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Sonderdruck

Forschungen zu Spätantike und Mittelalter

herausgegeben von
Orsolya Heinrich-Tamáska,
Niklot Krohn und Sebastian Ristow

Band 1
Forschungen zu Spätantike und Mittelalter 1
herausgegeben von
Orsolya Heinrich-Tamáska, Niklot Krohn und Sebastian Ristow

Mannheimer Geschichtsblätter
Sonderveröffentlichung 6
herausgegeben von
Hermann Wiegand und Alfried Wieczorek
Grosso Modo
Quellen und Funde aus Spätantike und Mittelalter

Festschrift für Gerhard Fingerlin


zum 75. Geburtstag

herausgegeben von
Niklot Krohn und Ursula Koch

2012
Verlag Bernhard Albert Greiner
Grosso Modo –
Quellen und Funde aus Spätantike und Mittelalter/
Festschrift für Gerhard Fingerlin zum 75. Geburtstag /
herausgegeben von Niklot Krohn und Ursula Koch /
Forschungen zu Spätantike und Mittelalter 1 /
herausgegeben von Orsolya Heinrich-Tamáska,
Niklot Krohn und Sebastian Ristow
zugl. Mannheimer Geschichtsblätter Sonderveröffentlichung 6 /
herausgegegeben von Hermann Wiegand und Alfried Wieczorek
Weinstadt : Greiner 2012 /
ISBN 978-3-86705-069-2

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Umschlagbild Christina von Elm (Tübingen)


Der „Trossinger“ beim Leierspiel.

ISBN 978-3-86705-069-2
ISSN 2195-2221

1. Auflage 2012

© 2012 by Verlag Bernhard Albert Greiner, 71384 Weinstadt


www.bag-verlag.de

Redaktion Ursula Koch (Mannheim), Niklot Krohn (Freiburg),


Sebastian Ristow (Köln)

Reihenlayout und Claudia Greiner (Weinstadt)


Umschlaggestaltung

Satz ArchaeoPlanRistow (Martina Hundt, Köln)

Druckdatenerstellung Sebastian Ristow (Köln)


Druckdatenkontrolle Gunter Dünnbier (Großschönau)

Herstellung Verlag Bernhard Albert Greiner, 71384 Weinstadt


www.bag-verlag.de

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.


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Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen
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Inhalt
Tabula Gratulatoria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII

Vorwort der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX


Christina von Elm
„Der Trossinger beim Leierspiel“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI
Mathilde Grünewald
Die vermeintliche Völkerlawine der Neujahrsnacht 406/407 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Horst Wolfgang Böhme
Der „Altkönig“ im Taunus als Höhenstation des 4./5. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Uwe Gross
Zum Fundmaterial der spätrömischen Befestigung Sponeck –
einige Ergänzungen und Korrekturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Volker Bierbrauer
Christliche Jenseitsvorstellungen und romanische Beigabensitten
vom 5. bis zum 6./7. Jahrhundert. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Ursula Koch
Schwetzingen im Lobdengau – die ersten fränkischen Siedler am unteren Neckar . . . . . . . . . . . . . . 51
Helga Schach-Dörges
Handschuhe in alamannischen Gräbern von Oberflacht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Max Martin
Tasche oder Täschchen? Zu einem Accessoire der merowingischen Frauentracht . . . . . . . . . . . . . . 73
Frauke Stein
Mediterrane Pferdegeschirrbeschläge aus Gammertingen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
Tobias Brendle
„Ich, ein Werk aus Eisen, glänze wie Silber“. Zu den silber- und messingtauschierten
eisernen Pyramidenbuckeln vom Schwertgurt der jüngeren Merowingerzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95
Niklot Krohn und Josef F. Fischer
Langobardische Trienten der späten Merowingerzeit im alamannisch-bajuwarischen Raum:
Obolus, Schmuck – und kurantes Zahlungsmittel?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
Heiko Steuer
Ein Krieger der Merowingerzeit auf seinem Weg durch die wissenschaftliche Literatur. . . . . . . . . . . 127
Annette Frey und Jörg Drauschke
Die Sammlungsstrategie Ludwig Lindenschmits d. Ä. am Beispiel badischer Funde . . . . . . . . . . . . . 139
Martin und Iris Trautmann
Mühen und Plagen? Spuren körperlicher Aktivität an alamannischen Skeletten. . . . . . . . . . . . . . . . 155
Christian Meyer und Kurt W. Alt
Die Steinkistengräber vom Hermsheimer Bösfeld, Mannheim-Seckenheim: Bioarchäologische
Charakterisierung der menschlichen Skelettfunde eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes . . . . . . . 165
Robert Koch
Ein Bronzeschlüssel aus Münsterschwarzach und weitere karolingerzeitliche Schlüssel
östlich des Rheins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
Mechthild Schulze-Dörrlamm
Zwei ungewöhnliche Bronzeschlüssel der Karolingerzeit – ein Amulettschlüssel aus Mainz
und ein „Petrusschlüssel“ aus Alzey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
Alfons Zettler
Liber Viventium Fabariensis – Versuch einer Freilegung der ältesten Namenschicht
im Pfäferser Gedenkbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
Dieter Geuenich
Curtis in Muron cum ecclesia. Zur Lage und Bedeutung der Kirche zu Maurach
(Denzlingen) im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215
Peter Schmidt-Thomé
Fund einer mittelalterlichen Glocke auf dem „Bürgli Schloß“, Gde. Gailingen (Kr. Konstanz) . . . . . . 225
Dorothee Ade
Ein Klappspiegel von der Achalm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231
Stefan Eismann
Ora et labora. Zeugnisse eines Handwerksareals im Stiftsbezirk von Vreden, Kr. Coesfeld . . . . . . . . 237
Prof. Dr. Peter Andrew Schwarz, Basel
Tabula Gratulatoria Prof. Dr. Hans Rudolf Sennhauser, Bad Zurzach
Dr. Bernhard Sicherl, Dortmund
Prof. Dr. Wolf-Dieter Sick, Denzlingen
Prof. Dr. Frank Siegmund, Basel
Dr. Sebastian Sommer und M. L. Wong-Sommer,
Außer den Autorinnen und Autoren München
gratulieren: Dr. Ingo Stork, Bietigheim
Prof. Dr. Mag. Karl Strobel, Klagenfurt
Prof. Dr. Hermann und Ursula Ament, Mainz Dr. Jürgen Trumm, Brugg
Dr. Rolf-Heiner Behrends, Karlsruhe Dr. Hans Peter Uenze, Vaterstetten
Prof. Dr. Sebastian Brather, Freiburg Prof. Dr. Günther Ulbert, Berg
Dr. Susanne Brather-Walter, Freiburg Dr. Heiko Wagner, Kirchzarten
Prof. Dr. Hans-Torsten Capelle, Münster Prof. Dr Egon Wamers, Frankfurt am Main
Dr. Folke Damminger, Karlsruhe Prof. Dr. Matthias Werner, Jena
Dr. Hermann Dannheimer, Starnberg Prof. Dr. Alfried Wieczorek, Mannheim
Inge Diethelm, Basel Prof. Dr. Rainer Wiegels, Osnabrück
Prof. Dr. Klaus Düwel, Göttingen Prof. Dr. Ottilie Wilmanns, Hinterzarten
Christina von Elm M. A., Tübingen Dr. Rotraut Wolf, Stuttgart
Prof. Dr. Helmut Engler, Freiburg Dr. Gudula Zeller, Mainz
Dr. Christoph Eger, Berlin Prof. Dr. Thomas Zotz, Freiburg
Michael Egger M. A., München
Dr. Hubert Fehr, Freiburg Badenweiler, Bürgermeister Karl Eugen Engler
Prof. Dr. Franz Fischer, Bonn Bräunlingen, Bürgermeister Jürgen Guse
Dr. Uta von Freeden, Frankfurt a. M. Deißlingen, Bürgermeister Ralf Ulbrich
Dr. Brigitte Haas-Gebhard, München Dürbheim, Bürgermeister Alfred Pradel
Dr. Bernhard A. und Dr. Claudia Greiner, Grenzach-Wyhlen, Bürgermeister Jörg Lutz
Remshalden Heitersheim, Bürgermeister Martin Löffler
Lic. Phil. René Hänggi, Brugg Hüfingen, Bürgermeister Anton Knapp
Prof. Dr. Wolfgang Haubrichs, Saarbrücken Küssaberg, Bürgermeister Alexander Fink
Dr. Jörg und Dr. Karin Heiligmann, Konstanz Lahr, Oberbürgermeister Dr. Wolfgang G. Müller
Prof. Dr. Alexander Heisig, Freiburg Mühlheim an der Donau, Bürgermeister Jörg
Dr. Peter und Dr. Ursula Huggle, Freiburg Kaltenbach
Dr. Ulrich Klein, Stuttgart Riegel am Kaiserstuhl, Bürgermeister Markus
Dr. Georg Kokkotidis, Stuttgart Jablonski
Raimar Kory M. A., Freiburg Sulz am Neckar, Bürgermeister Gerd Hieber
Dr. Bianca Lang, Mannheim Wurmlingen, Bürgermeister Klaus Schellenberg
Ulrich Lehmann M. A., Münster
Dr. Renate Liessem-Breinlinger, Freiburg Archäologische Bodenforschung des Kantons
Dr. Reto Marti und Elisabeth Marti-Gradel, Liestal Basel-Stadt
Dr. Almuth Morgenstern, Sasbach-Jechtingen Breisgau-Geschichtsverein Schau-ins-Land e. V.
Prof. Dr. Hugo Ott, Merzhausen Förderverein Stadtmuseum Breisach, Helmut
Gerd Gotthard u. Dr. Helena Pastor-Borgoñón, Kiefer
Freiburg Geschichtsverein Breisach am Rhein e. V., Uwe
Dr. Bernd Päffgen, München Fahrer
Prof. Dr. Max Pfister, Saarbrücken Historischer Verein für Mittelbaden e. V.,
Dr. Britta Rabold, Karlsruhe Offenburg
Prof. Dr. Hartmann Reim, Rottenburg Kantonsarchäologie Basel-Land, Liestal
Dr. Arno Rettner, München Kantonsarchäologie Schaffhausen
Dr. Arthur Erhard Richter, Grenzach-Wyhlen Mannheimer Altertumsverein von 1859, Prof. Dr.
Dr. Ellen Riemer, Mainz Hermann Wiegand
Dr. Kathrin Roth-Rubi, Bern Regierungspräsidium Freiburg, Referat 26, Dr.
Dr. Philipp von Rummel, Rom Andrea Bräuning
Dr. Michael Schmaedecke, Liestal Stiftung für Forschung in Spätantike und
Prof. Dr. Barbara Scholkmann, Tübingen Mittelalter – HR. Sennhauser, Bad Zurzach
Uta Schäfer M.A. und Dr. Wolfgang Schwarz, Halle Stiftung Humanismus heute, Freiburg

