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T extus Receptus

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€in müEtferfpr Bortcag

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f a r m e n 1903.
P erlag ber tDnppertfyaler (Eraftat»<5efellfdjaft
(<E Btermaitit).

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U orbem erK ung

P en folgenben Stättem liegen bie Stubieu unb


Stufjetc^nungen jugruttb, bte idj für einen auf ber
Sßaftoraßonferenj in. 33armen am 7. Slug. b. 3. ju
Ijaitenben Sortrag über ba§ leiste 3aljr be§ Textus
Eeceptus gemalt Ijabe.

SDiauIbronn, September 1903.

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270 Qahre finb e3 ^euer, feit bie 23udjbrucfer Abraham
nnb 33onat>entura ©Igeoir in Seiben ber ^weiten 2lu£gabe
beg ©rted^tfcben Seiten Seftamentg, bie fie brucften, bag $or=
mort Beigaben, in bent eg he$t: Textum ergo habes nunc
ab omnibus receptum: in quo nihil immutatum aut
corruptum damus. $)ag war fein faufmännifcheg ober ge*
lehrteg ©djlagmort, rate man eg oft anfieht, fonbem bie £>eraug=
gebet waren roirflidj überzeugt, ben unoerfälfdjten nötigen
nnb urfprünglidjen £e£t beg §u geben. £)enn fie fahren
fort: SSie man bie ©teine unb Monumente ber 2llten oerehre
nnb gewiffenhaft miebergebe (religiöse repraesentent), fo
glauben mir noch oiel mehr, bafs biefe Blätter mit ihrem ©ott*
eingegebenen Inhalt oon jeher älnbemng nnb SBerberbnig frei
$u halten finb, nnb mit ung jeher, ber eg mit ber Religion
hält (multo magis Chartas has, ab argumento #€o-
rcvevoTovQ, vindicandas a mutatione ac corruptela ju-
dicamus. Et nobiscum quisquis ad religionem sapit).
3nm ©chlnjj tyten bie fanbere nnb bequeme Slugftattung
ihrer Sluggabe h^oor, fie fei nmcovov, hoc
est, ut ille ait, oliyriv xepariter aal
2>em Anfang be8 Matthäus gegenüber fielen fünf griedhifd^e
$iftichen auf bas üftX Don bent berühmten, 1655 beworbenen hol5
(ünbifchen Philologen Daniel $einfiu$. 3<h meifc nicht, ob fie hier
erftmalg beröffentUcht finb. 3n ihrem Perftanbnig mitt ich nur be=
merfen, mag nicht mehr jebem Theologen, nicht einmal mehr jebem
Philologen unferer £age fofort gegenmftrtig fein mirb: StriftoHeg
neben StriftoteteS ift Peiname piatog nach feinem ©rofebater.

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BißXe, xaxtov üavaxua, öia&ijxrj
C(orjv € xd-avtaov naötv xaQiOOapsvov"
ißtlf, (fikov <fo}QT\[xa S-erjyaveog
B
fxovari, xcu aotpuj,xtu XaQlS
Ctvrjsmx&ovMov, x&ovo$ ovgctve, jusXovaa
ojv no&og ctd-avctTtov orij&eoiv
ooi 7igoO(fvs, ooynjg xrjg avdgoptrig
a w xtu AgiOtoxXeovg, avv xtu
ovv ooi d-vrjrov avaxra,tov a&avarov
0(or\g tov S-avarov avv Oot ajueiyja/nevog.

äBelch beifptellofen, aber auch unheilvollen ©rfolg MeS


SBort vom textus ab omnibus receptus gelobt, booon möchte
ich ^eute beS weiteren §u ghnen teben/ gleich §u ©ingang aber
auf ben großen Unterfd)ieb ^tnweifen, ber §wif<hen ber treuen
Söiebergabe einer alten grieebifd^en ober lateinifdjen gnfdhrift
befiehl womit bie ©l§eoire ihre Arbeit verglichen haben, unb
ber Verausgabe beS grie<hif<hen üft^S. Sei einer gnfdhrift
ift baS Original, mehr ober weniger gut erhalten, noch in
unfern Vättben, *>ot unfern Singen; unb eS fommt nur auf
bie Schärfe unb Übung unferer «Sinne unb bie Sicherheit unb
ben Umfang unferer fonftigen ßenntniffe an. Seim £e£t beS
SföS ober fonft eines alten SdjriftftellerS finb mir burch
Qahrhunberte oon bem Original getrennt, nur burd) eine größere
ober Heinere 9teihe von gwifdhcngliebem mit bemfelben oer=
bunben, oon benen febeS, vielleicht fdjon baS allererfte, eine
gehlerquelle mar, in einem SJiafee, oon meinem mir uns heute
im geitalter ber SDrucferpreffe faum eine Sorftellung machen.
Sdhon wenig gahre nach ©utenbergS ©rftnbung hat ein Bruder
ein Sudh ohne gehler baS achte SBunber ber 2ßelt genannt;
wie fott baS bei einem SSerf ber gall fein fönnen, baS gahr*
hunberte lang nur burdh Slbfdhreiben ft<h verbreitete? Sluf
bie V o llu n g oon fachwiffenf<haftli<hen SBerfen mürbe nattir*
lieh auch fdfjon in ber alten geit mehr Sorgfalt oerwenbet,
als auf Schriften, bie, wie bie beS SföS, urfprünglidj gar
nicht jur eigentlichen Seröffentlichung beftimmt waren, fpäter

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melfadj ärmeren Greifen gehörten, baher fo btUtg alg möglich


bergeftellt mürben. 2ln alle biefe ©djicffale ber öanbfcfjriften
hat man faum gebadet, alg ©utenbergg (Srfinbung bie Sffögltäj*
feit gab, jebeg alte ßiteraturftücf prn ©emeingut p machen.
3öer fidjj nicht genauer mit bibliograpfjifdfjen Stubien abgibt,
ahnt faum, mit meinem (Sifer bie (Mehrten unb Ungelehrten,
halb auch bie Spefulanten fid) auf bteg ©ebiet gemorfen haben.
SSeit mehr als 15 000 $>rude ftnb in ben erften 50 fahren
— big 1500 regnet man Ja bie Qnfunabelngeit, b. h. bie
3 eit, ba bie Suchbruderfunft in cunis, in ber Sßiege lag —
veröffentlicht roorben; barunter bem Umfang nadh red^t ge*
maltige SBerfe, menn ich nur an bie Folianten erinnere,
mel(he bei ben bamaligen Stypen eine beutfcfye ober lateinifche
Sibel oorftellten, ober an bie aug mehreren foldjer Folianten
beftehenben gloffterten Bibeln mie bie beg Mcolaug oon £pra.
£)ie nädhfte befte ober auch fchlechtefte £anbf<hrift, bie einem
£)rucfer ober ©eiehrten p r i&anb mar, manberte in bie £)rucferei;
unb mie ber $)ru dauggeführt mürbe, h^nÖ Öan8 0i)n ^er
Sorgfalt unb £reue ber babei beteiligten Arbeiter ab.
SBenben.mir uns gur 83ibel ingbefonbere, fo bürfen mir Ja
heute mit Stoig unb greube auf bie mehr alg 100 ®rocfe ber la*
teinifdOen SSibd unb bie 12 $)rucfe ber beutfehen Söibel fehen, bie
big 1500 erf(hienen. 2Bte ha<h bie SSücherliebhaber fte merten, mag
bie £atfache geigen, bafe für bagfelbe ©jemplar beg $uft=@djäffer=
fchen Sßfaltcrg oon 1459, bag 1817 mit 8350 gr. begabt mürbe,
1896 mehr alg 100000 (5256 2.) angelegt mürben. $ie fo*
genannte 9Jtagarinbibel, bie erfte ©utenbergg, fam in ben lebten
Sauren auf 69, 78, 80000 2ftf. 23efonberg 2)eutfdjlanb hat an
ber §erftettnng biefer SBibeln einen rühmlichen Anteil; hoch rnufj gegen*
über bon latholifcher Übertreibung ber Sttbefoerbreitung betont merben,
bafj bie Auflagen in jenen erften 3«ten fehr Kein maren, unb anbere
S9ücher, mie gemiffe $rebigtbücher unb bergleichen, ungleich häufiger
erfchienen. S5on ber erften in fftom gebrudten ßateinifchen Söibel
miffen mir, bafc fie nur in 250 ©jemplaren bergeftellt mürbe.
Stolg bürfen auch 3 üben fein, fofem fte £eile ihrer
hebr. 33ibel, ben Spfalter fdhon 1477, bag gange h^br. $1%

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fdßon 1488 gebrudt befaßen, §u einer Seit, in wetcßer bie


©ßriften an ißr griedjifdjeS KX no<ß gar nidjt bauten. Qn
ber ganzen Sttlunabelseit, ja nocß länger barüber ßinauS ift
feine einzige 2lu£gabe be£ gr. KX3 erfcßienen.
Xa£ erfte was non ber griedjifdjen S3ibel burcß bie greife
oeroielfältigt würbe, war ein am 20. September 1481 in
SJtoilanb im X)rud ooßenbeter gr. ^Pfalter, ber im Sfaßang
nnter ben Junten, bie in sielen ßanbfdjriften unb Xruden
beS ^falterS fteßen, aucß baS Magnificat unb Benedictus,
ben Sobgefang ber Ktaria unb beS 3 a^ ör^a^ enthält, 2t. 1,46
bis 55 unb 68—79, als bie erften aus bem griedj. KX ge=
brucften Stüde. 2tm 15. Koo. 1486 folgte in Kenebig ein
^weiter $Pfalter, unb etwas fpäter oßne S^ßreSgaßl, oießeidjt
1497 ber britte non bem befannten Kenebiger 23ucßbruder
Eilbus KtanutiuS, in beffen Korrebe ber spentateudj beS
^RofeS famt bem ganzen übrigen 21X ßebräifdj, griecßifdj unb
lateinifdß, b. ß. bie erfte Spoipgiottenbibel angefünbigt ift.
SBom KX ift au<ß ba feltfamerweife nidßt bie Kebe. Söirflidß
ßaben wir benn audß ben erften Xrud beSfelben nur im 3 Us
fammenßang mit einer großen ^olpglottenbibel erßalten, mit
berjenigen, bie ber fpanifdje ßarbinal granj 36im6neS f<$on
1502 jur geier ber (Geburt beS nadßmatigen StaiferS Starl V.
geplant ßatte. 2öie bie erfte, fo ift eS bie einige Ausgabe
beS gr. KXS, bie in Spanien gebrudt würbe. SßenigftenS
fennt Keuß nur nocß eine, bie SBurgoS 1581 auf bem Xitel
ßaben foß, aber woßl nur ein @£emptar ber 2lntwerper ^ßo=
Ipglotte oon 1572 fein wirb. ©S berüßrt eigen, biefe -Kamen
Spanien unb Start V. am ©ingang ber ®efcßicßte beS gr. KXS
ju ßören. 3lm 10. Qan. 1514 war ber Xrud beS KXS
beenbet, ber ber übrigen fünf 23änbe am 10. 3unt 1517 —
am 8. Kooember beSfelben QaßreS ftarb XtmeneS — , aber
erft oom 22. Ktärj 1520 ift baS päpftlid^e 25reoe für bie
2lu$gabe auSgefteßt worben (nadjbem bie jwei aus Kom ent=

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lernten Septuagintaljanbfcfjriften wieber gurütfgegeben worben


waren). 9iur 600 ©gemplare würben fjergeftellt unb gu
61/» ®ufaten oerfauft, nad)bem ber ^arbinal mit bem ©ins
fommen eines Königs unb ben 23ebürfniffen eines 2ftönd(js
50000 Zutaten, faft eine fjalbe Million 3ftarf, auf baS 2öerf
oerwenbet $atte.
SBeldfje ^anbfc^rtften bem 91% lidfjen Seil gugrunbe lagen,
ift nic^t fidler ermittelt; ift autf) nidjt fo wichtig, ba ber ©in®
fing beS foftbaren SöerfS auf bie fpätere Sejtgefdjidljte be=
greiflidjerweife nidjt fetyr grob war, gumal ba ber basier
23ud)brutfer groben ingwifdljen burd) ©raSmuS eine SluS*
gäbe bjatte oeranftalten laffen, bie bequemer gu erreichen unb
nadjgubrutfen war als baS foftbare SBerf beS fpanifd^en $ar=
binalS. Sodj) fott über letzteres nod) baran erinnert werben,
bajj feinergeit gwifdjen Sentier, ßeffing unb ©öpe ein fetyr
lebhafter Streit über baS fpanifc^e Okiedjtfd) ber ^olpglotte,
b. über bie grage geführt würbe, ob bie Herausgeber iijren
Se£t an einzelnen Stellen ofjne ©ewä^r griedjifdjer b*
fdjriften nad? ber lateinifdjen Sibel gemöbelt Ratten, gür
baS 2llte Xeftament läfet fidj baS fidler beweifen, unb gang
feft fteljt bieS audj für einige Stellen im 9iS, oor allem bei
ber berühmten Stelle oon ben brei geugen, 1 gol) 5,7. ©in
englifcljer ©ele^rter Scrioener gäf>lte 2780 Varianten gwifdjen
ber ©omplutenfiS unb bem ©Igeoirte^t oon 1624. gtyre £eS*
art in 2t 1,64 oon gadfyariaS: feine gunge würbe artifuliert
(dufiQ&gd&ifj) ift bis fefct nur in gwei HanbfTriften gefunben,
oon einer anbem SeSart in 2i 2,22 „als bie Sage iljrer
— nämtidj ber Sftarta — Reinigung um waren" (aw%),
fönnen Sie nod) auf S . 927 oon ©regorp’S Sertfritif lefen,
bafj fie nur in einer eingigen Hanbfi^rift (in SBien, 76) fo
ftelje. gu SBirflidjfeit f>at audfj biefe Hanbfdbrift, wie berfelbe
©regorp fdjon früher befannt madjjte (S. 146, Sifcben*
borf 3,484.1267) nidjt fo, unb bieS avi% wirb eben fpanis

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fdjeg ©riedjifd), 9iücfüberfe£ung aug ber Vulgata fein, bereit


boppelbeittige^ „eius" auf aitov ruht, wie
unter anbem D lieft. 2lug ber fönnplutenfig ift bieg avrrjg
in fämtli<be Sluggaben 33ejag nnb ber @l§et>ire übergegangen
nnb bureb bie Sluggaben ber englifcfjen Sibelgefeüfd^aft im
19. Qa^rbunbert nodb in 100 000 en non @£emptaren oer*
breitet worben, wäbrenb, wie gefagt, big jefct. feine einige
gried^ifd^e iganbfcbrift gefunben würbe, bie fo batte,
SJiit (Sragmug unb ber 3Jlebrgabl ber £>attbfcbrtftett lag man
bisher avrtüv, wftbrenb 831a& bag Pronomen gang ftreiebt, toag
febon 83eitgel in feinem (Sttomott in einer testfrttifeben 83emerfung
empfohlen bntte, bie Wie manche anbre biefer 2lrt in ben neuen Slug*
gaben begfelben fchlimmerweife geftricben ift.
©enau ift ber £eft biefer Sßolpglotte erft 1821 in $ti*
hingen burch Sllopg ©rafc wieberbolt worben, bann in 3Jfain§
1827 unb mit neuem £itel 1851, wäbrenb ber Slbbrud in
ber Slntwerper ^olpglotte non 1572 fd^ott burdj ben £e£t
beg (SraSmug beeinflußt ift.
©raSmuS war in ©nglanb ((Santbribge) als fein greunb
33eatuS 9ibenanug ibm am 17- 3lprtl 1515 fdjrieb, ber
83aSler 33ucbbrucfer groben wünßbe fein Sfö, er werbe ibm
fo oiel bafür geben alg irgenb ein anberer (se daturum
quantum alius quisquam). (SraSmuS batte big jefct nur
an einem lateinifchen Kommentar jum 91X gearbeitet; nadh
gried^ifd^en £anbfdhriften bat er fidj norber gar nid^t um=
gefeben, unb tat eg and) nidbt weiter, alg er na(b 23afel fam.
Slm 11. September fing ber £rucf an, am 1. gebruar fd^rieb
©ragmug bie SBibmung an Sßapft £eo X., am 1. war
bag ©anje fertig, ^auptforreftor war Defolantpab non
SSeingberg. 2öir ftaunen um fo mehr über bie Diafchbeit beg
$>ru<fg, wenn wir bebenfen, baß bem griedjifdben unb lateini*
fdfjett Annotationes unb anbere Arbeiten beg ©ragmug
beigegeben finb, bie an Umfang bem Sfö felbft gleich fommen.

