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Herkunft
© 2008 Walter de Gruyter und· Vermittlung
· Berlin New York „byzantinischer Importe“ 367
International Connections of the Barbarians of the Carpathian Basin in the 1st–5th cen-
turies A.D. Konferenz Aszód, Nyíregyháza 1999 (Aszód, Nyíregyháza 2001) 431–452; Jörg
Drauschke, Funde ostmediterraner/byzantinischer Herkunft im merowingerzeitlichen
Südwestdeutschland. Archäologische Informationen 25, 2002, 151–156; Anthea Harris,
Byzantium, Britain and the West. The Archaeology of cultural identity AD 400–650
(Stroud 2003).
2 Ein Überblick zu den divergierenden Modellen bei: Jean-Michel Carrié, Les échanges
commerciaux et l’État antique tardif. In: Économie antique. Les échanges dans l’Anti-
quité. Le rôle de l’État. Entretiens d’Archéologie et d’Histoire 1 (Balma, Fonsegrives 1994)
175–211 bes. 175 f.
3 Paul Reynolds, Trade in the Western Mediterranean, AD 400–700: The ceramic evidence.
British Archaeological Reports, International Series 604 (Oxford 1995); Jean-Pierre So-
dini, Production et échanges dans le monde protobyzantin (IVe–VIIe s.). Le cas de cérami-
que. In: Klaus Belke u. a. (Hrsg.), Byzanz als Raum. Zu Methoden und Inhalten der His-
torischen Geographie des östlichen Mittelmeerraumes. Österreichische Akademie der
Wissenschaften, phil.-hist. Kl., Denkschriften 283 = Veröffentlichungen der Kommission
für die Tabula Imperii Byzantini 7 (Wien 2000) 181–208; Joseph M. Gurt i Esparraguera
u. a. (Hrsg.), LRCW I. Late Roman coarse wares, cooking wares and amphorae in the Me-
diterranean. Archaeology and Archaeometry. British Archaeological Reports, Internatio-
nal Series 1340 (Oxford 2005).
4 Zusammenfassend: Jean-Pierre Sodini, La contribution de l’archéologie à la connaissance
du monde byzantin (IVe–VIIe siècles). Dumbarton Oaks Papers 47, 1993, 139–184; Ange-
liki E. Laiou (Hrsg.), The economic history of Byzantium. From the seventh to the fif-
teenth century. Dumbarton Oaks Studies 39 (Washington D. C. 2002); Jaques Lefort u. a.
(Hrsg.), Les villages dans l’Empire Byzantin, IVe–XVe siècle. Réalités byzantines 11 (Paris
2005); Ken Dark (Hrsg.), Secular buildings and the archaeology of everyday life in the By-
zantine Empire (Oxford 2004).
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 369
5 Werner, Spangenhelme (Anm. 1); Dieter Quast, Die merowingerzeitlichen Grabfunde aus
Gültlingen (Stadt Wildberg, Kreis Calw). Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühge-
schichte in Baden-Württemberg 52 (Stuttgart 1993); Böhme, Goldgriffspathen (Anm. 1).
6 Literatur (in Auswahl): Joachim Werner, Die byzantinische Scheibenfibel von Capua und
ihre germanischen Verwandten. Acta Archaeologica (København) 7, 1936, 57–67; Gyula
László, Die byzantinischen Goldbleche des Fundes von Kunágota. Archaeologiai Értesitő
51, 1938, 55–86; 131–148; Joachim Werner, Italisches und koptisches Bronzegeschirr des
6. und 7. Jahrhunderts nordwärts der Alpen. In: Johann F. Crome u. a. (Hrsg.), Mnemo-
synon Theodor Wiegand (München 1938) 74–86; Hans Zeiß, Die frühbyzantinische Fibel
von Mengen, Ldkr. Freiburg i. Br. Germania 23, 1939, 269–273; Joachim Werner, Hallaz-
gos de origen byzantino en España. Cuadernos de Historia Primitiva 3, 1948, 107–112;
Dezső Csallány, Les monuments de l’industrie byzantine de métaux I. Acta Antiqua Aca-
demiae Scientiarum Hungaricae 2, 1954, 340 ff.; Joachim Werner, Zwei gegossene kopti-
sche Bronzeflaschen aus Salona. Zbornik Radova Posvećenik Michael Abramiću 1. Vjes-
nik za Arheologiju i Historiju Dalmatinsku 56/59, 1954/57, 115–128; ders., Byzantinische
Gürtelschnallen des 6. und 7. Jahrhunderts aus der Sammlung Diergardt. Kölner Jahrbuch
für Vor- und Frühgeschichte 1, 1955, 36–48; Dezső Csallány, Byzantinische Schnallen
und Gürtelbeschläge mit Maskenmuster. Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungari-
cae 10, 1962, 55–77; Syna Uenze, Die Schnallen mit Riemenschlaufe aus dem 6. und
7. Jahrhundert. Bayerische Vorgeschichtsblätter 31, 1966, 142–181; Gerhard Fingerlin,
Eine Schnalle mediterraner Form aus dem Reihengräberfeld Güttingen, Ldkrs. Konstanz.
Badische Fundberichte 23, 1967, 159–184; ders., Imitationsformen byzantinischer Körb-
chen-Ohrringe nördlich der Alpen. Fundberichte aus Baden-Württemberg 1, 1974,
597–627.
370 Jörg Drauschke
daher auf die Frage gerichtet, welche Formen überhaupt verlässlich aus dem
Mittelmeerraum und – wenn möglich – aus welchen Regionen dort herge-
leitet werden können.
Gleichsam als Vorbemerkung wird diskutiert, ob der Begriff „byzanti-
nisch“ nicht einer stärkeren inhaltlichen Definition bedarf und alternative
Benennungen für eine Reihe der bekannten Materialgattungen nicht sinn-
voller wären. Diese Frage stellt sich zwangsläufig nach einer kritischen Sich-
tung der möglichen Herkunftsregionen. An das Resumé des Formenspek-
trums schließen sich Bemerkungen zu den Wegen und Formen an, die die
Überführung der Objekte nach Nordwesteuropa betreffen. Der häufige Ge-
brauch der Bezeichnungen „Import“ und „Fernhandelsgüter“ in Bezug auf
mediterrane Funde zeigt, dass hauptsächlich handelstechnische Modalitä-
ten für deren Transport in den Westen und Norden verantwortlich gemacht
werden. Dies ist anhand der zur Verfügung stehenden schriftlichen wie ar-
chäologischen Quellen zu überprüfen.
Während der Merowingerzeit sind vielfältige von Byzanz ausgehende
Einflüsse auf verschiedenen Ebenen belegbar, welche den Hintergrund für
jeden nachweisbaren Kontakt liefern. Die Vorbildfunktion des kaiserlichen
Hofes in Konstantinopel und des gesamten staatlichen Hofzeremoniells
für die barbarischen Königreiche steht außer Zweifel. Durch deren Imita-
tion sollte der Herrschaftsanspruch legitimiert werden.7 Dieser ideologisch
motivierte Vorgang lässt sich als imitatio imperii im geistig-ideellen Bereich
bezeichnen.8 Eine imitatio im profaneren Kontext, die auch in der materiel-
len Kultur fassbar ist, hat erst jüngst H. Schach-Dörges im Zusammenhang
mit gedrechselten Liegemöbeln in Gräbern des 6. Jahrhunderts nachweisen
können.9 Auf dieser Ebene bewegt sich auch die von H. Vierck und
M. Schulze-Dörrlamm herausgearbeitete Aneignung mediterran-byzantini-
10 Hayo Vierck, Werke des Eligius. In: Georg Kossack/Günter Ulbert (Hrsg.), Studien zur vor-
und frühgeschichtlichen Archäologie. Festschrift J. Werner. Münchner Beiträge zur Vor- und
Frühgeschichte, Ergänzungsband 1,II (München 1974) 309–380; Mechthild Schulze, Ein-
flüsse byzantinischer Prunkgewänder auf die fränkische Frauentracht. Archäologisches Kor-
respondenzblatt 6, 1976, 149–161; Hayo Vierck, La „Chemise de Sainte Bathilde“ à Chelles
et l’influence byzantine sur l’art de cour Mérovingien au VIIe siècle. In: Centenaire de
l’Abbé Cochet (Rouen 1978) 521–570 bes. 522ff.; ders., Imitatio imperii und interpretatio Ger-
manica vor der Wikingerzeit. In: Rudolf Zeitler (Hrsg.), Les pays du nord et Byzance (Scan-
dinavie et Byzance). Figura N. S. 19 (Uppsala 1981) 64–113 bes. 90ff.
11 Max Martin, Tradition und Wandel der fibelgeschmückten frühmittelalterlichen Frauen-
kleidung. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 38, 1991,
629–680 bes. 649.
12 Mechthild Schulze-Dörrlamm, Byzantinische Knebelverschlüsse des frühen Mittelalters.
Germania 80, 2002, 571–594 bes. 585f.; dies., Gleicharmige Bügelfibeln der Zeit um 600 aus
dem byzantinischen Reich. Archäologisches Korrespondenzblatt 33, 2003, 437–444 bes. 440.
13 Adriaan Verhulst, Der Handel im Merowingerreich: Gesamtdarstellung nach schriftlichen
Quellen. Antikvarisk Arkiv 39 = Early Medieval Studies 2, 1970, 2–54, hier 24; Dagmar
Schwärzel, Handel und Verkehr des Merowingerreiches nach den schriftlichen Quellen.
Kleine Schriften aus dem Vorgeschichtlichen Seminar Marburg 14 (Marburg 1983) 2–6;
Dietrich Claude, Der Handel im westlichen Mittelmeer während des Frühmittelalters.
Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel-
und Nordeuropa II. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften Göttingen, phil.-
hist. Kl., 3. Folge 144 (Göttingen 1985) 83–95.
14 Helmut Roth, Handel und Gewerbe vom 6. bis 8. Jh. östlich des Rheins. Vierteljahrschrift
für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 58, 1971, 323–358, hier 356; Pause, Orient (Anm. 1)
48–49. – Karl Hans Wedepohl, Mittelalterliches Glas in Mitteleuropa. Zusammensetzung,
Herstellung, Rohstoffe. Nachrichten der Akademie der Wissenschaften Göttingen II. Ma-
thematisch-Physikalische Klasse, 1998,1 (Göttingen 1998) 10–13; 34 f.
372 Jörg Drauschke
Wie in den folgenden Ausführungen deutlich werden wird, sind vom aus-
gehenden 5. Jahrhundert bis in die Zeit um 700 Beziehungen zwischen
dem byzantinisch beherrschten östlichen Mittelmeerraum und Nordwest-
europa stärker über Objekte fassbar, die man kaum unter dem Begriff
„byzantinisch“ subsumieren kann, weswegen „orientalisch“ als Sammel-
bezeichnung gewählt wurde.15 Außerdem lagen die Produktionsstätten
einiger ganz typischer „byzantinischer“ Artefakte während des hier betrach-
teten Zeitraums mit hoher Wahrscheinlichkeit im westmediterran-itali-
schen Raum oder dem nordwestlichen Balkangebiet. Zu dieser Gruppe
zählen einige frühmerowingerzeitliche Schnallen sowie Spangenhelme, die
meisten Silberlöffel, alle Körbchenohrringe und Stengelgläser, einige
Schnallentypen des 6. und 7. Jahrhunderts sowie diverse Gewichte und eine
Anzahl von byzantinischen Münzen, vielleicht auch einige Prunkspathen.
Bei den Fibeln handelt es sich im Kern höchstwahrscheinlich um ostmedi-
terrane Objekte, die aber erst sekundär als Gewandschließen verwendet
wurden. Daneben lassen sich einige Objektgruppen – zum Beispiel im Be-
reich der Gürtelschnallen – anführen, die häufig als „byzantinisch“ einge-
stuft werden, bei denen es sich jedoch letztendlich um lokale Produkte
handelt, die mediterrane Elemente aufnehmen.
