25 JAHRE
Grussworte
Jubiläumsanlässe
Bio-Pioniere
Neu-Umsteller
Geschichte
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Bio vor 25 Jahren: Der Marktanteil von Bio- 2020 gestartet. Ziel ist es, die weiterhin beste-
produkten entsprach damals etwa dem henden Marktchancen, insbesondere im
heutigen Marktanteil von Elektroautos. Wer – Bereich der Ackerprodukte, auszuschöpfen.
ausser die Bärner Bio Bure – hätte vor 25 Statt diese Produkte zu importieren, soll die
Jahren gedacht, dass biologisch produzierte Wertschöpfung in der Berner Landwirtschaft
Lebensmittel in der Schweiz einen eigentli- erwirtschaftet werden. Die biologisch bewirt-
chen Boom erleben? Seit 1992 stieg das schafteten Ackerflächen und Spezialkulturen
Marktvolumen von Bioprodukten im Durch- sollen bis 2020 um 2‘000 Hektaren zuneh-
schnitt jedes Jahr um 18 Prozent. Heute men. Dafür braucht es rund 200 neue Bio-
beträgt der Anteil am schweizerischen Le- ackerbaubetriebe, also rund 50 neue Betriebe
bensmittelmarkt 7,7 Prozent. pro Jahr. Die Bio-Offensive wird durch eine
Dieser Boom, liebe Berner Biobäuerinnen breit abgestützte Trägerschaft, unter anderem
und Biobauern, ist vor allem Ihnen zu verdan- Bärner Bio Bure, Berner Bauern Verband, Bio
ken. Sie haben es geschafft, regional nachhal- Suisse, umgesetzt. Das ist vielversprechend.
tig produzierte Lebensmittel in die Regale der Ich bin überzeugt, dass Berner Bioprodukte
Lebensmittelgeschäfte zu bringen. Dies ist auch in Zukunft die Konsumentinnen und
Ihnen dank der seriösen Arbeit auf Ihrem Hof Konsumenten glücklich und satt machen
und dank professioneller Verbandsarbeit werden. Deshalb ändere ich den Slogan des
gelungen. Für diese Leistung gratuliere ich Schweizerischen Bauernverbandes gerne
Ihnen ganz herzlich! leicht ab: Gut, gibt’s die Bärner Bio Bure.
Sie – und auch der Kanton Bern – wollen sich Herzlich, Ihr
nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Deshalb Regierungsrat Christoph Ammann
hat die Volkswirtschaftsdirektion zusammen Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Bern
mit Ihrem Verband die Berner Biooffensive
Grusswort Urs Brändli
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Seit Jahren wächst der Marktanteil markant Der Biolandbau gilt heute als nachhaltigste Art
und die Zahl der Biobetriebe nimmt entspre- Landwirtschaft zu betreiben. Damit dies so
chend zu. Diese Entwicklung war nur dank bleibt, müssen wir Schwachpunkte in unse-
der tiefen Überzeugung der einstigen Pionie- rem System erkennen und nach Lösungen
re, mit dem grossen Engagement von Bio suchen und forschen. Nachhaltigkeit ist kein
Suisse sowie Mitgliedorganisationen wie den Ziel, sondern ein Weg der stetigen Weiterent-
Bärner Bio Bure möglich. wicklung. Wenn wir diesen Weg konsequent
Wo in der Schweiz die heutige Form des weiterverfolgen, werden unsere Bioprodukte
Biolandbaus entstanden ist, darüber liesse sich auch laufend neue Konsumierende überzeu-
wunderbar streiten. Unbestritten jedoch ist, gen und begeistern. Das Vertrauen der Bevöl-
dass der Kt. Bern, oder konkreter: die Gegend kerung und ihr Zuspruch entscheiden letzt-
rund um den Möschberg, viel zur Entwicklung endlich, ob und wann die Schweiz zum
des Biolandbaus und so auch zur Entstehung Bioland wird.
unseres Dachverbandes Bio Suisse beigetra-
gen hat. Bio Suisse weiss, dass sie auch in Zukunft auf
Bio Suisse möchte den Pionieren der Region, engagierte Mitgliedorganisationen wie die
den Gründern Eurer Organisation, und all Bärner Bio Bure zählen kann. Als Präsident
denen, die sich über all die Jahre für die von Bio Suisse bedanke ich mich im Voraus
Bärner Bio Bure und die Knospe eingesetzt und freue mich, gemeinsam mit Euch, der
haben, ganz herzlich danken. Danken für Knospe zu weiteren Höhenflügen zu verhel-
Euren Mut, Eure Weitsicht und Euren Einsatz fen. Damit Mensch, Tier und Natur im Gleich-
zugunsten unserer Natur und Umwelt. gewicht bleiben.
