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Ingeborg Bachmann -
Paul Celan
Der Briefwechsel
Mit den Briefwechseln
zwischen Paul Celan
und Max Frisch
sowie zwischen Ingeborg Bachmann
und Gisèle Celan-Lestrange
Suhrkamp Verlag
Koordination sowie Übersetzung der französischen Briefe
Barbara Wiedemann
i 2 3 4 5 6 - 13 12 1 1 10 09 08
5
Briefwechsel
Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Brief Nr. i - Brief Nr. 2 7
In Aegypten
Für Ingeborg
festgehalten und ich bin nicht weggefahren. Wie ist das nur: ir
gendwo in Paris? Ich weiß ja garnichts, aber irgendwie wäre es
schon schön gewesen!
Vor drei Monaten hat mir plötzlich jemand Deinen Gedicht
band geschenkt. Ich wußte nicht, daß er herausgekommen war.
Das war s o ..., der Boden war so leicht und schwebend unter
mir, und meine Hand hat ein bisschen, ganz, ganz wenig gezittert.
Dann war wieder lange nichts. Vor einigen Wochen hat man sich in
Wien erzählt, daß Jenes nach Paris gefahren sind. Da bin ich auch
wieder mit auf Reisen gegangen.
Ich weiß noch immer nicht, was der vergangene Frühling be
deutet hat. - Du weißt ja, daß ich immer alles ganz genau wissen
will. - Schön war er, - und die Gedichte, und das Gedicht, das wir
miteinander gemacht haben.
Ich hab Dich heute lieb und so gegenwärtig. Das will ich Dir
unbedingt sagen, - damals hab ich es oft nicht getan.
Sobald ich Zeit habe, kann ich auf ein paar Tage kommen. Wür
dest Du mich auch sehen wollen? - Eine Stunde, oder zwei.
Viel, viel Liebes!
Deine
Ingeborg.
Zeitungen, für den Sender etc., mehr als früher. Ich versuche, nicht
an mich zu denken und mit geschlossenen Augen hinüberzukom
men zu dem, was eigentlich gemeint ist. Sicher stecken wir alle in
der grossen Spannung, können uns nicht lösen und machen viele
Umwege. Aber ich bin manchmal so krank davon, dass ich fürchte,
es wird einmal nicht weitergehen.
Ich möchte Dir zum Schluss noch sagen, - das Blatt, das Du in
mein Medaillon gegeben hast, ist nicht verloren, auch wenn es
schon lange nicht mehr drinnen sein sollte; ich denk an Dich
und hör Dir noch immer zu.
Ingeborg.
Marmor wird und für immer ist. Aber mir hier wird es nicht
»Zeit«. Ich hungre nach etwas, das ich nicht bekommen werde,
alles ist flach und schal, müde und verbraucht, ehe es gebraucht
wurde.
Mitte August will ich in Paris sein, ein paar Tage nur. Frag mich
nicht warum, wozu, aber sei da für mich, einen Abend lang oder
zwei, drei.. Führ mich an die Seine, wir wollen so lange hinein-
schauen, bis wir kleine Fische geworden sind und uns wieder er
kennen.
Ingeborg.
Ingeborg, liebe,
nur ein paar Zeilen, in aller Eile, um Dir zu sagen, wie sehr ich
mich freue, daß Du kommst.
Hoffentlich kommt dieser Brief noch rechtzeitig genug, und Du
schreibst, wann Du eintriffst: darf ich Dich erwarten? Oder darf
ich es nicht, weil ich ja auch nicht nach dem Warum und Wozu
Deiner Reise fragen darf?
Ich bin voller Ungeduld, Liebe.
Dein Paul
io . i Beilage
Wien, am 25. August 1949.
Liebster,
dieser Brief wird nicht leicht; fraglos und amtwortlos ist ein Jahr
vergangen, mit wenigen, aber sehr zärtlichen Grüssen, ganz klei
nen Versuchen zu sprechen, aus denen bis heute noch nicht viel
geworden ist. Erinnerst Du Dich noch an unsere ersten Telephon
gespräche? Wie schwer das war; mich hielt immer etwas erstickt,
ein Gefühl, das dem nicht unähnlich war, das unsere Briefe bisher
trug. Ich weiss nicht, ob Du es gleich siehst, aber ich will es einmal
annehmen.
Dein Schweigen war sicher ein andres als meines. Für mich ist es
selbstverständlich, dass wir jetzt nicht über Dich und Deine Be
weggründe sprechen wollen. Sie sind und werden mir immer
wichtig sein, aber wenn etwas auf die Waagschale gelegt werden
soll, dann nichts, was Dich betrifft. Für mich bist Du Du, für mich
bist Du an nichts »schuld«. Du musst kein Wort sagen, aber ich
freue mich über das kleinste. Mit mir ist das anders. Ich bin wohl
Brief Nr. io - Brief Nr. IO.I 15
der Einfachere von uns beiden, und doch muss ich mich eher er
klären, weil es für Dich schwerer zu verstehen ist.
Mein Schweigen bedeutet vor allem, dass ich die Wochen be
halten wollte, wie sie waren, ich wollte nichts, als eben ab und zu
durch eine Karte von Dir die Bestätigung bekommen, dass ich
nicht geträumt habe, sondern alles wirklich war, [wie] es war.
Ich hatte Dich lieb gehabt, ganz unverändert, auf einer Ebene,
die »jenseits der Kastanien« war.
Dann kam der heurige Frühling und alles wurde stärker, sehn
süchtiger und trat aus dem Glassturz hervor, unter den ich es
gestellt hatte. Viele Pläne entstanden, ich wollte nach Paris, Dich
Wiedersehen, aber ich kann Dir nicht sagen zu welchem Zweck
und Ziel. Ich weiss nicht, warum ich Dich will und wozu. Darüber
bin ich sehr froh. Ich weiss das sonst zu genau.
Es war sehr viel in diesem Jahr für mich, ich bin ein Stück
weitergekommen, ich hatte viel Arbeit, ich habe ein paar erste
Sachen weggeschrieben, mit sehr vielen Zweifeln, Hemmungen,
Hoffnungen.
Weisst Du noch, wie verzweifelt Du immer ein bisschen über
meine Offenheit in manchen Dingen warst? Ich weiss nicht, was
Du jetzt wissen willst und was nicht, aber Du wirst Dir ja denken
können, dass die Zeit seit Dir für mich nicht ohne Beziehungen zu
Männern vergangen ist. Einen Wunsch, den Du damals diesbezüg
lich hattest, habe ich Dir erfüllt; das habe ich Dir auch noch nicht
gesagt.
Aber nichts ist zur Bindung geworden, ich bleibe nirgends lang,
ich bin unruhiger als je und will und kann niemandem etwas ver
sprechen. Wie lange wohl unser Mai und unser Juni hinter all dem
zurückliegen, fragst Du: keinen Tag, Du Lieber! Mai und Juni ist für
mich heute abend oder morgen mittag und noch in vielen Jahren.
Du schreibst so bitter, wie merkwürdig ich mich verhalten hät
te, als ich vor der Alternative Paris oder Amerika stand. Ich ver
stehe Dich zu gut, und es tut mir jetzt auch sehr weh, dass das so
zu Dir gekommen ist. Was immer ich auch darauf antworte, wird
falsch sein. Vielleicht wollte ich damit nur sehen, ob Dir noch an
mir liegt, nicht überlegt, eher unbewusst. Damit wollte ich auch
nicht zwischen Dir und Amerika wählen, sondern etwas abseits
16 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
von uns. Dann kommt dazu, dass ich Dir schwer begreiflich ma
chen kann, wie oft sich Pläne von einem Tag auf den anderen
erledigen und ein anderes Gesicht bekommen. Heute sind es Sti
pendien, die morgen nicht mehr in Frage kommen, weil man sich
zu einem bestimmten Termin bewerben müsste, den man nicht
einhalten kann, dann fehlen Bestätigungen, die man nicht erbrin
gen kann. Heute bin ich so weit, dass ich zwei Empfehlungen
habe, eine für ein Stipendium nach London, eine für eines nach
Paris, aber ich kann nicht sicher sagen, was daraus wird und ich
betreibe diese Ansuchen ohne einen bestimmten Gedanken, nur
in der Hoffnung, dass eines sich irgendeinmal realisiert. Ausser-
dem will mich jemand auf eine private Reise nach Paris mitneh
men. Ich bin ziemlich sicher, dass das einmal zustande kommt,
weil es einmal schon knapp daran war. Im Augenblick bin ich
selbst das Hindernis, weil meine Schlussprüfungen für das D ok
torat sich derart in die Länge ziehen, dass ich es nie für möglich
gehalten hätte.
Du wirst nach allem schliessen, dass ich Dir sehr fern wäre. Ich
kann Dir nur eines sagen, so unwahrscheinlich es mir selbst er
scheint, ich bin Dir sehr nah.
Es ist eine schöne Liebe, in der ich mit Dir lebe, und nur weil ich
Angst habe, zu viel zu sagen, sage ich nicht, dass sie die schönste
ist.
Paul, ich möchte Deinen armen schönen Kopf nehmen und ihn
schütteln und ihm klarmachen, dass ich sehr viel damit sage, viel zu
viel für mich, denn Du musst doch noch wissen, wie schwer es mir
fällt, ein Wort zu finden. Ich wünsche mir, dass Du alles aus mei
nen Zeilen herauslesen könntest, was dazwischen steht.
Liebster,
für Deinen lieben Brief, die Einladung und alles, was Du für mich
tust, danke ich Dir sehr, sehr. Ich habe sogleich alles in die Wege
geleitet, war am Konsulat und warte nun sehnsüchtig auf das Vi
sum. Wann es so weit sein wird, daß ich fahren kann, weiß ich im
Augenblick noch nicht, aber ich hoffe, daß ich in der ersten O k
toberwoche abreisen kann.
Es gibt natürlich viel zu tun vor einer so großen und entschei
denden Reise, ich mache mir viele Sorgen, wie ich hier - und wie
weit - meine Zelte abbrechen soll. Zudem warte ich noch immer,
wie die Entscheidung über mein Buch bei S. Fischer ausfallen
wird; aber ich werde, auch ohne Nachricht von Dr. Bermann,
wegfahren, sobald ich dazu in der Lage bin. Damit ich Dir nicht
allzu erschöpft in die Arme sinke bei meiner Ankunft, will ich in
Innsbruck und Basel, je einen Tag oder eine Nacht, bei Bekannten,
bleiben, - und um ausgeruht nach Paris zu kommen. Es fällt mir
schwer, jetzt mehr zu schreiben; wir wollen uns alles aufheben für
die vielen gemeinsamen Tage, die vor uns liegen.
Sobald ich mehr weiß, die Abreise oder Ankunftszeit vor allem,
schreibe ich wieder.
Lasse bitte, unbekannterweise, Frau Dr. de Rosenberg meinen
herzlichsten Dank sagen!
Bald ganz
Deine
Ingeborg.
Liebster,
ich habe so große Sehnsucht nach ein wenig Geborgenheit, daß ich
beinahe Angst habe, sie bald zu finden. Du wirst viel Geduld mit
mir haben müssen - oder aber es sehr einfach mit mir haben. Ich
bin verloren, verzweifelt und verbittert und weiß, daß ich mir von
20 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Liebe Ingeborg,
es ist halb fünf, und ich muß nun zu meinem Schüler. Es war unser
erstes Rendezvous in Paris, mein Herz klopft ganz laut, und Du
bist nicht gekommen.
Ich muß heute noch zwei Stunden geben, habe weit zu fahren
und bin erst gegen drei Viertel neun zurück.
Der Steckkontakt für Dein Bügeleisen steckt in der Lampe; sei
aber vorsichtig und schließ die Tür gut zu, damit sie im Hotel nicht
merken, daß Du bügelst. Schreibe auch Deine Briefe. Auf Briefe
warten ist schwer.
Und denk ein wenig an das, was über mich strich, als ich zu Dir
sprach.
Paul
Brief Nr. 15 - Brief Nr. 18 21
Liebe Inge,
ich [bin] ungefähr um i uhr 45 zurück - kannst Du bitte so lange
warten
Paul
Liebster Paul,
heute abend fährt Klaus nach Paris; ich möchte ihm diesen und
noch andere, vor langer oder weniger langer Zeit geschriebene
Briefe mitgeben. Auch wenn Du keine Zeit finden solltest, mir
zu schreiben, werde ich hoffentlich bald von Klaus wissen, wie
es Dir geht.
Bitte, überlege Deiner Gedichte wegen alles genau; ich glaube,
daß es kein Fehler wäre, durch Jünger und durch Doderer etwas in
Gang zu bringen.
Nimm mir vor allem nicht übel, daß ich die wichtigsten Briefe
immer mit der Maschine geschrieben habe. Das Tippen ist mir so
zur Gewohnheit - oder viel mehr als das - geworden, daß ich
kaum mehr fähig bin, Worte, die mir am Herzen liegen, mit Tinte
aufs Papier zu malen.
Heute war ich im Institut Français; dort brachte ich in Erfah
rung, daß ich vielleicht doch schon zum nächsten Sommerseme
ster (Februar odet März 1952) nach Paris könne. Klaus habe ich
sehr lieb gewonnen: wir haben einander in letzter Zeit oft gesehen
und gesprochen, und es wäre schön, wenn wir vier einander nie
ganz aus den Augen verlieren würden.
In Liebe
Deine
Ingeborg.
Wien, den 4. Juli 1951.
22 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
18 .1 Beilage
März 51.
Paul, Lieber,
es ist Ostermontag, und ich bin zum ersten Mal aufgestanden,
nach einer Krankheit, die nicht sehr arg war, die mir aber sehr
wichtig war, die mir fast wunderbar zu Hilfe gekommen ist. Denn
ich wusste nicht mehr, wie ich es hier und wie ich es hier mir recht
machen sollte. Der erste Fehler war, dass ich eine Woche mein altes
Wiener Leben weiterspielte, genau so, als wäre nichts gewesen,
dann plötzlich verzweifelt und hysterisch abbrach und nicht aus
dem Haus wollte und dabei doch wusste, dass es so nicht immer
bleiben könne, und dann kam noch von aussen etwas dazu, das
sehr schlimm war und fast schlimmer als alles bisher. Dann kam
meine Schwester und dann diese Grippe. Jetzt ist es so still wie
nach den Bombenabwürfen im Krieg, wenn sich der Rauch ver
zogen hatte und man entdeckte, dass das Haus nicht mehr stand
und nichts zu sagen wusste; was hätte man auch sagen sollen?
Morgen werde ich vielleicht schon ausgehen, eine Arbeit su
chen. Es findet sich immer etwas. Das Telephon ist heute schon
ganz still - wie in einem heimlichen, heiteren Einverständnis.
Im Herbst komme ich vielleicht nach Paris. Es hat sich jedoch
noch nichts entschieden. Aber auch, wenn ich hierbleiben muss,
will ich nicht traurig sein. Ich habe soviel gehabt, soviel genom
men, dass es noch lange reichen könnte; aber auch, wenn es reicht -
man kommt mit so wenigem aus. Später einmal werden wir so
wieso nur wenig Gepäck mitnehmen dürfen, vielleicht überhaupt
keines.
Du erwartest ja nicht, dass ich heute schon etwas zu »uns« bei
den sage, ich kann jetzt nicht gut denken, ich muss zuerst weg
kommen von allem, nur fürchte ich, dass ich dann auch von Dir zu
weit weg sein werde.
Schreibe mir bitte zuweilen. Schreibe mir nicht zu vag, erzähle
ruhig, dass der Vorhang vor unserem Fenster schon wieder ab
gebrannt ist und uns die Leute Zusehen von der Strasse -
Von Herzen
Deine
Ingeborg
Brief Nr. 18.1 - Brief Nr. 18.3 23
4. Juli: Ich lege diesen Brief nur bei, - er ist einer von vielen, die
meisten sind aber schon zerdrückt - damit Du Dich ein bisschen
auskennst.
18.2 Beilage
Juni 19 51
Lieber, bitte, kann ich Deine Gedichte von Klaus haben oder
kannst Du sie mir bald schicken; ich habe jetzt endlich eine gün
stige Verbindung mit Deutschland, noch dazu von einem Mann,
der Deine Sachen kennt und sehr dran interessiert ist. Ich will alles
versuchen und ihn sehr bearbeiten. Es müsste aber ein Manuskript
bis Mitte oder Ende August in meinen Händen sein! (Es ist der
Heimito von Doderer, vom Beck-Verlag, dem Zweitältesten Verlag
[in] Deutschland, nach Cotta, - wir haben schon lang über Dich
gesprochen).
18.3 Beilage
Wien, den 27. Juni 1951.
Lieber, lieber Paul,
in wenigen Tagen fährt Klaus nach Paris; er soll die vielen Briefe
mitnehmen, die ich Dir geschrieben habe, die falschen und die
richtigen, ich habe ilie den Mut gehabt, sie abzuschicken. Er wird
Dir am besten das Wichtigste, was es von hier zu erzählen gibt,
sagen können, auch ein wenig von dem anderen, viel Wichtigeren,
das man schwer oder überhaupt nicht sagen kann.
Ich weiss nicht, ob ich es versuchen soll.
Ich sehne mich so, so sehr nach Dir und ich bin manchmal fast
krank davon und wünsche mir nur, Dich wiederzusehen, irgend
wo, aber nicht irgendwann, sondern bald. Aber wenn ich mir vor
zustellen versuche, wie und was Du mir darauf antworten könn
24 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Paul Celan
p/A Dr. W. Adler
14, Villa Chaptal
Levallois-Perret
(Seine) Levallois, den 7. Juli 1951.
nicht aber m ein Auge zu sein. Wäre dies anders, ich schriebe keine
Gedichte.
Da, wo wir zu stehen glaubten, Inge, da reden die Gedanken
den Herzen das Wort, nicht aber umgekehrt. Daß nun aber gerade
das Gegenteil sich ereignete, kann eine Handbewegung, mag sie
auch die einzige sein, die einem ein schwerer Augenblick noch
zugesteht, nicht ungeschehen machen. Nichts ist wiederholbar,
die Zeit, die Lebenszeit hält nur ein einziges Mal inne, und es ist
furchtbar zu wissen, wann und für wie lange.
Es ist schwer, Dir, gerade D ir vor Augen zu halten, was längst
zu Deinen eigensten Beständen gehört, - aber sag, hältst Du es
denn für richtiger, durch ein leichthin in die Ferne geflüstertes
Wort die Welt noch undurchdringlicher zu machen, als sie ohnehin
schon ist?
Ich wäre froh, mir sagen zu können, dass Du das Geschehene als
das empfindest, was es auch wirklich war, als etwas, das nicht
widerrufen, wohl aber zurückgerufen werden kann durch wahr
heitsgetreues Erinnern. Dazu - und nicht nur dazu - brauchst Du
Ruhe, Ingeborg, Ruhe und Gewissheit, und ich glaube, Du er
reichst sie am besten, wenn Du sie bei Dir und nicht bei ändern
suchst. Es ist Dir ein Stipendium in Aussicht gestellt worden, Inge,
arbeite also diesem Stipendium entgegen und versuche nicht, die
Zeit, die Dich von Paris noch trennt, durch eine Reise nach Ame
rika zu überbrücken. Warum auch Amerika? Kommt es denn
wirklich darauf an, gerade da Erfahrungen zu sammeln, wo man
sie so gern am Erfolg misst?
Du hast bisher mehr vom Leben gehabt, Inge, als die meisten
Deiner Altersgenossen. Keine der Türen ist Dir verschlossen ge
blieben, und immer wieder tut sich Dir eine neue Tür auf. Du hast
keinen Grund, ungeduldig zu sein, Ingeborg, und wenn ich eine
Bitte äussern darf, so ist es gerade diese: denk, wie rasch alles Dir
zu Gebote steht. Und sei nun ein wenig sparsamer mit Deinen
Ansprüchen.
Du hast auch mehr Freunde, mehr Menschen, die um Dich
bemüht sind, als wir ändern. Vielleicht zu viele. Oder vielmehr:
zu viele, die zu wissen glauben, wohin Dein Weg führt. Wo sie
doch wissen müßten, daß ihr eigener Weg, der von ihnen bereits
Brief Nr. 19 27
Ich wünsche Dir viel Schönes für die stillen Wochen in Leval-
lois. Hast Du Gelegenheit, Nani und Klaus zu sehen? Und kehrst
Du dann wieder in die Rue des Ecoles zurück?
Du schreibst gar nicht, ob Du Deinen Plan, nach Österreich zu
kommen, fallen gelassen hast. Unlängst sind in der Wiener Sezes
sion Gedichte von Dir gelesen worden. Ich habe das Gefühl, dass
Dein Name hier immer weitere Kreise zieht.
Schreib mir, bitte, auch, ob ich Deine Gedichte, die Klaus mir
überlassen hat, an Doderer weitergeben soll, oder ob Du selbst sie
ihm schicken willst.
Ich bleibe den Sommer über in Wien, vielleicht kann ich fünf
Tage Urlaub bekommen und meine Schwester in St. Wolfgang
besuchen. Du kannst mir also immer in die Gottfried Kellergasse
schreiben - bitte tu es!
Ingeborg
) - 10 .9 .5 1
Liebe Inge, Dein zweiter Brief erreicht mich in London, wo ich
noch zwei Tage bleibe (dann ist meine Adresse wieder die alte: 31
rue des Ecoles). Ich freue mich über Deine Erfolge und danke Dir
herzlich für Deine so lieben Bemühungen um die Gedichte. Ich
schreibe Dir ausführlich aus Paris.
Alles Schöne!
