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Eine Serie mit Materialien aus der Entwicklungszusammenarbeit

als Beitrag zur UN Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung


N ac h h a lt i g k e i t h at v i e l e G e s i c h t e r

Wer schützt was für wen?


Partizipation und Governance für Naturschutz und Entwicklung

Anregungen aus der brasilianischen Amazonasregion


Wer schützt was für wen?
Partizipation und Governance für Naturschutz
und Entwicklung

Anregungen aus der brasilianischen Amazonasregion


In der Serie „Nachhaltigkeit hat viele Gesichter“
sind folgende Broschüren erschienen:

Entwicklung braucht Vielfalt


Mensch, natürliche Ressourcen und inter­natio­nale Zusammenarbeit
Anregungen aus den Ländern des Südens
Redaktion: Stefanie Eißing und Dr. Thora Amend
Sprachen: deutsch, englisch, spanisch, französisch

Naturschutz macht Spaß


Schutzgebietsmanagement und Umweltkommuni­kation
Anregungen aus Pana­ma
Redaktion: Dr. Thora Amend und Stefanie Eißing
Sprachen: deutsch, spanisch

Use it or Lose it
Jagdtourismus und Wildtierzucht für Naturschutz und Entwicklung
Anregungen aus Benin
Redaktion: Monika Dittrich und Stefanie Eißing
Sprachen: deutsch, französisch

Bodenrecht ist Menschenrecht


Win-Win Strategien für einen langfristigen Naturerhalt
Anregungen aus Südafrika
Redaktion: Dr. Thora Amend, Petra Ruth, Stefanie Eißing, Dr. Stephan Amend
Sprachen: deutsch, englisch

Zwischen Kochherden und Waldgeistern


Naturerhalt im Spannungsfeld von Energieeffizienz und alten Bräuchen
Anregungen aus Madagaskar
Redaktion: Andrea Fleischhauer, Dr. Thora Amend und Stefanie Eißing
Sprachen: deutsch, französisch

Nutzungsrechte für Viehzüchter und Fischer


Vereinbarungen nach traditionellem und modernem Recht
Anregungen aus Mauretanien
Redaktion: Karl P. Kirsch-Jung und Prof. Dr. Winfried von Urff
Sprache: deutsch

Wer schützt was für wen?


Partizipation und Governance für Naturschutz und Entwicklung
Anregungen aus der brasilianischen Amazonasregion
Redaktion: Dr. Thora Amend, Dr. Stephan Amend, Dr. Elke Mannigel und Stefanie Eißing
Sprache: deutsch

Natur im Klimawandel
Ein Planet, viele Menschen – eine Zukunft?
Anregungen aus aller Welt im internationalen Wildniscamp
Redaktion: Andrea Fleischhauer und Judith Jabs
Sprache: deutsch
Impressum

Bibliografische Information der Deutschen


Natio­nalbibliothek
Die Deutsche Natio­nalbibliothek verzeichnet diese
Publikation in der Deutschen Natio­nalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Zitierung
Amend, Thora; Stephan Amend; Elke Mannigel & Stefanie
Eißing (2008): Wer schützt was für wen? Partizipation und
Governance für Naturschutz und Entwicklung – Anregungen
aus der brasilianischen Amazonasregion. In: Nachhaltigkeit
hat viele Gesichter, Nr. 7. Deutsche Gesellschaft für Tech-
nische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Eschborn.
ISBN 978-3-925064-57-9 duziert. Der Film „IARA – Mutter der Fische“ thematisiert
Kasparek Verlag, Heidelberg die Beziehung Mensch – Fischfang in Amazonien; er wurde
Erscheinungsjahr: 2008 1995 von Manfred Linke im Auftrag der GTZ hergestellt.
Die zwei aktuellen Filme über die lokale Ressourcennut-
Serie „Nachhaltigkeit hat viele Gesichter“ zung (Fischfang und die Herstellung von ätherischen Ölen)
Edition der Serie: Dr. Thora Amend & Stefanie Eißing sind verkürzte Versionen einer Filmreihe, die im Rahmen
Verantwortlich in der GTZ-Zentrale: Dr. Rolf Mack des Projektes ProVárzea/IBAMA entstanden. Der Film „Die
Graphik-, CD- und Internet-Design: kunse.com Gummizapfer Amazoniens“ (2005) stammt vom Regenwald-
Institut e.V., der Film „Inventur im Regenwald“ aus der Serie
Herausgeber „nano extra“ (3sat/ZDF) von Jana Lemme. Beide wurden in
Deutsche Gesellschaft für Technische Verbindung mit der vorliegenden Informationsbroschüre für
Zusammenarbeit (GTZ) GmbH die nicht-kommerzielle Nutzung frei gegeben.
Postfach 5180 Fotos wurden zur Verfügung gestellt durch: GTZ/ Pro-
65726 Eschborn jeto ARPA (Fotograf: Araquém Alcantâra), GTZ/ Projeto
T +49 61 96 79 - 0 / 1317 Corredores Ecológicos (Fotograf: Cyro Soares) sowie von
F +49 61 96 79 - 1115 / 6554 Roland Garve und Dr. Benno Pokorny. Zeichnungen wur-
info@gtz.de / rolf.mack@gtz.de den erstellt von Nicole Grassmann (Curupira), Antje Enke
www.conservation-development.net (Treibhauseffekt).
www.gtz.de Für Informationen zu den Projekten, redaktionelle Unter-
© GTZ, 2008. Alle Rechte vorbehalten stützung oder Durchsicht des Textentwurfes danken wir
Die Vervielfältigung für nicht-kommerzielle Zwecke ist unter Johannes Scholl, Dr. Stepan Uncovsky, Dr. Helmut Eger,
Nennung der Quelle erlaubt; die Zusendung von entspre- Andreas Gettkant, Jussara Ramos; Dr. Sondra Wentzel;
chenden Belegexemplaren an die GTZ ist erwünscht (GTZ, Dr. Monika Röper, Petra Ascher; Monika Grossmann,
z. Hd. Dr. Rolf Mack, Postfach 5180, D-65726 Eschborn). Luiz Massucati, Margit Gropper, Elke Bischler und
Stefanie Enssle.
Alle hier vorgestellten Materialien sind (sofern nicht anders
gekennzeichnet) in verschiedenen Projekten entstanden, Die vorliegende Broschüre ist ein Beitrag
die im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche zur Weltdekade der Vereinten Nationen
Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) durchgeführt „Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005
werden. Der Videoclip „Ruf des Samauma“ und der Film – 2014“. Sie unterstützt die Ziele des Natio­
über das „Amazonas-Schutzgebietsprogramm“ wurden im nalen Aktionsplans für Deutschland und
Rahmen des ARPA-Programms des brasilianischen Umwelt­ trägt zur globalen Vernetzung der Akteure
ministeriums im Jahr 2006 produziert. Die Aufnahmen im bei, um den integrativen Anspruch der Bil-
Film „Send Samauma‘s Call around the World“ wurden dung für nachhaltige Entwicklung einzulösen.
von den Teilnehmern des Internationalen Jugendgipfels
„Go4BioDiv“ erstellt und von Ingo Rudloff, irrlicht Film, pro- Die Broschüre wurde auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt.


Inhalt

1 Einleitung, Überblick und Aufbau 8

2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr 12


Der Film „Ruf des Samauma“ 13
Waldzerstörung und deren Ursachen 15
Die Folgen der Entwaldung 20
Das Amazonasgebiet im Spannungsfeld der Interessen 22

3 Die Ausweisung von Schutzgebieten


als Strategie zum Erhalt der Regenwälder 28
Der ökonomische Wert von Schutzgebieten für den Klimaerhalt 28
Gemeinsame Schutzansätze 29
Der Film „ARPA-Schutzgebietsprogramm“ 29
Schutzgebiete in der Amazonasregion 31
Der Film „Die Gummizapfer Amazoniens“ 35
Ist das Management der Schutzgebiete effektiv? 38

4 Bevölkerungsbeteiligung
als Garant für den langfristigen Naturerhalt 40
Partizipation und Good Governance – was ist das? 40
Governance im Naturschutz 41

5 Partizipation und Governance


im brasilianischen Tropenwaldprogramm 46
Lernerfahrungen aus dem Pilotprogramm PPG7 46
Wie funktioniert die gemeinsame Steuerung auf Programmebene? 47
Wie werden Schutzgebiete partizipativ gemanagt? 48
Lokale Abkommen zur Ressourcennutzung in der Umgebung von Schutzgebieten 53
Drei Filme zu lokalen Ressourcennutzungsabkommen 58

6 Ausblick 62

7 Hintergrundinformationen 64
Landesinformationen zu Brasilien 64
Lebensraum Amazonien 68
Der Amazonaspakt – OTCA 80
Brasiliens Schutzgebiete 80
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Brasilien 88
Internationale Vereinbarungen 92

8 Anhang 94
Glossar 94
Abkürzungsverzeichnis 96
Links & Literatur 98
Inhalt der DVD „Wer schützt was für wen?“ 108
Inhalt der CD „Nachhaltigkeit hat viele Gesichter“ 109
Vorwort zur Serie

Die gravierende Ungleichheit zwischen Arm und sein Beitrag aussehen soll, um die Entwicklungs-
Reich, die Erkenntnis über die Begrenztheit der länder bei der Erreichung der Millenniumsziele zu
natürlichen Ressourcen und die zunehmende unterstützen. Dabei bedeutet heutzutage Entwick-
Gefährdung der ökologischen Grundlagen für lungszusammenarbeit immer weniger die Suche
die ökonomische und soziale Entwicklung der nach rein technischen Lösungen. Sie besteht
Menschheit ließen 1992 die politisch Verant- vielmehr in der Unterstützung und Begleitung
wortlichen von 178 Nationen aufschrecken: im von Menschen und Organisationen in schwie-
Rahmen der Weltkonferenz zu Umwelt und Ent- rigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
wicklung unterzeichneten sie in Rio de Janeiro die Veränderungsprozessen.
Konvention über die biologische Vielfalt. Diese Junge Menschen achten häufig sehr aufmerk-
völkerrechtlich verbindliche Vereinbarung sieht sam auf das, was in anderen Ländern passiert.
den langfristigen Erhalt der Natur, die nachhal- Viele haben ein ausgeprägtes Empfinden für
tige Nutzung der Ressourcen und die gerechte Gerechtigkeit und wollen verstehen, wie das, was
Verteilung von ökonomischen Vorteilen daraus als wir hier machen, mit dem, was in anderen Län-
wesentliche Elemente für künftiges Handeln an. dern geschieht, zusammenhängt. Und sie suchen
Unter dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung engagiert nach grundsätzlichen und langfristigen
suchen seitdem die Menschen in vielen Ländern Lösungen. Die Vereinten Nationen haben betont,
nach Wegen, wie sie maßvoll und verantwor- wie wichtig Bildung für eine weltweit gerechte
tungsbewusst mit den vorhandenen natürlichen und friedliche Entwicklung ist, und die Jahre
Ressourcen umgehen können. Dabei ist der Erhalt 2005 – 2014 zur Weltdekade „Bildung für nach-
der biologischen Vielfalt zentral, denn er bedeu- haltige Entwicklung“ erklärt.
tet, Entwicklungsoptionen für die heute lebenden Mit der Reihe „Nachhaltigkeit hat viele
Menschen und auch für die nächsten Generati- Gesichter“ leistet die GTZ einen Beitrag zu dieser
onen offen zu halten. Dekade. Die Broschüren dieser Serie zeigen, wie
Angesichts des globalen Klimawandels Menschen in uns weniger bekannten Ländern
gewinnt ein weiteres völkerrechtliches Überein- Wege finden, ihre eigenen Lebensumstände zu
kommen mehr und mehr an Bedeutung: Die verbessern und gleichzeitig mit ihrer Umwelt scho-
ebenfalls 1992 in Rio vereinbarte Klimarah- nender umzugehen. Die vorgestellten Beispiele
menkonvention der Vereinten Nationen wurde zeigen anhand konkreter Anschauungsmaterialien
mittlerweile von nahezu allen Staaten der Welt unterschiedliche Facetten oder „Gesichter“ der
unterzeichnet. Die Auswirkungen der Erderwär- Nachhaltigkeit. Sie regen an, sich Unterschiede
mung bedrohen über alle Grenzen hinweg Mensch und Gemeinsamkeiten zwischen reichen und
und Natur gleichermaßen. Haben sich anfangs vor armen Ländern bewusst zu machen. Und sie
allem die Industrienationen nur sehr zögerlich für ermuntern im Sinne eines globalen Lernens,
Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase Lösungen aus „dem Süden“ dahingehend zu dis-
entschließen können, stehen heute Strategien zur kutieren, inwiefern sie auch für uns „im Norden“
wirksamen Begegnung des Klimawandels auf der neue und spannende Ideen enthalten können.
politischen Agenda fast jeden Landes. Weltweit ist
erkannt worden, dass der Klimawandel sowohl die
wirtschaftliche Kapazität und den Wohlstand der
reichen Länder, als auch die Entwicklungspotenti-
ale armer Länder und das Überleben ihrer Bevöl-
kerungen bedroht.
Im Jahr 2000 verpflichteten sich die Vereinten Karin Kortmann
Nationen im Rahmen der Millenniums-Entwick- Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium
lungsziele darauf, innerhalb der folgenden 15 Jahre für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
für eine Halbierung der weltweiten Armut, für
den verbesserten Schutz der Umwelt und eine aus-
geglichenere Entwicklung zu sorgen. Deutschland
hat im Rahmen der Agenda 2015 festgehalten, wie
Vorwort zur Brasilien-Broschüre

Brasilien, eines der vielfältigsten und faszinie- innovativen Ansätzen zum Klimaschutz in For-
rendsten Länder der Welt, gehört zu den wichtigs- schung, Politik, Wirtschaft und Handel sollen
ten Partnerländern Deutschlands in der interna- Dialog und Austausch der Partner weiter gestärkt
tionalen Entwicklungszusammenarbeit. Schwer- werden, in Zukunft vermehrt in Form von
punkte sind der Klimaschutz und die Erhaltung Süd-Süd-Kooperationen.
der Artenvielfalt. Die Zusammenarbeit erstreckt Dabei gilt es, dem Zusammenhang von öko-
sich aber auch auf die Gestaltung globaler Rah- logischen, ökonomischen und sozialen Dimensi-
menbedingungen, des internationalen Handels onen der Globalisierung künftig noch stärker als
und der Sicherheitspolitik. bislang Rechnung zu tragen. Die aktive Teilhabe
In der ausgedehnten Amazonasregion Bra- der Menschen vor Ort spielt eine zentrale Rolle:
siliens gibt es vor allem zwei entwicklungspoli- Funktionierende Regierungs- und Verwaltungs-
tische Herausforderungen: die Überwindung der strukturen sowie ein hohes Maß an Bürgerbetei-
enormen sozialen Ungleichheit und der Erhalt der ligung werden zunehmend zum Gradmesser für
großen, aber stetig weiter schrumpfenden Tro- Nachhaltigkeit.
penwälder. Um dort die Millenniums-Entwick- Die vorliegende Broschüre „Wer schützt was
lungsziele bis 2015 im Spannungsfeld globaler und für wen?“ zeigt auf, dass der Schutz der natür-
lokaler Entwicklungsinteressen zu erreichen, müs- lichen Ressourcen nicht nur ein ökologisches,
sen große Anstrengungen unternommen werden. sondern auch ein politisches Thema ist. Es ist
Deutschland ist seit über 40 Jahren ein zuver- wichtig, die Motivationen und Interessen der
lässiger Partner Brasiliens in der Entwicklungszu- Beteiligten für den Ressourcenschutz zu beach-
sammenarbeit (EZ). Im Mittelpunkt der gemein- ten, wenn es um die gemeinsame Entwicklung
samen Arbeit steht der Erhalt der natürlichen Res- und Anwendung von Nutzungsabsprachen oder
sourcen (Tropenwald- und Artenschutz) – ein zen- Managementansätzen geht. Im Amazonasgebiet
trales Aufgabengebiet der deutschen EZ in ganz sind bereits viel versprechende Ansätze entstanden:
Lateinamerika. Darüber hinaus geht es um die das ambitiöseste Naturschutzprogramm der Welt
Förderung von „guter Regierungsführung“. Dazu (ARPA) sowie Programme zur Zusammenarbeit
gehören der Aufbau von Demokratie, Rechtsstaat- mit indigenen und anderen lokalen Ressourcen-
lichkeit sowie Teilhabe der Armen an politischen nutzern. Aus diesen Erfahrungen lässt sich vieles
Entscheidungsprozessen und wirtschaftlicher Ent- lernen und auf den deutschen Kontext übertragen.
wicklung. Insbesondere Frauenrechte und Rechte Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
der Indigenen sollen gestärkt werden.
Weltweit unterstützt Deutschland mit Maß-
nahmen der EZ demokratische Reformen und
Umstrukturierungen. Die so genannten „Anker-
länder“ wie Mexiko und Brasilien sind dabei
besonders wichtige Partner, da sie in ihren Regi-
onen Vorreiter und Impulsgeber sind. Brasilien Dr. Bernd Eisenblätter
setzt viel beachtete Akzente in seiner Umwelt- Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Technische
politik, insbesondere beim Naturerhalt und der Zusammenarbeit (GTZ) GmbH
nachhaltigen Entwicklung im Amazonasgebiet.
Dabei werden die Traditionen von indigenen
Bevölkerungsgruppen und anderen lokalen Res-
sourcennutzern ebenso berücksichtigt wie die
Interessen von Forschungsinstitutionen und priva-
ten Unternehmern.
Klimaschutz ist mittlerweile ein zentrales
Anliegen der Weltgemeinschaft. Die Geberna-
tionen, die die Mittel für die EZ bereitstellen,
sind sich zunehmend einig darüber und koor-
dinieren ihre Hilfen. Durch die Bündelung von
Teil 1
Einleitung, Überblick, Aufbau

Der Regenwald am Amazonas ist bedroht – die lokalen Bewohner schla-


gen Alarm. Wir alle sind aufgefordert, etwas zu tun. Spätestens seitdem
das Thema Klimawandel eine breite Öffentlichkeit erreicht hat, ist für jeden
deutlich, dass Regenwaldschutz uns alle, das heißt auch uns Menschen in
Deutschland etwas angeht.

Das Amazonasgebiet ist das größte zusam- Wetterextremen wie Hitzewellen, Stürmen und
menhängende Tropenwaldgebiet der Erde. Durch starken Regenfällen. Das Amazonasgebiet ist ein
seine immense Ausdehnung und die Vielfalt von global wichtiger Klimaregulator. Die Erhaltung
Lebensräumen, Tier- und Pflanzenarten kommt seiner Wälder ist somit für uns alle wichtig.
ihm eine ganz besondere Bedeutung zu. Vor dem Neben der biologischen Vielfalt besteht in den
Hintergrund des globalen Klimawandels gewinnt neun Ländern, die Anteil am Amazonasgebiet
die Erhaltung der tropischen Regenwälder zusätz- haben, eine große kulturelle Vielfalt: Allein im
lich an Aktualität, da die Auswirkungen regionaler brasilianischen Amazonasgebiet gibt es über 160
Klimaänderungen bereits vielerorts zu spüren Indianervölker, mehr als 400 Siedlungen, deren
sind. Die vom Menschen verursachte Erwärmung Einwohner sich als Nachfahren afrikanischer
der Atmosphäre führt in zunehmendem Maße zu Sklaven definieren, sowie Hunderte von kleinen

Blühender Baum im
Amazonasregenwald

 Teil 1 Einleitung, Überblick, Aufbau


der Regenwälder wurden mit unterschiedlichem Papagei der
Erfolg umgesetzt. Dabei stehen nicht nur die Amazonasregion
Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung und die
Artenvielfalt dieses einzigartigen Tropenwaldes im
Vordergrund, sondern auch sein wichtiger Beitrag
zum Klimaschutz. Im Rahmen einer umfassenden
Raumordnung bildet die Einrichtung von Natur-
schutzgebieten, deren Management von vielen
unterschiedlichen Akteuren unterstützt wird, den
Kern von Lösungsansätzen, die in dieser Broschü-
re vorgestellt und diskutiert werden.

Aufbau der Broschüre


Der vorliegenden Publikation liegt die folgende
Struktur zugrunde:
Gemeinden mit Kautschukzapfern, Paranuss- In Teil 2, der auf die Einleitung folgt, werden
sammlern, Goldsuchern, Fischern oder Kleinbau- die Faszination des Natur- und Kulturraumes,
ern. Der Wald ist ihre Lebensgrundlage und prägt seine Bedeutung für die Wissenschaft, die Wirt-
ihre Identität. Hinzu kommen andere Interessens- schaft und die Klimaregulation dargestellt. Aufge-
gruppen, wie die Holzindustrie, Viehzüchter und zeigt werden aber auch die immanente Bedrohung
Großgrundbesitzer, Sojabauern, Naturschützer der Region, die Ursachen der Zerstörung (wie
und Wissenschaftler. Alle haben eigene, manch- Rodungen für Landbau und Viehzucht sowie
mal konträre Vorstellungen von der künftigen Infrastrukturprojekte und andere Erschließungsin-
Entwicklung der Amazonasregion. Ein effektiver teressen) und ihre Folgen.
und langfristiger Erhalt des Amazonaswaldes Teil 3 stellt die Ausweisung und das nachhal-
kann nur gelingen, wenn alle seine immense tige Management von Schutzgebieten im Rahmen
Wichtigkeit erkennen und der Erhalt des Regen- einer umfassenden Raumordnung als eine zentrale
waldes Teil ihrer Entwicklungsvisionen wird. Strategie zum Klimaschutz dar. Durch Regionen
Stellen wir uns also den dringenden Fragen: mit unterschiedlichen Nutzungsintensitäten soll in
• Wie können die kulturelle und biologische der Landnutzungsplanung Amazoniens ein Mosa-
Vielfalt des Amazonasgebietes dauerhaft ik geschaffen werden, das den Erfordernissen des
bewahrt werden? Raumes und seiner Bewohner Rechnung trägt –
• Wer ist verantwortlich für den Schutz der die Bandbreite der Nutzungen und Gebietstypen
Wälder des Amazonasgebietes? reicht von Indianergebieten über Sammlerreservate
• Für wen sollen sie geschützt werden? bis hin zu strikten Schutzgebieten, die u.a. die
• Wie kann die Erhaltung des tropischen Regen- Fortführung von evolutiven Prozessen ermögli-
waldes funktionieren in einer Region, in der chen und der wissenschaftlichen Forschung neue
unterschiedlichste Gruppen und Interessen Erkenntnisse sowie wichtige Vergleichsdaten lie-
aufeinander stoßen? fern. Ein Exkurs zu den Gummizapfern Amazo-
• Welche Erfahrungen gibt es, die sich aus der niens reflektiert die Bedeutung des Raumes nicht
Geschichte Amazoniens für den interna­tio­ nur für indigene Gruppen, sondern auch für ande-
nalen Naturerhalt nutzen lassen? re traditionelle Gruppen von Ressourcensammlern
• Was hat das alles mit uns hier in Deutschland im Amazonasgebiet. Der mittlerweile fast legen-
zu tun? däre Kautschuksammler Chico Mendes setzte
• Welche Rolle spielt die deutsche Entwick- einen Anfangspunkt in internationalen Diskussi-
lungszusammenarbeit dabei? onen um mehr Beteiligung von lokalen Bewoh-
In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich in der nern am Management von Naturschutzgebieten
Amazonasregion einiges getan. Viele Initiativen und für einen faireren Ausgleich von Schutz- und
für den Erhalt und die nachhaltige Nutzung Nutzungsinteressen.

Teil 1 Einleitung, Überblick, Aufbau 


Bewohner in den Über­
schwemmungsgebieten
der brasilianischen
Amazonasregion.

Der folgende Teil 4 widmet sich den The- Der den Haupttext abschließende Teil 6 stellt
men Partizipation und Good Governance als sich der Frage, was bislang erreicht wurde und
Garanten für einen langfristigen Naturerhalt. wie effizient das Management der Schutzgebiete
Für die Umsetzung der strategischen Ausweisung Amazoniens ist. Zentrale Herausforderungen
von Schutzgebieten als Beitrag zum Klimaschutz für die Zukunft werden aufgezeigt – auch unter
ist das Instrument der Bevölkerungsbeteiligung Hinblick darauf, welchen Beitrag die deutsche
unverzichtbar, denn Partizipation ist notwendig Entwicklungszusammenarbeit in der Begleitung
um: Nachhaltigkeit zu sichern, Akzeptanz zu för- ihrer brasilianischen Partner dazu leisten kann.
dern, Allianzen zu bilden, politischen Rückhalt Die Hintergrundinformationen im Teil 7
zu erzielen, die Öffentlichkeit zu informieren und dienen dem besseren Verständnis der Materie.
einzubeziehen. In Teil 5 zeigen ganz konkrete Sie beinhalten Grunddaten zu Brasilien, zum
Beispiele Wege zu verbesserter „Governance“ in Amazonasgebiet, zur Entwicklungszusammen-
verschiedenen Bereichen auf: bei partizipativen arbeit mit Brasilien und zu den Themen Erhalt
Planungsprozessen, beim gemeinschaftlichen der biologischen Vielfalt, relevante internationale
Management von Schutzgebieten, sowie bei Konventionen, Schutzgebiete, Partizipation und
lokalen Absprachen der Ressourcennutzung im Governance.
Umfeld von Schutzgebieten. Abschließend sind im Teil 8 (Anhang) Links
Zahlreiche didaktische Anregungen und Dis- und Literatur zusammengestellt, wichtige Begriffe
kussionspunkte sowie kurze Filme aus der Ama- in einem Glossar zusammen getragen und Abkür-
zonasregion sollen dazu animieren, sich intensiver zungen erläutert.
mit der Thematik zu befassen. Das Material richtet sich an Multiplikatoren

10 Teil 1 Einleitung, Überblick, Aufbau


und interessierte Menschen aus dem schulischen Es eignet sich für die umwelt- und entwick-
und außerschulischen Bereich. Es soll ihnen lungspolitische Bildungsarbeit mit Jugendlichen
ermöglichen: und Erwachsenen im außerschulischen Bereich
• das Amazonasgebiet in seiner ökologischen oder in der gymnasialen Oberstufe. Neben dem
und sozio-kulturellen Vielfalt kennen zu ler- Einsatz im fachübergreifenden Unterricht oder
nen sowie seine Bedeutung für das globale in den klassischen Fächern wie Geographie, Bio-
Klima zu erfassen, logie, Gemeinschaftskunde / Politik und neueren
• die Einrichtung von Schutzgebieten und das Fächern wie „Global Studies“ eignen sich einige
Aushandeln von Absprachen zur Ressour- der Materialien auf CD und DVD, die im Origi-
cennutzung als Strategien gegen die Rodung nal in portugiesisch oder in englisch belassen wur-
der Wälder und Mittel für ihren dauerhaften den, auch für den fremdsprachlichen Unterricht.
Schutz zu erkennen, Ähnlich wie in den anderen Broschüren der
• Chancen und Probleme von partizipativen Serie „Nachhaltigkeit hat viele Gesichter“ sollen
Ansätzen sowie Herausforderungen der Ent- auch hier spezifische Facetten des umfassenden
wicklungszusammenarbeit im Natur- und Begriffes der „Nachhaltigkeit“ ausgeleuchtet wer-
Ressourcenerhalt einzuschätzen, den. Durch das Aufzeigen konkreter Beispiele und
• durch die Fragestellungen und Anregungen gedanklicher Anregungen soll die Relevanz für
zur Weiterarbeit Bezüge zur eigenen Lebens­ das eigene Leben anschaulich gemacht werden.
umwelt in Deutschland herzustellen.

Durch Schutz und nach­


haltige Nutzung können
die natürlichen Ressour­
cen der Amazonasregion
erhalten werden. Die
Benutzung von traditio­
nellen Fallen für den
Krabbenfang ist eine von
vielen Möglichkeiten.

Teil 1 Einleitung, Überblick, Aufbau 11


Teil 2
Amazonien – ein faszinierender
Lebensraum in Gefahr

Das Amazonasgebiet ist einer der faszinierendsten


Lebensräume weltweit. Es erstreckt sich von den
östlichen Hängen der Anden bis zum Atlantik
und umfasst das größte zusammenhängende
Tropenwaldgebiet unseres Planeten. Mehr als die Amazonasgebiet in Zahlen
Hälfte des Amazonasgebietes liegt in Brasilien • 7,9 Millionen km² Fläche in neun Ländern
und nimmt einen Großteil dieses südamerika- (über 5 Millionen km² davon in Brasilien)
nischen Landes ein. Mit mehr als 5 Millionen • knapp 40% der Fläche Südamerikas, etwa
Quadratkilometern (5,217 Mio km²) ist das bra- 5% der Landfläche der Erde
silianische Amazonasgebiet größer als die Europä- • nahezu 60% der Tropenwälder der Welt
ische Union (4,325 km²).

Das Amazonasbecken
umfasst 7,9 Millionen
Quadratkilometer in
neun südamerika­
nischen Ländern. Der
Regenwald dort gilt als
einer der artenreichsten
Lebensräume der Erde.
Mehr als die Hälfte des
Amazonasgebietes liegt
in Brasilien.

Luftbild aus dem Ama­


zonasgebiet mit Wald
und geschwungenen
Flussläufen.

Weitere Materialien und


Hintergrundinformationen
zu Brasilien und der
Amazonasregion finden
sich im Hintergrund­teil
und auf der beiliegenden
CD.

12 Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr


Weiterführende Informa­
tionen:
• Dossier der Heinrich
Böll Stiftung:
www.boell.de/weltweit/
lateinamerika/
lateinamerika-1785.html
• Ministério de Integração
Nacional: Agencia de
Desenvolvimento da
Amazônia:
www.ada.gov.br/
index.php?
option=com_content
&task=view
&id=40
&Itemid=49

Megadiversität
Wissenschaftler fanden heraus, dass sich die als megadivers geltenden Ländern erstellt wurde.
größte Vielfalt der Arten in nur wenigen Ländern Basierend darauf werden Strategien und Priori-
der Welt konzentriert. So kommen beispielsweise täten des Naturschutzes bestimmt. Zahlreiche
zwei Drittel aller Primatenarten in nur vier Län- Organisationen arbeiten mit diesen Indikatoren
dern vor: Brasilien, Madagaskar, Indonesien und (z.B. die große NRO Conservation International).
Republik Kongo (früher Zaire). Weitere Studien, Auf den ersten Rängen der „Megadiversitäts-Hit-
die auch die Anzahl von Endemismen, also von liste“ stehen Brasilien, Indonesien und Kolumbien.
Pflanzen und Tieren, die nur an einem bestimm- Quelle und weiterführende Informationen:
ten Ort vorkommen, mit einbezogen, führten Mittermeier, R.A. (eds) (1998):
dazu, dass eine weltweit anerkannte Liste von 17 Megadiversity: earth‘s biologically weahlthiest nations.

Der Film Zeit Inhalt

„Ruf des Samauma“ 0:00 Die breiten Brettwurzeln des


Samauma (Kapokbaumes) werden
von den mythischen Gestalten des
Der 5-minütige Videoclip (portugiesisch mit Amazonas, den Curupira, genutzt
englischen Untertiteln) zeigt die ökologische und um zu kommunizieren und den
kulturelle Einmaligkeit des Amazonasgebietes. Ein Wald zu schützen.
jeder ist aufgerufen, für den Erhalt dieser Region 1:09 Schilderung der Bedeutung und
etwas zu tun und dem Ruf des „Samauma“ zu Bedrohung des Amazonasgebietes.
folgen: vom Indiojungen, über den Kleinbauern, 2:30 Aufruf zum Handeln und zur Schaf-
bis hin zu den Menschen in den Städten. Der Clip fung von Schutzgebieten.
entstand im Rahmen des brasilianischen Amazo- Die englischen Untertitel
3:42 Ein jeder ist angesprochen:
nas-Schutzgebietsprogramms ARPA, das von zahl- Was ist mit Dir? Wirst Du dem Ruf sowie deren deutsche
reichen internationalen Gebern unterstützt wird des Samauma folgen? Übersetzung finden sich
– so auch von der deutschen Entwicklungszusam- 4:21 Ziel des Schutzgebietsprogramms
als pdf auf der beilie-
menarbeit. Er wurde erstmals zur Eröffnung der ARPA: die Einrichtung und das genden CD (MMA (2006):
8. Vertragsstaaten-Konferenz der Konvention über effektive Management von Schutz- O chamado da Samaúma
gebieten in der Amazonasregion.
die Biologische Vielfalt gezeigt, die 2006 in Curi- – Samaumas Call.
tiba / Brasilien mit 4.000 Delegierten stattfand.

Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr 13


Der in Brasilien „Samauma“ genannte Kapok-
baum (Ceiba pentandra) ist ein Riese unter den
tropischen Nutzpflanzen: Er erreicht Höhen von
50 bis 70 Metern und Stamm-Durchmesser von
mehr als drei Metern. Charakteristisch für den in
den Wäldern des nördlichen Südamerika, Zentral-
amerika und der Karibik, sowie in Westafrika vor-
kommenden Baumes sind seine oft meterhohen
Brettwurzeln, die den mächtigen Stamm stützen.
Die Hauptäste des Kapokbaumes sind in ausla-
denden, fast waagerechten Etagen angeordnet.
Typisch sind auch seine handförmig gefingerten,
mittelgrünen Blätter von 10 bis 15 cm Länge.
Kapokbäume können mehrere hundert Jahre alt
werden. Im Deutschen wird der Samauma auch
Wollbaum genannt, weil die in der Fruchtkapsel
befindlichen Samenhaare der Baumwolle ähneln
und einen wichtigen Rohstoff für die Füllung von
Matratzen und Kissen liefern.

Anregungen zur Weiterarbeit


Der Film „Der Ruf des Samauma“ eignet sich besonders als Aufhänger und Einstieg in das Thema
„Erhalt des tropischen Regenwaldes und globale Verantwortung“. Er kann dazu benutzt werden,
den Teilnehmern erste Eindrücke von der Amazonasregion zu vermitteln, sie neugierig zu machen,
wachzurütteln oder auch anzuregen, sich Gedanken zu machen und aktiv zu werden.

Analysiere
• Fühlst Du dich von dem „Ruf des Samauma“ angesprochen? (Warum bzw. warum nicht?)
• Analysiere den Aufbau des Filmclips. Beschreibe die wesentlichen Sequenzen: Wie korrelieren
Bilder, Ton und Aussagen?
Recherchiere
Gibt es in Deutschland / Mitteleuropa auch mythische Waldfiguren wie die Curupira in Amazonien?
• Wer kennt diese Figuren? (z.B. Kinder, ältere Mitmenschen, Forstarbeiter, Bewohner von ländlichen
Gebieten)?
• Was machen sie? Welche Funktionen haben sie sozial und ökologisch? Spielen sie heute noch eine
Rolle bei uns?
• Sind ihre Charaktere eher positiv-ermutigend bei Wohlverhalten, oder strafend-angsteinflößend bei
Vergehen? Nenne Beispiele.
• Wie wird der Mythos über diese Figuren weitergegeben? (z.B. in Märchen, Liedern, Gedichten
Schau Dir auch die Clips – finde Beispiele)
von anderen Jugend- Sei kreativ
lichen aus unterschied- • Wie könnte eine Fortführung des Clips aussehen, der weitere gesellschaftliche Gruppen oder
lichsten Ländern rund um andere Teile der Welt z.B. uns in Deutschland mit einbeziehen würde?
den Globus dazu an: • Erstelle selber einen kurzen Clip dazu mit Handy / Digitalkamera.
www.go4biodiv.org • Vergleiche Dein Ergebnis mit dem Deiner Freunde.

14 Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr


Der Curupira ist eine mythische Figur aus der
Amazonasregion Brasiliens. Den indigenen Völkern
gilt er als Beschützer der Wälder und der wilden
Tiere. Sein Name wird abgeleitet aus der Sprache
der Tupi („curu“ für Junge, „pira“ für Körper). Der
Curupira wird als frecher kleiner Zwerg mit lan-
gen roten Haaren und leuchtend grünen Zähnen
dargestellt. Seine Füße sind nach hinten verdreht:
so legt er im Wald falsche Fährten und verleitet
Menschen dazu sich zu verirren. Er verfolgt alle,
die die Natur nicht achten: Jäger, die zum Beispiel
zu Zeiten jagen, während derer die Waldtiere ihre
Jungen aufziehen, oder die mehr Tiere schießen,
als für ihren Lebensunterhalt nötig. Aber auch
Holzfäller, die zu viele Bäume einschlagen und
das Gleichgewicht des Waldes stören, haben
seine Streiche zu fürchten. Wenn ein Mensch im
Wald verschwindet und nicht wieder auftaucht,
wird oftmals der Curupira verdächtigt.

Waldzerstörung und
deren Ursachen Die illegale Rodung
schreitet unaufhörlich
Zwischen 1990 und 2005 ging in Amazonien all- voran. Der „Rodungs­
jährlich durch Rodung eine Fläche Regenwald fast gürtel“ dringt von Süden
von der Größe Sachsens verloren: durchschnittlich und Südosten in den Tro­
17.590 km2. Insgesamt sind schon 17% des brasi- penwald vor. Wegen der
lianischen Anteils am amazonischen Tropenwald steigenden Nachfrage
entwaldete Gebiete
gerodet – das entspricht etwa der doppelten Flä- nach Soja und Rind­
che Deutschlands. 55% der Waldfläche gelten entwaldete Gebiete fleisch vergrößern die
Waldfläche
derzeit noch als weitgehend intakt, aber weitere entwaldete Gebiete Bauern ihre Anbauflä­
Waldfläche
entwaldete Gebiete
28% sind bereits dem unmittelbaren Nutzungs- Rodungsbogen
Waldfläche
chen weiter und drängen
druck durch den Menschen ausgesetzt. Aufgrund Rodungsbogen
Rodungsbogen den Wald zurück.
Waldfläche
des Engagements von Bürgerinitiativen aus dem
In- und Ausland sowie Regierungsmaßnahmen Rodungsbogen
gelang es 2007, diese Rate auf 11.224 km2 zu Unkenntnis über ökologische
verringern. Trockenheitsbedingte Waldbrände Zusammenhänge
und stärkere Abholzungen ließen die Werte Ende Über lange Zeit hinweg galten die Tropen auch
2007 / Anfang 2008 allerdings wieder ansteigen. bei Wissenschaftlern als die Region mit dem Weiterführende Informa­tio­
Rodungen dringen weiterhin auf breiter Front größten Zukunftspotential für die agrarische nen (auch als pdf auf der
von Süden und Südosten in den Tropenwald vor, Produk­tio­n. Der Amazonasraum wurde als eine beiligenden CD):
weshalb man von einem „Gürtel der Entwaldung“ fruchtbare Region gesehen, die für die Ernährung • MMA (2002): Biodiversi-
spricht. Die Entwaldung Amazoniens im großen der Weltbevölkerung in Wert gesetzt werden ty and Forests.
Stil setzte Ende der 1950er Jahre ein. Auslöser sollte. Erst ab Mitte der 1970er Jahre räumten • Deutscher Bundestag
waren die Besiedlungsprogramme der damaligen wissenschaftliche Publikationen (wie z.B. „Die (2002): Anfrage einiger
brasilianischen Regierung entlang der großen Stra- ökologische Benachteiligung der Tropen“ von W. Abgeordneter an den
ßenbauprojekte – zunächst zwischen Belém und Weischet, 1977) mit diesem Irrglauben auf – aber Bundestag zur Zerstö-
Brasilia und ab 1970 entlang der Transamazônica. da war die Besiedlungswelle bereits angerollt. rung der Tropenwälder

Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr 15


Im Laufe der Zeit wurde den neuen Bewoh- zügige Steuererleichterungen und Subventionen
nern und der Regierung klar, dass der üppige durch die Regierung zogen vor allem mittlere und
grüne Hochwald der Terra Firme (so wird das große Investoren an. Die 1966 gegründete Behör-
Land genannt, das nicht regelmäßig vom Wasser de zur Entwicklung Amazoniens SUDAM (Super-
überflutet wird) nicht auf nährstoff- und humus- intendência de Desenvolvimento da Amazônia)
Weiterführende Informa­ reichen Böden wächst. Bei nicht-angepasster förderte die Ansiedlung.
tionen und Grafiken landwirtschaftlicher Nutzung verarmen die Böden Obwohl die direkten Subventionen mittlerwei-
(auch als pdf auf der schnell und sind in der Folge nur noch für exten- le weitgehend abgeschafft wurden, sind Landspe-
beiligenden CD): sive Viehzucht geeignet – oftmals mit weniger als kulation, Geldwäsche und „Steuererleichterungen“
Germanwatch: einem Rind pro Hektar. Aber die großflächige an der Tagesordnung. In einem Raum, in dem der
Arbeitsblätter Tropenwald Rodung folgte und folgt in der Amazonasregion Staat kaum Präsenz zeigt und über wenig Durch-
und Klimaschutz. nicht immer rationalen Argumenten und Mustern. setzungskraft verfügt, sind mangelnde Kontrolle
und Sanktionierung Motivation genug, um mit
Besiedlungsprogramme und illegalen Rodungen und Landnahmen im großen
Landspekulation Stil fortzufahren. Speziell in Regionen, die durch
Kleine Farmer spielen im Unterschied zu anderen Straßen erschlossen werden, sind die Gewinne
Ländern in Brasilien als Motoren für Rodungs- durch Landspekulation oft weit höher als durch
aktivitäten nur eine untergeordnete Rolle. Groß- Rinderzucht oder Landbau.

Etwa ein Fünftel des


Waldes ist bereits zer­
stört. Seit 1970 verlor
Amazonien bereits
knapp 700.000 Quadrat­
kilometer Waldbede­
ckung. Das entspricht
nahezu der zweifachen
Fläche Deutschlands.
Die illegale Rodung
schreitet unaufhörlich
voran. Wegen der stei­
genden Nachfrage nach
Soja und Rindfleisch
vergrößern die Bauern
ihre Anbauflächen wei­
terhin und drängen den
Wald zurück.

16 Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr


Die Viehzucht, die auch
der Befriedigung unse­
res Fleischkonsums in
Europa dient, trägt zur
Abholzung des Regen­
waldes am Amazonas
bei.