Um den recht unterschiedlichen Bezügen der einzelnen Objektgruppen
gerecht zu werden, ist eine stärkere begriffliche Differenzierung mediterra-
ner Erzeugnisse hilfreich. Allzuoft wird mit dem zentralen Begriff „byzan-
tinisch“ in erster Linie der Kernraum des Reiches im Osten und die Haupt-
stadt Konstantinopel selbst verbunden – eine Herkunftsbezeichnung, die
für viele der hier besprochenen Materialgruppen nicht zutreffend ist und
den Blick auf die wahren Bezugssysteme verstellt, auch wenn damit die sti-
listisch-typologischen Beziehungen der einzelnen Artefakte korrekt ange-
geben sind.
15 Roth, Handel (Anm. 14) 350; Jörg Drauschke, Zwischen Handel und Geschenk. Studien
zur Distribution von Waren im östlichen Merowingerreich des 6. und 7. Jahrhunderts an-
hand orientalischer und lokaler Produkte, phil. Diss. (Freiburg 2005).
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 373
In: ders. (Hrsg.), The Oxford history of Byzantium (Oxford 2002) 3f. (am Beispiel des Jus-
tiniansmosaiks von San Vitale, Ravenna); 13 ff. (zum Wesen der byzantinischen Kultur). –
Teilweise wird der Begriff „byzantinisch“ auch nur auf das Kunstschaffen des östlichen
Mittelmeerraumes bezogen.
21 Zum Beispiel in Bezug auf die Gürtelschnallen; vgl. den Katalog von Mechthild Schulze-
Dörrlamm, Byzantinische Gürtelschnallen und Gürtelbeschläge im Römisch-Germani-
schen Zentralmuseum I. Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 30,I (Mainz
2002). – Die Verbreitung als Kriterium betonen auch Michel Kazanski u.a., Byzance et les
royaumes barbares d’Occident au début de l’époque mérovingienne. In: Jaroslav Tejral
(Hrsg.), Probleme der frühen Merowingerzeit im Mitteldonauraum. Spisy Archeologického
Ústavu AV CR Brno 19 (Brno 2002) 159–193, hier 159, die den Begriff „byzantinisch“ nur
für Objekte gelten lassen, die über Parallelfunde im Mittelmeerraum nachgewiesen sind.
22 Falko Daim, „Byzantinische“ Gürtelgarnituren des 8. Jahrhunderts. In: ders., Awaren
(Anm. 1) 77–204, hier 81.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 375
Anführer. Dies soll ein 476/477 durch die Vermittlung von Odoaker zwi-
schen Childerich und dem byzantinischen Kaiser geschlossener Vertrag er-
möglicht haben. Er leitete gleichzeitig einen Zustrom mediterraner Güter
nach Mitteleuropa ein, den es vorher nicht gegeben hatte, da bislang nur Ver-
träge mit Machthabern in Gallien geschlossen worden waren.32
Ein wichtiger Aspekt hinsichtlich der Herkunft der Prunkspathen war ihre
Vergesellschaftung mit mediterranen Schnallen. Die Literatur gerade zur Mate-
rialgattung der frühmerowingerzeitlichen Gürtelschnallen und -beschläge
mediterraner Herkunft ist in den letzten Jahren enorm angewachsen.33
Durch die Vorlage der Sammlung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums
in Mainz durch M. Schulze-Dörrlamm erfuhren sie darüber hinaus eine neue
typologische Klassifikation.34 Somit sind wir über das Spektrum mediterra-
ner Schnallen von der zweiten Hälfte des 5. bis zur ersten Hälfte des 6. Jahr-
hunderts mittlerweile sehr gut unterrrichtet; Vergleich und Einordnung der
nördlich der Alpen gefundenen Exemplare ist weitestgehend möglich. Es
handelt sich in erster Linie um Schnallen aus Gold oder vergoldeter Bronze
mit cloisonnierten, rechteckigen, D- oder nierenförmigen Beschlägen,
Schnallen aus Meerschaum bzw. Magnesit, Kristallschnallen (Abb. 2) und
herzförmige Schnallen sowie wenige andere Sonderformen.35
Abb. 2. Verbreitung der Kristallschnallen (nach Quast, Kontakte [Anm. 1] 436 Abb. 4)
Abb. 3. Grab 7 von Aldingen mit schmalem Langsax (nach Schach-Dörges, Aldingen
[Anm. 36] 96f. Abb. 35 f.). – M 1:3, außer * M. 1:1 bzw. 1:4
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 381
zung wäre, dass der schmale Langsax Eingang in die Bewaffnung des byzan-
tinischen Heeres gefunden hat.37
Stammen die bislang besprochenen Funde fast ausschließlich aus reich
ausgestatteten Männergräbern, so sind byzantinische Silberlöffel (cochlearia)
auch in Frauengräbern zu finden. Ihre Erforschung wurde fast vollständig
von der Frage bestimmt, ob sie eine Funktion innerhalb des christlichen
Kultes erfüllten und somit über das Glaubensbekenntnis der Toten, zu
deren Ausstattung ein solcher Löffel gehörte, Aussagen treffen können.
Während in der älteren Forschung eine christliche und/oder liturgische
Interpretation der Löffel dominierte38, wird in den jüngeren Studien für die
nördlich der Alpen gefundenen Exemplare eine profane Deutung favori-
siert39. Die Silberlöffel der nördlich und westlich der Alpen gefundenen
Typen – es handelt sich bei den Exemplaren im Westen hauptsächlich um
die Formgruppen Isola Rizza, Desana, Barbing-Irlmauth und Lampsakos C
(Abb. 4) nach S. Hauser40 – stammen, soweit ein Fundkontext überliefert
37 Dieter Quast, Auf der Suche nach fremden Männern. Die Herleitung schmaler Langsaxe
vor dem Hintergrund der alamannisch-donauländischen Kontakte der zweiten Hälfte des
5. Jahrhunderts. In: Thomas Fischer u. a. (Hrsg.), Germanen beiderseits des spätantiken
Limes. Spisy Archeologického Ústavu AV CR Brno 14 (Köln 1999) 115–128. – Zur Verbrei-
tung siehe auch: Ursula Koch, Das alamannisch-fränkische Gräberfeld bei Pleidelsheim.
Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 60 (Stutt-
gart 2001) 279; Abb. 113 mit Liste 31.
38 Ernst Kitzinger, The Sutton Hoo ship-burial. The silver. Antiquity 14, 53, 1940, 40–63,
hier 59ff.; Hermann Dannheimer, Silberlöffel aus Reihengräbern. Bayerische Vorge-
schichtsblätter 30, 1965, 278; Harald v. Petrikovits, Frühchristliche Silberlöffel. In: Co-
rolla memoriae Erich Swoboda dedicata. Römische Forschungen in Niederösterreich 5
(Graz, Köln 1966) 173–182; Vladimir Milojčić, Zu den spätkaiserzeitlichen und merowin-
gischen Silberlöffeln. Mit einem Beitrag von Hermann Vetters. Bericht der Römisch-Ger-
manischen Kommission 49, 1968, 111–152 bes. 122 f.
39 Horst Wolfgang Böhme, Löffelbeigabe in spätrömischen Gräbern nördlich der Alpen. Jahr-
buch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 17, 1970, 172–200 bes. 189f.;
Bierbrauer, Grab- und Schatzfunde (Anm. 33) 184ff.; Max Martin, Esslöffel/Weinsiebchen
und Toilettgerät. In: Herbert A. Cahn/Annemarie Kaufmann-Heinimann (Hrsg.), Der spät-
römische Silberschatz von Kaiseraugst. Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte 9
(Derendingen 1984) 55–132 bes. 92; Stefan R. Hauser, Spätantike und frühbyzantinische Sil-
berlöffel. Jahrbuch für Antike und Christentum, Ergänzungsband 19 (Münster 1992) 82ff.
40 Hauser, Silberlöffel (Anm. 39). Der Fundliste sind mittlerweile hinzuzufügen: Grab 268
aus Eltville a. Rhein, Erbacher Straße, Rheingau-Taunus-Kreis, Gruppe „Desana“ 2.1 (ca.
470/480–510/520); Markus C. Blaich, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Eltville,
Rheingau-Taunus-Kreis. Fundberichte aus Hessen, Beiheft 2 = Hessische Forschungen zur
geschichtlichen Landes- und Volkskunde 44 (Kassel, Wiesbaden 2006) 452 Taf. 117,1.
– Frauengrab 180 aus Hechtsheim, Stadt Mainz, Gruppe „Lampsakos C“ mit Mono-
gramm IOHANNIS (erstes Drittel des 6. Jahrhunderts); Wieczorek, Franken (Anm. 27)
1025 Abb. – Grab 33 aus Niedernai „Kirchbuehl“, Dép. Bas-Rhin, Vorform Gruppe „De-
sana“ aus dem 4. bis frühen 5. Jahrhundert (Grablege um 500); Marianne Zehnacker, Nie-
dernai. Une necropole du Ve et VIe siècle après J. C. Fouilles recentes 4. In: Bernadette
382 Jörg Drauschke
Abb. 4. Frühbyzantinische Silberlöffel. 1 Krefeld-Gellep Grab 1782 (Typ Isola Rizza); 2 Lau-
sanne, Bois de Vaux Frauengrab (Typ Desana); 3 Barbing-Irlmauth Grab 19 (Typ Barbing-Irl-
mauth); 4 Sutton Hoo, Schiffsgrab (Typ Lampsakos C Var. 1); 5 Erfurt-Gispersleben, Frauen-
grab (Typ Lampsakos C Var. 2). (1–3.5 nach Hauser, Silberlöffel [Anm. 39], Taf. 4a; 8a; 14a;
22c; 4 nach Kitzinger, Silver [Anm. 38] 55 Fig. 5)
ist, aus durchweg sehr reich ausgestatten Gräbern von Männern und
Frauen, die bis auf wenige Ausnahmen der Stufe AM I nach H. Ament an-
gehören.41 Aus dem Mittelmeerraum sind vor allem als Bestandteile von
Schatzfunden bzw. Kirchenschätzen bekannt.
Mit den folgenden Objektgruppen verlassen wir nun den engeren Rah-
men der frühesten Merowingerzeit, da sie – besonders auch außerhalb des
Reihengräberkreises – durchaus in jüngeren Fundkontexten zutage kamen.
Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Spangenhelme vom Typ Balden-
heim, die gelegentlich mit den bereits vorgestellten Prunkschwertern und
Gürtelschnallen sowie anderen mediterranen Gegenständen in denselben
Gräbern vergesellschaftet sind.42 Die Forschungsgeschichte dieser Helme
ist – ähnlich wie die der Childerichwaffen – durch unterschiedlichste
Herkunftszuweisungen gekennzeichnet: vorderasiatische, „koptische“, ita-
lisch-ostgotische und rein fränkische Zuweisungen dominierten die Dis-
kussion43, bis J. Werner die bekannten Exemplare angesichts von Neufun-
den aus den Zerstörungsschichten frühbyzantinischer Städte auf dem
Balkan als byzantinische Offiziershelme ansprach und für die Mehrzahl
eine Herstellung im östlichen Byzantinischen Reich, vielleicht sogar in
zentralen fabricae der Hauptstadt, favorisierte44. D. Quast bestätigte wenig
später diesen Ansatz und kam aufgrund verschiedener Indizien zu dem
Schluss, dass alle Helme vom Typ Baldenheim aus oströmischen Werkstät-
ten stammen würden.45
Im archäologischen Befund aus naheliegenden Gründen sehr selten
sind Nachweise von exotischen Textilien. Für eine „byzantinische“ Herkunft
kommen insbesondere Seidenstoffe infrage. Da sich die Manufakturen im
Byzantinischen Reich jedoch hinsichtlich der Muster und Farben an sasa-
nidischen Webereien orientierten, ist es heute nur schwer möglich, die frü-
hen Produkte der beiden Reiche zu unterscheiden.46 Dabei ist anhand ver-
42 Helmgrab von Gültlingen (Schnalle, Spatha); Helmgrab von Entringen (Spatha); Helm-
grab von Planig (Spatha, Schwertanhänger aus Meerschaum, Seidentextilien [?], Solidus
Leon I. [Con.?]); Prunkgrab von Morken (Schwertanhänger aus Meerschaum, Seidentex-
tilien, Solidus Tiberios I. [Con.]); Krefeld-Gellep Grab 1782 (Silberlöffel). Weiterführende
Literatur bei: Quast, Gültlingen (Anm. 5) 131 f. Liste 2; Kurt Böhner, Die frühmittelalter-
lichen Spangenhelme und die nordischen Helme der Vendelzeit. Jahrbuch des Römisch-
Germanischen Zentralmuseums Mainz 41, 1994, 471–549. In Rechnung zu stellen ist die
geringe Zahl von Helmen, die aus geschlossenen Grabkontexten stammen.