Paul
Lieber Paul,
heute habe ich mit Dr. Schönwiese gesprochen; ich habe mit Klaus
Gedichte ausgewählt und will sie in den nächsten Tagen nach
Salzburg schicken. Natürlich wird die Sendung noch auf sich war
ten lassen.
»Wort und Wahrheit« hat zwei Gedichte von Dir gebracht,
»Wie sich die Zeit verzweigt__ « und »So schlafe, und mein
A u g __ « - das Heft ist nur leider noch nicht erschienen - ich habe
nur die Fahnen, die ich wieder zurückgeben muß. Sobald es aus
geliefert wird, bekommst Du ein Exemplar.
Mit vielen lieben Grüßen
Ingeborg.
Wien, den 4. Oktober 51.
Und Du, Inge? Arbeitest Du? Sag mir doch etwas darueber, ja?
Und Deine Plaene? Ich mache mir Gewissensbisse, weil ich Dir in
meinem Brief aus Levallois von Deiner beabsichtigten Uebersee-
reise abriet - ich nehme nun alles zurueck, mein Urteil war damals
sehr oberflaechlich.
Lass mich alles wissen, was mitteilbar ist, und darueber hinaus
vielleicht manchmal eines von den leiseren Worten, die sich ein
finden, wenn man allein ist und nur in die Ferne sprechen kann.
Ich tue dann dasselbe.
Das Lichteste dieser Stunde!
Paul
Ich weiss nicht, ob Du spürst, dass ich niemand habe ausser Dir,
der meinen Glauben an das »Andere« befestigt, dass meine Ge
danken Dich immer suchen, nicht nur als den liebsten Menschen,
den ich habe, sondern auch als den, der, selbst verloren, die Stel
lung hält, in der wir uns verschanzt haben.
Zuerst will ich Dir Antwort geben: ich freue mich über die
Publikationen Deiner Gedichte; Du darfst Dich nur wirklich nicht
bedanken für »Wort und Wahrheit« - ja, Du sollst mir überhaupt
nicht danken, nie, denn in solchen Augenblicken drückt mich eine
tiefempfundene, wenn auch nicht näher bezeichenbare Schuld Dir
gegenüber um so mehr. Es wäre schön, wenn Du mit Hilde de
Mendelssohn Kontakt bekämst; ich hab sie sehr gern und schätze
sie bis zu einem gewissen Grad auch. — Und nun will ich ein
wenig von mir erzählen, es wird ein sehr banaler Bericht, und Du
musst mir glauben, dass mein Denken und Tun sich nicht ganz in
dem erschöpft, was ich nach aussenhin mache.
Du weisst ja schon, dass ich eine Stelle im Sender Rot-Weiss-
Rot habe als »Script Writer Editor«; ich sitze in einem Zimmer mit
zwei anderen Männern und zwei Sekretärinnen; mit diesen beiden
Männern bearbeite ich Theaterstücke für das Radio, daneben habe
ich ab und zu selbst einmal ein eigenes Hörspiel zu schreiben, die
wöchentliche Filmkritik zu verfassen, unzählige, fast durchwegs
schlechte Manuskripte zu lesen und zu begutachten. Was ich zu
standebringe ist nicht immer schlecht, für Oesterreich ist es sogar
ziemlich gewagt, was wir unseren Hörern vorsetzen, von Eliot bis
Anouilh, aber wir haben merkwürdigerweise sogar Erfolg damit.
Du wirst mir vielleicht übel nehmen, dass ich auf eine erschrek-
kende Weise »tüchtig« bin, ich habe einigen Erfolg gehabt und mir
eine ganz schöne Position schaffen können, in kurzer Zeit, und
obwohl es mich in vieler Hinsicht nicht befriedigt, mache ich
meine Arbeit ganz gerne und ich bin froh, dass ich arbeiten kann.
Ich habe mir vorgenommen - aber ich weiss nicht, ob sich das
durchführen lassen wird - nur ein Jahr hier zu bleiben und dann
nach Deutschland zu gehen, zu einem deutschen Sender - wenn
ich das Handwerkliche einmal ganz beherrsche. Ich bin durch
einen Zufall zum Sender gekommen und bisher wäre es mir nicht
in den Sinn gekommen, diese Arbeit zum Beruf zu wählen, aber
38 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
nun, da ich sehe, dass man mir eine Chance gibt, und nicht die
schlechteste, wenn man bedenkt, dass es sehr schwer ist, heute einen
einigermassen ordentlichen Beruf zu ergreifen, möchte ich sie fast
nützen. Ich möchte Dich nun fragen, was Du davon hältst, denn ich
denke, so merkwürdig Dir das erscheinen mag, dabei an »uns«.
Lieber Paul, ich weiss, dass Du mich heute nicht mehr liebst,
dass Du nicht mehr daran denkst, mich zu Dir zu nehmen - und
doch kann ich nicht anders, als noch zu hoffen, als zu arbeiten, mit
der Hoffnung für ein gemeinsames Leben mit Dir einen Boden zu
bereiten, der uns eine gewisse finanzielle Sicherheit bietet, der es
uns, da oder dort möglich macht, neu anzufangen.
Versprechen, Beteuerungen geben will und kann ich nicht mehr.
Ich suche vielmehr nach einem Beweis, ganz gleich, ob Du ihn
annimmst oder nicht; vielleicht ist das in Deinen Augen sogar
ein falscher und schlechter Beweis. Aber ich bin zur Ueberzeu-
gung gekommen, dass ich »diese« Seite des Lebens besser »leisten«
kann, dass ich, wenn ich vorgebe, Dich zu lieben, ihn leisten kön
nen muss.
Dass Du nicht hier bist, macht mir alles leichter und schwerer
zugleich. Ich sehne mich auf eine schmerzliche Art nach Dir und
bin doch manchmal froh, dass ich jetzt keine Gelegenheit habe, zu
Dir zu gehen; ich muss noch sicherer werden, ich muss für Dich
sicherer werden.
Gib mir keine Antwort - es sei denn, Du müsstest sie von Dir
selbst aus geben - auf diese Zeilen meines Briefes. Schreib mir nur
überhaupt, schreib mir, damit ich Dich weiss und damit ich nicht
so allein bin mit den schnellen flüchtigen Tagen und Geschehnis
sen, den vielen Menschen, der vielen Arbeit.
Eben waren Nani und Klaus bei mir. Nani hat ein Zimmer in der
Nähe des Hauptzollamtes gefunden und ist sehr froh darüber. Die
zwei Gedichte, die Du Klaus geschickt hast, kenne ich, ich habe sie
zu den anderen gelegt. Heute schreibe ich für Klaus »Wasser und
Feuer« ab, damit Dus ihm nicht schicken musst.
Zu diesem Gedicht: es ist völlig neu und überraschend für mich,
es ist mir, als wäre ein Assoziationszwang durchbrochen worden
und eine neue Tür aufgegangen. Es ist vielleicht Dein schönstes
Gedicht, und ich habe keine Angst, dass es ein »allerletztes« ist.
Brief Nr. 2 6 - Brief Nr. 26.1 39
Ich bin unsagbar glücklich darüber und in Deine dunkle Zeit hin
ein voll Hoffnung für Dich. Du hast mir oft vorgeworfen, dass ich
keine Beziehung zu Deinen Gedichten hätte. Ich bitte Dich sehr,
diesen Gedanken aufzugeben - und das sage ich nicht dieses einen
Gedichtes wegen, sondern auch für die anderen. Ich lebe und atme
manchmal nur durch sie.
Nimm meine besten Wünsche und - wenn ich ein Wort von Dir
missbrauchen darf - »denk, dass ich war, was ich bin«!
Ingeborg
Lieber, ich schicke heute mit gleicher Post ein Päckchen für Weih
nachten ab; es soll Dir ein wenig Freude machen. Nimm alle, alle
Wünsche für den Heiligen Abend, und versuche zu denken, dass
ich sehr an Dich denke.
Nani und Klaus warten schon sehr auf Nachricht von Dir.
16. Dez. 19 51
26.1 Beilage
Wien, den 3. November 1951
Lieber Paul,
ich warte schon so ungeduldig auf Nachricht von Dir, weniger
weil ich wissen moechte, ob Fraeulein Wagner bei Dir war, als
weil es nun schon immer spaeter im Jahr wird und Weihnachten
naeher rueckt. Sooft ich mit Nani und Klaus zusammentreffe,
besprechen wir Deine Weihnachtsreise nach Wien, ohne aber zu
wissen, ob Du wirklich kommen willst und kannst.
Ich weiss nicht, ob ich Dir sehr Zureden soll zu kommen; ich
freilich wuensche es mir von ganzem Herzen, denn ich haette Dir
so viel zu sagen. Einem Brief mag ich mich nicht anvertrauen, weil
meine Briefe immer Missverstaendnisse nach Paris getragen ha
ben. Ich waere, wenn Du nicht kaemst, zu Weihnachten zu Dir
gekommen, nur weiss ich jetzt schon, dass ich nur zwei Tage frei
haben werde, und das ist wirklich zu wenig Zeit fuer eine Reise
nach Paris.
Nun zu was andrem: Du wirst zur Fruehjahrstagung der deut
40 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Ich habe, nach wie vor, sehr viel Arbeit, schoene und unbefrie
digende, und ich komme kaum zum Atemholen. Die Tage fliegen,
und es ist schwer, das Bewusstsein vom Bestaendigen wachzuhal
ten. Dennoch weiss ich immer und zu jeder Stunde davon, und zu
diesem Bestaendigen gehoerst Du. Denn nichts kann daran etwas
aendern, dass ein Teil von mir immer bei Dir ist und ein Teil von
Dir immer bei mir.
Ingeborg
16. 2.1952
Liebe Ingeborg,
nur weil es mir so schwer faellt, Deinen Brief zu beantworten,
schreibe ich erst heute. Dies ist nicht mein erster Brief an Dich
seitdem ich eine Antwort suche, aber hoffentlich ist es diesmal der
Brief, den ich auch abschicke.
Was ich mich zu sagen entschliesse, ist dies: Lass uns nicht mehr
von Dingen sprechen die unwiederbringlich sind, Inge - sie be
wirken nur, dass die Wunde wieder aufbricht, sie beschwoeren bei
mir Zorn und Unmut herauf, sie scheuchen das Vergangene auf -
und dieses Vergangene schien mir so oft ein Vergehen, Du weisst
es, ich habe es Dich fuehlen, ja wissen lassen sie tauchen die
Dinge in ein Dunkel, ueber dem man lange hocken muss, um sie
wieder hervorzuholen, die Freundschaft weigert sich hartnaeckig
rettend auf den Plan zu treten, - Du siehst, es geschieht das Gegen
teil von dem, was Du wuenschst, Du schaffst, mit ein paar Worten,
die die Zeit in nicht gerade kleinen Abstaenden vor Dich hinstreut,
Undeutlichkeiten, mit denen ich nun wieder ebenso schonungslos
ins Gericht gehen muss wie seinerzeit mit Dir selber.
Nein, lass uns nicht mehr am Unwiederbringlichen herumraet-
seln, Ingeborg. Und bitte komm iticht meinetwegen nach Paris!
Wir wuerden einander nur wehtun, Du mir und ich Dir - was
haette das fuer einen Sinn, sag?
Wir wissen genug voneinander, um uns bewusst zu machen,
dass nur die Freundschaft zwischen uns moeglich bleibt. Das A n
dere ist unrettbar verloren.
42 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Zwei Fragen noch: Dr. Schoenwiese hat wohl nicht mehr die A b
sicht, eine Sendung meiner Gedichte zu machen? Milo hat mir
nicht geschrieben, also wird auch aus der Einladung nach
Deutschland wohl nichts?
Von Hilde Spiel hatte ich vor etwa zwei Monaten einen netten
Brief, das ist bisher alles; sie hat meinen Brief, in dem ich anfragte,
ob Aussichten auf einen Verleger bestuenden, nicht beantwortet.
Ich kranke sehr an dieser Geschichte mit den Gedichten, aber
niemand hilft. Tant pis.
Lass bald wieder von Dir hoeren, Inge. Ich freue mich immer,
wenn Du schreibst. Ich freue mich wirklich
Paul
29./ Beilage
Lieber Paul,
in diesen Tagen wirst Du wahrscheinlich schon die Einladung der
Deutschen Verlagsanstalt Stuttgart zur Tagung der Gruppe 47 in
Hamburg bekommen haben. Ich bin sehr froh, dass es nun endlich
so weit ist. Milo Dor, der eben wieder zurückgekommen ist, hat
mich gleich davon verständigt - ich habe vor seiner Abreise alles
mit ihm besprochen. Ich kann ihn aber erst morgen oder über
morgen ausführlich sprechen, weil ich im Augenblick wieder so
viel Arbeit habe, dass ich kaum vor Mitternacht aus dem Sender
komme. Aber ich bin zum ersten Mal nach langer Zeit wieder voll
Hoffnung. Es muss sich jetzt alles zum Besseren wenden. Auch
spüre ich, wie hier Dein Name von Monat zu Monat weitere
Kreise zieht, dass er für sehr viele schon ein ganz festümrissener
Begriff geworden ist.
Ich möchte manchmal, ganz schnell, auf einen Augenblick, zu
Dir kommen und Dir sagen: hab Geduld, hab noch ein wenig
Geduld - aber ich weiss, wie schwer alles schon geworden ist
und wie fragwürdig, und dass Du schon lang, viel zu lang gewartet
und gewartet hast. Aber hab doch noch Geduld, trotz allem!
Klaus ist augenblicklich in Griechenland und kommt nach
Ostern zurück; Nani ist nach Kärnten gefahren - ja, ich sollte auch
fahren, wenigstens auf ein paar Tage, weil meine Schwester zu
Ostern heiratet, aber es sieht wieder einmal so aus, als käme ich
nicht weg. Schon zu Weihnachten war es so - nur bin ich diesmal
etwas verdrossener, weil ich solche Sehnsucht nach dem Land habe
und meine Eltern Wiedersehen möchte. Zudem waren die letzten
Monate besonders anstrengend. Nani behauptet, ich wär5 »ein
Schatten« geworden, aber so arg ist es nicht, obgleich etwas Wah
res dran ist, in einem anderen Sinn. - Ich habe ein Theaterstück
von Thomas Wolfe übersetzt, das hier im Radio seine Ursendung
erlebt hat; dann habe ich selbst ein Hörspiel geschrieben, das jetzt
auch von Radio Brüssel und in der Schweiz gespielt werden soll.
Der Erfolg hat mir Freude gemacht, aber alles geht so schnell vor
bei, ist blass und flüchtig, und es bleibt nur das Gefühl grösser
Müdigkeit und Abgespanntheit.
46 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Eins wird Dich freuen: ich habe unlängst Hermen von Kleeborn
kennengelernt. Ich finde sie besonders lieb und menschlich, und
wir waren beide sehr glücklich, über Dich sprechen zu können. Sie
hat schon lange keine Nachricht von Dir. Könntest Du ihr nicht
einmal schreiben?
Lieber Paul, darf ich Dich bitten, mir diesmal bald zu schreiben.
Ich möchte unbedingt wissen, ob und wann Du nach Deutschland
fahren wirst. Wenn ich Dir helfen könnte - so weit es in meiner
Kraft steht - das Organisatorische und Reisetechnische dieser Rei
se zu erleichtern, musst Du mir’s sagen. Milo Dor ist ja guten
Willens, aber ein wenig unverlässlich.
Vor ein paar Tagen war ich mit Prof. Fiechtner von der »Furche«
beisammen. Das Gespräch kam auf Dich, und er hat gleich be
schlossen, Deinen Gedichten - voraussichtlich im Sommer - eine
Spalte einzuräumen. Der arme Mann ist wirklich ausserordentlich
mutig und versucht seit einiger Zeit, in dieser erzkonservativen
Zeitschrift einen neuen Weg einzuschlagen. So hat er in einer der
letzten Nummern einige Benns placieren können, ohne seine Stelle
zu verlieren.
Ich könnte Dir noch mehr erzählen, aber es ist schon sehr spät,
und die Augen fallen mir zu - und einiges will ich mir noch auf-
heben, um Dich eines Tages damit überraschen zu können.
Jeden Abend bitte ich Gott, Dich zu beschützen.
Ingeborg
Wien, den 8. April 1952.
gestern eine Karte von ihm erhalten. Die Tagung findet vom 2$. bis
25. Mai statt, und zwar in Hamburg; der Ort der Tagung selbst ist
noch nicht bekannt. Doch stellt der Nordwestdeutsche Rundfunk
einen Autobus zur Verfügung, der die Teilnehmer in München,
Stuttgart und Frankfurt abholt. Dieser Autobus fährt Donnerstag
d. 22. in München ab, kommt also im Lauf des Tages nach Stuttgart
und zuletzt nach Frankfurt - von dort geht es dann direkt nach
Hamburg. Solltest Du nicht in München einsteigen wollen, son
dern in einer der zwei anderen Städte, so müsstest Du Dich in
Stuttgart rechtzeitig an die Deutsche Verlagsanstalt und in Frank
furt an den S. Fischer-Verlag, Falkensteinerstrasse 24, wenden, die
genau wissen, wann der Autobus im Laufe des Donnerstags
durchfährt und wo er Halt macht.
Diese reisetechnischen Dinge kann ich Dir aber in ein paar
Tagen - Hans Werner Richter kommt nämlich nach Wien - noch
detaillierter schreiben.
Das Reisegeld nach München, bezw. Stuttgart oder Frankfurt -
wirst Du rechtzeitig bekommen. Von dort weg bist Du Gast des
Nordwestdeutschen Rundfunks und der Deutschen Verlagsan
stalt. A uf der Karte steht zwar, dass Unterkunft und Verpflegung
für die Dauer der Tagung von den Teilnehmern selbst getragen
werden müssen - da das aber bisher nie der Fall war, brauchst
Du Dich darum nicht kümmern.
Zudem wirst Du ja Milo Dor unter den Mitreisenden finden,
der Dir in all den organisatorischen Dingen besser zur Seite stehen
kann als irgend jemand andrer.
Du müsstest jetzt nur wirklich schreiben, ob Du überhaupt
fahren willst und zwar mir, weil ich bis Mitte Mai sehr gut noch
alles in Ordnung bringen könnte, was von Deutschland aus »ver
schlampt« worden ist.
Zwillingers waren in Wien; ich habe sie zweimal gesehen. Wahr
scheinlich werden sie Dich schon angerufen und Dir Grüsse von
mir bestellt haben.
Sei nicht böse, dass es nur ein sachlicher Brief geworden ist. Ich
erwarte jetzt ungeduldig ein Lebenszeichen von Dir.
Nimm alle meine Hoffnungen für die kommende Zeit!
Ingeborg
48 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Lieber Paul,
es ist schon furchtbar spät, aber ich muss Dir noch schnell schrei
ben: Hans Werner Richter ist überraschend nach Wien gekommen.
Ich habe sogleich mit ihm gesprochen. Leider habe ich mit meinen
stillen Befürchtungen Recht behalten. Die Einladung an Dich ist
nicht abgegangen - keineswegs aus Gründen, sondern infolge
schlechter Organisation. Richter hat nun diese Karte an Dich ge
schrieben, die ich an mich genommen habe, damit sie auch tatsäch
lich aufgegeben wird; sie ist herzlicher gemeint, als sie sich liest,
und ich bin wirklich der Überzeugung, dass Du fahren solltest.
Bitte schreibe sofort an Ernst Schnabel, den Intendanten des
NWDR, dass Richter Dich, von Wien aus, auf die Liste der Teil
nehmer gesetzt hätte, damit man in Hamburg auch rechtzeitig
Bescheid weiss. Selbst wenn die Zeit knapp wird, fahr einfach
direkt nach Hamburg, es sei denn, dass ich Dir nochmals andere
Direktiven geben müsste. Denn der Autobus von München nach
Hamburg soll schon überbelegt sein. Versuch also bitte, am 22.
abends oder spätestens am 23. beim Nordwestdeutschen Rund
funk in Hamburg zu sein (Hamburg 13, Rothenbaum-Chaussee
132-34). Die Tagung selbst dauert zwar nur zwei bis drei Tage,
aber Du bist dann noch ein paar Tage Gast des NWDR. Um Unter
kunft und Verpflegung musst Du Dich bestimmt nicht kümmern.
Ebensowenig um die Rückreise! Nun handelt sichs also nur dar
um, die Reise nach Hamburg zu finanzieren: Klaus, Nani und ich
haben nun beschlossen, da wir doch keine Zeit mehr haben, uns
mit Dir zu besprechen, Deine österreichischen Honorare Hansen-
Löve, der am 15. oder 16. Mai nach Paris kommt, mitzugeben oder
auf irgendeine andere Art rechtzeitig an Dich weiterzuleiten. Du
Brief Nr. 31 - Brief Nr. 32.1 49
3^ i
wald« nicht bei Dir gewesen sei. Sag mir, wie kann ich bei Dir sein,
wenn Du schon längst von mir gegangen bist. Mir wird so kalt bei
dem Gedanken, dass das schon lang geschehen ist und ich es nicht
gefühlt habe, dass ich so ahnungslos war.
Aber ich will es mit dieser Freundschaft versuchen, zu der Du
Dich entschlossen hast. Sie wird noch* lang nicht frei sein von
Verwirrung, so wenig wie Deine Freundschaft für mich davon frei
sein kann.
Und so bin ich auch jetzt mit ganzem Herzen bei Dir.
Ingeborg.
Lieber Paul,
könntest Du nicht, bitte, doch Deijie Gedichte schicken? Die
»Furche« und der Sender brauchen sie dringend! Es genügt, wenn
Du einen Band für Klaus und Nani zusammenstellst - so wie den
alten - ich werde dann die verlangten Gedichte abschreiben und
Nani und Klaus den Band zurückgeben.