VII
Vorwort der Herausgeber

Wer Gerhard Fingerlin zu dessen 75. Geburtstag einen Beitrag widmet, so waren sich Herausgeber und
Herausgeberin einig, sucht sich ein Thema, das zwischen Römerzeit und Frühmittelalter angesiedelt ist;
in Epochen also, denen das reiche Oeuvre des Jubilars hauptsächlich galt und an deren Erforschung er bis
heute regen Anteil hat. So trägt nun auch der durch die Aufsätze generierte zeitliche Focus auf Themen
aus den Jahrhunderten der Spätantike und des frühen und hohen Mittelalters den hauptsächlichen Inte-
ressengebieten des Jubilars Rechnung, und passt damit in idealer Weise in das Konzept der neuen Reihe
„Forschungen zu Spätantike und Mittelalter“, als deren Eröffnungsband die Festschrift für Gerhard Fin-
gerlin fungiert.
Südbaden ist die Heimat Gerhard Fingerlins und zugleich dessen Zuständigkeitsbereich während sei-
ner beruflichen Tätigkeit als Leiter der Außenstelle Freiburg des damaligen Landesdenkmalamtes Baden-
Württemberg. Doch dass sich die Festschriftbeiträge nur mir archäologischen Objekten beschäftigen, die
aus Südbaden stammen, war kaum zu erwarten. Die Bandbreite der hier versammelten Beiträge reicht
dann auch geographisch mitunter weit über Fingerlins engeres Arbeitsgebiet hinaus und vereint zudem
die Erschließung von historischen Quellen und archäologischen Funden mit Ergebnissen aus dem natur-
wissenschaftlichen Nachbarfach der biologischen Anthropologie. Entstanden ist dadurch ein Buch, des-
sen Inhalt vortrefflich auf die von Gerhard Fingerlin eine Zeit lang in Gesprächen sehr gerne benutzte Re-
dewendung „Grosso modo“ zutrifft, welche zugleich für die vom Jubilar stets konsequent vertretene Devi-
se steht, das etwas nur verständlich wird, wenn alle Aspekte in Betracht gezogen werden.
Ein Spiegel für den Wirkungsgrad der wissenschaftlichen Impulse, die von Gerhard Fingerlins Forschun-
gen ausgehen und zugleich ein Gradmesser für die außerordentliche Sympathie, derer sich der Jubilar im
Freundes- und Bekanntenkreis sowohl aus dem engeren, fachlichen, als auch dem weiteren, nachbarwis-
senschaftlichen Umfeld erfreuen kann, ist der Reigen der Autorinnen und Autoren des Buches. In der
Festschrift zu Gerhard Fingerlins 65. Geburtstag waren ausschließlich junge Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler zu Wort gekommen, welche bei der Auswahl und Bearbeitung ihrer universitären Ab-
schlussarbeiten in vielfältiger Weise durch den Jubilar unterstützt worden waren. Nun sind es Menschen
aus ganz unterschiedlichen Forschergenerationen, die mit ihren Themen und Vorhaben irgendwann ein-
mal die Wege Fingerlins kreuzten und ihm dann freundschaftlich verbunden blieben oder ihm von da an
große Anerkennung zollen. Durch ihre Herkunft aus mitunter gegensätzlichen akademischen Schulen ste-
hen sie für einen symbolischen Brückenschlag über manch paradigmatischen Graben hinweg.
Da ist zunächst der Kreis der alten Studienkolleginnen und Kollegen des Instituts für Vor- und Frühge-
schichte der Universität München, mit denen Fingerlin als Schüler von Joachim Werner während des wei-
teren Studiums seinerzeit das Doktoranden-Zimmer in der Meiserstraße teilte, als noch die gesamte Lite-
ratur zur Merowingerzeit in einem Bücherschrank Platz fand, wo auf Transparentpapier gezeichnet, Licht-
pausen ausgetauscht, im Team gearbeitet und gegenseitig Korrektur gelesen wurde (Frauke Stein, Ursula
und Robert Koch), oder denen Fingerlin nach Beendigung seines Studiums auf der großen Grabung in In-
villino im Friaul begegnete (Volker Bierbrauer und Horst Wolfgang Böhme).
Es folgt der Kreis derer, die Fingerlin als kompetenten und diskussionsfreudigen Kollegen der Archäo-
logischen Denkmalpflege kennenlernten, der bei allen Überlegungen stets vom archäologischen Objekt
ausgeht und so manches Interesse an einem solchen erweckte (Helga Schach-Dörges, Uwe Gross, Peter
Schmidt-Thomé sowie „Grenznachbar“ Max Martin), auch über die Landesgrenzen hinweg (Mechthild
Schulze-Dörrlamm) und Archäologie immer als Teil der südbadischen Landesgeschichte verstand (Alfons
Zettler). Bei allen Ausflügen ins Mittelalter unterstützte ihn seine Frau die Kunsthistorikerin und Mittelal-
terarchäologin Ilse Fingerlin bis zu ihrer schweren Erkrankung, so dass ein Beitrag eigentlich ihr gilt (Do-
rothee Ade). Als Ausgräber wurde Fingerlin durch viele große Grabungen, nicht nur Dangstetten, über
Südbaden hinaus bekannt und geschätzt (Mathilde Grünewald).
Weitere Freunde gewann Fingerlin, der auch unter eigenem Verzicht äußerst attraktive Forschungsob-
jekte wie den Zähringer Burgberg abgeben konnte, im Umfeld des Instituts für Ur- und Frühgeschichte
der Albert-Ludwig Universität und dem Forschungsverbund zum Ersten Jahrtausend in Südwestdeutsch-
land (Dieter Geuenich und Heiko Steuer). Mit letzterem verbindet Fingerlin nicht nur dessen Engage-
ment zur Ernennung des Jubilars als Honorarprofessor des Freiburger Instituts, sondern er führt mit ihm
die Schriftleitung der „Archäologischen Nachrichten aus Baden“ des Förderkreises Archäologie in Baden
e. V., den Fingerlin seinerzeit selbst ins Leben gerufen hat. Damit sind beide, die kraft ihrer wissenschaftli-

IX
chen Herkunft kaum unterschiedlicher sein könnten, ein unschlagbares aktives Team geworden, das über
die gemeinsame, ansteckende Begeisterung an der Archäologie „zueinander gefunden“ hat.
Groß ist der Kreis der „Schüler“, die dank ihm mit Material des Landesdenkmalamtes weiterarbeiteten
und teilweise schon an der „65er-Festschrift“ beteiligt waren (Tobias Brendle, Jörg Drauschke, Stefan Eis-
mann, Josef Fischer, Annette Frey, Niklot Krohn). Durch fachliches Interesse und persönliche Anteilnah-
me spielte Fingerlin auch als „Weichensteller“ eine Rolle (Kurt Alt und über diesen dann Martin und Iris
Trautmann sowie Christian Meyer).
Die Herausgeber danken allen, die zum Gelingen des vorliegenden Bandes beigetragen haben: An ers-
ter Stelle gilt der Dank den Autorinnen und Autoren der hier versammelten Beiträge für die vorbildliche
Kooperation während der redaktionellen Bearbeitung ihrer Manuskripte. Dem Büro ArchaeoPlanRistow
in Köln (Sebastian Ristow und dessen Mitarbeiterin Martina Hundt) sowie dem Verlag Bernhard Albert
Greiner danken wir, dass sie trotz knapper Termine die Arbeit bewältigten. Und nicht zuletzt sei den vie-
len Gratulantinnen und Gratulanten gedankt, die durch ihren Eintrag einen finanziellen Beitrag zu den
Produktionskosten geleistet haben. Ihre Herkunft aus vielen Orten in Deutschland, Österreich und der
Schweiz zeigen die Popularität, die der Bundesverdienstkreuzträger Gerhard Fingerlin auch in der brei-
ten Öffentlichkeit genießt. Dass die Forschungsstelle Merowingerzeit der Curt-Engelhorn-Stiftung für die
Reiss-Engelhorn Museen Mannheim nicht unerheblich am Entstehen des Bandes beteiligt war, soll die
Veröffentlichung in den Mannheimer Geschichtsblättern verdeutlichen.
Mögen dem Jubilar auch weiterhin viele anregende Diskussionen und fachlicher Austausch beschieden
sein, möge ihn der Trossinger Leierspieler (Christina von Elm) nicht nur zum Geburtstag mit einem
Ständchen erfreuen.

Niklot Krohn, Freiburg Oktober 2012 Ursula Koch, Mannheim

X
Annette Frey und Jörg Drauschke

Die Sammlungsstrategie Ludwig Lindenschmits d. Ä.


am Beispiel badischer Funde

Schlagwörter: Merowingerzeit, Forschungsgeschichte, Ludwig Lindenschmit, 19. Jahrhundert, Groß-


herzogtum Baden, Oberflacht, Römisch-Germanisches Zentralmuseum
Keywords: Merovingian Age, research history, Ludwig Lindenschmit, 19th century, Archduchy of Baden,
Oberflacht, Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz

Am 18. September 1852 gründete der „Gesamtver- 1872 hauptberuflich, betrieb er bis zu seinem Tod
ein der deutschen Geschichts- und Alterthumsver- 1893 den Aufbau der Sammlung des RGZMř. 1858
eine“ das Römisch-Germanische Centralmuseum begann er mit der Herausgabe der „Alterthümer
Mainz, mit dem Ziel der „möglichst vollständigen unserer heidnischen Vorzeit“ (AuhV)Ś. Aus den
Vereinigung von Vergleichsmitteln alterthümlicher AuhV, den Inventarbüchern und Jahresberichten
Gegenstände der germanischen und römischen Pe- lässt sich erschließen, welche Faktoren beim Auf-
riode … zum Studium des klassischen Alterthums bau der Sammlung mitgewirkt haben. Grundla-
und der Urgeschichte unseres deutschen Vaterlan- ge für die folgenden Überlegungen sind Fundorte
des“. Der erste Entwurf der Statuten des RGZM hält und Sammlungen im ehemaligen Großherzogtum
fest, dass die wissenschaftliche Vergleichssamm- Baden, inklusive der ehemals badischen Regionen
lung „nicht den ebenso nutzlosen als ungerechten in den heutigen Regierungsbezirken Stuttgart und
Anspruch zu erheben gedenkt, die für seine Zwe- Tübingen. Angelehnt an das ehemalige Zuständig-
cke werthvollen Originalalterthümer selbst aus den keitsgebiet des Jubilars Gerhard Fingerlin wurden
Vereins- und Staats-Sammlungen in seinen Besitz ferner die einst württembergischen Fundorte in
zu erhalten, sondern daß man lediglich vollkom- den Landkreisen Rottweil und Tuttlingen berück-
men getreue Nachbildungen derselben zu vereini- sichtigt, die nun im Regierungsbezirk Freiburg lie-
gen streben wird, und zwar vorzugsweise nur plas- gen.
tische Nachbildungen, weil in ihnen der objektivs-
te Ausdruck, unverfälscht durch etwa mangelhaf-
te Auffassung der vorgefaßten Idee des Darstellers, Die Entwicklung der Archäolo-
gegeben wird“1. gie der Merowingerzeit im Groß-
Erster Direktor wurde Ludwig Lindenschmit. Der herzogtum Baden
Künstler und Zeichenlehrer war Mitbegründer
des „Vereins zur Erforschung der Rheinischen Ge- Wie andernorts auch, entwickelte sich eine syste-
schichte und Alterthümer in Mainz“ und hatte sich matische Erforschung frühmittelalterlicher Grä-
mit der Veröffentlichung des von ihm ausgegrabe- berfelder mit dem Ziel eines historischen Erkennt-
nen frühmittelalterlichen Gräberfelds von Selzen nisgewinns im Großherzogtum Baden im 19. Jahr-
einen Namen gemachtŘ. Zunächst ehrenamtlich, ab hundert. Frühere Grabungen, wie die des Röttler

