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Anatomische Untersuchung
des Nervensystems
Claudia Mahlke
Die Grundbausteine komplexer neuronaler Struk- ser erhalten bleiben und Färbungen der Gewebe
turen bilden Nerven- und Gliazellen. Obwohl das deutlicher werden. Das am weitesten verbreitete
Wissen über diese kleinsten Einheiten des Nerven- Fixierungsmittel ist Formaldehyd. Formaldehyde
systems in den letzten Jahrzehnten exponentiell besitzen die Eigenschaft, dass sie Proteine über so
gewachsen ist, sind wir weit davon entfernt die genannte Methylenbrücken vernetzen. Die Ver-
komplizierten Mechanismen und Funktionen die- netzung ist kein sehr schneller Prozess und die
ser Zellen in ihrer Gesamtheit zu verstehen. Noch Anzahl an Methylenbrücken nimmt über die Zeit
viel weniger wissen wir, wie die vielen Zellen genau zu. Man geht jedoch davon aus, dass die Bindung
verknüpft sind und wie sie zusammenspielen, um von Formaldehyd an Proteine nach ca. 24 h abge-
Informationen zu verarbeiten, zu speichern und schlossen ist. Häufig findet man Formaldehyd im
weiterzugeben. Auch wenn anatomische Untersu- Labor als Polymer, welches als Paraformaldehyd
chungen eine vergleichsweise alte Technik darstel- bekannt ist. Da man für die Fixierung Monomere
len, sind sie immer noch überaus wertvoll, da sie benötigt, muss das polymere Paraformaldehyd-
6 uns über die detallierte Analyse der Struktur Infor- pulver vor der Anwendung gelöst, also in Mono-
mationen über das Zusammenspiel und die Verbin- mere gespalten werden. Die Spaltung findet dabei
dungen der einzelnen Bausteine geben können. Die sehr viel schneller in alkalischem Milieu statt und
konsequente Weiterentwicklung dieser Methoden wird zudem über Erwärmung der Paraformalde-
erlaubt heute eine noch feinere und detailliertere hydlösung auf 60°C beschleunigt. Häufig findet
Untersuchung neuronaler Verschaltungen und man in Protokollen auch die Anweisung, das Ge-
bietet zusammen mit dem histologischen Nach- webe mit Formalin zu fixieren. Formalin ist eine
weis von Proteinen und Gentranskripten direkt im Lösung monomerer Formaldehyde, die durch die
Gewebe ein komplett neues Spektrum der funktio- Zugabe von Methanol daran gehindert werden zu
nellen Analyse komplexer neuronaler Strukturen. polymerisieren und auszufallen. Benötigt man eine
Neben den vielen praktischen Aspekten der ana- stärkere Fixierung kann man auch Glutaraldehyd
tomischen Analyse ist das Gehirn auch ein überaus verwenden, welches pro Molekül zwei Aldehyd-
ästhetisches Organ und man muss schon »stump- gruppen besitzt, die über drei variable Methylen-
fen Sinnes«1 sein, um sich nicht an der Schönheit brücken verbunden sind. Die Glutaraldehydfixie-
zu erfreuen, die sich dem Auge bietet, wenn man rung wird häufig bei elektronenmikroskopischen
Präparate des Gehirns unter dem Mikroskop be- Untersuchungen angewendet oder zum Nachweis
trachten darf. von löslichen Aminosäuren wie Glutamat, GABA
oder Glycin. Oft werden auch Mischungen aus den
verschiedenen Aldehyden eingesetzt. Je nach Ge-
6.1 Gewebeaufbereitung webegröße kann die Fixierung durch Einlegen in
das Fixativ oder Fixierung der Organe über den
6.1.1 Präparation, Fixierung und Blutkreislauf (Perfusion) erfolgen. Bei größeren
Einbettung Organen, wie dem Gehirn, empfiehlt sich die Fi-
xierung über den Blutkreislauf, da ansonsten das
Da Nervengewebe sehr weich und verletzlich ist Fixativ von außen nach innen eindringen muss
und zudem Abbauprozesse nach Gewebeentnah- und es somit zu einer ungleichmäßigen Fixierung
me sehr schnell einsetzen, ist es wichtig, das Ge- des Gewebes, mit stärker fixierten Bereichen an
webe schnell zu präparieren und nach der Präpa- der Oberfläche und weniger stark fixierten Berei-
ration sofort zu fixieren. Durch die Fixation kann chen im Inneren, kommen kann. Die Fixierung
die Zersetzung des Gewebes aufgehalten werden. mit Formaldehyden kann jedoch auch Nachteile
Proteine werden denaturiert und vernetzt und Li- haben. Viele Proteine verlieren durch die Fixierung
pide werden stabilisiert, wodurch Strukturen bes- ihre antigenen Eigenschaften, da die für die Anti-
körperbindung entscheidenden Proteinbereiche
unter Umständen vernetzt oder maskiert wurden.
