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DIN EN ISO 527-1:2012-06
Nationales Vorwort
Dieses Dokument (EN ISO 527-1:2012) wurde vom Technischen Komitee ISO/TC 61 „Plastics“ (Sekretariat:
SAC, China) in Zusammenarbeit mit dem Technischen Komitee CEN/TC 249 „Kunststoffe“ erarbeitet, dessen
Sekretariat vom NBN (Belgien) gehalten wird.
Die Mitarbeit des DIN im CEN/TC 249 „Kunststoffe“ wird über den Normenausschuss Kunststoffe (FNK)
wahrgenommen.
An der Erstellung dieser Europäischen Norm war seitens des DIN der folgende Arbeitsausschuss beteiligt:
Für die im Abschnitt 2 zitierten Internationalen Normen wird im Folgenden auf die entsprechenden Deutschen
Normen hingewiesen. Für ISO 1926, ISO 2602, ISO 16012, ISO 20753 gibt es z. Z. keine entsprechende
Deutsche Norm.
Änderungen
2
DIN EN ISO 527-1:2012-06
Frühere Ausgaben
3
DIN EN ISO 527-1:2012-06
Nationaler Anhang NA
(informativ)
Literaturhinweise
DIN EN ISO 294-1, Kunststoffe — Spritzgießen von Probekörpern aus Thermoplasten — Teil 1: Allgemeine
Grundlagen und Herstellung von Vielzweckprobekörpern und Stäben
DIN EN ISO 7500-1, Metallische Werkstoffe — Prüfung von Prüfmaschinen für statische einachsige
Beanspruchung — Teil 1: Zug- und Druckprüfmaschinen — Prüfung und Kalibrierung der
Kraftmesseinrichtungen
DIN EN ISO 9513, Metallische Werkstoffe — Kalibrierung von Längenänderungs-Messeinrichtungen für die
Prüfung mit einachsiger Beanspruchung
DIN ISO 23529, Elastomere — Allgemeine Bedingungen für die Vorbereitung und Konditionierung von Prüf-
körpern für physikalische Prüfverfahren
4
EUROPÄISCHE NORM EN ISO 527-1
EUROPEAN STANDARD
NORME EUROPÉENNE Februar 2012
Deutsche Fassung
Plastics - Determination of tensile properties - Part 1: Plastiques - Détermination des propriétés en traction -
General principles (ISO 527-1:2012) Partie 1: Principes généraux (ISO 527-1:2012)
Diese Europäische Norm wurde vom CEN am 14. Februar 2012 angenommen.
Die CEN-Mitglieder sind gehalten, die CEN/CENELEC-Geschäftsordnung zu erfüllen, in der die Bedingungen festgelegt sind, unter denen
dieser Europäischen Norm ohne jede Änderung der Status einer nationalen Norm zu geben ist. Auf dem letzten Stand befindliche Listen
dieser nationalen Normen mit ihren bibliographischen Angaben sind beim Management-Zentrum des CEN-CENELEC oder bei jedem CEN-
Mitglied auf Anfrage erhältlich.
Diese Europäische Norm besteht in drei offiziellen Fassungen (Deutsch, Englisch, Französisch). Eine Fassung in einer anderen Sprache,
die von einem CEN-Mitglied in eigener Verantwortung durch Übersetzung in seine Landessprache gemacht und dem Management-
Zentrum mitgeteilt worden ist, hat den gleichen Status wie die offiziellen Fassungen.
CEN-Mitglieder sind die nationalen Normungsinstitute von Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich,
Griechenland, Irland, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen,
Portugal, Rumänien, Schweden, der Schweiz, der Slowakei, Slowenien, Spanien, der Tschechischen Republik, der Türkei, Ungarn, dem
Vereinigten Königreich und Zypern.
© 2012 CEN Alle Rechte der Verwertung, gleich in welcher Form und in welchem Ref. Nr. EN ISO 527-1:2012 D
Verfahren, sind weltweit den nationalen Mitgliedern von CEN vorbehalten.
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Inhalt Seite
Vorwort ................................................................................................................................................................4
1 Anwendungsbereich .............................................................................................................................5
2 Normative Verweisungen ......................................................................................................................5
3 Begriffe ...................................................................................................................................................6
4 Kurzbeschreibung und Verfahren ..................................................................................................... 10
4.1 Kurzbeschreibung .............................................................................................................................. 10
4.2 Verfahren ............................................................................................................................................. 10
5 Prüfgerät .............................................................................................................................................. 10
5.1 Prüfmaschine ...................................................................................................................................... 10
5.1.1 Allgemeines ......................................................................................................................................... 10
5.1.2 Prüfgeschwindigkeiten ...................................................................................................................... 10
5.1.3 Spanneinrichtung ............................................................................................................................... 11
5.1.4 Kraftmesseinrichtung ......................................................................................................................... 11
5.1.5 Dehnungsmesseinrichtung ............................................................................................................... 11
5.1.6 Aufzeichnung der Daten .................................................................................................................... 12
5.2 Geräte zum Messen der Breite und Dicke der Probekörper ........................................................... 14
6 Probekörper......................................................................................................................................... 15
6.1 Form und Maße ................................................................................................................................... 15
6.2 Herstellung der Probekörper ............................................................................................................. 15
6.3 Messmarken ........................................................................................................................................ 15
6.4 Kontrolle der Probekörper ................................................................................................................. 15
6.5 Anisotropie .......................................................................................................................................... 16
7 Anzahl der Probekörper ..................................................................................................................... 16
8 Vorbehandlung .................................................................................................................................... 16
9 Durchführung ...................................................................................................................................... 16
9.1 Prüfklima .............................................................................................................................................. 16
9.2 Maße der Probekörper ........................................................................................................................ 17
9.3 Einspannen .......................................................................................................................................... 17
9.4 Vorspannungen................................................................................................................................... 17
9.5 Anbringen der Extensometer ............................................................................................................ 18
9.6 Prüfgeschwindigkeit ........................................................................................................................... 18
9.7 Aufzeichnung der Daten .................................................................................................................... 18
10 Auswertung und Darstellung der Ergebnisse ................................................................................. 19
10.1 Spannung ............................................................................................................................................ 19
10.2 Dehnung .............................................................................................................................................. 19
10.2.1 Mittels Extensometer bestimmte Dehnungen .................................................................................. 19
10.2.2 Nominelle Dehnung ............................................................................................................................ 20
10.3 Zugmodul............................................................................................................................................. 21
10.3.1 Allgemeines ......................................................................................................................................... 21
10.3.2 Berechnung mittels Sekantenanstieg .............................................................................................. 21
10.3.3 Berechnung aus der Steigung der Regressionsgeraden ............................................................... 21
10.4 Poissonzahl ......................................................................................................................................... 21
10.5 Statistische Größen ............................................................................................................................ 22
10.6 Geltende Stellen .................................................................................................................................. 22
11 Präzision .............................................................................................................................................. 22
12 Prüfbericht ........................................................................................................................................... 23
2
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
3
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Vorwort
Dieses Dokument (EN ISO 527-1:2012) wurde vom Technischen Komitee ISO/TC 61 „Plastics“ in
Zusammenarbeit mit dem Technischen Komitee CEN/TC 249 „Kunststoffe“ erarbeitet, dessen Sekretariat vom
NBN gehalten wird.
