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FEM
vieweg
Bernd Klein
FEM
Grundlagen und Anwendungen der
Finite-Element-Methode
im Maschinen- und Fahrzeugbau
Studium Technik
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
1. Auflage 1990
2., neu bearbeitete Auflage 1997
3., überarbeitet Auflage 1999
4., verbesserte und erweiterte Auflage Dezember 2000
5., verbesserte und erweiterte Auflage Oktober 2003
6., verbesserte und erweiterte Auflage Juli 2005
7., verbesserte Auflage Juni 2007
ISBN 978-3-8348-0296-5
V
Mein Anliegen ist es hierbei, nicht nur Theorie zu vermitteln, sondern auch die Handhabung
der Methode im Ablauf und die Anwendung an einigen typischen Problemstellungen in der
Elastostatik, Elastodynamik und Wärmeleitung zu zeigen. Das realisierte Konzept dürfte da-
mit auch für viele Praktiker (Berechnungsingenieure, CAE-Konstrukteure und CAD-System-
beauftragte) in der Industrie von Interesse sein, da sowohl ein Gesamtüberblick gegeben
wird als auch die für das Verständnis benötigten mathematisch-physikalischen Zusammen-
hänge dargestellt werden.
Um damit auch direkt umsetzbare Erfahrungen vermitteln zu können, stützt sich der Anwen-
dungsteil auf das verbreitete kommerzielle Programmsystem ASKA, das mir seit 1987 zur
Verfügung steht. Bei der Lösung der mit ASKA bearbeiteten Beispiele haben mich die
Mitarbeiter des Bereiches CAE der Firma IKOSS, Stuttgart, stets gut beraten.
Die Erstellung des Manuskriptes hat Frau. M. Winter übernommen, der an dieser Stelle
ebenfalls herzlich gedankt sei.
An der Überarbeitung des Buches haben im Wesentlichen Herr Dipl.-Ing. U. Klein und Herr
Dipl.-Ing. Th. Wolf mitgewirkt, denen hiermit gedankt sei. Die textliche Umsetzung oblag
wieder Frau M. Winter, der ebenfalls herzlich gedankt werden soll.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung ............................................................................................................. 1
1.1 Historischer Überblick ................................................................................... 1
1.2 Generelle Vorgehensweise ............................................................................. 4
1.3 Aussagesicherheit einer FE-Analyse.............................................................. 8
1.4 Qualitätsstandards .......................................................................................... 10
4 Die Matrix-Steifigkeitsmethode............................................................................ 34
12 Mehrkörpersysteme............................................................................................... 279
12.1 Merkmale eines MKS..................................................................................... 279
12.2 Kinematik von MKS....................................................................................... 281
12.2.1 Drehmatrix .......................................................................................... 283
12.2.2 Ebene Bewegung................................................................................. 285
12.3 Kinetik von MKS ........................................................................................... 287
12.3.1 Grundbeziehungen für den starren Körper.......................................... 289
12.3.2 Newton-Euler-Methode ...................................................................... 291
12.4 Lagrange’sche Methode ................................................................................. 293
12.5 Mechanismenstrukturen ................................................................................. 295
Formelzeichensammlung
-A- D Differenzialopera-
ai Multiplikatoren torenmatrix
A (mm2) Querschnittsfläche
A (mm) Koordinatenmatrix; -E-
Koeffizientenmatrix; E (N/mm2) Elastizitätsmodul
Iterationsmatrix E (N/mm2) Elastizitätsmatrix
A Boole‘sche Matrix ET Tangenten-Elastizi-
Ai Koeffizient tätsmatrix
-B- -F-
B Lösungsbereich f (N) bezogene (verteilte)
B differenzierte An- Kraft
satzfunktionsmatrix; F(x) Funktion allgemein
Koeffizientenmatrix F (N) Vektor der äußeren
BN nichtlinearer Anteil Einzelkräfte
der Matrix B Fa äußere Kräfte
Fb Reaktionskräfte
-C- Resultierende der
Fc
c (N/mm) Federkonstante Schwingungs-DGL
c Elementdämpfungs- Einzelkraft
Fi
matrix
Integrationskonstante Fia äquivalente Einzel-
ci , Ci
kräfte
ci (mm; Koeffizient unbekannte
Fs
grd) Reaktionskräfte
c ij (N/mm; Drehsteifigkeitskoef-
grd) fizient -G-
C Systemdämpfungs- g Zeilenvektoren
matrix; gi , g j Formfunktionen
Wärmekapazitäts-
matrix G (N/mm2) Gleitmodul
G Formfunktions-
-D- matrix;
d (mm) Knotenverschie- Matrix der Knoten-
bungen ansatzfunktionen
d (mm/s2) Knotenbeschleuni- Gi Formfunktionsmatrix
gung GK (N) Gravitationskraft
d (mm/s) Knotengeschwindig- G kub kubischer Anteil der
keit Formfunktionsmatrix
dP Plattenanteil der G lin linearer Anteil der
Knotenverschiebung Formfunktionsmatrix
dS Scheibenanteil der Gr rotatorischer Anteil
Knotenverschiebung der Formfunktions-
D(u) Differenzialoperator matrix
Formelsammlung XI
-K- -M-
k (N/mm) Federkonstante m (kg) Elementmassen-
k (N/mm) Elementsteifigkeits- matrix
matrix; m ij (kg) Massenkoeffizient
(W/mm K) Elementwärme- mK Knotenlastvektor
leitungsmatrix von eingeleiteten
k (N/mm) tranformierte Momenten
Elementsteifig- m0 Oberflächenlastvek-
keitsmatrix tor bei verteilten
kB (N/mm) Biegesteifigkeits- Momenten
matrix mt (N.mm/ verteiltes Torsions-
kG (N/mm) geometrische Steifig- mm) moment
keitsmatrix m x, y seitenbezogene
k ij Verschiebungsein- Biegemomente
flusszahlen; M Systemmassenmatrix
(N/mm) Steifigkeitskoef- Mb Biegemoment
fizienten M cc reduzierte Massen-
kP (N/mm) Plattenanteil der matrix
Steifigkeitsmatrix Mi N mm Moment
kS (N/mm) Scheibenanteil der
Steifigkeitsmatrix Muu Mus partitionierte
K, M Diagonalhypermatrix Msu Mss Systemmassenmatrix
K (N/mm) Systemsteifigkeits-
matrix;
XII Formelsammlung
Q
-N- Wärmestrom
n Stützstellen; Qi (N) Querkraft
Zähler Q xz (N) Querkraft
n x, y seitenbezogene
Kräfte -R-
n Festwertvektor r (mm) Radius
N Ansatzmatrix; R Rand
Nebenbedingungs- R Vektor der Element-
matrix knotenkräfte der
Nj Schnittgrößen ungebundenen
Struktur
-O- R (N) Vektor der Kontakt-
0 (mm2) Oberfläche knotenkräfte
Re 2
(N/mm ) Fließgrenze
-P- Rm 2
(N/mm ) Bruchgrenze
pi (N) Kraftkomponente
pk Knotenlastvektor -S-
px (N/mm) verteilte Längskraft S (N/mm2) Spannungsmatrix
pz (N/mm2) verteilte äußere S ij (N) Schnittkräfte in
Querkraft Stäben
P Knotenverschie- S y ,z ( mm 3 ) statische Momente
bungsvektor der
ungebundenen -T-
Struktur t (mm) Elementdicke
P (N) Systemlastvektor t (s) Zeit
P̂ (N) Vektor der Element- T (K) Temperatur;
knotenkräfte
p
N mm Torsionsmoment
ä äquivalente Kräfte T Transformations-
p0 Oberflächenkräfte matrix
PS Kraftvektor des Tc Eliminationsmatrix
Scheibenanteils
PP (N) Kraftvektor des -U-
Plattenanteils u, v, w (mm) Verschiebungs-
komponenten
-Q- u (mm) Elementverschie-
q (N/mm) seitenbezogene bungsvektor
Querkraft u (mm/s) Geschwindigkeits-
q Wärmestromdichte vektor der
q (N/mm2) Vektor der verteilten Elementverschie-
äußeren Ober- bungen
flächenkräfte
u (mm/s2) Beschleunigungsvek-
q xz, yz (N/mm) seitenbezogene tor der Elementver-
Querkräfte schiebungen
G
qz (N/mm) verteilte Streckenlast ui (mm) Verschiebung
Q Knotenpunktwärme-
flüsse
Formelsammlung XIII
1 Einführung
Die Finite-Element-Methode hat sich seit vielen Jahren im Ingenieurwesen bewährt und
wird mittlerweile schon routinemäßig für Berechnungsaufgaben im Maschinen-, Apparate-
und Fahrzeugbau eingesetzt. Sie ermöglicht weitestgehend realitätsnahe Aussagen durch
Rechnersimulation im Stadium der Bauteil- oder Strukturentwicklung und trägt damit
wesentlich zur Verkürzung der gesamten Produktentwicklungszeit bei. Im Zusammenwirken
mit CAD zählt heute die FEM als das leistungsfähigste Verfahren, die Ingenieurarbeit zu
rationalisieren und qualitativ zu optimieren. Das Vertrauen in FEM-Rechnungen darf aber
nicht nachlässig machen, so haftet der Berechnungsingenieur bei einer falschen Auslegung
nach dem BGB, GSG und dem ProdHfG. Insofern sollten die Grundzüge der FE-Methode
allen Ingenieuren bekannt sein, um die problemgerechte Einsetzbarkeit und die erzielten
Ergebnisse in der Praxis beurteilen zu können. Intention des Buches ist daher der
Brückenschlag zwischen Theorie und Praxis sowie einen Überblick zu Anwendungen in der
Statik, Dynamik und Wärmeübertragung geben zu wollen.
Mit der klassischen technischen Mechanik ist es bis heute nicht möglich, komplexe Zusam-
menhänge in realen Systemen ganzheitlich zu erfassen. Üblicherweise geht man dann so vor,
dass ein stark vereinfachtes Modell des Problems geschafft wird, welches gewöhnlich leicht
zu lösen ist. Hierbei ist natürlich die Übertragbarkeit der Ergebnisse stets kritisch
abzuklären, da die Abweichungen meist groß sind. Allgemeines Bestreben ist es daher,
Systeme so realitätsnah wie nötig für eine Betrachtung aufzubereiten.
Demgegenüber muss die Antwort eines kontinuierlichen Systems aus der Lösung einer
Differenzialgleichung ermittelt werden, wobei eine Vielzahl von Zustandsgrößen interessie-
ren. In der Praxis stehen aber wie bei der vorstehenden Modellierung angedeutet Aufgaben
an, die durch eine komplizierte Geometrie, überlagerte Lastfälle, unübersichtliche Rand-
bedingungen und verschiedenartige Werkstoffgesetze gekennzeichnet sind. Hierbei geht es
regelmäßig um gut gesicherte Ergebnisse, da hierhinter letztlich ein Einsatzfall steht, der
eine Absicherung erforderlich macht. Vor diesem Hintergrund sind somit Lösungsverfahren
gefordert, die universell und genau sind, ingenieurmäßigen Charakter haben, auf kontinuier-
liche Systeme anwendbar sind und lokal exakte Aussagen ermöglichen. Diese Forderungen
werden, wie wir später noch sehen werden, in idealer Weise von der FEM /ARG 64/ erfüllt.
Verfolgt man einführend kurz die Entwicklungsgeschichte der FEM, so ist festzustellen,
dass man es hier mit einer relativ jungen Methode zu tun hat, die im Wesentlichen in den
letzten 60 Jahren entwickelt worden ist. Erfolgreiche Anwendungen haben dann sehr schnell
zu einer sprunghaften Verbreitung geführt. Wie der Zeittabelle von Bild 1.2 zu entnehmen
ist, wurde das Grundgerüst etwa gleichwertig von Mathematikern und Ingenieuren ge-
schaffen /MEI 89/.
gegenwärtig:
virtuelle Produktentwicklung / CAD + MKS + FEM = CAE
x Im Jahre 1941 hat Hrennikoff ein Stabmodell (Gitterrostverfahren) geschaffen, mit dem
2-D-Stabwerk- und Scheibenprobleme einfacher lösbar waren. Er benutzte dabei einen
Matrizenformalismus, der der heutigen FE-Methode ähnlich ist.
x Etwa 1943 haben Courant und später Prager/Synge bereichsweise Ansätze zur Lösung
von Differenzialgleichungen herangezogen und damit das Prinzip der Unterteilung von
Lösungsgebieten benutzt, welches dem Grundgedanken der FEM entspricht.
x Aufbauend auf den Arbeiten von Ostenfeld (Tragwerkberechnung mit Verschiebungen als
Unbekannte) haben Argyris und Kelsey (1954) im Wesentlichen das Matrizenformat für
die Berechnung von stabartigen Tragwerken mit dem Kraft- und Verschiebungsgrößen-
verfahren aufbereitet. Etwa parallel erfolgte durch Turner, Clough, Martin und Topp die
Übertragung auf die Festkörpermechanik. Begünstigt wurden diese Arbeiten durch das
Aufkommen der ersten leistungsfähigen Computer.
x Die Prägung des Begriffs „FEM“ wird im Allgemeinen Clough (1960) zugeschrieben, der
hiermit die Modellvorstellung eines Kontinuums als eine Zusammensetzung von Teilbe-
reichen (finiten Elementen) verband. In jedem Teilbereich wird das Elementverhalten
durch einen Satz von Ansatzfunktionen beschrieben, die die Verschiebungen und Span-
nungen in diesem Teilbereich wiedergeben.
x Ein Ziel der FEM besteht darin, die problembeschreibende DGL in ein lineares Glei-
chungssystem umzuwandeln. Dieser Schritt gelingt einmal dadurch, indem über das Vari-
ationsprinzip eine Ersatzgleichgewichtsbedingung formuliert wird oder durch das Verfah-
ren des gewichteten Restes (Ritz-Galerkin) die Abweichungen, eines die DGL er-
füllenden Lösungsansatzes, minimiert werden. Diese Erkenntnisse sind etwa 1962 von
Besseling, Melosh und de Veubeke gewonnen worden.
x In der Folge hat die FEM im Ingenieurwesen große Aufmerksamkeit gefunden, was durch
eine eigene Konferenz und die Abfassung erster Lehrbücher dokumentiert ist.
x Mit der Etablierung der Methode setzte eine stürmische Weiterentwicklung ein, und es
wurden über die lineare Elastik ergänzende Formulierungen für nichtlineares Materialver-
halten, nichtlineares geometrisches Verhalten, Instabilität und Dynamik gefunden. Durch
den ausgewiesenen Anwendungserfolg bestand weiteres Interesse, auch andere Phäno-
mene wie Wärmeleitung, Strömung, elektromagnetische Felder und Multiphysik (gekop-
pelte Effekte) für die FE-Methode zu erschließen.
Gemäß dem derzeitigen Stand der Technik werden von verschiedenen Softwarehäusern
kommerzielle Universalprogramme (z. B. NASTRAN, ANSYS, MARC, I-DEAS, ABAQUS
usw.) angeboten, die sich nur in Nuancen unterscheiden. Meist sind diese Programmsysteme
für die lineare Elastomechanik entwickelt und später um Module zur nichtlinearen Festig-
keitsberechnung, Dynamik oder Wärmeleitung erweitert worden. Daneben existieren auch
4 1 Einführung
Wie spätere Ausführungen zeigen werden, benötigt der Anwender der Finite-Element-Me-
thode gesichertes Grundwissen über die theoretischen Zusammenhänge, da die hauptsäch-
liche ingenieurmäßige Aufgabenstellung in der Überführung des realen Bauteils in ein finites
Analogon besteht. Der weitere Ablauf, d. h. die eigentliche Berechnung, erfolgt hingegen
durch den Rechner automatisch. Der Anwender ist erst wieder gefragt, wenn es um die Plau-
sibilitätsprüfung des Ergebnisses und dessen Rückumsetzung zur Bauteiloptimierung geht.
(real) (idealisiert)
Stab-Elemente
Fx
y
x
M bz M bz
Scheiben-Elemente Fx
Symmetriehälfte
Da der Umfang dieses einführenden Manuskriptes in der Hauptsache auf die Behandlung
von Festigkeitsproblemen ausgerichtet ist, sollen an einem kleinen einführenden Beispiel die
wesentlichen Arbeitsschritte der Finite-Element-Methode diskutiert werden. Im vorstehen-
den Bild 1.3 ist dazu ein einfacher Doppel-T-Träger (IPB) unter einer statischen Momenten-
belastung dargestellt. Von Interesse sei dabei die Ermittlung des Verformungszustandes, der
Dehnungen und der Spannungen bevorzugt in den hoch beanspruchten Flanschen.
Bei der notwendigen problemgerechten Aufbereitung gilt es, hierzu folgende Schritte zu
durchlaufen:
1.2 Generelle Vorgehensweise 5
1. Gemäß des mechanischen Verhaltens des Bauteils muss ein finites Modell gebildet wer-
den. Im vorliegenden Fall wird der Träger in den Flanschen Zug-Druck und im Steg
hauptsächlich Schub abtragen. Entsprechend diesen Belastungen können die Flansche
durch Stab- und der Steg durch Scheiben-Elemente idealisiert werden. Möglich wäre auch
eine einheitliche Idealisierung durch Schalen-Elemente oder gar Volumen-Elemente. Bei
der Elementierung muss stets die Verschiebungskompatibilität an den Knoten der zusam-
mengebundenen Elemente gegeben sein.
Zur Elementierung sei noch bemerkt: Wenn für die Flansche Stab-Elemente gewählt wer-
den, kann man nur Normalkräfte bzw. abschnittsweise Zug/Druck-Spannungen bestim-
men. Würde man stattdessen Schalen-Elemente wählen, so beziehen sich die ermittelten
Spannungen auf die Deckschichten der Elemente. Erst mit der Wahl von Volumen-Ele-
menten kann man eine weitgehend reale Spannungsverteilung auch in den Ecken er-
mitteln.
2. Bei einer Modellbildung ist immer zu prüfen, ob Symmetrien ausgenutzt werden können,
da hierdurch die Bearbeitungszeit gravierend verkürzt werden kann. Das Beispiel zeigt in
Geometrie und Belastung eine Halbsymmetrie, insofern braucht nur eine Hälfte des Trä-
gers als Modell aufbereitet werden. An den Schnittkanten müssen dann aber besondere
Randbedingungen angegeben werden.