1 Zitat aus Kükenthal’s Leitfaden für das Zoologische
Praktikum, 19 Auflage, 1984 In diesem Fall kann man versuchen, entweder eine
6.2 • Übersichtsfärbungen
127 6
etwas »leichtere« Fixierung vorzunehmen oder das Regel Schnitte zwischen 5 und 20 µm angefertigt,
Gewebe nach der Fixierung so behandeln, dass in Einzelfällen auch dünner. Mit Hilfe der Paraffin-
die Bindungsstellen wieder frei werden, ein Vor- einbettung kann man sogar noch dünnere Schnitte
gang der als Antigen-Demaskierung bezeichnet anfertigen, hierzu muss das Gewebe entwässert, in
wird und auf den in 7 Kap. 6.3 nochmal im De- Paraffin eingebettet und mit einem Mikrotom ge-
tail eingegangen wird. Neben der Fixierung mit schnitten werden. Für die elektronenmikroskopi-
Formaldehyden kann man eine Alkoholfixierung sche Analyse werden Gewebestücke mit Kunstharz
vornehmen oder das Gewebe »frisch«, also gleich eingebettet, wodurch eine Schnittdicke im Nano-
nach der Präparation schockgefrieren. Alkohole, meterbereich möglich wird. Dabei ist die Schnittdi-
vor allem Ethanol fixieren das Gewebe über den cke nicht immer ausschlaggebend für die Qualität
Entzug von Wasser und maskieren die Antigenbin- einer Präparation. So ist z. B die Strukturerhaltung
dungsstellen dementsprechend weniger. Allerdings von Vibratomschnitten sehr viel besser als die von
schrumpft das Gewebe durch den Wasserentzug Kryoschnitten.
und Alkohole können zudem das Gewebe weniger Neben der Schneidetechnik spielt bei der histo-
gut durchdringen, daher werden sie häufiger für die logischen Analyse des Gehirns die Schnittrichtung
Fixierung von bereits geschnittenem Material ein- eine entscheidende Rolle. Man fertigt Horizontal-
gesetzt. Auch wenn für die meisten Standardme- schnitte an, wenn man bei einer Maus das Gehirn
thoden etablierte Fixierungsprotokolle existieren, von dorsal (oben) nach ventral (unten) schneidet,
muss man für viele neue Methoden erst einmal die Coronalschnitte werden von rostral (vorne) nach
optimale Fixierung ermitteln. Vor allem für den caudal (hinten) geschnitten und sagittal schneidet
immunhistochemischen Nachweis von Proteinen man von lateral nach lateral (. Abb. 6.1). Welche
über Antikörperbindung muss die Fixierung oft Schneiderichtung man wählt, hängt davon ab wel-
angepasst werden, um ein möglichst gutes Ergeb- che Region des Gehirns untersucht werden soll.
nis zu erzielen. Viele Regionen sind besonders gut in Schnitten
einer bestimmten Schnittrichtung zu identifizie-
ren, so kann man die verschiedenen Regionen des
6.1.2 Schneidetechniken Hippocampus besonders gut in coronalen Schnit-
ten sehen und für Untersuchungen des Hörcortex
Das Gewebe muss für die lichtmikroskopische sind horizontale Schnitte am besten geeignet. Da-
Analyse sehr dünn sein, und es wird daher mit mit man sich in den Hirnschnitten zurechtfindet
Hilfe verschiedener Schneidetechniken in sehr und die einzelnen Strukturen identifizieren kann,
dünne »Scheiben« geschnitten. Formaldehyd-fi- haben fleißige Wissenschaftler so genannte Atlan-
xiertes Gewebe ist sehr fest, fast gummiartig, und ten (Maus, oder Ratte) erstellt, in denen exemp-
kann mit einem Vibratom geschnitten werden. In larisch Hirnschnitte dargestellt und die einzelnen
das Vibratom wird ein sehr scharfes Messer ein- Regionen wie Länder in einem Atlas bezeichnet
gespannt, häufig eine Rasierklinge, wobei sich das sind. Neben den Atlanten in Buchform kann man
Messer vibrierend durch das Gewebe bewegt. Die mittlerweile auch viele Informationen frei zugäng-
Schnitte werden dann in Puffer aufgefangen und lich über das Internet erhalten (Links am Ende des
können »schwimmend« weiterbehandelt werden. Kapitels), allerdings sind die ursprünglichen Atlan-
Vibratomschnitte sind meist 20–40 µm dick, in sel- ten in Buchform meist sehr viel detaillierter.
