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Vereinfachte Bemessung der Netzbewehrung

von Flächentragwerken

Autor(en): Steckner, Sebastian

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Schweizerische Bauzeitung

Band (Jahr): 95 (1977)

Heft 48

PDF erstellt am: 14.05.2018

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-73495

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überschätzt. Halten Sie sich bloss die wichtigsten Stichworte sis gegenüber einer Forschungsplanung im engeren Sinne hat
der zweiten Programmserie vor Augen, um meine Vorbehalte den Bundesrat veranlasst, in seiner Botschaft klar zum Aus¬
zu verstehen. Es sind dies: druck zu bringen, dass ihm keinesfalls eine zentrale Planung
- Forschungsprogramm Regionalismus unter besonderer Be¬ von Themen, Projekten und Methoden der Forschung vor¬
rücksichtigung von Berg- und Grenzregionen. schwebt, sondern dass die zukünftige Verwendung und Ver¬
teilung der finanziellen Forschungsmittel Gegenstand der Pla¬
- Materialforschung, umfassend Fragen der Bewirtschaftung, nung sein sollen. Das Verfahren sieht vor, in einem ersten
der Wiederverwertung sowie materialwissenschaftliche Ar¬
beiten im engeren Sinne. Schritt Ziele und Planungsgrundsätze aufzustellen, die auf ge¬
samtschweizerischer Ebene und unter Beizug aller interessier¬
- EntScheidungsprozesse in unserer Demokratie.
ten Kreise zu erarbeiten wären. Dabei soll es sich um allge¬
- Bildungswissenschaftliche Analyse des Problemkreises Bil¬ meine Vorgaben handeln, die durch eine umfassende Prüfung
dung und Beruf. der Bedürfnisse des ganzen Landes zu ermitteln wären und
- Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit des schweizerischen Ge¬ die im voraus eine Koordination auf der nächsten Planungs¬
sundheitswesens. stufe sicherstellen. Die letzte betrifft alle Instanzen, die für
die Forschungsförderung des Bundes (z.B. Nationalfonds und
- Forschungen über die zukünftige Wirtschaftsentwicklung im
wissenschaftliche Dachorganisation) oder für die Bundesfor¬
Lichte neuer Wirtschafts- und Sozialindikatoren.
Diese Aufzählung dürfte genügen, um verständlich zu schung (z.B. ETH-Bereich und Ressortforschung) zuständig
sind. Alle diese Stellen wären in Zukunft gehalten, auf Grund
machen, dass es nicht bequemer Wunsch, sondern ernsthafte
der erwähnten Zielvorstellungen Mehrjahrespläne aufzustellen,
Pflicht aller für die Durchführung dieser Vorhaben Verant¬
die nach Überprüfung durch den Bundesrat auf ihre gegen¬
wortlichen ist, vorerst für eine Pause und nicht für weitere
Programme zu plädieren. seitige Abstimmung und auf Ziel-Konformität als Grundlagen
für entsprechende Finanzentscheidungen des Bundes dienen
Bildungs- und Forschungsartikel; Hochschulförderung sollten.
Ich möchte nach diesem «tour d'horizont» über Natio¬ *
nale Forschungsprogramme abschliessend auf eine letzte
Schon diese sehr summarischen Ausfuhrungen über die
Manifestation politischen Gestaltungswillens in der schweize¬
forschungspolitische Komponente des neuen Bundesgesetzes
rischen Forschungslandschaft zu sprechen kommen. Im Jahre
machen klar, dass Wissenschaft, Forschung und Technik es
1973 hat der Souverän einen neuen Bildungsartikel knapp
auch in unserem Land stärker als bisher spüren werden, dass
abgelehnt, den ihm gleichzeitig unterbreiteten Forschungs¬ sie sich in ihrer Eigendomäne nur noch bedingt frei bewegen
artikel jedoch angenommen. Dies bildete die Voraussetzung,
können. Anders als zur hochgemuten Gründungszeit ihrer
um die Erneuerung des Gesetzes über die Hochschulförderung
jubilierenden Vereinigung begnügen sich Politik und Gesell¬
aus dem Jahre 1969 zu koppeln mit einer auch die Forschung
schaft von heute nicht mit der Rolle von passiven und erwar¬
miteinbeziehenden neuen Gesetzgebung. Der Entwurf des
tungsfrohen Zuschauern des wissenschaftlich-technischen Ge¬
neuen Hochschulförderungs- und Forschungsgesetzes (HFFG)
schehens, sondern fühlen sich als aktive und besorgt engagierte
steht kurz vor der Verabschiedung durch die eidgenössischen
Partner, die mitbestimmen und nötigenfalls Vorbehalte machen'
Räte. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, auf Detailfragen
möchten. Dass auch unser Land versuchen muss, den zukünf¬
einzugehen, doch möchte ich die forschungspolitische Grund¬
absicht des neuen Erlasses kurz beleuchten, da sie auf ein tigen Stellenwert von Wissenschaft und Forschung im
«schweizerischen Selbstverständnis» optimal zu definieren, ist
recht anspruchsvolles Ziel ausgerichtet ist.
eine Aufgabe, zu der wir alle, nicht so sehr als Forscher und
Um bessere Voraussetzungen für eine wirksame Koor¬ Ingenieure, sondern vor allem als Bürger aufgerufen sind.
dination sämtlicher mit Bundesmitteln finanzierten Mass¬
nahmen für die Forschung zu schaffen, ist ein mehrstufiges
Adresse des Verfassers: Prof. Dr. med. A. Cerletti, Direktor,
Planungssystem vorgesehen. Die grosse und berechtigte Skep¬ Sandoz AG. 4001 Basel.