Diese Europäische Norm muss den Status einer nationalen Norm erhalten, entweder durch Veröffentlichung
eines identischen Textes oder durch Anerkennung bis August 2012 und etwaige entgegenstehende nationale
Normen müssen bis August 2012 zurückgezogen werden.
Es wird auf die Möglichkeit hingewiesen, dass einige Texte dieses Dokuments Patentrechte berühren können.
CEN [und/oder] CENELEC sind nicht dafür verantwortlich, einige oder alle diesbezüglichen Patentrechte zu
identifizieren.
EN ISO 527, Kunststoffe – Bestimmung der Zugeigenschaften, besteht aus folgenden Teilen:
Anerkennungsnotiz
Der Text von ISO 527-1:2012 wurde vom CEN als EN ISO 527-1:2012 ohne irgendeine Abänderung
genehmigt.
4
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
1 Anwendungsbereich
1.1 Dieser Teil von ISO 527 legt die allgemeinen Grundsätze zur Bestimmung der Zugeigenschaften von
Kunststoffen und Kunststoff-Verbunden unter festgelegten Bedingungen fest. Mehrere verschiedene
Probekörpertypen sind entsprechend den unterschiedlichen Werkstofftypen festgelegt, die in den folgenden
Teilen von ISO 527 näher beschrieben werden.
1.2 Die Verfahren werden verwendet, um das Zugverformungsverhalten von Probekörpern zu untersuchen
und die Zugfestigkeit, den Zugmodul und andere Gesichtspunkte der Zugspannungs-/Dehnungs-Beziehung
unter festgelegten Bedingungen zu ermitteln.
1.3 Die Verfahren sind speziell zur Anwendung bei folgenden Werkstoffgruppen geeignet:
steife und halbsteife thermoplastische (siehe 3.12 und 3.13) Spritzguss-, Extrusions- und Gussform-
massen einschließlich gefüllter und verstärkter Formmassen als Ergänzung zu ungefüllten Sorten; steife
und halbsteife thermoplastische Platten und Folien;
steife und halbsteife duroplastische Formmassen einschließlich gefüllter und verstärkter Formmassen;
steife und halbsteife duroplastische Platten einschließlich Schichtstoffe;
Die Verfahren sind üblicherweise nicht zur Anwendung mit harten Schaumstoffen, für die ISO 1926
angewendet wird, oder für Schichtstoff-Verbundwerkstoffen mit Schaumstoffkern geeignet.
2 Normative Verweisungen
Die folgenden zitierten Dokumente sind für die Anwendung dieses Dokuments erforderlich. Bei datierten
Verweisungen gilt nur die in Bezug genommene Ausgabe. Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte
Ausgabe des in Bezug genommenen Dokuments (einschließlich aller Änderungen).
ISO 2602, Statistical interpretation of test results — Estimation of the mean — Confidence interval
ISO 7500-1:2004, Metallic materials — Verification of static uniaxial testing machines — Part 1: Tension/
compression testing machines — Verification and calibration of the force-measuring system
ISO 23529, Rubber — General procedures for preparing and conditioning test pieces for physical test
methods
5
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
3 Begriffe
Für die Anwendung dieses Dokuments gelten die folgenden Begriffe.
3.1
Messlänge
L0
Anfangsabstand zwischen den Messmarken auf dem mittleren Teil
ANMERKUNG 2 Die Werte für die Messlänge, die für die einzelnen Probekörpertypen in den anderen Teilen von
ISO 527 angegeben werden, stellen die jeweils anzuwendende maximale Messlänge dar.
3.2
Dicke
h
kleineres Anfangsmaß des rechteckigen Querschnitts im mittleren Teil eines Probekörpers
3.3
Breite
b
größeres Anfangsmaß des rechteckigen Querschnitts im mittleren Teil eines Probekörpers
3.4
Querschnittsfläche
A
Produkt aus Anfangsbreite und Anfangsdicke, A bh, eines Probekörpers
3.5
Prüfgeschwindigkeit
v
Geschwindigkeit, mit der sich die Einspannklemmen voneinander entfernen
3.6
Zugspannung
V
Kraft je Anfangsquerschnittsfläche innerhalb der Messlänge
ANMERKUNG 2 Um diese Spannung von der wahren, auf den tatsächlichen Querschnitt des Probekörpers bezogenen
Spannung zu unterscheiden, wird sie häufig als "technische Spannung" bezeichnet.
3.6.1
Streckspannung
Vy
Spannung, bei der Streckdehnung
ANMERKUNG 2 Sie kann kleiner sein als die maximal erreichbare Spannung (siehe Bild 1, Kurven b und c).
6
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
3.6.2
Zugfestigkeit
Vm
Spannung beim ersten Spannungsmaximum während des Zugversuchs
ANMERKUNG 2 Die Zugfestigkeit kann auch die Spannung sein, bei der die Probe zu fließen beginnt oder bricht (siehe
Bild 1).
3.6.3
Zugspannung bei x % Dehnung
Vx
Spannung, bei der die Dehnung den in Prozent angegebenen festgelegten Wert x erreicht
ANMERKUNG 2 Die Angabe der Spannung bei x % Dehnung kann beispielsweise dann hilfreich sein, wenn die
Spannungs-/Dehnungskurve keine Streckgrenze aufweist (siehe Bild 1, Kurve d).
3.6.4
Bruchspannung
Vb
Spannung, bei der die Probe bricht
ANMERKUNG 2 Sie entspricht dem höchsten Spannungswert der Spannungs-/Dehnungskurve unmittelbar vor dem
Bruch (der Trennung) des Probekörpers, d. h. direkt vor dem durch die Brucheinleitung verursachten Kraftabfall.
3.7
Zugdehnung
H
auf die ursprüngliche Messlänge bezogene Verlängerung (Längenänderung)
ANMERKUNG Sie wird als Größe der Dimension 1 oder in Prozent (%) angegeben.
3.7.1
Streckdehnung
Hy
bei einem Zugversuch der erste Dehnungswert, bei dem ein Zuwachs der Dehnung ohne Steigerung der
Spannung auftritt
ANMERKUNG 1 Sie wird als Größe der Dimension 1 oder in Prozent (%) angegeben.
3.7.2
Bruchdehnung
Hb
zuletzt aufgezeichneter Dehnungswert, bevor ein Spannungsabfall auf weniger als oder gleich 10 % des
Festigkeitswerts erfolgt
ANMERKUNG 1 Sie wird als Größe der Dimension 1 oder in Prozent (%) angegeben.
7
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
3.7.3
Dehnung der Zugfestigkeit
Hm
Dehnung, die auftritt, wenn die (Zug-)Festigkeit erreicht ist
ANMERKUNG Sie wird als Größe der Dimension 1 oder in Prozent (%) angegeben.
3.8
nominelle Dehnung
Ht
Querhauptverschiebung bezogen auf eine festgelegte Messlänge
ANMERKUNG 1 Sie wird als Größe der Dimension 1 oder in Prozent (%) angegeben.
ANMERKUNG 2 Sie wird für Dehnungen jenseits einer Streckdehnung verwendet (siehe 3.7.1) oder wenn keine
Extensometer verwendet werden.
ANMERKUNG 3 Eine Berechnung ist möglich auf Basis der Querhauptverschiebung von Beginn der Prüfung an, oder
auf Basis der Erhöhung der Querhauptverschiebung über die Streckdehnung hinaus, wenn letztere mit einem
Extensometer bestimmt wird (vorzugsweise bei Vielzweckprobekörpern).