Ingeborg
Wien, d. 15. August.
Für Ingeborg,
ein Krüglein Bläue
Paul
Paris, März 1953.
Verzeih, daß ich erst heute für die Gedichte danke. Ich fand den
Mut nicht.
Jetzt erzählen mir Nani und Klaus viel von Paris, und es scheint
mir nicht mehr so schwer, diesen Brief zu schreiben.
Im August gehe ich von Wien weg, nach Italien, und ich werde
nicht mehr zurückgehen.
Es tut mir jetzt leid, daß ich im Mai nicht kam.
Für mich sind die Gedichte das Kostbarste, was ich mitnehme.
Ich wünsche Dir alles Glück, und ich weiß, daß es jetzt zu Dir
kommen wird.
Ingeborg
Lieber Paul,
könntest Du mir bitte recht bald schreiben, welches Gedicht Du
für Deine Anthologie nehmen willst. Die Frankfurter Verlagsan
stalt schreibt, dass sie ein paar Manuskripte für eine andere deut
sche Anthologie weggibt, und ich glaube, es wäre nicht gut, wenn
dort zufällig eines erschiene, das auch bei Dir abgedruckt wird.
Aber selbstverständlich lasse ich Dir die erste Wahl.
Mitte Oktober fahre ich nach Deutschland und vielleicht kann
ich auch im November kurz nach Paris kommen. Aber ich sehe
das Kommende noch nicht ganz ab. Es geht mir so gut hier, dass
ich nicht denken mag, was wird. Ich wohne in einem alten kleinen
Bauernhaus, ganz allein, in einer wilden, schönen Gegend, die
»verbranntes Meer« heisst, und manchmal wünsche ich mir, nie
mehr zurück zu müssen nach »Europa«
Ingeborg
Für Paul -
getauscht, um getröstet zu sein
Ingeborg
im Dezember 1953
Brief Nr. 41 - Brief N r.44 57
Dem Dichter; ¿/ew hier verloren haben und der sich dort ge
winnen wird - wie wir fest glauben! - die herzlichsten Grüße!
Heimito von Doderer
7. /· 55
Herr von Winter hat mir eben soviel erzählt von dem Zusammen
treffen in Paris. Es hat mich sehr froh gemacht! Ingeborg
Alle guten Menschen hier lieben Sie und senden Ihnen mit uns
ihren Gruss. Ich denke oft und gern an Traduttore-Traditore und
die anknüpfenden Gespräche. Herzlichst
Hanns Winter
[Ingeborg Bachmann]
Wann fährst Du?
Und wann kommst Du wieder?
[Paul Celan]
Sicheldünen, ungezählt.
Weiß,
was sich uns regt,
ohne Gewicht, was wir tauschen.
Weiß und Leicht: Laß es wandern.
Die Stirnen.
Wir rollen mit ihnen dorthin.
Stirnengestade.
Brief Nr. 45 - Brief Nr. 47 59
Schläfst du jetzt?
Schlaf.
Meermühle geht,
eishell und ungehört,
in unsern Augen.
R h e in u fe r
(S ch u ttk a h n II)
Köln, Am H of
Herzzeit, es stehn
die Geträumten für
die Mitternachtsziffer.
/
6o Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Ihr Dome.
Ihr Dome ungesehn,
ihr Wasser unbelauscht,
ihr Uhren tief in uns.
25. X. 57.
Heute ist Poststreik, heute kann es keinen Brief von Dir geben.
In einer französischen Zeitung lese ich die Maxime: »II est in
digne des grands cœurs de répandre le trouble qu’ils ressentent.«
Brief Nr. 47 - Brief Nr. 50
In Mundhöhe, fühlbar:
Finstergewächs.
Beides gilt:
Berührt und Unberührt. '
Beides spricht mit der Schuld von der Liebe,
beides will da sein und sterben.)
INGEBORG
Paul,
vor zehn Tagen ist Dein erster Brief gekommen. Seither will ich
jeden Tag antworten und versäume es über dem stundenlangen
verzweifelten Sprechen mit Dir.
Welche Abkürzungen muß ich in dem Brief jetzt nehmen! Wirst
Du mich trotzdem verstehen? Wirst Du auch die Augenblicke
dazudenken, in denen ich nur die Gedichte vor Augen habe, oder
nur Dein Gesicht, oder Nous deux encore?!
Um Rat fragen kann ich niemand, das weißt Du.
Ich bin Dir dankbar, daß Du Deiner Frau alles gesagt hast, denn
es ihr »ersparen«, hieße doch, schuldiger werden, auch sie verrin
gern. Weil sie ist, wie sie ist, und weil Du sie liebst. Aber ahnst Du,
was ihre Hinnahme und ihr Verstehen für mich bedeuten? Und für
Dich? Du darfst sie und Euer Kind nicht verlassen. Du wirst mir
antworten, das sei schon geschehen, sie sei auch schon verlassen.
Aber bitte, verlasse sie nicht. Muß ich es begründen?
Wenn ich an sie und das Kind denken muß - und ich werde
immer daran denken müssen - werde ich Dich nicht umarmen
können. Weiter weiß ich nichts. Die Ergänzung* sagst Du, muß
heißen »Ins Leben«. Das gilt für die Geträumten. Aber sind wir
nur die Geträumten? Und hat eine Ergänzung nicht immer statt
gehabt, und sind wir nicht schon verzweifelt im Leben, auch jetzt,
wo wir meinen, es käme auf einen Schritt an, hinaus, hinüber, mit
einander?
Brief Nr. 51 - Brief Nr. 52 63
Dienstag: ich weiß schon wieder nicht weiter. Bis vier Uhr früh
war ich wach und wollte mich zwingen, weiterzuschreiben, aber
ich konnte den Brief nicht mehr anrühren. Liebster Paul. Wenn Du
Ende November kommen könntest! Ich wünsche es mir. Darf ich?
Wir müssen uns jetzt sehen.
In einem Brief an die Prinzessin mußte ich gestern, um nicht
auszuweichen, ein paar Worte über Dich schreiben, »herzliche«.
Früher fiel mir das, trotz allem, leichter, weil ich so glücklich war,
Deinen Namen aussprechen oder schreiben zu können. Jetzt mei
ne ich fast, Dich um Verzeihung bitten zu müssen, wenn ich Dei
nen Namen nicht für mich behalte.
Aber wir wissen schon, wie es uns, unter den anderen, weiter
ergehen wird. N ur wird es uns nicht mehr einschränken.
Als ich nach Donaueschingen kam vor einer Woche, hatte ich
plötzlich den Wunsch, alles zu sagen, alles sagen zu müssen, wie
Du es mußtest in Paris. Aber Du mußtest, und ich durfte es nicht
einmal, ich bin ja frei und in dieser Freiheit verloren. Weißt Du,
was ich damit meine? Doch das ist nur ein Gedanke aus einer
langen Gedankenkette, einer Fesselung.
Du hast mir gesagt, Du seist auf immer versöhnt mit mir, das
vergesse ich Dir nie. Muß ich jetzt denken, daß ich Dich wieder
unglücklich mache, wieder die Zerstörung bringe, für sie und
Dich, Dich und mich? Daß man so verdammt sein sollte, kann
ich nicht begreifen.
Paul, ich schicke den Brief so weg, mein Verlangen war, viel
genauer zu sein. -
Ich wollte Dir noch sagen in Köln, Dich bitten, die »Lieder auf
der Flucht« noch einmal zu lesen, in jenem Winter vor zwei Jahren
bin ich am Ende gewesen und habe die Verwerfung angenommen.
Ich habe nicht mehr gehofft, freigesprochen zu werden. Zu wel
chem Ende?
Ingeborg
Dienstag abend:
Ich habe heute morgen geschrieben: wir müssen uns jetzt sehen.
Das ist die Ungenauigkeit, die ich schon fühlte und die Du mir
noch nachsehen sollst. Denn ich kann nicht abgehen von dem
Wort: Du darfst sie und Euer Kind nicht verlassen.
64 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Vieles überspringend:
Ich werde nach München kommen, Ende November, gegen den
26ten.
Ins Übersprungene zurück:
Ich weiß ja nicht, was all das bedeutet, weiß nicht, wie ichs
nennen soll, Bestimmung, vielleicht, Schicksal und Auftrag, N a
mensuche hat keinen Sinn, ich weiß, daß es so ist, für immer.
Auch mir gehts wie Dir: daß ich Deinen Namen aussprechen
und aufschreiben darf, ohne mit dem Schauer zu hadern, der mich
dabei überkommt - für mich ists, trotz allem, Beglückung.
Du weißt auch: Du warst, als ich Dir begegnete, beides für mich:
das Sinnliche und das Geistige. Das kann nie auseinandertreten,
Ingeborg.
Denk an >In Ägyptens Sooft ichs lese, seh ich Dich in dieses G e
dicht treten: Du bist der Lebensgrund, auch deshalb, weil Du die
Rechtfertigung meines Sprechens bist und bleibst. (Darauf habe
ich wohl auch damals in Hamburg angespielt, ohne recht zu ah
nen, wie wahr ich sprach.)
Aber das allein, das Sprechen, ists ja gar nicht, ich wollte ja auch
stumm sein mit Dir.
P.S.
Seltsamerweise mußte ich, auf dem Weg in die Nationalbibliothek,
die Frankfurter Zeitung kaufen. Und auf das Gedicht stoßen, das
Du mir zusammen mit der Gestundeten Zeit schicktest, auf einem
Papierstreifen geschrieben, mit der Hand. Ich hatte es immer für
mich ausgelegt, und nun kommts wieder auf mich zu - in welchem
Zusammenhang!
1. X. 57.
Verzeih, Ingeborg, verzeih die dumme Nachschrift von gestern -
ich will vielleicht nie wieder so denken und sprechen.
Ach, ich bin so ungerecht gegen Dich gewesen, all diese Jahre,
und die Nachschrift war wohl ein Rückfall, der meiner Ratlosig
keit zu Hilfe kommen wollte.
Ist >Köln, Am Hof< nicht ein schönes Gedicht? Hollerer, dem
ichs neulich für die Akzente gab (durfte ich das?) meinte, es sei
eines meiner schönsten. Durch Dich, Ingeborg, durch Dich. Wäre
es je gekommen, wenn Du nicht von den >Geträumten< gesprochen
hättest. Ein Wort von Dir - und ich kann leben. Und daß ich jetzt
wieder Deine Stimme im Ohr hab!
66 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Eine kurze Nachricht, Ingeborg, mit der ich vielleicht Deiner Ant
wort zuvorkomme: heute kam ein Brief aus Tübingen, man schlägt
mir die erste Dezemberwoche vor, ich werde annehmen. Die Reise
geht dann wohl zunächst über Frankfurt, wo ich bei Fischer das
Honorar für eine kleine Übersetzung, an der ich jetzt arbeite, ab
holen will, am 29. oder 30. kann ich in München sein. Ich kann ein
paar Tage bleiben, drei oder vier, sag, ob D u s noch willst.
Gisèle weiß, daß ich zu Dir fahren will, sie ist so tapfer!
Ich werde nicht Weggehen, nein.
Und wenn Du nicht willst, daß ich von Zeit zu Zeit zu Dir kom
me, so will ich auch das versuchen. Eines mußt Du mir aber verspre
chen: mir zu schreiben, mir Nachricht zu geben, einmal im Monat.
Ich habe Dir gestern drei Bücher geschickt, für die neue Woh
nung. (Es ist so ungerecht, daß ich so viele Bücher habe und Du so
wenige.) Die Geschichten des Rabbi Nachman kenne ich gar nicht,
aber es war ein wirkliches Buch, es mußte Dir gehören, und au
ßerdem liebe ich Buber.
Kanntest Du die englische Anthologie? Vielleicht hatte ich es
schon, als Du in Paris warst - später gings mir jedenfalls verloren.
Dann, im Zug, im auseinanderfahrenden, schlug ich eine engl.
Anthologie auf, die ich in Wuppertal geschenkt bekommen hatte,
und las ein Gedicht wieder, das ich früher sehr geliebt hatte: To His
Coy Mistress. Ich habs dann in den ersten Tagen nach meiner
Rückkehr zu übersetzen versucht, es war schwer, aber schließlich
wars da, bis auf ein paar Zeilen, die ich noch ins Lot bringen muß -
dann bekommst Du’s. Lies auch die anderen Gedichte von Mar-
vell, neben Donne ist er wohl der größte. Und auch die anderen,
sie verdienend alle.
am 7. November 1957.
Darf ich Dir zwei Übersetzungen schicken, vor ein paar Tagen
entstanden, auf die Aufforderung meiner Wuppertaler Gastgebe
rin (Frau Klee-Palyi) hin, die bei Limes eine französische Antho
logie herausgibt?
Es ist nicht viel, ich weiß, aber ein paar Augenblicke werden
Deine Augen darauf ruhen.
Gestern mußte ich, da ja in ein paar Tagen übersiedelt werden
. soll, in allerlei alten Papieren kramen. Dabei stieß ich auf einen
Taschenkalender aus dem Jahre 1950. Unter dem 14. Oktober fand
ich die Eintragung: Ingeborg. Es ist der Tag, an dem Du nach Paris
kamst. Am 14. Oktober 1957 sind wir in Köln gewesen, Ingeborg.
Ihr Uhren tief in uns.
Paul
Donnerstag
Diese Woche ist zu arg, und ich fürchte fast, daß mein Brief nicht
mehr fertig wird, eh sie um ist. Ich bin ganz erschöpft vor Arbeit,
Paul, verzeih mir, es ist wirklich so. Ich zittere vor Schwäche, aber
Anfang nächster Woche wird es besser! Einen Brief an Dich kann
ich nicht in zehn Minuten schreiben!
Hab Dank für alles, - Du weißt.
Ingeborg
Bis zum 1. XII. werde ich doch noch in dieser Pension sein.
Brief Nr. 56 - Brief Nr. 58 69
29 ^ rue de Montevideo
ab 20. XI.: 78 rue de Longchamp, Paris 16e
am 9. November 1957.
Ingeborg, Liebe!
Ein Brief, auch heute, ich kanns nicht lassen, obwohl ich mir sage,
daß ich mit all dem nur Verwirrung stifte, daß ich von Dingen rede,
die Du vielleicht nicht angesprochen wissen wolltest. Verzeih.
Vorgestern bin ich bei der Prinzessin gewesen, es war (wie bei
meinem ersten Besuch) gleich von Dir die Rede, ich war froh,
befreiten Herzens Deinen Namen nennen zu dürfen, die Prinzes
sin sprach immer von >Ingeborg<, und schließlich sagte auch ich:
Ingeborg.
Du hast, wenn ich sie richtig verstanden habe, ein »Stück« (»une
pièce«) geschrieben: darf ichs lesen, kannst D u’s mir schicken?
Und dann, in meinem Überschwang, tat ich etwas, das vielleicht
weit über das hinausgriff, was ich hätte tun dürfen: die Prinzessin
sprach von den deutschen Beiträgen für das Frühjahrsheft von
B.O., und da kam mir (nicht ganz unvermittelt, ich muß es geste
hen) der Gedanke, ihr den Vorschlag zu machen, daß wir beide,
Du und ich, die Auswahl der Texte treffen. Das war recht vorlaut,
verzeih, Du kannst ja, wie vermutlich bisher, diese Auswahl selbst
treffen, wozu brauchst Du eigentlich mich dabei? Sei nicht böse,
Ingeborg, was hier so laut wurde, war ja nur dieses Zu-Dir-Wol
len, das plötzlich (oder auch nicht ganz so plötzlich) eine Chance
wahrzunehmen glaubte, im Unanfechtbaren, und sich diese Chan
ce, wenigstens diese, nicht rauben lassen wollte.
Die Prinzessin war einverstanden, ich hatte sie ja überrumpelt,
aber die Entscheidung liegt bei Dir, wenn Du’s nicht willst, soll
alles wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.
Botteghe Oscure: das verspricht ein wenig Dunkel und Verbor
genheit - dürfen wir uns hier nicht die Hand reichen und ein paar
Worte tauschen?
Morgen ziehst Du in Deine neue Wohnung: darf ich bald kom
men und mit Dir eine Lampe suchen gehen?
Paul
70 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Paul, ich bin noch nicht in der neuen Wohnung - bis zum 1. D e
zember muß ich noch warten. Die Vermieterin rief gestern an und
sagte, es sei schon ein Brief für mich dort, ein erster, aus »Monte
video«. Jetzt eben kam er und war von Dir; der Pariser Stempel
zeigte nur mehr ein deutliches Montevideo.
Ich müßte auf so viele Briefe antworten, danken, für die herr
lichen Bücher danken, und ich tu’s, indem ich Deinen Brief von
heute gleich beantworte, ja!?
(Trotzdem: es ist immer gut, wenn Du kommst, Ende Novem
ber, oder Anfang Dezember, nach Tübingen!) Bis vor Weihnachten
bleibe ich ohne Unterbrechung in München. Ich kann nicht weg
fahren, weil ich zuviel Arbeit habe und die neue mir noch zu neu
ist.
Die pièce, von der die Prinzessin sprach, ist die englische Über
setzung von »Zikaden«. Aber Du kennst dieses Hörspiel viel
leicht.
Es wird sehr gut sein, wenn Du ihr hilfst; ich schrecke ja immer
etwas davor zurück, solche Entscheidungen zu treffen, aber dies
mal, im Frühjahr, war sie ohne Hilfe, und mir lag daran, Klaus zu
B.O. zu bringen und darüber hinaus ein paar gute Namen zu
nennen. Daß ich, von allem abgesehen, die Prinzessin herzlich
verehre, wirst Du verstehen, wenn Du sie besser kennenlernst.
Ich bin nur froh darüber, daß Du sie beraten willst.
»Allerseelen« ist ein wunderbares Gedicht. Und »Köln, Am
Hof« ... Du mußt wieder schreiben, wie Du mußt. Ich habe Dir
noch nicht gesagt, daß ich in den letzten zwei drei Jahren manch
mal Angst hatte um Deine Gedichte. Jetzt ist sie mir genommen.
Über vieles andre sprechen wir in drei Wochen miteinander - ich
bin zu ratlos allein.
Ich rede manchmal zu Dir nach Paris, als wärst Du allein dort,
und oft verstumme ich, wenn ich Dich wahrhabe mit allem dort,
mich wahrhabe mit allem hier. Dann aber werden wir Klarheit und
keine Verwirrungen mehr stiften - und die Lampe suchen gehen!
Ingeborg
I
Brief Nr. 59 - Brief Nr. 61 7i
Paul, Lieber,
ich habe Dir geschrieben, daß mir jede Zeit recht sei. Und jetzt
muß ich Dich doch bitten, nicht im November zu kommen.
Bitte komm nach Tübingen, also nach dem 4. Dezember. Ich
werde dann freier sein.
Es ist Samstag abend, ich komme kaum aus dem Haus und
versuche, mit einer Arbeit nach der anderen fertig zu werden, aber
es geht nur so langsam. Eine Viertelstunde war ich im Englischen
Garten, um Luft zu schöpfen, dort gibt es kleine Gewässer, die
mich an den Wiener Stadtpark denken lassen und an die Brücke,
auf der wir gestanden sind, verzaubert.
Ingeborg
72 Ingeb/örg Bachmann - Paul Celan
Donnerstag
Vor sieben Jahren haben wir zum letzten Mal Deinen Geburtstag
miteinander gefeiert. Töricht und traurig.
Jetzt aber setze ich mich eine Weile zu D ir und gebe Dir Küsse
auf die Augen.
Bis zuletzt wollte ich Dir etwas schicken nach Paris, und dann
fühlte ich doch, daß ich unmöglich dorthin Dir etwas schicken
kann. Du müßtest es verbergen oder wieder weh tun.
Ich habe Dir hier Dein Geschenk bereit gelegt, und Du suchst es
bei mir, wenn Du kommst. (Unsre letzten Briefe haben sich ge
kreuzt - daß sie das wieder, oder überhaupt zum ersten Mal, tun
können!) Ich denke an Dich, Paul, und denk Du an mich!
Ingeborg
2. Dezember
Wann kommst Du, lieber Paul? Schick mir aus Tübingen ein Tele
gramm, damit ich Dich abholen kann. (In die Franz Josephstraße
9a, München 13)
Jetzt sind es nur mehr wenige Tage...
Ingeborg
Brief Nr. 62 - Brief Nr. 67 73
Donnerstag
Übermorgen, Samstag, bin ich in München - bei Dir, Ingeborg.
Kannst Du zur Bahn kommen? Mein Zug ist um 1207 in Mün
chen. Wenn Du nicht kommen kannst, so will ich eine halbe Stun
de später vor Deinem Haus in der Franz-Josephstr. auf und ab
gehen.
Morgen bin ich in Tübingen (Adresse: Hotel Lamm oder Osian-
dersche Buchhandlung).
Für Ingeborg
f. D.
über den Gedichten »Nachts ist dein Leib«, »Erinnerung an Frankreich«,
»Nachtstrahl«, »Die Jahre von dir zu mir«, »Lob der Ferne«, »Das ganze
Leben«, »Corona«, »Auf Reisen«, »In Ägypten«, »Brandmal«, »Wersein
Herz«, »Kristall«, »Nachts, wenn das Pendel«, »So schlafe«, »So bist du
denn geworden«, »Die feste Burg«, »Der Tauben weißeste«, »Aus Herzen
und Hirnen«, »Landschaft«, »Stille!«, »Wasser und Feuer« und »Zähle die
Mandeln«.
u. f. D.
über dem Gedicht »Sie kämmt ihr Haar«.
74 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
München, Am H of
Ingeborg
Schreib mir eine Zeile nach Paris, ich bin Mittwoch dort.