1 Provisorische Statuten für das Directorium des Central-Museums römischer und germanischer Alterthümer zu Mainz.
Korrbl. Gesamtver. Dt. Gesch.- u. Altver. 1, 1852/53, 25–28.
2 W. u. L. Lindenschmit, Das germanische Todtenlager bei Selzen in der Provinz Rheinhessen (Mainz 1848).
3 Vgl. F. Teske, Ludwig Lindenschmit d. Ä. als Mitbegründer des Mainzer Altertumsvereins. In: A. Frey (Hrsg.), Ludwig
Lindenschmit d. Ä. Begleitbuch zur Ausstellung aus Anlass seines 200. Geburtstages, Mainz 2009–2010. Mosaiksteine
5 (Mainz 2009) 41–44; T. Panke-Schneider, Lebenswerk und Lebensaufgabe: Das Römisch-Germanische Central-
Museum. Ebd. 45–48; A. Frey, Wissenschaftliche Schausammlung und Museum – Die Ausstellungen des RGZM. Ebd.
49 f.
4 Die „Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit“ erschienen zwischen 1858 und 1911 (zitiert als AuhV 1, 1858 – AuhV
2, 1870 – AuhV 3, 1881 – AuhV 4 1900 – AuhV 5, 1911). Die ersten drei Bände stammen von Ludwig Lindenschmit d. Ä.,
ab der neunten Lieferung des vierten Bandes übernahm Ludwig Lindenschmit d. J.
Annette Frey und Jörg Drauschke

Amtmanns Pauli, der im Jahr 1660 „Heidengrä- deutschlands eine wichtige GrundlageŞ. Pionierar-
ber“ beim wüst gefallenen Ort Hiltelingen am süd- beit in Südbaden leistete Heinrich Schreiber (1793–
lichen Oberrhein öffnete, oder die Aufdeckung von 1872). Der Freiburger Gymnasialdirektor und spä-
Gräbern im Schwetzinger Schlosspark unter Kur- tere Universitätsprofessor hatte 1826 die „Hünen-
fürst Karl Theodor zwischen 1765 und 1777, hat- gräber“ des Breisgaus zusammenfassend publiziert
ten vor allem zum Ziel, dem Boden Kostbarkeiten und in den Bestatteten Kelten vermutetş.
zu entreißenś. Erst die von der Romantik ausgelös- Letztlich führten die in manchen Gräbern gefun-
te Begeisterung für die eigene Geschichte verän- denen Münzen und die Parallelen zum Childe-
derte die Einstellung zu den „vaterländischen Al- rich-Grab zur korrekten chronologischen Einord-
terthümern“. Der Gründung des Geschichts- und nungŗŖ. Ein wichtiger Beitrag war die Publikation
Altertumsvereins in Donaueschingen (1805) folg- des Gräberfeldes von Selzen durch Wilhelm und
ten weitere, zum Beispiel in Freiburg (1826), Sins- Ludwig Lindenschmit, legten sie doch eine eindeu-
heim (1830) und Rottweil (1831). Als überregiona- tige Argumentation für eine Datierung in das frühe
le Vereinigung entstand 1844 der Altertumsverein Mittelalter vorŗŗ. Auf dieser soliden Basis sah sich
für das Großherzogtum BadenŜ. Ludwig Lindenschmit in der Lage, in den AuhV
Die sich entwickelnde Industrialisierung mit ih- neben etruskischen und römischen Objekten ins-
rem Flächenverbrauch und der Bau von Eisen- besondere den „fränkischen und alamannischen
bahnstrecken bedingten Bodeneingriffe, die in grö- Gräberfunden“ eine „bestimmte Bezeichnung“ zu-
ßerem Maße als zuvor frühmittelalterliche Gräber- zuordnen, da nur „deren Charakter oder Zeitbe-
felder betrafen. Welcher Bevölkerung die Bestat- stimmung ausser allem Zweifel feststeht“. Die üb-
teten zuzurechnen seien, war in der ersten Hälf- rigen Objekte wies er allgemein den Epochen der
te des 19. Jahrhunderts heftig umstritten. In den „Stein-, Erz- und Eisenperiode“ zuŗŘ. Der ab 1880
1830er Jahren ordnete der Sinsheimer Stadtpfarrer erschienene erste Band des „Handbuchs der Deut-
und spätere Dekan Karl Wilhelmi (1786–1857) die schen Alterthumskunde“, der „Die Alterthümer
Gräber den „Deutschen“ zuŝ. Seine Berichte an die der Merovingischen Zeit“ umfasstŗř, kann als ers-
Mitglieder des Sinsheimer Altertumsvereins wa- te maßgeblich auf archäologischen Quellen basie-
ren für die Erforschung der Merowingerzeit Nord- rende Kulturgeschichte der Merowingerzeit be-
badens und die gesamte Altertumskunde Südwest- trachtet werdenŗŚ. Nicht zuletzt deshalb kann Lin-

5 G. Fingerlin, Vom Schatzgräber zum Archäologen. Die Geburt einer Wissenschaft. In: Archäologisches
Landesmuseum Baden-Württemberg (Hrsg.), Die Alamannen. Begleitband zur Ausstellung (Stuttgart 1997) 45–51 bes.
45. – Die Zeit unter Carl Theodor (1763 u. 1778) wird auch als ein Abschnitt aufgefasst, in der „auf das Vorbildlichste
eine archäologische Denkmalpflege betrieben“ wurde: D. Hecht, Der Mannheimer Altertumsverein am Beginn der
archäologischen Forschung: Am Beispiel des Atzelberges bei Ilvesheim. Mannheimer Geschbl. 18, 2009, 109–114 hier 109.
6 H. Krins, Die Gründung der staatlichen Denkmalpflege in Baden und Württemberg. Denkmalpflege in Baden-
Württemberg 12, 1983, 34–42 bes. 34; Fingerlin 1997 (Anm. 5) 46 f.
7 K. Wilhelmi, Beschreibung der vierzehen alten Deutschen Todtenhügel, welche in den Jahren 1827 und 1828 bey
Sinsheim in dem Neckarkreise des Großherzogthumes Baden geoeffnet wurden (Heidelberg 1830); Ders., Beschreibung
der alten Deutschen Todtenhügel bei Wiesenthal in dem Großherzoglich-Badischen Mittel-Rheinkreise (Sinsheim 1838);
K. Eckerle (Hrsg.), Karl Wilhelmi, Die Grabalterthümer der Burgunden, Franken und Alamannen aus den ersten Zeiten
des Christenthums (Sinsheim 1986) 11 f.
8 K. Wilhelmi, Jahresbericht an die Mitglieder der Sinsheimer Gesellschaft zur Erforschung der Vaterländischen
Denkmahle der Vorzeit 1–14, 1831–1856; A. Dauber, Zur Geschichte der archäologischen Denkmalpflege in Baden.
Denkmalpflege in Baden-Württemberg 12, 1983, 47–51 bes. 47 f.; Eckerle 1986 (Anm. 7) 8–14.
9 H. Schreiber, Die neu entdeckten Hünengräber im Breisgau (Freiburg 1826). Im Mittelpunkt stehen die von Schreiber
untersuchten Gräber von Ebringen. Zu den Hintergründen seiner Interpretation: F. Garscha, Heinrich Schreiber (1793–
1872). Ein Beitrag zur Geschichte der Keltomanie im 19. Jahrhundert. In: H. Kirchner (Hrsg.), Ur- und Frühgeschichte
als historische Wissenschaft. Festschr. Ernst Wahle (Heidelberg 1950) 3–18. – Trotz dieser Differenzen werden Wilhelmi
und Schreiber als die „Väter der ur- und frühgeschichtlichen Forschung in Baden“ aufgefasst: vgl. Dauber 1983 (Anm. 8)
47.
10 Fingerlin 1997 (Anm. 5) 48.
11 W. u. L. Lindenschmit 1848 (Anm. 2); H. Ament, Ludwig Lindenschmit d. Ä. und die Archäologie des frühen
Mittelalters. In: Frey 2009 (Anm. 3) 29–40 hier 29–31.
12 AuhV 1, 1858, 5. Die Einteilung nach dem Dreiperiodensystem hat Lindenschmit im zweiten Band (AuhV 2, 1870, 1
Vorwort) wegen seiner Zweifel daran zurückgenommen: vgl. Panke-Schneider 2009 (Anm. 3) 9 f.
13 Vgl. L. Lindenschmit, Handbuch der Deutschen Alterthumskunde 1. Die Alterthümer der Merovingischen Zeit
(Braunschweig 1880–1889).
14 Panke-Schneider 2009 (Anm. 3) 8; Ament 2009 (Anm. 11) 34–37.

140
Die Sammlungsstrategie Ludwig Lindenschmits d. Ä. am Beispiel badischer Funde

denschmit als „Begründer der Merowingerarchäo- württembergischen Fundorte in den Kreisen Rott-
logie in Deutschland“ geltenŗś, obwohl Wilhel- weil und Tuttlingen, wie zum Beispiel Oberflacht,
mi vor ihm die Zeitstellung der Reihengräberfel- zu untersuchen.
der erkannt hat. Wilhelmi und Lindenschmit fass-
ten bald den Entschluss, gemeinsam alle von deut- Kopien in der Sammlung des RGZM
schem Boden bekannten merowingerzeitlichen Al-
tertümer zusammenfassend zu publizieren. Der 1892/93 war die Sammlung des RGZM auf 13235
Druck des Werkes „Die Grabalterthümer der Bur- Kopien angewachsen – die meisten davon dürften
gunden, Franken und Alamannen aus den ersten auf Initiative Ludwig Lindenschmits d. Ä. entstan-
Zeiten des Christenthums“, scheiterte an der gerin- den seinŘŘ. Merowingische Funde waren einer der
gen Zahl von SubskribentenŗŜ. Außerdem scheint SammelschwerpunkteŘř. Bereits 1858 schreibt Lin-
es zu Differenzen zwischen den Autoren gekom- denschmit: „Als am weitesten vorgeschritten, bei-
men zu sein, da sich Lindenschmit als mittlerwei- nahe abgeschlossen, kann die Sammlung von Gra-
le etablierter Wissenschaftler nicht mit der Rolle balterthümern der fränkischen Zeit bezeichnet
des Zeichners begnügen wollteŗŝ. Die Publikation werden, so dass wohl nirgendwo eine vollständi-
erfolgte schließlich posthum zum 200. Geburtstag gere Vereinigung alles dessen, was in Gräbern der
WilhelmisŗŞ. westlichen deutschen Stämme vom Ende des 5.
Hatte die Altertumsforschung und Sammlung von bis 8. Jahrhunderts seither zu Tage gekommen ist,
archäologischen Funden zunächst in den Händen nachgewiesen werden kann“ŘŚ. Bis 1892/93 wurden
von Privatleuten und Vereinen gelegen, zeigt die Objekte von 29 Plätzen aus dem oben umrissenen
Einrichtung des Amtes eines Großherzoglichen Gebiet kopiert (siehe Liste im Anhang). Bei der Be-
Konservators für Kunstdenkmale und Altertümer, trachtung der Fundorte (Abb. 1) fällt ein Schwer-
dass die archäologische Forschung und Denkmal- punkt östlich des Schwarzwaldes zwischen Baar,
pflege im Großherzogtum Baden zunehmend als Bodensee sowie der Grenze zu Württemberg und
staatliche Aufgabe wahrgenommen wurdeŗş. Erster Hohenzollern auf. Der nordbadische Landesteil
Amtsträger wurde 1853 August von Bayer (1804– zwischen Mannheim und Osterburken bis nach
1875). Sein Nachfolger als Direktor der „Groß- Baden-Oos ist ebenfalls gut vertreten, viele Fund-
herzoglichen Altertümersammlung“ in Karlsru- stellen konzentrieren sich um Mannheim. Mit Lör-
he wurde 1875 Ernst Wagner (1832–1920). Aus rach und Herten sind nur zwei Orte am Hochrhein
dessen Werk zu den Funden und Fundstätten im bzw. Rheinknie namhaft zu machen, aus letzterem
Großherzogtum BadenŘŖ lässt sich erschließen, was liegt eine größere Anzahl an Kopien vor. Dagegen
Lindenschmit an frühmittelalterlichen Funden aus gibt es kaum Kopien von Funden aus der Ortenau
Baden bekannt gewesen sein könnte. Was erschien und dem Breisgau, nur aus Sasbach und Badenwei-
dem Mainzer aber so bedeutend, dass er es für das ler wurde je ein außergewöhnliches Einzelstück ko-
RGZM kopieren ließŘŗ? Dies ist auch für die einst piert.