Ungeklärter Landbesitz und „rechtsfrei“ empfundenen Raum entstehen zahl-


mangelnde Durchsetzungskraft reiche Konflikte und es kommt dabei immer wie-
des Staates der zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.
Die Größe des Gebietes, seine Unzugänglichkeit In rund einem Drittel des Amazonasgebietes
und die defizitären Finanz- und Personalressour- ist nicht klar, wem das Land gehört. Dies führt
cen machen eine wirksame Überwachung der dazu, dass Menschen das Recht zu ihren Gunsten
Amazonasregion durch Regierungsstellen fast interpretieren: Wer in Amazonien Land erwerben
unmöglich. Ohne staatliche Kontrolle entstehen will, rodet einfach den Wald darauf. Landtitel
ungeplante Ansiedlungen. Straßen und Wege wer- können „ersessen“ oder vor Gericht erstritten wer-
den ohne Kenntnis und Billigung der Behörden den, wenn sich nachweisen lässt, dass das Land
gebaut und auch die Aneignung von Ländereien bewohnt und „in Wert“ gesetzt wird. Am ein-
geschieht oft auf illegalen Wegen. In dem als fachsten geht das, indem man den Wald abbrennt

Unser Konsumverhalten in Deutschland stammt. Eine nachhaltige und umweltscho-


hat direkte Auswirkungen auf das Amazo­ nende Waldbewirtschaftung in der Ama-
nasgebiet zonasregion ist deshalb finanziell kaum
• Viele Tiere, deren Fleisch wir hier in Deutsch- konkurrenzfähig.
land konsumieren, werden mit Futter aus • Europa ist einer der größten Abnehmer von
Sojabohnen aus der Amazonasregion gefüt- illegal gehandelten Wildtieren aus der Ama-
tert. Die große Nachfrage nach Fleisch und zonasregion (z.B. Papageien, Amphibien,
das Verbot zur Verfütterung von Tiermehl Reptilien für private Züchter und Tierhändler). Weiterführende
lassen die Sojafelder im Amazonasgebiet Viele gefangene Tiere überleben den Trans- Informationen unter:
wachsen. port nicht, nur etwa jedes zehnte der illegal • www.oroverde.de/lehrer/
• Auch die Produktion von pflanzlichen Ener- gehandelten Wildtiere kommt lebend im Emp- materialien/
gieträgern, den so genannten „Biofuels“ (z.B. fängerland an. arbeitsblaetter.html
Biodiesel), wird zunehmend zum Problem: • Deutschland ist mit 230 kg pro Kopf und • www.amazonas.de/
für Palmölplantagen und Sojaanbau werden Jahr der viertgrößte Papierverbraucher der amazonas/portal_
große Flächen benötigt. Welt. Um diesen enormen Bedarf zu decken, regenwald.html
• Tropenholz aus illegalem Einschlag gelangt importieren wir Zellstoff, der zumeist aus • www.umweltkids.de/
auf den europäischen Markt. Die Preise für schnell wachsenden Plantagen-Hölzern schwerpunkte/
dieses Holz sind wesentlich niedriger als gewonnen wird, für die weltweit Regenwald- regenwald/einfuehrung/
für Holz, das aus geregelter Forstwirtschaft gebiete dezimiert werden index.shtml

Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr 17


Bergbau ist eine weitere
Bedrohung für die
natürlichen Ressourcen
der Amazonasregion.

und einen Stacheldrahtzaun um das begehrte Viehzucht, Landbau und wertvolle


Land zieht. Hölzer
Mittlerweile hat die illegale Landnahme in Die extensive Viehzucht und der Sojaanbau sind
vielen Gebieten geradezu mafiöse und nur schwer aktuell treibende Kräfte für die Abholzung im
kontrollierbare Züge angenommen. Denn das Amazonasgebiet – und sie haben unmittelbar mit
Geschäft mit besetztem Land ist lukrativ in Ama- uns und unserem Konsumverhalten zu tun: Das
zonien. Häufig werden traditionelle Waldbewoh- Sojamehl ist überwiegend für den europäischen
ner und Indigene von den Neuankömmlingen mit oder nordamerikanischen Markt bestimmt. Nach
Waffengewalt vertrieben. Behörden und Gerichte dem Erlass des Tiermehl-Fütterungsverbotes in
haben es nicht leicht, legitime Ansprüche von Europa (aufgrund des Skandals um den „Rin-
illegalen Landnahmen zu unterscheiden, da die derwahn“) stieg die Nachfrage nach Soja aus der
Landbetrüger kreativ sind. Einer ihrer Tricks Amazonasregion sprunghaft an, da es nun als
Quelle: besteht darin, gefälschte Dokumente in eine Papp- Zusatzfutter für die Fleischproduktion innerhalb
Scholl, J. (2007): schachtel mit Grillen zu legen. Schon nach kurzer der Europäischen Union verwendet wird.
Brasilien: Naturschutz ist Zeit sehen die Papiere älter und somit echter aus. Eine weitere wichtige Ursache für die
der beste Klimaschutz Das hat dem Landbetrug den Namen „Grilagem“ Waldzerstörung ist der Einschlag von Bäumen
(als pdf auf der eingebracht. Vielerorts wird „Grilagem“ in großem (Edelhölzern), von denen zwei Drittel für den
beigefügten CD) Stil praktiziert. brasilianischen Wohnungsbau- und Möbelmarkt

18 Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr


Der Ökologische Fußabdruck: bei dem jeweiligen Lebensstil verbraucht. Mit der
Zusammenhang von Klimawandel und Beantwortung von 15 Fragen kann man seinen
Ressourcenverbrauch individuellen Fußabdruck berechnen und mit
Auch unser Konsumverhalten beeinflusst die der existierenden ökologischen Kapazität der
Zerstörung am Amazonasgebiet. Der ökologische Welt vergleichen: www.myfootprint.org. Auch die
Fußabdruck misst die Landfläche, die Menschen WWF-Jugendlichen aus der Schweiz haben einen
mit unterschiedlichen Lebensstilen brauchen. amüsanten Selbsttest mit Comiczeichnungen für
Obwohl der globale Klimawandel durch die das Internet erarbeitet: www.footprint.ch
Abholzung der Wälder in den tropischen Ländern - Wie hoch ist Dein eigener „Fußabdruck“?
massiv beschleunigt wird, so trägt doch der Wie viele Planeten bräuchten wir, wenn alle
Lebensstil der Menschen in den Industrieländern so leben wollten, wie Du?
wesentlich zum Entstehen der Umweltprobleme - Was könntest Du ändern, um weniger
bei. Wir verbrauchen aufgrund unserer Konsum­ Ressourcen zu verbrauchen?
ansprüche deutlich mehr Ressourcen als nach- - Welche der im Text abgefragten Bereiche
wachsen können. Was wäre wenn alle Menschen haben direkten Einfluss auf das Klima,
so leben wollten wie wir? welche indirekten?
Das Earth Day Network hat ein Quiz zum öko- Quelle und weiterführende Informationen:
logischen Fußabdruck ins Internet gestellt, das www.myfootprint.org
zeigt, wie viel Land- und Meeresfläche notwendig www.footprint.ch
ist, um das zu produzieren, was jeder einzelne

bestimmt sind. Schätzungen zufolge wird 80% erstellt sind, sowie eine staatliche Durchsetzungs-
des Holzes in Brasilien ohne Rücksicht auf die fähigkeit in dem „rechtlosen“ Raum zumindest in
gesetzlichen Regelungen eingeschlagen. Dabei Ansätzen hergestellt ist. Von zentraler Bedeutung Weiterführende Informa­
wird nicht darauf geachtet, möglichst wenig Scha- ist dabei auch die Umsetzung von Umweltricht- tionen: BMZ (2004):
den im Wald anzurichten und nur die Menge zu linien und Verfügungen zum Naturschutz. Die Fortschrittsbericht zur
entnehmen, die wieder nachwachsen kann. Oft ist Straße ist ein gutes Beispiel um zu illustrieren, wie deutschen bilateralen Ent-
der Einschlag von einzelnen wertvollen Bäumen Entscheidungsprozesse über Infrastrukturprojekte wicklungszusammenarbeit
der erste Schritt, der den Wald durch Pfade und in Tropenwaldgebieten verändert werden müssen, im Waldsektor (auch als
Wege erschließt und weitere Besiedlung und Zer- um auch Aspekten des Naturschutzes Rechnung pdf auf der beiliegenden
störung nach sich zieht. zu tragen. CD).

Straßenbau und Erschließungen Straßen sind oft die


Die Rechtlosigkeit bzw. die mangelnde Durchset- ersten Wege in den
zungsfähigkeit der brasilianischen Regierung im Wald, die Besiedlung
Kontext des Straßenbaus quer durch das Ama- und Zerstörung nach
zonasgebiet wird in einem Beitrag des Forschers sich ziehen.
Philip Fearnside (2007) zusammengefasst. Er stellt
die Auswirkungen der international viel kommen-
tierten Trasse „BR-163“ dar, die im brasilianischen
Amazonasgebiet die Städte Cuiabá und Santarém
verbindet. Entscheidungsprozesse fügen sich hier
individuellen Gewinnbestrebungen und Machtin- Weiterführende Informa­
teressen über die reichen Ressourcen des Raumes, tionen: englischer Text
sowie dem als gewinnträchtig angesehenen Export des Artikels von Philip
von Sojabohnen. Der Autor plädiert dafür, die Fearnside:
Asphaltierung der Bundesstraße solange zurück www.springerlink.com/
zu stellen, bis Landrechte geklärt und Kataster content/a2h6636624vqj308

Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr 19


Staudämme Die Folgen der
Seit Beginn der 1980er Jahre führt ein weiterer
Faktor zur großflächigen Regenwaldzerstörung
Entwaldung
- der Bau von riesigen Staudämmen. Diese Art der Die Zerstörung des Amazonasgebietes zieht viele
Nutzung von Flussauen, die kaum Gefälle auf- Folgen nach sich – einige haben Auswirkungen bis
weisen, führt zur Überflutung weiter Waldgebiete zu uns in Deutschland. Eine Vielzahl von Arten,
und Umsiedlung von Tausenden von Indianern Ökosystemen und genetischen Ressourcen gehen
und anderen traditionellen Waldbewohnern. mit der Entwaldung im Amazonasgebiet verloren.
Wichtige Grundlagen für medizinische oder phar-
Eingriffe in den Wasser­ mazeutische Produkte verschwinden, damit auch
kreislauf, wie der Bau zahlreiche Vorbilder der Natur, die in der Technik
von Staudämmen, für die Entwicklung neuer Werkstoffe und Ver-
haben oft gravierende fahren dienen können („Bionik“). Wichtige Roh-
Auswirkungen auf ama­ stoffe, wie das Tropenholz, Nahrungsmittel oder
zonischen Ökosysteme Naturheilstoffe wachsen mit dem Schwund der
und die dort lebenden Amazonaswälder nicht mehr nach. Lebensraum
Menschen. für Pflanzen und Tiere, aber auch für Menschen

Auswirkungen von Staudämmen Die Probleme sind immer die gleichen:


1984 wurde der Tucurui- Stausee am Rio Tocan- • Durch die geomorphologischen Gegeben-
tins im Bundesstaat Para geflutet. Dabei wurde heiten, besonders das geringe Gefälle, müs-
eine Fläche von 2.430 Quadratkilometern tro- sen riesige Flächen überflutet werden, die
pischen Regenwaldes unwiederbringlich zerstört. Flora und Fauna wird vernichtet.
Da nur etwa 10% der Waldfläche vorher gerodet • Oft sind die Zuflüsse zu gering, um die
wurden, setzten sehr schnell Fäulnisprozesse erhöhten Verdunstungsraten auszugleichen.
ein, giftige Gase wurden freigesetzt. 25.000 • Da der Wald vor der Überflutung nur zum Teil
Menschen mussten wegen des Stausees ihr oder gar nicht gerodet wird, setzen oft Fäul-
Land verlassen, darunter die Indianervölker der nisprozesse ein. Um dies zu verhindern, wer-
Gavioes, Parakana und Guajajara. Ökonomisch den dioxinhaltige Entlaubungsmittel benutzt,
erwies sich Tucurui als Fehlschlag. Die Kilowatt- was zur Verseuchung der Gewässer führt.
stunde kostet die Betreiberfirma Elektronorte • Es besteht nur eine sehr geringe Zirkulati-
2,7 Pence, sie wird jedoch für 1,2 Pence an die on der Gewässer, was zur Folge hat, dass
Aluminiumwerke Albras in Barcarena und Alumar es doch zu Fäulnisprozessen und starker
in Sao Luis abgegeben. Diese vom Staat subven- Eutrophierung kommt. Der See „kippt um“,
tionierte Stromerzeugung kostet das Land jährlich es entstehen Schwefelwasserstoffe, er wird
230 Millionen US-Dollar. zum Brutgebiet von Moskitos, die Malaria
Der Balbina-Stausee, 1987 geflutet, hat 2.500 übertragen.
Quadratkilometer Regenwald überflutet. Das • Tausende Menschen werden umgesiedelt.
dort gebaute Wasserkraftwerk sollte eine Ener- Die Indianervölker verlieren ihre Lebens­
gieleistung von 250 MW für die Freihandelszone grundlage und ihre Kultur - sie sterben aus.
Manaus liefern. Tatsächlich produziert es aber • Durch viele vorher nicht beachtete Pro-
nur 94 MW und ist mit seinen Baukosten von bleme steigen die Kosten oft weit über die
1 Milliarde US-Dollar Brasiliens teuerster Strom- geplanten Finanzen hinaus. Der Strom wird
produzent. Auch hier mussten viele Menschen so teuer, dass er vom Staat gestützt werden
Quelle und umziehen, der Wald wurde nicht gefällt, die oben muss.
weiterführende genannten Folgeerscheinungen traten ein. • Viele Kraftwerke erreichen nicht die geplante
Informationen: Die zwei Staudamm-Beispiele stehen sympto- Leistung, eine weitere Verteuerung des Stro-
Bergner (2008) matisch für alle anderen. mes ist die Folge.

20 Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr


geht verloren. Besonders betroffen davon sind die Jedes Jahr fallen in den
indigenen Völker, die in der Region schon lange niederschlagsärmeren
vor Ankunft der Europäer siedelten und angepasst Monaten einige Seiten­
an die natürlichen Gegebenheiten der Region arme des Amazonas
lebten und wirtschafteten. ganz trocken – manche
Die fortschreitende Entwaldung führt auch Jahre führen zu extre­
zu immer öfter beobachteten Dürrekatastrophen, men Austrocknungen.
wie z.B. im Jahr 2005, als die „Gesellschaft für
bedrohte Völker“ in den deutschen Medien auf
das große Fischsterben am Amazonas und der
damit einhergehenden Bedrohung der Lebens-
grundlagen von Indianern aufmerksam machte.
Zeitgleich warnten amerikanische und brasilia-
nische Wissenschaftler in einer Studie, Amazoni-
ens Regenwald sei durchlöchert wie ein „Schwei- Die illegalen Brandro­
zer Käse“. Die bereits zerstörte oder geschädigte dungen beschleunigen
Regenwaldfläche sei doppelt so groß wie bislang den Klimawandel.
angenommen.

Der Wasserspiegel sinkt


in der Trockenzeit an
einigen Stellen um meh­
rere Meter.

Quelle und weiterführende


Informationen: Gesell-
schaft für bedrohte Völker,
2005 und 2008 (als pdf
auf der beigefügten CD).

Ökozid, Genozid, Ethnozid – Folgen der Vernichtung der Regenwälder

• Der Regenwald bietet ein unermessliches können überleben, seit aus dieser Pflanze ein
Potential an genetischem Material. Wenn man Medikament hergestellt werden kann.
sich einmal vergegenwärtigt, dass die Ernäh- • Im untrennbaren Zusammenhang mit der
rung der Menschheit zur Zeit im Wesentlichen Vernichtung des Regenwaldes steht die Aus-
an etwa 15 Pflanzen hängt, kann man ermes- rottung ganzer Völker, Stämme und damit
sen, welche Bedeutung dieser Fakt haben auch Kulturen. Das Wissen um die Natur,
kann. Durch Kreuzung mit Wildformen ist es das mit diesen Menschen verloren geht, ist
möglich, verschiedene Eigenschaften, wie unersetzlich.
Resistenz gegenüber Schädlingen, neu zu Doch ist es das richtige Herangehen an die
beleben. Frage des Schutzes der tropischen Regenwäl-
• Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Ver- der, wenn wir nur immer unseren Vorteil sehen?
wendung in der Medizin und Pharmazie. Nur Wollen wir Natur und Völker nur schützen,
ein verschwindend geringer Teil der Pflanzen um sie auszunutzen, sei es als wissenschaft-
wurde bisher daraufhin untersucht. Das klas- liches Objekt oder Ware? Hier muss ein großer
sische Beispiel ist das „Rosige Immergrün“, Umdenkprozess einsetzen.
eine Pflanze aus dem tropischen Regenwald.
Vier von fünf an Leukämie erkrankten Kindern Quelle: Bergner (2008)

Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr 21


Die Brände in der Ama­
zonasregion haben
einen hohen Anteil an
den weltweiten CO2-
Emissionen. Brasilien
zählt zu den vier größ­
ten Treibhausgas-Emit­
tenten weltweit.

Durch die Fragmentierung der Naturräume Das Amazonasgebiet


und die Eingriffe des Menschen in die Ökosys-
teme werden diese zusätzlich anfälliger für Stö-
im Spannungsfeld der
rungen. Nicht nur die Vielfalt der Arten, sondern Interessen
auch der Funktionen und Dienstleistungen der Aufgrund der globalen Auswirkungen steht die
Ökosysteme für den Menschen, wie zum Beispiel Erschließungspolitik Brasiliens im Amazonasraum
die Wasserversorgung oder die Klimaregulation, unter intensiver internationaler Beobachtung.
können dann nicht mehr langfristig garantiert Zahlreiche Presseartikel, wissenschaftliche Unter-
werden. suchungen und Diskussionsbeiträge reflektieren
Die Folgen der Entwaldung Amazoniens für das Interesse der Weltgemeinschaft. Im Folgenden
den globalen Klimawandel nehmen in den Medi- spiegeln einige Beiträge die Bandbreite der kri-
en viel Raum ein: Bereits seit einigen Jahrzehnten tischen Stimmen des In- und Auslandes wider,
ist bekannt, dass bei der Abholzung der Regen- zeigen aber auch die zunehmende Sensitivität bra-
wälder CO2 entweicht und als Treibhausgas wirkt. silianischer Politiker angesichts der Einmischung
Das treibt die unnatürliche Erwärmung der Erde externer Experten und Organisationen auf.
immer schneller voran. Brasilien hat einen hohen Viele Interessen gibt es also am Amazonas-
Anteil an den globalen CO2-Emissionen – durch gebiet: Klima- und Naturschützer, Politiker und
die Abgase der Ballungsräume und industriellen Wirtschaftsunternehmer, Pharmakonzerne, Vieh-
Anlagen, aber vor allem durch die Brände und züchter, Kleinbauern und Indianer. Die meisten
Rodungen am Amazonas. Fearnside, der seit Wortführer in den Amazonas-Debatten stammen
30 Jahren in der Amazonasregion forscht, hat nicht aus der Region und sind auch keine Brasilia-
hochgerechnet, welchen Beitrag der Verlust von ner. Zunehmend geht es daher neben Wirtschafts-
Regenwald zum Klimawandel leistet. 27.200 Qua- fragen auch um politische Aspekte, um Machtfra-
dratkilometer wurden im Jahr 2004 am Amazo- gen und um nationale Souveränität.
nas gerodet. Das hat laut seinen Berechnungen Als Beispiele für die Diskussion werden im
500 Millionen Tonnen Kohlenstoff freigesetzt, der Folgenden verschiedene Positionen aufgezeigt. Der
in der Vegetation gebunden war, viermal so viel erste Artikel beschreibt die Haltung eines west-
wie Brasilien im selben Zeitraum mit dem Ver- lichen Industrievertreters, der dafür plädiert, das
brennen von Öl, Kohle und Erdgas emittiert hat. Amazonasgebiet zu kaufen und zu schützen, sowie

22 Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr


Auf der beiliegenden CD
Benno Pokorny und seine Kollegen vom Institut vermittelt die PowerPoint
für Waldbau der Universität Freiburg zeigen das Präsentation „Großer Wald
Spannungsfeld der Interessen auf, in dem auch und kleine Leute, eine
die deutsche Regierung, Vertreter der Wirt­ Herausforderung für wen?
schaft und die Konsumenten sich befinden: der Universität Freiburg
„Amazonien ist ein riesiges Gebiet mit vielen (Dr. Pokorny) einen visu-
verschiedenen Akteuren, die unterschiedlichste ellen Eindruck von den
Interessen verfolgen. Amazonien ist auch wich- Bewohnern und Ressour-
tig für Deutschland und es gibt eine Reihe von cennutzern des Amazo-
gegenseitigen Verflechtungen. Allerdings sind die nasgebietes.
deutschen Interessen vielschichtig und oft nicht
miteinander vereinbar. Rohstoffe und Futtermittel
für die Konsum- und Agrarindustrie in Deutsch-
land stehen den Bestrebungen zur Walderhaltung
und dem Schutz bedrohter indigener Kulturen
entgegen. Als direkte Folge dieses Interessenkon-
fliktes gibt es keine Stringenz in der deutschen
Amazonaspolitik. Schon die einzelnen Ministerien
verfolgen sehr unterschiedliche Strategien und
vollständig gegensätzliche Ziele werden von deut-
schen Firmen und Nichtregierungs-Organisationen
angestrebt.
Der Spagat zwischen wirtschaftlichen Inter-
essen, umweltpolitischer Vernunft und sozialer
Verantwortung gelingt kaum. Als Konsequenz ist
auch das Verhalten der Bürger in Deutschland
ambivalent. Zum einen unterstützt der deutsche
Bürger durch Steuergelder oder Spenden Bestre-
bungen zur Walderhaltung, auf der anderen Weiterführende Informa­
Seite ist er aber auch froh, dass er preisgünstige tionen:
Nahrungsmittel erwerben kann, etwa Fleisch • Pokorny (2006): Großer
von Tieren, die mit billigem brasilianischen Soja Wald und kleine Leute –
gemästet wurden. Deutschland befindet sich Eine Herausforderung
durch seine gegensätzlichen Ziele in einem für wen? (auch als pdf
Dilemma und entsprechend diffus ist die deutsche auf der beigefügten CD)
Amazonaspolitik.“ • Bergner (2008):
Quelle: Deutschland und der
Pokorny et al. (2006): „Großer Wald und kleine Leute...“ Regenwald am Amazo-
nas.

die Meinung eines Journalisten hinsichtlich der lien aus dem Jahr 2006.
Umsetzbarkeit dieses Vorschlages. Die folgenden Von der Aussage her ähnlich deutlich, aber
beiden Beiträge stellen Gegenpositionen brasilia- in eher philosophischer Form äußerte sich der
nischer Politiker dar. bekannte brasilianische Ökonom, Politiker und
Stellvertretend für die brasilianische Position frühere Präsidentschaftskandidat Cristovam Buar-
als Antwort auf derartige internationale Angebote que vor amerikanischen Studenten auf die Frage,
und Diskussionen steht im Folgenden ein gemein- ob es nicht besser wäre, wenn das Amazonasgebiet
sames Statement der Umweltministerin sowie des unter internationale Verwaltung gestellt würde.
Außen- und des Wirtschaftsministers von Brasi-

Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr 23


Um den Regenwald zu
schützen müsste man
ihn für ca. 18 Milliarden
Dollar kaufen, so der
schwedische Unterneh­
mer Johan Eliasch.

Amazonien kaufen? Gesetzgebung, dass Richter unabhängig in ihren


Der schwedische Unternehmer Johan Eliasch, Entscheidungen sind, sich nicht an Gesetze
Besitzer der Sportartikelfirma „Head“, bekannt und Entscheidungen höherer Instanzen halten
durch ihre Ski und Tennisschläger, hat am 5.Juli müssen, trägt da viel bei. Ebenso trägt dazu die
2006 auf einer Konferenz in London anderen unklare Grenzziehung zwischen den Gemeinden
Unternehmern vorgeschlagen, mit ihm zusammen in diesen Gebieten bei.
das gesamte Amazonasgebiet zu kaufen, was Insofern dürfte es gar nicht so leicht sein, alle
etwa 18 Milliarden Dollar kosten würde. (…) diese Parzellen zu kaufen. Das noch weit größe-
Eliasch will das Regenwaldgebiet so vor der re Problem ist aber, sein Land dort zu sichern.
weiteren Zerstörung sichern, sprich vor dem Daran ist ja schon der brasilianische Staat
Abholzen und Abbrennen. Er ist nämlich der gescheitert – wenn man auch sagen muss, dass
Überzeugung, dass die stark steigende Zahl er es noch nicht ernsthaft versucht hat.
der Katastrophen, wie die Hurrikans Katrina und (… ) Eine Polizeitruppe mit Booten und
andere, auch auf die Zerstörung der Regenwäl- Hubschraubern, sei sie privat oder staatlich,
der zurückzuführen sei, weil dies wesentlich zur die halbwegs einen Eindruck auf die verschie-
Klimaveränderung beiträgt. denen Interessengruppen dort machen könnte,
Der Unternehmer schlägt dies nicht aus müsste schätzungsweise 200.000 Polizisten
humanitären Gründen vor, weil er etwa um die umfassen. Das hängt damit zusammen, dass es
Zukunft der Menschheit besorgt wäre, sondern einige äußerst interessierte Gruppen gibt, die
aus ganz praktisch kapitalistischen. Bei der Kon- hohe Profite aus der Amazonasregion schlagen.
ferenz in London handelte es sich nämlich um Da sind zunächst geschätzt etwa 50.000 Gold-
die jährliche Großkonferenz der Versicherungs- sucher, die in der Regel illegal arbeiten. Dazu
Gemeinschaft Lloyd‘s, die diesmal dem Thema kommen geschätzt etwa 10.000 Personen, die
Klimawandel gewidmet war. Die Ausgaben der damit beschäftigt sind, illegal edle Tropenhölzer
Versicherungen mit der steigenden Zahl von aus den Wäldern herauszuschlagen und abzu-
Katastrophen sind im Jahr 2005 auf 83 Milliarden transportieren. In etwa die gleiche Anzahl ist auf
US-Dollar gestiegen. Er meint nun, dass ein Teil der Suche nach anderen natürlichen Reserven,
davon eingespart werden kann – mit einem im darunter Bauxit, Diamanten, Erdöl und Eisenerz.
Vergleich kleinen Kapitaleinsatz damit ein posi- Ganz speziell sind da noch jene, die auf der
tives Kosten-Nutzen-Verhältnis entsteht. (…) Suche nach Pflanzen und Tieren sind, die zur
Für jedes Stück Land im Amazonasgebiet Herstellung von Heilmitteln dienen können, von
gibt es allerdings meist mehrere Besitzer, die in denen die Pharmaindustrie bisher nur träumt.
verschiedenen Katasterämtern registriert sind. (….) Die Frage ist also nicht so sehr, wem
Wer nun der wirkliche Besitzer ist, kann nur in das Ganze gehört, sondern wie man die illegalen
jahrelangen Prozessen entschieden werden, Aktivitäten in den Griff bekommen will.
die über vier Instanzen bis hin zu 25 Jahren Quelle: Weiss, K., Berliner Umschau, 9.7.06
dauern können. Die Regel der brasilianischen (gekürzter Artikel)

24 Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr


Amazonien steht nicht zum Verkauf Entwicklungszusammenarbeit. Wir stehen dieser
In den Medien erscheinen immer wieder Mel- Zusammenarbeit offen gegenüber, solange dabei
dungen über Interessen von Einzelpersonen, Ins- unsere Gesetzgebung und Souveränität respek-
titutionen und sogar ausländischen Regierungen tiert werden. (…)
an der Amazonasregion. In letzter Zeit haben Die brasilianische Gesellschaft ist nicht län-
sich im Ausland Initiativen mit dem Ziel gebildet, ger bereit, nicht nachhaltige Entwicklungsmuster
in Amazonien Land aufzukaufen, um es unter anzunehmen, die in aller Welt zu irreparablen
Schutz zu stellen. Diese Vorhaben sind von der Umweltschäden geführt haben. Brasilien erwar-
Besorgnis angesichts des Klimawandels und der tet, dass die Industrieländer als Verursacher des
möglichen Rolle der Entwaldung in diesem Pro- Problems ihre Verpflichtungen zur Verminderung
zess getragen. der Emissionen einhalten.
Es handelt sich jedoch um Ansätze, die der Wohlmeinende Einzelpersonen, die sich mit
Realität des amazonischen Regenwalds nicht gutem Grund um das Klima unserer Erde sorgen,
gerecht werden. Auch wichtige wissenschaftliche sollten sich darauf konzentrieren, ihre eigenen
Erkenntnisse werden nicht berücksichtigt. Regierungen dazu zu bringen, nicht nachhaltige
Der Klimawandel ist ein reales Problem, das Produktions- und Konsummuster aufzugeben und
von Brasilien sehr ernst genommen wird. Es verstärkt erneuerbare Energien einzusetzen. Auf
besteht weltweit Übereinstimmung darüber, dass diesem Gebiet kann Brasilien einen großen Wis-
dieser Prozess durch Eingriffe des Menschen sens- und Erfahrungsschatz anbieten.
beschleunigt wird. Es handelt sich um einen Um Amazonien kümmern wir uns unter
kumulativen Prozess, der aus der progressiven Anwendung von nachhaltigen Entwicklungsmo-
Zunahme von Treibhausgasen in der Atmosphäre dellen, die von der brasilianischen Gesellschaft
während der letzten 150 Jahre resultiert. Es ist festgelegt werden. Amazonien ist das Erbe
daher ungerechtfertigt, fast ausschließlich die des brasilianischen Volkes und steht nicht zum
gegenwärtigen Emissionen der einzelnen Länder Verkauf.“
heranzuziehen. Einige der Länder, die heute als
Verursacher von Klimagasen in Erscheinung tre- Artikel des Außenministers Botschafter Celso
ten, insbesondere die Schwellenländer, trifft keine Amorim, der Umweltministerin Marina Silva und
oder nur geringe Schuld an der globalen Erwär- des Ministers für Wissenschaft und Technologie,
mung, deren Auswirkungen wir bereits zu spüren Sérgio Rezende, veröffentlicht in der „Folha de
bekommen. (…) S.Paulo” am 17. Oktober 2006.
Die nachhaltige Nutzung der Regenwälder ist
auf der ganzen Welt ein wichtiges Arbeitsfeld der Quelle: www.brasilianische-botschaft.de/umwelt/c7_deut.html

Internationale Angebote
für den Kauf der amazo­
nischen Regenwälder
sind für die brasilia­
nische Regierung keine
Lösung.

Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr 25


Wem gehört Amazonien? chen Länder internationalisiert werden.
„... als Humanist sehe ich die Gefahr der Umwelt- Wenn das Amazonasgebiet als Gut aller Men-
zerstörung, unter der Amazonien leidet. Deshalb schen angesehen wird, dann darf es nicht ein-
könnte ich mir durchaus eine Internationalisie- fach nach dem Belieben eines einzelnen Wald-
rung vorstellen – genau so wie bei allen anderen besitzers oder dem Gutdünken einer Regierung
Gütern, die der Menschheit wichtig sind. gerodet werden. Den Amazonaswald zu verbren-
Wenn das Amazonasgebiet aus einer huma- nen ist aber kein schlimmeres Vergehen, als die
nistischen Perspektive heraus internationalisiert Arbeitslosigkeit durch willkürliche ökonomische
werden sollte, müssten wir auch alle Erdölreser- Entscheidungen und globale Spekulationen
ven der Welt internationalisieren. Denn das Erdöl ansteigen zu lassen. Wir dürfen es nicht zulas-
ist ebenso wichtig für die Lebensqualität und sen, dass die Finanzreserven armer Länder dazu
die Zukunft der Menschheit, wie das Amazonas- missbraucht werden, um sie in den Unbestän-
Die gesamte Rede von gebiet. Dennoch glauben sich die Besitzer der digkeiten von Investoren und Finanzjongleuren
Cristovam Buarque ist in Erdölquellen alleinig im Recht, die Fördermengen zu verheizen. (….) Als Humanist verteidige ich
Form einer englisch- zu erhöhen oder zu verringern, Preise anzuheben die Internationalisierung der Welt. Aber solange
sprachigen PowerPoint oder zu senken. Die Reichen dieser Welt fühlen die Welt mich als Brasilianer behandelt, setze ich
Präsentation auf der sich berechtigt, dieses immense Erbe unseres mich dafür ein, dass die Amazonasregion unsere
beiligenden CD zu Planeten zu verbrennen. ist. Nur unsere.“
finden. Dergleichen müsste das Finanzkapital der rei- Quelle: Buarque, C.: The Internalization of Amazonas

Sollte das Amazonas­


gebiet aus humanisti­
schen Gründen interna­
tionalisiert werden?
Der bekannte brasilia­
nische Ökonom, Politi­
ker und frühere Präsi­
dentschaftskandidat
Cristovam Buarque geht
auf diese Frage von
amerikanischen Stu­
denten ein.

26 Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr


Die biologische Vielfalt
ist im amazonischen
Regenwald groß. Aber
auch die Interessen an
seinem Schutz und der
Nutzung der Region sind
vielfältig.

Anregungen zur Weiterarbeit


Für den langfristigen Schutz eines Gebietes ist es wichtig zu wissen, wer Einschränkungen im
täglichen Leben und in den Entwicklungsmöglichkeiten hinnehmen muss und wer von dem Schutz
dieses Gebietes profitiert. Als Diskussionsgrundlage können die hier vorgelegten Artikel dienen.
Recherchiere
• Wer hat welches Interesse an der Amazonasregion? Die beigefügten Artikel geben einige
Hinweise, aber es gibt noch mehr ökonomische / soziale / ökologische Interessen – finde konkrete
Beispiele für alle drei Interessensbereiche.
Analysiere
• Fasse die Position der hochrangigen, aber im eigenen Land auch durchaus kritisch gesehenen
Regierungsvertreter mit eigenen Worten zusammen:
- Welche Gefahren sehen sie für die Entwicklung Amazoniens?
- Wo liegen ihrer Meinung nach Zukunftsperspektiven?
- Was fordern sie von der Weltgemeinschaft?
Diskutiere
• Wem gehört das Amazonasgebiet? Wer ist für den Erhalt der wertvollen Wälder verantwortlich?
• Welche Rolle sollte die deutsche Regierung aus Deiner Sicht einnehmen?
• Könnte es eine Lösung sein, die Amazonasregion zu kaufen und unter Schutz zu stellen, wie
dies einige Naturschutz-Organisationen oder im zweiten Artikel der Unternehmer im Namen der
Versicherungsunternehmen fordern? (Finde drei Argumente dafür und drei dagegen, begründe
Deine eigene Position).
Sei kreativ
• Entwickle ein kurzes Positionspapier zu diesen Thesen und Forderungen aus der Sicht eines
deutschen Regierungsvertreters.
• Du bist der/die Brasilienexperte/-expertin Deiner Partei und hast 5 Minuten Zeit, um die
Kabinettsmitglieder von Deinen Ansichten zu überzeugen (kleide und verhalte Dich entsprechend,
trage Deine Argumente im Stil der Parlamentsdebatten vor).

Teil 2 Amazonien – ein faszinierender Lebensraum in Gefahr 27


Teil 3
Die Ausweisung von Schutzgebieten als
Strategie zum Erhalt der Regenwälder

Die Einrichtung von Naturschutzgebieten ist eine In Brasilien sollen bis zum Jahr 2020 durch
wichtige Strategie, um den Tropenwald mit all sei- die bereits existierenden und zusätzlich geplanten
ner ökologischen Vielfalt, seinen Funktionen für Schutzgebiete im Amazonasbecken bis zu 60.000
die Klimaregulierung und den von ihm erbrach- km² Wald vor der Vernichtung gerettet werden.
ten Dienstleistungen im lokalen, regionalen und Ökonomische Berechnungen besagen, dass sich
globalen Kontext zu erhalten. Im Holz der Bäume damit 500 bis 600 Millionen Tonnen CO2-Emis-
ist viel Kohlendioxid gebunden, das bei Zerset- sionen einsparen ließen. Würde man diese Einspa-
zung oder Verbrennung frei wird. Die tropischen rung an der Klimabörse in Chicago in Form von
Regenwälder Amazoniens binden mehr als 30% Zertifikaten verkaufen, so ließen sich momentan
des in der Vegetation enthaltenen Kohlenstoffvor- etwa zweieinhalb Milliarden US-Dollar erzielen.
Weiterführende Informa­tio­ rats der Welt. Das entspricht der Menge Kohlen- Nach Einschätzung der GTZ Mitarbeiter Helmut
nen: Soares-Filho (2006) stoff, die derzeit weltweit in 15 Jahren freigesetzt Eger und Johannes Scholl gibt es dagegen diesen
wird. Effekt im Rahmen des ARPA-Schutzgebietpro-
Weiterführende Informa­ gramms „im Sonderangebot“: Lediglich etwa 400
tionen (auch als pdf auf Millionen US-Dollar wären zur Einrichtung und
der beigefügten CD):
Der ökonomische Wert Verwaltung des erweiterten Schutzgebietssystems
• Die ZEIT (2007): Mit von Schutzgebieten für in Amazonien notwendig. Von daher wäre es nach
ihren Kalkulationen fast siebenmal günstiger, das
sanfter Axt. Brasilien
will die Abholzung sei-
den Klimaerhalt Geld direkt in Naturschutzgebiete in Amazonien
ner Urwälder stoppen Als „schärfste Waffe“ im Kampf gegen Raubbau zu investieren – und damit der Abholzung vor-
und Geld mit dem Kli- und Klimawandel bezeichnen manche Experten zubeugen – als an der Klimabörse Zertifikate zu
maschutz verdienen. die Einrichtung von Naturschutzgebieten. Wenn kaufen, um den Ausgleich von Naturzerstörung
• Scholl, J. (2007): diese in ein umfassendes Raumordnungs- und indirekt zu finanzieren. Hinzu kämen der nur
Brasilien: Naturschutz Erschließungskonzept eingebunden sind, können schwerlich ökonomisch zu beziffernde Wert der
ist der beste Klima- sie wirksam der illegalen Landnahme und Abhol- biologischen Vielfalt des Amazonasraumes und
schutz. zung etwas entgegen setzen. der anderen Umweltleistungen der Region.

Der Wald der


Amazonasregion ist
auch für das globale
Klima wichtig.

28 Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder
Gemeinsame Der Film „ARPA-Schutz-
Schutzansätze gebietsprogramm“
Die Strategie, Waldflächen unter Schutz zu stellen Der gut siebenminütige Film (portugiesisch mit
und so vor Abholzung zu bewahren, ist Ziel des englischen Untertiteln) über das Amazonas-
Amazonas-Schutzgebietsprogramms (ARPA), des Schutzgebietsprogramm ARPA macht die Bedeu­
weltweit ambitiösesten Naturschutzprogramms. Es tung der Region deutlich. Er zeigt, welche Ziele
ist wichtiger Bestandteil der PPG7 Initiative zum das ARPA-Programm verfolgt und stellt dar, wie
Erhalt der Tropenwälder. Durch die Einrichtung Menschen und Institutionen am Programm bei
von Schutzgebieten werden die oft unklaren Land- der Planung und Umsetzung beteiligt sind. Der
besitzverhältnisse geregelt und der illegalen Land- Film vermittelt Eindrücke von Arbeitstreffen
nahme Einhalt geboten. Im Jahr 2003 wurde das der unterschiedlichen Akteure, die sowohl
Programm ins Leben gerufen. Unter der Koordi- in den Sitzungssälen der Städte, wie auch in
nation des Umweltministeriums tragen durch ihre den einzelnen Schutzgebieten stattfinden. Im Weiterführende Aspekte
technische und finanzielle Partnerschaft die nati- Film kommen verschiedene Akteure zu Wort, zum ARPA-Programm in
onale Schutzgebietsbehörde, die bundesstaatlichen die im Programm aktiv sind – Mitarbeiter in den Hintergrundinforma­
Landesregierungen, der brasilianische Umweltfond einzelnen Schutzgebieten und Bewohner der tionen.
und diverse internationale Geberorganisationen Amazonasregion.
zum Gelingen des umfangreichen Programms bei.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist
Zeit Inhalt
dabei wichtiger Partner Brasiliens. Die Überwa-
chung und das Management der Gebiete werden
durch einen Fond finanziert, in den neben Brasi- 0:00 Das Amazonasgebiet ist eine der
artenreichsten Regionen dieser
lien verschiedene internationale Geber, so auch die
Erde, für deren Erhalt verschie-
deutsche Bundesregierung, einbezahlen. denste Akteure zusammenarbei-
Der ehemalige Chefökonom der Weltbank, ten müssen. Dies ist eine große
Sir Nicholas Stern, der durch seine Thesen zum Herausforderung für alle.

Klimawandel weltweit Aufsehen erregte, attestierte


dem ARPA-Programm wichtiges Innovations- 3:15 Gelder werden investiert, um
potential im Kampf gegen den Klimawandel. Für neue Schutzgebiete auszuweisen
und das Management bestehen-
die langfristige Absicherung von Naturschutz- der Gebiete zu verbessern.
und Indigenengebieten sind neben einer gesicher-
ten Finanzierung aber vor allem die Akzeptanz
4:03 Patrícia Pinha und Carlos Augus-
und der Respekt der lokalen Bewohner wichtig. to Pinheiro erzählen, was sich in
Deswegen ist die Beteiligung der verschiedenen den Schutzgebieten verbessert
Akteure an der Ausweisung und dem Manage- hat, in denen sie arbeiten.
ment von Schutzgebieten eminent wichtig.
4:48 Ein Fond soll die langfristige
Finanzierung sichern.
Gemeinsam aktiv für den Schutz des
Amazonasgebietes.
5:33 Der Schutz des Amazonasge-
bietes kann nur gelingen, wenn
alle zusammenarbeiten – darin
sind sich Antonio Lisboa, Direktor
eines Nationalparks, und José
Dionísio da Silva, Bewohner eines
Amazonasdorfes, einig.