teneren Fällen auch dünner. Benötigt man dünnere
Schnitte, kommt meist ein Kryostat, auch Gefrier-
mikrotom genannt, zum Einsatz. Schockgefrorenes 6.2 Übersichtsfärbungen
Gewebe kann direkt geschnitten werden; Formal-
dehyd-fixiertes Gewebe muss erst über osmotisch Da man in einem ungefärbten Hirnschnittpräparat
wirksame Substanzen, z. B Sucrose, entwässert kaum Strukturen oder gar Zellen erkennen kann,
werden, um die Bildung von Eiskristallen zu ver- müssen die Schnitte für die histologische Analyse
hindern. Mit Hilfe des Kryostats werden in der gefärbt werden. Generell können alle für die Histo-
128 Kapitel 6 • Anatomische Untersuchung des Nervensystems
caudal rostral
ventral
sagittal
horizontal
6
coronal
logie etablierten Methoden auch für das Anfärben färbt, wie das Kresylviolett bei der Nissel-Färbung,
von Nervengewebe verwendet werden. Im Fol- alle negativ geladenen (»basophilen«) Struktu-
genden möchten wir nur kurz auf die gängigsten ren blau (DNA; Zellkern; rER usw.). Eosin ist ein
Übersichtsfärbungen in den Neurowissenschaften synthetischer, negativ geladener (saurer) Farbstoff,
eingehen. der alle basischen acidophilen Strukturen, also
Nissl-Färbung: Die durch Franz Nissl (1860– vor allem die Zellplasmaproteine, rot färbt. Nach
1919) etablierte Färbetechnik beruht darauf, dass der Hämatoxilin-Färbung erscheinen die Zellker-
kationische (positiv geladene, basische) Farbstoffe ne zunächst rötlich-braun aufgrund des niedrigen
sich an die im Gewebe vorliegenden anionischen pH-Wertes der Färbelösung. Durch Erhöhung des
(negativ geladenen, saure) Moleküle anlagern. Ani- pH-Wertes (Bläuen) schlägt der Farbton in das ty-
onische Gruppen liegen vor allem in den Phosphat- pische blau-violett um. Gebläut wird durch Spülen
resten vor, die massenhaft in der DNA der Zellker- in Leitungswasser. Anschließend folgt die Cyto-
ne, in der ribosomalen RNA des Nucleolus und im plasma-Färbung in einer alkoholischen oder wäss-
mit Ribosomen besetzten (»rauen«) endoplasma- rigen Lösung von Eosin.
tischen Reticulum (rER; Nissl-Substanz) vorkom- Markscheidenfärbung: Myelinisierte Axone
men. Die Anlagerung ist dabei pH-abhängig. Mit des Gehirns (weiße Substanz) können mit Hilfe
steigenden pH-Wert verstärkt sich die Dissoziation von Markscheidenfärbungen dargestellt werden.
der Phosphatreste und der Farbstoff lagert sich be- Verwendet werden Eisenhämatoxylin (nach Wei-
sonders gut an. Ist der pH-Wert jedoch zu hoch, gert, Olivecrona oder Heidenhain-Wölcke) oder
können auch die Carboxylgruppen dissoziieren eine kombinierte Markscheiden und Zellfärbung
und es kommt zu einer unspezifischen Bindung (nach Klüver-Barrera). Dabei handelt es sich um
der Farbstoffmoleküle im gesamten Gewebe. Bei einen Kombination der Nissl-Färbung mit einer
niedrigem pH entfärbt man den Schnitt, da die Dis- Markscheidenfärbung durch Luxol Fast Blue, wo-
soziation zurückgedrängt wird. Als Farbstoff wird durch die markhaltigen Fasern tiefblau hervortre-
heute häufig das Kresylviolett eingesetzt, welches ten, während die Zellkerne durch einen violetten
zu einer violetten Färbung der Nucleinsäuren führt. Farbton zu erkennen sind.
HE-Färbung: Bei der Hämatoxylin-Eosin- Golgi-Imprägnation: Hierbei handelt es sich
Färbung (abgekürzt HE-Färbung) handelt es sich wohl immer noch um die schönste Darstellung
ebenfalls um eine Übersichtsfärbung neuronaler einzelner Nervenzellen. Die von Camillo Golgi
Strukturen. Hämatoxylin ist ein natürlicher, posi- (1843–1926) etablierte Färbung beruht auf einer
tiv geladener Farbstoff aus dem Blauholzbaum. Er »Versilberung« von Nerven- und Gliazellen und
6.3 • Nachweis und Lokalisation von Protein und mRNA im Nervensystem
129 6
lässt diese schwarz-braun auf gelbem Hintergrund A
erscheinen. Golgi-Zellen werden in ihrer Gesamt-
heit gefärbt, d. h. man kann sowohl Zellkörper als
auch axonale Strukturen, dendritische Fortsätze
und sogar die postsynpatische Dornenfortsät-
ze (spines) mit ihr sichtbar machen. (. Abb. 6.2)
Allerdings konnte bis heute nicht geklärt werden,
warum sich manche Zellen mit der Golgi-Methode
anfärben lassen andere aber nicht. Das etwas unzu-
verlässige Prinzip der Färbung beruht darauf, dass
kleinere Stücke des Gehirns über mehrere Tage fi-
xiert werden und dann in einem Gemisch aus Ka-
liumbicarbonat und Osmiumsäure mit Silbernitrat
»versilbert« werden. Der berühmte Neurohistologe
B
Santiago Ramón y Cajal (1852–1934) hat mit Hilfe
der Golgi-Färbung und den von ihm eingeführten
Abwandlungen neuronale Strukturen und Verbin-
dungen mit großer Genauigkeit und Akribie be-
schrieben. Für ihre Arbeiten zur Struktur des Ner-
vensystems erhielten Camillo Golgi und Santiago
Ramón y Cajal zusammen 1906 den Nobelpreis für
Medizin.
