Fachthemen
Ulrich Motzkus
Berechnung von Wellblechsilos nach Eurocode
Wellblechsilos gehören nach wie vor zu den wichtigsten Bau­
werken zur Einlagerung von landwirtschaftlichen Schüttgütern.
Bis zur Einführung der DIN EN-Vorschriften im Jahr 2010 erfolg-
ten die Berechnung und die Konstruktionsausführung dieser
Wellblechsilos im Wesentlichen nach DIN 18914:1985-09.
Diese Norm wurde ersatzlos zurückgezogen und durch DIN EN
1993-4-1 und weitere Vorschriften nach DIN EN ersetzt. Die Kom-
plexität der „neuen“ Normen ist bekannt.
Es wird über Erfahrungen berichtet, wie sich das im Prinzip einfa-
che Konstruktions- und Berechnungskonzept des Silobehälters
innerhalb der sehr umfangreichen DIN EN-Vorschriften noch re-
lativ einfach umsetzen lässt.
Stichworte:  Schüttguteigenschaften; Wandstützenabstand;
Knicktragfähigkeit; Silowandstütze; DIN 18914; DIN EN 1993-4-1
Calculation of corrugated wall sheet silos. Corrugated wall sheet
silos are one of the most constructions of storing agricultural
products. Until the introduction of the DIN EN regulations in 2010
the calculation and the design performance of these corrugated
wall sheet silos were carried out essentially according to DIN
18914: 1985-09. This standard has been canceled without replace-
ment and has been replaced by DIN EN 1993-4-1 and other regu-
lations according to DIN EN. The complexity of the “new” norms
is well known.
It is reported on the experience how the simple design and calcu-
lation concept of the silo container can be implemented relatively
simply within the very extensive DIN EN regulations.
Keywords:  properties of particulate solids; wall stiffener spacing;
buckling resistance; silo wall stiffner; DIN 18914; DIN EN 1993-4-1
1 Allgemeines
Bei den Wellblechsilos zur Einlagerung von landwirtschaft-
lichen Schüttgütern handelt es sich um runde Behälter aus
horizontal liegenden, untereinander verschraubten Well-
blechtafeln und mit außenliegenden und mit den Wellble-
chen verschraubten Stützen mit i. a. C-förmig abgekarteten
Profilen aus dünnem Stahlblech. Nach Wegfall von DIN
18914 werden jetzt in DIN EN 1993-4-1, Abschnitt 5.3.4.
Angaben zum Tragsicherheitsnachweis für diese Konstruk-
tionsart gemacht. Voraussetzung hierfür ist im Idealfall ein
zentralsymmetrischer Spannungszustand im Schüttgut.
Hieraus resultieren die ebenfalls zentralsymmetrischen
Wandbeanspruchungen ph und pw. Der radial wirkende
Horizontaldruck ph erzeugt den umlaufenden Ringzug, für
38 © Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Stahlbau 87 (2018), Heft 1
DOI: 10.1002/stab.201810551
den die Wandbleche ausgelegt werden. Die über die Höhe
z und den Stützenabstand ds aufsummierten Wandrei-
bungslasten pw ergeben die für die Bemessung der Stützen
maßgebende Vertikallast.
In der Praxis auftretende ungewollte und geringfügige
unsymmetrische Wandlasten können für diese Bauweise
noch akzeptiert werden, wenn zwei fördertechnische
Randbedingungen generell eingehalten werden:
1) Der Silobehälter darf nur zentrisch befüllt und zentrisch
entleert werden. Das bedeutet, dass sowohl der Befüll-
strom des Schüttgutes als auch die Austragsöffnung zen-
tralsymmetrisch auf den Mittelpunkt des Siloquerschnitts
ausgerichtet sein müssen. Es muss sichergestellt sein, dass
seitliche Auslaufschieber nur zum Restentleeren des Silos
geöffnet werden können. Einbauten im Silo, die das zen-
trische Entleeren stören, sind nicht zulässig.
2) Das eingelagerte Schüttgut muss frei fließend sein (DIN
EN 1991-4, 1.1.2 (4)) und darf nicht zur „Brückenbil-
dung“ neigen.
Auf beide Punkte als notwendige Prämisse sollte in den
statischen Berechnungen für einen Silo immer wieder hin-
gewiesen werden.
Unter Außerachtlassung der zurückgezogenen norma-
tiven Vorschriften findet sich in [1] und [2] eine ausführli-
che Beschreibung des Anwendungsgebietes, des Berech-
nungsprinzips, von Konstruktionsdetails und von weiteren
Bauteilen zur Komplettierung eines Silos (Dach, Förder-
brücke, Unterkonstruktion bei Trichtersilos). Nachfolgend
werden nur wesentliche, den Unterschied zwischen „alten“
und „neuen“ Normen betreffende Gesichtspunkte für den
Silobehälter angesprochen.