Vereinfachte Bemessung der Netzbewehrung von Flächentragwerken


Von Sebastian Steckner, Liestal

1. Allgemeines die Bestimmung der Bemessungsschnittkräfte lediglich Gleich¬


Mit der Frage der Netzbewehrung von Flächentragwerken gewichtsbedingungen ansetzt, führt Baumann zusätzlich Ver¬
haben sich in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Autoren aus¬ träglichkeitsbedingungen ein und kommt damit zu umfassen¬
einandergesetzt. Leonhardt [1 ] gibt in seinen 1975 erschienenen deren Beziehungen.
«Vorlesungen über Massivbau» einen Überblick über die bisher Die erwähnten Arbeiten haben die Tatsache miteinander
veröffentlichten Arbeiten und bringt Vorschläge zur prakti¬ gemein, dass die für den Fall der schiefwinkligen Netzarmie¬
schen Bemessung, die sich auf die von Baumann [2] entwickel¬
rung entwickelten Bemessungsgleichungen in recht umständ¬
ten Formeln stützen, aber leider auf die orthogonale (d.h. nicht lichen Ausdrücken erscheinen und dass die Kenntnis von
schiefwinklige) Netzbewehrung beschränken. Baumann selbst Grösse und Richtung der Hauptbeanspruchungen vorausge¬
hat in seiner 1972 publizierten Arbeit [2] jedoch auch den Fall setzt wird. Im Interesse einer übersichtlichen und raschen Be¬
der zwei- und drei bahn igen Bewehrungsanordnung in belie¬ messung wird der Praktiker einem Bemessungsverfahren den
biger Richtung untersucht. Vorher (1958) hatte sich schon Vorzug geben, das mit weniger komplizierten Ausdrücken aus¬
Scholz [3] eingehend mit dem Problem der zwei bahn igen, kommt und die auf ein rechtwinkliges x-y-Achsensystem ein¬
schiefwinkligen Netzbewehrung befasst. Während Scholz für heitlich bezogenen Schnittkräfte benützt.

Schweizerische Bauzeitung * 95. Jahrgang Heft 48 • 1. Dezember 1977 865


Der Verfasser legt mit der vorliegenden Arbeit ein solcher¬
art vereinfachtes Verfahren vor.

2. Grundansatz
Bezüglich des Ansatzes von Scholz [3], bei dem die das
zweibahnige, schiefwinklige Armierungsnetz aussteifende Be¬
tondruckkraft in der Winkelhalbierenden der beiden Beweh¬
rungsscharen angenommen wird, hat Baumann [2] folgendes
herausgefunden:
a) Die auf dieser Annahme gründenden Gleichgewichtszu¬
stände genügen auch den Verträglichkeitsbedingungen,
wenn beide Bewehrungsscharen auf Zug beansprucht und
mit gleichgrossen Stahlspannungen bemessen werden.
b) Bei verschiedenen Vorzeichen der Hauptschnittkräfte kann
sich zusätzlich zu der Betondruckkraft in der Winkelhal¬
bierenden auch eine Druckkraft in einer der beiden Beweh-.
rungsscharen errechnen. In diesem Falle ergibt sich die zu¬
gehörige Zugkraft in der anderen Bewehrungsschar aufgrund
des Scholz'schen Ansatzes grösser als nach der die Verträg¬
lichkeitsbedingungen berücksichtigenden Theorie von Bau¬
mann.
Scheibenschni ttkräfte: Nun wird man in der Praxis die in a) enthaltene Bedingung
gleichgrosser Stahlspannungen in beiden Richtungen normaler¬
Geometrische Beziehungen: weise einhalten, indem man die Armierungsquerschnitte für die
Ox at, zulässige Spannung bemisst. Sollte man jedoch aus konstruk¬
az, — 07] cosa g ax cosa
«a; sina
tiven Gründen die Bewehrung einer Richtung überdimensio¬
av tana a^ sina
a% siffl»5° — a/2) nieren, so wird dadurch die Tragsicherheit ganz sicher nicht
beeinträchtigt. Was den Spezialfall b) anbelangt, führt die unter
Umständen zu gross erhaltene Zugkraft allenfalls zu einer auf
Bild 1. Zweibahnig schiefwinklig bewehrte Scheibe als Fachwerk¬ der «sicheren Seite» hegenden Bemessung der Armierung, was
system. Die Bewehrung ist in x- und i-Richtung angeordnet
in Anbetracht der zu erstrebenden Rissebeschränkung durch¬
aus vertretbar ist.
So gesehen sind die Einwände, die man gegen den Ansatz
von Scholz vorbringen kann, von mehr akademischer Natur
und für die praktische Bemessung von untergeordneter Be¬
deutung.
Der Verfasser hat sich daher entschlossen, an dem Grund¬
-
ansatz von Scholz Betondruckkraft in der Winkelhalbieren¬
den der beiden Bewehrungsscharen -
festzuhalten. Er meint
zeigen zu können, dass sich mit dieser Annahme auf recht ein¬
fache und anschauliche Weise handliche Bemessungsglei¬
-
chungen gewinnen lassen, wenn man abweichend von Scholz
und Baumann - ein rechtwinkliges x-y-Bezugssystem wählt,
dessen x-Achse parallel zu einer der beiden Bewehrungsscharen
hegt, und sodann die in x-y-Richtung wirkenden Schnittkräfte
an einem Ersatzfachwerk angreifen lässt.

k 3. Ersatzfachwerk für die Scheibe


*y
Wir befassen uns zunächst mit der zweibahnig schief¬
¦sr X. JLp^L _L ,X
Uli winklig bewehrten Scheibe. Wie in Bild 1 dargestellt, wird das
Ersatzfachwerk durch zwei die beiden Bewehrungsbahnen ver¬
tretende, sich schiefwinklig kreuzende Scharen paralleler
-\ Stäbe mit gleichem Abstand ay a^ und die den Beton er¬

\ setzenden Diagonalstäbe gebildet. Die letzten verlaufen damit


in der Winkelhalbierenden zwischen den beiden Bewehrungs¬
richtungen. Die Lage des Bezugssystems x, y ist so gewählt,
dass sich die x-Richtung mit einer Bewehrungsrichtung deckt.
Die Abweichung von der Orthogonalität der Bewehrung ist
durch den Winkel a bestimmt, d.h. die Armierungsrichtung t\
schliesst mit der y-Achse den Winkel a ein. Die übrigen, die
T T T--T T T T T Geometrie des Fachwerksystems betreffenden Bezeichnungen
und Beziehungen gehen aus Bild 1 hervor und müssen nicht
besonders erläutert werden. Die Beanspruchung der Scheibe ist
durch die auf die Längeneinheit bezogenen Schnittkräfte nx,
Bild 2. Schnittkraftzuteilung am Fachwerkelement ns, nXy gegeben; sie sind in der dargestellten Richtung positiv.

