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Bernhard Schlink – Wikipedia 1

Bernhard Schlink
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bernhard Schlink (* 6. Juli 1944 in Großdornberg bei Bielefeld) ist deutscher Jurist
und Schriftsteller. Sein Roman Der Vorleser wurde zu einem internationalen
Bestseller.

Inhaltsverzeichnis
1 Kindheit und Familie
2 Schlink als Jurist
3 Schlink als Schriftsteller
4 Werke
4.1 JuristischeFachbücher
4.2 Belletristik
4.3 Aufsätze
5 Auszeichnungen
Bernhard Schlink
6 Sekundärliteratur
7 Verfilmungen
8 Weblinks
9 Einzelnachweise

Kindheit und Familie


Schlinks Vater, Edmund Schlink, war Theologieprofessorin Heidelberg, seine Tante Basilea Schlink war evangelische
Ordensgründerin, sein Großvater Wilhelm Schlink Professor für Mechanik. Sein Bruder Wilhelm Schlink war bis zu seiner
Emeritierungim Wintersemester2004/05 Professor für Kunstgeschichte an der Universität Freiburg. Bernhard Schlinks
Familie zog kurz nach seiner Geburt nach Heidelberg; dort verbrachte er seine Kindheit. Er hat einen Sohn, der Zahnarzt
wurde.

Schlink als Jurist


Schlink studierte Jura an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und an der Freien Universität Berlin. Als
wissenschaftlicherAssistent war er an den Universitäten in Darmstadt, Bielefeld und Freiburg tätig. Er wurde im Jahr 1975 in
Heidelberg zum Dr. jur. promoviert (Titel der Dissertation: Abwägung im Verfassungsrecht, erschienen 1976) und habilitierte
sich im Jahr 1981 in Freiburg im Breisgau (mit einer Arbeit über Die Amtshilfe. Ein Beitrag zu einer Lehre von der
Gewaltenteilung in der Verwaltung, erschienen 1982). Vor der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrerberichtete
Schlink auf der Tagung 1989 in Hannover über Die Bewältigung der wissenschaftlichenund technischen Entwicklungen
durch das Verwaltungsrecht.[1]

Von 1982 bis 1991 war er Professor für Öffentliches Recht an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und von
1991 bis 1992 Professor für Öffentliches Recht, Sozialrecht und Rechtsphilosophie an der Johann-Wolfgang-Goethe-
Universität Frankfurt am Main. 1992 bis 2009 hatte er an der Humboldt-Universität zu Berlin einen Lehrstuhl für Öffentliches
Recht und Rechtsphilosophie inne. Sein Nachfolger wurde Christoph Möllers.

Zu Schlinks Schülern zählt Ralf Poscher, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Von 1987 bis 2006 war Bernhard Schlink
Richter am Verfassungsgerichtshof für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster.

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Im August 2005 vertrat er die Bundesregierung im Verfahren vor dem Bundesverfassungsgerichtüber die Klagen zweier
Bundestagsabgeordneter gegen die Entscheidung von Bundespräsident Köhler, den Bundestag aufzulösen und Neuwahlen
festzusetzen.

Bernhard Schlink ist Mitglied im Kuratorium der ersten deutschen juristischenInternetzeitschriftHumboldt Forum Recht.

Heute lebt er in Berkshire (Massachusetts) und Berlin.

Schlink als Schriftsteller


1987 erhielt Bernhard Schlink eine Einladung an die Universität in Aix-en-Provence.
Er wohnte drei Monate bei seinem dort ansässigen Freund Walter Popp. Beide waren
häufige Leser von Kriminalromanenund beschlossen, selbst einen solchen zu
schreiben. Ihr gemeinsamer Roman Selbs Justiz handelt vom 68-jährigen
PrivatdetektivGerhard Selb, den ein Auftrag zurück in die eigene Vergangenheit als
Staatsanwalt während der Zeit des Nationalsozialismusführt.[2]

Nach dem Erfolg des Erstlings folgten die nächsten Bücher Schlinks ohne Co-
Autoren, so der KriminalromanDie gordische Schleife, der 1989 den Friedrich-
Glauser-Preis erhielt. Auch hier ist der Protagonist ein ehemaliger Jurist, Georg Polger,
der als Übersetzer nach Südfrankreich aussteigt und durch die Übersetzung von
Konstruktionsplänen für Kampfhubschrauber in das Visier eines Spionagerings gerät.
Mit Selbs Betrug, ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis, und Selbs Mord
schloss Schlink die Trilogie um den PrivatdetektivGerhard Selb ab. Bernhard Schlink, signierend