15 H. Ament, Lindenschmit, Ludwig (der Ältere). In: RGA² XVIII (Berlin 2001) 462 f.
16 L. Lindenschmit d. J., Beiträge zur Geschichte des Römisch-Germanischen Central-Museums in Mainz. In: Festschr.
zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens des Römisch-Germanischen Centralmuseums zu Mainz (Mainz 1902) 1–72 hier 7.
17 Eckerle 1986 (Anm. 7) 17. Darauf lässt auch ein misslungener Versuch Wilhelmis schließen, das Manuskript ohne
Abbildungen zu veröffentlichen.
18 Eckerle 1986 (Anm. 7).
19 Krins 1983 (Anm. 6) 35.
20 E. Wagner, Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im
Großherzogtum Baden. Teil 1: Das badische Oberland (Tübingen 1908); Teil 2: Das badische Unterland (Tübingen 1911).
21 Originale spielten bis zu Lindenschmits Tod kaum eine Rolle; außer Keramik aus Heidelberg-Bergheim
und -Handschuhsheim wurden bis 1903 keine merowingerzeitlichen Objekte aus Baden inventarisiert.
K. Schumacher/L. Lindenschmit d. J., Jahresber. des Römisch-Germanischen Centralmuseums zu Mainz für das
Rechnungsjahr April 1903 bis April 1904. Mainzer Zeitschr. 1, 1906, 1–5 bes. 1; P. Reinecke, Die Originalaltertümer
in den Sammlungen des Römisch-Germanischen Centralmuseums zu Mainz. Mainzer Zeitschr. 1, 1906, 8–18 bes.
8 u. 12; K. Schumacher, Das Römisch-Germanische Central-Museum von 1901–1926. In: Festschr. zur Feier des
fünfundsiebzigjährigen Bestehens des Römisch-Germanischen Central-Museums zu Mainz (Mainz 1927) 55–88 bes. 59.
22 L. Beck, Jahresber. des Römisch-Germanischen Central-Museums in Mainz für das Jahr 1892/93. Korrbl. Gesamtver.
Dt. Gesch.- u. Altver. 41, 1893, 112.
23 Vgl. Schumacher/Lindenschmit d. J. 1906 (Anm. 21) 1 u. 3.
24 L. Lindenschmit, Jahresber. des Römisch-Germanischen Central-Museums 1858 (Mainz 1859) 2.

141
Annette Frey und Jörg Drauschke

1 Verbreitung der bei WAGNER (Anm. 20) aufgenommenen merowingischen Fundplätze, die Lindenschmit
aufgrund des Entdeckungsdatums bekannt gewesen sein könnten ({) sowie der Fundorte, von denen bis
ca. 1893 Kopien im RGZM angefertigt wurden („), vgl. Liste im Anhang (Grafik: RGZM/M. Ober).

142
Die Sammlungsstrategie Ludwig Lindenschmits d. Ä. am Beispiel badischer Funde

Dieses Bild ist leicht zu erklären: Ernst Wagner nach Freiburg waren weniger intensiv als z. B. nach
führt nur sechs Fundorte der Merowingerzeit in Karlsruhe.
der Ortenau an, von denen zwei zur Zeit Linden- Die persönlichen Kontakte Lindenschmits haben
schmits noch nicht untersucht waren25. Von drei eine große Rolle beim Aufbau der Sammlung ge-
weiteren lagen keine Funde vor oder diese wa- spielt. So stellte das Museum Karlsruhe mehrfach
ren verloren26. Die höhere Zahl an Fundstätten Originale zur Abformung bereit; die Funde aus
im Breisgau reduziert sich bei genauerer Betrach- 17 der 29 aufgelisteten Orte wurden dort aufbe-
tung recht schnell. Von den 34 bei Wagner kartier- wahrt. Dies verwundert nicht, war doch das Karls-
ten Plätzen27 sind fünf nach 1893 untersucht wor- ruher Amt die zentrale Stelle für Bodenfunde des
den, weitere fünf lieferten nur wenige Objekte, an Großherzogtums. Einige Kopien stammen aus der
22 waren keine Funde zutage getreten oder deren Amtszeit August von Bayers30, der Hauptteil aber
Verbleib nicht bekannt. Es blieben lediglich Mun- entstand ab 1875 unter Wagner31. Ihm oblag zu Be-
zingen (Stadt Freiburg) und Ebringen (Kr. Breis- ginn seiner Dienstzeit die Neuaufstellung der vor-
gau-Hochschwarzwald) mit merowingerzeitli- her an verschiedenen Orten in Karlsruhe gezeigten
chen Bestattungen in größerer Zahl, deren Funde Bestände – darunter die der „vaterländischen Al-
in die Anfang der 1860er Jahre gegründete Alter- terthümer“, deren Grundstock als Schenkung Wil-
tumssammlung der Stadt Freiburg übergegangen helmis 1850 in die Karlsruher Kunsthalle gelangt
waren28. Lindenschmit kannte Heinrich Schrei- war32. Wagner orientierte sich hinsichtlich der
ber und die von ihm ausgegrabene Nekropole von Gliederung an Lindenschmits Konzept für die ers-
Ebringen; am RGZM waren außerdem Objekte te Präsentation im RGZM. Später erinnerte er sich
aus Schreibers Sammlung abgeformt worden (z. B. dankbar daran, dass ihm Lindenschmit für einige
RGZM-Nr. 4305, 4319–20)29. Merowingerzeitliches Tage „helfend und belehrend“ zur Seite gestanden
war allerdings nicht darunter und bis 1893 wurden hatte33. Traf der Mainzer damals seine Auswahl für
lediglich sechs andere Kopien fundortloser früh- die zu kopierenden Funde? Die Verbindung jeden-
mittelalterlicher Stücke („Baden“) aus dem „Mus. falls blieb eng: Seit 1886 bis zu seinem Tod 1920
Freiburg“ und der Freiburger Universitätssamm- saß Wagner im Gesamtvorstand des RGZM34, sein
lung im Inventar des RGZM verzeichnet (Liste Nr. Assistent Prof. Dr. Karl Schumacher (1860–1934)
30). Entweder es bestand kein Interesse an der Ab- wurde 1901 „erster“ Direktor35.
formung weiterer Objekte, oder die Beziehungen

25 Offenburg und Lahr im Ortenaukr.: Wagner 1908 (Anm. 20) 239 u. 249 f.
26 Altdorf (Stadt Ettenheim), Orschweier (Stadt Mahlberg) und Schönberg (Gde. Seelbach) im Ortenaukr. Bei den
letzten beiden ist die Datierung fraglich: Wagner 1908 (Anm. 20) 209, 213, 242. – Vgl. F. Garscha, Die Alamannen in
Südbaden. Germ. Denkmäler Völkerwanderungszeit A 11 (Berlin 1970) 3, 234, 252.
27 Teils schon bei Schreiber 1826 (Anm. 9) publiziert.
28 Schreiber 1826 (Anm. 9) 15–37; Wagner 1908 (Anm. 20) 217 u. 219; Garscha 1970 (Anm. 26) 43–49 u. 224. –
Schreiber schenkte der Sammlung bereits 1867 eine Reihe ausgewählter Funde, unter anderem aus Ebringen, und vermach-
te seine restlichen Bestände (Testament von 1869) schließlich der Stadt Freiburg: D. Hakelberg, Sammler und Forscher:
Heinrich Schreiber (1793–1872). In: H. Hiller (Red.), 20 Jahre Museum für Ur- und Frühgeschichte im Colombischlössle.
Wirken gegen die Vergänglichkeit der Vergangenheit. Begleitbuch zur Ausstellung (Freiburg 2003) 29–34 hier 32 f.
29 In Schreibers Interpretation der „Hünengräber“ als keltisch nahmen die Ebringer Befunde einen zentralen Platz ein
(vgl. Anm. 9). Lindenschmit hatte Schreibers „keltoman“ geprägtes Werk: „Die ehernen Streitkeile, zumal in Europa
(Freiburg 1842)“ scharf kritisiert: L. Lindenschmit, Über die sogenannten Streitmeißel. Zeitschr. Ver. Erforsch. Rhein.
Gesch. 1, 1845–1851, 131–181. – Zur Anfertigung der Kopien von Objekten aus Schreibers Sammlung vgl. J. Wohlfeil,
Die ersten 120 Jahre: Frühe archäologische Sammlungen in Freiburg und ihre Vereinigung im Museum für Ur- und
Frühgeschichte. In: Hiller 2003 (Anm. 28) 14–28 hier 15.
30 Vgl. z. B. L. Lindenschmit, Jahresber. des Römisch-Germanischen Centralmuseums zu Mainz 1857 (Mainz 1858)
7; Ders., Jahresber. des Römisch-Germanischen Centralmuseums zu Mainz 1859 (Mainz 1860) 7; Ders., Jahresber. des
Römisch-Germanischen Centralmuseums zu Mainz 1862 (Mainz 1863) 9.
31 Nach ganz frühen Kopien taucht Karlsruhe in den 1860er Jahren nur einmal auf (RGZM-Nr. 4300-04, 4347), ab 1875
entstanden regelmäßig auch große „Serien“.
32 U. Grimm, Das Badische Landesmuseum in Karlsruhe. Zur Geschichte seiner Sammlungen (Karlsruhe 1993) 42 f. u.
55 f.
33 Grimm 1993 (Anm. 32) 87.
34 Schumacher 1927 (Anm. 21) 87 Beil. 2 Nr. 47.
35 Der „erste“ Direktor war „Gesamtvertreter mehr nach der wissenschaftlichen, der zweite mehr nach der technischen
Seite hin“. „Zweiter“ Direktor war Ludwig Lindenschmit d. J.: vgl. Schumacher 1927 (Anm. 21) 53; Dauber 1983
(Anm. 8) 49.