866 Schweizerische Bauzeitung • 95. Jahrgang Heft 48 * 1. Dezember 1477


Das Ersatzfachwerk Bild 1 lässt sich in die schraffierten Gleichgewicht am Knoten 2:
dreieckförmigen Grundelemente zerlegen. An einem solchen, Zx
aus dem Gesamtsystem herausgetrennten Fachwerkelement tie".
greifen die Knotenkräfte Xi, Y}; X2, Y2; X3, Y3 an und erzeugen
die Stabkräfte Zx, Zn und D. Die Knotenkräfte sind in Bild 1
in positiver Richtung eingetragen; die Stabkräfte Zx und Z-n Z'
sind als Zugkräfte positiv, die Stabkraft D ist als Druckkraft
negativ.
Die am Fachwerkelement angreifenden Knotenkräfte er¬
geben sich aus der Schnittkraftzuteilung (Bild 2). Das Fach¬ zx x> Z"x Y2 cot (45° - a/2)
werkelement wird durch je zwei parallele Schnitte in x- und
Yj-Richtung aus dem Gesamtsystem gelöst; die dabei auf die D' =0
Knotenpunkte entfallenden Kräfte erhält man durch Integra¬
sin (45° - a/2)
tion der Scheibenschnittkräfte über die Netzlänge ax bzw. a-r,
des Fachwerkes. Zx Z'x + Z"x X2 + Y2 cot (45° - a/2)
Um die auf die x-y-Richtung bezogenen Scheibenschnitt¬ {rix cosa + nXy sin a) ax + (ny sin a
kräfte zu erfassen, müssen die beiden Schnitte in 7)-Richtung
sägeblattförmig geführt werden; die Zuteilungslängen sind
+ nxy cosa) ax cot (45° — a/2)
dabei ay (für nx und nXy) und s (für ny und nXy).
Aus Bild 1 und 2 ergibt sich:
(9) H nx cosa + n« tan (45°
sin a
- a/2)
\1
(1) Xi nxy ax cosa
+ nXy I sm a
(2) Y\ ny ax tan (45° -
a/2) /{
(3) X% + nXy s {rix cos a + nXy sin a) ax
nxay
(4) Yi — ny s + nXy ay (ny sin a + nxy cos a) ax Y2
¦D= -D' -D" 0 +
(5) X3 nxay + nXy (ax + s)
+ sina)} ax
{nx cos a + nxy (1 sin (45°
- a/2)
(6) ny (a.x + s) + nXy ay [ny (1 + sin a)
(10) — D (ny sin a + nxy cosa) sin
Y3 (45°-a/2)
+ Uxy COS a} üx
Die Stabkräfte können am Fachwerkelement (Bild 1) wie folgt
Gleichgewicht am Knoten 3:
bestimmt werden:

Gleichgewicht am Knoten 1:
z*
m
-4
z:

135—'' zx — X3 ZTX= Y3 tan a

z; o xWk
Zrj Xi - a/2)
sin (135°
D' I 2 Xx cos (45° - a/2)
z„ y,
-
sin (45°
a/2)
I y, cot (45° - a/2)
Zx Z^ + Zi X3+ Y3 tan a
{nxcosa. + nZy (l + sin a)} ax + [ny(l
sin a + sin a) + nXy cos a} ax tan a
D" Y,
sin (45° - a/2) \nx cos a + ny (l + sin a) tan a + nxy (l
+ sin a + cos a tan a)} ax
Z„ Z; + W X. + Y. cot (45° - a/2) dl) Zx [nx cos a + ny (l + sin a) tan a
nxy ax + nv ax cot (45° — a/2) + nxy (l + 2 sin a)} ax
(7) Z„ \nv cot (45° - a/2) + nxy } ax
ZZ 0 + -IS
- D I - D' - D"
Z-n -
2 Xi cos (45° - a/2)
sin
+ IV sin (45° a/2)
a. \ny (l + sin a) + nxy cos a}
- 1
+ sin a
2 nxy ax cos (45° — a/2)
(12) Z„ | n„
COSa
sin a
nya% Wir haben vorstehend für jede der drei Stabkräfte des
sin (45° a/2) - Fachwerkelementes zwei äusserlich verschiedene Ausdrücke
sin a erhalten. Notwendigerweise sind jedoch die Ausdrücke für Zx
(8) D ny nach Gleichung (9) und (11), für Z„ nach Gleichung (7) und
sin (45° - a/2) (12) sowie für —D nach Gleichung (8) und (10) identisch, was
+ 2nI„cos(45°-a/2)laI durch entsprechende Umformung der Winkelfunktionen ge¬
zeigt werden kann. Da das letzte ziemlich umständlich und von

Schweizerische Bauzeitung • 95. Jahrgang Heft 48 • 1. Dezember 1977 867


rein mathematischem Interesse ist, wird hier auf diesen Nach¬ stäben, wobei der die Bewehrungsrichtimg tj bestimmende
weis verzichtet. Für die weitere Entwicklung wählen wir den Winkel a positiv, Null oder negativ sein darf. Das Ersatzfach¬
jeweils zweckmässigeren Ausdruck für die Stabkraft, nämlich: werk kann aber auch gebildet werden mit von links nach rechts
Zx nach Gl. (11) steigenden Diagonalstäben. In Bild 3a/3b sind die beiden mög¬
lichen Fachwerksysteme, jeweils für a > 0 und a < 0, einander
Z„ nach Gl. (12) gegenüber gestellt. Man erkennt, dass für das Fachwerksystem
—D nach Gl. (10) Bild 3b mit von links nach rechts steigenden Diagonalstäben
bezüglich der Stabkräfte die gleichen Beziehungen gelten müs¬
4. Bemessungsschnittkräfte für die Scheibe sen wie für das ursprünglich zugrundegelegte Fachwerksystem
Um die auf die Längeneinheit bezogenen Bemessungs¬ Bild 3a mit von links nach rechts fallenden Diagonalstäben,
schnittkräfte für die zweibahnig schiefwinklig bewehrte Scheibe wenn man in den entsprechenden Gleichungen die Grössen a
zu erhalten, «verschmieren» wir die im vorangehenden Ab¬ und hxy mit umgekehrten Vorzeichen einführt. Auf diese Weise
schnitt berechneten Stabkräfte des Ersatzfachwerkes, indem erhält man die auf dem Ersatzfachwerk Bild 3 b mit von links
wir diese auf den Stababstand verteilen. nach rechts steigenden Diagonalstäben basierenden Gleichun¬
gen für die Bemessungsschnittkräfte wie folgt:
Bemessungsschnittkraft für die Bewehrung der x-Richtung:
_ (1 — sin a) tan a 1 — 2 sin a
Zx Zx (13 nx nx — ny nxy
nx —
ax cos a
; mit Zi nach Gl. (11):
ay

(13) nx nx + ny
(1 + sin a) tan a
nx
1+2 sin a /i(14Ar, -
n-n ny
1
- sin a
nXy —
cosa
1