In Frankfurt, es war acht Uhr, habe ich gleich bei Frau Kasch
nitz angerufen - es meldete sich niemand. Ich wills morgen früh
wieder versuchen.
Ich muß Dich wiedersehn, Ingeborg, ich liebe Dich ja.
Paul
Mittwoch
Paul, Lieber,
ich habe nur dieses zerknitterte Papier im Hotel, alles andre ist in
der Franz Josephstraße bei dem Leuchter. Heute nachmittag habe
ich dort Deinen Brief abgeholt. Das ist eine merkwürdige und
schöne Geschichte, die jetzt zu uns gehört. Warum sollte ich böse
sein? N ur dieser Frau schreiben werde ich nicht, verzeih, ich kann
nichts mehr von Belang hinzufügen. (Und das Schreiben an andre
macht mir Mühe.)
Am Abend, Montagabend, bin ich noch, mit dem schwarzen
Penny in der Hand, zu Piper gegangen, und alles ging gut; ich
konnte auch gleich in ein Hotel übersiedeln - hier (es heißt Blaues
Haus) bleibe ich bis Freitag früh.
Das Telefon ist heute geändert worden; die Nummer, die bleibt,
ist·. 337519. Die andre kannst Du ausstreichen.
Jeder Tag ist jetzt voll Nachhall. Aber Du darfst meinetwegen
jetzt Gisèle nicht versäumen. Nicht aus Pflicht, sondern aus der
Befreiung. Wem werden wir alles danken können?
Ingeborg
PAUL
Paris, Donnerstag
Ich bin vorgestern bei Frau Kaschnitz gewesen, ich habe ihr Dei
nen Brief gegeben und Deine Rosen, es waren rote, dunkel, sieben.
Und ebensoviele, ebensolche von mir. Sie hat sie zusammengetan.
Brief Nr. 70 - Brief Nr. 73 77
Sag mir, ob wir uns nach Bremen (26. Jänner) in Köln Wieder
sehen wollen, lang.
Ingeborg, Ingeborg.
Ich bin so erfüllt von Dir.
Und weiß auch, endlich, wie Deine Gedichte sind.
Sag mir etwas zu der Geschichte im Zug nach Frankfurt.
Montag abend
Paul, Deine Rosen waren da, als ich einzog, so fehlt fast nichts
mehr, nur die Tinte für diesen Brief. Dann kam das Geld, und ich
bin doch sehr froh darüber wegen Weihnachten und dem Anfang
hier. Ich dank Dir!
Jetzt gerade kam das Gedicht; Du hast es an dem 13., am Freitag
geschrieben, als ich zum Leuchter zog (denn solang dauerte es
noch).
Ich bin müde und glücklich in der Wohnung, muß sehr viel
arbeiten, aber es verdrießt mich nicht mehr.
Ingeborg
P.S.
Ich werde morgen wegen Enzensberger an die Redaktion der B.O.
schreiben; die Prinzessin kann ja selbst nichts tun, ich würde sie
auch nicht damit belasten. Nimm Enzensberger dazu, wenn noch
Platz ist, aber ich denke, es wird schon zuviel sein.
Mittwoch früh fahre ich heim.
Paul
Brief Nr. 73 - Brief Nr. 77 79
Lieber Paul,
ich habe eben an Günter Eich und H. Heissenbüttel geschrieben
für B.O., weil mir die Prinzessin heute schreibt, daß sie bis zum
1 5 .1. die Manuskripte braucht. (Falls Du es auch schon getan hast,
macht es nichts.) Aber bitte: an wen noch?!
Hier ist es so kalt. Und die ganze Arbeit drängt sich in diese
Tage.
Ingeborg
Botteghe Oscure:
Günter Eich und Holthusen haben der Prinzessin noch nichts
geschickt - Kannst Du sie um Beiträge bitten, oder soll ich es
tun? Du mußt mir diese Frage sofort beantworten, die Prinzessin
will die Texte bis zum 15. Januar.
Beiträge geschickt haben mir bisher nur N elly Sachs, Hollerer,
Enzensberger. Keine Antwort von K. L. Schneider (Heym-Nach-
laß) und Heißenbüttel. Ich schreibe beiden noch einmal.
Weißt Du sonst jemand?
Soll ich Dir Abschriften der eingesandten Beiträge schicken -
wohin?
Bitte antworte schnell.
am 3. Januar 1957.
Ein paar Zeilen nur, Ingeborg, um Deinen Botteghe-Brief zu be
antworten, vielmehr um die Antworten zu ergänzen, die mein
gestriger Brief an Dich enthielt.
Brief Nr. 78 - Brief Nr. 80 81
Du sagst also Günter Eich und Holthusen, daß sie etwas schicken
sollen - ja? Am besten eine Kopie an mich, der Korrektur wegen.
6 .1.58.
Mein Lieber,
jetzt müssen wir auf einmal Briefe über fremde Manuskripte tau
schen. Aber ich nehme es heiter,-denn seit wir überhaupt wieder
schreiben können, ist mir alles recht.
Ich habe an Eich geschrieben, er hat nichts. Holthusen wahr
scheinlich auch nichts, er wird mich aber noch anrufen. Von Heis-
82 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
senbüttel habe ich auch noch keine Antwort. Vergiß Jens nicht und
eventuell Grass. Dann genügt es wohl.* Ich spreche am 11. Jänner
noch mit Klaus in Wien - vielleicht kann man noch einmal etwas
von ihm bringen. Was meinst Du? Schreib mir bitte darüber einen
Brief an seine Adresse nach Wien, denn ich muß schon Freitag hier
weg, und lese am Samstag nachmittag um 17 h; ich schreibe Dir das
so genau, weil ich so sehr möchte, daß Du an mich denkst und mir
die Furcht nimmst. -
Der Heym-Nachlaß wäre natürlich sehr wichtig.
Bitte schick mir keine Abschriften, ich bin doch mit allem ein
verstanden, und wir haben uns doch über die Namen geeinigt.
Ich werde jetzt noch an Martin Walser schreiben, den ich schät
ze, und es wäre gut, etwas mehr Prosa dabei zu haben.
Auf den Kalender freue ich mich schon, er ist aber noch nicht
angekommen.
Ich hebe mir den Dank für Deine Gedichte noch auf, weil es
nicht in diesen Brief paßt, der rasch weg muß!
Ingeborg
Eine Hand
Lieber,
eben kam wieder ein Brief von Dir. Und mir fiel ein, dass ich noch
in Expressbriefen Ernst Schnabel und Walser fragen könnte. Ich
habe es eben getan, denn sonst haben wir gar keine Prosa. Ich halte
Schroers nicht für ganz richtig, aus sachlichen Gründen, da müss
ten doch einige andre noch eher drankommen. Aber wenn Du es
trotzdem willst schon diesmal...
Ich habe keine Gedichte, sondern vielleicht eine Prosa, aber das
ist noch nicht sicher, denn ich habe derart viel zu tun, dass ich nicht
aus und ein weiss.
Du musst der Prinzessin unbedingt etwas geben, denn du bist ja
nicht der Herausgeber, sondern vor allen andren aufgefordert wor
den, und das Sammeln der andren Beiträge ist doch eine Gefällig
keit und Freundlichkeit ihr gegenüber. Deine Bedenken halte ich
daher für unrichtig.
Ich schreibe jetzt noch an Eugene Walter und sage ihm, was er
ungefähr zu erwarten hat.
Nach dem 15. können wir wieder normale Briefe schreiben,
Gott lob.
Ingeborg
Samstag
Du liest jetzt
Ich denk an Deine Stimme.
Nani und Klaus sind froh über uns und haben mir die schönste
und aufrichtigste Freundschaft bewiesen - in all den problemati
schen Stunden. Eh ich fahre, wink ich Dir. Sei mir gut!
Ingeborg
Samstag
18 - 1-58
Der Proust ist angekommen. Wie schön!! (Aber Du verwöhnst
mich so!)
An dem Abend, an dem [Du] mich noch einmal anriefst, musste
ich immerzu denken, daß Du mich gefragt hast: Soll ich kommen?
Du weißt nicht, was es für mich bedeutet, so gefragt zu werden.
Ich hab plötzlich weinen müssen, nur deswegen, weil es das für
mich gibt und weil ich es nie gehabt habe.
Fahr gut, freu Dich und laß Dich von nichts Kleinlichem, das es
immer gibt, stören in der Freude. Ich werde noch nachdenken
über den Ort und schreibe Dir nach Bremen. Diesmal beschütz
ich Dich!
Ingeborg
Dienstag
Ich fahre übermorgen, Ingeborg, bleibe dann bis Samstag früh in
Köln, ich will Dich Freitag gegen zehn Uhr vormittags anrufen.
A uf jeden Fall telegraphiere ich Dir aus Bremen (bzw. Ham
burg), wenn ich alles hinter mir habe.
Ob es nicht am einfachsten wäre, wenn ich nach München kom
me?
Entschuldige die Eile (und das häßliche Papier)
Paul
Brief Nr. 84 - Brief Nr. 89 85
Denk doch darüber nach, ob wir uns nicht irgendwo auf halbem
Wege treffen sollten. Es gäbe ja Würzburg, Frankfurt, Heidelberg
etc. Oder Freiburg im Breisgau, Basel, Straßburg.
Aber ich kann auch nach München kommen, mit einem der
schnellen Züge.
Meine Adresse in Bremen kenne ich nicht; offenbar: Gästehaus
des Senats (oder so ähnlich)
INGEBORG
PAUL
Sonntag abend
Paul,
die Arbeit, die mich so gequält und belastet hat, ist zu Ende. Und
jetzt sollst Du gleich Deinen Brief haben, eh mir die Augen zu
fallen.
Zu dem neuen Goll-Unfall: ich bitte Dich, laß die Geschichten
in Dir zugrunde gehen, dann, meine [ich], gehen sie auch aussen
zugrund. Mir ist oft, als können die Verfolgungen [uns] nur [etwas
anhaben], solang wir bereit sind, uns verfolgen zu lassen.
Die Wahrheit macht doch, daß Du darüber stehst, und so kannst
Du’s auch wegwischen von oben.
86 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
27. 2.1958
P au l E lu a rd
Paul, ich bin nicht nach Berlin gefahren. Gleich nach unserem
Gespräch wurde ich krank (Grippe, Mittelohrentzündung) -
und jetzt geht es endlich etwas besser. Das Klima hier ist so ungut.
Ende dieser Woche darf ich wieder ins Freie. Und am 19. erst fahre
ich nach Berlin. Ich wollt’ es Dir nur endlich sagen, aber mach Dir
keine Sorgen!
Schreib mir ein Wort von Dir. Nur ob alles gut geht, ob Du
arbeitest, mein Lieber.
Ingeborg
Dienstag, 4. März 1958
Brief Nr. 93 - Brief Nr. 96 89
PAUL
Für Ingeborg -
Paul
Paul, ich bin dann doch weiter nach Neapel gefahren, wegen dem
»Aufenthalt« für später in München, und so werde ich hier sein bis
zum Sommerende. Aber ich bin traurig und entfernt von allem, wo
ich auch bin. Ich fange an zu arbeiten und will an nichts andres als
die Arbeit denken, nicht aufsehn. Manchmal glaube ich daß der
Krieg kommen wird; alle Nachrichten und Äusserungen lassen das
Böse und den Irrsinn hervorblicken wie nie zuvor. Was werden wir
noch tun können? Sag. Ich denke verzweifelt an Dich und dann
wieder an Dich an dem Nachmittag auf der Ile St. Louis, das war,
als wären wir im Gleichgewicht, im Regen, und es hätte uns kein
Taxi mehr fortbringen müssen.
Ich bin froh, daß Gisèle und das Kind um Dich sind und Du um
die beiden, - ein Schutz, so weit es Schutz gibt hier.
Und wir - ach Paul, Du weißt ja, und ich weiß nur jetzt kein
Wort dafür, in dem es ganz stünde, was uns hält.
Ingeborg
Paul, Lieber.
Einer dieser toten Sonntage. Ich blättre wieder im Mandelstamm
und lese die letzten Jessenin-Gedichte wieder. » ... du singst kein
Blatt vom Zweig.« Ich schreibe trotzdem und bin ängstlich froh
darüber, es geht langsam, noch ist nichts entschieden und fertig.
Und sonst ist nichts. Gleichgültigkeit fast in dieser Einsamkeit.
Ein Tag wie der andere. Keine Menschen. Hans arbeitet nebenan,
ab und zu gehen wir ins Kino am Wochenende wie alle Leute hier.
Es ist ein ganz gutes Leben, man bedarf so wenig, wenn man
begriffen hat. Es wird sowieso nur eine Atempause sein, eine die
ser wenigen, die man uns zugesteht. Und die »Lösung« gibt es
wohl nicht, die ich gesucht habe und vielleicht wieder einmal ver
sucht sein werde, zu suchen. Man hütet sich, Fragen zu stellen, bei
soviel offenbarer Sinnlosigkeit. Welche Instanz wüßtest Du? Daß
ich darum auch niemand drum bitten kann, Dich zu beschützen -
das fällt mir auch ein. Daß ich nur meine Arme habe, um sie um
Dich zu legen, wenn Du da bist, nur wenige Worte, um Dir etwas
zu sagen, ein Blatt Papier, um Dir meinen Namen nach Paris zu
schicken. Ach, Paul.
Ingeborg
Brief Nr. io i - Brief Nr. 103 93
/07 Inge borg Bachmann an Paul Celan, Zürich, 20. //. /9^#
Feldeggstraße 21
bei Honegger
Zürich / Schweiz
Tel: 34 97 03 20. November 1958
Paul,
Dein Geburtstag ist nah. Ich kann die Post nicht bewegen, auf Tag
und Stunde genau zu sein, aber Dich und mich wieder.
Es ist so still hier. Eine halbe Stunde ist seit dem ersten Satz
vergangen, und der vergangene Herbst drängt sich in diesen
Herbst.
Ingeborg
Ingeborg
November 1958
Für Ingeborg -
Paul
Paris, 24. XI. 1958.
98 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
am 1. Dezember 1958.
Liebe Ingeborg,
eine Bitte: sag mir, ob Du der Prinzessin geschrieben hast bzw. die
Höhe der einzelnen Honorare genannt hast. Die Honorare sind
nämlich bis heute nicht überwiesen worden. Mir ist das mehr als
unangenehm. Aber ich möchte, ehe ich nach Rom schreibe, doch
noch Näheres von Dir wissen.
Alles Gute!
Paul
Feldeggstraße 21
Zürich, den 2. Dezember 1958
Lieber Paul,
ich habe der Prinzessin geschrieben; allerdings hatte ich zuvor
noch einen Brief aus Rom bekommen, in dem ein für mich schwer
verständlicher Satz steht: » ... I am waiting for a hit (?) with what I
should pay for the last issue with Germans. I long to get this in
order...« Und ich habe besonders wegen N elly Sachs geschrieben,
hoffe auch, bald Antwort von ihr zu bekommen und zu erfahren,
was für eine Art von Schwierigkeit, wenn da eine ist, es gibt.
Hab Dank für »Das trunkene Schiff« und die Gedichte von
Klaus!
(Ich denke, ich schreibe jetzt auch noch einmal an Eugene Wal
ter, es ist nicht zu verstehen, was diesmal passiert ist.)
Es fällt mir noch schwer, von hier, von dem Neuen aus, heraus
zugehen, mit Briefen und Dingen, an alles zu denken, manchmal
bin ich sehr müde, und Du nimmst Dich auch verstummt aus, ich
versuche, es zu verstehen, möchte die Schwierigkeiten, wie manch
mal im vergangenen Jahr, sich in Gesprächen auflösen sehen.
Ingeborg
Brief Nr. i io - Brief Nr. 113 99
2. XII. 58.
Liebe Ingeborg,
ich schicke Dir die Abschrift eines Berichts über meine Bonner
Lesung. (Der Brief stammt von einem Studenten.) Sag mir, bitte,
was Du denkst.
Paul
»... Andere waren der Ansicht, dass Ihre Titelansagen viel von
der Komik Heinz Erhardts gehabt hätten. (Ich bin mit dieser
Meinung nicht einverstanden.) Vor allem fie l man aber über Ihr
Pathos an der Hosiannah-Stelle her. Eine unfaire Kritik kam
mir nach der Lesung in Form einer Karikatur zu Gesicht. Dar
au f stand in gebückter Haltung ein gefesselter Sklave, der
schnaubend gegen seine Ketten aufbegehrte. Unter der Zeich
nung stand (und hier beginnt die Gemeinheit): Hosiannah dem
Sohne Davids!«
10. XII. 58
Paul,
ich denke über Deine Frage und diesen Brief nach, kann nicht alles
aufschreiben, was ich denke, nur vom Ende her etwas sagen. Ich
glaube, daß es keine Antwort darauf gibt, für Dich, von Dir, auf
diesen Bericht; er gehört in den Papierkorb. Wir wissen ja, daß es
tliese Leute gibt, in Deutschland und anderswo, und es würde uns
auch wundern, wenn sie plötzlich alle verschwunden wären. - Es
ist vielmehr die Frage, ob man, wenn man in einem Saal von Men-
I OO Ingeborg Bachmann - Paul Celan
sehen, die man sich nicht aussuchen kann, hineingeht, bereit ist,
trotzdem für die zu lesen, die zuhören wollen und sich der anderen
schämen. Es ist, praktisch, nur von da aus etwas zu tun, zu ent
scheiden.
Wie das Böse aus der Welt zu schaffen ist, weiß ich nicht, und ob
man es nur erdulden soll, auch nicht. Aber Du bist da und hast
Deine Wirkung und die Gedichte wirken für sich und beschützen
Dich mit - das ist die Antwort und ein Gegengewicht in der Welt.
23. Dezember:
Weihnachten ist so nah, ich muß mich beeilen. Heute morgen ist
das Päckchen von Euch gekommen; ich werde es morgen unter
den Christbaum legen, erst dann öffnen. Vorige Woche habe ich
eines an Euch geschickt und hoffe auch sehr, daß es gut und recht
zeitig ankommt. Kurz nach Neujahr werde ich für ein paar Tage zu
meinen Eltern fahren, einiges ist zu besprechen. Mein Bruder will
sein nächstes Praktikum in Israel machen. Er ist ganz allein auf den
Gedanken gekommen, und aus einem und keinem Grund zugleich
freut mich das.
Ich werde morgen an Euch denken. An Eric, der den Abend
wirklich machen wird. Uns fällt das ja schwer.
In Liebe.
Ingeborg
P.S. Die Prinzessin hat geschrieben; sie hat an N elly Sachs 100
Dollar geschickt, Heym bezahlt und schickt nun an die anderen
auch Schecks. Bitte sag mir noch, ob Du schon etwas bekommen
hast! Ich werde jedenfalls, ohne Deine Antwort abzuwarten, dar
über noch ein Wort an sie schreiben, damit alles in Ordnung
kommt, ich tu es, weil sie mich ersucht, sie an alles zu erinnern,
es ist also nur natürlich.
I.
Brief Nr. 113 - Brief Nr. 116 101
Ingeborg
Für Ingeborg -
Paul
am 2. Februar 1959.
Ingeborg, ich sage mir, daß Dein angekündigter Brief nur deshalb
nicht kommt, weil es Dir schwer fällt, ihn zu schreiben, d. h. weil
ich es Dir mit meinem Redeschwall am Telephon noch schwerer
gemacht hab, als es ohnehin schon war. Schreib also bitte nur ein
paar Zeilen, ich weiß ja, daß Du weißt, worum es mir, auch in
dieser üblen Bonner Sache, geht.
Ich fahre erst im März nach Deutschland - wenn Du glaubst,
daß ich irgend etwas für Dich tun kann, so will ich gern irgend
wohin kommen, um mit Dir zu sprechen, nach Straßburg viel
leicht oder nach Basel. Oder willst Du lieber nach Paris kommen?
Alles Gute, Ingeborg!
Paul
1 02 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Paul, der Brief ist nur nicht gleich geschrieben worden, weil ich
hier ein paar schwere Tage hatte, mit Aufregungen, und nun die
Grippe dazu, nicht schlimm, aber ich fühle mich zu nichts imstan
de, kann nicht arbeiten, und es ging gerade so gut vorher. Jetzt
wieder: Leerlauf Zweifel, Niedergeschlagenheit.
Ich möchte Dich unbedingt sehen und überlege nur, ob Basel
oder Straßburg richtig sind, diesmal, das erste Mal nach dieser
Veränderung für mich. Ob wir uns nicht in Zürich treffen sollten?
Der Grund ist, daß für Max alles leichter wäre, wenn es eine Be
gegnung zwischen Dir und ihm gäbe; er hat mich gebeten, schon
vor längerer Zeit, ihn nicht auszuschließen. Ich weiß nicht, ob ich
es gut erkläre - er weiß, was Du mir bedeutest und wird es immer
richtig finden, daß wir uns treffen, in Basel, oder Paris oder sonst
wo, aber ich sollte ihm nicht das Gefühl geben, daß ich Dir mit ihm
ausweiche oder ihm mit Dir.
Sag mir, wie D u’s empfindest! Ich könnte mir denken, daß es
nicht leicht ist für Dich, vielleicht auch schwierig sein wird, einen
Kontakt zu finden, aber wahrnehmen könnte man einander doch.
Und Du mußt gewiß nicht fürchten, daß wir nicht genug Zeit
füreinander haben werden in Zürich.
Ich habe jetzt mit Max noch nicht über unseren Wunsch nach
dem Wiedersehen gesprochen, weil ich zuerst Deine Antwort ken
nen möchte.