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Praecipitatum verius quam editum geftanb Gsraämuä fpater


felbft. £ropbem ift ber $itel faft ruhmfprecberifch, unb ebenfo
fagt <Sra3mu3 in ber SBorrebe an ben ^3apft, non temere
neque levi opera, sed adhibitis in Consilium compluribus
utriusque linguae codicibus, nec iis sane quibus libet,
sed vetustissimis simul et emendatissimis.
•ftadjbem granz $)elifcfd)1861 auf berfürfttidhOettingen*
SöaHerftein’fdhen 33ibIiot^ef in -äftaibingen im Sftifc bie §anb*
fdhrift mieber aufgefunben, bie (5ra3mu£ für bie 9lpokalppfe
benüpt bat, finb mir über ade genau unterridjtet. 2)enn in
33afel liegen noch bie zwei §anbfTriften ber ©nangelien unb
Briefe, bie einft bent Sudbbruder Slmerbadj gehörten unb
non ©raämuä mit ben nötigen Korrekturen einfach in bie
2)ruderei gegeben mürben; e3 finb ^ergamentbanbfdbriften be<S
12. SabrbunbertS, bie §anbfd)rift ber Offenbarung ift jum
$eil fogar non Rapier, unb bod) nannte @r. fie einen codex
vetustissimus, fogar tantae vetustatis (exemplar), ut
apostolorum aetate scriptum videri possit 2)urdj ben
^unb non Mifcfdj ift nun jebermann bemiefen, maä fdhon
Bengel erfdjloffen* batte, bajs (Sraämuä, begiebung^meife fein
©dfjreiber (©larean?) biefe £anbfdbrift, melche ben ber
Offenbarung nur in SBerbinbung mit bem Kommentar be3
2lnbrea£ enthielt, an manchen ©teilen nid)t recht lefen konnte,
baf$ fie an anbem befekt mar, unb ©raSmuS nun kurzer §anb
biefe Süden burdj eigene Überfepung nach ber Vulgata er­
gänzte, ohne fidj auch mx aach einer jmeiten griecbifcben
§anbfcbrift umjufeben. Unb foldje $)inge finb nun Geftanb*
teile be3 Tfextus] Rfeceptus] gemorben unb oon ber engli*
fdjen öibelgefedfdhaft in ben 2 erften Sabren be3 20. ,3abr=
bunberts nodh einmal in 21657 @£emplaren neu gebrudt
morben. 3?dh miH nur %mi23eifpiele au3 bem 17
ber Offenbarung anfübren. 2)a lieft man SB. 4 oon bem
Sßeib, bie einen golbenen 23eä)er batte ysjuov ßdelvy^idzcov

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aal aKa&aQzriTOQ iz ogveia£z%. (Sin griedhifcf)e£ ©


ftantio dyux&agvrjggibt e£ überhaupt nid^t, trofcbem erfdheint
e£ anf ©runb biefer stelle in oielen griedfjifdhen Söörterbüdjem,
Z. 33. in ber neuen frangöfifdjen Auflage be3 ^^efauru^
mit bent bag ein vocabulum novum a nobis da­
tum cum uberiore explicatione *)
“äna&aQTriQ, rjvog, rj, impuritas et fig. idololatria,
semel Apocal. 17,4 in textu vulgato de
eadem re Esdr. 1,42; 2 Chr 29,25) Bretschneid.” £)ie
fianbfdfjrift f)at wie alle anberen 3 eu9en
3m felben Kapitel 33. 8 muffte fcf)on einem £efer ber
beutf^en 33ibel auffallen non bem stiere §u lefen, bag mar
unb nicht ift miemohl eg bodfj ift. Sßieoiel mehr einem
Kenner beg ©riedftfdhen naiTtegeo n v*2), ba bo
nafift miffen mufft ober menigfteng, wie man jept fagen mufft
miffen foHte, baf3 yiauceg mit bem Partizipium o
wirb, -Wicht blof$ bie Probebibel oon 1883, fonbern nodh
bie erfte Sluggabe ber ‘^urdhgefehenen Ijat ben Unfinn fielen
laffen, unb erft bie lefcte Sfteoifion oon 1892 l)at eg berichtigt.
3>n ber £anbfdhrift fteb)t natürlich ra*e in ben anberen §anb=
fdhriften -ml nageauv. Unb nun beulen Sie, bag ift bur
bag ganje 19. Qahrhunbert hinburdh ber unantaftbare Xttf
Zumal ber englifchen 33ibelgefellfdhaft gemefen, ber für alle
Überfefcungen ber 33ibel in ber -iJHffiongmelt mafjgebenb mar.
$Daf$ in ben festen 6 33erfen, bie (Sragmug, meü bie
£anbf<hrift befeft mar, felbft ütg ©ried^ifd^e überfefcte, er nicht
meniger alg 30 mal oon bem urfprüngiidjen abroidh, müt idh
nur alg britteg 33eifpiet nodh anführen. $)aher nodh Ijeute

J) 2)urdh 3 ufatt fteht e8 ba gerabe am 0<htuf3 einer (Seite,


fo bafc bie8 ccy.ct&aQTrjg fd&on in ber 0paltenü&erfdjrift prangt.
2) 0o brudfte (5ra8mu8; (Slzebir 1624 unb 33 xatntq lartv
mit zmei Silenten auf xatntg, mag no<h 1810 unb 21 toieberpolt
tourbe, je^t ahep
n r harCv.

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in £eutf<blanb alle lutijerifdjen Bibeln mit einem Söorte


febHeften, ba$ gar feine grieebifebe 'Bezeugung b<*t: bie ©nabe
be$ §erm gefu fei mit ©ueb allen. $ie8 “euch” ift noch
in feiner einigen griechischen i&anbfcbrift gefunben. Sotten
mir un$ munbern, menn ein SJtann rnie Sagarbe fpottete
über ba£ Scbülerererjüium be3 ©raärnuä, ba3 bie auf baS
lautere SBort ©otteä gegrünbete Stircbe Sutberö gabrbunberte
lang als eebt oerebrt habe!
2lber i<b ba&e fdbon oorgegriffen. $ocb geigt ja gerabe
auch bie£, mit meinem Beifall bie Slrbeit be3 (£ra3mu8 auf*
genommen mürbe, an ber übrigens für bie erfte Qtit nicht
ber grtec^ifc^e £ejt, fonbern feine neue lateinifdje Überfettung
unb feine Annotationes ba£ SBicbtigfte mar. 2>ie mehr als
1200 ©jemplare, in benen baS 23u<b gebrueft mar, maren
halb oergriffen; bie jmeite SluSgabe erfdbien fdfjon 1519, mä^
renb ©raSmuS franf mar, Übermacht oon brutto unb $3ajtliuS
Slmerbacf). ©raSmuS fie gebeten, ben Sdbluft ber Offen*
barung nach ber 1518 oon SllbuS 2)fanutiuS in SBenebig
berauSgegebenen griedbifeben Sibel ju benötigen, £eren neu*
teftamentlicber £eil ift aber — Sie feben fdbon ben glu<b ber
böfen Xat,bab fie fortgeugenb 33öfeö muft gebären — nichts
a ls ein Slbbrucf ber ©raSmifcben A usgabe, in meldbem
eine Slngabl gebier, ober lang nicht alle (nidfjteinmal alle bie,
bie Öfolampab im $ru<ffebleroergei<bniS aufgefübrt botte), be*
riebtigt maren. So mürben au<b in ber jmeiten SluSgabe beS
©raSmuS eine Slnjabl augenfälliger £)rucffebler berichtigt; aber
auch manche neue unb allerlei greuliche auf Rechnung beS
oormi^igen ÄorreftorS fommenbe SBerfcblecbterungen famen
bingu. gür unS ift biefe 2lnSgabe midbtig gemorben, meil fte
eS mar, bie ber ßutbertfdfjen 23tbel jugrunbe liegt, unb eS
ift ein grofteS SBerbienft 0 . o. ©ebbarbtS, baft er in feiner
$audbnifcfcben SMglotte ihre Slbmetd^ungen oon bem Sifdfjen*
borffchen ^ejte unter bem beutfdfjen Xetl namhaft mad^t. 3ludb

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biefe Ruägabe fyat ju ben geilem be$ TR ihre Beiträge ge*


liefert, $>afür miß i<h nur ein S3eifpiel anfü^ren.
Ru3 ber RuäfenbungSrebe 3fttth 10 ift un£ bie Söeifung
geläufig 'machet bie Ruäfäfcigen rein, raedet bie Zoten auf
in biefer Reihenfolge ber ©lieber. 3n $if<henborf3 Apparat
ftnben Sie, baf$ fo ber TR c min, mit einigen 9Rinu3feln
unb ber bte bahtn heften Ruägabe ber fprifchen Stbel Oße*
fd^ito), ber non Schaaf habe.
Senget nennt jmei griec^if^e §anbfdriften, bie Sailer 1,
bie auch fc^on @ra£mu£ fannte, unb eine Söiener, bie f<hon
oben §u 2t 2 genannte. Zte Sailer ift im vorigen ^a^r
burdj Safe oollftänbig veröffentlicht morben, unb hat nicht
fo; ebenfo menig bie Söiener, mie mir auf eine Anfrage oon
bort mitgeteilt mürbe; unb oon allen £anbfTriften ber fpri*
fchen Sibet fyat auch feine einige ba£ jmeite ©lieb, ooßenbS
nicht an biefer Stelle. 3ftein SanbSmann Rlbert 2Btbman=
ft ab, ber 1555 bie Editio princeps be£ fprifchen RSS oer*
anftaltete, fyat am Schluß ber Sorrebe unter ben 2)ru<ffehler*
bericf)tigungen oier Stellen mit einem Stern fenntlich gemalt
in quibus Libri Syrorum a nostris discrepant. darunter
ift auch biefer Sufafc- Unb ben hßben nun bie folgenben
Ausgaben, juerft bie oon £rem elliu $, ohne meüereS
in ben Zt%tgefegt, unb fo notiert ©utbier 1663 nicht
einmal eine Variante pnfdjen feinem Xejt unb bem feiner
Vorgänger, mährenb baä ©anje barauf beruht, bafj bie Bruder
be3 ©ra£mu3 bei ber jmeiten Ruftage §mei Safeglieber oer-
fehrt ftellten, bie noch in ber erften recht ftanben. *)
2)a3 fchlimmfte Unheil ift aber burch bie britte Rufs
läge be3 ©raSmuS here^n9e^ mmen- ^ on feinen ©egnem
mar fchon fehr halb barauf hingeroiefen morben, bafj 1 $oh 53
3) Ruch in ber neueften Ruflage oon 2ttepers2öeifc, „in ber
R e c p t. nur nach Sttin. b o r . . . dcup. exß.“ Ruch 3nhn: „2)ie a u f
toenige 3JHn. geftiifcte Stellung hinter xad-aQtfre“.

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15

bie in bet Vulgata ftehenbe ©teile von ben brei ^tmtnltf^en


3eugen in feinem grie<hif<hen $e£te fehle, unb in ben ©freit*
fdhriften, bie über fein 91% gemedhfelt mürben, gab er ba3
SBerfpredjen fie aufgunehmen, menn tym eine griedjifdje &anb*
fehrtft nadhgemiefen mürbe, bie fie enthalte. tarn ihm
bie $unbe von einem ‘Codex Britannicus5, ber fie habe,
©ftidüdhermeife ift biefe §anbf<hrift nicht roie anbere aus jener
3eit oerfdfjollen, fonbem noch in Dublin oorhanben, unb neuere
gorfchungen namentlich oon Gobbin unb <Qarrt34) laffen
e£ faft groetfelloä erfcheinen, bafg fie auäbrüdttidh erft ber ^3o=
lemif mit (SraSmuS ihre ©ntftehung oerbanft, b. h- auSbrüdftidh
gu bem $ m d gefdhrieben mürbe, um ihn irre gu fuhren, toahr*
fdheinlidh oon einem grangi3faner*TOn<h grop ober gfrater]
op. ©o fam benn bie ©teile 1522 in feine britte 2tuf*
läge, aber nidbt gang fo, mie fie in jener £mnbf<hrift fteht,
audh nidht gang fo mie fie bie (Somplutenfte nadh bem Lateiner
bietet; unb nodh in ber oierten Auflage oon 1527 hat
mu$ grnei flehte älnberungen oorgenommen, inbem er mit ber
©omplutenftä gmeimal ben Slrtifel einfefete, unb ayiov 7tvevfia
in 7 t v 6 v f j . c c ayiovumfteüte. Qn biefer gorm unb auf biefe
Söeife ift fie Seftanbteü be3 TR gemorben unb nidht blojs
ber ^ßapft hat unterm 15. ganuar 1897 bie @ntfReibung be£
h. DffigiumS beftätigt, bajg fie ein autbentifdfjer Söeftanbteil
be3 9fölidben Se^teä fei, fonbem auch ooch ein in biefem
3>ahr oerftorbener Sutberifdfjer ^heo^°9 hat fie ftte folgen in
einer SBeife oerteibigt, bie uns nadbheo nodh befdhäftigen fott.
@rft nadhbem bie britte 2tu£gabe gebrudt mar, hat @ta£mu3
4) 93gt. The C o d ex M o n tfo r tia n u s, a Collation of this
celebrated MS. in the Library of Trinity College, Dublin throug-
hout the Gospels and A cts, with the Greek Text of Wetstein,
and with certain MSS. in the University of Oxford, by Orlando
T. Dobbin, LL.D .\ er. 8vo, cloth, S. Bagster Sons, 1854; J. R.
H a r r is, The Origin of the Leicester Codex of the New Testa­
ment, London 1887. 4°.

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16

enblidj auch ein @£emplar feiner Vorgängerin, ber complutenfi'


fchen Sßolpglotte, p ©eficht befomnten unb barnach feine oierte
2lulgabe oom Qahr 1527, namentlich in ber Slpofalppfe etraal,
aber lange nid^t genug gebeffert. £ie fünfte unb lepte, bie
er erlebte, 1535, mar ein menig oeränberter 2lbbrucf ber
oierten, unb fo ift biefe burch Vermittlung bei franjöfif^en
Vudjbrucferl Robert 6tep h a n u l bie ©runblage bei TR
gemorben.
@1 ift nicht umfonft, bafi bie griechifche Initiale feinel
^arnenl g bie Vepidpung für ben TR mürbe. 3>emt 6 t.
mürbe für bal gr. michtiger all irgenb ein 2Jtann bei
16. Qahrhunbertl, inbem er nach p>ei Reinen Stulgaben non
1546 unb 49 — bie “mirificam” genannt merben nach ben
Slnfanglmorten ber Vorrebe 'Mirificam Regis nostri Libe-
ralitatem" (granj V) — p @hrcn Seinridjl II.
Regia genannt5) — 1550 eine golioaulgabe oeranftaltete mit
einem Reinen auf 15 §anbf<hriften unb ber (Somplutenfil auf*
gebauten Apparat, bie in (Snglanb bil auf ben heutigen £ag
mafegebenb blieb unb mit bem fpätem £e£t ber (Slpoire faft
ibentifch ift. 2>ap fommt noch feine Reine Slulgabe oon
1551, burch melche bie Vermählung nicht nur, fonbern auch
ber Verlbrucf in bal unb meiterhin in bie Vibel fam,
jenel triste lumeo, mie el @b. Sfteuft bepichnete, nec post-
hac exstinguendum. Unter ben oon ihm benüfcten i&anb*
fchriften ift ber jefct fo oiel genannte Codex Bezae unb bie
^arifer &anbfchrift L, bie ben hoppelten 9ttarfulf<hluj3 ent=
hält, (Gemacht mürben bie Kollationen oon feinem bamall
18 jährigen 6ohn igenri (bem jüngem). Vei biefem £enri

5) Über bie £ppen, mit benen bie Slulgabe gebruät ift, Oer»
lohnt el ftdj bie ^bpanblung oon 2)1 epe r * © p e h e r i n ben G g A
oon 1902 p üergleiten; flc ahmen bie &anbfcprift bei gried&ifdjen
Kalligraphen Singelul V e r g e c i u l nach, nnb b al machte ettoa 1000
b il 1100 £ppen nötig.

