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Beschreibung:
London, 1958
Eine Einladung des British Museum führt den Archäologen Max Falkenburg nach London. Diese Gelegenheit möchte seine Freundin Jody Wellesley nutzen, um ihn ihren Eltern vorzustellen. Aber das Kennenlernen auf dem Familiensitz endet in einem Fiasko und es kommt zum Zerwürfnis zwischen Jody und ihren Eltern. Doch damit nicht genug: In der Nacht wird der Familienstammsitz der Wellesleys von unbekannten Angreifern attackiert und ihr Vater entführt.
Schnell finden Max und Jody heraus, dass die Entführer einem alten Orden von Assassinen aus Zeiten der Kreuzzüge angehören und es aus einem bestimmten Grund auf ihren Vater abgesehen haben: Er gilt als Hüter des legendären Schwerts Excalibur – die mythische Klinge König Arthurs!
Es entwickelt sich eine tödliche Hetzjagd durch England, bei der es nicht nur darum geht, Jodys Vater zu retten, sondern auch zu verhindern, dass die mythische Waffe in die falschen Hände gerät. Denn Excalibur besitzt eine unheilvolle Macht, die weit über das Vorstellbare hinausgeht …
London, 1958
Eine Einladung des British Museum führt den Archäologen Max Falkenburg nach London. Diese Gelegenheit möchte seine Freundin Jody Wellesley nutzen, um ihn ihren Eltern vorzustellen. Aber das Kennenlernen auf dem Familiensitz endet in einem Fiasko und es kommt zum Zerwürfnis zwischen Jody und ihren Eltern. Doch damit nicht genug: In der Nacht wird der Familienstammsitz der Wellesleys von unbekannten Angreifern attackiert und ihr Vater entführt.
Schnell finden Max und Jody heraus, dass die Entführer einem alten Orden von Assassinen aus Zeiten der Kreuzzüge angehören und es aus einem bestimmten Grund auf ihren Vater abgesehen haben: Er gilt als Hüter des legendären Schwerts Excalibur – die mythische Klinge König Arthurs!
Es entwickelt sich eine tödliche Hetzjagd durch England, bei der es nicht nur darum geht, Jodys Vater zu retten, sondern auch zu verhindern, dass die mythische Waffe in die falschen Hände gerät. Denn Excalibur besitzt eine unheilvolle Macht, die weit über das Vorstellbare hinausgeht …
London, 1958
Eine Einladung des British Museum führt den Archäologen Max Falkenburg nach London. Diese Gelegenheit möchte seine Freundin Jody Wellesley nutzen, um ihn ihren Eltern vorzustellen. Aber das Kennenlernen auf dem Familiensitz endet in einem Fiasko und es kommt zum Zerwürfnis zwischen Jody und ihren Eltern. Doch damit nicht genug: In der Nacht wird der Familienstammsitz der Wellesleys von unbekannten Angreifern attackiert und ihr Vater entführt.
Schnell finden Max und Jody heraus, dass die Entführer einem alten Orden von Assassinen aus Zeiten der Kreuzzüge angehören und es aus einem bestimmten Grund auf ihren Vater abgesehen haben: Er gilt als Hüter des legendären Schwerts Excalibur – die mythische Klinge König Arthurs!