Jubiläen werden zu Recht für Rückblicke
genutzt. Analysen, ob die einstigen Ziele Urs Brändli
erreicht wurden sowie entsprechende Würdi- Präsident Bio Suisse
gungen bilden die Grundlage für neue Taten.
Denn ich finde: Jubiläen eignen sich ebenso
gut um Ausblicke zu wagen und sich neue
Ziele zu setzen.
Grusswort Hans Jörg Rüegsegger
Liebe Leserinnen und Leser Bure, Berner Bauern Verband, LANAT, Bio
sehr geschätzte Suisse, HAFL und Inforama. Zusammen
Biobäuerinnen und Biobauern wollen wir die Entwicklung des Biolandbaus
im Kanton Bern fördern. Die steigende Nach-
frage nach Bioprodukten soll in Zusammenar-
Was für eine Freude! Bereits 25 lange Jahre beit mit den verschiedenen Akteuren der
engagiert sich der Verein der Bärner Bio Bure Landwirtschaft, der Verarbeitungs- und
für die Berner Landwirtschaftsbetriebe, Handelsbranche im Kanton befriedigt und die
welche sich für eine biologische Lebensmittel- Wertschöpfung der Berner Landwirtschaft
produktion entschieden haben. Ich gratuliere gesteigert werden.
allen Mitgliedern, dem Vorstand und der
Unser aller Ziel ist es doch, aus den erzielten
Geschäftsstelle zu diesem Jubiläum und
Produkten einen Erlös zu generieren, welcher
danke herzlich für die geleistete Arbeit, das
eine ökologisch, wirtschaftlich und auch sozial
Herzblut und das Engagement.
nachhaltige Entwicklung unserer Betriebe
Bio ist längst ein Trend, hat sich etabliert, ermöglicht.
positiv entwickelt und hat vor allem noch
Ich freue mich auf die weitere Zusammenar-
Potenzial. Bereits produzieren über 1'000
beit mit dem Verein Bärner Bio Bure und
Berner Landwirtschaftsbetriebe biologisch –
wünsche allen ein gefreutes Jubiläumsjahr -
das macht mich sehr stolz! Für viele weitere
alles Gute in Familie und Betrieb.
Betriebe kann eine Umstellung in Zukunft
Sinn machen. Im Rahmen der Berner Bio-
Offensive haben wir im vergangenen Jahr Hans Jörg Rüegsegger
zusammengespannt – der Verein Bärner Bio Präsident Berner Bauern Verband
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© Foto: Robert Alder
«Saanegi i»
Jubiläumsanlässe
Panorama vom
Chu enturm gesehen 6
Treffen beim Chutzenturm Frostschäden
Das 2. Jubliäumstreffen der Bärner Bio Bure Obwohl das Wetter an diesem Abend ausser-
wurde bei der Waldhütte in der Nähe des ordentlich warm war, drehten sich viele
Chutzenturms (Gemeinde Seedorf) durchge- Gespräche über die Auswirkungen der ver-
führt. Der warme Sommerabend zog Biobau- gangenen Frostnächte. Erfrorene Kirschblü-
ern von Nah und Fern zum eindrücklichen ten, vergebliche Rettungsaktionen oder Total-
Aussichtspunkt. Ausfälle- die Natur spielte vielen Biobäuerin-
234 Stufen gibt es zu erklimmen, bis auf einer nen und Biobauern übel mit.
Höhe von 40 Metern die Aussichtsplattform Umso wichtiger war an diesem Abend die
erreicht ist. Und wer wie ich vorher noch nie gefühlte Solidarität und Verbundenheit, die
etwas vom Chutzenturm gehört hatte, der auch eines der Ziele dieser Treffen sein muss.
