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A r c h ä o l o g i sc h e r A n ze i g e r 2 0 0 9 / 1 Be i h e f t

Deut sches Archäologisches Inst it ut

JA H RESB ERI CH T 2 0 0 8

Hirm er Verlag · München


ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER • BEIHEFT
die Zeitschrift erscheint seit 1889, das Beiheft mit dem Jahresbericht des DAI seit 2008

AA 2009/ 1 Beih. • VI, 430 Seiten mit 581 Abbildungen

Herausgeber
Deutsches Archäologisches Institut
Zentrale
Podbielskiallee 69–71
D–14195 Berlin
www.dainst.org

© 2009 Deutsches Archäologisches Institut / Hirmer Verlag GmbH


ISSN: 0003-8105 · ISBN 978-3-7774-2501-6

Gesamtverantwortlich : Redaktion an der Wissenschaftlichen Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin (www.dainst.org)

Redaktion, Layout und Satz: Dorothee Fillies, Berlin (www.redaktion-layout-satz.de),


nach Standard-Layout des Archäologischen Anzeigers von F217 Sailer/ Sohn, Berlin (www.F217.de)

Bildbearbeitung und Umschlag : Catrin Gerlach, Deutsches Archäologisches Institut, Zentrale

Herstellung und Vertrieb : Hirmer Verlag GmbH, München (w w w.hirmerverlag.de)

Titelbilder : Nach Projekt-Bildern der Zentrale, 7 Abteilungen und 3 Kommissionen des DAI

Abbildungen : Eine Einholung der Nutzungsrechte aller Darstellungen, für die die Projekte des DAI nicht die Rechteinhaber sind, wurde
angestrengt. In Einzelfällen konnten Copyright-Inhaber nicht ausfindig gemacht werden bzw. erfolgte keine Rückmeldung auf diesbezügliche
Anfragen. Wir möchten Sie bitten, in solchen Fällen einen entsprechenden Hinweis an die Redaktion des DAI (redaktion@dainst.de) zu senden,
damit eine Einholung der Publikationserlaubnis schnellstmöglich noch vorgenommen werden kann. – Länderkarten : Weltkarte nach R. Stöckli,
E. Vermote, N. Saleous, R. Simmon and D. Herring (2005). The Blue Marble Next Generation – A true color earth dataset including seasonal
dynamics from MODIS. Published by the NASA Earth Observatory. Corresponding author: rstockli@climate.gsfc.nasa.gov. – Flüsse nach Global
Runoff Data Centre (2007): GIS Layers of Major River Basins of the World. 1st edition. GRDC in the Bundesanstalt für Gewässerkunde, 56068
Koblenz, Germany, http:/ / grdc.bafg.de. – Ländergrenzen nach Environmental Systems Research, Inc. (ESRI), 20050811, Countries: ESRI Data &
Maps 2005, Environmental Systems Research Institute, Inc. (ESRI), Redlands, California, USA

Erscheint auch als digitale Version auf der Homepage des DAI (www.dainst.org)

