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Was die Männer wirklich wollen

Viele Kerls lieben Werkzeuge und Technik. Aber selbst diese


beschenkt man zu Weihnachten besser anders.

Für Regisseur Jean-Jacques Annaud war es ein Stuhl mit Turnschuhen an den
Beinen. Bestseller-Autor Teju Cole erinnert sich an „spektakulär hässliche T-
Shirts“. Und Popsänger Brandon Flowers von der Band The Killers bekam mal
Unterwäsche auf den Gabentisch gelegt. Wenn man für Männer das falsche
Geschenk aussucht, begibt man sich auf dasselbe Minenfeld wie für Frauen.
Zickigkeit kennt keine Geschlechtergrenzen.

Nur, was soll man dann schenken? Da gibt es dann nämlich doch
Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Letztere sind schwieriger zu
beglücken. Gerade vor Weihnachten stellen sich also Millionen Frauen die
Frage, wie sie ihre Väter, Schwiegerväter, Großväter, Brüder, Ehemänner oder
Söhne beschenken können. Muss es gleich ein Porsche sein, oder reicht eine
Anstecknadel? Strümpfe und Unterwäsche?
Das ist nicht die Philosophie von Geschenkeprofi Jochen Schweizer – er
verkauft über das Internet Erlebnisse. Frauen bevorzugen romantische
Geschenke wie ein Candle-Light-Dinner, Männer eher Action-Events. Nach
diesem Glauben teilt er seine Vorschläge auf. „Wenn Frauen das Kind im
Manne beschenken, dann liegen sie bestimmt richtig“, sagt Schweizer.
Fallschirmspringen und Gleitschirmfliegen stehen ganz oben auf seiner
Bestsellerliste, wer lieber auf der Erde bleibt, bekommt eine Fahrt mit dem
Quad durch Dreck und Tal. Bei Schweizer laufen solche Gaben gut. Er verkauft
800.000 Mal pro Jahr Erlebnisse und hat seine Theorie, warum diese
Erfahrungsgeschenke so gut laufen. „Konsum macht nur vorübergehend
glücklich“, sagt der 58 Jahre alte Unternehmer. „Aber gemeinsame Erlebnisse
sind der soziale Kitt.“ Das hat ihm kürzlich auch eine Studie der
amerikanischen Cornell University zum Thema Glück bestätigt.
Nachhaltiger Nervenkitzel
Schweizer rechnet mal vor. „Wenn Sie einen hochwertigen Kugelschreiber für
50 bis 250 Euro schenken, ist der Gegenstand nach fünf Jahren bestimmt
nicht mehr präsent im Kopf des Beschenkten. Aber ein Segelflug für 69 Euro
wird immer im Gedächtnis bleiben.“ Ist eben nachhaltiger, so ein bisschen
Nervenkitzel. Gegenstände schreibt man ab, Erlebnisse bleiben.

Natürlich propagiert Jochen Schweizer solche Geschenke, weil er selbst ein


Adrenalinjunkie ist und Erlebnisse, die zu diesem Kick führen, verkaufen möchte. Er
war Leistungssportler und Stuntman, bevor er die Idee mit den Erlebnisgeschenken
hatte. 2004 bot er Bungeejumping an, inzwischen hat er Schlittenhundefahrten am
Polarkreis im Programm, bei denen auch mal das Gefährt umkippen kann und der
Fahrer die Hunde im Zaum halten muss. Oder wie wäre es mit einem Hubschrauber für
30 Minuten, den seine Kunden selbst fliegen dürfen, mit einem Schützenpanzer, den
man durchs Matschfeld steuert, oder einem Aufenthalt im Simulator, um
einen Airbus mit Ach und Krach landen zu können? Das sind kernige Abenteuer – und
welche Frau deshalb mit ihrem Mann ein Problem hat, bucht für ihn lieber die
zehntägige Trennungsreise nach Las Vegas und Cancún für knapp 1700 Euro. Motto:
„Liebeskummer lohnt sich nicht.“

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