kann nur Eines machen: Staunen! Wie muss Das Fachsimpeln zwischen Neuumstellern
die Sicht dort an einem klaren Herbsttag sein! und Bio-Pionieren, der Austausch von Tipps
Aber auch an diesem Abend, dem 27. Mai, rund um Ackerbau, Sortenwahl oder Jät-
erblickte man Bantiger und Chasseral, Neuen- Hilfen, der Gesprächsstoff ging bis weit in die
burger, Bieler- und Murtensee und auf der Nacht nicht aus.
anderen Seite die Schneeberge des Berner Herzlichen Dank den Organisatoren für den
Oberlandes. gelungenen Abend und für einen unvergessli-
Nach einem Apéro am Fuss des Turmes er- chen Ausblick!
reichten die Gäste die Waldhütte, wo Peter
Hofer und Andreas Bracher mit ihren Familien
für Speis und Trank vorgesorgt hatten. Die
über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
genossen die leckeren Biospezialitäten und
die angeregten Gespräche.
Jubiläumsanlässe
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Grill, daneben hat Verena Keller mit Unter- beitsintensiven Monat September.
stützung einiger Nachbarn gebacken und für Wir kommen an einem schönen Herbsttag
Salate gesorgt. wieder und versuchen dann vielleicht noch
Die «flotte Nachbarschaft» ist etwas, das Beat den Gang über die Hängebrücke…
Keller sehr schätzt. «Wir unterstützen einan-
der in unserem Dorf.»
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Als mein Vater 1972 umgestellt hat, ging ich de Preise erzielt werden, wird es schwierig,
noch zur Schule. Ich mag mich erinnern, dass den Markt genügend rasch zu entwickeln, um
viele sagten, in ein paar Jahren werde nichts die Produkte der neuen Biobetriebe abzuset-
mehr wachsen und alles verunkrautet sein im zen. Man muss also damit rechnen, dass nicht
Bifängli. Unterstützung bekam man damals immer jedes Produkt im Biokanal Platz hat.
praktisch nur von Berufskollegen, die auch Aber das gehört zum Biomarkt. Wer über-
umgestellt hatten. Die offizielle Landwirt- zeugt ist vom Biolandbau, wird damit leben
schaftspolitik legte einem damals eher Steine können.
in den Weg als dass sie einem half.
Name, Vorname: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Adresse: ........................
Alter: ........................
Ein Biobauer ist so wie ein normaler Bauer. Er macht einfach Biopro-
dukte. Bio ist gesünder.
0f. Der Bauer eines Biohofs pflanzt Biosachen an. Zum Beispiel Getreide,
Äpfel, Bananen, Birnen und noch Tiere.
Ich war auf einem Biobauernhof. Die Hühner liefen frei herum.
Das ist, dass der Bauer strenge Regeln beachten muss. Und dass die Tie-
rn re Freiheit haben müssen. Zum Beispiel, dass Hühner nicht in einem
Biobaue iere
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brauche uge. engen Stall sitzen müssen oder auch kein chemisches Futter bekommen.
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und Fah
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Sie habe ühe Der Biobauer hat meistens ein Feld und meistens viele Tiere. Und was
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meisten
n Hund, er ganz bestimmt hat, ist Gemüse. Der Bauer hat auch einen Traktor.
und eine ogar
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vielleich oder
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eine Kat Ein Bauer ist ein Mann, der im Stall arbeitet. Er melkt Kühe, muss
Hühner. das Futter geben, die Katze streicheln und noch vieles mehr. Die Biosa-
chen gibt es in der Migros und im Coop.
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Auf dem Biobauernhof leben Kühe und Hühner und Pferde und ein
Hund und Schafe. Und die Bäuerin hat 4 Kids und den Bauer.
Die Familie hat es schön.