Es entwickelt sich eine tödliche Hetzjagd durch England, bei der es nicht nur darum geht, Jodys Vater zu retten, sondern auch zu verhindern, dass die mythische Waffe in die falschen Hände gerät. Denn Excalibur besitzt eine unheilvolle Macht, die weit über das Vorstellbare hinausgeht …
sie beobachtet wurden. Immer wieder drehte er sich im Sattel herum und hielt Ausschau nach möglichen Verfol- gern, aber er sah niemanden. Außer ihm und seinen Begleitern gab es nur Steppe, Berge und Sand – endlos scheinender Sand. »Was ist, Sire? Habt Ihr was gesehen?«, fragte Bruder Gerold, der stoisch auf seinem Maultier neben ihm her ritt. »Nein, es ist vermutlich nichts, eher so ein Gefühl …« Tankred verschluckte die letzten Worte, als er spürte, wie ausgetrocknet seine Zunge war. Er griff nach dem ledernen Trinkschlauch, der vor ihm über den Rücken des Pferdes gelegt war, und trank einen Schluck Wasser. »Macht Euch keine Sorgen, Sire. Niemand wird uns folgen oder gar überfallen. Jetzt, wo der Frieden mit Sala- din, diesem Heiden, besiegelt ist und wir Christen sieg- reich waren, werden die Muslims uns nicht behelligen.« Der Mönch setzte ein selbstzufriedenes Grinsen auf, als 1 ANDRÉ MILEWSKI
ob er selbst es gewesen wäre, der diesen Waffenstillstand,
den er auch noch Frieden nannte, selber mit Blut und Schwert erkämpft hatte. Aber Tankred wusste es besser. Vermutlich war er einer der wenigen Überlebenden, der die Wahrheit kannte, warum sich Sultan Saladin in diesen Waffenstillstand zwingen ließ. Der Ausdruck in den Augen seines Königs, als dieser ihm das Schwert über- geben hatte, verfolgte ihn immer noch. Es hatte keine Dankbarkeit darin gelegen und keinerlei Anzeichen von Demut. Was Tankred in den Augen König Richards gesehen hatte, war bedrohlich gewesen. Er kannte die Gier in den Augen der Menschen, aber bei einem so mächtigen Herrscher wie Richard I. war diese Gier noch um ein Hundertfaches gefährlicher. Als der König, von seinen treuen Anhängern lautstark bejubelt und von diesen immer nur »Löwenherz« gerufen wurde, ihm vor zwei Tagen in Jerusalem feierlich das Schwert übergeben hatte, hatte Tankred diesen Ausdruck in Richards Augen gesehen. Er hatte sich ihm eingebrannt. Lange hatte der König das Heft des Schwertes umklammert gehalten, ehe er es schließlich freigegeben und Tankred in die Hand gedrückt hatte. Tankred hatte Richard nur zugenickt und hatte die Stadt noch am selben Tag verlassen. Außer Bruder Gerold, dem Mönch des Johanniteror- dens aus der Stadt des Papstes, waren nur noch zwei junge Knappen bei ihm. Hugo und Hadmar, zwei Knaben, die für ihr junges Alter schon zu viel Schrecken gesehen hatten. Aber sonst wollte sich ihm niemand anschließen, als er verkündete, dass er auf dem schnellsten Wege nach Akkon wollte, um von dort über den Seeweg zurück nach England zu reisen. Und nun war er hier, mitten im Nirgendwo, auf sich allein gestellt. Nur 2 GEHEIMAKTE EXCALIBUR
eine Sache gab ihm Zuversicht und das Vertrauen darauf,
dass er es zurück nach Hause schaffen würde. Das Schwert. Seine rechte Hand ruhte unentwegt auf dessen Heft. »Was werdet Ihr tun, wenn Ihr zurück in Eurer Heimat seid?«, riss ihn Bruder Gerolds Stimme aus den Gedan- ken. »Habt Ihr Frau und Kind die Eurer Rückkehr harren?« »Die habe ich«, sagte Tankred und ein Lächeln huschte über seine Mundwinkel, als er an seine schöne Ginevra dachte und an den kleinen Iwain. »Ich habe die beiden jetzt seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen. Mein kleiner Sohn wird mich kaum wiedererkennen.« Tankred strich sich mit der rechten Hand über den dicht gewach- senen Bart in seinem Gesicht. »Ich sollte mich unbedingt rasieren lassen, wenn wir in Akkon ankommen.