Oktober 2014
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KLASSIFIZIERUNGSVERMERK
Referenz/Aktenzeichen
Inhaltsverzeichnis
7. Anwendungsbeispiele................................................................................................. 13
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Die vorliegende Vollzugshilfe unterstützt die Beteiligten dabei, die Fragen rund um den Ei-
genverbrauch zu regeln. Die auf Bundesebene festgelegten Grundsätze müssen dabei ein-
gehalten werden. Die Vollzugshilfe stützt sich auf die bestehenden gesetzlichen Grundlagen
bzw. orientiert sich an Sinn und Zweck des Gesetzes.
Alle Stromproduzenten haben das Recht, die erzeugte Elektrizität vor Ort selber zu verbrau-
chen. Es gibt also keine Pflicht, den produzierten Strom ins Netz einzuspeisen. Das Recht
auf Eigenverbrauch gilt für alle Anlagen, unabhängig von der Grösse, der verwendeten
Technologie oder einer allfälligen Förderung. Im Unterschied dazu ist der Netzbetreiber hin-
gegen verpflichtet, den nicht selber verbrauchten Strom im Rahmen von Art. 7 Abs. 1 und
Art. 7a Abs. 1 EnG abzunehmen.
Das BFE empfiehlt Stromproduzenten, die eine Anlage im Eigenverbrauch betreiben wollen,
möglichst frühzeitig mit dem Netzbetreiber Kontakt aufzunehmen, um im konkreten Fall Um-
setzungsfragen zu Zähleranordnung, Tarifkundengruppe u.ä. zu klären.
Unabhängig vom Vorliegen des Eigenverbrauchs bleibt jeder einzelne Endverbraucher (im
Sinne von Art. 4 Abs. 1 Bst. b StromVG) mit seiner Verbrauchsstätte (wirtschaftliche und
örtliche Einheit) Netznutzer und Energiebezüger im Sinne von StromVG und StromVV und
wird weiterhin separat gemessen. Jeder Endverbraucher haftet somit weiterhin vollumfäng-
lich für die von ihm bezogene Energie, Netznutzung, Systemdienstleistungen, Abgaben und
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Leistungen an das Gemeinwesen sowie allfällig weitere individuell in Rechnung gestellte
Abgaben und kann, falls marktberechtigt, seinen Energielieferanten frei wählen.
3. Rechtliche Grundlagen
Auf gesetzlicher Ebene ist das Recht auf Eigenverbrauch im Energiegesetz (EnG; SR 730.0)
explizit festgelegt:
Im zugehörigen Bericht der Kommission für Umwelt, Raumplanung, Energie und Verkehr des
Nationalrats (Bundesblatt 2013, Seiten 1669ff.) 1 werden diese Bestimmungen weiter erläu-
tert. Dabei wird insbesondere festgehalten,
• dass erst wenn das Netz des Netzbetreibers zwischen Produktionsanlage und
Verbrauch in Anspruch genommen wird, kein Eigenverbrauch mehr vorliegt;
• dass Eigenverbrauch zeitgleich 2 mit der Produktion zu erfolgen hat;
• dass Eigenverbrauch auch bei Mietliegenschaften möglich ist;
• dass von Produzenten keine anderen Preise für den Bezug von Energie verlangt
werden dürfen als von vergleichbaren Abnehmern ohne Produktionsanlage; und
• dass bei Eigenverbrauch in gewissen Fällen die Bildung einer separaten Tarifkun-
dengruppe gerechtfertigt sein kann.
1
abzurufen unter http://www.admin.ch/opc/de/federal-gazette/2013/index_8.html
2
Mit dem Kriterium der Zeitgleichheit ist gemeint, dass es sich nicht um Eigenverbrauch handelt,
wenn Strom z.B. über Mittag produziert und ins Netz eingespeist wird und am Abend dann wieder aus
dem Netz bezogen und verbraucht wird. Diese Saldierung über eine längere Zeitperiode (auch Net
Metering genannt) zur Einsparung von Netznutzungsentgelt ist nicht gestattet. Eine lokale Zwischen-
speicherung (z.B. in einer Batterie, ohne Benutzung des Netzes) für den Eigenverbrauch zu einem
späteren Zeitpunkt ist aber keinesfalls verboten.