Bio-Pioniere: Fritz Dähler
Vor 70 Jahren hat unsere Familie den Betrieb Die Zukunft gehört dem Landbau, der einen
umgestellt (1947). Ich ging damals noch nicht lebenden, gesunden, fruchtbaren Boden zum
einmal in die Schule! Mir ist bloss noch in Ziel hat. Darum will der Konsument je länger
Erinnerung, dass wir scheinbar etwas anders je mehr giftfreie Lebensmittel ab biologisch
waren als die Nachbarn. Zum Beispiel, dass bebauten Böden.
wir Urgesteinsmehl übers Land und im Stall
streuten. Darum galten wir als «Steinmehlbau-
ern»! Damals war «Biologisch» = kein Kunst-
dünger und gegen das Unkraut im Getreide
wurde nicht mehr gespritzt. Was für eine Idee
Mein Wunsch an die junge Generation von
Bio-Bauern ist, dass sie das fundamentale,
gesundheitliche Wissen, das Arbeiten und
Pflegen an gesunden, fruchtbaren Böden als
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hinter dem Bio-Landbau war, wurde damals
oberste Priorität weiterhin ernst nehmen. An
von den Nachbarn gar nicht verstanden,
dem werden sie schlussendlich gemessen.
darum lachten sie überlegen über uns.
Boden und Pflanze – Schicksal für Tier und
Es gab aber schon damals sog. «Pioniere», z.B. Mensch (Voisin).
Dr. Müller, Grosshöchstetten, die lehrten uns
Der Erfolg eines Bio-Betriebes hängt zum
etwas anderes und sagten dem aufkommen-
grossen Teil davon ab, vom Wissen und dem
den Kunstdüngerlandbau ein schlimmes Ende
praktischen Können der Grundsatzproble-
voraus, dass das Ganze in einer Sackgasse
men, z.B: der richtigen Pflege und Anwen-
enden werde (soweit sind wir heute bereits).
dung der Hofdünger, (aerobe) Verrottung von
Miste und Jauche, schonende Bodenbearbei-
Gesundheitsbewusste Menschen suchten tung, gute Fruchtfolge, Gründüngung usw.
schon früher giftfreie, gesunde Produkte, wie
heute und in Zukunft immer mehr. Es gibt
Blick aufs Ziel: ein fruchtbarer Boden.
logischerweise immer mehr Bio-Konsu-
mentinnen und Konsumenten, weil Umwelt- Eine besondere Gefahr der Störung von
Gesundheitsschäden sowie Krebs und die Harmonie und Gleichgewicht aller Lebens-
vielen sog. Zivilisationskrankheiten immer vorgänge im Ökosystem des Bodens ist im
offensichtlicher und gefährlicher werden. Vorhandensein von Giften zu suchen. Dazu
Die Gesundheitsprobleme inkl. Kosten sind in zählen auch die Fäulnisgifte, wie sie bei der
Zukunft nicht mehr nur als Symptombekämp- üblichen Miststapelung und in anaerober
fung, ohne Ursachenbekämpfung lösbar und unverdünnter Jauche entstehen. Darum die
zahlbar. Immer mehr sehen, dass den Lebens- Bitte: Mist und Jauche möglichst mit Sauer-
mitteln ein grosse Gesundheitswert zukommt, stoff aufzubereiten, damit keine Giftstoffe
nicht nur eine Summe von toten Elementen, entstehen und möglichst wenig lebende
Mineralien, Spurenelementen etc. ist. Substanzen kaputt gehen. Das ist wichtig!
Lebensmittel entstehen aus Leben und nur
Leben erzeugt Leben. Und der Sitz des Lebens Löst euch von dem legendären «Nährstoff-
und der Gesundheit ist der Boden. Der Kreis- denken»! Nur Leben erzeugt Leben! Bedenkt,
lauf der lebenden Substanz (Dr. Rusch). Also dass der Bauer weitgehend verantwortlich ist
gibt es einen direkten Zusammenhang von und die Gesundheit des Volkes auch weitge-
Boden, Pflanzen, Tier und Mensch. hend in seinen Händen hat.
Bio-Pioniere: Kathrin und Alexander Marti
Als wir damals auf Bio umgestellt haben, Unser Dank geht an die junge Generation, die
konnten wir auf gute Kontakte mit direkten das «Bio-Erbe» in dem Sinn weiterführen und
Nachbarsleuten zählen, die Bauern-Kollegen bereit ist, ein Leben zu führen in Verbindung
waren kritisch zurückhaltend, aber kollegial! mit der künftigen Biolandwirtschaft. Wir
Unsere Verwandtschaft war sehr kritisch, sie wünschen ihnen viel Glück, Erfolg und Erho-
hatten Angst, wir würden bald «verlumpen»... lungszeit.