2  Einwirkungen auf den Silobehälter
2.1  Einwirkungen nach DIN EN 1991-4: 2010-10
DIN EN 1991-4:2010-10 entspricht inhaltlich der DIN
1055-6:2005-3, die bereits auf dem Entwurf von EN 1991-4
basierte. Insofern haben sich bei Einführung von DIN EN
1991-4 keine wesentlichen Änderungen ergeben. Der Na-
tionale Anhang (NA) zur DIN EN 1991-4 enthält keine
Sonderregelungen. Ergänzend zu den in [2] angesproche-
nen Einwirkungen auf den Silobehälter sollten die nachfol-
genden Punkte beachtetet werden:
1) Leider bleibt bei der Abschätzung des Wandreibungsko-
effizienten mw noch sehr oft die Geometrie der Welle des

Bleches unberücksichtigt. Der Faktor aw = 0,2 nach An-
hang D.2 sollte nur bei einer tiefen und kurzen Wellung
(z. B. 18/76 mm) nach Bild D.1b angewendet werden.
Bei flacheren Wellen mit kleinerem h/d-Verhältnis ist
der Faktor sogar bis auf den Wert 0,4 zu vergrößern [2].
Mit der Variation der jeweiligen Korrekturfaktoren am
und aΦ nach Tab. E.1 können dann ausreichend genau
die effektiven Wandreibungskoeffizienten min mw,eff zur
Ermittlung von max ph, max pv und max mw,eff zur Er-
mittlung von max pw bzw. max Σpw nach Tab.3.1 wie
folgt ermittelt werden:
min mw,eff = aw · mw,D2/am + (1 – aw) · tan(ϕim/aϕ)
max mw,eff = aw · mw,D2 · am + (1 – aw) · tan(ϕim · aϕ)
am,eff = √ (max mw,eff/min mw,eff) und
mw,eff,im = min mw,eff/am,eff = max mw,eff · am,eff
2) Landwirtschaftliche Schüttgüter wie Getreide und
Mais nach Tab. E.1 sind körnig und infolge der Schwer-
kraft frei fließend. Organische Pellets (z. B. Kraftfutter-
pellets u. a.) erfüllen diese Bedingung nur begrenzt.
Pellets neigen je nach Bindemittelgehalt und der Mög-
lichkeit des Zutritts äußerer Feuchtigkeit während des
Umschlags- und Einlagerungsprozesses zu starkem Ab-
rieb oder sogar zum Zerfallen. Die körnige Eigenschaft
nimmt ab und es tritt vermehrt im Schüttgut und an
den Wänden Kohäsion auf. Dies führt gerade bei ge-
wellten Wänden zur Brückenbildung, deren Einsturz
zu nicht berechenbaren Beanspruchungszuständen des
Silos führen.
Wenn Pellets in Wellblechsilos eingelagert werden,
sollte die Fließfähigkeit des Schüttgutes nach
DIN EN 1991-4, 1.1.2 (4) sichergestellt sein. Die dem
Standsicherheitsnachweis des Silobehälters dann zu-
grunde gelegten Schüttgutparameter sind auch im lau-
fenden Betrieb durch Probenentnahmen zu überprüfen.
3) Zu den heute mit am häufigsten eingelagerten landwirt-
schaftlichen Schüttgütern gehört Raps. Schüttgutkenn-
werte hierfür sind in DIN EN 1991-4 nicht angegeben.
Aufgrund seiner kugelförmigen Samenstruktur weist er
gegenüber Getreide und Mais ein größeres rheologi-
sches Verhalten auf. Dies zeigt sich auch in den eben-
falls für die Silodrücke ungünstigeren mechanischen
Eigenschaften. Für private Gutachten [3] durchgeführte
Untersuchungen an unterschiedlichen Rapsproben zei-
gen, dass der Böschungswinkel Φr und der Winkel der
inneren Reibung Φi kleiner als bei Weizen sind. Scher-
versuche mit denselben Proben an verzinkten Wandble-
chen ergeben einen Wandreibungskoeffizient, der in
etwa dem kleinsten Wert mD1 für Weizen entspricht. Da-
gegen ist das Horizontallastverhältnis K höher als bei
Weizen. Insgesamt resultieren hieraus trotz geringerem
Schüttgutgewicht von Raps größere Silowandbeanspru-
chungen als bei Weizen [3].
In jedem Einzelfall sind die Schüttgutkennwerte für den
spezifischen, zur Einlagerung kommenden Raps ver-
suchsmäßig nach DIN EN 1991-4 zu bestimmen. Auch
hier gilt es, wie unter 2) angesprochen, diese Schüttgut-
kennwerte im laufenden Betrieb durch Probenentnah-
men zu überprüfen.
4) Die Einwirkung von Staubexplosionen infolge organi-
scher, also auch üblicher landwirtschaftlicher Schüttgü-
U. Motzkus · Berechnung von Wellblechsilos nach Eurocode
ter auf einen Silo werden in DIN EN 1991-4, Anhang H
qualitativ angesprochen. Dazu ergänzend:
Die Ermittlung der maßgebenden Einwirkungsgröße
pred,max für das in dem Silo eingelagerte Schüttgut
setzt voraus, das der Silo (Silobehälter einschl. Dach)
mit einem der ATEX-Richtlinie entsprechendem Druck-
entlastungssystem nach EN 14797:2007 ausgerüstet ist.
