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Inhaltsverzeichnis
1 Name
2 Geschichte
2.1 Anfänge
2.2 Krise und Wachstum
2.3 Theologische Richtungen
2.4 Entwicklung in den Vereinigten Staaten
2.5 Deutschland und Kontinentaleuropa
3 Verbreitung
3.1 Allgemeiner Überblick
3.2 Statistischer Vergleich 1894, 1958 und 2004
4 Lehre
5 Gottesdienst und Praxis
6 Organisation
7 Religions- und Gewissensfreiheit
8 Bekannte Baptisten in Auswahl
9 Ökumene
10 Trivia
11 Siehe auch
12 Literatur
13 Weblinks
14 Einzelnachweise
Name
Die Bezeichnung „Baptisten“ leitet sich vom griechischen
βαπτίζειν (baptizein), was „untertauchen“ und im übertragenen
Sinne „taufen“ bedeutet, ab, im Englischen dann 'to baptize'
(„taufen“), baptism („Taufe“) und baptist („Täufer“). Die
Täufer der Reformationszeit werden im englischen
Sprachbereich anabaptists (wörtlich: „Wiedertäufer“) genannt,
um sie von den späteren baptists („Baptisten“) sprachlich zu
unterscheiden.
Geschichte
Die biblische Gültigkeit der Säuglingstaufe wurde bereits in
vorreformatorischer Zeit – etwa durch die Waldenser – in Frage
gestellt. In der
Reformationszeit waren
es die Täufer (von ihren
Gegnern polemisch als
„Wiedertäufer“
bezeichnet), die die
Säuglingstaufe
verwarfen. Eine Taufe –
so formulieren es die
täuferischen
Schleitheimer Artikel –
sei nur dann biblisch und Titelseite der Schleitheimer Artikel
somit gültig, wenn die
Täuflinge deren Sinn
verstanden hätten, selber
glaubten sowie die Taufe
persönlich begehrten und
forderten.[3] Auch wenn
die späteren Baptisten
diese Taufauffassung
und die dahinter
stehende Ekklesiologie
im Wesentlichen
übernahmen, dürfen sie
nicht als direkte
Nachfahren der
Täuferbewegung
angesehen werden.
Titelseite des von Johann Ludwig
Anfänge Hinrichs 1840 abgefassten
„Glaubensbekenntniß der
Die Gründer der
Baptisten waren Evangelischen Taufgesinnten
beeinflusst von der (Baptisten) Gemeinden in Amerika,
englischen Reformation, Großbritanien, Hamburg pp und
die sich nach dem Tod Jever“[2]
Heinrich VIII. vor allem
dem Einfluss des
Calvinismus öffnete und schließlich eine eigenständige
Ausprägung, den Puritanismus, entwickelte. Daraus formten
sich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Anglikanischen
Kirche drei Kirchentypen: die Presbyterianer, die
Kongregationalisten und die kongregationalistisch geprägten
Separatisten, auch Dissenters genannt.[4]
Theologische Richtungen
Der baptistische Kirchengeschichtler Hans Luckey machte
darauf aufmerksam, dass – von Großbritannien als
Ausgangspunkt betrachtet – der Baptismus sich zeitversetzt in
zwei unterschiedliche geographische Richtungen ausbreitete:
die Bewegung westwärts und die Bewegung ostwärts.[9] Beide
Richtungen hatten nach Luckey ihre jeweils besondere Prägung.
Die Bewegung westwärts wurzelte in der puritanischen
Gedankenwelt und ihren theologischen Konflikten. Hier kam es
zu den typischen Auseinandersetzungen zwischen
Arminianismus (General Baptists, Free Will Baptists) und
Calvinismus (Particular Baptists, Primitive Baptists). Auch das
politische Moment war hier von großer Bedeutung. Glaubens-
und Gewissensfreiheit wurde vom absolutistischen Staat – nicht
nur für die Angehörigen der eigenen Konfession – eingefordert
und später als menschliches Grundrecht in den Verfassungen
der Staaten Nordamerikas verankert. Auch wurde die
Übernahme politischer Verantwortung ausdrücklich bejaht und
gefördert. Die Bewegung ostwärts, die im ersten Drittel des 19.
Jahrhunderts begann, stand unter dem Einfluss der
methodistischen Erweckungsbewegung, der sich auf dem
europäischen Kontinent mit pietistischen und quietistischen
Elementen verband. Diese Bewegung, die über Johann Gerhard
Oncken zunächst in Deutschland und von dort fast den
gesamten kontinental-europäischen Raum bis hin zum
Schwarzen Meer erreichte, war eher undogmatisch, apolitisch
und primär auf die Evangelisierung der Gottfernen und
Kirchendistanzierten ausgerichtet. Diese Unterschiede – so
Luckey – sind auch heute noch spürbar.[10]
Allgemeiner Überblick
Lehre
Ein wesentliches
Merkmal der Baptisten
ist nach wie vor,
ausschließlich Gläubige
zu taufen, was zur
Ablehnung der
Kindertaufe führt,
welche nach ihrem Eingangsbereich der Ersten
Verständnis nicht dem Baptistengemeinde in Washington
biblischen Gebot DC
entspricht. Ab einem
entscheidungsfähigen
Alter werden nicht nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche
getauft. Daher lehnen die Baptisten den Begriff
Erwachsenentaufe ab und sprechen lieber von Gläubigentaufe.
