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§ Mit diastratischer Varietät ist die soziale Dimension der Sprache gemeint
(Soziolekte).
§ Eine diastratische Variation ist eine Variation gemäß soziokultureller
Zugehörigkeit der Sprecher.
Jugendsprache (1/6)
Typische Merkmale: wEinfluss des Englischen
à(Schreibweise z.B. in Jugendzeitschriften)
Groß- bzw. Kleinschreibung der englischen Substantive: Underground/underground;
Kids/kids
àenglische Wörter werden in spielerischer Verfremdung „phonetisch“ geschrieben:
comics/Kommicks; action/Äktschn
àGrammatik: Pluralbildung mit -s: die Teenagers
umgekehrte Tendenz zur Angleichung an das dt. Muster (Wörter auf –er): von den
Promotern; die Trendsetter
àschwankende Genusbildung bei der Übernahme von englischen Wörtern: er brachte
den vollen power/auf die Bühne hat er dieselbe power wie hinter den Kulissen.
àenglische Verben werden in das deutsche Flexionssystem eingepasst (jammen;
comebacken, chillen – to chill=kühlen, abkühlen- ‘sich beruhigen, relaxen‘ à chill mall!
statt reg dich ab!) und oft mit dt. Präfixen versehen (lospowern, abchecken)
àDenglische Ausdrücke: „Jugendliche müssen am Flughafen einchecken, jetten durch
die Welt, haben eine Sendung gefeatured oder eine Sache gemanaged, wollen ein
Song promoten und müssen gelegentlich einen Termin canceln, damit sie ‘mal relaxen
können.“(aus: Wahrig, Grammatik der deutschen Sprache, S. 602)
Ilaria Meloni WiSe 2013
Varietäten und Variation im Deutschen
Jugendsprache (2/6)
àVerdeutschung von englischen Adjektiven und Attributen: tougher Typ, taffe Typen;
dieses Album ist eins der livesten. Adjektive auf –ig können von der englischen
Entsprechung auf -y abgebildet sein (speedig, jazzig) oder von Substantiven
herstammen (spacig, popig, soulig, oldig à Ableitung aus Oldie); Ableitungen von
Adjektiven mit dem Suffixoid –mäßig: schwepunktmäßig usw.
Manchmal werden A. aus dem Englischen auch unverändert übernommen (das
Piano spielt softly im background; die Musik ist teil rocking, teils dreamy),
à Einige beliebte Wortbildungsmuster: Verbindung zweier Substantive (Technikfreaks
i.S.v. Technik-Verrückter); Kombination von Substantiv mit Adjektiv (Creativ-Rock), mit
Verbstamm (Relax-Album), mit Partikeln (In-Kreise), mit Zahladjektiv (Erst-CD), mit
festen Wendungen (eine It´s-a-beautiful-day-Stimmung). Beliebt sind auch fantasievolle
Wortreihungen (die Malboro/Camel/Go West-Generation), Wortkürzungen (C&W statt
Country and Western) und Phraseologismen: Das ist ein Hammer! usw.
Annäherung an die gespr. Spr. àAuslassungen werden oft nicht mehr durch den
Apostroph gekennzeichnet: Kampf ums
Jugendhaus; son Undergroundschmarrn usw.
Jugendsprache (3/6)
Jugendsprache (4/6)
àPragmatik: Grußformeln: moin moin (norddt.), tach, halli hallo, hi hi und Pseudo-
Suffixe –owsky, -manky (tschüssikowsky, bis dannimansky), Wortkreuzungen (auf
wiedertschüss) usw. Anrede: Langer, Meister, Alte/r, Kumpel, Mädels, Leute, Bruder/
Mann/Chef, Schwester. Beschimpfende Anrede: du Schlampe.
Gesprächs- u. Modalwörter (Indikatoren für ganze Sprechhandlungen) echt, ja voll,
bist du malle (adversative Funktion: malle= doof, dumm ? ne?, was?, oder?, und so
– Hey Fans, das war ne super Scheibe, was!
