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Jan Philipp Fürchtegott Reemtsma (* 26. November 1952 in Bonn) ist ein
deutscher Philologe, Literaturwissenschaftler, Essayist, politischerPublizist und Mäzen
und lehrt als Professor Neuere Deutsche Literatur an der Universität Hamburg.
Außerdem ist er Inaugurator und Vorstand der Arno-Schmidt-Stiftung, Stifter und
Vorstand des Hamburger Institutsfür Sozialforschung (HIS) sowie der Hamburger
Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur.
Jan Philipp Reemtsma (Mitte)
gemeinsam mit Joachim Kersten und
Bernd Rauschenbach, Hamburg 2013
Inhaltsverzeichnis
1 Leben und Wirken
2 Auszeichnungen
3 Werke
4 Literatur
5 Filme
6 Weblinks
6.1 Allgemein
6.2 Interviews und Aufsätze
7 Anmerkungen
Um dem herzkranken Dichter Arno Schmidt Unabhängigkeit zu gewährleisten, bot Reemtsma ihm 1977 den damaligen Wert
eines Nobelpreises in Höhe von 350.000 DM als Unterstützung an. Zwei Jahre nach dessen Tod ermöglichteer 1981 die
Gründung der „Arno Schmidt Stiftung“, deren alleinigerVorstand er seit 1983 ist. Er ist zudem Mitherausgeberder
„Bargfelder Ausgabe“ des Gesamtwerks von Arno Schmidt und zahlreicher Werkausgaben Christoph Martin Wielands. In
öffentlichen Lesungen trägt er seither aus deren Werken vor.
1984 gründete er das Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS), das er seit 1990 als Vorstand leitet. Dieses Institut hat
etwa 60 Mitarbeiter, gibt die ZeitschriftMittelweg 36 heraus und finanziert sich aus dem Stiftungsvermögen. In der breiten
Öffentlichkeitwurde es vor allem durch zwei kontrovers diskutierteWehrmachtsausstellungenbekannt, die die Verbrechen der
Wehrmacht in der Sowjetunion und auf dem Balkan zum Gegenstand hatten. Der polnische Historiker Bogdan Musiał und der
ungarische Historiker Krisztián Ungváry wiesen Fehler bei der Zuordnung mehrerer ausgestellterFotos nach. Das Institut kam
durch gegen Musiał und Andere angestrengte Prozesse in den Verdacht, Kritiker mundtot machen zu wollen.[1] Die
Ausstellung wurde nach dem Nachweis, dass etwa 20 der mehr als 1400 Fotos nicht Verbrechen der Wehrmacht, sondern
Opfer Anderer zeigten, im November 1999 zurückgezogen und neu konzipiert.[2]
Desgleichen gründete er 1984 die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur und förderte als ihr
Vorstand zahlreiche Editionen, unter anderem von Theodor W. Adorno, Jean Améry und Walter Benjamin. 1986 finanzierte
er die Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte.
Reemtsma ist Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Hamburg. Im Jahr 1999 hatte er die Mercator-
Professur an der Universität Duisburg-Essen inne.
Für Jürgen Habermas hielt er 2001 anlässlich der Verleihung des Friedenspreisesdes Deutschen Buchhandels die Laudatio,
desgleichen am 25. Oktober 2003 die Laudatio für Alexander Kluge anlässlich der Darmstädter Verleihung des Georg-
Büchner-Preises an diesen.
Jan Philipp Reemtsma war maßgeblich an der Wiederherstellungvon Wielands bei Weimar gelegenem und lange
vernachlässigtemGut Oßmannstedt beteiligt, das am 25. Juni 2005 als Museum und Forschungsdomizilneu eröffnet wurde.
Am 14. Mai 2008 wurde Jan Philipp Reemtsma mit der zum ersten Mal vergebenen Ferdinand-Tönnies-Medaille der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ausgezeichnet. Die Laudatio trug der Soziologe Lars Clausen vor.
Seit dem 9. Februar 2009 ist Jan Philipp Reemtsma Inhaber der Schillerprofessuran der Friedrich-Schiller-Universität Jena.[3]
Auszeichnungen
1997 Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg
1999 Ehrendoktor der Universität Konstanz (Fachbereich Geschichte und Soziologie)
2001 Nicolas-Born-Preis des Landes Niedersachsen
2002 Leibniz-Medaille der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
2003 Heinz-Galinski-Preis der Heinz-Galinski-Stiftung
2005 Julius-Campe-Preis der Kritik
2007 Ehrendoktor der Universität Magdeburg
2007 Teddy Kollek Prize der Jerusalem Foundation
2008 Ferdinand-Tönnies-Medaille der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
2008 Stiftungsprofessuran der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
2008 Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Oßmannstedt, in der Christoph Martin Wieland von 1798–1803
lebte
2010 Verleihung des Preises für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der öffentlichen Wirksamkeit der Soziologie
auf dem 35. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Frankfurt am Main
2010 Schillerpreisder Stadt Mannheim
2011 Schader-Preis[4]
Nach hanseatischer Tradition lehnte Reemtsma die Annahme des ihm verliehenen Bundesverdienstkreuzesab.
