestimmte Bedeutung, und
wird im Deutschen mit dem bestimmten Artikel wiedergegeben.
Beispiel:
Kadulle parkkeerattu auto on punainen. – Das auf der Straße geparkte Auto ist rot.
• für prädikativ verwendete Satzteile, z.B. „Meine Mutter ist nett.“ oder „Meine Mutter ist
Lehrerin.“ Da sich diese Satzteile direkt aufs Subjekt beziehen, stehen auch sie im Nominativ.
• Achtung!:
Ist das Subjekt etwas Abstraktes („die Liebe“), ein Stoffname („das Wasser“) oder gibt es kein
Subjekt, so steht der Prädikativ nicht im Nominativ, sondern im Partitiv.

Schauen Sie sich die Verwendung des Nominativs in folgenden Beispielsätzen an:

Beispiele: Gebrauch des Nominativs


Äiti lähtee kävelylle. Die Mutter geht spazieren.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 35


Pöydällä on pullo. Auf dem Tisch steht eine Flasche.
Kissa istuu tien reunassa. Eine Katze sitzt am Straßenrand.
Veljeni on sairaanhoitaja. Hän on aina väsynyt. Mein Bruder ist Krankenpfleger. Er ist immer
müde.

Nominativ Plural

Der Nominativ Plural hat die Kasusendung -t.

Er wird ausgehend vom Genitiv Singular – dem Flexionsstamm – gebildet.


Der Nominativ Plural entsteht, indem das -n des Genitiv Singular wegfällt und ein -t an den Stamm
angehängt wird.
In anderen Worten: das „t“ wird an den Flexionsstamm des Substantivs angehängt.

Bildung des Nominativ Plural

Flexionsstamm + t

Dieses Bildungsschema wollen wir Ihnen anhand der folgenden Tabelle mit Beispielwörtern
veranschaulichen:

Bildung des Nominativ Plural anhand von Beispielen


Nominativ Singular Genitiv Singular Nominativ Plural
kissa (die Katze) kissan (der Katze) kissat (die Katzen)
jalka (der Fuß) jalan (des Fußes) jalat (die Füße)
äiti (die Mutter) äidin (der Mutter) äidit (die Mütter)
käsi (die Hand) käden (der Hand) kädet (die Hände)
pää (der Kopf) pään (des Kopfes) päät (die Köpfe)

Der Nominativ hat fast immer eine bestimmte Bedeutung, die man im Deutschen mit dem bestimmten
Artikel (der, die, das) wiedergeben würde.

Lesen Sie sich dazu auch die Beispielsätze in der nächsten Tabelle durch:

Beispielsätze mit Nominativ


Eläintarhan eläime/t syötetään kaksi kertaa Die Tiere im Zoo werden zweimal am Tag
päivässä. gefüttert.
Naise/t juovat viiniä parvekkeella. Die Frauen trinken Wein auf dem Balkon.
Johanna ostaa kirja/t. Johanna kauft die Bücher.

Der Nominativ wird in Lehrbüchern des Finnischen oft dem Partitiv gegenübergestellt, den wir im
nächsten Kapitel behandeln.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 36


Der Gebrauch des Partitivs
Der Partitiv ist eine finnische Besonderheit, die viele andere Sprachen gar nicht kennen.

Der Partitiv antwortet auf die Fragen


„ketä?“ – „wen?“ (bei Personen)
„mitä?“ – „was?“ (bei Dingen) und
„kuinka monta?“ – „wie viele?“.

In seiner Grundbedeutung beschreibt der Partitiv eine Teilmenge (vgl. lat. pars 'der Teil'). Der finnische
Partitiv kann aber viele verschiedene Funktionen haben; er ist Subjekt-, Objekt-, und Prädikativfall.
Zum Teil übernimmt er also die Funktionen des deutschen Akkusativs.

Wann wird der Partitiv benutzt?

Wenn das Objekt eine nicht näher begrenzte Menge oder Teilmenge ist

Beispiele:
Tarvitsen kahvia. – Ich brauche Kaffee.
Näin paljon turisteja Italiassa. – Ich sah viele Touristen in Italien.
Saanko olutta? – Kann ich ein Bier haben?
Matti juo joka päivä maitoa. – Matti trinkt jeden Tag Milch.

Achtung:
Falls die Menge näher bestimmt ist, muss das Objekt im Singular im Genitiv stehen.
Beispiel:
Ahkera oppilas lukee kirjan. – Der fleißige Schüler liest das Buch.

Ist das Objekt eine näher bestimmte Menge im Plural, so steht es im Nominativ.
Ahkera oppilas lukee kirjat. – Der fleißige Schüler liest die Bücher.

Um eine andauernde Tätigkeit zu beschreiben

Ist eine Tätigkeit noch nicht abgeschlossen und dauert noch an, so steht das Objekt im Partitiv – man
hat ja auch erst einen Teil davon erledigt. Ist die Handlung abgeschlossen, also in ihrer Gänze
vollbracht, steht das Objekt im Genitiv Singular oder Nominativ Plural.

Beispiele:
Ahkera oppilas tekee läksyjä. – Der fleißige Schüler macht gerade seine Hausaufgaben.
Ahkera oppilas teki läksyt. – Der fleißige Schüler hat seine Hausaufgaben gemacht.

Wenn das Subjekt eine unbestimmte Menge ausdrückt

Auch das Subjekt eines Satzes kann im Partitiv stehen, wenn es eine unbestimmte Menge ausdrückt.
Steht das Subjekt im Partitiv, so rückt es meistens ans Satzende.

Beispiele:
Pullossa on vettä. – In der Flasche ist Wasser. (wörtlich: In der Flasche gibt es Wasser.)
Hänellä on paljon ystäviä. – Er/Sie hat viele Freunde. (wörtlich: Bei ihm/ihr sind viele Freunde.)

Achtung:

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 37


Das Verb steht hier immer in der 3. Person Singular (on – er/sie/es ist).

Als Prädikativ, wenn das Subjekt etwas Abstraktes oder ein Stoffname ist, oder es kein Subjekt
gibt

Mit Prädikativ meint man ein Satzglied, das sich direkt auf das Subjekt bezieht und es näher beschreibt.
Meistens ist ein solches Prädikativ mit einem Verb wie „sein“ verbunden.

Beispiele:
Kahvi on makeaa. – Der Kaffee ist süß.
Elämä on monimutkaista. – Das Leben ist kompliziert.
Espanjassa on lämmintä. – In Spanien ist es warm.

Bei Zahlwörtern und Mengenangaben im Nominativ

Nach Zahlwörtern, außer der Zahl yksi (eins), wird immer der Partitiv benutzt.

Beispiele:
kaksi tyttöä – zwei Mädchen (von den Mädchen)
seitsemän venettä – sieben Boote (sieben von den Booten)
Olen niin nälkäinen, että voisin syödä kymmenen perunaa. – Ich bin so hungrig, dass ich zehn
Kartoffeln essen könnte.
Kolme tyttöä tanssii. – Es tanzen drei Mädchen.
Lentokoneessa on kaksi uloskäyntiä. – Das Flugzeug hat zwei Ausgänge.
ABER: yksi koira – ein Hund

In verneinten Sätzen

Der Partitiv wird auch bei den meisten verneinten Sätzen gebraucht.
Nach dem Verneinungswort „ei“ (nicht, kein) steht das Objekt im Partitiv.

Beispiele:
Minna ei syö lihaa. – Minna isst kein Fleisch.
En tunne häntä. – Ich kenne ihn/sie nicht.
Etkö ymmärrä suomea? – Verstehst du kein Finnisch?
Minulla ei ole autoa. – Ich habe kein Auto. (Dagegen: Minulla on auto. – Ich habe ein Auto.)

Bei einigen Präpositionen und Postpositionen

Mit den Postpositionen „kohtaan“ (zu) und „varten“ (wegen) steht immer der Partitiv.
Nach den Präpositionen „lähellä“ (in der Nähe), „vasten“ (gegen), „kohti“ (in Richtung auf), „pitkin“
(entlang), „ilman“ (ohne) und „ennen“ (vor) steht ebenfalls der Partitiv.

Beispiele:
Tunnen rakkautta sinua kohtaan. – Ich empfinde Liebe für dich.
Me tulimme tänne vain häntä varten. – Wir sind nur wegen ihm/ihr hierher gekommen.
Asun lähellä Helsinkiä. – Ich wohne in der Nähe von Helsinki.
Hän oli täällä jo ennen minua. – Er/Sie war schon vor mir hier.
En voi elää ilman saunaa. – Ich kann nicht ohne Sauna leben.
Nojasin vasten kylmää muuria. – Ich lehnte mich gegen die kalte Mauer.
Hän juoksee kohti puistoa. – Er/Sie läuft in Richtung Park.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 38


Kävelen pitkin Aleksanterinkatua. – Ich gehe entlang der Aleksanterinkatu.

Bei Begrüßungen und Glückwünschen

Beispiele:
Hyvää päivää! – Guten Tag!
Hyvää huomenta! – Guten Morgen!
Hyvää yötä! – Gute Nacht!
Hyvää syntymäpäivää! – Alles Gute zum Geburtstag!
Hyvää matkaa! – Gute Reise!
Hyvää uutta vuotta! – Frohes neues Jahr!
Hyvää pääsiäistä! – Frohe Ostern!
Hyvää joulua! – Frohe Weihnachten!

Im nächsten Kapitel besprechen wir die Bildung des Partitivs.

Die Bildung des Partitivs


Der Partitiv hat drei Endungen „a/ä“, „ta/tä“ und „tta/ttä“.
Ob die auf „ä“ oder die auf „a“ endende Variante gewählt wird, hängt von der Vokalharmonie ab.

Der Partitiv ist vom Stufenwechsel nicht betroffen, d.h. er steht in der selben Stufe wie der Nominativ.

Wann hängt man welche Endung an?

• Die Endung „a/ä“ kommt vor bei Wörtern, die auf einen kurzen Vokal oder auf „ea“ bzw.
„eä“ enden.
Beispiel:
katu – katua (Straße)
• Die Endung „ta/tä“ kommt vor bei Wörtern, die auf einen Konsonant oder einen langen
Vokal enden.
Beispiel:
maa – maata (Land)
• Die Endung „tta/ttä“ kommt vor, wenn das Wort auf „e“ endet.
Beispiel:
osoite – osoitetta (Adresse)

Partitiv Plural

Der Partitiv Plural hat die beiden Endungen „a/ä“ und „ta/tä“. Wenn ein Wort auf „e“ endet,
bekommt es im Plural trotzdem die Endung „ta/tä“.

Ob die auf „ä“ oder die auf „a“ endende Variante gewählt wird, hängt von der Vokalharmonie ab.
Diese Endungen werden nach der Pluralendung „i“ an den Wortstamm angehängt. Zwischen zwei
Vokalen wird die Pluralendung „i“ zu „j“.

Achtung:
Durch das Anhängen der Pluralendung „i“ kann es zu einigen kleinen Vokalveränderungen kommen!

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 39


Bildung des Partitiv Plural:

Stamm + i + „a/ä“ oder „ta/tä“

Dieses Prinzip möchten wir Ihnen gerne anhand einiger Beispielwörter veranschaulichen:

Beispiele: Bildung des Partitivs im Singular und Plural


Deutsch Nominativ Sg. Partitiv Sg. Partitiv Pl.
Brief kirje kirjettä kirjeitä
Kaffee kahvi kahvia kahveja
Leben elämä elämää elämiä
Rose ruusu ruusua ruusuja
Stunde tunti tuntia tunteja
Torte torttu torttua torttuja
Wasser vesi vettä vesiä

Wichtig:
Der Partitivstamm, den man erhält indem man die Partitivendung abtrennt, wird zur Bildung des Essivs
und des Illativs verwendet.

Schon allein deshalb lohnt es sich, den Partitivstamm immer mitzulernen. Auch ist der Partitivstamm
eines Substantivs manchmal schlichtweg unregelmäßig.

Versuchen Sie Ihr Wissen über den Partitiv gleich in der nächsten Übung umzusetzen.

Üben Sie weiter!

Bilden Sie den Partitiv der folgenden Substantive:

olut (Bier), auto (Auto), sanomalehti (Zeitung)

Wir präsentieren Ihnen die Partitivform im Rahmen alltagsnaher Beispiele:


Juomme olutta. – Wir trinken Bier.
Minulla ei ole autoa. – Ich habe kein Auto.
Luen lehteä. – Ich lese gerade die Zeitung.

Hand aufs Herz, haben Sie das gekonnt? Wenn nicht, schauen Sie noch einmal gezielt nach!

Wissen Sie noch warum in diesen Sätzen der Partitiv steht? Wenn Sie sich unsicher sind, dann lesen Sie
doch noch einmal im Kapitel zur Verwendung des Partitivs nach.

Das nächste Kapitel handelt vom Genitiv (Wessen-Fall), der nicht nur im Satzbau, sondern auch zur
Bildung der weiteren Fälle wichtig ist.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 40


Wozu braucht man den Genitiv?
Wie Sie schon im vorigen Kapitel festgestellt haben, ist der Genitiv sehr wichtig für die Deklination im
Finnischen.

Wenn Sie die Genitiv Singular Form eines Substantives beherrschen, können Sie ganz leicht alle
weiteren, wichtigen Fälle im Finnischen problemlos bilden.

Trennen Sie einfach die Genitivendung „n“ ab und ersetzten Sie es mit der entsprechenden Endung des
Falls, den Sie bilden wollen.

Doch der Genitiv ist nicht nur wichtig, um den Flexionsstamm der finnischen Substantive zu bilden.

Doch auch im Satz hat der Genitiv wichtige Aufgaben:

Der Genitiv signalisiert Besitz oder Zugehörigkeit

Der finnische Genitiv wird verwendet, um Besitz oder Zugehörigkeit anzuzeigen. Er entspricht oft
dem deutschen Genitiv oder der Präposition „von“. Genitiv-Konstruktionen können auch mit dem
Verb „jemandem gehören“ ins Deutsche übersetzt werden.

Der Genitiv antwortet auf die Frage


„kenen?“ – „wessen?“ (bei Personen)
oder
„minkä?/millaisen?“ – „wessen?“ (bei Dingen).

Achtung:
Im Finnischen steht das Genitiv-Attribut immer vor dem Bezugswort!
Die Wortfolge ist zum Beispiel immer 'Finnlands Hauptstadt'. 'Die Hauptstadt Finnlands' ist nicht
möglich.

Sehen Sie sich dazu die folgenden Beispiele an:

Beispiele I: Genitiv bei Besitz und Zugehörigkeit


saksan liittokansleri der Bundeskanzler von Deutschland
Tämä on tytön koira. Das ist der Hund des Mädchens.
Matin vaimo matkustaa Saksaan. Die Frau von Matti fährt nach Deutschland.

Oft würde man im Deutschen die Genitiv-Konstruktion mit Präpositionen oder zusammengesetzten
Substantiven wiedergeben:

Beispiele II: Genitiv bei Besitz und Zugehörigkeit


tytön kissa die Katze des Mädchens
Berliinin yliopisto die Universität von Berlin
Helsingin kartta der Stadtplan von Helsinki
Matin kirja das Buch von Matti

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 41


Achtung:
Andere Satzstellung!
Meistens steht im Finnischen das Subjekt vor dem Verb. Ist das Subjekt mit einem Genitiv-Attribut
erweitert, steht das Subjekt oft nach dem Verb.

Normale Satzstellung: Subjekt – Verb

mit Genitiv-Erweiterung:
Verb – Genitiv-Erweiterung – Subjekt

Verdeutlichen wir das mit einem Beispiel:

Normalfall: Missä Matti on? – Wo ist Matti?


Satz mit Genitiv-Attribut: „Missä on Matin koira? – Wo ist Mattis Hund?

Vor Postpositionen steht der Genitiv

Außerdem verwendet man den Genitiv vor nachgestellten örtlichen Präpositionen (sogenannten
„Postpositionen“). Genauso wie Präpositionen drücken diese ein Verhältnis zum Substantiv aus, aber
Postpositionen stehen nach dem Substantiv, auf das sie sich beziehen.

Beispiele: Genitiv bei Postpositionen


Auto seisoo talon edessä. Das Auto steht vor dem Haus.
Haluan viettää aikaa hänen kanssaan. Ich möchte mit ihr/ ihm Zeit verbringen.
Asun ison kirkon lähellä. Ich wohne in der Nähe einer großen Kirche.

Der Genitiv als Objektfall

Der Genitiv Singular ist im Finnischen auch ein Objektfall. Er wird für direkte Objekte im Singular
eingesetzt. Das heißt, wo im Deutschen der Akkusativ steht, steht im Finnischen der Genitiv. Das gilt
aber nur, wenn das Objekt ein Totalobjekt ist.

Achtung:
Es gibt im Finnischen einen Unterschied zwischen einem partiellen und einem totalen Objekt:
Das partielle Objekt wird mit dem Partitiv gebildet:
Minä syön kakkua. – Ich esse Kuchen. (ein Stück)

Das Totalobjekt wird mit dem Genitiv gebildet:


Minä syön kakun. – Ich esse den Kuchen. (den ganzen)

Mit dem Partialobjekt bezieht man sich auf einen Teil, mit dem Totalobjekt auf ein Ganzes. Auch wird
mit einem Totalobjekt die Abgeschlossenheit einer Handlung ausgedrückt.
Mehr dazu erfahren Sie im Übersichtskapitel „Wann benutze ich welchen Objektfall“.

Hier noch einige Beispiele zur Verwendung des Genitivs als Objektfall:

Beispiele: Der Genitiv als Objektfall


Teppo lukee kirjan. Teppo ließt das Buch.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 42


Isä rakentaa talon tyttärelleen. Der Vater baut seiner Tochter ein Haus.
Näen tytön. Ich sehe das Mädchen.

Um die Person, die etwas tun muss, zu bezeichnen

Bei Verben oder Konstruktionen, die einen Zwang oder eine Notwenigkeit ausdrücken, muss die
betroffene Person im Genitiv stehen.

Beispiele: Genitiv bei Notwendigkeit


Minun täytyy opetella suomea. Ich muss Finnisch lernen.
Matin pitää lähteä. Matti muss gehen.
Sinun täytyy auttaa minua! Du musst mir helfen!

Nun, da Sie alles über diesen nützlichen Fall wissen, wollen wir im nächsten Kapitel die Bildung des
Genitiv Singular besprechen.

Bildung des Genitiv Singular


Die Genitivform wird gebildet, indem man die Genitiv-Endung -n an den Flexionsstamm anhängt.
Oft verursacht die Genitivendung einen Stufenwechsel im Flexionsstamm.

Zur Wiederholung:

Unterliegt das Substantiv dem Stufenwechsel vom Typ I, so steht in der Grundform die starke Stufe
und im Flexionsstamm die schwache Stufe.
Beispiel:
hattu – hatun (der Hut – des Hutes)

Unterliegt das Substantiv dem Stufenwechsel vom Typ II, so steht in der Grundform die schwache
Stufe und im Flexionsstamm die starke Stufe.
Beispiel:
rikas – rikkaan (der Reiche – des Reichen)

Die Bildung des Flexionsstammes ist leider sehr kompliziert. Die verschiedenen Flexionstypen haben
wir daher schon in einigen Extrakapiteln behandelt. Sie können auch an dieser Stelle noch einmal einen
Blick auf unsere Übersichtstabelle werfen.

Nun wollen wir Ihnen einfach noch ein paar Beispiele für Formen des Genitivs im Singular geben,
bevor wir auf den Genitiv Plural eingehen.

Beispiele: Bildung des Genitivs: Flexionsstamm + n


Nominativ Genitiv
onni – das Glück onnen – des Glückes
Suomi – Finnland Suomen – Finnlands

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 43


vuosi – das Jahr vuoden – des Jahres
kone – die Maschine koneen – der Maschine
erhe – der Fehler erheen – des Fehlers
kappale – das Stück kappaleen – des Stücks
suomalainen – der Finne suomalaisen – des Finnen
ihminen – der Mensch ihmisen – des Menschen
nainen – die Frau naisen – der Frau
muistutus – die Erinnerung muistutuksen – der Erinnerung
lupaus – das Versprechen lupauksen – des Versprechens
taivas – der Himmel taivaan – des Himmels
sairaus – die Krankheit sairauden – der Krankheit
puhelin – das Telefon puhelimen – des Telefons
ilta – der Abends illan – des Abends

Vielleicht können Sie mit Hilfe Ihrer Übersichtstabelle versuchen zu bestimmen, zu welchem
Flexionstyp diese Beispielwörter gehören.