Unsere Einstellung aus der 80er-Jahre-
Ökobewegung hat uns dazu bewogen Bio zu
produzieren - damals war das Thema Wald-
sterben in aller Munde. Aber auch die Ener-
giefrage hat uns beinflusst - wir haben damals
sogar selber ein Stromfahrzeug entwickelt.
Wir waren aktiv in der Ökobewegung und bei
der Gründung der Bärner Bio Bure.
13 gewonnen.
Bio-Pioniere: Niklaus Wynistorf
...gesamtökologisch denken,
langfristig handeln...
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Mein Vater hat auf Anregung von Dr. Müller Eingang des Grossverteilers noch nicht, ob
bereits in den 50er Jahren auf Bio umgestellt. und wieviel Bio sie heimtragen werden. Die
Das gab in dieser Zeit schon zu reden in breite Verfügbarkeit von Knospenprodukten
unserer Gegend. In der Landwirtschaftlichen hat grosse Vorteile und die Entwicklung der
Schule Rütti war ich 1975/76 der Biobauer Bioproduktion der letzten Jahre stark geför-
und «Würmlizüchter». Mein Vortrag «Biologi- dert. Die Verbindlichkeit zwischen Biobauern
scher Landbau eine Modeerscheinung?» löste und den Konsumentinnen und Konsumenten
interessante Diskussionen aus. Ich zeigte im hat dabei etwas gelitten.
Vortrag auf, dass Biolandbau praktisch mach-
bar, gesünder, umweltfreundlicher und auch Ich wünsche mir mutige innovative Biobäue-
wirtschaftlich möglich ist. Das war eine He- rinnen und -bauern die Neues wagen, auch
rausforderung für die nicht biofreundliche Ideen umsetzen die etwas verrückt scheinen.
Lehrerschaft. Im nächsten Jahr wurde eine Junge, die gesamtökologisch denken, langfris-
Tonbildschau geschaffen um zu zeigen, dass tig handeln und die Kundschaft für sich gewin-
die Welt mit dem biologischen Landbau in die nen, können erfolgreich sein. Ich sehe da
Hungersnot geraten würde und einzig die immer wieder gute Projekte, die mich freuen.
chemischen Pflanzenschutzmittel uns davor
Ich wünsche den jungen Biobauern aber auch
retten könnten. Die Tonbildschau war bereits
eine gesunde Resistenz gegen Übermechani-
nach ein paar Jahren total überlebt, der biolo-
sierung, zu grosse Traktoren und Maschinen!
gische Landbau ist erfreulicherweise stetig
gewachsen. Der Biobauernverband Bio Suisse ist mit dem
hohen Anteil Knospenbauern und der starken
Marktpräsenz weltweit einmalig erfolgreich.
In den 80er Jahren mussten sich Konsumen- Der Verband und Mitgliederorganisationen
tinnen bewusst für Bioprodukte entscheiden. brauchen neue, junge Kräfte. Setzt euch ein,
Bioprodukte zu finden war schwierig und damit die Organisationen dynamisch, aber
nicht immer erfolgreich. Fündig wurden die auch in der bäuerlichen Basis verankert
Konsumenten bei Biobauern, beim Paketver- bleiben. Etwas viele Wünsche … aber nur wer
sand der AVG oder bei einem Biomarktstand. etwas wagt, hat Gewinnchancen!