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17

6tephanuS erfdjien 1565 bie crfte ber gehn Ausgaben, welche


bet 6<hüler unb greunb ©aloinS Theodore de Böze, Beza,
mit ober ohne iateinif^e Überfettung in feinem langen Seben
bis 1605 oeröffentlidjte. ©ine berfeiben, offenbar bie Heine
oon 1565, mar bie unmittelbare Xrutfoorlage ber ©Igeoir*
f<hen oon 1624, bie auf bem Xitel fidj cex regiis aliisque
optimis editionibus cum cura expressum* nennt unb in
ber groeiten Auflage oon 1633 baS SBorroort erhalten hat oom
Textus receptus, baS ihren ^u^m begrünbete. 3>n btefem
ift mieber^olt, fie ftamme ex Regiis ac caeteris editioni­
bus quae maxime ac prae caeteris hodie nunc Omni­
bus probantur. -ättill notierte 1707 nur 12 Söerfc^ieben*
feiten gnrifchen 6t. 1550 unb ©Igeoir 1624; Xifdjenborf
beren 150; im neueften Sßerf gibt ©regort) eine Sifte, roie
er fetbft fagt oon „ettoa 256"; toenn ich redjt gejault habe,
finb es bei ihm 269. ©ttoa 80 berfelben, fagt ©regort),
betreffen nur Kleinigkeiten mie 2lfgente unb 6pirituS; meines
Qntereffe aber auch biefe haben fönnen, geigte mir gleich bie
erfte, ob Slbraam mit Spiritus asper ober lenis gu fc^reiben
fei.b) ©rft oor toenig SBodjen ha* ein fprachforfdjenber
•äftiffionar oon ©anton aus mir bie grage oorgelegt, tooher
biefer Unterfchieb in ber 6djreibung fomrne, unb ich gtoeifle,
ob fdjon irgenb ein ©elehrter eine oollfommen befriebigenbe
Slntmort auf biefe Kleinigkeit gegeben hat.
6 o unterfdjeibet fidj benn ©Igeoir oon Stephanus 1550
nur ettoa burdj 190 toirflidj oerfdjiebene SeSarten, Xifdjen*
borf8 oon7 an mehr als 3500 6tetten. 3n ©nglanb ift
6t. felbft mafcgebenb geblieben, inbem bie äöaltonfdje $ßo*
Ipglotte oon 1657 feinen Xejt mieberholte, ebenfo 9JHII in*2

*) 3 n ©regortyS Sifte fehlt 27,47 biefelbe SSerfdjieben*


heit in betreff ber Schreibung bcS Samens @lia$, unb gu 6,10
unb 3 a t 4,13 bie Angabe, bafc bei biefen SBerfen }e gtoei 33erfcfjteben=
heiten gu beachten finb.
2

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18

ber burcf) ihren Apparat unb ihre ^rolegomena berühmt ge*


Norberten 2lu$gabe oon 1707. Unioerfität Djforb brucft
beute nod) feinen anbern £ej;t, ben fie unter bem kanten oon
SlopbS £eftament unb 9JHIU Xeftament anfünbigt. 3)abei
finb aber feltfame $)inge paffiert. 2lte Slopb Söifc^of oon
Djforb 1827 ben SttittfChen Xe#toieberb
bem ©efcer offenbar eine Dfforber 2lu3gabe oon 1742, bie
ein $if<bof ber Sörübergemeinbe, 9^amen§ ©ambolb oeran=
ftaltet hotte, mit ber 33enterfung auf bem ^Titel ctextu per
omnia Milliano, cum Divisione Pericoparum & Inter-
punctura J. A. Bengelii.3 $on biefer Stuägabe bot ober
©buarb 9teufe nacbgeroiefen, bafj fie £e£t burChauS nicht
genau roiebergibt, fonbem offenbar einer (Sbinburger 2lu£gabe
oon 1740 folgte, bie fidh mancherlei Freiheiten erlaubte. @rft
in bem neueften 2lbbrud oon 1889 ift c£lopb3 no<b einmal
nach 1550 burdjgefeben unb oon ©anbap eine 90 ©eiten
umfajfenbe cCoilatio textus Westcottio-Hortiani cum Textu
Stephanico anni 15503 beigefügt roorben. ®iefe ntufj oer*
gleichen, toer eine Slnfchauung baoon hoben will, roietoeit fiCh
ein mobemer &e£t oon biefem h^Ö^braChten entfernt. 2lucb
bie anbere D^forber 2lu3gabe, bie auf ber 91üdfeite be3 XitelZ
bie 23emerfung bot »secundum exemplar Oxoniense anno
MDCC. XLII. editum« (562 ©. 18mo) roeiCht oon ihr an
minbeftenS einem bolben 2)u£enb ©teilen ab (9flf 4,18; 6,29;
16,20; 3ob 18,24; 1 Rox15,33; 1 XI) 1,9
9toCh bequemer finb bie (Sambribger 2lu£gaben oon ©crioe*
ner, in welchen er burdj gettbrud unb Sofern jebe ©teile
fenntlicb macht, too SBega, ©Igeoir, ßaC&mamt, £if<benborf,
£regelle3, SBeftcott^ort unb bie 9teoiforen ber englifChen Sibel
oon ©tepbanuä abtoeidjen7).
©eit 60 fahren ift aber aud) in ©nglanb felber neben
7) 12125 SÜbtoeidjungen habe id) in ber fogenannten e d itio
m aio r ©cribenerg gegäbtt.

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19

©t. ber Eljeoirte^t oon 1624 jurn oerbreitetften geworben,


inbem bie Vritifcfee Söibelgefettfd^aft ihn in ihre SluSgaben auf*
nahm. Slber au<h fie geben ihn nid^t biplomatifcfe genau, trofc
ber Vorbemerkung ber nteiften SluSgaben:
cTextus qui dicitur Receptus, ex prima editione
Elzeviriana (Lugduni Batavorum anno 1624 impressa)
depromptus.5
$)ie Einteilung fei na<h Vengel 1734; bie parallel*
[teilen nad£) ©tephanuS C u r c e lla e u s ad ipsius editionem
primariam (Amstelodami 1675) — feine erfte ift non 1658.
Haec omnia, iuxta exemplar editionum cura Jo-
sephi Jo w e tt et Thomae Gul. M eller confectarum,
paucis tantum maculis emendatis.
Über biefe SluSgaben bin icfe gunäcbft nod) auf bie Sin*
gaben oon D^eufs angewiefen, bei bem aber jebenfalls baS
eine §u beridfjtigen ift, bafe baS Eambribge auf bem Xitel ber
SluSgaben t>on 47 unb 51, beren Vorrebe nidjt oon g o w ett,
fonbem oon H eller unterjei<$netift, baS amerikanifdlje Eam*
bribge fein werbe. Söoher biefe SluSgabe oon gowett ihren
£ert genommen ^at, weife idj no<h ntd)t. 3Bie es fc^eint, nic^t
oon ben gwei erften SluSgaben, welche bie Vritifdfje Vibel*
gefellfdbaft feerau^gab; ba£ finb jwei SDiglotten, alt* unb neu*
griedjpfdj oon 1810 unb 1827, oon benen bie erfte ben Eljeoir*
fdjen Xe# oerhältntemäfeig am genauften wiebergibt. 2)iefe
ift mitfamt einem Xeil ihrer Druckfehler bie Vorlage ber in
Moskau 1821 mit (Genehmigung beS heiligen rufftfchen ©pnob
oon ber Siuffifdhen Vibelgefettfdjaft hergeftefften Vibel geworben,
über welche man näheres in SagarbeS ©eptuaginta©tubieu
1,5 f. oerglei(hen kann. Darnach ba* «ner ber erften h«bräif<hen
unb grie<bif<ben ©eiehrten ber ruffifd^en Kirche, ber Slrdjibia*
konuS gakob Dimetdwitfdh oon ber USpenSkikathebrale, ben
Druck übermalt, t)cii aber all bie gehler §. V. in ber Sipo*
falppfe, wie 17,4 trizogn
Q
äxa&ub 8 %aL7zeQ eoviv über*

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nomtnen, in bicfem ^aH auch noch mit ber ©chreibung xatW^
mit swei 3lccuten, wie in 1810, mährenb 1827 baS 3 e^ o r t
nicht enflitifch behanbelt. $arl Vertheau in Hamburg hat
in ber %$. £&. non 1877 nachgewtefen, bajs bie ®rucfe bcr
Sibclgefcflfc^aft an einer S^ei^e, non ©teilen offenbar unab=
ftdjtlich non @l&enir abweichen. Ohne eine ooltftänbige Ver*
glexchung angeftellt ju haben, fann ich auf ©runb non §03*
fierS Vergleichung non ©tephanuS unb ßljenir (A full Ac­
count and Collation. . . together with ten Appendices,
London 1890) biefe ©teilen noch oermehren. Steine SDru
fehler ■$. V. ftnb eS, wenn 3ttt 18,10 ein Slrtifel, Qoh 6,35
eine Negation, 1 ftoh 4,20 ein Pronomen ausgefallen ift, was
nun non einem £)ru<f in ben anbem überging, ^nbinibueller
£5ru<ffehler beS mir als ^ormalejemplar pgewiefenen (Sam*
bribger £)rucfs non 1876 ift eS, wenn 31© 4,29 aoXüv ftatt
Xalelv fte^t, an nier weiteren ©teilen, 3lcta 24,19; 9löm 4,10;
1 $or 7,3; (£ph 3,13 je ein 3Bort fehlte, unb gule^t in
Off 11,17 ©ott nicht mehr ber hiefi, cber ba ift unb ber ba
mar unb fommt\
•Kadj langen Verhaitblungen bat bie Vritifcfje VibeL
gefellfd^aft befdjloffen, biefen aufjugeben, nicht bloft für
i^re griedjifdjen SluSgaben, fonbern, was noch mistiger, als
©runblage ber Überfettungen in frembe ©praßen; unb noch
längere 3 e*t bat bie grage neranlajgt, melier Xe£t an feine
©teile §u fefcen fei. ©djlie&lidj ift berjenige gewählt worben,
ben bie non mir für bie Söürttembergifdje Vibelanftalt be=
arbeitete 3tuSgabe feit ihrer britten Stuflage bietet; unb ich
felbft bin beauftragt, bie erfte 3luSgabe für £onbon no^ubereiten.
3lufcer ben ^arallelftellen meiner 3luSgabe foll fie unter bem
Xe£t eine Vergleichung beS bisher non Bonbon nerbreiteten
TR, fowie beSJenigen Ste^teS enthalten, ber ber englifchen
R(evised) V(efsion) jugrunbe liegt.
Über bie bisherige Verbreitung biefer englifchen 3luS*

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21

gaben fann idh au$ bent neuften (99.) noch nidht ueröffent*
litten Verist über ba£ Qahr 1902/3 bie nötigen Safykn
mitteilen.
•ftadh biefen Veristen finb non intern griedfjifdhen £eft
gebrudft morben im erften Qahr be£ 20. 3ahrhunbert$ 11570,
im uerfloffenen 3ahr 10087, gufammen 21657. SDie ©efamt=
herfteltung (feit 1804 begm. 1810, in meinem Qahre bie ©e*
.feüfchaft erftmalä ein eigenes griedhifdheS 91% ^erauögab) betrugt
mit ober
ohne ^Pfalmen ^Teile 3 ufammen
©riedhifeh . . . . 273140 51295 324435
©riedhifeh u. ©nglifdh 23 592 23 592
.©riedh. u. grangöfifdf) 3 000 3000
©riech, unb £)eutfdh . 12000 12030
©riedh. u. ßateinifdh . 3250 3250
©riech, u. 9ieugriechifd) 45294 2030 47 324
©riech, mit Urbu unb
W ifc h . . . . 1000 1000
Sittel gufammen alfo 414601 ©jemplare8). 3<h bin über*
geugt, bafc bie$ bie 3<x$l aller anbent in ©nropa im 19. Qahr*
hunbert i)ergeftellten Ausgaben meit überfteigt.
3<h i)abe teiltneife aud) bie 3^ien über bie Verbreitung
biefer $)ru dein einzelnen Sänbern, loie&eutferlaub unb ber
Sdhroeig, Dfterreidb, im europäifdhen S^blanb unb in Sibirien,
in ber £ürfei unb ©riedhenlanb.
£>amadh mürben in $)eutfcf)lanb unb ber Sdhroeig, aber
faft auSfchlieblich in 3)eutf<hlanb, nerbreitet in ben lebten
5 Sauren feit 1898: 1232, 534, 923, 740, 671, gu*

8) $>er SWerftoürbigfeit halber führe ich an , bafj aus 188 998


<$£ctnplaren, bie eS bis gum 83. V erist @. 479 toareit, eS feit bem
84. @.561 188 999 hntrben, unb auS 18 500 grie<hif(b*en0lifcben
feit bem 85. 18 502. ähnlich lauten 1897 20 %embtare gu lefc*
teren hingu.

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22

fammen 4100. $>ieg trofcbem, bat fett biefer 3eit ba£


9l% ber Stuttgarter Vibelgefellfdjaft ejiftiert. Vorher be=
trug bie Verbreitung in SDeutferlaub etwa 2000 jährlich,
j. V. 87—94 13 307, nach ber Scbweij 508, pfammett
13815.
giir ©riecfjenianb unb bie dürfet finb bie Balten ber
lebten 4 3abre 6026, 5636, 5320, 5317, pfammen 22 299.
3<b benfe biefe 3 ab*cn ^tgen, bat eg ber Wltye wert war,
gegen bie weitere Verbreitung eineg folgen $efteg Stritte
p tun, unb bafs eg eine greube ift, an ber enbgültigen Ve*
feitigung begfelben mitarbeiten, non einem letten Qa^r beg
TR reben p bürfen. Settereg gilt übrigeng nur, fallg auch
D^forb fidfj nodh entfdfjliett, folcbeg 3w g wie
yiaiTtsQ eauv u. f. to. nicht mehr p brucfen.
Vebmen mir ^inp, bat eg eben biefer £e£t mar, ber
in ber V eform ationgjeit ben Überfettungen in bie Sanbeg*
fpradfjen P ©runbe lag, fo oerfteljen Sie, bat eine grage
ift, bie nicht blot bie Geologen angelt bie ihr -Jfö griecbifdj
lefen, fonbem bie ßirdje im groten. 3« ©nglanb hat bie
ßirdhe gebanbelt unb feit 20 3abren bie Revised Version
tergeftellt. Begleich tnit bem 3lufgeben beg gried^ifc^en
TR wirb biefe RV nun auch non ber Vritifdhen Vibel®
gefellfdhaft, junächft noch neben ber alten, nerbreitet
werben.
2ludfj wir in $5eutfdhlanb fyahzn eine Vibelrenifton gehabt,
aber faft fd)eue idfj mich, fte in einem 3ltem neben ber eng*
lifdfjen p nennen, ner^alten fie fid^ bodfj peinanber wie £ag
unb -ftadht. SBir müffen fpater barauf prüdfommen. §ier
nur einige unfdfjulbige Veifpiele beg grtedjifcben £e£teg.
Vadh 1/21 gebt 3*fw3 tn eine ©pnagoge in 5laper*
jtaum, nicht in bie ©pnagoge. ^ifcbenborf bemerft cum
minusc. pauc.; eg wirb nur ein 3)ru<ffebier fein, biegmal
beg Reinen Vep non 1565, wie 11,14 bie Verwanblung beg

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23

fitidelg in ovdeig, moju £tf<benborf fagt Ccum minusc. vix


multis3.
3<>b 18,20 in bem 2öort 3cfu not beni $o^en 9iat:
er habe gelehrt im Xempel, mo alle Quben jufammenfommen,
batte @ra3mu3 navzeg, bie (Somplutenfiä unb ©tepbanuS
ftavrore, bet TR brudt Trävzo&ev, ‘cum min.^pauc.
vid.3 fagt Sifdjenborf; in 2öirflid)feit ift ba3 eine ^onjeftur
Seja$.
3n ber AG bat TR fdjon 9,5.6 ben wirb
bir ferner toerben, gegen ben ©tadlet ju löden. Unb er
fpradj mit 3 ^ ern nnb 3 a9en: ma£ TDtCCft bu bajs i(b tun
foU. SDer <§etr aber fpra<b ju ihm3. $if<benborf fagt: Absque
cod Graeco, sed cum Vg., b. b- 20 Söorte finb bier in ben
£e£t bereingefe^t morben. 3>ie Sßrobebibel unb bie £>ur<b5
gefebene bat mit feiner ©ilbe eine Slnmerfung, mäbrenb e3
für bie englifdje 33ibel ebenfo felbftnerftänblicf) mar, bie SBorte
hier ju [treiben, bie, mie fdjon ein alter ©prer jur ©teile
bemerfte, nur ba ihren richtigen Sßlafc bitten, mo ^auluS
non ficb felber erjäble.
3fn berfelben ©efebiebte brudten bie @l§eoir ba3 cum=
leuchtete3 mit bem fleinen Sega non 1565 TteQieozQaxpev mit
Grpftlon ftatt @ta. ©<bon Senget bemerfte baju: ‘Sphalma
ultra seculum per complures editiones quae accurate
putantur propagatum, leve illud quidem, sed curam
non continuam prodens.3 2Ba$ mürbe er baju fagen,
menn ber gebier ftcb noch bureb meitere 100 Qabre fort^
fcbleppte unb bureb ben ßonboner $ru dnon 1810 au<b in
ben -Dforöfauer non 1821 überging. 3a felbft £ad)m ann
bat ihn noch 1850, weil A non erfter ©anb fo gehabt
haben foff.
91 Öm 7,2 finb bie SBorte to t erft 1624 bureb
ben fo überaus häufigen gebier meggefallen, ben bie Bruder
eine Reiche3, bie (Mehrten Ausfall bureb ^omoioteteuton