3.8.1
nominelle Bruchdehnung
HtB
wenn der Bruch nach Erreichen der Streckgrenze auftritt, der letzte aufgezeichnete nominelle Dehnungswert,
bevor ein Spannungsabfall auf weniger als oder gleich 10 % des Festigkeitswerts erfolgt
ANMERKUNG 1 Sie wird als Größe der Dimension 1 oder in Prozent (%) angegeben.
3.9
Zugmodul
Et
Steigung der Spannungs-/Dehnungskurve VH im Dehnungsbereich zwischen H1 0,05 % und H2 0,25 %
ANMERKUNG 2 Entweder errechnet als Sekantensteigung oder nach der Methode der kleinsten Quadrate als
Steigung der Regressionsgeraden (siehe Bild 1, Kurve d).
3.10
Poissonzahl
P
negativer Quotient aus einem Dehnungszuwachs 'Hn in einer der beiden senkrecht zur Zugrichtung liegenden
Achsen und dem entsprechenden Dehnungszuwachs 'Hl in Zugrichtung, gemessen innerhalb des linearen
Anfangsteils der Querdehnungs-/Längsdehnungskurve
3.11
Abstand zwischen den Einspannklemmen
L
Anfangslänge des Probekörperabschnitts zwischen den Einspannklemmen
8
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
3.12
steifer Kunststoff
Kunststoff, dessen unter festgelegten Bedingungen bestimmter Biege-Elastizitätsmodul (oder, wenn dies nicht
möglich ist, Zug-Elastizitätsmodul) über 700 MPa liegt
3.13
halbsteifer Kunststoff
Kunststoff, dessen unter festgelegten Bedingungen bestimmter Biege-Elastizitätsmodul (oder, wenn dies nicht
möglich ist, Zug-Elastizitätsmodul) zwischen 70 MPa und 700 MPa liegt
ANMERKUNG Kurve (a) stellt einen spröden Werkstoff dar, der bei niedrigen Dehnungswerten bricht, ohne dass eine
Streckgrenze erreicht wird. Kurve (d) stellt einen gummiähnlichen Werkstoff dar, der erst bei höheren Dehnungswerten
(! 50 %) bricht.
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DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
4.1 Kurzbeschreibung
Der Probekörper wird entlang seiner größten Hauptachse bei konstanter Geschwindigkeit gedehnt, bis er
bricht oder bis die Spannung (Kraft) oder Dehnung (Längenänderung) einen vorgegebenen Wert erreicht.
Während dieses Vorgangs werden die vom Probekörper ertragene Belastung und die Längenänderung
gemessen.
4.2 Verfahren
4.2.1 Die Verfahren werden an Probekörpern angewendet, die entweder in den ausgewählten Maßen
geformt oder aus Fertigteilen und Halbzeugen, wie Formteilen, Schichtpressstoffen, Folien und extrudierten
oder gegossenen Platten ausgearbeitet, geschnitten oder gestanzt werden. Die Typen der Probekörper und
die Herstellung der Probekörper werden in dem für das jeweilige Material zutreffenden Teil von ISO 527
beschrieben. In einigen Fällen darf ein Vielzweckprobekörper verwendet werden. Vielzweckprobekörper und
kleine Probekörper werden in ISO 20753 beschrieben.
4.2.2 Die Verfahren legen bevorzugte Maße für die Probekörper fest. Prüfungen, die an Probekörpern
anderer Maße oder an unter abweichenden Bedingungen hergestellten Probekörpern durchgeführt werden,
können Ergebnisse liefern, die nicht vergleichbar sind. Andere Einflüsse, wie die Prüfgeschwindigkeit und die
Vorbehandlung der Probekörper, können ebenfalls die Ergebnisse beeinflussen. Folglich müssen diese
Einflüsse sorgfältig kontrolliert und aufgezeichnet werden, wenn vergleichbare Daten verlangt werden.
5 Prüfgerät
5.1 Prüfmaschine
5.1.1 Allgemeines
Die Prüfmaschine muss die in ISO 7500-1 und ISO 9513 angegebenen Bedingungen erfüllen und den in 5.1.2
bis 5.1.6 angegebenen Spezifikationen entsprechen, wie folgt.
5.1.2 Prüfgeschwindigkeiten
10
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Prüfgeschwindigkeit v Grenzabweichungen
mm/min %
0,125
0,25
0,5
1 r 20
2
5
10
20
50
100
r 10
200
300
500
5.1.3 Spanneinrichtung
Die Einspannklemmen zum Halten des Probekörpers müssen so an der Maschine befestigt sein, dass die
Längsachse des Probekörpers mit der Zugrichtung durch die Mittellinie der Spanneinrichtung zusammenfällt.
Der Probekörper muss so gehalten werden, dass Schlupf in den Klemmen vermieden wird. Die
Spanneinrichtung darf keinen vorzeitigen Bruch an den Klemmen oder Quetschen in der Spanneinrichtung
hervorrufen.
Für die Bestimmung des Zugmoduls ist es wichtig, dass die Dehnrate konstant ist und sich auch nicht,
beispielsweise infolge einer Bewegung, in den Einspannklemmen ändert. Das ist besonders wichtig, wenn
zum Einspannen Spannkeile verwendet werden.
ANMERKUNG Angaben zu einer Vorspannung, die erforderlich sein könnte, um eine vorschriftsmäßige Ausrichtung
und Auflage des Probekörpers zu erreichen (siehe 9.3) und um im Anfangsbereich der Spannungs-/Dehnungskurve einen
Durchhang zu vermeiden, siehe 9.4.
5.1.4 Kraftmesseinrichtung
5.1.5 Dehnungsmesseinrichtung
5.1.5.1 Extensometer
Das Extensometer muss geeignet sein, die Änderung der Messlänge am Probekörper zu jedem Zeitpunkt des
Zugversuchs zu messen. Es ist erwünscht, aber nicht unbedingt erforderlich, dass das Messgerät diese
Veränderung automatisch anzeigt. Das Messgerät muss bei der festgelegten Prüfgeschwindigkeit im
Wesentlichen frei sein von Massenträgheit.
11
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Für eine präzise Bestimmung des Zugmoduls Et muss das Extensometer die Änderung der Messlänge mit
einer Unsicherheit von 1 % des entsprechenden Werts oder besser anzeigen können. Für Probekörper des
Typs 1A wird für eine Messlänge von 75 mm eine absolute Messsicherheit von r 1,5 µm gefordert. Für
kleinere Messlängen gelten andere Anforderungen an die Messsicherheit, siehe Bild 2.
ANMERKUNG In Abhängigkeit von der verwendeten Messlänge wird die geforderte Messsicherheit von 1 % für
Dehnungsmessungen innerhalb der Messlänge entsprechend angepasst, so dass für jede Messlänge andere absolute
Messsicherheiten gelten. Für kleine Probekörper sind diese höheren Messsicherheiten möglicherweise nicht erreichbar,
weil es keine geeigneten Extensometer gibt (siehe Bild 2).