« »Euer Sohn wird Euch gewiss auch mit Bart erkennen, macht Euch keine Gedanken. Er kann sich glücklich schätzen, einen so gottesfürchtigen und tapferen Mann zum Vater zu haben.« Bruder Gerold schenkte ihm ein anerkennendes Lächeln. Es schien aufrichtig zu sein. »Immerhin seid Ihr ein Held. König Richard hat Euch sein Schwert geschenkt als Zeichen seiner Dankbarkeit und als Anerkennung Eurer großen Tapferkeit in der Schlacht.« Tankred zog sich der Magen zusammen, als Bruder Gerold die letzten Worte sprach. Aber er war sich bewusst, dass er diese Legende nun aufrecht erhalten musste. Niemand durfte die Wahrheit kennen. Er zwang sich zu einem Lächeln und nickte dem Mönch zu. »Wisst Ihr eigentlich, wie der König sein Schwert genannt hat?«, plapperte der Ordensbruder munter 3 ANDRÉ MILEWSKI
weiter, offenbar ermutigt von seinem Nicken. »Er hat es
Excalibur genannt wie das Schwert dieses Sagenkönigs.« Tankred wurde bleich. Sein Blick ging zu Hugo und Hadmar, die auf ihren Pferden kurz hinter Bruder Gerold trabten und sich nun gegenseitig verstohlene Blicke zuwarfen. »Was sagt Ihr da? Ihr redet wirres Zeug.« »Ich habe es aber selbst gehört, Sire. König Richard hat sein Schwert gezogen und in den Himmel gestreckt, kurz nachdem wir in Jerusalem einmarschiert sind, ich war dicht bei seinem Gefolge. Er reckte die Klinge hoch in den Himmel und sagte: ›Dank an Excalibur, dass du mir den Sieg brachtest‹.« »Der König hat einen besonderen Sinn, um Späße zu treiben, Bruder, lasst Euch davon nicht in die Irre führen.« »Wie dem auch sei, aber Ihr müsst zugeben, dass dieses Schwert schon etwas Besonderes an sich hat. Diese schwarze Klinge …« »Der Schmied hat es einfach nur zu lange in der Esse liegen lassen, das ist alles«, beschied Tankred dem Mönch. Dann wandte er sich nach hinten um zu den beiden Knappen. »Hadmar, reite ein Stück voraus und halte Ausschau nach einem Platz, wo wir heute rasten können. Die Sonne wird bald hinter den Bergen untergehen.« Der Knappe folgte seinem Befehl sofort und trieb sein Pferd an. Schnell war er ihnen einige Hundert Meter voraus. »Ein tüchtiger Junge«, sagte Bruder Gerold anerken- nend. »Er hat es verdient, das Kreuz unseres Herrn auf der Brust zu tragen.« 4 GEHEIMAKTE EXCALIBUR
»Immerhin ist er einer der wenigen, die noch leben.
Viel zu viele haben ihr Leben gelassen.« »Aber sie taten es für eine gute Sache. Der Papst hat gerufen und im Namen des Herrn haben wir uns das Heilige Land zurückgeholt von den Muslims. Ein Ereig- nis, ein Kreuzzug im Namen des Herrn, von dem noch zukünftige Generationen ehrfürchtig sprechen werden. Glaubt mir. Ich persönlich werde auch etwas über Euch schreiben, damit Eure Tapferkeit und Euer Mut auch künftige Krieger Gottes inspirieren mögen!« »Schreibt lieber etwas Friedvolleres und lehrt die Menschen, in Frieden miteinander zu leben, als immer nur mit dem Schwert aufeinander loszugehen.« »Ihr erstaunt mich, Sire. Immerhin seid Ihr ein Ritter und Mann des Schwertes.« »Ich tat, was getan werden musste. Aber glaubt nicht, dass ich es gerne getan habe. Dieses Blut, das an meinen Händen klebt, wird nie wieder verschwinden.« Tankred warf dem Mönch einen ernsten Blick zu, den dieser mit einem stummen Nicken erwiderte. »Sire! Seht!« Auf Hugos lauten Ruf hin wandte er seinen Kopf wieder nach vorne. Er hatte erwartet, dort Hadmar zu sehen, der zu ihnen zurückgeritten kam. Aber stattdessen sah er die Silhouetten von sechs Reitern. Tankred kniff die Augen zusammen. Die Reiter waren noch weit weg, aber sie trugen weiße Gewänder und vermutlich auch das Kreuz auf ihrer Brust. Dann sah er es. Das siebte Pferd. Einer der Weißgekleideten hielt die Zügel eines Pferdes ohne Reiter in der Hand. Hadmars Pferd. »Hugo, zieh dein Schwert! Bruder Gerold, sucht Deckung oder …« 5 ANDRÉ MILEWSKI
Tankreds Worte kamen zu spät. Ein Pfeil durchschlug