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Weitere Bestimmungen finden sich in der Energieverordnung (EnV; SR 730.01) und der
Stromversorgungsverordnung (StromVV; SR 734.71)
Art. 2 EnV
2
Der Netzbetreiber hat zu vergüten:
a. einem Produzenten, der einen Teil der produzierten Energie am Ort der Pro-
duktion selber verbraucht oder dort einem oder mehreren Dritten zum
Verbrauch überlässt (Eigenverbrauch): die Überschussproduktion.
b. einem Produzenten, der die gesamte produzierte Elektrizität veräussert: die
Nettoproduktion.
2bis
Die Überschussproduktion entspricht der tatsächlich ins Netz des Netzbetreibers
eingespeisten Elektrizität. Die Nettoproduktion entspricht der Elektrizität, die mit
der Anlage produziert wird (Bruttoproduktion), abzüglich der im Rahmen der Pro-
duktion von der Anlage selber verbrauchten Elektrizität (Hilfsspeisung).
2ter
Für die Erfassung wird die zu vergütende Energie entweder direkt gemessen oder
berechnet. Wird sie berechnet, so ist die Berechnung auf gemessene Werte zu stüt-
zen.
2quater
Produzenten, die zwischen den Vergütungen nach Absatz 2 Buchstaben a und
b wechseln wollen, haben dies dem Netzbetreiber 3 Monate im Voraus mitzuteilen.
3
Für Messinstrumente, die zur Messung der zu vergütenden Elektrizität verwendet
werden, gelten die Messmittelverordnung vom 15. Februar 2006 und die entspre-
chenden Ausführungsvorschriften des Eidgenössischen Justiz- und Polizeideparte-
ments.
Art. 18 StromVV
1bis
Innerhalb einer Spannungsebene bilden Endverbraucher mit vergleichbarer
Verbrauchscharakteristik eine Kundengruppe. Die Bildung separater Kundengrup-
pen für Endverbraucher mit vergleichbarer Verbrauchscharakteristik ist nur dann zu-
lässig, wenn deren Bezugsprofile in erheblichem Mass voneinander abweichen. Für
Endverbraucher mit Eigenverbrauch nach Artikel 2 Absatz 2 Buchstabe a der Ener-
gieverordnung vom 7. Dezember 1998, deren Anlage eine Anschlussleistung von
unter 10 kW hat, ist für die Bildung von Kundengruppen ausschliesslich die
Verbrauchscharakteristik massgebend.
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Neben der Wahl der Abrechnundsmodi ist die Frage des Herkunftsnachweises (HKN) zu
klären. Ist eine Erbringung des HKN gewünscht oder gesetzlich erforderlich, so kann dies
ebenfalls einen Einfluss auf die Ausführung der Messeinrichtug haben. Bei einem Wechsel
des Abrechnungmodus muss die Beglaubigung der Messstrecke für den HKN ebenfalls
erneut erfolgen.
Das Bundesamt für Energie (BFE) empfiehlt, die Messeinrichtungen wie folgt
auszugestalten. Eine Zeichenerklärung findet sich in Kapitel 8.
In diesem Fall wird die Nettoproduktion, welche in das Netz gespiesen wird, gemessen und
vergütet. Die Nettoproduktion der Anlage ergibt sich aus der Gesamtproduktion der Anlage
abzüglich dem Eigenbedarf der Anlage selbst (sog. Hilfsspeisung), durch z.B. Lüftung,
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Kühlung etc. Diese Art der Energiemessung ermöglicht grundsätzlich eine Erfassung der
Energieproduktion für einen HKN. Bei Anlagen mit einer Produktionsleistung von grösser als
30 kVA ist eine Lastgangmessung mit automatischer Datenübermittlung (vgl. Art. 8 Abs. 5
StromVV) und ein HKN (vgl. Art. 1d Abs. 2 EnV) zwingend. Gemäss Artikel 4 Absatz 1 der
Herkunftsnachweis-Verordnung (HKNV; SR 730.010.1) erfasst der HKN grundsätzlich die
Nettoproduktion 3.