Organisation
Die Baptistenkirchen sind kongregationalistisch organisiert, d.h.
die einzelnen Gemeinden sind in wesentlichen Fragen
selbständig. Auf regionaler, nationaler und internationaler
Ebene schließen sich Baptisten zu Arbeitsgemeinschaften,
Vereinigungen und Bünden zusammen. Die lokale Gemeinde
spielt jedoch im Selbstverständnis der Baptisten die
entscheidende Rolle. Manchmal existieren in einer Stadt
mehrere Baptistengemeinden, die aus geschichtlichen,
ethnischen, theologischen oder praktischen Gründen zu
unterschiedlichen nationalen oder internationalen
Zusammenschlüssen gehören. Es ist durchaus möglich, dass –
zum Beispiel im Rahmen der Evangelischen Allianz – eine
örtliche Baptistenkirche zu konfessionell anders geprägten
Gemeinden intensivere Kontakte unterhält als zu den anderen
Ortsgemeinden baptistischen Bekenntnisses.
Baptistenkirche Berlin-Wedding
Politiker
Harry S. Truman, 33. Präsident der USA
Jimmy Carter, 39. Präsident der USA
Bill Clinton, 42. Präsident der USA
Levy Mwanawasa, Präsident von Sambia
Olusegun Obasanjo, Präsident von Nigeria
Tommy Douglas, Premierminister von
Saskatchewan (1944–1966)
Sonstige
John D. Rockefeller, US-amerikanischer
Industrieller
Peter C. Dienel, Theologe und Soziologe, Erfinder
des Bürgerbeteiligungsverfahrens Planungszelle
Frank País, kubanischer Revolutionär
Ben Wallace, afroamerikanischer NBA-Profi, der
2004 NBA-Champion wurde
Ökumene
Der Weltbund der Baptisten unterhält viele Kontakte zu anderen
Kirchen, darunter Freikirchen, und internationalen
Organisationen und ist auch in die Ökumenische Bewegung
eingebunden. „Jesus Christus baut seine Gemeinde in
verschiedenen Kirchen und Gemeinschaften“, heißt es in einer
Bekenntnisschrift des BEFG. Er engagiert sich in der Deutschen
Evangelischen Allianz und gehört zu den
Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Christlicher
Kirchen in Deutschland. Er ist auch Mitglied der Vereinigung
Evangelischer Freikirchen.
Trivia
Ein baptistischer Predigtstil beeinflusste das Lied Wake Up
Everybody von Harold Melvin and the Blue Notes.[26]
Siehe auch
Portal: Baptisten – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum
Thema Baptisten
Baptistischer Weltbund
Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden
Baptisten in der Schweiz
Baptisten in Österreich
Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR
Zeittafel zur Geschichte der Baptisten
Christliche Glaubensbekenntnisse
Bible Belt
Verein für Freikirchenforschung
Literatur
Günter Balders: Theurer Bruder Oncken. Leben Johann
Gerhard Onckens in Bildern und Dokumenten.
Wuppertal/Kassel: Oncken, 1978; ISBN 3-7893-7871-2.
John H. Y. Briggs (Hrsg.): A Dictionary of European
Baptist Life and Thought. Paternoster, Milton Keynes u.a.
2009; ISBN 978-1-84227-535-1.
Heather J. Coleman: Russian Baptists and Spiritual
Revolution, 1905–1929. Bloomington 2005; ISBN 0-253-
34572-3.
John David Hughey: Die Baptisten: Einführung in Lehre,
Praxis und Geschichte; Kassel: Oncken, 1959; DNB
452133734. Stuttgart: Evangelisches Verlags-Werk,
1964; DNB 450227987
H. Leon McBeth: A Sourcebook for Baptist Heritage.
Broadman Press, Nashville (Tennessee) 1990; ISBN
9780805465891
Ernest A. Payne: The Fellowship of Believers – Baptist
Thought and Practice Yesterday and Today. London
1944.
Ian M. Randall: Communities of Conviction. Baptist
Beginnings in Europe. Neufeld Verlag, Schwarzenfeld
2009; ISBN 978-3-937896-78-6.
Andrea Strübind, Martin Rothkegel (Hrsg.): Baptismus.
Geschichte und Gegenwart. Vandenhoeck & Ruprecht,
Göttingen 2012; ISBN 978-3-525-55009-0.
Henry Clay Vedder: Eine kurze Geschichte der Baptisten.
Hamburg 1896.
Albert Wardin: Baptists Around the World – A
Comprehensive Handbook. Nashville (Tennessee):
Broadman & Holman, 1995; ISBN 9780805410761
Charles Willams: The Principles and Practices of the
Baptists – A Book for Inquirers. London 1880.