das linke Auge des Mönchs und die Eisenspitze trat aus seinem Hinterkopf wieder aus. Der fromme Bruder fiel von seinem Reittier und schlug mit einem dumpfen Aufprall tot auf dem Boden auf. Ehe Tankred reagieren konnte, bäumte sich sein Pferd auf, als ein weiterer Pfeil sich in dessen Brust bohrte. Zwei weitere Pfeile kamen herangeflogen, einer schlug in den Hals seines Reittieres und ließ es endgültig zu Boden stürzen. Der andere Pfeil blieb in seinem Unterschenkel stecken, aber Tankred spürte den Schmerz kaum, als er aus dem Sattel sprang und versuchte, nicht von seinem Pferd zerquetscht zu werden. Er landete direkt neben Bruder Gerold, dessen rechtes Auge ihn starr anblickte, während aus dem linken Auge das Blut herausquoll und im Steppensand versi- ckerte. Ein heller Schrei ließ ihn zusammenfahren. Hugo stürzte ebenfalls von seinem Pferd, ein Pfeil steckte seit- lich in seiner linken Brust. Auf allen vieren robbte Tankred durch den heißen Sand zu seinem Knappen und zog ihn hinter den Körper seines Pferdes, wo sie ein wenig Schutz hatten. Hugos Atem ging schnell und hart. Tränen liefen seine Wangen herab. »Muss ich jetzt sterben, Sire?« Im Blick des Knappen stand die Überraschung geschrieben. Tankred kannte diesen Blick nur zu gut, er hatte ihn schon oft gesehen, viel zu oft. Er hielt die Hand des Jungen und drückte sie fest. »Ja, das wirst du. Aber es wird nicht umsonst gewesen sein, das verspreche ich dir.« »Dann ist es gut. Der Herr wird mich in sein Reich aufnehmen, oder?« »Das wird er und er wird dir einen besonderen Platz 6 GEHEIMAKTE EXCALIBUR
zuweisen.« Tankred hob den Kopf aus der Deckung. Die
Reiter waren nicht mehr weit entfernt. Sie hatten keine Pfeile mehr auf die Armbrüste gelegt. »Ich wünsche Euch eine gute Reise, Sire«, stieß Hugo gepresst hervor. »Wir sehen uns im Reich des Herrn wieder.« »Noch nicht. Ich habe noch eine Aufgabe zu erfüllen«, sagte Tankred voll grimmiger Entschlossenheit. Er griff sich den Schild, der hinten am Sattel des Pferdes befestigt war, rammte ihn in den Boden und stemmte sich mühsam in die Höhe. Langsam spürte er das Pochen in seiner Wade, wo immer noch der Pfeil steckte. Er nahm den Schild hoch, auf dem deutlich das rote Kreuz auf weißem Grund zu sehen war, und befestigte ihn an seinem linken Unterarm. Die Reiter, die nun nur noch fünfzig Meter von ihm entfernt waren, stoppten ihre Pferde. Einer der Männer hob seine Armbrust und richtete sie auf Tankred. Doch diesmal schlug der Pfeilbolzen nur in seinem Schild ein. »Jage ich Euch so viel Angst ein, dass Ihr es nicht wagt, Euch mir ritterlich im Kampf zu stellen?«, brüllte Tankred den Assassinen entgegen. Es gelang ihm gerade noch, einen zweiten Pfeil mit dem Schild abzuwehren. »Übergib uns das Schwert und wir werden dir einen schnellen Tod bereiten und dich ordentlich begraben«, erwiderte einer der Reiter. »Ihr werdet einen hohen Blutzoll zahlen müssen, wenn Ihr dieses Schwert haben wollt.« »So sei es!« Einer der Männer ließ sein Pferd nach vorne stürmen und ritt mit erhobener Klinge auf Tankred zu. Es ist so weit. Jetzt lass mich nicht im Stich, dachte 7 ANDRÉ MILEWSKI
Tankred und legte seine rechte Hand um das Heft des
Schwertes. Dann riss er die Klinge schnell aus der Scheide heraus. Kurz bevor der Reiter ihn erreichte, ließ er sich nach rechts zur Seite fallen und führte einen Hieb nach links aus. Er trennte dem Pferd damit das linke Bein ab. Mit einem lauten Aufschrei gingen Reiter und Tier zu Boden. Sofort war Tankred über dem Reiter und stieß ihm unbarmherzig die Klinge in den Hals. Dann wandte er den Blick zu den restlichen fünf Männern, hob das Schwert und ließ es auf das verletzte Pferd niederfah- ren. Er durchtrennte den Hals des Tieres mit einem Schlag. »Wer wird der Nächste sein?