143
Annette Frey und Jörg Drauschke

Mit Lindenschmit wurde ab 1861 korrespondiert,


dieser führte für den Verein auch Restaurierungen
durchřŜ. Eine personelle Verbindung zwischen Al-
tertumsverein und Mannheimer Antiquarium war
durch Prof. Karl Borromäus Alois Fickler (1809–
1871) gegeben, der seit 1855 Leiter des Antiquari-
ums und seit 1862 Ehrenmitglied des Altertums-
vereins warřŝ. Lindenschmit hatte schon vor Fick-
lers Amtszeit Beziehungen zum Antiquarium ge-
pflegt und im Jahr 1854 etruskische Urnen abge-
formt. Fickler regte 1860 an, für die Kunsthalle
Karlsruhe weitere Kopien anfertigen zu lassen und
weilte zur Besprechung dieses Vorhabens in Mainz.
Im Gespräch mit Lindenschmit erfüllte sich zu-
dem sein Wunsch, Anregungen für eine systemati-
sche Ordnung des Antiquariums zu erhaltenřŞ. Ei-
ne Tüllenausgusskanne mit Rollstempelverzierung,
die für das RGZM abgeformt wurde (Liste Nr. 17),
stammt aus der (Privat?)sammlung Ficklers. Als
Besitzer der Originale wird ferner dreimal der Al-
tertumsverein und ansonsten das „Museum Mann-
heim“ angeführtřş – auch für die vom Altertums-
verein ergrabenen Objekte aus Wallstadt (Abb. 2).
Anscheinend unterschied man nicht exakt zwi-
schen den Beständen, was in der 1879/80 erfolg-
ten Vereinigung der Sammlungen im Mannheimer
Schloss begründet sein könnteŚŖ.
Die Funde aus den Kreisen Rottweil und Tuttlin-
gen gehören zur Sammlung des heutigen Landes-
2 Seite aus dem Handskizzenbuch Ludwig Lindenschmits museums Württemberg in Stuttgart. Im König-
d. Ä. mit bronzenen Kästchenbeschlägen aus Wallstadt reich Württemberg wurde 1858, also kurz nach
(RGZM-Nr. 2442) (Foto: Archiv RGZM). der Einrichtung einer Konservatorenstelle in Ba-
den, ein gleichartiges Amt eingerichtet, das Kon-
Fünf Fundkomplexe von denen Einzelobjekte ko- rad Dietrich Haßler (1803–1873) übernahm. Der
piert wurden, gehörten zu Beständen aus Mann- Ulmer Gymnasialprofessor war Vorstandsmitglied
heim. Dort existierten die Sammlung des 1859 ge- des örtlichen Altertumsvereins und publizier-
gründeten Mannheimer Altertumsvereins und die te 1860 das merowingerzeitliche Gräberfeld am
des Großherzoglichen Antiquariums. Durch die KienlesbergŚŗ. 1862 wurde auf sein Betreiben hin
Ausgrabungen des Altertumsvereins entwickelten die „Staatssammlung vaterländischer Kunst- und
sich intensive Kontakte mit auswärtigen Forschern. Altertumsdenkmale“ in Stuttgart gegründet, de-

36 Ch. Popp, Der Mannheimer Altertumsverein 1859–1949: regionale Forschungen, Sozialstruktur und Geschichtsbild
eines historischen Vereins. Mannheimer hist. Forsch. 10 (Mannheim 1996) 46 Anm. 21; P. Galli, Für Publikum
und Wissenschaft. Das Großherzogliche Antiquarium in Mannheim unter Leitung von C. B. A. Fickler (1855–1871).
Mannheimer Geschbl. N. F. 4, 1997, 401–432 hier 420.
37 Galli 1997 (Anm. 36) 426 f.
38 Galli 1997 (Anm. 36) 419.
39 Popp 1996 (Anm. 36) 278–281.
40 Popp 1996 (Anm. 36) 296. – Offiziell hieß das Museum fortan bis 1919 „Vereinigte Sammlungen des Großherzoglichen
Hof-Antiquariums und des Mannheimer Altertumsvereins“: H. Wiegand, Chronologie zur Geschichte des Mannheimer
Altertumsvereins. Mannheimer Geschbl. 18, 2009, 8–13 hier bes. 9.
41 K. D. Hassler, Das Alemannische Todtenfeld bei Ulm. Verhandl. Ver. Kunst u. Alt. Ulm u. Oberschwaben 12,
1860, 1–40. – Vgl. Krins 1983 (Anm. 6) 38–41; K. Wehrberger, Das Todtenfeld – Konrad Dietrich Haßler und die
Archäologie. Arch. Deutschland 2008, H. 5, 34 f.

144
Die Sammlungsstrategie Ludwig Lindenschmits d. Ä. am Beispiel badischer Funde

ren Leitung von Anfang an eng mit dem Konser- denen Fundorten sowie Beigaben aus den Gräbern
vatorenamt verbunden warŚŘ. Zu Haßler hatte Lin- von Herten (Liste Nr. 12) und Münzesheim (Lis-
denschmit schon in dessen Ulmer Zeit KontaktŚř, te Nr. 18).
schließlich pflegte man gemeinsame Interessen Verschiedene Interessen lassen sich am Beispiel
und traf sich auf den Sitzungen des Gesamtver- Oberflacht (Liste Nr. 20) verfolgen. Die ersten Ko-
einsŚŚ. Ab 1862 stellte das Stuttgarter Museum im- pien wurden um 1857 hergestelltŚŞ: eine Lanzen-
mer wieder größere Mengen an Objekten zum Ko- spitze (Grab 34), eine Scheibenfibel (Grab 36), ein
pieren bereit. Paar silberner Vierpassfibeln (Grab 35) und ei-
Der Zugriff auf die Originale war von guten Be- ne silbervergoldete S-Fibel (Liste Nr. 20 RGZM-
ziehungen und freundschaftlichen Gefälligkei- Nr. 719, 723, 738–39, 741). Die Fibeln waren aus
ten abhängig. Äußerungen Lindenschmits zeigen kunsthandwerklicher Perspektive hochwertige Stü-
freilich, dass er nur das zum Kopieren auswählte, cke und ergänzten zudem den Bestand frühmit-
was er für seine Überblickssammlung für notwen- telalterlicher Gewandspangen, der neben einigen
dig hielt: „die gültigsten Repräsentanten ihrer Gat- Scheibenfibeln bislang vor allem verschiedene Bü-
tung“, häufig die „ausgezeichnetsten Werthstücke gelfibeln umfasste, um neue FormenŚş. Lanzenspit-
bedeutender Sammlungen“Śś. Um fehlende Objek- zen waren im RGZM 1857 ebenfalls selten vorhan-
te warb er gezielt. So erwähnt er 1858, man benöti- den, das Oberflachter Exemplar (RGZM-Nr. 723)
ge noch einen „jener einfachen Sporen aus Eisen … ist die erste mit Nieten am Tüllenrand.
und ein verziertes Beschläg der Gürteltasche …“ŚŜ. Aus den Jahren 1861/1862 stammen weitere Ko-
1862 begründet er die Erweiterung der Sammlung pien (Abb. 3, RGZM-Nr. 2570–71, 2575, 2577–80,
um alamannische Grabfunde aus Süddeutschland 2582, 2686–91, 2595–96, 2602). Die Funde wur-
mit dem Wunsch „ein gewisses Gleichgewicht ge- den 1857 nicht berücksichtigt, obwohl sie Linden-
gen die bis jetzt hier vorwaltenden Gräberfunde schmit bekannt gewesen sein dürften. Das neu er-
Norddeutschlands“ zu erreichenŚŝ. wachte Interesse – oder neue Zugriffsmöglichkei-
Lindenschmits Sammlungspolitik spiegelt sich ten – könnten mit der Gründung der Stuttgarter
auch in den für diesen Beitrag ausgewählten Ko- „Staatssammlung“ zusammenhängen, in welche
pien wider. So handelt es sich bei den Abformun- auch die Oberflachter Funde gelangtenśŖ. In jedem
gen aus der Karlsruher Sammlung meist um wert- Fall zeigt sich erneut die gezielte Auslese: Linden-
volle und besondere Objekte, z. B. den Silberlöf- schmit ließ einen Großteil der tauschierten Objek-
fel aus Sasbach (Liste Nr. 23), die Goldgriffspatha te abformen, darunter fast das gesamte Pferdege-
aus Baden-Oos (Liste Nr. 21), die tauschierten und schirr aus Grab 3751. Tauschiertes war damals noch
tierstilverzierten Buchheimer Funde (Liste Nr. 8), rar, da der oft schlechte Erhaltungszustand der Ob-
die Zierscheibe mit Lanzenreiter aus Bräunlingen jekte das naturgetreue Kopieren erschwerte. Bei der
(Liste Nr. 5), Filigranscheibenfibeln von verschie- Restaurierung von Eisen und Freilegung von Tau-

42 Haßler hatte 1867–1873 beide Ämter inne. Sein Nachfolger Eduard Paulus d. J. (1837–1907) wurde 1873
Konservator im Nebenamt, 1893 Vorstand der Staatssammlung und Landeskonservator: S. Schiek, Zur Geschichte der
archäologischen Denkmalpflege in Württemberg und Hohenzollern. Denkmalpfl. Baden-Württemberg 12, 1983, 52–58
bes. 52 f.
43 Kopien aus der Ulmer Sammlung entstanden ab 1857 (RGZM-Nr. 200, 478–79, 516, 528–29 etc.).
44 Haßlers Schriften befanden sich in Lindenschmits Bibliothek (E 15m/29; Z 14/5), in den Correspondenzblättern des
„Gesamtvereins“ tauchen beide Herren auf.
45 Lindenschmidt 1863 (Anm. 30) 3.
46 Lindenschmidt 1859 (Anm. 24) 2.
47 Lindenschmit hatte die Gelegenheit, mehr als 60 Funde, vornehmlich aus Pfullingen, in der Sammlung des
Grafen Wilhelm von Württemberg abzuformen, einer „an Werth und Verlässigkeit die meisten süddeutschen
Ausgrabungsergebnisse überwiegenden Sammlung“. Als letzte Aufgabe sah er die „Nachlese in dem Donaugebiete, der
Schweiz, Belgien und den altburgundischen Landen Frankreichs“: Lindenschmidt 1863 (Anm. 30) 3.
48 1857 waren insgesamt 778 Kopien inventarisiert: Lindenschmit 1858 (Anm. 30) 5.
49 Auch eine in Stuttgart aufbewahrte S-Fibel aus Zuffenhausen (RGZM-Nr. 741) wurde abgeformt.
50 Für die RGZM-Nr. 2570–71 wurde im Inventarbuch der Württembergische Alterthumsverein Stuttgart in „Museum
Stuttgart“ geändert: vgl. S. Schiek, Das Gräberfeld der Merowingerzeit bei Oberflacht (Gemeinde Seitingen-Oberflacht,
Lkr. Tuttlingen). Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 41/1 (Stuttgart 1992) 20.
51 Im Inventarbuch werden die Riemenverteiler als „Fibula“ geführt, später ordnet Lindenschmit sie dem Sattel zu:
Lindenschmit 1880–1889 (Anm. 13) 287 u. 292.