4.2. Eigenverbrauch
Wird ein Teil der Produktion vor Ort selber verbraucht, ist folgendes Messschema
empfehlenswert:
Abbildung 2 : Anordnung der Zähler bei Eigenverbrauch mit Anschlussleistung > 30 kVA
Wichtig ist, dass der netzseitige Zähler Abgabe und Bezug separat messen kann. Dafür ist
ein so genannter bidirektionaler Zähler erforderlich, der Abgabe und Bezug in separaten Re-
gistern speichert (z.B. ein Vierquadrantenzähler, siehe dazu Kapitel 8 Glossar). Würden Ab-
gabe und Bezug gegeneinander saldiert, was bei einem rückwärtslaufenden Zähler der Fall
wäre, würde das Prinzip der Zeitgleichheit beim Eigenverbrauch verletzt werden.
Ist die Anschlussleistung der Anlage grösser als 30 kVA, ist die Erfassung des HKN obligato-
risch 4 (Art. 1d Abs. 2 EnV). Da auf dem HKN grundsätzlich die Nettoproduktion 5 erfasst wird,
ist dafür eine Messung mit automatischer Datenübermittlung zu installieren (siehe Schema in
3
Bei einer Abrechnung nach Eigenverbrauch kann in gewissen Fällen die Überschussenergie anstelle
der Nettoproduktion erfasst werden. Siehe dazu Abschnitt 4.2.
4
Ausgenommen von der HKN-Pflicht sind Anlagen, die während höchsten 50 Stunden pro Jahr be-
trieben werden, wie z.B. Notstromaggregate (Art. 3a HKNV).
5
Eine Ausnahme bilden Anlagen in der Mehrkostenfinanzierung (MKF), sowie Anlagen ≤ 300 kVA,
falls diese vor dem 1.1.2013 in Betrieb genommen wurden und einen Eigenverbrauch von höchstens
20% ausweisen. In diesem Fall ist die Erfassung der Überschussenergie zulässig und ein einziger
bidirektionaler Zähler ausreichend (Art. 6 Abs. 2 HKNV).
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Abbildung 2). Ab 1.1.2015 gilt, dass die HKN für die selbst verbrauchte Elektrizität entwertet
werden müssen 6. Zu diesem Zweck übermittelt der Netzbetreiber die Überschussenergie
(Abgabe ins Netz) an Swissgrid. Der Eigenverbrauch wird dann berechnet aus Nettoproduk-
tion minus Abgabe. Die Kosten für die Messung trägt der Produzent (vgl. Art. 2 Abs. 3 EnV
und Art. 8 Abs. 5 StromVV).
Für Anlagen mit einer Anschlussleistung von 30 kVA oder weniger ist grundsätzlich kein
reiner Produktionszähler erforderlich. Ein einziger bidirektionaler Zähler, der die Einspeisung
in das Netz sowie die Ausspeisung aus dem Netz erfassen kann, ist ausreichend (sofern es
sich um einen einzigen Endverbraucher handelt, ansonsten siehe Kapitel 6). Das BFE
empfiehlt jedoch, die Nettoproduktion ebenfalls zu erfassen, beispielsweise mit dem im
Wechselrichter integrierten Zähler. Die allenfalls daraus entstehenden Kosten sind durch den
Produzenten zu tragen. Der HKN ist für Anlagen mit dieser Anschlussleistung freiwillig.
Dabei ist es zulässig, statt der Nettoproduktion nur die Überschussenergie auf dem HKN zu
erfassen (Art. 4 Abs. 2bis HKNV) 7. Wenn sich ein Anlagebetreiber freiwillig für den HKN
entscheidet, kann also derselbe bidirektionale Überschuss- und Bezugszähler verwendet
werden, auf dem auch die Abrechnung gegenüber dem Netzbetreiber basiert. Auf Abbildung
3 ist das zugehörige Messschema dargestellt.