43 Zur frühen Forschungsgeschichte siehe Quast, Gültlingen (Anm. 5) 30.
44 Werner, Spangenhelme (Anm. 1) 523 ff.
45 Quast, Gültlingen (Anm. 5) 36ff. So fanden sich die besten ornamentalen Entsprechun-
gen für die Verzierungen der Stirnbänder im östlichen Mittelmeerraum, und eine Analyse
der Merkmalskombinationen ließ keine weiteren Rückschlüsse auf geografisch abgrenz-
bare Gruppen zu.
46 Helmut Roth, Seidenstoffe des 4. bis 9. Jh. in Westeuropa. In: Geld aus China. Kunst
und Altertum am Rhein 108 (Köln, Bonn 1982) 110–115; Xinru Liu, Silk and religion.
An exploration of material life and the thought of people, AD 600–1200 (Delhi et al. 1996)
21.
384 Jörg Drauschke
47 Die Legende, nach der zwei Mönche die Seidenverarbeitung in China ergründeten und
Raupeneier des Maulbeerseidenspinners (bombyx mori) in den Westen schmuggelten,
ist anzuzweifeln, da die Seidentechnologie gemäß chinesischer Quellen gar kein Ge-
heimnis war; Liu, Silk (Anm. 46) 74 Anm. 1. Aufgrund der hohen Komplexität der Sei-
denproduktion ist ihre Anwendung quasi „über Nacht“ außerdem nahezu ausgeschlos-
sen. Schließlich liegen mittlerweile aus Syrien Nachweise von Seidenraupen vor, die
bereits in das 5. Jahrhundert gehören; Anna Muthesius, Essential processes, looms, and
technical aspects of the production of silk textiles. In: Laiou, History (Anm. 4) 147–168,
hier 150.
48 Ingo Stork, Lauchheim, Ostalbkreis 1994 – frühe Phasen des großen Gräberfelds der Me-
rowingerzeit. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1994, 212–216, hier
216; Johanna Banck-Burgess, An Webstuhl und Webrahmen. Alamannisches Textilhand-
werk. In: Die Alamannen (Stuttgart 1997) 371–378 bes. 375; 377; dies., Ein merowinger-
zeitlicher Baumsarg aus Lauchheim/Ostalbkreis – Zur Bergung und Dokumentation der
Textilfunde. In: Lise Bender Jørgensen (Hrsg.), Textiles in Europaean archaeology. 6th NE-
SAT Symposium Borås 1996. GOTARC Ser. A 1 (Göteborg 1998) 115–124; Ingo Stork,
Fürst und Bauer, Heide und Christ. 10 Jahre archäologische Forschungen in Lauchheim/
Ostalbkreis. Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 292 = Schriften des
Alamannenmuseums Ellwangen 1 (Ellwangen 2001) II. – Die Identifizierung von Seide im
Helmgrab von Planig (Gudula Zeller, Die fränkischen Altertümer des nördlichen Rhein-
hessen. Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit B 15 [Stuttgart 1992] 181 ff.)
bedarf einer Überprüfung mittels moderner Methoden.
49 Gräber 626, 752 und 789. Anke Burzler u. a., Das frühmittelalterliche Schleitheim. Sied-
lung, Gräberfeld und Kirche. Schaffhauser Archäologie 5 (Schaffhausen 2002) 175–176;
197; 205 Taf. 76; 93; 100. Zur Herkunft siehe Anm. 151.
50 Gerhard Fingerlin, Ein alamannischer Adelshof im Tal der Breg. Schriften des Vereins für
Geschichte und Naturgeschichte der Baar 44, 2001, 19–29, hier 26 Abb. 13; Alfried Wie-
czorek/Patrick Périn (Hrsg.), Das Gold der Barbarenfürsten. Publikationen des Reiss-Mu-
seums 3 (Stuttgart 2001) 170 Nr. 4.15 m. Abb.
51 Erwin M Ruprechtsberger (Hrsg.), Syrien. Von den Aposteln zu den Kalifen. Linzer Ar-
chäologische Forschungen 21 (Linz 1993) 399 Nr. 12 m. Abb.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 385
gleichbar sind auch die Exemplare aus Grab 259 von Djurso und aus
Grab 11 von Sopino im nördlichen Kaukasus.52
Schließlich müssen in diesem Zusammenhang auch die Fundmünzen des
Byzantinischen Reiches einbezogen werden. Betrachtet man die Anzahl
der Prägungen aus mediterranen Münzstätten in diachroner Perspektive,
wobei zur besseren Vergleichbarkeit der unterschiedlich langen Regierungs-
jahre und damit Prägezeiträume der Quotient Münzanzahl/Regierungs-
zeit und damit die durchschnittliche Anzahl von Fundmünzen pro Regie-
rungsjahr dargestellt ist (Abb. 5), so fällt der recht hohe Anteil von Gold-
münzen unter den Regierungszeiten Leons I. (457–474) und Zenons
(474–491) auf. Nach dem endgültigen Zusammenbruch des Weströmischen
Reiches nimmt der Zustrom von byzantinischen Goldmünzen stark ab, zu-
mal die ostgotenzeitliche Münzprägung Italiens hier nicht zur byzanti-
nischen Reichsprägung hinzugerechnet wird.53 Dagegen ist die unter Anas-
tasios I. wieder aufgenommene Prägung von Kupfermünzen deutlich
fassbar. Trotz der überlieferungsbedingten Unschärfen – ein Gutteil der
Münzen sind durch ihre Verwendung als Obolus oder in sekundärer Nut-
zung als Schmuck über die Grabfunde auf uns gekommen – sind somit die
allgemeinen Tendenzen byzantinischer Münzprägung am Befundbild ab-
lesbar.54
In Großbritannien ist eine erstaunliche, möglicherweise überlieferungs-
bedingte Zweiteilung hinsichtlich der mediterranen beziehungsweise by-
zantinischen Importe festzuhalten. Die frühen Einfuhrgüter der zweiten
Hälfte des 5. und beginnenden 6. Jahrhunderts bestehen fast ausschließlich
aus Keramik (Abb. 6). Dabei handelt es sich in erster Linie um Amphoren
der Typen LR1 und LR2 sowie um Sigillaten, hauptsächlich der Phocaean
Red Slip Ware (PRSW) und – weniger häufig – der African Red Slip Ware
(ARSW).55 Auf dem Festland streuen diese Warenarten mit nur wenigen
Nachweisen noch nördlich von Lyon.56
Zu den wenigen übrigen byzantinischen Funden dieser frühen Periode
auf den Britischen Inseln zählen außerdem Nachweise von mediterranen
Gürtelschnallen.57 Byzantinische Münzen bleiben selten, sogar im west-
357 (Oxford 2003) Taf. 81,4; 82,2–4 (Lyminge, Gräber 17, 32 und 36; Petersfinger, Grab 21;
Mill Hill, Grab 61; Abingdon, Grab 119).
58 Harris, Byzantium (Anm. 1) 152 ff.; 163 f.
59 Prittlewell Prince (Anm. 40); Rupert Bruce-Mitford, The Sutton Hoo Ship-Burial III,1,
hrsg. Angela Care Evans (London 1983) 125 ff.
60 Nach einer alternativen Lesart der Quelle, die einen Kontakt zwischen Childerich und
Odoaker belegen soll, könnte eher ein sächsischer Adliger namens Adovacrius gemeint
sein; Dieter Quast, Les Francs et l’Empire Byzantin. L’horizon des épées à poignée en or.
Les Dossiers de l’Archéologie 223, 1997, 56–63, hier 63 Anm. 3.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 389
schen Reiches der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Vorbilder dafür seien
zwar das Ansehen der donauländischen, barbarischen Könige und der
Prunk des byzantinischen Hofes, der Ursprung dieser speziellen Ausprä-
gung sei aber im westlichen Mittelmeeraum zu suchen, wo sich als Vorläu-
fer aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts die Funde aus Beja und Ca-
praia anführen ließen.61 Die Werkstätten im Westen dürfen sicherlich nicht
unterschätzt werden, doch lassen sich gerade an den Objekten des Childe-
richgrabes Elemente anführen, zum Beispiel die Verzierung mit Almandin-
rundeln, welche unter anderem auch in den Fundkomplexen von Apahida,
Olbia und Kerč zu finden sind, die eher für eine östliche Herkunft spre-
chen.62 Beim gegenwärtigen Bearbeitungsstand ist festzuhalten, dass eine
mediterrane Provenienz für einige Prunkspathen durchaus plausibel er-
scheint, eine Fertigung in Werkstätten der östlichen Reichshälfte jedoch
keinesfalls abgesichert ist.63
M. Kazanski lenkte die Aufmerksamkeit außerdem stärker auf eine
Gruppe von Schwertern, die im Westen aus Befunden der ersten Hälfte des
5. Jahrunderts bekannt geworden sind (Beja, Altlußheim) und deren
Hauptverbreitung im nordpontischen Raum liegt. Verbreitung und die De-
tails der polychrom verzierten Parierstangen der Schwerter sprechen für
eine Zuweisung an eine mediterrane oder auch pontische Werkstätte.64
Auch die schmalen Langsaxe sind stärker zu differenzieren. So stellt die
Waffe des Childerich den Typ eines klassischen Scramasax dar, der im 4.
und 5. Jahrhundert nach M. Kazanski u. a. außer in Mitteleuropa vor allem
im Transkaukasus und in Mittelasien vorkommt. Zu diesem Typ zählt auch
das Exemplar aus Sardis in Kleinasien, woraus auf einen Ursprung dieser
Waffe in Mittelasien und eine Vermittlung nach Westeuropa über das By-
zantinische Reich geschlossen werden kann. Davon zu unterscheiden sind
längere einschneidige Schwerter („Säbel“), die häufiger aus reiternomadi-
schen Grabkontexten der eurasischen Steppen bekannt geworden sind und
fertigt worden sein.69 M. Vogt hält sich dagegen bei Zuweisungen einzelner
Helme zu bestimmten Werkstätten bedeckt, lokalisiert deren Produktion
aber ebenfalls „sowohl in Italien als auch im byzantinischen Gebiet“.70
Die Frage nach den Werkstätten ist in Bezug auf die frühbyzantinischen
Silberlöffel eindeutiger zu beantworten. Neben wenigen spätantiken Alt-
stücken, deren Herstellung auch in einer provinzialen Manufaktur gesche-
hen sein kann, und Exemplaren unklarer Herkunft dürften gemäß der sorg-
fältigen Analyse durch St. Hauser fast alle nördlich und westlich der Alpen
gefundenen cochlearia italischen oder westbalkanischen Ursprungs sein
(Abb. 8); lediglich die Vertreter aus dem Schiffsgrab von Sutton Hoo stam-
men wohl aus Werkstätten im östlichen Mittelmeerraum.71
Fasst man die Beobachtungen am Material zusammen, so ist zunächst
die Zahl der tatsächlich im mediterranen Bereich gefertigten und in den
Norden und Westen vermittelten Objekte erheblich kleiner, als es auf den
ersten Blick erscheinen mag. Außerdem stammt, dem gegenwärtigen For-
schungsstand folgend, von den verbleibenden mittelmeerischen Objekten
wiederum ein Gutteil aus dem westmediterranen, d. h. italischen und/oder
westbalkanischen Gebiet. Eine Annahme direkter Kontakte der germani-
schen Anführer im Westen mit dem Kaiserhof in Konstantinopel erhält
durch die archäologische Befundlage somit wenig Unterstützung und ist
auch anhand der Schriftquellen nicht erkennbar.72 Letztendlich sind derar-
tige Beziehungen aber keine zwingende Voraussetzung für den Fundnieder-
69 Frauke Stein, Die Spangenhelme von Pfeffingen und Gammertingen. Überlegungen zur
Bestimmung ihrer Herstellungsräume. Acta Praehistorica et Archaeologica 35, 2003,
41–61 bes. 45 ff.; wiederholt in dies., Der Helm von Steinbrunn – ein ostgotisches Ehren-
geschenk? In: Walter Pohl/Peter Erhart (Hrsg.), Die Langobarden. Herrschaft und Identi-
tät. Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 9 = Österreichische Akademie der Wis-
senschaften, phil.-hist. Kl., Denkschriften 329 (Wien 2005) 225–246 bes. 230 ff.