7:06 Die Unterstützung aller für das


Amazonasgebiet ist notwendig

Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder 29
Filmtexte ARPA
(Übersetzung aus dem portugiesischen)

Im brasilianischen Amazonasgebiet, dem größten FUNBIO – dem Brasilianischen Biodiversitäts-Fond.


Regenwald der Welt, stehen wir einer der größ- [...]
ten Herausforderungen unserer Zeit gegenüber: Es handelt sich dabei nicht nur um ein Verspre-
Sind wir in der Lage all diese biologische Vielfalt chen für die Zukunft: Zwei Jahre früher als geplant
zu respektieren und zu erhalten? Im Herzen des hat ARPA bereits das für die erste Phase des Pro-
Dschungels nehmen Männer und Frauen diese gramms gesteckte Ziel erreicht: 18 Millionen Hektar
Herausforderung an. Sie bündeln ihr ganzes Wis- neuer Schutzgebiete sind ausgewiesen worden.
sen und sagen „Ja, wir sind bereit!“ Ein Gebiet ungefähr so groß wie Portugal, Holland
Brasilien setzt sich heute dafür ein, das Leben und die Schweiz zusammen genommen. Über 80
zu verteidigen, in dem es in einer der weltweit Millionen US-Dollar werden in der aktuellen Phase
wichtigsten Initiativen für den Schutz der Natur investiert. Die Gelder werden auch für die Kon-
engagiert ist: Das Amazonas Schutzgebietspro- solidierung von schon existierenden Parks, Biolo-
gramm – ARPA. Lanciert im Jahr 2002 in Johan- gischen Reservaten und Ökologischen Stationen
nesburg während des Rio+10 Erdgipfels über verwendet. So sollen neue Anläufe unternommen
Nachhaltige Entwicklung, ist es das Ziel des werden, um die Schwierigkeiten zu überwinden, die
ARPA-Programms, bis 2012 auf 50 Millionen Hektar oft bei der Schaffung von Schutzgebieten in der
Fläche Parks, Biologische Reservate, Ökologische Region entstehen.
Stationen, Sammlerreservate und Reservate für „Mit den Ressourcen von ARPA werden wir
Nachhaltige Entwicklung im ganzen Amazonas- Managementpläne entwickeln, die Landbesitz-
gebiet einzurichten und zu stärken. In diesen verhältnisse erfassen und einen Beirat einrichten
Schutzgebieten sollen durch das ARPA-Programm können – das sind die wichtigsten Aufgaben. Und
wichtige Beispiele eines lebenden Schatzes erhal- die Managementaktivitäten, die wir mit den Mitteln
ten werden, für dessen Entwicklung die Natur in von IBAMA allein nicht machen können, werden wir
einer der weltweit faszinierendsten Regionen Jahr- mit der Unterstützung von ARPA realisieren. Neben
tausende gebraucht hat. Dabei ist es auch Ziel, der physischen Infrastruktur ist das von zentraler
die kulturelle Vielfalt zu fördern, die sich in enger Bedeutung“ (Patrícia Pinha, wissenschaftliche Mit-
Verbindung mit diesem brasilianischen Naturerbe arbeiterin Lago Piratuba Biologisches Reservat).
entwickelt hat: 20% der weltweiten Fauna, über „ARPA unterstützt uns und hilft den Schutz-
50.000 bekannte Arten, 20% des verfügbaren Süß- gebieten dabei, ihre Ziele zu erreichen. Mit den
wassers der Erde, 30 Millionen wirbellose Tierarten, früheren begrenzten Ressourcen konnten wir nicht
über 1.000 Vogelarten, mehr als 700 Fischarten, einmal die dringendsten Probleme lösen. Mit den
über 300 Säugetierarten. ARPA Mitteln können wir nun auch Planungen über
[...] längere Phasen für die Gebiete angehen“ (Carlos
ARPA ist eine Initiative der brasilianischen Bun- Augusto Pinheiro – Leiter des Ökologischen Reser-
desregierung, koordiniert durch das Umweltministe- vates Rio Trombetas).
rium und durchgeführt durch IBAMA – das brasili- Diese Schritte werden sicherlich weit über die
anische Institut für Umwelt und Ressourcenschutz, Zeitspanne des Programms hinaus reichen. Ein Teil
sowie den Bundesstaaten und Gemeinden in der der ARPA Mittel, die bis zum Jahr 2012 etwa 400
Region, in Partnerschaft mit der Zivilgesellschaft Millionen US-Dollar betragen, wird in die Schaffung
im brasilianischen Amazonasgebiet. ARPA wird eines Schutzgebietsfonds FAP fließen, einem kon-
unterstützt vom WWF Netzwerk und der globalen tinuierlichen Kapitalfond. Diese Mittel werden die
Umweltfazilität GEF, der Weltbank, der Deutschen langfristige finanzielle Nachhaltigkeit für die Ama-
Entwicklungsbank KfW, der Deutschen Gesell- zonas-Schutzgebiete sicherstellen. Die Ressourcen
schaft für Technische Zusammenarbeit GTZ, sowie werden von FUNBIO verwaltet, einer Institution

30 Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder
Schutzgebiete in der
Amazonasregion
Brasilien ist eine föderative präsidiale Republik.
mit langer Erfahrung, geleitet von einem Beirat, Sie besteht aus dem Bund, 26 Bundesstaaten plus
der repräsentativ für die Zusammensetzung der Bundesdistrikt, sowie über 5.000 Munizipien,
brasilianischen Gesellschaft ist. Diese innovative einer Form von lokaler Selbstverwaltung. Schutz-
Einrichtung wird ARPA Flexibilität und Sicherheit gebiete werden in Brasilien auf allen drei Ebenen
geben. ausgewiesen und gemanagt, d.h. sowohl von der
Aussage des Parkdirektors Antonio Lisboa nationalen Regierung in Brasilia als auch von
– Nationalpark Viruá: „Das ARPA-Programm den einzelnen Bundesstaaten oder Munizipalver-
macht wirklich einen großen Unterschied in der waltungen. Neben diesen staatlichen Typen von
Arbeit der Schutzgebiete in der Amazonasregi- Schutzgebieten gibt es in Brasilien auch die Mög-
on. Das gibt uns eine starke Motivation und hält lichkeit für private Landbesitzer, ihr Land durch
uns zusammen. Dadurch können wir die Zusam- eine staatliche Beurkundung dauerhaft unter
menarbeit stärken, haben unendlich viel größere Schutz zu stellen. Sie können Zuschussgelder vom
Möglichkeiten für unsere Aktivitäten, Ressourcen, Staat für den Schutz der natürlichen Ressourcen Detailliertere Informa­tio­
Partnerschaften und innovative Lösungen. Nicht beantragen und müssen meist keine Grundsteuern nen zu den brasilia-
nur für die finanzielle Verwaltung, sondern auf zahlen. Häufig nutzen sie die staatliche Anerken- nischen Schutzgebieten
unserem Weg durch den Regenwald, Hand in nung und das positive Naturschutzimage für das und ihrem System finden
Hand.“ Marketing ihrer (öko)touristischen Initiativen. sich im Hintergrundteil.
[...]
So wenden Regierung und Bürger gemein- Weiterführende Informa­
sam demokratische Management-Mechanismen Ein Schutzgebiet wird laut der internatio- tionen:
an. Wissenschaft und traditionelle Weisheiten nalen Konvention über Biologische Vielfalt • www.bfn.de/
der Waldbewohner schaffen durch einen syn- definiert als: 0308_nsg.html
ergetischen Dialog Wissen, das die Aktivitäten „ein geographisch festgelegtes Gebiet, das • www.europarc.org
konsistent und effektiv macht. Wie sonst könnte im Hinblick auf die Verwirklichung bestimmter • www.unep-wcmc.org/
eine Herausforderung von der Größe des Ama- Erhaltungsziele ausgewiesen ist oder geregelt wdpa
zonasgebietes angenommen werden? Eine Her- und verwaltet wird.“ • www.iucn.org
ausforderung, die unsere besten Wünsche und (CBD 1992, zitiert nach BfN)
Hoffnungen braucht. Und die Zusammenarbeit all Informationen zur Konven-
jener, die die Großzügigkeit der Erde teilen, die tion über die biologische
dem Netz des Lebens Schutz und Unterstützung Die wohl bekannteste Schutzgebietskategorie, Vielfalt und die Vertrags-
geben. die es sowohl in Deutschland als auch in Brasilien staatenkonferenzen
„Wir werden viele Schwierigkeiten überwinden gibt, ist der Nationalpark. Er wird in Brasilien zu (COPs) finden sich im
müssen, aber mit gutem Willen, mit Gerechtigkeit den strengeren Schutzgebieten gezählt und lässt Hintergrundteil.
und ohne Diskriminierung werden wir es schaf- nur wissenschaftliche oder touristische Nutzung
fen. Nicht für uns heute, sondern für unsere Kin- in ausgewiesenen Zonen zu. Das brasilianische
der, die sich über dieses Geschenk freuen, das Schutzgebietssystem ist eine Abwandlung der
wir ihnen hinterlassen werden“ (José Dionísio da internationalen Definitionen, die im Rahmen der
Silva – Vereinigung der Bewohner von Rio Unini). IUCN (International Union for Conservation
Die Amazonasregion, Brasilien und die Erde of Nature) vereinbart wurden. Dieses Katego-
brauchen Deine Unterstützung. Die künftigen riensystem, auf das sich viele Länder in ihren
Generationen werden es danken. ARPA-Pro- Naturschutzgesetzgebungen beziehen, sieht unter-
gramm – Brasilien schützt das Leben in der schiedliche Schutzgebietstypen vor, die abgestuft
Amazonasregion. menschliche Interventionen zulassen.
Die IUCN unterscheidet sechs Management-
Kategorien für Schutzgebiete, die sich nach den
unterschiedlichen Nutzungen, die in den Gebieten

Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder 31
gestattet sind, unterscheiden. Kategorie Ia bis Das brasilianische System umfasst sowohl die
IV gelten als strenge Schutzgebiete, während V nationalen und die bundesstaatlichen, wie auch
und VI Bewohnern die nachhaltige Nutzung der die munizipalen und privaten Schutzgebiete, die
natürlichen Ressourcen gestatten: Indigenen-Territorien und Quilombola-Gebiete
der Nachkommen der afrikanischen Sklaven. Die
Kategorie Ia Strenges Naturreservat, nur für derzeit verzeichneten 12 Kategorien von Schutzge-
wissenschaftliche Untersuchungen bieten unterteilen sich in zwei große Gruppen:
Kategorie Ib Wildnisgebiet, für den Schutz weit- • die streng geschützten Gebiete, mit dem obers-
gehend unberührter Wildnisgebiete ten Ziel des Naturerhaltes, das lediglich indi-
Kategorie II Nationalpark, für Ökosystemschutz, rekte Ressourcennutzung gestattet, und
Forschung, Bildung und Erholung • die Gebiete mit nachhaltiger Ressourcennut-
Kategorie III Naturmonument, für den Schutz zung, deren Aufgabe darin liegt, eine Balance
von speziellen natürlichen zwischen den Ansprüchen des Naturerhaltes
Charakteristika und der Regionalentwicklung zu erzielen,
Kategorie IV Habitat-/Artenschutzgebiet, für das basierend auf der langfristigen Nutzung von
Management natürlicher Ressour- Ressourcen des Waldes.
cen unter Hinblick auf Ziele des
Artenschutzes
Kategorie V Landschafts-/Meeresschutz- Ökologische Station
gebiet, für den Erhalt von Ausgewiesener Staatswald
Naturräumen mit traditionellen Nationalpark
Wirtschaftsweisen Biologisches Reservat
Kategorie VI Ressourcenschutzgebiet, für die Gebiet mit eingeschränkter Nutzung
nachhaltige Nutzung natürlicher Indianergebiet
und naturnaher Ökosysteme Ausweisung als Schutzgebiet wird geprüft
(IUCN 1994) Entwaldungsgürtel

Karte der verschiedenen


Schutzgebiete und Indi­
genengebiete in der
Amazonasregion

32 Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder
Geschützte Sammlergebiete zum Basisstation des Natio­
Erhalt traditioneller Formen der nalparks Jaú – hier leben
Ressourcennutzung und arbeiten die Mitar­
Im internationalen Kontext sind viele Natur- beiter der Parkbehörde.
schützer Brasiliens bekannt für ihr vehementes
Eintreten für die „Managementkategorie VI“ der
IUCN: Von einigen Vertretern des strikten Natur-
schutzes abgelehnt, ist dieser Typ von Schutzge-
bieten von zentraler Bedeutung für den Erhalt der
Waldressourcen im Amazonasgebiet. Er ist das
Ergebnis eines Kampfes von sozial engagierten
Gruppen in den 1970er und 80er Jahren, die sich
einsetzten für die Landrechte und den Zugang zu
nachhaltig genutzten Waldressourcen, z.B. Latex
oder Paranüssen. Chico Mendes wurde berühmt
für sein Engagement für die Gummizapfer Ama-
zoniens und andere traditionelle Ressourcennut-
zer. Nach seinem gewaltsamen Tod im Jahr 1988
änderten sich die vormals sehr restriktiven Natur-
Indianer-Schutzgebiete für schutzpolitiken Brasiliens drastisch.
Naturerhalt und Menschenrechte Heute haben die „Extraktivismus- oder Samm-
Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes in lergebiete“ eine wichtige Stellung im Nationalen
Brasilien durch Umwandlung in Agrarland hat Schutzgebietssystem. In den 53 Reservaten werden
drastische Folgen für die Biodiversität und das mehr als 10 Mio. Hektar Waldfläche geschützt.
Leben der indigenen Völker – rund ein Fünftel Sie bilden die sozio-ökonomische Lebensgrundla-
des Amazonasgebiets ist bis heute Lebensraum der ge für etwa 45.000 Familien. Neben dem Ziel des
ursprünglichen Bewohner. Eine viel versprechende Naturerhaltes stehen in diesem Typ von Schutzge-
Maßnahme gegen die Waldzerstörung ist die bieten die traditionellen Nutzungssysteme und der
rechtliche Absicherung von Indianer-Schutzgebie- Erhalt der kulturellen Werte im Vordergrund.
ten. Auch wenn Indigenengebiete nicht automa-
tisch als „Naturschutzflächen“ verstanden werden
sollten, da die indianischen Gemeinschaften nicht Extraktivismus bezeichnet eine Bewirtschaf-
unbedingt dieselben Interessen wie Naturschützer tungsform, bei der den Naturlandschaften Pro-
verfolgen, zeigen wissenschaftliche Studien, dass dukte entnommen werden, ohne die natürlich
die Einrichtung von Indianer-Schutzgebieten die vorkommende Artenzusammensetzung zu stö-
Abholzung deutlich reduzieren und sie bisweilen ren. So werden zahlreiche Pflanzenarten des
gänzlich stoppen kann (Nepstad et al. 2006). Regenwaldes genutzt, deren Domestizierung
Durch anerkannte Indigenengebiete werden Sied- bislang entweder nicht gelungen, oder deren
ler ferngehalten und das Recht der Menschen auf Anbau nur unter größerem Aufwand möglich ist
Selbstbestimmung wird bewahrt. (z.B. Kautschuk, Paranuss, Speisepilze). Neben
Ende 2007 waren fast 100 Gebiete mit einer den Gummizapfern und traditionellen Nuss-
Gesamtfläche, die größer als die Bundesrepublik Sammlern bewirtschaften auch zahlreiche indi- Weiterführende Informa­tio­
Deutschland ist, rechtlich abgesichert. Weitere gene Gruppen die Natur in dieser Weise: z.B. nen zu den Schutzgebie-
befinden sich in unterschiedlichen Stadien des öffnen sie die Stämme toter Bäume, von denen ten der Amazonasregion
oft langwierigen Prozesses der Grenzziehung und sie wissen, dass darin Honig zu finden ist. Sie und Brasiliens, sowie zur
legalen Anerkennung. Gemeinsam mit Indigenen- ernten den Wildhonig, indem sie lediglich einen Unterstüzung durch die
Organisationen, der zuständigen Indianerbehörde Teil der Waben entnehmen. Anschließend ver- deutsche Entwicklungs­
FUNAI und Nichtregierungs-Organisationen schließen sie das Loch wieder, um den Fortbe- zusammenarbeit finden
trägt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit stand des Bienennestes zu sichern. sich in den Hintergrund­
zu diesem Prozess der rechtlichen Absicherung bei. informationen.

Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder 33
Der Vorteil der Ausweisung dieser Art von Mitarbeiter der Schutzgebietsbehörden erkennen
Schutzgebieten liegt darin, dass sie die traditi- die Vorteile der Kooperation mit den Einwohnern,
onellen und indigenen Waldbewohner vor der die ihre tägliche Arbeit erleichtern und unterstütz-
Vertreibung durch Landspekulanten schützt. In ten können. Immer öfter lassen sich Allianzen
einem Indianergebiet oder Sammlerreservat ist es zwischen Schutzgebietsverwaltungen und lokalen
praktisch unmöglich für einen Landspekulanten, Ressourcennutzern beobachten, die gemeinsam
jemals einen Landtitel zu erhalten – somit sind gegen die Abholzungsinteressen großer Kompa-
illegale Abholzungen zum Zwecke der Landnah- nien Front machen.
men nicht lukrativ. Zudem schaffen diese Schutz- Diese Entwicklung zeigt sich in den vergan-
gebiete die rechtliche Grundlage, um effektiv genen Jahren in allen Typen und Kategorien von
gegen illegale Rodungen vorgehen zu können. Schutzgebieten in Brasilien – einen wesentlichen
Nahezu 20 Jahre nach der Einrichtung des ers- Anstoß zum Umdenken der Behörden und zum
ten Sammlerreservates wird weder die ökologische, gemeinsamen Lernen von Mitarbeitern und loka-
noch die soziale Bedeutung dieses Typs von len Bewohnern gaben die Sammlerreservate.
Naturschutzgebieten mit nachhaltiger Ressour-
Die Verarbeitung von cennutzung von den brasilianischen Naturschutz-
gesammeltem Totholz, behörden bestritten. Zahlreiche Strategiepapiere,
wie hier in Novo Airão, politische Leitlinien und Analysen haben dazu
ist eine Möglichkeit für beigetragen, dass die Fragen der Verantwortlichen
das nachhaltige nicht mehr darum kreisen, ob es sinnvoll ist, diese
Management von Res­ Art von Schutzgebieten mit ökonomischer Nut-
sourcen. Darüber hin­ zung einzurichten und, ob diese einen Wert für
aus schafft sie Einkom­ den Naturerhalt haben. Es stellt sich mittlerweile
men durch alternative auch nicht mehr die Frage, ob es sinnvoll ist, die
Nutzungsformen. Menschen in das Management dieser Gebiete ein-
zubeziehen, sondern es geht immer mehr um das
„wie“. Trainingskurse, der Aufbau von Organisa-
tionen auf lokaler Ebene, die Rekrutierung von
lokalem Personal oder Fortbildungen in partizipa-
tiven Methoden des Monitorings tragen dazu bei,
dass die meisten lokalen Bewohner mittlerweile
die Schutzgebiete und das zugehörige Personal
nicht mehr als „Feinde“ wahrnehmen. Auch die

Sammlergebiete (Reservas Extractivistas) der Amazonasregion

Name Bundesstaat Gründung Fläche (ha) Bevölkerung Hauptressourcen


Alto Juruá Acre 1990 506.186 4.170 Kautschuk
Chico Mendes Acre 1990 970.570 6.028 Paranüsse / Pflanzenöl
(Copaíba) Kautschuk
Rio Cajarí Amapá 1990 481.650 3.283 Paranüsse / Pflanzenöl
(Copaíba)/ Kautschuk /
Palmfrüchte (Açaí)
Lago do Cuniã Rondônia 1999 52.065 400 Fisch
Quilombo do Frexal Maranhão 1992 9.542 900 Palmöl (Babaçú) / Fisch
Tapajós-Arapiuns Pará 1998 647.610 4.000 Kautschuk / Fisch / Öle
und Harze
Médio Juruá Amazonas 1997 253.226 700 Kautschuk / Fisch

Quelle: http://www.ibama.gov.br/resex/amazonia.htm (Sept. 2007)

34 Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder
Der Kautschukzapfer
Gummi aus dem Amazonas Chico Mendes setzte
Der Reifenhersteller Michelin schreibt: sich für den Erhalt des
„Tränender Baum” bedeutet Kautschuk in der tropischen Regenwaldes
peruanischen Indianersprache, wissenschaft- und der nachhaltigen
lich übersetzt: „Polymer mit gummi-elasti- Nutzungsformen in
schen Eigenschaften”. Naturkautschuk wird Amazonien ein.
aus Latex gewonnen, dem Milchsaft verschie- Er wurde 1988 im Auftrag
dener tropischer Pflanzen. Vernetzter („vulka- von Viehzüchtern und
nisierter”) Naturkautschuk ist unverzichtbarer Großgrundbesitzern
Ausgangs- und Ergänzungsstoff für hochwer- ermordet.
tige Synthesekautschuke. Er zeichnet sich
durch extreme Elastizität, Zugfestigkeit und
Kälteflexibilität aus – ein wahres Wunderma-
terial, dessen Eigenschaften man – trotz aller
Chico Mendes Versuche – bislang nicht künstlich erzeugen
Der Kautschuksammler Chico Mendes war ein konnte. Naturkautschuk bleibt ein entschei-
charismatischer Kämpfer für den Erhalt tra- dender Qualitätsfaktor für Reifen und andere
ditioneller Nutzungsformen im amazonischen Gummiprodukte.
Regenwald. Selber die Abhängigkeiten von Quelle: http://www.michelin.de
der Natur und die Schwierigkeiten in der
täglichen Auseinandersetzung mit Staatsbe-
diensteten und Großgrundbesitzern kennend, Der Film „Die Gummi-
gründete er 1977 im brasilianischen Bundes-
staat Acre die Kautschukzapfergewerkschaft.
zapfer Amazoniens“
Gemeinsam stellten sich die „kleinen Leute In dem deutschsprachigen Film „Die Gummizap-
des Waldes“ den starken ökonomischen Inter- fer Amazoniens“ (Filmdauer: 18 min) werden die
essen von Viehzüchtern und Holzindustrie Lebensverhältnisse von Chico Mendes und ande-
entgegen. Sie traten für die Erhaltung der ren „Seringueiros“ anschaulich dargestellt.
Wälder ein, die als Sammelgebiete für Kaut- Die Geschichte der Gummizapfer im brasili-
schuk und Paranüsse ihre Lebensgrundlage anischen Amazonasgebiet ist geprägt von Zyklen
sind. Der „Seringueiro“ (Kautschukzapfer) mit großen Gewinnen, wie z.B. zu Beginn der
Mendes brachte es zum Abgeordneten der industriellen Revolution und während des zweiten
Stadt Xapuri, später wurde er Vorsitzender Weltkrieges, und dem Abfall in relative Bedeu-
der Abgeordnetenversammlung und Führer tungslosigkeit, nachdem die Gummibaum-Plan-
der Landarbeitergewerkschaft. Als politische tagen in Malaysia aufkamen. Dieser erste Fall von
Figur im Kampf um Landtitel und Nutzungs- „Biopiraterie“ zeigt bis heute Auswirkungen auf Weitere Informationen:
rechte einflussreich geworden – und damit für die Kautschukproduktion. • www.amazonlink.org
Großgrundbesitzer gefährlich – wurde er 1988 Aber es zeichnen sich auch positive Perspek- • www.regenwald-institut.de
in seinem eigenen Haus erschossen. Seine tiven ab: Mit natürlichem Gummi beschichtetes • Produkte aus Naturlatex
Ermordung erregte internationales Aufsehen („latexiertes“) Gewebe, auch pflanzliches Leder können über den
und führte schließlich zu einer Umorientierung genannt, wird u.a. in der internationalen Textilver- Regenwaldladen www.
der Naturschutz- und Landerschließungs-Poli- arbeitung eingesetzt. Es bleibt noch immer eine gute regenwaldladen.de des
tik und zur verstärkten Einrichtung von Samm- Möglichkeit, um das ökonomische Überleben der Institutes gekauft wer-
lergebieten. Ihm zum Gedenken wurde 1990 Gummizapfer in den Regenwäldern zu sichern und den. So kann jeder von
die „Reserva Extrativista Chico Mendes“ ein- ihre Abwanderungen in die Städte zu verhindern, die Deutschland aus einen
gerichtet. 2007 wurde die nationale Schutzge- meist mit einem sozialen Abstieg einhergehen. direkten Beitrag zum
bietsbehörde nach ihm benannt und spiegelt Der Film wurde vom Regenwald-Institut e.V. Überleben der Gummi-
so den späten Erfolg seines Wirkens wider. in Freiburg zusammen mit dem brasilianischen zapfer und des Amazo-
Partner amazonlink.org im Jahr 2005 erstellt. naswaldes leisten.

Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder 35
Zeit Inhalt der Sequenz

0:00 Die Gummizapfer brechen im Morgen-


grauen zu den Gummibäumen auf. Für
sie ist der Erhalt des Regenwaldes
eine wichtige Lebensgrundlage.

3:02 Die Geschichte der Gummizapfer


im brasilianischen Amazonasgebiet
ist geprägt von Zyklen mit großen
Gewinnen (zu Beginn der Industriellen
Revolution und während des zweiten
Weltkrieges) und Bedeutungslosigkeit
(durch die Plantagen in Malaysia).

6:37 Rinderzucht und Tropenholzhandel


bringen ab den 1960er Jahren mas-
sive Einwanderung und Raubbau in
das Amazonasgebiet.

7:06 Die Gummizapfer organisieren sich in


den 1980er Jahren und Chico Mendes Biopiraterie
bringt ihr Anliegen auf Internationaler
Ebene zur Sprache. Sie leisten gewalt- Die illegale Ausbeutung der natürlichen Res-
freien Widerstand. Chico Mendes wird sourcen, z.B. der Tiere, Samen und Pflanzen
1988 erschossen. der brasilianischen Wälder, und die Aneig-
8:08 Durch Brandrodung, Rinderfarmen und nung und Monopolisierung des traditionellen
Motorsägen sind viele Gummizapfer Wissens der Indianer und anderen Einwohner
gezwungen den Regenwald zu verlas-
Amazoniens mit dem Ziel des wirtschaftlichen
sen. Ohne Bildung haben sie geringe
Chancen in den Städten. Gewinns wird als Biopiraterie bezeichnet. Als
der weltweit erste Fall von Biopiraterie gilt der
8:54 Dona Maria Clara, ehemalige Gum-
mizapferin erzählt: Das Leben im Diebstahl von Samen des Kautschukbaumes,
Regenwald war besser, weil man dort die ohne Genehmigung in den 1920er Jahren
jederzeit Früchte des Waldes sammeln
nach Malaysia gebracht und dort in großem
und jagen konnte. In der Stadt dreht
sich alles um Geld. Maßstab in Plantagen angebaut wurden. Der
asiatische Latex-Export führte zum Nieder-
9:24 Latexiertes Gewebe oder pflanzliches
Leder ist eine Alternative für die Gum- gang der brasilianischen Kautschuk-Gewin-
mizapfer, die ihre Existenz in den nung. Zur Biopiraterie zählt aber auch die
Regenwäldern ermöglicht. illegale Ausfuhr von Zierfischen für deutsche
11:39 José Eduardo, Gummizapfer, und Sammler. Viele der Tier- und Pflanzenarten
Wilson Manzoni, von der Gummizapfer- Amazoniens sind den Forschern noch gar
Vereinigung, erzählen von der Arbeit
nicht bekannt – somit wissen auch Grenzbe-
mit latexiertem Gewebe und ihrem
Leben im Regenwald. amte bei der Ausfuhr von Tieren, Pflanzen
und aus ihnen hergestellten Produkten oft-
12:36 Produkte aus Naturlatex schaffen auch
Arbeitsplätze in den Städten, sind umwelt­ mals nicht Bescheid. Nur das Wissen über
schonend und tragen so zur nachhal- die Artenvielfalt in Kombination mit strikten
tigen Entwicklung Amazoniens bei.
Kontrollen und harten Strafen kann die Bio-
14:09 Maria Cristina und Wilson Manzoni von piraten stoppen. Das brasilianische Institut
der Gummizapfer-Vereinigung erzäh-
für Umwelt und nachwachsende Naturres-
len, welche Vorteile sie in dem Gewe-
be sehen. sourcen (IBAMA) rief 2005 eine nationale
Kampagne gegen Biopiraterie ins Leben. An
14:40 Der Gummizapfer Marcos weist darauf
hin, dass der Verdienst nur garantiert Schulen, Flughäfen und Universitäten werden
ist, wenn die Produkte auch verkauft Broschüren, Plakate und Aufkleber an die
werden können. Bevölkerung verteilt, um die illegale Ausfuhr
15:28 Abspann mit Liedern der Gummizapfer. zu stoppen.

36 Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder
Sammlerreservate
schaffen die rechtliche
Grundlage, um effektiv
gegen illegale Rodungen
vorgehen zu können.

Anregungen zur Weiterarbeit


Recherchiere
• Welche Typen von Schutzgebieten gibt es in Deutschland?
• Welcher Managementkategorie der IUCN lassen sie sich zuordnen?
• Welche Naturschutzziele verfolgen sie?
Finde ein Schutzgebiet in Deiner Region.
• Was wird dort geschützt?
• Wem gehört das Land, und wer darf es wie nutzen?
• Wer engagiert sich dort für den Naturerhalt? Mit welchem Mandat, bzw. welches Interesse steht
dahinter?
Sei kreativ
• Versetze Dich im Rahmen eines Rollenspiels mit Deinen Freunden in die Lage verschiedener
Interessensvertreter, die zusammen die Planung für ein Naturschutzgebiet erstellen wollen.
Argumentiere aus der Sicht von z.B. einem Kautschukzapfer, Goldsucher, Holzfäller, Viehzüchter,
Soja-Unternehmer, Ministeriums-Vertreter, Wissenschaftler oder Mitarbeiter einer nationalen und
internationalen Naturschutzorganisation (Verkleiden erlaubt!).
- Was ist Dir wichtig? Wo siehst Du Probleme?
- Welche Ideen zur Lösung von Konflikten hast Du?
- Welche Form der Unterstützung brauchst Du ggf. für die Konfliktlösung?

Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder 37
Ist das Management Nach der kritischen Selbsteinschätzung der
der Schutzgebiete brasilianischen Verantwortlichen (brasilianisches
Umweltministerium (MMA) 2008) verfügten
effektiv? 51% der Gebiete über ein sehr schwaches Manage-
Um Antworten auf die wichtige Frage zu finden, ment; lediglich 13% wurden als sehr effektiv
ob das Management von Schutzgebieten effektiv angesehen, weitere 36% lagen im Durchschnitt.
zum Naturerhalt beiträgt, führte das brasilia- Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass zahlreiche
nische Umweltinstitut IBAMA 2005 und 2006 der Gebiete mit schwachem Management erst
mit Unterstützung des WWF umfassende Erhe- kürzlich eingerichtet wurden und sich von daher
bungen durch. In allen sechs großen Naturräu- noch in der Aufbauphase befinden.
men (Biomen) des Landes wurden die staatlichen Wichtige Trends zeichnen sich durch die
Schutzgebiete unter die Lupe genommen. Nahezu Aussagen der Verantwortlichen vor Ort ab: Die
250 Schutzgebiete (84% aller Gebiete) der beiden größten Gefährdungen gehen nach ihren Ein-
Typen (streng geschützte Gebiete und solche mit schätzungen von dem Vordringen der Rodungs-
nachhaltiger Ressourcennutzung) fanden dabei fronten, der Wilderei, dem Eindringen gebiets-
Berücksichtigung. Durch diese breite Erhebung fremder Arten („Invasive Alien Species“) und den
von Daten wurden wichtige Grundlagen für Auswirkungen menschlicher Aktivitäten in den
alle späteren Vergleichsstudien ermittelt, die den Randzonen der Schutzgebiete aus. Im Manage-
Managern und Politikern aufzeigen können, wie ment der Gebiete werden mangelnde personelle
gut die geschützten Gebiete ihren primären Auf- und finanzielle Ressourcen, sowie ungenügende
trag des Naturerhaltes erfüllen. Kapazitäten für Forschung, Monitoring und Pla-
nung neben der unzureichenden Infrastruktur
vieler Gebiete bemängelt. Durch das klare Auf-
Managementeffektivität zeigen dieser Defizite und Gefährdungspotentiale
Im Rahmen des Arbeitsprogramms für wird es den verantwortlichen Stellen in Brasilien
Schutzgebiete forderte die CBD die Unter- ermöglicht, gezielt zu handeln und Förderungs-
zeichnerstaaten Anfang 2004 auf, bis zum maßnahmen anzugehen. Im weltweiten Vergleich
Jahr 2010 Evaluierungen vorzulegen, die zählt Brasilien mit den vorgelegten Analysen zu
mindestens 30% der staatlichen Schutz- den Vorreitern hinsichtlich der Bewertung von
gebiete umfassen und Aussagen über die Managementeffektivität.
Effizienz der nationalen Systeme beinhalten. Auch die Einschätzung von GTZ-Mitarbei-
Der WWF unterstützt die staatlichen Orga- tern über die Bemühungen der brasilianischen
nisationen dabei durch die Entwicklung von
zwei Instrumenten: das „Tracking Tool“, das
gemeinsam mit der Weltbank entwickelt Gebietsfremde invasive Arten
wurde und Auskunft über das Manage- (Invasive Alien Species): Fachbegriff von
ment einzelner Schutzgebiete gibt, sowie Ökologen und Schutzgebiets-Managern, der
die RAPPAM Methode („Rapid Assess- Tier- und Pflanzenarten bezeichnet, die hei-
ment and Prioritization of Protected Areas mische Arten verdrängen. Die nicht ursprüng-
Management“), die Aussagen liefert über lich in einem Gebiet vorkommenden Arten
die Effektivität der nationalen Schutzgebiets- wurden meist bewusst durch den Menschen
Weiterführende Informa­ systeme, über Gefährdungen und Risiken, eingeführt (z.B. Nahrungsmittel, Zierpflanzen,
tionen: sowie den Grad der Schädigungen und Nutztiere) oder ungewollt eingeschleppt (oft
• www.cbd.int/protected/ Umweltbeeinträchtigungen. Durch die relativ Insekten oder „Unkräuter“ in Verbindung
PAME.shtml einfache Handhabbarkeit und die konkreten mit den eingeführten Arten). Viele von ihnen
• www.panda.org/about_ Handlungsempfehlungen finden beide Ins- haben keine Fraßfeinde oder Futterkonkur-
wwf/what_we_do/ trumente weltweit Anwendung. So entstehen renten und erobern ungehindert diese neuen
forests/our_solutions/ Datenbanken, die eine gute Vergleichbarkeit Räume. Neben ökologischen verursachen sie
protection/tools ermöglichen. oft auch große ökonomische Schäden.

38 Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder
Schutz vor Entwaldung durch die parks and indigenous lands. However, uninha-
Einrichtung von Indianer-Schutzgebieten bited reserves tended to be located away from
aus wissenschaftlicher Sicht areas of high deforestation and burning rates.
„Conservation scientists generally agree that In contrast, indigenous lands were often cre-
many types of protected areas will be needed ated in response to frontier expansion, and many
to protect tropical forests. But little is known of prevented deforestation completely despite high
the comparative performance of inhabited and rates of deforestation along their boundaries. The
uninhabited reserves in slowing the most extreme inhibitory effect of indigenous lands on defore-
form of forest disturbance: conversion to agricul- station was strong after centuries of contact with
ture. We used satellite-based maps of land cover the national society and was not correlated with
and fire occurrence in the Brazilian Amazon to indigenous population density.
compare the performance of large (>10,000 ha) Indigenous lands occupy one-fifth of the
uninhabited (parks) and inhabited (indigenous Brazilian Amazon — five times the area under
lands, extractive reserves, and national forests) protection in parks — and are currently the most
reserves. important barrier to Amazon deforestation. As
Reserves significantly reduced both defore- the protected-area network expands from 36%
station and fire. Deforestation was 1.7 (extractive to 41% of the Brazilian Amazon over the coming
reserves) to 20 (parks) times higher along the years, the greatest challenge will be successful
outside versus the inside of the reserve peri- reserve implementation in high-risk areas of fron-
meters and fire occurrence was 4 (indigenous tier expansion as indigenous lands are strengthe-
lands) to 9 (national forests) times higher. No ned. This success will depend on a broad base
strong difference in the inhibition of deforestation of political support.”
(p= 0.11) or fire (p= 0.34) was found between Quelle: Nepstadt et al (2006)

Regierung fällt insgesamt positiv aus. Helmut Schutzgebieten, die auch tatsächlich kontrolliert
Eger, Andreas Gettkant und Johannes Scholl sind werden, aufgehalten werden können.“
sich diesbezüglich einig mit Ronaldo Weigand, Schutzgebiete alleine werden das Entwal-
dem brasilianischen Koordinator des ARPA- dungsproblem nicht lösen können. Ohne die Weiterführende Informa­
Programms: „ARPA hat in vielerlei Hinsicht Klärung der Landrechte, Stärkung der nationalen tionen:
Modellcharakter. Innovativ ist der Mix aus inter- Kontrollbehörden und Transparenz bei der Pro- • Nepstadt et al. (2006)
nationalen Finanztransfers, nationaler Koordina- duktion von Rindfleisch, Soja und Tropenholz ist • GTZ (2005):
tion und der Einbeziehung von Privatsektor und die Waldzerstörung langfristig nicht aufzuhalten. Zusammenarbeit mit
Nichtregierungsorganisationen“. Aber diese Prozesse brauchen Zeit. Kurz- bis mit- indigenen Völkern
Auch die Einschätzung von erfahrenen brasi- telfristig ist die Einrichtung und Stärkung von (auch als pdf auf
lianischen Schutzgebietsleitern über die Verände- Schutzgebieten eine der schärfsten Waffen gegen beiliegender CD)
rungen in Konzept und Umsetzung der Schutz- die Abholzung in Amazonien. • BMZ (2006):
gebietspolitik ist positiv: Marcelo Bresolin, der Die Studien von Nepstadt et al (2006) zur Entwicklungszusammen­
Direktor des Nationalparks Jaú in der Nähe der Effizienz von Naturschutzstrategien führten zur arbeit mit indigenen
Amazonas-Metropole Manaus, meint: „ARPA hat Einschätzung, dass die Ausweisung von India- Völkern in Lateinamerika
unsere Arbeit vor Ort komplett verändert. Früher nerschutzgebieten eine sehr effiziente Methode und der Karibik
blieben die Motorboote für Kontrollfahrten oft zur Sicherung von Waldflächen in Gebieten mit (auch als pdf auf
wochenlang liegen, weil es kein Geld für Ben- hohem Nutzungsdruck ist (siehe Textbox). beiliegender CD)
zin gab oder weil Ersatzteile fehlten. Seitdem
der Park über ein Konto Zugang zu Mitteln des
ARPA-Fonds besitzt, ist das kein Problem mehr.
Parkwächter können die Gegend nun kontrol-
lieren und erwischen häufig illegale Holzfäller
oder Jäger. Dies zeigt, dass die Waldroder nur in

Teil 3 Die Ausweisung von Schutzgebieten als Strategie zum Erhalt der Regenwälder 39
Teil 4
Bevölkerungsbeteiligung als Garant für
den langfristigen Naturerhalt

In gemeinsamen Work­ Damit die Schutzgebiete nicht zu „Papiertigern“


shops werden Schutz werden, sondern die ihnen zugedachten Funk­­tio­­
und nachhaltige Nut­ nen erfüllen können, ist die Zusammenarbeit der
zung der Ressourcen in verschiedenen Interessensgruppen sehr wichtig.
der Amazonasregion Dabei geht es zum einen um die Zusammenarbeit
diskutiert. vor Ort mit den Menschen, die in der Region
eines Schutzgebietes siedeln. Zum anderen geht es
um die Zusammenarbeit der verschiedenen staat-
lichen und nicht-staatlichen Organisationen auf
der regionalen Ebene der Bundesstaaten, auf der
nationalen brasilianischen Ebene und schließlich
auch auf der internationalen Ebene. Wichtig ist Regierungsstrukturen geht es bei dem komplexen
es, die verschiedenen Akteure einzubinden, so dass Begriff um Zuständigkeiten, Verantwortung,
Lösungen von allen wichtigen Parteien mitgetra- Rechenschaftspflicht und Beziehungen. Stellt
gen und umgesetzt werden können. man sich die Frage, „wie“ ein Projekt und dessen
Im Hintergrundmaterial Nach einer allgemeinen Einführung in das Aktivitäten durchgeführt werden, so muss diese
finden sich weitere Infor- Thema Partizipation und Governance im Teil 4, im Governance-Kontext mit weiteren Fragen ver-
mationen über die werden im folgenden Teil 5 verschiedene konkrete bunden werden:
Zusammenarbeit auf Beispiele aus der Amazonasregion geschildert: • Wer trifft die Entscheidungen?
internationaler Ebene, die Verhandlungsebene der nationalen Politik • Wer hat die Verantwortung?
z.B. zum Amazonaspakt bzw. des Naturschutzprogramms, die gemein- • Welche anderen Gruppen oder Personen leis-
und zur deutschen Unter- same Ausweisung und das Management von ten dazu welchen Beitrag?
stützung im Amazonas- Schutzgebieten, die Aushandlung von lokalen
gebiet. Ressourcennutzungsabkommen.

Partizipation und
Good Governance –
was ist das?
Zwei Begriffe, die regelmäßig in Diskussionen
um Demokratieverständnis auftauchen, sind Par-
tizipation und Good Governance. In der Praxis
werden sie relevant, wenn es um die Umsetzung
von Projekten, beispielsweise der Entwicklungszu-
sammenarbeit und um die Erzielung einer größt-
möglichen Wirkung geht. Partizipation bedeutet
Was wir kennen und im wörtlichen Sinne die Teilhabe oder Beteiligung
wertschätzen sind wir von irgendjemandem an irgendetwas. In der Pro-
bereit zu schützen. jektumsetzung ist es sehr wichtig festzulegen, wer,
wen, zu welchem Zweck und in welcher Form
beteiligt. Partizipative Entwicklung wird folglich Good Governance
als ein Prozess definiert, der Menschen aktiv und Wenn politische und gesellschaftliche Strukturen
maßgeblich an allen Entscheidungen beteiligt, die eine Beteiligung verschiedener Gruppen an Ent-
ihr Leben beeinflussen (BMZ 1999). scheidungen ermöglichen und Gesellschaften über
Governance wird ins Deutsche übersetzt funktionierende demokratische Mechanismen
mit „Herrschaft“, „Regierungsführung“ oder verfügen, spricht man von „Good Governance“ im
„Steuerung“. Damit ist aber noch nicht geklärt, Sinne von verantwortungsbewusster Regierungs-
warum sich Governance als eigener Terminus führung. Im Kern geht es um das Zusammenspiel
durchgesetzt hat. Mehr als um die eigentlichen von Demokratie, Sozial- und Rechtsstaatlichkeit.