Das BFE empfiehlt, bei Installationen nach Variante B die technischen Vorkehrungen so zu
treffen, dass ein Anschluss nach Variante A (Abbildung 1) ohne erheblichen Mehraufwand
möglich wird. Die durch die Installation allenfalls entstehenden Kosten sind durch den
Produzenten zu tragen.
6
Siehe http://www.admin.ch/opc/de/official-compilation/2013/3631.pdf.
7
Wird auf den HKN verzichtet oder nur die Überschussleistung auf dem HKN erfasst, müssen für den
Eigenverbrauch auch keine HKN gelöscht werden.
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Eine Hinterschaltung kommt beim Bezug auf einer höheren Spannungsebene zum Zug. Sie
erfolgt hauptsächlich bei Kunden mit nur einem Anschluss an das öffentliche Verteilnetz, bei
welchen der Einspeisepunkt der Produktionsanlage hinter der Transformierung angeordnet
ist. Häufig ist dies bei Arealnetzen und Mittelspannungskunden der Fall. Um eine korrekte
Bilanzierung nach Ausführungsvariante A oder B (siehe Abbildung 1 und Abbildung 2) sicher
zu stellen, müssen bei Hinterschaltungen beide Zähler mit Lastgangmessung und Kommuni-
kationsanschluss ausgerüstet werden.
Wird die Anlage im Eigenverbrauch betrieben, ist für die Erfassung der Nettoproduktion auf
dem HKN der anlageseitige Zähler massgebend (links im Schema). Für die Erfassung des
Überschusses ist der netzseitige Zähler massgebend (rechts im Schema). Bei Anlagen im
Eigenverbrauch mit kostendeckender Einspeisevergütung (KEV) wird nur die Überschuss-
energie (netzseitiger Zähler) vergütet.
Wird die Anlage nicht zum Eigenverbrauch genutzt, ist der anlageseitige Zähler massgebend
für die Vergütung der (virtuell) ins Netz eingespeisten Energie. Die aus dem Netz bezogene
Energie muss dann um diese Energiemenge korrigiert werden: sie ergibt sich aus der Sum-
me des netzseitigen Bezugszählers (positives Vorzeichen) und des anlageseitigen Produkti-
onszählers (negatives Vorzeichen).
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Aufgrund des Transformators zwischen den zwei Zählern entstehen Transformierungsverlus-
te. Der Netzbetreiber regelt mit dem Anlagebetreiber, wie diese ausgeglichen werden (z.B.
über eine sog. Messstellenkorrektur).
Für Endkunden mit einer Produktionsanlage, deren Anschlussleistung unter 10 kVA ist, darf
die Einteilung in eine Tarifkundengruppe gemäss Art. 18 Abs. 1bis StromVV ausschliesslich
auf der Verbrauchscharakteristik basieren. Die Tatsache, dass ein Teil des verbrauchten
Stroms selber produziert wird, spielt dabei keine Rolle.
8
Der Netznutzungstarif muss bei Spannungsebenen unter 1 kV für Endverbraucher in ganzjährig ge-
nutzten Liegenschaften ohne Leistungsmessung zu mindestens 70 Prozent ein nicht-degressiver Ar-
beitstarif (Rp./kWh) sein.
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Intelligente Messsysteme beim Endverbraucher können die Bildung derartiger Kundengruppen stark
unterstützen.
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Ungeachtet davon in welche Kundengruppe ein Endverbraucher eingeteilt ist, wird das Netz-
nutzungsentgelt nur für den Strom bezahlt, der tatsächlich aus dem Netz bezogen wurde.
Auf selber produziertem und zeitgleich2 vor Ort konsumiertem Strom muss kein Netznut-
zungsentgelt bezahlt werden. Ebenso fallen weitere Abgaben, wie z.B. der Zuschlag für die
kostendeckende Einspeisevergütung, die Systemdienstleistungen oder die Abgaben an das
Gemeinwesen, nur auf dem aus dem Netz bezogenen Strom an.