70 Mahand Vogt, Die frühmittelalterlichen Spangenhelme. Ein Überblick zu archäologi-
schen, kunsthistorischen und herstellungstechnischen Problemen. Acta Praehistorica et
Archaeologica 35, 2003, 9–29 bes. 25; aktualisierter Katalog ebd. 26 ff. – Siehe auch Quast,
Kontakte (Anm. 1) 446 Liste 4 (Ergänzungen) u. Abb. 7. – Zu ergänzen ist nun das Frag-
ment eines Stirnbandes aus Nordwestbulgarien (aus Privatsammlung); N. Markov, A de-
corative fragment from a late antique helmet from northwestern Bulgaria. Arheologija
(Sofija) 43, 2002, 42–47 Abb. 1. – Aus Caričin Grad (Serbien) liegen mittlerweile über ein
Dutzend Fragmente vor; Bernard Bavant/Vujadin Ivanišević, Caričin Grad (Yougoslavie).
La campagne de fouille de 2002. Mélanges de l’École Français de Rome 114,2, 2002,
1095–1102, hier 1100 mit Abb. 6; dies., Caričin Grad (Yougoslavie). La campagne de
fouille de 2002. Ebd. 115,2, 2003, 1021–1027, hier 1025.
71 Vgl. die Ausführungen zu den verschiedenen Typen bei Hauser, Silberlöffel (Anm. 39).
72 Zu den diplomatischen Kontakten zwischen den merowingischen Königshäusern und
dem byzantinischen Hof: Gunther Wolf, Fränkisch-byzantinische Gesandtschaften vom
5. bis 8. Jahrhundert und die Rolle des Papsttums im 8. Jahrhundert. Archiv für Diploma-
tik 37, 1991, 1–13.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 393
Abb. 8. Verteilung der um 500 im Westen verbreiteten Silberlöffel (Typen vgl. Abb. 4) itali-
scher oder westbalkanischer (x), unklarer () und ostmediterraner (y) Herkunft, () spät-
antike Altstücke (zusammengestellt nach Hauser, Silberlöffel [Anm. 39] 145 f. Verbreitungs-
karte 2 f. mit Ergänzungen)
Gegen Ende der frühesten Merowingerzeit (ca. 510/30) verändert sich das
Spektrum „byzantinischer“ Funde ganz erheblich. Zu den zahlenmäßig
weiterhin gut vertretenen Objektgruppen zählen die byzantinischen Münzen
(Abb. 5), deren Menge allerdings ab einem absoluten Höhepunkt unter
Justinian I. – besonders ablesbar an den Siliquen italischer Prägestätten, die
394 Jörg Drauschke
73 Eine Aufschlüsselung der exakten Prägezeiträume der Münzen macht deutlich, dass ge-
rade im 7. Jahrhundert deutliche Lücken in der Münzüberlieferung existieren, wobei der
Hiatus innerhalb der Herakleischen Prägungen ab ca. 626/630 besonders stark ausgeprägt
ist. Eine überzeugende Deutung dieses Befundes, der nicht durch die nachlassende Münz-
beigabensitte und nur annähernd durch die großflächige Schließung der Prägestätten im
östlichen Mittelmeerraum zu erklären ist, steht noch aus; Drauschke, Handel (Anm. 15)
117. – Ähnlich ist die Befundlage bei den Awaren: Somogyi, Fundmünzen (Anm. 1).
74 Form A mit Mittelrippe, Form B ohne Mittelrippe, Form C mit (meist) durchbrochenem
Beschlag und mediterranen Tiermotiven und Schnallen mit durchbrochenem Beschlag
der Formen D („Maastricht“) und E („Krainburg/Mindelheim“); Fingerlin, Schnalle
(Anm. 6) 176–182 Fundlisten A bis E, Taf. 67–71.
75 Schnalle der Form E (Krainburg) aus Badis (Marokko). Jean Boube, Eléments de ceintu-
ron wisigothiques et byzantins trouvés au Maroc. Bulletin d’Archéologie Marocaine 15,
1983/84, 281–296, hier 284–288, Taf. I,1–2; Ellen Riemer, Byzantinische Gürtelschnallen
aus der Sammlung Diergardt im Römisch-Germanischen Museum Köln. Kölner Jahrbuch
für Vor- und Frühgeschichte 28, 1995, 777–809, hier 791 f.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 395
Pécs-Gyárváros und Keszthely93 an die Seite zu stellen ist. Zum recht hete-
rogenen Typ Pécs94 gehören die bronzene Gürtelschnalle mit festem,
durchbrochenem und profiliertem Beschlag aus Grab 151 von Linz-Ziz-
lau95 (Abb. 9,1) und eine Schnalle aus Salzburg-Liefering96. Wegen des
Durchbruchsmusters und der halbplastischen Rippen ist auch eine Bronze-
schnalle mit festem Beschlag aus Grab 35 von Feldkirchen97 (Abb. 9,2) eng
an den Typ Pécs anzuschließen.98 Die Schnalle aus Grab 1 von Feldkir-
chen99 kann ebenfalls eher mit pannonischen Typen verbunden werden,
wenn es sich nicht gar um eine lokale Eigenschöpfung handelt. Eng ver-
wandt mit dem Stück aus Grab 35 ist die Schnalle aus Grab 91 von Weih-
mörting (Abb. 9,4).100
Die besten Entsprechungen für die Bronzeschnalle mit festem, durch-
brochenem Beschlag aus Grab 178 von Salzburghofen101 (Abb. 9,3) liegen
meines Erachtens aus dem Bereich des Typs Nagyharsány vor, zum Beispiel
aus Kruje102 oder Gyód103. Eine im Umriss und Durchbruchsmuster sehr
ähnliche Schnalle stammt als Neufund aus Grab 205 von Straubing-
Alburg.104 Insgesamt scheinen sich somit pannonische Schnallen stärker in
der südöstlichsten Region des Merowingerreiches zu konzentrieren, was
angesichts der Nähe zum Herstellungsgebiet nicht verwunderlich ist.
Verwiesen sei nicht zuletzt auf die vielfältigen Imitationsformen aus
dem Raum nördlich der Alpen. Dazu zählen zum Beispiel die von ihren
Vorbildern (Syrakus/D12) ornamental stark abweichenden Exemplare von
105 Zeller, Rheinhessen (Anm. 48) Taf. 69,5; Hermann Dannheimer, Das baiuwarische Rei-
hengräberfeld von Aubing, Stadt München. Monographien der Prähistorischen Staats-
sammlung München 1 (Stuttgart 1998) 102 Taf. 19B,6.
106 Uenze, Schnallen (Anm. 6) 166 Abb. 14; Schulze-Dörrlamm, Gürtelschnallen (Anm. 21)
219–224.
107 Christiane Neuffer-Müller, Der alamannische Adelsbestattungsplatz und die Reihengrä-
berfriedhöfe von Kirchheim am Ries (Ostalbkreis). Forschungen und Berichte zur Vor-
und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 15 (Stuttgart 1983) 156 Taf. 41.
108 Manfred Nawroth, Das Gräberfeld von Pfahlheim und das Reitzubehör der Merowinger-
zeit. Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 19
(Nürnberg 2001) 234–235 Taf. 5,27.
109 Singen, Bahnhofsvorplatz, Gräber 22 und 75a. Für den Hinweis auf diese Schnallen und
für das zur Verfügung gestellte Bildmaterial sei Prof. Dr. G. Fingerlin herzlich gedankt.
110 Werner, Gürtelschnallen (Anm. 6) 37; Riemer, Gürtelschnallen (Anm. 75) 781–784
Abb. 19–21; Schulze-Dörrlamm, Gürtelschnallen (Anm. 21) 164–166 Nr. 134–137.
111 Joachim Werner, Die Ausgrabungen in St. Ulrich und Afra in Augsburg 1961–1968.
Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 23 (München 1977) 173–180 Abb. 13–15.
112 Nawroth, Pfahlheim (Anm. 108) 234–235 Taf. 5,26.
113 Neuffer-Müller, Kirchheim (Anm. 107) 122–123 Taf. 2B; 140,1.
114 Zum Grab: Ingo Stork, Zum Fortgang der Untersuchungen im frühmittelalterlichen Grä-
berfeld, Adelshof und Hofgrablege bei Lauchheim, Ostalbkreis. Archäologische Ausgra-
bungen in Baden-Württemberg 1992, 231–239, hier 235–236 Abb. 167; ders., Zeugnisse
des Christentums in Fürstengräbern aus Lauchheim. Archäologie in Deutschland 1993,4,
28–30; ders., Fürst (Anm. 48) 21; 28; 55 Abb. 16; 28; 62–63.
115 Riemer, Gürtelschnallen (Anm. 75) 783.
116 Beate Leinthaler, Eine ländliche Siedlung des frühen Mittelalters bei Schnaitheim, Lkr.
Heidenheim. Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg 70 (Stuttgart 2003)
30–37; 41–43 Abb. 26, Taf. 5,7x; 9A,3; 41.
400 Jörg Drauschke
Abb. 10,1 Goldschnalle aus dem Schatzfund von Mytilene (Lesbos) (Greek Jewellery. From
the Benaki Museum Collections [Athens 1999] 290 Fig. 207); 2 Bronzeschnalle aus Pécs,
Grab 7 (Garam, Funde [Anm. 1] Taf. 64,6); 3 Bronzeschnalle aus Aubing, Stadt München,
Grab 657 (Dannheimer, Aubing [Anm. 105] Taf. 67,I5). – M. 1:1
127 Grundlegend: Joachim Werner, Nomadische Gürtel bei Persern, Byzantinern und Lango-
barden. In: Enrico Cerulli u. a. (Hrsg.), La Civiltà dei Longobardi in Europa. Problemi at-
tuali di Scienza e di Cultura 189 (Roma 1974) 109–139. – Jüngste Arbeiten dazu: Csanád
Bálint, Byzantinisches zur Herkunftsfrage des vielteiligen Gürtels. In: ders. (Hrsg.), Kon-
takte zwischen Iran, Byzanz und der Steppe im 6.–7. Jahrhundert. Varia Archaeologica
Hungarica 10 (Budapest, Napoli, Roma 2000) 99–162; Michael Schmauder, Vielteilige
Gürtelgarnituren des 6.–7. Jahrhunderts: Herkunft, Aufkommen und Trägerkreis. In:
Daim, Awaren (Anm. 1) 15–44.
402 Jörg Drauschke
128 Grab 97 von Linz-Zizlau (Ladenbauer-Orel, Linz-Zizlau [Anm. 95] Taf. 9; 46 unten);
Grab 9 von Herrsching a. Ammersee (Anke Burzler, Bemerkungen zur vielteiligen Gürtel-
garnitur aus Grab 9 von Herrsching a. Ammersee. Bericht der Bayerischen Bodendenk-
malpflege 32/33, 1991/92, 69–78); Grab 450 von Lauchheim „Wasserfurche“ (Stork, Fürst
[Anm. 48] 8–19 Abb. 13).
129 Grundlegend immer noch: Fingerlin, Imitationsformen (Anm. 6). – Ergänzend: Ellen Rie-
mer, Byzantinische Körbchen- und Halbmondohrringe im Römisch-Germanischen Mu-
seum Köln (Sammlung Diergardt). Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 25, 1992,
121–136. – Zusammenstellung der „byzantinischen“ Körbchenohrringe im östlichen Me-
rowingerreich: Drauschke, Handel (Anm. 15) 170 ff. u. Liste 13, Taf. 11 f. Zu ergänzen mitt-
lerweile: Körbchenohrringpaar aus Grab 31 von Bruckmühl, Kr. Rosenheim. Martin
Pietsch, Reiche Gräber des 7. Jahrhunderts n. Chr. aus Bruckmühl. Das archäologische
Jahr in Bayern 2003, 104–106 Abb. 120.
