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Zahl der Arbeitslosen erschreckend hoch!

Wie aus dem - mit Datum vom 20.08.2010 veröffentlichten – Bericht des
Konjunkturkomitees hervorgeht, lag die Arbeitslosigkeit in Luxemburg im
vergangenen Juli bei 5,7 Prozent. Das ergibt die wirklich erschreckend hohe
Zahl von 13.639 Mitbürgerinnen und Bürgern ohne Arbeit! Im Vergleich zum
Juli 2009 ein Plus von 852 und im Vergleich zum Juni 2010 ein Plus von162
Personen. Im Übrigen sei vermerkt, dass merkwürdigerweise nur Arbeitslose
mitgezählt werden, die ihren Wohnsitz in Luxemburg haben!

Doch mit 13.639 Personen sind die Rechen-Equilibristen aus dem Luxemburger
Arbeitsministerium noch weit entfernt von der tatsächlichen Zahl der
Arbeitslosen. Lesen wir doch im vierten Abschnitt des gleichen Berichtes dass
Luxemburg derzeit – unter Berücksichtigung der Personen in einer
Arbeitsbeschaffungsmaßnahme - nicht weniger als 17.441 Arbeitslose zählt.
Das ist – man lese und staune – ein Mehr an Arbeitslosen von 3.802 Personen.
Davon 3.657 Männer und 2.766 Frauen. So dass die Quote geradezu sprunghaft
von 5,7 auf 7,4 Prozent steigt!

Demgemäß können wir nur feststellen: 17.441 Arbeitslose – das ist eine für
Luxemburger Verhältnisse höchst alarmierende Zahl!

Doch noch sind wir nicht am Ende unserer Talfahrt angekommen. Denn wie
bereits einleitend erwähnt, suchen wir im Bericht des Konjunkturkomitees
vergeblich nach Angaben über arbeitslose Grenzgänger. Fern vor jeder
Übertreibung nehmen wir in aller Vorsicht an, dass es sich hier um eine Zahl
von bis zu 10.000 Personen handelt, so dass mit einer Gesamtquote von weit
über 10 Prozent die Zahl der in Luxemburg untätig gewordenen Arbeitnehmer
katastrophal hoch ist!

Darum ist höchste Eisenbahn zum resoluten Griff der Notbremse geboten!

Wege aus der Arbeitslosigkeit – ein Anliegen der gesamten Nation

Wir verkennen keineswegs den festen Willen von Arbeitsminister Nicolas


Schmit, die Arbeitslosigkeit in Luxemburg vehement zu bekämpfen. So mit dem
von ihm in Rekordzeit verwirklichten Gesetz vom 14.Juli 2010. Welches sowohl
die Arbeitslosen, wie auch die Arbeitgeber in vermehrter Weise finanziell
begünstigt. Ohne die Bemühungen des Ministers für die Reform des
Arbeitsamtes zu vergessen. Abgerundet durch neue Initiativen im Bereich der
Umschulung, der besseren Qualifizierung und der beruflicher Neuorientierung
arbeitsloser Bürger.

Es scheint uns aber, dass die derzeitigen Bemühungen des Arbeitsministers - so


edel sie auch sind - ein Kampf eines Don Quichottes gegen Windmühlen sind.
Sofern nicht mit den Politikern die ganze Nation bereit ist, den Arbeitsminister
in seiner soziokulturellen und volkswirtschaftlichen weit reichenden Mission
nach besten Kräften zu unterstützen. Insbesondere bereit, in den Arbeitslosen
nicht Arbeitsscheue, sondern Mitmenschen zu sehen, die Recht auf Arbeit
haben! Und ein Patronat, das fest gewillt ist, Arbeitssuchenden eine reelle
Chance zur Eingliederung bzw. Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess zu
geben!

Dass in diesen Bemühungen mehr als nur guter Wille dringend notwendig ist,
möchten wir an fünf Beispielen veranschaulichen.

