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EINBLICK
Trendsetter
der digitalen
Revolution
M
it gut gefüllten Auf-
tragsbüchern been-
den zahlreiche deut-
sche Unternehmens-
beratungen das aktuelle Ge-
schäftsjahr. In einer Erhebung
des Bundesverbands Deutscher
Unternehmensberater (BDU), die
dem Handelsblatt exklusiv vor-
liegt, bezeichnen 25 Prozent der
Befragten ihren Auftragsbestand
als hoch – zum selben Zeitpunkt
in den Jahren 2014 und 2013 lag
der Wert nur bei 14 sowie 13 Pro-
zent. Auch der Geschäftsklimain-
dex des Verbands erreicht aktuell
einen Spitzenwert. Der entschei-
dende Treiber ist laut BDU-Präsi-
dent Hans-Werner Wurzel der
Druck auf viele Unternehmen im
Zuge der digitalen Transformati-
on. Sie wollen ihre Geschäfts-
grundlage zukunftsfest gestalten
– häufig mit externer Hilfe in
Change- und Beratungsprojek-
ten: „Unsere Klienten bauen auf
unser Know-how und unsere Me-
thoden, um diese Herausforde-
rungen erfolgreich zu meistern.“
Gute Stimmung
Geschäftsklimaindex für Unterneh-
mensberatungen in Deutschland
35 32,7 Pkt.
30
25
20
Aufbruch zu neuen Märkten
Consultingfirmen erweitern ihr Angebot abseits des Kerngeschäfts. Wichtig für den Erfolg ist dabei die interne Kommunikation.
Manuel Heckel
Köln
E
in Koffer, ein dreidi-
mensionales Spiel-
brett, funkelnde Be-
wertungssteine, ein
Tablet und ein kleiner
Drucker – es ist ein un-
gewöhnliches Paket, das die Bera-
tungsagentur Gute Botschafter seit
einiger Zeit vertreibt. Als Projekt-
managementtool soll es helfen,
dass Teams über Hierarchiegrenzen
hinweg schnell und spielerisch Ent-
scheidungen treffen. In jeder Run-
de werden Thesen nach Umsetzbar-
keit und Zustimmung bewertet, das
Ergebnis wird digital berechnet und
direkt ausgedruckt.
Entwickelt hatte die Agentur das
Bewertungswerkzeug für den eige-
nen Bedarf, mittlerweile wird es
auch an Strategieberater lizenziert.
„Es hat einen Nerv getroffen“, sagt
Jan Oßenbrink, der sich als Ge-
schäftsleitungsmitglied um den neu
geschaffenen Produktbereich mit
fünf Beschäftigten kümmert.
„Nüchterne Analysen erzeugen bei
den Menschen oft keine Bewegung
mehr“, sagt er. Dabei sei Bewegung
entscheidend für mehr Erfolg.
Als Spezialist für die Positionie-
rung von Marken hat Gute Botschaf-
ter mit dem „Eigenland“ getauften
Tool ein neues Geschäftsfeld er-
obert. Damit folgen die Consultants
aus Haltern am See einem Trend:
Neben dem Kerngeschäft erweitern
auch Strategieberater ihr Portfolio.
Das Vorgehen dabei ist ganz indivi-
CONSULTING 49
Gute Botschafter
nendonk. In einer aktuellen Umfra-
ge des Marktforschungsinstituts
fanden es zwei Drittel der Berater
wahrscheinlich, dass Softwarelö-
sungen und entsprechende Dienst-
WOCHENENDE 27./28./29. NOVEMBER 2015, NR. 230 WOCHENENDE 27./28./29. NOVEMBER 2015, NR.
1 1
und tritt als externer Datenanalyst
für Mittelständler auf.
Der Erfolg untypischer Produk-
te hängt stark von der internen
Kommunikation ab. Gerade bei
Partnergesellschaften kann es auf-
wendig sein, alle Entscheider zu
überzeugen. „Jeder Berater ist nur
dem Klienten verpflichtet und hat
die absolute Freiheit zu entschei-
den, welche Tools er einsetzt oder
empfiehlt“, betont McKinsey-Part-
ner Karel Dörner. Allerdings lasse