145
Annette Frey und Jörg Drauschke

der Ulmer Sammlung kopiert worden55. Die Ober-


flachter Funde waren eine willkommene Ergän-
zung und der Auftakt für eine Reihe weiterer sol-
cher Kopien56.
Bei den tauschierten Objekten wird, neben den
neuen technischen Möglichkeiten und der Ver-
vollständigung der Sammlung, wiederum der äs-
thetisch-kunsthandwerkliche Aspekt eine Rol-
le gespielt haben. Auffallend ist aber, dass 1861/62
auch „schlichtes“, wie Keramikgefäße (RGZM-Nr.
2587–90), kopiert wurden. Ein Blick ins Inventar-
buch verrät, dass Kopien merowingischer Keramik
bis 1862 noch selten inventarisiert wurden – auch
hier galt es, Lücken zu schließen57. Erneut wurde,
aus heutiger Sicht überraschend, den Holzfunden
kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Nur der „Schuh-
leisten“ aus Grab 46 (RGZM-Nr. 2570) und eines
der Brettchen aus Grab 14 (RGZM-Nr. 2571)58 fan-
den Lindenschmits Gefallen. Etwas später kopierte
er die kerbschnittverzierten stilisierten Vogelköpfe
(Grab 11) als „hölzerne Totenschuhe“ (RGZM-Nr.
2943)59. 1874 vervollständigte die Kopie eines Bo-
gens (RGZM-Nr. 6141) die Sammlung merowingi-
scher Waffen60.
Besonders interessant ist die letzte Gruppe Ober-
flachter Kopien. Sie wurden dem RGZM von Dr.
Wilhelm Basler überreicht, der das Grab 1892 ge-
borgen hatte (RGZM-Nr. 12818–22). Neben dem
3 Seite aus dem Handskizzenbuch Ludwig Lindenschmits
hölzernen Leuchter gelangten eine Holzschale und
d. Ä. mit Funden aus Oberflacht (RGZM-Nr. 2570–2571; eine Feldflasche in die Sammlung, ferner eine Spa-
2575; 2577–2580) (Foto: Archiv RGZM). tha und ein Tongefäß. Da es sich um ein Geschenk
handelt, kann nicht beurteilt werden, ob hier be-
schierungen hatte man im RGZM jedoch gerade reits eine Tendenz zum Sammeln von Gesamtin-
Anfang der 1860er Jahre Fortschritte gemacht52. ventaren abzulesen ist. Darauf könnte die Bemer-
Der erste hier abgeformte merowingische Gegen- kung im Jahresbericht 1892/93 hindeuten, man
stand mit Tauschierung stammt aus Hopfau (Lis- habe die „Abtheilung der Reihengräberfunde …
te Nr. 13, RGZM-Nr. 717). Neben wenigen Gürtel- durch eine Anzahl vollständiger Grabausstattun-
schnallen aus der Schweiz und aus Frankreich53 so- gen aus Süddeutschland bereichert“, als „nothwen-
wie Beschlägen und Scheibenfibeln aus Rheinhes- dige Ergänzung für die Reihen ausgewählter typi-
sen54 waren bis Anfang 1862 nur einige Funde aus scher Formen“Ŝŗ. Ein weiteres Indiz ist, dass im In-

52 Vgl. L. Lindenschmit, Jahresber. des Römisch-Germanischen Centralmuseums zu Mainz (Mainz 1861) 5; AuhV 2,
1870 H. 1 Taf. 8.
53 RGZM-Nr. 1809–10, 1856–58, 1901, 1904, 1918–19, 2022.
54 RGZM-Nr. 1092, 1432, 1479, 1535, 1568, 1661–62, 1692–93, 2023, 2034, 2090–93.
55 RGZM-Nr. 2450–2455.
56 Z. B. Weitere Tauschierarbeiten aus dem Stuttgarter Mus. sowie aus dem Mus. des Mainzer Altertumsvereins (RGZM-
Nr. 2772–80) u. der Slg. des Grafen Wilhelm von Württemberg (RGZM-Nr. 2885).
57 Bis 1862 stammte der größte Teil der Gefäße aus Selzen, Osthofen und Westhofen (Mus. des Mainzer
Altertumsvereins) sowie aus der Ulmer Gegend (Mus. Ulm).
58 Zu diesen Holzbrettchen vgl. den Beitrag von H. Schach-Dörges in diesem Band, 63–71.
59 Vgl. AuhV 2, 1870 H. 7 Taf. 5,4.
60 Die Seltenheit von Holzfunden war Lindenschmit bewusst: Lindenschmit 1880–1889 (Anm. 13) 151.
61 Beck 1893 (Anm. 22) 112.

146
Die Sammlungsstrategie Ludwig Lindenschmits d. Ä. am Beispiel badischer Funde

ventarbuch die Fundumstände beschrieben werden sen Tuttlingen und Rottweil angefertigt worden
und zwei nicht kopierte Stücke (Lanze und Kamm) sind, lässt sich beispielhaft die Sammlungsstrate-
erwähnt sindŜŘ. Bei den anderen Oberflachter Ko- gie Ludwig Lindenschmits verfolgen. Ziel der Sam-
pien hatte man auf solche Angaben verzichtet. Es mlung – und Bedürfnis der Archäologie allgemein
finden sich keine Hinweise, aus welchem Grab die – war es zunächst, einen vollständigen Überblick
Funde stammen und keine Versuche, sie aufeinan- über Objektgattungen und Formen zu bekommen.
der zu beziehen – obwohl es sicher möglich gewe- Im Mittelpunkt standen deshalb eher die Einzelob-
sen wäre, die Zusammenhänge zu rekonstruieren. jekte als ganze Inventare. Dies spiegelt sich im Ko-
Zwar sind durch die beiden ersten „Abformserien“ pienbestand des RGZM ebenso wider wie in den
die Gräber 34 und 37 fast vollständig erfasst, Grund AuhV und anderen zeitgenössischen Werken. Für
dafür scheint jedoch das Interesse an den Einzelob- die Merowingerarchäologie, auf der hier der Fo-
jekten gewesen zu sein. Obwohl Lindenschmit für kus lag, wirkt dies teilweise bis heute weiter. Trotz
die Ausstellung Modelle von „typisch“ merowingi- der großen Bedeutung der Fundkombinationen als
schen Gräbern herstellen ließ (Abb. 4), waren ge- Grundlage seiner Chronologie bildete Kurt Böh-
schlossene Inventare für den Aufbau der Objekt- ner noch 1958 fast ausschließlich Typentafeln ab,
sammlung zunächst nicht wichtig. Der 1892/93 er- Grabinventare sind nur über den Katalog zu er-
wähnte Schritt hin zu Gesamtinventaren könnte schließenŜŚ. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun-
durchaus noch auf Lindenschmit zurückgehen. Die derts setzte sich in Gräberfeld- und Regionalbear-
„Direktorial-Geschäfte“ wurden nach seinem Tod beitungen die Abbildung von Inventaren als Stan-
an Carl Wenzel und Ludwig Beck übertragen, die dard durch, zunächst zusätzlich zu den Typenta-
„einstweilige Betreuung“ übernahm Ludwig Lin- felnŜś später diese ersetzend. Auf den Text wirkt
denschmit d. J. – einen wissenschaftlichen Direktor sich dies allerdings bis heute wenig aus. Zwar wer-
bekam das RGZM aber erst wieder mit Karl Schu- den mittlerweile auch einzelne Grabinventare aus-
macherŜř. gewertet, von Ausnahmen abgesehenŜŜ nimmt aber
besonders bei umfangreichen Publikationen nach
wie vor die Gliederung nach Objektgruppen und
Fazit deren ausführliche Betrachtung einen deutlichen
Schwerpunkt ein.
Anhand der Kopien, die am RGZM zwischen 1852 Aber noch etwas anders ist bis heute unverän-
und 1892/93 von merowingerzeitlichen Objekten dert – die Bedeutung von kollegialen und freund-
aus dem Großherzogtum Baden sowie den Krei- schaftlichen Kontakten.

62 Das Fehlen weiterer Gegenstände könnte mit deren schlechter Erhaltung bzw. ihrem Verschwinden erklärt werden: vgl.
Schiek 1992 (Anm. 50) 54 f.
63 Beck 1893 (Anm. 22) 114; Schumacher 1927 (Anm. 21) 53.
64 K. Böhner, Die fränkischen Altertümer des Trierer Landes. Germ. Denkmäler Völkerwanderungszeit B 1 (Berlin
1958).
65 Vgl. G. Zeller, Die fränkischen Altertümer des nördlichen Rheinhessen. Germ. Denkmäler Völkerwanderungszeit 15
(Stuttgart 1992). 85 Typentafeln/50 Tafeln mit Grabinventaren.
66 Vgl. U. Koch, Das alamannisch-fränkische Gräberfeld bei Pleidelsheim. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-
Württemberg 60 (Stuttgart 2001).

147
Annette Frey und Jörg Drauschke

4 Modell eines „typisch“ ausgestatteten merowingischen Grabes (Selzen, Grab 11), RGZM-Nr. 1742 (Foto:
RGZM/R. Müller).

148
Die Sammlungsstrategie Ludwig Lindenschmits d. Ä. am Beispiel badischer Funde

Zusammenfassung
1852 wurde das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz gegründet, mit dem Ziel, eine große ar-
chäologische Vergleichssammlung, vor allem auf der Basis von originalgetreuen Kopien, anzulegen. Ob-
jekte für die Abformung stellten Museen aus ganz Europa zur Verfügung. Besonders in den Anfangsjah-
ren spielten dabei die Kontakte des ersten Direktors Ludwig Lindenschmit d. Ä. (1809–1893) zu Konser-
vatoren, Altertumsvereinen und Privatsammlern eine große Rolle. Lindenschmit verfolgte konsequent
das Vorhaben, möglichst schnell einen breiten Überblick über Objektgattungen und -formen zu bieten.
Aus diesem Grund standen Einzelobjekte im Mittelpunkt der Abformtätigkeiten. Erst gegen Ende sei-
ner Schaffenszeit scheint auch Wert auf Gesamtinventare gelegt worden zu sein. Der Aufbau der frühen
Sammlung wird hier am Beispiel von Kopien frühmittelalterlicher Objekte aus dem Großherzogtum Ba-
den sowie den Kreisen Tuttlingen und Rottweil erläutert, die bis zum Tod Lindenschmits am RGZM an-
gefertigt wurden.

Summary
The collection strategy of Ludwig Lindenschmit the Elder exemplified by finds from Baden

In 1852 the Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz was founded with the aim of establishing a
large, archaeological specimen collection, especially on the basis of exact copies. Museums from all over
Europe provided objects for the models. Especially in the early years the contacts to conservationists, an-
tiquary societies and private collectors of the first director, Ludwig Lindenschmit the Elder (1809–1893),
played a major role. Lindenschmit followed a consequential course to offer a broad spectrum of object ty-
pes and forms as quickly as possible. For this reason the forming of copies focussed on single objects. Only
towards the end of his directorship does the value placed on complete inventories seem to have been laid.
The formation of the early collection is described here using the copies of Early Mediaeval finds from the
Archduchy of Baden, as well as the Kreise Tuttlingen and Rottweil which were made in the RGZM up to
Lindenschmit’s death.

