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Holger Preißler, Stimmen des Islam: Zwischen Toleranz und Fundamentalisums.

Leipzig 2002
Ein höchst willkommener Beitrag zum Gespräch zwischen Christen und
Muslimen
und eine Fundgrube für den Religionsunterricht.
„Heureka, ich habe gefunden!“ Ein Buch ist erschienen, auf das ich für die
religionspädagogische Praxis
schon gewartet habe. Holger Preißler sei Dank für seine Sammlung von muslimischen
Stimmen zu religiösen Grundfragen und -erfahrungen. Wer bereit ist, das weite Haus
des Islam zu betreten und sich für die Begegnung
zu öffnen, wer im Religionsunterricht nicht nach einem überholten Paradigma über
den Islam informieren,
sondern zu diversen Themenfeldern jeweils Muslime zu Wort kommen lassen möchte,

findet in diesem Buch genau das, was er braucht: Aussagen von praktizierenden
Muslimen,
vielstimmig und vielgestaltig, wie eben Religionen sich darstellen.
Besonders hilfreich ist auch die übersichtliche Einteilung nach den Sachbereichen:
Glaube - Gebet - Koran - Frauen und Männer - Gewalt und Frieden.
Die Auswahl berücksichtigt u.a. Stimmen von den Anfängen des Islam, Dokumente
aus dem „Goldenen Jahrhundert“ der Religionsbegegnung in Andalusien, aber auch
Texte von zeitgenössischen Autorinnen und Autoren
wie A. FALATURI, R. GARAUDY, N. MAHFUZ, F. MERNISSI, S. El-ZAYAT.
Wer lesbare und aussagekräftige Texte für Arbeitsgruppen z.B. im RU sucht, wird hier
schnell fündig.
Holger Preißlers Buch erweist sich gerade dann als äußerst hilfreich, wenn RU darauf
abzielt, Klischees
von „dem Islam“ aufzulösen, die Bandbreite und Spannweite einer Religion
anschaulich werden zu lassen
und den Herzschlag islamischer Frömmigkeit spürbar zu machen.
Die skeptische Einschätzung bisheriger Gespräche zwischen Muslimen und
abendländischen Christen durch
A. FALATURI (S.108), dass sie „zu einem großen Prozentsatz aneinander vorbei
gehen“, weil „jeder den anderen
durch das eigene religiöse Selbstverständnis begreifen“ wolle, erhält in diesem Band
ebenso Raum
wie die Beschreibung der gemeinsamen Aufgabe:
„Wenn Europa die schwierige Herausforderung einer multikulturellen und
multireligiösen Gesellschaft bestehen will, wird es höchst Zeit, Dialog und
Verhandlungsbereitschaft zu fördern und eine Vertrauensbasis zu schaffen“
(T.RAMADAN S.130).
Wenn man nach der Tendenz der Auswahl sucht, wird man spätestens im letzten
Absatz des letzten Beitrags
von S.BENCHEIKH fündig. Dieser hält fest, dass das Ergebnis der Sichtung der vielen
Beiträge aus äußerst verschiedenen Strömungen und Lagern nicht die Beliebigkeit
sein kann:
„Der Islam steht vor der Herausforderung, wieder zu einer religiösen Botschaft zu
werden ...
Die Religion in einer demokratischen, pluralistischen Gesellschaft gründet auf
einer Heilsbotschaft,
der man zustimmen kann oder auch nicht. Wenn wir es schaffen, die Lehre des
Islam
der pluralistischen Gesellschaftsordnung anzupassen, wäre Großes erreicht.“
Horst Gesellensetter

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