Dorothee Nolte urteilte über Schlinks Selb-Romane: „Es sind schwungvoll geschriebene, häufig witzige Romane, die –
Ortskundige werden Straßen und Gebäude wiedererkennen – in Mannheim und Umgebung spielen; raffiniertgebaute
Geschichten, in denen die politische Aktualität und die deutsche Vergangenheit präsent sind.“[2] Schlink selbst sah
Kriminalromaneals Möglichkeit, sich ein Problem zu stellen, das zu lösen sei, ähnlich seiner Tätigkeit als Jurist. Zudem sei es
möglich, in die Handlung Gesellschaftskritikzu verpacken.[3]

Der 1995 erschienene erste Nicht-KriminalromanSchlinks, Der Vorleser, wurde zu einem viel beachteten internationalen
Bestseller. Der Roman wurde in 39 Sprachen übersetzt, die amerikanische Ausgabe erreichte Platz 1 der Bestsellerlisteder
New York Times.[4] Der Vorleser erhielt den Hans-Fallada-Preis (1998), den italienischenLiteraturpreisGrinzane Cavour
(1997) und den Prix Laure Bataillon (bestdotierterfranzösischer Preis für übersetzte Literatur) (1997). 2008 wurde der Roman
unter der Regie von Stephen Daldry als Der Vorleser verfilmt.

Auch die ErzählsammlungLiebesfluchten wurde im Jahr 2000 zu einem Bestseller. 2008 verfilmteRichard Eyre die Erzählung
Der Andere aus dem Band mit Liam Neeson, Antonio Banderas und Laura Linney.[5]

Schlinks Bücher behandeln laut Beate Dreike oft den Komplex Recht und Gerechtigkeit. So erweist sich etwa in den Selb-
Romanen das Gesetz als ein unpassendes Instrument für die Herstellung von Gerechtigkeit lange zurückliegender Taten, und
auch in Der Vorleser stellt sich die Frage, wie über Taten, die unter einem anderen Rechtssystem begangen wurden, zu
urteilen ist. Dabei bleibt das Buch in seiner Position offen, was ihm auch Kritik eingebracht hat.[3]

Befragt nach der Motivation seiner Schriftstellertätigkeitantwortete Schlink in einem Interview: „Ich schreibe aus demselben
Grund, aus dem andere lesen: Man will nicht nur ein Leben leben.“[2]

Werke
Juristische Fachbücher
Grundrechte. Staatsrecht II. mit Bodo Pieroth, 27. Aufl., C.F. Müller, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8114-9812-9
Polizei- und Ordnungsrecht mit Versammlungsrecht, mit Bodo Pieroth und Michael Kniesel, 7. Aufl., C.H. Beck,
München 2012. ISBN 978-3-406-64345-3

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Belletristik

Bis 2011 sämtlich im Diogenes Verlag, Zürich erschienen:

1987 Selbs Justiz. (zusammen mit Walter Popp), ISBN 3-257-21543-6


1988 Die gordische Schleife. Kriminalroman, ISBN 3-257-21668-8
1992 Selbs Betrug. ISBN 3-257-22706-X
1995 Der Vorleser. ISBN 3-257-22953-4
2000 Liebesfluchten. ISBN 3-257-23299-3
2001 Selbs Mord. ISBN 3-257-23360-4
2006 Die Heimkehr. ISBN 3-257-86136-2
2008 Das Wochenende. ISBN 978-3-257-06633-3
2010 Sommerlügen. ISBN 978-3-257-06753-8
2011 Gedanken über das Schreiben. Heidelberger Poetikvorlesungen. ISBN 978-3-257-06783-5

Aufsätze

2000 Heimat als Utopie. ISBN 3-518-06613-7


2005 Vergewisserungen – Über Politik, Recht, Schreiben und Glauben. ISBN 3-257-06483-7
2007 Vergangenheitsschuld. Beiträge zu einem deutschen Thema. ISBN 3-257-06597-3

