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Kältetechnik und Verfahren zur Erzeugung
von Kälte
Die Kältetechnik dreht die in der Energie-/Wärmetechnik üblichen Prozesse um
Kältemaschinen müssen Wärme entgegen der natürlichen Flussrichtung
transportieren
Die Aufgabe der Kältetechnik ist also, Wärme an einen anderen Ort mit möglichst
wenig Energie (Zufuhr von Exergie) zu transportieren
Kühlen durch Verdunstung von Wasser: Ältester Kälteprozess ist das Kühlen
von Tongefäßen durch ständige Wasserzufuhr (geringe Leistungsdichte…)
Kühlen durch Verdampfen eines Kältemittels in Kaltdampfprozessen: Hierbei
werden Kältemittel mit sehr niedrigen Siedetemperaturen meist in
Kompressionskältemaschinen eingesetzt
Kühlen durch Zufuhr von Wärme in Absorptionskältemaschinen: Hierbei wird
Wasserdampf von einer Lithiumbromid-Lösung absorbiert; der dadurch
entstehende Unterdruck erzeugt Kälte; mit Beheizung wird das Wasser wieder
ausgekocht
Mit dem Kaltgas- bzw. Lindeprozeß wird in mehreren Stufen mit Hilfe eines
Kältemittels (Gas; ohne Kondensation) über mehrere adiabatische Stufen extrem
niedrige Kälte erzeugt
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Die verschiedenen Verfahren der Kühlung
Konvektionskühlung: Kaltluftstrom mit 2-10 m/s kühlt Materialien auf -20 bis +6
°C runter. Hohe Luftfeuchtigkeit verbessert Wärmeübergang (vgl. Kühlhäuser;
Schockfroster sogar bis zu – 35°C)
Tauchkühlung: Besserer Wärmeübergang im Wasser (ggf. mit Eiszusatz) mit
höheren Abkühlgeschwindigkeiten
Beeisen: Kühlung auf Eis ohne Wasser (Nahrungsmittelindustrie z.B. Fisch)
Sprühkühlung mit einem Wassernebel
Vakuumkühlung: Durch Wasserbesprühung und anschließende (i.d.R.
behutsame) Druckabsenkung wird dem Produkt Wärme entzogen (Einsatz bei
Produkten mit großen Oberflächen)
Kontaktkühlung: Mit Hilfe von ein oder zwei Platten erfolgt gegenüber konvektiver
Kühlung etwa doppelt so effektive Kühlung; Kontaktfläche wird von außen mit
Kaltluft angeströmt oder flüssigem Kälteträger besprüht
Kühlung in Wärmetauschern: Häufigstes und effektivstes Verfahren. Bis zu über
90 % der Wärme können bei Gegenstrom-Plattenwärmetauschern
zurückgewonnen werden
Kryogene Kühlung mit Flüssigstickstoff ermöglicht sehr niedrige Tedmperaturen
Strahlungskühlung (Strahlungswärmeaustausch mit kälteren Umgebungsflächen)
hat keine industrielle Bedeutung, da spezifische Kälteleistung zu klein)
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Prozesskühlung in der chemischen Industrie
Chemische Prozesse laufen bei unterschiedlichen Temperaturen ab
Abweichungen von den idealen Temperaturen können Änderungen in den
Reaktionsprodukten zur Folge haben
Die chemische Industrie fordert daher zuverlässige Kälteanlagen, die häufig rund
um die Uhr in Betrieb sind
Je nach dem, ob die Reaktionen mit einer Energieaufnahme („endotherme
Reaktion“) oder einer Energieabgabe („exotherme Reaktion“) verbunden sind,
muss Wärme zu- oder abgeführt werden
Liegt die ideale Reaktionstemperatur einer exothermen Reaktion unterhalb der
Umgebungstemperatur, muss zur Aufrechterhaltung des Temperaturniveaus Kälte
erzeugt werden
Bei Reaktionstemperaturen oberhalb der Umgebungstemperatur reicht in der Regel
eine Wärmeabführung über Abluft oder Kühlwasser, welches in einem Kühlturm
(ggf. sogar ohne Kältemaschine) rückgekühlt wird
Die Wärmeabfuhr bei chemischen Prozessen kann über Kühlschlangen in
Reaktoren, Kälteträger in doppelwandigen Tanks oder mit Hilfe von Luft oder
Inertgasen geschehen, die je nach Temperatur und Leistung über Kaltwassersätze
von großen Kälteanlagen oder mit Verdunstungskühlern rückgekühlt werden
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Leistungszahl nach DIN EN 255
Bei der Auswahl des optimalen Kältesystems ist vor allem auf die
energetische Effizienz zu achten: Die Leistungszahl definiert den
Wirkungsgrad einer Kälteanlage
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COP- Wert nach DIN EN 255
Q 0
COP
Pelt
Sowohl die Leistungszahl, als auch der Coefficient Of Performance sagt
aus, wie viel kW notwendig sind, um ein kW Kühlleistung zu erzeugen
Eine Leistungszahl oder COP von 3,5 gibt an, dass für 3,5 kW
Kühlleistung 1 kW elektrischer oder thermischer Energie notwendig sind
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Leistungszahlen von Kältemaschinen und
Wärmepumpen (im Nutzkältebetrieb)
t0 : Verdampfungstemperatur
tc : Verflüssigungstemperatur
Q0 : Kälteleistung
Qc : Verflüssigungsleistung
P: Elektrische Leistung
Ɛk : Kälteleistungszahl der Kompressionskältemaschine
Ɛwp : Leistungszahl Wärmepumpe
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ESEER, IPLV: Gewichtete Kälteleistungszahlen
zur Berücksichtigung Teillastbetriebszustände
Bewertungsanteile
und Lufttemperaturen
unterscheiden sich!