COS a COS a

Bemessungsschnittkraft für die Bewehrung der 7)-Richtung: HH


(15) na=nv —1
2 sm a
-. \-nXy
2 COS

+ sina
a
+ sm a 1

mit Z,, nach Gl. (12):


ax COS a Die sich nun stellende Frage, welches der beiden Fach¬
1 sin a 1
werksysteme bzw. welche der beiden Gleichungsgruppen für
(14) B» + nx die Bemessungsschnittkräfte gelten soll, ist folgendermassen zu
COS2 a. COS a beantworten:
Bemessungsschnittkraft für den Beton: Die vom Beton aufzunehmende Diagonalstabkraft D muss
sich als Druckkraft ergeben, was bedeutet, dass na < 0 sein
D D muss. Diese Bedingung ist je nach Betrag und Vorzeichen der
mit D nach Gl. (10):
ax sin (45° a/2) Grössen a, ny und nxy entweder durch Gleichung (15) oder
durch Gleichung (150 erfüllt, und je nach dem haben die Glei¬
2 sin a 2 cos
(15) m Uxy chungen (13) (14) (15) oder (130 (140 (150 Gültigkeit.
1 — sina 1 — sin<
Zusammenfassend können wir die Bemessungsschnitt¬
Die vorstehenden Gleichungen (13) (14) (15) für die Be¬ kräfte durch die folgenden Formeln (16) (17) (18) ausdrücken,
messungsschnittkräfte basieren auf dem in Bild' 1 dargestellten wobei wir für die von a abhängigen Schnittkraftbeiwerte die
Fachwerksystem mit von links nach rechts fallenden Diagonal¬ durch die Gleichungen (19) bis (24) definierten Koeffizienten
einführen:

t (16) nx nx + + rxy nxy


ry nv
Sy ny + sxy nsty
"HJk
"Tt
(17) «7)

(18) na cyny + cxy nxy <, 0

(1 ± sin a) tan a 1
± 2 sin <

\i*ß ^\jj ry —
COSa
rxy — ±
1 ± sin a
(21) (22) sy sxy
COS2 a COS a
Bild 3a. Ersatzfachwerk mit von links nach rechts fallenden Diagonal¬ 2 COS a
2 sin a
stäben. Zugehörige Gleichungen der Bemessungsschnittkräfte: (23) (24) cy 1 cxy +
(13) (14 (15) 1 T sin a 1
T sina
Um die praktische Berechnung einfacher und übersicht¬
licher zu gestalten, wurde die nachstehende Tabelle für die Be¬

-O* T-n
messungsschnittkräfte aufgestellt. Sie enthält die Schnittkraft¬
koeffizienten für eine Reihe von Winkelwerten a im Bereich
- 90° < a <+ 90°.

Die Winkelwerte a erscheinen notwendigerweise zweifach, d. h.


je einmal in der oberen und in der unteren Tabellenhälfte, wo¬
bei die in den beiden horizontalen Zeilen zugeordneten Schnitt¬
kraftkoeffizienten verschieden sind. Es gilt stets diejenige hori¬
zontale Koeffizientenzeile, bei der sich die Betondiagonalkraft
Bild 3b. Ersatzfachwerk mit von links nach rechts steigenden Diago¬
nalstäben. Zugehörige Gleichungen der Bemessungsschnittkräfte: als Druck, d.h. na < 0 ergibt. Die durch die Darstellung des
(13*) (14') (15*) herausgeschnittenen Scheibenelementes am Fuss der Tabelle

Schweizerische Bauzeitung • 95. Jahrgeng Heft 48 * 1. Dezember 1977


nochmals festgelegten Vorzeichenregeln sind natürlich streng Es empfiehlt sich, immer zuerst die Bedingung Ha < 0 zu
einzuhalten; ausserdem ist auf die logische Zuordnung der prüfen und erst dann die eigentliche Berechnung der drei Be¬
Doppelvorzeichen bei den Tabellenwerten zu achten. messungsschnittkräfte durchzuführen.
Bei negativen Normalkräften nx, ny und dem Betrage nach
kleinen Schubkräften nxy kann es vorkommen, dass sich trotz
Tabelle für die Bemessungsschnittkräfte
Einhaltung der Bedingung na <L 0 die Bemessungsschnittkräfte
für die Bewehrung nx oder n-n oder beide negativ errechnen, d.h.
a rix nx + ry ny «71 il Sy ny ltd — Cy ny sich als Druckkraft ergeben. Dieses Resultat ist nicht falsch; es
i ?xy rixy ~r Sxy ftxy + Cxy flxy bedeutet lediglich, dass die Bewehrung in der betreffenden
fy fxy Sy Sxy Cy Cxy
Richtung nicht beansprucht wird.
±90 + oo ± oo ± °° X1 QO

±60 + 6,464 I1 5,464 7,464


I±I
2,000 12,928 T 7,464 5. Abweichung der Bewehrungsrichtungen
±45
± 30
+ 2,414
+ 1,000 ±
3,414
2,309
3,414
2,000
1,414
1,155
4,828
2,000
|| 4,828
3,464
von den Hauptbeanspruchungsrichtungen
±20
± 15
+ 0,520
+ 0,349
±
±
1,792
1,571
1,520
1,349
I± 1,064
1,035
1,040
0,698
|1 2,856
2,606
Das vorliegende Verfahren zur Berechnung der Bemes¬
sungsschnittkräfte auf der Grundlage der Scheibenschnittkräfte
1 10 + 0,210 ± 1,368 1,210 ± 1,015 0,420 T 2,384 nx, ny, iixy lässt die Abweichung der Bewehrungsrichtungen x,
± 5
0
+ 0,095
0,000
I
±
1,179
1,000
1,095
1,000
±
±
1,004
1,000
0,191
0,000
T
I
2,183
2,000
i) von den Hauptbeanspruchungsrichtungen 1,2 nicht unmittel¬
bar erkennen. Um die Zulässigkeit der vorhandenen Abwei¬
|I 5
10
-
-
0,080
0,148
II 0,829
0,663
0,920
0,852
±
±
1,004
1,015
0,160
0,296
=F 1,833
1,678
chungen prüfen zu können, müssen wir diese jedoch bestimmen.
Bekanntlich ist der Winkel <p, den die Hauptschnittkraftrich¬
I
=F
15
20
-- 0,206
0,255
±
I
0,499
0,336
0,794
0,745
±
±
1,035
1,064
0,411
0,510
1,535
1,400 tung 1 mit der x-Achse einschliesst, gegeben durch
T 30
- 0,333 0,000 0,667 1 1,155 0,667 1,155
T45
T 60
-
-
0,414
0,464 ±
| 0,586
1,464
0,586
0,536
±
±
1,414
2,000
+ 0,828
0,928
0,828
0,536
tan 21
2 Uxy