Bitte, Paul, davon abgesehen, weil ich noch etwas zu dem Anruf
sagen möchte, - Du machst es mir nur dann schwer, wenn Du zu
vermuten anfängst, daß ich etwas falsch verstehen könnte. Du
sollst doch zu mir sagen, was immer zu sagen ist, das Unüberlegte,
das Überlegte, es ist gleich vor mir, immer recht und immer gleich.
Der Blok ist wunderschön, mühelos wild und ein Ausbruch im
Deutschen, der staunen macht. Ich bin ganz glücklich damit, es ist
so sehr ein Ganzes!
Jetzt kommen bald Deine Gedichte, wieder aus unserer Zeit.
(Vergiß nicht, Dich um den Umschlag zu kümmern, es gibt so
leicht unliebsame Überraschungen.)
Ich denke so sehr, so viel an Dich! Ingeborg
Brief Nr. 1 1 7 - Brief Nr. 120 I0 3
Correspondenz-Karte.
An
jfräulein
Jngeborg B ach m an n
in Z ü r ic h
Feldeggstraße 38
bei ftoncgger
Nur ein kleiner Aufsatz, der in ein Musikbuch kommt; und weil es
noch eine Weile dauern wird, bis ich Dir die Versuche, die augen
blicklichen zeigen kann!
Ingeborg
18.2.59.
Ingeborg,
ich habe Dir vor ein paar Tagen eine alte Wiener Ansichtskarte
geschickt, sie war, wie ich jetzt sehe, nicht ganz richtig adressiert -
hoffentlich hat sie Dich erreicht. (Ich hatte sie bei einem Bouqui
nisten gefunden, auf den Quais, fast an der gleichen Stelle, an der
mir vor über einem Jahr das Gedicht eingefallen war.)
Ich will gerne nach Zürich kommen, Ingeborg, vielleicht gehts
im Mai. Aber vielleicht kommt Ihr vorher schon hier vorbei?
Ich übersetze Mandelstamm, im Herbst soll der Band erschei
nen, bei Fischer.
104 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Es war schön, Deine Stimme zu hören, ich bin immer froh, wenn
sie aus dem weissen Kasten kommt, der auf meinem Schreibtisch
steht. In vierzehn Tagen übersiedeln wir in eine andere Wohnung
am See, nah von Zürich - es ist so schwer, etwas zu finden in der
Stadt. Ich denke, dass wir kaum am 1. Mai von hier und nach Rom
gehen können, weil ich mit dem Buch fertig sein müsste vor der
Abreise, und ich werde wohl nicht fertig werden.
Es ist so mühsam, alles so zweifelhaft, diese vielen Sätze und
Seiten; allein dass man nicht alles aus dem Aug verliert, scheint mir
jetzt schon eine Leistung zu sein.
Ich würde ja gerne eher nach Paris kommen, aber mir geht es
wie Dir, ich kann mich im Augenblick nicht bewegen, der Umzug
steht schon wieder vor der Tür, und Du musst ein wenig Geduld
haben, bitte. Zur Char-Übersetzung schreibe ich noch, ich habe sie
noch nicht ganz gelesen, man kann es auch fast nur stückweis tun.
Von Weigel habe ich nichts gehört, auch der Verlag scheint keine
Anfrage bekommen zu haben. Ich weiss daher nicht, worum ich
Dich bitten soll. Ich möchte ja, wenn es irgend geht und ich gefragt
werden sollte, nein sagen, nach diesen Anpöbelungen, fürchte aber
andrerseits auch, noch mehr heraufzubeschwören, die mich sinn
los aufregen und denen man doch nicht begegnen kann. Ich bin
ratlos. Vielleicht entscheidest Du es vorläufig für Dich.
io6 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
FürIngeborg
INGEBORG
Paul,
Dienstag oder Mittwoch also, wie Du willst und kannst! Ich kom
me Dich abholen. Du schreibst mir noch die Ankunftszeit oder
telegrafierst, bitte!
Und jetzt warte ich. Ingeborg
Den 14. April 1959
15.4.59.
Liebe Ingeborg,
verzeih, ich werde nun doch nicht schon nächste Woche kommen,
sondern erst übernächste, ich muß nämlich - es ist seit langem
versprochen - nach England zu einer alten Tante, die es mir kaum
io8 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
verzeihn wird, wenn ich sie, wie schon einmal, im Stich lasse. Bitte,
sei nicht enttäuscht darüber, ich komme, wenn’s auch für Euch
geht, Ende April und bleibe zwei oder drei Tage.
Dein
Paul
2 0 -4 -5 9
Lieber Paul,
es ist uns genau so lieb nächste Woche, das möchte ich Dir rasch
sagen! Komm, wann es für Dich am besten geht. Wir haben nichts
vor, arbeiten und wünschen uns gutes Wetter für die Tage mit Dir.
Aber komm trotzdem bald.
Ingeborg
Liebster Paul,
wie gut war es, dass Ihr nicht gekommen seid! An dem Donners
tag, an dem Ihr kommen wolltet, ging es Max plötzlich schlechter,
und am Freitag, also vor 10 Tagen, wurde er ins Spital gebracht. Er
wird jetzt zum Teil künstlich ernährt, fühlt sich ganz schwach,
dürfte eigentlich nicht einmal mich sehen, - aber wir haben trotz
dem Hoffnung, dass die gute Behandlung in etwa drei Wochen
ihm soweit geholfen haben wird, dass er abreisen kann, nach
Chianciano, in ein italienisches Leberbad, das beste oder eines
der besten.
Mir geht es auch nicht gut, wohl auch weil ich so gar nichts tun
kann, so überflüssig bin; auch arbeiten kann ich nicht, obwohl ich
noch nie soviel Zeit dafür gehabt habe. Wir sind nun aus diesen
und noch einigen andren Gründen übereingekommen, dass ich in
etwa vierzehn Tagen vorausfahre, nach Rom, mir dort in der Cam-
pagna, wo es billiger ist, eine kleine Sommerwohnung suche, und
ich kann von dort aus in zwei Stunden in Chianciano sein und Max
besuchen.
Paul, was machen wir nun? Wie und wann könnten wir uns
sehen? Mir fällt im Augenblick, in dieser Öde, die sich in mir fort
setzt, so wenig ein. Wie lange bleibt Ihr in Krimml? Selbst wenn Ihr
vor dem 15. Juni oder um den 15. Juni kämt, könnte es zu einem
Gespräch, einem wie Du es Dir wünschst und wie Max es sich
wünscht, kaum kommen, er hat Besuchsverbot, in dem Zimmer
gibt es an der Tür ein Fenster, durch das man sprechen kann, das ist
zu trostlos, und er ist immer so erschöpft, wird es noch lange
bleiben, dass ich meine, wir sollten damit lieber bis zum Herbst
warten, bis er innerlich und äusserlich wieder hergestellt ist.
So bliebe die Möglichkeit eines Wiedersehens für uns, aber ich
muss wirklich am 15. oder 16., vielleicht sogar schon am 14. Juni
fahren. Ich habe die Landkarte angesehen, hoffte, dass Euer Ort
näher sei, aber es ist sehr weit. Weisst Du einen Rat? Sag Gisèle
und Eric viel Liebes von mir.
Brief Nr. 132 - Brief Nr. 134 III
Ach, Paul, ich bin ganz erfroren, von dem Wettersturz draussen
und noch einigem.
Ingeborg
,
T33 Ingeborg Bachmann an Paul Celan Rom, 9. 7 . 1959
Liebster Paul,
hab Dank für das Telegramm! Und verzeih, dass ich erst heute
schreibe und nur so wenig schreiben kann. Ich kann mich nicht
verständlich machen vor Ode und Erschöpfung, und es geht schon
seit Wochen so. Max hätte kommen sollen, jetzt, in ein Sanatorium
hier, ein Leberbad bei Rom, aber nun muss er doch nach Deutsch
land zuerst, nach Bad Mergentheim. Ich bekam heute einen Brief
von ihm, er schreibt, Du seist in Zürich gewesen und hättest ver
sucht, ihn in Uetikon zu erreichen; er war aber in Thalwil bei
Freunden, um die Tage zwischen dem Krankenhaus und dem Sa
natorium zu überbrücken. Im August kommt Max hierher, und so
bleibe ich hier bis zum 20. September, dann muss ich, um ein wenig
Geld zu verdienen, eine Flugreise machen und etwas darüber
schreiben, ich sollte überhaupt arbeiten, kann aber nicht, es zer
bricht mir alles. Paul, wir werden einmal reden. Es ist so schwer
jetzt, hab Geduld mit mir.
Ingeborg
,
134 Paul Celan an Ingeborg Bachmann, Sils-Baselgia 15. 7 . 1959
nicht honoriert hat. Grass, den ich in Zürich getroffen habe, hat
sein Honorar jedenfalls bis heute nicht erhalten. Für mich ist da
mit eine äusserst unangenehme Lage entstanden, ich habe ja H o
norare in Aussicht gestellt.
Mehrere Briefe an den wirklich unmöglichen Eugene Walter,
darunter auch ein rekommandierter, sind unbeantwortet geblie
ben. Ist das bloss Nachlässigkeit, oder ist es, wie ich leider an
nehmen muss, etwas anderes? Bitte hilf mir aus dieser unangeneh
men Situation heraus, bitte verschaff mir Klarheit.
Wir bleiben bis zum 24. hier, dann fahren wir, nicht zuletzt um
uns von soviel Ferien zu erholen, nach Paris zurück.
Auch mir gehts nicht immer gut.
Alles Liebe
Dein
Paul
ein wenig anders: erlaub mir, Dir zu sagen, daß in mir etwas sehr
zu mir Gehörendes dagegen ist und Dich deshalb, nämlich weil
ichs so garnicht von mir abzulösen weiß, bittet, Dir das Ganze
noch einmal zu überlegen; kannst Du’s nicht, so weißt Du, daß ich
mich dann mit den Gedanken in die Geschwindigkeiten droben
setz und Dich wieder gut heimbring.
Wir fahren in wenigen Tagen nach Paris zurück - bitte schreib
dorthin! Schreib oft!
Dein
Paul
13 5 .1 Beilage
wirklich Elefanten gibt und wie es in der Südsee aussieht, und sein
kopfschüttelnder Vater wird nachsichtig sein, wenn ich verspre
che, nie wieder hinzugehen.
Paul, da die Reise Ende Oktober in London endet, könnte ich über
Paris zurückfahren. Ich hoffe es. Dann könnten wir uns doch bald
sehen.
Heute hat mich Herr Neske angerufen, wegen des Beitrags für die
Heidegger-Festschrift, und ich muss Dich dazu etwas fragen, denn
es gehört für mich zum Kompromiss. Bitte, wenn Du kannst, gib
mir eine kurze Antwort darauf - ich weiss nicht, was ich tun soll.
Ich habe doch vor Jahren eine kritische Heidegger-Arbeit ge
schrieben, und obwohl ich dieser obligatorischen Fleissübung kei
nen Wert beimesse, habe ich doch meine Einstellung Heidegger
gegenüber nie geändert, seine politische Verfehlung bleibt für
mich indiskutabel, ich sehe auch, nach wie vor, die Einbruchsstelle
dafür in seinem Denken, in seinem Werk, und zugleich weiss ich
auch, weil ich sein Werk wirklich kenne, um die Bedeutung und
den Rang dieses Werks, dem ich nie anders als kritisch gegenüber
stehen werde. - Hinzu kommt noch, dass ich gerne, wenn nun
endlich die deutsche Wittgenstein-Ausgabe gemacht wird, die
Einleitung machen würde - und wenn ich sie nicht machen sollte,
so wird es sein, weil ich fürchte, dass meine Fähigkeiten nicht
hinreichen, aber es wäre ein aufrichtiges Bedürfnis.
Ich weiss ja schon seit langer Zeit, dass ich einen Beitrag zu der
I;cstschrift geben soll, ich wollte es auch, freute mich, als ich hörte,
dass Heidegger meine Gedichte kennt, aber das uneingestandene
Zögern seit Monaten ist nun ein eingestandenes. (Wenn ich Neske
absage, so werde ich es ohne Erklärung tun, denn ich möchte kein
liberflüssiges Gerede, auch keine Kränkung, ich möchte mich nur
vor mir selber richtig verhalten und Dich fragen. Und ich möchte
vor allem Dich nicht irre machen, Deiner Zusage wegen, denn es
j^ibt kein schematisch richtiges Verhalten; wir würden uns ja jeder
1 ,ebendigkeit berauben.)
Ich schreibe bald wieder. Ich denke viel an Dich.
Deine
Ingeborg
118 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
U nd dann Dein Flug, Ingeborg: Flieg bitte, wenn Du’s nicht lassen
kannst. Kannst D u’s aber lassen, so flieg nicht. Letzten Endes ist
I )eine »Freiheit«, so oder auch anders darüber zu schreiben, nur
ein kleines Raffinement der an Deinem Flug beteiligten Reklame-
Idee. Denn dass Du fliegst, gerade Du: das, Ingeborg, genügt den
I,euten. (Du nennst es Arbeit; denk bitte an den Mehrwert und
bedenk dabei, dass das Gedicht, das Du schreibst, dazu beisteuert.)
120 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
kein Vertrauen mehr habe, in der ich mich nicht mehr ausdrücken
will. - Leb wohl, lieber Paul.
Ingeborg
am 7. September 1959.
Ingeborg, ich bin froh, daß Du nicht fliegst.
Jetzt, da Du endgültig abgesagt hast, darf ich Dir auch sagen, daß
es vor allem das Unheimliche, das diese Nachricht für mich hatte,
war, das mich all die (sekundären) Argumente finden ließ.
Ich bin wirklich froh, daß Du nicht fliegst.
Frankfurt: sag nicht ab, bitte, es wird ganz bestimmt gut gehen.
Die Heidegger-Festschrift: Neske ist, daran zweifle ich auch
nicht eine Sekunde lang, ein unsauberer Mensch. Nach meinen
Erfahrungen mit der Schallplatte und nachdem ich außerdem auch
ungefragt auf seiner Liste stehe, muß ich mir u. a. auch sagen, daß
in der Festschrift, wenn sie gedruckt vorliegt, dieser oder jener
vorher nicht erwähnte Name dabei sein könnte (Friedrich Georg
Jünger ist auch nicht gerade einer der schönsten...), in dessen
Nachbarschaft ich mich auf keinen Fall begeben darf... Ich habe
also nur gesagt, ich hoffte, er, Neske, würde mich, wenn er zu
Heideggers 75. Geburtstag wieder eine Festschrift publiziert,
rechtzeitig verständigen...
(Ich bin auch, weiß Gott, kein »Hirte des Seins« ...)
Ich schicke Dir das erste Drittel der Jeune Parque, Ingeborg. Es
ist die Rundschau-Korrektur - der leserlichste Text, den ich im
Augenblick besitze. Bitte gib ihn mir, wenn Du ihn gelesen hast,
zurück; Anfang Oktober habe ich es wohl zu einer Reinschrift des
Ganzen gebracht - jetzt wollen meine Gedanken so gar nicht dort
hin -, dann bekommst Du sie.
Der Mandelstamm wird bald da sein, aber ich habe damit schon
so schlechte Erfahrungen gemacht, daß ich mir nicht viel von
seinem Buch-Dasein verspreche. (Ich bin übrigens auch sonst wie
der im Finstern.)
12 2 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
22· 9- 59-
Eine Bitte, Ingeborg: kannst Du mir die Jeune Parque zurück
schicken? Ich sehe nämlich, daß ich die Korrekturen im MS nicht
nachgetragen habe..
Wie geht es Dir? Gut, hoff ich, gut.
Paul
Kirchgasse 3 3
Zürich, 2 8 - 9 - 5 9
Paul,
verzeih, daß ich noch nicht antwortete. Ich übersiedle in diesen
Tagen nach Zürich, in eine kleine Arbeitswohnung, die uns zufäl
lig zugefallen ist. Max bleibt in Uetikon, auch ich bleibe ja, aber
wir kamen nie zur Arbeit in solcher Nähe. Es ist ein ruhig gefaßter
Entschluß, er ändert nichts. /
Ich habe mir zur »Jungen Parze« ein paar Anmerkungen ge
macht; darf ich sie Dir sagen?
3. Seite, Zeile 16:
Brief Nr. 140 - Brief Nr. 143
Ich komme nicht nach Wuppertal (ich glaube, ich habe auch keine
Hinladung bekommen).
Ich weiß nicht, was ich sagen soll zu Deiner Lektor-Stelle; es tut
mir weh, daß Du es tun mußt, aber vielleicht ist es gut wenigstens
für die Zeit des erwarteten Stummseins, als Tätigkeit. Schreib mir,
ob die Arbeit erträglich ist und sich in Grenzen hält.
Leb wohl, Paul.
Ingeborg
17. X. 59.
Liebe Ingeborg,
die beiliegende Besprechung kam heute früh - bitte lies sie und sag
mir, was Du denkst.
Paul
124 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Kirchgasse 33
Zürich, Montag. /9. N ovem ber 1959/
Lieber Paul,
ich war kurz in Deutschland und bin mit einer schlimmen Kopf
grippe heimgekommen, die mich gehindert hat, gleich zu antwor
ten. Und jetzt hindert mich etwas anderes, so zu antworten, wie
ich es sonst getan habe, denn alles ist davon überschattet, daß ich
126 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
von dem Brief weiß, den Max an Dich geschrieben hat, von meinen
Ängsten und meiner Ratlosigkeit deswegen. Ich hätte verhindern
können, daß der Brief abgeht, aber ich glaube noch immer, nicht
das Recht dazu gehabt zu haben, und muß eben diese kommenden
Tage durchstehen in Ungewißheit.
Ich möchte zurückfinden zu dem Ausgangspunkt und Dir mei
ne - von all dem unabhängige - Antwort geben, aber sie entgleitet
mir fast, nicht weil mir Selbständigkeit fehlt, sondern weil mir das
erste Problem überschwemmt wird von dem neuen.
Hat Blöcker Dir, in irgendeiner Form, geantwortet und was?
Daß er manchmal aufs Geratewohl und aufs Leichtfertigste belei
digen kann in seinen Kritiken weiß ich, seit mir das auch wider
fahren ist von ihm nach meinem zweiten Gedichtband. Ob es
diesmal einen anderen Grund hat, ob Antisemitismus der Grund
ist? - nach Deinem Brief dachte ich es auch, sicher bin ich nicht,
frage darum nach seiner Antwort. - Laß mich noch einmal wo
anders anfangen: Paul, ich fürchte oft, daß Du überhaupt nicht
wahrnimmst, wie sehr Deine Gedichte bewundert werden, wie
groß ihre Wirkung ist, ja, daß nur Deines Ruhmes wegen (laß mich
das Wort dies eine Mal verwenden und weis es nicht ab) immer
wieder der Versuch gemacht werden wird, ihn zu schmälern, auf
jede Weise, und es gibt zuletzt noch den motivlosen Angriff - als
wäre das Ungewöhnliche nicht zu ertragen, nicht duldbar. Ich
möchte Dich am liebsten anrufen, wegen allem zusammen, und
schrecke diesmal vor dem Telefon zurück, weil man nur so kurz
sprechen kann und ich nicht weiß, wie ich Dich antreffe.
Ich bin am 25. u. 26. November in Frankfurt, dann nochmals
14 Tage darauf, im Dezember, der Vorlesungen wegen.
Wenn wir uns doch sehen könnten! Wenn Du nie nach Frank
furt kommst im Winter, will ich versuchen, nach Paris zu fahren.
Lieber Paul, zu wenig von dem, was mich bewegt, steht hier
aufgeschrieben. Wenn Dein Gefühl es ergänzen könnte, bis ich
Dich wiederseh!
Deine
Ingeborg
\
Brief Nr. 144 - Brief Nr. 145 127
den nächsten Monaten - lange nicht. Die gleiche Bitte richte ich,
über Dich, auch an Max Frisch. Und, bitte, versetzt mich nicht in
die Lage, Euch Eure Briefe zurückzuschicken!
Ich lasse, obgleich noch manches mir vor Augen tritt, diesen
Brief nicht länger werden.
Ich muss an meine Mutter denken.
Ich muss an Gisèle und das Kind denken.
Ich wünsche Dir von Fierzen alles Gute, Ingeborg! Leb wohl!
Paul
17. X I . -59
Ich bin in Sorge um Dich, Ingeborg -
Aber Du mußt mich verstehn: mein Notschrei - Du hörst ihn
nicht, bist nicht bei D ir (wo ich Dich vermute), bist ... in der
Literatur.
Und Max Frisch, der sich diesen »Fall« - der ja ein Schrei ist! -
literarisch interessant macht...
Schreib also, bitte, oder schick mir - telegraphisch - Deine
Telephonnummer in der Kirchgasse.
(Ruf bitte nicht an: wir haben Besuch: Rolf Schroers...)