Natürlich gibt es auch einige Wörter, bei denen der Flexionsstamm genauso lautet wie die Grundform:

Beispiele II: Bildung des Genitivs


talo – das Haus talon – des Hauses
taulu – die Tafel taulun – der Tafel
kissa – die Katze kissan – der Katze

Nun sind Sie an der Reihe:

Üben Sie weiter:

Bilden Sie den Genitiv Singular der folgenden Substantive:

posti (Post), loma (Urlaub), kaupunki (Stadt), elokuva (Film)

Lösung:
Der Genitiv Singular lautet:
postin – der Post
loman – des Urlaubs
kaupungin – der Stadt
elokuvan – des Films

Überprüfen Sie sich selbst: Hätten Sie das gekonnt?

Im nächsten Kapitel widmen wir uns der Bildung des Genitiv Plural.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 44


Die Bildung des Genitiv Plural
Der finnische Genitiv Plural ist von der Bildung her der komplizierteste Fall.

Aber keine Sorge:


Wir gehen die Bildung des Genitiv Plural in kleinen Schritten durch!

Die häufigsten Endungen des Genitiv Plural sind -en, -den/-tten, und -ten. Diese Endungen werden
mit -i an die Grundform (Achtung: NICHT an den Flexionsstamm!) angehängt.

Bildung des Genitiv Plural:

Grundform + i + -en, -den/-tten oder -ten

Die Bildung des Genitiv Plural funktioniert genauso wie beim Partitiv Plural.

Wenn der Partitiv Plural mit „ta/tä“ gebildet wird, dann wird der Genitiv Plural mit den Endungen
„den“ oder „tten“ gebildet. Das trifft auf Wörter zu, die auf einen Konsonanten, einen langen Vokal
oder auf „e“ enden.

Beispiele: Genitiv Plural mit „den“


Nominativ Sg. Partitiv Pl. Genitiv Pl.
puu – der Baum puita puiden, puitten – der Bäume
perhe – die Familie perheitä perheiden, perheitten – der Familien
elämä – das Leben elämiä elämien – der Leben
ruusu – die Rose ruusuja ruusujen – der Rosen
kahvi – der Kaffee kahveja kahvien – der Kaffees
vesi – das Wasser vesiä vesien – der Wasser
torttu – die Torte torttuja torttujen – der Torten
kirje – der Brief kirjeitä kirjeiden, kirjeitten – der Briefe
tunti – die Stunde tunteja tuntien – der Stunden

Übrigens:
Die Endungen „den“ und „tten“ kann man gegeneinander austauschen.

Genitiv Plual mit Endung „-en“

Wenn der Partitiv Plural auf „a/ä“ endet, wird der Genitiv Plural mit „en“ gebildet.
Das trifft auf Wörter zu, die auf einen kurzen Vokal enden.

Beispiele: Genitiv Plural mit „en“


Nominativ Sg. Partitiv Pl. Genitiv Pl.
kukka – die Blume kukkia kukkien – der Blumen

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 45


lehmä – die Kuh lehmiä lehmien – der Kühe
talo – das Haus taloja talojen – der Häuser
ranta – der Strand rantoja rantojen – der Strände
saari – die Insel saaria saarien – der Inseln

Achtung:
Zwischen zwei Vokalen wird das Pluralzeichen „i“ zu „j“.

Alternative Endung auf „-ten“

Die Endung „-ten“ stellt eine Alternative dar. Diese Endung ist möglich bei Wörtern, bei denen die
Grundform auf einen Konsonanten und die Flexionsform auf einen Vokal endet. Hier haben Sie also
zwei Möglichkeiten:

Beispiele: Genitiv Plural mit „ten“


Nominativ Sg. Genitiv Sg. Partitiv Pl. Genitiv Pl.
nainen – die Frau naisen naisia naisten / naisien – der Frauen
mies – der Mann miehen miehiä miesten / miehien – der Männer
ihminen – der Mensch ihmisen ihmisiä ihmisten / ihmisien– der Menschen

PassivWissen:

Es gibt noch zwei weitere Alternativformen auf „-in“, die Sie zumindest einmal gesehen haben
sollten.
poika (der Junge) – poikain/poikien (der Jungen)
Yhdysvallat (die Vereinigten Staaten von Amerika) – Yhdysvaltain/Yhdysvaltojen (der Vereinigten
Staaten von Amerika)

Üben Sie weiter!

Bemühen Sie sich jetzt Ihr soeben erworbenes Wissen anzuwenden, indem Sie zu den vorgegebenen
Wörtern den Genitiv Plural bilden.
In Klammern geben wir Ihnen neben der deutschen Übersetzung als Hilfestellung auch den Partitiv
Plural an.

hyttynen (Mücke; Part. Pl.: hyttysiä)


kukka (Blume; Part. Pl.: kukkia)
järvi (See; Part. Pl.: järviä)

Überprüfen Sie sich selbst: Lauten Ihre Lösungen auch so?

hyttysten/ hyttysien – der Mücken


kukkien – der Blumen
järvien – der Seen

Fällt Ihnen auf, welchen Fall wir bisher völlig außen vor gelassen haben?

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 46


Richtig, den Akkusativ.
Was es mit diesem Fall auf sich hat, erfahren Sie im nächsten Kapitel.

Der Akkusativ: Nur bei Personalpronomen


In manchen Lehrwerken wird die Bezeichnung „Akkusativ“ als Überbegriff für den Nominativ und
den Genitiv in Objektfunktion verwendet. Diese verwirrende Information haben wir Ihnen erspart und
diese Funktionen gleich dem Nominativ bzw. dem Genitiv zugeordnet.

Eine wirkliche Akkusativform gibt es im Finnischen nur bei den Personalpronomen und dem
Fragewort „Wen“.

Akkusativformen der Pronomen


Kenet? Wen?
minut mich
sinut dich
hänet ihn/sie
meidät uns
teidät euch
heidät sie

Hier noch ein paar Beispielsätze:

Beispielsätze mit Personalpronomen im Akkusativ:


Kenet te näitte? Wen habt ihr gesehen?
Vein hänet kotiin. Ich habe ihn/sie nach Hause gebracht.
Äiti näki meidät. Mutter hat uns gesehen.
Matti tuntee minut hyvin. Matti kennt mich gut.

Da Sie jetzt alle Objektfälle kennengelernt haben, wollen wir Ihnen im nächsten Kapitel noch mal einen
Überblick darüber geben, wann man welchen Objektfall benutzt.

Wann benutzte ich welchen Objektfall?


Im Prinzip stehen sich im System der finnischen Fälle der Partitiv auf der einen Seite und der
Nominativ und der Genitiv auf der anderen Seite gegenüber, (welche in manchen Lehrbüchern als
Akkusativ zusammengefasst werden). Im Singular wird der Nominativ und im Plural wird der Genitiv
verwendet.

Natürlich können Sie die einzelnen Verwendungen auch in den jeweiligen Kapiteln nachlesen, aber wir
wollen Ihnen hier eine Übersicht präsentieren.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 47


Eigentlich muss man nur die Regeln zur Verwendung des Partitivs richtig gut können, da im Zweifel
immer der Partitiv „gewinnt“.

Übersicht: Verwendung der Objektfälle


Partitiv Nominativ / Genitiv
unbestimmte Menge, Teilobjekt bestimmte Menge, Totalobjekt
Minä syön kakkua. – Ich esse Kuchen. (ein Stück) Minä syön kakun. – Ich esse den Kuchen. (den
Näin paljon turisteja Italiassa. – Ich sah viele ganzen)
Touristen in Italien. Minna söi jäätelön. – Minna aß ein Eis.
Saanko olutta? – Kann ich (etwas) Bier haben? Haluatko sinäkin leivän? – Möchtest du auch ein
Matti juo joka päivä maitoa. – Matti trinkt jeden Brot?
Tag Milch. Tunnen kaikki eläintarhan eläimet? – Ich kenne
alle Tiere im Zoo.
Prädikativ bei Abstraktem und Stoffnamen Prädikativ: Nominativ
Kahvi on makeaa. – Der Kaffee ist süß. Veljeni on sairaanhoitaja. – Mein Bruder ist
Elämä on monimutkaista. – Das Leben ist Krankenpfleger.
kompliziert. Hän on aina väsynyt. – Er ist immer müde.
andauernde Handlung abgeschlossene Handlung
Ahkera oppilas tekee läksyjä. – Der fleißige Ahkera oppilas teki läksyt. – Der fleißige Schüler
Schüler macht gerade seine Hausaufgaben. hat seine Hausaufgaben gemacht.
in verneinten Sätzen in bejahten Sätzen
Minna ei syö lihaa. – Minna isst kein Fleisch. Minna syö hedelmän. – Minna isst einen Frucht..
En tunne häntä. – Ich kenne ihn/sie nicht. Tunnen hänet. – Ich kenne ihn/sie.
Etkö ymmärrä suomea? – Verstehst du kein Minulla on auto. – Ich habe ein Auto.
Finnisch?
Minulla ei ole autoa. – Ich habe kein Auto.
nach allen anderen Zahlwörtern und nach der Zahl 1
Mengenangaben, (aber: die Zahlen selbst
stehen im Nominativ!)
kaksi tyttöä – zwei Mädchen (von den yksi koira – ein Hund
Mädchen)
seitsemän venettä – sieben Boote (sieben von
den Booten)
Olen niin nälkäinen, että voisin syödä
kymmenen perunaa. – Ich bin so hungrig, dass
ich zehn Kartoffeln essen könnte.
Kolme tyttöä tanssii. – Es tanzen drei Mädchen.
Lentokoneessa on kaksi uloskäyntiä. – Das
Flugzeug hat zwei Ausgänge.
bei folgenden Prä–/Postpositionen Genitiv bei folgenden Postpositionen
„kohtaan“ (zu) edessä (vor)
„varten“ (wegen) kanssa (mit)
„lähellä“ (in der Nähe) lähellä (in der Nähe)
„vasten“ (gegen)

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 48


„kohti“ (in Richtung auf)
„pitkin“ (entlang)
„ilman“ (ohne)
„ennen“ (vor) zeitlich
bei Begrüßungen und Glückwünschen
Hyvää huomenta! – Guten Morgen!
Hyvää syntymäpäivää! – Alles Gute zum
Geburtstag!

Im nächsten Kapitel geht es um die Lokalfälle, also die Fälle, die eine Ortsangabe ausdrücken.

Die Lokalfälle im Finnischen


Warum gibt es im Finnischen eigentlich so viele Fälle? Alles, was man im Deutschen mit der
Präposition ausdrücken kann, hat im Finnischen einen eigenen Fall. Im Prinzip entsprechen die
Lokalfälle also den deutschen Präpositionen.

Schauen Sie sich die folgenden Beispiele an:


hotellissa – im Hotel
autoon – in das Auto
Saksasta – aus Deutschland
autolla – mit dem Auto
viideltä – um fünf Uhr

Fälle zu bilden statt Präpositionen zu benutzen, muss also nicht unbedingt komplizierter sein: Stellen
Sie sich einfach vor, Sie müssten die Präpositionen hinten an das Substantiv ankleben!
Teilweise haben die Lokalfälle aber auch abstrakte Aufgaben.

Die Lokalfälle des Finnischen beschreiben Ortsangaben, d.h. sie antworten auf die Fragen „missä“
(wo), „mistä“ (woher) und „mihin“ (wohin).

Man unterscheidet im Finnischen zwischen inneren und äußeren Lokalfällen.

Die inneren Lokalfälle beziehen sich auf geschlossene oder klar abgegrenzte Räume, wie zum Beispiel
Gebäude oder Länder .
Die äußeren Lokalfälle werden verwendet, wenn man sich auf eine Oberfläche bezieht oder man
ausdrücken will, dass etwas unter, auf oder bei einem Gegenstand oder einer Person ist.

Grundsätzlich werden bei den Ortsangaben auch noch drei Bewegungsrichtungen unterschieden: zu
etwas hin (Frage: „mihin?“ – wohin?), in etwas drinnen (Frage: „missä?“ – wo?) und von etwas her
(Frage: „mistä?“ – woher?).

Somit ergeben sich die folgenden sechs Lokalfälle:

Die sechs Lokalfälle des Finnischen – Konzeptuelle Aufteilung


mihin? – wohin? missä? – wo? mistä? – woher?

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 49


inneren Lokalfälle Illativ Inessiv Elativ
äußeren Lokalfälle Allativ Adessiv Ablativ

Wenn Sie dieses Grundschema begriffen haben, ist das schon die halbe Miete!
Da die Fälle zum Teil auch abstraktere Aufgaben haben, gehen wir natürlich bei jedem einzelnen Fall
Bildungsweise und Gebrauch in Ruhe durch. Im nächsten Kapitel gehen wir noch einmal ausführlich
auf die inneren Lokalfälle ein.

Die inneren Lokalfälle


Die drei inneren Lokalfälle heißen so, weil sie sich auf genau eingegrenzte oder geschlossene Räume
beziehen oder mit einem Gegenstand in unmittelbarem Kontakt sind.

Sie drücken sozusagen eine engere Verbindung aus als die äußeren Lokalfälle, welche grob mit „bei“,
„unter“ und „auf“ wiedergegeben werden können.

Die drei inneren Lokalfälle sind:

• Der Inessiv
Er antwortet auf die Frage „missä?“ (wo?) und bezeichnet den Ort, an dem sich etwas oder
jemand befindet.
Beispiel:
Minä olen autossa. – Ich bin im Auto.
• Der Elativ
Er antwortet auf die Frage „mistä?“ (woher?) und bezeichnet einen „Herkunftsort“.
Beispiel:
Minä tulen kylästä. – Ich komme aus dem Dorf.
• Der Illativ
Er antwortet auf die Frage „mihin?“ (wohin?) und bezeichnet die Richtung einer Bewegung.
Beispiel:
Muutan maalta kaupunkiin. – Ich ziehe vom Land in die Stadt.

Außer für Ortsangaben werden Inessiv, Elativ und Illativ auch oft für Zeitangaben eingesetzt.

Im nun folgenden Kapitel stellen wir Ihnen zuerst den Inessiv, den Ortsfall, vor.

Im Haus – Der Inessiv


Der Inessiv antwortet auf die Frage „missä – wo?“ und seine Grundbedeutung ist: „sich in etwas
befinden“. Der Inessiv gehört zu den drei inneren Lokalfällen.

Die deutsche Präpositionen „in“ und „im“ werden durch die Endungen „ssa“ und „ssä“ im Finnischen
wiedergegeben. Diese Endungen werden an den Flexionsstamm angehängt. Auch hier gelten die Regeln
des Stufenwechsels, d.h. bei Stufenwechsel Typ I werden die Endungen an den schwachen Vokalstamm
angefügt.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 50


Hier ist eine Zusammenfassung dieser Regel:

Bildung des Inessivs (Wo-Fall)

Singular: Flexionsstamm + ssa/ssä


Plural: Flexionsstamm + i + ssa/ssä

Wann man die Variante mit „a“ oder mit „ä“ benutzt, hängt von der Vokalharmonie ab.
Wie finnische Substantive aussehen, die im Inessiv stehen, zeigen wir Ihnen anhand der folgenden
Beispiele:

Beispiele zur Bildung des Inessivs (Wo-Fall):


Genitiv Sg. Inessiv Sg. Inessiv Pl.
auton – des Autos autossa – im Auto autoissa – in den Autos
sanomalehden – der Zeitung sanomalehdessä – in der Zeitung sanomalehdissä – in den
Zeitungen
koulun – der Schule koulussa – in der Schule kouluissa – in den Schulen

Verwendung des Inessivs

Dem Inessiv entsprechen im Deutschen Sätze und Satzteile, bei denen man die Präposition „in“,
(manchmal „an“ oder „auf“) benutzen würde.
Zum Beispiel: im Haus, auf dem Bild oder an der Decke.

Der Inessiv drückt eine unmittelbare oder feste Verbindung aus. Falls vor dem Substantiv im
Finnischen ein Pronomen oder ein Adjektiv steht, passt es sich übrigens in Singular/Plural und im Fall
an das Substantiv an.

In der Grundbedeutung beschreibt der Inessiv, dass sich etwas sich in einem geschlossenen, genau
eingegrenzten Raum befindet.

Beispiel zum Inessiv: sich in etwas befinden


Mummo asuu pienessä mökissä. Die Oma wohnt in einer kleinen Hütte.
Lasse lukee kirjaa kirjastossa. Lasse liest ein Buch in der Bibliothek.
Tässä koulussa on 100 oppilasta. In dieser Schule gibt es 100 Schüler.

Der Inessiv kann auch einen begrenzten Zeitraum bezeichnen. Er wird zum Beispiel in
Verbindung mit Monatsnamen verwendet.

Beispiele zum Inessiv: begrenzter Zeitraum


Kävelin kotiin tunnissa. Ich lief in einer Stunde nach Hause.
Matti kirjoitti romaanin kolmessa viikossa. Matti schrieb einen Roman in drei Wochen.
Matkustan Helsinkiin ensi kuussa. Ich fahre im nächsten Monat nach Helsinki.

Manchmal bezeichnet der Inessiv auch eine Substanz oder ähnliches, die etwas bedeckt.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 51


Beispiele zum Inessiv: Substanz, die etwas bedeckt
Meri on talvisin jäässä. Das Meer ist im Winter zugefroren.
Rakennus oli tulessa. Das Gebäude hat gebrannt.
Potilaan jalka oli veressä. Das Bein des Patienten war voller Blut.

Im nächsten Kapitel geht es weiter mit dem Elativ.

Aus dem Haus – Der Elativ


Der Elativ antwortet auf die Frage „mistä?“ (woher?) und drückt somit oft den Ursprung einer
Bewegung aus. Der Elativ entspricht der deutschen Präposition „aus“.

Bildung des Elativs

Die Elativendung „sta“ bzw. „stä“ wird an den Flexionsstamm angehängt. Gehört das Substantiv zum
Stufenwechsel Typ I, so steht das Substantiv in seiner schwachen Form. Ob bei der Endungen die
Variante mit „a“ oder „ä“ gewählt wird, hängt von der Vokalharmonie ab.

Die Faustregel zur Bildung des Elativs lautet also:

Bildung des Elativs

Singular: Flexionsstamm + sta/stä


Plural: Flexionsstamm + i + sta/stä

Die folgende Tabelle soll die Bildung des Elativs noch einmal veranschaulichen. Wenn Sie vom Genitiv
Singular das „n“ wegstreichen, erhalten Sie den Flexionsstamm.

Beispiele zur Bildung des Elativs:


Genitiv Sg. Elativ Sg. Elativ Pl.
kengän kengästä kengistä
(des Schuhs, Nom: kenkä) (aus dem Schuh) (aus den Schuhen)
talon talosta taloista
(des Hauses, Nom: talo) (aus dem Haus) (aus den Häusern)
sanomalehden sanomalehdestä sanomalehdistä
(der Zeitung, Nom: lehti) (aus der Zeitung) (aus den Zeitungen)

Gebrauch des Elativs

Die Grundbedeutung des Elativs beschreibt, dass etwas aus einem abgegrenzten Raum
herauskommt.

Beispiele zum Elativ: aus begrenzten Raum heraus

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 52


Matti tulee koulusta. Matti kommt aus der Schule.
Vangit karkasivat suuresta vankilasta. Die Gefangenen entflohen aus einem großen Gefängnis.
Juotko olutta pullosta vai lasista? Trinkst du Bier aus einer Flasche oder aus einem Glas?

Der Elativ wird auch bei bestimmten Verben benutzt, die z.B. abstrakte Vorgänge wie Fühlen,
Denken oder Verstehen ausdrücken.

Beispiele zum Elativ: bestimmte Verben


Minä pidän kalasta. Ich mag Fisch.
Tiina kertoo koirastaan. Tiina erzählt über ihren Hund.
Mitä ajattelet klassisesta musiikista? Was denkst du über klassische Musik?

Der Elativ beschreibt auch oft ein Material.

Beispiel zum Elativ: Material


Pannukakku on valmistettu jauhoista, maidosta Der Pfannkuchen ist aus Mehl, Milch und Eiern
ja munista. gemacht.
Puku on tehty villasta. Der Anzug ist aus Wolle gemacht.