Die üblicherweise verwendeten optischen Extensometer zeichnen die Dehnung einer Breitseitenfläche des
Probekörpers auf: Wird die Dehnung an nur einer Probekörperfläche gemessen, muss sichergestellt werden,
dass niedrige Dehnungswerte nicht durch eine Biegung verfälscht werden, die auch bei einer geringfügigen
Fehlausrichtung und bei leichtem anfänglichen Verzug des Probekörpers auftreten kann und zu
Dehnungsunterschieden zwischen gegenüber liegenden Probekörperflächen führt: Es wird empfohlen,
Dehnungsmessverfahren anzuwenden, bei denen eine Mittelwertbildung für die an gegenüber liegenden
Flächen des Probekörpers gemessenen Dehnungswerte durchgeführt wird. Diese Vorgehensweise ist für die
Bestimmung des Elastizitätsmoduls besonders wichtig, für die Messung größerer Dehnungswerte hat sie
jedoch eine weniger große Bedeutung.
5.1.5.2 Dehnmessstreifen
Die Probekörper dürfen auch mit Dehnmessstreifen versehen werden. Die Fehlergrenze der Dehnmess-
streifen muss 1 % des jeweiligen Werts betragen oder besser sein. Dies entspricht einer Dehnungs-
genauigkeit von 20 u 10–6 (20 Mikrodehnungen) zur Messung des Moduls. Die Messstreifen, die
Oberflächenvorbereitung und Klebeagenzien sollten so ausgewählt werden, dass eine ausreichende Funktion
auf dem zu prüfenden Werkstoff sichergestellt ist.
5.1.6.1 Allgemeines
Die Datenerfassungshäufigkeit, die zur Aufzeichnung der Werte (für Kraft, Dehnung, Verlängerung) notwendig
ist, muss so hoch sein, dass die Genauigkeitsanforderungen erfüllt werden.
Die Häufigkeit zur Erfassung und Aufzeichnung der Dehnungswerte hängt ab von:
L0L , dem Verhältnis zwischen der Messlänge und dem Anfangsabstand zwischen den
Einspannklemmen;
r, der Mindestauflösung für das Dehnungssignal, in Millimeter (mm), die erforderlich ist, um exakte Werte
zu erreichen. Üblicherweise ist die Mindestauflösung halb so groß wie der Genauigkeitswert oder besser.
Die Mindesthäufigkeit der Datenerfassung fmin in Hertz (Hz), die für die integrale Übertragung vom Sensor zur
Anzeigeeinrichtung notwendig ist, kann dann nach der folgenden Gleichung berechnet werden:
v L
fmin u 0 (1)
60 L r
12
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Die erforderliche Aufzeichnungsrate ist von der Prüfgeschwindigkeit, der Dehnrate, der Messunsicherheit und
dem Abstand zwischen den Einspannklemmen abhängig. Der Modul, die Prüfgeschwindigkeit und der
Klemmenabstand bestimmen die Kraftanstiegsgeschwindigkeit. Die Aufzeichnungshäufigkeit ist vom
Verhältnis der Kraftanstiegsgeschwindigkeit zur erforderlichen Messgenauigkeit abhängig. Siehe Beispiele
unten.
E Av
F (2)
60 L
Dabei ist
Um die Anforderung an die Messgenauigkeit beim Messen der Kraft auf dieselbe Weise wie für das
Extensometer festzulegen, gelten die folgenden Gleichungen unter der Voraussetzung, dass die relevante
Kraft mit einer Messgenauigkeit von 1 % zu bestimmen ist.
ǻF E A H 2 H 1 E A ǻH (3)
r 5 u 10 3 u ǻF 5 u 10 3 u E A ǻH (4)
Aufzeichnungsrate:
F E Av
f Kraft (5)
r E A ǻH u 60 u L u 5 u 10 3
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DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
BEISPIEL:
Mit v 1 mm/min, 'H 2 u 10–3 und L 115 mm ergibt sich eine Aufzeichnungsrate von fKraft 14,5 Hz.
5.2 Geräte zum Messen der Breite und Dicke der Probekörper
14
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
6 Probekörper
Siehe entsprechenden Teil von ISO 527 für den zu prüfenden Werkstoff.
Siehe entsprechenden Teil von ISO 527 für den zu prüfenden Werkstoff.
6.3 Messmarken
Siehe entsprechenden Teil von ISO 527 für die zutreffenden Bedingungen der Messlänge.
Wenn, besonders für dünne Tafeln und Folien, optische Dehnungsmessgeräte verwendet werden, kann es
notwendig sein, zur Festlegung der Messlänge Messmarken auf den Probekörpern anzubringen. Diese
müssen annährend gleich weit von der Mitte entfernt sein (r 1 mm), und die Messlänge muss mit einer
Unsicherheit von 1 % oder besser bestimmt werden.
Messmarken dürfen keinesfalls auf den Probekörper geritzt, gestanzt oder in irgendeiner Weise aufgeprägt
werden, die zu einer Schädigung des zu prüfenden Werkstoffs führen kann. Es muss sichergestellt werden,
dass das Markierungsmittel keine nachteilige Auswirkung auf den zu prüfenden Werkstoff hat und, falls es
sich um parallele Striche handelt, müssen diese Striche so schmal wie möglich sein.
Im Idealfall dürfen die Probekörper keine Verwindungen aufweisen, und sie müssen paarweise zueinander
parallele und senkrecht aufeinander stehende Oberflächen haben (siehe Anmerkung). Die Oberflächen und
Kanten müssen frei sein von Kratzern, Kratern, Einfallstellen und Schwimmhäuten.
Die Probekörper müssen auf Übereinstimmung mit diesen Anforderungen geprüft werden durch visuellen
Vergleich mit geraden Kanten, rechten Winkeln und ebenen Platten und durch Messung mittels Mess-
schrauben.
Messspitzen/Messschneiden müssen eine Größe und Ausrichtung haben, die eine exakte Bestimmung des
Maßes in der gewünschten Lage ermöglichen.
Probekörper mit mess- oder sichtbaren Abweichungen von einer oder mehreren dieser Anforderungen
müssen verworfen werden. Sind nicht konforme Probekörper zu prüfen, müssen die Gründe protokolliert
werden.
Spritzgeformte Probekörper benötigen eine Entformungsschräge von 1° bis 2°, um das Entformen zu
erleichtern. Spritzgeformte Probekörper sind niemals absolut frei von Einfallstellen. Wegen des unterschied-
lichen Abkühlungsverlaufs haben die Probekörper im Allgemeinen in der Mitte eine geringere Dicke als am
Rand. Ein Dickenunterschied von 'h d 0,1 mm ist zulässig (siehe Bild 3).
15
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Legende
hm größte Dicke des Probekörpers in diesem Querschnitt
h kleinste Dicke des Probekörpers in diesem Querschnitt
'h hm h d 0,1 mm
6.5 Anisotropie
Siehe entsprechenden Teil von ISO 527 für den zu prüfenden Werkstoff.
7.2 Schulterstäbe, die im Bereich der Einspannklemmen brechen oder rutschen, müssen verworfen und
weitere Probekörper geprüft werden.
Daten, wie abweichend sie auch sein mögen, dürfen aus keinem anderen Grund aus der Analyse
ausgeschlossen werden, da die Schwankungsbreite bei solchen Daten eine Funktion der unterschiedlichen
Beschaffenheit des geprüften Werkstoffs ist.
8 Vorbehandlung
Der Probekörper muss entsprechend der für den zu prüfenden Werkstoff zutreffenden Norm vorbehandelt
werden. Fehlen Angaben zur Vorbehandlung, müssen die am besten geeigneten Bedingungen aus ISO 291
ausgewählt und eine Vorbehandlungsdauer von mindestens 16 h angewendet werden, falls die interessierten
Parteien keine andere Vereinbarung treffen, beispielsweise eine Prüfung bei erhöhten oder erniedrigten
Temperaturen.