Anhang: Kopien merowingerzeitli- 3 Badenweiler, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald


cher Funde aus dem auf S. 137 defi- Mus. Karlsruhe
RGZM-Nr. 7096: Fragmente einer Pressblechfibel,
nierten Gebiet in der Sammlung des Tierornamentik.
RGZM Lit: Garscha 1970 (Anm. 26) 5 Taf. 85,20–21 (als
Fragmente von zwei Fibeln gedeutet).
Museumsbezeichnungen nach Einträgen im Inven-
tarbuch des RGZM, die Bestände sind teilweise heute 4 Bettmaringen, Stadt Stühlingen, Kr. Waldshut
nicht mehr erhalten67.
Mus. Karlsruhe
RGZM-Nr. 6960: Goldene Filigranscheibenfibel.
1 Altlußheim, Rhein-Neckar-Kr. Lit: AuhV 3, 1881, H. 9 Taf. 6,1 (Fundort falsch Bon-
Mus. Mannheim dorf); Wagner 1908 (Anm. 20) 117; Garscha 1970
RGZM-Nr. 3312: Lanzenspitze mit lanzettförmigem (Anm. 26) 6.
Blatt, gerippte Nieten am Tüllenansatz.
3313: Lanzenspitze. 5 Bräunlingen, Schwarzwald-Baar-Kr.
Lit: Wagner 1911 (Anm. 20) 193.
Mus. Karlsruhe
RGZM-Nr. 9226: Zierscheibe mit Lanzenreiter-
2 Auerbach, Neckar-Odenwald-Kr. darstellung.
Mus. Karlsruhe Lit: Wagner 1908 (Anm. 20) 91 Fig. 61b; Garscha
RGZM-Nr. 6956: Goldene Filigranscheibenfibel. 1970 (Anm. 26) 28 Taf. 99,1.
7025: Bronzeriemenzunge.
Lit: Wagner 1911 (Anm. 20) 380 Abb. 299a, 299d.

67 Für Recherchearbeiten besonders beim Zusammenstellen der Liste danken wir Constanze Berbüsse (RGZM).

149
Annette Frey und Jörg Drauschke

6 Bruchsal, Kr. Karlsruhe 10 Gutenstein, Stadt u. Lkr. Sigmaringen


Mus. Karlsruhe Mus. für Urgesch. Berlin69
RGZM-Nr. 7462: Spatha, Knauf und Parierstange aus RGZM-Nr. 10457: Dreipassförmige Silberniete.
Bronze. 10458–63: Sechs silberne Saxscheidenniete mit Perl-
7463: Sax mit Resten des Holzgriffes. rand und Tierstil.
Lit: Wagner 1911 (Anm. 20), 155 f.; F. Damminger, 10464: 22 Silberniete mit halbrundem Kopf.
Die Merowingerzeit im südlichen Kraichgau und in 10465: Bronzeschnalle.
den angrenzenden Landschaften. Materialh. Arch. 10466: Schwertscheide.
Baden-Württemberg 61 (Stuttgart 2002) 211 Taf. 9 10467: Lanzenspitze mit Silbernieten.
A1–2. 10468: Gerippter Bronzesporn.
10469: Silberner Scheidenrandbeschlag.
7 Bruckfelden, Gde. Frickingen, Bodenseekr. Lit: AuhV 4, 1900 Taf. 29; AuhV 5, 1911 Taf. 42,692;
Wagner 1908 (Anm. 20) 44 f.; Garscha 1970
Mus. Karlsruhe
(Anm. 26) 82 f. Taf. 31,8; W. Menghin (Hrsg.), Me-
RGZM-Nr. 6957: Paar goldener filigranverzierter An-
rowingerzeit. Europa ohne Grenzen. Ausstellungskat.
hänger.
Moskau, St. Petersburg 2007 (Berlin 2007) 406 f. Nr.
7047: goldener Fingerring.
VI.2.
Lit: Wagner 1908 (Anm. 20) 74 Fig. 50a; Garscha
1970 (Anm. 26) 57 Taf. 97,11 u. 18.
11 Heddesheim, Rhein-Neckar-Kr.
8 Buchheim, Kr. Tuttlingen (ab 1810 Baden) Mus. Mannheim
RGZM-Nr. 3646: Silbertauschierte Eisenfibel.
Mus. Karlsruhe
Lit: AuhV 2, 1870 H. 8 Taf. 6,5; Wagner 1911
RGZM-Nr. 7033–35, 7037–41, 7044: Beschläge und
(Anm. 20) 248.
Riemenzungen einer vielteiligen Gürtelgarnitur, flä-
chig silbertauschiert mit Messingfäden, Almandin-
rundeln. 12 Herten, Kr. Lörrach
7042: Schildförmiger Riemenbeschlag mit flächiger Mus. Karlsruhe
Silbertauschierung, darin mit Messingfäden gefüllter RGZM-Nr. 10083: Silberblechfibel mit halbrunder
S-förmiger Tierleib. Kopfplatte.
7043: Bichrom tauschierter Eisensporn. 10084: Silbervergoldete S-Fibel Typ Rácalmás.
7045: Bichrom tauschierter pyramidenförmiger Rie- 10085: Silbervergoldete Kerbschnitt-S-Fibel.
menschieber. 10086: Silberner Polyederohrring.
Lit: Lindenschmit 1880–1889 (Anm. 13) 285 10087: Silbervergoldete Nadel.
Abb. 222; Wagner 1908 (Anm. 20) 43 f.68; Garscha (10083–87: Grab 1–4).
1970 (Anm. 26) 32 Taf. 63,3 u. 65,1–12. 10093: Potinmünze (Grab 6).
10094: Silbervergoldetes Pferdchenfibelpaar (Grab
9 Fützen, Kr. Waldshut 17).
Mus. Stuttgart 10095–96: Silbervergoldete S-Fibel und Glasperle
RGZM-Nr. 2937: Spitz zulaufende Bronzeriemen- (Grab 13).
zunge. 10097–98: Silberner Ohrring und Halsring (Grab 26).
Lit: Wagner 1908 (Anm. 20) 120; Garscha 1970 Lit: Westdt. Zeitschrift 9, 1890, 155 f. Taf. 8; Wag-
(Anm. 26) 58 Taf. 103,6. ner 1908 (Anm. 20) 156 f. Abb. 101m, n, p; Garscha
1970 (Anm. 26) 90–92 Taf. 14 B2, 4, 7, C4; Taf. 85,7;
Taf. 90,7–8; Taf. 95,3 u.12.

68 Wagner nimmt eine Verwechslung mit „Bachheim im Amt Donaueschingen“ an, weil es Buchheim im Amt Stockach
nicht gebe. 1893 gehörte Buchheim aber zum Bezirksamt Messkirch: vgl. J. Naue, Grabhügelfund bei Buchheim. Prähist.
Bl. 5, 1893, 33 f. – Im Inventarbuch ist „Sammlung Maler, Fundort unbekannt“ angegeben, dann „Buchheim, Amt
Meßkirchen“ nachgetragen.
69 Das Mus. Berlin ist im Inventarbuch als Besitzer vermerkt, zur Zeit der Abformung 1890/91 war das Stück aber
im Besitz des Regierungsbaumeisters Eulenstein (Friedrichshafen): vgl. C. Wenzel/L. Lindenschmit, Jahresber. des
Römisch-Germanischen Central-Museums in Mainz für das Jahr 1890/1891. Korrbl. Gesamtver. Dt. Gesch.- u. Altver. 39,
1891, 120 u. 122; M. Bertram, Die merowingischen Altertümer im Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte. In:
Dies. (Red.), Merowingerzeit. Die Altertümer im Museum für Vor- und Frühgeschichte (Berlin 1995) 7–16 hier 10.

150
Die Sammlungsstrategie Ludwig Lindenschmits d. Ä. am Beispiel badischer Funde

13 Hopfau, Stadt Sulz a. N., Kr. Rottweil (einst 16 Lörrach, Kr. Lörrach
Württemberg) Mus. Karlsruhe
Mus. Stuttgart (ehem. Slg. des Württ. Alter- RGZM-Nr. 10064: Goldener Fingerring, rautenförmi-
tumsvereins) ge Platte mit Granateinlage.
RGZM-Nr. 717: Eiserner silberplattierter Schnallen- Lit: Wagner 1908 (Anm. 20) 159 f. Abb. 104a; Gar-
beschlag mit „Goldtauschierung“ (wohl Messing) ei- scha 1970 (Anm. 26) 204 Taf. 16 A4 u. Taf. 97,17.
ner dreiteiligen Gürtelgarnitur.
2583: Bronzener Saxscheidenniet mit Tierornamen- 17 Mannheim
tik. Mus. Mannheim
2584: Bronzener Armreif. RGZM-Nr. 5062–63: Zwei Silberbeschläge Typ Weih-
2585: Pfeilspitze mit tordiertem Schaft (unsicher). mörting mit Gesichtsdarstellung und Tierstilorna-
2594: Eiserne silbertauschierte Riemenzunge mit mentik in Niello.
Tierornamentik. Lit: AuhV 3, 1881, 11 Taf. 6,6–7 („Gefunden in fränki-
Lit: AuhV 1, 1858 H. 4 Taf. 8; Mayer 1883 (Anm. 70) schen Gräbern bei Mannheim“).
Nr. 707; Krohn 1998 (Anm. 70) 224 f.
Prof. Fickler, Mannheim
Unsicher70: RGZM-Nr. 5202: Tüllenausgusskanne mit Rollräd-
RGZM-Nr.: 2944 und 2946: Eiserne, silberplattier- chenverzierung.
te Riemenzunge einer vielteiligen Gürtelgarnitur mit
Granatrundeln. 18 Münzesheim, Stadt Kraichtal, Kr. Karlsruhe
2947: Eiserne tauschierte Riemenzunge einer vielteili-
Mus. Karlsruhe
gen Gürtelgarnitur.
RGZM-Nr. 7328: „Langobardischer“ Schildbuckel-
3034–37: Schnallenbeschlag und drei Riemenzungen
beschlag.
einer eisernen silberplattierten vielteiligen Gürtel-
13221–22: Sigillata-Schälchen, Goldlahn (Grab 1).
garnitur.
13223, 13226–28: Bronzeschälchen, gegossene Bunt-
Lit: AuhV 2, 1870 H. 1 Taf. 8,11.12 (außerdem falsch
metallkanne, Bronzekanne, Randfragment eines
ebd. Taf. 8,5.10, diese aus Oberflacht).
Bronzebeckens mit Henkel (Grab 2).
13224–25, 13229–30: Sax, Lanzenspitze, Keramik-
14 Käfertal, Stadt Mannheim fragmente, Schere (Grab 1 oder 2).
Slg. der Grafen Erbach Lit: AuhV 4, 1900 Taf. 17,2; 58,3. – Lindenschmit
RGZM-Nr. 5201: Deckblech einer bronzenen Press- 1880–1889 (Anm. 13) 247; Wagner 1911 (Anm. 20)
blechscheibenfibel. 109–111 Abb. 105,a.d–i.n (Schere nicht erwähnt);
Lit: Wagner 1911 (Anm. 20) 211. Damminger 2002 (wie Liste Nr. 6) 243 f. Taf. 34A u.
Taf. 35.
15 Ladenburg, Rhein-Neckar-Kr.
Mus. Karlsruhe 19 Nenzingen, Gde. Orsingen-Nenzingen, Kr. Kon-
RGZM-Nr. 7146: Lanzenspitze mit schmalem rauten- stanz
förmigem Blatt (Fundort im Inv.-Buch falsch „Baden- Mus. Karlsruhe
Oos“). RGZM-Nr. 7022–24: Dreiteilige, versilberte(?) Bron-
7147: konischer Schildbuckel. zegarnitur mit Tierstil.
11128: Paar silbervergoldeter Bügelfibeln, ostgoti- Lit: AuhV 3, 1881 H. 11 Taf. 5,3 (falsch unter „Men-
scher Typ („Grabhügel bei Ladenburg“). zingen“); Wagner 1908 (Anm. 20) 63 f. Abb. 42;
Lit: AuhV 5, 1911 Taf. 64,1183 (Schildbuckel der Kai- Garscha 1970 (Anm. 26) 225 Taf. 72,2.
serzeit zugewiesen); Wagner 1911 (Anm. 20) 234 f.
Abb. 203 (Fibeln nicht erwähnt).

