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Lichtstreuung und Partikelcharakterisierung

Neue Methoden zur Simulation der Lichtstreuung

a)

22 Dr.-Ing. Thomas Wriedt,


Institut für Werkstofftechnik

Computerprogramme zur Simula-


tion der Lichtstreuung unterstützen
die Forschung auf dem Gebiet der
b)
optischen Partikelmesstechnik bei
der Entwicklung von Methoden zur
Charakterisierung der Form von
nichtsphärischen Partikeln. Viele
dieser Simulationsprogramme sind
frei verfügbar. An dieser Stelle wer-
den einige Programme kurz vorge-
stellt und exemplarisch gezeigt,
dass die Lichtstreuung von versin-
Abb. 1: Gaussian Random Partikel
terten Nanopartikelaggregaten si- a) Oberflächendiskretisierung
muliert werden kann. b) Volumendisketisierung

Probleme der Partikelcharakterisierung


Lichtstreuung an einer Kugel simuliert werden kels sollen die Methoden in oberflächen- und
In der Partikelmesstechnik haben optische Metho- können, sondern auch die Streuung an Partikel, volumenbasierende Methoden eingeteilt wer-
den seit jeher einen festen Platz. Neben den abbil- die nichtsphärisch sind. Im Folgenden soll ein den.
denden Verfahren sind insbesondere in der Nano- kleiner Überblick über zur Verfügung stehende Bei den oberflächenbasierenden Methoden
technik die Streulichtverfahren von Interesse. Methoden und Programme gegeben werden [1]. muss nur die Oberfläche eines streuenden Par-
Nachdem sich die Messtechnik jahrzehnte- Nähere Informationen finden sich in dem zitier- tikels beschrieben und diskretisiert werden. Die
lang darauf beschränkt hat, alle Partikel als ku- ten Artikel und auf der Internetseite ScattPort Berechnung des Streufeldes erfolgt dann ana-
gelförmig zu betrachten und einen äquivalenten [2], die als Informationsportal zum Thema Licht- log der Mietheorie als Reihenentwicklung von
Durchmesser zu bestimmen, gerät heutzutage streuung mit Unterstützung der Deutschen For- sphärischen Wellenfunktionen. Die verbreitets-
mehr und mehr die genaue Partikelform in den schungsgemeinschaft von der Arbeitsgruppe be- ten Programme beruhen auf der T-Matrix Me-
Fokus. Neben der Größe spielt in vielen Fällen trieben wird. thode oder deren Weiterentwicklung. Beispiele
auch die Form eine wichtige Rolle bei den an- hierfür sind die T-Matrix Programme von Mish-
wendungstechnischen Eigenschaften von Parti- Simulationsmethoden chenko (NASA Goddard Institute for Space Stu-
keln. Dieses stellt die Forschung auf dem Gebiet dies) und die Nullfeldmethode mit diskreten
der optischen Partikelmesstechnik vor neue Her- Es ist nicht einfach, einen Überblick über die Quellen (NFM-DS), die am IWT in Bremen ent-
ausforderungen. Zur Entwicklung neuartiger entwickelten und zur Verfügung stehenden Me- wickelt wurde. Das Multiple Multipole Pro-
Charakterisierungsmethoden muss nicht nur die thoden zu behalten. Für den Zweck dieses Arti- gramm (MMP) der ETH Zürich (Institut für Feld-

GIT Labor-Fachzeitschrift 9/2010, S. 650–651, GIT VERLAG GmbH & Co. KG, Darmstadt www.gitverlag.com www.pro-4-pro.com
a)
theorie und Höchstfrequenztechnik) basiert auf
einer Weiterentwicklung der Pointmatching
Methode.
Bei den volumenbasierenden Methoden
muss das ganze Volumen eines streuenden Par-
tikels diskretisiert werden. Hier haben sich
hauptsächlich Computerprogramme durchge-
setzt, die auf der diskreten Dipolapproximation
(DDA) oder der Finite Difference Time Domain
Abb. 2.: a) Model eines versinterten TiO2 Nanop-
Methode (FDTD) beruhen. Bei der DDA-Methode artikelaggregates. b) Simulation der spektralen
gibt es Programmentwicklungen der Princeton Lichtextinktion dieses Aggregates (orientie-
rungsgemittelt)
University (Dept. of Astrophysical Sciences, DDS-
CAT) und der Universität Amsterdam (Informa-
tics Institute, AmsterdamDDA (ADDA)). Des Wei-
teren gibt es eine Vielzahl von freien und
kommerziellen Programmen, die auf der FDTD
b)
Methode beruhen.
Die unterschiedliche Diskretisierung der Parti-
kelform ist in Abb. 1 am Beispiel eines Gaussian
Random Partikels dargestellt. Der Rechenzeitauf-
wand ist bei den Volumendiskretisierungsmetho-
den höher. Allerdings kann mit diesen Methoden
auch die Lichtstreuung von konkaven Partikeln
und inhomogenen Partikeln simuliert werden,
was bei den Oberflächenmethoden in der Regel
nicht der Fall ist.

Beispielrechnung

Um das Potenzial von verfügbaren Simulations-


programmen zu demonstrieren, soll an dieser
Stelle die Simulation der Lichtstreuung eines
versinterten TiO2 Nanopartikelaggregates vor-
gestellt werden. Da Versinterung die mechani-
sche Stabilität eines Aggregates erhöht, besteht
ein Interesse, diese messtechnisch zu erfassen.
Zur Generierung des Ausgangsaggregates auf
dem Computer wurde ein Diffusion Limited Ag- so generierten versinterten Aggregates ist in Ab- Literatur
gregation (DLA) Algorithmus verwendet. Weiter- bildung 2a dargestellt. [1] Wriedt, T.: Light scattering theories and computer
hin ist eine Methode zur Reproduktion des Ver- Der Verlauf des Extinktionsspektrums wurde codes. Journal of Quantitative Spectroscopy & Ra-
sinterungsprozesses notwendig, um die mit dem Programm DDSCAT simuliert und ist in diative Transfer 110, 833–843 (2009)
gewünschten versinterten Aggregate auf dem Abbildung 2b dargestellt. Man erkennt eine [2] Wriedt T.: ScattPort, Light Scattering Information
Computer zu produzieren. deutliche Verschiebung des Maximums im Spek- portal.http://www.scattport.org.
Die morphologische Umwandlung eines Ag- trum gegenüber dem des nicht versinterten Ag-
gregates bei der Sinterung wird durch die Mini- gregates bei gleich bleibender Partikelmasse.
mierung der freien Energie durch Reduktion der ▶ ▶K ontakt
Oberfläche getrieben. Zur Modellierung dieses Fazit Dr.-Ing. Thomas Wriedt
Prozesses wurde eine phänomenologische Me- Institut für Werkstofftechnik
thode basierend auf dem Metaball-Algorithmus Eine Anzahl von Programmen zur Simulation der Bremen
eingesetzt. Für die beispielhafte Berechnung Lichtstreuung an nichtsphärischen Partikeln Tel.: 0421-2182507
wurden die folgenden Parameter verwendet: Der steht frei zur Verfügung und kann sinnvoll zur Fax: 0421-2185378
thw@iwt.uni-bremen.de
Radius des Primärpartikels beträgt r = 25 nm, Bearbeitung von Forschungsfragestellungen auf
www.iwt-bremen.de/verfahrenstechnik/pulver-
die fraktale Dimension ist Df = 1.8 und die An- dem Gebiet der optischen Partikelmesstechnik und-partikelmesstechnik.html
zahl der Primärpartikel ist N = 24. Die Form des eingesetzt werden.

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