130 Paar aus Grab 79 von Feldkirchen (Knöchlein, Rupertiwinkel [Anm. 97] 176 Taf.
38F,3–4). – Paar aus Grab 83 von Linz-Zizlau (Ladenbauer-Orel, Linz-Zizlau [Anm. 95]
46–47 Taf. 7,9; 22; 44). – Paar aus Grab 99 von Petting mit einem mediterranen Original
und einer Kopie (Dorit Reimann, Byzantinisches aus dem Rupertiwinkel – zum Ohrring-
paar von Petting. Das Archäologische Jahr in Bayern 1991, 143–145 Abb. 113; dies., By-
zantinisches aus dem Rupertiwinkel – zum Ohrringpaar von Petting, Ldkr. Traunstein,
Oberbayern. Archäologie in Deutschland 1992,3, 41 f. m. Abb.). – Paar aus Grab 11 von
Steinhöring (Susanne Arnold, Das bajuwarische Reihengräberfeld von Steinhöring, Land-
kreis Ebersberg. Charybdis 5 [Hamburg 1992] 154 f. Abb. 1; Taf. 4,2–3).
131 Italien: Elisa Possenti, Gli orecchini a cestello altomedievali in Italia. Ricerche Archeolo-
gia Altomedievale e Medievale 21 (Firenze 1994); Ellen Riemer, Romanische Grabfunde
des 5.–8. Jahrhunderts in Italien. Internationale Archäologie 57 (Rahden/Westf. 2000)
45 ff. – Ehemaliges Jugoslawien: Jože Kastelič, Les boucles d’oreilles à corbeille en Slove-
nie. Archaeologia Iugoslavica 2, 1956, 119–129; Zdenko Vinski, Körbchenohrringe aus
Kroatien. In: Josef Haekel u. a. (Hrsg.), Die Wiener Schule der Völkerkunde. Festschrift
des Instituts für Völkerkunde Wien 1929–1954 (Horn, Wien 1956) 564–568; Ursula Ibler,
Studien zum Kontinuitätsproblem am Übergang von der Antike zum Mittelalter in Nord-
und Westjugoslawien, phil. Diss. (Bonn [1990] 1991) 44 ff., bes. 50. – Karpatenbecken: Ga-
ram, Funde (Anm. 1) 15–18 Taf. 1–2.
132 Ratiaria (Bulgarien): Riemer, Grabfunde (Anm. 131) 61 Abb. 9c.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 403
jünger zu sein als die aus drei, meist durchbrochen gearbeiteten, halbkuge-
ligen Schalen/Körbchen bestehenden Ohrringe135.
Halbmondförmige Ohrringe sind dagegen in einiger Zahl auch aus dem
östlichen Mittelmeerraum bekannt,136 allerdings lassen sich nicht für alle
Exemplare aus dem Raum nördlich der Alpen Parallelen namhaft machen;
eine mediterrane Herstellung ist gerade für die Ohrringe aus Feldkirchen
und Linz-Zizlau nicht zwingend.
Fibeln original byzantinischer Provenienz sind im Prinzip im Nordwe-
sten unbekannt (zu den gleicharmigen Bügelfibeln siehe oben). Unter den
wenigen Exemplaren, die im Kern aus dem Mittelmeerraum stammen, be-
finden sich die „Cäsarenscheibe“ und die „Reiterfibel“ aus Grab 38 von
Güttingen sowie die quadratische Edelsteinfibel aus Grab 403 von Men-
gen.137 Sie sind (vielleicht nördlich der Alpen) erst zu Gewandschließen
umgearbeitet worden. Ganz vereinzelt steht schließlich das silberne Pekto-
ralkreuz aus Grab 15 von Friedberg138 aus dem dritten Viertel des 7. Jahrhun-
derts, das in zahlreichen, aus dem Mittelmeerraum bekannten Stücken des
6. bis frühen 7. Jahrhunderts139 Parallelen besitzt. Die übrigen, recht einfach
135 Kleinasien (?): Elizabeth Hoogendijk, Byzantine earrings from the Collection of the Rijks-
museum van Oudheiden in Leiden. Oudheidkunde Mededelingen 1994, 139–151, hier
141 f. Abb. 3. Weitere Ohrringe aus Sammlungen (Museum Kairo: Émile Vernier, Bijoux et
orfèvreries. Catalogue général des antiquités Égyptiennes du Musée du Caire 38 [Leipzig
1907 ff.] 173 Nr. 52532, Taf. 34. – Benaki Museum Athen: Segall, Katalog [Anm. 134] 153
Nr. 237; 160 Nr. 252, Taf. 50. – British Museum London: Aimilia Yeroulanou, Diatrita.
Gold pierced-work jewellery from the 3rd to the 7th century [Athen 1999] 278 Nr. 464 m.
Abb.).
136 Zusammenfassend: Isabella Baldini, Gli orecchini a corpo semilunato. Classificazione ti-
pologica. Corso di Cultura sull’Arte Ravennate e Bizantina 18, 1991, 67–101; Isabella Bal-
dini Lippolis, L’oreficeria nell’Impero di Constantinopoli tra IV e VII secolo. Bibliotheca
Archaeologica 7 (Bari 1999) 103 ff. Nr. 2.II.7 ff. m. Abb.; Yeroulanou, Diatrita (Anm. 135)
279 ff. Nr. 475 ff. m. Abb.; Riemer, Grabfunde (Anm. 131) 67, Liste 1.
137 Gerhard Fingerlin, Grab einer adligen Frau aus Güttingen (Ldkrs. Konstanz). Badische
Fundberichte, Sonderheft 4 (Freiburg 1964) 20f.; 39 Taf. 2,1–2; Taf. 10,1.3; ders., Die ala-
mannischen Gräberfelder von Güttingen und Merdingen in Südbaden. Germanische
Denkmäler der Völkerwanderungszeit A 12 (Berlin 1971) 55–56; 138–139 Taf. 18, 3–4. –
Zeiß, Fibel (Anm. 6); Michael Egger, Das alamannische Gräberfeld von Mengen („Hohle-
Merzengraben“). In: FundMengen. Mengen im frühen Mittelalter. Archäologische Infor-
mationen aus Baden-Württemberg 25 (Stuttgart 1994) 55–69, hier 63–65, Abb. 41 u. Um-
schlagbild; für weitere Informationen danke ich herzlich Dr. Susanne Walter.
138 Marcus Trier, Die frühmittelalterliche Besiedlung des unteren und mittleren Lechtals nach
archäologischen Quellen. Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte A 84 (Kallmünz/
Opf. 2002) 325f. Taf. 25.
139 Vgl. Helmut Roth, Almandinhandel und -verarbeitung im Bereich des Mittelmeeres. Bei-
träge zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie 2, 1980, 309–334, hier 332 Abb. 8;
Trier, Lechtal (Anm. 138) 62 Anm. 491 (Vergleichsstücke).
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 405
140 Matthias Knaut, Goldblattkreuze und andere Kreuzzeichen. Gedanken zu einer süd-
deutsch-italischen Beigabensitte. In: Claus Dobiat (Hrsg.), Festschrift für Otto-Herman
Frey zum 65. Geburtstag. Marburger Studien zur Vor- und Frühgeschichte 16 (Marburg
1994) 317–330 bes. 327 f.; Barbara Theune-Großkopf, Ein merowingerzeitlicher Kreuzan-
hänger von Neudingen, Schwarzwald-Baar-Kreis. In: Christel Bücker u. a. (Hrsg.), Regio
Archaeologica. Archäologie und Geschichte an Ober- und Hochrhein. Festschrift Gerhard
Fingerlin. Studia honoraria 18 (Rahden/Westf. 2002) 257–268.
141 Alexandra v. Schnurbein, Der alamannische Friedhof bei Fridingen an der Donau (Kreis
Tuttlingen). Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württem-
berg 21 (Stuttgart 1987) 79 (Expertise von K. Weitzmann); 136–137 Taf. 32–34A. – Jörg Mei-
ner, Die Hochzeit zu Kana und der Hauptmann von Kafarnaum. Ein frühchristlicher
Elfenbeinkamm aus Griesheim (Hessen). Antike Welt 27,5, 1996, 387–396; Holger Göld-
ner/Volker Hilberg, Griesheim, Kreis Darmstadt-Dieburg, Gräberfeld des 6. bis 8. Jahrhun-
derts. Ausgrabungen in dem merowinger- bis karolingerzeitlichen Reihengräberfriedhof „An
der Rückgasse“. Archäologische Denkmäler in Hessen 12 (Wiesbaden 2000) 12 m. Abb.
142 Vergleichsstücke: Wolfgang F. Volbach, Elfenbeinarbeiten der Spätantike und des frühen
Mittelalters. Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 73 (Mainz 1976) 122 f.
Nr. 202–205, Taf. 98 f.
143 Grundlegend: Werner, Bronzegeschirr (Anm. 6) 74f.; Werner, Bronzeflaschen (Anm. 6)
116–118. – Zur Diskussion der Produktionsplätze: Hermann Dannheimer, Zur Herkunft der
„koptischen“ Bronzegefäße der Merowingerzeit. Bayerische Vorgeschichtsblätter 44, 1979,
123–147; Helmut Roth, Urcei alexandrini. Zur Herkunft gegossenen „koptischen“ Buntme-
tallgeräts aufgrund von Schriftquellen. Germania 58, 1980, 156–161. – Auch neuere Studien
(Marcus Trier, Ein frühbyzantinisches Bronzebecken der Sammlung des Freiherrn von Dier-
gardt im Römisch-Germanischen Museum Köln. Kölner Museums-Bulletin 2002,2, 45–57,
hier 51f.; Drauschke, Handel [Anm. 15] 120ff., Kirsten Werz, „Sogenanntes koptisches“
Buntmetallgeschirr, phil. Diss. [Frankfurt 2000; Online-Publikation Konstanz 2005] 65f.)
kommen über eine allgemeine Zuweisung von Produktionsplätzen nicht hinaus.
144 Dafür plädierte nachhaltig: Maria C. Carretta, Il catalogo del vasellame bronzeo Italiano
Altomedievale. Ricerche di Archeologia altomedievale e medievale 4 (Firenze 1982) 11 f. –
Eine Produktion aller Gefäße im Westen postuliert jetzt: Patrick Périn, La vaisselle de
bronze dite „copte“ dans les royaumes romano-germaniques d’Occident. Ètat des la ques-
tion. Antiquité Tardive 13, 2005, 85–97.
406 Jörg Drauschke
tung der Gefäße im Westen hat sich seit der Kartierung von P. Périn145 weiter
verdichtet, aber nicht grundsätzlich verändert (Abb. 12). Fundpunkte liegen
nun z.B. auch aus dem awarisch beherrschten Gebiet in Ungarn vor.146
145 Patrick Périn, A propos des vases de bronze „coptes“ du VIIe siècle en Europe de l’ouest.
Le pichet de Bardouville (Seine-Maritime). Cahiers Archéologiques 40, 1992, 35–50.
146 Edith Bárdos, „Kopt“ bronzedény a Zamárdi avar temetöböl. Somogyi Múzeumok Köz-
leményei 9, 1992, 3–40; Garam, Funde (Anm. 1) 174 Taf. 131,2. – Vgl. auch die Zusam-
menstellung aller aus der Literatur bekannten Gefäße bei Drauschke, Handel (Anm. 15)
440 ff. Liste 8.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 407
147 Folke Damminger, Die Merowingerzeit im südlichen Kraichgau und in den angrenzenden
Landschaften. Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg 61 (Stuttgart 2002)
114–118, Abb. 36, Liste 5; siehe auch Anke Burzler, Die frühmittelalterlichen Gräber aus
der Kirche Burg. In: Markus Höneisen (Hrsg.), Frühgeschichte der Region Stein am
Rhein. Antiqua 26 = Schaffhauser Archäologie 1 (Basel 1993) 191–232, hier 215 Abb. 182.
148 Volker Bierbrauer, Invillino-Ibligo in Friaul I. Die römische Siedlung und das spätantik-
frühmittelalterliche Castrum. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 33 (Mün-
chen 1987) bes. 285 f.; Lech Leciejewicz u. a., Torcello. Scavi 1961–62. Istituto Nazionale
d’Archeologia e Storia dell’Arte Monografie 3 (Roma 1977) 114 ff., Abb. 108–111; Arena,
Roma (Anm. 23) 308–310 Nr. II.3.303–342 Abb.