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24

nennen. (3)aS ©egenteil, Sßieberbolung bur<h &omoioteleuton


nennen bie Bruder eine c§od^jeit\)
$n 33erS 6 beSfelben Kapitels, mo Sut^er mit Sfcedjt
überfefete: 'nun aber finb mir twm ©efefe los unb if)m ab*
geftorben, baS uns gefangen hielt’, brudte 33eja ftatt arco^avav-
%eg mit Stnberung eines einigen 33ucbftabenS a7to§avbvxog,
baber es in ber AV im Xt& ^eigt: 'deli
law, that being dead in which we were held/ ©cbon
33engel bat ausführlich gezeigt ^ bafj baS nur eine fcbled^te
$onjeftur 33e$aS ift, ber eine ©teile in ©brpfoßomuS falfcb
fonftruiert b<*t. &rofcbem mirb fte im 19. Qabrbunbert in
400000 ©jemplaren oerbreitet.
9iöm 9,19 läfct ber TR yauS, cu
fagt $if<benborf; eS mirb mieber nichts als ein SDrudfebler
fein, mie bie 2luSlaf|ung beS SlrtifelS in 10,6.
© al 4,17 ewduaai W aSdelovoiv :

fagt Xi.cum minusc. pauc.; sed editum potius ut vid-


de conjectura Bezae. 33e$a fcbreibt baju cum in Omni­
bus codicibus scriptum sit vpag, vos, poscit tarnen
sententia ut legamus w a g nos. ©r feiber aber bat nicht
blofj in ben beiben erften Ausgaben von 1565, fonbern auch
1582 mieber vpag gebrudt, ebenfo bie 33rit. 33bg.
5Do<h baS bisherige ift alles nur ©eplänfel, SÄinutien,
bie für ben $Pbtfofogen, faum für ben ^beo^9en 23ebeutung
haben, für ben frommen Saien unb bie Kirche im groben
faum in betracht fornmen, ©chönbeitSfebler, melche bie ©üte
ber SBare nicht beeinträchtigen.
3ufammenfaffenb möchte ich w<h einmal beroorbeben, mie
jebe ©Richte, bie jum 3uftanbefommen beS TR beigetragen;
in bemfelben ©chutt unb ©chlamm als ihre ©puren ab*
gelagert b<*t.
X k ©omplutenfis non 1514 lieferte j. 33. ein aus ber
33ulgata überfe^teS avzrjg in 2t 2,22.

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25

Von (SraSmuS1 1516 ftammt bie iQauptmafje, jumal in bcr


Slpofalppfc mit aytad-dgzrig, ytal/teg , ben eigenen
ttberfefcungen.
Von GsraSmuS2 1519 vetgovg eyeigeze hinter Xeugovg
/,ad-agi£eze in 2Jtt 10, Ttagadiazgißcu ftatt dia7taga-
xgißcu in 1 Xxm 6,5. (Sn biefer SluSgabe beifpielS*
meife auch bie ^onjeftur (pfrftatt yoveveze Qa
ytaiezcuftatt etgxeraiin 4,21, mortadh Sut^er üb
fette.)
Von ©raSmuS8 1522, mit einer Snberung in4 1527, baS
Comma Johanneum.
Von ©raSrnuS4 1527 1 &f)eff 2,12 ftatt
fiaQWQO—.
©tephcmuS fjinterliefj meift KeffereS:
1546 ov yuzzelelq&r] in Slct 2,31 ftatt ovze ent (22,23

xgavyaKovrtüv; 3Jtt 24,15


1549 Wtt8,34 iXS-eiv ftatt anoXovd'eiv.
1550 2)7f 8,13 elg zo 7thnov, 8f 2,20 e7tiazgs\pav;
Stet 12,25 i^Iegovaalrifx; 2,1 orclay%va.
1551 bie Verstählung unb VerStrennung unb bamit
bie @infHaltung beS VerfeS 17,36, ber burdfj
(Sanftein in ber Sutljerbibel nadhgetragen mürbe; in
Stp 3,12 Xafi ftatt vay.
Ve$a 1565 ^Druckfehler mie rveS
lct 9 ,$onjefturen
mie aT
zod'cevw
g9töm 7,6; Saf 5,12
für elg vrccntQiaiv.
1580 ©a!4,17 faag.
(Sljeoir felbft 1624 „Seiten" mie 9töm7,2 vopov; beS
SlrtifelS 1 Gor 7,29; 14,15; beS Pronomens £ebr. 8,9.
(1633 2 £im 1,12 nagavtxtxa&xivLrp ftatt 7tagadxi*rp).
Xie neuen Slbbrücte ^aben bie geiler nur teilmeife rer-
minbert, §um Xtil rerme^rt. Xaä mir als Stormalesemptar
für meine Vergleichung beS bisherigen ^e^teS ber ©nglifd^en

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26

öibelgefettff aft jugetriefene @£emplar einer auf ber (Satnbribget


Unirerfitätgpreffe tyergeftellten nieblifen Sluggabe non 1876
liejg, wie f f an bemerft, an nier ©teilen je ein äöort augfallen,
Off 11,17 gar bie brei SBorte „ber ba war".
£)af bag 23igljerige, wie gefagt, nur ©eplänfel, laffen
©ie ntif ju ben triftigeren fünften tommen.
3 u n ä fft jum © f lufc beg SSaterunferg. SBie bie
3eitungen rar fur^ent berifteten, rerbat ein palniffer ^robft,
bajs erangeliffe unb fafaliffe ©fulftnber bag Söaterunfer
ntiteinanber beten. Qn ber $ölniffen SBalfgjeitung würbe
bieg folgenberntaften gerechtfertigt:
£)en ©flufjfafc beö in ber prateftantiffen Äirfe ge*
bräuflifen Staterunferg f)aben bie ^efarmataren alg @rfafc
für bag ran fnen rertrarfene Ave Maria Ijinpgefügt; fte
Ijaben barnit in bewußter Slbfift beut lafoltffen ein prate*
ftantiffeg SBaterunfer entgegengefteüt. SDafj ber ©flufcfafe
ebenfalls ber Sergprebigt entnammen fei, tue niftg §ur © a f e.
Sluf bag Ave Maria fei befanntlif in feiner erften fiälfte
bem ©rangelium entnammen.
£)ie (Samplutenftffe Sßolpglatte butte nur Simen, auf bem
3^anb aber bie S3emerfung, baf$ in exemplaribus Graecorum
ttaf „erlöfe ung ron bem Übel" fomme, cbenn beitt ift bag
Steif* u. f. m. Bengel mibmete ber grage in feinem Apparat
a ft ©eiten, mit bem ©flufjergebnig de tota re lector
judicet, unb ber SJUfnung: ne idiotae intempestivis de
hac clausula sermonibus perturbentur. Hac quoque in
re et veritati et paci inserviendum est. S3on tejtfritiff em
©tanbpunft aug galt fn t bag geilen alg ba« Urfprihtglif e,
bag er mit ber bejeif nenben S3emerfung begröttbet: Stat
stabitque vetustati proximus fonti interpres Latinus, qui
clausula certo caret £)a$ ©ewift beg Sateinerg werbe
freilif erft burf ©rfa^rung er! unb wer eg fyex be=
anftanbe, ber ftefye fif felbft im Söeg, csi locum ponderissi-

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27

mum 1 Joh 5,7 pro genuino habet, nam non nisi uno
Latini interpretis testimonio hodie nititur et firmiter
nititur. ©eit 23engel3 feiten fiitb gerabe ju biefer
fo t>tel neue te£tfritifdje Materialien l)in§ugefommen, bajs wir
oöllig freier urteilen fönnen. Xie bequemfte ttberfidfjt gibt
3afjn in feinem neuen Kommentar.
3)ie $)o£ülogie fe^lt ganj
1. in NBDZ, einigen wenigen MinuSfeln (Miller gä^lt nur
fteben), in ben alten Lateinern (mit 2lu£nabnte non
k f g1), vg kop. £)abei ift §u beamten, baff f viel*
leidet vom ©oten abljängt unb q oon3abn weggelaffen ift.
2. ©ie ift als $e£t unbefannt ben SluSlegem £ert., ©ppr.,
Drig., ©pr. non Qeruf., hieran., 2lug., ©reg. u. f. n>.
3. ©ie ift in fe^r mannigfaltiger gorm überliefert, in wenig*
ftenS fteben,
a) in ber un$ geläufigen, in EGKLM, ber Maffe ber
MinuSfeln, S 1 S8 Sh g1 q;
b) ohne cbie $raff in Sc (mit ©wigfeit ber ©wigfeiten,
fo auch S 1, Ss ift leiber befeft);
c) cbein ift bie Äraft unb bie £errlidjfeit in ©wigfeif
in ber $>ibadfje;
d) quoniam est tibi virtus in saecula saeculorum
ofjne Slnten in k;
e) cbenn bein ift bie Mad^t unb bie ©tärfe in bie
©wigfeit ber ©wigfeiten. 2lmen im 6 a f).;
f) auf einem Slmulet aus bem 6 . iti Berlin cbenn
bein ift bie §errlidfjfeit MS in ©wigfeit*; ba$u füge
g) baS Ryxie auf ber £onfdjerbe oon Megara, baS fid)
auef) in ber ßiturgie oon Qerufalem eingebürgert l)at.
Mit Sfledfjt fagt ba^er 3<*bn/ baff bie uns geläufig ge*
worbene $)o£ologie ebenfowenig oon Mt wie oon ßf betrügt,
fte^e fdfjon nad^ ber äufcern Sejeugung au&er 3weifel. Söenn
fie edfjt wäre, würbe eS noch befremblidjer fein, als eS o^ne*

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28

$in ift, ba& in 35. 14 über bie bagwifdjjenliegenben ©äfce


non 35. 13 b^weg auf 35. 12 gurüdgreift. £)afi ba£ 33e*
bürfnte eines boEologifdjen ©dfjluffeS fdfjon fe^r früh empfunben
würbe, geigt unS jefet bie SDibad^e; guerft brang er in ©er=
fSiebener §orm in ber Siturgie ein, bann int 33ibelte&t, unb
burcb ben TR wieber in bie ßiturgie ber e©angelifdf)en ßirdfje.
Sßie baS in biefer im eingelnen guging, baS gu ©erfolgen
fehlen mir bie Urfunben; im 2lbenbmal)l3gotte£bienft wirb baS
35aterunfer gum Z til nodb beute o^ne biefen ©d^Iufe gebraust;
aber fragen mödfjte tdfj bocf), ob e$ nid)t SßfCid^t gewefen wate,
bei unferer 33ibelre©ifion, wie bei ber englifdjen, auf biefen
£atbeftanb aufmerffam gu machen, unb fo beigutragen, bie
$luft gu überbrüden, bie ftdf) fogar fyivc gwifdjen ©©angelifdjen
unb ^atbolifdfjen aufgetan b<*t. ©raSrnuS f)at anerfannt, bafe
in biefem Stüd ber lateinifdjje £e£t baS ältere bewahrt fyabe,
fpätere wollen banon nichts me^r wiffen; fo fdfjreibt beifpielS*
weife 1613 ein Tübinger ^Srofeffor Stticfjael 33eringer in
feiner Rettung ber $eutfdjen 33iblifd^en $)olmetfdfjung D.SWartin
£utber3 Sßiber bie offenbare 35n©erfdbampte 35nwaf)r^eit be£
•äfleldbior 3 a n Öer^: ift fidf) gar gum pd^ften gu ©er*
wunbern, bap bie ^5apiften angebeute Clausulam, bie im
©ried^ifc^en Xejt fid^ finbet, nid^t leiben wollen, ba fie bod)
fonften in ber &. 33ibel w iber ben §ebreifd(jen unb ®ried^i-
fd)en $e£t nidfjt wenig Anbetung fümemen. Sftan tan audf)
aber an offtgebadjter clausula, ba£ eS fein ßutljerifdjer 3 Us
fafc, befto weniger gweiflen, bieweil audb in bem &ebreifdfjen
$e£t beS ©©angelii 9Jtottf)ei (bann ©on ©iel (Mehrten barfür
gehalten würbt, bafe foldfjeS ben Quben gu gutem, anfänglich
in ^ebreifd^er ©pradfj fei gefd&rieben worben) foldjeS gefunben
würbt.5 Unb äbra^am ©alo© erflärte bie gang richtige 33e*
merfung beS $u go © rotiuS, bafj wie bie ©Ökologie fo
ba3 Simen ber ©ompl. unb anberer 3 eu8en auf liturgifd^en
33raud^ gurüdgetye, für „frivolum“ neque ulla veri gaudet

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similitudine. Aliud est in congressu firmare vota voce
Amen, aliud vero Scripturae sacrae eam vocem adji-
cere. Illud minime illicitum, hoc vero neutiquam con-
cessum et a pietate alienum. Apoc. 22,18. Etsi Latinis
ignota fuerit haec conclusio, id tarnen graecis codicibus
qui authentici sunt praeiudicare nequit. äöir fe^en, ber
TR galt einfach für authentifdf).
£)ieS aus bem erften ©oangelium. 2Bie fall man eS
mit bem ©d&lufj beS jm eiten galten?
Bengel rnerfte 1734 feine SBeglaffung mit e an, b. b.
a(S lectionem non probandam quamvis a nonnullis pro-
batam. 2Ber biefe nonnulli fmb, weife ich nidf)t. ©tepbanuS
bat 1550 nodfj feine Variante, obgleich ber Sßarifer &obe£ L
— e56 fünftig nadfj n. ©oben — i^m ben hoppelten 3KarfuS*
fdblufe geboten §atte. 33eja zitiert aus ©raSmuS eine be*
fannte ©teile beS §ieronpmuS aus feinem 406 ober 407 in
33etblebem an ßebibia gefdfjriebeiten Briefe über cMarci testi-
monium quod in raris fertur Evangeliis, Omnibus paene
Graeciae (v. 1. Graecis) libris hoc capitulum in fine non
habentibus,3 unb 93eja bemerft weiter, bafe in einer <Qanb=
fdfjrift, bie er gefefeen (b. i. eben L), ein fürjerer ©dfjlufe ftefje.
21uS ber gleiten Quelle fjat biefen auch ber befannte fatfjo^
lifcbe (SJelefjrte SRidljarb ©imon. ©eltfam ift, bafe g e ll 1695
ibn nur aus SBe^elS oon QuntuS ober ©plburg bearbeiteter
SluSgabe anfüfert, ebenfo 3JM11 mit ber Söemerfung jum
ganzen: cDe authentia non est quod dubitemus.3 2Beg*
gelaffen f)at ibn als primus omnium erft £if<benborf in
feiner ^weiten SluSgabe oon 1849, wäbrenb £ad)tnann
1850 nur bemerft: cACDcv St Iren. Om B et Euseb.
Canon.3 2)aS festere mar Bengel nodfj unbefannt, ber
Eusebii Canones auSbrücflitf) unter ben 3eu9en für ben
langem ©cblufe auffübrt. Unb bocb feat ber SaSler $obe£ 1
(e 256 fünftig, nicht e50 bei o. ©oben), ben fdjon ßraSm