H 2N NH2
H2O2
Peroxidase
2 H2O
N N
H2N NH2
N N
H2N NH2
H2N NH2
N N
O
B O P O
Cl Cl O Cl O
Br O Br H
Br N
H 3-
+ PO4
H
N Phosphatase N 2H N Br
H H H O Cl
BCIP Indigo
NO2 O2N
N N N N
NO2 O2N
+ +
N N N N
NBT
CH3O OCH3
N NH HN N
N N N N
. Abb. 6.3 Substrate für die Immunhistochemie. (A) Diaminobenzidin (DAB) wird durch Peroxidasen und Zugabe von
Wasserstoffperoxid in ein farbliches Produkt umgewandelt. (B) Von BCIP (5-Brom-4-chlor-3-indoxylphosphat) wird durch
alkalische Phophatasen ein Phosphat abgespalten und es entsteht der Farbstoff Indigo. Dabei werden Protonen frei die NBT
(Nitroblau-Tetrazoliumchlorid) reduzieren und es kommt durch die Bildung von Formazan zu einer Farbverstärkung
Peroxidase-Complex), die einen noch sensitive- Untersuchung, in der Substrate für Peroxidasen
ren Nachweis darstellt, zunutze gemacht. Wie der verwendet werden, zu unspezifischen Markie-
Name schon sagt, werden hier größere Komplexe rungen kommen. Dem kann man vorbeugen, in-
aus Avidin-Biotin-Peroxidase-Molekülen gebildet, dem man die Schnitte vor der Inkubation mit der
die dann für eine maximale Verstärkung des Sig- Primärantikörperlösung mit Wasserstoffperoxid
nals sorgen (. Abb. 6.4). (H2O2) inkubiert, wodurch die endogene Peroxida-
Da Peroxidasen auch endogen im Gewebe vor- seaktivität blockiert wird.
kommen, kann es bei der immunhistochemischen
132 Kapitel 6 • Anatomische Untersuchung des Nervensystems
. Abb. 6.4 Immunhistochemie
– direkter und indirekter Nach-
A B
weis. (A) Für den direkten Nach-
weis werden die Primärantikörper
direkt mit Fluoreszenzmolekülen
oder Enzymen gekoppelt. (B) Der
indirekte Nachweis ist sensitiver,
da mehrere Brückenantikörper an
einen Primärantikörper binden
können und so das Signal ver-
stärkt wird. (C) Am sensitivsten ist
die ABC-Methode. Hier werden
Komplexe aus Avidin und Biotin Schnittpräparat
gebildet, an die viele Peroxida- C
sen gekoppelt sind, wodurch Antikörper
farbliches Produkt
Enzymsubstrat
Enzym
Fluoreszenzmolekül
Biotin
Avidin
gen, kann man versuchen, die Schnitte stärker Um die Spezifität seines neu erworbenen Antikör-
durchlässig zu machen. Dieser Vorgang wird als pers zu testen, kann der Experimentator auch hier
Antigen-Retrieval, oder Antigen-Demaskierung eine Western-Blot-Analyse machen. Findet man
bezeichnet. Hierbei werden Kombinationen aus neben der gewünschten Bande noch zusätzliche
enzymatischem Verdau und Hitzebehandlung mit Banden im Blot, dann ist das ein starker Hinweis
Dampfhitze oder Mikrowellenöfen in so genannten darauf, dass der Antikörper auch noch an andere
Retrieval-Lösungen, meist Citratpuffer, oder TRIS- Proteine bindet. Um die Spezifität zu testen, kann
HCL (TRIS-EDTA), durchgeführt. Enzymatisch man den Primärantikörper auch mit großen Men-
kann das Gewebe mit Trypsin, Pepsin oder Pro- gen des zu detektierenden Proteins vorinkubieren.
teinase K behandelt werden. Möchte man das Ge- Es sollten dann keine Signale mehr im Schnitt zu
webe nur etwas permeabilisieren, also für die Anti- detektieren sein. Die beste Negativkontrolle ist je-
köper leichter durchgängig machen, kann man die doch auch hier Material von einem Organismus,
Schnitte mit Detergenzien wie Triton oder Tween der das gewünschte Protein nicht bildet, z. B. einer
behandeln. Detergenzien besitzen Eigenschaften, Knockout-Maus. Unspezifische Bindungen der an-
die den Lipiden der Membranen ähnlich sind und deren Komponenten kann man kontrollieren, in-
sie können die feste Membranstruktur etwas auf- dem man einige Schnitte nicht mit der Primäranti-
lösen, indem sie sich in die Membranen einlagern. körperlösung inkubiert. Findet man auch in diesen
Allerdings kann es auch vorkommen, dass der An- Schnitten ein Signal, dann kann man diese auf un-
tikörper nur an denaturierte Proteine, wie sie im spezifische Bindungen der weiteren Komponenten
Western Blot vorliegen, bindet und nicht an die zurückführen.