(i) Auch mehrere Endverbraucher mit einer Erzeugungsanlage können am Ort der
Produktion ihren Strom selber verbrauchen. Sie bilden dann eine "Eigen-
verbrauchsgemeinschaft". Der Netzbetreiber vergütet den Überschuss (d.h. die
Rückspeisung ins Netz) und stellt den tatsächlich aus dem Netz bezogenen Strom
gesamthaft in Rechnung. Zu diesem Zweck definiert die Eigenverbrauchsgemein-
schaft gegenüber dem EVU einen einzigen Ansprechpartner mit Entscheidungsbe-
fugnissen. Das Vertragsverhältnis zwischen dem Netzbetreiber und den einzelnen
Verbrauchsstätten bleibt jedoch bestehen. Wenn in der entsprechenden Kundenkate-
gorie eine Grundgebühr vorgesehen ist, fällt diese weiterhin je Verbrauchsstätte an,
kann jedoch via Eigenverbrauchsgemeinschaft gesamthaft in Rechnung gestellt wer-
den.
(ii) Der Netzbetreiber bleibt verantwortlich für die Messung des Stromverbrauchs
jeder Verbrauchsstätte seiner Endkunden. Eine Verbrauchsstätte ist eine Be-
triebsstätte eines Endkunden, die eine wirtschaftliche und örtliche Einheit bildet. In ei-
nem Mehrfamilienhaus ist also jede Wohnung eine Verbrauchsstätte, in einem Indust-
riepark die einzelnen Firmen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Endverbraucher das
Objekt mieten oder besitzen. Mit dieser Messung kann der Netzbetreiber sicherstel-
len, dass das Bündelungsverbot für den Zutritt in den freien Markt eingehalten wird
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(Art. 11 Abs. 1 und 2 StromVV). Der Netzbetreiber hat die Messdaten den End-
verbrauchern zur Verfügung zu stellen. Die Kosten für die Messung der einzelnen
Verbrauchsstätten sind im Netznutzungsentgelt enthalten. Die Kosten für den netzsei-
tigen Abgabe- und Bezugszähler sind durch die Eigenverbrauchsgemeinschaft zu
tragen. Die Messdienstleistung kann im Einverständnis mit dem Netzbetreiber auch
durch einen Dritten durchgeführt werden (Art. 8 Abs. 2 StromVV). So kann beispiels-
weise die Eigenverbrauchgemeinschaft selber die einzelnen Verbrauchsstätten mes-
sen (mit Zustimmung des Netzbetreibers und unter Einhaltung der gesetzlichen
Rahmenbedingungen, wie z.B. dem Bündelungsverbot). Solche Vereinbarungen sind
vertraglich festzuhalten.
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(v) Die Eigentumsverhältnisse der Erzeugungsanlage spielen keine Rolle.
7. Anwendungsbeispiele
Im folgenden werden die Regeln zum Eigenverbrauch anhand einiger konkreter Praxisbei-
spiele erläutert.
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Der Netzanschlusspunkt an Verteilnetze ist je nach Typ und Ausmass der bestehenden Erschlies-
sung die Abgangsklemmen der Niederspannungs-Verteilung in der Transformatorenstation, die Ab-
gangsklemmen in der Verteilkabine oder die Abzweigklemmen auf Frei- oder Kabelleitungen (siehe
Branchendokument "Empfehlung Netzanschluss" des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunter-
nehmen).
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Erhält der Eigentümer keine KEV, ist es ihm überlassen, ob er sich für den ökologischen
Mehrwert der Anlage HKN ausstellen lassen will oder nicht. Im Eigenverbrauch basiert die
HKN-Ausstellung auf dem Abgabezähler.
Unabhängig davon, ob der Eigentümer die KEV, eine Einmalvergütung oder gar keine Förde-
rung beansprucht, kann er wählen, ob er nach dem Modus des Eigenverbrauchs abrechnen
will oder nicht.