Das bevorzugte Vorbehandlungsklima wendet eine Temperatur von (23 r 2) °C und eine relative Luftfeuchte
von (50 r 10) % an; eine Regelung der Luftfeuchte ist in den Fällen, in denen bekannt ist, dass die zu
untersuchenden Eigenschaften des Werkstoffs feuchtigkeitsunempfindlich sind, nicht erforderlich.
9 Durchführung
9.1 Prüfklima
Die Prüfung wird im gleichen Klima wie die Vorbehandlung durchgeführt, falls zwischen den interessierten
Parteien keine andere Vereinbarung getroffen wurde, beispielsweise eine Prüfung bei erhöhten oder
erniedrigten Temperaturen.
16
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Die Maße der Probekörper sind nach ISO 16012 oder, wenn zutreffend, nach ISO 23529 zu bestimmen.
Für die Breite und die Dicke jedes Probekörpers werden die kleinsten und die größten Werte in der Mitte des
Probekörpers und innerhalb eines Abstands von 5 mm von jedem Ende der Messlänge aufgezeichnet, und es
ist sicherzustellen, dass diese Werte innerhalb der Toleranzen liegen, die in der für den zu prüfenden
Werkstoff zutreffenden Norm angegeben sind. Zur Berechnung des Querschnitts des Probekörpers sind die
Mittelwerte von Breite und Dicke zu verwenden.
Für spritzgegossene Probekörper ist es ausreichend, die Breite und Dicke in einem Abstand von 5 mm um die
Mitte des Probekörpers zu bestimmen.
Bei spritzgegossenen Probekörpern ist es nicht erforderlich, die Maße jedes einzelnen Probekörpers zu
ermitteln. Es ist ausreichend, einen Probekörper aus einer Gruppe zu vermessen, um die Einhaltung der
Maße des ausgewählten Probekörpertyps sicherzustellen (siehe entsprechenden Teil von ISO 527). Bei
Mehrfach-Spritzgussformen ist sicherzustellen, dass die Maße der Probekörper aus unterschiedlichen
Kavitäten nicht mehr als r 0,25 % voneinander abweichen.
Bei Probekörpern, die aus Platten oder Folien ausgestanzt sind, ist die Annahme zulässig, dass die
durchschnittliche Breite des parallelen Mittelteils des Stanzwerkzeugs mit der entsprechenden
Probekörperbreite übereinstimmt. Die Rechtfertigung dieser Annahme sollte durch periodisch vorgenommene
Vergleichsmessungen bestätigt werden.
Für die Anwendung dieses Teils von ISO 527 werden die Probekörpermaße, aus denen die Zugeigenschaften
berechnet werden, nur bei Umgebungstemperatur gemessen. Werden die Eigenschaften bei anderen
Temperaturen ermittelt, werden die Wirkungen durch Wärmeausdehnung nicht berücksichtigt.
9.3 Einspannen
Der Probekörper ist so in die Spanneinrichtung einzuführen, dass seine Längsachse mit der Zugachse der
Prüfmaschine übereinstimmt. Die Klemmen sind gleichmäßig und fest anzuziehen, so dass ein Schlupf
(Rutschen) des Probekörpers und eine Bewegung der Einspannklemmen während des Zugversuchs verhin-
dert werden. Der Einspanndruck darf keinen Bruch oder ein Eindrücken des Probekörpers verursachen (siehe
Anmerkung 2).
ANMERKUNG 1 Um die Ausrichtung des Probekörpers, besonders beim Einspannen von Hand, zu erleichtern, können
Anschläge verwendet werden.
Zum Einspannen von Probekörpern in einer Klimakammer wird empfohlen, den Probekörper zunächst in nur
eine Einspannklemme einzubringen und die zweite Einspannklemme erst dann fest zu ziehen, wenn ein
Temperaturausgleich zwischen Probekörper und Klimakammer stattgefunden hat, sofern die Prüfmaschine
nicht die Fähigkeit besitzt, kontinuierlich thermische Spannungen im Moment ihres Auftretens abzubauen.
ANMERKUNG 2 Ein Bruch in der Spanneinrichtung kann vorkommen, beispielsweise bei Prüfung nach einer
Wärmebehandlung des Probekörpers. Ein Eindrücken kann vorkommen bei Prüfungen bei erhöhter Temperatur.
9.4 Vorspannungen
Der Probekörper darf vor der Prüfung nicht wesentlich durch Vorspannungen beansprucht werden. Diese
Vorspannungen können z. B. während des Zentrierens eines Folien-Probekörpers oder durch den Klemmen-
druck erzeugt werden, besonders bei weniger steifen Werkstoffen. Sie sind jedoch notwendig, um im
Anfangsbereich der Spannungs-/Dehnungskurve einen Durchhang zu vermeiden (siehe 5.1.3). Die Vor-
spannung V0 zu Beginn des Zugversuchs muss positiv sein, darf jedoch den folgenden Spannungswert nicht
übersteigen,
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DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
0 V0 d V *100. (7)
Wenn nach dem Einspannen im Probekörper Spannungen außerhalb der durch die Gleichungen (6) und (7)
angegebenen Bereiche auftreten, sind sie durch langsame Bewegung der Querhaupts, z. B. mit 1 mm/min, so
weit zu verringern, dass sie innerhalb des für die Vorspannungen zulässigen Bereichs liegen.
Wenn der Elastizitätsmodul oder der zum Einstellen der Vorspannung notwendige Spannungswert nicht
bekannt ist, wird ein Vorversuch zur Abschätzung dieser Werte durchgeführt.
Nach Einstellung der Vorspannung wird im Bereich der Messlänge des Probekörpers ein kalibriertes
Extensometer angebracht und eingestellt, oder es sind Dehnungsmessstreifen nach 5.1.5 vorzusehen. Wenn
erforderlich, wird der Anfangsabstand (die Messlänge) bestimmt. Zur Messung der Poissonzahl müssen zwei
Systeme zum Messen der Verlängerung und der Dehnung vorgesehen werden, die gleichzeitig in
Längsrichtung und in einer senkrecht dazu stehenden Richtung wirken.
Für optische Messungen der Verlängerung werden Messmarken in Übereinstimmung mit 6.3 auf die
Probekörper aufgebracht, wenn das verwendete System das erfordert.
Extensometer müssen symmetrisch um die Mitte des parallelen Teils und auf der Mittellinie des Probekörpers
angeordnet werden. Dehnmessstreifen müssen in der Mitte des parallelen Teils und auf der Mittellinie des
Probekörpers angeordnet werden.
9.6 Prüfgeschwindigkeit
Die Prüfgeschwindigkeit wird nach der entsprechenden Norm für den zu prüfenden Werkstoff eingestellt.
Wenn diese Angabe fehlt, muss die Prüfgeschwindigkeit aus Tabelle 1 ausgewählt oder zwischen den
interessierten Parteien vereinbart werden.
Für die Messung des Elastizitätsmoduls muss die ausgewählte Prüfgeschwindigkeit zu einer Dehnungsrate
führen, die eine Dehnung von möglichst 1 % der Messlänge je Minute bewirkt. Die sich daraus für die
verschiedenen Probekörpertypen ergebenen Prüfgeschwindigkeiten sind materialabhängig in dem ent-
sprechenden Teil von ISO 527 angegeben.