Ausnahmen:
Für einige Verwendungen des Elativs gibt es keine festen Regeln, diese sollten Sie also am besten
auswendig lernen.
Der Elativ wird von bestimmten Verben verlangt und außerdem bei besonderen Ausdrücken benutzt.
Diese Ausdrücke geben oft die Quelle einer Information, den Grund oder das Thema an.

Beispiele zum Elativ: bestimmte Ausdrücke


neljä miestä vier Männer
Maija maksoi kirjasta 15 Euroa. Maija bezahlte 15 Euro für das Buch.
Olen työskennellyt täällä viime keväästä. Ich habe hier seit letztem Frühling gearbeitet.
Kiitos kahvista. Danke für den Kaffee.
Minusta meidän pitäisi kävellä. Ich finde wir sollten laufen.

Im nächsten Kapitel lernen Sie schließlich den letzten inneren Lokalfall, den Illativ.

Ins Haus – Der Illativ


Der Illativ antwortet auf die Frage „mihin?“ (wohin).
Die Grundbedeutung des Illativs ist „in etwas hinein“. Er drückt den Endpunkt einer Bewegung oder
eine Änderung aus.

Bildung des Illativs

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 53


Die Bildung des Illativs ist etwas komplizierter.
Der Illativ hat drei verschiedene Endungen -seen, -*n und -h*n. Das Sternchen steht für den letzten,
davor auftretenden Vokal. Im Plural ist auch die Endung -siin möglich.
Im Unterschied zum Elativ und Inessiv, gibt es vor der Illativendung keinen Stufenwechsel.

Wann benutzt man welche Endung?

Die Endung -*n wird benutzt bei Wörtern, deren Vokalstamm auf einen kurzen Vokal endet.
Beispiel:
metsä – metsään (der Wald – in den Wald)

Die Endung -h*n benutzt man bei einsilbigen Vokalstämmen und bei Pluralvokalstämmen, die
auf lange Vokale enden.
Beispiel:
maa – maahan (dt. das Land – in das Land)

Die Endung -seen wird bei mehrsilbigen Vokalstämmen benutzt, die auf einen langen Vokal enden.
Bei diesen Wörtern steht im Plural entweder -siin oder -hin.
Beispiel:
kappale – kappaleeseen (dt. das Stück – in das Stück)

Wir haben diese Informationen noch einmal in einer Übersichtstabelle mit einigen Beispielen für Sie
zusammengestellt.

Bildung des Illativs – Übersicht


Endung Illativ Singular Illativ Plural
kurzer Vokal -*n sanomalehti – sanomalehteen sanomalehti – sanomalehtiin
die Zeitung – in die Zeitung die Zeitung – in die Zeitungen
koulu – kouluun
die Schule – in die Schule
einsilbige -h*n työ – työhön koulu – kouluihin
Vokalstamm die Arbeit – in die Arbeit die Schule – in die Schulen
langer Vokal im Plural työ – töihin
die Arbeit – in die Arbeiten
mehrsilbiger -seen perhe – perheeseen perhe – perheisiin
Vokalstamm, der auf die Familie – in die Familie die Familie – in die Familien
langen Vokal endet

Gebrauch des Illativs

In der Grundbedeutung beschreibt der Illativ eine Bewegung „in etwas hinein“, also eine
Richtungsangabe.

Beispiele zum Illativ: Richtungsangabe


Matkustan talvella Saksaan. Ich fahre im Winter nach Deutschland.
Huomennä hänen täytyy mennä työhön. Morgen muss er/sie in die Arbeit gehen.
Koirani ajoi naapurin kissan puuhun. Mein Hund hat die Katze auf einen Baum gejagt.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 54


Der Illativ kann auch ein etwas abstrakteres Ziel ausdrücken.

Beispiele zum Illativ: Abstraktes Ziel


Hän on rakastunut minuun. Er/Sie ist verliebt in mich.
Hän perehtyy uuteen kieleen. Er/Sie lernt eine neue Sprache.

Der Illativ beschreibt auch Zeitspannen, in denen etwas NICHT passiert ist.

Beispiele zum Illativ: Zeitspannen


En ole käynyt kirkossa moneen vuoteen. Ich habe die Kirche seit vielen Jahren nicht besucht.
En ole syönyt viikkoon kunnolla. Ich habe seit einer Woche nicht richtig gegessen.

Hiermit haben Sie die inneren Lokalfälle geschafft.


Das nächste Kapitel gibt einen Überblick über die äußeren Lokalfälle.

Die äußeren Lokalfälle


Die drei folgenden Fälle (Adessiv, Ablativ und Allativ) sind die äußeren Lokalfälle. Diese Fälle
beschreiben Ortsangaben, die sich auf eine Oberfläche oder die Nähe eines Orts, Gegenstandes oder
einer Person beziehen.
(Vielleicht erinnern Sie sich noch, dass die inneren Lokalfälle im Gegensatz dazu einen eingegrenzten
Raum oder unmittelbaren Kontakt erfordern.)

In ihrer Grundbedeutung haben die äußeren Lokalfälle folgende Funktionen:

• Der Adessiv antwortet u.a. auf die Frage „missä?“ (wo?) und bezeichnet prinzipiell wo oder bei
wem etwas ist.
• Der Ablativ antwortet u.a. auf die Frage „mistä?“ (woher?) und bezeichnet den Herkunftsort
bzw. den Ausgangspunkt einer Bewegung.
• Der Allativ antwortet u.a. auf die Frage „mihin?“ (wohin?) und bezeichnet den Endpunkt oder
das Ziel einer Bewegung.

Die äußeren Lokalfälle werden auch benutzt, wenn es nicht um Orte im eigentlichen Sinne, sondern um
Handlungen oder Aktivitäten geht. Des weiteren werden sie bei Personen eingesetzt. Der Adessiv und
der Ablativ werden auch für Zeitangaben verwendet.

Die entsprechenden deutschen Präpositionen sind „auf“, „bei“, „an“ und „von“.

PassivWissen:
Bei manchen Orts-, Firmen und Gebäudenamen werden die äußeren Lokalfälle auch dann benutzt,
wenn eigentlich die inneren zu erwarten wäre.

Beispiele:
Raumalle – nach Rauma
Tampereelle – nach Tampere

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 55


Im nächsten Kapitel schauen wir uns den Adessiv etwas genauer an.

Auf dem Feld – der Adessiv


Der Adessiv antwortet auf die Frage „missä?“ (wo?) bzw. „kenellä?“ (bei wem?) und beschreibt
prinzipiell, wo sich etwas befindet. Er entspricht den deutschen Präpositionen „auf“, „an“ und „bei“,
wobei „auf“ die primäre Bedeutung ist.

Bildung des Adessivs

Die Endung des Adessivs ist lla/llä.


Wann die Variante mit „a“ bzw. mit „ä“ gewählt wird, hängt von der Vokalharmonie ab. Der Adessiv
wird ausgehend vom Flexionsstamm gebildet; diesen erhalten Sie, indem Sie von der Genitivform das
„n“ wegstreichen. Das Pluralzeichen „i“ wird zwischen Flexionsstamm und Endung eingefügt.

Die Faustregel zur Bildung lautet also:

Bildung des Adessivs

Singular: Flexionsstamm + lla/llä


Plural: Flexionsstamm + i + lla/llä

Schauen Sie sich dazu die folgende Tabelle mit Beispielformen an:

Beispiele zur Bildung des Adessivs:


Genitiv Sg. Adessiv Sg. Adessiv Pl.
pöydän – des Tisches pöydällä – auf dem Tisch pöydillä – auf den Tischen
kurssin – des Kurses kurssilla – im Kurs kursseilla – in den Kursen
lentokentän – des Flughafens lentokentällä – am Flughafen lentokentillä – an den Flughäfen

Gebrauch des Adessivs

Der Adessiv hat relativ viele, verschiedene Funktionen. Schauen wir sie uns der Reihe nach an:

Die Grundbedeutung des Adessivs ist „auf etwas“ oder „in der Nähe von etwas“. Er antwortet hier
auf die Frage „missä?“ (wo?).
Beachten Sie bitte, dass der Gegenstand sich auf einer Fläche befinden muss und nicht innerhalb eines
geschlossenen oder begrenzten Raumes (sonst bräuchte man den inneren Lokalfall Inessiv).

Beispiele zum Adessiv: auf, in der Nähe von


Koneet ovat jo työmaalla. Die Maschinen sind schon auf der Baustelle.
Äitini odottaa minua lentokentällä. Meine Mutter wartet auf mich am Flughafen.
Ratsastuskilpailu järjestetään naapurin tallilla. Der Reitwettbewerb findet am Stall von dem
Nachbarn statt.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 56


Der Adessiv bezeichnet das Mittel oder Instrument einer Handlung, die im Deutschen mit der
Präposition „mit“ ausgedrückt wird.
Er funktioniert also wie eine Art „Instrumental“ und antwortet auf die Frage „millä?“ (womit?).

Beispiele zum Adessiv: Instrument einer Handlung


Matkustan joka päivä kouluun junalla. Ich fahre jeden Tag mit dem Zug in die Schule.
Syötkö riisiä tikuilla vai haarukalla? Isst du Reis mit Stäbchen oder mit der Gabel?
Islantiin voi matkustaa laivalla. Nach Island kann man mit dem Schiff fahren.

Beachten Sie bitte, dass „mit“ nicht die gleiche Bedeutung hat wie die Postposition „kanssa“
(zusammen mit)!
Beispiel: Asun tyttöystäväni kanssa. – Ich wohne zusammen mit meiner Freundin.

Im Finnischen gibt es kein Wort für 'haben'. Das Besitzverhältnis wird durch eine andere
Konstruktion umschrieben.
Als ganz wörtliche Hilfsübersetzung können Sie sich merken:
Päivillä on auto. – Bei Päivi ist ein Auto. (Päivi hat ein Auto.)

Dabei steht der Besitzer (im Deutschen wäre das das Subjekt des Satzes) im Adessiv. Das deutsche
Objekt (der Besitz), wird im Finnischen zum Subjekt.
Bei einer solchen Konstruktion ist das Verb immer im Singular, auch wenn das Subjekt im Plural steht.

Beispiele zum Adessiv: Besitzverhältnisse


Minulla on jo nälkä. Ich habe schon Hunger.
Marikalla on vaaleat hiukset. Marika hat blonde Haare.
Meillä ei ole tarpeeksi rahaa. Wir haben nicht genug Geld.

Der Adessiv wird auch bei Zeitangaben (vor allem für Tages- und Jahreszeiten) benutzt, wenn sie
ohne Attribut stehen. Dann antwortet er auf die Frage „milloin?“ (wann).

Beispiele zum Adessiv: Tages- und Jahreszeiten


illalla am Abend
kesällä im Sommer
aamulla am Morgen

Im nächsten Kapitel erklären wir den Ablativ, der auf die Frage „woher“ antwortet.

Vom Feld – der Ablativ


Der Ablativ antwortet auf die Frage „mistä?“ (woher) bzw. „keneltä?“ (von wem?) und bezeichnet
meistens eine Bewegung „von der Oberfläche weg“ oder „von jemandem weg“. Er wird mit den
deutschen Präpositionen „von“ und „aus“ wiedergegeben.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 57


Der Ablativ hat die Endungen lta/ltä.
Ob die Variante mit „a“ oder „ä“ gewählt wird, wird – wie Sie sicher ahnen können – auch in diesem
Fall durch die Vokalharmonie bestimmt.

Die Endungen werden an den Flexionsstamm angehängt, den Sie erhalten, indem Sie von der
Genitivform das „n“ wegstreichen. Das Pluralzeichen „i“ wird zwischen Flexionsstamm und
Fallendung eingefügt.
Das Prinzip kennen Sie also schon von der Bildung des Adessiv.

Bildung des Ablativs

Singular: Flexionsstamm + lta/ltä


Plural: Flexionsstamm + i + lta/ltä

Beispiel zur Bildung des Ablativs


Genitiv Sg. Ablativ Sg. Ablativ Pl.
pöydän – des Tisches pöydältä – vom Tisch (weg) pöydiltä – von den Tischen (weg)
kurssin – des Kurses kurssilta – aus dem Kurs kursseilta – aus den Kursen
ystävän – des Freundes ystävältä – vom Freund ystäviltä – von den Freunden

Gebrauch des Ablativs

In der Grundbedeutung drückt der Ablativ eine Bewegung „von etwas/jemandem (weg)“ oder „von
der Oberfläche weg“ aus.

Beispiele zum Ablativ: von etwas/jemandem (weg)


Bussi keskustaan lähtee lentokentältä. Der Bus ins Zentrum fährt vom Flughafen ab.
Nostatko kynän lattialta? Hebst du den Stift vom Boden auf ?
Lapsena lainasin aina vaatteita siskoltani. Als Kind lieh ich immer Kleider von meiner Schwester.

Oft wird der Ablativ verlangt bei Verben der Sinneswahrnehmung. In dieser Funktion ist er
manchmal mit dem Allativ austauschbar.

Beispiele zum Ablativ: Verben der Sinneswahrnehmung


Uusi peitto tuntuu ihanan pehmeältä. Die neue Decke fühlt sich schön weich an.
Keitto tuoksuu jumalaiselta. Die Suppe riecht himmlisch.
Kaupunki näyttää kesällä kauniilta. Die Stadt sieht im Sommer schön aus.

Der Ablativ wird zur Angabe der Uhrzeit und des Jahres benutzt und antwortet dann auf die Frage
„milloin?“ (wann) bzw. „mihin aikaan?“ (zu welcher Zeit).
Zur Erinnerung:
Der Adessiv hingegen wird dagegen für Tageszeiten (morgens, abends) und Jahreszeiten (Frühling,
Herbst) verwendet.

Beispiele zum Ablativ: Zeitangaben

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 58


Päivällinen on kello kahdeksalta. Das Abendessen ist um acht Uhr.
Tämä televisio-ohjelma on vuodelta 1980. Dieses Fernsehprogramm ist vom Jahr 1980.
Veroilmoitukseni tältä vuodelta on jo valmis. Meine Steuererklärung von diesem Jahr ist schon
fertig.

Im nächsten Kapitel behandeln wir den letzten der Lokalfälle, den Allativ.

Auf das Feld – der Allativ


Der Allativ antwortet auf die Frage „mihin?“ (wohin?) bzw. „kenelle?“ (wem / zu wem?) und entspricht
den deutschen Präpositionen „auf/zu etwas“. Der Allativ wird auch benutzt, wenn eine Person das Ziel
der Handlung ist. Manchmal entspricht der Allativ somit auch dem deutschen Dativ.

Beispiel:
Minä annan lapselle ruokaa. – Ich gebe dem Kind zu Essen.

Bildung des Allativs

Der Allativ hat die Endung „lle“, die an den Flexionsstamm angehängt wird.
Diesen erhalten Sie, wer hätte es gedacht, indem Sie von der Genitivform das „n“ wegstreichen. Und
natürlich wird auch hier wieder das Pluralzeichen „i“ zwischen Flexionsstamm und Endung eingefügt.

Bildung des Allativs

Singular: Flexionsstamm + lle


Plural: Flexionsstamm + i + lle

Schauen Sie sich dazu einige Beispiele an:

Beispiele zur Bildung des Allativs


Genitiv Sg. Allativ Sg. Allativ Pl.
pöydän – des Tisches pöydälle – auf den Tisch pöydille – auf die Tische
sängyn – des Bettes sängylle – auf das Bett sängyille – auf die Betten
lapsen – des Kindes lapselle – (zu) dem Kind lapsille – (zu) den Kindern

Gebrauch des Allativs

Der Allativ wird in der Grundbedeutung „auf eine Oberfläche zu“ oder „zu jemandem hin“
verwendet.

Beispiele zum Allativ: auf eine Oberfläche zu


Kun olet valmis, laita kirja takaisin pöydälle. Wenn du fertig bist, leg das Buch zurück auf den
Tisch.
Joudun menemään lääkärille huomenna. Ich muss morgen zum Arzt gehen.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 59


Maljakko putosi lattialle. Die Vase fiel auf den Boden.

Der Allativ wird auch benutzt, wenn eine Person das Ziel der Handlung ist.

Beispiele zum Allativ: Person Ziel der Handlung


Koska olet ystäväväni, kerron sen sinulle. Weil du mein Freund bist, erzähle ich es dir.
Annan ruusun vaimolleni. Ich gebe meiner Frau eine Rose.
Kerro vaivoistasi lääkärille! Erzähl einem Arzt von deinen Beschwerden!

Herzlichen Glückwunsch!

Sie haben hiermit den letzten äußeren Lokalfall auch durchgearbeitet.


Das nächste Kapitel ist noch einmal eine Zusammenfassung aller Lokalfälle.

Alle Lokalfälle im Überblick


Die folgende Tabelle ist eine kurze Zusammenfassung der Lokalfälle – ideal zum Ausdrucken,
Auswendiglernen oder als kleine Gedächtnisstütze.

Übersicht über alle Lokalfälle


Fall Fragewort Endung Beispielsatz
i Illativ mihin (Wohin?) seen Menen toimistoon.
n *n / h*n. (Ich gehe ins Büro.)
n
Inessiv missä (Wo?) ssa / ssä Olen toimistossa.
e
(Ich bin im Büro.)
r
e Elativ mistä (Woher?) sta / stä Tulen toimistosta.
(Ich komme aus dem Büro.)
Allativ mille (Wohin?) lle Istun tuolille.
ä (Ich setze mich auf den Stuhl.)
u
Adessiv millä (Wo?) lla / llä Istun tuolilla.
ß
(Ich sitze auf dem Stuhl.)
e
r Ablativ miltä (Woher?) lta / ltä Nousen tuolilta.
e (Ich stehe vom Stuhl auf.)

Die Fragewörter für die inneren Lokalfälle können auch für die äußeren Lokalfälle benutzt werden. Bei
der Antwort muss man dann wissen, ob ein innerer oder äußerer Lokalfall gebraucht wird.

Beispiele:
Missä sinä olit? - Wo warst du?
Olin kirjastossa. Ich war in der Bibliothek. Aber: Olin Liisalla. - Ich war bei Liisa.
Mihin sinä menet? - Wohin gehst du?
Menen kirjastoon. - Ich gehe in die Bibliothek. Aber: Menen Liisalle. - Ich gehe zu Liisa.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 60


Im nächsten Kapitel wenden wir uns den sogenannten abstrakten Fällen zu.

Die abstrakten Fälle


Die beiden abstrakten Fälle sind Essiv und Translativ. Sie beschreiben einen Zustand.

• Der Essiv entspricht der deutschen Präposition „als“ und wird auch für viele Zeitangaben
genutzt.
• Der Translativ beschreibt eine Eigenschaft/einen Zustand, oder das Ergebnis einer
Entwicklung bzw. den Endpunkt einer Veränderung oder Bewegung.

Als Tourist – der Essiv


Im Deutschen entspricht dem finnische Essiv oft die Präposition „als“ (Beispiele: als Student, als
Hausfrau).

Bildung des Essivs

Die Essivendungen sind na/nä.


Welche Variante gewählt wird, hängt – wie Sie das von den anderen Fällen schon kennen – von der
Vokalharmonie ab.

Die Endung werden an den Flexionsstamm angehängt, welchen man erhält, indem man von der
Genitivform das „n“ wegstreicht. Das Pluralzeichen „i“ wird zwischen Flexionsstamm und Endung
eingeführt.
Sie sehen also selbst bei diesen zahlreichen Wiederholungen, dass die Fälle im Finnischen nur auf den
ersten Blick kompliziert wirken. Wenn Sie das Prinzip erst einmal verinnerlicht haben, ist alles sehr
logisch!

Achtung!:
Vor der Essivendung findet kein Stufenwechsel statt!

Die Faustregel lautet also:

Bildung des Essivs

Singular: Flexionsstamm + na/nä


Plural: Flexionsstamm + i + na/nä

Schauen Sie sich dazu die folgenden Beispiele an:

Beispiele zur Bildung Essiv:


Genitiv Sg. Essiv Sg. Essiv Pl.
opiskelijan – des Studenten opiskelijana – als Student opiskelijoina – als Studenten

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 61


ystävän – des Freundes ystävänä – als Freund ystävinä – als Freunde
lapsen – des Kindes lapsena – als Kind lapsina – als Kinder

Gebrauch des Essivs

Der Gebrauch in der Grundbedeutung entspricht dem Deutschen Wörtchen „als“. Mit dem Essiv
kann man den Zustand oder die Funktion einer Person oder eines Gegenstandes ausdrücken.