Werke
Das Hexameron von Harwich - Ein britisches Fragment. CMZ-Verlag, Rheinbach-Merzbach 1992, ISBN
3-87062-040-4
Das Buch vom Ich. Christoph Martin Wielands „Aristipp und einige seiner Zeitgenossen“. Haffmans, Zürich 1993
Mehr als ein Champion. Über den Stil des Boxers Muhammad Ali. Klett-Cotta, Stuttgart 1995
Der Vorgang des Ertaubens nach dem Urknall. 10 Reden und Aufsätze. Haffmans, Zürich 1995
Im Keller. Hamburger Edition HIS, Hamburg 1997, ISBN 3-930908-29-8
Mord am Strand. Allianzen von Zivilisationund Barbarei. Aufsätze und Reden. Hamburger Edition HIS, Hamburg
1998, ISBN 3-930908-34-4
Der Liebe Maskentanz. Aufsätze zum Werk Christoph Martin Wielands. Haffmans, Zürich 1999
Stimmen aus dem vorigen Jahrhundert. Hörbilder. Klett-Cotta, Stuttgart 2000, ISBN 3-608-93230-5
„Wie hätte ich mich verhalten?“ und andere nicht nur deutsche Fragen. Reden und Aufsätze. Beck, München 2001,
ISBN 3-406-47398-9
Verbrechensopfer. Gesetz und Gerechtigkeit (mit Winfried Hassemer). Beck, München 2002, ISBN 3-406-49565-6
Die Gewalt spricht nicht. Drei Reden, Reclam (UB 18192), Stuttgart 2002, ISBN 3-15-018192-5
Artikel in Zeitungen
Die Skala des Scheußlichen ist nach unten offen. Ein Gespräch über Gewalt im 20. Jahrhundert und die Verbrechen der
Wehrmacht. In: FR, 14. April 1997.
Die wenig scharf gezogene Grenze zwischen Normalität und Verbrechen. Rede zur Eröffnung der
Wehrmachtsausstellungin der Frankfurter Paulskirche. In: FR, 15. April 1997.
Nathan schweigt. Die Dankrede zum Lessing-Preis. In: Die Zeit, 28. November 1997.
Worüber zu reden ist. Entgegnung auf Dohnanyi. In: FAZ , 26. November 1998.
Die einzige Lösung. Erträglich wird das Votum für das Holocaust-Mahnmal nur, wenn die Zwangsarbeiter entschädigt
und die Gedenkstätten gesichert werden. In: Die Zeit, 17. Juni 1999.
Komet. Ach, ihr Glücklichen um mich her. Zum 175. Todestag von Jean Paul. In: FR, 11. November 2000.
Die Fälle Jürgen W. Möllemann und Martin Walser: Die Elite und der Mob. In: FR, 1. Juni 2002.
zeit.de 14. März 2007: Lust an Gewalt. - Die RAF fasziniertnoch heute. Viele glauben, sie habe aus politischen
Motiven gehandelt. Das ist ein Irrtum. Tatsächlich waren ihre Taten von Größenwahn und Machtgier geprägt. (http://
www.zeit.de/2007/11/RAF/komplettansicht)
Herausgaben
mit Bernd Rauschenbach: „Wu Hi?“. Arno Schmidt in Görlitz Lauban Greiffenberg. Edition der Arno Schmidt Stiftung
im Haffmans Verlag, Zürich 1986, ISBN 3-251-00029-2
mit Mauro Basaure und Rasmus Willig: Erneuerung der Kritik. Axel Honneth im Gespräch. Campus, Frankfurt a.M.
(u.a.) 2009, ISBN 978-3-593388-59-5
Literatur
Erste Verleihung der Ferdinand-Tönnies-Medaille der Christian-Albrechts-Universität, in: Christiana Albertina, H. 66,
2008, S. 38–48
Axel Honneth: „Nach Weltuntergang“. Zur Sozialtheorievon Jan Philipp Reemtsma. In: Ulrich Bielefeld, Heinz Bude,
Bernd Greiner (Hrsg.): Gesellschaft – Gewalt – Vertrauen. Jan Philipp Reemtsma zum 60. Geburtstag. Hamburger
Edition, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86854-255-4 (mit Verzeichnis der Schriften und Auszeichnungen Jan Philipp
Reemtsmas), S. 246–266.
Fritz J. Raddatz: Das Mündel will Vormund sein, in: Die Zeit, 13. April 1984, Nr. 16, S. 41 f., online-Artikel (http://
www.zeit.de/1984/16/das-muendel-will-vormund-sein?page=all)
Tom Schimmeck: Zögling und Erbe, in: TransAtlantik 1/1985 (Sonderheft Reichtum), S. 44–49, online-Artikel (http://
www.schimmeck.de/Texte/reemtsma.htm)
Filme
2006 – Der unbekannte Soldat (Dokumentarfilmüber Reaktionen zur Wehrmachtsausstellung) [5] von Michael
Verhoeven
Weblinks
Allgemein
Anmerkungen
1. J. Ph. Reemtsma: Zwei Ausstellungen – Eine Bilanz (http://www.his-online.de/cms.asp?IDN=297&H='512'#7)
2. Vgl. dazu den Bericht der untersuchenden Historikerkomission. (http://www.his-online.de/fileadmin/user_upload/pdf/
veranstaltungen/Ausstellungen/Kommissionsbericht.pdf)
3. Mitteilungauf der Webseite der Friedrich-Schiller Universität Jena (http://www.uni-jena.de/PM090204_
Schillerprofessur.html)
4. Schader-Preis 2011 an Jan Philipp Reemtsma (http://idw-online.de/pages/de/news406234) , in: Informationsdienst
Wissenschaft vom 26. Januar 2011, abgerufen am 27. Januar 2011
5. über den DokumentarfilmDer unbekannte Soldat von Michael Verhoeven (http://www.hr-online.de/website/fernsehen/
sendungen/index.jsp?rubrik=3030&key=standard_document_27785616)
Diese Seite wurde zuletzt am 25. Januar 2013 um 21:19 Uhr geändert.
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