Diese konsequenten BiokonsumentInnen gibt
es immer noch. Doch heute wissen viele beim
Bio-Pioniere: Res Schmutz
Biolebensmi el
regional und sozial
verantwortungsvoll
produziert, verteilt
und konsumiert
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Als «Biobauer ohne Betrieb» musste ich in den Mein Wunsch an die junge Generation von
70er Jahren nur meine Überzeugung umstel- Biobäuerinnen und Biobauern: Nicht klagen
len, was natürlich sehr einfach ist. Konsequen- über die Reglementierung des Biolandbaus,
zen hatte diese Umstellung trotzdem. Als ich sondern die nach wie vor vorhandenen
nach der Ausbildung ans FiBL ging, wurde ich Freiheiten und Möglichkeiten nutzen. Die
von einigen Studienkollegen belächelt: «Was Reglementierung im heutigen Detaillierungs-
will der jetzt bei diesen Ökospinnern und das grad erfolgte, weil die Biobauern immer
für einen Hungerlohn?» Als Bioforscher oder wieder wissen wollten, «wie denn dies und
Bioberater wurde man damals von vielen das genau geregelt sei». Wenn man ihnen als
offiziellen Stellen nicht nur nicht ernst genom- Bioberater sagen musste, dass etwas gar nicht
men, sondern ignoriert oder gar gemieden. geregelt sei, sie also selbst entscheiden könn-
Zum Beispiel verbot der Direkter der damali- ten, waren sie unzufrieden – und das Detail
gen Forschungsanstalt Reckenholz seinen wurde dann bei Bio Suisse in einer Weisung
Untergebenen, mit MitarbeiterInnen des FiBL geregelt.
Kontakt zu haben.
Wir haben den Hof übernommen und gleich Ich wünsche der jungen Generation von
auf bio-dynamische Bewirtschaftung umge- Biobäuerinnen und Biobauern, dass jede und
stellt. Einerseits ist man uns mit Wohlwollen jeder seinen Platz findet, wo Ihr Euer Wissen,
entgegengetreten, anderseits glaubte nie- Euer Können und Eure Träume in die Tat
mand, dass wir es lange schaffen würden. Das umsetzen könnt.
war vor 36 Jahren. Damals gab es noch acht Auf der einen Seite gibt es die jungen Bäuerin-
Bauern im Dorf. Heute sind es noch zwei, nen und Bauern, die oft jahrelang einen Hof
unser Hof und der unseres Nachbarn, der jetzt suchen, auf der andern Seite haben Bauern oft
auch auf Bio umstellt. Mühe, einen geeigneten Nachfolger zu
finden. Da braucht es von beiden Seiten
Die Bio-Konsumentinnen und -Konsumenten Toleranz und Risikobereitschaft und die feste
sind sehr viel mehr geworden. Sie sind nicht Überzeugung, dass da irgendwo ein Hof auf
mehr die Aussenseiter, die wenigen, die im einen wartet und dass irgendwo Menschen
Reformhaus Bio-Produkte kaufen. sind, die das angefangene Lebenswerk weiter-
Heute sind es annähernd die Hälfte der führen möchten.
Konsumenten, die sich zumindest teilweise
mit Bio-Produkten eindecken. Diese Konsu-
menten sind aber auch anspruchsvoller
geworden, was äusseres Erscheinungsbild,
Verpackung und Anschrift betrifft.
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Heute sind es
annähernd die Hälfte
der Konsumenten, die
sich zumindest teilweise
mit Bio-Produkten
eindecken.
Bio-Pioniere: Kari Schenk
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Die Berufskollegen waren sehr skeptisch, als
ich auf Bio umgestellt habe und stellten mich
fortan in die linksgrüne Ecke. Jetzt fehlen mir
einzig noch der Wollpullover und das Chäppi,
so der Kommentar einiger Landwirte.
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Als wir 1989 auf Bio umstellten, gab es für Mit der Zeit stiegen Grossverteiler wie Coop in
Bergbetriebe mit Tierhaltung noch kaum die Vermarktung ein. Die leichtere Zugäng-
griffige Vorschriften. Somit gab es kaum lichkeit zu Bioprodukten verbreiterte die
Diskussionspunkte mit Nachbarn. Konsumentenschaft natürlich gewaltig. Heute
werden Bioprodukte vermehrt aufgrund eines
Da ich bereits in der Umstellzeit auf Anfrage veränderten Gesundheitsbewusstseins ge-
der Bergbauernschule Hondrich als Biobera- kauft.
ter im Oberland tätig wurde, konnte ich an
unzähligen Beratungsanlässen über den Biolandwirtschaft ist heute normal geworden.