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fannte, aber fefjr ungenügenb benüfete, hinter ecpoßovvzo yag


bie 58emerftmg:
°'Ev n o t f4ev zujv avztyqacpcav ecog wde n ’kr\QOircai o
EtayyeXcOTris ecog ov xai Evoeßtoo
iv nokXoig deyuxi zaika epegeveu,
2)ie grünblicbfte beutfebe Erörterung finben Sie in 3
Einleitung, ber fagt:
3u ben fid^erften Ergebniffen ber $ r itif barf eS
gerechnet werben, bafj bie SBorte ecpoßovvzo yag bie lefcten
finb, bie nom 58erf. felbft berrübren. ®er unS geläufige längere
©cblufe ift guerft jtdjer bezeugt bei QrenäuS. SBabrfdbeinlidb
bat aber audj fd^on £atian S £)iatefjaron, ja fdjon 3>uftin
baS ©tud gefannt; eS rnufj bemnacb febon in ber erften Hälfte
beS 2. QabrbunbertS beut Euangelium beigefügt worben fein;
bafj eS aber boeb nicht twm $8erf. beS S3ucb3 b^übrt, be*
barf nach 3 abn ^alim n0($ c^tteg 2kroeife3. ift nun
wobl allgemeine Übergebung, obgleich ber Englänber
SB. SBurgon biefen Werfen im 3abr 1871 eines ber gelebr*
teften Bücher oon über 333 ©eiten gewibmet b<*t, burdb baS
er fie 'against recent critical objections vindicated and
established’ gu haben glaubt. Slber erft oor 10 fahren ift
bie entfcbeibenbfte $atfa<he befannt geworben, ©djon Stengel
wufjte, cin Armenis haec periocha a reliqao Marci libro
variis indiciis disjungitur, aber erft 1893 oeröffentlidbte ber
Englänber Eonpbeare aus einer berühmten, in Etfdbmiabfin
üegenben, im 3>abr 986 gefdbriebenen armenifeben ^anbfebrift
bie Satfadbe/ bafj bort gwifeben 58. 8 unb 9 bie SBorte fteben:
‘Ariston Eritzou. (Qn meiner Einführung finben ©ie ein
gaffimile biefer ©eite, nur bafj in ber Unterf^rift, bie mir
aus 58erfeben nidbt gur 5lorreftur guging, Eritfon ftatt Eritfou
gebrudt ift.) Ob bamit baS ©ange auf Slriftion gurüd=
geführt wirb, ben ©ewäbrSntann beS 5papiaS, ober, wie 3 abn
will, nur bie mittlere Partie, 58. 14— 18, ob baS Eoangelium

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nie oollenbet würbe, ober feinen Sdhlufi gufällig, ober, wie


tftofjrbadj weint, burdfj abfidhtlidhe Tilgung oerloren ^at, um
Sßiberfprüdhe mit anbem ©oangelien gu oerbetfen, Iaffe ich
gang ba^ingeftettt. S)er Abfdfjnitt ift nicht unwichtig; benn er
enthält, um mit 2öeftcott=Hort gu reben,
1. eine ber tuer ©rgä^Iungen über bie ©reigniffe nach
bem Xag ber Auferftehung;
2. eine ber bödjften3 brei ©rgäfjlungen über bie Himmel*
fahrt;
3. bie eingige ^iftorrifc^ abgefafite Angabe ber ©oangelien
über baS Sifcen gur regten §anb;
4. eine ber beftimmteften Stellen beS 9t£S über bie 9loU
wenbigfeit beS ©laubenS;
5. bie beftimmtefte AuSfage beS über bie 9totwenbig*
feit ber £aufe.
3 $ barf in biefer Hwfidht ja nur an ben Katechismus
erinnern, unb an bie Satfache, bafc 14—20 bie altfircf)iitf)e
^ßeritope für Himmelfahrt ift. 2öaS angefidhtS biefer Sachlage
gu tun ift, überlaffe ich gang wieber ihrer Erwägung. $Die
beutfdfje burd^gefebene Bibel hat wieber gar nid^t« getan; bie
englifdjje läfst oor bem Stücf einen gröfcern leeren 3taum,
unb fagt bagu am 9?anb c2)ie beiben älteften griechifchen Hanb*
fTriften unb einige anbere Autoritäten laffen biefe Berfe weg.
Einige anbere Autoritäten höben einen anbem Sdfjluf? für baS
©oangelium/ Sollten wir minber gewiffenhaft fein, als bie
©nglänber ober als bie Schreiber griedfjifdher Bibelfjanbfchriften,
weldfje Bewertungen, wie bie oben angeführte, in* ihre ^ejte
festen?
Bo# fdhwerer fällt bie bogmatifdbe ober gefdhidbtlidhe Be*
beutung biefer tejtfritifchen fragen auf baS ©ewi'ffen, wenn
wir bebenfen, bafj fie in ähnlicher SSeife beim Sdblufj beS
britten (SoangeliumS wieberfehren. 3)odh fotl auch aus beffen
Anfang eine fleine Bariante nidht übergangen werben, bie

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im ©riedhifdfjen jtdh um einen einzigen 33u<hftaben breht, unb


bod) wieber bie ©hriftenheit in gwei Saget gefpalten hat nnb
fie nicht einmal ben griebenSlobgefang bet himmlifdhen §eer=
fd^aren gemeinfam anftimmen läfct.
c©hte fei ©ott in bet £öf)e nnb grtebe auf ©rben unb ben
•äRenfdhen ein 2Bol)lgefaUen> fingen bie ©oangelifdhen, unb bie
$atholifdf)en Triebe auf ©rben ben -JRenfdhen, bie eines guten
SBillenS fmb\ Sludh h*er hat bie beutfdhe burcfjgefehene 33ibel
gar nichts geänbert ober bemerft, bie englifdje wieber energifdh
eingegriffen. 2luS bem con earth peace, good will towards
men> ift geworben Cpeace among men in whom he is well
pleased5 mit ber hoppelten Söemerfung am 9ianb, bafi es im
©riedhifdhen wörtlich tyxfy ‘-JRenfdhen beS SBohlgefattenS5 unb
bafj einige alte 3 eu9cn c2öof)lgefallen unter SRenfdhen haben,
©benfo einftimmig finb unfre mobemen ^eytfritifer. £regelleS
unb 2öeflcott»iQort führen am SRanb ben TR noch auf, ber
SutherS ftberfefcung gugrunbe liegt, aber natürlich ohne baS
'unb*, baS nur oon ber foptifdhen unb fprifchen Überfettung
bezeugt ift. 33lajs ermähnt ihn nicht einmal mehr im Apparat,
übrigens wie idh oermute, nur aus SSerfehen. $>enn nicht
allein ber jweite ßorteftor im ©in unb S3at hat bie SeSart,
fonbem audh eine gange SReihe 3 cu9en von etfler &anb. 3 a
A g. 33. fteht im ©o. ber ©enitio, unter ben &pmnen am Schluß
beS ^falterS ber ^Rominatio. $)ieS fönnte barauf führen,
bafj wie beim 33U bie $>o£ologie guerft in ber Siturgie ein»
brang, fo audh ber SRominatio liturgifchen UrfprungS fei.
dagegen, unb für bie Urfprünglidhfeit beS SRominatioS möchte
idh eilten ©runb geltenb machen, ber in ber fo umfichtigen
©rörterung ber SeSarten bei W-H nicht genügenb berücf»
fidhtigt erfdjeint. £f 1.2 finb anerkanntermaßen bie am meiften
hebraifterenben unb feptuagintifterenben ©tücfe beS neben
ber 2lpolalppfe. ©in hebt. |iann ober Wan ? wäre
nun nicht iv av&Qco7toig elöoMag, fonbem allem nach

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33

avdqaoiv eidoytiag, ctvd'QO)7toi ift = *011 unb baoon


formen ©ie nicht mieber einen ©enitio abhängig machen. ®aS
geigt am beften bie tyebrätfcfje Überlegung oon SDelifcfch, ber
ben TR mit üi3T) on« ODD miebergab, mit einem ©tern aber
al% gut bezeugte £eSart hson? in klammer fe$t. @nb*
lieb roiü mir febeinen, bafe niel eher ein ©djreiber baS grneüe
©ubftantio für einen ©enitio §klt unb beShalb baS bei*
fügte, als bafe man eS getilgt hätte. 3 U ben 3 eu9ett
ben TR ift jefct ber ©inai~©prer hingugefommen. 2luCb baS
fällt ins ©en)icf)t, bafe DrigeneS an brei ©teilen für ben
■jftominatio unb nur an einer unb gmar an einer nur lateinifCh
überlieferten für ben ©enitio ift. ©o tnufe eS nadb meiner
Überzeugung tytx einftmeilen bei einem non liquet bleiben,
unb oietteiCht finb ©ie mit mir erleichtert, bafe mir eS menig*
ftenS hier beim alten laffen bürfen; eine Slufflärung unfrer Seute
bürfte aber fdjon barum münfChenSmert fein, meil bie ©teile
fo oft an SeihnaChten §u fragen gmifchen ßatholifen unb
Sßroteftanten führt.
dagegen fleht eS nun in ber £at fchmierig beim ©cfelufe
beS ©oangeüumS. S o mir bei ßutber lefen: ‘@S gefdhah
aber ba er fie fegnete, fd)ieb er oon ihnen unb fuhr auf
gen Himmel: ©ie aber beteten ihn an unb fehreten
mieber gen Qerufalem5, flehen in meiner SluSgabe bie Sorte
‘fuhr auf gen §immef unb ‘beteten ihn an in boppelter
klammer, $if<henborf fyatfie gar nicht, ebenfo
Seife nur als £eSart beS TR am 9tanb, unb ftatt ‘preifeten
unb lobten* h^fft & bei ben einen nur bei £ifcfeen*
borf nur alvovvreg;unb nur ber TR oerbinbet beibeS.
S ie bei S f 16 fChminbet alfo auCh tytx eineS ber 3*ug*
niffe für bie Himmelfahrt, 3>afe biefe Sorte unftCher finb, ba*
oon fleht bei Bengel nichts, aber fChon bei S i l l ‘Cant & Codd.
Latun; jefct miffen mir, bafe aufeer D aud) bie erfte
beS ©inaiticuS fie megläfet, feChS lateinifChe HanbfChriften
3

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(c nicht), Stuguftin an einer oon gmei ©teilen unb bet ©inai?


©prer. Sl^nlic^’ift es mit cfie beteten ihn an. hierfür nennt
Bengel fLatt. Cant/; Sßettftein noch Sluguftin. §ier finb eS
neben D biefelben fedfjg fateinifchen 3 eu9en unb @inai?
©prer, bagegen fjat in biefem Satt ber ©inaiticuS bie äßorte.
2lucb in beiben gälten bie RV bie Sftanbbemerfung,
bajs einige alte geugen bie SSorte meglaffen. £He ©ntfReibung
ift fcbroer; fie bängt mit ber noch ungelöften grage jufammen,
meldjeS ©emicbt man bem 3eugnis beS $obe£ D jumeffen barf,
pmal ba, mo bie älteften fprifc^en 3eugen mit ibm überein?
ftimmen.
£)od) jurn SöemeiS, bafe unfere &anbfcbriften nicht blof*
nehmen, fonbern auch geben, miU ich f)kx baran erinnern,
bafe berfelbe $obe£ D uns in 6 jene ©rjäbtung erhalten
bat, bie ©tepbanuS 1550 am 9tanb feiner Ausgabe nach
1000 gabren erftmalS mieber ber befannt machte,
non bem Sftanne, ber am ©abbat arbeitete unb non gefuS
baS 2Bort erhielt: -Jftenfch, wenn bu meiftt, maS bu tuft, bift
bu felig, menn bu eS aber nicht meifjt, bift bu oerflucht unb
ein Übertreter beS ©efefceS: csi quidem scis quod facis,
beatus es; si autem nescis, maledictus et trabaricator
legis\ mie eS im lateinifchen Seil oon D be^t. 2110 mein
£anbSmann ©chrempf oor einigen gabren feinen ßarnpf um
größere ftrchlicbe greibeit führte, hat er baS SBort cmenn bu
meifjt, maS bu tuft, bift bu felig5, al£ -ättotto einer feiner
©treitfcbriften ’oorgefefct: er batte feine 2Xbnun9/ tt>et<hcr Duelle
eS entflammt. 9to<h meiner Überzeugung ift eS ein 2Bort gefu,
mie irgenb eines ber oon ihm fonft überlieferten; folten mir
eS ben menigen ^beo^°9en befannt fein laffen, bie neuteftament?
liehe Sejtfritif treiben? Ober maS fotten mir fonft für eS tun?
gft D für btefe (Srgäblung bie einzige Duelle, fo bie
ältefte banbfchriftlicbe für eine anbere oiel bekannter gemorbene,
für ben 2lbf<hnitt beS oierten ©oangeliumS, bie pericope

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de adultera, bie unfern SJtolero unb neuefteng auh unfern


SMdjtem — ih erinnere an &epfeg Sflaria non Vtagbala —
fo oft fdjon banfbarften ©toff geliefert l)at, mit bem Sßort:
‘wer unter euh oljne ©ünbe ift, ber werfe ben erften ©tein
auf fte>. £>afj bie ^ßerifope nidjt in bag nierte ©nangelium
gehört, ift ebenfo gewifj, wie eg noh gu erflären bleibt, wann
unb warum bie fogenannte gerrargruppe non $anbfTriften
fie gwifdjen 2i 21,37.38 eingerei^t f>at, wie auh Vlafj fie
neuefteng hinter 33. 36 biefeg Kapitels unterbräche, ©hon
£aurentiug V alla f)at nermutet, bafe fie burh Sßapiag aug
bem Vagaräerenangelium in bag beg Qoljanneg gefommen
fei. ®a{3 fie bemfelben urfprünglid) nid^t angetyört, geigt neben
ben äußeren 3eugniffen fdjon ber Slugbrud ‘©hriftgelefjrte unb
Sßfjarifäer3 in if)rem Eingang, ber im gangen Qoljannegeoange«
Iium nie oorfommt, fo niel Slnlaf? bagu gewefen wäre. Sluh
3<*f)n p lt bie Vermittlung burh ^aptag für burhaug wa!)r«
fheinlih, unb nermutet, bafj er fie gu 7,24 unb 8,15 erwähnt
§aben werbe, fo bafj biejenigen, weihe fie an ifiren jefetgen
^ßla| ftellten, nielleiht eben burh h re Quelle bagu angeteitet
würben. Qn anbem 3eugen, wie ber Vaster Wlin. 1, finbet
fie fih am ©hlufe beg nierten ©nangeltumg, bort nah ber
IC X C
ltnterfhrift mit ber Vemerfung: c£>a bag Kapitel
NI K A
non ber @f)ebteherin tn ben meiften £anbfhtiften beg 3ofyanneg*
enangeliumg fih nidjt finbet, auh non ben Sluglegern, ih
meine non Qofjanneg ßhrpfoftomug unb ©prill non Sllejanbrien,
auh non S^eobor non SJtopfueftia unb ben übrigen, nidjt er«
wäljnt wirb, f)abe ih eg bort weggelaffen; eg halb nah
bem Anfang beg 86. Eapitelg: forfhe unb fie^, bafj ein ^ßropljet
aug ©aliläa niht auffteh-5
Von ©oben ^at ben Slbfhnitt neuerbingg gum Sluggangg«
punft feiner gangen Arbeit am $1% gemäht. Slug feinen 3JHt«
teilungen ift non 3Bihtig!eit, ba§ non ben nafjep 1000 §anb«