Solche Entlastungsysteme werden i. a. im Dachbereich
eingebaut. Dies können singuläre Berstscheiben oder
spe­ziell als Explosionsklappen ausgebildete Dachblech-
segmente sein.
Mit den Randparametern für das Entlastungssystem und
mit dem maßgebenden Staubkennwert KST und dem
zugehörigen maximalen Explosionsüberdruck pmax
kann dann pred,max nach EN 14491 oder nach VDI
3673, Bl.1 berechnet werden. Die in DIN EN 1991-4,
Anhang H.4 (5) angegebene Norm EN 26184-1 wurde
zurückgezogen und durch EN 14491 ersetzt. Die aus
pred,max resultierende Beanspruchung des Silos ist als
­außergewöhnlicher Lastfall nach DIN EN 1990 zu be-
handeln.
2.2  Einwirkungen nach DIN EN 1998-4: 2007-01
Die früher in DIN 1055-6, Anhang G aufgeführten seismi-
schen Einwirkungen auf Silos sind in DIN EN 1991-4
nicht mehr enthalten. Den Erdbebenlasten für Silos ist
jetzt innerhalb des Eurocodes 8 eine eigene Norm
DIN EN 1998-4:2007-1 + NA gewidmet. Zusammen mit
DIN EN 1998-1:2010-10 + NA sind jetzt die Angaben zur
Ermittlung der seismischen Einwirkungen auf den Silo­
behälter differenzierter und ausführlicher.
3 Ausführung und Berechnung des Silobehälters
nach DIN EN 1993-4-1:2010-10
3.1 Überblick
Der Berechnung des Silobehälters wird der Membranspan-
nungszustand zu Grunde gelegt.
Für die Ausführung und Bemessung der beiden we-
sentlichen Bauteile des Silobehälters, die Wandbleche und
die Stützen, sind die nachstehenden Teile des Eurocodes
3, DIN EN 1993:2010-10, Bemessung und Konstruktion
von Stahlbauten mit den Nationalen Anhängen maßge-
bend.
DIN EN 1993-4-1: Silos
Für die Einzelnachweise:
DIN EN 1993-1-1: Allgemeine Bemessungsregeln für
den Hochbau
DIN EN 1993-1-3: Ergänzende Regeln für kaltge-
formte Bauteile und Bleche DIN EN 1993-1-5: Plattenför-
mige Bauteile
DIN EN 1993-1-8: Bemessung von Anschlüssen
3.2 Werkstoffe
Wandbleche und Stützen werden in der Regel durch Kalt-
verformung aus feuerverzinktem Stahlblech der Güten
S280 und S350 nach EN 10326 (z. B. S280 GD+Z oder
S350 GD+Z) hergestellt. Die Werkstoffeigenschaften sind
in DIN EN 1993-1-3, Tab. 3.1b, angegeben. Zu beachten
ist, dass die Zugfestigkeit fu wesentlich kleiner ist als bei
Stahlbau 87 (2018), Heft 1 39
U. Motzkus · Berechnung von Wellblechsilos nach Eurocode
einem S275 bzw. S355 nach EN 10025-2. Gegenüber DIN
18914 in Verbindung mit DIN 18800 ergibt sich damit
jetzt nach DIN EN 1993-1-1 bzw. DIN EN 1993-1-3 eine
geringere Tragfähigkeit der Bleche auf Zug.
Für die Tragfähigkeit der Stützen ist weiterhin fyb die
maßgebende Basisstreckgrenze. Bei den für die Schrauben-
verbindungen am häufigsten verwendeten Schraubenfes-
tigkeitsklassen 8.8 und 9.10 haben sich hinsichtlich der
­Werkstoffeigenschaften keine Änderungen nach DIN EN
1993-1-8 ergeben.
3.3  Ausführung und Tragfähigkeit der Wellblechwände
Die runde Silobehälterwand wird aus vorgekrümmten ein-
zelnen Wellblechtafeln gebildet, die in der Höhe und in
Ringrichtung verschraubt sind (s. z. B. DIN EN 1993-4-1,
Bild 5.4).
Der einreihige horizontale Schraubenstoß verbindet
die Bleche in der Höhe. Diese Verbindung ist im Wesentli-
chen konstruktiver Natur und soll nur ungewollt auftre-
tende geringe Schubbeanspruchungen in den Stößen auf-
nehmen. Ein Nachweis ist in der Regel nicht erforderlich.
Die von Ring zu Ring versetzt angeordneten, im All-
gemeinen mehrreihigen vertikalen Schraubenstöße und
die Blechtragfähigkeit bestimmen den Tragwiderstand der
Wand gegenüber dem aus dem Schüttgut resultierenden
Ringzug nϕ = ph · rSilo oder Nϕ = nϕ · hR mit hR = Ringhöhe.