nativen Proteine im Schnittpräparat. Die Herstel- Generell hängen unspezifische Bindungen und
ler geben in ihren Produktdatenblättern meist auch nicht vorhandene Signale natürlich auch stark von
Information darüber, ob die Antikörper auch für der Konzentration des eingesetzten Antikörpers
die Histochemie getestet wurden, und der Experi- und der anderen Komponenten ab. Auch wenn die
mentator sollte zumindest keinen kaufen, der nicht Immunhistochemie ein vergleichsweise einfaches
»nachweislich« histologisch getestet wurde. Verfahren zum Nachweis von Proteinen in Schnitt-
Neben einer fehlenden Markierung können im- präparaten ist, kann man bei Etablierung eines neu-
munhistochemische Untersuchungen auch zu un- en Antikörpers einige Zeit mit der Optimierung des
spezifischen Signalen führen. Diese können durch Protokolls verbringen. Dabei spielen vor allem die
eine unspezifische Bindung der Primärantikörper, Stärke der Fixierung und die Konzentrationen der
aber auch der Sekundärantikörper oder der weite- eingesetzten Lösungen eine entscheidende Rolle.
ren eingesetzten Komponenten verursacht werden.
134 Kapitel 6 • Anatomische Untersuchung des Nervensystems
(Es lohnt sich, für das bessere Verständnis dieses Ab- kDie Sonde
schnitts auch 7 Kap. 2 zu Rate zu ziehen) Für die Herstellung und Markierung der Sonde gibt
Möchte man nicht das Protein, sondern die es verschiedene Verfahren. Entweder man verwen-
mRNA in neuronalem Gewebe nachweisen, kommt det synthetisierte Oligonucleotide, an die bereits
die in situ-Hybridisierung zum Einsatz. Hier wer- Fluoreszenzmoleküle gekoppelt sind (solche kann
den die Gewebepropen (in situ) mit zur mRNA man kommerziell erwerben), Produkte einer PCR-
komplementären Nucleinsäuresträngen (Sonden) Reaktion, oder in vitro transkribierte Nucleinsäu-
inkubiert und es kommt zur Verschmelzung (Hy- reketten in die modifizierte Nucleotide zur Detek-
bridisierung) der mRNA und der Sonde. Die Nuc- tion bei der Synthese mit eingebaut werden. Die
leinsäuresonden sind so modifiziert, dass sie nach Sondenherstellung über die in vitro-Transkription
der Hybridisierung mit Hilfe verschiedener Detek- ist das Mittel der Wahl, wenn man eine bestimm-
tionsmethoden nachgewiesen werden können und te mRNA häufiger detektieren möchte, denn man
so die gewünschte mRNA sichtbar gemacht wird. kann, sobald man die cDNA des Zielgens in den
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer Transkriptionsvektor kloniert hat, diesen immer
radioaktiven und einer nicht-radioaktiven in situ- wieder verwenden und somit schnell und relativ
Hybridisierung. kostengünstig immer wieder neue Sonden herstel-
In situ-Hybridisierungsexperimente werden len. Die cDNA kann man entweder aus Gewebe ge-
meist an Schnittpräparaten von frischem, gefrore- winnen, indem man die gesamte mRNA aus einer
nem Gewebe durchgeführt. Prinzipiell funktioniert Gewebepräparation über die Verwendung einer
sie aber auch an perfundiertem Gewebe. Für die Reversen Transkriptase in cDNA umschreibt und
Hybridisierung der Sonden müssen die Schnitte dann die gewünschte cDNA über eine PCR Reak-
vorbereitet werden. Zunächst werden sie fixiert, tion vervielfältigt, oder man besitzt bereits einen
dann werden die positiven Ladungen der Proteine Vektor, aus dem man die cDNA über einen Restrik-
im Schnittpräparat, über das Anhängen von Ace- tionsverdau ausschneiden kann und in den Tran-
tylresten (Acetylierung) abgeschirmt, da diese zu skriptionsvektor hinein kloniert. Darüber hinaus
unspezifischen Bindungen der negativ geladenen kann man, wie auch schon in 7 Kap. 2 beschrieben,
Nucleinsäuresonden führen können. Im Anschluss
6.3 • Nachweis und Lokalisation von Protein und mRNA im Nervensystem
135 6
für viele Gene die cDNA auch kommerziell erwer- entweder mit Fluoreszenzmolekülen (FISH- fluore-
ben. scent in situ hybridization) oder mit Enzymen wie
Bei der Sondenherstellung über die in vitro- der oben beschriebenen alkalischen Phosphatase