3. Für die Netzbildung ist es wichtig, dass das Netz dort verdichtet wird, wo man exaktere
Informationen erzielen will und dort grob ist, wo die Ergebnisse nicht so sehr von Inte-
resse sind.
Die Netze werden heute ausschließlich mit Pre-Prozessoren weitgehend automatisch er-
zeugt. Hierzu ist eine Aufteilung des zu vernetzenden Gebietes in Makros vorzubereiten.
Ein Makro wird gewöhnlich durch drei oder vier Seiten gebildet, bei größerer Seitenzahl
ist durch Linienzusammenfassung ein regelmäßiges berandetes Gebiet zu erzeugen.
Durch die Wahl der Elementgeometrie und eines Seitenteilers muss dann eine sinnvolle
Vernetzung möglich sein.
5. Da die Elemente über die Knotenpunkte verbunden werden, sollten die äußeren Kräfte
wenn möglich in die Knoten eingeleitet werden.
Nachdem diese ingenieurmäßigen Vorarbeiten durchgeführt worden sind, kann man sich
eines FEM-Programmsystems bedienen, in das nun das Modell einzugeben ist. Wenn das
Modell formal richtig ist, lässt sich der Gleichungslöser anstarten, der nach den
Verformungen auflöst und in einer Rückrechnung die Spannungen, Dehnungen sowie
Reaktionskräfte ausweist. Die Aufbereitung der dabei anfallenden Daten erfolgt
üblicherweise grafisch. Im Bild 1.4 ist der formale Ablauf dargestellt, wie heute in der
Praxis FEM angewandt wird.
6 1 Einführung
CAD-System
Schnittstelle
Pre-Prozessor
FEM-Universalprogramm
Im Regelfall ist das Bauteil in CAD erstellt worden und muss noch entsprechend aufbereitet
werden. Hierbei kann es sein, dass die Hersteller zwischen dem CAD- und dem FEM-
System eine Direktkopplung realisiert haben. In diesem Fall kann ein Bauteil als Flächen-
oder Volumenmodell sofort übernommen werden. Liegen hingegen zwei völlig autonome
Systeme vor, so muss die Bauteilgeometrie über eine Standardschnittstelle wie IGES (Initial
Graphics Exchange Specification) oder STEP*) (Standard for the Exchange of Product
Model Data) transportiert werden. Es ist in diesem Zusammenhang selbstredend, dass in
beiden Fällen die Darstellung bereinigt werden muss bis auf die nackte Geometrie, die für
FEM von Interesse ist.
Die Aufgabenstellung des Pre-Prozessors ist die Generierung eines berechenbaren FE-Mo-
dells, d. h. die Erzeugung eines sinnvollen Netzes, Zuweisung der Elementdaten (A, J, t) und
der Materialwerte (E, Q) sowie Einbringung der Kräfte und Randbedingungen. Ein damit
bestimmtes System kann nun mittels eines numerischen Gleichungslösers behandelt werden,
und zwar wird ein Gleichungssystem des Typs
nach den Verschiebungen aufgelöst. Über das Werkstoffgesetz besteht weiterhin ein Zu-
sammenhang zu den Spannungen, die somit ebenfalls berechnet werden können. Für die
Ausgabe wird ein Post-Prozessor genutzt. Dieser stellt die verformte Struktur sowie die
Dehnungen und Spannungen in der Struktur dar. Hierzu werden Farbfüllbilder benutzt, die
sofort einen Überblick über die herrschenden Verhältnisse geben.
Wie diese Darlegungen erkennen lassen, ist dies eine qualifizierte Ingenieurarbeit, die
üblicherweise eines Spezialisten bedarf. Dies zeigt sich auch in großen Konstruktionsbüros,
die zwischen CAD-Konstrukteuren und FEM-Analytikern unterscheiden. Keineswegs ist es
aber so, dass FEM-Probleme automatisch durch Rechner gelöst werden. Wie die Tätigkeits-
analyse von Bild 1.5 ausweist, ist der Rechner hier nur das zentrale Hilfsmittel, ohne dessen
Leistungsfähigkeit die Methode generell nicht wirtschaftlich nutzbar wäre.
*)
Anmerkung: STEP ist in der ISO 10303 genormt und fähig, alle produktbeschreibenden Daten von CAD
nach CAD oder CAD nach FEM zu übertragen.
1.2 Generelle Vorgehensweise 7
x methodengerechte Aufberei- 10 % -
tung des Problems
x Generierung des FE-Modells 50 % 20 %
im Pre-Prozessor
x Rechenlauf - 70 %
x Ergebnisauswertung im Post- 30 % 10 %
Prozessor, Dokumentation
x Plausibilitätsprüfung 10 % -
Bis vor wenigen Jahren war der manuelle Aufwand bei der Bearbeitung von FE-Problemen
noch sehr groß und somit die Durchführung von FE-Rechnungen sehr teuer. Dies hat sich
mit der schnellen Weiterentwicklung der Computertechnik aber grundlegend geändert. Die
Möglichkeiten zum interaktiven Arbeiten wurden durch eine neue Bildschirmtechnologie
verbessert, was wiederum die Voraussetzungen für leistungsfähigere Prozessoren war. Zu-
dem konnte die Rechengeschwindigkeit von Workstations etwa verhundertfacht und die
Speicherkapazität verzehnfacht werden. Ein neuer Trend weist zu PC-Lösungen in einer
Windows/NT-Arbeitsumgebung, die mittlerweile Workstation in den Leistungsparametern*)
überholt haben. Durch diese günstigeren Rahmenbedingungen ergibt sich zunehmend die
Chance, auch größere Berechnungsumfänge in vertretbarer Zeit und zu geringeren Kosten zu
bearbeiten.
Eine weitere Perspektive, vor allem in den USA, geben so genannte MCAE-Systeme
(Mechanical Computer Aided Engineering) wie beispielsweise I-DEAS (oder in Ansätzen
CATIA V5), in denen CAD, FEM, Optimierung und Lebensdauer als Verfahrensstrang zu-
sammengeführt worden sind. Damit insbesondere die Möglichkeiten zum Leichtbau (niedri-
ges Eigengewicht, hohe Steifigkeit, beste Materialausnutzung) zielgerichteter genutzt
werden können, bedarf es ebenfalls einer besseren Anpassung der Strategie. Realisiert wird
dies heute über Konturoptimierungsalgorithmen, die die Oberflächenkontur dem Belastungs-
verlauf angleichen. Die FE-Methode entwickelt sich somit immer mehr zu einem Werkzeug
der Prävention, in dem Bauteile durch Simulation praxistauglich gemacht werden. Dies
erspart Prototypen und aufwändige Nachbesserungen im späteren Nutzungsumfeld.
*)
Anmerkung: Im Jahre 1985 lag die Leistungsfähigkeit eines Micro-VAX-II-Rechnersystems für ca. 1.000
Elemente (| 5.000 FHGs) bei 60 Min. CPU; im Jahre 1999 schaffte der Parallelrechner Silicon
Origin ca. 280.000 Elemente (| 1,2 Mio. FHGs) bei 20 Min. CPU; heute 2003 schaffen PCs
mit (2 GB-RAM) etwa 370.000 Elemente (| 1,5 Mio. FHGs) bei 60 Min. CPU-Zeit.
8 1 Einführung
Eine Frage, die Anwender immer wieder bewegt, ist die nach der Richtigkeit der Ergebnisse.
Überspitzt kann man dazu feststellen: Ein FE-Programm rechnet alles, was formal richtig er-
scheint. Ob das, was gerechnet wird, jedoch dem tatsächlichen Verhalten gerecht wird, muss
letztlich durch ingenieurmäßigen Sachverstand überprüft werden. Bei der Anwendung gibt
es nämlich einige Fehlerquellen, die letztlich die Qualität des Ergebnisses negativ
beeinflussen:
Ein häufiger Fehler besteht in der physikalisch unkorrekten Annahme der Randbedin-
gungen, welches dann zu einer falschen Spannungsverteilung und falschen Auflagerreak-
tionen führt.
Ein weiterer Fehler ist, dass die ausgewählten Elemente die Reaktionen des Bauteils nur
unzureichend wiedergeben, wodurch die tatsächliche Spannungsverteilung nicht erfasst
wird.
Des Weiteren kann es sein, dass zu stark vereinfachte Körpergeometrieverläufe zu nicht
vorhandenen Spannungsspitzen führen,
oder
das Netz einfach zu grob gewählt wurde, um verlässliche Aussagen machen zu können.
Die Anwendung der FEM bedarf somit einiger Erfahrung, da der implizit im Ergebnis
mitgeführte Fehler maßgeblich durch die Sorgfalt des Berechnungsingenieurs bestimmt
wird. Über die Größe des Fehlers kann regelmäßig nichts ausgesagt werden, da zu
komplizierten Bauteilen meist keine exakte physikalische Lösung bekannt ist.
Unterstellt man, dass alle Annahmen zutreffend gewählt wurden, so ist für die Genauigkeit
des Ergebnisses die Anzahl der Elemente verantwortlich, die zur Bauteilbeschreibung heran-
gezogen wurden. Je feiner also ein Netz gewählt wurde, umso genauer kann ein Bauteil be-
schrieben werden und umso genauer werden auch die Ergebnisse sein. Aus diesem Grunde
bezeichnet man Programme mit dieser Abhängigkeit als h-Versionen, weil eben die Ergeb-
nisgüte eine Funktion von h - dem relativen Elementdurchmesser - ist.
Diese Zusammenhänge stellen für die Praxis oft ein Hindernis dar, da man ja eigentlich ein
sehr gutes Ergebnis erzielen möchte, für das man aber eine große Elementanzahl benötigt,
was wiederum gleichbedeutend ist mit einer sehr langen Rechenzeit. Prinzipiell existiert für
dieses Problem aber ein einfacher Lösungsansatz, denn die Funktion Genauigkeit über Ele-
mentanzahl oder Freiheitsgrade konvergiert immer monoton gegen das exakte Ergebnis
eines FE-Modells. Demnach bräuchte man nur das vorhandene FE-Netz mit einem größeren
Teiler zu verfeinern, jeweils das berechnete Ergebnis auftragen und sich die konvergierende
Funktion ermitteln. Der Haken bei dieser Vorgehensweise ist der hohe Aufwand an Arbeits-
und Rechenzeit, weshalb diese Möglichkeit praktisch nicht genutzt wird. Sieht das Ergebnis
(farbige Darstellung mit einem Post-Prozessor) einigermaßen vernünftig aus, so wird in der
Regel aus Zeit- und Kostengründen auf eine Netzverfeinerung und Konvergenzuntersuchung
verzichtet.
1.3 Aussagesicherheit einer FE-Analyse 9
Diese an sich unbefriedigende Situation ist man in den letzten Jahren mit so genannten p-
Versionen angegangen. Während in herkömmlichen FE-Programmen das Elementverhalten
mit Polynomen erster, zweiter und in Ausnahmefällen dritter Ordnung approximiert wird,
wendet man sich heute immer mehr Polynomen höheren Grades zu. Der Vorteil liegt darin,
dass mit höherem Polynomgrad die Genauigkeit eines Elementes zunimmt, welches sich
wiederum in einer größeren geometrischen Genauigkeit beim Modellieren (Randkurvenan-
passung) und einer höheren Informationsdichte durch mehr Knotenfreiheitsgrade nieder-
schlägt.
Ein Anwendungsbeispiel zur Überprüfung der vorstehenden Aussagen zeigt Bild 1.6. Es
handelt sich hierbei um die Viertelsymmetrie einer Nietbrücke aus einem hochfesten Stahl,
so wie sie im Flugzeugbau zur Überbrückung von Rissen in der tragenden Struktur
eingesetzt wird.
VV [N/mm2]
h-Version
783
754 8
7
p-Version 6
5
725 4
3
696
h-Version
667 p=2
Bild 1.6: Spannungsauswertung in der Nietbrücke mit einer h- und p-Version (nach /NN 90/)
Für die erste Modellierung mit einer h-Version wurden 2.250 Volumen-Elemente (entspricht
4.000 FHGs) aufgewandt. Die größte Spannungsspitze liegt dann bei 667 N/mm2. Wird die
Elementanzahl auf 4.500 verdoppelt (entspricht 13.000 FHGs), so steigt die Spannungsspitze
auf 783 N/mm2, was einer relativen Spannungszunahme von 15 % entspricht.
10 1 Einführung
Analysiert man das Problem mit einer p-Version, so reichen zur Modellierung 18 Volumen-
Elemente aus. Aus der Auftragung ist mit zunehmendem Polynomgrad die Konvergenz deut-
lich sichtbar. Erfahrungsgemäß erreicht man mit dem Polynomgrad 6 (entspricht 3.100
FHGs) meist recht gute Ergebnisse, was durch dieses Beispiel ebenfalls belegt werden
konnte. Theoretisch kann bis zu dem Polynomgrad 12 ausgewertet werden. Der Vorteil liegt
somit in einer einfacheren Modellierung und in der geringen CPU-Zeit, die proportional der
Anzahl der Freiheitsgrade ist, wobei der Rechenaufwand für einen Freiheitsgrad bei beiden
Programmversionen als etwa gleich angenommen werden kann.
1.4 Qualitätsstandards
Innerhalb einer Produktentwicklung konnte sich die FEA als ein wichtiger Bestandteil
etablieren. Als Dienstleistung kann sie „intern“ im Unternehmen oder „extern“ von einem
Ingenieurbüro erbracht werden.
Da mit der DIN EN ISO 9001 Vorgaben für die Planung und Durchführung von Produktent-
wicklungsprozessen gemacht werden, bedeutet dies natürlich auch, dass an die Ausführungs-
qualität von FE-Berechnungen Vorgaben bestehen, die umzusetzen und einzuhalten sind.
Die Norm fordert beispielsweise
Der letzte Punkt wird in der Norm mehrfach herausgestellt und führt letztlich zu der Forde-
rung:
Dienstleistungen müssen validiert werden, wenn die Ergebnisse nicht durch Messung
verifiziert werden können.
Im Sinne der Norm bedeutet Validieren, dass Berechnungsergebnisse als gültig erklärt wer-
den müssen und Verifizieren verlangt eine Überprüfung auf Richtigkeit. Interpretiert man
dies, so wird also verlangt, dass mittels analytischer Handrechnung Vergleichsergebnisse
herangezogen werden. Weisen diese die gleiche Größenordnung auf, so ist belegt, dass das
FE-Ergebnis „richtig“ ist. Dies schließt formal auch die richtige Handhabung ein.
2.2 Kommerzielle Software 11
Die Methode der finiten Elemente ist für eine große Klasse von technisch-physikalischen
Aufgaben interessant, weil sehr tief greifende Analysen möglich werden. Bild 2.1 zeigt eine
Zusammenstellung von bisher bekannten Anwendungen. Der Schwerpunkt liegt dabei ein-
deutig bei Festigkeits-, Potenzial- und Multiphysikproblemen.
Ein Kriterium für die Anwendung der Methode ist, dass das physikalische Problem entweder
durch eine Differenzialgleichung oder ein äquivalentes Variationsprinzip darstellbar ist. Wir
werden später herausarbeiten, dass dies bei den Problemklassen der Elastostatik und Elasto-
dynamik entweder die Differenzialgleichung des Gleichgewichts oder ersatzweise die
Gleichheit der inneren und äußeren virtuellen Arbeit ist. Die Befriedigung dieser Glei-
chungen versucht man mit geeigneten Ansätzen näherungsweise zu erfüllen, wodurch sich
der Näherungscharakter der Methode /MAY 93/ ergibt.
Bei der Behandlung elastostatischer und elastodynamischer Probleme wendet man heute die
so genannte Verschiebungsgrößen-Methode (unbekannt sind die Verschiebungen in einer
Struktur) an, in dem man Ansatzfunktionen für das Verschiebungsverhalten der Elemente
vorgibt und hiermit ein Gleichungssystem bildet. Früher wurde auch die so genannte Kraft-
größen-Methode (unbekannt sind die Kräfte in einer Struktur) verwandt. Da in der Praxis
aber viel häufiger die Kräfte als die Verschiebungen bekannt sind, hat sich in der Theorie
und Programmerstellung die Verschiebungsgrößen-Methode durchgesetzt, weshalb diese im
Folgenden auch Formulierungsbasis sein soll.
Im Zuge der Weiterentwicklung der FE-Methode ist abzusehen, dass über die Stufen Feld-
probleme, Multiphysik zukünftig komplexe Systemmodellierungen ein breites Anwendungs-
feld darstellen werden. Dynamische bzw. elastodynamische Systeme werden immer tiefer
durch die MKS oder EMKS (elastische Mehrkörpersysteme) erschlossen. Zu den
wichtigsten Feldproblemen zählen: Wärmeleitung, Potenzialströmung und Magnetismus.
Diese Probleme lassen sich auf einen identischen DGL-Typ zurückführen. Je nach
Spezifikation der Konstanten kann dann die Fourier’sche Wärmeleitungsgleichung, die
Poisson’sche Gleichung für Potenzialströmungen oder die Maxwell’sche Gleichung für die
magnetische Kraftwirkung entwickelt werden. Ein entsprechendes FE-Modell ist dadurch
gekennzeichnet, dass an den Knoten nur eine skalare Unbekannte (Temperatur, Druck,
Magnetkraft etc.) vorkommt und daher ein modifiziertes Programm mit einer anderen
Speichertechnik benötigt wird.
Weiter sind in den letzten Jahren CFD-Programme*) (Computational Fluid Dynamics) ent-
wickelt worden. Diese stellen eine Realisierung für Strömungsprobleme mit dem Medium
Luft oder Wasser dar. Darüber hinaus können auch zähe Strömungen (Kunststoffschmelzen)
mit dem Modul MOLDFLOW erfasst werden.
Der Softwaremarkt hat sich in den letzten Jahren sehr konsolidiert. Während vor 10 Jahren
noch etliche hundert große und kleine FE-Programme am Markt waren, hat sich dies auf
wenige Systeme konzentriert. Dieser werden mit großer Programmierkapazität überwiegend
in den USA entwickelt und weltweit vermarktet. Man schätzt den FE-Markt auf ein
Volumen von 3-4 Mrd. Dollar/Jahr.