3.3.1  Tragfähigkeit der Wandbleche
Maßgebender Blechquerschnitt ist der Nettoquerschnitt
Anet längs der kritischen Risslinie der Schraubenlöcher. Je
nach Wandblechdicke tBl ist DIN EN 1993-1-1 oder DIN
EN 1993-1-3 für den Tragfähigkeitsnachweis anzuwenden:
t < 3 mm (s. auch DIN EN 1993-1-3/NA 2.2 NDP zu
3.2.4(1)):
Grenzzugkraft nach DIN EN 1993-1-3, Tabelle 8.4:
Fn,Rd = [1 + 3 · r · ( do/u – 0,3 )] · Anet · fu/γM2 ≤ Anet · fu/γM2
mit
r = [n der Schrauben im Querschnitt]/[Σn der Schrau-
ben in der Verbindung]
u = 2 · e2 jedoch u ≤ p2 (Bezeichnungen
s. DIN EN 1993‑1-8)
t ≥ 3 mm:
Grenzzugkraft DIN EN 1993-1-3, 6.2.3 b):
Fn,Rd = 0,9 · Anet · fu/γM2
3.3.2  Grenzabscherkraft der Schraubenverbindung
Die Berechnung der Grenzabscherkraft einer Schraube hat
sich mit DIN EN 1993-1-8 bis auf Schrauben der Festig-
keitsklasse 10.9 nicht geändert.
FV,Rd = αv · A · fub/γM2
Scherfuge im Gewinde: A = ASp (Schrauben 8.8 αv = 0,6,
Schrauben 10,9 αv = 0,5) Scherfuge im Schaft: A = ASchaft
(Schrauben 8.8 und 10,9 αv = 0,6)
Bei mehrreihigen Schraubenstößen ist die Gesamtab-
scherkraft nach DIN EN 1993-1-8, 3,8 (1) um den von der
40 Stahlbau 87 (2018), Heft 1
Gesamtlänge des Stoßes und vom Abstand der Schrauben
untereinander abhängigen Wert
βLf = 1 – (Lj – 15d)/200d
mit
Lj Abstand zwischen 1. und letzter Schraubenreihe
d Schraubendurchmesser
abzumindern.
3.3.3  Grenzlochleibungskraft der Schraubenverbindung
Wie beim Nachweis der Tragfähigkeit der Wandbleche
sind auch beim Nachweis der Grenzlochleibungskraft der
einzelnen Schraube je nach Wandblechdicke t unterschied-
liche Normen anzuwenden:
t < 3 mm: (Grenzlochleibungskraft nach DIN EN 1993-1-
3, Tabelle 8.4)
Fb,Rd = 2,5 · αb · kt · fu · d · t/γM2 αb ist der kleinere Wert von
1,0 und e1/(3d0)
Wenn die Gültigkeitsgrenzen e1 ≥ 1,5 d0; p1 ≥ 3 d0; p2 ≥
3 d0 eingehalten werden, gilt diese Grenzlochleibungskraft
für alle Schrauben, auch bei mehrreihigen Schrauben- An-
schlüssen. Es wird keine Differenzierung wie in DIN EN
1993-1-8, Tabelle 3.4 nach Kraftrichtung und Rand- und
Innenschrauben vorgenommen.
Für Blechdicken t ≤ 1,25 mm wird Fb,Rd zusätzlich um
den Wert kt = (0,8 t + 1,5)/2,5 abgemindert. Dafür entfällt
nun die in DIN 18914 vorgeschriebene planmäßige Teil-
Vorspannung der Schrauben.
t ≥ 3 mm: (Grenzlochleibungskraft nach DIN EN 1993-1-
8, Tabelle 3.4)
Fb,Rd = k1 · αb · fu · d · t/γM2
Die Berechnung der Werte k1 und αb erfolgt standard­
mäßig in Abhängigkeit von den Schraubenabständen un-
tereinander und von den Rändern der einzelnen Wand­
bleche.
3.4  Ausführung und Tragfähigkeit der Wandstützen
Die maßgebende Einwirkung auf die Wandstützen ist die
über die Höhe z und den Stützenabstand ds aufsummierte
Wandreibungslast pw. Neben dem Wandblech- und Stüt­
zen­eigengewicht werden die Stützen auch aus Wind, den
Dachlasten und eventuell aus Förderbrücken oberhalb
des Silos belastet.
Die Stützen bestehen im Allgemeinen aus dünnen ab-
gekanteten Blechen mit C- oder hutförmigem Querschnitt
(s. DIN EN 1993-4-1, Bild 5.3). Sie sind außen an den Wel-
lenbergen der Silowand angeschraubt. Über diese Verbin-
dung wird die örtliche Wandreibungslast pw in die Stützen
eingetragen. Außerdem dient diese Verschraubung der Sta-
bilisierung der Stützen.
Der Nachweis der Tragfähigkeit der Stützen gestaltete
sich nach DIN 18914 relativ einfach. Mit Grenzabmessun-
gen der Querschnittsteile für den Ausschluss örtlicher In-
stabilität und bei Einhaltung eines Grenzwertes für das
maßgebende Stützen-Trägheitsmoment war der Nachweis

der Drucktragfähigkeit der Stütze ausreichend. Demgegen-
über sind die Nachweise für die Stützentragfähigkeit nach
DIN EN 1993-4-1 umfangreicher geworden.