Beispiele zum Gebrauch des Essivs: Zustand oder Funktion


Siskoni työskentelee työväenopistolla opettajana. Meine Schwester arbeitet in der Volkshochschule
als Lehrerin.
Hyvänä työntekijänä sinun tulisi olla myös oma- Als ein guter Arbeitnehmer solltest du auch
aloitteinen. selbständig sein.
Lähetän muistiinpanot sinulle sähköpostina. Ich schicke dir die Notizen als E-Mail.

Damit Sie jetzt nicht alles durcheinanderbringen:

In einem Satz wie „Meine Schwester ist Lehrerin“ steht das Prädikativ natürlich im Nominativ. Als
Faustregel können Sie sich merken, dass bei einer Form von „olla“ (sein) nie ein Essiv steht!

Bei Zeitbestimmungen benutzt man Essiv, wenn es um Wochentage oder Feste geht.

Beispiele zum Essiv: Wochentage und Feste


Lauantaina menemme isoäidin luo. Am Samstag gehen wir zur Oma.
Teemu matkustaa aina jouluna Espanjaan. Teemu fährt immer an Weihnachten nach Spanien.
Suomalaiset ovat juhannuksena kesämökeillään. Die Finnen sind am Mittsommer in ihren
Sommerhütten.

Der Essiv wird auch benutzt, wenn das Substantiv, das die Zeit bestimmt, ein voranstehendes
Attribut hat.

Beispiele zum Essiv: Erweiterte Zeitangabe


Kylminä talvina kaipaan etelän lämpöä. Im kalten Winter vermisse ich die Wärme im
Süden.
Kahtena päivänä viikossa työskentelen Zwei Tage die Woche arbeite ich in einem
sairaalassa. Krankenhaus.
Minä päivänä lennät takaisin kotiin? An welchem Tag fliegst du nach Hause?

Achtung! Ausnahme:

Bei den Wörtern „ensi“ (nächstes) und „viime“ (letztes) gelten die Kongruenzregeln nicht, d.h. sie sind
unveränderlich.

Beispiele zum Essiv: „ensi“ und „viime“ unveränderlich

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 62


Viime vuonna myin joka viikko vaatteita Letztes Jahr habe ich jede Woche meine Kleider
kirpputorilla. auf dem Flohmarkt verkauft.
Ensi syksynä muutan Helsinkiin opiskelemaan. Im nächsten Herbst ziehe ich nach Helsinki um zu
studieren.

Im nächsten Kapitel lernen Sie den Translativ kennen.

Millionär werden – der Translativ


Normalerweise bezeichnet der Translativ eine Eigenschaft, einen Zustand, eine Aufgabe, ein Ergebnis
einer Entwicklung oder den Endpunkt einer Veränderung oder Bewegung.
Im Deutschen stehen hier die Präpositionen „bis“ und „bis zu“. Oft kommt der Translativ mit dem
Verb „tulla“ (kommen) und „muuttua“ (sich ändern) vor.

Beispiele:
Luulen, että olen tulossa kipeäksi. – Ich denke, dass ich krank werde.
Kirjeesi sai minut todella iloiseksi. – Dein Brief hat mich sehr fröhlich gemacht.
Viime aikoina monet ihmiset ovat joutuneet työttömiksi. – In der letzten Zeit sind viele Menschen
arbeitslos geworden.
Tilanne muuttui erittäin vakavaksi. – Die Situation ist sehr ernst geworden.

Bildung des Translativs

Der Translativ hat die Endung „ksi“. Diese wird an den Flexionsstamm angehängt. Den
Flexionsstamm erhalten Sie, na raten Sie mal – indem Sie wie gewohnt von der Genitivform das „n“
wegstreichen.
Das Pluralzeichen „i“ wird außerdem genauso wie gehabt zwischen Flexionsstamm und Endung
eingefügt.

Bildung des Translativs

Singular: Flexionsstamm + ksi


Plural: Flexionsstamm + i + ksi

Schauen Sie sich das an der folgenden Tabelle an:

Beispiele zur Bildung des Translativs:


Genitiv Sg. Translativ Sg. Translativ Pl.
pöydän – des Tisches pöydäksi pöydiksi
ministerin – des Ministers ministeriksi ministereiksi
talon – des Hauses taloksi taloiksi

Gebrauch des Translativs

In der Grundbedeutung bezeichnet der Translativ eine Eigenschaft oder einen Zustand.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 63


Beispiele zum Translativ: Eigenschaft, Zustand
Saunan jälkeen tunnen itseni nuoreksi. Nach der Sauna fühle ich mich jung.
Meidän täytyy tehdä vielä kotitehtävät valmiiksi. Wir müssen noch unsere Hausaufgaben fertig
machen.
Syö lautanen tyhjäksi, jotta kasvat isoksi. Iss dein Teller leer, damit du groß wirst.

Der Translativ wird für Zeitangaben benutzt, wenn eine bestimmte Zeitdauer gemeint ist oder
zeitliche Begrenzungen vorliegen. Dann antwortet er auf die Frage „für wie lange“ oder „bis zu
welchem Zeitpunkt“.

Beispiele zum Translativ: begrenzte Zeitdauer


Lähden lomalle kahdeksi viikoksi. Ich fahre für zwei Wochen in den Urlaub.
Älä unohda ostaa ruokaa viikonlopuksi! Vergiss nicht, Essen für das Wochenende zu kaufen!
Opettaja poistui luokasta viideksi minuutiksi. Der Lehrer verlässt die Klasse für fünf Minuten.

Der Translativ kommt auch bei vielen feststehenden Ausdrücken vor.

Beispiele zum Translativ: feste Ausdrücke


Tulivatko astiat varmasti puhtaaksi? Ist das Geschirr sicher sauber geworden?
Ulkomailla minua luullaan ruotsalaiseksi. Im Ausland hält man mich für einen Schweden.
Voisitteko siirtyä vähän kauemmaksi? Könnten Sie bitte einige Schritte zurücktreten?

Der Translativ wird auch für Sprachen verwendet.

Beispiele zum Translativ: Sprachen


suomeksi auf Finnisch
englanniksi auf Englisch
saksaksi auf Deutsch

Hiermit sind die abstrakten Fälle geschafft!


Im nächsten Kapitel geht es um die marginalen Fälle, die im heutigen Finnisch selten vorkommen. Als
erstes besprechen wir den Abessiv.

PassivWissen: Der Abessiv


Der Abessiv ist einer der sogenannten marginalen Fälle, die heutzutage relativ selten vorkommen. Die
marginalen Fälle tauchen vor allem in feststehenden Ausdrücken auf.

Außerdem lässt sich der Abessiv fast immer mit der Präposition „ohne“ übersetzen. Vor allem in der
Umgangssprache wird statt dem Abessiv oft die Präposition „ilman“ (ohne) vorgezogen.

Bildung des Abessivs

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 64


Der Abessiv hat die Endung „tta“ bzw. „ttä“.
Wovon die Wahl der Variante abhängt, wissen Sie ja mittlerweile und auch wie das Anhängen an den
Flexionsstamm vonstatten geht, ist Ihnen inzwischen sicher in Fleisch und Blut übergegangen.
Auch die Pluralbildung folgt wieder dem, aus den anderen Lokalfällen bekannten Schema.

Bildung des Abessivs

Singular: Flexionsstamm + tta/ttä


Plural: Flexionsstamm + i+ tta/ttä

Schauen Sie sich das ganze anhand dieser Tabelle an:

Beispiele zur Bildung des Abessivs


Genitiv Sg. Abessiv Sg. Abessiv Pl.
talon – des Hauses talotta – ohne Haus taloitta – ohne Häuser
isän – des Vaters isättä – ohne Vater isittä – ohne Väter
viisumin – des Visums viisumitta – ohne Visum viisumeitta – ohne Visa

Gebrauch des Abessivs

Der Abessiv findet vor allem in feststehenden Ausdrücken Verwendung.

Beispiele zum Abessiv: feststehende Ausdrücke


Pitemmittä puheitta haluan esitellä teille uuden Ohne lange Rede möchte ich euch unsere neue
sihteerimme. Sekretärin vorstellen.
Uunipuuro valmistuu vaivatta. Der Milchreis wird im Ofen ohne große Mühe
fertig.
Joka kuritta kasvaa, se kunniatta kuolee. Wer ohne Zucht aufwächst, der stirbt ohne
Ehre.

In der Umgangssprache kommt oft statt der Abessivendung das Wort „ilman“ (ohne) vor.

Beispiele: „ilman“ statt Abessiv


Olen vilustunut, koska lähdin ulos ilman takkia. Ich bin erkältet, weil ich ohne Jacke rausgegangen
bin.
En löydä tietä ilman sinua. Ich finde den Weg nicht ohne dich.
Ihminen selviää vain 3 päivää ilman vettä. Man überlebt nur drei Tage ohne Wasser.

Es reicht also, wenn Sie den Abessiv passiv beherrschen. Dasselbe gilt auch für den nächsten Fall: Auch
der Instruktiv kommt im heutigen Finnisch sehr selten vor.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 65


PassivWissen: Der Instruktiv
Der Instruktiv ist einer der sogenannten marginalen Fälle, die im heutigen Finnisch selten vorkommen.
Die marginalen Fälle tauchen vor allem in feststehenden Ausdrücken auf. Es reicht also wenn Sie diese
Form passiv beherrschen.

Der Instruktiv antwortet auf die Frage „mittels was?“. Er bezeichnet also die Art und Weise auf die die
Handlung vollzogen wird.

Bildung des Instruktivs

Der Instruktiv hat die Endung -(i)n. Der Instruktiv kommt in der Regel nur im Plural vor, deshalb ist
das Pluralzeichen „i“ in der Endung diesmal schon inbegriffen.

Bildung des Instruktivs

Plural: Flexionsstamm + (i)n bzw. Pluralstamm + n

Gebrauch des Instruktivs

In seiner Grundbedeutung drückt der Instruktiv die Art und Weise aus. Am besten ist es aber, wenn
Sie die wenigen feststehenden Ausdrücke einfach auswendig lernen.

Beispiele zum Instruktiv:


Älä lähde talvella ulos paljain päin! Gehe im Winter nicht ohne Mütze raus!
Hän oli kaiken puolin tyytyväinen elämäänsä. Er/Sie war in jeder Hinsicht zufrieden mit
ihrem/seinem Leben.
Koulun jälkeen olen aina niin nälkäinen, että syön Nach der Schule bin ich immer so hungrig, dass
ruokaa kaksin käsin. ich mit beiden Händen esse.

Endspurt! Im nächsten Kapitel lernen Sie Ihren letzten finnischen Fall: den Komitativ.

PassivWissen: Der Komitativ


Da der Komitativ recht selten geworden ist, reicht es wenn Sie ihn passiv beherrschen.

Bildung des Komitativs

Die Komitativendung ist -ine. Weil „i“ eigentlich eine Pluralendung ist, gibt es keinen Unterschied
zwischen Komitativ Singular und Komitativ Plural. Nach der Fallendung kommt immer eine
Possessivendung.

Bildung des Komitativs

Singular/Plural: Flexionstamm + ine + Possessivendung

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 66


Gebrauch des Komitativs

Der Komitativ wird im Deutschen durch „mit“, „in Begleitung von“ oder „einschließlich“
wiedergegeben.

Beispiele zum Komitativ: mit, in Begleitung von


Pankinjohtaja saapui juhlaan vaimoineen. Der Bankdirektor kam mit seiner Frau zum Fest.
Elina on kaunis nainen pitkineen jalkoineen ja Elina ist eine hübsche Frau mit langen Beinen
vaaleine hiuksineen. und blonden Haaren.
Salzburg on kaunis kaupunki pienine kujineen. Salzburg ist eine schöne Stadt mit (seinen)
kleinen Straßen.

Herzlichen Glückwunsch!

Jetzt haben Sie alle finnischen Fälle gelernt. Als letztes Kapitel im Substantiv-Teil haben wir Ihnen eine
Gesamtübersicht über alle Fälle, ihre Endungen und die deutschen Entsprechungen zusammen gestellt.

Gesamtübersicht über die finnischen Fälle


Natürlich kann diese bewusst knapp gehaltene Übersicht nicht das ganze Wissen des Substantive-Teils
erhalten. Diese Tabelle fasst nur die elementaren Bedeutungen auf und erhebt keinen Anspruch auf
Vollständigkeit.

Wir hoffen, dass Sie Ihnen trotzdem zum schnellen Nachschauen oder als Merkzettel nützlich sein
wird.

Gesamtübersicht über die finnischen Fälle


Fälle Endungen deutsche Beispiel
Entsprechung
grammatische Nominativ - Nominativ / Bussi tulee.
Fälle / Akkusativ (Der Bus kommt.)
Objektfälle Osta kirja!
(Kauf ein Buch!)
Genitiv n Genitiv / tytön auto
Akkusativ (das Auto des Mädchens)
Minä ostan kirjan.
(Ich kaufe ein Buch.)
Partitiv a / ä, ta / tä, Akkusativ Minä ostan maitoa.
tta / ttä (Ich kaufe etwas Milch.)
innere Illativ seen in, in (hinein) (mit Menen toimistoon.
Lokalfälle *n / h*n. Akkusativ), zum (Ich gehe ins Büro.)
Inessiv ssa / ssä in, in (drinnen) Olen toimistossa.
(mit Dativ) (Ich bin im Büro.)
Elativ sta / stä aus, heraus, von Tulen toimistosta.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 67


(Ich komme aus dem Büro.)
äußere Allativ lle auf, zu (mit Istun tuolille.
Lokalfälle Akkusativ) (Ich setze mich auf den Stuhl.)
Adessiv lla / llä auf, an, bei, (mit Istun tuolilla.
Dativ), mit (Ich sitze auf dem Stuhl.)
Ablativ lta / ltä von, aus Nousen tuolilta.
(Ich stehe vom Stuhl auf.)
abstrakte Fälle Essiv na / nä als ystävänä
(als Freund)
Translativ ksi Ilma on muuttunut kylmäksi.
(Das Wetter ist kalt geworden.)
marginale Abessiv tta / ttä ohne talotta
Fälle (ohne Haus)
Komitativ ine + (zusammen) mit vaimoineen
Possessivendung (mit seiner Frau)
Instruktiv n mit kaksin käsin
(mit beiden Händen)

Im nächsten großen Teil Ihrer Finnisch-Grammatik dreht sich alles um Adjektive und Adverbien.

Teil 3: Die Adjektive und Adverbien im


Finnischen

Überblick über die Adjektive


Herzlich Willkommen im Grammatikteil zu den Adjektiven!

Die folgenden Kapitel bauen auf vielem auf, das Sie im Teil zu den Substantiven bereits gelernt haben.
Die ganze Mühe hat sich also gelohnt! Sollten Sie sich mal nicht mehr ganz sicher sein, können Sie
einfach im Grammatikteil über die Substantive nachlesen und ihr Gedächtnis auffrischen.

Was ist ein Adjektiv?

Steigen wir in dieses Thema doch mit ein paar deutschen Beispielen ein:
„schön, teuer, groß, klein, dick, dünn, laut, nah“ ... das sind alles Adjektive.

Das Adjektiv ist eine Wortart, die ein Objekt näher beschreibt und ihm Eigenschaften oder Merkmale
zuteilt. Andere Bezeichnungen, die Sie vielleicht noch aus der Schulzeit kennen, lauten:
Eigenschaftswort, Artwort und Wie-Wort.

Ein Adjektiv bezieht sich also oft auf ein Substantiv, welches näher beschrieben wird.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 68


Beispiel:
Regina ist intelligent und weltgewandt. Sie trägt stets stilvolle Kleidung.

An dem obigen Beispiel erkennen Sie auch die zwei verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten von
Adjektiven:

Zum einen gibt es den prädikativen Gebrauch:


Substantiv + das Verb „sein“ + Adjektiv
Beispiel:
Das Haus ist schön.

Des Weiteren gibt es den attributiven Gebrauch des Adjektivs:


Da steht das Adjektiv unmittelbar vor dem Nomen, welches es näher beschreibt und gleicht sich auch
an dieses an.
Beispiel:
Das schöne Haus liegt direkt gegenüber von unserem.

Was lernen Sie in diesem Teil Ihrer Grammatik über finnische Adjektive?

Sie lernen, dass finnische Adjektive ...

• sich in Fall und Numerus (Singular/Plural) an das Substantiv angleichen, auf das sie sich
beziehen.
• in verschiedenen Fällen stehen, wenn sie prädikativ gebraucht werden.
• wie im Deutschen, in attributiver Stellung immer vor dem Substantiv stehen.
• zwei Steigerungsformen haben:
Die erste Steigerungsform, genannt Komparativ: schöner, teurer, lauter, näher
Die zweite Steigerungsform, genannt Superlativ: am schönsten, teuersten, lautesten, nächsten
• teilweise unregelmäßig gesteigert werden; genau wie im Deutschen: gut, besser, am besten; viel,
mehr, am meisten

Klicken Sie sich nach Herzenslust durch diese Kapitel!

Im nächsten Kapitel geht es um die Stellung des Adjektivs und seine Anpassung an das Substantiv.

Attributiver Gebrauch der Adjektive: Anpassung ans Substantiv


Faszinierende Städte, klare Seen, endlose Wälder... wie übersetzen Sie diese Ausdrücke ins Finnische?
Beherzigen Sie dabei folgende Faustregeln:

• Auch im Finnischen steht das Adjektiv immer vor dem Substantiv.


• Wenn Adjektive attributiv verwendet werden, d.h. vor dem Substantiv stehen und dieses näher
bestimmen, werden sie genauso dekliniert wie Substantive. Adjektiv und Substantiv stimmen
also in Numerus und Kasus überein.

Dazu möchten wir Ihnen gleich ein paar Beispiele geben:

Beispiele für attributiv verwendete Adjektive:

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 69


grammatikalische Form Finnisch Deutsch
Essiv Singular pienessä talossa in einem kleinen Haus
Elativ Singular kauniista kaupungista aus einer schönen Stadt
Nominativ Plural kirkkaat järvet die klaren Seen
Partitiv Singular mielenkiintoista museota ein interessantes Museum
Partitiv Plural mukavia ihmisiä nette Menschen
Illativ Singular kylmään jokeen in den kalten Fluss

Achtung:
Manche Adjektive sind nicht deklinierbar, d.h. ihre Form verändert sich nicht.

Undeklinierbare Adjektive
viime letzter
tosi echt (umgangssprachlich)
pikku klein
koko ganz
joka jeder
eri verschieden
ensi nächster

Adjektive, die andere Adjektive näher bestimmen

Dieses Phänomen möchten wir Ihnen gerne anhand eines konkreten Beispiels erklären:
Päivi ist wahnsinnig nett.

Das Adjektiv „nett“ beschreibt eindeutig „Päivi“. Und das Adjektiv „wahnsinnig“? Offensichtlich ist
nicht gemeint, dass „Päivi“ wahnsinnig und nett ist!
Das Adjektiv „wahnsinnig“ beschreibt hier ein anderes Adjektiv näher. Im Finnischen steht ein solches
Adjektiv immer im Genitiv, ganz egal in welchem Fall das Bezugsadjektiv steht.

Adjektiv, die andere Adjektiv bestimmen - Vergleich mit anderen Sprachen


Finnisch mielettömän hauska Adjektiv im Genitiv
Deutsch wahnsinnig nett unflektiertes Adjektiv
Englisch incredibly nice Adverb (Endung oft: -ly)

Als nächstes wenden wir uns dem prädikativen Gebrauch der Adjektive zu.

Prädikativer Gebrauch der Adjektive: Verschiedene Fälle


Vieles aus diesem Kapitel ist Ihnen vielleicht noch aus dem vorherigen Teil zu den Substantiven
bekannt. Da die Arbeit bei manchen Lernern vielleicht schon länger zurückliegt, wollen wir noch

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 70


einmal kurz alles Wichtige wiederholen.

Was versteht man unter Prädikativ bzw. dem prädikativen Gebrauch?

Hinter dieser kompliziert klingenden Bezeichnung verbirgt sich die folgende, sehr einfache
Konstruktion:

Minna ist die Lehrerin. Sie ist nett.


Die blau markierten Satzteile beschreiben direkt das Subjekt und beziehen sich auf dieselbe Person.