70 Im Inventarbuch ist „Hopfau“ in „Oberflacht“ korrigiert worden. Ludwig Mayer und ebenso Walther Veeck führten
die Objekte unter Oberflacht: L. Mayer, Beschreibender Katalog der Königl. Staats-Sammlung vaterländischer Kunst-
und Alterthums-Denkmale 1. Die Reihengräberfunde (Stuttgart 1883) Nr. 717–723; W. Veeck, Die Alamannen in
Württemberg. Germ. Denkmäler Völkerwanderungszeit 1 (Berlin/Leipzig 1931) 299 Taf. 58 A 2–10. Siegwalt Schiek
zweifelte aus chronologischen Gründen an ihrer Zugehörigkeit besonders zu Grab 37. Für zwei weitere Objekte (Liste Nr.
20, RGZM-Nr. 2596, 2945) kam es zu ähnlichen Verwirrungen, diese wurden von Schiek Oberflacht zugewiesen: Schiek
1992 (Anm. 50) 39 f. u. 99 Taf. 99 D 10 u. 13. – Zur Fundgeschichte der Hopfauer Funde und möglichen Verwechslungen
vgl. N. Krohn, Fundber. Baden-Württemberg 22/2, 1998, 224–226.

151
Annette Frey und Jörg Drauschke

20 Oberflacht, Gde. Seitingen-Oberflacht, Kr. Tutt- Lit: AuhV 4, 1900 Taf. 18,4–6 (Goldblech nicht er-
lingen (einst Württemberg) wähnt, Spatha im Vergleich zu Wagner ergänzt71);
Mus. Stuttgart Wagner 1911 (Anm. 20) 44 f. Abb. 50b–d; Garscha
RGZM-Nr. 719: Deckblech einer goldenen Filigran- 1970 (Anm. 26) 4 f. Taf. 11,1b–f.
scheibenfibel (Grab 36).
723: Lanzenspitze mit Nieten am Tüllenrand (Grab 22 Osterburken, Neckar-Odenwald-Kr.
34). Mus. Karlsruhe
738–39: Paar silberner Vierpassfibel mit Granat- RGZM-Nr. 7031: Bronzesporn.
einlagen (Grab 35). Lit: ORL IV B, 44 Nr. 40 (Kastell Osterburken).
741: Silbervergoldete S-Fibel.
2570: Schuhleisten („Fußmodell“) (Grab 46).
2571: Holzbrettchen („Küchengerät“) (Grab 14). 23 Sasbach, Kr. Emmendingen
2575: Eisentrense (Grab 37). Mus. Karlsruhe
2577–78: Zwei tauschierte Riemenzungen (Grab 37) RGZM-Nr. 8035: Silberlöffel mit Inschrift ANDRE-
2579–80: Zwei runde tauschierte Riemenverteiler AS.
(„Fibula“) vom Pferdegeschirr (Grab 37). Lit: Wagner 1908 (Anm. 20) 196–197 Abb. 131a;
2582: Tauschierter Beschlag (Grab 37). Garscha 1970 (Anm. 26) 247 Taf. 114,11 (Grab 1).
2586: Bronzener Kästchenbeschlag (Grab 5).
2587–90: Keramikgefäße (Grab 22, 25, 32, 34).
2591: Sax mit Zierstreifen und Scheidenbeschlägen 24 Schwenningen, Stadt Villingen-Schwenningen,
aus Bronzeblech (Grab 37). Schwarzwald-Baar-Kr.
2595: Eiserne tauschierte Riemenzunge (Grab 37). Mus. Stuttgart
2596: Rechteckiger Rückenbeschlag einer pilzzellen- RGZM-Nr. 5597–99: Drei eiserne, silber- und mes-
tauschierten dreiteiligen Gürtelgarnitur. singtauschierte Riemenzungen von verschiedenen
2602: Tierstilverziertes Ortband aus Bronzeblech vielteiligen Gürtelgarnituren.
(Grab 37). Lit: AuhV 3, 1881 H. 7 Taf. 6,9–10.12 („an der Eisen-
2940: Rechteckige eiserner Schnallenbügel mit trop- bahnlinie bei Schwenningen“).
fenförmigen Granateinlagen (Grab 9).
2941: Ovaler tauschierter und granatverzierter Eisen- 25 Sinsheim, Rhein-Neckar-Kr.
schnallenbügel (Grab 34). Mus. Karlsruhe
2943: hölzerne kerbschnittverzierte „Vogelköpfe“ RGZM-Nr. 7239–40: Zwei (drei?) Goldbrakteaten.
(„Totenschuhe“) (Grab 11). 7560: Schildbuckel mit Silberband und Silberniet.
2945: Runder Gegenbeschlag einer pilzzellen- Lit: AuhV 3, 1881 H. 5 Taf. 6,8; Wagner 1911
tauschierten dreiteiligen Gürtelgarnitur. (Anm. 20) 366–368 Abb. 295–296.
6141: Bogen.
Slg. Dr. Basler, Offenburg (jetzt Ritterhausmus. Of- 26 Wallstadt, Stadt Mannheim
fenburg) Mus. Mannheim
RGZM-Nr. 12818–20: hölzerne Schüssel, Feldflasche RGZM-Nr. 2442: Bronzene Kästchenbeschläge.
und Leuchter. 2474: Spinnwirtel aus Bein.
12821: Beutelförmiges Keramikgefäß mit Stempel- 2475: Bronzener Armring.
verzierung. 2476–77: zwei Kammfutterale.
12822: Spatha. 4382: Pfeilspitze.
Lit: AuhV 1, 1858, H. 1 Taf. 6,28; Taf. 8,9.11; H. 8
Taf. 8,2; AuhV 2, 1870, H. 4 Taf. 6,2.3; H. 7 Taf. 5; H. Mannheimer Altertumsverein
9 Taf. 6; H. 10 Taf. 5,5; H. 11 Taf. 5,3; Mayer 1883 RGZM-Nr. 9887: Bronzepinzette.
(Anm. 70) Nr. 139, 147, 715–723, 736–39, 764–67, Lit: AuhV 2, 1870, H. 5 Taf. 6,11; H. 9 Taf. 6,1; H. 12
788, 789, 790; Schiek 1992 (Anm. 50). Taf. 6,1; Wagner 1911 (Anm. 20) 247.

21 Oos, Stadt Baden-Baden 27 Welschingen, Kr. Konstanz


Mus. Karlsruhe Rosgarten-Mus. Konstanz
RGZM-Nr. 6500–02: Fragment des goldenen Griff- RGZM-Nr. 7062: Ango.
hülsenbeschlags, silbervergoldetes Mundblech und 7063: Goldbrakteat.
silbervergoldetes Ortband.

71 Auch in den AuhV 4, 1900 Taf. 66 nicht erwähnt, im „Handbuch“ ist die Spatha dagegen aufgeführt: Lindenschmit
1880–1889 (Anm. 13) 229.

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Die Sammlungsstrategie Ludwig Lindenschmits d. Ä. am Beispiel badischer Funde

Lit: AuhV 3, 1881 H. 9 Taf. 5,5; Wagner 1908 Lit: AuhV 2, 1870 H. 8 Taf. 6,10; H. 10 Taf. 6,1–3.7; H.
(Anm. 20) 14; Garscha 1970 (Anm. 26) 283 Taf. 60,1 11 Taf. 6,6; H. 12 Taf. 5,5; AuhV 3, 1881 H. 1 Taf. 6,1;
u. 97,15. Mayer 1883 (Anm. 70) Nr. 154; 163 o. 284; 165; 173;
807/08; 810/11, 814–816; 829/30; 839; 859; 864.
28 Wiesental, Stadt Waghäusel, Kr. Karlsruhe
Mus. Karlsruhe 30 „Baden“
RGZM-Nr. 1685–87: Bronzeriemenzunge mit Tier- Altertumsverein Rottweil
stil, dreieckiger und quadratischer Riemenbeschlag. RGZM-Nr. 10245: Fragment eines dreieckigen ei-
1689–90: Zwei Riemenzungen mit Tierstil. sernen Schnallenbeschlags mit Silber- und Messing-
1694: Bronzene Verteilerplatte vom Gürtelgehänge. tauschierung (aus Rottweil?).
Lit: AuhV 1, 1858 H. 9 Taf. 7,2.4.11; Wagner 1911
(Anm. 20) 184–189 Abb. 165a.f(?).d(?). Histor. Verein Mannheim
RGZM-Nr. 4186: Halbrunder bronzener Gürtel-
29 Wurmlingen, Kr. Tuttlingen (ab 1806 Würt- beschlag.
temberg) 4187: Halbrunder bronzener Gürtelbeschlag mit Sil-
bereinlagen.
Mus. Stuttgart
RGZM-Nr. 4231: Silbervergoldete Bügelfibel mit Gra- Mus. Freiburg
nateinlage. RGZM-Nr. 8081: Sax (?), schlecht erhalten
4232: Halskollier aus zylindrischen Goldperlen, schei- 8092: Silberplattierter und messingtauschierter Be-
benförmigen filigranverzierten Goldanhängern, trop- schlag
fenfömigen Goldanhängern mit Granateinlage und
einem tropfenfömigen goldgefassten Edelstein (Gra- Mus. Karlsruhe
nat?). RGZM-Nr. 277–278: Paar silbervergoldeter Bügel-
4233–34: Paar silbervergoldeter scheibenförmiger fibeln „ostgotischer Typ“, jeweils ein Fragment.
Kleinfibeln mit Granateinlage. 6959: Viereckiger, silbervergoldeter und niellierter
4236: Bronzener Zierschlüssel. Riemenverteiler vom Pferdegeschirr mit Almandin-
4239: Bronzener Saxscheidenniet mit Tierstil. einlagen.
4240: Bronzene Tierfibel. Lit: AuhV 3, 1881, Heft 9 Taf. 6,4.
4241: Bronzeriemenzunge mit Tierstil. 7026: Bruchstück eines triangulären Gürtelbeschlags,
4242–44: Zwei Beschläge und Schnalle einer bronze- Bronze versilbert(?).
nen tierstilverzierten Gürtelgarnitur. 7027–7030: Vier Zierscheiben.
4245–46: Rücken- und Gegenbeschlag einer dreitei- 7036: Riemenbeschlag mit flächiger Silbertauschie-
ligen eisernen Gürtelgarnitur, bichrom tauschiert, fa- rung und Tierornamentik.
denförmiger Tierstil II. 7484: Rückenbeschlag einer eisernen tauschierten
4248: Webschwert (Wurmlingen?). Gürtelgarnitur.
4249: Lanzenspitze mit Rillenverzierung (Wurm-
lingen?). Slg. der Univ. Freiburg i. Breisgau
4263: Bronzener Schwertknauf mit Klingenresten. RGZM-Nr. 7954–7955: Eine schwach rautenförmige
4555: Verziertes Bronzeblech einer Pressblechfibel. und eine lanzettförmige Lanzenspitze.
5608: Kamm mit Futteral. 7956–7957: Zwei Saxklingen mit abgeknicktem Rü-
5609: Bronzenes Ortband. cken.

Dr. Annette Frey und Dr. Jörg Drauschke


Römisch-Germanisches Zentralmuseum
Forschungsinstitut für Archäologie
Ernst-Ludwig-Platz 2
D-55116 Mainz
frey@rgzm.de
drauschke@rgzm.de

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