1 90 - 0,500 ± oo 0,500 ± oo 1,000 0,000


Mit Bezug auf Bild 4 erhält man die Abweichungen
Es muss stets die Bedingung
n^_
na < 0 erfüllt sein (Betondiago¬
nale unter Druck); je nachdem
I I
+n.
(25) 8j=<p; d.h.:tan2Si=
ist der Winkel a mit den ihm zu¬ (26) 82 cp — a; d.h. 82 8,
+ nx
geordneten Schnittkraftkoeffizi-
enten entweder in der oberen Der Empfehlung von Baumann [2] folgend sind die Abwei¬
oder in der unteren Tabellen¬ chungen auf 45° zu beschränken. Für 8i nach Gleichung (25)
hälfte aufzusuchen. Dabei ist die ist diese Forderung automatisch erfüllt. Es ist also nachzu¬
logische Zuordnung der Doppel¬ weisen, dass
vorzeichen zu beachten.
<45°
\r jSa j
Alle Kräfte sind auf die Längen¬
einheit des betreffenden Schnittes
bezogen.
(27) d.h.: |8, - al ^45°
6. Bemessungsschnittkräfte für den Sonderfall der
Zahlenbeispiel 1
orthogonal armierten Scheibe
a + 15°, nx 20 t/m, ny +30 t/m, nxy ¦

+ 10 t/m
Die Bemessungsschnittkräfte ergeben sich aus den Glei¬
Man erkennt sofort, dass na < 0 erfüllt ist, wenn man a 15°
chungen (13) (14) (15) bzw. (130 (140 (150 für a 0 wie folgt:
in der oberen Tabellenhälfte aufsucht:
nx nx + 0,349 ny + 1,571 nxy
+ + 0,349 30 + 1,571
20 • • 10 + 46,18 t/m
n„ 1,349% + 1,035 nxy
+ 1,349-30 + 1,035-10 + 50,82 t/m
na — 0,698 n„ - 2,606 nxy
- 0,698 • 30
- 2,606 • 10 - 47,00 t/m < 0
Zahlenbeispiel 2

a. — 20°, nx + 30 t/m, ny 20 t/m, nx + 50 t/m
®- a ^.
oc — 20° in der oberen Tabellenhälfte ergibt:
Bewehrung
na -+ 1,040%20++
1,040 •
2,856 nxy
2,856 • 50 + 163,60 t/m > 0, also falsch!

a — 20° in der unteren Tabellenhälfte ergibt:


~hx nx — 0,255 ny + 0,336 nxy
+ 30 + 0,255 • 20 + 0,336 • 50 + 51,90 t/m
«„ 0,745 % + 1,064 nxy

- 0,745-20 + 1,064- 50 + 38,30 t/m


na — + 0,510% 1,400 «*„ - Bild 4. Abweichnung der Bewehrungsrichtungen von den Haupt-
- 0,510 • 20 - 1,400 • 50
- 89,20 t/m < 0 beanspruchungsrichtungen

Schweizeriache Bauzeitung * 95. Jahrgang Heft 48 • 1. Dezember 1977 869


(13a) rix nx + \nxy\ b) die Scheibe an der Oberseite mit den aus den Momenten
resultierenden Kräften mx/z, myjz, mXy/z;
(14a) ny ny + \nxy\
c) die Scheibe an der Unterseite mit den gegenüber b) gleich-
(15a) na ~ 2 \nxy\ grossen, aber entgegengesetzt gerichteten Kräften.

Bei dieser Schreibweise mit dem Absolutbetrag von nXy ist die Es wird vorausgesetzt, dass die Platte an der Ober- und
Bedingung na < 0 automatisch erfüllt. Unterseite in gleicher Richtung zweibahnig, schiefwinklig be¬
Ersetzt man die Schnittkräfte nx, ny, nxy mit Bezug auf wehrt ist.
Bild 4 durch die Hauptnormalkräfte m,n2 gemäss den bekann¬ Wir können nun die für die Scheibe entwickelten Glei¬
ten Beziehungen chungen der Bemessungsschnittkräfte verwenden, indem wir
dort die Scheibenschnittkräfte nx, ny, nxy durch die Ausdrücke
nx Mi cos2 9 + n2 sin2 9 mx/z, my/z, mxy/z ersetzen. Wir benützen dabei die durch die
ny n-i sin2 9 + n2 cos2 9 Einführung der Schnittkraftkoeffizienten vereinfachten For¬
(«1 — «2) sin 9 cos 9 meln (16) (17) (18) und wählen die zusätzlichen Indices o und u
Hz»
als Bezeichnung für die Ober- und Unterseite der Platte. Auf
so erhält man nach einiger Umformung diese Weise erhalten wir die Bemessungsschnittkräfte m°, n\\, na
bzw. m", «£, ~h% für die Scheibe an der Oberseite bzw. an der
Ml — «2
(13b) M* ni + sin 29 (1 — tan 9) Unterseite der Platte. Bezüglich der Vorzeichen ist zu beachten,
2 dass die Richtung der an der Plattenunterseite angreifenden
gültig für Scheibenkräfte mx/z, my/z, mxy/z mit der für die Scheibe positiv
Ml — «2
(14b) % M2 + ¦ sin 29 (1 + tan 9) (Mi — n2 >0 definierten Beanspruchungsrichtung übereinstimmt (vgl. Bild 5c
mit Bild 1), während die Richtung der an der Plattenoberseite
(15b) na — (mi m2) sin 29 angreifenden Scheibenkräfte entgegengesetzt, also negativ ist
(vgl. Bild 5b). Durch Multiplikation' der Bemessungsschnitt¬
kräfte nx, Ti% n°d bzw. m", n\, nl mit dem inneren Hebelarm z
Diese nun durch die Hauptschnittkräfte ausgedrückten Be¬
gewinnen wir die Bemessungsmomente für die Platte, die wir
messungsschnittkräfte stimmen mit den von Leonhardt [1 ] für
entsprechend mit mx, m%, m°a bzw. mx, m%, ma bezeichnen. Für
diesen Fall angegebenen Formeln überein.
die Vorzeichen der Bemessungsmomente gilt die gleiche Regel
wie für die in Bild 5a dargestellten Plattenmomente mx und my:
7. Bemessung der Netzbewehrung von Scheiben sie sind positiv, wenn sie an der Plattenunterseite Zug erzeugen.
Die Bemessungsschnittkräfte werden auf der Grundlage
der Scheibenschnittkräfte nx, ny, nxy am besten mit Hilfe der
In bezug auf die Plattenoberseite gilt:
Tabelle auf Seite 869, die auch den Spezialfall der Orthogonal¬
armierung einschliesst, bestimmt, wobei die Einschränkung Für die Bewehrung der x-Richtung
bezüglich der Abweichung der Bewehrungsrichtungen von
den Hauptschnittkraftrichtungen gemäss Abschnitt 5 zu be¬
K - 1/z (mx + r° mv + r°xy mxy)