Transkription werden durch die Zugabe von RNA gekoppelt sind. Ein sehr sensitiver und hochaufge-
Polymerasen und Nucleotiden die gewünschten löster Nachweis kann über das von Perkin Elmer
RNA-Stränge in vitro synthetisiert. Dabei entsteht erhältliche TSA (tyramid signal amplification)-Sy-
je nach Transkriptionsrichtung entweder eine Sen- stem erreicht werden. Hier werden die gegen DIG
se- oder Antisense-Sonde. Die Antisense-Sonde gerichteten Antikörper mit einer Peroxidase ge-
bindet an die mRNA, die Sense-Sonde wird gerne koppelt. Die Peroxidase oxidiert die Tyramide, die
als Kontrolle für unspezifische Bindungen verwen- so aktiviert werden und kovalent an die im Schnitt
det. Damit man sowohl Sense- als auch Antisense- vorliegenden Proteine binden. An die Tyramide
Sonden von einem Transkriptionsvektor syntheti- sind wiederum Fluorenszenzmoleküle gekoppelt,
sieren kann, muss der Vektor entweder auf der 5′ die dann mit Hilfe eines Fluoreszenzmikroskops
oder auf der 3′ Seite der cDNA geschnitten wer- nachgewiesen werden können. Die Auflösung ist
den, und es muss 2 Startpunkte für 2 unterschied- mit diesem System so gut, dass man gerade tran-
liche Polymerasen geben, einen am 5′ und einen skribierte mRNA im Nucleus von mRNA, die be-
am 3′Ende (. Abb. 6.6). Je nach Nachweis werden reits aus dem Zellkern hinaus geschleust wurde, un-
in die Sonde entweder radioaktiv markierte Nuce- terscheiden kann. Dies hat zur Etablierung der so
lotide (meist mit 35S markierte UTPs) oder Digo- genannten cat-FISH (fluorescent in situ hybridiza-
xiginin-markierte UTPs eingebaut. Der Nachweis tion with cellular and temporal resolution)-Methode
der radioaktiven Sonde findet über das Auflegen geführt, mit der man eine räumlich und zeitlich
eines Röntgenfilms auf die Schnitte statt. Dieser aufgelöste Aktivierung neuronaler Netze nachwei-
wird nach einer optimalen (muss man ermitteln) sen kann (7 Kap. 6.4.4 ).
Expositionszeit entwickelt. Bereiche, in denen die Neben der Detektion der mRNA im Schnittge-
Sonde gebunden hat, erscheinen auf den Filmen webe kann man die Fluoreszenz-in situ-Hybridisie-
geschwärzt. Die radioaktive in situ-Hybridisierung rung (FISH) auch einsetzten, um die Lokalistation
ist relativ schnell durchführbar und liefert eine sehr von mRNAs in primären neuronalen Zellen nach-
schöne Übersicht über die Bereiche, in denen eine zuweisen, oder über eine DNA-DNA-Hybridisie-
bestimmt mRNA vorliegt. Zudem ist das radioak- rung spezifische Genabschnitte auf Chomosomen
tive Signal proportional zur Transkriptmenge und sichtbar zu machen.
über die Verwendung von Standards definierter Um Zellen, die bestimmte Gene exprimieren,
mRNA-Mengen kann eine quantitative Aussage ge- näher zu bestimmen, können auch verschiedene
macht werden. Allerdings bietet sie in der norma- Nachweismethoden kombiniert werden. Man kann
len Anwendung keine zelluläre Auflösung. Möchte z. B. über Fluoreszenzdoppelfärbungen sowohl das
man eine bessere Auflösung erreichen, kann man Zielprotein als auch zellcharakteristische andere
die radioaktiv markierten Schnitte in eine Filme- Proteine nachweisen. Man kann die Fluoreszenz-
mulsionslösung eintauchen (dippen) und es müs- in situ-Hybridisierung mit einem immunhistoche-
sen dann die Schnitte selbst entwickelt werden. mischen Nachweis kombinieren oder die Lokalisa-
Über dieses Verfahren kann man eine zelluläre tion der nachgewiesenen Proteine im Schnitt über
Auflösung über gebildete Silberpartikel, die direkt eine Übersichtsfärbung, wie der Nissl-Färbung,
auf dem Schnitt sichtbar werden, erreichen. Möchte näher charakterisieren. Generell gilt dabei, dass
man oder darf man nicht radioaktiv arbeiten, oder je mehr unterschiedliche Verfahren kombiniert
möchte man eine noch bessere zelluläre Auflösung werden sollen, desto mehr Parameter müssen op-
erreichen, kann man Digoxiginin (DIG) markierte timiert werden, und desto länger kann die Etablie-
UTPs verwenden und diese über ein immunhisto- rung einer solchen Methode dauern.