Weblinks
Commons: Baptist
(//commons.wikimedia.org/wiki/Category:Baptist?
uselang=de) – Sammlung von Bildern, Videos und
Audiodateien
Einzelnachweise
1. Siehe dazu die im Artikel abgebildete Titelseite des
Glaubensbekenntniß Evangelisch Taufgesinnter
Gemeinden.
2. „Großbritanien“ mit nur einem „n“ so im Original!
3. Schleitheimer Täuferbekenntnis, Artikel 1
(http://web.archive.org/web/20110707000929/http://www.mus
schleitheim.ch/bekenntnis/artikel2.htm). museum-
schleitheim.ch. Abgerufen am 10. Juni 2011.
4. Zu Einzelheiten der Entwicklung des
Kongregationalismus siehe den Artikel:
Kongregationalismus im reformierten Online-Lexikon
(http://www.reformiert-online.net/lexikon/detail.php?
id=28); eingesehen am 26. Januar 2008
5. W.T. Whitley (Hrsg.): The Works of John Smyth, Bd. II,
1915, S. 564 f; zitiert nach J.D. Hughey, a.a.O., S. 70.
6. Hinweis der Europäisch-Baptischen Föderation auf die
Jubiläumsveranstaltung in Amsterdam
(http://ebf.org/articles/display-article.php?
article=145&lang=ger&cat=home), eingesehen am 23.
August 2009
7. J.D. Hughey: Die Baptisten. Lehre, Praxis, Geschichte.
Kassel 1959, S. 71f.
8. Die Reformierten Baptisten verstehen sich als Nachfahren
der Particular Baptists.
9. Hans Luckey: Artikel Baptisten in: Evangelisches
Kirchenlexikon. Kirchlich-theologisches Handwörterbuch
(herausgegeben von Heinz Brunotte, Otto Weber in
Zusammenarbeit mit anderen), Göttingen 1959, S. 304f.
10. Hans Luckey, a.a.O., S. 304.
11. Für die Zeit von 1930 bis 1942 lässt sich diese
Entwicklung, auch das Miteinander von Baptisten
unterschiedlicher Völker, in der damals erscheinenden
Zeitschrift Täufer-Bote nachvollziehen. Durch damals
veröffentlichte gemeindegeschichtliche Rückblicke
entstehen auch Eindrücke von den davorliegenden
Jahrzehnten.
12. Angaben des Ökumenischen Rates der Kirchen
(http://www.oikoumene.org/de/handbook/kirchenfamilien/bap
Stand vom 1. Januar 2006; zuletzt eingesehen am 12.
August 2012
13. Zeitschrift DIE GEMEINDE (Pressemitteilung): Pastor
Hertmut Riemenschneider bleibt Präsident der größten
deutschen Freikirche (http://www.portal-
oncken.de/news/2011/06/04/15186.php); eingesehen am
20. September 2011
14. Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden / Baptisten:
Statistik (http://www.baptisten.de/wer-wir-sind/statistik/);
eingesehen am 20. September 2011
15. Homepage der Freien Baptisten (http://www.freie-
baptisten.de/); eingesehen am 20. September 2011
16. Homepage der Reformierten Baptisten
(http://www.reformierte-baptisten.de/); eingesehen am 20.
September 2011
17. REMID: Info Zahlen
(http://www.remid.de/remid_info_zahlen.htm);
eingesehen am 20. September 2011
18. Henry Vedder: Eine kurze Geschichte der Baptisten,
Hamburg 1896, S. 147
19. J.D. Hughey, aaO, S. 140ff
20. Offizielle Statistik des Baptistischen Weltbundes
(http://www.bwanet.org/)
21. seit Oktober 2004 nicht mehr BWA-Mitglied
22. siehe dazu: Thomas Helwys, Roger Williams und Julius
Köbner, Das Manifest des freien Urchristentums von
1848
23. Lars Jentsch: Evangeliumschristen-Baptisten
(http://www.taeufergeschichte.net/index.php?
id=evangeliumschristen_baptisten); auf:
taeufergeschichte.net, zuletzt abgerufen am 28. Dezember
2012
24. Julius Köbner: Manifest des freien Urchristenthums an
das deutsche Volk: An das deutsche Volk
(http://www.wdl-verlag.de/kirchengeschichte/978-3-
86682-102-6.pdf); herausgegeben, eingeleitet und
kommentiert von Markus Wehrstedt und Bernd
Wittchow; WDL-Verlag Berlin 2006; ISBN 978-3-86682-
102-6; S. 33–54 (pdf; 357 kB)
25. Dokumentiert in MdKI 59/2008, Heft 5, S. 131; vgl. auch
http://www.missionskyrkan.se/upload/12295/gemensam_fram
inlaga.pdf
26. Ed Hogan: It had the form of a Baptist church sermon
(http://www.allmusic.com/song/mt0030232748),
abgelesen am 15. Februar 2010.
Von „http://de.wikipedia.org/w/index.php?
title=Baptisten&oldid=126312718“
Kategorien: Baptismus Freikirche Religionsfreiheit
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