Im umseitigen Bild 2.2 ist eine Kurzübersicht über die in Deutschland verbreitetsten Pro-
gramme wiedergegeben. Die Unterschiede sind im Prinzip gering. Dies schließt nicht aus,
dass man in einem speziellen Anwendungsfall gerade die „letzten 5 %“ benötigt.
*)
Anmerkung: z. B. kommerzielle Softwareprodukte FLOW-3-D, CFX, StarCD, Fluent
2.2 Kommerzielle Software 13
MSC
System ADINA ANSYS ABAQUS I-DEAS
NASTRAN
Berechnungsoptionen
Festigkeitsanalyse statisch x x x x x
Explizite Dynamik x - x x -
Stabilitätsanalyse x x x x x
Frequenzanalyse x x x x x
Lebensdaueranalyse x x x x x
Magnetfelder - x - x -
Temperatureinflüsse x x x x x
Strömung x x x x x
Akustik x x x x x
Optimierung k. A. x x x x
Kontakteinfluss x x x x x
Materialeigenschaften
Plastizität x x x x x
Kriechverhalten x x k. A. x x
Viscoelastizität/-plastizität x x x x -
Verbundwerkstoffe x x k. A. x x
Schnittstellen zu anderen
CAE-Programmen
(Auswahl)
CATIA x x x x x
Pro/Engineer x x x k. A. x
I-DEAS x k. A. x k. A. x
SolidWorks x x k. A. k. A. x
Einsatzgebiete universell universell universell nichtlin. universell
Probleme
Die zukünftige Entwicklungsrichtung der FE-Programme wird mehr in der System- und Pro-
zessschiene liegen, in dem Abläufe oder Ereignisse simuliert werden. In diese Richtung ent-
wickeln sich die MKS-Programmsysteme (Kinematik/Kinetik) und die Prozesssimulation
(Umformen, Gießen, Härten, Lackieren etc.), um zunächst „virtuelle Prototypen“ zu qualifi-
zieren. Eine heute schon in der Automobilentwicklung zur Anwendung kommende Me-
thodenkette zeigt Bild 2.4.
3-D-CAD-Bauteilmodell
(virtueller Prototyp)
Legende:
MKS
MKS = Mehrkörper-
simulation
TOP-OPT = Topologie-
Optimierung
TOP-OPT/ FORM-OPT = Form-
FEM LDB Optimierung
FORM-OPT CAD-QM = qualifiziertes
Modell
LDB = Lebensdauer-
Berechnung
3-D-CAD-QM
Bild 2.4:
Simulation in der Bauteil-
entwicklung
Prozesssimulation
*)
Anmerkung: In der Automobilindustrie sind die Entwicklungszeiten in den letzten 10 Jahren von 60
Monaten auf 30 Monate bzw. im Maschinenbau von 30 Monaten auf 12 Monate verkürzt
worden.
16
Wie zuvor schon angesprochen, ist die FE-Methode eine computerorientierte Berechnungs-
methode, da deren Ablauf gut programmierbar ist. Dies setzt voraus, dass alle wesentlichen
Gleichungen in eine bestimmte Form gebracht werden müssen. Als besonders zweckmäßig
hat sich hierbei die Matrizenformulierung erwiesen, weshalb wir die bekannten Gleichungen
der Elastizitätstheorie neu formulieren müssen. Das Ziel besteht in der Aufstellung der fini-
ten Grundgleichungen und der Ermittlung von Zusammenhängen zwischen den Steifig-
keiten, Massen, Kräften und Verschiebungen.
3.1 Matrizenrechnung
Zum weiteren Verständnis der Methode sind einige Grundkenntnisse in der Matrizenalgebra
erforderlich, die darum vorweg noch einmal zusammengestellt werden sollen. Die später
noch aufzustellende finite Grundgleichung ist eine Gleichung der Form /ZUR 54/
k u p. (3.1)
Sie gibt einen Zusammenhang an zwischen einer vorhandenen linearen Steifigkeit (k), auf-
tretenden unbekannten Verschiebungen (u) und bekannten Kräften (p). Wir wollen dies nun
so verallgemeinern, dass eine Gleichung von der Form /ZUR 54/
Ax y (3.2)
ª a 11 a 12 a 13 " a 1n º ª x 1 º ª y1 º
«a a 22 a 23 " a 2n » « x 2 » «y »
« 21 »« » « 2» . (3.3)
« # » « # » « # »
« » « » « »
¬ a m1 a m2 a m3 " a mn ¼ ¬ x n ¼ ¬ yn ¼
Man erkennt somit die Analogie zwischen der Gl. (3.1) und (3.2). Die Elemente a ij in der
Matrix A sollen des Weiteren noch Koeffizienten genannt werden.
Ohne, dass jetzt schon auf Lösungsverfahren für Gl. (3.2) eingegangen werden soll, ist es na-
türlich klar, dass die Unbekannten in x zu ermitteln sind. Dies führt zur Operation der Inver-
sion der Koeffizientenmatrix, was symbolisch dargestellt werden kann als
adj A
x A 1 y y. (3.4)
det A
3.1 Matrizenrechnung 17
Zur Koeffizientenmatrix sollen aber noch einige Anmerkungen gemacht werden. Dies sei
zunächst die Transponierung oder Spiegelung an der so genannten Hauptdiagonalen. Das
Transponieren läuft dabei so ab, dass die Elemente a ij der Matrix A durch die Elemente a ji
ersetzt werden, d. h., es findet ein Vertauschen der Zeilen und Spalten statt, z. B.
At A (3.6)
sein muss. Wir werden nachfolgend wiederholt Vektoren bzw. Spaltenmatrizen transponie-
ren, d. h., aus einer Spaltenmatrix wird eine Zeilenmatrix gebildet:
ª y1 º
«y »
y « 2» , y t > y1 y 2 ... y n @ . (3.7)
« # »
« »
¬ yn ¼
Als besonders wichtig soll hier das Transponieren eines Matrizenproduktes hervorgehoben
werden, weil eine Vertauschungsregel wirksam wird. Es gilt:
A B t = B t A t . (3.8)
Von den Rechenarten mit Matrizen soll hier nur die Multiplikation näher erläutert werden,
unter anderem, weil sie vorstehend schon benutzt worden ist. Zunächst ist zu bemerken, dass
das Produkt zweier Matrizen nicht vertauschbar ist, d. h. ganz allgemein gilt:
Bei der Produktbildung muss somit die Multiplikation „von links“ von der „nach rechts“
unterschieden werden. Damit überhaupt zwei Matrizen miteinander multipliziert werden
können, muss die Spaltenzahl der ersten Matrix gleich der Zeilenzahl der zweiten Matrix
sein:
A B C . (3.10)
(m x n ) (n x r ) (m x r)
Ist diese Verkettbarkeitsregel nicht erfüllt, so ist das Matrizenprodukt nicht definierbar. Mit
den Elementen der vorhergehenden Matrizen lautet dann das Produkt:
18 3 Grundgleichungen der linearen Finite-Element-Methode
n
cij ¦ a ik b kj . (3.11)
k 1
Diese Regel ist so anzuwenden, dass man das Element cij der Produktmatrix erhält, wenn
man jedes Element der i-ten Zeile der ersten Matrix mit jedem Element der j-ten Spalten der
zweiten Matrix multipliziert und die einzelnen Produkte addiert, z. B.
Im Zusammenhang mit der Multiplikation tritt öfters der Fall auf, dass mit einem konstanten
Faktor multipliziert werden muss, diesbezüglich gilt:
Auch tritt der Fall auf, dass quadratische Matrizen mit der Einheitsmatrix
ª1 0 0 º
«0 1 0 »
I «0 0 1 »
« % »
« »
¬ 1¼
ist.
Als Letztes soll noch kurz auf die Differenziation und die Integration eingegangen werden,
was aber als elementar anzusehen ist. Die Differenziation einer Matrix wird elementweise
durchgeführt, z. B.
ª da11 da12 º
dA « dx dx »
« » . (3.14)
dx « da 21 da 22 »
«¬ dx dx »¼
Gleiches gilt für die Integration, die ebenfalls elementweise durchgeführt wird, z. B.
ª ³ a11 dx ³ a12 dx º
³ A dx « ». (3.15)
«¬ ³ a 21 dx ³ a 22 dx »¼
3.2 Gleichungen der Elastostatik 19
Auf die ansonsten noch benötigten Besonderheiten der Matrizenrechnung wird im jeweiligen
Text und im Anhang näher eingegangen.
Im Folgenden sollen elastische Körper unter der Einwirkung von Kräften betrachtet werden.
Die demzufolge eintretenden Verformungen sollen als stetig, klein und reversibel angenom-
men werden. Zur Beschreibung des elastomechanischen Verhaltens eines Körpers sind hier-
bei 15 Gleichungen erforderlich, und zwar
6 Verschiebungs-Verzerrungsgleichungen,
6 Verzerrungs-Spannungsgleichungen
und
3 Gleichgewichtsgleichungen.
3 Verschiebungen u t >u v w@ ,
t ªİ İ İ Ȗ Ȗ Ȗ º
6 Verzerrungen İ
«¬ xx yy zz xy yz zx »¼
und
6 Spannungen ıt ªı ı ı IJ IJ IJ º .
«¬ xx yy zz xy yz zx »¼
Hierin bezeichnet u(x), v(y) und w(z) richtungsabhängige Verschiebungen in einem karte-
sischen Koordinatensystem, die wiederum die Verzerrungen İ (Dehnungen und Gleitungen)
hervorrufen und über das Hooke‘sche Gesetz Spannungen ı bewirken.
Der Zusammenhang zwischen den Verschiebungen und den Verzerrungen*) ist bekanntlich
gegeben durch
wu wv ww
H xx , H yy , H zz ,
wx wy wz
(3.16)
wv wu ww wv wu ww
J xy , J yz , J zx .
wx wy wy wz wz wx
Hier werden partielle Ableitungen benutzt, weil eine räumliche Beziehung bestehen soll.
An dem ebenen Scheiben-Element in Bild 3.1 sind diese Zusammenhänge leicht zu er-
kennen, welches in der nachfolgenden Ableitung exemplarisch gezeigt wird:
*)
Anmerkung: Die Gleitungen ergeben sich durch systematisches Vertauschen im Zähler, beispielsweise
wv wu
J xy .
wx wy
20 3 Grundgleichungen der linearen Finite-Element-Methode
y wu dy
wy
D' C'
wv dy
wy
S- J
2 xy B'
D C wv dx
u wx
A'
dy
v wu dx
wx
A dx B x
§ dx wu dx dx ·
A cBc AB ¨ ¸ wu
H xx © wx ¹ ,
AB dx wx
§ wv wu ·
¨ dx dy ¸
S S ¨ S dx wy ¸ wv wu
J xy <) DcA cBc | .
2 2 ¨2 dx dy ¸ wx wy
¨ ¸
© ¹
Unser Ziel ist es aber zu Matrizengleichungen zu kommen. Aus diesem Grund schreiben wir
nun Gl. (3.16) symbolisch auf als
ª w º
« 0 0 »
ª İ xx º « wx »
« » « 0 w
0 »
«İ » « wy »
yy
« » « w » ªuº
«İ » « 0 0 » « »
İ « zz » « wz » « v » Du. (3.17)
«Ȗ » « w w »
« xy » « wy 0 » «« »»
wx w
« » « » ¬ ¼
« Ȗ yz » « 0 w w »
« » « wz wy »
«¬ Ȗ zx »¼ « w w »
« 0 »
¬« wz wx ¼»
Wir wollen diese Schreibweise jetzt folgendermaßen interpretieren: Wendet man auf die
Verschiebungen u die Differenzialoperatorenmatrix D an, so erhält man die Verzerrungen İ .
3.2 Gleichungen der Elastostatik 21
Für lineares isotropes Werkstoffverhalten besteht des Weiteren noch eine eindeutige Bezie-
hung zwischen den Verzerrungen und den Spannungen. Dieses Werkstoffgesetz lautet für
3-D-Körper:
E
V xx >1 Q H xx QH yy H zz @,
1 Q 1 2Q
E
V yy >1 Q H yy QH xx H zz @,
1 Q 1 2Q
E
V zz >1 Q H zz QH xx H yy @,
1 Q 1 2Q
(3.18)
E
W xy J xy ,
21 Q
E
W yz J yz ,
21 Q
E
W zx J zx .
21 Q
ª 1 Q Q Q 0 0 0 º
« »
ª V xx º « 1 Q Q 0 0 0 » ª H xx º
«V » « 1 Q 0 0 0 » « H yy »
« yy » « » « »
« V zz » E « 1 2 Q » « H zz »
0 0
« » «
1 Q1 2 Q « 2 »« J »
« W xy » 1 2 Q » « xy »
« W yz » « sym. 0 » « J yz »
« » « 2 » « »
¬ W zx ¼ « 1 2 Q » ¬ J zx ¼
«¬ 2 »¼
ı Eİ. (3.19)
Besonderes Augenmerk wollen wir weiterhin noch auf die Elastizitätsmatrix E richten, die
sich also aus dem E-Modul und der Querkontraktion Q zusammensetzen.
E
Anmerkung: Zuvor ist G gesetzt worden.
21 Q
22 3 Grundgleichungen der linearen Finite-Element-Methode
Die bis jetzt für einen dreidimensionalen Körper entwickelten Gleichungen bedürfen in der
Anwendung aber noch zwei Spezialisierungen. Dies betrifft insbesondere den Fall des
„ebenen Spannungszustandes (ESZ)“ und den Fall des „ebenen Verzerrungszustandes
(EVZ)“, die beide bei Bauteilmodellierungen vorkommen können.
ı zz 0, IJ zx 0, IJ zy 0,
ª ı xx º ª1 Ȟ 0 º ªİ º
« » « » « xx »
E «
« ı yy » Ȟ 1 0 » « İ yy » . (3.20)
« »
« IJ xy »
1 Ȟ 2 «« »
1 Ȟ » «« »»
¬ ¼ 0 0 Ȗ xy ¼
¬« 2 »¼ ¬
Q
H zz
1 Q
H xx H yy .
Der EVZ tritt hiergegen in sehr langen Zylindern mit konstantem Querschnitt auf, dessen
Enden festgehalten werden und die Belastung als Linienlast längs der Mantelfläche erfolgt.
Die Annahmen hierfür sind:
Der Zusammenhang zwischen den Verzerrungen und den Spannungen ist somit gegeben
durch
ª ı xx º ª 1 Ȟ Ȟ 0 º ªİ º
« » « » « xx »
E « »
« ı yy » Ȟ 1 Ȟ 0 » « İ yy » . (3.21)
« » 1 Ȟ 1 2Ȟ «« 1 2Ȟ » «« Ȗ »»
«IJ »
¬ xy ¼ «¬ 0 0
2 »¼ ¬
xy ¼
Für die Spannung über die Dicke ergibt sich dann wieder
V zz QV xx V yy .
Bis hierhin ist aber noch keine Verbindung zu den äußeren Kräften hergestellt worden. Diese
folgt aus der Forderung des Gleichgewichts zwischen den inneren Spannungen und der
3.2 Gleichungen der Elastostatik 23
äußeren Belastung, welche sowohl im Inneren wie auch auf der Oberfläche eines Körpers
erfüllt sein muss. Wir wollen dies exemplarisch an dem Quader-Element in Bild 3.2 für die
x-Richtung zeigen:
wV § wW yx ·
¦ Kx 0: V xx dy dz §¨ V xx xx dx ·¸dy dz W yx dx dz ¨¨ W yx dy ¸¸
© wx ¹ © wy ¹
wW
dx dz W zx dx dy §¨ W zx zx dz ·¸dx dy p x dx dy dz 0
© wz ¹
oder
wV xx wW yx wW zx
px 0. (3.22a)
wx wy wz
Trägt man an dem Quader auch noch die Kräfte in die anderen Achsenrichtungen ein und
bildet wie gezeigt auch hier das Gleichgewicht, so entwickeln sich daraus die anderen
Gleichgewichtsbedingungen zu
wW xy wV yy wW zy
py 0,
wx wy wz
(3.22b)
wW xz wW yz wV zz
pz 0.
wx wy wz
y
wWyx
Wyx + dy
wy
dx
Wzx
wVxx
Vxx Vxx + dx
wx
px
dy x
Wyx wWzx
Wzx + dz
dz wz
W xy W yx ,
W yz W zy ,
W zx W xz .
ª ı xx º
« »
ª w w w º « ı yy »
« 0 0 0 »
« wx wy wz » « » ªpx º ª0º
« ı zz » « » « »
« 0 w w w
0 0 »» « » «p » « 0 ». (3.23)
« wy wx wz «IJ » « y » « »
« xy
w w w »» « » «p » «0»
« 0 0 0 «IJ » ¬ z ¼ ¬ ¼
«¬ wz wy wx »¼ « yz »
«IJ »
¬ zx ¼
Vergleicht man hierin die auftretende Differenzialoperatorenmatrix mit Gl. (3.17), so lässt
sich die Gleichgewichtsgleichung auch verkürzt angeben als
Dt ı p 0 . (3.24)
Da mit den hergeleiteten Gleichungen die gesamte Elastostatik beschrieben ist, wollen wir
noch einmal mit Blick auf den FE-Formalismus zusammenfassen:
İ Du, (3.25)
ı Eİ (3.26)
ist das lineare Stoffgesetz gegeben, welches die Verzerrungen mit den Spannungen ver-
knüpft. Hierbei ist
E f E, Q .
Dt ı p 0 (3.27)
3.2 Gleichungen der Elastostatik 25
Der Vollständigkeit halber sollen jetzt aber noch einige statisch bestimmte Fälle betrachtet
werden, wo das Stoffgesetz /LOR 95/ differenzierter anzusetzen ist:
ı ı el ı o E İ ıo
İo t DT>1 1 1 0 0 0@
ı el Eİ İ o . (5.28)
Wie gemeinhin bekannt ist, ergibt sich also die richtungsabhängige Anfangsdehnung aus
dem Produkt Wärmeausdehnung (D . T) mal Elastizitätsmodul E. Die elastische Span-
nung folgt aber aus der Differenz der Dehnungen.
Die Vorstellung beruht darauf, dass die Wärmedehnung des Bauteils nicht behindert ist. In-
folge der freien Ausdehnbarkeit wird zwar ein Weg zurückgelegt, der aber keine Spannung
hervorruft. Am Modell eines einseitig eingespannten Stabes kann dies gedanklich leicht
nachvollzogen werden.