Paul
Mittwoch mittag,
eben kam Dein Expressbrief, Paul, gottlob. Atmen ist wieder mög
lich. Gestern versuchte ich in meiner Verzweiflung an Gisèle zu
schreiben, der Brief liegt unbeendet da, ich möchte sie nicht ver-
stören, aber durch Dich jetzt inständig um ein schwesterliches
Gefühl bitten, eines, das Dir meine Not übersetzen kann, den
Brief Nr. 145 - Brief Nr. 149 129
INGEBORG
INGEBORG
Montag,
20 - 12 - 59
Lieber Paul,
ich habe so lange gezögert jetzt und nur die Geburtstagswünsche
geschickt. Ich hoffte, es würde mir einfallen oder etwas zu Hilfe
kommen, was ich Dir sagen kann, damit uns allen geholfen ist,
denn nicht nur Du und ich sind betroffen, und ich hoffte auch, daß
Klaus Dir noch ein Bild von den Schwierigkeiten hier geben wird,
besser als ich es in einem Brief vermag. Ich habe Klaus gestern
abend eine Stunde lang gesehen, sprechen konnten wir nur wenig,
im Lautsprecherlärm eines Cafés zwischen zwei Zügen, und erst
nachher ist alles wieder über mich hereingebrochen, Fragen, Fra
gen, und mir ist, als wüßte ich nicht mehr als zuvor, trotz der
lieben großen Bemühung von Klaus. - Paul, ich muß darum noch
sehr direkt einiges sagen, damit keine Undeutlichkeit ist und
nichts in der Schwebe bleibt. Den Rat, den ich am Telefon nicht
wußte - Du erinnerst Dich? Ich muß etwas vorausschicken; es
beginnt damit, daß Du den Brief von Max keiner Antwort für wert
befunden hast und daß die Beleidigung, durch die verletzende A b
sage in dem Brief an mich, für ihn weiter besteht, auch nachdem
Du und ich ein erlösendes Wort gefunden haben füreinander. Dies
kann für ihn nicht gelten, denn sein Brief war vor allem die U r
sache, ja es verschlimmert nur die Gedanken, auch mir gegenüber,
weil es aussieht, als läge mir nur an Dir, an Deiner Not, an unserer
Beziehung. Damals, nach Deinem ersten Brief und dem Unheil,
das er zwischen Max und mir angerichtet hat, als ich fürchten
Brief Nr. 1 5 0- Brief Nr. 151
mußte für alles, konnte ich nur eins erreichen, - daß darüber ge
schwiegen wird (und es wurde noch mehr, ein lastendes Schweigen
zwischen uns). Und kürzlich erzählte mir Hildesheimer auf der
Durchreise, daß Max Dir »suspekt« sei, ich war allein zugegen und
habe Max nichts davon gesagt, aber der Bericht hat mich entsetzt,
ich kann dann nicht begreifen, was Du von mir erwartest, wie
dieses schweigende Hinnehmen, die Beschämung, vereinbar sein
soll mit der geringsten Forderung, die ein Mensch, mit dem wir
leben, an uns stellen darf. Ich war so irre manchmal, daß ich weg
zugehen wünschte, hier für immer, und Dich nicht wiederzusehen
wünschte, deswegen, und weil ich nur beides halten oder beides
verlieren zu können meinte und nun die Unmöglichkeit sah. Aber
es gibt die Möglichkeit, muß sie geben, nur einer allein kann sie
nicht schaffen. Ich glaube, daß Du Max schreiben mußt, wie auch
immer, aber von der Deutlichkeit, die Klarheit schafft. Und ich
weiß, was ihm unerträglich ist - zu denken, daß, was zwischen
Euch ist, von mir ausgetragen werden soll.
Paul, ich ahne, welch schlimme Zeit Du durchlebt hast, aber ob
Du ahnst, was hier geschehen ist - oft zweifle ich. Ich konnte auch
Klaus nicht alles sagen, es war nicht möglich.
Dazu diese Lasten, Frankfurt, Tag- und Nachtarbeit seit Wo
chen, zwei Haushalte ohne Hilfe, es könnte nicht ärger alles Zu
sammenkommen, und man wundert sich manchmal, daß man
nicht einfach umfällt. Es geht auch so nicht weiter, sowie das
Semester zu Ende ist, wollen wir fort, aufs Land, in die Süd
schweiz oder nach Oberitalien, für ganz, - wenn nur bis dahin
alles durchzustehen gelingt.
Jetzt noch Weihnachten. Ich fahre nicht nach Kärnten, muß
durcharbeiten, es wird kein Fest sein. - Ich habe heut Nachmittag
Gisèle geschrieben, - mach Du es ihr nie zu schwer, seid glücklich,
und es gibt Eric, ich denke oft an ihn und daß er ja da ist.
Ingeborg
Ingeborg Bachmann - Paul Celan
28 - 12 - 59
Lieber Paul,
habt Dank, Du und Gisèle, nochmals für den Anruf am Weih
nachtsabend, ich konnte nicht viel sagen, und mein Französisch
war ganz durcheinander, aber es war gut, auch so. Und jetzt wollen
wir ruhiger werden, alle, und bis zu dem Wiedersehen jenes G e
spräch ruhen lassen.
Ich schreibe hie und da, oder ich schicke Dir, sowie ein Stück für
das Buch fertig ist, ein Manuskript, - das möchte ich schon lange
Dir zeigen, aber ich bin mit dem Verbessern jetzt nicht weiter
gekommen.
Meinen Dank nochmals - und sag ihn auch Gisèle.
Ingeborg
Dienstag Nacht
Lieber Paul,
von Rolf Schroers erfuhr ich von der Bremer Affaire, und da ich
ihn jetzt anrufen musste, weil ich ohne Adressen und im Zweifel
über die »Anrede« war, erfuhr ich auch noch, dass Du grosse
Sorgen hast, deswegen. Paul, bitte darf ich Dich beruhigen, ob
wohl ich die Gedanken verstehe, die Dir gekommen sind; denn
leider ist es so, dass wohl kaum einer der Preisträger imstande
wäre, das Geld aufzubringen und zurückzugeben, und es ist nie
mand damit geholfen, ich kann keinen Sinn darin sehen, wenn
ausgerechnet dieser Senat den Vorteil von der Demonstration
hat. Hingegen ist mir, Deiner Gedanken wegen, ein anderer G e
danke gekommen. Ich glaube, so vielleicht hätte die Demonstra
tion einen Sinn: Könnten wir nicht versuchen, Du und ich und die
anderen, soviel Geld zusammenzulegen, unsren Kräften entspre
chend, dass wir es Günter Grass geben können, als Preis - damit
wäre das Urteil der Ju ry bekräftigt und dem Senat die wirksamste
Lehre erteilt. Ich weiss nicht, vielleicht ist der Gedanke sehr tö-
Brief Nr. 1 5 2 - Brief Nr. 153.1 133
rieht; sag mir, was Du meinst! Aber ich möchte gern, dass, wenn
etwas geschehen soll, etwas geschieht, das sinnvoll ist.
Ich lege Dir einen Durchschlag von meinem Brief an den Senat
bei, damit Du weisst, was ich geschrieben habe.
Und sorge Dich nicht zu sehr!
Ingeborg
15 3 .1 Beilage
Ingeborg Bachmann
Kirchgasse 33 / Zürich den 29. Dezember 1959
am 3. Jänner i960.
Alles Gute, Ingeborg!
Ich habe Euch den Mandelstamm geschickt, gestern, Euch beiden.
Von Hildesheimer kam ein guter Brief, ich habe das Klärende
mit Hellem beantwortet, tu das bitte auch.
Dein Paul
(Dem Bremer Senat habe ich am 30. Dez. ein Brieftelegramm ge
schickt.)
1. Feber i960
Das ist die erste Geschichte. Ich kann nichts dazu sagen, nur hof
fen ...
Grüsse!
Deine
Ingeborg
Feber i960
Zürich
Lieber Paul,
nach allem, was geschehen ist, glaube ich, daß es für uns kein
Weiter mehr gibt. Es ist mir nicht mehr möglich.
Es fällt mir sehr schwer, das zu sagen.
Ich wünsche Dir alles Gute.
Ingeborg
/Poincare 39-63/
Paris, am 19. Mai i960.
Ich schreibe Dir, Ingeborg.
Weisst Du noch, was ich Dir gesagt habe, als ich Dich zujn
letztenmal sah, vor zwei Jahren, in Paris, im Taxi, vor Deiner A b
reise?
Ich weiss es noch, Ingeborg.
»Verabenteuere Dich nicht, Ingeborg« - das habe ich Dir gesagt.
Du hast Dich verabenteuert, - dass Du es nicht einmal weisst,
ist... der Beweis dafür.
Allen jenen, die mich nur allzu gerne verleumden, glaubst Du
aufs Wort; mich fragst Du nicht einmal. Alles über mich Zusam
mengelogene hat für Dich Evidenz. Mich selbst willst Du nicht
wahrnehmen, nicht wahrhaben, nicht fragen.
Ingeborg, wo bist Du? - Da kommt so ein Blöcker daher,
kommt ein Gräberschänder, ich schreibe Dir, in der Verzweiflung,
und Du hast kein Wort und keine Silbe für mich übrig, du fährst zu
Literatentagungen. (Und wenn es um irgendwelche Literaturprei
se geht, schreibst Du »Dienstag nachts«.)
Und eines Tages - ich zähle Dir nicht noch einmal alles auf -
bekomme ich einen Brief, in dem Du mir »nach allem Geschehe
nen« die Freundschaft aufsagst...
Schämst Du Dich nicht, Ingeborg?
Brief Nr. 158 - Brief Nr. 161 l 37
Und - bitte Frage jetzt nicht, ehe Du mir antwortest oder nicht
antwortest, andere um Rat - Frage Dich selbst.
Paul
Für Ingeborg,
am 30. Mai i960.
Paul
Lieber Paul,
hab Dank für die »Junge Parze«. Es ist eine Freude, sie so schön
gedruckt zu sehen - ein wenig Lohn auch für die unbelohnbare,
wunderbare Arbeit, die Du getan hast.
Ich hoffe, Ihr seid mit guten Gefühlen heimgekommen und lebt
i 38 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Uetikon am See
Haus zum Langenbaum
10 - 7 - i960
Hab Dank, lieber Paul, für das herrliche Buch! Der Geburtstag
war schön, aber man erlernt Älterwerden nicht ohne Schaudern,
weil so viele Grenzen gezogen werden.
Ihr seid vielleicht schon auf dem Land. Es soll Euch sehr gut
ergehen!
Ingeborg
2 8 -8 -6 0
Lieber Paul,
jetzt sind die halbfertigen Briefe doch zum Teil schon überholt.
Diese zwei letzten Wochen mit Familie, Sorgen und Wegen wegen
Bobbie und dann noch Deine beängstigenden Nachrichten - es
war viel. Am Telefon sagte ich Dir schon, ich habe keine Nachricht
aus Stockholm, vergass aber zu sagen, daß ich eine frühe Karte von
N elly Sachs spät bekommen habe, wo sie eine andere Adresse
angibt, c.o. Frl. Hella APPELTOFFT, HJALMAR SÖDERBERGS-
VÄGEN i 6 c, STOCKHOLM, aber womöglich gilt diese Adresse
Brief Nr. 161 - Brief Nr. 164 139
auch nicht mehr, sehr wahrscheinlich nicht mehr. Ich weiß mir
auch keinen Rat. Wir fahren nun am Mittwoch früh weg, - bitte,
wenn Du irgendwelche Nachrichten für mich hast, schreib mir so,
daß ich um den September ungefähr in Madrid, poste restante,
den Brief bekomme! Und vom 10. Oktober an bin ich wieder in
Uetikon.
Ja, und die Entgegnung von Klaus: Paul, ich muß Dir sagen,
muß es leider auch Klaus schreiben, daß ich sie nicht gut finde, daß
sie mir, in dieser Form, nur schädlich erscheint. Ich weiß nichts
Besseres vorzuschlagen, als Dr. Hirsch zu bitten, die Formulie
rung zu übernehmen. Die Fakten gehen in diesem Manuskript
unter und kommen nicht zur Wirkung, und der Ton scheint mir
auch verfehlt.
Von Marie Luise von Kaschnitz, auch von Dr. Hirsch, habe ich
nichts gehört, aber ich wüßte gerne, wie sie sich dazu äußern.
Lebt wohl, Du, Gisèle, Eric, - ein gutes Sommerende wünsche
ich Euch, und Max läßt vielmals grüßen!
Deine
Ingeborg
Madrid, 1 1 - 9 - 6 0
Liebe Gisèle, lieber Paul,
wir sind zu früh hierhergekommen, weil uns der Süden und die
Wärme locken, fahren morgen weiter und grüßen Euch!
Ingeborg
Wenn man nur soviel erleben könnte, wie man auf einer solchen
Fahrt erlebt!
Herzlich Ihr Frisch
140 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Für Ingeborg,
Paul
Paris, am 29. Oktober i960.
Ich bin nur wenige Tage in Rom gewesen, um Max den Anfang
zu erleichtern, das Nötige herzurichten. Jetzt muß ich noch 4 Wo
chen hierbleiben, mich abschließen, arbeiten, das geht nur hier und
es geht nicht anders. Bitte schreib mir, wann Du kommst, damit ich
Dich abholen kann. Nicht telefonieren, weil ich das Telefon ab
gestellt habe! Und wo willst Du wohnen? Ich möchte sagen hier,
kann’s nur nicht, weil dieses Mietshaus so schweizerisch ist.
Ich werde auf dem Bahnhof stehen -
Deine
Ingeborg
DEINE INGEBORG
Lieber Paul
zum Geburtstag
an mehreren Novembertagen
Deine
Ingeborg
142 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Es muß etwas geschehen Ich kann nicht länger warten Ruf bitte an
P.
DEINE INGEBORG
5 - 11 - 60
Lieber Paul,
Dr. Weber hat die Grippe, die Verabredung verschiebt sich noch
mals um eine Woche. Für Kurt Hirschfeld habe ich die Unterlagen
beschafft, das Wichtigste, damit er dem Herausgeber das mitschik-
ken kann. Er wird schreiben. In der »Tat« ist noch nichts erschie
nen, aber es mag eine Verzögerung sein - oder ich habe andere
Exemplare gekauft. Mittwoch früh muß ich für drei Tage nach
Frankfurt fahren. Ich schreibe dann wieder!
Alles Liebe.
Ingeborg
Paul,
daß das Gute gut bleibt und das andre gut wird!
Ingeborg
Weihnachten i960
Ich fahre schon übermorgen zurück, über Zürich. /Dies noch, zur
Information: Leonhardt hat mir, benebst Weihnachtsgrüßen, den
Abel-Artikel geschickt, die Sache, so drückte er sich aus, müs^e
»durchgestanden« werden, am liebsten, schreibt er, wäre es ihm,
wenn ich selbst antwortete...
Es gibt überall diese Boten: gestern traf ich hier, in Montana,
einen Mann, der mich vor Jahren in Paris besucht hat: Enrique
Beck. Ob ich schon gelesen hätte, was in der letzten Nummer der
»Kultur« (Dezember) über mich geschrieben worden sei.../
Die herzlichsten Grüße und Wünsche!
Paul
3. Jänner 1961
Lieber Paul,.
habt Dank für das Telegramm und Dank für Deinen Brief! Die
Commerce-Hefte sind alle alle genau dafür am 24. hierhergekom
men, durch ein Postwunder, aber immer kann die Post eben keine
Wunder tun. - Einen Brief, den ich Dir vor Tagen geschrieben
Brief Nr. 177 - Brief Nr. 178.1 145
habe, lege ich bei, weil ein paar Dinge drinstehen, die Du wissen
sollst; ich wollte ihn zuerst nicht abschicken, damit Du in den
Ferien verschont bleibst. In der »Kultur« habe ich nachgesehen;
es steht aber nichts darin. Ich denke, daß Dr. Weber Dir in Zürich
raten konnte wegen Leonhardt.
Jetzt dürfte ja bald die Erklärung der Büchner-Preisträger er
scheinen.
Laß Dich nach Rom erst im Frühjahr einladen, denn der Winter
ist nicht schön, man schlottert den ganzen Tag, und ich fühl mich
die ganze Zeit krank oder halbkrank.
Alles Gute, lieber Paul!
Deine
Ingeborg
1/8. i Beilage
Lieber Paul,
jetzt ist von Leonhardt, dem ich ja schrieb, nachdem er den Arti
kel von Abel aufgehalten hatte, eine kurze Nachricht gekommen;
er schreibt, er habe Dir den Artikel geschickt (und das wollte ich
doch auch verhindern, dass Du den je zu sehen bekommst!), denn
offenbar hatte ich ihm zu wenig Anhaltspunkte dafür gegeben,
was er nun vom »journalistischen« Standpunkt! aus machen solle.
Du weisst ja schon, dass Dr. Weber es für unsinnig und schlecht
hielt, dass ich oder jemand, den ich benenne, darauf erwidre, denn
es gibt nichts zu erwidern - Abel muss zuerst einmal richtigstel
len. Leonhardt will offensichtlich vor allem etwas »Journalisti
sches, Interessantes« für sein Blatt, und darauf kann man nicht
eingehen.
Abel selber hat mir nun auch geschrieben, er wirft mir den Text
der »Entgegnung« in der Neuen Rundschau vor, einige der For
mulierungen. Es ginge an, ihn ohne Antwort zu lassen, aber ich
werde ihm wahrscheinlich doch antworten; ich denke, er ist jung,
und ein Wort kann vielleicht helfen, ihn sein Unrecht einsehen zu
machen.
146 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Ich brauche nur noch etwas Zeit, weil ich uns noch einrichten
muss; dieser Beginn hier ist nicht leicht. Hoffentlich ist Montana
gut und tut Euch gut.
Ich bin furchtbar deprimiert.
Deine
Ingeborg
Via Giulia 102
Rom 2 3 - 1 2 - 6 0
Daß es nicht die >Kultur<, sondern >Panorama< ist, habe ich Euch ja
schon geschrieben...
27- 1-6 1
Lieber Paul,
ich lege Dir einen Artikel bei, der in der Studenten-Zeitschrift
NOTIZEN erschienen ist!
Alles Liebe.
Ingeborg
184 Paul Celan an Inge borg Bachmann und Max Frisch, Paris,
2 j . 4 .19 6 1
78, RU E DE LO N GCH AM P X V IC
V IA de N O T A R IS 1 F
RO M A 31-5-61
Lieber Paul,
hab Dank für Deinen Brief. Nun ist ja gottlob das Schlimmste
abgewendet; ich verstehe auch, daß Ihr Euch so entschlossen habt,
I 50 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
aber trotzdem sollt Ihr immer wissen, daß diese Möglichkeit da ist,
daß wir für Euch da sind!
Wir waren eine zeitlang weg, in Griechenland, vorher und nach
her in Wohnungsnöten, die jetzt ihre Lösung gefunden haben, wir
übersiedeln gerade, und die neue Adresse steht auf dem ersten
Blatt.
Vom Fischer-Verlag habe ich einen Claire Goll-Brief bekom
men, man schreibt dazu, Du wüßtest davon. Ich denke, man kann
nur nicht drauf antworten. Oder denkst Du anders darüber? Ich
habe ihn nur noch nicht in [den] Papierkorb geworfen, weil ich
gerne wüßte, ob Du ihm eine Wichtigkeit beimißt. Es war nichts
anderes zu erwarten, - neue niederträchtige Lügen, da ihr die alten
ausgehen.
Wirst Du nach Rom kommen - ? die neue Wohnung hat auch ein
Gastzimmer, das wartet. (Wir haben für zwei Jahre gemietet.)
Leb wohl, mein lieber Paul, grüsse Gisèle, und nehmt viele
Grüsse von Max.
Mit vielen, oft sorgenvollen Gedanken -
Deine
Ingeborg
Für Paul -
Ingeborg
Rom 4 - 6 - 6 1
Brief Nr. 186 - Brief Nr. 190
Für Paul -
Ingeborg
Sommer 1961
Liebe Ingeborg,
es geht mir, zumal nach der Vorwärts-Provokation (die bestimmt
nicht die letzte ist), gar nicht gut. Ich sage mir - und das ist vielleicht
doch kein ganz egoistischer Gedanke -, daß ein Gespräch mit Dir
und Max Frisch helfen könnte, aufklären, aufhellen könnte.
Und so bitte ich Dich und Max Frisch um ein solches Gespräch.
Ich kann leider nicht zu euch kommen - bitte kommt also hier
her, irgendeinmal, morgen oder übermorgen, aber laßt es mich
schon jetzt wissen.
Von Herzen wünsche ich Euch alles Gute!
Paul
1 1.9 .6 1.
Ich sage mir - und sage es jetzt auch Max Frisch -, daß das, was
zwischen uns getreten ist, nur ein Mißverständnis sein kann, ein
schwer zu entwirrendes vielleicht, aber doch nur das.
Laß uns also versuchen, es gemeinsam aus der Welt zu schaffen.
Ich glaube an Gespräche, Ingeborg. Ja, laß uns miteinander spre
chen - ich bitte auch Max Frisch darum.
Alles Liebe!
Paul
Lieber Paul,
vor wenigen Minuten haben wir telefoniert - lass mich aber trotz
dem auf Deinen Brief zuerst die Antwort versuchen. Ich weiss
nicht, ob es Missverständnisse sind, die zwischen uns getreten sind
oder etwas, das einer Aufklärung bedarf. Ich empfinde es anders:
Einbrüche von Schweigen, ein Ausbleiben von den einfachsten
Reaktionen, etwas, das mich hilflos macht, weil ich nur Vermu
tungen anstellen kann, mit denen ich mich verirren muss, und
dann höre ich wieder von Dir, wie jetzt, höre, wie schlecht es
D ir geht, und bleibe so hilflos wie in dem Schweigen und weiss
nicht, wie herausfinden und wie ich jemals wieder lebhaft und
lebendig werden kann Dir gegenüber. Manchmal weiss ich auch
die Gründe sehr deutlich, ein paar Dinge, Vorkommnisse aus der
schlimmen Zeit im vergangenen Jahr, die ich nicht verstehe, auch
heute noch nicht und die ich mich zu vergessen bemühe, weil ich
sie nicht wahrhaben will, weil ich nicht möchte, dass Du sie getan,
gesagt, geschrieben hast. Auch jetzt bin ich wieder erschrocken,
als Du am Telefon mir sagtest, Du hättest Abbitte zu tun für etwas,
ich weiss ja nicht, was Du damit meinst, aber mir ist schon wieder
bang, weniger weil mich wieder etwas bitter machen könnte, als
weil ich spüre, wie mutlos es mich zur Freundschaft macht, in
einer, die hinausgeht über Mitgefühl und die Wünsche, dass sich
alles zum Besseren wenden möge für Dich. Diese Gefühle sind mir
zu wenig und sie müssen es ja auch für Dich sein.