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fdjriften, bic er genau follationieren lieft, mtnbefteng bie Hälfte


bag ©tütf am SRanb mit £ilgungggei<hen oerfehen, baft biefe
Xtlgungggeidjen aber nicht feiten ficft auf bie SS. 8,3— 11 be*
fdjränfen, unb baft guroeilen nur biefe S3erfe ober umgefehrt
nur bie SS. 7,53—8,3 fehlen. &ieg fommt bafter, baft bag
©tücf in fpäterer & it ate ßeftion. in Slufnaftme farn, alg
foldje aber erft mit 8,3 begann. SSon ©oben fommt gu bem
Ergebnig, baft bie Sßerifope nicht in oerf^iebenen Raffungen an
oerfchiebenen Orten in bag goftanneleoangelium eingebrungen
fei, fonbem gu einer beftimmten ßdt, an einem beftimmten
Ort gutn erftenmal, unb baft fidj bann erft bie fech$ oerfdjie*
benen formen gebilbet Ratten, in bie nach iftm bag oerlorene
Original augeinanbergegangen ift. 3<h mit! auf bie feftr oer*
micfelten (Singelfragen nicht eingeben; in einem ^unft fcheint
mir o. ©oben feine 3 cu9en nicht tintig abgefd)äpt gu ftaben.
SÖSag er für einen 3 ufa6 b^It (bie S&orte: alles SSolf fant
gu iftm unb er fepte fich unb lehrte fie), ber üiettetcbt erft in
einer §anbfdjrift einbrang, in welcher 3— 11 getilgt mar, um
ben Übergang gu 12 ff. gu oermitteln, ftalte ich für urfprünglich.
©o fpäter Urfprung fcheint mir barum unmöglich, meil D
unb non ben Lateinern ff2, bie beibe ben ©ap enthalten,
fieser älter finb alg bie Einführung ber Seftion 3— 11. 2>er
©ap mirb ber Urform angehören unb im Xppug 4 nur bureft
ein SSerfehen meggeblieben fein.
Slber mieber fragt fi<h wag tun? £)ie englifcfte RV fyat
nor unb hinter bem ©tücf einen gröftern S^aum freigelaffen,
eg in eefige klammem eingef^loffen unb baju bemerft, baft
eg in ben meiften ber alten Urfunben fehle unb baft bie, bie
eg fyahtn,feftr noneinanber abweichen. Eine fachlich* Sßerifope
ift bag ©tücf, foroeit ich fehe, bei ung nirgenbg; nur in
Württemberg ift ungefdjicfterroeife neuerbingg ber Slnfang 7,53:
cunb ein jeglicher ging alfo h*ünVfür ben 3. ©onntag nach
bem Erfcheinunggfeft alg ©djluft beg oorangehenben ©tücfg

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mit aufgenommen worben. SBBie genriffenfjaft bei* ©Treiber


beS $obef 1 hanbelte, Robert ©ie eben gehört
2ln bieS berühmte ©tucf reihe i<h gleich baS noch be­
rühmtere , baS ‘Comma Johanneum ", bem neueftenS ein
fotholifdjer (belehrter, Sßrof. E in b a u in fünfter, eine gange
Sfteihe non Arbeiten geraibmet hat unb weitere wibmen wirb,
weil es non bem h- Dfftgium in 9iom für einen authentifchen
SBeftanbteil ber 23ibel erflärt worben ift. Bengel hat feiner*
geit eine SBefprechuug non 30 Quartfetten in 2lphoriSmenform
gegeben; ber gweite biefer 2lphoriSmen lautet: Crisis esse
debet vera, rigida et a studio partium remota; bem
werben wir oöliig guftimmen, unb ber neunte: Circumspecte
ergo Lutherus fecit qui in sua versione dictum prae-
termiserit: non casu sed judicio; immo collega eius
Bugenhagius magna obtestatione omnes deterruit ne
dictum posthac insererent. Multa videlicet tum erant,
quae dictum inseri vetarent, pauca quae bortarentur.
SBengel felbft war ber Meinung, bafe jept mehr für bie @d)t*
heit fpreche: bie älteften Lateiner hatten bie ©teile gehabt,
feit alter $ t\t werbe fie in ber ©piftel ber Dominica in albis
(Quasimodogeniti) unb im achten Sftefponforium an allen ©onn*
tagen non Trinitatis bis Slbnent nerwenbet. Qn Sßürttemberg
ift ber ©ap im 3 ufammenhang mit ber Turchgefehenen aus
ber ©onntagSperifope jept geftridjen, ebenfo in unferem 5lon*
firmationSbüchlein burch 2ftt 28 erfept. 3öie fchlimm tytt bie
9Racht ber Trabition häufte, banon höben ©ie noch in ber
Sßrobebibel non 1883 ein 33eifpiel, in ber gu bem 23erS ge*
fagt war: cbie eingeflammerten SBorte fehlen in ber Über*
fepung SutherS unb finb ihr erft fpäter beigefügt worben",
©in anbereS SSeifpiel aus älterer tyiht ich unlängft ner*
öffentlicht. ^eibelberg ift 1568 eine Ausgabe non SutherS
33ibel gebrudt worben, bie erfte, welche aus ber Vulgata non
1555 bie SBerSgählung in bie beutfdje $8ibel einführte; unb

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ganj gemiffenhaft hat iijr Herausgeber in SutherS £ert an


biefer ©teile einen freien Staunt gelaffen unb am 9tanb aus
ber lateinifdjen S3ibel bie 33erS$ahl 7 beigefefft. $DaS fonnte
fic^ oor 150 fahren ein reformierter Pfarrer unb Sßrofeffor ber
^ircffengefchichte in Heibelberg, 23üttinghaufen, nidf)t anberS
erklären, benn als grobe SBerftümmlung burch bie antitrini*
tarifdhen Keffer 2lbam Sfteuffer unb Johann ©ploanuS, bie
berartig oerftiimmelte ©xemplare i^ren oertrauteften greunben
in bie Hänbe gefpielt Ratten. Unb ber erft in biefem Qa^t
geftorbene lut^erifc^e ©uperintenbent ß o e llin g , ber in Breslau
bie theologifdhenEanbibaten $u examinieren ^atte, hat noch 1892
auf ber ©eneralfonferenj beS Sutherifdben Vereins erflärt, cbaff
es für bie, meldhe in 1 $oh 5,7 eine eble unb edjjte ^erle
beS Kanons fehen, ein brennenber ©djmer§ fei, baff biefem
•JKeifterftüd beS hiwwlif<hen QnfpiratorS in neueren
$ibelmerfen unb für bie Rheologie baS Sürgerredjt gemeigert
wirb5, unb hat bieHaffnung auSgefpro(hen, baff audfj für 1 Qoh 5,7
nodh einmal eine ©tunbe fröhlicher Sluferftehung [plagen merbe.
3fefft jmar gilt oon biefem -ättärtprer beS Kanons $oh 11,11: o
(pilog r\fx6jv Kexoi^riTai, eS mirb aber ber $önig beS SebenS ju
ihm noch fein groffeS SBort 11,44 fprecffen: AaCage, devgo.
@r hoffte, feinen 3uhörern unb Sefern merbe aus ber ©teile
felbft ein fo lautes unb MftigeS ©elbftjeugnis beS heiligen
(SJeifteS oon feiner 3lutorfchaft entgegentönen, jte mürben einen
fo pofitioen pneumatifdljen SBemeiS ihrer Echtheit aus ihr heraus*
hören, baff ihnen baS £obeSurteil ber mobemen Rheologie
troff feiner ©inftimmigfeit im Sidfjte eines QuftijmorbeS er*
fcheinen merbe. C1 Qoff 5,7 muff edht fein, fagte er, meil fich
feine innere Herr(icfffeit aus einer Qnterpolation nidht erflären
läfft/ ®aS SBerbienft, bie S)reijeugenfteüe ju einem @rbe für
bie Sutherifdjje Rheologie gemalt §u haben, gebühre bem
Johann ©erharb, ber leffte £utherif<he ber bie
SBerteibigung ber ©d^theit oon 1 Qoh 5,7 als eine feiner theo*

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logifdljeu Lebensaufgaben angefeben, fei $. 31. Bengel ge-


toefen. 2)er Warn, ber bie Aften, bie gur greifpred&ung ge*
flirrt, faffiert nnb ben neuen Quftigmorb oerfdfjulbet habe,
burcf) ben bie $irdje baS golbene ^leinob fid(j i)abe nehmen
laffen, fei ein -ättann, auf welchen ftolg §u fein fie nmfjrftdj
feinen ©runb fyabt,$0$. Salomo Sentier. 5Der fjabe eine
feiner unbetlooHen Lebensaufgaben barin gefeiten, ber %fytoi
logie unb $irdje ben ©belftein ber £)reigeugenfteHe gu oer*
untreuen. 9Jttt Sebadfjt ^at ber bamalige Sftebner baS Sßort
gewählt; ob eS ttnrfltcf) auf Seniler gutrifft, ^abe idfj nid^t
unterfuc^t, aber faft gur felben 3 eit,ba eS gefprodjjen würbe,
eine Sdljrift über Senget als (Mehrten als Silb für unfere
£age ausgearbeitet unb barin gegeigt, wie er erflärte, bab
man bie ©teile niemanb aufbrängen, aber auch niemanb ein*
reifen bürfe. gür feine Sßerfon mar er mebr geneigt gu
glauben, bab ber SerS burdj amtliches ©infcbreiten ge*
ftridben worben fei, unb hoffte, eS werbe noch einmal baS
Autograpb beS QoijanneS ober fonft eine alte ßanbfd&rift auf-
tauben, bie ibn enthalte; wie unridjtig aber ß o ellin g SengetS
Stellung gu biefer Sache miebergibt, geigt auber bem fdjjon
Angeführten bie Xatfac^e, bab Senget am 9tanb feines S
bemerfte: Deleatur haec pars: vel potius, trajecto utro-
que versu totus locus sic legatur, mit bem 3 e^ en ß*
maS eine LeSart bebeutet cquae per Codices firmior sit
lectione textus nec tarnen plane certa5 unb mit Ser*
weifung auf ben Apparat. @rft in feiner gweiten Ausgabe fyat
er bieS „deleatur“ , baS oielen gu fd^roff erfd^ien, gemilbert
unb getrieben: ‘Omittitur a multis: sed potius5 u. f. ro.
$ie Segeidfjnung mit ß ift aber au<b ba geblieben.
fieutgutage fann gar fein S^eifel fein, bab fie im grie*
chifd^en %e$t unecht, im lateinifcben aber uralt ift. £)enn ber
bem gieronpmuS gugefcbriebene Prolog, ber flagt, bab ab in-
fidelibus translatoribus multum erratum esse a fidei

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veritate, trium tantum modo vocabula hoc est aquae,


sanguinis et spiritus in ipsa sua editione ponentibus et
Patris Verbique ac Spiritus testimonium omittentibus,
in quo maxime et fides catholica roboratur et Patris
et Filii et Spiritus sancti una divinitatis substantia
comprobatur: biefer Prolog ift alter al$ man früher
genommen f)at; frnbet er ftdfj bodj fdjon in bem Codex Ful-
densis, ber für ober oon bem SifdEof Victor oon (Sapua im
3a^r 546/47 getrieben nnb oietteidfjt oon 23onifaciu3 nach
£)eutf<Elanb gebraut mürbe. 2lber au<E biefeS, 1868 neu
befannt gemorbene 3«tgni8 unb ma$ fonft noch Ewpfarn, bie
Söeröffentlidfjung be$ fogenannten Speculum in 1832 unb be£
ßobejr q in 1875 änbert bie ©adElage nicht oiel. $ftodh 1881
fdjrieben Sßeftcott^ort: roie fdjon ©imon 1789, ^orfon 1790
unb ©rieäbadj 1805 angeführt haben: oor ber gmeiten §älfte
be3 5. ^ahrhunberts feien bie 2öorte gar nicht, unb aucf*
bann bi£ gum 14. Qaijr^unbert nur lateinifdfj begeugt. $5od)
ift feiger (1889) ein nodfj ältere^ genau gu batierenbe^ Iatei=
nifdheä ßitat nadfjgemiefen, nämlidh bei ^riSciflian, ber 385
aU erfter ßfjrift in Srier megen 5tefcerei Eingerichtet mürbe,
mie ber oben genannte Qo^ann ©ploanuä oon einer beutfchen
proteftantifdfjen Obrigfeit 1576 in Jgeibelberg, p. 6, unb in
einer oietteidjt gleichzeitigen Expositio fidei catholicae, bie
guerft (Safpari in feinen firdfjenhiftorifdhen Anecdota 305 oer=
öffenttidht fyat, bie oietteidfjt oon bem fogenannten Simbrofiafter
Eerrührt, fynttx bem nach einer neueren Vermutung ber ^ro*
felpt Qfaaf ftedt. 28ir müffen alfo ihre lateinifche Söegeugung
um ein Qahrhunbert Einaufrüden, aber ba3 rechtfertigt bo<E
nidht, fie ein -äfteifterftüd be3 Eimm^f^en 3nfpirator3 gu
nennen, unb gmar in ber gorm, melcEe fie erft gang gum ©dfjlufe
im TR annaEm, nadfjbem bie Complutensis, ber Montfor­
tianus, <£ra$mu38 unb fcEltefjtidE (Sra3mu34 je fie mieber änbert
gemöbelt Eatten. 2öenn irgenb mo, fo hat E*er

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feinen Spiafe: Difficile est satyram non scribere. 2lber


bte ©adfje ift §u emft für eine ©atpre. ©iehe 3 abn ^^eol.
Jßiteraturblatt 1899, üfto. 27. 3 abn ha* darüber in feinem
33ortrag über bie bieibenbe 33ebeutung be£ djjriftlichen 5tanon3,
©. 28, gehanbelt.
33on ben übrigen Briefen miß idfj nur noch an bie
Unterfdjriften ber paulinifdhen Briefe wnb an bie Über*
fdfjrift be3 &ebräerbrief8 erinnern.
£uther mar fo euergifcf), nicht blofe ben §ebräerbrief
aus ber 9leihe ber paultnifchen Briefe lo^ulöfen unb mit ben
anberen ©Triften, al3 bie oor&eiten ein anber Slnfehen gehabt,
an ben ©dfjlufe be3 ju ftetten, fonbern auch bie Über*
fdjrift, bie ihm @ra3mu3 bot: z
emarokri 7tqog zovgEßgaiovg einfad) in bie „(Spiftel an bie
<£breer" ju oerwanbeln. Qn biefem ©tücf ift ihm nicht ein*
mal bie englifd^e RV gefolgt, welche bie alten ÜberfTriften
ungeänbert liefe; nur ba£ amerifanifdhe Komitee berfelben h<*t
[wie ba£ S (©aint) oor ben ©oangelien unb the apostle
oor ben pauiinifdfjen Briefen, fo baS] of Paul the Apostle
oor bem &ebräerbrief geftridjen. £)anf £uther3 energifdjem
Vorgehen ift biefe grage für un£ erlebigt; nur ber griedfji*
fcl)e TR bßt ba$ Ilavlov zov z\
emozolri noch beibehalten; übrigen^ §at felbft bie englifche
S3ibelgefeHfdhaft ben ^aulu$ in einzelnen Druden (§. 33. (Santbr.
4876) meggelaffen. 9ttill weicht in biefem ©tücf oon feiner
Vorlage ab, inbem biefe (©t. 1550)
Ilavlov hatte. Unfere teueren haben mit ben älteften §anb*
fdhriften nur ngog E ßgaiov.
3lnber3 fteht e3 mit ben Unterfdhriften ber paul. Briefe.
3ßer o. ®ebharbt3 SHglotte braudht, müfete altf ben ®e*
bauten fommen, bafe weber (5ra3mu3 noch Suther je foldje
gehabt h^ben; o. ©ebharbt hat fie, ohne audh nur in ber
$orrebe barüber 2luffdhlufe §u geben, ftiüfdhweigenb geftrid)en,

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ober unberüdfidjtigt gelaffen, rnaS um fo merfrcürbiger ift,


als er bie Uberfchriften beS ©raSmuS pünftlid) anfü^rt.
$Jkobebibel oon 83 unb bte 2)ur<hgefehene oon 92 l)at fie,
wenn aud) in Heiner Schrift, roaS auf ben Vefdjluff ber $on*
ferenj gurüdgeht, bie 1881 mit ben Vertretern ber Vibel*
gefellfchaften gehalten mürbe. £utf)er ^atte fie gleichfalls,
fcfjon oorn erften 91D oon 1522 an unb h°t mehrfach an
ihnen gebeffert. Statt „an bie Körner" *c. h^He er §. V.
anfangs überall „ju ben Römern“; in ben 12 erften SDrudeu
beS $IXSin ber Unterfdjrift beS £ebräerbriefS „SBelfdjlanb",
fpäter ^talia; in ben 8 erften fehlte beim jmeiten Timotheus*
brief bie Unterfdjrift ganj. 2>aff ihm aber bie Unterfchriften
meniger michtig maren als bie ftberfdjriften, fönnen Sie baran
fehen, baff er bieS „ju ben“ in ber Überfchrift fcffon im £)e*
jember 1522, alfo gleich beim jmeiten $rud, in baS uns jefct
geläufige „2ln bie“ oerbefferte, rnäffrenb er eS in ber Unter*
fchrift burch 21 Auflagen beS 9i$S, unb 5 Auflagen ber
©efamtbibel, b. h- bis 1541 fielen lieff. £)aff Mefe Unter*
fcffriften eine fpätere 3**tat, unb baff fie inSbefonbere in ber
Raffung, in ber fie im TR fteffen, groffenteilS falfch finb, ift
heute allgemein anerfannt. dagegen ift fehr ju bebauern,
baff (Sljeoir bie bamit oerbunbenen, für ben ^aläographen
intereffanten Angaben über bie 3 aht ber Stichen9) jebeS
VriefeS, bie noch 3Wiü aus Stephanus beibehalten hat, einfach
roeglieff. (Sttömerbrief m* 920; 1 ßor coo870, 2 $or qh
= 590 u. f. m. (Bin hebr. ^ = 30 brudt hier Stfdjenborf, maS
bodh fidjer ein griechifcheS ßoppa = 90 fein fott.) 2lu<h ber
neuefte Ojforber xu
Dd oon filopb i)at baS noch ni<
getragen, unb ber Sßünftlidjfte ber $ßünftli<hen, S e r b e n er, ift

9) @in StidjuS ift bie alte ©esameterseile non 36— 38 39udj*


ftaben, nach Welcher bie Schreiber einft besagt tourben. fcurdj einen
gefchidten 3 ufaü entfprechen bie 3*il*n meines 5RXS genau ben
alten Stichen.