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3) PV-Anlage 40 kWp auf einem Bürogebäude
Unabhängig davon, ob der Eigentümer die KEV erhält oder nicht, kann er wählen, ob er nach
dem Modus des Eigenverbrauchs abrechnen will oder nicht.
Entscheidet er sich für den Eigenverbrauch, muss ein bidirektionaler Bezugs- und Abgabe-
zähler installiert sein. Zudem muss er in diesem Fall für die HKN einen geeichten Produkti-
onszähler installieren (Messanordnung B). Entscheidet er sich für eine getrennte Abrech-
nung, braucht es je einen separaten Verbrauchs- und Produktionszähler (Messanord-
nung A).
In jedem Fall muss er sich HKN ausstellen lassen, da die Anschlussleistung der Anlage über
der Grenze von 30 kVA für die Erfassungspflicht liegt. Sowohl beim Eigenverbrauch wie
auch bei der getrennten Abrechnung basieren die HKN auf dem Produktionszähler. Im Falle
des Eigenverbrauchs müssen die HKN für die selbst verbrauchte Elektrizität spätestens ab
1.1.2015 entwertet werden.
11
Gehören die Anlagen trotz eines gemeinsamen Netzanschlusspunkts verschiedenen Produzenten,
können sie u.U. von der HKN- und Lastgang-Pflicht ausgenommen sein (sofern die einzelnen Einspei-
seleistungen 30 kVA nicht übersteigen).
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5) Mehrfamilienhaus mit einer gemeinsamen Produktionsanlage unter 30kVA (nicht last-
ganggemessen)
Die Bewohner eines Mehrfamilienhauses können auch gemeinsam eine Anlage im Eigen-
verbrauch betreiben. Ob es sich um Mieter oder Stockwerkeigentümer handelt, spielt dabei
keine Rolle. Ebenfalls ist es nicht von Belang, ob die Anlage im Besitz der Mieterschaft, des
Hauseigentümers oder eines Dritten ist. Für die
Abrechnung gegenüber dem Netzbetreiber schlies-
sen sich Bewohner und Anlagebetreiber zusammen
zu einer Eigenverbrauchsgemeinschaft (orangefar-
bene Umrandung in Abbildung 8). Der Netzbetreiber
vergütet der Eigenverbrauchsgemeinschaft ge-
samthaft den Überschuss (d.h. die Rückspeisung
ins Netz) und stellt ihr den Bezug aus dem Netz in
Rechnung. Die Abrechnung untereinander ist Sache
der Eigenverbrauchsgemeinschaft.
Wird der Eigenverbrauch nicht für den Allgemeinverbrauch abgewickelt, sondern kann jeder
Endverbraucher der Eigenverbrauchergemeinschaft den am Ort produzierten Strom zeit-
gleich selber beziehen, so ist zur Abrechnung gegenüber der Eigenverbrauchsgemeinschaft
ein bidirektionaler Zähler für das ganze Haus (schwarzer Doppelpfeil unten in Abbildung 8)
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zu installieren. Zusätzlich ist der Netzbetreiber zuständig für die Messung des Strom-
verbrauchs der einzelnen Wohnungen (schwarze Pfeile in der Mitte von Abbildung 8). Damit
kann er das Recht auf den Zugang zum freien Markt (über 100 MWh Jahresverbrauch pro
Verbrauchsstätte gemäss Art. 11 StromVV) für jede einzelne Wohnung überprüfen. Er stellt
dem Ansprechpartner der Eigenverbrauchsgemeinschaft die Daten zu Abrechnungszwe-
cken zur Verfügung (unter Einhaltung des Datenschutzes). Falls gewünscht, kann der Netz-
betreiber die interne Abrechnung der Eigenverbrauchsgemeinschaft auch als Dienstleistung
übernehmen. Der Netzbetreiber kann pro Verbrauchsstätte eine Grundgebühr in Rechnung
stellen, sofern dies im Tarifblatt für die entsprechende Kundenkategorie vorgesehen ist. Da-
durch wird verhindert, dass sich Endverbraucher zu Pro-Forma-Eigenverbrauchs-
gemeinschaften zusammenschliessen, die eine unbedeutend kleine Anlage installieren, da-
mit sie keine Grundgebühr zahlen müssen.