3.4.1  Grenzdruckkraft Nb,Rd
Die aufnehmbare plastische Grenzdruckkraft des Stützen-
querschnitts berechnet sich nach DIN EN 1993-4-1,
5.3.4.3.4 (4) Formel (5.74) zu Nb,Rd = Aeff · fy/γM1
Dazu müssen zunächst die effektiven Querschnitts-
werte zur Berücksichtigung der örtlichen Instabilität des
Stützenquerschnittes nach DIN EN 1993-1-3 in Verbin-
dung mit DIN EN 1993-1-5 bestimmt werden. Dies kann
nach Querschnittsform sehr umfangreich sein. Der Berech-
nungsgang in DIN EN 1993-1-3, Abschnitt 5 ist für den
nicht täglich mit den Stabilitätsproblemen dünnwandiger
Stahlkonstruktionen befassten Ingenieur nur schwierig
nachzuvollziehen. Hilfreich ist es hier, sich über [4] und
den Beispielberechnungen dort in die Problematik der
Nachweisführung von DIN EN 1993-1-3, Abschnitt 5 ein-
zuarbeiten.
3.4.2  Stabilitätsnachweis der Stütze
Die Stabilität der Stütze ist entweder nach DIN EN 1993-
4-1, 5.3.4.3.3 oder 5.3.4.3.4 nachzuweisen.
3.4.2.1 Stütze nach 5.3.4.3.4 als horizontalelastisch gestützter
Knickstab
Die Bemessungs-Knickkraft ermittelt sich aus Formel
(5.73): Nb,Rd = 2 (E · Iy,St · K)/γM1. Ohne Sicherheitsbeiwert
γM1 findet man diesen Wert auch in [5] als kritische Knick-
last NKi des elastisch gebetteten Knickstabes.
Die elastische Horizontalstützung oder Bettung er-
folgt durch das Wandblech. Die Berechnung der Bettungs-
zahl K soll nach DIN EN 1993-4-1, 5.3.4.3.4 (5) und
Bild 5.5 unter der Annahme erfolgen, dass das Wandblech
als biegesteife Einfeld-Platte zwischen den jeweils benach-
barten Wandstützen gespannt ist.
K = ks · Dy/ds3 = ks · E · Iy,Bl/ds3 mit Iy,Bl = 0,130 · tBl · dw2
und
Dy Biegesteifigkeit des Wandbleches in Ringrichtung
DIN EN 1993-4-1, 4.4, (4)
dw Wellenhöhe des Bleches
ds Stützenabstand
ks = 6 empfohlener Beiwert (ergibt sich aus der Durchbie-
gung eines Einfeldträgers)
Nb,Rd = 2 · E · √(6 · Iy,St · Iy,Bl/ds3 )/γM1
Für den kritischen Ingenieur ergeben sich zu der Berech-
nung nach 5.3.4.3.4 (4) und (5) einige Fragen:
1. Die Wandbleche sind kontinuierlich durchlaufend zwi-
schen den Stützen angeordnet. Die Schraubenstöße,
sofern sie 2-reihig sind, können das Biegemoment über
den Stützen aufnehmen. Bei der Annahme eines
Durchlaufträgers über viele Felder ergibt sich ein
ks‑Wert von 24 statt wie empfohlen 6. Warum dann der
Wert 6?
U. Motzkus · Berechnung von Wellblechsilos nach Eurocode
2. Die Stützen erhalten ihre maßgebende Beanspruchung
im Füll- bzw. Entleerungszustand des Silos. Vereinba-
rungsgemäß herrscht in diesem Fall ein zentralsymme­
trischer Spannungszustand im Schüttgut aber auch eine
zentralsymmetrische Beanspruchung der Behälterwand-
bauteile.
Ist die untersuchte Stütze knickgefährdet, so sind es
auch die benachbarten Stützen. Wer trägt wen?
3. Wer schon einmal Zylinderschalen gerechnet hat, fragt
nach dem Einfluss der Krümmung bzw. des Silodurch-
messers. Auch hierauf gibt es keine Antwort.
Lässt man den 2. Punkt außer Acht, so ergeben sich für
übliche Stützenabmessungen und zugehörigen Wandblech-
dicken nach Formel (5.73) Bemessungs-Knickkräfte, die
z. T. erheblich kleiner als die plastischen Grenzdruckkräfte
Nb,Rd = Aeff · fy/γM1 sind.
Es soll dies an einem Beispiel gezeigt werden:
Silodurchmesser 15,28 m; Behälterhöhe 27,40 m; unter-
sucht Stütze Ring 15 von unten: Wandblech t = 2,8 mm;
Wellung 100/11 mm; S350; IBl = 0,044 cm4
Stütze t = 4,0 mm; S350; ds = 120 cm; Iy = 58,7 cm4;
Aeff = 9,5 cm2
Grenzdruckkraft Nb,Rd = 950 · 0,35/1,1 = 302 kN
Bemessungs-Knickkraft Nb,Rd = 2 · 21 000 · √(6 · 58,7 ·
0,044/1203)/1,1 = 115 kN
Die Bemessungs-Knickkraft ist deutlich kleiner als die
Grenzdruckkraft. Erst mit kleineren Stützenabständen
und ks > 6 (z. B. ks = 24) nähert sich die Bemessungs-Knick-
kraft der Grenzdruckkraft.