Völlig anders verhält sich dagegen ein Bauteil, bei dem die Wärmeausdehnung behindert ist.
Ein Beispiel dafür mag der gezeigte dünnwandige Behälter im umseitigen Bild 3.3 geben,
der von Raumtemperatur nun hoch gefahren werden soll auf einen Temperaturzustand von
T = 200 °C. Infolge der Einspannbedingungen (Anschraubung an einer Bodenplatte) ergeben
sich jetzt mechanische Zwangsspannungen, die zu einer Werkstoffbeanspruchung führen.
*)
Anmerkung: Anfangsspannungen ı o sind Spannungen, mit denen keine Dehnungen verbunden sind, d. h.
Spannungen, die im undeformierten Zustand eines Elementes vorhanden sind.
**)
Anmerkung: Anfangsdehnungen İ o sind Dehnungen, die in Elementen eingeprägt sind, ohne dass Span-
nungen erzeugt werden.
26 3 Grundgleichungen der linearen Finite-Element-Methode
a)
b)
Bei allen Problemstellungen, wo die einwirkenden Kräfte zeitabhängig sind, werden auch
die Verschiebungen u(x, y, z; t), Verzerrungen İ (x, y, z; t) und damit Spannungen
ı (x, y, z; t) sowohl weg- wie zeitabhängig sein. Im zu erstellenden Zusammenhang führt
dies zu einer erweiterten Formulierung der Gleichgewichtsgleichung, und zwar in dem ge-
mäß des d'Alembert‘schen Prinzips so genannte beschleunigungsproportionale Trägheits-
3.4 Finites Grundgleichungssystem 27
Dt ı p U ü . (3.29)
Vielfach treten in Systemen noch zusätzliche dissipative Kräfte auf, die Schwingungsauslen-
kungen dämpfen. Diese Kräfte wirken ebenfalls der Bewegung entgegen und können ge-
wöhnlich geschwindigkeitsproportional (-c . u ) angesetzt werden. In späteren Betrachtungen
werden wir noch einmal auf die Besonderheiten der Elastodynamik eingehen.
Für die Problemklassen Elastik und Dynamik sind also mit Gl. (3.27) und (3.29) jeweils die
Gleichgewichtsgleichungen definiert worden. Beide Gleichungen stellen Differenzialglei-
chungen dar. Auf Grund der Ausführungen in Kapitel 2 ist uns bisher bekannt, dass wir zur
näherungsweisen Verarbeitung einer Differenzialgleichung zwei Möglichkeiten haben, und
zwar einmal durch Heranziehen des Variationsprinzips eine Ersatzgleichgewichtsgleichung
zu formulieren oder mit dem Ansatz von Galerkin die Differenzialgleichung in ein Funktio-
nal zu verwandeln. Da diese Vorgehensweisen gleichwertig sind, sollen hier beide Lösungs-
wege zur Gewinnung der finiten Systemgleichung kurz demonstriert werden.
3.4.1 Variationsprinzip
Das Variationsprinzip nutzt das Prinzip der virtuellen Arbeit (PVA), die für einen elasti-
schen Körper eine Ersatzgleichgewichtsbedingung darstellt. Bevor wir die virtuellen
Arbeiten an einem Körper einführen, bedarf es noch einiger Klärungen bezüglich des
Begriffs Variation.
Als äußere virtuelle Arbeit bezeichnet man die Arbeit der äußeren Kräfte mit ihren virtuellen
Verschiebungen. Mit virtuellen Verschiebungen Gu meint man dabei kleine gedachte Ver-
schiebungen, die kinematisch möglich sind und die Randbedingungen nicht verletzen.
Bedingung ist hierbei, dass der Verzerrungszustand beschränkt (Stetigkeit der Verschie-
bungen), der Stoffzusammenhalt (keine Klaffungen oder Überlappungen) gewahrt bleibt und
die Randbedingungen nicht verletzt werden.
In analoger Weise kann die innere virtuelle Arbeit eingeführt werden. Sie ist die Arbeit der
inneren Spannungen, die mit den virtuellen Verzerrungen geleistet wird. Die virtuellen Ver-
zerrungen G İ leiten sich durch Differenziation von den virtuellen Verschiebungen ab.
Über das Prinzip der virtuellen Arbeit kann nun verallgemeinert die Ersatzgleichgewichts-
gleichung /BUC 73/ formuliert werden:
Ein elastischer Körper ist unter gegebenen äußeren Kräften im Gleichgewicht, wenn die
äußere virtuelle Arbeit gleich der inneren virtuellen Arbeit ist,
d. h.
28 3 Grundgleichungen der linearen Finite-Element-Methode
wird.
Um dieses Prinzip nun anwenden zu können, müssen wir die beschriebenen Arbeiten defi-
nieren. Dazu denken wir uns im Bild 3.4 einen beliebigen elastischen Körper. Die Ober-
fläche dieses Körpers soll nun so aufgeteilt werden, dass mit O u ein Verschiebungsrand für
vorgeschriebene Verschiebungen u und mit O V ein Spannungsrand für gegebene Kräfte q
(verteilte Oberflächenlasten) und F (konzentrierte Einzellasten) vorliegen. Im Inneren sollen
noch Volumenkräfte p (Eigengewicht, Fliehkräfte o. Ä.) auftreten.
q F
OV
x
Ou
p
z
u u auf O u
Die virtuelle Arbeit der äußeren Lasten kann dann folgendermaßen angesetzt werden:
įWa įu t F ³ įu t p dV ³ įu t q d 0 . (3.31)
V 0
t
GWi ³ įİ ı dV . (3.32)
V
Gemäß Gl. (3.30) sollen die Arbeiten gleichgesetzt werden, was zu der Identität
t t t t
³ G İ ı dV G u F ³ įu p dV ³ į u q d 0 (3.33)
V V 0
3.4 Finites Grundgleichungssystem 29
İ Du
į İt įu t D t
ı Eİ EDu
t t t
³ įu D E D dV u įu t F ³ įu p dV+ ³ įu t q d 0 . (3.34)
V V 0
Da bisher noch keine Näherung benutzt worden ist, gilt die vorstehende Beziehung exakt,
wenn mit u die tatsächlichen Verschiebungen benutzt werden. An dieser Stelle setzt aber
jetzt die Näherung der Finite-Element-Methode ein, in dem für die Verschiebungen eines
Elements ein Ansatz gemacht werden soll. Um diesen Schritt verständlich zu machen, soll in
einem kleinen Exkurs das Biegeproblem in Bild 3.5 betrachtet werden.
Für den eingespannten Balken wollen wir hier per Approximation mit verschiedenen Funk-
tionen versuchen, die Biegelinie zu ermitteln. Man erkennt hierbei Folgendes:
Der Ansatz mit Kreisbogenform ŵ1 verstößt gegen die Zwänge der Randbedingung
und wird die Durchbiegung nur ungenau wiedergeben.
Durch die Wahl eines trigonometrischen Ansatzes ŵ 2 kann zwar die Form der Biege-
linie abgeschätzt werden, jedoch ist auch hier die Durchbiegung noch sehr ungenau.
Mit einer Parabel 4. Grades ŵ 3 kann sowohl die Form als auch der Betrag der Durch-
biegung recht gut abgeschätzt werden. Der Ansatz liegt auch sehr nahe an der „Ketten-
linie“.
Die Kettenlinie selbst ist eine Potenzfunktion 3. Grades, insofern bietet es sich an, einen
Approximationsansatz 3. Ordnung ŵ 4 zu wählen.
Im Allgemeinen ist es so, dass mit einer Vergrößerung der Elementanzahl, d. h. Verfeine-
rung der Struktur, das Näherungsergebnis ŵ sich immer mehr der exakten Lösung w
nähert. Das gewählte Balkenbeispiel ist dafür kein schöner Beweis, da man mit zwei Ele-
menten (und ŵ 4 ) bereits eine sehr gute Lösung erhält, die sich kaum noch verbessern
lässt.
30 3 Grundgleichungen der linearen Finite-Element-Methode
[ x/L q
q L4
ŵ
ŵ1
384 E J
16[ 4 24[ 2 5
q L4
ŵ 3
24E J
[ 4 2[3 [ 2
4q L4
ŵ 2 D0 cos S [{ cos S [
S5 E J
x
ŵ 4 D3 x3 D2 x2 D1 x D0
w
qL
100 % w exakt
384 E J
75 %
2 4 6 8 10 n
Auf dieser Erkenntnis aufbauend wollen wir uns wieder Gl. (3.34) zuwenden, in dem wir
jetzt einen Verschiebungsansatz von der Form
u G d (3.35)
einführen wollen. Mit diesem Ansatz wird also eine Verbindung zwischen beliebigen Ver-
schiebungen u in einem Körper über bestimmte „Stützstellen“ d (Knotenverschiebungen)
hergestellt. Diese Verbindung wird über die Zeilenmatrix G gebildet, die insofern also An-
satzfunktionen enthalten muss. Stellt man zu Gl. (3.35) noch die Variation
įu t įd t G t ,
t t t t t t t t t
³ įd G D E D G dV d įd G F ³ įd G p dV+ ³ įd G q d0 ,
V V 0
t t t t
³ D G E D G dV d G F ³ G p dV ³ G q d0 (3.36)
V V 0
geschrieben werden. Analysiert man diese Gleichung, so stellt man fest, dass auf der linken
Seite das Produkt einer Steifigkeit mit einem Weg steht, welches auf der rechten Seite gleich
den äußeren Kräften ist. Je nach gewähltem Ansatz kann diese Gleichung nicht exakt erfüllt
werden. Für Gl. (3.36) wollen wir verkürzt
k d pˆ . (3.37)
schreiben. Dies ist die gesuchte finite Gleichung, in der die Knotenverschiebungen d über
die Elementsteifigkeit k mit den gesamten äußeren Kräften p̂ in Relation stehen. Als
Vorschrift zur Berechnung der Steifigkeitsmatrix haben wir
t t
k ³ D G E D G dV { ³ B E B dV (3.38)
V V
erhalten. Die auf der rechten Seite von Gl. (3.36) stehenden Ausdrücke stellen insbesondere
Beziehungen dar, wie Kräfte auf die Knoten eines vernetzten Gebietes zu verteilen sind.
Zur Matrix der Ansatzfunktion G t >g1, g 2, !@ soll noch bemerkt werden, dass die hierfür
zu wählenden Glieder bevorzugt aus Polynomen konstruiert sind, wie beispielsweise
g1 1, g 2 x, g 3 y, g 4 x 2 , g5 x y, g 6 y 2 usw .
Es ist leicht nachvollziehbar, dass diese Ausdrücke einfach zu integrieren und zu differenzie-
ren sind.
Ein andere Möglichkeit, die finite Gleichung zu finden, besteht in der Methode von Bubnov/
Galerkin oder allgemein in der Methode des gewichteten Restes. Von der Idee her wird eine
Differenzialgleichung genommen, in der für die Unbekannte ein Ansatz gemacht wird und
man für das Integral des Restes verlangt, dass es möglichst klein wird /BAT 86/.
Da wir es hier mit einem Grundprinzip zu tun haben, soll der mathematische Hintergrund
kurz betrachtet werden. Nehmen wir an
D u r (3.39)
32 3 Grundgleichungen der linearen Finite-Element-Methode
sei die differenzielle Formulierung eines physikalischen Problems. Hierin bezeichnet u die
unbekannte Zustandsgröße und r eine bekannte rechte Seite. Des Weiteren sollen noch mit
R Bi u 0 (3.40)
Randbedingungen vorgegeben sein. Die „gewichtete Restmethode“ geht nun davon aus, dass
sich die Lösung für Gl. (3.39) darstellen lässt als
n
u ¦ a i gi , (3.41)
i 1
wobei a i Multiplikatoren und g i linear unabhängige Funktionen sind. Der Ansatz sollte hier-
bei mindestens die Randbedingungen erfüllen. Setzt man jetzt diesen Näherungsansatz in die
DGL ein, so wird wahrscheinlich eine absolute Identität der linken und rechten Seite nicht
zu erfüllen sein, sondern es wird mit WR ein Restwert
WR D u r z 0 (3.42)
übrig bleiben, den es in idealer Weise zu minimieren gilt. Nach der Methode von Galerkin
ist
³ g i WR dB ³ gi R B dR 0 (3.43)
B Lösungs R Rand
bereich
also zu fordern. Wir wollen dies nunmehr übertragen auf die DGL des Gleichgewichts
(3.24), die vereinbarungsgemäß eine Matrizengleichung darstellt. Entsprechend des be-
schriebenen Formalismus multiplizieren wir diese DGL mit einer Ansatzfunktionsmatrix Gt
und integrieren über das Volumen eines Körpers. Man erhält
³ G D E D u p dV 0 .
t t
(3.44)
V
u G d
ein. Die Knotenverschiebungen sind somit nichts anderes, als die noch zu bestimmenden
Multiplikatoren und daher für uns die eigentliche Lösung des diskretisierten Problems.
Setzen wir jetzt den Ansatz in dieser Form ein, so folgt
³ G D E D G dV d ³ G p dV 0
t t t
V V
3.4 Finites Grundgleichungssystem 33
t t
³ D G E D G dV d ³ G p dV 0 . (3.45)
V V
Man erkennt hierin die Analogie zu Gl. (3.36) und hat wieder die finite Gleichung
k d pˆ
gefunden. Sollen zu den angesetzten Volumenkräften auch noch andere Kräftegruppen be-
rücksichtigt werden, so ist die rechte Seite der Gl. (3.45) um diese Kräfte geeignet zu ver-
vollständigen.
Zur Abrundung der Elastik soll die Galerkin’sche Methode auch noch auf die dynamische
Gleichgewichtsgleichung (3.27) angewandt werden. Aus
D t E D u p
ȡu 0
t§ t ·
³ G ¨© U u D E D u p ¸¹ dV 0
V
t t
³ D G E D G dV d ³ G t p dV
U ³ G G dV d 0. (3.46)
V V V
k d p
md ˆ 0. (3.47)
Für die neu auftretende Massenmatrix ist somit auch die Bildungsvorschrift
t
m ȡ ³ G G dV (3.48)
V
ermittelt worden.
34
4 Die Matrix-Steifigkeitsmethode
Ein vom Verständnis der Vorgehensweise guter Einstieg in die Finite-Element-Methode
stellt die von der Tragwerksberechnung her bekannte Matrix-Steifigkeitsmethode /HAH 75/
dar. Wie man später erkennen wird, ist der ablaufende Formalismus dem der FE-Methode
völlig identisch.
Zur Begründung der Theorie ist im Bild 4.1 ein beliebiges elastisches Tragwerk dargestellt.
Die einwirkenden äußeren Kräfte werden dieses Tragwerk verformen, sodass eine Durchsen-
kung festzustellen sein wird.
F1 F2 F3
y, v
y v1
u1 v2 v
u3 3
x, u
unverformter Körper
x
verformter Körper
Bei unterstellten kleinen Verformungen und vorausgesetzter Linearität kann zwischen den
Kräften und den Verschiebungen folgender Zusammenhang angegeben werden:
Die Verschiebung u i t >u i v i @ von Körperpunkten hängt eindeutig von der Wirkung
aller Kräfte Fi ab:
ui u i Fi , i = 1, ..., n.
Im Fall der Linearität muss auch die Umkehrung gelten, und zwar gehört zu einem Ver-
formungszustand ein eindeutiger Kräftezustand:
Fi Fi u i i = 1, ..., n.
Hieraus ist zu folgern, dass die Kräfte über eine Steifigkeit mit den Verschiebungen linear
verknüpft sind, d. h. eine Beziehung
n
Fi ¦ k ij u i , i = 1, ..., n (4.1)
j 1
besteht. Entwickelt man weiter Gl. (4.1) als Matrizengleichungen, so gilt auch
4 Die Matrix-Steifigkeitsmethode 35
Knotenzähler
a) 1 Elementzähler
1 2
F1 u1 c1 u2 F2
b) 1 2 F2 2
1 3
F1 u1 c1 u3 F3
u2 c2
1 1 2
2 2
3
c) 1 F2 2 FR = F3
F1 u1 u3 = 0
u2
c1 c2
Das Federelement repräsentiert dabei ein eindimensionales finites Element. Alle Informa-
tionen des Elements werden über die Knoten gegeben, die zufolge der Kräfte dann Verschie-
bungen ausführen. Auf Elementebene lässt sich somit formulieren:
F1 c 'u12 c u1 c u 2 ,
(4.3)
F2 c 'u 21 c u 2 c u1 .
ª F1 º ª c c º ª u1 º
p «F » k u. (4.4)
¬ 2¼
« c
¬ c »¼ «¬ u 2 »¼
Die abgespaltene 2-x-2-Matrix k stellt hierbei die Elementsteifigkeitsmatrix einer Feder dar.
Will man hingegen die Beziehung für ein System entwickeln, so müssen so viele Glei-
chungen aufgestellt werden, wie Unbekannte vorhanden sind und die Randbedingungen be-
rücksichtigt werden. Im zu Grunde liegenden Beispiel soll ein System aus zwei Federn be-
trachtet werden, bei denen in zwei Knoten Kräfte eingeleitet werden und der dritte Knoten
festgehalten ist.
Die Systembeziehungen für die Kräfte lassen sich durch wechselseitiges Festhalten der
Knoten und die dann wirksame Federgleichung folgendermaßen entwickeln:
u1 u2 0: F3 c 2 u 3, F2 F3, F1 0;
u1 u3 0: F2 c1 c 2 u 2, F1 c1 u 2, F3 c 2 u 2;
u2 u3 0: F1 c1 u1, F2 F1, F3 0.
ª F1 º ª c1 c1 0 º ª u1 º
«F » « c c c » « »
« 2» « 1 1 2 c2 » « u 2 »
¬« F3 ¼» ¬« 0 c2 c 2 ¼» ¬« u 3 ¼»
bzw.
P KU (4.5)
angegeben werden. Die Gl. (4.5) drückt hierin den Systemzusammenhang aus, während Gl.
(4.4) als Elementgleichung aufgestellt worden ist.