Biolandbau informieren. Das Interesse bei Der Entscheid zur Umstellung erfolgt meistens
vielen Bergbauernfamilien wuchs schnell und aus betriebswirtschaftlichen Gründen. Damit
führte wenige Jahre später zu einem eigentli- der Biolandbau aber glaubwürdig bleibt, ist es
chen «Bioboom». Gleichzeitig war es die Zeit, entscheidend, dass die Bauernfamilien über-
wo die Richtlinien überarbeitet und die zeugt und konsequent im Sinne der Ökologie
Vorschriften in der Tierhaltung für Bergbetrie- und des Tierwohls handeln.
be konkreter ausgestaltet wurden. Die Diskus- Damit der Biolandbau sich praxisorientiert
sionen mit den Bauernfamilien empfand ich und glaubwürdig weiterentwickelt, braucht es
immer als konstruktiv. das Engagement der jungen Generation auch
in den Biogremien.
Anfänglich fehlten, insbesondere im Berner
Oberland, die Vermarktungsmöglichkeiten für
Bioprodukte. Auch die Direktvermarktung
war schwierig, da zum Beispiel viele Metzger
sich anfänglich weigerten mit den Bauern
zusammen zu arbeiten. Nur langsam konnte
sich die Direktvermarktung entwickeln.
Konsumentinnen und Konsumenten waren
bezüglich Umwelt- und Tierschutz sensibili-
siert und wollten den Biolandbau fördern.
Bio-Pioniere: Annette und Kurt Zaugg
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Gute Ernährung, gesunde Böden
und pestizidfreies Trinkwasser
sollten den Menschen doch
15-20% ihres Einkommens wert sein!
1982 war das Verständnis für den Biolandbau sich für «Biofood» interessieren, sei es aus
gering. Es wurde von einem Teil der Landwirte politischen, ökologischen oder persönlichen
als Affront empfunden: «so wi miirs mache Gründen. Auch dank viel Aufklärungsarbeit
isches gut!» von allen Beteiligten und den immer wieder-
Was natürlich den Landwirtschaftlichen kehrenden Foodskandalen.
Bildungsanstalten angekreidet werden muss.
Auch unsere Söhne hatten im Kindergarten Der grösste Wunsch ist, dass man von der
und in der Unterschule gelitten. Sie waren die Arbeit als Biobäuerinn und Biobauer anstän-
Aussenseiter. Das haben die Schulkinder von dig leben kann, genug Einkommen und auch
ihren Eltern gehört. genug Zeit für sich übrig bleibt. Mit anderen
Worten:
Früher waren es die ganz Konsequenten und Die gute Ernährung, gesunde Böden und
junge Familien mit Kleinkindern. Heute gibt es pestizidfreies Trinkwasser, sollten dem Men-
auch viele junge Singles oder Paare, die bei schen doch 15-20% ihres Einkommens wert
uns einkaufen. Es gibt immer mehr Leute, die sein!
Antworten von Neu-Umstellern
Weil es keinen Spass macht, Lebensmittel zu Der Umweltgedanke und gesunde Nahrungs-
produzieren, welche schon im Überfluss mittel zu produzieren. Zudem war der wirt-
vorhanden und die Preise im Keller sind. schaftliche Anreiz gross, weil wir schon immer
Wir wollen aber auch Verantwortung über- extensiv produziert haben.
nehmen, denn Nachhaltigkeit gegenüber der Hanspeter Rothen, Oberbalm
Natur, Mensch und Tier sind uns wichtig.
Weil die Schweiz das perfekte Bio-Land ist.
Die Existenz unserer Landwirtschaft mit
Beat und Heidi Garo, Tschugg einem besseren Milchpreis sichern und die
Förderung der Zusammenarbeit mit der Natur
Bio ist für mich ein weiterer Schritt die Boden- und ihren Lebewesen.
fruchtbarkeit zu steigern: Mulch- und Direkt- Alexander Blaser, Heimenschwand
saat + Bio.
Stefan Wyss, Mülchi
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Welche Veränderungen erwartest du
durch die Umstellung auf Bio?
Wir denken seit der Umstellung viel nachhalti- Bessere Preise für unsere Bio-Produkte.
ger und längerfristig Wieder mit Freude gesunde natürliche Bio-
Ernst Bichsel, Täuffelen Produkte produzieren, welche vom Konsu-
menten geschätzt werden.