40 Teil 4 Bevölkerungsbeteiligung als Garant für den langfristigen Naturerhalt


Das Konzept der Good Governance entstand Governance im
Ende der 1980er Jahre bei der Weltbank. Von den
internationalen Entwicklungshilfeorganisationen
Naturschutz
wie UNDP (Entwicklungsprogramm der Verein- Das Management von Schutzgebieten wurde bis
ten Nationen) und OECD (Organisation für wirt- Anfang der 1990er Jahre vornehmlich als eine
schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) Aufgabe staatlicher Institutionen angesehen. Dies
wurde es als Antwort auf die negativen Folgen der reflektiert sich in vielen internationalen Publi-
Strukturanpassungsprogramme des Internationa- kationen, sowie nationalen Gesetzgebungen und
len Währungsfonds und der Weltbank gesehen. Leitlinien für den Aufbau von Managementstruk-
Auch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit turen für die Gebiete. Der Einbezug von verschie-
orientiert sich an den Vorgaben und Prinzipien der denen Interessensgruppen in eine gemeinsame
Good Governance. Land- und Ressourcennutzungsplanung ist in den
„Verantwortungsbewusste Regierungsführung“ vergangenen 15 Jahren zu einem wichtigen Thema
steht für leistungsfähige politische Institutionen geworden – viele Verantwortliche im Naturschutz
sowie einen verantwortungsvollen Umgang des sind allerdings immer noch nicht ausreichend
Staates mit politischer Macht und öffentlichen darauf vorbereitet. Wurde früher von den Minis-
Ressourcen. Dabei geht Good Governance über terien bei der Personalauswahl darauf geachtet,
den staatlichen Bereich hinaus und schließt dass Parkdirektoren gute Biologen oder erfahrene
Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft mit Förster waren, so sind heute immer mehr andere
ein. Handlungsleitend für Good Governance Berufssparten gefragt: vom Agrarwissenschaftler
sind die Menschenrechte sowie rechtsstaatliche oder Ökologen über Geographen und Ethnolo-
und demokratische Prinzipien, wie zum Beispiel gen bis hin zu Soziologen, Regionalplanern und
die gleichberechtigte politische Beteiligung aller. Wirtschaftsfachleuten.
Besondere Aufmerksamkeit gilt den Bedürfnissen Zu dieser Umorientierung führte die Erkennt-
von schwachen und benachteiligten Gruppen nis der Behörden, dass die staatlichen Strukturen
(GTZ 2004). mit ihren begrenzten Finanz- und Personal-

Arbeit einer Nichtregie­


rungsorganisation mit
Schulkindern des Ama­
zonasgebietes.

Teil 4 Bevölkerungsbeteiligung als Garant für den langfristigen Naturerhalt 41


ressourcen alleine kaum in der Lage sind, den nach Situation und Zielsetzung des Schutzgebietes
wachsenden Herausforderungen der Schutzgebiete grundlegend unterscheiden.
angemessen zu begegnen – Alliierte sind nöti- In der Regel wachsen die Erwartungshal-
ger denn je, um Naturregionen und -ressourcen tungen der lokalen Bewohner und nicht-staat-
langfristig zu erhalten. Zusätzliche Motivation lichen Gruppierungen mit ihrer zunehmenden
für die innovativen Ansätze und das Zugehen auf Beteiligung am Management an. Ihre Bereit-
die Bevölkerung ist die Vorgabe, dass Menschen- schaft, Verantwortung für den Erhalt von Natur-
rechte und Bürgerbeteiligung die Grundlagen aller ressourcen oder Schutzgebieten zu übernehmen,
demokratischen Gebilde und Prozesse sein sollten. steigt an, wenn sie sich aktiv einbezogen fühlen.
Die Konvention über Biologische Vielfalt Deutlich geht aus der grafischen Darstellung her-
(CBD) bestimmt in ihrem „Arbeitsprogramm vor, dass unterschiedliche Arten und Intensitäten
Schutzgebiete“ (Programme of Work – PoW), der Partizipation im Schutzgebietsmanagement
dass in der Naturschutzarbeit von allen Unter- fließend ineinander übergehen. Sie reichen vom
zeichnerstaaten Prinzipien der Partizipation und Meinungsaustausch, über Konsenssuche und Ver-
der Good Governance angewandt werden sollen. handlung, gemeinsame Verantwortung, bis hin
Insbesondere indigene und andere lokale Gemein- zur kompletten Übertragung bzw. Übernahme
schaften sollen am Management der Schutzgebiete von Rechten und Pflichten. Es gibt keine trenn-
teilhaben (PoW, Ziel 2.2). Dabei müssen verschie- scharfen Grenzen – dennoch erleichtert die Unter-
dene Formen und Niveaus der Partizipation unter- scheidung und Bewusstmachung der unterschied-
schieden werden. So können die Strukturen der lichen Partizipationsformen die Entscheidung über
aktiven Beteiligung der Zivilgesellschaft sich je strategische Vorgehensweisen im Management. Je

Partizipations-Kontinuum – zwischen Staat und Zivilgesellschaft

ausschließliche Kontrolle Gemeinsame Kontrolle ausschließliche


liegt bei der staatlichen durch die staatliche Verwaltung Kontrolle bei
Schutzgebietsverwaltung und Zivilgesellschaft Zivilgesellschaft

Gemeinsames Management natürlicher Ressourcen

Meinungs- Konsens- Verhandlung gemeinsame Übertragung /


austausch Suche (Beteiligung an Verantwortungs- Übernahme
Entscheidungen, übernahme aller Rechte
Entwicklung (z.B. über Sitz und Pflichten
von spezifischen in Management
Abkommen) Gremium)

kein Eingriff oder Beitrag kein Eingriff oder Beitrag der


von Zivilgesellschaft staatlichen Schutzgebietsverwaltung

steigende Erwartungen der Zivilgesellschaft

steigender Einbezug und Rechenschaftspflicht der Zivilgesellschaft

Quelle: verändert nach Borrini-Feyerabend 1996

42 Teil 4 Bevölkerungsbeteiligung als Garant für den langfristigen Naturerhalt


Dialoge und der Aus­
tausch von Meinungen
und Ideen sind eine
wichtige Basis für das
gemeinsame Manage­
ment eines Schutzge­
bietes.

nachdem, ob „nur“ Informationen ausgetauscht durch Traditionen, Geschichte, Kultur, Zugang zu


werden sollen, oder ob über unterschiedliche Nut- Informationen, durch die ökonomischen Perspek-
zungen verhandelt wird, gestalten sich Treffen und tiven und dem Verhältnis der Akteure untereinan-
Diskussionsprozesse unterschiedlich. der. Daraus ergeben sich oftmals sehr komplexe,
Welche Art der Partizipation die jeweils beste und für Außenstehende schwer zu überschauende
ist, hängt von der Situation und den Zielen, die Konstellationen.
erreicht werden sollen, ab. Sie wird durch legale Während das Management eines Gebietes
Möglichkeiten und das Interesse einer Institution, darauf abzielt, „was“ getan werden soll, beschäftigt
Verantwortung zu teilen oder abzugeben, sowie sich Governance also mit dem „wie“ dies gesche-
durch die Fähigkeit und den Willen der Akteure hen soll und „wer“ die Entscheidungen in welcher
bestimmt, Verantwortung zu übernehmen. Weise trifft. Governance hat demnach große
Partizipation darf nie als etwas Statisches Bedeutung für:
betrachtet werden. Die Art der Beteiligung kann • die Erreichung der Management- bzw. Schutz-
sich im Laufe der Zeit verändern, denn sie wird ziele eines Gebietes (Effektivität),
bestimmt von Opportunitäten und personellen • die Verteilung von Macht, Kosten und Nutzen
Konstellationen und beeinflusst durch Vertrauen, (Gleichberechtigung),
Missgunst, gemachte Erfahrungen und indivi- • Akzeptanzfragen und daraus resultierende
duelle Interessen. Innerhalb eines Projektes oder Konsequenzen für die politische und finanziel-
Schutzgebietes existieren je nach Kontext unter- le Absicherung von Schutzgebieten („Viabili-
schiedliche Beteiligungsarten nebeneinander. Sie tät“, Existenzfähigkeit),
reflektieren unterschiedliche Vorgehensweisen und • die Anwendung einer ausgewogenen Mischung
Partnerschaften in den einzelnen Arbeitsbereichen. von wissenschaftlichen, innovativen und tra-
Das „Governance Setting“ von Schutzgebieten ditionellen Kenntnissen zur langfristigen Res-
beruht im Wesentlichen auf den legalen Bestim- sourcennutzung (Nachhaltigkeit).
mungen eines Landes, politischen Mandaten und Durch den Einbezug der verschiedenen Institu­­tio­­
institutionellen Zuständigkeiten. Unabhängig von nen, Organisationen und Bevölkerungsvertreter
den formal und legal existierenden Autoritäts- werden die Schutzgebiete in die umgebenden
strukturen wird Governance aber stark geprägt Landnutzungsprozesse eingebunden – sie laufen

Teil 4 Bevölkerungsbeteiligung als Garant für den langfristigen Naturerhalt 43


Bildung ist eine wich­ zur Ressource oder dem Gebiet stehen. Um die
tige Grundlage um Governance-Strukturen für den Naturerhalt zu
gemeinsam Verantwor­ optimieren, können die folgenden Leitgedanken
tung übernehmen zu bzw. -fragen hilfreich sein:
können. • Legitimität – Wer spricht im Namen von wem
bei Aushandlungsprozessen? Hat er/sie den
Rückhalt der Gruppe? Welche Kapazitäten
müssen aufgebaut werden, um allen Akteuren
eine aktive Teilhabe zu ermöglichen?
• Subsidiarität – Für welche Ebene sind die zu
treffenden Management-Entscheidungen rele-
vant? Wer sollte daher einbezogen werden?
also nicht Gefahr, als isolierte Inseln irgendwann • Fairness – Wie soll die Verteilung von Kosten
kaum noch überlebensfähig zu sein. Das Manage- und Nutzen des Naturerhaltes gestaltet wer-
ment von größeren Regionen, wie z.B. Wasserein- den? Wer entscheidet darüber letztendlich im
zugsgebieten, wird so deutlich erleichtert. Konfliktfall?
Auch die Qualität der Governance-Strukturen • Richte keinen Schaden an („Do no harm“)
wird immer mehr hinterfragt. Es wird also nicht – Wie kann sichergestellt werden, dass die
nur die Frage gestellt: „Wer hat das Sagen?“, son- Lasten nicht einseitig auf die Rücken der
dern wesentlich genauer hingeschaut: Das Schutz- Schwächsten geladen werden, die sich nicht
gebietsmanagement wird so mit qualifizierenden wehren können oder wollen?
Attributen versehen, besonders auch unter Hin- • Zielbestimmung – Wie kann/sollte angesichts
blick darauf, welchen Beitrag es zur nachhaltigen der Komplexität der ökologischen, historischen
Lokalentwicklung leistet. Dadurch sollen nicht und sozio-kulturellen Gegebenheiten vor Ort
zuletzt auch Antworten auf die entscheidende eine Festlegung von langfristigen Zielen des
Frage gefunden werden: „Wie kann die Gover- Naturerhaltes erfolgen?
nance-Struktur eines Schutzgebietes so verbessert • Effizienz – Wie kann unter Einbezug aller
werden, dass sie erfolgreich und nachhaltig zur relevanten Belange der verschiedenen Betei-
Erreichung der Naturschutzziele beiträgt?“ ligten eine bestmögliche Nutzung der vor-
Good Governance eines Schutzgebietes wird handenen Finanz- und Personal-Ressourcen
verstanden als ein System von Verantwortlich- erfolgen?
keiten, das basiert auf den Werten, Normen • Rechenschaft – Wer soll wem Rechenschaft
und Prinzipien einer Gesellschaft, Nation oder über was ablegen? Wie müssen Kommunika­
lokalen Gemeinschaft, die in direkter Beziehung tions­wege aufgebaut sein, um den transpa-
renten Fluss von Informationen zu gewähr-
leisten und Koordinations-Prozesse zwischen
Good Governance eines Schutz­ Akteuren und Institutionen zu unterstützen?
gebietes wird von der IUCN (2008) Um die Governance-Strukturen eines Schutzge-
wie folgt definiert: bietes besser einordnen zu können und bei allen
„Good governance of a protected area” is Beteiligten das Bewusstsein über die Unterschiede
understood as „a governance system for the bzw. die Veränderungsmöglichkeiten zu stärken,
protected area that responds to the princip- haben zwei sehr aktive Arbeitsgruppen der IUCN
les and values freely chosen by the concer- zu Bevölkerungsbeteiligung eine Matrix erstellt
ned people or country and enshrined in their (“Theme on Governance, Equity and Rights”,
constitution, natural resource law, protected TGER und “Theme on Indigenous and Local
area legislation and policies and/ or cultural Communities, Equity, and Protected Areas”, TIL-
practices and customary laws”. CEPA). Diese Matrix, die von der Konvention
Quelle: Borrini-Feyerabend (2008, über Biologische Vielfalt bereits im Arbeitspro-
als pdf auf der beiliegenden CD vorhanden) gramm Schutzgebiete als wegweisend anerkannt
wurde, basiert auf den sechs Managementkatego-

44 Teil 4 Bevölkerungsbeteiligung als Garant für den langfristigen Naturerhalt


rien, in die geschützte Naturgebiete aufgrund ihrer Formen von Co-Management oder geteilte
Zielsetzung und der menschlichen Nutzungen Autoritäten)
eingeordnet werden. Die Kategorien werden nun 3 private Schutzgebiete (Privatpersonen, NRO
in der so genannten „Schutzgebiets-Governance- und Forschungsinstitute, oder kommerzielle
Matrix“ hinsichtlich der Strukturen und Verant- Firmen wie z.B. Tourismusunternehmer)
wortlichkeiten in vier große Gruppen eingeteilt: 4 kommunale Schutzgebiete (oft aufgrund
1 die staatlich gemanagten Gebiete (auf der von traditionellen Wirtschaftsweisen und
nationalen oder untergeordneten regionalen Ressourcennutzungsabsprachen entstandene
Verwaltungsebene, bzw. mit delegiertem Schutzgebiete indigener und anderer lokaler
Management) Gemeinschaften).
2 gemeinschaftlich verwaltete Gebiete (grenz-
überschreitendes Management, abgestufte

Table 1 The IUCN protected area matrix Die Schutzgebietsmatrix


a classification system comprising management category and governance type
der IUCN kombiniert
Governance A. Government Managed Pro- B. Co-managed Protected Areas C. Private Protected Areas D. Community
Type tected Areas Conserved Areas Managementkategorien
IUCN Cate- Fed- Local/ Govern- Trans- Collabora- Joint Declared …by …by for De- De- und Governance-Typen.
gory (manag. eral or municipal ment- boundary tive man- manage- and run non-profit profit organi- clared clared
objective) national minis- delegated conservation agement ment by indi- organisa- sations (e.g. and and run
minis- try or manage- ( involv- (various (pluralist vidual tions (e.g. individual or run by by local
try or agency in ment (e.g. ing state forms of manage- land- NGOs, corporate indig- commu-
agency charge to an agencies & pluralist ment owner universi- land-owners) enous nities
in charge NGO) others) influence) board) ties, etc.) peoples
I - Strict Na-
ture Reserve/
Wilderness
Area
II – Na-
tional Park
(ecosystem
protection;
protection
of cultural
values) The CBD PoW calls Parties
III – Natural to develop comprehensive
Monument and effective national
IV – Habitat/ protected area systems.
Species Man-
Is your system taking
agement
advantage of all possible
V – Protected
Landscape/ category-governance
Seascape type combination? Or of
VI – Managed just a few?
Resource

Weiterführende Informa­­
Quelle: Borrini-Feyerabend (2008), als pdf auf der beiliegenden CD vorhanden.
tionen:
• Borrini-Feyerabend,
diverse Veröffentli-
Anregungen zur Weiterarbeit chungen, siehe Litera-
Analysiere turverzeichnis
Wie funktioniert Mitbestimmung bei Euch in der Schule / in Eurem Verein / in Eurer Gemeinde / • CEESP und TGER
in der Familie: Arbeitsgruppen der
• Wie sind Treffen oder Mitgliederversammlungen organisiert? IUCN:
• Wer entscheidet? Wie wird der Prozess der Entscheidungsfindung gestaltet? www.iucn.org/themes/
• Was passiert, wenn Ihr zu keiner Einigung kommen könnt? ceesp
• Wer ist verantwortlich für die Finanzen / Planung / Mitgliederbetreuung? und
• Wem muss Rechenschaft über was abgelegt werden? www.iucn.org/themes/
• Wie wird vorgegangen, wenn Absprachen nicht eingehalten werden? ceesp/TGER.html
• Wird kontrolliert? Von wem? • Governance Links im
Anhang

Teil 4 Bevölkerungsbeteiligung als Garant für den langfristigen Naturerhalt 45


Teil 5 Partizipation und Governance im
brasilianischen Tropenwaldprogramm

Das Amazonasgebiet ist von internationaler den unterschiedlichen Ebenen die Kooperationen
Bedeutung und beherbergt Werte, die weit über zwischen den Gruppen gefördert. Bereits vor dem
die Sicherung der unmittelbaren Lebensgrundlage Start des umfassenden Programms zum Erhalt der
für die lokale Bevölkerung hinausgehen. Schutzge- Regenwälder in Brasilien (PPG7) hatten frühere
biete können einen großen Beitrag zum Schutz der Aktivitäten und Programme gezeigt, dass ohne
ökologisch, ökonomisch und klimatisch wichtigen die Unterstützung auf politischer, aber auch auf
Waldfläche des Amazonasgebietes leisten. Um die- lokaler Ebene im Amazonasgebiet die vereinbar-
sen Beitrag auch langfristig absichern zu können, ten Ziele nicht erreichbar waren. Daher wurden
ist die Zusammenarbeit der verschiedenen Inter- sowohl PPG7 als auch das schon erwähnte ARPA-
Weitere Informationen zu essensgruppen sehr wichtig. Dabei geht es zum Programm von Anfang an mit der Beteiligung der
PPG7 in den Hintergrund- einen konkret um die Zusammenarbeit auf lokaler verschiedenen Akteure geplant und umgesetzt – in
informationen. Ebene, in den Schutzgebieten, mit den kleinen den einzelnen Aktivitäten und auch bei der Steue-
Dorfgemeinschaften und Siedlern der Region. rung des gesamten Programms.
Zum anderen geht es auch um die Zusammen­
arbeit der verschiedenen staatlichen und nicht-
staatlichen Organisationen auf der Ebene der Lernerfahrungen aus
Bundesstaaten, auf der nationalen und schließlich dem Pilotprogramm
auch auf der internationalen Ebene. Wichtig ist
es, die verschiedenen Akteure zusammen zu brin-
PPG7
gen, so dass Lösungen von allen mitgetragen und Die Erfahrungen aus dem Tropenwaldprogramm
umgesetzt werden können. So fördert beispiels- im Bezug auf Partizipation und Good Governance
weise die Möglichkeit bei der Ausweisung von zeigen, dass die Prozesse oft zwar sehr komplex,
Schutzgebieten mitwirken zu können zumeist die aber dennoch wichtig sind, um die Langfristigkeit
persönliche Identifikation mit dem Gebiet. der Wirkungen sicherzustellen. Eine Studie der
Diesen Gedanken greift auch die deutsche Weltbank aus dem Jahr 2000 untersuchte Fak-
Entwicklungszusammenarbeit im Amazonasgebiet toren, die maßgeblich waren für den Erfolg des
auf. In den Komponenten des Pilotprogramms Pilotprogramms in Amazonien. Dabei spielte die
zum Schutz der brasilianischen Wälder werden auf Beteiligung der Zivilgesellschaft und der Nicht-

Fortbildung im Rahmen
eines Projektes des
PPG7-Programms für
gemeinsames Manage­
ment.

46 Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm


Regierungsorganisationen eine große Rolle. Bei rungsinstitutionen, Nichtregierungs-Organisa-
der Auswertung der Lernerfahrungen in Bezug tionen und dem Privatsektor zu fördern.
auf die Partizipation wurden sechs Bereiche iden- 5 Adaptive Planung und Management
tifiziert, für die Schlussfolgerungen formuliert Partizipative Strategien müssen an die jewei-
wurden: ligen Bedingungen der einzelnen Projekte im
1 Aufbau von neuen Kapazitäten Bezug auf Ziel, Begünstigte, politischen Kon-
In der Anfangsphase der Projektplanung sind text, Opportunitäten, etc. angepasst werden.
spezifische Maßnahmen notwendig, um die 6 Ausrichtung auf langfristige Wirkungen
Kompetenz von Nichtregierungsorganisationen Auch wenn Partizipation die finanziellen
aufzubauen und sie institutionell so zu stärken, Kosten für die Planung und Durchführung
dass sie in der Lage sind, in der Durchfüh- erhöhen kann, wird dies durch eine Verbesse-
rungsphase Verantwortung zu übernehmen. rung der Kompetenzen aller Beteiligten, eine
2 Stärkung von staatlichen Instanzen institutionelle Stärkung und eine bessere Errei-
Regierungsorganisationen haben oftmals chung der Projektziele gerechtfertigt.
wenig Kompetenz und Erfahrung darin, effek-
tive Partizipation zuzulassen. Die Ausbildung
des Personals in partizipativen Methoden ist Wie funktioniert die
daher wichtig. gemeinsame Steuerung
3 Politischer Rückhalt
In einer frühen Phase der Projektplanung kön- auf Programmebene?
nen besondere Anstrengungen notwendig sein, Entscheidungen müssen mehrheitlich getragen
um das Bewusstsein von politischen Entschei- werden – das gilt in Brasilien auch auf der Ebene
dungsträgern für die Bedeutung der Beteili- der nationalen und bundesstaatlichen Politiken.
gung der Zivilgesellschaft zu stärken. Zur Steuerung des Amazonas-Schutzgebietspro-
4 Kommunikation gramms ARPA wurde deshalb unter breiter Betei-
In der Projektplanung hängt vieles vom ligung von Staat und Zivilgesellschaft ein Pro-
Geschick der Verhandlungsführer ab, um grammkomitee eingerichtet. Es hat zur Aufgabe,
einen Dialog zwischen den betroffenen Regie- die Strategien und Prioritäten der Arbeit für den

Die 12 Mitglieder des ARPA-Programmkomitees


(laut Statuten, veröffentlicht im brasilianischen Amtsblatt Nr. 53, vom 18. März 2004)

Staatliche Organisationen (6 Mitglieder)


I Drei Repräsentanten/innen aus dem Umweltministerium
a Exekutiv Sekretariat
b Sekretariat für die Koordination in Amazonien
c Sekretariat für biologische Vielfalt und Wälder
II Brasilianisches Institut für Umwelt- und Ressourcenschutz
III Repräsentant/in des Forums der Umweltsekretariate der Bundesstaaten Amazoniens
IV Repräsentant/in der Nationalen Vereinigung der Munizipal-Regierungen aus der Amazonasregion

Zivilgesellschaft (6 Mitglieder)
V Repräsentant/in des brasilianischen Biodiversitätsfonds
VI Repräsentant/in der Privatwirtschaft
VII Zwei Repräsentant/innen der Amazonasarbeitsgruppe – GTA
VIII Zwei Repräsentant/innen von Nichtregierungs-Organisationen im Umweltbereich aus dem
Amazonasgebiet

Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm 47


Naturerhalt in Amazonien abzustimmen und die stattfinden, zu denen mit einer schriftlichen
Umsetzung der getroffenen Beschlüsse zu steuern. Begründung mindestens eine Woche vorher einge-
Die zwölf Mitglieder des Komitees repräsentieren laden werden muss. Alle notwendigen Unterlagen
das brasilianische Umweltministerium, das natio- müssen bis zu zwei Tage vor dem Treffen an die
nale Institut für Umwelt- und Ressourcenschutz, Mitglieder verschickt werden. Die Entscheidungen
die Regierungen der Bundesstaaten, Gemeinden des Programmkomitees sollen in der Regel im
des Amazonasgebietes, Umweltschutzorganisa­tio­ Konsens getroffen werden. Wenn dieser nicht
nen, sowie Vertreter der Privatwirtschaft. Um das erreicht werden kann, muss die einfache Mehr-
Komitee in seiner Arbeit agil zu halten, entsendet heit der Anwesenden zustimmen. Mindestens
nicht jede einzelne Gruppe ihre Vertreter – dies sieben der zwölf stimmberechtigten Mitglieder
wären viel zu viele in der ausgedehnten Amazonas- oder deren Vertreter müssen zur Beschlussfassung
region – sondern Repräsentanten ihrer jeweiligen anwesend sein. Die Entscheidungen des Pro-
Dachverbände bringen die Anliegen der Mitglied- grammkomitees sind verbindlich für das ARPA-
sorganisationen in die Verhandlungen ein. Programm. Auf die grafische Darstellung des
Für jedes Mitglied im Programmkomitee wird Partizipations-Kontinuums (s. Teil 4) übertragen,
ein Vertreter/ in bestimmt, der ebenfalls an allen handelt es sich also um gemeinsame Verantwor-
Sitzungen teilnimmt, aber nur Stimmrecht hat, tungsübernahme bzw. geteilte Autorität zwischen
wenn der Hauptvertreter nicht teilnehmen kann. den einzelnen Mitgliedern.
So wird eine inhaltliche Kontinuität und rei- Spätestens zehn Tage nach der Sitzung werden
bungslose Kommunikation zu den Mitgliedern der die Protokolle an alle verschickt. Die Sitzungs-
Organisationen und Institutionen gewährleistet. teilnehmer haben zwei Wochen Zeit, um ihre
Das Komitee trifft sich zu regelmäßigen Sit- Zustimmung, Änderungswünsche oder Kommen-
zungen dreimal im Jahr, die in einer Jahrespla- tare zu dem Protokoll abzugeben. Keine Antwort
nung festgelegt werden. Zwei Wochen vor dem innerhalb der 14 Tage wird als automatische
Termin lädt die Koordination des ARPA-Pro- Zustimmung gewertet. Es wird von den jeweiligen
gramms zu den Sitzungen ein und verschickt die Institutionen, Gemeinschaften oder Verbänden
Dokumente, die zur Diskussion stehen, um eine erwartet, dass sie ihre jeweiligen Repräsentanten
Vorbereitung und Abstimmung innerhalb der ver- inhaltlich, organisatorisch und finanziell unter-
schiedenen beteiligten Gruppen zu ermöglichen. stützen. Oft stoßen Nichtregierungs-Organisa­tio­
Zusätzlich können außerordentliche Sitzungen nen dabei an ihre Grenzen, da sie für politische
Arbeit oft unzureichend Finanzierungsquellen
Gemeinsame Planung in finden.
der Amazonasregion.

Wie werden Schutz-


gebiete partizipativ
gemanagt?
Während die strategische Steuerung des ARPA-
Programms auf der politischen Ebene im Rahmen
der Sitzungen des Programmkomitees statt-
findet, wird beim Management der einzelnen
Naturschutzgebiete auf der Umsetzungsebene
die lokale Bevölkerung direkt mit einbezogen. In
Brasilien müssen schon bei der Ausweisung neuer
Schutzgebiete die Anwohner beteiligt werden, um
ihre Interessen einbringen zu können. Auch am
Management bestehender Schutzgebiete werden
lokale Gruppen und Institutionen über Beiräte
beteiligt. Wie das genau funktioniert, zeigt das

48 Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm


Partizipation und politische Opportunitäten Diskussionsprozess mit betroffenen Gruppen
Der Anspruch in Brasilien an die Bevölkerungs- nicht mit der nötigen Zeit und Sorgfalt durchge-
beteiligung im Naturschutz ist sehr hoch. Doch führt. Die Amazonasarbeitsgruppe (Grupo de
die Realität im Schutzgebietsmanagement folgt Trabalho Amazônico, GTA, ein Netzwerk von
nicht immer den neuen gesetzlichen Vorgaben. Nichtregierungsorganisationen aus der Amazo-
Politische Opportunitäten und internationale Auf- nasregion) und die regionale Landmission der
merksamkeit gelten oft als wichtiger. Als Beispiel katholischen Kirche protestierten gegen die Aus-
kann die Ausweisung des Tumucumaque Natio- weisung des Parks. Sie beschrieben den Prozess
nalparks, des weltweit größten Waldnationalparks als von oben gesteuert, ohne echte Anhörung
dienen. Das Schutzgebiet hat eine Größe von der lokalen Bevölkerung und ohne Berücksichti-
3,8 Millionen Hektar und liegt an der Grenze zu gung der Vorschläge der Zivilgesellschaft oder
Französisch-Guyana und Surinam. Um den Park der Regierungen der Bundesstaaten. Die von der
noch vor dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwick- Amazonasarbeitsgruppe erarbeiteten Kompensa-
lung (Rio+10) im September 2002 in Südafrika tionspläne seien nicht berücksichtigt worden.
auszuweisen und so das „Naturschutzimage“ von
Brasilien zu verbessern, wurde der eingeleitete Weiterführende Informa­tionen: E. Mannigel 2005

Beispiel Managementkomitee des Lago Piratuba Treffen mit Führungsper­


weiter unten. sonen in den Gemeinden
Bei der Ausweisung eines neuen Schutzgebietes der Amazonasregion.
werden Versammlungen einberufen mit allen
Ressourcennutzern (z.B. Fischereikooperativen,
Kleinbauernvereinigungen, weitere lokale Orga-
nisationen), Bewohnern und anderen Interessier-
ten der jeweiligen Region. Der Nutzen und die
potentiellen Auswirkungen der geplanten Schutz-
gebietsausweisung werden dabei dargestellt und
offen diskutiert. Jeder soll seine Meinung äußern
und Bedenken vorbringen, um Missverständnisse
aufzuklären. Ziel ist es, zu einer gemeinsam getra-
genen Entwicklungsvision für das Schutzgebiet ist entscheidend für dessen Erfolg.
und seine umliegende Region zu gelangen. Dieser beteiligungsorientierte Ansatz ist oft
Im Vorfeld wird von Naturschutzgruppen, langwierig und teuer, da es in der weitläufigen
Verbänden oder Behörden, die sich für die Ein- Amazonasregion nicht einfach ist, die unterschied-
richtung eines Schutzgebietes einsetzen, erwartet, lichen Akteure zusammen zu bringen. Manchmal
dass sie Informationen in einer Art und Weise ist es auch sehr schwierig, bei widersprüchlichen
aufbereiten und vorstellen, dass sie für alle, unab- Interessen eine gemeinsame Position zu finden.
hängig von ihrem Bildungsniveau, verständlich Wenn die Zeit bei der Einrichtung eines Schutz-
sind. Damit soll einer Ausgrenzung der lokalen gebietes drängt, weil die Rodungen schnell voran-
Bevölkerung vorgebeugt werden, die oftmals die schreiten oder politische Ereignisse (internationale
„komplizierte Amtssprache“ nicht versteht und Konferenzen oder Wahlen) die Ausweisung von
sich von den Diskussionen ausgeschlossen fühlt. Schutzgebieten zu bestimmten Zeiten attraktiver
Bedenken gegen das Schutzgebiet sollen schon machen, kommt es in der Praxis vor, dass nicht
möglichst früh von den Angestellten der Schutz- immer alle Betroffenen einbezogen werden. Das
gebietsbehörde aufgenommen und in der Planung rächt sich dann oft später, wenn Gruppen sich
so berücksichtigt werden, dass die Betroffenen am übergangen fühlen oder ihre Interessen nicht
Ende zufrieden mit „ihrem“ Schutzgebiet sind. berücksichtigt sehen und sich deshalb nicht an
Denn eine breite Akzeptanz für das Schutzgebiet Abmachungen halten wollen.

Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm 49


Grundsatzfragen für Schutzgebiete
Aus den praktischen Entscheidungen, die im Rahmen der Einrichtung und des Managements von
geschützten Gebieten zu treffen sind, leiten sich spezifische Verantwortlichkeiten und Rechte ab.
Zentrale Fragen dazu umfassen verschiedene Bereiche:

• Ist die Ausweisung eines Schutzgebietes sinnvoll? Was soll damit erreicht werden? Wo genau
sollen die Grenzen verlaufen?
• Welchen Status bzw. welche Form des Managements soll es erhalten?
• Was soll erlaubt, was verboten werden innerhalb des Gebietes? Welche unterschiedlichen Zonen /
Genehmigungen / Regeln soll es geben?
• Wer darf / sollte in der Folge entscheidungsberechtigt sein? Wer berät zu wesentlichen Fragen, die
das Schutzgebiet betreffen?
• Wie werden die finanziellen Ressourcen verteilt, die der Staat dem Schutzgebiet zuteilt? Wer
befindet darüber, welche Prioritäten gesetzt werden?
• Falls weitere Einnahmequellen für das Schutzgebiet erzielt werden, beispielsweise durch Lizenzen
und Konzessionen, durch Eintritte, Steuern oder den Verkauf von Souvenirs: Müssen weitere
Akteure in die Entscheidungen über die Mittelverwendung oder Aktivitätenplanungen einbezogen
werden?
• Wie werden Einschätzungen darüber getroffen, was als „fair und ausgeglichen“ zu betrachten ist,
hinsichtlich der Verteilung von Lasten und Nutzen des Naturerhaltes?
• Und letztlich: Wie sollten die Abkommen gestaltet werden, die zwischen den verschiedenen
Beteiligten ausgehandelt werden? Wer darf / muss ihre Einhaltung überprüfen? Wie sollen Strafen
bei Nicht-Einhaltung der Absprachen aussehen?

Das Managementkomitee Das Managementkomitee vom Lago Piratuba


Die Beteiligung der lokalen Bevölkerung und Wie funktioniert die Mitbestimmung auf der
interessierter Institutionen am Management von Ebene eines Schutzgebietes ganz konkret? Um dies
Schutzgebieten ist in Brasilien gesetzlich vorge- zu illustrieren, wird im Folgenden das Beispiel des
schrieben. Die Arbeit des Managementkomitees, Biologischen Reservates Lago Piratuba aufgezeigt,
das die Arbeit der Schutzgebietsbehörde unter- das im Jahr 1980 ausgewiesen wurde und im Bun-
stützt, umfasst auch die Bewertung und Kommen- desstaat Amapa im Nordosten des Amazonasge-
tierung der Budgetplanung des Schutzgebietes. bietes liegt. Das Reservat ist 395.000 Hektar groß.
Bei großen Schutzgebieten werden Vertreter der Ausgangssituation
verschiedenen Gruppen der Gesellschaft gewählt. Die Bevölkerung der Region lebt vor allem von
Als Repräsentanten von Verbänden und Vereini- der Zucht von Wasserbüffeln, der Fischerei und
gungen nehmen sie an den Treffen des Komitees der Subsistenz-Landwirtschaft. Die lokalen
teil. So wählen beispielsweise die wissenschaft- Bewohner verfügen über großes Wissen bezüglich
lichen Institute, die in der Region aktiv sind, der natürlichen Ressourcen. Allerdings können
unter sich einen Vertreter aus. sie ihre Anliegen nicht effektiv vorbringen, da
Der Grad der Beteiligung differenziert sich sie kaum organisiert sind und unsicher auftreten.
nach dem Typ des Schutzgebiets: Bei Gebieten Keine einfachen – aber typische – Vorausset-
mit strengem Schutzstatus hat das Manage- zungen für die Gründung eines Management-
mentkomitee nur beratende Funktionen, die komitees. In Piratuba dauerte dieser Prozess 18
endgültigen Entscheidungen trifft die Schutzge- Monate. Inhaltlich und organisatorisch wurde er
bietsbehörde. Bei Schutzgebieten, die auch eine durch das ARPA-Programm unterstützt.
nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen Der Aufbau eines solchen Instrumentes zur
vorsehen, trifft das Komitee alle wesentlichen Mitbestimmung ist komplex und verläuft oft auch
Entscheidungen. nicht gradlinig. Alle Beteiligten müssen Geduld

50 Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm


und guten Willen mitbringen. Im Verlauf der Schritt 7
verschiedenen Schritte intensivieren sich die Bezie- Die langfristige Aus- und Fortbildung aller Betei-
hungen zwischen der lokalen Bevölkerung und der ligten und regelmäßige Workshops erleichtern
Verwaltung des Schutzgebietes. die gute Vernetzung der Mitglieder des Komitees
untereinander sowie die Kommunikation mit den
Schritt 1 verschiedenen Gruppen.
In Workshops werden die Bewohner über den
Sinn des partizipativen Managements informiert. Die Verhandlungen zur Etablierung des Manage-
Gesetzliche Vorgaben werden ebenso besprochen mentkomitees vom Lago Piratuba, die 18 Monate
wie die Notwendigkeit, Wissen und persönliche dauerten, sind noch nicht lange her. Der Prozess
Meinungen einzubringen. gilt als gelungen und auch aus Sicht der lokalen
Schritt 2 Bewohner als gewinnbringend und Verständnis
In einer Reihe von Workshops wird die Bevölke- fördernd. Aber erst die Zukunft wird zeigen, wie
rung einzelner Gemeinden dabei unterstützt, sich stabil die getroffenen Vereinbarungen auch Kri-
formal zu organisieren und zu üben, sich in Ver- senzeiten überdauern können. Wichtig ist die kon-
sammlungen zu artikulieren. tinuierliche Kommunikation zwischen allen Betei-
Schritt 3 ligten – nicht zuletzt auch, um die Anpassung der Quelle:
Das erste gemeinsame Treffen aller Gemeinden Vereinbarungen an veränderte Erfordernisse zu MMA (2007): Unidades de
des Schutzgebietes ist ein historischer Moment für ermöglichen. Conservação do Brasil.
alle Beteiligten! Die sehr isolierten Gemeinden
von Piratuba haben sich vorher noch nie getroffen,
um gemeinsam zu diskutieren.
Schritt 4
Gegenseitige Unterstützung und Mechanismen
für eine bessere Integration der unterschiedlichen
Gemeinden werden vereinbart. Das Treffen trägt
auch zu einer veränderten Wahrnehmung der
Bewohner hinsichtlich des Schutzgebietes bei:
Hatten sie vorher immer nur kleinräumig und im
persönlichen Kontext gedacht, so nehmen sie nun
erstmals das Schutzgebiet als Ganzes und sich
selbst als Element eines größeren Entwicklungs-
raumes wahr.
Schritt 5
Der Grund ist nun gelegt, um in Workshops und
Treffen mit allen interessierten Gruppen der Regi-
on über partizipatives Management und die Grün-
dung eines Managementkomitees zu reden. Auch
die relevanten Regierungsinstitutionen, sowie die
lokalen und regionalen Verwaltungen werden jetzt
einbezogen.
Schritt 6
Der entscheidende Moment: Das Treffen zur Im Rahmen des ARPA-Programms wurden
formalen Gründung des Managementkomitees Informationsmaterialien über partizipativen
für das Biologische Reservat Lago Piratuba! Ein Naturerhalt veröffentlicht, in denen in einfacher
großer Erfolg, da alle Gemeinden aus dem Schutz- Sprache z.B. die Einrichtung von Management-
gebiet und seinem Umfeld vertreten sind. Insge- komitees für Schutzgebiete erklärt wird.
samt hat das Komitee 32 Mitglieder: 15 Repräsen- Sie sind als Beispiel auf der beiliegenden CD
tanten von Regierungsorganisationen und 17 der enthalten.
Zivilgesellschaft.

Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm 51


Das ARPA-Programm Herausforderungen in der
hilft bei der Gründung Bevölkerungsbeteiligung
von Komitees, bildet Die Zusammenarbeit von sehr unterschiedlichen
die Schutzgebiets­ Organisationen und Persönlichkeiten in den
direktoren für ihre Komitees ist nicht immer einfach. Gerade in
neuen Aufgaben aus Schutzgebieten, in denen Konflikte auftauchen,
und bereitet lokale werden die Direktoren und ihre Mitarbeiter –
Bewohner auf ihre Mög­ unter ihnen nach wie vor viele naturwissenschaft-
lichkeiten der Teilhabe lich ausgerichtete Biologen, Forstwirte oder Öko-
am Management von logen – als Moderatoren und Mediatoren oft vor
Schutzgebieten vor. Aufgaben gestellt, auf die sie in ihrer Ausbildung
nicht vorbereitet wurden. Die Wenigsten von
Mitarbeiter der Öko­ ihnen haben Methoden der Gesprächsführung
logischen Station oder gar Konfliktmanagement gelernt. Aber auch
Anavilhanas. die lokalen Bewohner sind oftmals am Anfang
sehr zurückhaltend. Viele trauen sich zu Beginn
der partizipativen Prozesse nicht, in offiziellen
Treffen den „gebildeten“ Leuten ihre Meinung
zu sagen. Die Erfahrung mit lokalen Komitees in
Brasilien zeigt aber, dass diese Schwierigkeiten mit
der Zeit überwunden werden. Dafür ist jedoch
Aus- und Fortbildung durch erfahrene Trainer
und die langfristige Begleitung der Prozesse
notwendig.