sich technischer Fortschritt nicht
ausblenden: „Das bietet auch für
die Beratung, etwa bei der Analyse
von riesigen Datenmengen, her-
vorragende Möglichkeiten.“
Investiert wird daher ständig. Erst
im September vermeldete Perisco-
pe, ein McKinsey-Angebot zur
Preis- und Margenoptimierung,
die Übernahme des hochspeziali-
sierten Datenanalysten 4Tree aus
Münster, der in die Lösung inte-
griert werden soll. Im Frühsom-
mer hatte die Beratung den Pro-
duktdesigner Lunar erworben –
der auch weiterhin als eigenständi-
ge Marke auftreten soll. „Es hängt
sehr stark vom Thema ab, wie wir
das jeweilige Angebot integrie-
ren“, sagt Dörner.
Nicht immer sollen die neuen
Angebote ausschließlich für mehr
Umsatz sorgen. Die BUW-Berater
Beispiel Bearing Point: Die Spar- Strategiespiel durchforsten den Markt intensiv
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te Software Solutions steuerte im „Eigenland“: Entscheidun- nach neuen Tools, die sie ihren
vergangenen Jahr schon 17 Prozent gen über Hierarchiegren- Kunden empfehlen – um so in Er-
zum weltweiten Umsatz bei – mit
klarer Tendenz nach oben. Das
JENS RIEDL
„Ein Uber für Container“
Der BCG-Partner sieht Bedarf für ein neues Logistikportal.
U
nterwegs in fremden Ge-
wässern: Mit dem neu ge-
schaffenen Onlineportal
„xChange“ will die Boston
Consulting Group (BCG) Reederei-
en und Logistiker stärker als bisher
vernetzen. Die Berater glauben, so
den Transport leerer Container re-
duzieren zu können. Jens Riedl, bei
BCG Leiter des Bereichs Transport
und Logistik in Europa, über die
Hintergründe der Innovation.
Herr Riedl, statt Strategiepapiere
zu schreiben, bauen Sie nun ein In-
ternetportal. Wie entstehen solche
Ansätze bei Boston Consulting?
Im Rahmen unserer Projektarbeit
stellen wir oft fest, dass es für aufge-
worfene Fragen keine adäquaten
Antworten auf dem Markt gibt. In-
dem wir ein Start-up wie xChange
ins Leben rufen, unterstützen wir
BCG
unsere Kunden also gezielt durch
Innovationen. Wir können ihnen
neue Problemlösungen anbieten.
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Sind solche Angebote nicht sehr
weit weg vom Kerngeschäft einer
Managementberatung?
Strategieberatung verändert sich,
getrieben unter anderem von der
Digitalisierung. Deshalb haben wir
etwa unsere Tochterfirma BCG Digi-
tal Ventures gegründet. Die Platt-
form ist nun ein weiterer Baustein
dieser Innovationsagenda. Der
webbasierte Marktplatz trägt dazu
Consultant Jens Riedl: „Strategie-
beratung verändert sich.“
bei, die Überkapazitäten in der
Containerreederei zu senken – es
ist quasi ein Uber für Container.
Was bringt das am Ende für BCG?
Wir können als Strategieberatung
unsere digitalen Kompetenzen un-
ter Beweis stellen. Dies sind natür-
lich auch Referenzprojekte, wenn
es darum geht, potenzielle Kunden
von unseren Leistungen zu über-
zeugen.
Lohnt sich dafür ein solcher Ein-
satz für eine einzelne Branche?
Wir entwickeln und erweitern da-
mit unser Tätigkeitsfeld als Strate-
gieberatung. Hinzu kommt: Viele
unserer Mitarbeiter finden es span-
nend, die entstandenen Lösungen
auch in der Praxis zu begleiten. Mit
Start-ups wie xChange bieten wir
ihnen die Möglichkeit, unterneh-
merisch tätig zu werden.
Die Fragen stellte Manuel Heckel.
  