Hiernach wäre eine Vielzahl von bisher in der übli-
chen Bauweise erstellten Silos überhaupt nicht standsicher
und nach 5.3.4.3.4 (5) nachgewiesene Silos wären völlig
unwirtschaftlich. Insofern kann eine Berechnung der
Knicktragfähigkeit der Silowandstützen nach DIN EN
1993-4-1, 5.3.4.3.3 (4) und (5) nicht empfohlen werden. Es
bleibt zunächst nur der Nachweis nach DIN EN 1993-4-1,
5.3.4.3.3.
3.4.2.2 Stützenversteifte Wand nach DIN EN 1993-4-1, 5.3.4.3.3
als orthotrope Schale
Sofern der Abstand ds der Wandstützen nicht größer als
der Grenzwert ds,max nach 5.3.4.3.3 (2) ist, darf die Well-
blechwand als orthotrope Schale mit „verschmierten“ Stüt-
zensteifigkeiten nach 5.3.4.3.3 (1) berechnet werden. Der
Grenzwert ds,max ist über das Verhältnis der Biegesteifig-
keit Dy zur Dehnsteifigkeit Cy (DIN EN 1993-4-1, 4.4, (4))
des Bleches und den Radius der Behälterschale definiert:
ds,max = kdx · (r2 · Dy/Cy)0,25.
Der Beiwert kdx wird mit 7,4 empfohlen. Es zeigt sich,
dass bei Einhaltung des Grenzwertes bei kleinen Silo-
durchmessern mit den dabei üblichen größeren Stützenab-
ständen eine Berechnung als orthotrope Schale nicht mehr
möglich ist. Der NA schweigt sich zu diesem Wert leider
auch aus. Die Begründung für den Faktor kdx und seine
empfohlene Größe konnte nicht ermittelt werden.
Das Problem ist nicht unbekannt. In [6] wird vor­
geschlagen, den Wert von kdx auf 9,1 heraufzusetzen.
­Begründet wird der höhere Wert allerdings nicht. Einen
Stahlbau 87 (2018), Heft 1 41
U. Motzkus · Berechnung von Wellblechsilos nach Eurocode
besseren Einblick bietet [7]. Anhand von FEM-Berechnun-
gen an Wellblechsilos mit unterschiedlichen Durchmes-
sern und variablen Stützenabständen ds wird zunächst
aufgezeigt, dass die Nachweise der Stützen-Knicktragfähig-
keiten nach DIN EN 1993-4-1, 5.3.4.3.3 oder 5.3.4.3.4 viel
zu konservative Ergebnisse liefern. Das gilt insbe­sondere
auch für den Nachweis nach 5.3.4.3.4 (4) und (5) [7].
Gleichzeitig wird an Hand von FEM-Berechnungen nach-
gewiesen, dass auch bei größerem Stützenabstand ds  >
ds,max nach 5.3.4.3.3 (2) eine Berechnung der Silowand als
orthotrope Schale möglich ist. Dazu werden höhere kdx-
Werte in Abhängigkeit von der Geometrie der Wandwel-
lung empfohlen [7]. Für eine kurze, tiefe Welle 76/18 mm
(s. DIN EN 1991-4, Bild d.1b): kdx = 9,3, für eine lange,
flache Welle 119/10 mm: kdx = 11,6. Mit der heute übli-
chen Wellung der Wandbleche sind dann durchaus auch
Silos mit kleineren Durchmessern (bis < 6,0 m) und Stüt-
zenabständen ds > 120 cm nach DIN  EN 1993-4-1,
5.3.4.3.3 noch dazu konservativ nachweisbar.
Der Aufwand für die Berechnung der Beulmembran-
kraft für die einzelnen Wandhöhen nach 5.3.4.3.3 (3) und
den Formeln (5.65) bis (5.68) nx,Rcr = (A1 + A2/A3)/j2·ω2
hält sich bei Verwendung von computergestützten Tabel-
lenberechnungen (z. B. Excel) in Grenzen. Die Bemes-
sungs-Knickkraft der Einzelstütze für jeden untersuchten
Höhenabschnitt ergibt sich dann unter Verwendung von
Formel (5.69) zu Nx,rd = αx · nx,Rcr · ds/γM1 mit αx = 0,8 als
empfohlenem elastischen Abminderungsfaktor für Axial-
beulen.
Es wird das Beispiel aus Abschnitt 3.4.2.1 aufgenom-
men:
Für die dort untersuchte Stütze t = 4,0 mm, S350 ist
als weiterer Querschnittswert das St. Venant’sche Torsions-
trägheitsmoment Its = 0,48 cm4 sowie die Exzentrizität des
Stützenquerschnittes bezogen auf die Wandmittelfläche es
= 31 mm erforderlich:
Danach erhält man für den maßgebenden Stützenab-
schnitt gem. 5.3.4.3.3 (3) Anm. 2 als maßgebende Bemes-
sungs-Knickkraft Nx,rd = 1 774 kN >> 115 kN nach 5.3.4.3.4
(5).