Vergleiche im Unterschied dazu:


Matti hasst die Lehrerin.
Hier handelt es sich beim Subjekt und dem farbig hinterlegtem Satzteil NICHT um dieselbe Person,
und „die Lehrerin“ sagt auch nichts über „Matti“ aus. „Die Lehrerin“ ist hier das direkte Objekt, und
kann mit „Wen oder was?“ erfragt werden.

Wann benutzt man welchen Fall?

Das prädikative Adjektiv kann entweder im Nominativ oder im Partitiv stehen. Welcher Fall gewählt
wird, hängt von der Art des Subjekts ab.

Zählbarer Begriff (Nominativ)/ nicht zählbarer Begriff (Partitiv)

Zählbare Begriffe kann man in den Plural setzen.


Sie bezeichnen Personen oder Gegenstände, wie zum Beispiel: das Auto, die Mutter, die CD, der
Computer.

Nicht zählbare Begriffe bezeichnen vor allem Stoffe (Wasser, Kaffee, Mehl, Stahl, Zucker) oder
Abstrakta (Liebe, Musik, Trauer, Leben). Diese kann man nur über Hilfskonstruktionen in die
Mehrzahl setzen (ein Liter Wasser, eine Tasse Kaffee).

Vergleich: zählbare und nicht zählbare Begriffe


zählbarer Begriff (Nominativ) nicht zählbarer Begriff (Partitiv)
Tietokone on uusi. Vesi on kylmää.
Der Computer ist neu. Das Wasser ist kalt.
Auto on kallis. Kahvi on makeaa.
Das Auto ist teuer. Der Kaffee ist süß.
Auto ei ole halpa. Kahvi ei ole makeaa.
Das Auto ist nicht billig. Der Kaffee ist nicht süß.
Opettaja on kiva. Teräs on kallista.
Die Lehrerin ist nett. Stahl ist teuer.
Taivas on sininen. Elämä on ihanaa.
Der Himmel ist blau. Das Leben ist wunderschön.

Achtung:
Bei der Entscheidung zwischen Nominativ und Partitiv ist es völlig egal, ob das Subjekt bekannt oder

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 71


unbekannt ist. Ebenso ist es egal, ob der Satz verneint ist oder nicht. Auch wenn das Subjekt selbst im
Nominativ steht, nimmt das keinen Einfluss auf die Entscheidung.

Bei subjektlosen Sätzen steht der: Partitiv oder der Nominativ

Bei subjektlosen Sätzen, die Sie im Deutschen mit „es“ wiedergeben würden, steht der Partitiv:
Beispiele:
On kiva nähdä sinua. – Es ist schön, dich zu sehen.
Lapissa on niin kylmää. – Es war so kalt in Lappland.

Bei subjektlosen Sätzen, bei denen hingegen klar ist, dass das weggelassene Subjekt eine Person ist,
steht das Adjektiv im Nominativ.
Beispiele:
Ole hiljaa. – Sei still!
Suomessa ollaan erittäin kohteliaita. – In Finnland ist man sehr höflich.

Gut, besser, am besten! Im nächsten Kapitel widmen wir uns der Steigerung der Adjektive.

Steigerung der Adjektive: Überblick


Bevor wir in den Bereich der Steigerung einsteigen, wollen wir zunächst vom Deutschen ausgehend
Grundsätzliches klären.
Die Steigerung eines Adjektivs ist Ihnen vielleicht auch unter dem Begriff „Komparation“ geläufig.

Gesteigert werden kann ein Adjektiv in drei Stufen:


• in der Normalform (Positiv, Grundstufe): gut, lustig, breit
• in der 1. Steigerungsform (Komparativ, Mehrstufe): besser, lustiger, breiter
• und in der 2. Steigerungsform (Superlativ, Meiststufe): am besten, am lustigsten, am breitesten

Die 1. Steigerungsform (Komparativ, Mehrstufe) hat die Funktion, einen Vergleich zwischen zwei
Objekten zum Ausdruck zu bringen. Dem ersten Objekt wird dabei eine andere Qualität zugeschrieben
als dem zweiten – eine „Mehr“-Qualität.
Beispiele:
Alex läuft schnell. Bertolt läuft schneller.
Mein Stück Kuchen ist größer als deines.

Die 2. Steigerungsform (Superlativ, Meiststufe) bringt zum Ausdruck, dass eine Eigenschaft eines
Gegenstandes oder einer Person in ihrer größtmöglichen Ausprägung vorhanden ist.
Der Superlativ ist die höchste Form der Steigerung eines Adjektivs.
Beispiele:
Du bist der Beste in Mathe!
Hans-Jörg schläft sonntags am längsten von allen.
Mein Lexikon ist am dicksten.

Im nächsten Kapitel stellen wir Ihnen die 1. Steigerungsform (Komparativ) vor.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 72


Besser, lustiger, breiter - Steigerung der Adjektive I (Komparativ)
Bildung der 1. Steigerungsform

Die Komparativendung im Finnischen ist -mpi. Diese Endung wird an den Flexionsstamm angehängt.

Beispiele zur Bildung der 1. Steigerungsform:


Grundform 1. Steigerungsform auf Deutsch
kaunis kauniimpi schön – schöner
viisas viisaampi klug – klüger
nuori nuorempi klein – kleiner

Flexion der 1. Steigerungsform

Um zu verstehen, wie man ein gesteigertes Adjektiv flektiert, ist es am einfachsten, nacheinander die
folgenden Schritte zu durchdenken:

• Die Endung der Steigerung „mpi“ wird zu „mpa“ bzw. „mpä“ – je nach Vokalharmonie.
• Auf der schwachen Stufe wird „mpa/mpä“ zu „mma/mmä“ (Stufenwechsel).
• Vor dem Pluralzeichen „i“ verschwindet das „a/ä“.
• Danach wird die Fallendung angehängt.

Die Faustregel zur Flexion eines gesteigerten Adjektivs lautet also:

Flexion eines Adjektivs im Komparativ

Flexionsstamm des Adjektivs + mma/mmä bzw. mpa/mpä + ggf. Pluralendung +


Fallendung

Spielen wir das Ganze einmal anhand eines Beispieladjektivs durch:

Deklination des Beispieladjektivs „rikas – reich“ (Flexionsstamm: rikaa-)


Fall Singular Plural
Nominativ rikkaampi – reicher rikkaammat
Genitiv rikkaamman rikkaampien
Partitiv rikkaampaa rikkaampia
Inessiv rikkaammassa rikkaammissa
Elativ rikkaammasta rikkaammista
Illativ rikkaampaan rikkaampiin
Adessiv rikkaammalla rikkaammilla
Ablativ rikkaammalta rikkaammilta
Allativ rikkaammalle rikkaammille
Essiv rikkaampana rikkaampina

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 73


Translativ rikkaammaksi rikkaammiksi

Gebrauch der 1. Steigerungsform

Man benutzt die 1. Steigerungsform im Finnischen tatsächlich nur, um zwei Dinge konkret miteinander
zu vergleichen, nicht im Sinne von „Finnland ist ein reicheres Land.“, sondern „Finnland ist reicher als
Rumänien.“

Will man im Finnischen einen Vergleich anstellen, so benutzt man das Wort „kuin“ (als).

Beispiele zum Gebrauch der 1. Steigerungsform:


Tiina on kauniimpi kuin Sanna. Tiina ist schöner als Sanna.
Matti on nuorempi kuin Seppo. Matti ist jünger als Seppo.

„Kuin“ kann aber auch durch den Partitiv des Vergleichs ersetzt werden. Hierbei wird das Bezugswort
des Vergleichs in den Partitiv gesetzt.

Minä olen sinua nuorempi. Ich bin jünger als du.

Wenn Sie sich soweit sicher fühlen, können Sie ja gleich das nächste Kapitel zur 2. Steigerungsform in
Angriff nehmen.

Am besten, am lustigsten, am breitesten – Steigerung der Adjektive II


(Superlativ)
Bildung der 2. Steigerungsform

Der Superlativ wird ebenfalls mit Hilfe einer Endung gebildet. An den Flexionsstamm wird die Endung
-in angehängt.

Beispiele zur Bildung des Superlativs:


Nominativ / Grundform Superlativ / 2. Steigerung auf Deutsch
kaunis kaunein schön – das schönste
viisas viisain klug – das klügste
nuori nuorin jung – das jüngste

Durch das Anhängen der Superlativendung kommt es zu ein paar Vokalveränderungen:


• „a“, „ä“ und „e“ verschwinden
• „i“ und „ii“ werden zu „e“ (siehe „kaunis“)
• Doppelvokale werden einfach

Flexion der 2. Steigerungsform

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 74


Um zu verstehen, wie man ein gesteigertes Adjektiv im Superlativ flektiert, ist es am einfachsten,
nacheinander die folgenden Schritte zu durchdenken:

• Die Endung der Steigerung „in“ wird zu „impa“ bzw. „impä“ – je nach Vokalharmonie.
• Auf der schwachen Stufe wird „impa/impä“ zu „imma/immä“ (Stufenwechsel).
• Vor dem Pluralzeichen „i“ verschwindet das „a/ä“.
• Danach wird die Fallendung angehängt.

Achtung:
Sie merken schon, dass sich die 2. Steigerungsform von der ersten nur minimal unterscheidet, nämlich
durch ein „i“. Hier also gut aufpassen!

Die Faustregel zur Flexion eines gesteigerten Adjektivs lautet also:

Flexion eines Adjektivs im Superlativ

Flexionsstamm des Adjektivs + imma/immä bzw. impa/impä + ggf. Pluralendung +


Fallendung

Spielen wir das Ganze einmal anhand eines Beispieladjektivs durch:

Deklination des Beispieladjektivs „rikas – reich“ (Flexionsstamm: rikaa-)*


Fall Singular Plural
Nominativ rikkain – am reichsten rikkaimmat
Genitiv rikkaimman rikkaimpien
Partitiv rikkainta rikkaimpia
Inessiv rikkaimmassa rikkaimmissa
Elativ rikkaimmasta rikkaimmista
Illativ rikkaimpaan rikkaimpiin
Adessiv rikkaimmalla rikkaimmilla
Ablativ rikkaimmalta rikkaimmilta
Allativ rikkaimmalle rikkaimmille
Essiv rikkaimpana rikkaimpina
Translativ rikkaimmaksi rikkaimmiksi

* Vor dem “i” werden lange Vokale gekürzt, deshalb lautet der Flexionsstamm hier „rikka-“.

Im nächsten Kapitel stellen wir Ihnen noch einige unregelmäßige Steigerungsformen vor.

Unregelmäßige Steigerungsformen der Adjektive


Einige Steigerungsformen werden unregelmäßig gebildet. Die häufigsten Ausnahmen haben wir für Sie

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 75


in einer übersichtlichen Tabelle zusammengestellt, damit Sie sie auswendig lernen können.

Unregelmäßige Steigerungsformen
Grundform 1. Steigerungsform (Komparativ) 2. Steigerungsform
(Superlativ)
hyvä – gut parempi – besser paras – am besten
pitkä – lang pidempi, pitempi – länger pisin – am längsten
lyhyt – kurz lyhyempi, lyhempi – kürzer lyhyin, lyhin – am kürzesten
kiva – nett kivempi – netter kivoin – am nettesten
uusi – neu uudempi – neuer uusin – am neusten
usea – mancher useampi – mehrere useimmat – die meisten

Nun, da Sie die Adjektive gemeistert haben, geht es in den nächsten Kapiteln um die finnischen
Adverbien.

Überblick über die Adverbien im Finnischen


Bevor wir in dieses Thema einsteigen, wollen wir zunächst von Ihrer Muttersprache ausgehend klären,
was ein Adverb ist und was es bei Adverbien alles zu beachten gibt. Wenn Sie den Links folgen,
erfahren Sie, wie Sie die entsprechenden Formen auf Finnisch bilden.

Was ist ein Adverb?

Uns Deutschen fällt es oft schwer Adjektive und Adverbien auseinander zu halten, da in den meisten
anderen Sprachen konsequenter zwischen diesen beiden Wortarten unterschieden wird als im
Deutschen.

Im Deutschen haben die Adverbien keine gemeinsame Form oder Endung, an denen man sie erkennen
könnte. Im Englischen zum Beispiel, enden die Adverbien auf -ly.

Adjektive und Adverbien sehen im Deutschen jedoch gleich aus:


Adjektiv: Petra ist schön. Petra hat eine schöne Stimme.
Adverb: Petra singt schön.

Das Adverb wird also zur näheren Beschreibung des Verbs benutzt.

Aber es kann auch andere Wortarten begleiten, wie zum Beispiel:


Adjektiv: Petra hat eine furchtbar schöne Stimme.
Adverb: Petra singt furchtbar schön.

Natürlich können Adverbien auch gesteigert werden:


Elisabeth singt noch schöner als Petra. (1. Steigerungsform, Komparativ)
Und Daniela singt am schönsten von allen. (2. Steigerungsform, Superlativ)

Manche Steigerungsformen sind unregelmäßig:

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 76


Petra singt gut, Elisabeth noch besser und Daniela am besten.

Auch im Finnischen werden viele Adverbien von einem Adjektiv abgeleitet. Aber es gibt auch eine
ganze Reihe von Adverbien, die nicht von Adjektiven abgeleitet werden und meist nach ihrem Sinn
unterschieden werden in:
• temporale Adverbien (die Zeit betreffend): z.B. heute, bald, oft
• modale Adverbien (die Art und Weise betreffend): leider, ärgerlicherweise
• lokale Adverbien (den Ort betreffend): hier, dort, oben

Wir haben für Sie eine Übersicht der wichtigsten temporalen, lokalen, und modalen Adverbien
zusammengestellt.

Im nächsten Kapitel lernen Sie, wie Adverbien vom Adjektiv abgeleitet werden.

Adverbien: Ableitung vom Adjektiv


Es gibt sogenannte ursprüngliche Adverbien, wie zum Beispiel „leider“, „später“ und „oft“ (welche wir
Ihnen übrigens in einer Übersicht zusammengestellt haben) und solche, die von Adjektiven abgeleitet
werden.

Im Deutschen sehen diese genauso aus wie Adjektive auch, das heißt sie unterscheiden sich in ihrer
äußeren Form nicht von Adjektiven.

Adjektive: Petra ist schön. Petra hat eine schöne Stimme.


Adverb: Petra singt schön.

Im Finnischen dagegen werden solche Adverbien gebildet, indem man an das Adjektiv die Nachsilbe „-
sti“ anhängt.

Bildung von Adverbien aus Adjektiven

Flexionsstamm des Adjektivs + sti

Zur Erinnerung:
Den Flexionsstamm erhält man, indem man von der Genitivform das „n“ am Ende weglässt.

Sehen Sie sich dazu gleich folgende Beispielsätze an:

Beispielsätze: Gegenüberstellung Adjektiv – Adverb


Adjektiv Adverb
Minna on nopea. Minna juoksee nopeasti.
Minna ist schnell. Minna läuft schnell.
Hänen suomen kielen taitonsa on huono. Hän puhuu huonosti suomea.
Sein Finnisch ist schlecht. Er spricht schlecht finnisch.
Petralla on kaunis ääni. Petra laulaa kauniisti.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 77


Petras Stimme ist schön. Petra singt schön.

Achtung:
Leider gibt es auch einige wenige Adjektive, die ihr Adverb unregelmäßig bilden.

Unregelmäßig gebildete Adverbien:


Adjektiv auf Deutsch Adverb
hyvä gut hyvin
oikea richtig oikein
väärä falsch väärin

Natürlich können Adverbien genauso wie Adjektive gesteigert werden. Mehr dazu lesen Sie im
nächsten Kapitel.

Schneller, besser, weiter laufen: Steigerung der Adverbien


Die erste Steigerung der Adverbien wird gebraucht, um zwei Tätigkeiten in Bezug auf bestimmte
Eigenschaften zu vergleichen.

Beispiele:
Aki läuft schnell. (Adverb in der Grundform)
Eemil läuft schneller. (Adverb in der 1. Steigerungsform)
Jukka läuft am schnellsten. (Adverb in der 2. Steigerungsform)

Die 2. Steigerung drückt also eine Höchstform aus.

Bildung der Steigerungsformen

Jede Steigerungsform hat eine eigene Endung, die – genauso wie die Endung der Grundstufe – an den
Flexionsstamm des Adjektivs angehängt wird.

Um es noch einmal übersichtlich zusammenzufassen:

Bildung der Adverbien


Form Bildungsregel
Grundform Flexionsstamm des Adjektivs + sti
1. Steigerungsform (Komparativ) Flexionsstamm des Adjektivs + mmin
2. Steigerungsform (Superlativ) Flexionsstamm des Adjektivs + immin

Wie Sie sehen, ist auch bei den Adverbien der Unterschied zwischen 1. und 2. Steigerungsform
minimal; er besteht auch hier nur aus einem „i“. Sie müssen also genau achtgeben!

Allerdings kommt es durch das Anhängen der, mit „i“ beginnenden Superlativendung, zu einigen
Lautveränderungen:

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 78


• Die Endlaute „a“, „ä“ und „e“ fallen weg.
Beispiel:
nopea (schnell, Adjektiv) – nopeimmin (am schnellsten, Adverb)
• Die Endlaute „i“ und „ii“ werden zu „e“.
Beispiel:
kaunis (schön, Flexionsstamm „kaunii-“) – kauneimmin

Verwendung der gesteigerten Adverbien

Da die Bildung der Steigerungsformen sonst nicht weiter schwierig ist, wollen wir Ihnen gleich die
Anwendung dieser Formen anhand einiger konkreter Beispiele demonstrieren.

Beispielsätze: gesteigerte Adverbien


Puhun nopeasti. Ich spreche schnell.
Puhut nopeammin kuin minä. Du sprichst schneller als ich.
Jukka puhuu kaikista nopeimmin. Jukka spricht am schnellsten von allen.
Laulat kauniisti. Du singst schön.
Laulan kauniimmin kuin Niina. Ich singe schöner als Niina.
Anna laulaa kaikista kauneimmin. Anna singt am schönsten von allen.

Leider gibt es auch einige unregelmäßige Steigerungsformen, die wir im nächsten Kapitel
zusammengestellt haben.

Unregelmäßige Steigerungsformen der Adverbien


In diesem Kapitel finden Sie die Adverbien, die im Finnischen unregelmäßig gesteigert werden. Am
besten, Sie lernen diese Tabelle auswendig, dann haben Sie die Formen immer parat.

Unregelmäßig gesteigerte Adverbien


Adjektiv Adverb (Grundform) Adverb (1. Steigerung) Adverb (2. Steigerung)
aikainen aikaisin aikaisemmin aikaisimmin
früh früh früher am frühsten
- harvoin harvemmin harvimmin
selten seltener am seltensten
hiljainen hiljaa hiljemmin, hiljempaa hiljaisimmin
leise leise, langsam leiser am leisesten
hyvä hyvin paremmin parhaiten
gut gut besser am besten
kova kovaa kovempaa koviten, kovimmin
laut, hart laut, hart, schnell lauter, härter am lautesten, härtesten
- mielellään mieluummin mieluiten
gerne lieber am liebsten

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 79


myöhä myöhään myöhemmin myöhimmin
spät spät später am spätesten
- paljon enemmän eniten
viel mehr am meisten
- usein useammin useimmin
oft öfter am öftesten
- vähän vähemmän vähiten
wenig weniger am wenigsten

Im nächsten und letzten Kapitel dieses großen Teils Ihrer Grammatik bieten wir Ihnen einen Überblick
über die wichtigsten Temporal-, Lokal- und Modaladverbien.

Die wichtigsten Temporal-, Lokal- und Modaladverbien im Überblick


Die nachfolgenden Tabellen erheben natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sollen
einen Überblick über häufig gebrauchte Temporal-, Lokal- und Modaladverbien verschaffen.

Aber vielleicht können wir ja Ihre Sammelleidenschaft wecken und Sie können diese Liste nach und
nach um andere Adverbien ergänzen, die Ihnen im Laufe Ihres Lernprozesses begegnen.

Temporaladverbien machen Angaben über den Zeitpunkt, die Dauer oder die Häufigkeit.

Häufige Temporaladverbien
pian bald
tähän asti, tähän mennessä bisher
aina immer
ennen vorher
usein oft
nyt jetzt
tänään heute
huomenna morgen
eilen gestern
sitten dann
joskus manchmal
harvoin selten
ei koskaan, ei ikinä nie
heti sofort

Modaladverbien geben Informationen über die Art und Weise.