Es kann notwendig oder wünschenswert sein, verschiedene Geschwindigkeiten zur Bestimmung des
Zugmoduls, der Spannungs-/Dehnungseigenschaften bis zur Streckgrenze und zur Messung der Eigen-
schaften jenseits der Streckgrenze zu verwenden. Nach Ermittlung der Dehnungen für die Bestimmung des
Zugmoduls (bis zu einer Dehnung von H2 0,25 %) kann für die Fortsetzung des Zugversuchs derselbe
Probekörper weiter verwendet werden.
Vorzugsweise ist der Probekörper zu entlasten, bevor ein Zugversuch mit einer anderen Geschwindigkeit
durchgeführt wird; es ist jedoch auch zulässig, die Geschwindigkeit nach Bestimmung des Zugmoduls ohne
Entlastung des Probekörpers zu verändern. Bei einer Veränderung der Prüfgeschwindigkeit während des
Zugversuchs ist sicherzustellen, dass die Geschwindigkeitsänderung bei Dehnungen H d 0,3 % erfolgt.
Für andere Prüfungen müssen bei Anwendung anderer Prüfgeschwindigkeiten gesonderte Probekörper
angewendet werden.
Während des Zugversuchs sind vorzugsweise die Kraft und die entsprechenden Werte für die Zunahme der
Messlänge und des Klemmenabstands aufzuzeichnen. Dazu werden für die Datenerfassung drei Datenkanäle
benötigt. Sind nur zwei Kanäle verfügbar, werden die Signale von der Kraftmesseinrichtung und vom
Extensometer aufgezeichnet. Vorzugsweise ist ein automatisches Aufzeichnungssystem einzusetzen.
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EN ISO 527-1:2012 (D)
10.1 Spannung
Alle, in 3.6, festgelegten Spannungswerte werden nach der folgenden Gleichung berechnet:
F
V (8)
A
Dabei ist
Wenn die Spannung bei x % Dehnung bestimmt wird, muss x aus der entsprechenden Produkt-Norm
entnommen oder zwischen den interessierten Parteien vereinbart werden.
10.2 Dehnung
Für Werkstoffe und/oder Prüfbedingungen, für die im parallelen Teil des Probekörpers eine überwiegend
homogene Dehnungsverteilung vorliegt, d. h. für Dehnungen vor und bis zu der Streckgrenze, werden alle in
3.7 festgelegten Dehnungswerte nach folgender Gleichung berechnet:
ǻL0
H (9)
L0
Dabei ist
'L0 die Verlängerung des Probekörpers zwischen den Messmarken, in Millimeter (mm).
Die Bestimmung von Dehnungswerten mittels eines Extensometers mittelt die Dehnungen über die
Messlänge. Das ist so lange korrekt und sinnvoll, wie die Verformung des Probekörpers innerhalb der
Messlänge homogen ist. Wenn beim Werkstoff eine Einschnürung auftritt, wird die Dehnungsverteilung
inhomogen und die mittels Extensometer bestimmten Dehnungen werden von der Lage und Größe des
Einschnürbereichs stark beeinflusst. In derartigen Fällen wird die nominelle Dehnung zur Beschreibung der
Dehnung jenseits der Streckgrenze angewendet.
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EN ISO 527-1:2012 (D)
10.2.2.1 Allgemeines
Wenn kein Extensometer angewendet wird, z. B. an Kleinprobekörpern oder wenn die Bestimmung der
Dehnung mittels Extensometer aufgrund einer örtlich begrenzten Dehnung (Einschnürung) jenseits der
Streckgrenze sinnlos wird, wird die nominelle Dehnung angewendet. Die nominelle Dehnung basiert auf der
Verlängerung des Abstands der Klemmen in Relation zum Anfangsabstand der Klemmen. Anstelle der
Messung der Verlängerung des Abstands der Klemmen ist es zulässig, die Querhauptverschiebung
aufzuzeichnen. Die Querhauptverschiebung muss um die Auswirkungen durch die Nachgiebigkeit der
Prüfmaschine korrigiert werden.
Die nominelle Dehnung kann nach den folgenden beiden Verfahren bestimmt werden.
10.2.2.2 Verfahren A
Die Verlängerung zwischen den Klemmen der Prüfmaschine wird ab Beginn der Prüfung aufgezeichnet. Die
nominelle Dehnung wird nach folgender Gleichung berechnet:
Lt
Ht (10)
L
Dabei ist
L der Abstand zwischen den Einspannklemmen, in Millimeter (mm); der Abstand der Klemmen ist in
den entsprechenden Teilen von ISO 527 festgelegt;
Lt die Verlängerung des Abstands zwischen den Einspannklemmen ab Beginn der Prüfung; in
Millimeter (mm).
10.2.2.3 Verfahren B
Bei der Verwendung von Vielzweckprobekörpern, bei denen Streckung und Einschnürung auftritt, die
Dehnung bei der Streckgrenze aber präzise mittels Extensometer bestimmt wurde, wird bevorzugt das
Verfahren B angewandt. Die Verlängerung zwischen den Klemmen der Prüfmaschine wird ab Beginn der
Prüfung aufgezeichnet. Die nominelle Dehnung wird nach folgender Gleichung berechnet:
ǻLt
Ht Hy (11)
L
Dabei ist
L der Abstand zwischen den Einspannklemmen, in Millimeter (mm); der Abstand der Klemmen ist in
den entsprechenden Teilen von ISO 527 festgelegt;
'Lt die Verlängerung des Abstands der Einspannklemmen, die jenseits der Streckgrenze auftritt, in
Millimeter (mm).
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10.3 Zugmodul
10.3.1 Allgemeines
Der in 3.9 definierte Zugmodul ist nach einer der folgenden Möglichkeiten zu berechnen.
V 2 V1
Et (12)
H 2 H1
Dabei ist
V 1 die Spannung, in Megapascal (MPa), die bei einem Dehnungswert H1 0,000 5 (0,05 %) gemessen
wird;
V 2 die Spannung, in Megapascal (MPa), die bei einem Dehnungswert H2 0,002 5 (0,25 %) gemessen
wird.
Bei rechnergestützten Prüfeinrichtungen kann die Bestimmung des Zugmoduls Et aus zwei unterschiedlichen
Werten für Spannung/Dehnung durch Anwendung eines linearen Regressionsverfahrens ersetzt werden, das
auf den Teil der Kurve zwischen diesen erwähnten Werten angewendet wird:
dV
E (13)
dH
dV
Dabei ist die Steigung der Regressionsgeraden, die nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate an
dH
den Teil der Spannungs-/Dehnungskurve im Dehnungsbereich von 0,000 5 d H d 0,002 5 angegeben in
Megapascal (MPA) angepasst ist.
10.4 Poissonzahl
Die Breite oder Dicke des Probekörpers wird als Funktion des Querschnitts der Messlänge für den Bereich
der Spannungs-/Dehnungskurve vor der Streckgrenze, wenn vorhanden, aufgetragen, und zwar unter
Ausschluss der Bereiche, die durch geänderte Prüfgeschwindigkeit beeinflusst sein können.