Ein Arbeitnehmer, der aus Verschulden seine Arbeit verliert, hat es


erfahrungsgemäß unheimlich schwer, eine neue Arbeit zu finden. Kennt doch in
unserem kleinen Luxemburg ein Arbeitgeber den anderen. Dabei sollte doch
jedem Menschen eine neue Chance geboten werden. Entsprechend wäre es
höchst wünschenswert, in Luxemburg die Möglichkeit der anonymen
Bewerbung, demnach ohne Namensangabe, zu schaffen. Eigentlich sollte dies
die Regel bei Bewerbungen sein. Ein solches Vorgehen wird in den USA
bereits praktiziert. In Deutschland wird die anonyme Stellenbewerbung von
verschiedenen Betrieben versuchsweise eingeführt werden!

Ein Drittel aller Arbeitslosen sind „Gastarbeiter“. Sie fühlen sich in der Regel
völlig verloren, wenn sie keine Arbeit im Bau (mehr) finden. Ihnen müssen wir
ab dem Augenblick, wo sie bei uns tätig werden, verständlich machen, dass sie
als Arbeitnehmer in Luxemburg nur eine Zukunft haben, wenn sie sich weiter
qualifizieren. Am guten Beispiel eines jungen Portugiesen, der es vom einfachen
Arbeiter über Abend- und Wochenendkurse zum leitenden Angestellten eines in
Luxemburg führenden Bauunternehmens brachte. Der sich über die
Luxemburger Sprache in die einheimische Gesellschaft integrierte, ohne seine
portugiesischen Wurzeln zu verleugnen! Kurzum, als Luxemburger sollte unser
Anliegen sein, die Gastarbeiter als vollwertige Mitbürger in unserer Mitte zu
begrüßen!

Unter den jugendlichen Arbeitslosen sind - mit 2.000 - zu viele ohne


Schulabschluss. Es ist dem Arbeitsamt hoch anzurechnen, dass es diese
Jugendlichen ermutigt, wieder in die Schule zurückzukehren. Die Frage sei
jedoch aufgeworfen, ob es wirklich so weit kommen muss. Ob es nicht Aufgabe
der Gesamtschule ist - von der Elternvereinigung über das Rektorat, die
Professoren und insbesondere die Mitschüler - die betreffenden Schüler zum
Weiterstudium zu motivieren. Anstatt sich gegebenenfalls um den Schulaustritt
eines unbequemen Jugendlichen zu freuen?

Im Übrigen sollten wir viele Jugendliche, die von Universitätsstudien und von
hoch dotierten Direktorenposten träumen, ohne die erforderlichen
Voraussetzungen zu haben, auf den Boden der Realität zurückzubringen. Ihnen,
warum nicht, verständlich machen, dass gerade das Handwerk nach wie vor
einen goldenen Boden hat!

Vor einigen Wochen kündigte ein Sprecher von Goodyear Luxemburg an, dass
das Werk bereit sei, 170 neue Arbeitsplätze in Luxemburg zu schaffen. Dabei
bedauerte er, dass es nicht möglich ist, unter den Bewerbern vom Luxemburger
Arbeitsamt genügend Kandidaten zu finden. So dass es nicht ohne
Abwerbungen aus anderen Betrieben und nicht ohne Grenzgänger gehe. Als wir
diese Nachricht im Fernsehen hörten, trauten wir unseren Ohren nicht. Sind
doch in diesem Monat Juli nicht weniger als 4.482 Handwerker und Arbeiter als
arbeitslos beim Arbeitsamt eingetragen!

Ist nicht diese letztere Nachricht Grund genug, die Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit zu einem Anliegen aller Bevölkerungsschichten zu machen?
Die Meinungen und Anregungen der Bürger ernst zu nehmen. Vielleicht auch
für unsere Abgeordneten, im kommenden Herbst die Problematik um die
Arbeitslosigkeit zu einer Generaldebatte im Luxemburger Parlament zu machen!

Henri Schumacher

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