Vorteile Nachteile
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Vor- und Nachteile der Kälteerzeugung in
Absorptionskälteanlagen
Vorteile
Bessere Auslastung der KWK-Anlage, da die Wärme besser genutzt wird
Geringerer Strombedarf
Geringerer Wartungsaufwand gegenüber Kompresssionskältemaschinen
Hohe Brennstoffausnutzung und damit geringe Umweltbelastung
Kein Einsatz von FCKW oder FKW; Arbeitsstoffpaare bei
Absorptionskältemaschinen haben kein Ozonschicht-Gefährdungpotenzial
Geringerer Primärenergiebedarf (bis 25%)
Nachteile
Höhere Gesamtinvestitionskosten
Deutlich größerer Platzbedarf für die Maschinen (Faktor 1,5-2,5) und
Rückkühlwerke (etwa Faktor 2)
Höherer Wasserverbrauch bei Naßkühlung
Schlechtes Verhalten bei Lastwechseln
Leckageempfindlich
Hohe Betriebskosten, falls Abwärme nicht „gratis“ zur Verfügung steht.
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Vergleich der Effizienz verschiedener
Kühlsysteme
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Energiekostenvergleich verschiedener
Prozesskühlsysteme
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Kombination von Kältesystemen
Mit einer Freikühlung kann eine bestehende Kompressionskälteanlage
unterstützt und Betriebskosten reduziert werden:
Freie Kühlung
Ist eine hohe Temperaturdifferenz zwischen
Vor- und Rücklauf vorhanden, kann die TRücklauf
freie Kühlung das Prozesskühlwasser „vor“- Umgebung
kühlen und damit eine bestehende Halle
Prozesskühlanlage unterstützen.
Kältemaschine
Maschine
Einsparung bis zu 80% der Betriebskosten
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Aspekte zur Nutzung von Eisspeichern (1/2)
Kälte kann entweder in Form sensibler Wärme (Temperaturdifferenz), latenter
Wärme (Phasenübergangsenthalpie) oder chemisch als Reaktionsenthalpie
gespeichert werden
Die größte Bedeutung hat die latente Wärmespeicherung (hier „Kältespeicherung“),
insbesondere in Form von Eis. Diese Energieumwandlung ist beliebig oft wiederhol-
und umkehrbar. Wasser eignet sich auch sehr gut als Kälteträger, so dass derselbe
Stoff für Speicherung und Energietransport verwendet werden kann, ohne dass
weitere Wärmeaustauscher nötig werden
In Form von Eis hat Wasser eine sehr hohe Speicherkapazität. Mit einer
Schmelzenthalpie von 333 kJ/kg lässt sich in einem Kubikmeter Eis 13-mal so viel
Energie speichern, wie das bei flüssigem Wasser in Form sensibler Wärme bei einer
Temperaturdifferenz von 6 Kelvin möglich wäre.
Die Bauarten von Eisspeichern sind vielfältig. Die Unter-
scheidung zwischen direkten und indirekten Systemen
bezieht sich nicht auf die Art der Kühlung. Den Unter-
schied macht hier die Frage aus, ob das Kältemittel
gleichzeitig auch Speichermedium ist. Andernfalls ist die
Nutzung eines weiteren Wärmetauschers notwendig.
Unabhängig davon kann die Aufladung des Speichers
durch direkte oder indirekte Kühlung geschehen. 16
Aspekte zur Nutzung von Eisspeichern (2/2)
Kältespeicher haben die Aufgabe, die Kälteerzeugung zeitlich vom Kälteverbrauch
zu entkoppeln. Dadurch können Lastspitzen abgefedert werden. In lastschwachen
Zeiten wird Kälte „auf Vorrat“ produziert , die dann von geeigneten
Speichersystemen in kürzester Zeit, d. h. mit sehr hohen Leistungen, abgerufen
werden kann. Gerade in Industriezweigen, wo nur zu bestimmten Zeiten große
Mengen an Kälte gebraucht werden, kann dies erhebliche Kosten einsparen, weil
die Kälteanlagen kleiner dimensioniert werden können.
Wenn billiger Nachtstrom für die Aufladung des Kältespeichers verwendet
wird, sinken auch die Arbeitskosten.
Der Betrieb bei Nacht hat zudem den Vorteil, dass die Außentemperaturen
geringer sind. Dies führt zu einer niedrigeren Kondensationstemperatur im
Verflüssiger und erhöht damit die Energieeffizienz. Dadurch wird der zusätzliche
Energieverbrauch, den die indirekte Kühlung gegenüber der direkten verursacht,
zumindest teilweise wieder ausgeglichen.
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Einsparmaßnahmen Kälteanlagen und deren
typische Einsparpotentiale (nicht kumulativ…)
Maßnahme Einsparpotenzial
Verminderung des Kältebedarfs
Systemoptimierung 8-10 %
Betriebs- und Wartungsmaßnahmen 4-8 %
Stärkere Wärmedämmung 5-10 %
Wärmerückgewinnung 80 % (der Wärme)
Effiziente Geräte/Beleuchtung in Kühlräumen 2%
Benutzung von effizienten Geräten und Anlagen
Antriebe mit Drehzahlregelung für Verdichter, Ventilatoren 4-6 %
und Pumpen
Hocheffizienzmotoren für den Ventilator am Verdampfer 2-5 %
Hocheffizienter Kältekompressor 2-5 %
Hocheffizienzmotoren für den Ventilator am Kondensator 2-5 %
Richtige Bedienung und Vermeidung unnötiger
Temperaturen
Reinigung der Wärmeübertragerflächen 3%
Steuerung des Verdichtungsenddrucks am 10-15 %
Kältekompressor
Abtausteuerung 5%
Quelle: Sächsische Energieagentur 18
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