Anregungen zur Weiterarbeit

Analysiere
• Warum ist es wichtig, die lokale Bevölkerung am Management von Naturschutzgebieten zu
beteiligen?
• Wann hältst Du welche Form der Beteiligung für sinnvoll? Schau Dir die Abbildung des „Partizipa-
tions-Kontinuums“ an und finde konkrete Beispiele aus Deiner Umgebung, die Du auf der Skala
einordnest.
Recherchiere
Finde Beispiele in Deutschland für Komitees, in denen verschiedene Gruppen gemeinsam strate-
gische, langfristige Entscheidungen treffen (das kann im Bereich der Regionalplanung oder Verwaltung
liegen, aber auch in Sportverbänden oder in kirchlichen Organisationen).
• Worin liegen hier die besonderen Herausforderungen für die gerechte Beteiligung aller Gruppen?
• Wie können Gruppen, die nicht selbst im Komitee sitzen, die Diskussion verfolgen und eigene
Ideen einbringen?
• Wie wird verhindert, dass bestimmte Interessensgruppen die Veranstaltungen und Diskussionen
dominieren und die Entscheidungen einseitig im Sinne ihrer Ziele beeinflussen?
Diskutiere
• Wie siehst Du die Bilanz der Vor- und Nachteile von gemeinsamem Schutzgebietsmanagement?
Rechtfertigt der Aufwand, der dafür getrieben werden muss, die Ergebnisse?
• Wie sieht das in Deiner nächsten Umgebung aus: Wie effizient und effektiv funktioniert z.B. Eure
Schülermitverwaltung?

52 Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm


Lokale Abkommen zur ßenden Grenzen“ unmittelbare Verflechtungen
Ressourcennutzung und Abhängigkeiten von Ökosystemen zur Folge
haben.
in der Umgebung von Damit die Schutzgebiete ihre Funktionen in
Schutzgebieten der Region erfüllen, ist es somit nicht nur wichtig,
dass die lokalen Akteure in das Management der
Nicht nur innerhalb von Schutzgebieten ist es Schutzgebiete eingebunden sind, sondern auch,
wichtig, Klarheit über die langfristigen Ziele und dass die Nutzung im Umfeld der Schutzgebiete
Managementoptionen zu haben und diese mit auf nachhaltige Weise passiert. Dazu werden
den Entwicklungsinteressen der lokalen Bevöl- Regelungen zur Ressourcennutzung vereinbart.
kerung abzugleichen. Auch die Landnutzung im Die lokalen Gemeinschaften sind keine
Umfeld kann großen Einfluss auf den Naturerhalt homogenen Einheiten, sondern sie haben interne
haben. Das ökologisch optimierte Management Machtstrukturen, die sich Externen nicht immer
von Naturressourcen ist die Grundlage für den sofort erschließen. Wichtig für Diskussions- und
langfristigen Erhalt der Kernzonen von Schutz- Verhandlungsprozesse ist es, ein Gespür für diese
gebieten. Besonders in Wassereinzugsgebieten oftmals subtilen Abhängigkeiten und den Ablauf
spielen integrierende, alle Faktoren berücksich- von lokalen Entscheidungsprozessen zu entwi-
tigende Ansätze eine große Rolle, da die „flie- ckeln. Bisweilen laufen schon die ersten Treffen

Darstellung der ProVár­


zea Initiativen als Teil
einer Kampagne und
Öffentlichkeitsarbeit.

Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm 53


zwischen den Naturschutzbeauftragten und den Wie können Nutzungsabsprachen
Autoritäten in den Dörfern nicht reibungslos ab. für Ressourcen ausgehandelt
Gruppen mit politischer und ökonomischer Macht werden?
haben nicht immer Interesse an partizipativen Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass
Prozessen, erscheinen oft nicht zu den Treffen ein gut funktionierendes Fischereimanagement
oder wollen sich nicht an die Regelungen halten. die Erträge in den Seen der Amazonasregion
Einige Gruppen und Institutionen haben Schwie- um 60% erhöhen kann. So können in einem
rigkeiten Macht abzugeben, andere hingegen gut bewirtschafteten See 41 kg Fisch pro Hektar
Verantwortung zu übernehmen oder sogar einfach gefangen werden, während in einem See ohne
Informationen weiter zu geben. Auch Regierungs- Management der Ertrag bei 26 kg pro Hektar
mitarbeiter sind oftmals unzureichend auf die liegt. Lokale Fischereiabkommen legen fest, wel-
Bevölkerungsbeteiligung am Management der che Fischarten wo und zu welcher Zeit, wie und
natürlichen Ressourcen vorbereitet. Hier sind Aus- durch wen gefischt werden dürfen und tragen so
und Fortbildungen wichtig. auch zum Erhalt der Fischarten bei. Damit diese
Das Projekt „Nachhaltige Bewirtschaftung Abkommen auch von allen mitgetragen werden,
amazonischer Überschwemmungsgebiete (Pro- ist eine gemeinsame Aushandlung der Nutzungs-
Várzea)“, das mit Unterstützung der GTZ durch- bedingungen wichtig. Werden alle relevanten
geführt wird, bildet Mitarbeiter der beteiligten Gruppen von Anfang an einbezogen, können ihre
Institutionen darin aus, partizipative Prozesse zu Meinung einbringen und für ihre Bedürfnisse ein-
gestalten. Aber auch die lokalen Bewohner werden treten, dann entstehen Regelungen, die langfristig
in Trainingsworkshops darauf vorbereitet, selbst- tragfähig sind. Verstöße gegen die Regeln sind so
bewusster ihre Forderungen stellen zu können und seltener und werden auch von der Gemeinschaft
Verantwortung zu übernehmen. mitkontrolliert und sanktioniert.
Als Beispiel einer Ressourcennutzungsregelung Bei den Aushandlungsprozessen lassen
wird hier die Aushandlung eines lokalen Fischerei- sich sechs verschiedene Phasen bzw. Schritte
abkommens dargestellt. differenzieren:

Fischer in der Ama­


zonasregion beim
gemeinsamen Fang
mit Wurfnetzen.

54 Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm


Traditionelle Fallen für
Krabben ermöglichen ein
nachhaltiges Manage­
ment, da die große
Maschenweite es den
Jungtieren erlaubt zu
entkommen.

Schritt 1 Schritt 5
Die Fischer eines Dorfes werden dabei unter- Endformulierung der Regelungen und endgültige
stützt, sich zu organisieren und eine Position in Abstimmung mit den betroffenen Akteuren.
Bezug auf nachhaltige Fischerei für ihr Gebiet zu Schritt 6
formulieren. Veröffentlichung der Regelungen im offiziellen
Schritt 2 Amtsblatt. So existiert ein Dokument, auf das
Unter der Leitung eines Moderators werden man sich im Streitfall berufen kann und das für
Kenntnisse und Interessen verschiedener Fischerei- alle verbindlich ist.
gruppierungen, der Fischereibehörde, der Natur-
schutzbehörde und anderer Gruppen, die Nut- Da ein Großteil der Akteure bei der Erarbei-
zungsinteressen am See haben, ausgetauscht. tung der Regelungen einbezogen wird, kennen
Schritt 3 diese die Bestimmungen. Zusätzlich werden die
Gemeinsam wird in kleinen Schritten der erste Regeln über Radioprogramme und in Versamm-
Entwurf für ein Fischereiabkommen formuliert, lungen in der Region bekannt gemacht. Die Ein-
in dem ökologische Nachhaltigkeit sowie soziale haltung des Abkommens wird von den Behörden
und finanzielle Gerechtigkeit angestrebt werden. überwacht und Verstöße werden geahndet. Alle
Wichtig bei dieser Art von Abkommen ist es, Akteure sind zur Mitwirkung bei der Kontrolle
nicht nur zu vereinbaren wer, wann, wo, wie viel aufgerufen.
und auf welche Art und Weise fischen darf, son-
dern auch festzulegen, welche Sanktionen ausge- Das Fischereiabkommen vom
sprochen werden, wenn jemand sich nicht an die Unini-Fluss
Vereinbarungen hält. Denn leider gibt es immer Das rechte Ufer des Unini-Flusses liegt zum Teil
schwarze Schafe, die ihr kurzfristiges Eigeninteres- im Nationalpark Jaú. In diesem Typ von „stren-
se über das langfristige Interesse der Gemeinschaft gem Naturschutzgebiet“ sind weder der Fischfang,
stellen. noch die Jagd oder andere Aktivitäten erlaubt. Die
Schritt 4 Bewohner/innen erzählen, dass der Unini-Fluss
Die Rechtmäßigkeit der vorgeschlagenen Rege- früher sehr reich an Fischen war. Heute braucht
lungen wird von der zuständigen Behörde über- man viel mehr Kraft und Zeit, bis die Fische
prüft, insbesondere damit diese keinem geltenden gefangen sind. Immer wieder beschwerten sich
Gesetz widersprechen. die lokalen Fischer über die großen Schiffe, die

Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm 55


Fische sind eine wich­ in der Trockenzeit den Fluss hinaufkamen und
tige Lebensgrundlage in mit Schleppnetzen und Sprengstoff illegalerweise
der Amazonasregion. Fische jeder Art und Größe im Nationalpark und
in der Nähe der kleinen Dörfer fingen. Mit Hilfe
von Lagerung auf Eis konnten die Fische auch
über große Distanzen in die Städte transportiert
werden. Mit der Zeit verringerte sich so die Menge
und Größe der Fische, die von den Fischern im
Dorf gefangen wurden. Um die Lebensgrundla-
gen für ihre Familien zu sichern, begannen einige
Fischer auf den großen Schiffen zu arbeiten.
Zu den Existenzsorgen der Fischer kamen
Anliegen aus dem Tourismus-Sektor: Mehrere
Hotels, die am Unini-Fluss liegen, wollten ihren
Gästen die Sportfischerei ermöglichen. Sie hat-
ten deshalb ebenso wie einige der traditionellen
Fischer ein Interesse daran, die kommerzielle
Fischerei im Fluss völlig zu verbieten. Immer suchten die Unterstützung der Umweltbehörde
wieder kam es zwischen den unterschied- und einer Naturschutzorganisation und tauschten
lichen Interessengruppen zu Konflikten und Ideen aus. Nachdem sie von den Fischereiabkom-
Auseinandersetzungen. men in anderen Regionen gehört hatten, beschlos-
Etwas musste getan werden. Die Vereinigung sen sie, ebenfalls ein Abkommen zu erarbeiten.
der Bewohner/innen des Unini-Flusses entschloss Dafür luden sie die Repräsentanten aller Dörfer,
sich, einen Diskussionsprozess über die Lösung die Fischereikooperativen und -vereinigungen
des Problems in den Dörfern zu beginnen. Sie der Region, lokale Verwaltungen, Hotelbesitzer,

Die Karte zeigt, wie die Nutzung des Unini-Flusses in die verschiedenen räumlichen Sektoren
eingeteilt ist:
Sektor 1: für die Sportfischerei
Sektor 2: für den kommerziellen Fischfang
Sektor 3: der Nationalpark Jau

56 Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm


Support of community initiatives in Cametá-Brazil: Preservation of The Millennium Zur Jahrtausendwende
Aquatic Resources, Forest Management and Pisciculture as a Development Goals
strategy to value artisan fishermen communities verständigte sich die
1

1 Weltgemeinschaft ange­
1 Eradicate extreme poverty
The municipality of Cametá is situated in the northeast of Pará Until the construction of the Tucuruí hydroelectric plant in 1984 the Fishermen's Colonies and other social movements. Proces- 1
State, within the micro region of the Lower Tocantins, with an (located on the upper part of the river, which goes through ses were initiated to seek solutions to restructure lifestyles and and hunger
area of 3,022 km2. The rural area has a population of 57,116 in- Cametá), these subsistence activities were well balanced with living conditions. Despite difficulties due to a lack of financial 1 1
1
habitants, approximately 58.6% of the municipality´s total pop- stocks available. Flooding of this immense area created various resources and physical space, the Pará Fishermen's Movement

sichts der drängenden


ulation, of these 27,071 are women. 35,000 ribeirinhos live dis- environmental problems; one of the worst being the negative (Mopepa) today includes 26 colonies. In Cametá 7.500 fisher-
tributed between the 122 communities along the river islands. impact on fish reproduction; the incidence of diseases in- men out of a total of 15.000 are members.

2
These artisan fishermen live from the extraction and commer- creased due to the poor quality of water consumed by local
cialization of açaí and burití palm fruits, artisan fishing and people; and many fish populations remained in the upper part One of the activities developed by the fishermen was aimed at
Achieve universal primary
handicrafts made from lianas and açaí and burití palms. Many of the dam. The mapará fish (Hypophthalmus marginatus), conserving fishing and forestry resources through “Fishing education
of the fishing utilities, as well as domestic utilities are made
from these materials.
The acaí palm (Euterpe oleracea) and the burití palm (Mauritia
symbol of the region and principal foodstuff of the ribeirinhos
diet was one of the most affected. It was as a result of these
problems in the 80s and early 90s that those affected by the
Agreements” and “Preservation Agreements”. These agree-
ments became more powerful when they were recognised by
the Brazilian Institute for Environment and Renewable Natural
Probleme auf acht
flexuosa) form the main vegetation. Due to over-exploitation dam organised themselves into associations and organisations Resources (IBAMA) which regulated the agreements through

gemeinsame Entwick­
3
many areas are now degraded. and became integrated into the STRs (Rural Workers Unions), Decree 029, 31st of December 2001.
Promote gender equality
3 and empower women

lungsziele, die Millenium


What did we achieve?
4 Reduce child mortality

Development Goals. Das


englischsprachige Plakat
5
Improve maternal health

verdeutlicht die Beiträge


Currently 36 voluntary environmental agents The Fishery Agreements are the central The agreements define rules concerning where and
trained by the project and recognized by element of a strategy to ensure that commu- how to fish. Limitations in terms of access mean that
IBAMA exist in Cametá to ensure monitoring nities involved can remain in their natural locations where fishing or certain forms of fishing are

6
and supervision of agreements. They also habitats, developing new forms of fishery not allowed are defined; this ensures fish stock time Combat HIV/AIDS, malaria
aim to guarantee nocturnal security and resource management, adapting to new envi- to reproduce and recuperate levels, maintaining the and other diseases
community commitment. 7 8 G ronmental conditions. 1 7 G river's productivity. 1 7 G
eines lokalen Projektes
LOOKING INTO A SUSTAINABLE FUTURE
7

zum Management der


7
7 Ensure environmental
As a strategy to increase sustainability the Fisher- 7 7 7 sustainability
10.492 people were involved in discussions The agreements are the fruit of a highly The benefits achieved through the agreements are
men's Colony is going to construct a small factory to and the development of the fishing and participative process of discussion, many and of great importance for the community 7 7
process palm hearts (palmito) with a capacity for preservation agreements. These discussions which, during their course contributed to and its families. The Association stated that in 1996,
90,000 units per month. The prime material comes
from the 400 hectares managed by the community.
resulted in the implementation of agree-
ments in 22 communities signed by 2186
the strengthening of the communities
and their organisations.
3 8 G
500 kg of fish were caught; in 2003 the amount was
17.500 kg. This fact mobilised the inhabitants and Fischressourcen.
8
The objective is to increase this to 3,100 hectares families.
7 G strengthened the partnership. 1 7 8 G 8 Develop a global partner-
with the use of management plans over the next two 8 ship for development
years.
With regard to pisciculture a research station will be
8
Das Plakat ist als pdf auf
established for research and fish reproduction (au- Around 1300 fishermen participated During the three years of the project, To improve the sustainability of palmito (palm
tochthonous species). The aim will be to produce fish
larvae and offer a space for the diffusion of results
and knowledge.
in courses about environmental laws,
pisciculture, monitoring, associativism
and management of small-scale pro-
10,000 m2 of fish nurseries were con-
structed, providing 26,351 kg of fish
production - generating an income of
heart) harvesting, over 11.000 seedlings were
planted and management plans for 93 delimited
areas of 63 producers in three different communi-
G
der beiliegenden CD ent-
duction, etc. R$ 91.903 during this period. ties were elaborated. G

G
1 7 1 1 7 G G
To make the most of the immense forest of this re-
gion, and the floral reserves it offers, 120 beehives
will be installed.
G
G
G G
Good governance
halten.
Good governance is about how decisions are taken and implemented in a
state. Originally, the connotations of this notion included an efficient public
sector, accountability and controls, but also decentralization and trans-
“Since 1992 or even before, people started worrying parency. Today, good governance means more: It is not just confined to gov-
about the drop in production and lack of alternatives ernment action alone but also encompasses the interaction between govern-
Photos: Jens Ochtrop/kfw; project archive/gtz

here, people began to see more disease, so we ment and civil society.
started having meetings. One of the members, João
Figueiredo, said: see, we have to take some initiative,
because otherwise, nothing will remain for us.” commissioned by:
Dona Rita, community leader, Cametá-Pará, Brazil.
“Last year there was a lot of mapará here. They
fished a whole week. Many people salted and dried
the fish in the sun and there were many families who
were able to sell fish over two or three days. That
helps. It helps a lot. Before they never gave me any,
but today they do. I had food and could even buy a
bottle of gas… Production and nutrition got much
better.”
Dona Rita, community leader, Cametá-Pará, Brazil.

Editor: Division 45, Agriculture, Fisheries and Food, Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH
© GeoMedia/MediaCompany Berlin, gtz Graphic design: Peter Philips Contact: Monika Grossmann, monika.grossmann@gtz.de

Umweltbehörde und Naturschutzorganisationen Weitere Punkte des Abkommens regeln die


ein. Vier Treffen wurden durchgeführt. Aber nicht folgenden Aspekte:
alle Eingeladenen kamen – einige wollten nicht • Die kommerzielle Fischerei ist nur in den
diskutieren. Dennoch wurden sie immer wieder Monaten von September bis Dezember erlaubt.
zu allen Treffen eingeladen. Das kontinuierliche • Auf den Flüssen darf nur mit kleinen Booten
Ansprechen und Einladen ist sehr wichtig, da (nicht schwerer als 3 t) gefischt werden.
alle Bewohner der Region die Möglichkeit haben • Auf den Booten müssen 50% der Arbeitskräfte
sollen mitzudiskutieren. Werden sie eingeladen, aus den Dörfern am Flussufer stammen.
erscheinen aber nicht zu den Treffen, so haben sie • Pro Monat erhalten nur drei kommerzielle
hinterher auch nicht das Recht, sich über getrof- Schiffe eine Fanggenehmigung.
fene Absprachen und Regelungen zu beschweren. Der Prozess der Ausarbeitung dieses Abkommens
Die Treffen waren bisweilen charakterisiert dauerte 10 Monate. Viel und bisweilen kontrovers
durch eine angespannte Stimmung; es kam zu und heftig wurde diskutiert, aber am Ende kam
Tumulten und Konflikten. Dennoch gelang es das Dokument zustande. In den nächsten Jahren
schließlich, ein tragfähiges Abkommen auszu- wird die Umsetzung von allen Beteiligten gemein-
handeln, dem alle zustimmten. Für ein besseres sam beobachtet und evaluiert werden, also von der
Management wurde der Fluss in unterschiedliche Umweltbehörde, Umweltpolizei, Vereinigung der
Sektoren unterteilt. Dabei entspricht jeder Sektor Bewohner/innen und lokalen Regierungen. Erst
den Interessen einer bestimmten Nutzergruppe: wenn die Ergebnisse vorliegen, wird man sagen
Der erste Sektor ist für die Sportfischerei der können, ob das Abkommen funktioniert oder ob
Hotels bestimmt. Im zweiten Sektor dürfen die noch nachverhandelt werden muss.
größeren Eisschiffe kommerziellen Fischfang Zur Jahrtausendwende verständigte sich die
betreiben und der dritte Sektor umfasst das Gebiet Weltgemeinschaft angesichts der drängenden Pro-
des Nationalparks Jaú, in dem niemand fischen bleme auf acht gemeinsame Entwicklungsziele, die
darf. Die Anwohner/innen der Gemeinden am Millenium Development Goals. Das englischspra-
Flussufer dürfen überall im Fluss für den eigenen chige Plakat verdeutlicht die Beiträge eines lokalen
Bedarf fischen. Projektes zum Management der Fischressourcen.

Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm 57


Drei Filme zu lokalen der Amazonasregion und den Projekten IARA
Ressourcennutzungs­ bzw. ProVárzea.

abkommen Film 1: IARA – Mutter der Fische


Die Verbesserung der Bewirtschaftung der natür- Der Film zeigt die Situation Mitte der 1990er
lichen Ressourcen der Überschwemmungsgebiete Jahre, als erste Lösungsansätze diskutiert wurden.
im Amazonasraum ist das Ziel des Projektes Pro-
Várzea. Es kann auf die Erfahrungen und Struk- Film 2: Partizipatives Management der
turen eines Vorgängerprojektes zurückgreifen. Das nachhaltigen Fischerei in Santarém
Fischereiprojekt Iara (benannt nach der Legenden- Im zweiten Film kommen die lokalen Fischer
gestalt der Süßwassergöttin) wurde in den 1990er zu Wort und zeigen, wie heute eine nachhaltige
Jahren in der mittleren Amazonasregion von der Bewirtschaftung der Fischressourcen möglich ist.
Nationalen Umweltbehörde und lokalen Fischerei-
verbänden durchgeführt. Die Erfahrung des Pro- Film 3: Produktion von ätherischen Ölen
jektes zeigt, wie wichtig es ist, dass alle Gruppen Im Jahr 1999 organisierte sich in Silves, einer
gemeinsam arbeiten. kleinen Gemeinde im Bundesstaat Amazonas
Auf der beigefügten DVD vermitteln zwei (340 km östlich von Manaus), eine Gruppe von
Filme einen Eindruck vom Leben der Fischer in Frauen, um zum Lebensunterhalt ihrer Fami-

Integrale Entwicklung,
in der Schutz- und Ent­
wicklungsinteressen
ausgewogene Berück­
sichtigung finden, ist
das Ergebnis einer
geordneten Raumpla­
nung.

rechte Seite:
Der Pirarucu ist ein
wertvoller Speisefisch,
der bei richtigem
Management nachhaltig
genutzt werden kann.

58 Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm


lien beizutragen. Sie gründeten die Vereinigung IARA – Mutter der Fische
„Grünes Leben in Amazonien“ (Associação Vida (deutsch)
Verde da Amazônia – AVIVE). Der Film zeigt Zeit Inhalt der Sequenz
die Frauen von Silves bei der Herstellung der
0:00 Selbst aus dem Weltall wirkt das Ama-
ätherischen Öle und dem dafür nötigen Sammeln zonasgebiet immens.
und Verarbeiten von Wildpflanzen. Mitglieder der 1:30 Santarém, die drittgrößte Stadt im
AVIVE-Gruppe kommen zu Wort und berichten Amazonasgebiet liegt an der Mündung
über ihre Arbeit. Aus ihren Erzählungen wird des Rio Tapajos in den Amazonas.
Fisch ist von großer Bedeutung für die
deutlich, wie durch das verbesserte Management
Region – für die Ernährung der Men-
die Erträge erhöht und die Naturressourcen den- schen und für den Export.
noch besser geschützt werden können. Alle her- 5:02 Der große Streit um die Fische begann
gestellten Produkte werden im Laden der AVIVE mit dem Wachstum der industriel-
und über das Internet verkauft. Die Frauen der len Fangflotte – größere „Eisschiffe“
können ihre Fracht in Eiskisten im
Vereinigung wurden von der Äquatorinitiative der Bug kühlen und mehr Frachtgut
Vereinten Nationen für ihr Engagement und ihr transportieren.
vorbildhaftes Projekt zur Verknüpfung von loka- 6:12 Um die Konflikte zu beruhigen wurde
len Entwicklungsinteressen mit dem Naturerhalt 1991 das Projekt IARA gegründet.
ausgezeichnet. Regelungen für den Fischfang soll-
ten gefunden werden, die von allen
Beteilig­ten akzeptiert werden können.
8:32 Ein „top-down“ Gesetz kann keinen
Erfolg haben – die Fischer müssen mit
den Regelungen einverstanden sein.
Viele Konflikte sind ein Kommunika-
tionsproblem, besserer Dialog zwi-
schen den verschiedenen Gruppen ist
notwendig.
9:22 Verschiedene Nutzergruppen haben
unterschiedliche Problemlagen
– hier sind der direkte Kontakt zur
Bevölkerung und deren Beteiligung
wichtig. Magnólio de Oliveira erklärt
die Bedeutung von partizipativem
Vorgehen.
12:20 Die Menschen lernen durch Aus-
tausch: Der Kontakt von Wissenschaft-
lern und Bewohnern kann zu neuen
Lösungen führen.
15:00 Konkrete Daten zu Fischfang und
Leben der Menschen sind wichtig für
die Planung – zum Beispiel kann der
Verkauf der Fische besser organisiert
werden.
16:32 IARA nutzt auch außergewöhn-
liche Methoden: Ein Film über den
schwierigen Alltag der Frauen in den
Fischerdörfern oder ein Theaterstück
schärfen das Bewusstsein.
18:55 Über den Anspruch eines reinen
Fischereiprojektes hinausgehend ist
den IARA-Mitarbeitern daran gelegen,
dass die Menschen an der Lösung
ihrer Probleme mitarbeiten. „Wir müs-
sen an die Menschen glauben“ sagt
Magnólio de Oliveira.
20:38 Abspann

Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm 59


Partizipatives Management der nachhaltigen Fischerei in Santarém
(Projekt ProVárzea, 2005, 9 min,) portugiesisch mit deutschem Untertitel – gekürzte Version

Zeit Inhalt der Sequenz

0:00 Fisch ist die wichtigste natürliche Ressour- zen den Schutz der Naturressourcen vor
ce für die Menschen in der Überschwem- der Ausbeutung durch Fremde und sind
mungsregion. Der Film zeigt, wie das wichtige Partner der Umweltbehörden.
gemeinsame Management und Monitoring
der Fischressourcen funktionieren. 4:21 Fischereiabkommen, die von allen gemein-
sam erarbeitet und unterzeichnet wer-
1:33 Krabben sind eine gute Einkommensquelle den, regeln die Nutzung der natürlichen
in der Schonzeit der Fische. Angepasste Ressourcen im Gebiet der jeweiligen
Fangmethoden erlauben nur den Fang von Gemeinde.
großen Krabben, die teurer verkauft wer-
den können. Sie ermöglichen aber auch 4:50 In Ituqui haben sich die Bewohner zusam-
den Erhalt der Art, da der kleinere Nach- mengetan, um neben den Fischen auch
wuchs durch die Maschen rutscht und im die Schildkröten der Region zu schützen.
Fluss bleibt.
5:41 Der Fischfang wird einfacher, weil die frei-
2:01 Pirarucu oder Arapaima ist ein wichtiger willigen Umweltagenten bei der Einhaltung
Fisch in der Amazonasregion, dessen von Fangquoten und der Kontrolle von
Bestand in den letzten Jahrzehnten stark Fremden helfen, die nicht in die Fangge-
zurückgegangen war. Lauro erklärt, wie biete des Dorfes dürfen.
durch genaues Beobachten der Bestände
6:24 Die Organisation der Fischer in Koope-
und gemeinsam festgelegte Fangquoten
rativen und Fischereibeiräten diskutiert
erreicht wurde, dass sich die Bestände
die Situation der natürlichen Ressourcen,
erholten.
vereinbart Nutzungsregelungen und unter-
4:01 Freiwillige lokale Umweltgruppen unterstüt- stützt die Umsetzung der Maßnahmen.

Produktion von ätherischen Ölen


(ProVárzea, 2005, 9 min,) portugiesisch mit deutschem Untertitel – gekürzte Version

Zeit Inhalt der Sequenz

0:00 Der Film zeigt die Frauen aus Silves bei aufzubrechen. So kommen sie an den
der Herstellung der ätherischen Öle und Kern, der an die AVIVE verkauft wird.
dem Sammeln von Pflanzen. Mitglieder
der AVIVE berichten von ihrer Arbeit. 5:19 In der Stadt werden die Samen auf Sieben
Zwei Frauen führen vor, wie sie aus einer zum Trocknen ausgebreitet. Nur ältere
Pflanze Saft pressen, der mit Glyzerin zu Samen enthalten Öl. Dona Nenê erklärt,
einer aromatischen Seife verarbeitet wird. wie das Öl aus den Samen gepresst wird.

3:44 Sr. Amarildo erklärt, welche medizi- 6:55 Eine weitere Pflanze, die von AVIVE
nischen Wirkungen zwei der häufig genutzt wird, ist der Puchuri-Baum. Die
benutzten Baumarten haben. Antonio ölhaltigen Blätter werden beim Schütteln
beschreibt, wie früher die Bäume mit der Baumkronen in Netzen im Wald aufge-
der Axt bearbeitet wurden um das Öl zu fangen. Madalena zeigt Baum-Setzlinge,
extrahieren. Dabei starben die meisten die sie auf ihrem Land anpflanzen konnte.
Bäume ab. Bei den verbesserten Metho-
den wird nur ein kleines Loch gebohrt, 7:45 Zurück in Silves führt Marcos João Neves
das später wieder zuwächst. vor, wie durch eine Destillation das Öl aus
den trockenen Blättern gewonnen wird.
4:48 Célia Maria ist die Bewohnerin eines Die Geräte sind dabei denkbar einfach.
kleinen Dorfes, die für die AVIVE Cumaru
Samen sammelt. Dazu geht sie mit ihrer 9:12 Alle hergestellten Produkte werden im
ganzen Familie in den Wald. Nach dem Laden der AVIVE verkauft.
Sammeln helfen alle Familienmitglieder
mit, die harten Schalen der Samen

60 Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm


Objetivos de Das Plakat zeigt den Bei­
desenvolvimento
f) Photos, maps and do Milênio trag des AVIVE-Projektes
graphs
zum Erreichen der Mil­
Pic 1 lenniums-Entwicklungs­
ziele der Vereinten Natio­
nen.
Das Plakat ist als pdf auf
der beiliegenden CD ent-
halten.

. .

Weitere Informationen
auch unter:
www.avive.org.br

Anregungen zur Weiterarbeit


Diskutiere
• Welche Rolle könnten/sollten Indianer, Fischer, Bauern und andere lokale Ressourcennutzer beim
Management von Schutzgebieten und bei der Planung von Maßnahmen zur Regionalentwicklung spielen?
• Würdest Du als politisch Verantwortlicher Unterschiede machen zwischen ihnen und größeren
Unternehmen, die im Amazonasbecken Flächen oder andere Ressourcen einfordern? Begründe!
Recherchiere
• Welche natürlichen Ressourcen werden in deutschen Schutzgebieten genutzt? Finde konkrete Beispiele.
Suche Dir als Fallbeispiel ein Schutzgebiet in Deiner Nähe:
• Wer bestimmt über die Nutzung der Naturressourcen und des Raumes?
• Gibt es dazu Aushandlungsprozesse? Wer ist / war daran beteiligt? Welche Ergebnisse wurden
erzielt? Werden die Absprachen eingehalten? Gibt es offen ausgetragene Konflikte / subtile
Spannungen, oder sind sich alle einig?
Vergleiche
• Wem entstehen Vorteile durch den Naturschutz in Amazonien, wem in Deutschland? Wer muss
Einschränkungen in Kauf nehmen?
• Wie fällt Deiner Einschätzung nach eine Balance von Kosten und Nutzen des Naturerhaltes auf
lokaler Ebene in den beiden Regionen aus?
Diskutiere
• Nach welchen Kriterien sollte die Gewichtung von Interessen des Naturerhaltes und der
Entwicklung erfolgen?
• Wie könnte / sollte die deutsche Entwicklungszusammenarbeit Deiner Meinung nach am besten
im Amazonasgebiet unterstützen? (Sieh Dir dazu auch die Informationen an, die über die EZ im
Hintergrundteil dieser Broschüre stehen).
• Was sollte jeder Einzelne hier in Deutschland beitragen?

Teil 5 Partizipation und Governance im brasilianischen Tropenwaldprogramm 61


Teil 6 Ausblick

Vieles wurde im Schutz der Amazonaswälder Amazonaswaldes.


bereits erreicht: Noch gegen Ende der 1980er Parallel zur Erkenntnis über die ökologische
Jahre erstellten einige renommierte Ökologen und Bedeutung wuchs auch das Wissen um die kul-
Forstwirte die düstere Prognose, dass angesichts turelle Vielfalt des Raumes – und den drohenden
der damaligen Abholzungsraten und Entwick- Verlust dieses für die Menschheit wichtigen Reich-
lungstrends bereits im Jahr 2000 wohl keine tums. Um den vielfältigen Drücken und Erschlie-
relevanten Tropenwaldgebiete mehr vorhanden ßungsinteressen begegnen zu können, müssen
sein würden. Glücklicherweise gelang es dank der Allianzen geschlossen werden – über Organisa­tio­
konzertierten Aktion der Weltgemeinschaft und nen, Länder- und Kulturgrenzen hinweg.
der brasilianischen Regierung, noch ausgedehnte Im Rahmen von internationalen Prozessen
Waldflächen in Amazonien zu erhalten. Eine und Diskussionen hat sich die brasilianische
wichtige Strategie war und ist hierbei die Auswei- Regierung in den vergangenen Jahren immer
sung von Schutzgebieten. wieder zum Wortführer der tropischen Länder
Die Debatten um Klimawandel und das damit aufgeschwungen, insbesondere jener Länder, die
einhergehende öffentliche Bewusstsein über die über extremen Artenreichtum verfügen (Megadi-
Fragilität und die Bedeutung dieses Naturraumes versitäts-Länder) und von daher im Kontext des
verstärkten die Bereitschaft der Weltgemeinschaft, Biodiversitätserhaltes von zentralem Interesse für
aktiv zu werden und finanziellen Anteil am Erhalt die Weltgemeinschaft sind.
zu übernehmen. Auch die Indigenen und andere Einigkeit besteht unter Politikern, Natur-
lokale Gemeinschaften des Amazonasgebietes schützern, Indigenen-Führern, Wissenschaftlern
setzen sich aktiv für den Schutz und die selbst und Entwicklungs-Experten, dass die Amazonas-
bestimmte, nachhaltige Nutzung der natürlichen wälder und ihr ökologisches und sozio-ökono-
Ressourcen in der Region ein. Chico Mendes misches Potential für die Menschheit nur erhalten
war einer der Vorreiter; viele andere lokale Initi- werden können, wenn es gelingt, der Vielfalt der
ativen leisten heute ihren Beitrag zum Erhalt des Erschließungsinteressen eine umfassende und

Die Kosten und der Nut­


zen von Naturerhalt und
Entwicklung müssen
fair verteilt werden, um
die Nutzungsoptionen
für die folgenden Gene­
rationen offen halten zu
können.

62 Teil 6 Ausblick
weitblickende Planung und effiziente Umsetzung Die Beteiligung der
von nachhaltigen Schutz- und Entwicklungsstra- Bevölkerung ist eine
tegien gegenüber zu stellen. Eine integrale, die wichtige Voraussetzung,
Bedürfnisse der diversen Gruppen einbeziehende um die Vielfalt und Ein­
Landnutzungsplanung ist daher von zentraler zigartigkeit der Amazo­
Bedeutung. Die vielen verschiedenen Interessen nasregion zu erhalten.
zu koordinieren und aufeinander abzustimmen
ist eine große Herausforderung für die Zukunft.
Schutzstrategien müssen vielgleisig fahren, um im
Zusammenspiel von Indianer-Territorien, Gebieten
des strikten Naturschutzes und der Ressourcen-
nutzung, sowie Regionen mit weiter gefassten
Zielen der nachhaltigen Entwicklung eine har-
monische Gesamtentwicklung des Gebietes zu zielle Unterstützung von Prozessen wichtig
erzielen, die den langfristigen Erhalt dieses spekta- – Partizipa­tio­n kostet Zeit und Geld, sowohl in
kulären Lebensraumes erlaubt. den Planungen wie auch den Umsetzungen von
Entsprechend der kleinräumig abgestimmten Aktivitäten. Die gemeinschaftliche Steuerung,
Entwicklungsplanungen kommt dabei der Betei- Evaluierung und immer wieder neu erfolgende
lung der verschiedenen Gruppen von Bewohnern Anpassung an die sich ändernden Erfordernisse
und externen Interessenten eine immer zentralere konsumiert Ressourcen. Kooperationen müssen
Bedeutung zu. Governance-Fragen werden so langfristig angelegt sein, um Zeit zu lassen für
in Zukunft noch stärker an Gewicht gewinnen, partizipative Prozesse, bei denen die oftmals sehr
als dies in Amazonien schon der Fall ist. Die unterschiedlichen Akteure die Möglichkeit haben,
Entwicklung und Anwendung von geeigneten ihre Sichtweisen und Positionen auszutauschen
Instrumenten der Beteiligung, die den kulturellen und zu verstehen. Nur so können dauerhaft halt-
Besonderheiten ebenso Rechnung trägt, wie auch bare Regelungen gefunden werden, die den Schutz
den logistischen Herausforderungen der Region der natürlichen Ressourcen sichern.
mit großen Distanzen und kaum vorhandener Im Schwellenland Brasilien gibt es ausgespro-
Infrastruktur, ist wichtiger Ansatzpunkt von chen kompetente Partner von Weltrenommee, die
Projekten. in den internationalen Diskussionen über konzep-
Kommunikation als Schlüsselfaktor ist gefragt. tuelle Ansätze des integrierten Naturschutzes und
Daher spielen bei der Auswahl von Mitarbeitern Ressourcenmanagements führend sind. Zusam-
auf allen Ebenen die folgenden Aspekte eine wich- men mit der internationalen Gebergemeinschaft
tige Rolle: machen sie ein „schlagkräftiges“ Team aus, das
1 interkulturelles Verständnis, aufgrund der Antworten auch für die Welt von morgen liefern
Vielzahl der Akteure, ihrer kulturellen Indivi- möchte, in der der Nutzungsdruck auf die letzten
dualitäten und Bedarfe, verbleibenden Naturgebiete der Erde beständig
2 technisches know how, um den logistischen zunimmt.
Herausforderungen der riesigen Region kreativ Die Diskussionen und Planungen in Amazo-
begegnen zu können, nien setzen – trotz aller aktuellen Abholzungs-
3 planerisch-administrative Kompetenzen, um probleme – wichtige Akzente in den Debatten um
langfristige Schutz- und Entwicklungsinteres- partizipative Prozesse, gemeinschaftliches Verant-
sen in nationale und regionale Planungspro- wortungsbewusstsein oder fair verteilte Kosten
zesse einbringen zu können, und Nutzen von Naturerhalt und Entwicklung
4 individuelle kommunikative Fähigkeiten, um – das ist die angestrebte Rolle von brasilianischen
in der Prozesssteuerung Zugang zu politischen Entscheidungsträgern für die Region. Und bei
und wirtschaftlichen Entscheidungsträgern dieser Suche nach zukunftsfähigen Entwicklungs-
auch über Ländergrenzen hinweg aufbauen modellen wird die deutsche Entwicklungszusam-
und halten zu können. menarbeit ihren brasilianischen Partnern auch in
Darüber hinaus ist die langfristige finan- Zukunft tatkräftig zur Seite stehen.

Teil 6 Ausblick 63
Teil 7
Hintergrundinformationen

Landesinformationen „brasil“ bezeichnet wurde und so dem Land sei-


zu Brasilien nen Namen gab. Auch heute noch heißt Palisan-
derholz „Pau-Brasil“ (Brasilholz).
Brasilien zählt nach Fläche, Bevölkerung und Brasilien hat tropisches Klima mit nur gerin-
Bruttosozialprodukt zu den zehn größten Natio­nen gen jahreszeitlichen Temperaturschwankungen.
der Welt. Es nimmt 47% des süd­amerikanischen Im subtropischen Süden herrscht eher gemäßigtes
Kontinents ein und hat dort mit jedem Land Klima. Während der Norden regenreich ist, fehlt
außer mit Chile und Ecuador eine gemeinsame der Niederschlag oft in den Trockenregionen des
Grenze. Über ein Drittel der süd­amerikanischen Nordostens.
Wirtschaftskraft entfällt auf dieses Schwellenland,
das über beträchtliche Rohstoffreserven, eine Naturraum
breite landwirtschaftliche Produktionsbasis und Das Land gliedert sich in sechs große Naturräu-
eine teilweise hoch entwickelte Industriestruktur me: Amazônia – der brasilianische Teil des Ama-
verfügt. zonasgebietes, die Cerrado-Savannenvegetation,
Schon in der portugiesischen Kolonialzeit Caatinga – eine trockene Strauchsavanne, der
war das rotfarbene Palisanderholz ein wichtiges Mata Atlântica – der Küstenregenwald, die Pan-
Exportprodukt, das von den Einheimischen mit tanal- Feuchtgebiete und die Steppen der Pampa.

Brasilianische Flagge

Schlange aus der


Amazonasregion

Ländername Föderative Republik Brasilien (República Federativa do Brasil)

Lage 5º nördlicher bis 33º südlicher Breite, 35º bis 74º westlicher Länge;
grenzt an alle Länder Südamerikas außer Chile und Ecuador

Klima tropisch und subtropisch

Fläche 8,5 Mio. km2; 47% Fläche des südamerikanischen Kontinents

Hauptstadt Brasilia, 450.000 Einwohner (Bundesdistrikt 2,2 Mio. Einwohner)

Nationalfeiertag 7. September (Unabhängigkeitstag)

Unabhängigkeit 1822 von Portugal

Staatsform präsidiale föderative Republik

Bevölkerung 182,5 Mio., Wachstum 1,3% p.a.; ethnische Vielfalt, regional unterschiedliche
Durchmischung von Nachfahren der europäischen Einwanderer, afrikanischen
Sklaven und späteren Einwanderern, Migranten aus dem asiatischen Raum,
indianischen Ureinwohnern

Landessprache portugiesisch in brasilianischer Variante

Religionen / überwiegend römisch-katholisch; zunehmend protestantische Gruppen und


Kirchen Sekten; verbreitet synkretistisch-animistische Kulte

64 Teil 7 Hintergrundinformationen
Brasilien gilt als das
führende der 17 so
genannten megadiversen
Länder der Erde. Nahezu
20% der Biodiversität
der Erde sind in hier zu
finden. Der bekannte Teil
der Flora und Fauna
Brasiliens wird auf
140.000 bis 190.000
Arten geschätzt.