Häufige Modaladverbien

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 80


melkein fast
valitettavasti leider
vain nur
yhdessä zusammen
toivottavasti hoffentlich
ehkä vielleicht
varmaan bestimmt
mieluummin lieber
myös auch
päinvastoin im Gegenteil

Kausaladverbien geben einen Grund an.

Häufige Kausaladverbien
siksi deshalb
nimittäin, näet nämlich
silti trotzdem
muutoin andernfalls, sonst
sillä denn
niin so, also
pikemmin eher

Lokaladverbien geben den Ort, die Richtung oder die Herkunft an.

Häufige Lokaladverbien
ylhäällä oben
täällä hier
tuolla, siellä dort
tuolla, siellä da
sisällä drinnen
eteenpäin vorwärts
jossakin irgendwo
oikealla rechts
vasemmalla links
alhaalla unten
sisällä, sisäpuolella innen
ulkona, ulkopuolella außen
kaukana fern, weit weg

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 81


lähellä nahe, in der Nähe
kaikkialla überall
edessä vorn
kotona zu Hause

Herzlichen Glückwunsch!

Hiermit haben Sie bereits den dritten Teil Ihres Grammatiklehrwerks durchgearbeitet!
Wenn Sie jetzt zum nächsten Kapitel dieser Grammatik weiterblättern, kommen Sie zu einem erfreulich
einfachen und „fall-losen“ Teil der finnischen Sprache: dem Verbsystem.

Teil 4: Das Verbsystem im Finnischen


Überblick über das finnische Verbsystem
Bevor Sie ins kalte Wasser springen, wollen wir Ihnen zunächst einen kleinen Überblick darüber geben,
was das finnische Verbsystem so für Sie bereithält.

Im Finnischen gibt es vier Zeiten (Tempora)

Das Finnische kennt vier Tempora oder zu Deutsch „Zeitstufen“, die wir Ihnen natürlich alle der Reihe
nach vorstellen werden.
Diese sind:
• Präsens (Gegenwart)
• Imperfekt (1. Vergangenheit)
• Perfekt (2. Vergangenheit)
• Plusquamperfekt (Vorvergangenheit)

Vielleicht ist Ihnen ein großer Unterschied zum Deutschen schon aufgefallen:

Das Finnische kennt kein Futur (Zukunft).

Um Zukünftiges zu beschreiben wird einfach das Präsens benutzt.

Im Finnischen gibt es vier Aussageweisen (Modi)

• Für Sie am wichtigsten ist der Indikativ, also die ganz normale Wirklichkeitsform, wie Sie sie
auch aus dem Deutschen kennen.
• Vielleicht können Sie den Imperativ (auch bekannt als Befehlsform) bald brauchen, wenn Sie
zum Beispiel Bitten oder Aufforderungen ausdrücken wollen.
• Den Konditional (die Möglichkeitsform) könnten Sie sich für ein späteres Lernen aufheben:
Er wird benutzt um höfliche Bitten zu formulieren, Hypothetisches oder Unwahrscheinliches
auszudrücken. Im Deutschen kann man diesen Modus mit dem Konjunktiv oder mit „würde“
wiedergeben.
• Den Potential können wir in diesem Lehrwerk mit einem großen „P“ für PassivWissen
kennzeichnen:

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 82


Er kommt in der finnischen Alltagssprache nur noch sehr selten vor. Dieser Modus drückt aus,
dass etwas wahrscheinlich, aber nicht sicher ist.

Die „vierte Person“ – So bildet man das Passiv im Finnischen

Das Passiv im Finnischen ist nicht, wie im Deutschen, die Umkehrung eines aktiven Satzes (also „Ein
Bier wird von Kimi getrunken“ statt „Kimi trinkt ein Bier.“), sondern eher wie eine vierte Person. Das
finnische Passiv drückt ähnlich wie das deutsche „man“ einen „unpersönlichen Täter“ aus, also „In
Finnland trinkt man auch gerne Bier.“.

Finnische Verben kann man sechs Konjugationen zuordnen

Die finnischen Verben werden in sechs Konjugationen oder Verbtypen unterteilt. Diese stellen wir
Ihnen gleich im nächsten Kapitel vor.

Die sechs Konjugationen des Finnischen


Im Finnischen werden die Verben in sechs Gruppen unterteilt, genannt Verbtypen oder Konjugationen.
Die jeweilige Konjugation erkennt man an der Infinitivendung und dem Laut, der direkt vor dieser
Endung steht.

Nun stellen wir Ihnen kurz die einzelnen Konjugationsklassen vor.


Falls Sie sich übrigens wundern, warum manche Infinitive auf „a“ enden und andere auf „ä“, dann
lesen Sie noch einmal das Kapitel zur Vokalharmonie.

Wenn Sie die Endungen wegnehmen, die in den Zwischenüberschriften dieses Kapitels nach dem
ersten Pluszeichen stehen, erhalten Sie übrigens den Infinitivstamm. Bei der ersten Konjugationsklasse
„Vokal + a / ä) endet der Infinitivstamm also auf einen Vokal; der Infinitivstamm von „lukea“ ist dann
„luke-“.

An dieser Stelle wollen wir Sie darauf hinweisen, dass der Infinitivstamm in manchen
Finnischlehrwerken anders definiert ist. Wir haben uns bemüht, eine Beschreibung zu wählen, die für
Sie einfach zu lernen ist.

Konjugationsklasse I: Vokal + a / ä

Die erste Konjugationsklasse endet auf „a“ oder „ä“, wobei davor noch ein Vokal kommt. Beispiele für
diese Konjugationsklasse sind:

Beispielverben aus der 1. Konjugationsklasse


Infinitiv Infinitivstamm auf Deutsch
lukea luke- lesen
antaa anta- geben
sanoa sano- sagen
rakastaa rakasta- lieben

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 83


Konjugationsklasse II: Doppelvokal / Diphthong + da / dä

Bei der zweiten Konjugationsklasse folgt auf einen langen Vokal oder einen Diphthong (einen
Doppellaut) die Endung „da“ oder „dä“. In diese Konjugationsklasse fallen zum Beispiel diese Verben:

Beispielverben aus der 2. Konjugationsklasse


Infinitiv Infinitivstamm auf Deutsch
syödä syö- essen
tupakoida tupakoi- rauchen
juoda juo- trinken
tuoda tuo- bringen

Die meisten finnischen Verben gehören zur ersten oder zweiten Konjugationsklasse, das heißt diese
beiden sollten Sie sich besonders gut merken.

Konjugationsklasse III: Konsonant + Konsonant + a / ä

Bei der dritten Konjugationsklasse endet der Infinitivstamm auf die Konsonanten l, n, r oder s. Die
ersten drei erwähnten Konsonanten werden einfach verdoppelt, nur nach einem s folgt ein t. Das heißt,
die Verben können auf lla/llä, nna/nnä, sta/stä, oder rra/rrä enden.
Bevor wir aber lange um den heißen Brei herumreden, zeigen wir Ihnen lieber ein paar Beispielverben.

Beispielverben aus der 3. Konjugationsklasse


Infinitiv Infinitivstamm auf Deutsch
tulla tul- kommen
mennä men- gehen
purra pur- beißen
juosta juos- rennen

Konjugationsklasse IV: Vokal + t + a / ä

Bei der vierten Konjugation endet der Infinitivstamm auf einen kurzen Vokal (nicht i oder e) plus „t“;
dann wird noch die Infinitivendung „a“ bzw. „ä“ angehängt. Bitte lesen Sie sich diese Beispiele durch:

Beispielverben aus der 4. Konjugationsklasse


Infinitiv Infinitivstamm auf Deutsch
haluta halu- wollen
osata osa- können
tavata tava- treffen
lakata laka- aufhören

Die fünfte und sechste Konjugation decken sozusagen all die Fälle ab, die bei der vierten
Konjugationsklasse ausgeschlossen sind.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 84


Konjugationsklasse V: Stamm + it + a / ä

Bei der fünften Konjugationsklasse erhält man den Infinitivstamm, indem man „it“ und „a“/“ä“
wegstreicht.

Beispielverben für diese Konjugationsklasse sind „tarvita“ (brauchen, benötigen), „valita“ (wählen),
„hävitä“ (verschwinden, verlieren) und „harkita“ (überlegen).

Konjugationsklasse VI: et + a / ä

Diese letzte Konjugationsklasse enthält nicht sehr viele Verben, und die meisten dieser Verben sind
auch nicht besonders gebräuchlich.
Sie ist hier eher der Vollständigkeit halber aufgeführt.

Wir hoffen, dass wir Ihnen in diesem Kapitel einen ersten Überblick über die Konjugationsklassen
verschaffen konnten.
Hier sind noch einmal alle sechs Konjugationsklassen auf einen Blick:

Die Konjugationsklassen des Finnischen im Überblick


Konjugationsklasse Beispielverb Infinitivstamm
I: Vokal + a / ä lukea (lesen) luke-
II: Doppelvokal / Diphthong + da / dä syödä (essen) syö-
III: Konsonant + Konsonant + a / ä tulla (kommen) tul-
IV: Vokal + t + a / ä tavata (treffen) tava-
V: it + a / ä tarvita (brauchen) tarv-
VI: et + a / ä vanheta (altern) vanhe-

Nun sind Sie an der Reihe: Ordnen Sie diese Verben in die richtige Konjugationsklasse ein

Mit Hilfe der oben stehenden Tabelle ist es für Sie sicher nicht schwer, die folgenden Verben der
richtigen Konjugation zuzuordnen:

tuntea (fühlen, kennen), vihata (hassen), haistaa (riechen), katsoa (schauen), nähdä (sehen), kuulla
(hören), maata (liegen), kantaa (tragen), vastata (antworten), edetä (vorankommen), ajatella (denken),
tietää (wissen), vanheta (altern)

Und? Haben Sie alles gekonnt?

I III IV VI
tuntea (fühlen, kennen) kuulla (hören) vihata (hassen) edetä (vorankommen)
haistaa (riechen) ajatella (denken) maata (liegen)
katsoa (schauen) vastata (antworten)
kantaa (tragen) vanheta (altern)

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 85


tietää (wissen)

Jetzt, da Sie die Konjugationsklassen beherrschen, können wir uns gleich ans Lernen des Präsens
wagen.

Heute und morgen – das Präsens


Das Präsens (die Gegenwart) wird gebraucht um Handlungen zu beschreiben, die im Hier und Jetzt
passieren. Im Finnischen werden die Präsensformen aber auch gebraucht, um über die Zukunft zu
sprechen.
Aber das kennen Sie ja auch aus dem Deutschen. So ist es zum Beispiel sehr gängig zu sagen: „Nächste
Woche bin ich bei meinen Großeltern.“ statt „Nächste Woche werde ich bei meinen Großeltern sein.“

Gebrauch der Personalpronomen

Vielleicht wollen Sie an dieser Stelle auch schon einen ersten Blick auf die Personalpronomen im
Finnischen werfen.
Zu den Personalpronomen wollen wir an dieser Stelle nur so viel sagen:
• Die Personalpronomen der 1. und 2. Person können auch weggelassen werden.
• Das Pronomen „hän“ kann sowohl „er“ als auch „sie“ bedeuten und ersetzt Personen.
• Tiere, Pflanzen und Gegenstände werden im Singular mit „se“ (es) und im Plural mit „ne“
wiedergegeben.
• Für die Höflichkeitsform verwendet man nicht wie im Deutschen die dritte Person, sondern die
zweite Person Plural. Dem entsprechend kann „te sanotte“ sowohl „ihr sagt“, als auch „Sie
sagen“ bedeuten.

Präsensendungen

Die Präsensendungen lauten für alle Konjugationen gleich. Wir zeigen Ihnen diese am Beispiel des
Verbs „sanoa“ (sagen).

Die Präsensformen des Verbs „sanoa“ (sagen): Stamm sano-


1. Person Sg. (minä) sanon ich sage
2. Person Sg. (sinä) sanot du sagst
3. Person Sg. (hän) sanoo er sagt
1. Person Pl. (me) sanomme wir sagen
2. Person Pl. (te) sanotte ihr sagt
3. Person Pl. he sanovat sie sagen

Die Personalendungen lauten also:

Die Personalendungen
1. Person Sg. -n
2. Person Sg. -t

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 86


3. Person Sg. Vokalverlängerung
1. Person Pl. -mme
2. Person Pl. -tte
3. Person Pl. -vat, -vät

Mit „Vokalverlängerung“ in der 3. Person Singular ist gemeint, dass der letzte Vokal verdoppelt wird.
Ob in der dritten Person Plural „vat“ oder „vät“ angehängt wird, hängt von den Vokalen im
Verbstamm ab. Dazu können Sie im Kapitel zur Vokalharmonie noch einmal das Wichtigste nachlesen.

Bitte merken Sie sich auch:


In der zweiten Konjugation kommt es in der 3. Person Singular nicht zu einer Vokalverlängerung, da
der Stamm der zweiten Konjugation ja sowieso schon auf einen Doppelvokal bzw. Diphthong endet.

Diese Endungen brauchen Sie übrigens nicht nur um das Präsens zu bilden: Sie sind in allen Zeitstufen
gleich.

Merken Sie sich diese Endungen also auch für das Imperfekt, den Konditional und den
Potential.

Nun gilt es aber noch einige Besonderheiten bei der Präsensbildung zu beachten. Bitte lesen Sie gleich
weiter!

Besonderheiten bei der Präsensbildung


Nachdem Sie im vorangegangenen Kapitel die wichtigen Personalendungen gelernt haben, haben Sie
die Bildung des Präsens schon fast in trockenen Tüchern.
Einige Besonderheiten müssen Sie nun aber noch zusätzlich lernen.

Die erste Besonderheit kommt ganz regelmäßig bei allen Verben der dritten, vierten, fünften und
sechsten Konjugationsklasse vor. Dies muss man sich also unbedingt einprägen.

Zusatz bei der Präsensbildung der 3./4./5. und 6. Konjugationsklasse

Bei der dritten, vierten, fünften und sechsten Konjugationsklasse wird zwischen Infinitivstamm und
Personenendung immer noch ein Zusatz eingefügt.

Zusätze bei der 3., 4., 5. und 6. Konjugationsklasse


Konjugation Zusatz 1. Person Sg.
III: tulla (kommen) -e- tulen
IV: herätä (aufwachen) -a / ä- herään
V: tarvita (brauchen) -itse- tarvitsen
VI: vanheta (altern) -ne- vanhenen

Zu Ihrer Orientierung:

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 87


Manche andere Lehrwerke zur finnischen Grammatik fassen den Infinitivstamm und diesen Zusatz zu
einem eigenen „Konjugationsstamm“ zusammen.

Bilden Sie zur Übung doch gleich die folgenden Formen:

Infinitiv deutsche Form auf Finnisch


juosta (III) du rennst
osata (IV) ihr könnt
harkita (V) wir überlegen
vanheta (VI) sie altern

Überprüfen Sie sich selbst! Hätten Sie alles gekonnt?

Infinitiv deutsche Form auf Finnisch


juosta (III) du rennst juokset
osata (IV) ihr könnt osaatte
harkita (V) wir überlegen harkitsemme
vanheta (VI) sie altern vanhenevat

Stufenwechsel bei der Konjugation im Präsens

Eine weitere Schwierigkeit ist, dass es bei der Konjugation der Verben zu einem Stufenwechsel
kommen kann.

Zur Erinnerung zeigen wir Ihnen hier noch einmal ...


• in welcher Konjugation welcher Typ von Stufenwechsel vorkommen kann.
• welche Formen stark und welche schwach sind.

Übersicht über den Stufenwechsel beim Verb


Stufenwechsel-Typ I Stufenwechsel-Typ II
Konjugation 1 Konjugation 3, 4, 6
Infinitiv stark schwach
1. Person Sg. schwach stark
2. Person Sg. schwach stark
3. Person Sg. stark stark
1. Person Pl. schwach stark
2. Person Pl. schwach stark
3. Person Pl. stark stark

Dies wollen wir Ihnen natürlich sofort anhand einiger Verben konkret vor Augen führen.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 88


Konjugation I: Stufenwechseltyp I

In der nachfolgenden Tabelle finden Sie Beispiele für den Stufenwechsel vom Typ I:

Stufenwechsel Typ I in der 1. Konjugation


Infinitiv ottaa (nehmen)
1. Person Sg. minä otan (ich nehme)
2. Person Sg. sinä otat (du nimmst)
3. Person Sg. hän ottaa (er nimmt)
1. Person Pl. me otamme (wir nehmen)
2. Person Pl. te otatte (ihr nehmt)
3. Person Pl. he ottavat (sie nehmen)

Demselben Typ von Stufenwechsel unterliegen unter anderem auch folgende Verben:

Verben mit Stufenwechsel Typ I


Infinitiv 1. Person Singular
heittää (werfen) heitän (ich werfe)
tietää (wissen) tiedän (ich weiß)
antaa (geben) annan (ich gebe)
lukea (lesen) luen (ich lese)
sopia (vereinbaren) sovin (ich vereinbare)
ryhtyä (anfangen) ryhdyn (ich fange an)
särkeä (kaputt machen) särjen (ich mache kaputt)
tuntea (kennen, wissen) tunnen (ich kenne)
ottaa (nehmen) otan (ich nehme)
onkia (angeln) ongin (ich angele)

Stufenwechseltyp II

In dieser Tabelle zeigen wir Ihnen Beispiele für den Stufenwechsel vom Typ II:

Stufenwechsel Typ II an Beispielverben


III. Konjugation IV. Konjugation VI. Konjugation
Infinitiv jutella (plaudern) tavata (treffen) edetä (vorankommen)
minä juttelen tapaan etenen
sinä juttelet tapaat etenet
hän juttelee tapaa etenee
me juttelemme tapaamme etenemme
te juttelette tapaatte etenette

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 89


he juttelevat tapaavat etenevät

In der 3. Konjugationsklasse kommt der Stufenwechsel allerdings nur bei dreisilbigen (oder noch
längeren) Verben vor, die auf -la oder -lä enden.

Dem Stufenwechsel Typ II unterliegen unter anderem folgende Verben:

Verben der III. Konjugation mit Stufenwechsel


Infinitiv 1. Person Singular
tapella (sich prügeln) tappelen (ich prügle mich)
ommella (nähen) ompelen (ich nähe)
Verben der IV. Konjugation mit Stufenwechsel
lotota (Lotto spielen) lottoan (ich spiele Lotto)
lakata (aufhören) lakkaan (ich höre auf)
Verben der V. Konjugation mit Stufenwechsel
paeta (fliehen) pakenen (ich fliehe)
kalveta (erbleichen) kalpenen (ich erbleiche)

Wir raten Ihnen, immer die erste Person Singular eines jeden neuen Verbs mitzulernen.

Als nächstes stellen wir Ihnen die unregelmäßigen Verben des Finnischen vor, von denen es
erfreulicherweise nur drei Stück gibt.

Sein, tun und nehmen: Die drei unregelmäßigen Verben


In diesem kurzen Kapitel wollen wir Ihnen die drei unregelmäßigen Verben des Finnischen vorstellen,
die ganz zentrale Bedeutungen haben.

olla – sein

In dieser Tabelle finden Sie die Präsensformen des Verbs „olla“ (sein):

Die Formen des Verbs „olla“ – sein


(minä) olen ich bin
(sinä) olet du bist
hän / se on er, sie / es ist
(me) olemme wir sind
(te) olette ihr seid, Sie sind
he / ne ovat sie sind

Zur Erinnerung:

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 90


Die Personalpronomen „hän“ und „se“ stehen hier nicht in Klammern, da man sie im Gegensatz zu
den Personalpronomen der 1. und 2. Person nicht weglassen kann.

Die Formen dieses Verbs werden Ihnen sicher ganz häufig begegnen. Auch Besitzverhältnisse werden
mit Hilfe dieses Verbs ausgedrückt. Es dient auch als Hilfsverb zur Bildung des Perfekt.