Brief Nr. 190 - Brief Nr. 191 x53
Lieber Paul, das ist nun vielleicht wieder nicht die richtige Zeit,
um einiges zu sagen, was sich schwer sagen lässt, aber es gibt ja die
richtige Zeit nicht, sonst hätte ich es schon einmal über mich
bringen müssen. Ich glaube wirklich, dass das grössere Unglück
in Dir selbst ist. Das Erbärmliche, das von aussen kommt - und Du
brauchst mir nicht zu versichern, dass es wahr ist, denn ich weiss es
ja zu einem grossen Teil - ist zwar vergiftend, aber es ist zu über
stehen, es muss zu überstehen sein. Es kann jetzt nur von Dir
abhängen, ihm richtig zu begegnen, Du siehst ja, dass alle Erklä
rungen, jedes Eintreten, so richtig es auch gewesen sein mag, in Dir
das Unglück nicht verringert hat, wenn ich Dich sprechen höre,
kommt es mir vor, als sei alles wie es vor einem Jahr war, als gelte es
Dir nichts, was dass viele Menschen sich bemüht haben, als gelte
nur das andere, der Schmutz, das Hämische, die Torheit. Du ver
lierst auch Freunde, weil die Menschen fühlen, dass es Dir weniger
gilt, dass auch ihr Widerspruch nicht gilt, wo er ihnen vonnöten
scheint. Der Widerspruch fällt leicht unglücklicher aus als das Ein
verständnis, aber nützlicher ist er manchmal doch, und seis auch
nur, dass man für sich selber danach besser herausfindet, als die
anderen, wo der Fehler liegt. Aber lassen wir die anderen.
Von den vielen Ungerechtigkeiten und Beleidigungen, denen
ich bisher ausgesetzt [war,] sind mir am schlimmsten immer dk
Du mir zugefügt hast - auch weil ich sie nicht mit Verachtung oder
Gleichgültigkeit beantworten kann, weil ich mich nicht schützen
kann dagegen, weil mein Gefühl für Dich immer zu stark bleibt
und mich wehrlos macht. Gewiss handelt es sich für Dich jetzt in
erster Linie um andere Dinge, um Deine Nöte, aber für [mich],
damit es sich um sie handeln kann, in erster Linie um unsere Be
ziehung, damit das andere diskutierbar wird. Du sagst, Du möch
test uns nicht verlieren, und ich übersetze es mir in »Dich nicht
verlieren«, weil diese oberflächliche Beziehung zu Max - ohne
mich hättet Ihr Euch wahrscheinlich nie kennengelernt - oder
mit andren Voraussetzungen, denen ich mehr Chance gebe als
diesen durch mich geschaffenen Voraussetzungen - also sagen
wir doch ehrlich, um einander nicht zu verlieren. Und ich frage
mich eben, wer bin ich für Dich, wer nach soviel Jahren? Ein
Phantom, oder eine Wirklichkeit, die einem Phantom nicht mehr
154 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
entspricht. Denn für mich ist viel geschehen und ich möchte der
sein, der ich bin, heute, und nimmst Du mich heute wahr? Das
eben weiss ich nicht, und das macht mich verzweifelt. Eine Weile,
nach unserem Wiedersehen in Wuppertal habe ich geglaubt an
dieses Heute, ich habe Dich, Du mich bestätigt in einem neuen
Leben, so kam es mir vor, ich habe Dich angenommen, nicht nur
mit Gisèle sondern auch mit neuen Bewegungen, neuen Leiden
und Glücksmöglichkeiten die für Dich nach unserer Zeit gekom
men sind.
Du hast mich einmal gefragt, was ich von der Kritik von Blöcker
halte. Jetzt gratulierst Du mir zu meinem Buch, bzw. Büchern, und
ich weiss nicht, ob da die Blöckerkritik eingeschlossen ist, die än
dern Kritiken alle, oder meinst Du, dass ein Satz gegen Dich mehr
bedeutet als dreissig Sätze gegen mich? Meinst Du es wirklich?
Und meinst Du wirklich dass ein Blatt, das gegen mich hetzt, seit
es besteht, das Forum z.B . daher seine Rechtfertigung bezieht,
dass es sich, zu Deiner Verteidigung herbeilässt? Lieber, ich be
klage mich sonst nie gegenüber jemand, über die Gemeinheiten,
aber mir fallen sie ein, wenn die Leute, die dieser Gemeinheiten
fähig sind, plötzlich sich auf Dich berufen. Du musst mich nicht
missverstehen.
Ich kann alles überstehen durch Gleichmütigkeit, durch einen
gelegentlichen Anfall im schlimmsten Fall. Es fiele mir nicht ein,
mich an jemand zu wenden, um Hilfe, auch nicht an Dich, weil ich
mich stärker fühle.
Ich beklage mich nicht. Ich habe, ohne es zu wissen, gewusst,
dass dieser Weg, den ich einschlagen wollte, eingeschlagen habe,
nicht mit Rosen eingefasst sein würde.
Du sagst, man verleide Dir Deine Uebersetzungen. Lieber Paul,
das war vielleicht das einzige, das ich ein wenig angezweifelt habe,
ich meine nicht Deine Berichte, sondern ihre Auswirkungen, aber
ich glaube Dir jetzt vollkommen, denn ich habe nun die Bösartig
keit der professionellen Uebersetzer auch zu spüren bekommen,
mit deren Einmischung ich auch nicht rechnete. Man macht sich
einen Witz daraus, über meine angeblichen Fehler zu sprechen,
Leute, die was mich nicht kränken würde, schlechter Italienisch
können und andre, die es vielleicht besser können, aber jedenfalls
Brief Nr. 191 : 55
Ich bin oft sehr bitter, wenn ich an Dich denke, und manchmal
verzeihe ich mir nicht, dass ich Dich nicht hasse, für dieses G e
dicht, diese Mordbeschuldigung, die Du geschrieben hast. Hat
Dich je ein Mensch, den Du liebst, des Mordes beschuldigt, ein
Unschuldiger? Ich hasse Dich nicht, das ist das Wahnsinnige, je
doch wenn je etwas gerad und gut werden soll: dann versuch auch
hier anzufangen, mir zu antworten, nicht mit Antwort, sondern
mit keiner schriftlichen, sondern im Gefühl, in der Tat. Ich warte
darauf, wie auf einiges andre, keine Antwort, keine Entschuldi
gung, weil keine Entschuldigung ausreicht und ich sie auch nicht
annehmen könnte. Ich erwarte, dass Du, [indem] Du mir hilfst,
Dir selbst hilfst, Du Dir.
Ich habe Dir gesagt, dass Du es sehr leicht hast mit mir, aber so
wahr das ist - es ist auch wahr, dass Du es schwerer haben wirst mit
mir als mit irgendeinem anderen. Ich bin glücklich, wenn Du auf
mich zukommst im Hôtel du Louvre, wenn Du heiter und befreit
bist, ich vergesse alles und bin froh, dass Du heiter bist, dass Du es
sein kannst. Ich denke viel an Gisèle, wenn es mir auch nicht
gegeben ist, das sehr laut werden zu lassen, am wenigsten ihr ge
genüber, aber ich denke wirklich an sie und bewundre sie für eine
Grösse und Standhaftigkeit, die Du nicht hast. Das musst Du mir
nun verzeihen: aber ich glaube, dass ihre Selbstverleugnung, ihr
schöner Stolz und ihr Dulden vor mir mehr sind, als Dein Klagen.
Du genügst ihr in Deinem Unglück, aber Dir würde sie nie in
einem Unglück genügen. Ich verlange, dass ein Mann genug hat an
der Bestätigung durch mich, aber Du billigst ihr das nicht zu,
welche Ungerechtigkeit.
24- 10-61
vieles möchte. Lieber möchte ich ihn nach Paris mitbringen, und
ergänzen im Gespräch und ihn ergänzen lassen von Dir. Damit
etwas klarer wird, das allein Dich und mich betrifft. Missverständ
nisse, die Du annimmst, sehe ich nicht; ich dachte bloss, als keine
Nachricht mehr kam, meine Bücher hätten Dir missfallen. -
Ich kann Dir im Augenblick noch kein Datum nennen. Bis zum
5. oder 7. November - bis die Theaterarbeit für Max vorbei ist - ist
Kommen nicht möglich. Und ich kann nur allein nach Paris fah
ren, weil Max sehr erschöpft ist, dann noch erschöpfter sein wird
und die sofortige Rückreise nach Rom für ihn, in jeder Hinsicht,
notwendig ist.
Ich hoffe sehr, daß es Dir besser geht, wünsche es Dir sehr und
schreibe nächste Woche, wann ich kommen kann!
Vielmals grüße ich Gisèle.
Ingeborg
5-12-61
Via de Notaris 1 F
Roma
Lieber, lieber Paul,
wohl jeden Tag habe ich schreiben wollen, aber unsere Rückreise,
und für mich noch eine Reise dazwischen, haben mich zu nichts
kommen lassen; wenn ich wenigstens noch, wie es andre können,
einen Brief schreiben könnte in einer Stunde oder an einem Abend
- aber es ist seit langem schon wie eine Krankheit, ich kann nicht
schreiben, bin schon versehrt, wenn ich das Datum hinsetze oder
das Blatt in die Maschine ziehe.
Ich möchte und ich wünsche, daß es Dir endlich besser geht, daß
Dich mehr Gesundheit bewahren könnte, oder, mehr noch, eine
neue Fassung und Gefasstheit Dir die Gesundheit ganz wieder
geben könnten.
Oft kommt mir vor, daß Du auch schon weißt, wieviel an Dir
liegt und daß Du Dich von da her fassen kannst, wo Du Dich
einsiehst.
158 Ingeborg Bachmann - Paul Celan
Dezember 1961
Liebe Ingeborg,
ich hatte Dich, als ich in der Zeitung las, Du seist in Rußland
gewesen, sehr um diese Reise beneidet, zumal um den Aufenthalt
in Petersburg. Aber kurz danach, Ende August, erfuhr ich in
Frankfurt von Klaus Wagenbach, daß das gar nicht stimme, daß
es Dir vielmehr gar nicht gut gegangen sei und Du eben erst wieder
aus dem Krankenhaus zurück seist. - Ich wollte Dich darauf an-
rufen, aber Du hattest noch kein Telephon.
Jetzt schreibe ich Dir, ein paar Zeilen nur, um Dich ebenfalls um
ein paar Zeilen zu bitten. Laß mich doch bitte wissen, wie es Dir
geht.
Ich habe ein paar nicht ganz erfreuliche Jahre hinter mir - »hin
ter mir«, wie man so sägt.
Brief Nr. 193 - Brief Nr. 196 159
Liebe Ingeborg,
durch Dr. Unseld erfuhr ich, aus Freiburg kommend, vor drei
Tagen von der Achmatowa-Affäre; dann kaufte ich den Spiegel.
Laß Dir herzlich danken dafür, daß Du mich Piper als Über
setzer der russischen Dichterin - deren Gedichte ich seit längerem
kenne - empfohlen hast. Mandelstamm war einer ihrer treuesten
Verehrer.
Vielleicht schreibst Du mir mal ein paar Zeilen. Wenn, dann
bitte an diese Adresse: P. C. Ecole Normale Supérieure, 45, rue
d’Ulm, Paris 5e.
Alles Gute!
Herzlich
Paul
Frankfurt, am 30. Juli 67
i6i
Briefwechsel
Paul Celan - Max Frisch
Brief Nr. 197 163
Uetikon, 16.4. 59
Verehrter und lieber Paul Celan,
eben kommt Ihr Brief. Ich habe zuvor einen Brief von Inge auf die
Post gebracht. Kommen Sie bald! Ich bitte Sie um Nachsicht,
wenn dieser Brief nicht sehr spontan klingt, ich habe Ihnen gestern
einen spontanen geschrieben, aber die Herrin fand einen Neben
satz darin, einen Lappalien-Satz, einen Geschwätz-Satz, betref
fend den VW, der Sie abholen und hieherbringen soll, nicht ange
messen, und ich mag Briefe solcher Art, spontane, nicht desinfi
zieren. Wir haben also gezankt! - im übrigen versuchte jener Brief,
den ich zerknüllt habe, Ihnen zu sagen, dass ich mich aufrichtig auf
die Begegnung mit Ihnen freue, dass ich sie schon seit einiger Zeit
wünsche, dass ich eine Scheu davor habe, weil ich viel von Ihnen
weiss, durch Inge, und sehr wenig, Scheu nicht wegen Inge, son
dern wegen Ihres Werkes, das ich bewundere, soweit es mir zu
gänglich ist, und Scheu, weil es mir nicht überall zugänglich ist bis
jetzt. Ich denke, Uetikon wäre besser als Basel, wo man sich von
Restaurant zu Restaurant trifft; hier in der Nähe, zweihundert
Schritte von dieser Wohnung, ist ein nettes Hotel, wo Sie über
nachten könnten, und hier haben wir Ruhe, wir können auch da
hin oder dorthin ausfahren. Bleiben Sie nicht zu kurz! Man muss
sich die Chance geben, dass man sich in Wiederholungen eines
Gesprächs, wenn man darüber geschlafen hat, verständlicher
macht. Können Sie ein paar Tage bleiben? Glauben Sie mir, dass
ich mich freue.
In Erwartung und herzlich Ihr
Max Frisch
nen, sondern erst übernächste, denn ich bin soeben an eine Pflicht
erinnert worden, der ich mich nicht zu entziehen weiß, an eine
Neffenpflicht nämlich, an mein vor Monaten gegebenes Verspre
chen, zu den jüdischen Ostern nach London zu fahren, zu einer
alten Tante, und nun werde ich, obgleich ich mich keineswegs
erinnere, jemals aus Ägypten ausgezogen zu sein, dieses Fest fei
ern, in England, bei meinen Verwandten, die, wei^n sie auch kein
ungesäuertes Brot mehr essen, dieses Fest begehen (few. nicht ins
Büro müssen).
Wir fahren also Mitte nächster Woche nach London, ich könnte
dann am 28. oder 29. April nach Zürich kommen - hoffentlich
nicht zur Unzeit.
Die herzlichsten Grüße
Ihr Paul Celan
201. i Beilage
Paul Celan
78, rue de Longchamp (i6e) Paris, den 23. Oktober 1959.
(Eingeschrieben)
niger trifft als die Zwischentöne einer Anerkennung, die mir zeigt,
wo der Kritiker meine momentane Schwäche oder meine Grenze
überhaupt sieht. Meistens ist es nicht allzu schwer, ihn mit seinen
eignen Unstimmigkeiten zu schlagen, aber was habe ich davon?
Mein Scharfsinn wird der Complice meiner Selbstgerechtigkeit,
das ist alles. Von einem gewissen Lebensalter an, nämlich wenn
man durch einige Leistungen schon ausgesteckt ist, leidet man ja
weniger an einem Fall von Misslingen als an den deutlich werden
den Grenzen seiner Möglichkeiten überhaupt, und ich könnte mir
denken, dass auch jemand daran leidet, dessen Möglichkeiten
gross und ungewöhnlich sind, also auch jemand wie Sie. Die Nen
nung der Todeslager, in diesem Zusammenhang, ist mir nicht ge
heuer. Sie zwingt mich zu glauben, dass Ihre Empörung über die
Kritik von Blöcker vollkommen frei ist von allen anderen Regun
gen, die eine solche Kritik in einem Verfasser auslösen kann. Ich
will es glauben. Sie zwingen mich dazu. Denn wäre in Ihnen, mit
Bezug auf diese Kritik, auch nur ein Funke gekränkter Eitelkeit, so
wäre ja die Nennung der Todeslager, scheint mir, unerlaubt, un
geheuerlich. Missdeuten Sie mich nicht, lieber Paul Celan, ich
zweifle nicht an Ihrem Entsetzen über Symptome der Hitlerei,
die auch mich entsetzen, und wäre Ihr Ausruf H IT L E R E I, H IT L E
R E I, H IT L E R E I, D IE SC H IR M M U E T Z E N ! nicht erfolgt im Zusam
menhang mit einer literarischen Kritik, die Ihnen auch sonst är
gerlich sein mag, so wäre ich auf das politische Problem eingegan
gen. So ist es mir nicht möglich, denn das Einverständnis im
Politischen, das Sie zu Recht bei mir voraussetzen, würde nur
verdecken, was zwischen uns nicht stimmt, durch Verschweigen
nicht stimmt. Darum ist mir nicht wohl dabei. Sie nötigen mich zu
einem Brief, der dazu führen mag, dass Sie mich abschreiben wie
Böll und viele und fast alle, oder zu einem Verschweigen, was das
Ende einer Freundschaft bedeutet, bevor sie begonnen hat. Viel
leicht brauchen Sie gar keine Freundschaft, aber es ist das Einzige,
was ich anzubieten vermag.
Herzlich grüsst Sie
Ihr
170 Paul Celan - Max Frisch
Uetikon, 6. 1 1 . 59
Lieber Paul Celan!
Ich habe Ihnen schon vier Briefe geschrieben, lange, dann auch
noch einen fünften, kurzen, alle gehen nicht. Aber ohne Antwort
kann ich Sie nicht lassen. Was soll ich Ihnen nur schreiben? Das
politische Einverständnis, das Sie bei mir voraussetzen können,
würde nur verdecken, was mich an Ihrem kurzen Brief sonst be
wegt, Ihr persönliches Problem, worüber zu sprechen mir nicht
zukommt, zumal Sie es nicht als solches, sondern als ein politisches,
objektives, vor mir hinstellen. Ich bin in echter Verlegenheit, glau
ben Sie mir das, und der Brief an Sie beschäftigt mich seit Tagen, ich
habe ganze Vormittage und ganze Abende darauf verwendet. Sie
geben mir den Kredit, kein Antisemit zu sein. Verstehen Sie, was ich
meine, wenn ich Ihnen sage, dass ich mich damit noch wenig be
wegen kann? Ich habe keine Ahnung, welchen Kredit sonst Sie mir
geben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es zwischen Menschen
so, wie es zwischen Ihnen und mir kommen würde, wenn ich Ihnen
einfach recht gebe, nicht geht, und ich bin besorgt, wenn ich mich
auf die Rolle eines verlässlichen Anti-Nazi reduzieren lasse. Ihr
Brief, lieber Paul Celan, fragt mich nicht, Ihr Brief gibt mir die
Chance, mich zu bewähren, wenn ich auf die Kritik von Blöcker
so reagiere wie Sie. Das ist es, was mich aufreizt. Ich wollte, nach so
vielen gescheiterten Briefen, nur noch schreiben: Sie haben recht,
Sie haben recht. Ich wollte resignieren. Wie schwer es mir fällt,
lieber Paul Celan, zu resignieren. Unsere Begegnung in Sils: ich
war so froh, Ihr Gesicht und Ihre Stimme wahrzunehmen, nach
dem doch Ihr Name, lange schon der Name eines Dichters, ein
Name in meinem eigensten Leben geworden ist. Ich hatte Angst
vor Ihnen, jetzt habe ich sie wieder. Ob Sie zu einer Freundschaft
bereit sind? Und auch dann, wenn ich nicht mit Ihnen einverstan
den bin? Ich könnte Ihnen versichern, dass mich Symptome von
Hitlerei ebenfalls entsetzen, ferner darauf hinweisen, dass die neu
en Bedrohungen, wie wir ja wissen, sich kaum in Aehnlichkeiten
mit der alten Hitlerei werden erkennen lassen. Aber wenn wir ins
Politische denken wollen, so müssten wir uns, glaube ich, ablösen
Brief Nr. 203
von allen Fällen, die sich vermischen können mit dem Problem, wie
wir uns zur literarischen Kritik überhaupt verhalten. Ich weiss
nicht von Ihnen, aber von mir, wie froh ich mitunter bin festzu
stellen, dass der Kritiker, der meinen Ehrgeiz verletzt, politisch eine
trübe Figur ist. Und was mich, zum Beispiel, am meisten verletzt,
das ist nicht ein wilder Verriss, sondern das sind die Zwischentöne
einer Anerkennung, die mir zeigt, dass der Kritiker (wie miserabel
er sich auch ausdrücken mag) meine momentane Schwäche oder
meine Grenze überhaupt gewittert hat. Von einem gewissen Alter
an, nämlich wenn wir durch einige Leistungen ausgesteckt sind,
leiden wir ja weniger an einem Fall von Misslingen als an den deut
lich werdenden Grenzen unsrer Möglichkeiten überhaupt, und ich
könnte mir denken, dass auch j emand daran leidet, dessen Möglich
keiten gross und ungewöhnlich sind, also auch jemand wie Sie.