Die Amazonasregion und der Küstenregenwald ten Menschen, hier liegen die Millionenstädte São
sind die beiden Regionen mit tropischen und sub- Paulo und Rio de Janeiro. Nur noch 14,7% der
tropischen Wäldern. ursprünglichen Waldbedeckung der Region sind
Das Amazonasgebiet dominiert die brasilia- erhalten geblieben.
nische Landschaft im Norden und Nordwesten Im trockenen Osten Brasilien finden sich die
mit ausgedehnten Regenwäldern, ein Hochplateau dürren, niedrigen Trockenwälder der Caatinga, im
liegt im Zentrum und im Süden des Landes mit Nordosten liegen die Steppen und Savannenge-
durchschnittlichen Höhen von 200 bis 1.000 biete des Cerrado, im Südwesten an der Grenze zu
Metern. Die höchste Erhebung Brasiliens findet Argentinien das vogelreiche Feuchtgebiet des Pan-
sich an der Grenze zu Venezuela (Pico da Neblina, tanal und im Süden die Steppen der Pampa.
3.104 m). Vom Süden läuft in nordöstliche Rich- Wald nimmt in Brasilien einen größeren Teil
tung parallel zur Küste eine hohe Gebirgskette, der Landesfläche ein, als in Deutschland, wo
die die Wasserscheide zwischen Atlantik und prozentual mehr landwirtschaftliche Nutzflächen
Amazonasgebiet bildet. Sie war ursprünglich dicht vorherrschen. Beispielhaft für die höhere ökolo-
bewaldet: Der artenreiche Küstenwald der Mata gische Vielfalt sind in der Tabelle Artenzahlen für
Atlântica. In dieser Region siedeln auch die meis- Säugetiere und Vögel aufgenommen.

Teil 7 Hintergrundinformationen 65
Zahlen und Fakten im Vergleich Brasilien Deutschland

Landfläche (Tausend km²) 8.459 349

Landwirtschaftliche Fläche (% der Landfläche) 31,2 48,7

Waldfläche (% der Landfläche) 56,5 31,7

Säugetierarten, alle bekannten 578 126

Säugetierarten, bedrohte 74 9

Vogelarten, alle bekannten 1.712 487

Vogelarten, bedrohte 120 14

Inlandsüßwasserquellen pro Kopf (m³) 29.460 1.297

Jährliche Süßwassernutzung, gesamt (% der Inlandquellen) 1 44

Quelle: www.worldbank.org/environmentaleconomics (3/2007)

Flüsse des heutigen Verbrauchs und des voraussichtlichen


Brasilien wird von zwei Stromsystemen bestimmt: Wachstums) über die kommenden 500 Jahre zu
dem Amazonas und dem Paraná-Paraguay. decken. Darüber hinaus besitzt Brasilien große
• Der Amazonas entspringt in den peruanischen Vorkommen von Mangan, Bauxit und Nickel;
Anden. Zunächst heißt er ab der peruanisch- von Kalium, Phosphat, Wolfram, Zinnstein, Blei,
brasilianischen Grenze Rio Solimões. Erst ab Graphit, Chrom, Gold und Zirkonium – einem
der Einmündung des Rio Negro bei Manaus flexiblen Metall mit vielfältigen industriellen Nut-
führt der gigantische Fluss mit einem Ein- zungsmöglichkeiten. Von Bedeutung sind auch
zugsgebiet von 7,2 Mio. km2 den Namen die neuesten Funde von hochprozentigem Uran-
Amazonas. Mit einer Gesamtlänge von über erz und Vorkommen des seltenen radioaktiven
6.500 km ist er nach dem Nil der zweitlängste Elementes Thorium. 90 Prozent aller Edelsteine
Strom der Erde. Von seinen über 200 größeren der Welt, wie Diamanten, Aquamarine, Topase,
Nebenflüssen sind 15 über 2.000 km lang. Amethyste, Turmaline und Smaragde werden in
Als der wasserreichste Fluss der Erde ist der Brasilien gefördert – bei unsachgemäßem Abbau
Amazonas durchschnittlich 4 bis 5 km breit, eine weitere Gefährdung für die Amazonaswälder
wobei er an seiner schmalsten Stelle (1,8 km) und Flüsse.
eine Wassertiefe von 100 m erreicht. Über
eine Länge von 3.885 km ist der Amazonas Bevölkerung
schiffbar. Die brasilianische Bevölkerung ist jung: Fast 60
• Das Paraná-Paraguay-Flusssystem durchfließt Prozent der Bevölkerung sind unter 30 Jahre. Seit
Brasilien vom südwestlichen Teil des Bundes- 1970 erlebt Brasilien eine dramatische Verände-
staates Mato Grosso in südliche Richtung. In rung der Bevölkerungsstruktur. Der Trend lässt
der Nähe von Buenos Aires erreicht es über sich im Wesentlichen auf die Modernisierung der
den Rio de la Plata den Atlantik. Insgesamt Volkswirtschaft und einen massiven Verstädterun-
erstreckt sich das verzweigte Fluss-System auf gsprozess zurückführen. Dabei sinkt das Bevölke-
eine Länge von 3.700 km. Sein Einzugsgebiet rungswachstum stetig: Die jährliche Wachstums-
umfasst 4 Mio. km2, von denen 1,4 km2 auf rate von 2,9 Prozent in den 1960er Jahren wird
Brasilien entfallen. sich laut der amtlichen Hochrechnungen bis zum
Ende diesen Jahrhunderts voraussichtlich um rund
Bodenschätze 1 Prozent vermindern.
Brasilien ist reich an Bodenschätzen. Es verfügt Obwohl Brasilien seiner Bevölkerungszahl
über Eisenerzreserven, die ausreichen, um den nach in der Welt an sechster Stelle liegt, ist seine
Weltbedarf an Eisen (berechnet auf der Grundlage Bevölkerungsdichte im Vergleich zu anderen

66 Teil 7 Hintergrundinfor­ma­tio­nen
Ländern sehr niedrig (18,4 Einwohner/km2). bewohnt, die trotz ihrer ethnischen Verwandt-
Die Mehrheit der Brasilianer hat sich entlang der schaft verschiedene Sprachen hatten und unter-
atlantischen Küste in den südöstlichen und nord- schiedliche Kulturen pflegten.
östlichen Bundesstaaten angesiedelt. Heute leben Die offizielle Landessprache Brasiliens ist
über 80 Prozent der Brasilianer in den Städten. Portugiesisch. Mit Ausnahme der Idiome, die von
São Paulo ist mit rund 20 Mio. die größte Indianerstämmen in Reservaten gesprochen wer-
Stadt Brasiliens und Südamerikas. Es ist ein den, ist Portugiesisch Umgangssprache.
industrielles Zentrum, das Einwanderer aus Die brasilianische Verfassung garantiert Religi-
ganz Brasilien und vielen Regionen der Welt onsfreiheit; seit Ausrufung der Republik im Jahre
anzieht. Rio de Janeiro, die zweitgrößte und wohl 1889 gibt es keine Staatskirche mehr. Dennoch
bekannteste Stadt, war zunächst die Hauptstadt bezeichnen sich über 80 Prozent der Bevölkerung
Brasiliens, bevor Brasilia im Jahr 1960 weiter als römisch-katholisch. Die Yoruba-Sklaven aus
im Inland geplant und zur Hauptstadt ernannt Nigeria und Benin brachten ab dem 16. Jahrhun-
wurde. dert ihre Candomblé Religion mit. Diese Glau-
Die Bevölkerung Brasiliens stammt im bensform basiert auf dem Spiritismus und verehrt
Wesentlichen von drei Ethnien ab: den india- Gottheiten mit afrikanischem Hintergrund. Sie ist
nischen Ureinwohnern, den nach und nach einge- eng mit dem in Haiti praktizierten Voodoo oder
wanderten Europäern (zumeist Portugiesen) und der Santería aus Kuba verwandt. Heute nehmen
von Afrikanern (überwiegend aus den westlichen zahlreiche Brasilianer aus allen gesellschaftlichen Weiterführende
Küstengebieten südlich der Sahara). Im 16. Jahr- und wirtschaftlichen Schichten sowohl an christ- Informationen:
hundert war das Gebiet des heutigen Brasilien von lichen Gottesdiensten als auch an Candomblé- www.brasilianische-
mehreren hundert einheimischen Indianervölkern Ritualen teil. botschaft.de

Zahlen und Fakten im Vergleich Brasilien Deutschland

Bevölkerung, gesamt (Millionen) 186,4 82,5

Städtische Bevölkerung (% der Gesamtbevölkerung) 84,2 75,2

Bruttoinlandsprodukt (US$) (Milliarden) 794,1 2.781,9

Brutto-National-Einkommen (US$) 3.460 34.580

Entwicklungsindex (HDI) (Rand x von 177)* 69 21

Lebenserwartung bei der Geburt (Jahre)** 70,8 78,9

Kindersterblichkeitsrate, unter 5 Jahren (pro 1.000 Einwohner) 34 5

Jährliche Süßwassernutzung, gesamt (% der Inlandquellen) 1 44

Energienutzung (kg Ölgegenwert pro Kopf) 1.065 4.205

Erneuerbare Energien und Abfall (% der gesamten Energie) 25,9 2,8

Stromverbrauch (kWh pro Kopf) 1.883 6.896

Stromproduktion durch Kohlequellen (% der gesamten Produktion) 2,4 52,9

CO2 Emissionen aus fossiler Energie (metrische Tonnen pro Kopf) 1,8 10,3

Autos (pro 1.000 Bewohner) 137 545

Quelle: www.worldbank.org/environmentaleconomics (3/2007)


* der HDI berechnet sich aus den Werten für Lebenserwartung, Alphabetisierungs- und Einschulungs-
quoten, sowie dem BIP. Land mit dem bestem Wert: Norwegen (1), mit dem schlechtesten Wert:
Niger (177) Quelle UNDP 2006,
** Quelle UNDP 2006

Teil 7 Hintergrundinformationen 67
Brasilien gehört zu den Schwellenländern und Lebensraum Amazonien
liegt bezogen auf den Entwicklungsindex der
Vereinten Nationen auf Platz 69 (von 177) aller Ökologie & Bedeutung
Länder. Dennoch gibt es in Brasilien eine hohe Unter Amazonien verstehen wir ökologisch
Ungleichheit zwischen einer kleinen reichen Ober- gesehen das Wassereinzugsgebiet des Amazonas,
schicht und einer großen armen Bevölkerung, die dessen Neben- oder Zuflüsse im Westen bis hoch
besonders in den Slums der Städte und den länd- in die geologisch jungen Anden reichen, im Nor-
lichen Regionen zu finden ist. den und Süden jedoch den geologisch gesehen
Die Tabelle auf der vorherigen Seite zeigt eini- alten, archaischen Schilden der Guayanas und
ge Zahlen und Fakten zu Brasilien im Vergleich Zentralbrasiliens entspringen. Politisch haben
mit Deutschland. Bei der Energienutzung und neun Länder Anteil an dieser Region: Brasilien,
dem Stromverbrauch wird deutlich, dass der Ver- Bolivien, Peru, Ecuador, Kolumbien, Venezuela,
brauch pro Kopf in Deutschland wesentlich höher Guyana, Surinam und Französisch-Guayana. Den
ist. Der CO2-Ausstoß beim Verbrennen fossiler weitaus größten Anteil dieses großen Gebietes
Energie ist in Brasilien wesentlich geringer als in hat Brasilien. Der Flusslauf des Amazonas hat
Deutschland. eine Länge von etwa 6.500 km, was der Distanz
von Hamburg nach New York entspricht. Er ist
Verwaltung und Bürgerbeteiligung mit Abstand das wasserreichste Fließgewässer der
Brasilien ist eine föderative präsidiale Republik. Welt. Mit einer auf das ganze Jahr umgerechneten
Sie besteht aus dem Bund, 26 Bundesstaaten Wasserführung von durchschnittlich 200.000
plus Bundesdistrikt, sowie über 5.000 Muni- Kubikmetern pro Sekunde ist er dem Kongo etwa
zipien, einer Form von lokaler Selbstverwaltung. viermal, dem Mississippi rund zehnmal überle-
Staatsoberhaupt und gleichzeitig Regierungschef gen. Das Amazonas-Flusssystem beinhaltet etwa
ist der vom Volk direkt für vier Jahre gewählte 20% des weltweiten Süßwassers, das nicht im Eis
Staatspräsident. Die gesetzgebende Gewalt übt auf gebunden ist. Das Hauptbett des unteren Ama-
Bundesebene der aus zwei Kammern bestehende zonas ist durchschnittlich vier bis fünf km breit.
Nationalkongress aus. Auf der Ebene der Bundes- Die Wasserstandschwankungen im Jahreslauf sind
staaten und Gemeinden haben Gouverneure bzw.
Das Heft „Amazonien - Bürgermeister im Zusammenspiel mit der Zivilge-
Geheimnisvolle Tropen­ sellschaft die gesetzgebende und die vollziehende
wälder“ bietet viele Gewalt. Die Recht sprechende Gewalt teilt sich in
Informationen zum Landes- und Bundesgerichtsbarkeit.
Amazonasgebiet und Bekannt geworden ist das brasilianische
zum Klimawandel. Modell der partizipativen „Bürgerhaushalte“, in
(als pdf auf der beilie- denen die Einwohner gemeinsam über die Finan-
genden CD enthalten) zen in ihrer Kommune beraten und Handlungs-
prioritäten beschließen. Diese Form der Mitbe-
stimmung und der kommunalen Bürgernähe, die
ihre Vorreiter in Porto Alegre im Süden Brasiliens
bereits vor nahezu 20 Jahren hatte, ist mittlerwei-
le zum „Exportprodukt“ geworden. Neben den
politisch links orientierten Regierungen einiger
lateinamerikanischer Länder haben sich auch die
europäischen Stadtverwaltungen von Barcelona
oder Brüssel Anregungen vor Ort geholt. Auch in
Deutschland gibt es immer mehr Kommunen und
Weiterführende Informa­ Städte, die einen Bürgerhaushalt eingeführt haben
tionen: Goerdeler (2003), und zumindest einen Teil des Haushaltes mit den
als pdf auf der bei­ Bürgern diskutieren. Potsdam war 2006 die erste
liegenden CD enthalten. deutsche Großstadt, in der Bürger mit berieten.

68 Teil 7 Hintergrundinformationen
beträchtlich und betragen an der Einmündung disch jeweils eine neue Schicht frischen, frucht- Weiterführende
des Rio Negro unterhalb von Manaus im Mittel baren Bodenmaterials ab. Informationen:
etwa 10 m, weiter oberhalb, um die Mündung • OroVerde / GTZ (2007):
des Rio Jurua, sogar bis zu 20 m. Das Gefälle des Der Bereich des amazonischen Hochwaldes Amazonien.
unteren Amazonas ist gering und beträgt in der Hinter dem breiten Überschwemmungsvorland • Germanwatch Klimaex-
Niedrig­wasserzeit auf der Strecke zwischen der der Várzea steigt meist unvermittelt das feste Land pedition: Tropenwald
Rio-Negro-Mündung und dem Meer lediglich (terra firme) auf, das nicht mehr von den Hoch- und Klimaschutz –
einen Zentimeter pro Kilometer Flusslänge. wasserständen des Stromes erreicht wird. Diese Arbeitsblätter (als pdf
„terra firme“ begrenzt das Amazonastal auf beiden auf der CD).
Wie der Amazonas zu seinem Namen kam Seiten und ist fast überall vom amazonischen
Als Francisco de Orellana als erster Europäer 1542 Hochwald bedeckt. Der Anblick dieser ausge-
sich am Nebenfluss des Amazonas, dem Río Napo dehnten Wälder entspricht unserem typischen Bild
einschiffte und auf dem Fluss vom Andenrand vom weiten grünen Amazonaswald mit sich dahin
abwärts bis zur Atlantikmündung fuhr, verlief schlängelnden Flüssen. Die Böden, auf denen
die Reise alles andere als friedlich. Pater Carvajal, diese Wälder stehen, sind sehr arm an Nährstof-
ein Begleiter Orellanas, berichtet in seinen Reise- fen, die normalerweise für das Pflanzenwachstum
aufzeichnungen von Angriffen der Indianer und unentbehrlich sind. Darüber hinaus haben diese
erzählt, wie sie einem Stamm mit bewaffneten, Böden die Eigenschaft, sehr schnell auszutrock-
hochgefährlichen Frauen begegneten, „die an der nen. Wie aber kann sich unter solchen Umständen
Spitze der Indianer kämpften wie Feldherren“ und eine derart üppige Vegetation entwickeln?
„von denen jede tapferer war als zehn Männer“. Der Regenwald erhält sich sein feuchtes Klima
Dieses Ereignis erweckte den antiken Mythos von und deckt den größten Teil seines Nährstoffbe-
dem kriegerischen Volk der Amazonen zu neuem darfs aus sich selbst: Abgestorbene Biomasse (Blät-
Leben und gab dem Amazonas seinen Namen. ter, Äste, ganze Bäume, Tiere) wird sehr schnell
zersetzt und die freiwerdenden Nährstoffe werden
Die Uferlandschaft sofort wieder in den Wurzeln aufgenommen.
Der brasilianische Anteil am Amazonasgebiet Der Verlust von Nährstoffen durch Auswaschung
umfasst die mittleren und unteren Abschnitte ist sehr gering, da die Wurzeln eine sehr dichte
des gewaltigen Stromes. Hier sind die Ufer des Matte in und auf der oberen Bodenschicht aus-
Amazonas flach, das Flussbett verläuft fast überall bilden. Die hohe Wurzeldichte kommt zustande,
innerhalb einer 20 bis 100 km breiten Alluvial- da viele Pflanzen auf engstem Raum wachsen.
ebene, der „Várzea“. Dieses Überschwemmungs- Dies ist auch möglich durch die Evolution vieler
vorland wird alljährlich in der Hochwasserzeit Arten, die unterschiedlich spezialisiert und so an
fast ganz überflutet. Mit dem Eintritt in die ganz bestimmte Nischen im Regenwald angepasst
Ufervegetation wird die Strömung des lehmgelben sind. In dieser Vielfalt von unterschiedlichsten
Amazonaswassers abgebremst und es setzen sich Lebensräumen und an sie angepassten Tieren und
Schwebstoffe ab. Aus den Anden stammend und Pflanzen wird die extreme biologische Vielfalt des
vom Flusswasser herangebracht lagert sich so perio­ Regenwaldes deutlich.

Typische Uferlandschaft
des Amazonasgebietes
(Reserva Tabuleiro).

Die Strände der Amazo­


nasregion werden in der
Trockenzeit sichtbar
(Lago do Tupé).

Teil 7 Hintergrundinformationen 69
Der biotische Reichtum Amazoniens tationsformen: Hochwälder und Überschwem-
Die Amazonasregion ist eines der größten Wild- mungswälder, Flussauen und Savannen oder auch
nisgebiete weltweit und beherbergt den flächen- Mangrovensümpfe. Die Anzahl der tatsächlich in
mäßig größten zusammenhängenden Tropenwald der Amazonasregion vorkommenden Tier- und
der Erde. Darüber hinaus findet sich in der Pflanzenarten ist unbekannt und nur schwer zu
Region auch die höchste biologische Vielfalt aller schätzen, da Wissenschaftler davon ausgehen, erst
Landgebiete des Planeten. Innerhalb des tro- einen Bruchteil von ihnen entdeckt und beschrie-
pischen Regenwaldes gibt es verschiedenste Vege- ben zu haben. Etwa 25% aller weltweit bislang

Weiterführende Informa­
tionen zu wissenschaft- Wissenschaftliche Konzepte und pe von 17 Ländern steht Brasilien, vor Indonesien
lichen Konzepten und ökologische Bedeutung der Region und Kolumbien.
ökologischer Bedeutung Naturwissenschaftler machen sich Gedanken, wie Hotspots: Über eine Diversitätskarte auf
der Amazonasregion die Fülle ihrer Daten am besten strukturiert und der Grundlage von Endemismen und absoluter
(verschiedene pdf- weitergegeben werden kann. Für Naturschützer Pflanzenartenanzahl wird eine Karte mit dem
Dateien auf der beilie- und Regionalplaner ist es wichtig, Anhaltspunkte Gefährdungsgrad von Ökosystemen gelegt. So
genden CD) dafür zu haben, wie angesichts von knappen entsteht eine Weltkarte mit 34 Hotspots, die unter
• www.biodiversityhotspo Finanzen und Personalressourcen Prioritäten enormem Erschließungsdruck stehen.
ts.org gesetzt werden sollen. Dafür gibt es verschie- Große tropische Wildnisgebiete: Ausgehend
• www.conservation.org/ dene Möglichkeiten und Konzepte, z.B.: von der Intaktheit der Naturgebiete müssen
explore/priority_areas/ Megadiversität: Basierend auf Kriterien wie: mindestens noch Dreiviertel der ursprünglichen
wilderness/Pages/ endemische Pflanzenarten, Endemismen von Vegetation vorhanden sein. So werden die letzten
default.aspx Vögeln, Säugern und anderen Tiergruppen, sowie verbliebenen großflächigen Wildnisgebiete des
• Mittermeier, et al. 2003 Vielfalt von Arten und Ökosystemen wurde eine Planeten ermittelt – eines der wichtigsten ist der
Wilderness: Earth‘s Liste der weltweit führenden Länder erstellt, die Oberlauf des Amazonas.
Last Wild Places. Con- „megadivers“ sind. An erster Stelle dieser Grup-
servation International

Nano Extra: Inventur im Regenwald Amazonas-Memory


ein Film von Jana Lemme (3sat/ZDF 2003) In dem Memory-Spiel haben sich Tiere und
Der Film dokumentiert den Tag der Artenviel- Pflanzen aus der Amazonasregion versteckt.
falt in Manaus im Amazonasgebiet im Jahr Öffne einfach das Spiel auf der beiliegenden
2003. Zusammen mit Schülern und Schüle- CD am Computer und finde innerhalb von
rinnen erfassen Wissenschaftler einen Tag 4 Minuten die passenden Bilderpaare. Wer
lang in einem Regenwaldstück alle Tier- und schafft es in der kürzesten Zeit mit den
Pflanzenarten. So lernen die Jugendlichen wenigsten Drehungen?
wie vielfältig und spannend die Natur des
Amazonasgebietes ist. Das Filmteam beglei-
tet auch den Kaimanforscher Ronis da Silvei-
ra bei seiner Arbeit und besucht eine seiner
Forschungsstationen in der Nähe der Stadt
Tefe, westlich von Manaus. Er arbeitet eng
mit den Bewohnern des Amazonasgebietes
zusammen, da sie die Lebensweise der
Kaimane gut kennen. Aus der Sicht der Wis-
senschaftler wäre eine geregelte Jagd der
Kaimane durch die Bevölkerung möglich.
Filmdauer: 29 min

70 Teil 7 Hintergrundinformationen
registrierten Arten kommen im Amazonasgebiet Pilze leisten in Amazo­
vor: etwa 50.000 höhere Pflanzenarten, 578 nien einen wesentlichen
Säugetierarten, 1.712 Vogelarten, 1.000 Amphi- Beitrag für das schnelle
bien- und ca. 3.000 Fischarten. Oft finden Expe- Recycling der Nährstoffe.
ditionen auf einem einzelnen Baum Insektenarten,
die es nur dort gibt.
Heute wird mehr denn je in Amazonien
geforscht, um Klima, Pflanzen, Tiere, Ökosyste-
me und auch die Bewohner der Region mit ihren Weiterführende Informa­
Entwicklungswünschen und -optionen besser tionen und PowerPoint
verstehen zu können. Eine dieser Forschergruppen Präsentationen über die
an der Universität Hamburg koordiniert das vom Ökologie der brasilia-
Bundesministerium für Bildung und Forschung sind das gesamte Jahr über gleich. Allerdings gibt nischen Tropen finden
geförderte Programm SHIFT (Studies on Human es im Laufe eines Tages große Unterschiede – des- sich auf der CD, sowie
Impact on Forests and Floodplains in the Tropics). halb bezeichnet man das Äquatorialklima als ein unter:
Diesem Programm sind im Folgenden einige Tageszeitenklima. Ein solches Klima ist gekenn- www.biologie.uni-hamburg.
Informationen entlehnt. zeichnet durch stärkere tägliche Temperatur- de/bzf/oknu/shift/
schwankungen als jährliche Schwankungen. Der START.html
tägliche Wetterablauf am Äquator sieht ungefähr
Klima und Klimawandel in
wie folgt aus: Vormittags ist die Erwärmung sehr
Amazonien
stark und erreicht bis etwa 14 Uhr ihr Maximum,
Tropisches Tageszeitenklima im Laufe dieser Zeit türmen sich die Wolken
Trotz häufig erhöhter Niederschläge im Frühjahr immer höher auf und es kommt schließlich ab
und Herbst weist das Äquatorialklima keine Jah- etwa 14 Uhr zu heftigen Niederschlägen, die von
reszeiten auf, d.h. die Witterungserscheinungen Gewittern begleitet werden.

Quellen der Diagramme:


Allgemeine Merkmale Arbeitsblatt von:
• Temperaturen ganzjährig hoch, keine/kaum www.das-klima-der-erde.
Schwankungen de.vu
• Niederschläge ganzjährig hoch, teilweise Weiterführende Informa­
Ausprägung zweier Zeiten mit erhöhten Nie- tionen unter:
derschlägen im Frühjahr und Herbst www.m-forkel.de/klima/
arbeitsb/zirk_klimaz.pdf
Klimatische Verhältnisse im Äquatorial­
klima – das Beispiel Sao Gabriel
Sao Gabriel liegt nahezu am Äquator. Da die
Sonneneinstrahlung hier ganzjährig sehr hoch ist,
sind die Temperaturen ebenfalls sehr hoch. Die
Temperaturen sind keinen großen Schwankungen
unterworfen, da der Einfallswinkel der Sonne das
gesamte Jahr über groß ist. Die Niederschläge
sind ganzjährig hoch, da durch die starke Erwär-
mung ganzjährig Konvektion (Wolkenbildung)
stattfindet. Diese Wolkenbildung ist mit der Inner-
tropischen Konvergenzzone (ITC) verbunden. In
der ITC strömen die Nordost- und Südostpassat-
winde zusammen, wodurch die Wolkenbildung
noch verstärkt wird.

Teil 7 Hintergrundinformationen 71
Täglicher Wetterablauf
im Äquatorialklima –
Tageszeitenklima
Quelle:
www.m-forkel.de/klima/
aequatorial.html
Weitere Informationen zu
Klima mit interessanten
Arbeitsblättern unter:
www.m-forkel.de/klima
Zum Tageszeitenklima
siehe auch die Arbeits-
blätter der Tropenwald-
stiftung OroVerde –
„Regenwaldklima-Experi- Die zum Äquatorialklima zugehörige Vege- von wo aus es in kurzer Zeit wieder verdunstet
mente“ Arbeitsblatt 5 als tationszone ist der Tropische Regenwald. Dieser (Evaporation). Etwa die Hälfte des Niederschlags-
pdf auf beiliegender CD. artenreiche Wald mit einem üppigen, dichten wassers wird durch die Pflanzenwurzeln aufge-
Bewuchs ist stockwerkartig aufgebaut. Er produ- nommen, steigt durch Stämme und Äste zu den
ziert die größte Biomasse auf der Erde. Das Äqua- Blättern auf und gelangt aus deren Spaltöffnungen
torialklima findet sich beiderseits des Äquators in wieder in die Atmosphäre (Transpiration). Ledig-
den Tropen. Wo sich Hochgebirge (Anden) bzw. lich ein Viertel des Niederschlages fließt ober-
Hochländer (Ostafrikanisches Seenhochland) am oder unterirdisch ab. Ohne intakten Regenwald ist
Äquator befinden, bildet sich das Äquatorialklima die Menge des oberflächlich abfließenden Wassers
allerdings nicht aus, da die Temperaturen mit
zunehmender Höhe abnehmen.
Zum Thema „Wasserkreislauf in den Tropen-
Lebenswichtige Wasserkreisläufe wäldern“ gibt es Arbeitsblätter der Tropen-
In Amazonien betragen die jährlichen Nieder- waldstiftung OroVerde, die auf der beige-
schläge zwischen 2.000 und 3.000 Millimeter, fügten CD enthalten sind und ausgedruckt
am Andenrand sogar über 6.000 Millimeter werden können.
(zum Vergleich: in Deutschland regnet es im
Mittel knapp 800 mm pro Jahr). In Äquatornähe
ist die eingestrahlte Sonnenenergie derart hoch,
dass ca. 75% des Wassers wieder der Atmosphäre
zugeführt werden: Ein Viertel des Regenwassers
erreicht also erst gar nicht den Waldboden, son-
dern bleibt an der Oberfläche der Pflanzen haften,

Der Regen fällt in der


Amazonasregion regel­
mäßig – der kleine Was­
serkreislauf funktioniert
bei intaktem Wald.

72 Teil 7 Hintergrundinformationen
Wasser ist eine wichtige
Ressource – ohne den
Waldbestand würde die
Region schnell austrock­
nen.

höher und weniger Wasser wird in die Atmosphäre würde auch in dieser Region die Evaporation und
verdampft. Wasser wird so dem lokalen Kreislauf Transpiration rückläufig werden – der Beginn
entzogen. In der Folge nehmen die Niederschläge eines Domino-Effektes. Dies würde letztlich dazu
ab und den Pflanzen steht weniger Wasser zur führen, dass von Osten nach Westen die Trocken-
Verfügung – dies kann bis zu extremen Trocken- heiten zunehmen und als Folge der Regenwald
heiten führen. Amazoniens sterben würde.
Die Basis des Regenwassers Amazoniens ist der
Atlantische Ozean. Die Wolkenmassen, die durch Der Klimawandel und Amazonien
Passatwinde über den südamerikanischen Konti- Erderwärmung, Treibhausgase, heftige Unwetter
nent verfrachtet werden, regnen jedoch großteils wie Hurrikans oder Überflutungen, CO2-Emis-
bereits in den küstennahen Regionen ab. Woher sionszertifikate und ihr Handel an der Börse sind
kommt dann das Regenwasser in der zentralen einige der Stichworte, die täglich in den Nachrich-
und westlichen Amazonasregion? Aus „Regen- ten zu finden sind. Laut aktuellstem Bericht der
wasser-Recycling“: Das Regenwasser wird durch zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe der
Evaporation und Transpiration (s.o.) wieder der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, auch
Atmosphäre zugeführt, um schließlich – durch als Weltklimarat bezeichnet, ist die momentane
den Passatstrom angetrieben – weiter westlich Klimaerwärmung beispiellos (IPCC 2007): Elf der
erneut als Regen niederzugehen. Dieses Regen- letzten zwölf Jahre gehören zu den zwölf wärmsten
wasser-Recycling erfolgt von der Atlantikküste bis seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im
zu den Hängen der Anden vier bis acht Mal. Das Jahr 1850. In den nächsten zwei Dekaden wird
heißt, wenn es im östlichen Amazonien keinen die Temperatur nach den Schätzungen der Wis-
dichten Wald gäbe, würde dort weniger Regen- senschaftler um jeweils 0,2 °C ansteigen.
wasser in die Atmosphäre zurückgeführt werden. Aber Vorsicht: Eine weltweite Erhöhung der
Folglich würde es in der westlich angrenzenden Temperatur von einem Grad Celsius beschreibt
Region weniger regnen und der Pflanzenbestand eine wissenschaftliche Abstraktion, die sich nicht
dort durch den Wassermangel zurückgehen. Somit mit lokalen Klimamessungen decken muss. Wenn

Teil 7 Hintergrundinformationen 73
Klimaforscher einen Temperaturanstieg zwischen der Erdatmosphäre. Insbesondere wichtig für den
1,1 und 6,4 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 Menschen, da er hier direkten Einfluss nimmt,
vorhersagen (IPCC 2007), dann sagt das noch ist der Anteil der verschiedenen Gase in der Erd­
nichts darüber aus, wie dies sich in verschiedenen atmosphäre, da sie den so genannten Treibhaus­
Regionen der Erde auswirkt. Das Zusammen- effekt bestimmen.
spiel von Temperatur der Ozeane, CO2-Gehalt Der aktuelle Anstieg der globalen Temperatur
der Luft, Luftfeuchtigkeit und Luftströmungen lässt sich in wissenschaftlichen Modellen nur zu
Weiterführende Informa­ u.a. ist sehr komplex und Vorhersagen sind nur einem Teil mit den natürlichen Schwankungen
tionen: schwierig zu machen. Das Klima wird von einer des Klimas z.B. durch unterschiedliche Intensität
• Rahmstorf und Reihe Faktoren beeinflusst wie z.B. der Sonnen- der Sonnenstrahlung, erklären. Erst wenn man
Schellnhuber (2006) einstrahlung, der Land-Meer-Verteilung, der Kon- den vom Menschen verursachten Anstieg an
• Heinrich Böll Stiftung tinente und der Anteil der verschiedenen Gase in Treibhausgasen, insbesondere CO2 mit einrechnet,

Der Treibhauseffekt
Wissenschaftler haben berechnet, dass die menschenfreundliches Klima mit erträglichen
eigentliche mittlere Temperatur der Erde gemes- Temperaturen, führt zum anderen aber durch
sen an der Sonneneinstrahlung -18°C betragen die permanente Zunahme der „Treibhausgase“
müsste. Tatsächlich liegt die mittlere Temperatur in der Atmosphäre zu einem kontinuierlichen
aber um die +15°C (Rahmstorf und Schellnhuber Anstieg der Werte, der bedenklich werden kann.
2006). Die Differenz erklärt der Treibhauseffekt. Die wichtigsten klimawirksamen Gase (auch
Ähnlich wie bei einem Gewächshaus trifft die Treibhausgase genannt) sind Wasserdampf, Koh-
kurzwellige Sonnenstrahlung auf die Erde und lendioxid und Methan, die von Natur aus in der
wird zum Teil als langwellige Wärmestrahlung Atmosphäre vorkommen. Durch die menschlichen
abgestrahlt. Da einige Gase der Atmosphäre Aktivitäten nehmen sie immer mehr zu, und das
diese Strahlung nicht passieren lassen, heizt sich Weltklima ändert sich.
die Erde auf. Das ermöglicht zum einen ein Quelle: OroVerde & GTZ, 2007

Weiterführende Informa­­
tionen auch unter:
• www.treibhauseffekt.com
mit wissenschaftlichen
Erklärungen des Max
Planck Instituts für Mete-
orologie
• www.planet-wissen.de

74 Teil 7 Hintergrundinformationen
Quelle: http://news.mongabay.com/2007/0320-map.html

Die neuartige Karte, die gemeinschaftlich von auf („Hotspots“). Sie soll Anhaltspunkte dafür
Wissenschaftlern der Universität Bonn und bieten, welche artenreichen Naturflächen unter
Kalifornien entwickelt wurde, zeigt durch die großem Druck stehen und von daher wichtig für
Übereinander-Projezierung verschiedener Infor- Schutzansätze sind. Dabei zeichnet sich das
mationslayer die weltweit führenden Gebiete von Amazonasgebiet deutlich als Priorität ab.
Pflanzendiversität sowie ihre Gefährdungsgrade Quelle: Kreft & Jetz (2007)
Weiterführende Informa­
tionen über die Bedro-
zeigen auch die Modelle den aktuellen Tempera- Durch den weltweiten Anstieg der Tempera- hungen oder bereits spür-
turanstieg. Damit ist es für die Wissenschaftler tur ändert sich auch das Wetter an den einzelnen baren Auswirkungen der
keine Frage mehr, dass der Anstieg der Tempera- Orten recht unterschiedlich. Die Wahrscheinlich- Klimaveränderungen für
tur wirklich auf menschlichen Einfluss zurück- keit, dass es extreme Wetterlagen (starke Unwet- die traditionellen Bewoh-
zuführen ist. Die Konzentration von CO2 in der ter, Trockenheiten, Hurrikans etc.) gibt, nimmt ner des Amazonasge-
Atmosphäre ist im letzten Jahrhundert stark ange- mit steigender Temperatur zu. Für die meisten bietes:
stiegen, besonders durch die Verbrennung fossiler tropischen und subtropischen Regionen werden • Gesellschaft für
Brennstoffe, wie Erdöl oder Kohle, aber auch Dürren und Wasserknappheit prognostiziert und bedrohte Völker (2005
durch die immer weiter fortschreitende Abholzung in der Folge ein Rückgang der Ernten. Die Prog­ und 2008; als pdf auf
der Wälder in allen Teilen dieser Erde – so auch in nosen für den „Climate Hotspot“ Amazonasregion der beigefügten CD)
der Amazonasregion. sind dabei besorgniserregend. • Heinrich Böll Stiftung

Die Millenniumsziele – Herausforderungen für die internationale Politik:


für die Zukunft • Frieden, Sicherheit und Abrüstung
Im September 2000 kamen hochrangige Ver- • Entwicklung und Armutsbekämpfung
treter von 189 Ländern, die meisten von ihnen • Schutz der gemeinsamen Umwelt
Staats- und Regierungschefs, zu dem bis dahin • Menschenrechte, Demokratie und gute
größten Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in Regierungsführung
New York zusammen. Als Ergebnis des Treffens In der Millenniumserklärung legt die Staatenge-
verabschiedeten sie die so genannte Millenniums­ meinschaft dar, wie sie den zentralen Heraus-
erklärung. Sie beschreibt die Agenda für die forderungen zu Beginn des neuen Jahrtausends
internationale Politik im 21. Jahrhundert und defi- begegnen will. Die Erklärung leitet eine neue
niert vier programmatische, sich wechselseitig globale Partnerschaft für Entwicklung ein.
beeinflussende und bedingende Handlungsfelder Quelle: www.bmz.de/de/ziele/ziele/millenniumsziele

Teil 7 Hintergrundinformationen 75
Häuser von Fischer­
familien am Flussufer

Menschen am Amazonas portugiesische Kolonialisten gegründet. Andere


Insgesamt leben im brasilianischen Amazonas- folgten während des Kautschuk-Booms im 19.
gebiet ungefähr 20,1 Millionen Menschen, was Jahrhundert.
knapp 12 Prozent der Bevölkerung Brasiliens Heute zählen Manaus und Belem mit knapp
entspricht (IBGE 2000). Mehr als 7 Millionen 1,6 Millionen und 1,4 Millionen Einwohnern
wohnen in den ländlichen Gebieten der brasi- zu den größten Städten in Brasilien (an 7. und 9.
lianischen Amazonasregion, rund 5 Millionen Stelle aller Städte des Landes). Die rasche Zunah-
dient die Landwirtschaft als Lebensgrundlage. me der Bevölkerung stellt eine hohe Herausfor-
Zwei Millionen werden zu den unterschiedlichen derung an die Erstellung von Infrastruktur wie
„Waldvölkern“ gezählt, die von der Subsistenz- Schulen und Gesundheitszentren dar. Zudem hat
Landwirtschaft und den Sammelprodukten des ein Großteil der Bevölkerung nach wie vor keinen
Waldes leben. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser und nur ca. 8
der Amazonas-Region führen jedoch ein eher Prozent der Abwässer werden geklärt. Müll wird
städtisches Leben. Die ersten Städte der Region meistens direkt in die Flüsse entsorgt. Auch wenn
wurden zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch sich die Situation im Vergleich zu früher verbes-

Umweltindikatoren der Weltbank


in % der städtischen bzw. ländlichen Bevölkerung Deutschland Brasilien

Geregelte Wasserversorgung Land 100 57

Stadt 100 96

gesamt 100 90

Geregelte Abwasserentsorgung Land 100 83

Stadt 100 37

gesamt 100 75

Quelle: www.worldbank.org/environmentaleconomics (3/2007)

Umweltindikatoren im Vergleich
zwischen der Amazonasregion und Brasilien 1990 2005

Zugang zu sauberem Trinkwasser Amazonasregion 48% 68%

Brasilien keine Daten 88%

Basissanitäranlagen Amazonasregion 33% 48%

Brasilien keine Daten 67%

Quelle: Celentano, D. & A. Veríssimo (2007)

76 Teil 7 Hintergrundinformationen
sert hat, bleibt sie kritisch, da Wasserverschmut- 1934 wurden Indigenengebiete erstmals in der
zung für die Bevölkerung oft unkalkulierbar und brasilianischen Verfassung anerkannt. Allerdings
nicht sichtbar ist. Hier muss noch viel gearbei- räumte sich die brasilianische Regierung gleich-
tet werden, um die von der Weltgemeinschaft zeitig Zugangsrechte und Rechte zur Nutzung
angestrebten „Millenniumsentwicklungsziele“ für der Bodenschätze ein, wenn diese für die nati-
den Umweltbereich zu erfüllen. onale Sicherheit oder Entwicklung des Staates
als erforderlich erachtet wurden. Allein im 20.
Amazonas-Indigene Jahrhundert sank die Zahl der Indigenen von 1
Im Amazonasgebiet leben mehr als 160 ver- Millionen auf unter 300.000 Menschen. Noch
schiedene indianische Völker, die ihre eigenen bis in die 1970er Jahre erhob der Staat – gesteuert
kulturellen Identitäten haben und mehr als 160 von einflussreichen gesellschaftlichen Gruppen
verschiedene Sprachen sprechen. Die Indigenen – Anspruch auf das Land der Indigenen, das
des Amazonasgebietes wanderten vermutlich vor generell als viel zu großflächig betrachtet wurde
etwa 13.000 Jahren aus Asien kommend über die („muita terra para pouco índio“ – viel Land für
damals bestehende Landbrücke zwischen Sibirien wenig Indigene – war ein üblicher Ausspruch). Die
und Alaska, durchquerten den nordamerika- Indigenen standen aus der Sicht vieler Brasilianer
nischen Kontinent bis nach Kolumbien und besie- dem Fortschrittsstreben und der Entwicklung des
delten u.a. das Amazonasgebiet. Landes im Wege. Erst seit 1988 ist in der brasilia-
Seit der Entdeckung Lateinamerikas durch die nischen Verfassung das Recht der Indigenen auf die
Spanier und Portugiesen waren die Indigenen in alleinige Nutzung ihres Landes festgeschrieben.
der Amazonasregion durch Krankheiten, kriege- Obwohl nur etwa 0,2% der 184 Millionen
rische Auseinandersetzungen, Sklaverei oder Ver- Einwohner Brasiliens Indigene sind, haben sie
folgung oft existentiell bedroht. Bis Anfang des aufgrund ihrer kulturellen Vielfalt und der ihnen
20. Jahrhunderts wurden Indigene als unmündige zugesicherten Landfläche eine große politische
Bürger bezeichnet und eine Indigenenbehörde Bedeutung. Die meisten leben in den ca. 600
sollte sie in die „weiße“ Gesellschaft überführen. anerkannten Indigenen-Territorien, die etwa 11%

Uru-Eu-Wau-Wau-India­
ner mit seiner Tochter
im traditionellen Feder­
schmuck.