Die Steigung der Kurve 'n'L0 ist zu bestimmen, indem die Veränderung der Breite (Dicke) über die
Veränderung der Messlänge aufgetragen wird. Die Steigung muss unter Anwendung einer linearen
Regressionsanalyse zwischen zwei Grenzwerten mit Hilfe der Methode der kleinsten Quadrate berechnet
werden, vorzugsweise nach dem Modul-Bereich und der nachfolgenden Geschwindigkeitsänderung, falls
zutreffend, die im linearen Bereich der Kurve auftreten. Die Poissonzahl wird nach der folgenden Gleichung
berechnet:
ǻH n L0 ǻn
P (14)
ǻH l n0 ǻL0
Dabei ist
'H n die Verringerung der Dehnung in der ausgewählten Querrichtung, während die Längsdehnung
um 'H l zunimmt, als Größe der Dimension 1 oder in Prozent;
21
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
'H l die Zunahme der Dehnung in Längsrichtung, als Größe der Dimension 1 oder in Prozent;
'n die Verringerung der Messlänge des Probekörpers in Querrichtung: n b (Breite) oder n h
(Dicke), in Millimeter (mm);
Die Poissonzahl wird in Abhängigkeit von der jeweiligen Achse als Pb (in Breitenrichtung) oder als Ph (in
Dickenrichtung) angegeben.
Es wird empfohlen, die Poissonzahl bei höheren Dehnungswerten in einem Dehnungsbereich von
0,3 % d H Hy zu bestimmen (siehe Anhang B). Die Gültigkeit des Bewertungsbereichs kann aus einer Kurve
von 'n über 'L0 (der Maßänderung in Querrichtung über der Maßänderung in Längsrichtung) bestimmt
werden. Die Poissonzahl wird aus der Steigung im linearen Teil dieser Kurve bestimmt.
ANMERKUNG Kunststoffe sind viskoelastische Materialien. Bei diesen hängt die Poissonzahl vom Spannungs-
bereich ab, in dem die Bestimmung durchgeführt wird. Daher kann es sein, dass die Breite (Dicke) als Funktion der Länge
keine Gerade ist.
11 Präzision
Siehe entsprechenden Teil von ISO 527 für den untersuchten Werkstoff.
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DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
12 Prüfbericht
Der Prüfbericht muss die in den Punkten a) bis q) angegebenen Angaben enthalten. Für die individuellen und
gemittelten Eigenschaften ist das Wort „Zug“ (en: tensile) hinzuzufügen, siehe Punkte m), n) und o).
b) alle Daten zur vollständigen Kennzeichnung des geprüften Werkstoffs einschließlich Art, Herkunft,
Herstellernachweis und Geschichte, soweit bekannt;
c) die Beschreibung der Art und Form des Werkstoffs, ob es sich um ein Fertigteil, Halbzeug, eine Prüfplatte
oder einen Probekörper handelt; es sollten Hauptmaße, Gestalt, Herstellbedingungen, Schichtfolge und
alle Vorbehandlungen enthalten sein;
d) den Probekörpertyp, Breite und Dicke des parallelen Teils mit Mittelwert, Mindest- und Höchstwerten;
e) das Herstellverfahren der Probekörper und alle Einzelheiten der verwendeten Fabrikationsverfahren;
f) wenn der Werkstoff in Form eines Fertigteils oder eines Halbzeugs vorliegt, die Orientierung des
Probekörpers relativ zum Fertigteil oder Halbzeug, dem er entnommen wurde;
h) das Normalklima bei der Vorbehandlung und bei der Prüfung und alle besonderen Vorbereitungs-
behandlungen, falls nach der zutreffenden Werkstoff- oder Produkt-Norm verlangt;
i) den Genauigkeitsklasse der Prüfmaschine und des Extensometers (siehe ISO 7500-1, ISO 9513 und
5.1.5);
j) die Art der Einrichtung zum Messen der Verformung (Längenänderung) oder Dehnung sowie die
Messlänge L0;
l) die Prüfgeschwindigkeiten;
n) den Mittelwert (die Mittelwerte) der gemessenen Eigenschaft(en), angegeben als kennzeichnender
Wert/kennzeichnende Werte für den geprüften Werkstoff;
o) wenn verlangt, die Standardabweichung und/oder den Variationskoeffizienten und/oder die Vertrauens-
grenzen des Mittelwerts;
p) eine Hinweis darauf, ob irgendwelche Probekörper verworfen oder ersetzt wurden, und falls dies so ist,
die Gründe sowie die Gründe für die Prüfung nicht konformer Probekörper;
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DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Anhang A
(informativ)
Früher wurde die Dehnung an der Streckgrenze bestimmt, indem eine horizontale Tangente an eine
kontinuierlich aufgezeichnete Spannungs-/Dehnungskurve gezogen wurde. Seit Einführung rechnergestützter
Prüfeinrichtungen wird für die Auswertung der Spannungs-/Dehnungskurven ein Satz diskreter Datenpunkte
angewendet, der entsprechend den Eigenschaften der elektronischen Aufzeichnungsgeräte erfasst wurde.
Durch Signalrauschen (sowohl elektronisch als auch mechanisch) zeigt der verfügbare Datensatz stets eine
bestimmte Streuung, die bei Ableitung der Eigenschaften berücksichtigt werden muss.
Die Bestimmung der Dehnung an der Streckgrenze schließt die Bestimmung des höchsten Punkts
innerhalb des Streckgrenzenbereichs ein (notwendige Bedingung).
Der ausgewählte Punkt muss physikalisch sinnvoll sein: Signalrauschen kann die Auswahl nicht
geeigneter Punkte verursachen.
der Punkt muss sinnvolle Planungsentscheidungen zulassen. Beispielsweise läge für einen Werkstoff mit
Streckgrenzenplateau eine brauchbare Planungsgrenze dicht am Beginn als in der Mitte des Plateaus.
Zur Bestimmung dieser Punkte aus digitalen Daten können unterschiedliche Verfahren angewendet werden.
Punkt-zu-Punkt-Vergleich zur Bestimmung eines maximalen Werts. Dieser Vergleich stellt eine einfache
Vorgehensweise dar, die jedoch zusätzliche Überprüfungen benötigt um zu verhindern, dass fälschlicher-
weise durch Rauschen beeinflusste Maximalwerte ausgewählt werden. Dazu kann beispielsweise. ein
bewegliches Bewertungsintervall angewendet werden, dessen Breite systemabhängig ist. In diesem
Zusammenhang steht System für die kombinierten Einflüsse des Werkstoffverhaltens und der
Versuchsanordnung.
Steigungs-Verfahren: Dieses Verfahren erfordert einen höheren Berechnungsumfang, der aber mit der
Rechenleistung der verfügbaren Rechner durchaus realisierbar ist. Ein Kriterium dieses Verfahrens
würde ebenfalls ein bewegliches Bewertungsintervall einbeziehen, in dem die Steigung der Regressions-
geraden für die Spannungs-/Dehnungskurve berechnet wird. Dieses Verfahren hat einen Glättungs-/-
Filterungseffekt und verringert Rauscheinflüsse. Zusätzlich muss ein Kriterium definiert werden, für das
die Steigung darauf hinweisen würde, dass eine Streckgrenze ermittelt wurde, beispielsweise
Mittelpunkt des Bewertungsintervalls, für das die Steigung das erste Mal negativ wird;
Mittelpunkt des Bewertungsintervalls, für das die Steigung das erste Mal einen bestimmten positiven
Grenzwert erreicht. Das internationale Arbeitspapier für die vorherige Überarbeitung dieses Teils von
ISO 527 schlug das folgende Kriterium vor, das auf den Mittelpunkt eines beweglichen Intervalls
angewendet wird, für das die Steigung gleich oder kleiner als der Spannungswert an diesem Punkt
wird:
ª dV º
Hy H« d V» (A.1)
¬ d H ¼
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DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Der Vorteil dieses Kriteriums wäre, dass nur die Streckdehnungen identifiziert würden, die dicht an
der ersten größeren Änderung der Steigung der Spannungs-/Dehnungskurve liegen. Die ermittelten
Streckdehnungswerte würden jedoch kleiner sein als bei Anwendung der gegenwärtig üblichen
Verfahren. Dieses Verfahren ist weniger hilfreich für breite Streckgrenzenwerte.