Beispielsätze mit „olla“ – sein


Leenalla on auto. Leena hat ein Auto.
(Wörtlich: Bei Leena ist das Auto.)
Hän on minun veljeni. Er ist mein Bruder.
Minä olen saksalainen. Ich bin Deutscher.
Me olemme väsyneitä. Wir sind müde.

nähdä (sehen) & tehdä (tun, machen)

Die beiden Verben „nähdä“ (sehen) und „tehdä“ (tun) weichen auf ganz ähnliche Weise von der Norm
ab:

Die Formen der Verben „nähdä“ (sehen) und „tehdä“ (tun, machen)
Infinitiv „nähdä“ (sehen) „tehdä“ (machen)
1. Person Sg. näen (ich sehe) teen (ich mache)
2. Person Sg. näet (du siehst) teet (du machst)
3. Person Sg. näkee (er sieht) tekee (er macht)
1. Person Pl. näemme (wir sehen) teemme (wir machen)
2. Person Pl. näette (ihr seht) teette (ihr macht)
3. Person Pl. näkevät (sie sehen) tekevät (sie machen)

Auch zu diesen Verben wollen wir Ihnen ein paar Beispielsätze präsentieren.

Beispielsätze mit „nähdä“ (sehen) und „tehdä“ (tun, machen):


Minä näen sinut. Ich sehe dich.
Siellä me näemme tuomiokirkon. Dort sehen wir den Dom.
Mitä sinä teet? Was machst du (gerade)?
Minä teen isälleni kakun. Ich mache meinem Vater einen Kuchen.
Se tekee kolme euroa viisikymmentä senttiä. Das macht dann drei Euro fünfzig.

Im nächsten Kapitel erklären wir Ihnen, wie die Verneinung im Finnischen funktioniert.

Verneinung im Finnischen: Das Verneinungsverb

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 91


Im Deutschen wird ja meist verneint, indem man das Wörtchen „nicht“ in den Satz einfügt. Im
Finnischen läuft das etwas anders:

Die Verneinung im Finnischen funktioniert ganz ähnlich wie im Englischen, mit einem
Hilfsverb.

Im Englischen sagt man zum Beispiel: „I don't eat meat” und nicht “I not eat meat”.

Auch im Finnischen wird die Verneinung durch ein konjugiertes Verneinungsverb ausgedrückt.

Formen des Verneinungsverbs


1. Person Sg. en
2. Person Sg. et
3. Person Sg. ei
1. Person Pl. emme
2. Person Pl. ette
3. Person Pl. eivät

Mit diesem Verneinungsverb bilden Sie übrigens nicht nur das verneinte Präsens, sondern auch die
verneinten Formen der anderen Zeitstufen und Modi, sowie die negative Antwort auf eine Frage.
Es wird also generell jede Art der Verneinung mit dem Hilfsverb gebildet.

Im nun folgenden Kapitel zeigen wir Ihnen, wie man in der Gegenwart (dem Präsens) die Verneinung
bildet.

Ich gehe nicht: Die Verneinung im Präsens


Um das Präsens zu verneinen, wird das soeben gelernte Verneinungsverb mit einer Verbform
kombiniert, die für alle Personen gleich ist: Sie erhalten diese Kombinationsform indem Sie von der
ersten Person Singular das -n abtrennen.

Die Formen lauten also zum Beispiel:

Verneintes Präsens von „juoda“ (trinken)


juon ich trinke
en juo ich trinke nicht
et juo du trinkst nicht
(hän) ei juo er trinkt nicht
emme juo wir trinken nicht
ette juo ihr trinkt nicht
(he) eivät juo sie trinken nicht

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 92


Hierzu gleich noch ein paar Beispielsätze:

Beispielsätze zum verneinten Präsens:


Minä en lue. Ich lese nicht.
Sinä et puhu saksaa. Du sprichst nicht Deutsch.
Hän ei ole suomalainen. Er ist kein Finne.
Me emme syö sitä. Wir essen das nicht.
Te ette tule. Ihr kommt nicht.
He eivät tee sitä. Sie machen das nicht.

Im nächsten Kapitel wollen wir Ihnen erklären, wie man das finnische Partizip Perfekt bildet.

Gesehen, gelernt, gemerkt: Das Partizip Perfekt


Das Partizip Perfekt kennen Sie schon aus dem Deutschen. Wie im Deutschen, so wird es auch im
Finnischen zur Bildung einiger Zeiten verwendet:

• Perfekt: „Ich habe gegessen.“


• Plusquamperfekt: „Ich hatte gegessen.“

• anders als im Deutschen:


Das Partizip Perfekt wird auch zur Bildung des verneinten Imperfekts gebraucht.

Auf die Bildung dieser Zeitstufen kommen wir an entsprechender Stelle noch einmal ganz ausführlich
zu sprechen.
Aber nun wollen wir Ihnen erst die Bildung des Partizip Perfekt erklären.

Bildung des Partizip Perfekt

Das Partizip Perfekt setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen:

Für die erste, zweite und dritte Konjugation ist der erste Bestandteil der Infinitivstamm des Verbs.
Bei der vierten, fünften und sechsten Konjugation erhält man den ersten Bestandteil, indem man vom
Infinitiv das finale „a“ wegstreicht.

Der zweite Bestandteil ist im Singular die Endung „nut“ oder „nyt“ (abhängig von der Vokalharmonie),
und im Plural „neet“. Das Partizip passt sich also an den Numerus (Singular oder Plural) des Subjekts
an.

Die Faustregel zur Bildung des Partizip Perfekt lautet dementsprechend:

Bildung des Partizip Perfekt

erster Bestandteil:
Infinitivstamm (Konj. I, II, III) ODER Infinitiv ohne „a“ (Konj. IV, V, VI)
+ zweiter Bestandteil:

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 93


-nut/nyt (im Singular) bzw. -neet (im Plural)

Besonderheiten bei der Bildung

Bei der 3. Konjugation passt sich das „n“ der Partizipendung, an den davorstehenden Konsonanten des
Infinitivstamms (also l, r oder s) an.

Bei der 4., 5. und 6. Konjugation wird das „t“, auf den der erste Bestandteil enden würde, an das „n“
der Partizipendung angepasst, so dass ein Doppel-n entsteht.

Zugegeben, diese Regeln sind einigermaßen kompliziert: Aber bestimmt wird Ihnen das alles klarer,
wenn Sie sich die Bildung anhand unserer Beispielverben anschauen:

Bildung des Partizip Perfekt in allen Konjugationsklassen


Konjugationsklasse Beispielverb Partizip Perfekt
I: Vokal + a / ä lukea (lesen) lukenut (Sg.), lukeneet (Pl.)
[gelesen]
II: Doppelvokal / syödä (essen) syönyt (Sg.), syöneet (Pl.)
Diphthong + da / dä [gegessen]
III: Konsonant + tulla (kommen) tullut (Sg.), tulleet (Pl.)
Konsonant + a / ä [gekommen]
IV: Vokal + t + a / ä tavata (treffen) tavannut (Sg.), tavanneet (Pl.)
[getroffen]
V: it + a / ä tarvita (brauchen) tarvinnut (Sg.), tarvinneet (Pl.)
[gebraucht]
VI: et + a / ä vanheta (altern) vanhennut (Sg.), vanhenneet (Pl.)
[gealtert]

Alles verstanden?
Dann haben Sie jetzt alles gelernt, um das Perfekt bilden zu können.

Ich habe gekocht, du hast nicht geholfen: Bildung und Verneinung


des Perfekts
Die Bildung des Perfekts im Finnischen ist schnell erklärt:

Man kombiniert die Präsensform von „olla“ (sein) mit dem Partizip Perfekt.

Beispiele für das Perfekt:


(minä) olen etsinyt ich habe gesucht
(sinä) olet syönyt du hast gegessen
hän / se on tullut er, sie / es ist gekommen
(me) olemme heränneet wir sind aufgewacht

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 94


(te) olette tarvinneet ihr habt gebraucht
he / ne ovat paenneet sie sind geflohen

Wie Sie sehen, gibt es im Finnischen nur ein Hilfsverb für das Perfekt. Nehmen Sie also immer die
Formen von „olla“, egal ob im Deutschen „sein“ oder „haben“ steht.
Sicher ist Ihnen auch aufgefallen, dass das Partizip im Plural eine andere Endung hat.

Üben Sie weiter!

Wie Sie sehen haben wir für jede Person ein anderes Verb gewählt. Bilden Sie die fehlenden Formen!

Verneinung des Perfekts

Das verneinte Perfekt wird gebildet, indem man eine Form des Verneinungsverbs mit der
entsprechenden Form des Verbs „olla“ und dem Partizip Perfekt kombiniert.

Wie Sie im Kapitel zum Verneinungsverb nachlesen können, steht nach dem Verneinungsverb immer
eine Form des Vollverbs, die gebildet wird, indem man von der 1. Person Singular das „n“ abzieht. Für
das Verb „olla“ lautet die 1. Person Singular „olen“; die Form, die nach dem Verneinungsverb kommt,
wäre dann also „ole“.

Aber schauen Sie sich die Bildung doch einfach anhand einiger Beispielverben an:

Beispiele für das verneinte Perfekt:


(minä) en ole etsinyt ich habe nicht gesucht
(sinä) et ole syönyt du hast nicht gegessen
hän / se ei ole tullut er, sie / es ist nicht gekommen
(me) emme ole heränneet wir sind nicht aufgewacht
(te) ette ole tarvinneet ihr habt nicht gebraucht
he / ne eivät ole paenneet sie sind nicht geflohen

Wie Sie sehen, passt sich auch hier das Partizip im Singular und Plural an das Subjekt des Satzes an.

Als Faustregel können wir also zusammenfassen:

Verneintes Perfekt:

en / et / ei / emme / ette / eivät + ole + Partizip

Die Verwendung des Perfekt erklärt sich am besten zusammen mit der Verwendung des Imperfekt,
welches wir Ihnen als nächstes vorstellen.

Ich kam, ich sah, ich siegte: Bildung und Verneinung des Imperfekts

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 95


Ich kam, ich sah, ich siegte – das sind Beispiele für Verben im Imperfekt (der 1. Vergangenheit).

Wir wünschen Ihnen natürlich, dass Ihre Auseinandersetzung mit dem Imperfekt genauso triumphal
und erfolgreich verläuft, wie Cäsars Auseinandersetzung mit den Galliern.

Das bejahte Imperfekt

Die Grundregel zur Bildung des (bejahten) Imperfekts lautet:

Stamm + i + Personalendungen

Diese Grundregel veranschaulichen wir gleich an einem Beispiel:

Beispiel: Imperfekt des Verbs „sanoa“ (sagen)


sanoin ich sagte
sanoit du sagtest
(hän) sanoi er sagte
sanoimme wir sagten
sanoitte ihr sagtet
(he) sanoivat sie sagten

Die Personalendungen sind genau dieselben, die auch zur Bildung des Präsens verwendet werden. Nur
die 3. Person Singular ist endungslos bzw. es tritt keine Vokalverlängerung auf.

Im nächsten Kapitel schlüsseln wir die Bildung des Imperfekts noch einmal mit all ihren
Besonderheiten nach den sechs Konjugationsklassen auf.

Zuerst wollen wir Ihnen aber schnell noch die verneinte Form des Imperfekts vorstellen.
Diese wird nämlich, anders als die bejahte Form, mit Hilfe des Verneinungsverbs und dem Partizip
Perfekt gebildet.

Die Faustregel lautet:

Verneintes Imperfekt:

en / et / ei / emme / ette / eivät + Partizip

Achtung:

Der einzige Unterschied zum verneinten Perfekt ist das fehlende „ole“.
Geben Sie hier also bitte genau Acht!

Beispiele für das verneinte Imperfekt:


(minä) en etsinyt ich suchte nicht
(sinä) et syönyt du aßt nicht
hän / se ei tullut er, sie / es kam nicht

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 96


(me) emme heränneet wir wachten nicht auf
(te) ette tarvinneet ihr brauchtet nicht
he / ne eivät paenneet sie flohen nicht

Sie sehen, dass sich das Partizip in Singular und Plural nach dem Subjekt richtet.

Im nächsten Kapitel geht es wie angekündigt um Besonderheiten der Imperfektbildung in den


einzelnen Konjugationsklassen.

Die Besonderheiten der Imperfektbildung


Das Wissen zur Imperfektbildung reicht Ihnen wahrscheinlich aus, um Imperfektformen in finnischen
Texten problemlos zu erkennen.

Da es aber bei den meisten Konjugationen zu weiteren Besonderheiten kommt, wollen wir Ihnen diese
nun übersichtlich aufgeschlüsselt präsentieren. So sind Sie bestimmt schnell in der Lage das Imperfekt
auch selbst bilden zu können.

Ein paar Lerntipps vorneweg:

Versuchen Sie nicht, sich alles auf einmal zu merken, sondern arbeiten Sie sich Schritt für Schritt weiter
vor. Suchen Sie sich in den Texten Ihres Sprachkurses Imperfektformen heraus und nehmen Sie diese
genauer unter die Lupe.
Außerdem kann man sich eine abstrakte Regel mit Hilfe eines Beispielverbs leichter einprägen!

Lautveränderungen bei der Imperfektbildung

Allgemein kann man sagen, dass das „i“, welches als Merkmal des Imperfekts eingeschoben wird,
Vokalveränderungen verursacht.

• Unbeeindruckt von dem eingefügten „i“ zeigen sich folgende (alleinstehenden) Vokale: u, y, o,
ö.
Beispiele:
istun (ich sitze) – istuin (ich saß)
sanon (ich sage) – sanoin (ich sagte)
• Die Vokale „e“ und „ä“ verschwinden, d.h. sie werden durch das „i“ ersetzt.
Beispiele:
luen (ich lese) – luin (ich las)
tulen (ich komme) – tulin (ich kam)
tarvitsen (ich brauche) – tarvitsin (ich brauchte)
pakenen (ich fliehe) – pakenin (ich floh)
kiitän (ich danke) – kiitin (ich dankte)
• Endet der Stamm sowieso schon auf ein „i“, so sind die Präsens- und Imperfektformen bis auf
die 3. Person Singular gleich.
Beispiele:
etsin (ich suche, ich suchte)
hän etsii (er sucht), hän etsi (er suchte)
opin (ich lerne, ich lernte)

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 97


hän oppii (er lernt), hän oppi (er lernte)
• Auch der Vokal „a“ verschwindet. Es sei denn, in einem zweisilbigen Verb kommt in der ersten
Silbe bereits ein „a“ vor; in diesem Fall wird das „a“ zu einem „o“.
Beispiele:
otan (ich nehme) – otin (ich nahm)
ostan (ich kaufe) – ostin (ich kaufte)
annan (ich gebe) – annoin (ich gab)
sataa (es regnet) – satoi (es regnete)
• Doppelvokale werden gekürzt.
Beispiele:
saan (ich bekomme) – sain (ich bekam)
jään (ich bleibe) – jäin (ich blieb)
myyn (ich verkaufe) – myin (ich verkaufte)
• Die Diphthonge „uo“ „yö“ und „ie“ verlieren den ersten Bestandteil.
Beispiele:
juon (ich trinke) – join (ich trank)
syön (ich esse) – söin (ich aß)
vien (ich bringe weg) – vein (ich brachte weg)
• Bei der vierten Konjugationsklasse wird statt dem „a“, welches als Zusatz im Präsens eingefügt
wird, ein „s“ zusammen mit dem Imperfekt-“i“ eingeschoben. Das Imperfekt wird also in der
vierten Konjugationsklasse mit der Silbe „si“ gebildet.
Beispiele:
haluan (ich will) – halusin (ich wollte)
osaan (ich kann) – osasin (ich konnte)
tapaan (ich treffe) – tapasin (ich traf)

Stufenwechsel im Imperfekt

Kommt bei einem Verb im Präsens ein Stufenwechsel vor, so tritt derselbe Stufenwechsel auch im
Imperfekt auf.

Stufenwechsel im Imperfekt: Genauso wie im Präsens


Präsens Imperfekt
ottaa (nehmen)
1. Person Sg. minä otan (ich nehme) minä otin (ich nahm)
2. Person Sg. sinä otat (du nimmst) sinä otit (du nahmst)
3. Person Sg. hän ottaa (er nimmt) hän otti (er nahm)
1. Person Pl. me otamme (wir nehmen) me otimme (wir nahmen)
2. Person Pl. te otatte (ihr nehmt) te otitte (ihr nahmt)
3. Person Pl. he ottavat (sie nehmen) he ottivat (sie nahmen)

Hiermit haben wir Ihnen die häufigsten Vokalveränderungen im Imperfekt vorgestellt. Im nächsten
Kapitel wird die Verwendung der beiden Zeiten – Imperfekt und Perfekt – gegenübergestellt.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 98


Die Verwendung des Imperfekts und des Perfekts
Sie haben nun also schon zwei Möglichkeiten gelernt, auf Finnisch über die Vergangenheit zu sprechen:
Das Imperfekt und das Perfekt.

Wir möchten an dieser Stelle der Verwendung dieser beiden Zeitstufen ein eigenes Kapitel widmen, da
sie sich sehr deutlich von der Verwendung im Deutschen unterscheidet. Zunächst wollen wir uns mit
der Frage beschäftigen, in welchen Fällen man das Perfekt verwendet.

Verwendung des Perfekts

Zunächst muss gesagt werden, dass das Perfekt nicht so häufig verwendet wird, wie im Deutschen.

Das Perfekt im Finnischen wird verwendet...

• für Handlungen, die in der Vergangenheit beginnen und bis in die Gegenwart andauern.
Beispiele:
Ich lebe seit 2001 in Turku. – Minä olen asunut Turussa vuodesta 2001 lähtien.
Ich arbeite in dieser Firma seit drei Jahren. – Minä olen työskennellyt tässä yhtiössä kolme
vuotta.
• für Handlungen, die für die Gegenwart relevant sind, bzw. deren Folgen man noch sieht.
Beispiele:
Du hast die Küche geputzt. – Sinä olet siivonnut keittiön.
Jemand hat meine Handtasche gestohlen. – Joku on varastanut minun käsilaukkuni.
• für Handlungen, die noch nicht stattgefunden haben, aber noch stattfinden können.
Beispiele:
Er war noch nie in Finnland. – Hän ei ole koskaan ollut Suomessa.
Ich habe noch nie „Kalakukko“ probiert. – Minä en ole koskaan maistanut kalakukkoa.
• für eine zuerst einsetzende Handlung beim Sprechen über aufeinander folgende Ereignisse in
der Zukunft – so wie im Deutschen auch.
Beispiele:
Wenn ich fertig gegessen habe, werde ich meine Schwester anrufen. – Kun minä olen syönyt,
soitan minun siskolleni.
• Sobald er angekommen ist, wird er dir helfen. – Hän auttaa sinua, heti kun on tullut.

Verwendung des Imperfekts

Das Imperfekt wird im Finnischen häufiger verwendet, da es auch in der Umgangssprache die
eigentliche Erzählform ist.

Das Imperfekt im Finnischen wird verwendet ...

• zur Schilderung einer Handlung in der Vergangenheit – im Gegensatz zum Deutschen, ist das
Imperfekt auch in der Umgangssprache die eigentliche Erzählform.
Beispiele:
Als Kind bin ich jedes Jahr mit meinen Eltern ans Meer gefahren. – Lapsena minä matkustin
joka vuosi merelle vanhempieni kanssa.
Letzten Sommer waren wir in Finnland. – Viime kesänä me olimme Suomessa.
Gestern bin ich ins Kino gegangen. – Minä kävin eilen elokuvissa.
• wenn ein bestimmter Zeitpunkt angegeben wird.
Beispiele:

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 99


Finnland ist 1917 unabhängig geworden. – Suomi itsenäistyi vuonna 1917.
Meine Schwester hat letztes Jahr geheiratet. – Minun siskoni meni viime vuonna naimisiin.
• wenn eine Handlung der abgeschlossenen Vergangenheit zugerechnet wird, und somit für die
Gegenwart nicht mehr relevant ist.
Beispiele:
Als Kind mochte ich keinen Spinat. – Lapsena minä en pitänyt pinaatista.
Meine Eltern hatten ein großes Haus auf dem Land, (jetzt leben sie in einer kleinen Wohnung.)
– Minun vanhemmillani oli suuri talo maaseudulla.

Faustregel zur Verwendung von Perfekt und Imperfekt

Damit Sie mit den beiden Zeiten nicht durcheinander kommen, merken Sie sich bitte diese Faustregel:

Perfekt: Handlung dauert bis zur Gegenwart an, jetzt relevant und gültig

Imperfekt: Handlung klar vom aktuellen Zeitpunkt getrennt

Natürlich ist die Entscheidung zwischen Perfekt und Imperfekt nicht immer ganz eindeutig, sondern
vom Kontext oder von der subjektiven Interpretation abhängig.