Teil 7 Hintergrundinformationen 77
Weitere Informationen: der brasilianischen Staatsfläche einnehmen. Ins- cen Amazoniens: der Fischfang, der Anbau von
• Wentzel 2006 gesamt wurden ca. 1 Million Quadratkilometer Bananen, Maniok und Bohnen auf kleinen Wald-
(als pdf auf der im Amazonasbecken als Indianer-Schutzgebiete lichtungen und das Sammeln von Waldprodukten
beigefügten CD) ausgewiesen. Die Indigenen verfügen über weit (Fasern, Lianen, Kräuter, Früchte, Nüsse, Rinden,
• MMA 2008 reichende Kenntnisse über den Wald und seine Harze) sichern ihr Überleben. Zu diesen tradi­tio­
Ressourcen. Dank der sehr geringen Bevölke- nellen Gruppen gehören die Kautschukzapfer,
Siehe hierzu auch das rungsdichte und der über Jahrhunderte angepass- Sammler von Paranüssen, Kokosnüssen und Palm-
Kapitel „Geschützte ten Wirtschaftsweisen wird ihr negativer Einfluss herzen sowie artesanale Fischer – zusammen mehr
Sammlergebiete“ im auf die biologische Vielfalt des Tropenwaldes als als eine halbe Millionen Familien. In den meisten
Hauptteil der Broschüre gering eingeschätzt. Fällen haben sie keine offiziellen Besitzurkunden
mit weiteren Informatio­ für das Land, auf dem sie wohnen oder für den
nen über die Lebenswei- Traditionelle Gruppen Wald, aus dem sie wichtige Rohstoffe entnehmen.
se der traditionellen Im Amazonasgebiet leben in ca. 300.000 Dör- Dadurch kommt es oft zu Konflikten um Land-
Gruppen, wie den Gum- fern Angehörige der so genannten „traditionellen besitz und häufig werden die traditionellen Res-
mizapfern und einem Film Gruppen“. Sie sind keine Indigene, leben aber wie sourcennutzer von skrupellosen Geschäftemachern
zu dem Thema. diese fast ausschließlich von den Naturressour- oder Großgrundbesitzern vertrieben.

Traditionelle Gruppen
nutzen die Ressourcen
des Waldes auch für
viele alltägliche Dinge,
wie hier ein Rucksack
aus Palmblättern.

78 Teil 7 Hintergrundinformationen
Ausstellung „Amazônia Brasil“ land zu sehen. Im „Haus zur Wildnis“ zog sie im
in Deutschland Nationalpark Bayerischer Wald mehr als 120.000
Um die kulturelle und ökologische Vielfalt des Menschen in ihren Bann.
Amazonasgebietes in den städtischen Ballungs-
räumen Brasiliens aber auch in anderen Ländern Auf der beigefügten CD befinden sich die Panels
bekannt zu machen und Unterstützung für ihren zur Ausstellung „Faszination Amazonien“,
Erhalt einzuwerben, wurde von der Organisation die im April / Mai in Berlin im Bundestag bzw.
„Saude e Alegria“ eine bunte und vielgestalti- Abgeordnetenhaus zu sehen waren, die Panels
ge Ausstellung konzipiert. In „Amazônia Brasil“ und die Flyer zur Ausstellung Amazônia Brasil
stellen viele der indigenen Gemeinschaften, der (in deutsch, englisch und tschechisch), sowie
Kautschukzapfer, Paranuss-Sammler und Fluss­ die Foto-Broschüre „Making of“, die den Prozess
uferbewohner ihre Mythen und Legenden, ihre des gemeinschaftlichen Aufbaus der Ausstellung
Wirtschaftsweisen und Lebensformen, aber auch dokumentiert, wie auch den engagierten Bau der
ihre Entwicklungswünsche dar. Die interaktive, Amazonashütte im Internationalen Wildniscamp.
auf das Erleben mit allen Sinnen ausgerichtete
Ausstellung, die neben der Schönheit des Kultur- Bild unten:
und Naturraumes auch die Herausforderungen Parallel zu der „Amazônia Brasil“ Ausstellung
des täglichen (Über)Lebens zeigt, vermittelt wurde im Kooperationsprojekt „Internationales
Eindrücke von einigen viel versprechenden Wildniscamp“ zwischen der Nationalparkverwal-
Lösungsansätzen, die mit Hilfe von nationalen tung des Bayerischen Waldes und der deutschen
und internationalen Organisationen entwickelt Entwicklungszusammenarbeit eine Amazonas-
werden. Die Ausstellung wurde in zahlreichen hütte aufgebaut. In dieser „Caboclo-Hütte“, die
großen Metropolen gezeigt (Sao Paulo, Rio de dem Lebensumfeld eines traditionellen brasilia-
Janeiro, Paris, Lausanne), demnächst wird sie nischen Kautschuksammlers entspricht, können
in New York und Tokio zu sehen sein. Mit Unter- Jugendliche die Natur aus der Perspektive eines
stützung der GTZ war sie mehr als sechs Monate tropischen Bewohners erleben – und so eigene
lang in einer kleineren Variante auch in Deutsch- Verhaltensweisen reflektieren.

Weiterführende
Informationen:
• www.amazoniabrasil.org.br
• www.wildniscamp.de

Teil 7 Hintergrundinformationen 79
Der Amazonaspakt Kooperation besser geschützt, aber auch im Ein-
– OTCA klang mit einer nachhaltigen Entwicklung geför-
dert werden. Da die Umweltprobleme nicht an
Die Länder der Amazonasregion haben sich den Grenzen halt machen und auch der Schmug-
zum Amazonaspakt zusammengeschlossen. Am gel von illegalem Holz und Wildtieren nur auf der
3.7.1978 unterzeichneten Bolivien, Brasilien. internationalen Ebene gelöst werden kann, sollen
Kolumbien, Ecuador, Guyana, Peru, Surinam gemeinsame Lösungen eine bessere Vereinbarkeit
und Venezuela den Amazonaspakt, mit dem Ziel von Umwelt- und Sozialpolitiken sowie den Auf-
gemeinsame Aktivitäten für die harmonische bau effektiverer Institutionen sicherstellen. Dieser
Entwicklung des Amazonasbeckens zu fördern. Prozess soll über eine Stärkung der OTCA durch
Die Mitgliedsstaaten sind zu diesem Zeitpunkt die internationale Kooperation unterstützt werden.
die gemeinsame Verpflichtung eingegangen, die
Umwelt zu schützen und die natürlichen Res-
sourcen des Amazonasgebietes rational zu nutzen. Brasiliens
1995 beschlossen die acht Nationen die Organi-
sation des Amazonaspaktes (OTCA) zu gründen,
Schutzgebiete
um die Umsetzung des Amazonaspaktes zu stär- Der brasilianischen Regierung ist sehr daran
ken und die beschlossenen Ziele umzusetzen. Seit gelegen, die internationalen Vorgaben und Verein-
Dezember 2002 hat das permanente Sekretariat barungen zum Naturerhalt umzusetzen. Im April
seinen Sitz in Brasilia. 2006 wurde ein präsidentiales Dekret erlassen, das
Konzeptioneller Ansatzpunkt von OTCA einen „Strategischen Nationalen Schutzgebiets-
ist die Überzeugung, dass die Amazonasregion plan“ vorsieht. Unter der Führung des Umweltmi-
eines der reichsten Naturerbegebiete des Pla- nisteriums erarbeiteten Wissenschaftler, Schutzge-
neten umfasst und strategisch wichtig ist, um die bietsmanager, Repräsentanten der Zivilgesellschaft
zukünftige Entwicklung der Länder und der Regi- und Vertreter der nicht-staatlichen Umweltschutz-
on zu fördern. Das Erbe soll durch die politische Gruppierungen eine Agenda, die sicherstellen

Der Jaguar braucht als


Lebensraum große
zusammenhängende
Gebiete, auch über die
Grenzen von Staaten
und Schutzgebieten
hinaus.

80 Teil 7 Hintergrundinformationen
soll, dass die im Rahmen des „Arbeitsprogramms Chico Mendes Institut für
Schutzgebiete der Konvention über Biologische Biodiversitätserhalt
Vielfalt“ (CBD) vereinbarten Ziele eingehalten Mit der zunehmenden Ausdehnung des brasili-
werden können. anischen Schutzgebietssystems werden auch die
Eine zentrale Aussage des Planes betrifft die Aufgaben und Zuständigkeiten komplexer. Im
indigenen Territorien und „Quilombola“-Gebiete Rahmen einer administrativen Umstrukturierung
(die Nachfahren der ehemaligen Sklaven), die der nationalen Umweltbehörde IBAMA (Institu-
einen zunehmend größeren Stellenwert in der to Brasileiro do Meio Ambiente e dos Recursos
brasilianischen Politik zum Biodiversitätserhalt Naturais Renováveis) wurde 2007 die Verwaltung
einnehmen. Genauso hatte dies auch die siebte der geschützten Naturgebiete dem neu gegründe-
Vertragsstaatenkonferenz der CBD empfohlen ten Chico Mendes Institut für Biodiversitätserhalt
(COP-Beschluss VII/28). (ICMBio) übergeben. Neben der Verwaltung der
Der Schutzgebietsplan legt die Prinzipien, Föderalen Schutzgebiete, die 8,2% der Landes-
Ziele und Strategien für das nationale System bis fläche einnehmen (292 Gebiete, knapp 70 Mio.
zum Jahr 2015 fest. Dabei gibt es vier wesentliche ha), liegt ein besonderes Schwergewicht der Ins-
Leitlinien: titutsarbeit darauf, politische Leitlinien für die
1 Der „ökosystemare Ansatz“ (ein wesentliches nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen
Instrument der CBD) soll die Einbettung der und den Umgang mit der lokalen Bevölkerung
Schutzgebiete in größere regionale Kontexte zu erarbeiten. Programme zur Erforschung, zum
sicherstellen. Dadurch wird vermieden, dass Management und zur nachhaltigen Nutzung
die geschützten Gebiete als „Inseln“ losgelöst obliegen ebenso der Hoheit des neuen Institutes,
von den sozio-kulturellen und ökologischen wie auch der Aufbau einer „Umweltpolizei“, die
Gegebenheiten der Umgebung gemanagt auf die Einhaltung der legalen Vorgaben für die
werden. nationalen Schutzgebiete zu achten hat.
2 Die Bedrohungen und Gefährdungen, die Alle übrigen Bereiche verbleiben bei der na­tio­
durch externe Erschließungen und Ver- nalen Umweltbehörde IBAMA (z.B. die Vergabe
schmutzungen auf die Schutzgebiete und ihre von Umweltlizenzen oder Holztransportgeneh-
Randzonen ausgehen, sollen abgepuffert und migungen, die Fiskalisierung oder die Geneh-
durch entsprechende politische Vorgaben (z.B. migung von Managementplänen). Im Zuge der
Steuerungen in der Landnutzungsplanung) zunehmenden Dezentralisierung delegiert IBAMA
möglichst vermieden werden. Aufgaben auch immer mehr an die bundesstaatli-
3 Die Einrichtung und das Management von chen Stellen. Dazu werden einzeln ausgehandelte
Schutzgebieten, die bisweilen auf der lokalen Abkommen („Contratos“) geschlossen.
Ebene zu Nutzungseinschränkungen führen,
sollen im Sinne des gerechten Vorteilsaus- Das Nationale
gleiches (wie ihn die CBD in ihrem „dritten Schutzgebietssystem
Standbein“ einfordert) zur angemessenen Im Januar 2008 umfasste das brasilianische
Berücksichtigung und fairen Umverteilung System etwa 600 Schutzgebiete auf nationaler
von Kosten und Nutzen beitragen. und bundesstaatlicher Ebene, die verteilt auf alle
4 Die einzelnen Schutzgebiete und das gesamte Biome des Landes eine Gesamtfläche von etwa
nationale System müssen finanziell abgesichert 100 Millionen Hektar einnehmen.
sein und langfristig über ausreichende Res- Offizielle Schätzungen des Umweltministe-
sourcen verfügen. riums (MMA 2008) gehen davon aus, dass nach
Großer Wert wird in der neuen brasilianischen der Aktualisierung aller Daten die Fläche der
Umweltpolitik auf Partizipation und den Einbe- nationalen Schutzgebiete sich verdoppeln wird
zug der Zivilgesellschaft gelegt. Die Einrichtung (ca. zusätzliche 30 Mio. ha). Hinzu kommen die
eines „Nationalen Schutzgebietsforums“ oder eines 575.000 ha privater Schutzgebiete und die große
„webspace“ zur Diskussion und kritischen Reflek- Anzahl von oftmals kleinflächigen, aber den-
tion der nationalen Politikentscheide reflektieren noch für den Naturerhalt wichtigen munizipalen
diesen Wandel. Schutzgebiete, die bislang bei den Daten noch

Teil 7 Hintergrundinformationen 81
nicht berücksichtigt wurden. Auf der föderalen Territorien eine strategische Bedeutung für den
Ebene befinden sich weitere 16 Landes-Schutz- Naturerhalt. Eine 2006 vorgelegte Studie wies ihre
gebiete im Prozess der Ausweisung mit einer Funktion als wirksame Barriere gegen Landspe-
Gesamtfläche von 7,5 Mio. ha (Stand: Anfang kulationen, großflächige Abholzungen und die
2008). Ausweitung von Weide- und Anbauflächen nach
Während ICMBio die Verwaltung der föde- (Nepstadt et al., 2006).
ralen Gebiete obliegt, sind für die anderen die Praktisch alle Indigenen-Gebiete liegen zudem
jeweiligen Gebietskörperschaften zuständig (Bun- in den ökologisch wertvollsten Naturgebieten
desstaat, Munizipalverwaltung). Amazoniens (Cleary, 2004). Von daher müssen
Das Ziel, das sich die brasilianischen Behörden allein schon die politischen Leitlinien zum Natur-
gesteckt haben, ist äußerst ehrgeizig: bis zum Jahr erhalt eng mit jenen zu Landrechten und Indi-
2015 sollen je 10% der Fläche aller Biome des genen verknüpft werden. Derzeit verhandelt die
Landes unter Schutz gestellt sein, in Amazonien brasilianische Regierung ein großes GEF-Projekt
Weiterführende sogar 30%! zum verbesserten Schutz der Waldökosysteme auf
Informationen: Indigenen-Land. Wie wichtig diese Strategie für
• Wentzel 2006 Indigenengebiete und Naturerhalt die Amazonasregion ist, wird daran deutlich, dass
(als pdf auf der Die Politik der Ausgrenzung der indigenen Urein- 95% der Fläche der Indigenen-Gebiete in ökolo-
beigefügten CD) wohner des Landes ist seit dem Ende der 1980er gisch wichtigen Waldgebieten liegen. Sie nehmen
• Ministério de Jahre in Brasilien einem vermehrten Einbezug 21% der brasilianischen Amazonasregion ein
Integração Nacional der Indigenen in alle Bereiche des öffentlichen (107.721.017 Hektar).
Lebens gewichen. Aufgrund der veränderten
Landrechts-Politik umfassen die, den Indigenen Private Schutzgebiete
zugesprochenen Gebiete mittlerweile mehr als Brasilien verfügt über einen interessanten Mecha-
10 Millionen Quadratkilometer (über 11% der nismus, der den Naturerhalt attraktiv für private
Landesfläche). Besonders in Amazonien und den Landbesitzer macht. Dieser Typ von Schutzge-
dortigen Rodungsgebieten erlangen die Indigenen- bieten wird in der nationalen Gesetzgebung auf

Juristische Situation
der indigenen
Territorien
Die deutsche Entwick-
lungszusammenarbeit
unterstützt im Rahmen
des PPTAL-Projektes
die Ausweisung von
indigenen Territorien.
Juristische Anerkennung
und Grenzziehung sind
dabei zwei wesentliche
Elemente.

82 Teil 7 Hintergrundinformationen
mehrfache Weise berücksichtigt: (bis 2007 zuständig: IBAMA), die Landesregie-
• Landbesitzer können für ihre Gebiete die rungen, der brasilianische Umweltfond (FUN-
staatliche Anerkennung als Schutzgebiete BIO) und diverse internationale Geberorganisa-
beantragen. Nach der Prüfung des ökolo- tionen zum Gelingen des ambitiösen Programms
gischen Wertes durch Regierungsstellen und bei. Neben dem GEF (Global Environment Facili-
der formalen Registrierung als „langfristige ty) und dem WWF ist die deutsche Kreditanstalt
Flächen des Naturerhaltes“ genießen diese für Wiederaufbau (Kf W, im Auftrag des Bundes-
Steuerbefreiung. Allerdings bleiben sie auch im ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit,
Erbfall oder bei Landverkäufen an die Natur- BMZ) der wichtigste Partner Brasiliens.
schutzauflagen gebunden. Offizielle Präsentationen des brasilianischen
• Die Grundbesitzer haben für diese Gebiete Umweltministeriums (MMA 2008) benennen
Vorrang bei der Beantragung von: voller Stolz die beeindruckenden bisherigen
- Projektförderungen zum Naturerhalt durch Erfolge des ARPA-Programmes, das in dieser
den Nationalen Umweltfond, Zwischenbilanz seine für 2007 gesteckten Ziele
- Agrarkrediten für Projekte der nachhaltigen sogar übertroffen hatte:
Ressourcennutzung durch die Staatsbanken, • Mehr als 8 Mio. ha streng geschützter Gebiete,
- Kooperationen mit privaten und öffent- die bereits vor 2000 ausgewiesen worden
lichen Institutionen. waren, konnten konsolidiert werden.
Anfang 2008 gab es 743 anerkannte private • Etwa 22 Mio. ha wurden neu als Schutz­gebiete
Schutzgebiete (66% davon im Amazonasgebiet) ausgewiesen – 13 Mio. als strenge Schutzge- Weiterführende
mit einer Fläche von 575.000 ha. biete (15 Gebiete) und 9 Mio. als nachhaltig Informationen: MMA 2008
genutzte Schutzgebiete (27 Gebiete).
ARPA – Das Amazonas- • Studien zur Ausweisung weiterer 10 Mio. ha
Schutzgebietsprogramm wurden durchgeführt. Sie sollen das System in
Die weltweit wichtigste Regionalinitiative zum Amazonien abrunden.
Naturerhalt findet sich im Amazonasgebiet. Im • Im Jahr 2006 wurde ein eigener Schutzge-
Jahr 2003 wurde das Programm ARPA (Áreas bietsfond eingerichtet, in den bis zum Jahres-
Protegidas da Amazônia) ins Leben gerufen. ende 2007 bereits 17 Millionen US$ durch
Unter der Koordination des Umweltministeri- nationale und internationale Geber eingezahlt
ums tragen durch ihre technische und finan- worden waren – mehr als 10 Millionen davon
zielle Partnerschaft das Chico Mendes Institut durch die Kf W.

Ziele des brasilianischen Schutzgebietsprogramms ARPA


(Áreas Protegidas da Amazônia)

bis 2007 bis 2009


• 180.000 km² neue Schutzgebiete werden in • Weitere 195.000 km² werden als National-
der Amazonasregion eingerichtet (sowohl für parks, Biologische Reservate und Ökolo-
den ausschließlichen Schutz, wie auch für die gische Stationen (vergleichbar mit IUCN-
nachhaltige Nutzung von Waldressourcen). Kategorien II, Ib und Ia) ausgewiesen.
• 70.000 km² bereits existierender strenger • Mehr als 205.000 km² bestehender Schutzge-
Schutzgebiete in der Amazonasregion wer- biete erfüllen ihre Funktionen.
den konsolidiert und können ihre Schutzauf-
gaben effektiv wahrnehmen. bis 2012
• Die Schutzgebietsfläche hat in der bra-
silianischen Amazonasregion insgesamt
500.000 km² erreicht, was 12% der Fläche
der gesamten Region entspricht.

Teil 7 Hintergrundinformationen 83
Neben der flächenmäßigen Ausweitung des des brasilianischen Umweltfonds. Strate-
Systems wird durch ARPA auch der qualitative gisches, problemorientiertes und zeitnahes
Aspekt des Managements gefördert. Eine Reihe Handeln im Management der großflächigen
von Instrumenten unterstützen dabei die Effizienz Schutzgebiete wird so deutlich vereinfacht.
und Effektivität der Schutzgebiete: • Eine „Schutz- und Finanzierungs-Strategie“
• Ein neu entwickeltes Monitoring Werkzeug wurde durch die Mitwirkung von Wissen-
(„Evaluation Tool for Protected Areas schaftlern, externen Beratern, die ARPA-Pro-
Effectiveness“) wurde seit 2007 bereits in gramm-Verantwortlichen und Mitarbeiter der
80 Gebieten erfolgreich eingesetzt. Als GTZ basierend auf ökologischen Kriterien und
Nachfolger des „Tracking Tool“, das mit der eingehenden Analyse aller Schutzgebiete,
Unterstützung des WWF in den Jahren ihrer Gefährdungen und ihres potentiellen Bei-
2005 und 2006 zahlreiche Gebiete unter die trages zum Erhalt der Amazonaswälder erar-
Weiterführende Lupe genommen hatte, erhofft man sich nun beitet. 2006 vorgelegt bestimmt sie die Investi-
Informationen: MMA 2008 von diesem speziell auf das Amazonasgebiet tions-Entscheidungen der Verantwortlichen.
angepassten Instrument noch aussagekräftigere
Informationen. Die Tabelle auf der folgenden Seite zeigt die
• Im riesigen Amazonasgebiet spielt Kommuni- unterschiedlichen Schutzgebietskategorien in der
kation eine essentielle Rolle: Für die Beteili- Amazonasregion, ihre Anzahl und Ausdehnung.
gung der verschiedenen Institutionen, Orga- Wie im Hauptteil der Broschüre erläutert, gliedert
nisationen und Gruppierungen im In- und sich das brasilianische System in Schutzgebiete,
Ausland ist ein effizientes computergestütztes die aufgrund ihrer nationalen Bedeutung der
Informations-System unerlässlich. Das SisAR- obersten staatlichen Ebene unterstehen, oder aber
PA (Integrated System of Coordination and auf der Ebene der einzelnen Bundesstaaten ver-
Management of the ARPA Program) vernetzt waltet werden. Darüber hinaus gibt es die immer
die nationale Datenbasis des brasilianischen mehr zunehmenden Schutzgebiete auf munizipaler
Schutzgebietssystems mit dem Finanzsystem Ebene, die stark lokal verankert sind.
Viele Schutzgebietska­
tegorien in Brasilien
erlauben eine nachhal­
tige Nutzung durch die
Bevölkerung vor Ort.
Dazu gehört auch die
traditionelle Jagd auf
Fische mit dem Speer.

84 Teil 7 Hintergrundinformationen
Schutzgebiete in der Amazonasregion Brasiliens

Anzahl Schutzge- % im Ver- % im Ver-


bietsfläche gleich mit gleich mit
ohne Über- der gesam- der gesam-
lappungen ten Schutz- ten Amazo-
(ha) gebietsflä- nasregion
che

Bundesebene Brasilien 125 49.523.310 49,53% 9,89

Strenger Schutz 46 25.335.587 25,34% 5,06

Ökologische Station 15 6.296.906 6,30% 1,26

Nationalpark 21 15.753.419 15,76% 3,15%

Biologisches Reservat 9 3.285.153 3,29% 0,66%

Ökologisches Reservat 1 109 0,00% 0,00%

Nachhaltige Nutzung 79 24.187.723 24,19% 4,83%

Landschaftsschutzgebiet 4 2.402.467 2,40% 0,48%

Gebiet mit relevantem ökolo- 3 20.864 0,02% 0,00%


gischen Interesse

Nationalwald 31 12.049.001 12,05% 2,41%

Gebiet für nachhaltige 1 64.735 0,06% 0,01%


Entwicklung

Sammlergebiet 40 9.650.656 9,65% 1,93%

Ebene der Bundesstaaten 161 50.455.394 50,47% 10,08%

Strenger Schutz 57 9.521.190 9,52% 1,90%

Ökologische Station 9 3.559.013 3,56% 0,71%

Naturmonument 1 32.152 0,03% 0,01%

Staatlicher Park 37 4.605.699 4,61% 0,92%

Biologisches Reservat 6 1.220.426 1,22% 0,24%

Ökologisches Reservat 2 3.900 0,00% 0,00%

Rückzugsgebiet für Wildtierarten 2 100.000 0,10% 0,02%

Nachhaltige Nutzung 104 40.934.204 40,94% 8,18%

Landschaftsschutzgebiet 29 14.632.410 14,64% 2,92%

Staatlicher Wald 15 12.328.390 12,33% 2,46%

Sammlerwald 2 778.023 0,78% 0,16%

Wald für nachhaltige Nutzung 18 1.450.151 1,45% 0,29%

Gebiet für nachhaltige 15 10.043.767 10,05% 2,01%


Entwicklung

Sammler Gebiet 25 1.701.463 1,70% 0,34%

Amazonasgebiet gesamt 286 99.978.704 100,00% 19,97%

Stand Juni 2007 Quelle: www.socioambiental.org/uc/quadro_geral

Teil 7 Hintergrundinformationen 85
Nationale Datenbank für mals, einen umfassenden Überblick sowie aussa-
Schutzgebiete gekräftige quantitative und qualitative Daten zu
Im Jahr 1937 wurde der erste Nationalpark Brasi- gewinnen. Nahezu 3.000 neue Gebiete wurden
liens ausgewiesen. Seitdem haben sich die Anzahl so im Rahmen der GAP Analyse erfasst. Mit
und Flächen der geschützten Naturgebiete kon- Hilfe neuer Computer-Technologien, die die
tinuierlich vergrößert. Verlässliches und ständig Simulation von Zukunftsszenarien ermöglichten
aktualisiertes Informationsmanagement ist für die (basierend auf Daten der Fernerkundung und von
Effizienz der Schutzaktivitäten unerlässlich. Da Geographischen Informationssystemen), wurden
die relevanten Daten in dem großen Land über den lokalen Bewohnern auf anschauliche Art die
viele Institutionen und Administrationen verstreut Auswirkungen der Ressourcen(über)nutzung vor
Quelle: MMA 2008 liegen, schuf die Regierung die „Nationale Daten- Augen geführt.
bank für Schutzgebiete“. Dieses Netzwerk wird
dezentral gemanagt und erlaubt den Zugriff von Finanzielle Absicherung der
Schutzgebiets-Verantwortlichen auf allen Ebenen. Schutzgebiete
Alle Nutzer sind aufgefordert, in standardisierter Im letzten Jahrzehnt haben in den internationa-
Form Informationen zu ökologischen, sozialen len Debatten um Naturerhalt finanzielle Aspekte
und administrativen Themen kontinuierlich zu einen immer größeren Stellenwert eingenommen.
ergänzen und zu aktualisieren. Darüber hinaus Zentrale Fragen sind dabei:
ist es möglich, eigene lokale Unter-Netzwerke zu • Wie kann die langfristige finanzielle Absiche-
schaffen, die spezifische Informationen enthalten, rung der Maßnahmen zum Naturerhalt und
die vor Ort relevant sind. Auch bundesstaatliche, speziell für das Management von Schutzgebie-
regionale oder lokale Verwaltungen können sich ten erreicht werden?
mit der Umwelt-Datenbank vernetzen. Durch den • Wie viel Geld wird für ein effizientes Manage-
Einbezug der Mitarbeiter auf allen Ebenen werden ment der Gebiete tatsächlich benötigt?
Kosten gespart und zugleich wird die Relevanz der • Welche traditionellen und innovativen Mecha-
Informationen für das effiziente Management der nismen eignen sich für diese Zwecke?
Schutzgebiete erhöht. Wenn die Aufnahme aller • Welche nationalen und internationalen Part-
Daten in das – derzeit noch im Aufbau befind- nerschaften sollten dafür gestärkt oder neu
liche – System abgeschlossen ist, soll auch eine aufgebaut werden?
Verlinkung zur Datenbank des World Conserva- In Brasilien beauftragte die Regierung zur Beant-
tion Monitoring Center (WCMC) erfolgen und wortung dieser Fragen eine Expertenkommission,
so die Einbindung in die weltweiten Strukturen die eine umfassende Analyse der existierenden
sicherstellen. und der benötigten finanziellen Ressourcen und
Bedarfe erstellte. Die Ergebnisse besagen, dass
Prioritäre Gebiete für den für strukturelle Investitionen in das Schutzgebiets­
Naturschutz (GAP Analysen) system rund US$ 700 Millionen benötigt werden.
Im Rahmen einer umfassenden Erhebung zur Die laufenden Kosten liegen pro Jahr bei weiteren
Ermittlung der Lücken im Schutzgebietssystem US$ 450 Millionen, wovon der größte Teil (313
(2005/06) wurden Gebiete identifiziert, die Mio.) Personalkosten sind. Wenn die im Rahmen
aus ökologischer Sicht wichtig für den Natur- der GAP Analysen ermittelten Lücken im Schutz-
erhalt sind. Zu den zentralen Maßnahmen und gebietssystem geschlossen werden sollen – mehr-
Managementzielen, die in der Erhebung festgelegt heitlich in Amazonien liegend – so wird darüber
wurden, zählen neben der Wiederherstellung hinaus eine Grundinvestitionssumme von weiteren
von degradierten Ökosystemen auch Aspekte der US$ 500 Millionen benötigt, plus US$ 150 Millio­
Landnutzungsplanung und die Einrichtung von nen pro Jahr an laufenden Kosten.
neuen Schutzgebieten. Das ist eine Menge Geld! Woher könnte
Durch die Einbeziehung von vielen Wissen- es kommen? Neben der Nutzung von globalen
schaftlern, Institutionen und bis dato unüblichen Finanzierungsquellen (wie z.B. den GEF-Töpfen,
Informationsquellen, wie dem traditionellen die bereits seit 1991 für die Finanzierung von
Wissen lokaler Ressourcennutzer gelang es erst- Naturschutzprojekten in Brasilien genutzt werden)

86 Teil 7 Hintergrundinformationen
und der Einforderung von zusätzlichen interna- Mehrwertsteuer
tionalen Geldern für das Amazonasgebiet gibt es Während die Erhebung von weiteren Ökosteuern
zahlreiche nationale Instrumente. noch diskutiert wird, gelang bereits in einigen
Die brasilianischen Gesetze sehen verschiedene Bundesländern eine Koppelung von Mehrwert-
Mechanismen für die Finanzierung von Natur- steuer und Schutzgebietsflächen. In Brasilien wird,
schutzmaßnahmen vor. Vier Elemente sollen im wie in Deutschland auch, auf alle Waren und
Folgenden kurz vorgestellt werden: Dienstleistungen eine Mehrwertsteuer erhoben.
• ökologische Kompensationszahlungen, Einige Bundesländer haben die Rückführung der
• Umverteilung der Mehrwertsteuer nach Natur- dadurch entstehenden Einnahmen an ökologische
schutzkriterien („Ökosteuer“), Kriterien geknüpft: Bei den 25% der eingenom-
• Partnerschaften mit Ökotourismus-Unterneh- menen Steuern, die an die Gemeindeverwaltungen
men („private-public partnerships“), fließen (die anderen 75% werden als Landesein-
• Zahlung von Umweltdienstleistungen. nahme im Haushalt verbucht), werden jene Muni-
Ökologische Kompensationszahlungen zipien stärker bedacht, die größere Flächen unter
Vom Instrument der Ausgleichszahlungen oder Naturschutz gestellt haben, oder auf deren Flächen
ökologischen Kompensationszahlungen verspricht nationale Schutzgebiete liegen. So sollen potentiell
man sich in Brasilien viel: Unternehmer, deren entgangene Steuereinnahmen durch Industrie oder
Aktivitäten unvermeidbare negative Auswirkungen Ansiedlungen kompensiert werden.
auf die Umwelt haben, müssen mindestens 0,5% Public Private Partnerships (PPP)
der gesamten Investitionssumme für Maßnahmen Öffentlich-private Partnerschaften kommen in
des Naturerhaltes abführen. Die Gelder können Brasilien mittlerweile auch im Bereich des Natur-
sie entweder direkt in einem benachbarten strikten schutzes vermehrt zum Tragen. Die Verwaltungen
Schutzgebiet investieren, das durch die unterneh- von Schutzgebieten und z.B. Tourismusunterneh-
merischen Aktivitäten belastet wird, oder aber in mer gehen dabei eine Partnerschaft ein, die im
einen eigens dafür geschaffenen Fond einzahlen. Idealfall sowohl der Umwelt, wie auch den Men-
Dieser seit 2006 agierende Umwelt-Kompensa- schen vor Ort zugute kommt. Öffentliche und
tions-Fond wird von einer großen staatlichen Bank private Partner tragen so gemeinsam dazu bei, die
verwaltet. Die Gelder werden durch das Chico globalen Entwicklungsziele von Armutsminderung
Mendes Institut entsprechend dem Bedarf an die und Naturerhalt zu verwirklichen.
jeweiligen Schutzgebiete weitergeleitet. Gegen Ende Payment for Ecosystem Services, PES
2007 standen durch diese Ausgleichszahlungen Unter der Zahlung von Umweltdienstleistungen
nach Schätzungen des Umweltministeriums ca. 227 (Payment for Ecosystem Services, PES) versteht
Millionen US$ zur Verfügung (MMA 2008). man die finanzielle Anerkennung von Dienst-

Globale Umweltfazilität (Global Environment Facility, GEF)


Das Instrument der Global Environment Facility, 36% aller Gelder den wichtigsten Stellenwert
GEF wurde 1991 eingerichtet. Den Entwicklungs- einnimmt. Nahezu alle Staaten der Welt zahlen
ländern soll es ermöglicht werden, Umweltbe- in den gemeinsamen Topf ein, der von der Welt-
lange stärker bei ihren Vorhaben zu berücksich- bank und zwei Programmen der Vereinten Nati-
tigen, indem die zusätzlich hierfür anfallenden onen (Entwicklung, UNDP, und Umwelt, UNEP)
Kosten abgedeckt werden. Die wichtigsten verwaltet wird. Deutschland trägt etwa 12 % der
Schwerpunkte des GEF liegen in den Bereichen finanziellen Lasten. Brasilien ist seit Beginn des
Klimaschutz, Erhaltung der biologischen Vielfalt, GEF eines der wichtigsten Empfängerländer:
Gewässerschutz, Bekämpfung der Wüstenbil- Im Januar 2008 wurde ein weiteres Projekt (22
dung und Vermeidung von chemischen Ver- Millionen US$) zur Unterstützung der nationalen
schmutzungen. Über 2,6 Milliarden US$ wurden Umweltpolitik zugesagt („National Biodiversity Weiterführende
bereits durch diesen Mechanismus umverteilt, Mainstreaming and Institutional Consolidation Informationen:
wobei der Erhalt der biologischen Vielfalt mit Project“). www.gefweb.org

Teil 7 Hintergrundinformationen 87
leistungen, die Naturgebiete für den Menschen lung der benachteiligten Regionen des Landes.
erbringen. Solche Dienstleistungen umfassen Zukünftig wird sich die Kooperation auf zwei
beispielsweise die Bereitstellung von Trinkwasser, Schwerpunkte konzentrieren:
Luftreinhaltung, Erhaltung von Erholungsge- 1 Schutz des Tropenwaldes
bieten, Erosionsschutz von Hängen durch Wald­ 2 Ausbau erneuerbarer Energien und
bedeckung oder Absicherung von Küstengebieten Energieeffizienz.
durch Mangrovensäume. Angesichts der großen Da Brasilien zunehmend selbst als Geber in der
Finanzbedarfe für Aktivitäten des Naturschutzes EZ auftritt, geht Deutschland darüber hinaus
stellt die Zahlung für diese Umweltdienstleistun- sogenannte Dreiecks- oder Süd-Süd-Koopera­tio­
gen in Brasilien eine noch relativ neue, innovative nen mit dem südamerikanischen Staat und wei-
Finanzierungsquelle dar. PES kann – beispielswei- teren Partnerländern ein (s.u.).
se durch Abgaben der städtischen Bewohner für
ihre Wasserversorgung, die in das Management Das Tropenwaldprogramm – PPG7
eines Wassereinzugsgebietes oder in Entwicklungs- und das Amazonien-Programm
projekte für die lokalen Bewohner fließen – dazu Der Ressourcenschutz und die nachhaltige
beitragen, die Kosten von Naturschutz gerechter Entwicklung im Amazonasgebiet sind bereits
zu verteilen und die Ressourcennutzer stärker an seit Anfang der 1990er Jahre Schwerpunkt der
den Kosten zu beteiligen. deutsch-brasilianischen Zusammenarbeit. Auf
dem internationalen Wirtschaftsgipfel der G7-
Industrienationen im Jahr 1990 regte die Bun-
Deutsche Entwicklungs- desregierung ein internationales Hilfsprogramm
zusammenarbeit mit für die Tropenwälder an. Mit Unterstützung der
brasilianischen Partner wurde das „Pilotprogramm
Brasilien zur Bewahrung der tropischen Regenwälder Bra-
Seit über 45 Jahren steht die deutsche Entwick- siliens“ – PPG7 erarbeitet. Die deutsche EZ war
lungszusammenarbeit (EZ) Brasilien im Auftrag nicht nur maßgeblich an der Vorbereitung des
des Bundesministeriums für wirtschaftliche Pilotprogramms beteiligt, sondern war auch der
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als wichtigste Geldgeber. Die Koordination der G7-
Partner bei der Entwicklung nachhaltiger Strate- Geber wurde von der Weltbank übernommen, die
gien und Lösungswege zur Seite. Das Gesamtvo- seit 1992 den für das Programm eingerichteten
lumen der deutschen Unterstützung beläuft sich Rainforest Trustfund verwaltete. Politischer Trä-
seitdem auf 1.270 Millionen Euro; das Volumen ger war das brasilianische Umweltministerium
der deutschen Technischen Zusammenarbeit (Ministério do Meio Ambiente, MMA).
beziffert sich auf 460 Millionen Euro. Die Unter- Die deutsche finanzielle Zusammenarbeit
stützung im Rahmen der deutschen Finanziellen leistet ihren Beitrag aktuell bei den Themen:
Zusammenarbeit beläuft sich seitdem auf rund „Demarkierung und Förderung von indigenen
840 Millionen Euro. Gebieten“, Nachhaltige Nutzung von Natur-
Im Bereich der staatlichen deutschen EZ sind ressourcen (Forst, Wasser)“, „Schutzgebietspro-
derzeit folgende Institutionen und Organisationen gramm ARPA und nachhaltige Finanzierung im
in Brasilien tätig: die Kreditanstalt für Wieder- Amazonasraum (FAP)“, sowie „Umweltpolitik
aufbau (Kf W), die Deutsche Gesellschaft für und Umweltverwaltungen“. Das Gesamtvolumen
Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, die dieser Komponenten der finanziellen Zusammen-
Internationale Weiterbildung und Entwicklung arbeit beziffert sich auf 154,14 Mio. Euro. Die
gGmbH (InWEnt) und der Deutsche Entwick- deutsche TZ leistet aktuell ihren Beitrag im Rah-
lungsdienst (DED). Ferner engagieren sich poli- men des Amazonien-Programms, dem Nachfolge-
tische Stiftungen, die Kirchen und weitere nicht- programm von PPG7. Im Rahmen des neuen Pro-
staatliche Organisationen vor Ort. gramms sollen die erfolgreichen Erfahrungen und
In den vergangenen Jahren lagen die Schwer- Wirkungen des Pilotprogramms breitenwirksamer
punkte der deutsch-brasilianischen Zusammenar- umgesetzt, laufende und geplante Umweltpro-
beit in den Bereichen Umweltschutz und Entwick- gramme ergänzt und politisch koordiniert werden.