3.4.2.3 Vorschlag für einen vereinfachten
Stabilitätsnachweis der Stützen
Die Problematik des Nachweises der Stützenstabilität
nach DIN EN 1993-4-1, 5.3.4.3.3 ist bekannt. Auf europä-
ischer Ebene wird in der „Evolution Group on EN 1993-4-
1“ innerhalb des CEN/TC250 Subcommitee 3 (steel struc-
tures) an Verbesserungen von EN 1993-4-1 unter Ein-
schluss des angesprochenen Stützenproblems gearbeitet
[6]. Allerdings sind in naher Zukunft keine Ergebnisse mit
Auswirkung auf die aktuelle DIN EN 1993-4-1 zu erwar-
ten.
Um nach dem Verfahren in DIN EN 1993-4-1,
5.3.4.3.4 zu brauchbaren Ergebnissen der Bemessungs-
Knickkraft der Silowandstützen zu kommen, wird hier ein
einfacher und durchaus einleuchtender Ansatz für die Fe-
dersteifigkeit K in Formel (5.73) vorgeschlagen. Vergleichs-
rechnungen nach 5.3.4.3.3 und FEM-Berechnungen der
Gesamtstruktur von Wellblechsilos mit Wandstützen zei-
gen, dass die Dehnsteifigkeit des Wandbleches einen we-
sentlich größeren Einfluss auf das Tragverhalten der Stütze
42 Stahlbau 87 (2018), Heft 1
hat als seine Biegesteifigkeit. Auch hängt das Tragverhal-
ten der Stütze ganz erhebliche vom Radius des Silos und
damit von der Krümmung ab, deren Außerachtlassung be-
reits in Abschnitt 3.4.2.1 bemängelt wurde.
Man erkennt dies sehr gut an dem Term A1 in Formel
(5.65) für nx,Rcr = (A1+A2/A3)/j2ω2
A1 = j2 [ω4C44 + 2ω2(C45 + C66) + C55] + C22 + 2j2 C25
mit
C44 = f (IS/(ds·R2)) Biegesteifigkeitsanteil der Wand-
stütze
C55 = f (IBl/R4) Biegesteifigkeitsanteil des Wand­
bleches
C22 = f (t/R2) Dehnsteifigkeitsanteil des Wand­
bleches
Man sieht, dass die Dehnsteifigkeit des Bleches mit dem
doppelten Quadrat des Radius – gegenüber der Dehnsteifig-
keit – in die Berechnung eingeht. Die Terme C45 und C66
sind Querdehnungs- und Schubbeanspruchungsanteile, die
hier wegen des vereinbarten zentralsymmetrischen Mem­
branspannungszustandes vernachlässigt werden können.
Der Anteil C25 entfällt wegen nicht vorhandener Ringstei-
fen. Außerdem wird bei Vernachlässigung der Querdehnung
und Schubbeanspruchung der Ausdruck A2/A3 zu -1.
Es bestätigt sich die obige kritische Hinterfragung des
Berechnungsansatzes für die Bemessungs-Knickkraft nach
5.3.4.3.4 (4) und (5).
Anhand der Interpretation der Formel für die Beul-
membrankraft nx,Rcr und aufgrund der angesprochenen
Vergleichsrechnungen kann daher mit ausreichender Ge-
nauigkeit für eine einzelne Wandstütze die ideale Knick-
last NKi mit der Bettungszahl K aus der Summe der Biege-
steifigkeit und der Dehnsteifigkeit des Wandbleches ermit-
telt werden.
NKi = 2 · √(E · Iy · ΣK)
ΣK = KB + KD = ks · Dy/ds3 + Cy · ds/r2
Cy = E · t (vereinfacht) und Dy = 0,13 · E · t · dw2
mit
t Wandblechdicke
r Siloradius
ds Stützenabstand, ds ≤ ds,max
dw Wellenhöhe
ks = 6
ΣK = E · t · (ks · 0,13 · dw2/ds3 + ds/r2)
= E · t · (0,78 · dw2/ds3 + ds/r2)
Der Rechenwert der Bemessungs-Knickkraft der Stütze
Nb,Rd,k wird abweichend von Formel (5.73) nach 5.3.4.3.3
(5) aus NKi mit den Abminderungsbeiwerten αx = 0,8 und
γM1 = 1,1 ermittelt:
Nb,Rd,k = αx · NKi/γM1 = 0,8 · NKi/1,1 = 0,73 · NKi
Es wird das Beispiel aus Abschnitt 3.4.2.1 bzw. 3.4.2.2 auf-
genommen:

Bild 1. Tragfähigkeiten der Wandstützen in Abhängigkeit vom
Berechnungsverfahren für einen Silo D = 8,00 m, ds =
1,20 m, Wellung 100/11 mm
Fig. 1. Load bearing capacities of wall stiffeners due to calcu-
lation method
Für die dort untersuchte Stütze t = 4,0 mm, S350 er-
hält man nach dem vorstehenden vereinfachten Berech-
nungsansatz:
ΣK = 21 000 · 0,28 · (0,78 · 1,12/1203 + 120 · 22/15282)
= 1,2
Nb,Rd,k = 0,73 · 2 · √(21 000 · 58,7 · 1,2) = 1 776  kN ≈ Nx,rd
= 1 774 kN nach 3.4.2.2.