149 Chiara Lambert/Paola Pedemonte Demeglio, Ampolle devozionali ed itinerari di pellegri-
naggio tra IV e VII secolo. Antiquité Tardive 2, 1994, 205–231; Petra Linscheid, Untersu-
chungen zur Verbreitung von Menasampullen nördlich der Alpen. In: Ernst Dassmann/
Josef Engemann (Hrsg.), Akten des XII. Internationalen Kongresses für Christliche Ar-
chäologie, Bonn 1991. Jahrbuch für Antike und Christentum, Ergänzungsband 20 (Müns-
ter 1995) 982–986.
150 Bruce-Mitford, Sutton Hoo (Anm. 59) 1–201 (Kap. 1). – Allgemein zu byzantinischen Sil-
bergefäßen zuletzt: Marlia Mundell Mango, Silver plate among the Romans and among
the Barbarians. In: Françoise Vallet/Michel Kazanski (Hrsg.), La noblesse romain et les
chefs barbares du IIIe au VIIe siècle. Mémoires publiées par l’Association Française d’Ar-
chéologie Mérovingienne 9 (Condé-sur-Noireau 1995) 77–88.
408 Jörg Drauschke
151 Weihrauch und Gewürznelken: Grab 4/1884 von Horbourg (Frankreich); Korrespondenz-
blatt der Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst 4,1, 1885, Nr. 2, Sp. 1–3,
hier 2; Anke Burzler, Archäologische Beiträge zum Nobilifizierungsprozeß in der jünge-
ren Merowingerzeit. Materialhefte zur Bayerischen Vorgeschichte A 77 (Kallmünz/Opf.
2000) 206f. Nr. 42. – Grab 217 von St. Severin in Köln; Otto Doppelfeld, Das fränkische
Frauengrab unter dem Chor des Kölner Domes. Germania 38, 1960, 89–113, hier 111. –
Grab 637 von Schleitheim (Schweiz); Burzler, Schleitheim (Anm. 49). – Zu älteren Befun-
den s. o. – Zur Herkunft von Gewürznelken und Weihrauch: Joachim Werner, Das ala-
mannische Fürstengrab von Wittislingen. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühge-
schichte 2 (München 1950) 45; James I. Miller, The spice trade of the Roman Empire 29
B.C. to A. D. 641 (Oxford 1969) 48; 102–104; Walter W. Müller, s. v. Weihrauch. In: Pau-
lys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, hrsg. Georg Wissowa. Sup-
plementband 15 (München 1978) Sp. 700–777; Hansjörg Küster, Kleine Kulturgeschichte
der Gewürze (München 1997) 168–170; Werner H. Schoch, Bemerkungen zu den Weih-
rauchfunden. In: Burzler, Schleitheim (Anm. 49) 285–288. – Baumwollkapseln: Grab 2
von St. Ulrich und Afra in Augsburg; Werner, St. Ulrich (Anm. 111) 159–173 Abb. 7–12. –
Grab 20 von Monet-la-Ville, Dép. Jura, und Grab 33 von Wahlern-Elisried, Kt. Bern; Dag-
mar v. Reitzenstein, Privatreliquiare des frühen Mittelalters. Kleine Schriften aus dem Vor-
geschichtlichen Seminar Marburg 35 (Marburg 1991) 66–68 Nr. 17; 72–74 Nr. 20.
152 Hans-Jürgen Hundt, Anhang 1. Die Textilreste von Oberflacht. In: Siegwalt Schiek, Das
Gräberfeld der Merowingerzeit bei Oberflacht. Forschungen und Berichte zur Vor- und
Frühgeschichte in Baden-Württemberg 41,I (Stuttgart 1992) 105–120, hier 105–107; 118 f.
Abb. 25–27; Anneliese Streiter/Erika Weiland, Das seidene Aufnähkreuz aus Oberflacht.
Gewebeanalyse und Musterrekonstruktion. In: Lise Bender Jørgensen u. a. (Hrsg.), Texti-
lien aus Archäologie und Geschichte. Festschrift Klaus Tidow (Neumünster 2003)
142–147. – Jean-Pierre Laporte/Raymond Boyer (Hrsg.), Trésors de Chelles. Sépultures et
Reliques de la Reine Bathilde et de l’Abesse Bertille. Ausstellungskatalog (Chelles 1991)
bes. 22–37. – Weitere Seidenreste liegen aus Grab 8 von Mömlingen (Kr. Miltenberg/
BRD), dem Helmgrab von Morken (Erftkreis/BRD) und vielleicht aus dem Frauengrab
von Bülach St. Laurentius (Kt. Zürich/Schweiz) vor; Robert Koch, Bodenfunde der Völ-
kerwanderungszeit aus dem Main-Tauber-Gebiet. Germanische Denkmäler der Völker-
wanderungszeit A 8 (Berlin 1967) 142; Kurt Böhner, Das Grab eines fränkischen Herren
aus Morken im Rheinland. In: Neue Ausgrabungen in Deutschland (Berlin 1958)
432–468, hier 449–451 Abb. 15,4.5; Heidi Amrein u. a., Neue Untersuchungen zum Frau-
engrab des 7. Jahrhunderts in der reformierten Kirche von Bülach (Kanton Zürich). Zeit-
schrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 56, 1999, 73–114, hier 99. –
Zur Verbreitung von Seidenfunden siehe auch Harris, Byzantium (Anm. 1) 89 Abb. 20.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 409
153 Frauengrab von Bülach St. Laurentius (Kt. Zürich/Schweiz); Amrein, Bülach (Anm. 152)
95 f. Abb. 32–33.
154 Grab 795 Lauchheim „Wasserfurche“ (Ostalbkreis/BRD); Stork, Lauchheim (Anm. 48)
213–214; Christoph Raub/H. Weiss, Untersuchung von Resten der Goldfäden eines Bro-
katgewebes aus Lauchheim, Ostalbkreis, Gräberfeld „Wasserfurche“, Grab 795. Archäolo-
gische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1994, 217–220; Annemarie Stauffer/Felicitas
Weisse, Ein frühmittelalterliches Goldgewebe aus Lauchheim. Fundberichte aus Baden-
Württemberg 22,1, 1998, 729–736; Stork, Fürst (Anm. 48) II; 20 Abb. 15.
155 Großhöbing Grab 143, Bestattung V (Borte aus Goldlahn und Seide); Antja Bartel u. a.,
Der Prachtmantel des Fürsten von Höbing. Textilarchäologische Untersuchungen zum
Fürstengrab 143 von Großhöbing. Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege 43/44,
2002/03, 229–249, hier 238ff. – Straubing-Alburg Grab 493, Bestattung 3 (Bänder der
Beinriemen aus Goldlahn und Seide); Antja Bartel, Die Goldbänder des Herrn aus Strau-
bing-Alburg. Untersuchungen einer Beinbekleidung aus dem frühen Mittelalter. Ebd.
261–272.
156 Heiko Steuer, Gewichtsgeldwirtschaften im frühgeschichtlichen Europa. In: Klaus Düwel
u. a. (Hrsg.), Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen
Zeit in Mittel- und Nordeuropa IV. Der Handel der Karolinger- und Wikingerzeit.
Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften Göttingen, phil.-hist. Kl., 3. Folge 156
(Göttingen 1987) 405–527, hier 432 Anm. 105; 433f. Anm. 106; Ergänzung: Heiko Steuer,
Spätrömische und byzantinische Gewichte in Südwestdeutschland. Archäologische Nach-
richten aus Baden 43, 1990, 43–59.
157 Jaques Breuer/J. Alenus-Lecerf, La boite a poids monetaires de Lutlommel. Archaeologia
Belgica 86, 1965, 103–116; Dumitru Tudor, Sucidava. Une cité daco-romaine et byzantine
en Dacie. Collection Latomus 80 (Bruxelles-Berchem 1965) 123, Abb. 34,5. Siehe v.a. die
Zusammenstellung bei: Steuer, Gewichtsgeldwirtschaften (Anm. 156) 440 Anm. 129.
158 Ursula Koch, Das fränkische Gräberfeld von Klepsau im Hohenlohekreis. Forschungen
und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg 38 (Stuttgart 1990)
28–35, Taf. 7,32; Friedrich Garscha, Die Alamannen in Südbaden. Katalog der Grabfunde.
Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit A 11 (Berlin 1970) 262 Abb. 20,4.
410 Jörg Drauschke
163 Letzte Zusammenstellung bei: Dorothee Renner, Die durchbrochenen Zierscheiben der
Merowingerzeit. Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 18 (Mainz 1970). – Für
Großbritannien: Vera I. Evison, Dover: The Buckland Anglo-Saxon cemetery. Archaeolo-
gical Report 3 (London 1987) 118 f., Abb. 118; Jeremy W. Huggett, Imported grave goods
and the early Anglo-Saxon economy. Medieval Archaeology 32, 1988, 63–96, hier 69
Abb. 3; Harris, Byzantium (Anm. 1) 174 Abb. 61; Catherine Hills, From Isidore to isoto-
pes. Ivory rings in Early Medieval graves. In: Helena Hamerow/Arthur MacGregor
(Hrsg.), Image and power in the archaeology of Early Medieval Britain. Festschrift Rose-
mary Cramp (Oxford 2001) 131–146.
164 Jörg Drauschke/Arun Banerjee, Zur Identifikation, Herkunft und Verarbeitung von Elfen-
bein in der Merowingerzeit. Archäologisches Korrespondenzblatt 37, 2007, 109–128.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 413
168 Südöstliches Merowingerreich: Drauschke, Handel (Anm. 15) Karte 6. – Für England:
Huggett, Grave goods (Anm. 163) 66–68, Abb. 2; Harris, Byzantium (Anm. 1) 173 Abb. 60.
169 Fundlisten ohne genaue Materialdifferenzierung: Andreas Heege, Grabfunde der Mero-
wingerzeit aus Heidenheim-Großkuchen. Materialhefte zur Vor- und Frühgeschichte in
Baden-Württemberg 9 (Stuttgart 1987) 138 f. Anm. 460; Christoph Grünewald, Das ala-
mannische Gräberfeld von Unterthürheim, Bayerisch-Schwaben. Materialhefte zur Baye-
rischen Vorgeschichte A 59 (Kallmünz/Opf. 1988) 118 Anm. 90; Robert Reiß, Der mero-
wingerzeitliche Reihengräberfriedhof von Westheim (Kreis Weißenburg-Gunzenhausen).
Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 10
(Nürnberg 1994) 105 Anm. 170.
170 Fundlisten ohne genaue Materialdifferenzierung: Joachim Werner, Beiträge zur Archäolo-
gie des Attila-Reiches. Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften,
phil.-hist. Kl. N. F. 38 A (München 1956) 120–128 Fundliste IV, Taf. 75, Karte 11; Meng-
hin, Schwert (Anm. 30) 356–357 Liste C1.d, Karte 19; János Cseh u. a., Gepidische Grä-
berfelder im Theissgebiet II. Monumenta Germanorum Archaeologica Hungariae 2, Mo-
numenta Gepidica (Budapest 2005) 174 Abb. 33.
171 Zum Werkstoff Meerschaum und zu möglichen Lagerstätten: Michael Herdick, Meer-
schaum – ein fast vergessener Rohstoff in der Archäologie. Anschnitt 48,1, 1996, 35–36;
Herdick, Mineral (Anm. 33).
172 Das betrifft zum Beispiel die Millefioriperlen (Ursula Koch, Mediterrane und fränkische
Glasperlen des 6. und 7. Jahrhunderts aus Finnland. In: Georg Kossack/Günter Ulbert
[Hrsg.], Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie. Festschr. Joachim Werner.
Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte, Ergänzungsband I,2 [München 1974]
495–520; Armin Volkmann/Claudia Theune, Merowingerzeitliche Millefioriperlen in
Mitteleuropa. Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 42, 2001, 521–553) oder auch
bestimmte Verteidungs- und Angriffswaffen wie Stoßlanzen, dreiflügelige Pfeilspitzen,
Ketten- und Lamellenpanzer (Uta v. Freeden, Awarische Funde in Süddeutschland? Jahr-
buch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 38, 1991, 593–627; Ursula
Koch, Der Ritt in die Ferne. Erfolgreiche Kriegszüge im Langobardenreich. In: Die Ala-
mannen. Austellungskatalog [Stuttgart 1997] 403–415; Raimar Kory, s. v. Schuppen- und
Lamellenpanzer. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde2 26 [Berlin, New
York 2004] 375–403).