Jugendsprache (5/6)
Jugendsprache (6/6)
Aus: Sonntagsblatt
Jugendsprache (6/6)
kanak-sprak (1/2)
Kanake, der
Herkunft: polynesisch kanaka = Mensch
derb abwertend
Ausländer, Angehöriger einer anderen, fremden Ethnie, diskriminierendes
Schimpfwort
aus: Duden Universalwörterbuch
kanak-sprak (2/2)
Yalla (Los gehts)
Beispiele: Machst du rote Ampel. (Du gehst bei Rot über
Ein16jähriger Sproß zu seinem die Straße.)
deutschen Kumpel, im Bus, die Hast du U-Bahn? (Nimmst du die U-Bahn?)
Klassenschönste steigt zu: Ich hab Fahrrad. (Ich nehme das Fahrrad.)
Was guckst du; bin ich Kino? (Provozier mich
"Tam tschuki, Lan!” nicht.)
Wir sind jetzt neues Thema.
(Ugs.) "geile Braut, Alder!”
Wallah (Ich schwöre)
Siktir (Hau ab. Verpiss dich.)
Cüs (Krass, furchtbar)
Ich mach dich Messer. (Ich greife dich mit
einem Messer an.)
Morgen ich geh Arbeitsamt.
Ischwör (Ich schwöre. Wirklich)
Lassma treffen.
Hast du Handy bei?
Ich such nicht so Ausbildungsplatz, ich such
richtige Arbeit.
Quellen: Heike Wiese, Linguistische Berichte 207/2006 ©
Buske Verlag, HamburgNorbert Dittmar, Freie Universität
Berlin (vgl. Suddeutsche Zeitung: 10. Mai 2010)
Ilaria Meloni
Varietäten und Variation im Deutschen
Frauen- und Männersprache (4/4)
Generisches Maskulinum
man frau (!) Aber was ist, wenn frau vor Ablauf der
empfohlenen Sechs-Monats-Stillzeit wieder
arbeiten will?
Ilaria Meloni
Varietäten und Variation im Deutschen
u Einflüsse aus dem Jiddischen, aus der Zigeunersprache, aus dem
Französischen, dem Italienischen u.a., aus anderen Sondersprachen usw.
R. hat andere Sondersprachen (z.B. Soldatensprache) beeinflusst und es hat
auch viele Ausdrücke an die Ugs. weitergegeben.
Fachsprachen (1/6)
Fachsprachen (2/6)
Fachsprachen (3/6)
① Fachwortschatz (à Menge von fachsprachlichen Ausdrücken, die in der
Gemeinsprache nicht vorkommen) und spezielle Wortbildungsmuster
§ Übernahme von standardsprachlichen Wörtern, die fachspezifisch gebraucht
werden: Wurzel (Mathematik), Kraft, Masse (Physik), Lösung (Chemie)
§ Metaphern: vor allem in der “Werksattsprache” insbesondere durch Übertragung
von Bezeichnungen für menschliche Körperteile auf Maschinenteile: Zahn (an der
Kupplung), Nase (an der Lagerplatte), Kopf (an der Schraube)
§ Vorkommen von Internationalismen und Fremdwörtern meist griechisch-
lateinischen oder angloamerikanischen Ursprungs (Prädikat, Semantik,
Morphologie, langue, parole, Appendizitis, Topoi, Airbag, Bordcomputer, Check-
Control usw.);
§ Abweichungen im Genus (das Filter statt der Filter) und Plural (Dorne statt
Dornen; Sände statt Sande) usw.
Fachsprachen (4/6)
① Fachwortschatz und spezielle Wortbildungsmuster: Morphologie
§ fachsprachlich häufige Wortbildungsmuster:
• substantivierte Infinitive: Sprechen, Drehen;
• Nomen auf –er: à Nomina agentis: Sprecher, Hörer, Übersetzer,
Öldruckmesser
à Nomina instrumenti: Zähler, Rechner,
• vielgliedrige Zusammensetzungen: Rechtschreibreform,
Sprachursprungshypothese, Lautverschiebung; Anhängerbremskraftregler
• Mehrwortbenennungen: nonverbale Kommunikation; kommunikative
Kompetenz usw.