chemisches Verfahren (siehe oben) mit Hilfe von
Antikörpern nachweisen, die gegen DIG gerichtet
sind. Hier kommen Antikörper zum Einsatz, die
136 Kapitel 6 • Anatomische Untersuchung des Nervensystems
B
6 6.4 Nachweis neuronaler Aktivität
A cDNA
NotI SalI
NotI SalI
Restriktion
T7 Sp6
cDNA cDNA
NotI SalI SalI NotI
Antisense-Sonde Sense-Sonde
Sense
B Antisense
NotI SalI
5’ 3’
Sp6 5’ 3’ T7
NotI
RNA-Ploymerasen synthetisieren
in 5’-3’ Richtung
Antisense-Sonde T7
3’ 5’
Sense
5’ 3’
Antisense
3’ 5’
. Abb. 6.6 Herstellung einer mRNA-Sonde für die in situ-Hybridisierung mit Hilfe der in vitro-Transkription. (A) Für die Her-
stellung von Sense- und Antisense-Sonden muss der Expressionsvektor auf der 5′ und der 3′ Seite der klonierten cDNA mit
Hilfe von Restriktionsenzymen geschnitten werden (hier SalI und NotI). Zudem finden sich auf beiden Seiten der cDNA Start-
punkte für zwei unterschiedliche RNA-Polymerasen (hier SP6 und T7). (B) Die Antisense-Sonde bindet an die komplementäre
Sense-mRNA und wird durch Ablesen des Sense-Stranges der cDNA gebildet
138 Kapitel 6 • Anatomische Untersuchung des Nervensystems
A B
. Abb. 6.7 Nachweis neuronaler Aktivität über das c-fos-Protein und radioaktiv markierte Glukose. (A) C-fos ist ein zellulä-
rer Marker für neuronale Aktivierung. Das c-fos Protein kann mit Hilfe der Immunhistochemie im Zellkern aktivierter Neurone
nachgewiesen werden. Es können somit einzelne aktivierte Zellen sichtbar gemacht werden. (B) Bei der Autoradiographie
wird radioaktiv markierte Glucose nachgewiesen, die von aktiven Nervenzellen aufgenommen wurde und vermehrt an akti-
vierten Synapsen akkumuliert. Es können aktivierte Hirnareale ohne zelluläre Auflösung nachgewiesen werden
wenn Markerproteine viele Informationen über die Methode auch die 2-Deoxyglucose-Methode
den Aktivitätszustand und die ablaufenden Verän- (2-DG), weil dabei radioaktiv markierte Gluco-
derungen des Nervensystems liefern können, sollte se von aktiven Nervenzellen aufgenommen wird,
man auch die Limitierung solcher Nachweise im aber wegen der fehlenden Hydroxylgruppe nicht
Hinterkopf haben. So weiß man z. B. nicht mit Si- weiter verstoffwechselt werden kann und sich
cherheit, ob die Markerproteine tatsächlich in allen deshalb in aktivierten Nervenzellen und dort vor
aktivierten Neuronen angeschaltet werden oder ob allem an aktivierten Synapsen anhäuft. Im Gegen-
alle aktivierten Neurone tatsächlich das Makerpro- satz zu den PET-Untersuchungen, bei denen die
tein exprimieren. Zudem ist die zelluläre Funktion Radionucleotide und damit die Aktivierung über
der beiden genannten Markerproteine noch lange einen PET-Scanner sichtbar gemacht werden kön-
nicht in allen Details geklärt. nen, müssen die Gehirne für die Autoradiographie
entnommen und mit Hilfe des Gefriermikrotoms
geschnitten werden (Schnittdicke 20–40 µm). Auf
6.4.2 Autoradiographie die Schnitte werden Röntgenfilme gelegt und man
wertet wie bei den radioaktiven in situ-Hybridisie-
Bei der Autoradiographie handelt es sich um rungsexperimenten anschließend die Schwärzung
eine Darstellung der neuronalen Aktivität, die der Filme aus (. Abb. 6.7). Um quantitative Da-
der Positronenemissionstomographie (PET; si- ten zu erhalten, muss man bei der 2-DG-Methode
ehe 7 Kap. 10), die als funktionelles bildgebendes 14C-Standards definierter Konzentration mit expo-
Verfahren an Menschen angewendet wird, sehr nieren, um hinterher den Grad der Schwärzung in
ähnlich ist. Genau wie bei PET-Untersuchungen, Radioaktivität umrechnen zu können. Die 2-DG-
die radioaktiv markierte 18F-Desoxyglucose als Methode ist eine vergleichsweise alte (70er Jahre)
nachzuweisende Radionucleotide benutzen, wird und einfach durchzuführende Methode, mit der
hier mit 14C markierte Glucose injiziert. Man nennt neuronale Aktivierungsmuster untersucht werden
6.4 • Nachweis neuronaler Aktivität
139 6
können. Allerdings benötigt man ein Isotopenla- bestimmte Reportergene unter der Kontrolle akti-
bor, in dem man radioaktiv arbeiten darf und man vitätsregulierter Promotoren, wie z. B. dem c-fos
muss aufgrund der sehr langen Halbwertszeit von oder dem Arg 3.1 Promotor, bilden können. Als Re-