« Er richtete die blutglän- zende Klinge auf die restlichen Männer. Jetzt ritten alle fünf Reiter unter lautem Gebrüll auf ihn los. Tankred warf noch einen Blick auf Hugo, der nur noch stoßweise atmete und ihn mit großen Augen ansah, dann stürmte er voran, den Reitern entgegen. Das Schwert in seiner Hand ließ ihn den Schmerz seiner Verletzung vergessen, eine nie gekannte Stärke durchflu- tete ihn. Mit einem Schrei holte er zum Schlag aus. Er fegte zwei Pferde, die direkt auf ihn zukamen, mit einem mächtigen Hieb zur Seite, als wären es kleine Holzpferde, und schmetterte sie gegen einen dritten Reiter. Fassungslos blickte Tankred erst auf die drei toten Tiere, die ihre Reiter unter sich begraben hatten, und dann auf das Schwert in seiner Hand. Die pechschwarze Klinge schien zu leuchten, aber vielleicht war es auch nur die Reflexion der Sonne. Ein weiterer Pfeil kam auf ihn zuge- flogen, direkt auf sein Herz zielend, aber diesmal war etwas anders, der Pfeil war viel langsamer. Tankred fühlte sich wie in einem Traum, dann hob er das Schwert 8 GEHEIMAKTE EXCALIBUR
langsam hoch und ließ den Pfeil an der Schneide
zersplittern. »Teufelszeug! Der ist mit dem Teufel im Bunde«, schrie der Armbrustschütze beinahe panisch und legte hektisch den nächsten Bolzen an. Tankred schleuderte das Schwert aus seiner Hand auf ihn, es bohrte sich bis zum Heft in die Brust des Schützen, der mit weit aufgeris- senen Augen zur Seite rutschte und aus dem Sattel zu Boden fiel. »Jetzt gehörst du mir!« Der letzte Reiter saß noch im Sattel und spornte sein Pferd an, aber Tankred hatte diese Art von Kampf vor den Toren Akkons und Jerusalems oft genug geführt. Er wusste, wie er sich zu Fuß gegen einen Berittenen zur Wehr setzen konnte. Der Schwachpunkt war immer das Tier. Mit voller Wucht schmetterte er seinen Schild auf das herangaloppierende Pferd, traf es direkt an den Vorderläufen und brachte es zu Fall. Dann hinkte er, so schnell es ging, zu dem Armbrustschützen, aus dessen Rücken die schwarze Klinge des Schwertes herausragte, und zog das Schwert mit Leichtigkeit aus dem toten Körper heraus. Als er sich wieder umwandte und sich dem letzten der Attentäter widmen wollte, sah er diesen durch die Wüste davonlaufen. Der erste Gedanke, ihn zu verfolgen und zur Strecke zu bringen, war verges- sen, als er das Aufstöhnen Hugos hörte. Er lief zu dem Knappen und kniete sich neben ihn. »Ich lebe immer noch, Sire.« »Offensichtlich hat der Herr hier doch noch Verwen- dung für dich, Hugo.« Tankred lächelte und legte seine Hand neben den Pfeil, der seitlich in der Brust des Jungen steckte. »Sieht aus, als wäre die Pfeilspitze direkt auf einen Knochen getroffen. Du hast großes Glück gehabt.« Mit 9 ANDRÉ MILEWSKI
vorsichtigem Drehen entfernte Tankred den Pfeil und
versorgte die Wunde so gut er konnte. Danach kümmerte er sich um seine eigene Verletzung. »Sire, Euer Schwert … es ist wirklich das Schwert aus der Sage, nicht wahr?« »Vergiss am besten, was du gesehen hast, Hugo. Es ist zu gefährlich. König Richard hat mich verraten und er wird mich weiterhin jagen. Dieses Schwert darf niemals wieder eingesetzt werden.« »Ihr werdet es gut schützen, das weiß ich«, sagte Hugo mit matter Stimme, kurz vor der Ohnmacht stehend. »Das werden wir sehen. Komm, Hugo, es ist noch ein Pferd übrig, wir müssen schnellstmöglich nach Akkon, ehe Richard noch weitere Assassinen auf uns hetzt!« Tankred hob den geschwächten Jungen in den Sattel und machte sich mit ihm auf den Weg. Er drehte sich noch einmal um und sah nirgends mehr eine Spur von dem geflüchteten Reiter. Einen Tag später erreichte er Akkon und fand ein Schiff, das ihn und Hugo zurück nach England brachte. Das Schwert musste er Zeit seines langen Lebens nie wieder einsetzen.