Perfekt oder Imperfekt – Beispiel zur Abhängigkeit vom Kontext


Perfekt Äitini on aina lukenut minulle satuja. Meine Mutter hat mir immer vorgelesen (und
das tut sie auch heute noch.)
Imperfekt Äitini luki minulle aina satuja. Meine Mutter hat mir immer vorgelesen (aber
jetzt bin ich erwachsen, und meine Mutter lebt
leider nicht mehr.)

Nun fehlt Ihnen noch eine letzte Zeitstufe in der Vergangenheit: das Plusquamperfekt.

Ich hatte gekocht, du hattest nicht geholfen: Das Plusquamperfekt


Wie im Deutschen auch, wird das Plusquamperfekt im Finnischen benutzt, um eine Handlung zu
beschreiben, die vor einer anderen Handlung in der Vergangenheit passiert ist (daher auch die
Bezeichnung „Vor-Vergangenheit“).

Schauen Sie sich zur Verdeutlichung die folgenden deutschen Beispiele an:

Mein Vater kam erst nach Hause, als wir schon längst gegessen hatten.
Nachdem wir zwei Wochen in Finnland herumgefahren waren, ging unser Auto kaputt.

Zwei weitere Sachen können Sie direkt aus dem Deutschen ins Finnische übernehmen:

• Das Plusquamperfekt kommt in Sätzen vor allem in Verbindung mit dem Imperfekt vor.
• Das Plusquamperfekt wird eigentlich genauso wie das Perfekt gebildet, außer dass das Hilfsverb
im Imperfekt steht.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 100


Bildung des Plusquamperfekts

Die Bildung des Plusquamperfekts ist sehr einfach, vor allem wenn Sie das Perfekt und das Imperfekt
schon beherrschen.

Bildung des Plusquamperfekts:

Das Hilfsverb „olla“ steht im Imperfekt.


Das Partizip Perfekt passt sich in Singular und Plural an das Subjekt an.

Bildung des Plusquamperfekts anhand von Beispielverben:


Imperfekt von „olla“ Partizip Perfekt auf Deutsch
1. Person Sg. (minä) olin etsinyt ich hatte gesucht
2. Person Sg. (sinä) olit syönyt du hattest gegessen
3. Person Sg. hän / se oli tullut er, sie / es war gekommen
1. Person Pl. (me) olimme heränneet wir waren aufgewacht
2. Person Pl. (te) olitte tarvinneet ihr hattet gebraucht
3. Person Pl. he olivat paenneet sie waren geflohen

Üben Sie weiter!

Wie Sie sehen, haben wir in der obigen Tabelle verschiedene Verben verwendet.
Konjugieren Sie diese Verben nun bitte für die restlichen Personen durch!

Verneinung des Plusquamperfekts

Das verneinte Plusquamperfekt lehnt sich in der Bildung auch an das verneinte Perfekt an.

Faustregel:

Verneinungsverb + ollut / olleet (Partizip Perfekt von „olla“) + Partizip Perfekt des Verbs

Diese Regel wollen wir Ihnen gleich an den Beispielverben von oben veranschaulichen:

Bildung des verneinten Plusquamperfekts anhand von Beispielverben:


1. Person Sg. (minä) en ollut etsinyt ich hatte nicht gesucht
2. Person Sg. (sinä) et ollut syönyt du hattest nicht gegessen
3. Person Sg. hän / se ei ollut tullut er, sie / es war nicht gekommen
1. Person Pl. (me) emme olleet heränneet wir waren nicht aufgewacht
2. Person Pl. (te) ette olleet tarvinneet ihr hattet nicht gebraucht
3. Person Pl. he eivät olleet paenneet sie waren nicht geflohen

Wie Sie sehen, passt sich auch hier das Partizip in Singular und Plural an das Subjekt an.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 101


Üben Sie weiter!

Wie Sie sehen, haben wir in der obigen Tabelle verschiedene Verben verwendet. Konjugieren Sie diese
Verben für die restlichen Personen durch!

Einige konkrete Beispielsätze

Nun wollen wir Ihnen die soeben gelernte Zeitstufe noch mit einigen Beispielsätzen näher bringen.

Beispielsätze mit Plusquamperfekt:


Kun minä saavuin (paikalle), kokous oli jo alkanut. Als ich ankam, hatte die Sitzung schon
begonnen.
Kun hän oli juonut lasin viiniä, hän meni kotiin. Nachdem er ein Glas Wein getrunken hatte, ging
er nach Hause.
Sen jälkeen kun me olimme asuneet Suomessa Nachdem wir einen Monat in Finnland gelebt
yhden kuukauden, me emme enää halunneet palata hatten, wollten wir nicht mehr nach Hause.
kotiin.
Hän oli opiskellut suomea jo kaksi vuotta, kun hän Sie hatte bereits zwei Jahre Finnisch gelernt, als
tapasi Matin. sie Matti traf.

Konzentrieren Sie sich!


Lesen Sie weiter!
Im nächsten Kapitel lernen Sie den Imperativ, zu deutsch: die Befehlsform.

Geh weg! Helfen Sie mir! Sei nicht so frech! – Der Imperativ
Wie Sie vielleicht schon aus der Überschrift dieses Kapitels erahnen, dreht sich hier alles um die
Befehlsform im Finnischen, den sogenannten Imperativ.

Verwendung des Imperativs

Es gibt kaum eine nützlichere Verbform als den Imperativ, um andere Mensch dazu zu bewegen, das zu
tun, was man will. Der Imperativ (zu deutsch: die Befehlsform) drückt allerdings nicht nur Befehle aus,
wie zum Beispiel: Hör sofort auf! Bleib stehen! Lasst mich in Ruhe!

Der Imperativ kann auch eine Bitte oder eine Aufforderung zum Ausdruck bringen:
z.B. Bitte helfen Sie mir! Bitte lass mich nicht allein! Komm mich doch in Turku besuchen!
Wenn Sie mit unbekannten Personen sprechen, ist es aber höflicher eine Aufforderung im Konditional
zu formulieren.

Wie im Deutschen, wird auch im Finnischen beim Imperativ unterschieden, ob man zu einer Person
spricht (Hilf mir! 2. Person Singular) oder zu mehreren Personen (Helft mir! 2. Person Plural).

Bildung des Imperativs

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 102


Die Bildung des Imperativs ist nicht schwer.

Im Singular bildet man ihn, indem man von der 1. Person Singular hinten das „n“ wegstreicht – er
entspricht also in den meisten Fällen dem Infinitivstamm.

Den Imperativ Plural bildet man, indem man an an einen ersten Bestandteil die Endung -kaa bzw. -kää
anhängt. Welche Variante man verwendet, hängt von der Vokalharmonie ab.
Dieser erste Bestandteil ist für die erste, zweite und dritte Konjugation der Infinitivstamm; für die
vierte, fünfte und sechste Konjugation erhält man den ersten Bestandteil, indem man von Infinitiv das
finale „a“ wegstreicht.
Der Imperativ Plural ist gleichzeitig die Sie-Form.

Veranschaulichen wir das gleich an einigen Beispielen:

Bildung des Imperativ anhand von Beispielverben:


1. Person Sg. Indikativ Imperativ Singular Infinitiv Imperativ Plural
minä luen Lue! lukea Lukekaa!
(ich lese) (Lies!) (lesen) (Lest! Lesen Sie!)
minä syön Syö! syödä Syökää!
(ich esse) (Iss!) (essen) (Esst! Essen Sie!)
minä tulen Tule! tulla Tulkaa!
(ich komme) (Komm!) (kommen) (Kommt! Kommen Sie!)
minä pakenen Pakene! paeta Paetkaa!
(ich fliehe) (Flieh!) (fliehen) (Flieht! Fliehen Sie!)
minä teen Tee! tehdä Tehkää!
(ich mache) (Mach!) (machen) (Macht! Machen Sie!)
minä sanon Sano! sanoa Sanokaa!
(ich sage) (Sag!) (sagen) (Sagt! Sagen Sie!)
minä olen Ole! olla Olkaa!
(ich bin) (Sei!) (sein) (Seid! Seien Sie!)

Tu das nicht! Der verneinte Imperativ

Auch der verneinte Imperativ ist leicht zu bilden.

Im Singular stellt man vor die soeben gelernte Imperativform das Wörtchen „älä“ (eine Form des
Verneinungsverbs).
Der verneinte Plural des Imperativs wird mit der Form des Verneingsverbs „alkää“ und dem Hauptverb
geformt. Dieses Hauptverb bilden Sie, indem Sie bei der Imperativform „kaa“ bzw. „kää“ durch „ko“
bzw. „kö“ ersetzen.

Bildung des verneinten Imperativs anhand von Beispielverben:


verneinter Imperativ Singular Infinitiv verneinter Imperativ Plural
Älä lue! lukea Älkää lukeko!
(Lies nicht!) (lesen) (Lest nicht! Lesen Sie nicht!)
Älä syö! syödä Älkää syöko!

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 103


(Iss nicht!) (essen) (Esst nicht! Essen Sie nicht!)
Älä tule! tulla Älkää tulko!
(Komm nicht!) (kommen) (Kommt nicht! Kommen Sie nicht!)
Älä pakene! paeta Älkää paetko!
(Flieh nicht!) (fliehen) (Flieht nicht! Fliehen Sie nicht!)
Älä tee! tehdä Älkää tehko!
(Mach nicht!) (machen) (Macht nicht! Machen Sie nicht!)
Älä sano! sanoa Älkää sanoko!
(Sag nicht!) (sagen) (Sagt nicht! Sagen Sie nicht!)
Älä ole! olla Älkää olko!
(Sei nicht!) (sein) (Seid nicht! Seien Sie nicht!)

Konkrete Anwendung

Nun wollen wir das gelernte Wissen in einigen lebensnahen Sätzen anwenden.

Beispielsätze mit Imperativ:


Älkää olko niin kovaäänisiä! Seid nicht so laut!
Kuuntele minua! Hör mir zu!
Auttakaa minua! Helfen Sie mir!
Puhu hieman lujempaa, kiitos! Sprich bitte etwas lauter!
Älkää syökö kaikkea suklaata! Esst nicht die ganze Schokolade!
Tule minun kanssani museoon! Komm doch mit mir ins Museum!
Nouse vihdoinkin ylös! Steh endlich auf!
Älkää jättäkö minua yksin! Lassen Sie mich nicht allein!

Es gibt auch einen Imperativ der 1. und 3. Person, der aber sehr selten vorkommt und deshalb von uns
als PassivWissen markiert wurde. Entweder Sie führen sich dieses Kapitel trotzdem zu Gemüte, oder
Sie springen weiter zum Konditional.

PassivWissen: Imperativ der 1. und 3. Person


Es gibt im Finnischen auch einen Imperativ der 1. und 3. Person.
Diese Form wird aber in der Alltagssprache fast nie benutzt.

Die Formen der 3. Person im Singular und Plural sind sehr selten und drücken nicht wirklich Befehle
aus – er wird gewöhnlich mit „mögen“, „können“ oder „sollen“ wiedergegeben.

Die Formen der 1. Person Plural kommen nur noch in älteren Texten und feierlicher Sprache vor. Es
reicht also wirklich völlig aus, wenn Sie diese Formen nur passiv beherrschen. Eine Form für die 1.
Person Singular gibt es aus logischen Gründen nicht.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 104


PassivWissen: Imperativ der 1. und 3. Person
Imperativ Verneinter Imperativ
3. Person Singular lukekoon (er soll lesen) älköön lukeko (er soll nicht lesen)
syököön (er soll essen) älköön syökö (er soll nicht essen)
1. Person Plural lukekaamme (lasst uns lesen) älkäämme lukeko (lasst uns nicht lesen)
syökäämme (lasst uns essen) älkäämme syökö (lasst uns nicht essen)
3. Person Plural lukekoot (sie sollen lesen) älkööt lukeko (sie sollen nicht lesen)
syökööt (sie sollen essen) älkööt syökö (sie sollen nicht essen)

Vielleicht haben Sie das Bildungsschema schon selbst erkannt:


Beim bejahten Imperativ werden bei der ersten, zweiten und dritten Konjugation an den Infinitivstamm
bestimmte Endungen angehängt (in der Tabelle fett markiert), welche sich abhängig von der
Vokalharmonie verändern.
(Für die vierte, fünfte und sechste Konjugation verwenden Sie statt dem Infinitivstamm den Infinitiv
ohne das finale „a“ und hängen an diesen die Endungen an.)

Beim verneinten Imperativ steht eine bestimmte Form des Verneingsverbs, an den Infinitivstamm des
Hauptverbs wird die Nachsilbe „ko“ bzw. „kö“ angehängt.

Im nächsten Kapitel stellen wir Ihnen eine höflichere Möglichkeit vor, Aufforderungen und Bitten zu
formulieren, nämlich mit Hilfe des Konditionals.

Würdest du weggehen? Könnten Sie mir helfen? Wenn er nicht so


frech wäre! – Der Konditional
In diesem Kapitel lernen Sie einen weiteren Modus finnischer Verben kennen: den Konditional (die
Bedingungsform).

Verwendung des Konditionals

Der Konditional wird für folgende Situationen verwendet:

• um Bitten, Aufforderungen und Vorschläge höflicher zu formulieren (als beispielsweise im


Imperativ).
Beispiele:
Wir könnten ins Kino gehen.
Würdest du mir die Milch geben?
Könnten Sie mir sagen, wie spät es ist?
Ruf mich doch zurück!
• in Bedingungssätzen
Beispiele:
Wenn ich Zeit hätte, würde ich kommen.
Wenn du mehr helfen würdest, wäre ich nicht so gestresst.
• um Wünsche oder unwahrscheinliche Ereignisse auszudrücken.
Beispiel:
Wäre er doch nicht so frech!

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 105


• in Nebensätzen mit „jotta“ / „että“ (damit) um einen Zweck oder eine Absicht auszudrücken.
Beispiele:
Ich gehe früh ins Bett, damit ich morgen fit bin.
Er lernt Finnisch, damit er mit seinen Schwiegereltern reden kann.

Bildung des Konditionals

Vielleicht konnten Sie mit Hilfe der obigen Beispiele schon eine Vermutung über die Bildung des
Konditionals anstellen.

Zur Bildung orientiert man sich am Infinitivstamm und den selben Zusätzen wie im Präsens. Die
Ausgangsform ist also dieselbe wie der Stamm im Präsens. An diese Form wird das Konditionalzeichen
„isi“ und dann die Personalendungen angehängt.

Die Faustregel zur Bildung des Konditionals lautet also:

Infinitivstamm + evtl. Präsenszusätze + „isi“ + Personalendungen

Beispiele zur Bildung des Konditionals:


Infinitiv 3. Person Plural Präsens Konditional
(an dieser Form erkennen Sie Stamm
und Zusätze)
sanoa (sagen) sano-vat (sie sagen) sanoisin (ich würde sagen)
ottaa (nehmen) otta-vat (sie nehmen) ottaisit (du würdest nehmen)
puhua (sprechen) puhuvat (sie sprechen) puhuisi (er, sie / es würde sprechen)
asua (wohnen) asu-vat (sie wohnen) asuisimme (wir würden wohnen)
istua (sitzen) istu-vat (sie sitzen) istuisitte (ihr würdet sitzen)
kysyä (fragen) kysy-vät (sie fragen) kysyisivät (sie würden fragen)

Üben Sie weiter!

Wie Sie sehen, haben wir Ihnen die sechs verschiedenen Personalformen mit sechs verschiedenen
Verben vorgestellt. Ergänzen Sie die restlichen Formen zu diesen Verben!

Vokalveränderungen bei der Bildung

Bei der Bildung des Konditionals kommt es zu einigen Vokalveränderungen im Verbstamm, also dem
Infinitivstamm und den Zusätzen. An den Konsonanten ändert sich jedoch nichts:

• „e“ und „i“ verschwinden


Beispiele:
tulla (kommen) – tulevat (sie kommen) – tulisi (er würde kommen)
oppia (lernen) – oppivat (sie lernen) – oppisi (er würde lernen)
• Doppelvokale werden einfach
Beispiel:
avata (öffnen) – avaavat (sie öffnen) – avaisi (er würde öffnen)
• bei einigen Diphthongen verschwindet der erste Bestandteil (uo → o, yö → ö, ie → e)

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 106


Beispiele:
syödä (essen) – syövät (sie essen) – söisi (er würde essen)
juoda (trinken) – juovat (sie trinken) – joisi (er würde trinken)
viedä (nehmen) – vievät (sie nehmen) – veisi (er würde nehmen)

Verneinter Konditional

Um den Konditional zu verneinen, benutzt man das Verneinungsverb im Präsens; da dieses schon die
Person ausdrückt, fehlt dem Hauptverb nur noch die Personalendung.

Bildung des verneinten Konditionals anhand von Beispielverben:


en tulisi ich würde nicht kommen
et sanoisi du würdest nicht sagen
ei asuisi er würde nicht wohnen
emme söisi wir würden nicht essen
ette olisi ihr würdet nicht sein, ihr wärt nicht
eivät oppisi sie würden nicht lernen

Im nächsten Kapitel geht es weiter mit dem Konditional der Vergangenheit.

Der Konditional der Vergangenheit


Bisher haben Sie nur die Konditionalformen der Gegenwart kennengelernt. Es gibt jedoch auch ein
Konditional Perfekt.

Es wird dieser Regel folgend gebildet:

Konditional Perfekt

Konditionalform von „olla“ + Partizip Perfekt

Das schauen wir uns nun an Beispielen näher an:

Bildung des Konditional Perfekt anhand von Beispielverben:


1. Person Sg. (minä) olisin etsinyt ich hätte gesucht
2. Person Sg. (sinä) olisit syönyt du hättest gegessen
3. Person Sg. hän / se olisi tullut er, sie / es wäre gekommen
1. Person Pl. (me) olisimme heränneet wir wären aufgewacht
2. Person Pl. (te) olisitte tarvinneet ihr hättet gebraucht
3. Person Pl. he olisivat paenneet sie wären geflohen

Das Konditional Perfekt zu verneinen ist auch nicht schwer.

Sprachenlernen24 – E-Book: Grammatik des Finnischen 107


Verneintes Konditional Perfekt

Verneinungsverb (im Präsens) + olisi + Partizip Perfekt

Hier haben wir die Beispielverben aus der Tabelle oben verneint:

Bildung des verneinten Konditional Perfekt anhand von Beispielverben:


1. Person Sg. (minä) en olisi etsinyt ich hätte nicht gesucht
2. Person Sg. (sinä) et olisi syönyt du hättest nicht gegessen
3. Person Sg. hän / se ei olisi tullut er, sie / es wäre nicht gekommen
1. Person Pl. (me) emme olisi heränneet wir wären nicht aufgewacht
2. Person Pl. (te) ette olisi tarvinneet ihr hättet nicht gebraucht
3. Person Pl. he eivät olisi paenneet sie wären nicht geflohen

Üben Sie weiter!

Wie Sie sehen, haben wir Ihnen die sechs verschiedenen Personalformen mit sechs verschiedenen
Verben vorgestellt. Ergänzen Sie die restlichen Formen zu diesen Verben!
Bilden Sie sowohl die bejahten, als auch die verneinten Formen.

Das nächste Kapitel ist ganz und gar kein PassivWissen:


Das finnische Passiv müssen Sie wirklich gut beherrschen, da es sehr oft verwendet wird – und ganz
anders als im Deutschen eingesetzt wird!

Man tut was man kann – Die Verwendung des Passivs


Unterschiede Finnisch – Deutsch

Da die Verwendung des Passivs im Finnischen recht anders ist, wollen wir diese Verbform zunächst
explizit mit Ihrer Muttersprache vergleichen.

Im Deutschen ist ein Passivsatz die Umkehrung eines Aktivsatzes.

Beispiel: Die Lehrerin lobt Johanna.


Johanna wird (von der Lehrerin) gelobt.

Im Aktivsatz ist der Handelnde das Subjekt, und der „Behandelte“ das Objekt.
Im Passivsatz ist der Behandelte das Subjekt, und der Handelnde ist nur noch ein Präpositionalobjekt
und kann auch weggelassen werden.

Im Finnischen ist das Passiv nicht die Umkehrung eines Aktivsatzes.


Ein Handelnder darf in einem finnischen Passivsatz gar nicht vo