An der Systemsteifigkeitsmatrix K ist zu erkennen, dass diese ebenso symmetrisch ist wie
die beiden zusammengefassten Elementmatrizen. Weiterhin ist an der Matrix zu erkennen,
dass diese auch sofort durch Blockaddition (direkte Steifigkeitsmethode = Überlagerung am
gemeinsamen Knoten) darstellbar wäre. Dies ist eine besondere Eigenart von Systemen, die
aus eindimensionalen Elementen (Stäbe, Balken) aufgebaut sind.
4 Die Matrix-Steifigkeitsmethode 37
Das vorstehende Gleichungssystem ist aber so nicht auflösbar, da die Randbedingungen bis-
her unberücksichtigt geblieben sind, d. h., das System kann insgesamt noch eine Starrkörper-
bewegung ausführen, was sich in der Singularität der Gesamtsteifigkeitsmatrix ausdrückt.
Ein Kennzeichen eines singulären Systems ist, dass die Determinante der Gesamtsteifig-
keitsmatrix
det K c1 c1 c 2 c 2 c1 c 2 2 c12 c 2 0
verschwindet. Erst für ein statisch bestimmtes System wird die Gleichung auflösbar, welches
durch eine positiv definite Gesamtsteifigkeitsmatrix möglich ist.
Wird nun in die vorstehende Gl. (4.5) die Randbedingung u 3 0 eingearbeitet, so können
die Verschiebungen und die unbekannte Reaktionskraft F3 bestimmt werden:
ª F1 º ª c1 c1 0 º ª u1 º
«F » « c c c c2 » «u 2 » . (4.6)
« 2» « 1 1 2 » « »
¬« F3 ¼» ¬« 0 c2 c 2 »¼ ¬« 0 ¼»
ª F1 º ª c1 c1 º ª u1 º
«F » « c c c » «u » (4.7)
¬ 2¼ ¬ 1 1 2¼ ¬ 2¼
ªu º
F3 = >0 c 2 @ « 1». (4.8)
¬u2 ¼
Zufolge der beiden vorgegebenen Kräfte F1 , F2 sollen jedoch zuerst die Verschiebungen be-
stimmt werden, und zwar aus der folgenden Rechnung:
ª1 1 1 º
ª u1 º «c c ªF º
c2 » « 1 »
U « » K 1 P « 1 2 » . (4.9)
« » « 1 1 » « »
«¬ u 2 »¼ « » « F »
¬ c2 c2 ¼ ¬ 2 ¼
Für die Inversion K 1 ist hierbei die Gleichung im Anhang benutzt worden. Aus der Aus-
multiplikation der vorstehenden Gleichung ergeben sich so für die Knotenverschiebungen
§1 1 · 1
u1 ¨ ¸ F1 F2 ,
¨c c ¸ c
© 1 2¹ 2
(4.10)
1 1
u2 F F .
c2 1 c2 2
ª§ 1 1 · 1 º
« ¨¨ ¸¸ F1 F2 »
F3 >0 c 2 @ «« © c1 c 2 ¹ c2 »
»
F1 F2 . (4.11)
1 1
« F1 F2 »
¬« c2 c2 ¼»
Manchmal sind auch die Schnittkräfte Sij im Element von Interesse. Für deren Bestimmung
gilt, dass diese stets auf Elementebene zu ermitteln sind, und zwar
ª§ 1 1 · 1 º
ª S11 º ª c1 c1 º ª u1 º ª c1 c1 º « ¨ ¸ F1 F2 »
« » « »« » « » « © c1 c 2 ¹ c2
»
« » « » « » « » « 1 1 »
«¬ S12 »¼ «¬ c1 c1 »¼ «¬ u 2 »¼ «¬ c1 c1 »¼ « F1 F2 »
¬ c2 c2 ¼
§1 1 · c c c
S11 c1 ¨¨ ¸¸ F1 1 F2 1 F1 1 F2 F1
© c1 c 2 ¹ c2 c2 c2 (4.12)
S12 S11
bzw.
ª S22 º ª c2 c2 º ªu 2 º ª c2 c2 º ª 1 F 1 F º
1 2»
« » « »« » « » « c2 c2
« » « » « » « » « »
«¬ S23 »¼ «¬ c 2 c 2 »¼ «¬ 0 »¼ «¬ c 2 c 2 »¼ «¬ 0
»
¼
§ 1 1 ·
S 22 c 2 ¨¨ F1 F2 ¸¸ F1 F2
c
© 2 c 2 ¹ (4.13)
S 23 S 22 .
Die Erkenntnis aus diesem Beispiel soll im Weiteren sein, dass man durch die Anwendung
eines bestimmten Formalismus zu der Lösung einer bestimmten Klasse von Aufgaben
kommt. Verallgemeinert man diese Vorgehensweise, so lassen sich somit hinreichend kom-
plexe Tragwerke behandeln. Ziel muss es also sein, diesen methodischen Ansatz variabel zu
entwickeln.
Die algorithmische Verallgemeinerung soll jetzt an dem kleinen Tragwerk von Bild 4.3 wie
folgt vorgenommen werden:
Mit Fa t >0 F3x F3y F4 x 0@ sollen die bekannten äußeren Kräfte bezeichnet wer-
den.
Entsprechend sollen mit Fb t >F1x F1y F2 x @ die Reaktionskräfte bezeichnet werden.
4 Die Matrix-Steifigkeitsmethode 39
Gemäß diesen Vereinbarungen kann die vorherige Gl. (4.5) bzw. die neu zu erstellende
Systemgleichung folgendermaßen partitioniert werden:
ª Fa º ª K aa K ab º ª U a º
«F » «K . (4.14)
¬ b¼ ¬ ba K bb »¼ «¬ U b »¼
a) b)
F3y
v2 v3 ª F2 y 0 º ª º ª v2 º
2 3 u3 « » « » « »
« F3x » « » « u3 »
F2x F3x « » « » « »
« F3 y » « K aa K ab » « v 3 »
« » « » « »
« F4 x » « » « u4 »
« » « »« »
« F4 y 0 » « » « v4 »
« » « » « »
y « F » « » «u »
1x 1 0
v4 « » « » « »
u4 « F » «K K bb » « v1 0 »
« 1y » « ba » « »
F1x 1 x F4x « F » « » «u 0 »
4 ¬ 2x ¼ ¬ ¼ ¬ 2 ¼
F1y
Wir haben es hier also mit einer Hypergleichung zu tun, in der mit Fa, b , U a, b Vektoren und
mit K aa , K ab , K bb Untermatrizen vorkommen. Löst man zum Zwecke der Komponenten-
bestimmung diese Gleichung auf, so folgt daraus
Fa K aa U a K ab U b , (4.15)
Fb K ba U a K bb U b. (4.16)
Ua K aa 1 Fa K ab U b (4.17)
und diese Gleichung zur Bestimmung der Reaktionskräfte in Gl. (4.16) eingesetzt werden,
man erhält so
Fb K ba K aa 1 Fa K ab U b K bb U b . (4.18)
Ua K aa 1 Fa (4.19)
und
Fb K ba K aa 1 Fa . (4.20)
Von der Methodik des Vorgehens werden wir diese Schritte bei der im Weiteren zu be-
schreibenden FE-Methode alle wieder finden.
41
Wie einleitend schon herausgestellt, muss man heute die FEM-Anwendung als integralen
Bestandteil einer CAE-Konzeption begreifen. Tatsächlich liegt ein Stück Wirtschaftlichkeit
von CAD und FEM darin, wenn CAD-Modelle von Pre-Prozessoren übernommen, mithilfe
eines FE-Rechenlaufs verifiziert und die Ergebnisse von Post-Prozessoren schnell ausge-
wertet und dargestellt werden können sowie die geänderte Geometrie wieder nach CAD zu-
rückgeführt werden kann.
Ideale Verhältnisse liegen vor, wenn das komplette CAD-Bauteil in verschiedene Layer auf-
gebaut worden ist. Für die FE-Berechnung benötigt man nämlich nur die reine Geometrie,
sodass die Layer, die Vermaßung oder Text enthalten, ausgeblendet werden können. Des
Weiteren kann es sein, dass Bauteile gewisse konstruktive Gegebenheiten enthalten, die für
das Festigkeitsverhalten von geringer Bedeutung sind, aber die Netzgenerierung erschweren
würde. Demgemäß ist zu prüfen, ob geometrische Details vernachlässigt werden können, ob
sich vielleicht Einbau- oder Anbauteile ausklammern lassen oder inwiefern tatsächlich Kon-
takt /STE 92/ zu berücksichtigen ist.
Je nach Bauteilgeometrie und Belastung kann auch ein rekonstruiertes Flächen- oder
Volumenmodell ausreichend sein. Ist ein komplexes räumliches Objekt zu analysieren, ist in
der Regel ein 3-D-Volumenmodell erforderlich.
Im Bild 5.1 ist der prinzipielle Ablauf einer integrativen CAE-Kette dargestellt.
x Für die Bewährung einer Struktur kann es dabei wichtig sein, einen Gesamtverbund oder
die gefährdeten Einzelteile sicher auszulegen. Im vorliegenden Fall sei unterstellt, dass
die Festigkeit des Hebels für einen Mechanismus entscheidend ist und dieser daher
mittels FEM analysiert werden soll.
42 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
x Aus der entsprechenden Struktur ist daher die Hauptgeometrie herauszulösen, die Rand-
bedingungen festzulegen und die Einleitung der Kräfte zu bestimmen.
x Die nackte Geometrie muss dann an das FE-System übergeben werden. Im Regelfall wird
es dabei so sein, dass ein Schnittstellenprotokoll als IGES-, VDA-FS- oder STEP-File
erzeugt werden muss. Dieses Protokoll kann gewöhnlich verlustfrei übertragen werden.
Neuerdings wird zwischen einigen CAD- und FEM-Systemen auch eine Direktkopplung
(z. B. zwischen CATIA und I-DEAS) realisiert. Die Vollständigkeit der Übertragung wird
hierbei garantiert und die Wirtschaftlichkeit nimmt zu, weil eben zeitintensive Wand-
lungsschritte entfallen.
x Mithilfe eines Pre-Prozessors gilt es weiter, die Geometrie zu einem FE-Modell aufzube-
reiten.
Der erste Schritt dazu ist die Bildung von Makros (diese werden gewöhnlich durch drei
oder vier Seiten begrenzt), aus denen über die Angabe von abgestimmten Seitenteilern ein
Elementnetz generiert werden kann. Hiermit hängt die Typdefinition der Elemente und
deren Spezifizierung unmittelbar zusammen, da hierauf begründet das Eingabeprotokoll
erstellt wird. Dieses Protokoll muss des Weiteren noch um die Werkstoffkennwerte, die
Randbedingungen und die Kräfte vervollständigt werden.
x Mit dem Eingangsprotokoll liegen alle Informationen für den FE-Löser vor. Dieser baut
sich entsprechend der Netztopologie und der Elementkennzeichnung die Steifigkeit der
Struktur auf, arbeitet die Randbedingungen und die Kräfte ein und löst das damit ent-
stehende Gleichungssystem nach den Verschiebungen auf:
x Aus den Verschiebungen können dann in einer Rückrechnung die auftretenden Deh-
nungen, Spannungen und die Reaktionskräfte ermittelt werden.
x Für eine rationelle Auswertung nutzt man heute leistungsfähige Post-Prozessoren, die die
angefallenen Daten qualitativ und quantitativ auswerten. Derartige Prozessoren können
meist die verformte mit der unverformten Struktur zu einem Verformungsbild überlagern,
die Dehnungen oder Spannungen als Isolinienplot oder Farbfüllbilder gemäß einer Werte-
skala auswerten sowie die Größe und Richtung der Reaktionskräfte darstellen.
Wie ersichtlich, hat dieser Ablauf zwar einige schematische Anteile, hieraus ist aber nicht zu
schließen, dass eine Problembearbeitung mit FEM einem festen Automatismus gehorcht. So
verschiedenartig wie Problemstellungen sein werden, werden auch Lösungsansätze zu ent-
wickeln sein. Das Treffen der Realität hat dabei viel mit der Beherrschung der theoretischen
Möglichkeiten und der Ausschöpfung der Fähigkeiten der Programme zu tun.
In der Praxis ist zunehmend ein Zusammenwachsen von CAD und FEM (z. B. CATIA-V5
mit dem ELFINI-Modul) zu beobachten. Dies bedingt eines CAE-Spezialisten, der von
seinem Ausbildungshintergrund rechnerunterstützte Methoden sicher beherrscht.
5.1 Allgemeine Vorgehensweise 43
CAD-System
CAD- vereinfachtes
Bauteil Analysemodell
3-D-Volumenmodell einer Baugruppe
Problemaufbereitung
Modellübergabe
IGES/ Direkt-
VDA-FS-/ kopplung Schnittstelle
STEP-File
FEM-System
Modellübernahme
Pre-Prozessing
Lösung des
Gleichungssystems
Berechnung der Verschiebungen
Berechnung der Spannungen
Rückrechnung zu den Reaktionskräften
Post-Prozessing
Darstellung der verformten Struktur
Darstellung der Spannungsverteilung
(Isolinien, Farbfüllbilder)
5.2 FE-Programmsystem
Die FE-Programme, die sich heute am Markt durchgesetzt haben, sind weitgehend voll-
ständige und durchgängige Systeme.
Mit vollständig soll dabei umschrieben werden, dass man es mit Komplettsystemen zu tun
hat, die unter einer abgestimmten Oberfläche einen Pre- und Post-Prozessor, den
Gleichungslöser sowie verschiedene Ergänzungsmodule verfügbar haben.
Durchgängig kann zudem auch sehr weit reichend sein. Es umfasst die Abbildung von
Geometrie- und Materiallinearität oder -nichtlinearität, Elastodynamik, Thermoelastizität so-
wie sehr schnelle Umformprozesse.
Elastodynamik,
explizite Spritzgieß-
(Crash) simulation
Ein typischer Methodenbaum eines FE-Programms ist im Bild 5.2 gezeigt. Der Grundum-
fang besteht gewöhnlich aus einem linearen Programmteil zur Lösung von elastostatischen
und elastodynamischen Problemen. Hieran können verschiedene Spezialanwendungen ange-
5.3 Mathematische Formulierung 45
koppelt werden, die eigene Routinen darstellen. Insgesamt besteht bei allen Softwarehäusern
das Bestreben, das FEM-Einsatzfeld zu erweitern. Eine sehr wesentliche Erweiterung stellt
die Nichtlinearität dar, und zwar in den Ausprägungen Materialnichtlinearität, geometrische
Nichtlinearität und nichtlineare Strukturdynamik. Hierbei geht es um die realistische Erfas-
sung des Werkstoffverhaltens (Fließen), großer Verformungen (Instabilität) und die Integra-
tion im Zeitbereich (Crash).
Darüber hinaus eignen sich noch die Potenzialprobleme (Wärmeleitung, Magnetfelder, elek-
trische Felder) sehr gut für die numerische Bearbeitung. Somit kann mittlerweile eine große
Klasse von Aufgaben der Technik bzw. der technischen Physik mit der FEM abgedeckt wer-
den.
Die exemplarische Anwendung der im Kapitel 3.4 dargelegten Beziehungen zur Definition
des Steifigkeits-Verschiebungs-Kraft-Zusammenhanges soll im Weiteren an einem eindi-
mensionalen Stab-Balken-Element, und zwar für verschiedene Knotenfreiheitsgrade gezeigt
werden. Dies ist insofern sinnvoll, da mit diesen Einzelfreiheitsgraden später unterschied-
liche Elementtypen aufgebaut werden können. Das Einsatzfeld für Stab-Balken-Elemente ist
die Fachwerkanalyse oder im Maschinenbau die Analyse von Wellen hinsichtlich Durchbie-
gung und Eigenfrequenzen.
Das finite Stab-Element ist zuvor schon im Kapitel 4 als diskretes Federelement eingeführt
worden. Innerhalb der FEM wird es jedoch als Kontinuumselement mit den beschreibenden
Eigenschaften Geometrie und Werkstoff benutzt. Um den Zusammenhang zwischen den
Verformungen, der Geometrie und dem Werkstoff herstellen zu können, muss die ent-
sprechende Differenzialgleichung aufgestellt werden.
Als verallgemeinerter Fall ist demgemäß von einem longitudinal schwingenden Element
auszugehen. Im nachfolgenden Bild 5.3 ist dies beispielhaft charakterisiert. Merkmal ist
hierbei, dass alle Kraftgrößen (Knotenkräfte und verteilte Kräfte) nur in Längsrichtung
auftreten und hierzu auch Knotenreaktionen u i (i = 1, 2) korrespondieren. Je Knoten tritt
also ein axialer Freiheitsgrad auf. Für die Beschreibung des Elements sind weiterhin noch
erforderlich: Dichte U , Elastizitätsmodul E, Querschnittsfläche A und Länge L.
p x (x , t )
N1 u1, u1 u 2 , u 2 N2
1 2
U, E A, L
(lokales KS) u(x, t)
y, Fy
U A dx ü p x dx
Vx A
§ wV ·
¨ V x x dx ¸A
dx © wx ¹
x, Fx
(globales KS)
z, Fz
Stellt man nun an einem infinitesimalen Stab-Elementchen mit der Länge dx das Gleichge-
wicht her, so folgt daraus die DGL:
w 2u w 2u
ȡA EA px 0. (5.1)
w t2 wx 2
Durch Heranziehung des Galerkin‘schen Formalismus (s. Gl. (3.41)) gilt es weiter, die finite
Gleichung zu erstellen. Dazu multiplizieren wir die DGL mit einer noch unbekannten Form-
funktion g j x , die später erst elementspezifisch definiert wird und bilden das Funktional
L§ wu 2 w 2u ·
³ ¨¨ U A g j 2
EAgj g j p x ¸ dx
2 ¸
0 , j = 1, 2. (5.2)
o© wt wx ¹
w § wu · w 2u wg j w u
¨ E A g j x ¸ EAgj EA .
wx © wx ¹ wx 2 wx wx
Wird dies berücksichtigt, so kann die vorstehende Gleichung auch geschrieben werden als
L§ w 2u wg j w u · § wu · L
³ ¨¨ U A g j EA g j p x ¸¸ dx ¨¨ E A g j ¸ 0 (5.3)
o© wt 2 wx wx ¹ © w x ¸¹ o
L§ w 2u w g j wu · § wu wu ·
³ ¨¨U A g j E A g j px ¸ dx ¨¨ E A g j L L E A g j 0 0 ¸ 0.
o© wt 2 wx wx ¸
¹ © wx wx ¸¹
2
ux , t ¦ g i x u i t (5.4)
i 1
einen Ansatz*) für die unbekannten Verschiebungen einführen, und zwar so, dass von den
Knotenverschiebungen u i ausgehend in das Innere des Elements u (x, t) hineinapproximiert
werden kann. Die dazu erforderlichen Formfunktionen g i , g j wählen wir linear unabhängig,
und zwar so, dass alle Randbedingungen erfüllt werden. Weiterhin soll noch in eine Orts-
und Zeitabhängigkeit separiert werden. Damit folgt dann mit den notwendigen Ableitungen
w 2u 2 w 2u i wu 2 wg
i u
2 ¦ gi 2
, ¦ i
wt i 1 wt wx i 1 w x
2 L§ w 2ui wg j wgi · §L ·
¦ ³ ¨¨ ȡ A g j g i EA u i ¸dx ¨¨ ³ g j p x dx ¸¸
i 1o © wt 2 w x w x ¸¹ ©o ¹
§ § 2 w g x · § 2 w g x · ·
¨¨ E A g j L ¨¨ ¦ i u i ¸¸ L E A g j 0¨¨ ¦ i u i ¸¸ 0 ¸¸ 0, j 1, 2 .