Es ist den Mietern oder Stockwerkeigentümern freigestellt, ob sie sich an der Eigen-
verbrauchsgemeinschaft beteiligen oder nicht. Endverbraucher, die sich nicht beteiligen,
werden rechnerisch behandelt, als wären sie direkt ans Verteilnetz angeschlossen, auch
wenn der Strom physikalisch über den Hauszähler läuft. Sie können dementsprechend ihr
Stromprodukt frei wählen. Der Netzbetreiber stellt ihnen den gesamten Verbrauch (inkl.
Netznutzungsentgelt) in Rechnung. Ihr Verbrauch muss rechnerisch vom Bezugsregister des
Hauszählers abgezogen werden. Wenn nur ein kleiner Anteil der Verbrauchsstätten an der
Eigenverbrauchsgemeinschaft teilnimmt, der Hauszähler aber den Eigenverbrauch aller
Verbrauchsstätten misst, kann der Eigenverbrauch der Gemeinschaft über einen Faktor be-
stimmt werden (z.B. Anzahl Wohnungen in der Gemeinschaft durch Anzahl Wohnungen to-
tal).
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6) Mehrfamilienhaus mit einer gemeinsamen Produktionsanlage > 30kVA (lastganggemessen)
Für Produktionsanlagen mit einer Anschlussleistung von über 30 kVA ist ein Lastgangzähler
obligatorisch (Art. 8 Abs. 5 StromVV). Dieser kann, wie in Abbildung 9 dargestellt, netzseitig
installiert werden, mit zusätzlichen einfachen Zählern für jede Wohnung wie auch für die
Produktionsanlage. Der Produktionszähler muss keine Lastgangmessung aufweisen, er
muss jedoch die Produktion automatisiert ans HKN-System der Swissgrid übermitteln kön-
nen.
Eine teurere, dafür präzisere und einfach automatisierbare Lösung ist in Abbildung 10 darge-
stellt. Bei jeder Wohnung und der Anlage selber ist ein Lastgangzähler installiert. Der Über-
schuss und der Bezug aus dem Netz werden rechnerisch ermittelt. Diese Konstellation er-
laubt eine exakte, automatische Bestimmung des Eigenverbrauchs auch wenn einzelne Mie-
ter nicht an der Eigenverbrauchsgemeinschaft teilnehmen.
Wie im vorangehenden Beispiel rechnet der Netzbetreiber direkt mit der Eigenverbrauchs-
gemeinschaft ab. Falls eine Grundgebühr (je Verbrauchsstätte) in der Kundengruppe vorge-
sehen ist, wird diese entweder über die Eigenverbrauchsgemeinschaft in Summe eingefor-
dert oder den einzelnen Verbrauchern separat in Rechnung gestellt. Auch in diesem Beispiel
werden Verbraucher, die nicht in der Eigenverbrauchsgemeinschaft sind, virtuell vollständig
aus dem Verteilnetz beliefert.
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Wird eine kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) bezogen, können nur diejenigen Anla-
gen im Eigenverbrauch betrieben werden, die den gleichen KEV-Vergütungssatz erhalten.
Würden mehrere KEV-Anlagen mit unterschiedlichen Vergütungssätzen zusammen im Ei-
genverbrauch betrieben, wäre es nicht mehr möglich zu ermitteln, mit welchem KEV-Satz die
Überschussenergie vergütet werden muss (da diese nicht einzeln je Anlage gemessen wer-
den kann). 12
12
Theoretisch wäre es denkbar, mit einem komplexen Mess- und Abrechnungssystem die Über-
schussenergie virtuell auf die einzelnen Anlagen aufzuteilen, z.B. proportional zur jeweiligen Produkti-
on. Die Kosten eines solch komplexen Abrechnungssystems wären vom Produzenten zu tragen.
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LGM Lastgangmessung
VNB Verteilnetzbetreiber
unidirektionaler Zähler
bidirektionaler Zähler
Transformator
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