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and) nur ineinem Monitum am Sdjluft be3 ganzen -Jfäß


beim TOnterbrief ber Reifung be3 Stephamte, ber pnt
Qofjanne^enangelium auSbrüdltd) bemerk bie ©ticf»en§at)I be3=
felben in feinen ßanbfcftriften nicf)t gefunben p haben, nad)^
gekommen — e3 ift bie einzige, bie unter ber Überfdjrift za
ocpaXfAara ovzo) diogd'iooov p ben Briefen gegeben wirb —
baS lefete oor ber Schluftfdjrift:
Trjg sv KeyxQealg ex,xXrjaiagTZQOO&eg xcu raöe.
Ev oiiyoig w x.
Sa3 Nichtige ha* alfo ber TR geftrühen, ba£ galfdje
ober wenigftenä Unfidjere beibehalten. 0b Rauhte, wie oiele
grauen in unfern Sagen, feine Briefe nicht batiert hat, ober
falte er e3 getan, ob nur ber erfte Sammler ber paulinifeben
Briefe ober gar erft ein fpäterer Schreiber biefe Kleinigkeiten
unb 3tufterli(hfeiten ate für bie Gemeinbe nicht mistig weg*
lieft? SBieoiel Gelegenheit wahren unb falfdjen Scharffinn
p erproben, märe nicht gewefen, wenn unter ben paulinifchen
Briefen mie unter ben oielen, bie wir Jefct au3 biefer Qeit
im Original befiften, noch Saturn ftänbe, „Korinth ben
fo unb fo trieften"!
SieS meine Herren, GinigeS, wenn id) mich nicht taufche,
ba3 2öefentliehfte au3 ber Gefehlte unb über bie 23ef<haffen*
heit be£ TR.
^ach biefem gefchtchtlichen Überblid erwarten Sie wohl
eine Antwort auf bie grage: wa£ nun? gdj !ann fte nur
geben mit ben ^Borten SBengete, mit benen SB eftcott^ort
ihren ^weiten 33anb eröffnet, bie einbänbige Shtegabe ge*
fchloffen fyabtn:
Ipsa summa in libris Omnibus salva est ex Dei
providentia: sed tarnen illam ipsam providentiam
non debemus eo allegare ut a lima quam accu-
ratissima deterreamur. Eorum qui praecessere
neque defectum exagitabimus neque ad eum nos

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adstringemus; eorum qui sequentur profectum


neque postulabimus in praesenti neque praeclu-
demus in posterum: quaelibet aetas pro sua facul-
tate veritatem investigare et amplecti fidelitatem-
que in minimis et maximis praestare debet.
äöie wir baS freilich int (Sinjelnen bewerfftelligen fallen,
ift titelt fo leidet §u fagen: baß mix uns an bie geriet ber
$argänger nidfjt mehr binben, mit anberen Sßarten ben TR
aufgeben, ift baS erfte unb einfadhfte; baß rair felbft möglidhft
wenig gehler julaffen, ift gleichfalls felbftuerftänblidh. 2lber
was an bie ©teile fe^en? gn btefer Ungewißheit bin idh
aar einigen fahren auf ben ©ebanfen gefammen, ben anbere
ähnlich fdhan aar tnir gehabt im 18. gahrhunbert
Bengel, in ben 80. fahren beS 19. 3fthrh- Söepmauth einen
®urdhfdhnittSte£t ju bieten. Bengel fdhrieb auf ben Sitel
feines 9t£S ita adornatum, ut textus probatarum edi-
tionum medullam, margo variantium lectionum in suas
classes distributarum locorumque parallelorum delectum
exhibeat. ähnlich h°i ber unlängft aerftarbene 9t. g. 2Bep=
mauth 1886 fein Resultant Greek Testament mit ungemet*
nem gleiß auf 10 Ausgaben (©tephnnuS, Fachmann, XregelleS,
^ifdhenbarf, Sightfaat unb ©llicott für Paulus, Sllfarb, SBeiß [für
Matthäus], ©tadbneier u. 9tiggenbadh [SBafel 1880], SBeftcatt*
&art unb ben englifdhen 9teaiferS) aufgebaut, baju bie ßom*
ptutenfiS; ©raSrnuS unb ©Ijeuir aerglidhen. gn fleinerem
■äJtaßftab aerglid) idh Xifdhenbarf, 3Öeftcatt=^art u. Söepmauth,
habe einfadh bie £eSart ber äftajorität in ben £ejt gefefct, bie
ber üDtinarität am 9tanb uerjeidhnet, wa audh nadh aan ber
äpaftelgefdhidhte an bie SeSarten einen Sßlafc fanben, bie 23. Söeiß
beaarjugte. 2llS beffen £eftbearbeitung burdh baS (Srfdjeinen
ber (Snangelien aallftänbig würbe, hube idh ihtn ben ©tidh*
entfdheib gegenüber von $tfchenbarf unb 2öeftcatt*£art über*
tragen, bie ßefungen von Söepmauth nur am 9tanb auf*

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geführt. 2öar bo<h mit Stecht geltenb gemalt worben, bafj


SBepmouth felbft gang wefentlidfj auf $ifdfjenborf uttb SBeftcott*
<Qort ruhe. £)ie£ i)at in bcn ©oangelten ca. 360 Shtberungen
nötig gemacht, bei ber neueften 4. Auflage auf ©runb ber
2. Auflage nun SEßeifj im gangen $1% noch an etwa 20 roei*
teren ©teilen. Söie menig bie£ ift, fann bie £atfa<he geigen,
baft ©crioener bei £if<henborf allein gwifdhen feiner editio
septima unb octava 3505, ©regort) 3572 2lbwei<hungen
gählte. SBieotel Slbmeicfjungen be8 TR non meinem Xe£t ber
Sianb ber neuen englifdfjen 2lu£gabe bringen wirb, höbe ich
noch nicht gegärt. 3ßer aber meinen wollte, biefe Überein*
ftimmung beroeife, bafj bie £e£tfdtif nun faft am ©nbe ihrer
Arbeit angefommen fei, ben fann oielleicht fchon ba£ nädhfte
Qa^r eines grünblichen SrrtumS überführen. Xifchenborf,
Söeftcott*iQort, Söeift ftimmen barum fo fefir miteinanber über*
ein, weil fie alle brei, wenn auch pm £eil auf oerfdhiebene
©rünbe i)\n, unfere gwei fdhönften, älteften unb oollftänbigften
£anbfdjriften, ben BaticanuS unb ©inaiticuS, auch fifo bie
beften holten. SQBo bie gmei übereinftimmen, Reifst eS bei ihnen
in ber Jgauptfache: Roma locuta, causa finita. Ob fie
aber bamit recht hoben, baS eben ift bie grofte grage, oor
ber heute bie Gliche £ertfritif fieht. Sticht bloft ber fchon
genannte £>efan Burgon nannte bie beiben bie allerfdhledhteften,
bie eS gebe, bie eben nur barum erhalten geblieben feien,
weil fie fo fehlest feien, weil man fie auSgefdjieben höbe;
auch ©crioener nannte bie gange 30 jährige Arbeit oon Söeft*
cott*ßort ein splendidum peccatum, non ei$ . ©ie
hätten bie ©talltüre gefchloffen, nadhbem baS Sßferb geftohlen
war, fagte ein Qrlänber. ©tatt be£ urfprünglidhen $e£teS,
oermuten eingelne Xeytfritifer, geben biefe eine Bearbeitung,
oielleicht bie, welche nach bem 3 cu9n^ beS §ieronpmuS
ißefpdhiu^ oon Slgppten (um 300) oorgenommen höbe.
SBeldhen $)ofumenten, welchen ©runbfäpen biefer folgte, fönnen

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wir nidftt wifjen. 2ludft o. © oben fcfteint auf fo etwa$


ftinauäpfommen; feinen biäfterigen SluSfüftrungen ift wenig*
ften£ ba£ eine ju entnehmen, bafs auch er in beut Bx-te^t
eine Bearbeitung fielet. 2öo bann aber ba8 Urfprünglidftfte
ober gar Urfprünglicfte? Burgon, ©crioenet unb anbere an
werteten äuoerfidfttlicft in bem Xe£t, ben bie grafte 2Raffe
unferer 3eugen ftaben, ber burdft bie ^aftrftunberte ftin oon
ber 5Ur<fte gebraust würbe, b. ft. in bem oon feinen geftlern
gereinigten fraktionellen Xeyte, in ber §auptfacfte alfo etwa
wieber im TR, ben äBeftcotfr&ort unb iftre ©dftule für eine
im 4. $aftrftunbert, in ©prien, oietteidftt in Slntiodjien, oiel*
leieftt bureft Sud an oorgenommene SReoifion erflären. 3ftnen
finb anbere gegenübergetreten, bie in bem fogenannten weft*
liefen £e£t, wie er oon $obe£ Bejä, ben Siltlateinern, jept aueft
bem ©inai'©prer oertreten wirb, 3ü0e ftoften 2llter3, gröftter
Urfprüngiicftfeit erfennen: wer wirb redftt befommen? eorum
qai sequentur profectum neque postulabimus in prae-
senti neque excludemus in posterum. ©in einziger neuer
gunb im ©anb ©gpptenS fann widfttigen 2luffcftluft bringen.
2Werneueften3 berietet ber englifefte ©gppt ©jploration gunb,
baft auf ber ^üeffeite eines lateinifeften SJkppruS, ber eine
©pitome beS SioiuS entftält, ein ©tütf beS §ebräerbrief3 ge*
funben würbe, baS längfte ©tütf beS ;>R£S, baS bis Jefet auf
^ßappruS befannt ift. SBäftrenb für Bengel unb ©enojfen
nodft ber SllefanbrinuS beS 5. 3aftrftunbertS ber widfttigfte unb
ältefte griecftifdfte 3^ge war, ftaben wir nieftt bloft ben Ba*
ticanuS unb ©inaiticuS aus bem 4. gaftrftunbert, fonbem jeftt
aueft ©tücfe auf ^ßappruS aus D^prftpndftuS, bie um ein Qaftr*
ftunbert älter finb als biefe; unb Überfepungen unb Äirdftenoäter
finb uns in einer Söeife befannt geworben, oon ber jene fieft
nidftts träumen taffen fonnten; ieft erinnere nur an bie
baefte, baS SpetruSeoangeltum, ben ©inai*©prer. greitidft mit
jebem neuen gunb fommen neue Probleme. 3 U 3Wt 1,16

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fjat 9ttill foiocit idf) fel)e §um erftenmal eine Verwerfung unb
prar bie, ba& ber tat. $eil be3 ©ant. unb ähnlich ber 2fr**
rnenier ftatt tov avdga Magiag u. f. tt>. tyabe.
cui desponsata virgo Maria peperit Jesum Chri­
stum:
Significare volunt, bemerft er ba§u, Josephum im-
proprie dici tov avdQa Maglagquum desponsa
nullae secutae sint nuptiae: atq u e hoc lib ra rio ru m
in s c it ia ex m argin e in textu m ad m istum .
Vengel trat 1734 gar nidjtö; SBetftein nur bie gleich
giftige Variante, bafc jtoei §anb)cf)riften 1.64 Ir\oovg unb eine
banon (64) auch o leyouevog meglaffe. Safe’ä 2lu3gabe be£
ßobej 1 belehrt un3, ba(g Irioovg in bem mit 1 nätfjftnerr
£obej 209 erft von jmeiter &anb nadjjgetragen fei, unb bei
Sifdjenbarf gefjt ber gan^e Apparat ju biefem VerS noch in
brei Stilen jufammen unb befagt, bafc äbnlidj wie d no<f)
fedjS anbere 2lltlateiner fyabtn, mit fleinen Varianten, ber
©uretonfdfje ©prer, ber Armenier, Sßrubentiuä unb ba$ Opus
Imperfectum. ©rft in ben Addenda et Emendanda III,
1251 (1894), ift bie eine Angabe nadjgetragen, bafj bie
■üttinuSfel 346 (ba£ ift ein ©lieb ber gerrargruppe) laute: $
/uvijOTev&rjoa Ttag&evog Maguxfi tov I v tov
f.ievovXv. §eut miffen mir, ba(g nier ©lieber ber gerrar*
gruppe fn lefen. 2öeftcott =£ort, bie 1881 nodlj gar nidfjiä
Ratten, traben in ber 2lu£gabe von 1896 §mei Seiten §u biefem
VerS eingefdealtet. 2Bar bad) injmifdfjen ber Sinai'Sprer ge-
funben mit ber merfmürbigen Variante: gafob zeugte gofep^i,
gafepf), meinem bie gungfrau 3Raria nerlobt mar, jeugte
gefuS.
©0 ift nidf)t ber Ort, mo mir nom TR tyanbeln, 28ert
unb £ragroeite biefer Varianten ju erörtern; tdf) nermeife auf
3af)n, ber mie in feiner Einleitung, fo jefet in feinem Kommentar
ben VadfjmeiS werfudfjt, bafc biefe brei Varianten in ber Veilje,

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in ber fte unS befannt würben, auSeinanber entftanben feien,


bafc alfo bie ganj nereinfamte ßeSart beS Sinai=SprerS, bie
lefcte aus ber ^weiten, bie zweite aus ber erften entftanben fei.
Slber fragen mufc id>: forbert eS nicht bie c^riftlic^e 2öafjr=
haftigfeit, auch ber cf>riftUcf)cn ©emeinbe non biefern Stanb
Kenntnis p geben; etwa wie eS bie englifdje RV mit ihren
Sftanbnoten getan, wie fchon Suther es im Keinen getan bjattc?
@3 wirb nicht allgemein befannt fein, bafc unter ben
9tanbnoten, bie £uther feinen 2MbelauSgaben beigegeben, fidj
auch te£tfritif<he fxnben. ©anj lehrreiche ju einzelnen Stellen
beS 9föS; aber auch im -fteuen. Sa finben Sie in ber t>on
mir für Stuttgart bearbeiteten 9luSgabe ju 2Jtf 15,25 (@S
war um bie britte Stunbe, ba fie ihn freujigten) feine 93e*
merfung:
@S meinen aber etliche, ber Xejt fei hie burdj bie
Schreiber oerrudt, baj$ an ftat beS 23u<hftaben * (welcher
im ©riechifchen fechS bebeutet) fei ber 23uchftab y gefegt
(welcher brei bebeutet), weil fie einanber nicht faft un*
gleich ftttb.
3u Qah 9,8: $>afj er ein Bettler war:
etliche $e£t hu&eu hie alfo, bafj er blinb war.
£)aS ift ganj merfwürbig: Sn ber ^weiten SluSgabe beS
@raSmuS fanb ßuther 7txw%bg.Sa fyat, faaiel wi
einzige griechifdhe ^anbfchrift; eS ift 9tücfüberfefcung beS Ch:aS=
muS aber 3lmerbach aus mendicus ber Vulgata, £)ie griechi*
fehen §anbfrf)riften ha&eu entweber Ttgoaalrrig (fa bie neueren)
aber wcpXog (fa bie erfte beS (SraSmuS, GomplutenfiS, Ste*
phanuS unb ber TR), ©in^elne Beugen aerbinben auch beibeS,
„blinb unb Bettler", „blinber Bettler“. £)aS jiTwyog hat fidj
nach äBetftein aan ber jweiten bis jur fünften Ausgabe unb
nach bei GalinäuS gehalten. SBaher Suther feine Kenntnis
ber SeSart xvq>log fyat,entzieht fich nach meiner
ab aus ber erften beS ©raSmuS ?,

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3u 18,14: „bag ein -ättenfdg werbe umgebradgt für baS