© ©i 1 wx ¹ ©i 1 wx ¹ ¹
(5.5)
2 §L w 2ui L wg j wg · §L ·
¦ ¨¨ ³ ȡ A g j g i dx ³EA i dx u i ¸
¸
¨ ³ g j p x dx ¸
¨ ¸
i 1© o wt 2 o wx wx ¹ ©o ¹ (5.6)
N 2 g j L N1 g j 0 j 1, 2,
wobei jetzt Massen, Steifigkeiten, Knotengrößen und Kräfte abgespalten sind. Somit ist die
gesuchte Schwingungsdifferenzialgleichung
k u
mu p0 pK (5.7)
*)
Anmerkung: Rayleigh-Ritz-Ansatz = Linearkombination von orts- und zeitabhängigen Form- bzw. Ansatz-
funktionen
48 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
Aus Gl. (5.6) sind insbesondere die Vorschriften zu entnehmen, wie die entsprechenden
Matrizen oder Vektoren zu bilden sind, und zwar
L
m ji ³ U A g j g i dx , j, i = 1, 2 (5.9)
o
L
c c
k ji ³ E A g j g i dx , j, i = 1, 2 (5.10)
o
L
pj ³ g j p x dx , j = 1, 2*) (5.11)
o
der Knotenlastvektor
ª F1 º
pK « » (5.12)
¬ F2 ¼
§ 2 wg x ·
Fx1 { N1 E A 1 ¨¨ ¦ i u i ¸¸ 0 ,
©i 1 wx ¹
(5.13)
§ 2 w g x ·
Fx 2 { N 2 E A 1 ¨¨ ¦ i u i ¸¸ L .
©i 1 wx ¹
Wählt man für das Stab-Element jetzt lineare Formfunktionen (shape functions) der Art
x x
g1 1 und g 2 ,
L L
*) Anmerkung: Zur Gl. (5.11) ist anzumerken, dass der Ausdruck eine Vorschrift enthält, wie verteilte Lasten
- die zwischen Knoten eingeleitet werden - bezüglich der Formfunktionen konsistent auf die
Knoten zu verschmieren sind. Die Gl. (5.13) wird vielfach nicht berücksichtigt.
5.3 Mathematische Formulierung 49
§ x· x
u x , t ¨1 ¸ u1 t u 2 t , (5.14)
© L¹ L
womit die Verschiebungs- und Kraftrandbedingungen erfüllt werden. Der Verlauf dieser An-
satzfunktionen über die normierte Stablänge zeigt Bild 5.4 zu einem beliebigen Zeitpunkt
bzw. in den Knoten.
g
g1 1 [ g2 [
1 2 x
[
L
u (0, t) u1 ( t ) u (L, t) u 2 (t )
L L§ x x 2 ·¸ UA
m11 U A ³ g1 g1 dx U A ³ ¨1 2 dx L,
¨ L L2 ¸¹ 3
o o©
L L§ x x 2 ·¸ UA
m 21 U A ³ g1 g 2 dx U A³¨ dx L,
¨ 2¸
o o© L L ¹ 6
L L x2 UA
m 22 U A ³ g 2 g 2 dx U A³ dx L,
2 3
o oL
L L 1 EA
k11 E A ³ g1c g1c dx E A³ dx ,
2 L
o oL
L L 1 EA
k 21 E A ³ g1c g 2c dx E A³ dx ,
2 L
o o L
L L 1 EA
k 22 E A ³ g 2c g 2c dx E A³ dx
2 L
o oL
zu berechnen. Werden diese nun eingesetzt, so können die Matrizen ausformuliert werden zu
50 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
ª1 1º
«3 6»
m ȡ A L« » (5.15)
«1 1»
«¬ 6 3 »¼
und
E A ª 1 1º
k . (5.16)
L «¬ 1 1»¼
ª px L º
ª P1 º « »
p0 « » {« 2 » (5.17)
«P » px L
¬ 2 ¼0 « »
¬ 2 ¼0
und
ª w g1 wg 2 º
ª F1 º « dx 0
dx
0 » ª u1 º
pK « » { EA « » « », (5.18)
« » « w g1 wg 2 » « »
¬« F2 ¼» K «¬ dx L L » ¬« u 2 ¼»
dx ¼
womit wieder das Gleichgewicht zu den Schnittgrößen N j in den Knoten deutlich wird.
Eine schöne Anwendung in der Physik bzw. Schwingungstechnik findet das (modifizierte)
Stab-Element, um Drehschwingungen analysieren zu können. Typische Fragestellungen er-
geben sich bei verzweigten Wellensystemen im Getriebebau oder bei Verarbeitungs-
maschinen.
An den Knoten soll das Element äußere Momente über die Einzelmomente Ti weiterleiten
können, bzw. es werden diskrete Verdrehungen ĭ i hervorgerufen. Für alle Zusammenhänge
sei linear elastisches Verhalten angenommen.
Angemerkt sei noch, dass die Massenträgheit um die x-Achse zu bilden ist (d. h. nicht wie
bei allgemeiner Kinematik als Massentensor).
5.3 Mathematische Formulierung 51
2
T
2
ĭ2 , ĭ
m t ( x, t ) 2
G J p, L
1
x, I m t dx
ĭ1, ĭ
T1 1
wT
T dx
wx
T dx
dĬ I
*)
Bild 5.5: Mechanik des linearen Drehstab-Elements
Bildet man jetzt unter den gezeigten Verhältnissen an einem infinitesimalen Elementchen
das Gleichgewicht, so folgt hieraus
wT
d4 I dx m t dx 0. (5.19)
wx
2
d4 ³ r dm U ³ r 2 dA dx U J p dx
dV dA
wI
T G Jp
wx
für das Drehmoment kann die vorstehende Gl. (5.19) umgeformt werden zu
w 2I w 2I
U Jp G Jp mt 0. (5.20)
wt 2 wx 2
*)
Anmerkung: Vorstehend bezeichnet I x einen beliebigen Drehwinkel an der Stelle x, aber )1 , ) 2
bezeichnen jeweils Verdrehungen an den Knoten.
**)
Anmerkung 1: Das Trägheitsmoment J p (für polar) kann so nur für einen Kreisquerschnitt gebildet wer-
den; verallgemeinert müsste J t benutzt werden.
4
Anmerkung 2: Bei Wellenelementen ist J p = (S d )/32.
52 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
Wird hierauf wieder der Galerkin‘sche Formalismus angewandt, so erhält man die
Gleichung
L§ w 2I w 2I ·
³ ¨¨ U J p g j 2
G Jp g j g j m t ¸ dx
2 ¸
0 j = 1, 2. (5.21)
o© wt wx ¹
Da auch für das vorliegende Problem der Gleichungstyp (5.2) maßgebend ist, muss der mitt-
lere Term in bekannter Weise umgeformt werden zu
w § wI · w 2I wg j wI
¨¨ G J p g j ¸ G Jp g j G Jp ,
wx © w x ¸¹ wx 2 wx wx
wird dies berücksichtigt, so erhält man die zu Gl. (5.21) äquivalente Gleichung
L§ w 2I wg j wI · § wI · L
³ ¨¨ U J p g j G Jp g j m t ¸¸ dx ¨¨ G J p g j ¸ 0. (5.22)
o© wt 2 wx wx ¹ © w x ¸¹ o
2
I x , t ¦ g i x ) i t (5.23)
i 1
w 2I 2 w 2)i wI 2 wg i
2 ¦ gi 2
, ¦ )i
wt i 1 wt wx i 1 dx
2 L§ w 2) i wg j wg i · §L ·
¦ ³ ¨¨ U J p g j g i G Jp ) i ¸dx ¨¨ ³ g j m t dx ¸¸
¸
i 1o © wt 2 wx wx ¹ ©o ¹
(5.24)
2 wg L
¦ §¨ G J p g j i ·¸ ) i 0, j 1, 2.
i 1© wx ¹ o
c ĭ
Ĭ ĭ m0 mK (5.25)
Alle Berechnungsvorschriften für die benötigten Ausdrücke findet man wieder in Gl. (5.24),
und zwar
L
Ĭ ji ³ U J p g j g i dx , j, i = 1, 2, (5.27)
o
L
c c
c ji ³ G J p g j g i dx , j, i = 1, 2, (5.28)
o
ªL º ª mt L º
ª Tx1 º « ³ g1 m t dx »
« » « 2 »
m0 «o » « » (5.29)
« » «L »
«¬ Tx 2 »¼ « mt L »
0 « ³ g 2 m t dx » «¬ 2 »¼ 0
«¬ o »¼ 0
ª T1 º
mK « » (5.30)
¬ T2 ¼ K
wI § 2 wg x ·
T1 G J p 0 G J p ¨¨ ¦ i ) i ¸¸ 0 ,
wx © i 1 wx ¹
wI § 2 wg x ·
T2 G Jp L G J p ¨¨ ¦ i ) i ¸¸ L .
wx © i 1 wx ¹
Da das Dreh-Stab-Element auch wieder linear mit den gleichen Ansatzfunktionen wie in Gl.
(5.14) angesetzt werden kann, ergeben sich zu Gl. (5.15) und (5.16) ähnliche Matrizen.
In Analogie zu den stabartigen Elementen soll nun das Balken-Element beschrieben werden.
Wir wollen hierbei die Bernoulli-Hypothese zu Grunde legen, die unter reiner Biegung von
Schubverzerrungsfreiheit und gerade bleibenden Querschnitten ausgeht. Die im allgemeinen
Fall auftretenden Verhältnisse bei schlanken Elementen zeigt Bild 5.6.
54 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
Ȍ
x
qz (x, t)
w'
Ȍ2, Ȍ 2
z,w 1 2
Ȍ1, Ȍ 1
1
w1, w U , E . Jy , L 2
w2, w M2
M1
qz . dx
Q1 Q2
Qz
My P dM y
My dx
dx
dQ z
Qz dx
dx
d x
U A w
Zur Ermittlung der beschreibenden Differenzialgleichung soll wieder von der Gleichge-
wichtsgleichung an einem Balken-Elementchen ausgegangen werden:
dQ z
¦ Kz dx Q z
0: Q z U A w dx q z dx 0, (5.31)
dx
dQ z
UAw qz 0. (5.32)
dx
Hierin gilt es aber noch, die Ableitung der Querkraft durch die Verschiebung zu ersetzen.
Dazu kann noch die Momentenbedingung
dx dx dM y
¦ Mp 0: M y Q z dx q z dx dx
UAw My dx 0
2 2 dx
(5.33)
ausgenutzt werden. Vernachlässigt man dabei alle kleinen Größen zweiter Ordnung, so führt
dies auf die Beziehung
Qz M yc oder Q zc M ys .
5.3 Mathematische Formulierung 55
Q zc E J y w IV . (5.34)
Wird diese Gleichung nun vorstehend eingeführt, so erhält man als DGL der Biegeschwin-
gung
E J y w IV q z
UAw 0. (5.35)
Auf diese DGL wird jetzt wieder das Galerkin-Verfahren angewandt, wodurch folgendes
Funktional entsteht:
L
E J y g j w IV g j q z dx 0 ,
³ UAgj w j = 1, ..., 4. (5.36)
o
Zur Erniedrigung der Ordnung des mittleren Terms gilt es wie zuvor schon, die Produktregel
anzuwenden, und zwar zunächst folgendermaßen:
w
E J y g j w ccc E J y g j w IV E J y g jc w ccc ,
wx
E J y g j w IV E J y g j w cccc E J y g jc w ccc . (5.37)
E J y g jc w ccc E J y g jc w ccc E J y g js w cc .
Damit kann jetzt folgende Ersetzung des Terms vorgenommen werden:
c
E J y g j w IV E J y g j w cccc E J y g jc w cc E J y g js w cc. (5.38)
Wird dies in Gl. (5.36) berücksichtigt, so liegt das Funktional in der Form
L
E J y g js w cc g j q z dx >E J y g j w ccc
³ UA gj w
o
(5.39)
E J y g jc w cc @ o L
0
L L
³ U A gj w >
E J y g js wcc dx ³ g j q z dx E J y g jc wcc g j wccc . (5.40)
o
@ L
o o
Für die Verschiebungen soll jetzt wieder der zuvor schon benutzte Ansatz gemacht werden,
und zwar
4
w x , t ¦ g i x d i t , (5.41)
i 1
ª w1 º
ª d1 º « \ » *)
d «¬d »¼ « 1» . (5.42)
2 «w 2 »
«¬ \ »¼
2
4
w ¦ g i di ,
i 1
4
w cc s
¦ gi di ,
i 1
4
'''
w ccc ¦ gi di
i 1
4 §L · 4 §L
s s ·
¦ ¨¨ ³ U A g j g i dx ¸¸ di ¦ ¨¨ ³ E J y g j g i dx ¸¸ d i
i 1© o ¹ i 1© o ¹
(5.43)
L 4
i 1
c > s
³ g j q z dx ¦ E J y g j g i g j g i
sc @ 0 d ,
L
i j 1, " , 4.
o
Diese Gleichung stellt somit wieder die Schwingungs-DGL eines Balken-Elements dar:
k d
md p0 pK . (5.44)
*)
Anmerkung: \ q >@ arctan \ mit \ wc
5.3 Mathematische Formulierung 57
Die Vorschriften, wie die Matrizen und Vektoren zu bilden sind, sind ebenfalls wieder aus
Gl. (5.43) zu entnehmen. Von der Dimension (z. B. bei 3-D) her ist jede Matrize an die An-
zahl der Unbekannten anzupassen.
L
m ji ³ U A g j g i dx , j, i = 1, ..., 4, (5.46)
o
L
s s
k ji ³ E J y g j g i dx , j, i = 1, ..., 4, (5.47)
o
ªL º
ª Q z1 º « ³ g1 q z dx »
« » «o »
« » «L »
« M y1 » « ³ g 2 q z dx »
« » «o »
p0 « » «L » (5.48)
« Q z2 » « ³ g 3 q z dx »
« » «o »
« » «L »
« M y2 » « ³ g q dx »
¬ ¼0 «¬ o 4 z
»¼
0
und
ª 4 c s
« ¦ g1 g i g1 g i ' ' ' L di º»
«i 1 o »
ª Q1 º « 4 L »
«
« M1 »
»
«i 1
« ¦ g 2c g i s g 2 g i ' ' ' di »
»
o
pK « » E Jy « ». (5.49)
4 L
« Q2 »
« » « 3
« g c g s g g '''
¦ i 3 i di »
»
«i 1 o
¬« M 2 ¼» K »
« 4 L
c s
« ¦ g 4 g i g 4 g i' ' ' »
di »
¬i 1 o ¼
Offen ist aber jetzt noch, wie die Formfunktionen zu wählen sind. Im vorliegenden Fall
wollen wir diese so bestimmen, dass die Biegelinie mit ihren Randbedingungen erfüllt wird.
Demzufolge gehen wir von der speziellen DGL aus:
w IV x 0 .*) (5.50)
Die Durchbiegung w erhält man nun durch viermalige Integration über die Stufen
w ccc c3 ,
w cc c 2 c3 x ,
x2
wc c1 c 2 x c 3 ,
2
x2 x3
w c o c1 x c 2 c3 . (5.51)
2 6
Werden hierin die Randbedingungen des Elements, d. h. an den Stellen x, L, die Knotenfrei-
heitsgrade eingesetzt, so kommt man zu den Integrationskonstanten
w x 0 c o { w1 , (5.52)
w c x 0 c1 { \1 , (5.53)
L2 L3
w x L w 1 \1 L c 2 c3 { w2 , (5.54)
2 6
L2
w c x L \1 c 2 L c 3 { \ 2 . (5.55)
2
*) IV
Anmerkung: Normalerweise ist w q z ( x ) ; nachfolgend soll aber ein finites Element für Knotenlast-
einleitung hergeleitet werden.
5.3 Mathematische Formulierung 59
Die beiden unbekannten Konstanten c 2 , c 3 gewinnt man aus den letzten beiden Gleichungen
durch elementare Umformung ((5.54) + (5.55) . (-L/2) o c 3 , c 3 in (5.54) o c 2 )) zu
12 § \ L \2 L ·
c3 w w2 1 (5.56)
3 ¨© 1 2 2 ¹
¸
L
und
2
c2 3w1 3w 2 2\1 L \ 2 L . (5.57)
L2
§ 2 3· § 2 3·
w x ¨1 3x 2x ¸ w 1 ¨ x 2x x ¸ L \1
¨ L2 L3 ¸¹ ¨ L L2 L3 ¸¹
© ©
(5.58)
§ 3x 2 2x 3 · § x2 x3 ·
¨¨ ¸ w2 ¨¨ ¸L \ 2 ,
© L
2
L3 ¸¹ ©L
2
L3 ¸¹
d. h. eine Beziehung, wie die Durchbiegung an einer beliebigen Stelle x mit den festen Kno-
tengrößen w1 , \ 1 , w 2 , \ 2 verknüpft ist. Nimmt man weiter Bezug zu Gl. (5.41), so wird
offensichtlich, dass die Formfunktionen vorstehend bestimmt sind als
§ 2 3·
g1 ¨1 3x 2x ¸,
¨ L2 3 ¸
L ¹
©
§ x 2x 2 x 3 ·
¨ ¸
g2 ¨ L L2 L3 ¸ L, (5.59)
© ¹
§ 3x 2 2x 3 ·
¨ ¸,
g3 ¨ L2 L3 ¸
© ¹
§ x 2 x3 ·
¨ ¸
g4 ¨ L2 L3 ¸L.