zen hinweg treffen. innerung zu bleiben. Auch die Be-
aring-Point-Software erfüllt einen


15 duell: Es reicht von zusätzlichen An- leistungen künftig signifikant zu ih- Portfolio umfasst zahlreiche hoch- ähnlichen Zweck: „Es kann zu
geboten unter der Dachmarke, die rem Umsatz beitragen werden. spezialisierte Softwareprodukte,



Umfang von Beratungsprojekten. langjährigeren und noch tiefer ver-
10 das Beratungspaket ergänzen, bis etwa für Reporting von Banken an
 
 Das ist intern durchaus umstritten, drahteten Kundenbeziehungen
3. Q. 2014 3. Q. 2015 hin zu neuen Produkten, die ganz die Aufsichtsbehörden. denn die Erhebung und Auswer- führen“, sagt Lux.


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Basis: 500 bis 1 300 Unternehmen eigenständig beworben und vertrie- Neue Ideen liefert häufig der tung von Daten ist traditionell ein Eigenland von Gute Botschafter
Handelsblatt Quelle: BDU ben werden. Consultingalltag: „Da entdecken lukrativer Teil vieler Strategiepro- soll auch als Wertschöpfungsplatt-
die Kollegen eine Problemstellung, jekte. Zweifler jedoch haben form für andere Berater funktio-
Trotz der guten Zahlen stehen Das Spielbrett mit Analysefunktion 


 vor der auch viele andere Kunden schlechte Karten: „Was ich mir nieren. Ein spezialisierter Consul-
auch die Berater selbst vor gro- ist ein Exot. Vor allem setzen die  
 dieser Branche stehen“, berichtet 
 

 nicht selbst wegnehme, das nimmt tant des Unternehmens hat bereits
ßen Veränderungen: Um weiter Consultants auf eigene Software 
  Jürgen Lux, globaler Leiter Soluti- mir jemand anders weg“, sagt ein Paket mit 60 ausformulierten
als Vordenker der Wirtschaft ak- und Dienstleistungen rund um den ons bei Bearing Point. Nach einer Claudio Felten, Geschäftsführer Thesen zu seinem Spezialgebiet
zeptiert zu werden, muss die digitalen Wandel. „Die Klienten ho-  ersten Marktstudie entscheidet ein was Marktmechanismen und Mit- der BUW Consulting. Das auf Kun- Change-Management entworfen,
Branche viele Trends schneller norieren solche Bemühungen im- Investmentkomitee, ob tatsächlich arbeiter angeht“, sagt Lux. Der in- denmanagement spezialisierte Un- die andere Nutzer zusätzlich für
umsetzen als ihre Kunden. Das
erfordert Investitionen in Tech-
nik und führt zu einem verschärf-
ten Wettbewerb um immer be-
mer, wenn sie die Wertschöpfung
und den Nutzen einer zusätzlichen
Leistung klar erkennen können“,
sagt Jonas Lünendonk, Geschäfts-



gehrtere Fachkräfte.
Diese Punkte prägen das Pro-
gramm des Deutschen Berater-
tags, der heute in Frankfurt statt-
findet. Unter anderem werden
dort der Nutzen von Big Data und
Cloud-Computing diskutiert und
eine Vielzahl von IT-Programmen
speziell für Consultants vorge-
stellt. Zudem geht es um neue
Führungsmodelle „in Zeiten der
digitalen Revolution“. Im BDU
sind aktuell etwa 500 überwie-
gend kleinere und mittelgroße
Gesellschaften vereint, die rund
13 000 Berater in Deutschland re-
präsentieren. Der gesamte Con-
-/%.. ,,"!'+
sultingmarkt setzt nach Ver-
bandsangaben bundesweit mit
über 150 000 Mitarbeitern mehr
als 27 Milliarden Euro pro Jahr
führender Gesellschafter von Lü-
Mehr Auswahl für Bewerber
Vor allem bei den großen Beratungsgesellschaften wächst die Vielfalt der Jobprofile. Das macht die Personalsuche aufwendiger.
Manuel Heckel
Köln
A
m kommenden Dienstag
geht es in Frankfurt um
Datenanalyse, ein paar Ta-
ge später in Berlin um Digi-
talisierung in der Wirtschaftsprü-
fung: Die Prüfungs- und Beratungs-
gesellschaft KPMG will bei ihrer
„Lecture“-Reihe in enger Taktung