achten ist.
(30) 7h°x
- n% ¦ z mx + r°y my + rxy mxy
Die erforderlichen Armierungsquerschnitte für die Rich¬ Für die Bewehrung der vj-Richtung
tungen x und Tj erhält man sodann:
n$ 1/z (sy my + s°xy mxy)
Mr) (31) IB»=- mm s°y my + sxy mxy
(28) erf/ex erf/*,)
Zul de Zul de
Für den Betör
(zul ce zulässige Stahlspannung) n°a 1/z (cl my + c"xy mxy)

Die vorhandene Betondruckspannung kann nachgewiesen (32) m°a= - n°d-z cl my + c° mxv


werden mit (33) Bedingung nl <, 0, d.h. m\\ 0

(29) vorh ci, (d Scheibendicke) In bezug auf die Plattenunterseite gilt:


d
Für die Bewehrung der x-Richtung
Die zulässige Betonspannung sollte mit Rücksicht auf die Stö¬
rung des Betongefüges durch die schiefen Armierungsdurch¬ nx= + \/z (mx + ry my + rxy mxy)
dringungen verhältnismässig niedrig angesetzt werden (Näheres (300 rn" + nx ¦z mx + ry my + rxy mxy
darüber siehe [1 ]).
Für die Bewehrung der vj-Richtimg
8. Bemessung der Netzbewehrung von Platten n% + 1/z (sy my + sxy mxy)
Die Bemessung der Platte kann man auf die Bemessung (310 rfi% +n$-z sy my + s%mxy
der Scheibe zurückführen, wenn man die Platte als zwei, im
Für den Beton
Abstand des inneren Hebelarmes übereinanderliegende Schei¬
ben auffasst. Die Kräfte, die auf die obere und untere Scheibe nl + 1/z (cl my + cly mxy)
wirken, ergeben" sich aus den Plattenmomenten, indem man (320 rnt= +n%-z cJ my + cly mxy
diese in Kräftepaare auflöst, d. h. durch den inneren Hebelarm
(330 Bedingung n\<. 0, d.h.: mud <, 0
z dividiert.
In Bild 5 ist ein Plattenelement dargestellt, und zwar:
Die Schnittkraftkoeffizienteü r, s, c sind der Tabelle auf
a) in der Draufsicht, mit den an ihm angreifenden, in positiver Seite 869für den gegebenen Winkel a unter Berücksichtigung
Richtung eingezeichneten Momenten mx, my, mxy; der Bedingung (33) bzw. (330 zu entnehmen. Sie ergeben sich

870 Schweizerische Bauzeitung • 95. Jehrgang Heft 48 • 1. Dezember 1977


für die Plattenober- und -Unterseite verschieden, d.h. die Be¬
rechnung der Bemessungsmomente ist für beide Plattenseiten
getrennt durchzuführen.
f
I
Sind die Bemessungsmomente für die Plattenoberseite gemäss
Gleichungen (30) (31) und die Plattenunterseite gemäss Glei¬
chungen (300 (310 bestimmt, erhält man die erforderlichen
Armierungsquerschnitte für die Richtungen x und t\ wie folgt:

Obere Bewehrung: H
(34) erf/." erf/e?,
ZUl de
Zx ¦ ZUl de
""'
Untere Bewehrung:
mx
(340 erf/.S erf/y ZUl de
Zx - ZUl de Zr, •

(zx bzw. zi) innerer Hebelarm für die x- bzw. 7)-Richtung; m,y/z
zul cie zulässige Stahlspannung)

In den vorstehenden Bemessungsformeln sind die Bemes¬


sungsmomente für die obere Bewehrung negativ und für die i"x/z\ '
m„/z
untere Bewehrung positiv vorausgesetzt. Wo diese Voraus¬
setzung nicht erfüllt ist, ergibt sich der erforderliche Armie¬
rungsquerschnitt negativ, was bedeutet, dass die Bewehrung an
der betreffenden Plattenseite in der betreffenden Richtung
mxy/z
statisch nicht erforderlich ist.
i\ y i
Zahlenbeispiel
(vgl. hierzu Bild 5 und Tabelle Seite 869)
\ I
1

-^
"V/z
Plattendicke d =25 cm
Nutzhöhe hx 22,5 cm; hr, 21 cm \ \ \ \ N
Innerer Hebelarm 0,9«* 20,25 cm;
\ \ f
zx <*
z„ sb 0,9 A„ 18,90 cm m„/z \ \
Bewehrungsschiefe
Plaffenmomente
a
mx —
+ 20°
+ 4 tm/m; my + 2 tm/m; it \ \ \ \\ mx/z

miy — + 3 tm/m \ \ \ \
Bemessungsmomente für die Plattenoberseite: m«y/z

m°x mx — 0,255 my — 0,336 mxy


*5E
4 -
0,255 -2 0,336 ¦ 3 - + 2,48 tm/m
BUd 5. Wirkung der Plattenmomente.
rn\ 0,745 my 1,064 mxy
- Oben: Draufsicht Mitte: Oberseite

md
0,745 -2-1,064 -3
0,510 my + 1,400 m*y
- 1,70 tm/m Unten: Unterseite

0,510 ¦ 2 ,400-3 + 5,22 tm/m > 0

Bemessungsmomente für die Plattenunterseite:


Sonderfall der orthogonal armierten Platte

m% mx + 0,520 my + 1,792 mxy Die Bemessungsmomente ergeben sich aus den Glei¬
chungen (30) (31) (32) bzw. (300 (310 (320 mit den Schnitt-
4 + 0,520 2 + 1,792 3 +
• •
10,42 tm/m
kraftkoeffizienten gemäss Tabelle Seite 869 für a 0:
m$5 1,520 m„ + 1,064 mxy
1 1,520 -2+1,064 -3 + 6,23 tm/m (30a) m°x mx — |
mxy |

m^ - 1,040 /%
- 2,856 mXy (31a) ml my — \mxy\
- 1,040 2 •

- 2,856 • 3 - 10,65 tm/m < 0


(32a) m°a + 2 mxy
\ \

Die Bedingungen m°d>Q (24) und ml < 0 (24') sind erfüllt.


