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Eine Lanze für den Wilderer !

Es war nach dem Krieg. Unsere Jagd war wie viele andere an zahlungskräftige
Ausländer verpachtet. Diese waren nicht bereit mit uns Einheimischen zu teilen. Also
blieb uns nur übrig, zuzuschauen wie fremde Leute in unseren Wälder ihre Jagdlust
auslebten oder aber selbst wildern zu gehen !

Ich entschied mich für letzteres. Ich erinnere mich- wenn im Herbst der angezuckerte
Berg mir in die Augen sah, mich lockte, mich drängte, mich mit unwiderstehlicher
Gewalt zu sich hinaufzwang, so daß mich die Leidenschaft geradezu verbrannte und
ich keines vernünftigen Gedankens, keiner Arbeit mehr fähig war, ergab ich mich
dem Lockruf und stieg zu ihm hinauf !

Einen Fetzen um die Nase, mit dem 98-er Karabiner mit Korn und Kimme und mit
abgefeilter Munition und jagte nach Herzenslust auf Hahn, Gams und Adler ! erst
zögerlich, dann wieder und immer wieder und mit immer noch mehr Leidenschaft .
Ich hab`s jahrelang ziemlich bunt getrieben, und ich machte nie ein Hehl daraus, weil
ich als Zwanzigjähriger den fremden Herren zeigen wollte, daß mit dem verlorenen
Krieg nicht auch der Stolz und die uns eigene Auflehnung gegen Bevormundung und
gegen Fremdherrschaft verloren gegangen sei.

Nachdem unser Jagdherr, seines Zeichens erfolgreicher Uhrenfabrikant und


ranghoher Offizier der Schweizer Armee, aus Altersgründen, die Zelte abgebrochen
hatte, der Mann, der auf mein Ergreifen seinen drei Jagdaufsehern eine ansehnliche
Prämie versprochen, mir im Beisein seines Mitpächters ´, bei persönlicher
Aussprache, das Erschießen angedroht hatte, „ wenn wir beide uns da oben
begegnen ! „, kam es zu einer zufälligen Begegnung :

Der Mann kam auf mich zu, sah mir scharf und nicht gerade freundlich in die Augen
und sagte : „ Wissen Sie, mit Ihnen hab`ich keine Freude gehabt ! „ Auf mein
freundliches, vielleicht etwas spöttisches Lächeln hin, fuhr er, mich nicht mehr so
böse durchbohrend, fort: „ Aber „ ich sah es ihm an, daß ihn das, was er nun sagen
würde, eine gewisse Überwindung kostete : „ „Aber, wenn es im Tirolerland keine
Wilderer mehr gibt, so wie Sie, dann ist Tirol nicht mehr Tirol ! „
Drückte mir die Hand und ging. Wir haben uns nie wieder gesehen.

Diese Lanze gilt nicht für die Autojäger , nicht für die Schalldämpfer, nicht für die, die
dem Wild die Trophäe abschneiden und alles andere verludern lassen----aus reiner-
„Feigheit vor dem "„Feind „ !!

Rudolf Permann, Pfunds

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