Auszeichnungen
1989: Friedrich-Glauser-Preis der „Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur“ – Das Syndikat für Die
gordische Schleife.
1993: Deutscher Krimi Preis für Selbs Betrug.
1995: Stern des Jahres der Münchner Abendzeitung für Der Vorleser.
1997: Grinzane-Cavour-Preis (Italien) für Der Vorleser.
1997: Prix Laure Bataillon (Frankreich) für Der Vorleser. (Auszeichnung für den Autor sowie für den Übersetzer
Bernard Lortholary)
1998: Hans-Fallada-Preis für Der Vorleser.
1999: WELT -Literaturpreisfür sein literarischesWerk
2000: Ehrengabe der Heinrich-Heine-Gesellschaft
2000: Evangelischer Buchpreis für Der Vorleser.
2000: Sonderkulturpreisder japanischen Tageszeitung Mainichi Shimbun, der jedes Jahr an einen japanischen
Buchbestseller vergeben wird, für Der Vorleser.
2004: Bundesverdienstkreuz (I. Klasse)

Sekundärliteratur
Christoph Cornelißen: Platz 14. Bernhard Schlink: Der Vorleser. In: Christoph Jürgensen (Hrsg.): Die Lieblingsbücher
der Deutschen. Verlag Ludwig, Kiel 2006, ISBN 3-937719-34-2, S. 39-59.
William Collins Donahue: „Holocaust Lite.“ Bernhard Schlinks „NS-Romane“ und ihre Verfilmungen. Bielefeld:
Aisthesis 2011. ISBN 978-3-89528-832-6
Sascha Feuchert, Lars Hofmann: Lektüreschlüssel: Bernhard Schlink: Der Vorleser. 2., aktualis. Auflage. Reclam-
Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-15-015359-8. (auch als Download verfügbar)
Manfred Heigenmoser (Hrsg.): Bernhard Schlink, Der Vorleser. Reclam-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-016050-2.
Juliane Köster: Bernhard Schlink, Der Vorleser. Interpretation. Oldenbourg-Verlag, München 2000, ISBN
3-486-88745-9.
Micha Ostermann: Aporien des Erinnerns: Bernhard Schlinks Roman Der Vorleser. Verlag Marcel Dolega, Bochum
2004, ISBN 3-937376-03-8.

Verfilmungen
1991 Der Tod kam als Freund (Vorlage: Selbs Justiz, ZDF)

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2008 Der Vorleser (The Reader)
2008 Der Andere (The Other Man)

Weblinks
Commons: Bernhard Schlink (//commons.wikimedia.org/wiki/Bernhard_Schlink?uselang=de) – Album mit Bildern,
Videos und Audiodateien

Literatur von und über Bernhard Schlink (https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%


3D115673784&method=simpleSearch) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Bernhard Schlink in der deutschen (http://www.imdb.de/name/nm0772384/) und englischen (http://www.imdb.com/
name/nm0772384/) Version der Internet Movie Database
Website des Lehrstuhls von Bernhard Schlink an der Humboldt-Universität Berlin (http://schlink.rewi.hu-berlin.de/)
www.ub.fu-berlin.de (http://www.ub.fu-berlin.de/service_neu/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/
autorsch/schlink.html) – Linksammlung der Universitätsbibliothekder Freien Universität Berlin
Bernhard Schlink, Rechtsstaat und revolutionäre Gerechtigkeit (http://www.humboldt-forum-recht.de/deutsch/1-1996/
index.html) in Humboldt Forum Recht
Bernhard Schlink, „Ist Würde wägbar?“ (http://www.humboldt-forum-recht.de/deutsch/8-2003/index.html) in Humboldt
Forum Recht
Dieter Grimm / Bernhard Schlink / Winfried Brugger: Darf der Staat foltern? – Eine Podiumsdiskussion(http://
www.humboldt-forum-recht.de/deutsch/4-2002/index.html) in Humboldt Forum Recht

Einzelnachweise
1. Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer/ Themen und Berichterstatter(http://www.jura.uni-freiburg.de/institute/
ioeffr4/staatsrechtslehrer/themen.html)
2. Bernhard Schlink (http://www.krimilexikon.de/schlink.htm) im Lexikon der deutschen Krimi-Autoren.
3. Nicholas Wroe: Reader’s guide to a moral maze (http://www.guardian.co.uk/books/2002/feb/09/fiction.books) . In: The
Guardian. vom 9. Februar 2002.
4. Bestsellers Paperback Fiction (http://www6.nytimes.com/books/99/03/21/bsp/bestpaperfiction.html) . In: The New York
Times. vom 21. März 1999.
5. Der Andere. in der deutschen (http://www.imdb.de/title/tt0974613) und englischen (http://www.imdb.com/title/
tt0974613) Version der Internet Movie Database

Normdaten (Person): GND: 115673784 | LCCN: n83031289 | NDL: 00807000 | VIAF: 59157273 |
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