(30'a) mx mx + \
mxy \

Erforderliche Armierungsquerschnitte für zul oc 2,4 t/cm2:


(31'a) ml my + \mXy\
Da m% > 0 ist an der Oberseite in x-Richtung keine Bewehrung
erforderlich.
(32'a) ml — 2 mxy| \

Bei dieser Schreibweise mit den Absolutbeträgen von mxv ist


1,70
erf/£,= 3,75 cm2/m die Bedingung m0d 2> 0 bzw. ml <, 0 automatisch erfüllt.
Z,j • zul o« 0,189-2,4
Erforderliche Armierungsquerschnitte:
m% 10,42
erf/eS 21,44cm2/m
Zx ' ZUl O« 0,2025 • 2,4 Obere Bewehrung
¦rro —0

erf/4 z-/l
m"
' zul ae
6,23
0,189 • 2,4
13,73 cm2/m (34a) atf.% | —-f-
Zx • ZUl de
; erf/,»
Zy • ZUl de

Schweizerische Beuzeitung • 95 Jahrgang Heft 48 * 1. Dezember 1977 871


Untere Bewehrung sollen jenen Grenzarmierungsgehalt (/.* nicht überschreiten, bei
welchem im plastischen Bereich eines auf Biegung beanspruch¬
(34'a) erf f£ — ZUl de tili ZUl de
ten SÄilbetonquerschnittes die Fliessgrenze des Stahls gerade
noch erreicht werden kann. Dieser Grenzarmierungsgehalt
(berechnet auf der Grundlage der Norm SIA 162 mit parabel-
9. Beanspruchung des Betons in netzbewehrten Platten förmiger Druckzone) beträgt für Beton BH (ßu,28 300 kg/cm2)
Um zu gewährleisten, dass die Druckbeanspruchung des und Stahl III (d2,0 5,0 t/cm2)
Betons im zulässigen Rahmen bleibt, werden zwei Forderungen
gestellt:
H* l,38%
a) Begrenzung der aus den Bemessungsmomenten m°d und ml Es wird also verlangt:
nach Gleichung (32) und (320 resmjtierenden Druckspan¬
nungen ;
vor |x vor/e/A < [i*
b) Begrenzung der aus den erforderlichen Armierungsquer¬ Diese Bedingung ist für alle Bewehrungsrichtungen an der
schnitten nach Gleichung (34) und (340 sich ergebenden, auf Ober- und Unterseite der Platte einzuhalten.
die Betonfläche bezogenen Bewehrungsgehalte.

Zur Forderung a): 10. Bemessung der Netzbewehrung von Schalen


Die aus dem Bemessungsmoment i|| resultierende, recht¬ Gegeben sind die am Schalenelement in x-y-Richtung
eckig verteilt angenommene Betondruckspannung d°b berechnet wirkenden Schnittkräfte, nämlich:
sich nach Bild 6 wie folgt:
rix, ny, nxy (Scheibenbeanspruchung)
ml ml
sowie mx, my, mxy (Plattenbeanspruchung)
Zm t 2. Zm \fltn Zm)

wobei hm die mittlere Nutzhöhe und zm den mittleren inneren Für die Vorzeichen gelten die in Bild 1 und Bild 5a positiv de¬

Hebelarm der Platte bedeuten. Mit der Näherung zm sw 0,9 hni


finierten Richtungen der Schnittkräfte.
erhält man: Die Bemessungsschnittkräfte müssen wie bei der Platte für
die Ober- und Unterseite der Schale getrennt bestimmt werden.
(35) Dazu ist die Scheibenbeanspruchung hälftig auf die Ober- und
0.18 m2
Unterseite aufzuteilen und mit der Plattenbeanspruchung zu
Mit den gleichen Annahmen ergibt sich analog für die aus dem überlagern. Man ermittelt also zunächst die folgenden Hilfs-
Bemessungsmoment ml resultierende Betondruckspannung <j" : schnittkräfte:

(350 (38) n°x (380 n"


0,18 h2 z 2 z
Wir verlangen, dass die so errechnete Betondruckspan¬ mv ny my
nung die durch den Sicherheitsfaktor 1,8 dividierte, mit 2/3 ßima (39) nl (390 nu
"y
z 2 z
angenommene Biegedruckfestigkeit des Betons nicht über¬
schreitet, d.h. es soll sein: mxv nxy mxy
(400 nu
t

(40) riXy -,
m".
0,18 m2
(36) < 0,37 ß„j Damit ergeben sich die Bemessungsschnittkräfte für die Schale
-ml 1,8
wie folgt:
0,18 Ä2
(ß I Nennwert der Würfeldruckfestigkeit nach 28 Tagen) In bezug auf die Schalenoberseite:
Für Beton BH mit ß«™ 300 kg/cm2 beträgt dieser Grenzwert Für die Bewehrung der x-Richtung
0,37-300 111 kg/cm2.
(41) nx n°x + r°yn°y + rxyn°xy
Zur Forderung b):
Für die Bewehrung der vj-Richtung
Die auf die Betonquerschnittsfläche bezogenen Beweh¬
rungsgehalte (42) h^ syn°y + sxyn%y
Xx=fe°x/hx Für den Beton
(43) n°d c°yn°y + c°„m°„
jjBflsjf (44) Bedingung n"d <. 0
IBBm
In bezug auf die Schalenunterseite:

Für die Bewehrung der x-Richtung
JT.i.ury^))})
fi't'rfVi'it i.i.y.ixi.i.i.ixL
i\'tViVt'(V;'('.ri'L't'L sss t t- z(hm-zm)
W»;/*. (410 nux=nl + r»nay + rtynxy
Für die Bewehrung der 7)-Richtung
(420 n$ s'yin$+s%n%
^WMW Mf.WMWM
X Für den Beton
Bi io 6Aus dem Bemessungsmoment m',\ resultierende Betondruck¬
(430 nl cZny- + c2yn«y
spannung o% (440 Bedingung n~l <, 0