• Bildungen mit Eigennamen: Vernersches Gesetz, Grimm´s law; röntgen,
Dieselmotor, Ampere
• Zusammensetzungen mit Buchstaben, Ziffern u.a.: 6-Zylinder, 60-Watt-Lampe;
α-Wellen;
• Abkürzungen: PVC (Poly vinyl chlorid), DSN (Database Source Name), DIN
(Deutsche Industrie- Norm(en)), Radar (radio detecting and ranging)
• Adjektive auf –bar; Suffixoide wie -los (salzlos), -reich (vitaminreich), -arm
(vitaminarm), -frei (rückstandsfrei), -sicher (funktionssicher)
• Adjektive mit Präfixoid nicht- (nichtfest)
Ilaria Meloni WiSe 2013
Varietäten und Variation im Deutschen
Fachsprachen (5/6)
② Besonderheiten des Satzbaus und des Stils: Syntax
§ Syntaktische Strukturen der Gemeinsprache. Einfache Satzstruktur (einerseits...
andererseits), längere Satzglieder:
• Satzglieder anstelle von Nebensätzen (beim Herausheben des Motors);
• Nomina und nominale Ausdrücke (unter Bezugnahme auf);
• Funktionsverbgefüge (zu Protokoll geben=protokollieren; Anklage
heben=anklagen);
• erweiterte Attribute anstelle von Attributivsätzen (die zu verbindenden Flächen);
• substantivierte Verben (Durchführungsverordnung);
• Präpositionalgefüge statt Vollverben mit eigener Bedeutung (kommt zur
Durchführung);
• Ist-Verben (ist, verhält sich, zeigt sich, scheint);
• Infinitiv- und Passivkonstruktionen zur Angabe von Ursachen und Wirkungen,
Orts- und Zeitverhältnissen (ist zu erkennen, lässt sich zeigen, wird angesehen
als);
• Depersonalisierungen (man definiert, das Institut beobachtet, der Sachverhalt
erscheint...)
• Konditionalsätze (Wenn eine Spannung auftritt, dann müssen...);
• Finalsätze (Um den Schwingungsbereich konstant zu halten, wird...)
Ilaria Meloni WiSe 2013
Varietäten und Variation im Deutschen
Fachsprachen (6/6)
③ schriftliche Textgliederung und Textform
§ Zahlreiche Signale für Textgliederung: Kapitel, Absätze, Zwischenüberschriften,
Zwischenüberschriften, Ziffernfolgern, Listen, Tabellen, Spiegelstriche.
§ Kohärenzsignale: Einschränkung der Proformen (Vermeidung von Synonymen):
Verweisformen (Demonstrativa, Pronominaladverbien); Verweiswendungen (es
folgen, wie oben).
§ Typografische Mittel: Fettdruck, Sperrdruck, Unterstreichung u.a.
Fußballsprache
Wortbildungsmuster
• einfache Begriffe: – Wortstamm (Substantiv, Adjektiv, Verb) und Endung (Suffix)
z.B: Wortstamm: Gastr- Suffix: -itis àBegriff: Gastritis
• Präfix: – Vorsilbe vor dem Wortstammà Präfix: Dys-, Tachy-, A-; Wortstamm: -pnoe;
Begriff: Dys-pnoe, Tachy-pnoe, A-pnoe
• Medizionische Fachgebiete:
-logie/-login/-loge/-logisch: Haut (gr. = Derma/-atos); Nerven (gr. = Neuron); Herz (= Kardi- / Cor);
Lunge (gr. = Pneumon, lat. = Pulmo/-onis); Magen (gr. = Gaster); Darm (gr. = Enteron); Niere (gr. =
Nephros); Harn (gr. = Uron); Innen (gr. = endon) + ausscheiden (gr. = krinein) = Hormondrüsen;
Erkrankung, Leiden (gr. = pathos)
Zelle, Höhlung (gr. = kythos); Gewebe (gr. = histos); Seele, Gemüt (gr. = psyche); Gift (gr. =
toxikon);
Zahn (gr. = odus/-dontos), usw.