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Printed and Bound in Italy


172 Jahresbericht 2008 des DAI

Abb. 28 Abydos, Königsfriedhof Um m


el-Qaab. Neu aufgeschüt teter Tumulus
üb er dem Grab des Sem erchet

ten, wurden mehrere gesiegelte Verschlüsse des Peribsen und des Sechemib
geborgen, außerdem Keramik sowie einige Bein- und Kupferobjekte. Dane-
ben wurde auch etwas spätzeitliche O pferkeramik (zumeist qaab-Schälchen)
gefunden und in der originalen Wüstenoberfläche einige (O pfer-?)Gruben
festgestellt, die aber sämtlich fundleer waren.
Ö stlich des Grabes des Semerchet wurden bei R einigungsarbeiten noch
Deponierungen alten Schutts der Grabungsaktivitäten vom Ende des 19. Jhs.
abgetragen. Das Material erwies sich als stark durchmischt mit Inventaren aus
den Gräbern von Den und Semerchet, wie vor allem anhand einiger Siegel-
abrollungen festgestellt werden konnte. Mit dem durchsiebten Sand wurde
ein Tumulus über der Königskammer des Semerchet aufgeschüttet, der zur
Formbewahrung mit Kalksteinsplit belegt wurde (Abb. 28).
Die Fundbearbeitung galt vor allem der Keramik, den Steingefäßen so-
wie den Kleinfunden aus dem Friedhof U und den Gräbern des Dewen, des
Semerchet und des Chasechemui.
Förderung: DFG • Leitung des Projekts: G. Dreyer • Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen: F. Barthel, A. Blöbaum, B. Böhm, K. Butt, E.-M. Engel,
U. Fauerbach, U. Hartung, R . Hartmann, I. Köhler, H. Köpp, A. Kohse,
R . Kuhn, C. Lacher, E.-S. Lincke, M. Mahn, V. Müller, A. Pokorny und kurz-
zeitig J. Irish • Abbildungsnachweis: DAI-KAI (Abb. 25–28).

O siris in A bydos
Ägyptische und ägyptisierende Kulte waren seit hellenistischer Zeit im gesam-
ten Mittelmeerraum verbreitet. Die Mythen und Mysterien um den Totengott
O siris und seine Gattin Isis, besonders der zentrale Aspekt des O siris-Schick-
sals – der Tod und seine Überwindung durch die Auferstehung –, haben die
europäische Antike bis in das Credo des aufkeimenden Christentums beein-
flusst.
O siris galt als früher König Ägyptens. Es lag daher nahe, sein Grab in der
frühzeitlichen Königsnekropole von Abydos zu suchen, wo nach Grabungen im
Mittleren R eich (um 2000 v. Chr.) das Grab des Königs Djer aus der 1. Dynastie
(um 2950 v. Chr.) als das Gottesgrab identifiziert wurde. Damit wurde die mit-
telägyptische Stadt Abydos zum wichtigsten Kultort des O siris und das Grab
des (Djer/ )O siris die zentrale Kultstätte des Wiederauferstehungsgedankens.
Aus archäologischen und textlichen Q uellen soll unter Einbeziehung der
topographischen Gegebenheiten das aufwendige Kultgeschehen rekonstruiert
werden.
Die eng mit der Erforschung der frühzeitlichen Königsgräber verbundenen
Grabungsarbeiten (zu den Arbeiten in Abydos s. auch S. 170–172) galten vor-
nehmlich der weiteren Untersuchung eines Prozessionsweges, von dem 2003

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Abteilung Kairo 173

Abb. 29 Osiris in Abydos, Kult achsen

ein Abschnitt östlich des Grabes des Dewen aufgedeckt worden war. Bei der
Auswertung von Satellitenphotos (Abb. 29) hatte sich ergeben, dass dieser mit
Keramikflaschen aus der Spätzeit (25. Dynastie) gesäumte Weg wahrscheinlich
vom Grab des Djer (das seit dem Mittleren R eich als Grab des O siris galt) zu
einem ca. 150 m südlich von Umm el-Qaab befindlichen Hügel führte. Dieser
›Südhügel‹ scheint eine besondere R olle im O siriskult gespielt zu haben, er
ist dicht mit spätzeitlicher O pferkeramik bedeckt und die Achse des Tempels
Sethos I. ist genau darauf ausgerichtet. Eine weitere Kultachse führte offenbar
vom Stadtgebiet/ Tempelbezirk des O siris-Chontamenti am Kom es-Sultan
über den Südhügel in die Ö ffnung des großen Wadis, das schon in der Früh-
zeit als Eingang zur Unterwelt angesehen wurde. Der Hügel war bereits in
den 1980er Jahren mit Bohrungen untersucht worden, die zeigten, dass es sich
dabei um eine natürliche Erhebung handelt. Zur Klärung der Frage, ob sich die
›Flaschenstraße‹ möglicherweise bis zum ›Südhügel‹ fortsetzt, wurde ein Strei-
fen von ca. 19 m × 44 m südöstlich des Grabes des Dewen untersucht. An-
haltspunkte für den Prozessionsweg waren dort aber nicht mehr festzustellen.