14C (5 730 Jahr) aufpassen, dass man sehr sauber porter wird hier meist GFP (green fluorescent pro-
arbeitet und weder sich noch andere gefährdet. tein) eingesetzt, welches durch seine fluoreszenten
14C besitzt zwar eine sehr geringe Strahlung und Eigenschaften im Schnittpräparat ohne weitere hi-
kommt auch natürlich in der Atmosphäre vor stologische Methoden mit Hilfe der Fluoreszenz-
(Grundlage für die Altersbestimmung über die mikroskopie nachgewiesen werden kann. Neben
Radiokarbonmethode), allerdings macht gerade der fluoreszenzmikroskopischen Auswertung der
diese sehr geringe Strahlung einen Nachweis über Schnittpräparate werden diese Mäuse auch be-
die normalen im Labor verwendeten Geigerzähler nutzt, um in vivo, also im lebenden Organismus,
schwierig, und man kann daher Kontaminationen die Aktivierung von Neuronenpopulationen über
schlechter detektieren. Darüber hinaus kann die einen längeren Zeitraum mit Hilfe der konfokalen
Auswertung der radioaktiven Filme sehr Zeit in- Mikroskopie zu untersuchen. Da es sich bei den
tensiv werden und es empfiehlt sich, jemand mit GFP-Reportermäusen meist um transgene Tiere
Programmierkenntnissen zu Rate zu ziehen, um handelt und man nicht genau weiß, in welchem
die Analyse soweit wie möglich zu automatisieren. Teil des Genoms die Fremd-DNA integriert wird
In den letzten Jahren wurden zunehmend auch (7 Kap. 8.3), muss man, bevor man diese Mäuse für
PET- und MRI-Untersuchungen (7 Kap. 10) an Na- Imaging-Experimente verwendet, auf jeden Fall
gern durchgeführt. Solche Untersuchungen haben prüfen, ob das Reportergen in normalen physiolo-
gegenüber der Autoradiographie den Vorteil, dass gischen Mengen und nur nach neuronaler Aktivie-
man an einem Tier mehrere Untersuchungen ma- rung gebildet wird.
chen kann, z. B vor und nach einer Behandlung,
wodurch eine optimale interne Kontrolle gewähr-
leistet wird. Da es in Deutschland immer noch 6.4.4 Cat-FISH
sehr wenige von diesen Geräten gibt, die für Na-
ger verwendet werden können, und diese Unter- Die Cat-FISH (fluorescent in situ-hybridization with
suchungen vergleichsweise teuer sind, werden sie cellular and temporal resolution)-Methode wurde
wohl in naher Zukunft nicht als Standardverfahren etabliert, um eine räumlich und zeitlich aufgelöste
zur Untersuchung neuronaler Aktivität im Tiermo- Aktivierung neuronaler Netze mit Hilfe der Fluo-
dell verwendet werden. Darüber hinaus besteht ein reszenz-in-situ-Hybridisierung und der Analyse
Nachteil dieser Methoden darin, dass man Mäusen über die konfokale Mikroskopie nachzuweisen.
und Ratten nicht sagen kann, dass sie für eine be- John Guzowski und Kollegen haben diese Metho-
stimmte Zeit absolut stillhalten sollen, damit der de initial verwendet, um nach Verhaltensexperi-
Scan gelingt, sondern sie in den meisten Fällen für menten Gruppen von Neuronen nachzuweisen, die
die Untersuchungen narkotisieren muss, wodurch durch die Erkundung unterschiedlicher räumlicher
die neuronalen Aktivitätsmuster stark beeinträch- Umgebungen aktiviert wurden (Guzowski, 1999).
tigt werden können. Zudem ist die Auflösung bei Grundlegend dabei war das Wissen, dass die nu-
den Scanverfahren (mm) wesentlich geringer als cleäre mRNA eines durch neuronale Aktivität an-
bei der Anwendung der 2-DG-Methode (µm). geschalteten Gens (hier Arg 3.1) bereits nach 5 Mi-
nuten nachweisbar ist, während die mRNA im Cy-
toplasma erst nach 30 Minuten detektiert werden
6.4.3 Reportermäuse kann. Setzt man nun eine Ratte oder eine Maus für
5 Minuten in eine bestimmte Umgebung und lässt
Die Möglichkeit, Mäuse gentechnisch zu verändern sie nach einer Pause von 30 Minuten eine ande-
und so neue Gene in das Mausgenom einzufüh- re Umgebung 5 Minuten lang erforschen, so kann
ren (7 Kap. 8) hat unter anderem zur Etablierung man hinterher die gesamte Population an Neu-
von so genannten Reportermäusen geführt, die ronen detektieren, die durch die Exploration der
140 Kapitel 6 • Anatomische Untersuchung des Nervensystems
CAT-FISH:
Guzowski JF, McNaughton BL, Barnes CA, Worley PF (1999)
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gene Arc in hippocampal neuronal ensembles. Nat
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