872 Schweizerische Bauzeitung • 95. Jehrgang Heft 48 • 1. Dezember 1977


Die Koeffizienten ry, rxy, sy, sxy,-cy, cxy können der Tabelle auf Untere Bewehrung
Seite 869 entnommen werden, unter Beachtimg, dass die Be¬
dingungen (44) und (440 erfüllt sind. (45'a) erf fe § erf/"
ZUl CTe zul er«
Die erforderlichen Armierungsquerschnitte erhält man:
Obere Bewehrung:
11. Zusammenfassung
(45) erf/.« «f/eS Das vorliegende Verfahren zur praktischen Bemessung der
ZUl de ZUl de
Netzbewehrung von Flächentragwerken beruht auf einer Fach¬
Untere Bewehrung werkanalogie. Es erlaubt, mit Hilfe der in Abschnitt 4 bis 10
entwickelten Formeln und der Tabelle auf Seite 869, die zwei-
(450 erf/.; ed/A bahnige, beliebig schiefwinklige Bewehrung von Scheiben,
ZUl de ZUl de Platten und Schalen auf äusserst einfache und übersichtliche
Weise zu berechnen. Die so ermittelten Werte für die erforder¬
Sonderfall der orthogonal armierten Schale
lichen Armierungsquerschnitte liegen in jedem Fall auf der
Wir gehen wieder von den nach Gleichungen (38) (39) (40) sicheren Seite. Für die zulässige Beanspruchung des Betons von
bzw. (380 (390 (400 ermittelten Hilfsschnittkräften aus. Die
netzbewehrten Platten werden einfache Kriterien angegeben.
Bepiessungsschnittkräfte ergeben sich aus den Gleichungen Das Bemessungsverfahren geht von den auf ein einheitliches
(41) (42) (43) bzw. (410 (420 (430 mit den Koeffizienten gemäss
x-y-Achsensystem bezogenen Scheibenschnittkräften bzw.
Tabelle Seite 869 für a 0:
Plattenmomenten aus, wobei sich die x-Richtung stets mit einer
(41a) «° =m° + \n%y\ der beiden Bewehrungsrichtungen deckt. Die Kenntnis der
(42a) n°y nl+\n%y\ Hauptbeanspruchungen ist nicht nötig. Die Orthogonalarmie¬
rung ist in dem Verfahren als Sonderfall eingeschlossen.
(43a) <= -2|h£„|
(41'a) nx n^ + |m£„| Literaturverzeichnis
(42'a) hy nl + \nly\ [1] Leonhardt F.: «Vorlesungen über Massivbau», 2. Teil, Springer-
(43'a)Ä;= -2|n"„| Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1975.
Bei dieser Schreibweise mit den Absolutbeträgen von nxy bzw. [2] Baumann Th.: «Zur Frage der Netzbewehrung von Flächentrag¬
werken». Der Bauingenieur, Heft 10, 1972.
nxy ist die Bedingung nd < 0 bzw. nl < 0 automatisch erfüllt.
Erforderliche Armierungsquerschnitte:. [3] Scholz G.: «Zur Frage der Netzbewehrung von Flächentragwerken».
Beton- und Stahlbetonbau, Heft 10, 1958.
Obere Bewehrung

(45a) erf/e° erf/ä Adresse des Verfassers: S. Steckner, Ing. SIA, Leiter der Statik-
ZUl de ZUl ae Abteilung, Ingenieurbüro Holihger AG, 4410 Liestal.

Kernphysiker auf Herodots Spuren


Untersuchung eines archaischen Silberschatzes im Heidelberger Mondgestein-Laboratorium

Noch heute -
nach zweieinhalb Jahrtausenden lässt - Numismatikern, zugängig. Aus der Prägung der Münzen
konnten sie rekonstruieren, dass der ursprüngliche Besitzer
sich in allen Einzelheiten rekonstruieren, woher das Silber für
die ersten Münzen am Anfang der Geldwirtschaft stammt. den Schatz bereits im Jahr 475 vor Null vergraben hatte -
Mit Hilfe hochempfindlicher Nachweismethoden, wie sie in den also zur Zeit des griechischen Geschichtsschreibers Herodot
letzten Jahren für die Analyse der Mondgesteinproben ent¬ und etwa fünf Jahre nach der Schlacht von Salamis, als die
wickelt worden sind, rückten Heidelberger Kernphysiker Perser zum endgültigen Rückzug aus Griechenland gezwungen
einem 1969 gefundenen archaischen Silberschatz zu Leibe. wurden. Erst etwa 85 Jahre zuvor hatte das Münzwesen be¬
In Zusammenarbeit mit deutschen, griechischen und gonnen, waren in Athen, Korinth und Ägina überhaupt die
türkischen Archäologen, Bergbauspezialisten und Natur¬ ersten Münzen geprägt worden. Man hatte also Geld aus der
wissenschaftlern der verschiedensten Disziplinen konnten sie allerersten Epoche der Geldwirtschaft in Händen. Trotzdem
dig, im östlichen Mittelmeerraum gelegenen alten Silbergruben war der Fund für die Numismatiker enttäuschend: Alle Mün¬
aufspüren, aus denen das Erz des Schatzes stammt, und die zen tragen tiefe Kerben, die vom ursprünglichen Besitzer des
Verarbeitung zu reinem Münz-Silber verfolgen. Wolfgang Schatzes wohl angebracht worden waren, um die Silberquali¬
Gentner, ehemaliger Direktor des Max Planck-Instituts für -
tät zu prüfen. Ihm wahrscheinlich ein Silberschmied war -
Kernphysik in Heidelberg und Vizepräsident der Max Planck- es offenbar nur auf den Metallwert der Münzen angekommen.
Gesellschaft, seit Jahren begeisterter Amateur-Numismatiker Sie sollten nur Rohmaterial für seine Schmiedearbeiten sein.
und Initiator dieses Forschungsprojekts, gab jetzt einen ersten
Einblick in die noch laufenden Untersuchungen. Aussagekräftiges Material
Im Jahre 1969 entdeckten drei Arbeiter ob zufällig oder
bei einem Grabraub ist nicht geklärt - etwa 300 km südlich
- Für Gentner erwies sich die Beschädigung der Münzen -
von Kairo bei der alten ägyptischen Hauptstadt Asyut 900
und darum ihr zum Teil geringer numismatischer Wert als
ein grosser Vorteil. So war es ihm möglich, für sein For¬
-
sehr alte griechische Münzen. Auf geheimen Wegen gelangte schungsprojekt mit Mitteln der Stiftung Volkswagenwerk 120
der Schatz ins Ausland und wurde den Münzkundlern, den besonders stark zerstörte Münzen zu einem verhältnismässig

Schweizerische Beuzeitung - 96. Jahrgang Heft 46 - 1. Dezember 1977 873

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