Bodenfruchtbarkeit weiter erhöhen mit dem Mehr Marketing: Aufklärung von unseren
Verzicht auf chemische Hilfsstoffe, Wirtschaft- Konsumenten was ist Bio, wie wird es herge-
lichkeit verbessern stellt, warum kostet es mehr, was ist anders als
Stefan Wyss, Mülchi bei konventionell hergestellten Lebensmittel?
Jedenfalls freuen wir uns schon jetzt, dass wir
ab 2018 als Knospe-Betrieb bei Euch dabei
Wir haben jetzt weniger Mutterkühe als unser
sein dürfen.
Vorgänger, füttern kein Kraftfutter mehr und
kaufen keinerlei Dünger zu. Beat und Heidi Garo, Tschugg
Der Betrieb ist dadurch extensiver geworden
und nicht mehr auf den Zukauf von Raufutter Ein Gleichgewicht von Input und Output zu
angewiesen. Zudem setzen wir konsequent schaffen. Guten Absatzkanal finden.
auf Direktvermarktung. Hanspeter Rothen, Oberbalm
Simon Vögeli, Burgistein
Mehr Bürokratie. Die Richtlinien haben wir Faire Preise für unsere Lebensmittel.
eigentlich schon vor der Umstellung erfüllt. Alexander Blaser, Heimenschwand
Und ich kann nun an Bioläden liefern.
Claudia Almeida, Ringgenberg
Geschichte der Bärner Bio Bure
Zu Beginn der neunziger Jahre gab es im Kan- Wo stehen die Bärner Bio Bure 2017?
ton Bern noch keine kantonale Bioorganisati- Heute umfasst unser Verein gut 1'100 Mitglie-
on. Bioorganisationen wie die welsche Proga- der, Tendenz steigend. Die Bio-Offensive hat
na, die Biofarm, AVG, die Bioterra und die nicht zuletzt wegen dem katastrophalen
AAESI im Tessin, daneben der Produzenten- Milchpreis in der konventionellen Landwirt-
verein der biologisch-dynamischen Landwir- schaft grossen Erfolg. Gleichzeitig muss der
te, waren unter dem Dach der Bio Suisse (zu- Biomarkt zulegen. Aber vor allem im Getrei-
erst noch VSBLO=Vereinigung schweizeri- debau fehlt es immer noch an inländischen
scher biologischer Landbau Organisationen) Produkten. Die Bio-Eier sind beliebt bei den
vereinigt. Konsumentinnen und Konsumenten, eben-
falls Bio-Früchte und -Gemüse.
Unsere Betriebe sind sehr vielseitig: Vom Ge-
müsebauern bis zum Bergbauern, vom Mut-
terkuhhalter bis zur Fischzucht gibt es für uns
im Vorstand die verschiedensten Interessen zu
berücksichtigen. Das macht unsere Arbeit
nicht einfach, aber um so interessanter.
Es gibt Bio-Lasagne, Bio-Ravioli, Bio-Pizza,
Bio-Katzenfutter, Bio-… Manchmal fragt man
sich, wo die Grenzen gezogen werden müssen
und ob wirklich alles Bio sein muss? Eigentlich
aber können wir stolz sein auf unsere Bio-
Landwirte: Was haben wir für innovative Land-
wirte, originelle Hofläden oder bunte Ange-
bote vom Brunch bis zum Kindergeburtstag!
Impressum
Herausgeber: Bärner Bio Bure, Weier 164a, Burgistein
Auflage: 1'800 Expl.
Layout und Satz: we:m design Markus Wolfisberg
Bildquellen:
Seite 5 - 9: Kathrin Schneider
Seite 10 - 19: Doris Wüthrich
Umschlag und Wettbewerb mit Bildmaterial von: Slidezero, Dreamstime, Pressfoto / Freepik
© Copyright: Bärner Bio Bure. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne
schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form reproduziert werden.
Wir Bärner Bio Bure freuen uns, mit gesunden, nachhaltig
produzierten Lebensmi eln viele Menschen zu ernähren.
Der Kontakt zu den Tieren und der Natur ist uns wichtig.