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 415
hier vorgestellte Fundmaterial lässt darauf schließen, dass der Umfang des
im 6. und 7. Jahrhundert aus dem östlichen Mittelmeerraum nach Nord-
westeuropa transportierten Materials beträchtliche Ausmaße angenommen
hat und wesentlich größer ist als das der vorherigen Epoche. Somit sind
enge und fortbestehende Beziehungen des Merowingerreiches und der an-
gelsächischen Königreiche in den Mittelmeerraum anzunehmen. Der Zu-
gang erfolgte über Südfrankreich und über Italien beziehungsweise im Falle
der englischen Funde über den Atlantik, direkte Verbindungen mit Kon-
stantinopel sind dagegen nicht zwingend. Es ist außerdem wichtig festzu-
stellen, dass der Zustrom von Funden und die Kontakte mindestens bis in
die Zeit um 700 angedauert haben. Zwar geht das Fundaufkommen in der
zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts stark zurück, doch können die mediter-
ranen Güter dieser Zeit wohl kaum alle als Altstücke klassifiziert werden.
Gleichzeitig verändert sich die Struktur der eingeführten Materialien. In
der frühen Merowingerzeit handelte es sich um weniger, aber wertvolle und
sehr prestigeträchtige Objekte, die darüber hinaus an herausragende Bestat-
tungen gebunden waren. Der Charakter der meisten exotischen Funde der
jüngeren Phase kann kaum noch als derart prunkvoll bezeichnet werden,
außerdem ist eine deutliche Ausweitung der Objekte auf weniger auf-
wändig bis teilweise gering ausgestattete Gräber festzustellen. Zweifellos
werden Amethystperlen oder Ringe aus afrikanischem Elefantenelfenbein
einen nicht unbeträchtlichen Wert gehabt haben, doch nach Aussage der
Fundkontexte – soweit man über diese den wirtschaftlichen Hintergund
der bestatteten Toten und bestattenden Familie eruieren kann – waren die
exotischen Objekte keinesfalls nur an die Personen der höchsten sozialen
Ränge im Sinne von „Luxusartikel“ gebunden.
Der Wechsel im Importspektrum ist nicht unbeeinflusst von den allge-
meinen Modeerscheinungen der Zeit. So fällt die Häufigkeit und Gesamt-
laufzeit von Elfenbeinringen mit der Sitte zusammen, Zierscheiben als
Amulette an einem Gürtelgehänge zu tragen. Trotzdem sind meines Erach-
tens Veränderungen zu erkennen, die unabhängig von Modetrends ablie-
fen. So wurden auch in der frühen Merowingerzeit Amulettgehänge und
Perlen getragen, aber Kaurischnecken und Elfenbeinringe, Muschelscheib-
chen- und Amethystperlen sind erst nach 510/530 im Fundspektrum belegt.
In einigen Regionen wurde die Beigabe von Bronzegefäßen über die ge-
samte Merowingerzeit hinweg ausgeübt – das gegossene Buntmetallgeschirr
erscheint allerdings gehäuft nur um 600 und wieder in der Mitte des 7. Jahr-
hunderts in den Gräbern. Diese Beobachtungen können plausibel mit tat-
sächlichen Veränderungen erklärt werden, die neue Verbindungen in den
Mittelmeerraum und damit erschlossene Einfuhrmöglichkeiten von Gü-
tern betreffen.
416 Jörg Drauschke
Viele Wege führen nach Norden. Die Frage nach den Mechanismen
Wie H. Roth bereits vor einigen Jahren feststellte, zeigt das Studium der
einschlägigen archäologischen Literatur, dass für die Distribution von ar-
chäologischen Objekten vielfach die gleichen Erklärungsansätze wieder-
holt werden. Darunter dominieren „Handel“ – wobei Struktur und Bedin-
gungen dieses Handels so gut wie nie näher erläutert werden – und die
Migration von Personen, die auf diesem Weg die „fremden“ Güter mit-
brachten.173
Artefakte an sich enthalten keine Informationen darüber, welchen
Verteilungsmechanismen sie vor ihrer Niederlegung unterworfen waren.
Beschreibungen des Warenverkehrs sind deswegen zunächst der zeitgenös-
sischen schriftlichen Quellen zu entnehmen. Sie liefern durch ihre Infor-
mationen erste Interpretationshilfen, doch muss man sich darüber im Kla-
ren sein, dass sie – genauso wie die archäologischen Quellen – lückenhaft
sind und so gut wie keine Nachrichten über nicht von ihnen abgedeckte
Gebiete, zum Beispiel den Regionen östlich des Rheins, beinhalten.
Trotz dieser Einschränkungen eröffnet der Rückgriff auf die schrift-
lichen Quellen ein breites Spektrum von Verteilungsmöglichkeiten im Me-
rowingerreich, wie bereits D. Claude herausstellen konnte.174 Mit dem Ver-
sprechen Theudebert I. an seine Anhänger, sie könnten auf einem von ihm
organisierten Kriegszug in die Auvergne viel Gold, Silber, Vieh, Sklaven
und Kleidung erbeuten, lässt sich der Mechanismus von Raub- und Kriegs-
beute besonders augenfällig belegen.175 Bekannt ist außerdem das gegensei-
tige Schenken zwischen hohen Geistlichen, was für Freie beziehungsweise
Adlige ebenfalls zu vermuten ist, außerdem sind Schenkungen seitens der
byzantinischen Kaiser an die merowingischen Könige überliefert.176 Dage-
173 Helmut Roth, Zum Handel der Merowingerzeit auf Grund ausgewählter archäologischer
Quellen. In: Klaus Düwel u. a. (Hrsg.), Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor-
und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa III. Der Handel des frühen Mit-
telalters. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften Göttingen, phil.-hist. Kl.,
3. Folge 150 (Göttingen 1985) 161–192, hier 164–171 Tab. 1.
174 Dietrich Claude, Aspekte des Binnenhandels im Merowingerreich auf Grund der Schrift-
quellen. In: Klaus Düwel u. a. (Hrsg.), Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor-
und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa III. Der Handel des frühen Mit-
telalters. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften Göttingen, phil.-hist. Kl.,
3. Folge 150 (Göttingen 1985) 9–99, hier 10–14.
175 Gregor v. Tours, Historiae III,11: Gregorii Episcopi Turonensis Libri Historiarum X, hrsg.
Bruno Krusch/Wilhelm Levison. Monumenta Germaniae Historica, Scriptores rerum Me-
rovingicarum 1,1 (Hannover 1951) 108.
176 Epistulae S. Desiderii Cadurcensis II,11, hrsg. Dag Norberg. Studia Latina Stockhomien-
sia 8 (Stockholm 1961) 59 (Wein als Geschenk zwischen den Bischöfen von Cahors und
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 417
gen ist die Freigiebigkeit der Kirchen als eine individuelle Vergabe von Gü-
tern zu klassifizieren.177 Geschenke seitens des Königs oder anderer Adliger
an ihnen untergeordnete Menschen finden innerhalb von Personenverbän-
den, also gefolgschaftlich und/oder grundherrschaftlich organisierten
Gruppen statt.178 Innerhalb von Grundherrschaften muss mit einer ver-
stärkten Zirkulation von Gütern gerechnet werden.179 Nicht zuletzt führen
die Besteuerung und Erhebung von Zöllen zu einem erzwungenen Aus-
tausch.180 Schließlich sind durch schriftliche Quellen auch Kaufleute nach-
gewiesen, die ihren Lebensunterhalt durch Kauf und Verkauf von Gütern
bestritten und einen Handel im engeren Sinn belegen.181
Die aufgezeigten Mechanismen können ohne Schwierigkeiten in ein in
der Ethnologie weithin angewandtes Modell (Abb. 15) eingebunden und
den Kategorien von Redistribution, Reziprozität und Marktaustausch (dar-
unter auch Handel) zugeordnet werden.182 Diese Klassifizierung soll hel-
fen, einheitlich definierte Begrifflichkeiten zu verwenden und zum Beispiel
den Mechanismus des „Handels“, der für die Verbreitung vieler Material-
gruppen gerne als Erklärung herangezogen wird, überprüfbar zu machen.
Demzufolge kann der „Handel“ natural- (Tauschhandel) oder geldwirt-
schaftlich organisiert sein. Über Besuche bei den Handelspartnern oder auf
regelrechten Marktplätzen werden zwischen gleichberechtigten Partnern
Verdun). – Gregor v. Tours, Historiae VI,2: hrsg. Krusch/Levison, 266 f. (Chilperich I. er-
hält im Jahre 581 kostbare Geschenke von Kaiser Tiberios).
177 Vitae patrum Emeretensium V,3,7; The Vitas sanctorum patrum Emeretensium, ed. Joseph N.
Garvin. Studies in Medieval and Renaissance Latin language and literature 19 (Washing-
ton D. C. 1946) 194 (Verteilung von Öl in Merida).
178 Gregor v. Tours, Historiae II,42: hrsg. Krusch/Levison, 92 (Verschenken von Waffen
und Gegenständen aus Edelmetall [Wehrgehänge, Armreifen] durch den König an seine
Getreuen).
179 Actus pontificum Cenomannis in urbe degentium, hrsg. G. Busson/Ambroise Ledru.
Archives historiques du Maine 2 (Le Mans 1901) 120 (Testament Berthrams v. Le Mans).
180 Gregor v. Tours, Historiae V,28: hrsg. Krusch/Levison, 233f. (Steuerforderungen Chilpe-
richs).
181 Verhulst, Handel (Anm. 13).
182 Ulrich Köhler, Formen des Handels aus ethnologischer Sicht. In: Klaus Düwel u. a.
(Hrsg.), Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in
Mittel- und Nordeuropa I. Methodische Grundlagen und Darstellungen zum Handel in
vorgeschichtlicher Zeit und in der Antike. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaf-
ten Göttingen, phil.-hist. Kl., 3. Folge 143 (Göttingen 1985) 13–55, hier 16–22; Jürgen Jen-
sen, Wirtschaftsethnologie. In: Hans Fischer (Hrsg.), Ethnologie. Einführung und Über-
blick (3Berlin, Hamburg 1992) 119–147, hier 134–143; Klaus Hesse, Handel, Tausch und
Prestigegüterwirtschaft in außereuropäischer Zivilisation. In: Bernhard Hänsel (Hrsg.),
Handel, Tausch und Verkehr im bronze- und früheisenzeitlichen Südosteuropa. Südost-
europa-Schriften 17 = Prähistorische Archäologie in Südosteuropa 11 (München, Berlin
1995) 31–38, hier 31–33.
418 Jörg Drauschke
Abb. 15. Formen der Distribution nach ethnologischen Modellen mit Ergänzungen
(vgl. Anm. 182) (Grafik: M. Ober, RGZM)
oder Institutionen als äquivalent angesehene Güter oder Leistungen aus je-
weiliger (Über-)Produktion im profanen Rahmen ausgetauscht. Die soziale
Bedeutung des Austausches tritt beim Handel gegenüber einer auf den
eigenen Vorteil bedachten Einstellung der agierenden Personen zurück.
Professionelle Händler oder Fernhändler sind keine zwingende Vorausset-
zung für die Existenz von Handel.183
Den ethnologischen Modellen zur Distribution ist noch ein wichtiger
Faktor hinzuzufügen, da sie lediglich den Warenverkehr berücksichtigen,
dessen Motivation die aktive Verteilung von Gütern gewesen ist. Gerade ar-
chäologisch fassbare Objekte können jedoch – ohne dass es denn damals
agierenden Menschen bewusst war – durch die individuelle Mobilität von
Personen über weite Strecken transportiert worden sein, vor allem bei Mi-
grationen oder exogamen Vorgängen oder durch die so genannten Wander-
handwerker.