33olf" bie feine 33emerhmg:
§ie folt fielen ber 58erö: Unb §anna3 fanbte ign
gebunben ju bem §ogenpriefter (SaipgaS. Infra. A. $ft
non bem Schreiber oerfegt int Umwerfen be$ 33lattS,
wie oft gefdgiegt.
33gl. borüber 33lab in bem Vortrag über SRotwenbigfeit
unb SBert ber 9föüdgen Xeftfritif.
31® 13,20 fegte £utger im $e£t einfadg „breigunbert"
ftott „oiergunbert" unb begrünbet eS mit ber 9tonbbemerfung:
©tlidge £ept [b. g. alle!] gaben oiergunbert; aber bte
i&iftorten unb 9tedgnung bet Qagr leibend nicgt. 3ft
beS SdgreiberS Qrrtum, ber oier für brei gefcgrieben
gat, weldgeS leidgt gefcgegen ift im ©riecgifcgen.
SBetftein fdgreibt v]i. X. 33eja. 3W. ßutgeruS. &ier wären
bie tarnen umfomegr umguftetten, als 33eja baS SDreigunbert
nicgt in feinen £e£t aufgenommen, fonbem nur im Kommentar
SutgerS ^onjeftur gebilligt gat.
1 Xim 2,15 gatte Sutger in ben erften Ausgaben (1.2.
15—21. A—F.) im Xqct:£>a$ Söeib aber wirb felig werb
burcg ßinber seugen, fo fte bleibet im ©lauben u. f. w., in
ben anbem Druden: fo fte bleiben, unb fegt baju auf ben
9tanb:
Wlan lefe „bleibet" ober „bleiben", gilt gteidg oiel;
benn eS ift non SBeibem ingemein gerebet, nicgt non
Äinbern baju, wie etlidge fidg gie ogn Urfadg martern.
£)a3 ©riedgifcge gat ogne Unterfdgieb neivwow, bie Söul*
gata permanserit $n meiner Stuttgarter 3luSgabe feglt leiber
biefe ©lofje.
9iur auSnagmSweife gat nun audg bie $)urdggefegene
Ausgabe folcge SRanbbemerfungen:
3 U 3^1 28,19.20. „©enau lauten bie äöorte" 2C.
4

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©ph 3,19. „Rubere Überfettung SutherS: £)afj ©hriftum


lieb haben oiel beffer ift betin alles SBiffen."
1 3ol) 5,7.8. „$)ie in anbem 33ibelauSgaben 33. 7 nnb 8
ftehenben weiteren 3ßorte u. f. w. ftnben ftdj weber in ben
älteren ipanbfTriften beS griedfjifchen $e£teS nodfj in SutherS
eigener Überfettung.“
SBarnnt fall baS nicht erweitert ober §u einem te£tfriti*
fcf»en Anhang auSgeftaltet werben? 3ßaS hilft eS, wenn bie
33ibeln, bie unfere Slnftalten je^t fo fchön, fo billig unb fo
maffenhaft oerbreiten, in ber §auptfache fehlerhaft finb, in
ber Stichtigfeit beS £e£teS? ©ine neue 33ibelreoifion werben
bie beutfdfjen 33ibelgefellfhaften unb auch ber 2)eutfdh*©oange*
lifdhe ^irchenbunb fobalb nicht oornehmen wollen. 33iS einmal
eine genaue Überfettung, wie etwa bie oon 3ßeigfä<fer, für
ben S3udhhanbel unb bie 33ibelanftalten frei wirb, oergeht noch
ein 33ierteljahrhunbert; aber einen Anhang jum Sfö §u be*
arbeiten, follte nicht unmöglich fein. „Unter ber SJJitwirfung
fchriftfunbiger £hc°l°9en unb gebilbeter ©hriften a^er ©tänbe,
herausgegeben oon ©rnft£ohmann in greienwalbea.b.O.“,
erfdheinen gegenwärtig c£efte für Sfteoifton ber 33ibelüberfefcung5
mit bem £itel f£aS 33utf)5 in ber gohamtisbrucferei £)ing*
lingen in 33aben. ©ine einleitenbe 33rofcl)üre: „$BaS will
c$)aS SSudh’ ?“ unb baS erfte ipeft rnadhen in ber gauptfache
einen guten ©inbrucf. 3 $ weife nicht, ob für ben bibeü
forfdhenben ßaien oiel herauSfommt, wenn er erfährt, bafe in
9Wt 1 3lfaph unb SlmoS Varianten ju Slfa unb Simon finb;
für ben £hc<>Iogen ift eS bagegen eine fehr intereffante grage,
ob fchon ber erfte ©ammler beS 33ier=©oangeliens$anonS ober
gar fchon ber ©oangelift ober wenigftenS fein Überfeper ben
gehler begangen fyabt, ben wir heu*e einem ©onntagSfdhul*
finb fehr übel nehmen würben, einen ^falmenfänger unb einen
Propheten mit jwei Königen ju oerwedhfeln; anberS ift eS
aber fdfjon, wenn ju 1,16 am 9tanbe fteht CS.: gofeph,

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roeldjem t>efclobt mar attarta, bie Jungfrau 2ttaria, reelle


Sefurn ^riftum gebar; ober 1,25 int Xe£t: bi« fie einen
©ohn gebar unb „ihren erftgebornen" nur am 9tanbe. Ober
3,16: cal« er getauft mürbe, umflog ifjn ein ^ette« £idjt oom
Söaffer t)er, fo baff alle, bie babei ftanben, erfdjrafen.5 2lu«
ber 23ergprebigt nenne i<h nur: 5,22: 2Ber mit feinem trüber
offne ©runb jümt ( elxij).£utffer hat ba« e n y , ba«
bei Era«mu« oorfanb, auf ©runb ber Vulgata unb £)ieronq=
mu« unüberfefct gelaffen; auffer KB finb bi« jefft nur §raei
3)tinu«!eln befannt, bie e« meglaffen, baju Quftin, Drigene«
unb anbere $äter; unb bann au« bem ©oangelium be« lebten
©onntag« (sDtt 7,14) rLftatt on: c2öie eng ift bie Pfo
2luch Satin meint, baff otl ein urfprüngiicffe« xi oerbrängt
ju haben fcfjeine: CE« ift ein burcff bie fd^met^Iic^e Erinnerung
an bie fielen, melcffe ben bequemen 2ßeg mahlen, oeran*
laffter 2lu«ruf: 2öie fcffmal unb beengt ift ber $ormeg,
ber in« Seben führt! unb (mie) Söenige finb e«, bie ihn
fhtben!>10) ©ie fehen, auch homiletifcff mirffam fann bie £ej:t=
früif fein.
$)ie Sßrobebibel f<hrieb in § 11 über bie ©runbfäffe ber
beutfchen »ibelreoifton bei „oerfcffiebenen ße«arten be« $e£te«":
£)ie neuteftamentliche ßonfereng befolgte im allgemeinen ben
förunbfafc, fich auf fritifcffe fragen nid^t einjulaffen, fonbern
ben griedffifoffen £eft, ben £utffer hötte, alfo Era«mu«2,
be§ieffung«meife benjenigen, ber in ber Eanfteinfdffen 2lu«gabe
oorau«gefefft ift (alfo ben TR) auch fü* bie Sfteoifion bei-
jubeffalten. SDocff mürben einige ©teilen, bei meldhen bie
£e«arten ber . . . $meiten Era«mifoffen 2lu«gabe . . . entf(hieben
falf(h finb, unb ber ©inn eine Slnberung gebieterifdh iu forbern
f<hien, nach ben ungmeifelhaft richtigen griechifchen £e«arten10
10) 2luch » t a f f hält ba« n für richtig (»taff auch fchon in
» . 13); SBciff on mit ber Überfefcung: meil aber ber 2Beg eng ift,
fo finb e« menigc.

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gs&nbert, nämlidj 2lpg 12,25u); @br 10,34*12); Dffenb. 11,213*);


fo nmrbe auch 1 Qof) 2,23 eine in (SanfteinS griecbifcbem
%ejt fe^Unbe unb beSfjalb non i^m in feinet Überfefcung aus*
gelaffene Steile §ier eingefefctu), raie man aud) über bie Set»
bebaltung non @inf<$aftungen, welche in bet ßanfteinfdjen
SluSgabe mit 3^ec^t gemalt finb [§. 33. Offenb 21,26],6) nicht
im 3^eife( mar.
3n 3Wf 11 fehlte 33.2616) in allen Sutberbrutfen noch 1568,
in 2t 17, 33. 3 6 l7); bie neueren Herausgeber laffen bie 33erfe
auch mieber meg. 3n ber Stommiffion mar befdjloffen morben,
folcbe non (Sanftein mit Unrecht gugefefcte Stetten mit fleinerer
Schrift ju bruden unb in edige klammern einpfchliefien; baS
mürbe für biefe Stetten 1868 mieber prüdgenommen, metl
fie in ben parallelen Slbfdjnitten ber anbern (Soangeliften ftefyen
unb infofem bodj biblifch feien, dagegen ift Qob 8,59 mitten
burdj fie ^inftreic^enb, baS (SraSmuS in feiner erften batte,
in 2-5 wegliefj, baber eS auch bei Sutber fehlte, unb mit NBD
bei ben neueren mieber fehlt, anfangs bei ber Sftenifion nur
aus 33erfeben in gemöbnlidjer Schrift beiaffen, fdjliefjlicb gang
geftricben morben.

n) L. farnen toieber gen Sentfalem, «?; aber hier ift bie neue
ßeSart feineStoegS mtgtocifelbaft richtig; audj noch W-H im Xegt
(ano in Df ber meiften anbern Saugen fcbeint Äorreftur).
12) L. mit meinen SBanben: mit ben ©ebunbenen.
13) L. Slber ben innern ©bor beS £enü>el3: eaufov fd&rieb
Er. i—6 St. *-*; i£oj&(v«bt C. E .4*5 am 91anb, Bb., Elz
englifcbe 33ibelgefettfcbaft toteber meift taw&tv, bocb 1810 €&o&ev.
u) 2Ber ben Sohn befennt, bat auch ben SSater; ber SSerS fehlt
in mannen Hanbfdjriften, fo auch bei Er. Beza hat ihn 1582 in
ben Xejt eingeführt, brudfte aber 6 ouoXoyJHv naräga xal xov
vtov tyu.
15) 3)er SJerS fehlt mit cod. 1 bei Er. 1-3 Aid. Col.; bei
ßuther bis 1568.
16) 2Benn ihr aber nidjt Vergebet.
17) 3toeen toerben auf bem ^elbe fein, gehlt audh noch bet
St. i-3; fteht bei C. S .4 Bb. E.

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3 $ -glaube, eg fann heute fein S ^ ifel fein, bafj biefer


Äonfematungmug ein oerfebrteg ^rin§ip war, wenn fogar bie
fonfematiofte aller @efettfhaften, bie englifcfje, ben TR auf*
gibt unb ber Verbreitung ber RV bie &anb bietet. Slber eg
gilt feine Vorfdtfäge im einzelnen zu machen: eg gilt bie Ve*
trachtung auf einen allgemeinem Stanbpunft zu ergeben: fonft
gilt non ung xo yoafipa ct7tOKxm>u; fonft ift unfre Vefdjäf*
tigung in ber Xat„3eitt>erberbM, wie fie ber jüngere granfe
Vengel gegenüber nannte. Unb ba ift bann twr allem geroif?,
wo« febon Vengel bemorbob, baft feine Sluggabe fo fdjlecbt
fei, aug ber man nicht für ©laube, Siebe unb Hoffnung
Stärfung finben fönne: aber ebenfo geroift fcbeint mir, bafc
bieg fein SRedjt gibt, ft<h bei bem alg unecht ©rfannten ju
beruhigen. VI ab non &alle f)at nor jwei Qabren an eben
biefer (Stelle einen Vortrag über Stotwenbigfeit unb SBert
ber £ejrtfritif beg ÜR£g gehalten unb mit "ber Vemerfung ge*
fd^loffen, bab fie nidjtg ©ro&eg unb bab fie nicbtg ©efäbr*
liebet fei. ©r brauste bag Vilb: SBenn ein reicher §err
einen etwag nerwüberten Sßarf but unb fc^icft einen ©ärtner
hinein, bag bürre &ofj augzubauen, bann bleibt ber Sßarf
wa§ er war unb man fiebt ibm aug ber gerne nicht einmal
etwag an, fonbern erft aug nächfter Stäbe unb wenn man
jeben einzelnen Vaum genau befidjtigt; fo fei eg auch mit ber
^ejtfritif beg Unb wag fann, ruft er aug, bie 2öabr*
beit oon ber SSabrbeit zu befürchten buben? 3ebe 3eit bube
ihre Aufgaben, bafc unfre 3eit auch bie ber £e£tfritif bube,
fei ibm nicht zweifelhaft. ©in anbereg Vilb brauste Vengel
gleich zu ©ingang feiner ©inleitung in bie ftritif beg Sfög:
2>ie fleinfte Sßartifel ©olbeg fei ©olb. Sllg ©olb bftrfen wir
aber nidbt auggeben, wag fidj nicht alg folcheg bewährt but.
2)ag erinnert an 3efu eigneg SBort, bag in unfern fanonif<hen
©uangelien nicht fleht: ylveo&e aya&oi SBerbet
gute Vanfierg, in bem hoppelten Sinn, ba^ wir nach ber pau=

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Kniffen gorberung altes prüfen unb nur baS ©ute bemalten,


nnb nadj beS §errn eigenem ©leichnis bie uns anoertrauten
Talente, unb baju gehören aud) bte neu gefunbenen (SobtceS,
treu benüfcen.
2tber noch eins: ©o gering mir nadj alt bem ben Sßert
bet neuteftamenttidjen £e£tfritif einfdhä|en, fo flar ift, baß
fte uns ju einer anbern 23ehanblung beS 33ibelbuchftabenS
führen mufc.
Qn ber fdjledjteftbejeugten SeSart beS TR noch ein ÜReifter*
ftücf beS l)immlif(^en QnfpiratorS gu fehen, !ann niemanb mehr
einfalten; ebenfomenig fönnen unb bürfett mir eS in ber am
beften gearbeiteten fritifdjen Ausgabe. Ramentlidj unter refor=
miert englifdjem ©inftufj ift man bagu gefommen, alles maS
jmtfcben ben beiben Söudjbedeln eines $ibelbru<fS fte^t, für
infpiriert anjufe^en, unb nur baS; aus biefem ©runb f)at
man bann, maS bie äußere Verarmung SDeutfdjlanbS burch
ben 30 jährigen ßrieg begannen fonfequent ju unferer
geiftigen Verarmung burdjgeführt unb alte fagenannten „fub=
jeftioen" 3 u*aten auSgefRieben, bie ben Bibeln ber atten
3eit i^ren eigenen Söert gegeben höben, aus ben Öutherbibeln
alfa alte Sßorreben unb Ranbbemerfungen, aus ben griechifchen
Ausgaben bie (Sinteitungen über bie einzelnen 33üd)er. 3tuS
a. ©obenS erftem 23anbe fönnen ©ie einen (£inbru<f oon bent
Rei<$tunt geminnen, ber uns fa uerloren ging. 2llS einziger
ttberreft finb unter bem übermächtigen ©inftufj beS TR bie
Unterfdjriften unter ben paulinifchen Briefen ftehen
geblieben, unb bas untmllfürltche 3fltgniS ber Freiheit, bie
fidj fiuther genommen, bie Reihenfolge ber 23üd)er am ©djluffe
ber $MbeI (§ebr, $af, QubaS, Dffenb). Rotgebrungen fyat
fetbft bie Sibetremjion brei Stnmerfungen beigefügt. 2tber,
meine Herren, bie alte grage beS ©oangetiften an ben $änt'
merer oon Rfohrenlanb: SSerftehft bu audj maS bu tiefeft? unb
beffen ©egenfrage: mie fann i(h fo mid; ntd^t jemanb anleitet?

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galt nidjt btofj bei ben ©eptuagintarollen unb gried)tfrf)en


(EobiceS be3 : fie gilt audj nod) von ben gebrucften grie=
djifdjen unb beutfdjen Aufgaben unferer £age. Söenn 6ie,
meine Joerren, non ber SRotwenbigfeit biefer Aufgabe, bajg unfern
SibelauSgaben ju intern befferen $erftänbni£ Anleitungen bei*
gegeben werben füllten, einen ©inbrud befommen Ijaben füllten,
fo wirb ba3 lefete ftdfyx be£ TR nidjt ganj afme gruc^t
bleiben.

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