88 Teil 7 Hintergrundinformationen
Entwicklungszusammenarbeit in Zahlen
in Brasilien erhaltene Internationale Entwicklungszusammenarbeit (ODA) pro Jahr
empfangene Entwicklungszusammenarbeit insgesamt: 285,1 Mio. US $ (2004) (2006: 82,4 Mio.)
empfangene Entwicklungszusammenarbeit pro Kopf: 1,6 US $ (2004)
Anteil der Entwicklungszusammenarbeit am BIP: 0,05% (2004)
Schuldendienstleistungen: 8,9% des BIP (2004)

von Deutschland geleistete öffentliche Entwicklungszusammenarbeit (ODA) pro Jahr


Öffentliche gegebene Entwicklungszusammenarbeit insgesamt: 8.313,4 Mio. Euro (2006)
davon multilateral: 2.709,4 Mio. Euro (2006)
davon bilateral: 5.604,1 Mio. Euro (2006)
davon Brasilien: 53,9 Mio. Euro (2006)
gegebene Entwicklungszusammenarbeit pro Kopf: 91 US $ (2004)
Anteil der Entwicklungszusammenarbeit am BIP: 0,36 % (2004)
Quelle: BMZ, UNDP

Die deutsche EZ unterstützt dabei die folgenden deutsche TZ unterstützt die Entwicklung
drei Arbeitslinien des Programms: von Strategien zum Schutz und Management
1 In der Komponente „ Förderung von Schutz­ von Indianergebieten und fördert den Aus-
gebieten und nachhaltigem Management von tausch der beteiligten Gruppen untereinander.
Naturwäldern in Amazonien“ berät und unter- Zielgruppen des Vorhabens sind die ca. 160
stützt die deutsche Technische Zusammen- indigenen Völker des brasilianischen Ama-
arbeit (TZ) unter anderem drei föderale Pro- zonasgebietes, die in den über 400 Indianer-
gramme Brasiliens. Dies sind „Schutzgebiete gebieten der Region leben. Die GTZ arbeitet
in Amazonien“ (ARPA), das „Nationale Wald- mit Indianerorganisationen sowie ihrem
programm“ und das Amazonienprogramm Dachverband COICA (Coordination of the
(Programa Amazônia). Die GTZ kooperiert Indigenous Organizations of the Amazon
mit der Kf W, dem DED, der Weltbank (WB), Basin) zusammen und kooperiert mit der Indi-
dem brasilianischen Komitee des World Wild- anerbehörde FUNAI (Fundação Nacional do
life Fund (WWF) sowie mit verschiedenen Índio), dem Umweltministerium (MMA) und
brasilianischen Durchführungsorganisationen. Nichtregierungsorganisationen. Von Seiten der
Dies sind das brasilianische Umweltministe- deutschen EZ wird die Komponente sowohl
rium (MMA), die föderale Umweltbehörde von der GTZ als auch von der Kf W und dem
IBAMA (Instituto Brasileiro de Meio Ambi- DED getragen. Die Gesamtkosten der GTZ
ente e Recursos Naturais Renováveis), das betragen ca. 9 Millionen Euro.
Chico Mendes Institut für Biodiversitätserhalt 3 Die dritte Komponente, mit der die deutsche
(Instituto Chico Mendes de Conservação e TZ das Amazonien-Programm unterstützt,
Biodiversidade) und die Umweltbehörden der nennt sich „ Raumordnung und Regional­
betreffenden Bundesstaaten. Das Projektgebiet entwicklung in Acre, Amazonas und Pará“.
umfasst die neun Bundesstaaten des brasilia- Sie konzentriert sich auf Regionen, die Brasi-
nischen Amazonasgebietes (ca. 5,2 Millionen lien als besonders wichtig für den Erhalt der
km²). Die TZ-Gesamtkosten der Komponente Naturwälder und der Biodiversität einstuft.
belaufen sich auf ca. 23 Millionen Euro. Dort unterstützt sie die Verbesserung der
2 Die Komponente „ Demarkierung, Schutz Raumordnung und der Umweltkontrolle. Die
und Management von Indianergebieten“ trägt GTZ kooperiert für die Umsetzung dieser
sowohl zum Tropenwaldschutz als auch zur Komponente mit dem DED und dem Cen-
Umsetzung des Rechtes indigener Völker auf trum für Internationale Migration (CIM).
eine selbst bestimmte Entwicklung bei. Die Darüber hinaus besteht eine Public-Private-

Teil 7 Hintergrundinformationen 89
Darstellung der Projekte
für die Öffentlichkeits­
arbeit

Partnership-Kooperation, an der sich zwei aus dem internationalen „Pilotprogramm zum


Unternehmen beteiligen, die ihre Produkte Schutz der tropischen Regenwälder Brasiliens“
nachhaltig erzeugen und somit einen Beitrag (PPG7) allen Anrainerstaaten Amazoniens
zur Erhaltung des Tropenwaldes leisten. Poli- zugänglich machen und mit ihnen eine einheit-
tischer Träger des Vorhabens, dessen gesamte liche Tropenwaldpolitik für das gesamte Amazo-
Kosten der TZ sich auf ca. 14 Millionen Euro nasgebiet entwickeln. Die GTZ kooperiert mit der
belaufen, ist das brasilianische Bundesumwelt- Kf W, dem DED und der WB. Durchführungsor-
ministerium (MMA). ganisationen sind hauptsächlich die Außen- und
Über die bilaterale Zusammenarbeit mit Brasilien Umweltministerien der acht OTCA-Länder in
hinaus, ist die deutsche TZ auch im multilateralen Amazoniens. Der deutsche Beitrag der TZ zum
Vorhaben „Tropenwalderhaltung Amazonien / Vorhaben „Tropenwalderhaltung Amazonien /
OTCA“ zum Schutz der amazonischen Tropen- OTCA“ wird insgesamt ca. 12 Millionen Euro
wälder beteiligt. Die GTZ unterstützt dabei im betragen.
Auftrag der deutschen und der niederländischen Die Kf W unterstützt mehrere Vorhaben zum
Regierung die Organisation des Amazonaspaktes „Schutz der Mata Atlântica“, bei dem sie direkt
– OTCA (Organización del Tratado de Coopera- mit sechs Bundesstaaten und auch dem brasili-
ción Amazonica). OTCA möchte die Erfahrungen anischen Bundesumweltministerium und sechs

90 Teil 7 Hintergrundinformationen
Bundesstaaten kooperiert. Dabei geht es um die Exteriores). Die GTZ kooperiert mit der United
Bewahrung des atlantischen Küstenwaldes, der Nations Conference on Trade and Development
sich entlang der Küste des Kontinents über 17 (UNCTAD) bei der Komponente „Einkommens-
Bundesstaaten erstreckt, und die Umsetzung und Beschäftigungsförderung“ und mit dem DED
moderner Umweltpolitik in den wirtschaftlich im Bereich der Umsetzung des Nationalen Biodie-
stärksten Bundesstaaten Brasiliens. Die Vorhaben selprogramms sowie der Internationalen Konventi-
haben ein Gesamt­volumen von 107 Millionen on zur Desertifikationsbekämpfung der Vereinten
Euro. Nationen (UNCCD). Die Gesamtkosten des deut-
schen Beitrags betragen 13,2 Millionen Euro.
Weitere Vorhaben Ziel der Dreieckskooperation der GTZ mit
Das Engagement der TZ im Bereich der erneuer­ Brasilien ist es, mit dem Land die Erfahrungen
baren Energien und der Energieeffizienz dient der deutschen TZ im Bereich der Entwicklungs-
der Umwelt- und Ressourcenschonung und leistet zusammenarbeit zu teilen. Auf diese Weise kann
einen Beitrag zum Klimaschutz. Brasilien wird Brasilien seine eigene Entwicklungszusammenar-
bei der Einführung und Verbreitung von erneu- beit mit anderen lateinamerikanischen Ländern
erbaren Energien sowie bei der Elektrifizierung weiter verbessern und ausbauen. Brasilien stellt
ländlicher Gebiete unterstützt. Darüber hinaus in Partnerschaft mit der GTZ in einem großen
fördert die deutsche TZ die Steigerung der Ener- Programm seine Kompetenzen bei der Über-
gieeffizienz, zum Beispiel in Industriebetrieben windung von HIV/AIDS anderen Ländern in
und in öffentlichen Gebäuden. Dadurch werden Lateinamerika zur Verfügung. Das Vorhaben
deren betriebliche Kosten gesenkt und die Umwelt „ Regionale Süd-Süd-Kooperation HIV / AIDS“
entlastet. Die GTZ arbeitet in enger Abstimmung kooperiert unter anderem mit The Joint United
mit der Kf W und InWEnt. Die Gesamtkosten Nations Programme on HIV/AIDS (UNAIDS),
der Vorhaben im Bereich der erneuerbaren Ener- United Nations Children’s Fund (UNICEF), der
gien und Energieeffizienz beziffern sich auf ca. britischen Regierung und der Kf W. Das brasilia-
12 Millionen Euro. Auch die FZ engagiert sich in nische Gesundheitsministerium ist der politische
dem Bereich. Die Kf W bereitet zwei Programme Träger des Vorhabens, dessen Gesamtkosten
zu Förderung der Verbreitung von erneuerbaren sich auf ca. 8,85 Millionen Euro beziffern. Die
Energien und Energieeffizienz vor (Fördersumme: Dreieckskooperation soll auch mit FZ-Mitteln in
37 bzw. 52 Millionen Euro). Weitere Vorhaben Höhe von 5 Mio. Euro für investive Maßnahmen
befinden sich in Planung. ergänzt werden. Diese Komponente befindet sich
Im Nordosten Brasiliens fördert die GTZ z.Zt. in Vorbereitung.
darüber hinaus die „ Integrierte regionale Entwick­
lung“. Das Vorhaben besteht aus den Komponen-
ten „Desertifikationsbekämpfung“ sowie „Ein- Dreiecks- und Süd-Süd Kooperationen
kommens- und Beschäftigungsförderung“. Die Einige Schwellenländer in Lateinamerika, wie
GTZ unterstützt brasilianische Gemeinden und Brasilien, Mexiko oder Chile entwickeln sich
Regionen dabei, ihre natürlichen Ressourcen so immer mehr von Empfängerländern interna-
zu verwenden, dass die Wüstenbildung nicht fort- tionaler EZ-Leistungen hin zu Geberländern.
schreitet und die Lebensgrundlage der Menschen Über Vorhaben der Dreieckskooperation
erhalten bleibt. Daneben fördert sie die Schaffung werden sie dabei unterstützt, eigene Ent-
neuer Arbeitsplätze und Beschäftigungsmöglich- wicklungserfahrungen weiterzugeben und
keiten in Regionen, in denen Armut herrscht. Dies allmählich eigene Strukturen der Entwick-
gelingt ihr zum Beispiel durch die Zusammen- lungszusammenarbeit aufzubauen. In der
arbeit mit lokalen Unternehmen mit einem PPP- Süd-Süd Kooperation leisten z.B. chilenische
Fonds (Public-Private-Partnership). Politischer oder mexikanische Ingenieure, Juristen und
Träger des Vorhabens ist die Brasilianische Behör- Ökonomen Beratung. Sie geben den Kollegen Weiterführende
de für Internationale Zusammenarbeit, die dem in Guatemala, El Salvador oder Kolumbien ihr Informationen:
Außenministerium zugeordnet ist (ABC Agência Wissen und ihre persönliche Erfahrung weiter. Bauer (2007):
Brasileira da Cooperação - Ministério das Relações Kooperation im Dreieck.

Teil 7 Hintergrundinformationen 91
Internationale Nationen für Umwelt und Entwicklung (Uni-
Vereinbarungen ted Nations Conference for Environment and
Development, UNCED) nahmen Politiker und
Vertreter aller großen Umweltverbände teil. Die
Konvention über Biologische bis heute größte und bekannteste Konferenz zum
Vielfalt Thema Umwelt, zu der über 30.000 Teilnehmer/
Unter biologischer Vielfalt versteht man das innen aus 178 Nationen anreisten, stellte bedeu-
gesamte Spektrum des Lebens auf der Erde. Sie tende umwelt- und entwicklungspolitische Wei-
umfasst die Vielfalt an natürlich vorkommenden chen, indem sie sich auf das Leitbild der nachhal-
und gezüchteten Tier- und Pflanzenarten sowie tigen Entwicklung verständigte. Erstmals wurde
Mikroorganismen und Pilze. Ebenso schließt sie versucht, in einem umfassenden Ansatz gemein-
die genetische Vielfalt innerhalb jeder Art und die same Lösungswege aller Staaten für die Erhaltung
Vielfalt der Lebensräume und Ökosysteme auf der der Lebensvielfalt zu suchen. Als vorrangig erach-
Erde mit ein. teten die Staatsoberhäupter die Zusammenarbeit
Durch das wachsende Bewusstsein in den zum Schutz des Weltklimas und zur Bekämpfung
1970er und 80er Jahren bezogen auf die Unzu- der Wüstenausbreitung sowie zur Bewahrung der
länglichkeit nationalstaatlicher Lösungsansätze biologischen Diversität auf der Erde. Zu diesen
angesichts gravierend werdender globaler Umwelt- Themen wurden jeweils Abkommen beschlossen.
probleme und Herausforderungen verstärkte sich Zu diesen gehört die Konvention zum Erhalt der
das politische Bemühen um weltweite Absprachen. biologischen Vielfalt (Convention on Biologi-
Führende Wissenschaftsgremien, wie z.B der Club cal Diversity, CBD), die den Erhalt der Vielfalt
of Rome und weitsichtige Politiker, wie die norwe- des Lebens im Rahmen eines völkerrechtlich
gische Staatspräsidentin Brundtland, setzten eine bindenden Vertrages regelt. Bislang haben 189
bis heute wegweisende Diskussion über nachhal- Staaten und die Europäische Gemeinschaft dieses
tige globale Entwicklung in Gang. Übereinkommen unterzeichnet.
1992 fand in Rio de Janeiro der erste „Erd-
gipfel“ statt. An der Konferenz der Vereinten Die drei Ziele der Biodiversitätskonvention
Das Abkommen über die Biologische Vielfalt ruht
Der Delphin ist ein konzeptionell auf drei Standbeinen, die als gleich-
bedrohtes Tier des berechtigte Anliegen angesehen werden:
Amazonas, zu dem es • der Schutz der biologischen Vielfalt,
viele Legenden und • die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile,
Geschichten der Bewoh­ • die gerechte Aufteilung der Gewinne oder
ner der Region gibt. Vorteile, die aus der Nutzung genetischer Res-
sourcen entstehen.
Alle drei Ziele sind eng miteinander verwoben
und voneinander abhängig; keines kann als Ziel
isoliert verfolgt werden. Es gibt verschiedene
Arbeitsprogramme, die Zielvorgaben für die
einzelnen Bereiche festlegen und die Umsetzung
gemeinsam verfolgen (so z.B. das Programm zu
Schutzgebieten, innerhalb dessen u.a. Partizipation
Weiterführende und Governance als wesentliche Ansatzpunkte der
Informationen: Arbeit eingefordert werden). Alle zwei Jahre tref-
• www.cbd.int fen sich die Vertragsstaaten, um die Umsetzung
• www.gtz.de/biodiv der in der Konvention vereinbarten Ziele und
• sowie die erste Leitlinien zu konkretisieren und zu überprüfen.
Broschüre „Entwicklung Die achte Vertragsstaatenkonferenz (Conference
braucht Vielfalt“ in of Parties – COP) fand im März 2006 in Brasilien
dieser Serie statt, die neunte im Mai 2008 in Deutschland.

92 Teil 7 Hintergrundinformationen
Deutschland, Brasilien und die CBD genetischen Ressourcen und gerechter Vorteils-
Deutsche Umweltschutzverbände und Nichtregie- ausgleich, invasive gebietsfremde Arten) sind
rungsorganisationen des Naturschutzes haben bislang wirksame Beschlüsse gefasst worden.
hohe Erwartungen an die politischen Entschei- Die Bremser-Staaten werden von den USA – mit
dungsträger. Sie formulieren ihre Forderungen an hoher Präsenz der US-amerikanischen Industrie
die CBD-Unterzeichnerstaaten wie folgt: – angeführt, die die CBD zwar unterzeichnet,
Im strategischen Plan der CBD wurde das aber nicht ratifiziert haben. Damit sind sie Ver-
Ziel festgelegt, bis 2010 die gegenwärtige Rate handlungspartner, ohne zur Umsetzung verpflich-
des Verlustes an biologischer Vielfalt signifikant tet zu sein.
zu reduzieren. Dieses Ziel wurde im Umsetzungs- Bislang hat das weltweit eher geringe öffent-
plan des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung liche Interesse zum Kriechgang des politischen
2002 in Johannesburg bestätigt. Die EU ging Prozesses beigetragen. Brasilien hat jedoch die
einen Schritt weiter und formulierte das Ziel, bis Messlatte für Deutschland hoch gelegt: Nicht nur
2010 den Verlust der biologischen Vielfalt in der der brasilianische Staat und insbesondere der
EU nicht nur „signifikant zu reduzieren“, sondern Bundesstaat Parana, in dessen Hauptstadt Curi-
gänzlich zu stoppen. tiba die COP8 im Jahr 2006 stattfand, haben die
Der Druck, bei der letzten COP vor 2010 CBD politisch außergewöhnlich gut unterstützt.
(Mai 2008 in Bonn) Fortschritte zu erzielen, Auch die brasilianische Öffentlichkeit mit ihrer
ist so hoch wie nie zuvor. Nur zu wenigen der intensiven Beteiligung an zahlreichen Aktionen
wichtigen Ökosysteme (Wälder, Binnengewäs- während der COP8 brachte die CBD weiter nach
ser, Meere und Küsten, Trockengebiete, Berge) vorne. Dieser Prozess muss in Deutschland fort-
und übergreifenden Themen der CBD (wie z.B. gesetzt werden.
Schutzgebiete, nachhaltige Nutzung, Zugang zu Quelle: http://www.biodiv-network.de

der Reduzierung zu erhöhen, können Industrie- Ameise auf einer Blüten­


länder und Unternehmen Projekte in Entwick- knospe im brasilia­
lungsländern finanzieren, die den CO2-Ausstoß nischen Tropenwald.
dort reduzieren und so auch zur Verringerung der
Konzentration in der Atmosphäre beitragen.
Bisher werden Ziele wie der Schutz der Bio-
diversität im Kyoto-Protokoll allerdings nicht
berücksichtigt. Plantagen mit schnell wachsenden
Monokulturen oder Biokraftstoffe können zwar
helfen, die Emissionen zu verringern, haben aber
oft negative Auswirkungen auf die biologische
Klimarahmen-Konvention Vielfalt. Ob und in welcher Form eine Verringe-
und das Kyoto-Protokoll rung der Entwaldung als Beitrag zur Verringerung
Das viel zitierte Kyoto-Protokoll wurde im Jahr der CO2-Emissionen international gehandelt und
1997 im Japanischen Kyoto beschlossen und ist bezahlt werden kann, wird zurzeit intensiv disku-
ein Zusatzprotokoll zur Klimarahmenkonvention, tiert. Vermiedene Abholzung („avoided deforste-
die gemeinsam mit der Konvention über die biolo- ation“) ist bisher kein anerkannter Mechanismus
gische Vielfalt im Jahr 1992 auf dem Weltgipfel in – wie zum Beispiel Maßnahmen der Wiederauf-
Rio beschlossen wurde. Das Protokoll trat 2005 in forstung. Als Kompensationsmaßnahme für zu
Kraft. Es schreibt bis 2012 verbindliche Zielwerte hohe Emissionen in den Industrieländern gewinnt
für Treibhausgasemissionen fest. Industrieländer er aber zunehmend an Bedeutung. Würde dieser Weiterführende
wollen ihre Emissionen zwischen 2008 und 2012 Mechanismus auch offiziell anerkannt, so ergäben Informationen:
im Schnitt um 5,2% reduzieren – bezogen auf die sich wichtige ökonomische Anknüpfungspunkte • www.unfccc.int
Menge aus dem Jahr 1990. Um die Möglichkeiten für den Erhalt der Amazonaswälder. • www.gtz.de/klima

Teil 7 Hintergrundinformationen 93
Glossar

Access and Benefit Sharing (ABS) men. Hierbei werden Ressourcen, die über Jahre
Zugang zu genetischen Ressourcen und die ausge- öffentlich zugänglich waren und der gesamten
wogene und gerechte Aufteilung der sich aus der Gemeinschaft zur Verfügung standen, privatisiert.
Nutzung der genetischen Ressourcen ergebenden Konzerne benutzen geistige Eigentumsrechte,
Vorteile (kurz: Zugang und Vorteilsausgleich) um diese Ressourcen für sich zu beanspruchen
– wichtiger Bestandteil und „dritte Säule“ der und den Besitz rechtlich abzusichern. Der Begriff
Konvention über Biologische Vielfalt (CBD). wird vielfach auch für den unrechtmäßigen, d.h.
nicht den Prinzipien von CBD Artikel 15 ent-
Ankerland sprechenden, Zugang zu genetischen Ressourcen
Bezeichnung des BMZ für Länder, die politisch verwendet. Anfang der 1990er Jahre wurde der
und ökonomisch in ihrer jeweiligen Region eine Begriff Biopiraterie von der nordamerikanischen
herausragende Stellung einnehmen und daher NRO ETC-Group eingeführt.
sowohl für die Entwicklung und Sicherheit ihrer
Region als auch für die Lösung globaler Fragen BMZ
eine besondere Rolle spielen. Als Indikator wird Das Bundesministerium für wirtschaftliche
nach einer Definition des Deutschen Instituts für Zusammenarbeit und Entwicklung ist zuständig
Entwicklungspolitik (DIE) ein Anteil am regio- für die Planung und Umsetzung der Entwick-
nalen BIP von über 20% festgelegt. Zur Gruppe lungspolitik der Bundesregierung. Es beauftragt
der Ankerländer zählen: Brasilien, Argentinien, unterschiedliche eigenständige Organisationen
Mexiko, China, Indien, Indonesien, Pakistan, mit der Durchführung konkreter Projekte und
Thailand, Ägypten, Iran, Saudi-Arabien, Nigeria, Programme der deutschen Entwicklungszusam-
Südafrika sowie Russland und die Türkei. menarbeit oder ermöglicht ihre Realisierung durch
finanzielle Zuwendungen.
Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit www.bmz.de
basiert auf Abkommen zwischen zwei Staaten, z.B.
der Bundesrepublik Deutschland und der Regie- CO2-Emissionen
rung Brasiliens. Kohlendioxid ist eines der wichtigsten Treibhaus-
gase, das den globalen Klimawandel verursacht.
Biodiversität Den Ausstoß von CO2 in die Atmosphäre, wo
Unter „biologischer Vielfalt“ bzw. „Biodiversität“ es seine Treibhauswirkung entfalten kann, nennt
versteht man die Vielfalt des Lebens auf der Erde, man Emission. Die Konzentration von CO2 in der
von der genetischen Vielfalt über die Artenvielfalt Atmosphäre ist im letzten Jahrhundert ebenfalls
bis hin zur Vielfalt der Ökosysteme. stark angestiegen, besonders durch die Verbren-
nung fossiler Brennstoffe, wie Erdöl oder Kohle,
Bionik aber auch durch die immer weiter fortschreitende
beschäftigt sich mit der Entschlüsselung von Abholzung der Wälder in allen Teilen dieser Erde.
„Erfindungen der belebten Natur“ und ihrer inno-
vativen Umsetzung in der Technik. Die Bionik Endemismus
ist ein interdisziplinärer Bereich, in dem Natur- Beschränkung einer Tier- oder Pflanzenart auf
wissenschaftler, Ingenieure, bisweilen auch Archi- ein begrenztes Gebiet infolge erdgeschichtlich
tekten und Designer zusammen arbeiten. bedingter Entwicklungsprozesse. Hohe Dichten
www.biokon.net/bionik von Endemismen finden sich charakteristischerwei-
se auf Inseln oder in abgeschotteten Gebirgstälern.
Biopiraterie
bezeichnet die Aneignung genetischer Ressourcen Finanzielle Zusammenarbeit
und Kenntnisse der indigenen Bevölkerung und wird über die bundeseigene Kf W Entwicklungs-
anderer lokaler Gemeinschaften, speziell aus Ent- bank durchgeführt. Sie unterstützt in ausgewähl-
wicklungsländern, von Seiten privater meist trans- ten Schwerpunktregionen und Ländern Investi­tio­
nationaler Unternehmen und/oder öffentlicher nen und projektbezogene Beratungsleistungen im
Institutionen, die meist aus dem Norden stam- Bereich des Ausbaus der sozialen und wirtschaft-

94 Teil 8 Anhang – Glossar


lichen Infrastruktur, der gewerblichen Wirtschaft IUCN-Kategorien
sowie für den Umwelt- und Ressourcenschutz. Die IUCN (International Union for Conservation
of Nature) hat für die unterschiedlichen Schutz-
Global Envorinmental Facility (GEF) ziele und die sich daraus ergebenden Nutzungsre-
Globale Umweltfazilität , internationaler Finanzie- gelungen für Naturschutzgebiete ein System von
rungsmechanismus zur Unterstützung der Umset- Managementkategorien entwickelt. Dieses Klas-
zung der CBD und der Klimarahmenkonvention sifizierungssystem ist ein weltweiter Referenzrah-
(UNFCCC) in Entwicklungsländern. men und dient vielen nationalen Gesetzgebungen
www.gefweb.org als Orientierung.
www.iucn.org
GTZ
Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusam- KfW – Entwicklungsbank
menarbeit (GTZ) GmbH ist ein privatwirtschaft- Kreditanstalt für Wiederaufbau: Die Kf W ist für
liches Unternehmen in Bundesbesitz. Sie führt die finanzielle Zusammenarbeit mit den staatli-
vornehmlich im Auftrag des BMZ Projekte der chen Institutionen zuständig. Sie finanziert und
Entwicklungszusammenarbeit durch, vermittelt berät in ausgewählten Schwerpunktregionen und
Wissen im technischen, organisatorischen und Ländern den Ausbau der sozialen und wirtschaft-
wirtschaftlichen Bereich und ist als Mittlerin in lichen Infrastruktur, der gewerblichen Wirtschaft
gesellschaftlichen Interessenskonflikten tätig. sowie den Umwelt- und Ressourcenschutz.
www.gtz.de www.kfw.de

G7 / G8 Klimawandel
Die Gruppe der Sieben bezeichnete die von bezeichnet die Verschiebung von Klimazonen und
1976 bis 1998 sieben führenden Industrieländer -erscheinungen, zumeist verbunden mit einem
der Welt (Italien, Kanada, Japan, Deutschland, Anstieg der globalen Temperatur durch mensch-
die Vereinigten Staaten, Großbritannien und liche Aktivitäten, wie die Verbrennung fossiler
Frankreich). In den Ländern der heutigen Energien und die Abholzung der Wälder. Der
G8 (Gruppe der Acht: 1998 kam Russland aktuelle Anstieg lässt sich in Modellen nur zu
dazu) leben rund 14% der Weltbevölkerung. einem Teil mit den natürlichen Schwankungen
Dort entstehen fast zwei Drittel des Welt- des Klimas erklären. Erst wenn man den vom
Bruttonationaleinkommens. G8 gilt nicht Menschen verursachten Anstieg an Treibhausga-
als internationale Organisation, sondern als sen hinzurechnet, zeigen auch die Modelle den
internationales Netzwerk, das zwar auch aktuellen Temperaturanstieg. Damit ist es für
auf Normen und Regeln beruht, allerdings die Wissenschaftler keine Frage mehr, dass der
über keine inhaltlichen oder substanziellen Anstieg der Temperatur wirklich auf den mensch-
Vorschriften verfügt. Die Treffen, bei denen die lichen Einfluss zurückzuführen ist. Die Folgen
Europäische Kommission einen Beobachterstatus sind beispielsweise eine Zunahme von extremen
einnimmt, sind informell. In „entspannter Wetterereignissen, wie Stürmen und Regenfällen,
Runde“ werden globale Themen und Probleme die Verschiebung von Klimazonen, der Anstieg
beraten – wie beispielsweise der Klimawandel des Meeresspiegels oder die Ausbreitung von
oder die Auswirkungen der Abholzungen im Krankheiten in Regionen in denen diese bisher
Amazonasgebiet für die Weltgemeinschaft. nicht vorkamen.

Human Development Index (HDI) Konvention über biologische Vielfalt (CBD


Indikator zum Vergleich des Standes der gesell- – Convention on Biological Diversity)
schaftlichen Entwicklung. In den HDI fließen die Die 1992 in Rio de Janeiro verabschiedete Bio-
Lebenserwartung, die Alphabetisierungsrate und diversitätskonvention (Übereinkommen über die
die reale Kaufkraft/Person ein. Der HDI kann biologische Vielfalt) verbindet den Schutz der bio-
zwischen 1 (hoch) und 0 (niedrig) liegen. logischen Vielfalt mit der nachhaltigen Nutzung
http://hdr.undp.org sowie der gerechten Aufteilung der sich aus der

Teil 8 Anhang – Glossar 95


Nutzung ergebenden Vorteile. Inzwischen sind verwaltet wird. (EUROPARC / IUCN 2000)
188 Staaten der Konvention beigetreten. Mit der www.iucn.org
Unterzeichnung des Übereinkommens hat sich www.europarc.org
Deutschland verpflichtet, die Biodiversität nicht
nur im eigenen Land zu erhalten, sondern auch Schwellenland
Entwicklungsländer bei der Realisierung der hier- Staaten, die traditionell noch zu den Entwick-
bei notwendigen Schritte zu unterstützen. lungsländern gezählt werden, aber nicht mehr
www.cbd.int deren typische Merkmale aufweisen. Schwel-
lenländer sind, gemessen an wirtschaftlichen
Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit Entwicklungsindikatoren, auf dem Wege zur
wird durch internationale Institutionen wie z.B. Industrialisierung. Der für sie charakteristische
Organisationen und Programme der Vereinten Umbau der Wirtschaftsstrukturen führt von der
Nationen, regionale Entwicklungsbanken oder Agrarwirtschaft zur Industrialisierung.
die Weltbank durchgeführt. Die Bundesrepublik
Deutschland leistet dazu Beiträge. Technische Zusammenarbeit
Durch die Vermittlung von technischen, wirt-
Nachhaltige Entwicklung schaftlichen und organisatorischen Fähigkeiten
Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart und Kenntnissen sollen Menschen und Organi-
befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Gene- sationen in den Partnerländern gestärkt werden.
rationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedi- Die Leistungen sind Beiträge zu den Projekten
gen können. (Brundtland, 1987) des Partners und ergänzen dessen Eigenbeiträge.
www.nachhaltigkeitsrat.de (BMZ, website)

Nachhaltigkeit
oder auch tragfähige Entwicklung bedeutet, die
Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass
die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht
eingeschränkt werden. Nachhaltigkeit soll die
Grundlage aller politischen Entscheidungen über
den Umgang mit natürlichen, gesellschaftlichen
und technischen Ressourcen sein. Seit der UN- Abkürzungs­
Konferenz von Rio über Umwelt und Entwick-
lung im Jahr 1992 ist die nachhaltige Entwicklung
verzeichnis
als globales Leitprinzip akzeptiert worden. Ihre AMA Analyse und Monitoring Projekt im
Umsetzung ist die in Rio verabschiedete Agenda Rahmen des PPG7
21. (BMZ) AVIVE Vereinigung „Grünes Leben in Ama-
www.bmz.de zonien“ (Associação Vida Verde da
www.nachhaltigkeit.info Amazônia)
ARPA Brasilianisches Schutzgebietsprogramm
Ökologischer Fußabdruck (Amazon Region Protected Areas)
Maß für den gesellschaftlichen Ressourcenver- BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche
brauch, berechnet in bioproduktiver Fläche. Zusammenarbeit und Entwicklung
www.footprintnetwork.org CEESP Kommission der IUCN zu ökono-
mischen, ökologischen und sozialen
Schutzgebiete Politiken
Ein Land- und/oder marines Gebiet, das speziell CI Conservation International
dem Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt COP Vertragsstaatenkonferenz (Conference
sowie der natürlichen und der darauf beruhenden of the Parties), hier: der CBD
kulturellen Lebensgrundlagen dient, und das auf- CBD Konvention über Biologische Vielfalt
grund rechtlicher oder anderer wirksamer Mittel (Convention on Biological Diversity)

96 Teil 8 Anhang – Glossar und Abkürzungsverzeichnis


EZ Entwicklungszusammenarbeit OTCA Organisation des Amazonaspaktes
FAP Brasilianischer Schutzgebietsfond (Organização do Tratado de Coopera-
(Fondo de Areas Protegidas) ção Amazônica)
FASE Brasilianische Organisation für Sozi- PoW Arbeitsprogramm Schutzgebiete der
ales und Bildung (Federação de Órgãos CBD (Programme of Work)
para Assistência Social e Educacional) PPG7 Pilotprogramm zur Bewahrung der
FUNAI brasilianische Indianerbehörde tropischen Regenwälder Brasiliens
(Fundação Nacional do Índio) (Projeto Integrado de Proteção às
FUNBIO brasilianischer Fond zum Schutz der Populações e Terras Indígenas da
Biodiversität (Fundo Brasileiro para a Amazônia Legal)
Biodiversidade) PPP Entwicklungspartnerschaften mit der
FZ Finanzielle Zusammenarbeit Wirtschaft (Public Private Partnership)
GEF Globale Umweltfazilität (Global PPTAL Projekt zur Demarkierung von India-
Environment Facility), interna- nerschutzgebieten des PPG7
tionaler Finanzierungsfonds für ProManejo Projekt Integrierte Naturwaldbewirt-
Umweltprojekte schaftung des PPG7
GTA Amazonas Arbeitsgruppe, Zusammen- ProVárzea Projekt Nachhaltige Bewirtschaftung
schluss von über 600 zivilgesellschaft- amazonischer Flussauen des PPG7
lichen Organisationen zum Schutz SHIFT Forschungsprogramm der Universität
der Umwelt und für eine nachhaltige Hamburg über den Menschlichen Ein-
Entwicklung der Amazonasregion. fluss auf die Wald- und Überflutungs-
GTZ Deutsche Gesellschaft für Technische gebiete der Amazonasregion (Studies
Zusammenarbeit on Human Impact on Forests and
HDI Index der menschlichen Entwicklung Floodplains in the Tropics)
(Human Development Index) SUDAM Superintendência de Desenvolvimento
IBAMA Brasilianisches Institut für Umwelt da Amazônia
und Ressourcenschutz (Instituto Brasi- TGER Theme on Governance, Equity and
leiro do Meio Ambiente e dos Recursos Rights (Arbeitsgruppe der IUCN)
Naturais Renováveis), zuständig für TILCEPA Theme on Indigenous and Local
Umweltbelange (und bis August 2007 Communities, Equity, and Protected
für die Verwaltung von Schutzgebieten Areas (Arbeitsgruppe der IUCN)
auf der nationalen Ebene, jetzt Zustän- TZ Technische Zusammenarbeit
digkeit ICMBio) UNDP Entwicklungsprogramm der Vereinten
ICMBio Chico Mendes Institut für Biodiver- Nationen (United Nations Develop-
sitätserhalt (Instituto Chico Mendes ment Program)
de Conservação e Biodiversidade), im UNEP Umweltprogramm der Vereinten Nati-
August 2007 gegründet, zuständig für onen (United Nations Environmental
die Verwaltung der Schutzgebiete Program)
IIED International Institute for Environ- UNFCCC Klimarahmenkonvention der Vereinten
ment and Development Nationen (United Nations Convention
IUCN International Union for Conservation on Climate Change)
of Nature (bis 2008: “The World Con- WCPA Kommission der IUCN zu
servation Union”) Naturschutzgebieten
Kf W Deutsche Entwicklungsbank WWF World Wide Fund for Nature
MDG Millenniums Entwicklungsziele der
Vereinten Nationen (Millennium
Development Goals)
MMA Brasilianisches Umweltministerium
(Ministério do Meio Ambiente)
NRO Nichtregierungsorganisation

Teil 8 Anhang – Abkürzungsverzeichnis 97


Links und Literatur

als PDF-Datei bzw. Entwicklungszusammenarbeit Brasilianische Botschaft in Deutschland


als PowerPoint-Datei und Brasilien weiterführende Links, Informationen und Karten
auf der CD „Nachhaltig- www.brasilianische-botschaft.de
keit hatviele Gesichter“ Auswärtiges Amt Bundeszentrale für politische Bildung
in dieser Broschüre Länderinformationsseiten zu Brasilien www.bpb.de
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Germanwatch Die Tropen: Charakteristika, Problematik,
www.germanwatch.org Forschung. Teil 1: Die Tropen und die Tropen
• Germanwatch: Arbeitsblätter Tropenwald Brasiliens. Vortrag von German-Brazilian
und Klimaschutz. Die Bedrohung der SHIFT (Studies on Human Impact on Forests
tropischen Regenwälder und der internationale and Floodplains in the Tropics).
Klimaschutz. Die Tropen: Charakteristika, Problematik,
GTZ (2007) Forschung. Teil 2: Das SHIFT-Programm und
Projektwoche „Tief im Tropenwald“ Anregungen die SHIFT-Projekte. Vortrag von German-Bra-
für Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern zur zilian SHIFT (Studies on Human Impact on
Gestaltung einer Projektwoche in Grundschulen Forests and Floodplains in the Tropics).
zum Thema tropischer Regenwald. Regenwälder Brasiliens. Amazonien und der
www.conservation-development.net/index. terra-firme Regenwald. Poster von Christoph
php?L=1&H1=2&H2=3&H3=6&H5=6 Reisdorff und Reinhard Lieberei.
OroVerde Das Klima der Erde
www.oroverde.de www.das-klima-der-erde.de.vu
www.oroverde.de/lehrer/materialien/ • Informationen zu Klima mit interessanten
arbeitsblaetter.html Arbeitsblättern
• OroVerde 2006: Menschen im Regenwald www.m-forkel.de/klima
– Arbeitsblatt für Agroforstsysteme • www.m-forkel.de/klima/aequatorial.html
• OroVerde 2006: Menschen im Regenwald • www.m-forkel.de/klima/arbeitsb/
– Arbeitsblätter über Klima und Tropische zirk_klimaz.pdf
Regenwälder mit Experimenten zum
Selbermachen
• OroVerde 2006: Schüler-Informationen
zum Wasserkreislauf
• OroVerde 2006: Schüler-Informationen
zum weltweiten Klimawandel und den
Tropenwäldern
• OroVerde 2006: Tageszeitenklima und
Wasserkreislauf. Arbeitsblatt 5.
• OroVerde 2006: Arbeitsblatt mit Tipps für
den Regenwaldschutz
Pokorny, B. (2008)
Wald und Leute in Amazonien. Einführung in
den Kurs 714b „Perspektiven der Waldwirtschaft
in Amazonien“. (power-point Präsentation im
pdf-Format)
www.waldbau.uni-freiburg.de/Download/pdf/
714b_pres2b_Wald_und_Leute_in_Amazonien.pdf

Teil 8 Anhang – Links und Literatur 107


Inhalt der DVD
„Wer schützt was für wen?“

Ruf des Samauma


Videoclip produziert vom Amazonasschutzgebietsprogramm ARPA, 2006
(5 Min., portugiesisch mit englischen Untertiteln)

Send Samauma´s Call around the World


Videoclip „Ruf des Samauma“ (portugiesisch mit englischen Untertiteln) mit
anschließenden kurzen Sequenzen (ohne Text) aus Brasilien, Mexico, China,
Namibia und Deutschland erstellt von den Teilnehmern des Internationalen
Jugendgipfels „Go4BioDiv“ im Juni 2008 (insgesamt 8 Min.). ARPA / irrlicht
Film, 2008

Amazonasschutzgebietsprogramm ARPA
2006 (8 Min., portugiesisch mit englischen Untertiteln)

Die Gummizapfer Amazoniens


Dokumentarfilm des Regenwald-Institutes e.V., 2005 (18 Min., deutsch)

IARA – Die Mutter der Fische


Über Fisch, Fischerei und die Menschen in Amazonien, IBAMA / GTZ, 1995
(21 Min., deutsch)

Partizipatives Management in Santarém


(nachhaltige Fischerei), Projekt ProVárzea, 2005 (9 Min., gekürzte Version,
portugiesisch mit deutschen Untertiteln)

Produktion von ätherischen Ölen


Projekt ProVárzea, 2005 (9 Min., gekürzte Version, portugiesisch mit
deutschen Untertiteln)

Inventur im Regenwald
Nano Extra, ein Film von Jana Lemme (3sat/ZDF), 2003 (29 Min., deutsch)

108 Teil 8 Anhang – Inhalt der DVD


Inhalt der CD
„Nachhaltigkeit hat viele Gesichter“

CD 1: Materialien zu den Broschüren 1 bis 4


CD 2: Materialien zu den Broschüren 5 bis 7
Alle Materialien (CD 1 und 2) sind auch im web unter www.conservation-development.net zu finden.

5 Zwischen Kochherden und Waldgeistern


Die Broschüre (pdf-Datei, fr/de)
Vorgestellte Materialien:
Broschüre ECO „Le reboisement villageois individuel“ (pdf-Datei, fr)
Ökomagazin Vintsy (pdf-Datei, fr)
Plakat „Energieressourcen im Wandel“ der Fachhochschule Eberswalde (pdf-Datei, de)
Plakat zu den Millenniums-Entwicklungszielen (pdf-Datei, fr)
Ausstellungspanels (pdf-Dateien)
WWF-Kindermalbilder (pdf-Dateien)
Madagaskar-Memory (Computerspiel im Flash-Format)
Fotogalerie
Links und Literatur sowie ausgewählte pdf-Dateien zum Thema

6 Nutzungsrechte für Viehzüchter und Fischer


Die Broschüre (pdf-Datei)
Das neue Weidegesetz (Code pastoral) in Märchen- und Gedichtform
(pdf, arabisch)
Fotogalerie
Links und Literatur sowie ausgewählte pdf-Dateien zum Thema

7 Wer schützt was für wen?


Die Broschüre (pdf-Datei)
Ausstellungen
Amazônia Brasil (Ausstellungstafeln, pdf-Datei, dt sowie Flyer zur Ausstellung, pdf-Datei, dt, en, cz)
Faszination Amazonien (Ausstellungstafeln, pdf-Datei, dt)
Schutz des Tropenwaldes und nachhaltige Entwicklung (Ausstellungstafeln, pdf-Datei, dt)
Plakate zu den Millenniums-Entwicklungszielen:
Support of community initiatives in Cametá-Brazil (pdf-Datei, en)
AVIVE-Projekt und die Produktion von ätherischen Ölen (pdf-Datei, br)
Amazonas-Memory (Computerspiel im Flash-Format)
Fotogalerie
Links und Literatur sowie ausgewählte pdf-Dateien zum Thema

Teil 8 Anhang – Inhalt der CD 109


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Entwicklung braucht Vielfalt
Mensch, natürliche Ressourcen und inter­natio­nale Zusammenarbeit
Anregungen aus den Ländern des Südens N a c h h a lt i g k e i t h at v i e l e G e s i c h t e r

Naturschutz macht Spaß Eine Serie mit Materialien aus der Entwicklungs­
Schutzgebietsmanagement und Umweltkommunikation
zusammenarbeit als Beitrag zur UN-Dekade Bildung für
Anregungen aus Pana­ma
nachhaltige Entwicklung

Use it or Lose it Der Erhalt der biologischen und kulturellen Vielfalt ist
Jagdtourismus und Wildtierzucht für Naturschutz und Entwicklung Grundlage für die menschliche Entwicklung. Die in der
Anregungen aus Benin Serie vorgestellten Beispiele zeigen unterschiedliche
„Gesichter“ der Nachhaltigkeit und geben Anregungen für
Bodenrecht ist Menschenrecht
die schulische und außerschulische Bildung für nachhal-
Win-Win Strategien für einen langfristigen Naturerhalt
Anregungen aus Südafrika tige Entwicklung (UN-Weltdekade 2005-2014). Sie stellen
dar, wie Menschen in uns weniger bekannten Ländern
Zwischen Kochherden und Waldgeistern Wege finden, ihre Lebensumstände zu verbessern und
Naturerhalt im Spannungsfeld von Energieeffizienz und alten Bräuchen gleichzeitig mit ihrer Umwelt schonender umzugehen. Ent-
Anregungen aus Madagaskar
wicklungszusammenarbeit bedeutet dabei vor allem die
unterstützende Begleitung in schwierigen wirtschaftlichen
Nutzungsrechte für Viehzüchter und Fischer
Vereinbarungen nach traditionellem und modernem Recht und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen.
Anregungen aus Mauretanien

Wer schützt was für wen?


Partizipation und Governance für Naturschutz und Entwicklung
Anregungen aus der brasilianischen Amazonasregion

Natur im Klimawandel
Ein Planet – viele Menschen – eine Zukunft
Anregungen aus aller Welt im Internationalen Wildniscamp

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65726 Eschborn / Deutschland
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