© ¹
x
[
L
zeigt umseitig das Bild 5.7 den Verlauf dieser Formfunktionen (Hermite Polynome), die so-
wohl die Knotenverschiebungen als auch die Neigungen der Biegelinie wiedergeben können.
60 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
1,0
0,8 g1 g3
0,6
0,4
0,2 g2
0 [
0,2 0,4 0,6 0,8 1,0
1 g4 2
x
[
L
Für die Bestimmung der hier interessierenden Massen- und Steifigkeitsmatrizen müssen jetzt
noch die zu Gl. (5.40) zugehörigen Ableitungen gebildet werden, und zwar
6x 6x 2 6 12x 12
g1c , g1s , g1''' ,
L2 L3 L2 L3 L3
§ 1 4 x 3x 2 · § 4 6x · 6
g 2c ¨ ¸ L, (5.60) g s
2 ¨¨ ¸¸ L, (5.61) g 2 ''' , (5.62)
¨ L L2 L3 ¸
©L 2 L3 ¹ L2
© ¹
6x 6x 2 6 12x 12
g 3c , g 3s , g 3''' ,
L 2 L3 L2 L3 L3
§ 2x 3x 2 · § 2 6x · 6
g 4c ¨ ¸L, g 4s ¨¨ ¸L, g 4 ''' .
¨ L2
© L 3 ¸
¹ © L2 L3 ¸¹ L2
Mit den somit vollständig vorhandenen Formfunktionen sollen jetzt gemäß Gl. (5.46) und
(5.47) exemplarisch einige Matrizenkoeffizienten berechnet werden:
5.3 Mathematische Formulierung 61
2
L§ 3x 2 2x 3 ·¸ L§ 6x 2 4x 3 9x 4 12x 5 4x 6 ·¸
m11 U A ³ ¨¨1 ¸ dx U A ³ ¨¨1 ¸ dx
o© L2 L3 ¹ o© L2 L3 L4 L5 L6 ¹
ª 2x 3 x 4 9x 5 2x 6 4x 7 º L 156
U A«x » U A L,
«¬ L2 L3 5L4 L5 7L6 »¼ o 420
L§ 3x 2 2x 3 ·¸ §¨ x 2x 2 x 3 ·¸ 22
m12 U A ³ ¨¨1 L dx U A L2 ,
o© L2 L3 ¸¹ ¨© L L2 L3 ¸¹ 420
#
L§ x2 2
x 3 ·¸ 4
m 44 U A³ ¨ L2 dx U A L3 ;
¨ L2 L3 ¸ 420
o© ¹
L 2 L § 36 144 x 144 x 2 ·
§ 6 x 12 x ·
k11 E Jy ³ ¨ ¸ dx E J y ³ ¨¨ ¸ dx
o© L
2
L3 ¹ o© L
4
L5 L6 ¸¹
2
§ 36 x 72 x 2 48x 3 · L E Jy
E Jy¨ ¸ 12 ,
¨ L4 L5 L6 ¸¹ o L3
©
L§ 6 12 x · § 4 6x · L § 24 84 x 72 x 2 ·¸
k12 E J y L ³ ¨¨ ¸¨ ¸¸ dx E Jy L³ ¨ dx
3 ¸ ¨ 2 ¨
o© L
2
L ¹ ©L L3 ¹ o© L
4
L5 L6 ¸¹
L
ª 24 x 42 x 2 24 x 3 º E Jy
E J y L « » 6 ,
4
¬« L L5 L6 ¼» L2
o
#
L§ x2 2
x 3 ·¸ E Jy
k 44 E J y L2 ³ ¨ dx 4 .
¨ L2 L3 ¸ L
o© ¹
Würde man nun alle Kombinationen von Indizes bilden, so erhielte man jeweils vollständig
die Massenmatrix
die Steifigkeitsmatrix
Nachdem jetzt beispielhaft die Massen- und Steifigkeitsmatrizen sowie die Lastvektoren für
drei Elementtypen bekannt sind, wollen wir uns der Ablauffolge von den Einzelelementen
zum Gesamtmodell zuwenden. Wir beschränken uns hierbei auf den linearen elastomecha-
nischen Fall, wohl wissend, dass der Algorithmus für den dynamischen Fall nur ent-
sprechend erweitert werden braucht.
5.4.1 Steifigkeitstransformation
Die zuvor hergeleiteten Steifigkeitsmatrizen gelten ausschließlich für das festgelegte lokale
(elementeigene) Koordinatensystem des betrachteten Stab- und Balken-Elements. In Struktu-
ren eingebaut werden aber diese Elemente beliebige Lagen einnehmen, weshalb für eine Ge-
samtaussage dann nur transformierte Steifigkeiten maßgebend sind. Diesen Zusammenhang
kann man sich sehr anschaulich an dem einfachen Stab-Element klarmachen, für das die lo-
kale Kraft-Steifigkeits-Verschiebungs-Beziehung
ª Fx1 º E A ª 1 1º ª u1 º
«F »
¬ x2 ¼ L «¬ 1 1»¼ «¬ u 2 »¼
lautete. Die Elementsteifigkeit verknüpft dabei die Knotenkräfte mit den Knotenverschie-
bungen in Wirkrichtung. Kommt ein Element anders zu der Wirkrichtung „zu liegen“, so
wird auch die Steifigkeit anders sein.
Um diesen Sachverhalt wieder allgemein gültig beschreiben zu können, betrachten wir das
Transformationsproblem eines Vektors. Der Vektor steht stellvertretend für eine Kraft oder
eine Verschiebung. Die durchzuführende Vektortransformation ist exemplarisch im Bild 5.8
dargestellt.
Der hierin abgebildete ebene Vektor v soll nun global-lokal transformiert werden, d. h. vom
globalen x -, y -Koordinatensystem in das lokale x-, y-Koordinatensystem.
vx v x cos Į v y sin Į,
vy v x sin Į v y cosĮ,
y y
i
= Elementknoten
j
vy
vy
v
D D
j x
vx
i D
vx x
Wir wollen diese Transformationsbeziehung nun übertragen auf die hier interessierenden
Knotengrößen Kraft und Verschiebung, die sich somit ergeben zu
und
p Ti p (5.68)
und
64 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
d Ti d . (5.69)
Weil hierin aber nur ein Knoten zusammengefasst ist, muss die Transformationsmatrix für
ein Element erweitert werden zu
ª cosĮ sin Į 0 0 º
« sin Į cosĮ 0 0 »
T « » . (5.70)
« 0 0 cosĮ sin Į »
« »
¬ 0 0 sin Į cosĮ ¼
Eine wichtige Eigenschaft dieser Transformationsmatrix ist die Gleichheit der inversen
Transformierten zur transponierten Transformierten:
T 1 Tt . (5.71)
Diese Aussage kann bestätigt werden aus der Invarianz der äußeren Arbeit, die als skalare
Größe in allen Koordinatensystemen gleich sein muss. Daher kann angesetzt werden:
Wa pt d pt d . (5.72)
pt d T p t T d p t T t T d . (5.73)
geschrieben werden. Wegen der uneingeschränkten Gültigkeit der Arbeitsaussage muss so-
mit
Tt T I (5.74)
also gleich der Einheitsmatrix sein, was Aussage der Gl. (5.71) war. Unter Nutzung der bis-
herigen Beziehungen wollen wir jetzt die Transformation der Elementsteifigkeitsmatrix vor-
nehmen. Dazu gehen wird von der finiten Gleichung
p k d (5.75)
aus und führen darin Gl. (5.68) und (5.69) als Transformationen ein, es folgt hieraus
Tt T p Tt k T d (5.77)
p kd
k Tt k T . (5.78)
Dies soll nunmehr beispielhaft an einem Stab-Element gezeigt werden, welches dazu um
fiktive Knotenfreiheitsgrade v i in y-Richtung erweitert wird:
ª Fx1 º ª 1 0 1 0 º ª u1 º
«F »
« y1 » E A «« 0 0 0 0 » « v1 »
p »« » k d. (5.79)
« Fx 2 » L « 1 0 1 0» «u 2 »
« » « » « »
¬ Fy 2 ¼ ¬ 0 0 0 0¼ ¬ v2 ¼
Für die durchzuführende Transformation kürzen wir die Koeffizienten der Matrix*) mit
c = cos D und s = sin D ab, somit ist folgende Rechnung erforderlich:
ª c s 0 0º ª 1 0 1 0º ª c s 0 0º
« s c 0 0» « 0 0 0 0» « s c 0 0»
« »« »« » Tt kc T .
«0 0 c s » « 1 0 1 0» « 0 0 c s»
« » « » « »
¬0 0 s c ¼ ¬ 0 0 0 0¼ ¬ 0 0 s c¼
Dies führt zu
ª c2 s c c2 s c º
« »
EA « sc s2 s c s2 »
k . (5.80)
L « c2 s c c2 s c»
« 2 »
¬« s c s sc s 2 »¼
Würde man ein Stab-Element jetzt um D = 90° drehen, so wäre das Ergebnis von Gl. (5.80),
dass die Elementsteifigkeit dann in y-Richtung umorientiert wäre.
Bei den vorherigen Betrachtungen ist schon deutlich geworden, dass die an einem finiten
Modell angreifenden Kräfte über die Knoten eingeleitet werden sollten. Diesbezüglich ist
anzustreben, dass die Knoten immer so platziert werden, dass sie unterhalb der
Kraftangriffspunkte zum Liegen kommen. Falls dies nicht möglich ist, müssen gemäß Gl.
(5.11) und Gl. (5.48) die angreifenden Kräfte auf alle Knotenfreiheitsgrade verschmiert
werden. Dafür gilt es, das folgende Prinzip zu wahren:
*) c
Anmerkung: k ck
66 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
Alle nicht an einem Knoten eines finiten Elementes angreifenden Kräfte müssen so auf
die Freiheitsgrade verteilt werden, dass die angreifenden Kräfte mit ihren Verschie-
bungen dieselbe virtuelle Arbeit leisten, wie die Knotenkräfte mit ihren örtlichen Ver-
schiebungen.
Bezeichnen wir nun die verschmierten Kräfte als äquivalente Kräfte p ä , so muss die virtu-
elle Arbeit folgendermaßen angesetzt werden:
įWa įd t p ä t t t
³ įu p dV ³ įu q d0 įu F . (5.81)
V 0
Gu t įd t G t
t t t
pä ³ G p dV ³ G q d0 G F (5.82)
V 0
oder als Erkenntnis, dass das Verschmieren jeweils durch Multiplikation mit dem Ansatz
durchgeführt wird, damit alle Freiheitsgrade angesprochen werden.
1-D-Stab-Element unter einer verteilten Längskraft (z. B. Eigengewicht) gemäß Bild 5.9.
Die äquivalenten Knotenlasten sind in Richtung der Freiheitsgrade anzutragen.
1 qx
1 2
F1ä x ? x F2ä x ?
ª1 x º ª x2 º ª1º
ª F1ä x º «x »L
« » L« L» 2L » «2»
«
pä « » ³ «« » q x dx
»
qx «
2 »
qx L « » .
«1»
(5.83)
«F » o
« x » « x »o « »
¬ 2ä x ¼ ¬ L ¼ «¬ 2L »¼ ¬2¼
5.4 Prinzipieller Verfahrensablauf 67
Das formale Vorgehen führt hier auf eine Lösung, die natürlich auf der Hand lag. Aus ein-
facher Überlegung findet man sicherlich auch, dass die Kraft hälftig aufzuteilen ist.
qz
M1ä M2ä
y y
1 x 2
F1ä z F2ä
z z
ª ª x3 x4 º
ª F1ä z º 3x 2 2x 3 º « x »
« 1 »
« » « L2 L3 » « L2 2L3 »
« » « « »
« M1ä » « 2 x 2 x 3 »» « x 2 2x 3
x4 »
y L x L
« » « L L2 » q dx « 2 3L 4L2 »
pä « » ³« » z qz « »
«F » o « 3x
2
2x 3
» « x3 x4 »o
« 2ä z » « »
« L2 » 2 3
« » L3 « L 2L »
« 2 3 »
«M » « x x » « x3 x4 »
«¬ 2ä y »¼ « »
« L L2 » 3L 4L 2
¬ ¼ «¬ »¼
oder
ª 1º
« 2»
« »
« L»
« »
12 »
pä qz L « , (5.84)
« 1»
« »
« 2»
« L»
« »
¬ 12 ¼
*)
Anmerkung: Es müssen zu den Knotenfreiheitsgraden alle entsprechenden Knotenkräfte angetragen werden.
68 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
d. h., die Streckenlast muss auf alle Knoten-FHGs (Durchbiegung und Neigung) ver-
schmiert werden. Weiter seien im Bild 5.11 noch einige andere häufig vorkommende
Streckenlastprofile angegeben, die ebenfalls leicht herzuleiten sind.
3 7
qz F1ä z qz L , F2 ä z qz L
20 20
q z L2 q L2
M1ä y , M 2ä y z
L 30 20
qz
qz L
F1ä z F2 ä z
4
5 5
M1ä y q z L2 , M 2 ä y q z L2
96 96
L
ªk 1 0 º
« k2 »
K « » { k1 k 2 " k n (5.85)
« % »
«¬ 0 k n »¼
und
M m1 m 2 " m n . (5.86)
Genauso verfahre man mit den Knotenverschiebungen und Knotenkräften, die demzufolge
zu Spaltenhypervektoren zusammenzufassen sind:
*)
Anmerkung: Die links- und rechtsseitig offenen Klammern sollen die diagonale Anordnung symbolisieren.
5.4 Prinzipieller Verfahrensablauf 69
Damit sind alle Parameter des Modells erfasst. Insofern können auch Gleichungssysteme er-
stellt werden. Das statische Gleichungssystem der ungebundenen Struktur lautet dann
K ȡ R (5.89)
M ȡ K ȡ R. (5.90)
Das Merkmal ist bisher, dass es noch keine strukturelle Verknüpfung der Elemente unterein-
ander gibt. Aufgabenstellung ist aber, die Abhängigkeit zwischen der ungebundenen und ge-
bundenen Struktur (entsprechend der Nummerierung der Knoten) herzustellen. Man spricht
demnach vom Zusammenbinden der Elemente.
Bei der hier darzustellenden Technik gehen wir von der Existenz einer Beziehung
ȡ AU (5.91)
aus.
Die Koeffizienten der Boole‘schen Matrix sind entweder 0 oder 1, wobei die Eins die
Gleichheit der Verschiebungskomponenten zwischen ungebundener und gebundener Struk-
tur ausdrückt. Null weist insofern aus, dass keine Identität besteht.
Im umseitigen Bild 5.12 ist der Aufbau einer Boole‘schen Matrix am Beispiel eines belie-
bigen ebenen, finiten Gebietes dargestellt. Das dargestellte Gebiet sei ein Ausschnitt aus
einem großen Netz, bei dem beispielsweise ein Rechteck-Element an ein Dreieck-Element
anstößt.
Aufgabe ist es hier, den lokal-globalen Zusammenhang zwischen den Knoten herzustellen,
der einmal durch die globale Nummerierung am Bauteil und einmal durch die lokale Num-
merierung an dem betreffenden finiten Element besteht.
*)
Anmerkung: Der Zusammenhang über die Boole’sche Matrix A wird in großen Strukturen auch wieder ge-
nutzt, um einzelnen Elementen bzw. deren Knoten Verschiebungen zuzuweisen. Aus den Ver-
schiebungen werden dann Elementdehnungen und Elementspannungen bestimmt.
70 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
v2 i lokale Nummer
i globale Nummer
2
4 u2
v4
4
v1 3 u4
1 3
1
1 u1 v3 v5
2 1 2
3 u3 5 u5 v 3 v 21
v12
u 21
u3
3 u12
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
u11 1 1
v11 2 1
u12 3 1 0 1 u1
1
v12 4 0 1 2 v1
1
u13 5 1 3 u2
2
v13 6 1 4 v2
u14 7 1 5 u3
= . 3
v14 8 1 6 v3
u 21 9 1 0 7 u4
4
v 21 10 0 1 8 v4
u 22 11 1 9 u5
5
v 22 12 1 10 v5
u 23 13 1
v 23 14 1
Der Vektor ȡ ist in diesem Fall die Auflistung aller FHGs der Elemente und U die Auflis-
tung aller zu den 5 Knoten gehörenden FHGs. Durch den Vergleich am Knoten kann dann
über A der Zusammenhang hergestellt werden, beispielsweise am Knoten e:
Einen entsprechenden Zusammenhang gilt es auch für die Kräfte herzustellen. Die
Forderung muss hierbei sein, dass die auf eine gebundene oder ungebundene Struktur
einwirkende virtuelle Arbeit als skalare Größe gleich groß sein muss, somit kann angesetzt
werden:
GU t P į ȡt R GU t A t R . (5.92)
P At R (5.93)
für die Einbindung der Kräfte gewinnen. Setzt man jetzt hierin der Reihe nach Gl. (5.89) und
Gl. (5.91) ein, so folgt daraus die finite Gesamtgleichung
P At R At K ȡ At K A U KU. (5.94)
K At K A (5.95)
M At M A . (5.96)
Ein Kennzeichen beider Matrizen ist ihre Symmetrie und ihre ausgeprägte Bandstruktur
(außerhalb der Hauptdiagonalen schwach besetzt). Da aber noch keine Randbedingungen be-
rücksichtigt wurden, sind beide Matrizen singulär, d. h., physikalisch sind noch Starrkörper-
bewegungen möglich.
In einem weiteren Schritt muss es nun darum gehen, die vorgegebenen Randbedingungen
einzuarbeiten. Um dies algorithmisch durchführen zu können, erinnern wir uns an dieser
Stelle an die in Kapitel 4 entwickelte Prozedur. Wir hatten dort ein Problem aufgespalten in
unbekannte und bekannte Größen. Im Rahmen der FEM ist jetzt aber folgende Nomenklatur
zweckmäßig:
ª Fu º ª K uu K us º ª U u º
P «F » «K , (5.97)
¬ s¼ ¬ su K ss »¼ «¬ U s »¼
72 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
Fu K uu U u K us U s ,
(5.98)
Fs K su U u K ss U s
K uu U u Fu (5.99)
und
Fs K su U u K su K uu 1 Fu . (5.100)
Die erforderlichen Auffüll- und Umspeicheroperationen sind mit den geläufigen Program-
miersprachen FORTRAN und C relativ einfach durchführbar.