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174 Jahresbericht 2008 des DAI

Große Fortschritte wurden beim Zusammensetzen der Fragmente aus kris-


tallinem Kalkstein aus dem Grab des Djer und seiner Umgebung erzielt. Sie
gehörten offenbar nicht zu einem Sarkophag, sondern einem großen Schrein
mit leicht gewölbter O berseite von 1,63 m Breite und über 2 m Länge. Eine
Ecke ließ sich bereits vollständig rekonstruieren (Abb. 30). Ihre für die Auf-
nahme der Statue des auf einem Bett liegenden O siris zu geringe Höhe von
nur ca. 1 m und ein Mörtelbett auf dem unteren R and lassen darauf schließen,
dass es noch ein getrennt gearbeitetes Sockelteil gab. Dekoriert war offenbar
nur die rückwärtige Schmalseite, die ein großes versenktes Feld aufweist, das
nach Ausweis von Türzapfenlöchern mit zwei Holztüren verschlossen werden
konnte. Von der Darstellung in diesem Feld ist bisher lediglich ein kleiner Abb. 30 Osiris in Abydos, Schrein des
Abschnitt einer links stehenden Figur mit Tierschwanz erhalten. R echts von Osiris. Rückseite und vorläufiges Modell

dem verschließbaren Feld befindet sich eine weitgehend ausgehackte Darstel-


lung des Königs beim Milchopfer.
Leitung des Projekts: G. Dreyer, U. Effland • Mitarbeiter und Mitarbeite-
rinnen: F. Barthel, C. Benavente, B. Böhm, J. Budka, A. Effland • Abbildungs-
nachweis: DAI-KAI, nach G. Dreyer, Umm el-Q aab I, AV 86 (Mainz 1998) Pl.
1 (Abb. 29); DAI-KAI (Abb. 30).

Dahschur Abb. 31 Dahschur, Knickpyram ide.


Das etwa 30 km südlich von Kairo gelegene Dahschur gehört mit seinen Blick vom Tal auf den Tem p el am Aufw eg
zur Knickpyram ide, den Aufw eg und die
Pyramiden des Alten und Mittleren R eiches (um 2600–1700 v. Chr.) zu den
von König Snofru errichtete Knickpyram ide
bedeutenden Pyramidenfriedhöfen Ägyptens. Das DAI gräbt hier seit 1975. (Altes Reich, um 2600 v. Chr.)
Weitgehend unerforscht blieben bislang die zu den Pyramidenbezirken ge-
hörenden Aufwege und Taltempel. Großenteils unbekannt sind auch die am
Fruchtlandrand gelegenen Pyramidenstädte, die für Priester gegründet wur-
den und den Kult an der Pyramide teilweise über Jahrhunderte versahen.
Die diesjährigen Untersuchungen konzentrierten sich auf die Erforschung
der Zugangssituation zur Knickpyramide, die fast 2 km tief in der Wüste liegt
und bereits in den 1950er Jahren von A. Fakhry untersucht wurde. Zu der
hoch auf dem Wüstenplateau gelegenen Pyramide führt ein 700 m langer, von
Kalksteinmauern begrenzter Aufweg (Abb. 31). Am Anfang dieses Aufweges
befindet sich ein Tempel, in dem König Snofru, der die Knickpyramide errich-
ten ließ, verehrt wurde. Zu diesem Tempel führt ein mit Lehmziegelmauern
begrenzter Weg, der aber bei früheren Ausgrabungen nur über eine Strecke
von 30 m verfolgt wurde. Die diesjährige magnetometrische Prospektion und
Bohrungen haben den Nachweis erbracht, dass sich dieser Weg noch minde-

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