Auch für das Steigungs-Verfahren ist die korrekte Breite des Bewertungsintervalls wieder system-
abhängig, und ihre Identifizierung erfordert vom Anwender, dass er gründliche Kenntnisse des
Prüfverfahrens und des Werkstoffs hat.
Diese Beispiele zeigen, dass es mehrere Möglichkeiten zur Bestimmung der Dehnung an der Streckgrenze
gibt. Die Auswahl und die Pflichteinführung eines dieser Verfahren würden wegen der Vergleichbarkeit der
Prüfergebnisse grundsätzlich möglich sein, aber unter Berücksichtigung der vorhandenen Prüfmaschinen und
der unterschiedlichen Software-Pakete würde dieser Versuch zwecklos sein.
Ein ähnliches System wurde für die Zugprüfung von Metallen ausgearbeitet. Weitere Informationen dazu
können gefunden werden unter:
http://www.npl.co.uk/server.php?show=ConWebDoc.2886.
Für die Abschätzung der Breite des Dehnungsintervalls können die folgenden Gleichungen angewendet
werden:
ǻH
n fǻt f (A.2)
H
n v n60 L r nr
ǻH H (A.3)
f 60 L vL0 L0
Dabei ist
Das Dehnungsintervall nach Gleichung (A.2) wird in Bild A.1 als Funktion der Anzahl an Datenpunkten mit der
Auflösung r als Parameter dargestellt.
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DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Legende
X Anzahl der Datenpunkte
Y Dehnungsintervall, in %
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DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Anhang B
(informativ)
Die Ermittlung der Poissonzahl in dem für die Bestimmung des Elastizitätsmoduls verwendeten Dehnungs-
bereich ist nicht zu empfehlen.
Im Bereich des Elastizitätsmoduls wird die Verlängerung der Messlänge mit einer Messgenauigkeit von 1 %
bestimmt, d. h. bei Verwendung eines Vielzweckprobekörpers muss bei einer Verlängerung der Messlänge
von 75 mm das Extensometer in der Lage sein, die Verlängerung auf 1,5 µm zu messen (siehe 5.1.5 und
Bild 2). Bei einer für die meisten Thermoplaste typischen Poissonzahl von 0,4 und einer Messlänge von
75 mm beträgt die Verlängerung der ursprünglichen Messlänge 150 µm, wobei die Breite von 8 µm abnimmt.
Um die gleiche relative Messgenaugkeit von 1 % wie in Längsrichtung zu erreichen, sollte das Messsystem
zum Bestimmen der Verformung in Querrichtung eine Messung auf 0,1 µm ermöglichen können, was eine
strenge Bedingung ist.
Unter der Voraussetzung, dass die Poissonzahl in einem Bereich von 0,3 % H 1,5 % bestimmt wird,
beträgt die Breitenverringerung 50 µm, wozu eine Auflösung von 0,5 µm erforderlich ist, um eine Mess-
genauigkeit von 1 % für die Querkontraktion zu erreichen.
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DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Anhang C
(normativ)
C.1 Allgemeines
Die allgemeinen Anforderungen an die Verifizierung des Extensometers werden in 5.1.5 beschrieben. Wenn
die Prüfeinrichtung für Messungen des Zugmoduls Et vorgesehen ist, muss das Extensometer eine weitere,
noch strengere Anforderung an die Messgenaugkeit erfüllen. Dieser Anhang legt die anzuwendenden
Vorgehensweisen und die Leistungsfähigkeit der Kalibriereinrichtung fest, die erforderlich ist um zu
überprüfen, ob das Extensometer diese zusätzliche Anforderung an die Messgenauigkeit erfüllt.
ANMERKUNG Alle Verweisungen auf bestimmte Abschnitte beziehen sich auf ISO 9513:1999. Spätere Versionen
weisen eine veränderte Struktur auf.
C.2 Kalibrierverfahren
C.2.1 Allgemeines
Es wird davon ausgegangen, dass die zusätzliche Verifizierung gleichzeitig mit der Überprüfung nach
ISO 9513 stattfindet, sie kann jedoch auch unabhängig durchgeführt werden. Sofern nicht anders angegeben,
müssen die bei der Kalibrierung den in ISO 9513 beschriebenen Bedingungen erfüllt werden.
Die in ISO 9513:1999, 5.5.1, beschriebene Vorgehensweise ist anzuwenden, um das System für die
Verifizierung vorzubereiten.
Für den in ISO 9513:1999, 5.5.2, beschriebenen Kalibriervorgang sind zwei zusätzliche Messreihen in
Schritten mit zunehmender Länge bei 0,05 % bzw. 0,25 % der geforderten Messlänge durchzuführen (siehe
ISO 9513:1999, Tabelle B.1). Der Mittelwert der Anzeigeabweichungen aus den beiden Messreihen muss mit
der Differenz der angewendeten Längenänderungen verglichen werden. Um die Anforderungen dieses Teils
von ISO 527 zu erfüllen, darf der relative Fehler zwischen angewendeten und angezeigten
Längenänderungen für Messlängen ab 50 mm höchstens r 1 % der Längenänderung oder für Messlängen
unter 50 mm höchstens r 1 µm betragen.
Anforderung an
Erste Zweite Veränderung der die
Messlänge
Längenänderung Längenänderung Längenänderung Messgenauigkeit
(siehe 5.1.5)
mm µm µm µm r µm
75 37,5 187,5 150 1,5
50 25 125 100 1
25 12,5 62,5 50 1
20 10 50 40 1
ANMERKUNG Die Fehlergrenzen des Extensometers gelten für die Veränderungen der Ablesung zwischen der
ersten und der zweiten Längenänderung.
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DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Weil es schwierig ist, bei Messlängen unter 50 mm die erforderliche Leistung des Extensometers zu
erreichen, wird empfohlen, Messungen des Elastizitätsmoduls an Probekörpern mit einer Messlänge von
50 mm und mehr durchzuführen.
Die Kalibriereinrichtung muss die Anforderungen für die Klasse 0,2 erfüllen, die in ISO 9513:1999, Tabelle 2,
angegeben werden.
C.2.3 Kalibrierbericht
a) einen Verweis auf diesen Anhang dieses Teils der ISO 527 (d. h. ISO 527-1:2012, Anhang C);
29
DIN EN ISO 527-1:2012-06
EN ISO 527-1:2012 (D)
Literaturhinweise
[1] ISO 294-1:1996, Plastics — Injection moulding of test specimens of thermoplastic materials — Part 1:
General principles, and moulding of multipurpose and bar test specimens
[3] ASTM D638, Standard test method for tensile properties of plastics
30