5.4.4 Sonderrandbedingungen
Neben den zuvor eingeführten einfachen Festlagerrandbedingungen wird man in der Praxis
auch auf andere Randbedingungen stoßen. Im Wesentlichen werden dies die im nachfolgen-
den Bild 5.13 gezeigten Sonderrandbedingungen sein. Um diese erfassen zu können, ist teil-
weise sogar ein iteratives Vorgehen erforderlich, wie beispielsweise bei (Feder-)Kontakt.
Die Kontaktproblematik wird später im Kapitel 8.2 ausführlich dargestellt. Daher soll hier
nur kurz auf die Transformation von Freiheitsgraden an „schiefen Auflagern“ eingegangen
werden. Derartige Fälle treten gewöhnlich bei Stahlbaustrukturen oder heute vermehrt bei
Space-Frame-Strukturen von Verkehrsfahrzeugen auf.
5.4 Prinzipieller Verfahrensablauf 73
a) F b)
F
y1
x1
y2 x2
Würde man eines der im Bild 5.13 dargestellten Systeme global beschreiben, so gilt hierfür
natürlich die bekannte finite Systemgleichung
KU P.
Die Verschiebungen U lägen also in Richtung der gewählten globalen Koordinaten vor. Am
schiefen Auflager ist deshalb eine Transformation der Knotenfreiheitsgrade erforderlich, und
zwar hier angegeben für zwei Feiheitsgrade:
ª u2 º ª cosĮ sinĮ º ª u 2 º
u «w » « sinĮ cosĮ » « w » T 1 u . (5.101)
¬ 2¼ ¬ ¼ ¬ 2¼
Die dazu benötigte Transformationsmatrix haben wir vorher als Gl. (5.67) schon hergeleitet.
Insofern kann durch einfaches Einsetzen die neue Beziehung mit einer angepassten knoten-
weisen Transformation angegeben werden, und zwar
K T 1 U P. (5.102)
An einem kleinen Beispiel soll dies im nachfolgenden Bild 5.14 vom Prinzip her dargestellt
werden. Der Balken mag so gelagert sein, dass links ein Festlager und rechts ein Loslager
vorliegt. Infolge der äußeren Kraftwirkung entsteht eine Durchbiegung mit relativen Lager-
verschiebungen.
Das Loslager ist in der Struktur um den Winkel D geneigt. Bei der Geometriebeschreibung
wird man dann die Bedingung w 2 0 im gedrehten Koordinatensystem sperren. Von Inte-
resse sind aber die im globalen Koordinatensystem wirksamen Verformungen, die dann mit
der ausformulierten Gleichung bestimmt werden können.
74 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
p z (x )
2 u2
1 u2
u1 0 x
0 , w1c w 2 , w 2c w2 0
w1 D
z
1 k11 0 0 k14 0 0 1 u1
2 0 k22 k23 0 k25 k26 1 w1
3 0 k32 k33 0 k35 k36 1
. . w1c = P
4 k41 0 0 k44 0 0 cos D -sin D u2
5 0 k52 k53 0 k55 k56 sin D cos D w2
6 0 k62 k63 0 k65 k66 1 w c
2
u1 w1 w1c u 2 w 2 w 2c
Zur Lösung der finiten Gleichung werden wegen der Größe des Gleichungssystems nur
numerische Verfahren eingesetzt. Hierbei unterscheidet man direkte und indirekte Verfahren
(und in der Dynamik noch Reduktionsverfahren). Zu den leistungsfähigsten direkten Ver-
fahren zählen das Gauß’sche und das Cholesky-Eliminationsverfahren, welche aber nur für
kleinere Strukturen geeignet sind, weil viel Speicherplatz erforderlich ist. Für größere Struk-
turen eignet sich hingegen das Frontlösungsverfahren (Wavefront), welches weniger
Massenspeicher und weniger Hauptspeicher benötigt.
Für große Strukturen (größer 50.000 Unbekannte) haben sich Iterationsverfahren (Gauß-
Seidel, konjugierte Gradienten/CG- bzw. PCG-Verfahren) durchgesetzt, die oft viel schnel-
ler rechnen als die direkten Verfahren und weniger Speicherplatz benötigen.
Da hier nur das Problemverständnis geweckt werden soll, wird mit dem Cholesky-Verfahren
eine mehr mathematische Lösungsstrategie und mit dem Frontlösungsverfahren (FLV) ein
typischer Computeralgorithmus gezeigt.
x Cholesky-Verfahren
Für die Anwendung sei vorausgesetzt, dass die Koeffizientenmatrix K symmetrisch und
positiv definit sei. Demnach muss erfüllt sein:
und
k ii ! 0 (positive Hauptdiagonale)
sowie alle det K ij ! 0 (alle Unterdeterminanten positiv).
K L Lt (5.103)
zerlegt werden. Die Auflösung der Gleichung K U P erfolgt dann zweistufig unter
Ausnutzung des Hilfsvektors y:
Ly P o y, (5.104)
Lt U y o U. (5.105)
Wie dies prinzipiell abläuft, ist im Schema von Bild 5.15 dargestellt. Hierzu muss aber
noch angegeben werden, wie die Koeffizienten der Dreiecksmatrix L bestimmt werden.
Für eine symmetrische Matrix sind zu bilden
1
§ i 1 ·2
a) auf der Hauptdiagonalen: A ii ¨ k ii ¦ A ji 2 ¸ i = 1, ..., n (5.106)
¨ ¸
© j 1 ¹
und
1
1 §¨ k 1 ·2
b) auf der Nebendiagonalen: A ki k ki ¦ A jk A ji ¸ k = 1, ..., i - 1. (5.107)
A kk ¨© j 1
¸
¹
x x x y1
L . y = P
Bild 5.15:
t Ablauf des Cholesky-Verfahrens bei
L U = y
Zerlegung in zwei Dreiecksmatrizen
x x x un
76 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
So wie vorstehend angedeutet, wird nun zuerst der Hilfsvektor ausgerechnet, und zwar
F1
y1 , (5.108)
A 11
1 § j1 ·
yj ¨ Fj ¦ A ji y i ¸ . (5.109)
A jj ¨ ¸
© i 1 ¹
yn
un , (5.110)
A nn
1
un j y
A n j, n j n j
A n j, n j1 u n j1 " A n j, n u n j = 0,1 ..., n - 1. (5.111)
Dass dieses Verfahren leicht praktizierbar ist, möge das folgende kurze Beispiel zeigen,
bei dem der Lösungsvektor U gesucht ist:
ª 4 1 º ª u1 º ª6º
« 1 3»« u » «7» .
¬ ¼ ¬ 2 ¼ ¬ ¼
Der Test zeigt sofort, dass die Koeffizientenmatrix symmetrisch und positiv definit ist.
Somit kann das Cholesky-Verfahren schrittweise ablaufen:
woraus folgt
ª 1 º
«2 2 »
LT « » ,
« 11 »
«0 »
¬ 2 ¼
5.4 Prinzipieller Verfahrensablauf 77
ª2 0 º ª2 1 º
ª 4 1º
« » « 2 » « » ,
L Lt «1 « »
11 » « 11 » « »
« » 0
¬2 2 ¼ «¬ » ¬« 1 3 »¼
2 ¼
F1 6
y1 3,
A 11 2
1 2 § 1 · 2 11
y2 F2 A 21 y1 ¨ 7 3¸ 11,
A 22 11 © 2 ¹ 11 2
y2 2
u2 11 2,
A 22 11
1 1§ 1 ·
u1 y1 A 21 u 2 ¨ 3 2¸ 1
A11 2© 2 ¹
Ut >1 2@ .
Der Vorteil des Cholesky-Verfahrens ist, dass es im Allgemeinen schnell rechnet; von
Nachteil ist, dass viel Speicherplatz erforderlich ist, weil die beiden Dreieckmatrizen im
Hauptspeicher präsent sein müssen.
x Frontlösungsverfahren
Beim Frontlösungsverfahren /GRO 01/ werden die Elementsteifigkeitsmatrizen aller Ele-
mente im Massenspeicher aufgebaut und nach der Reihenfolge der Knotennummerierung
sukzessive im Hauptspeicher als Einzelgleichungen abgearbeitet. Deshalb ist das Ver-
fahren für große Strukturen geeignet, da nie die Gesamtsteifigkeitsmatrix aufgebaut wer-
den muss, insgesamt wird somit nur wenig Speicherplatz in Anspruch genommen.
An dem kleinen Stabwerkbeispiel wollen wir im umseitigen Bild 5.16 die Technik kurz
kennen lernen. Vorgegeben seien dabei die Konstanten
E A1 E A2 E A3 E A4
1.000 , 750 , 500 und 250 .
L1 L2 L3 L4
78 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
x
1 2 3 4 Fx 300 N
Freak
1 2 3 4 5
aktuelle
Element Unbekannte Elimination
Wavefront
1 2 u 1 , u 2 2 u 1 , u 2
1 u 1 1 u 1
2 1 u 3 2 u 2 , u 3
1 u 2 1 u 3
3 1 u 4 2 u 3 , u 4
1 u 3 1 u 4
4 1 u 5 2 u 4 , u 5
2 u 4 , u 5 0
max. Wavefront = 2
RMS-Wavefront = 2 2 2 2 2 2 2 2 / 4 2
Freak
0 u2 ,
1.000
*)
Anmerkung: Zum besseren Verständnis des Ablaufs sei dem Anwender empfohlen, zuerst die Gesamt-
steifigkeitsmatrix aufzustellen. Die Konstruktion der Gleichungen wird dann sofort ersichtlich.
5.4 Prinzipieller Verfahrensablauf 79
F
u2 reak . (5.113)
1.000
ª 1.000 0 º
« 1.000 »
« » ªu º ª0º
« 750 750» « 2 » «¬ 0 »¼
« » ¬ u3 ¼
« 1.750 »
«¬ 750 750»¼
750
u2 u3 0,429 u 3 (5.114)
1.750
ª 750 0,429 º
« 750 »
« » ªu º ª0 º
« 500 500» « 3 » «0 »
« » ¬u 4 ¼ ¬ ¼
« 928,25 »
«¬ 500 500»¼
500
u3 u4 0,539 u 4 (5.115)
928, 25
ª 500 0,539 º
« 500 »
« » ªu º ª0 º
« 250 250» « 4 » «0 »
« » ¬F5x ¼ ¬ ¼
« 480,50 »
«¬ 250 250»¼
*)
Anmerkung: Die Überlagerung auf den ersten Koeffizienten folgt aus der Übertragung aller Gleichungen in
eine Matrix.
80 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
250
u4 u5 0,52 u 5 (5.116)
480,50
300
u5 2,5 (5.117)
120
u5 2,5
u4 0,52 u 5 1,3 mm
u3 0,539 u 4 0,7 mm
u2 0,429 u 3 0,3 mm
u1 0
Beobachtet man, welche Plätze von der Gesamtsteifigkeitsmatrix benötigt wurden, so ent-
sprach dies genau der maximalen Wavefront, hier 2. In der Regel ist dieser Wert bei der
Auflösung der Gleichungen veränderlich. Die mittlere Größe ist jedoch ein Maß für die
benötigte Rechenzeit, diese lässt sich folgendermaßen abschätzen:
Einige Programmsysteme (z. B. ANSYS) arbeiten mit dem Frontlösungsverfahren. Die ge-
läufigen FE-Gleichungslöser sind vorher schon erwähnt worden. Es wurde auch dargelegt,
dass die Rechenzeit zur Lösung eines Problems von der Anzahl der Unbekannten abhängt.
Für die Zunahme der Unbekannten in h-basierten Systemen gilt die empirische Beziehung
c a h d .
Mit c wird hierbei der Vervielfachungsfaktor für die unbekannten N bei einer Netzverfeine-
rung N nachher | c N vorher bezeichnet. Der Diskretisierungsparameter h (s. auch Bild
1.5) impliziert dann mit der Dimensionalität d die Erhöhung der Unbekannten, d. h., eine
Halbierung der Elementgröße bedeutet bei 2-D-Strukturen die Vervierfachung und bei 3-D-
5.4 Prinzipieller Verfahrensablauf 81
Strukturen die Verachtfachung der Unbekannten. Wie die Gleichungslöser dieses Problem
bewältigen, zeigt die folgende Auswertung (u. a. nach /JUN 01/).
Im Nachgang zur Auflösung des Gleichungssystems können jetzt mit den berechneten Ver-
schiebungen auf Elementebene die Spannungen bestimmt werden. Wir wollen im Folgenden
voraussetzen, dass über Gl. (5.90) wieder eine lokale Zuordnung erfolgen kann. Für unsere
beiden Demonstrationselemente Stab und Balken gestaltet sich dann die Rechnung folgen-
dermaßen:
Stab-Element
Definition und Auswertung der Dehnung:
wu wG w ª§ x· x º ª u1 º
Hx d ¨1 ¸
wx wx wx «¬© L¹ L »¼ «¬ u 2 »¼
ª 1 1 º ª u1 º u 2 u1
,
«¬ L L »¼ «¬ u 2 »¼ L
u u1
Vx E Hx E 2 . (5.119)
L
82 5 Das Konzept der Finite-Element-Methode
Balken-Element
Verzerrungsansatz für den Bernoulli-Balken (s. auch Bild 5.18):
u x z w c x (5.120)
1 x, u 2
w1 w(x) w2
\1 dx \2
z
Bild 5.18:
z, w w'(x) Definition der Verformung am
u(x) Balken-Element
wu
İx z w ccx z G s d (5.121)
wx
ª w1 º
« »
ª§ 6 12 x · § 4 6 x · § 6 12 x · § 2 6 x · º « \1 »
Hx z «¨ ¸ ¨ ¸ L ¨ ¸ ¨ ¸ L» .
¬© L2 L3 ¹ © L2 L3 ¹ © L2 L3 ¹ © L2 L3 ¹ ¼ « w 2 »
« »
¬ \2 ¼
6 2 ½
H x 0 z ® w1 w 2 2 \ 1 \ 2 ¾
2 L
¯L ¿
bzw.
6 2 ½
H x L z ® w1 w 2 \ 1 2 \ 2 ¾ .
2 L
¯L ¿
V x 0 E H x 0 , V x L E H x L . (5.122)
5.4 Prinzipieller Verfahrensablauf 83
Aufbauend auf den vorausgegangenen Kapiteln wollen wir nunmehr an einem einfachen
Strukturbeispiel die Vorgehensweise der FEM trainieren. Dieses Strukturbeispiel sei dem
Stahlbau entlehnt und in seiner Funktion im Bild 5.19 gezeigt.
Die Randbedingungen, die hier aus einer komplizierten Anschraubung und einer Gabelkopf-
stützung bestehen, sind durch die Auflager sehr stark idealisiert worden.
qz Länge L 2
50
2
Flach-
1 3 Länge L 3
material
90
Schraube
Schraube
Wand leichter I-Träger
Länge L1
Wand
Daten: qz 3 N/mm
F = 1.000 N
L1 500 mm E J y1 6,3 1010 Nmm 2
L2 500 mm E J y2 10,5 109 Nmm 2
L3 400 mm E A3 2,1 10 7 N
Als materielles Gebilde muss diese Konstruktion im Weiteren FEM-gerecht aufbereitet wer-
den. Am einfachsten bieten sich hierzu Balken- und Stab-Elemente an, so wie dies im
Bild 5.20 dargestellt ist.
Bei einer derartigen Idealisierung können aber nur globale Aussagen über die Elemente ge-
macht werden. Wollte man beispielsweise Näheres über die Schweißnaht in der
Konstruktion wissen, so müsste flächig in Schalen-Elemente oder besser noch volumetrisch
modelliert werden. Auch sollen keine Aussagen zu den Schraubanschlüssen gemacht
werden, weshalb einfache Auflager ausreichend sind.
Der Ablauf bis zum Ergebnis der Durchbiegungs- und Spannungsermittlung im Träger kann
dann in die folgenden 10 Schritte unterteilt werden:
1. Schritt: Idealisierung
qz F3
1 x 1 2 3
E. J
y2 , L2
E . Jy1 , L1 2
w1 = 0
z 3 E . A3 , L3
w4 = 0 4
2. Schritt: Randbedingungen
Gemäß den Stützungen der Struktur müssen jetzt die Randbedingungen eingeführt werden.
Im vorliegenden Fall sei die Tragkonstruktion an zwei Punkten mit dem Mauerwerk starr
verschraubt. Aus diesem Grunde sei hier angesetzt:
am Knoten 1 am Knoten 4
.
w1 0 w4 0
*)
Anmerkung: Im Beispiel seien vereinfacht nur reine 2-D-Stab- und Balken-Elemente zugelassen.
5.4 Prinzipieller Verfahrensablauf 85
3. Schritt: Krafteinleitung
Die verteilte Streckenlast q z muss weiter auf die Knoten c, d des Balken-Elements 1 ver-
schmiert werden. Im Kap. 5.4.2 haben wir das Prinzip der äquivalenten Kräfte kennen ge-
lernt. Für das Balken-Element ergibt sich demgemäß
ª 1º
ª Q1ä º « ª 750 N º
« » 2» « »
« »
« » « L1 » « »
« M1ä » « « 62.500 Nmm »
« » 12 » « ».
« » q z L1 « »
« »
« 1»
« Q 2ä » « » « 750 N »
« » « 2» « »
« » « « »
«¬ M 2ä »¼ L1 » «¬ 62.500 Nmm »¼
« »
¬ 12 ¼
ª12 6L 12 6Lº
E Jy « 4L2 6L 2L2 » E A ª 1 1º
kB « », kS .
L3 « 12 6L » L «¬ 1 1»¼
« »
¬ 4L2 ¼
Der Transformationswinkel für die Balken-Elemente ist D 0 , deshalb können die Matrizen
so übernommen werden:
u1 w1 u2 w2 u1 w 1 u 2 w 2
ª c2 s c c 2 s cº ª0 0 0 0º
« »