Die Analyse des Warenverkehrs auf dem Mittelmeer in spätantiker Zeit
bestätigt die stark zu differenzierenden Formen der Distribution. In klassi-
scher Sicht wird der Güteraustausch als Ausdruck eines preisbildenden, von
Angebot und Nachfrage gesteuerten Marktes aufgefasst. Die Neubewertung
183 Köhler, Formen (Anm. 182) 21 f.; Jensen, Wirtschaftsethnologie (Anm. 182) 141. – Die De-
finitionen sind allerdings auch innerhalb der Ethnologie nicht einheitlich. So bestimmt
Hesse, Handel (Anm. 182) 33, als Voraussetzung des „Handels“ die Existenz von profes-
sionellen Händlern, Geldwirtschaft und einen preisbildenden Markt. Bei Anwendung die-
ser modernistischen Kriterien hätte „Handel“ in der mittel- und westeuropäischen Ur- und
Frühgeschichte wohl weitaus seltener existiert als bislang angenommen.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 419
184 Grundlegend: Charles R. Whittaker, Late Roman trade and traders. In: P. Garnsey u. a.
(Hrsg.), Trade in the ancient economy (London 1983) 163–180. – Ähnlich noch: Paul Ar-
thur, Eastern Mediterranean amphorae between 500 and 700. A view from Italy. In: Lucia
Saguì (Hrsg.), Ceramica in Italia. VI–VII secolo (Firenze 1998) 157–183. In diesem Wirt-
schaftsmodell wird der Warentransport maßgeblich von den Versorgungslieferungen des
Staates (annona), von den Verbindungen zwischen kirchlichen Gütern und von den Be-
dürfnissen der wohlhabenden Eliten, also Adligen und Großgrundbesitzern abhängig ge-
macht; Händler sind im Prinzip nur noch als Agenten der Eliten tätig.
185 Lucia Saguì, Roma, i centri privilegiati e la luna durata della tarda antichità. Dati archeo-
logici dal deposito di VII secolo nell’esedra della Crypta Balbi. Archeologia Medievale 29,
2002, 7–42.
186 Roth, Handel (Anm. 173) 161 f.; ders., Produktion und Erwerb von Edelmetallerzeugnis-
sen. In: Claus Dobiat (Hrsg.), Festschrift für Otto-Herman Frey zum 65. Geburtstag. Mar-
burger Studien zur Vor- und Frühgeschichte 16 (Marburg 1994) 517–522, hier 518.
420 Jörg Drauschke
187 Dazu: Dieter Quast, Vom Einzelgrab zum Friedhof. Beginn der Reihengräbersitte im
5. Jahrhundert. In: Die Alamannen. Austellungskatalog (Stuttgart 1997) 171–190; Quast,
Suche (Anm. 37).
188 Harris, Byzantium (Anm. 1) 144 ff.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 421
nachweisen, obschon sie einen gewissen Wert gehabt haben müssen. Auch
die weitgestreute geografische Verbreitung ist beachtenswert. Außerdem
handelt es sich um Objektgruppen, die gar nicht oder nicht in der speziel-
len Form in Nordwesteuropa als Ressource vorhanden waren. Die Verhält-
nisse lassen folglich einen Bedarf nach diesen Gütern vermuten, der zu
mehr oder weniger stark ausgeprägten Handelsbeziehungen im oben defi-
nierten Sinn geführt hat. Das Fundmaterial ist jedoch zu differenzieren:
Seidenstoffe und andere exotische Textilien, Goldohrringe und das Pekto-
ralkreuz sowie ein Teil der mediterranen Buntmetallgefäße werden als kost-
bare Geschenke oder aufgrund anderer persönlicher Beziehungen in den
Norden gelangt sein. Einige der byzantinischen Goldmünzen, deren Fund-
umstände zeigen, dass hauptsächlich ihr Schmuck- beziehungsweise ihr
Metallwert geschätzt wurde, könnten ein Widerhall der aus den Schrift-
quellen erschließbaren Subsidienzahlungen seitens des Byzantinischen
Reiches sein.189 Auch fällt es schwer, die nicht sehr zahlreichen und wenig
wertvollen Gürtelschnallen als Handelsware einzustufen. Im westfränki-
schen Teilreich sind daneben die Auswirkungen eines „privilegierten Wa-
renverkehrs“ zu beachten, in dessen Rahmen – man beachte die Parallelen
zur Diskussion des Warenaustausches im Mittelmeerraum – Güter über
weite Strecken transportiert worden sind, ohne dass kaufmännische Aktivi-
täten im engeren Sinn dafür verantwortlich waren.190
Zu berücksichtigen ist außerdem Beute als Auswirkung von Raub- und
Kriegszügen, da fränkisch-alamannische Einheiten während des 6. Jahrhun-
derts mehrere Male in Italien weilten.191 Insgesamt beziehen sich die zuletzt
genannten Möglichkeiten jedoch nur auf zahlenmäßig unbedeutende Ob-
189 Bündnisse des Byzantinischen Reiches mit den Franken, die wahrscheinlich Geldzahlun-
gen zur Folge hatten, sind für den Beginn des Gotenkrieges 535 und gegen die Langobar-
den 571 und 578 überliefert. Eugen Ewig, Die Merowinger und das Frankenreich (Stutt-
gart, Berlin, Köln 19973) 37; 43–45.
190 Den Hintergund des im Verlauf der Merowingerzeit an Bedeutung zunehmenden „privi-
legierten Warenverkehrs“ bildet der Wunsch merowingischer Klöster und Bischofskirchen
nach einer preisgünstigen Eigenversorgung, weswegen Privilegien wie die für St. Denis
und Corbie bei den merowingischen Herrschern erwirkt wurden. So genannte missi führ-
ten die Geschäfte durch und transportierten die Waren von den Mittelmeerhäfen zu den
klösterlichen Besitzungen. Claude, Aspekte (Anm. 174) 78 ff. – Ein Rückgang von Berufs-
kaufleuten im Warengeschäft ist nicht von der Hand zu weisen; Stéphane Lebecq, Les
echanges dans la Gaule du Nord au VIe siècle. Une histoire en miettes. In: Richard Hod-
ges/William Bowden (Hrsg.), The sixth century. Production, distribution and demand.
The Transformation of the Roman World 3 (Leiden, Bosten, Köln 1998) 185–202 bes. 190.
191 Ursula Koch, Mediterranes und langobardisches Kulturgut in Gräbern der älteren Mero-
wingerzeit zwischen Main, Neckar und Rhein. In: Atti del 6° Congresso Internationale di
Studi sull’Alto Medioevo I. Mailand 1978 (Spoleto 1980) 107–121.
422 Jörg Drauschke
jektgruppen oder auf punktuelle Ereignisse, die den chronologisch wie geo-
grafisch recht gleichmäßigen Fundniederschlag mediterraner Sachgüter im
Merowingerreich nicht in seiner Gesamtheit erklären können. Wenig plau-
sibel erscheint es daher, die orientalischen Waren als Produkte wandernder
Handwerker, nur als Geschenke seitens des Byzantinischen Reiches oder als
in Naturalien geleistete Tributzahlungen des langobardischen Königreiches
zu deuten.192
Eine weitere Vermittlungsmöglichkeit, deren Größenordnung allerdings
kaum abschätzbar ist, besteht darin, Teile des Fundniederschlags im 6. Jahr-
hundert als Folge der Migration ethnisch fremder Gruppen aufzufassen.193
Zweifellos sind dadurch mediterrrane Objekte gerade in das östliche Mero-
wingerreich gelangt, doch fällt es schwer, den Anteil der auf diese Weise
überführten orientalischen Güter zu bestimmen, da meines Erachtens die
Identifizierung von „Fremden“ im archäologischen Fundbild keinesfalls so
eindeutig möglich ist, wie häufig propagiert.194
Ausblick
Letztlich kann für das 6. und 7. Jahrhundert ein vielfältiges Spektrum von
Austauschmechanismen bestimmt werden, unter denen jedoch Handels-
kontakte weiterhin als wichtigster Faktor erscheinen. Das legt auch der
Vergleich mit den Verhältnissen in Großbritannien nahe, wo im selben
Zeitraum fortbestehende Handelsbeziehungen für den Fundniederschlag
192 Koch, Ritt (Anm. 172) 410 f., zu den zwischen 591 und 618/19 von den Langobarden an
die Franken geleisteten Tributzahlungen, wobei es sich um jährliche Summen von 12 000
Solidi und eine Abschlusszahlung von 36 000 Solidi gehandelt haben soll. Zu Recht geht
Ursula Koch davon aus, dass die Zahlungen auch in Naturalien geleistet worden sein
können. Sie erwähnt nicht explizit mediterrane/„byzantinische“ Objekte, aber Bronze-
gefäße.
193 Zuletzt: Gabriele Graenert, Langobardinnen in Alamannien. Zur Interpretation mediter-
ranen Sachgutes in südwestdeutschen Frauengräbern des ausgehenden 6. Jahrhunderts.
Germania 78,2, 2000, 417–447 (Versuch eines bewussten Gegenentwurfes zu den gängigen
Erklärungen für die mediterranen Objekte [Handel, Raub- und Kriegsbeute]).
194 Auf die kontroverse Diskussion um die „ethnische Deutung“ im frühen Mittelalter soll
an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Die unterschiedlichen Positionen sind
dargelegt in: Sebastian Brather, Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen
Archäologie. Geschichte, Grundlagen, Alternativen. Reallexikon der Germanischen Alter-
tumskunde, Ergänzungsband 42 (Berlin, New York 2004); Volker Bierbrauer, Zur ethni-
schen Interpretation in der frühgeschichtlichen Archäologie. In: Walter Pohl (Hrsg.), Die
Suche nach den Ursprüngen. Von der Bedeutung des frühen Mittelalters. Forschungen zur
Geschichte des Mittelalters 8 = Österreichische Akademie der Wissenschaften, phil.-hist.
Kl., Denkschriften 322 (Wien 2004) 45–84.
Herkunft und Vermittlung „byzantinischer Importe“ 423
verantwortlich gemacht werden, der auch hier hauptsächlich aus den orien-
talischen Materialgruppen besteht.195
Bezogen auf das nördliche und östliche Fränkische Reich kann letztlich
nicht entschieden werden, welche der schon seit jeher wichtigen Transport-
wege in den Süden über Südfrankreich und die Rhône oder die Alpenpässe
und den Rhein von größerer Bedeutung gewesen ist. Auf beiden Routen
werden die Regionen im Nordwesten versorgt worden sein. Das Transport-
volumen dieses Handels kann allerdings nicht sehr umfangreich veran-
schlagt werden, da die angesprochenen Güter auch in ihrer Gesamtheit bei
weitem nicht zu den häufigsten merowingerzeitlichen Materialgruppen
zählen und bis auf das Buntmetallgeschirr sehr kleinteilig sind. Unterstellt
man ihnen darüber hinaus einen gewissen Wert, so ist es meines Erachtens
sehr unwahrscheinlich, dass ständig Händler unterwegs waren und im Me-
rowingerreich im Sinne eines „Tröpfelhandels“ von Dorf zu Dorf zogen,
um dort Edelsteine für Ketten und Fibeleinlagen oder Kaurischnecken und
Elfenbeinringe anzubieten und gegen Güter aus der bäuerlichen Über-
schussproduktion einzutauschen. Eine plausiblere Erklärung besteht darin,
zwischen den Händlerbesuchen längere Pausen einzukalkulieren und ihre
Ziele in den Herrschaftszentren, den alten antiken Städten und den beson-
ders seit dem 7. Jahrhundert im westfränkischen Reich eigens eingerichte-
ten Marktplätzen zu suchen, wo für eine bestimmte Menge mediterraner
Güter auch ein äquivalenter und wenig voluminöser Gegenwert zu erwar-
ten war.196
195 Harris, Byzantium (Anm. 1) 175 ff. postuliert zwei unterschiedliche Handelsrouten
(Rheinroute, Atlantikroute), auf denen mediterrane Produkte nach Britannien gelangten.
Das analoge Vorkommen von Kauris, Elfenbeinringen, Amethystperlen und Buntmetall-
gefäßen in angelsächsischen Gräbern des 6. und 7. Jahrhunderts, das wohl kaum durch
eine nachhaltige Einwanderung erklärt werden kann, ist ein weiteres starkes Indiz dafür,
als Hauptmechanismus für die Überführung dieser Objekte in das nördliche und östliche
Merowingerreich ebenfalls Handelsbeziehungen anzunehmen.
196 Wie die Verteilung von diesen zentralen Plätzen ausgehend weiter verlief und die Güter
schließlich in die Gräber gelangten, ist eine Thematik, die hier nicht weiter vertieft werden
kann.