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Körperfett

Altes neu aufgetischt: Dicker Bauch lässt früher sterben


Was alle schon lange wussten, haben nur Amerikanische Forscher neu aufgelegt:
Übergewicht ist nicht gleich Übergewicht; der Taillen-Umfang macht’s aus.

Es ist noch nicht allzu lange her, da starben die Leute in Europa zu Tausenden an
Hungersnöten. Die Menschheit hat schliesslich doch überlebt. Einer der Hauptgründe ist die
unheimliche Effizienz, mit der unser Körper Energie speichern kann – wenn mal welche grad
im Angebot ist. Was uns als Spezies über die Jahrtausende rettete, wird dem einzelnen heute
im Zeitalter des totalen Überflusses zum Verhängnis. Wenn sich die Nahrungsmittel-
Knappheit dadurch äussert, dass die Tüte Chips bereits halb leer ist, dann ist das Übergewicht
auch nicht mehr weit.

Dank immer detaillierteren Studien, die im laufe der letzten Jahr erschienen sind, wissen wir
heute, dass Übergewicht nicht generell schädlich für den Körper ist. Es gibt Fett, das sich
metabolisch nicht gross in Szene setzt und daher auch dem Körper keinen allzu grossen
Schaden zufügt, während anderes Fett, und dazu zählt etwa das Bauchfett, das sich zwischen
den inneren Organen im Bauchraum befindet, sehr viel aktiver ist und den Körper mit einer
wahrend Kaskade schädlicher Stoffe überflutet. Diese Stoffe führen schliesslich dazu, dass
der Bierbauch das Risiko von Diabetes, Entzündungen und abnormalen Cholesterinwerten
sehr viel negativer beeinflusst als beispielsweise die viel geschmähten Reithosen.

Diesen Zusammenhang haben Forscher um Eric Jacobs von der Amerikanischen


Krebsgesellschaft in Atlanta jetzt neu bestätigt. Doch ihre große Studie, über die sie im
Fachmagazin "Archives of Internal Medicine" berichten, brachte auch noch andere
überraschende Erkenntnisse zutage: Ein großer Taillenumfang erhöht demnach nicht nur das
Risiko bestimmter Erkrankungen; er geht auch mit einem erhöhten Sterberisiko einher - und
das sogar bei normalgewichtigen Personen.

Für ihre Studie analysierten die Wissenschaftler die Todesursachen von 14’647 Personen, die
in den USA an einer Untersuchung zur Krebsvorbeugung teilgenommen hatten. Dabei zeigte
sich: Menschen mit einem sehr großen Taillenumfang - bei Frauen von mehr als 110, bei
Männern von mehr als 120 Zentimetern - hatten ein etwa doppelt so hohes Sterberisiko als
andere Teilnehmer, deren Bäuche nur weniger als 75 beziehungsweise weniger als 90
Zentimeter Umfang hatten. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei Frauen, die einen dicken
Bauch hatten, aber sonst ziemlich dünn waren und deren Gewicht sich im Normalbereich
befand.

Warum das so ist, weiss nach wie vor niemand ganz genau. Messungen haben aber gezeigt,
dass das Fett im Bauchraum eine sehr viel höhere metabolische Rate aufweist, als das Bauch,
das sich direkt unter der Haut befindet. Dadurch werden nicht nur vermehrt freie Fettsäuren
ins Blut geschwemmt, wo sie für Krankheiten wie Diabetes und Arteriosklerose
verantwortlich gemacht werden, sondern auch viele hormonähnliche Stoffe und
Entzündungsfaktoren, die diesen Vorgang zusätzlich unterstützen.

Um eine derartige Wirkung zu haben, muss der Bauch nicht unbedingt ins Auge stechen: Als
kritisch gelten - je nach Expertenmeinung - bei Frauen Umfänge ab 80 oder 88 Zentimetern,
bei Männern wird es ab einer Dicke von 94 oder 102 Zentimetern ernst. Das sind noch relativ
moderate Werte. Für Normalgewichtige bedeutet das, dass sie sich nicht allein auf die Waage
verlassen dürfen. Harald Schneider von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität
schlägt einen neuen Parameter vor, der helfen könnte, mehr Klarheit in die Unbekannte
Übergewicht zu bringen: den Waist-to-Height-Ratio, bei der Taillenumfang durch
Körpergröße geteilt wird. Je näher das Ergebnis bei 1 liegt, umso höher ist auch das Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Bei einer Studie mit knapp 11’000 Teilnehmern
hat Schneider mit seinem Team Grenzwerte von 0.5 für Personen unter 40 Jahren und 0.6 für
Menschen über 50 Jahren festgelegt. Die beiden Zahlen gelten jedoch nur als grobe
Richtlinien, bis sie von weiteren Studien gefestigt werden.

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