 
Geld in die Entwicklung eines eige-
nen Produkts gesteckt werden soll.
Vertrieb und Marktbearbeitung
laufen dann eigenständig: „Da
haltliche Transfer zur Beratung
müsse aber gegeben sein: „Wir wis-
sen, wo unsere Wurzeln sind.“
Wenn Software die Analyse über-
ternehmen denke intensiv über
andere Geschäftsmodelle nach.
Die Beratung mit etwa 50 Mitar-
beitern hat gemeinsam mit Kun-
einzelne Analysen erwerben kön-
nen. So könnten gerade kleinere
Berater ihr Wissen punktuell ver-
breitern, sagt Jan Oßenbrink: „Ge-
müssen wir ganz anders agieren, nimmt, mindert das freilich den den Entwicklungslabors aufgebaut meinsam sind wir erfolgreicher.“
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Thema im Mittelpunkt, aber unter den Bewerbern die zahlreichen im deutschsprachigen Raum ver- PwC. „Dadurch können wir gewisse
diesem Schirm stellt sich das ge- Profile und Einsatzbereiche zwi- antwortet: „Vielleicht entdecken Top-Kandidatensegmente für uns "., $(&&'+
samte Unternehmen vor. Das Wer- schen IT, Wirtschaftsprüfung und wir im Bewerbungsgespräch noch begeistern – insbesondere aus dem
ben um die passenden Köpfe bleibt Strategieberatung intensiver erklä- ein großes Pfund, mit dem der Start-up-Umfeld.“
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eine der größten Herausforderun- ren. „Das kommt relativ oft vor, Kandidat gar nicht gewuchert hat.“ Der Wechsel innerhalb des Unter- 0(' /'",.& "--' "'-! /' /' 1)!'%"!' '$'-.3'+
gen der Berater. Gerade an der weil man die Fülle der einzelnen Alle Gesellschaften werben da- nehmens könnte an Bedeutung ge- - "-. /! /'-,
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Schnittstelle der Talente mit Fach- Jobs gar nicht immer kennen mit, dass durch den Umfang der winnen – auch um Berater länger- /' 23%%'.
kenntnissen rund um die Digitali-
sierung hat sich der Wettbewerb zu-
letzt deutlich verschärft.
Für die großen Beratungshäuser,
3 300 kann“, sagt Dykta.
Wichtig ist dabei für Personalver-
antwortliche, überhaupt in Kontakt
Aufträge die Mitarbeiter regelmä-
ßig in Kontakt mit unterschiedli-
chen Bereichen kommen. In gro-
ßen Projekten könnten etwa Strate-
fristig zu binden. „Alles, was wir ex-
tern an Stellen schalten, schreiben
wir auch im internen Stellenmarkt
aus“, sagt Wamsteker. Bevorzugt
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Einstellungen planen 



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um. Manuel Heckel mit möglichen Kandidaten ins Ge- die jährlich Personal für mehrere zu kommen. Es könne dann vor- gieplaner früh auf Steuerrechtler werden interne Kandidaten dabei ,.' 1", '.%' , ,', ' /'.,'!&,"-!' '%'-
spräch kommen. Hundert Stellen suchen, kommt ein alleine KPMG, Accenture kommen, dass ein Kandidat letzt- und Arbeitsrechtler aus dem eige- nicht: „Es gibt klare Regeln, ähnlich
Eine „Umbrella-Veranstaltung“ anderes Problem hinzu: Sie bringen und PwC im laufenden lich nicht in dem Bereich einge- nen Haus treffen, berichtet Christi- wie beim externen Recruiting“,
IMPRESSUM nennt das Roman Dykta, verant- zwar oft eine starke Marke mit, stellt werde, für den er sich bewor- ne Rupp, als Partnerin verantwort- sagt Strategy&-Partnerin Rupp,
Redaktion: Manuel Heckel,
Geschäftsjahr. 

 

 





wortlich für das HR-Marketing von müssen aber immer unterschiedli- ben habe, sagt Simone Wamsteker, lich für das Recruiting bei Strate- „aber wenn ein Wechsel sinnvoll ist,
Thomas Mersch, Stefan Merx KPMG. Stets stehe ein bestimmtes chere Positionen besetzen – und Quelle: Unternehmensangaben die das Recruiting von Accenture gy&, der Consulting-Tochter von unterstützen wir ihn.“

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