Mit dem vorgeschlagenen Näherungsverfahren ergeben
sich nahezu die gleichen Bemessungs-Knickkräfte für die
Stützen wie bei einer Berechnung der Knickkraft über die
Beulberechnung der Wellblechwand als orthotrope Schale
mit „verschmierten“ Stützen nach 5.3.4.3.3 (1).
Für zwei Silos mit unterschiedlichen Durchmessern
D, Stützenabständen ds und Geometrien des gewellten
Wandbleches aber mit gleichen Verhältnissen der Wand-
blechdicke tBl zur Blechdicke des hutförmigen Stützenpro-
fils tSt werden zusammenfassend noch einmal die Stützen-
tragfähigkeiten nach den vorstehenden Abschnitten 3.4.1
und 3.4.2.1, 3.4.2.2 und 3.4.2.3 dargestellt.
Aus den beiden Diagrammen (Bilder 1 und 2) ist noch
einmal grundsätzlich abzulesen: Die Bemessungs-Knick-
kraft nach 5.3.4.3.4 ist erheblich kleiner als nach 5.3.4.3.3
und zu klein für eine Anwendung im praktischen Bereich.
Maßgebend für die Bemessung der Silowandstützen ist im-
mer die plastische Grenzdruckkraft des Querschnitts. Das
vorgeschlagene Näherungsverfahren erfasst ausreichend
genau das Sicherheitsniveau einer Berechnung nach
5.3.4.3.3.
4 Schlussbemerkung
Mit den vorstehenden Ausführungen wurden einzelne
Problempunkte beim Standsicherheitsnachweis von
­
­Wellblechsilos, hier insbesondere des Silobehälters, an­
gesprochen, die sich bei der Anwendung der Euroco-
des aufgetan haben. Es geht dabei nicht etwa um grund-
sätzlich geänderte Berechnungsansätze, vielmehr um das
genauere Erfassen des Tragverhaltens dieser Silos. Die
speziell auf dünnwandige Stahl-Rundsilos ausgerichtete
DIN 18914 wurde durch die für alle Stahlsilos gültige
U. Motzkus · Berechnung von Wellblechsilos nach Eurocode
Bild 2.  Tragfähigkeiten der Wandstützen in Abhängigkeit
vom Berechnungsverfahren für einen Silo D = 15,28 m,
ds  = 0,80 m, Wellung 76/14 mm
Fig. 2.  Load bearing capacities of wall stiffeners due to
­calculation method
DIN EN 1993-4-1 ersetzt. Während DIN 18914 hinsicht-
lich der Konstruktion als auch der Berechnungsverfahren
sehr praxisnah ausgerichtet war, ist DIN EN 1993-4-1 um-
fassender jedoch auch theoretischer geworden. Dies gilt
auch für die Nachweise, die für Wellblechsilos zu führen
sind. Es lässt sich leider nicht vermeiden, dass der Umfang
der Tragsicherheitsnachweise erheblich zugenommen hat
mit quasi gleichem Ergebnis wie früher.
Der vereinfachte Nachweis der Biege-Knicktragfähig-
keit der Silowandstützen nach DIN EN 1993-4-1, 5.3.4.3.3
(4) Formel (5.73) bildet nicht realistisch das Stabilitätsver-
halten der Stützen ab und führt in der Praxis zu unwirt-
schaftlichen Lösungen. Auf der Basis des Beulnachweises
als orthotrope Platte nach DIN EN 1993-4-1, 5.3.4.3.4 für
die stützenversteifte Wellblechsilowand wird eine einfach
zu handhabende Lösung für den Nachweis der Bemes-
sungs-Knickkraft in Form der Formel (5.73) angegeben.
Literatur
[1] Martens, P. (Hrsg.): Silohandbuch. Berlin: Ernst & Sohn
1988.
[2] Motzkus, U.: Wellblechsilos nach DIN 18914. Stahlbau 75
(2006), H. 1, S. 30–39. DOI: 10.1002/stab.200610004
[3] Heinrici, H.: Siloschäden – lassen sie sich vermeiden.
Siloworld 3 (2006), S. 26–29 und 1 (2007), S. 18–20.
[4] DASt-Richtlinie 016. 2., überarb. Auflage, Deutscher Aus-
schuss für Stahlbau, 1992, Stahlbauverlagsgesellschaft.
[5] Pflüger, A.: Stabilitätsprobleme der Elastostatik. Berlin:
Springer Verlag 1975.
[6] CEN TC250/SC3/EG4 (Evolution Group on EN 1993-4-1):
Clean version of Amendments to EN 1993-4-1, 2015-12.
[7] Sondej, M, Iwicki, P. et al.: Critical assessment of Eurocode
approach to stability of Metal cylindrical silos with corrugated
walls and vertical Stiffeners. Thin-Walled Structures, 95
(2015), pp. 335–346.
Autor dieses Beitrages:
Dr.-Ing. Ulrich Motzkus,
Beratender Ingenieur IKN,
Im Turmfeld 19,
38304 Wolfenbüttel,
drumo@t-online.de
Stahlbau 87 (2018), Heft 1 43