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Was ist Tai Chi Chuan?

Tai-Chi ist die Bezeichnung für das über dem ausgleichenden Gegensatzpaar von Yin und Yang
stehende „höchste Prinzip“, das sich jeder rationalen Beschreibung entzieht. Chuan bedeutet Boxen.
Im weitesten Sinne könnte man Tai Chi Chuan folglich als „effektives Verteidigungssystem“
übersetzen.
Es handelt sich um eine traditionelle chinesische Bewegungskunst zur psychischen, physischen und
mentalen Schulung, die auf der Philosophie des Taoismus, einer philosophischen Schule, die vor
mehr als zweitausend Jahren in China entwickelt wurde, basiert. Wesentliche Aspekte des Tai Chi
Chuan sind: Gesundheit, Meditation und Selbstverteidigung.
Insbesondere soll durch den Unterricht die in den Energiebahnen des Körpers (Meridianen)
zirkulierende Lebenskraft - chinesisch: Qi - angeregt und entwickelt werden, um die
Funktionsfähigkeit des Körpers und die Vitalität des Ausübenden zu erhalten und zu fördern.
Daneben ist Tai Chi Chuan aber auch ein hervorragender Weg zur Selbstfindung und
Bewusstseinserweiterung. Dieser Aspekt ist für alle Menschen bedeutsam, die unter der Hektik und
den Anforderungen unserer Zeit leiden.

Wie wird Tai Chi Chuan geübt?


Beim T'ai Chi Chuan wird in Klassen stufenweise eine „Form“ vermittelt und ausgeführt. Diese
besteht aus genau festgelegten Bewegungen und Figuren, die meist einem Angriff oder einer
Abwehr entsprechen.
Im Unterricht werden nach einer kurzen einleitenden Meditation und spezifischen Gymnastik
einzelne Bewegungen, Figuren oder Abschnitte geübt bzw. vertieft. Dann wird die Form - soweit
nach Leistungsstand möglich - in einem fließenden und harmonischen Rhythmus „durchlaufen“, um
die Kondition, Kraft, Gelenkigkeit, Koordination, Gelöstheit und das Reaktionsvermögen der
Ausübenden stetig zu verbessern.
Da der Körper im Tai Chi Chuan natürlich und „abnutzungsfrei“ bewegt wird, können die Folgen
eines evtl. langjährigen unphysiologischen Trainings einer (Wettkampf-)Sportart oder andere
körperliche Beschwerden gemindert und manchmal auch behoben werden, was für die
„Gesundheitsfürsorge“ wichtig ist.
Das Ziel jeder Übung ist die persönliche Entwicklung im Sinne des Tai Chi Chuan durch
Aktivierung und Stärkung der geistig-seelischen, mentalen und körperlichen Kräfte.

Voraussetzung für eine förderliche Übung, ist das Eintreten in den „Tai-Chi-Zustand“. Hilfreich
dabei sind folgende Punkte:

-Eine korrekte Körperhaltung einnehmen und mit einem positiven „inneren Lächeln“ verbinden;
-In Geist und Körper still, ruhig und klar werden;
-Positive Lebensenergie (Qi) im Körper ausbreiten (sich in seiner Haut wohl fühlen);
-Loslassen, locker, weich, weit und durchlässig werden (sich ganzheitlich entspannen);
-Alle Körperzellen und Energiebahnen durch intensive Vorstellung für den Qi-Fluss öffnen;
-Das „Innere“ latent mit der Technik (Bewegung) verbinden (Einheit von Geist, Gefühl und
Körper).

Hinweis: Mit zunehmender Übung und Reife wird sich der „T’ai-Chi-Zustand“ immer schneller wie
„von selbst“ einstellen.

Bei jeder Übung sollten folgende Grundsätze beachtet werden:

Allgemein:

-Hingabe und Freude


-Ernsthaftigkeit und Konzentration
-Innere und äußere Disziplin
-Aufrichtigkeit (Wahrhaftigkeit)
-Klarheit von Geist und Körper
-Gelassenheit und Zufriedenheit

Technisch:

-Bemühe dich den Inhalt und das Wesen der Bewegungen zu erforschen und zu spüren
-Genauigkeit erschließt das Verständnis für die Bewegungen (Techniken) und fördert ihre positiven
Wirkungen
-Mechanisches, hastiges und gedankenloses Üben führt zur Irritation
-Statisches und dynamisches Gleichgewicht ist eine wesentliche Komponente aller Techniken

Energetisch:

-Gute Körperhaltung und korrekte Atmung sind unverzichtbare Voraussetzungen für einen
optimalen Fluss der vitalen Energie (Qi)
-Atemkraft kann sich nur entwickeln, wenn der Körper auch in den entscheidenden Aktionen sicher
am Boden haftet und entspannt ist
-Beachte bei jeder Technik die physikalischen und physiologischen Gesetzmäßigkeiten
-Denke immer daran, dass die energetischen Aspekte des Tai Chi Chuan für die Förderung deiner
Gesundheit überaus wichtig sind

Geistig (spirituell):

-Die Qualität, also die Klarheit und Harmonie der Form, ist ein ausdrucksvoller Spiegel deines
inneren Zustandes und deiner Einstellung
-Wenn dein Körper die Techniken verinnerlicht (automatisiert) hat, verbinde sie wieder mit dem
Bewusstsein und mit deiner Vorstellungskraft (konkretisiere sie)
-Anschließend sollten die „verbesserten“ Techniken durch fleißiges Üben auf höherem Niveau
wieder verinnerlicht werden (Stufe um Stufe)
-Hingabe verstärkt die Intensität der Konzentration, weil sie die durch tägliche Belastungen und
Anforderungen zerstreute geistige Energie gebündelt auf das Ziel lenkt
-Transformiere die beim Studium des Tai Chi Chuan gewonnenen Erkenntnisse auf deine gesamten
geistigen und körperlichen Aktivitäten

24er Peking Form


Die Peking-Form ist eine vereinfachte Form des Tai Chi Chuan, die 1956 auf Weisung der
chinesischen Regierung eingeführt wurde. Diese Kurzform besteht aus 24 Bewegungen/Figuren und
ist aus dem "alten" Yang-Tai Chi Chuan abgeleitet. Auf die in den Langformen üblichen
Wiederholungen bedeutender Schwerpunkte (Figuren bzw. Sequenzen) wurde verzichtet.

Nach ihrer Veröffentlichung wurde die Peking-Form von "Amts wegen" in chinesischen Schulen,
Sanatorien und Betrieben als
"Heil- und Entspannungsgymnastik" eingeführt. Kurz darauf wurde sie durch chinesische Ärzte,
Therapeuten und Tai-Chi-Lehrer auch in anderen Ländern bekannt und verbreitete sich wegen ihrer
relativ einfachen Struktur und die Beschränkung auf grundlegende Bewegungen/Figuren schnell.

Ein Grund für diese Entwicklung ist unter anderem auch, dass der mit Erlernung und
Verinnerlichung der Peking-Form verbundene zeitliche Aufwand und die körperlichen
Anforderungen im Vergleich zum Studium der "klassischen Langformen" wesentlich geringer sind.

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