Seien Sie nicht böse, lieber Paul Celan, wenn ich mich daran erin
nere, wie kränkend das öffentliche Missverständnis ist auch dann,
wenn der Verdacht, dass es aus Antisemitismus kommt, nicht an
wendbar ist. HITLEREI, HITLEREI, HITLEREI, DIE SCHIRM-
MUETZEN! schreiben Sie. Ich finde die Kritik von Blöcker nicht
gut, nicht frei von zwielichtigen Wendungen, das gebe ich Ihnen zu,
wenn ich das andere auch sagen darf: Ich finde Ihre Entgegnung,
obschon sie ein Meisterstück sprachlichen Scharfsinns ist, auch
nicht gut. Sie zwingt mich (und ich verehre Sie ja freiwillig), Sie
zu verehren, nämlich ohne Frage zu glauben, dass Sie, lieber Paul
Celan, vollkommen frei sind von Regungen, die mich und andere
heimsuchen, Regungen der Eitelkeit und des gekränkten Ehrgei
zes. Denn sollte auch nur ein Funke davon in Ihrem Zorn sein, so
wäre die Anrufung der Todeslager, scheint mir, unerlaubt und un
geheuer. Wem sage ich das! Wenn Sie aus einer Kritik, wie der von
Blöcker, ein politisches Phänomen machen, so stimmt das zum Teil,
glaube ich, zum ändern Teil aber nicht, und ein Problem fälscht das
andere. Es fällt mir nicht leicht, einen Brief abzuschicken, der dazu
führen kann, dass Sie mich aufgeben, oder zu einem Verschweigen,
was das Ende einer Freundschaft bedeutet, bevor sie begonnen hat.
Vielleicht können Sie auch das, was ich unter Freundschaft ver
stehe, gar nicht brauchen, nicht wünschen, aber es ist das Einzige,
was ich anzubieten vermag.
Von Herzen Ihr Max Frisch
Paul Celan - Max Frisch
Für
Paul Celan
am Ende eines
wirren Jahres
Max Frisch
1959
Darf ich es hier nur ganz kurz sagen: es gab hier und gibt hier,
vermutlich von Anfang an, einen Agent provocateur, und diesem
bin ich - aber auch Sie und Ingeborg - verschiedentlich auf den
Leim gegangen.
Lieber Max Frisch! Sie haben mir, als ich über den Blöcker-
Artikel in Wallung geriet - auch das gehörte bereits nachweisbar
in diesen Kontext - Ihre Freundschaft angetragen. Es hat damals
ein Missverständnis zwischen uns gegeben - ich habe mich redlich
bemüht, es zu beseitigen. Ich kann nicht glauben, dass Sie sie mir
jetzt versagen. Ich bitte Sie um eine Aussprache, und ich bitte Sie,
nach Paris zu kommen: weil Sie mir das, was ich Ihnen unterbrei
ten möchte, nicht glauben können, ehe ich es Ihnen gezeigt habe.
Es ist viel, Max Frisch, sehr viel.
Ingeborg hat richtig gesehen, als sie die »Entgegnung« für ver
hängnisvoll hielt, falsch im »Ton«. Aber [der] Tonangebende
war, in mehr als nur einem Sinn, Rudolf Hirsch.
Aber
Für mich hat das den Vorteil (...), dass ich nun den eigentlichen
- an unglaublichstem Ort sitzenden - Regisseur dieser ganzen
Sache kenne.
Ich sage mir auch, dass es gelungen sein muss, Sie und Ingeborg
hinters Licht zu führen: es war von aller Anfang an eine Methode
dieser Leute - und es sind ihrer nicht wenige, Max Frisch! -, mit
allerlei Verdrehungen und Provokationen Keile zwischen mich
und meine Freunde zu treiben.
Und ich sage mir schliesslich, dass Sie, wenn Sie alles vor Augen
hätten, was ich vor Augen (und Ohren) habe, als das dagegen
stehen würden, was hier letzten Endes aufs Korn genommen wur
de: als Person.
Grüssen Sie Ingeborg!
Herzlich
Ihr
209 Paul Celan an Max Frisch, Paris, 23. 9 .19 6 1, nicht abgesandt
Es ist viel Lüge um uns her, Max Frisch. Und viel Lüge ist
zwischen uns getreten. Lassen Sie uns das alles aufklären und be
seitigen - ich bitte Sie und Ingeborg von Herzen darum. Und
lassen Sie es uns gemeinsam tun.
Ich käme gerne zu Ihnen - ich muß Sie bitten, nach Paris zu
kommen.
Und gleichzeitig bitte ich Sie um strengste Diskretion.
Herzlich Ihr
Paul Celan
Lieber Max Frisch! Verstehen Sie, bitte, daß ich mich auch für die
Erklärung der Büchnerpreisträger nicht bedanken konnte: statt
den Rufmord und die literarische Falschmünzerei zu entlarven,
wird dem Gemordeten »Unbestechlichkeit« attestiert... Ich bin
kein Robespierre, Max Frisch! Ich bin ein Mensch wie Sie und
jeder andere auch. Nicht mehr, nicht weniger.
Und diese - furchtbare - Sache mit der N elly Sachs-Hommage.
Wie soll ich neben dem Goll-Zeugen und Mitfälscher Pinthus
publizieren können?!
*) Wir sind - Sie und Ingeborg und ich - provoziert worden, Max
Frisch. Auf das diverseste, auf das perverseste...
Für
Paul Celan
herzlich
Max Frisch
XII. 1961
179
Briefwechsel
Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
Brief Nr. 213 - Brief Nr. 215 181
Ma chère Ingeborg,
Permettez-moi de vous souhaiter du fond de mon cœur un bon
Noël!
Gisèle Celan
Meine liebe Ingeborg, erlauben Sie mir; Ihnen aus tiefem Herzen ein gutes
Weihnachtsfest zu wünschen! / Gisèle Celan
78 rue de Longchamp
Paris 16e
29 décembre 1957
Ma chère Ingeborg,
Vos roses étaient auprès de moi le 24 au soir, si belles, si belles! Cela
m’a beaucoup émue de les recevoir de vous et j’aurais aimé pouvoir
vous écrire une longue lettre, j ’en suis incapable, je vous prie de
m’en excuser.
Merci beaucoup pour ces roses, je les garde avec moi, elles me
viennent de vous, elles étaient si belles!
Gisèle
i 82 Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
Meine liebe Ingeborg, / Ihre Rosen waren hei mir am 24. abends, so schön,
50 schön! Sie von Ihnen zu bekommen, razc/? sehr bewegt, ich hätte
Ihnen gerne einen langen Brief schreiben können, ich bin dazu nicht fähig,
entschuldigen Sie mich bitte. / Vielen Dank für diese Rosen, ich behalte sie
bei mir, sie kommen mir von Ihnen, sze waren so schön! / Gisele
78 rue de Longchamp
Paris 16e
23 janvier 1958.
Ma chère Ingeborg,
J ’ai lu vos poèmes ce soir pour la première fois, très longtemps. Ils
m’ont bouleversée. J ’ai compris beaucoup de choses à travers eux,
et j’ai honte des réactions que j’ai pu avoir, lorsque Paul est revenu
vers vous. Depuis ce soir, je crois vous connaître un peu plus. Je
comprends tout ce que vous avez dû souffrir durant ces six années.
J ’ai pleuré, Ingeborg, en lisant plusieurs de vos poèmes. J ’ai com
pris et j ’ai eu honte de moi. Le monde a été vraiment trop injuste
envers vous. Que tout est mal fait!
J ’ai souffert, vous le savez, de sentir Paul s’éloigner, si loin ...
lors de son retour de Cologne en octobre, mais vous avez tellement
plus souffert. Tellement plus.
Je voudrais vous serrer la main, Ingeborg
Gisèle
Meine liebe Ingeborg, / heute abend las ich zum erstenmal in Ihren Ge
dichten, sehr lange. Sie haben mich erschüttert. Ich habe viel durch sie
verstanden, und ich schäme mich der Reaktionen, die ich hatte, als Paul
zu Ihnen zurückging. Seit heute abend glaube ich, Sie ein wenig besser zu
kennen. Ich verstehe, wie sehr Sie während dieser vergangenen sechs Jahre
leiden mußten. Ich weinte, Ingeborg, als ich mehrere Ihrer Gedichte las.
Ich verstand, und ich schämte mich. Die Welt war wirklich zu ungerecht
gegen Sie. Wie schlecht ist alles eingerichtet! / Ich habe gelitten, das wissen
Sie, als ich Paul sich entfernen fühlte, so w eit... bei seiner Rückkehr aus
Köln im Oktober, aber Sie haben so viel mehr gelitten. So viel mehr. / Ich
würde Ihnen gerne die Hand drücken, Ingeborg / Gisèle
Brief Nr. 2 1 5 - Brief Nr. 218 183
Pour Gisèle.
Ingeborg
Pour Gisèle
sous les ombres: les roses.
Ingeborg
78 rue de Longchamp
Paris 1 6e
5 Avril 1958.
Ma chère Ingeborg,
Depuis longtemps je voulais vous remercier pour vos livres, excu
sez-moi de ne l’avoir fait plus tôt.
Je pense très souvent à vous, très souvent à vos poèmes
Gisèle.
Liebe Ingeborg, / schon lange wollte ich Ihnen für Ihre Bücher danken,
entschuldigen Sie, daß ich es nicht früher getan habe. / Ich denke sehr oft an
Sie, sehr oft an Ihre Gedichte / Gisèle.
184 Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
Le Moulin
Rochefort-en-Yvelines
(Seine-et-Oise)
30 juillet 1958.
Ma chère Ingeborg,
Je vous remercie de votre si gentille lettre!
Cela m’a fait vraiment un très grand plaisir de faire votre con
naissance et je vous remercie d’avoir bien voulu venir chez nous à
Paris.
Je voudrais vous souhaiter un bon été, beaucoup de soleil, du
très bon travail et aussi quelque chose de très doux pour votre
cœur. Est-ce que je peux vous souhaiter cela?
Avant de nous remettre au travail à Paris, nous sommes venus,
Paul, Eric, le grand ballon et moi, passer deux semaines à la cam
pagne. Paul pêche des brochets, Eric court après les papillons, je les
regarde tous les deux.
Comme vous, les événements du Moyen-Orient nous ont beau
coup inquiétés, nous voudrions tant qu’il y ait un peu plus de
calme dans le monde. Mais peut-on vraiment l’espérer.
Meine liebe Ingeborg, / für Ihren so freundlichen Brief danke ich Ihnen
sehr! Es war für mich wirklich eine große Freude, Sie kennenzulernen, und
ich danke Ihnen, daß Sie zu uns nach Paris gekommen sind. / Ich möchte
Ihnen einen guten Sommer wünschen, viel Sonne, sehr viel gute Arbeit und
auch etwas sehr Zartes für Ihr Herz. D arf ich Ihnen das wünschen? / Bevor
wir in Paris wieder an die Arbeit gehen, sind wir; Paul, Eric, der große Ball
Brief Nr. 219 - Brief Nr. 220 185
und ich, zwei Wochen aufs Land gefahren. Paul angelt Hechte, Eric läuft
den Schmetterlingen nach und ich schaue beiden zu. / Wie Sie haben auch
uns die Ereignisse im Nahen Osten sehr beunruhigt, wir wünschten uns so
sehr ein wenig Ruhe in der Welt. Aber kann man es wirklich hoffen? / Ich
denke oft an Sie, ich hoffe, daß wir uns bald Wiedersehen und daß Sie uns
von sich schreiben. Es gibt um uns so wenige Freunde! / Gisele. / Sie wissen
gar nicht, wie sehr ich Ihr so gutes Französisch bewundere! Es ist eine wahre
Freude für mich, daß sie meine Sprache so gut sprechen.
Hotel Walderwirt
WALD IM PINZGAU
(Salzburg)
Autriche
13 juin 1959.
Ma chère Ingeborg,
Juste un petit mot pour vous dire que nous pensons beaucoup à
vous. Nous avons été désolés de savoir que Max Frisch n’allait pas
encore bien. Nous espérons que vous pourrez bientôt nous donner
de meilleures nouvelles et que vous passerez tous les deux de
bonnes vacances, pleines de soleil et de bon travail.
De tout cœur avec vous, de tout cœur
Gisèle
Meine liebe Ingeborg, / nur eine kurze Nachricht, um Ihnen zu sagen, daß
wir viel an Sie denken. Wir waren traurig, als wir erfuhren, daß es Max
Frisch noch nicht gut geht. Wir hoffen, daß Sie bald bessere Nachrichten für
uns haben und daß Sie beide schöne Ferien verbringen, voller Sonne und
guter Arbeit. / Ihnen von ganzem Herzen Grüße, von ganzem Herzen /
Gisèle
i86 Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
Kirchgasse 33
Zürich / Suisse
Ma chère Gisèle,
je viens chez Vous, dans mon désespoir, après la lettre de Paul, et je
ne sais même pas quoi Vous demander. Je le comprends si bien,
mais en même temps il me semble trop affreux parce que ma lettre
était mauvaise, mais écrite dans un si grand embarras, qui Vous
peut-être comprendra mieux, et maintenant cela devient plus dé
chirant encore. Je ne sais pas comment vivre dans un tel état, re
poussé, parce que je ne savais plus me conduire sans désavouer Max
et sans perdre la confiance de Paul, et plus encore ce qu’il exige.
Je pourrais expliquer les raisons, le contexte, qui proviennent
d’une blessure aussi, mais ce n’est pas l’heure, et surtout pas l’heure
pour Paul. Je voudrais Vous dire, Gisèle, que je ne supporte pas
l’éloignement et cette expulsion - Vous croyez que je le mérite, je
ne sais pas où tout cela me mènera ... sauf [si] vous hésitez encore,
Gisèle, ne répondez pas, si Vous ne pouvez pas, mais donnez-moi
un jour un mot d’espérance, que toute mon erreur Votre place est
chez Paul, et je dois préférer qu’il se sent sûr de Vous que de moi,
dans quelle paralysie
quand je suis visible de nouveau pour Paul comme je l’espérais
d’être pour toujours, et peut-être pour toujours sans importance
pour Paul.
Je Vous prie seulement, si c’est possible pour Vous, de lui donner
pour son anniversaire un petit paquet, que j’envoie dans ces jours-
ci.
verraten und ohne Pauls Vertrauen zu verlieren, und, schlimmer noch, ich
wußte auch nicht mehr, was Paul von mir will. / Ich könnte die Gründe,
den Zusammenhang erklären, die auch von einer Verletzung herrühren,
aber dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, vor allem nicht der richtige
Zeitpunkt für Paul. Ich möchte Ihnen sagen, Gisele, daß ich die Entfer
nung und dieses Ausgestoßenwerden nicht mehr ertrage - glauben Sie
denn, daß ich es verdiene, ich weiß nicht, wohin mich das alles führt ...
es sei denn, Sie zögern noch, Gisele, antworten Sie nicht, wenn Sie es nicht
können, aber geben Sie mir irgendwann ein Wort der Hoffnung, daß mein
ganzer Fehler Ihr Platz ist neben Paul, und es muß mir lieber sein, daß er
sich Ihrer sicher fühlt als meiner, / in welcher Lähmung / wenn ich für Paul
wieder sichtbar bin, wie ich immer zu sein es gehofft habe, und vielleicht
immer ohne Bedeutung für Paul. / Ich bitte Sie nur, wenn es Ihnen möglich
ist, ihm zu seinem Geburtstag ein kleines Päckchen zu geben, das ich dieser
Tage aufgebe.
Meine liebe Gisèle, / Sie wissen vermutlich, daß ich Ihnen einen Brief
schreiben und Sie um Hilfe bitten wollte, als ich letzten Monat so verzwei
felt war. Aber im Grunde möchte ich zu sehr; daß Sie nur den Schmerz und
die Sorgen von Paul tragen müssen, und ich weiß, daß schon das Ihre ganze
große und schöne Kraft verlangt. So bleibt mir wenig zu sagen - aber ich
habe, nach wie vor, mehr Vertrauen in Ihre Kraft und Ihre Gegenwart als in
alle Worte, als in alle Briefe. Um Paul im Unglück zu helfen, um ihn auch
von allem Mißtrauen zu erlösen, wo es ohne Grund ist, wird Freundschaft
niemals genügen, sondern diese Gegenwart und all das, was Sie ihm geben,
die unerschöpfliche und tapfere Liebe. - Gisèle, noch einmal bedauere ich,
daß wir uns im Sommer nicht getroffen haben, und oft glaube ich, daß vieles
nicht so schlimm gekommen wäre, wenn wir hätten miteinander sprechen
können. Ich fürchte Briefe mehr und mehr; weil sie uns unbeugsam ansehen,
wenn man nur das lebendige Wort sucht - und sogar den lebendigen Wider
spruch. / In wenigen Tage wartet Eric auf den Weihnachtsmann. Aber wir,
die wir nicht auf ihn warten und nicht einmal auf das kleinste Wunder...
wir müssen darauf warten, einer für den anderen, und deshalb lebe ich im
geduldigen Warten darauf, daß alles gut wird. / Ich wünsche Ihnen von
ganzem Herzen ruhige, schöne Tage, und Glück! / Ingeborg
INGEBORG
Erst jetzt nach Zürich zurückgekehrt, bitte Pauls Adresse in Zürich tele
graphieren oder ihn bitten, heute abend oder morgen früh 342987 anzu
rufen / Ingeborg
Brief Nr. 222 - Brief Nr. 224 189
Donnerstag abend/ Meine liebe Ingeborg, / es hat mich gefreut, daß ich mit
Ihnen heute abend ein wenig sprechen konnte, und ich hoffe, daß wir in
Ankunft öfter Gelegenheit haben, uns zu sehen. Ich wollte Ihnen sagen,
daß auch ich Paul nicht immer helfen kann. Sein Leben und sein Schicksal
sind sehr hart, er ist sehr unglücklich, und es ist für mich nicht leicht, für ihn
das zu sein, was ich sein sollte, was ich gern sein möchte. / Ich weiß, daß Sie
viele Schwierigkeiten haben, ich wünsche Ihnen aufrichtig, daß Sie einen
■wahren Weg finden, der Ihnen ein wenig Glück bringt; mein größter
Wunsch heute abend, in diesem Augenblick, in dem Sie mit Paul zusammen
sind, ist, daß er Sie verstehen kann und daß Sie ihn verstehen können. Ich
190 Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
wünsche es Ihnen von ganzem Herzen. / Eric schläft nebenan, er ist glück
lich, er hat Vertrauen. Er weiß viel und er weiß nichts - Ich möchte dafür
sorgen, daß er so lange wie möglich sehr glücklich bleibt, aber ich weiß
auch, daß das nicht immer so bleiben kann. Es ist sehr schwer; ein Kind in
dieser bösen, so schlecht gemachten Welt aufzuziehen. Wie ihn beschützen f
wie ihm helfen? Im Augenblick ist es noch einfach, er gehört uns ganz, aber
die Kinder gehören uns nicht lange. Dieser Sohn ist ein Glück für uns, aber
in jeder Minute auch eine große Sorge. Er ist von Paul, er ähnelt ihm, ich
glaube, er wird ihn verstehen. / A u f bald, hoffe ich, bitte betrachten Sie
mich als Freundin, ich bin Ihre Freundin - / Gisele
24 - 6 - 60
Zürich, Kirchgasse 33
Ma chère Gisèle,
Votre lettre était si touchante! Je Vous remercie tant. J ’espère que
Vos pensées ce soir nous ont aidés tous. Depuis Votre départ et
depuis le départ de N elly Sachs je travaille sans cesse, - à peine que
je me rends compte comment le temps fuit, dans cet été lourd et
chaud. Le 15 juillet je quitterai la Kirchgasse et je serai de nouveau
à Uetikon am See. Nous resterons là jusqu’à septembre, malgré
nos premiers plans (de partir pour l’Espagne) parce que je ne vois
plus une fin pour ce livre. Et pour Max il sera nécessaire d’aller à
Scuol encore une fois dans quelques jours pour répéter la cure.
Le cirque de Zurich m’a donné pour Eric ce mouchoir; les
clowns usent les mêmes. - Si je peux Vous procurer des cadres -
écrivez-moi! Je serais heureuse de Vous pouvoir aider ce peu.
Je Vous souhaite tout le bien possible, un été reposant et plus
facile après cette année dure! Je suis Votre amie -
Ingeborg
Meine liebe Gisèle, / Ihr Brief war so bewegend! Ich danke Ihnen vielmals.
Ich hoffe, daß Ihre Gedanken an jenem Abend uns allen geholfen haben.
Seit Ihrer Abreise und der Abreise von Nelly Sachs arbeite ich ohne Unter
Brief Nr. 224 - Brief Nr. 226 191
brechung - fast merke ich nicht, wie schnell die Zeit verfliegt, in diesem
schwülen und heißen Sommer. Am 15. Ju li verlasse ich die Kirchgasse und
bin dann wieder in Uetikon am See. Wir bleiben da bis September; entgegen
unseren ursprünglichen Plänen (nach Spanien zu fahren), weil ich kein
Ende mehr für dieses Buch sehe. Und Max muß in einigen Tagen noch
einmal nach Scuol fahren, um die Behandlung zu wiederholen. / Der Zir
kus in Zürich hat mir für Eric dieses Taschentuch gegeben, die Clowns
benützen die gleichen. - Wenn ich Ihnen Rahmen besorgen kann, schreiben
Sie mir! Ich wäre froh, Ihnen ein bißchen helfen zu können. / Ich wünsche
Ihnen alles nur erdenklich Gute, einen erholsamen und leichteren Sommer
nach diesem so harten Jahr! Ich bin Ihre Freundin - / Ingeborg
78 rue de Longchamp
Paris 16e
2 décembre i960
Ma chère Ingeborg,
Huit jours ont passé depuis que Paul est allé à Zurich, il y allait le
cœur léger dans l’espoir de rencontrer des réactions humaines et
vraies, il n’a pas été déçu, il vous a vue ainsi que Weber. Il avait
repris courage et espoir.
Huit jours ont passé!... Et rien n’est arrivé. Ingeborg, Paul est
désespéré, Paul est très fatigué, Paul ne va pas bien. Il n’a plus
aucun courage, il faut absolument que cette histoire éclate dans
sa vérité. Faites, je vous en supplie, tout ce que vous pouvez pour
cela. Aidez les gens à comprendre que toute cette histoire est
ignoble et qu’on n’a pas le droit de rester sans rien faire.
Depuis sept ans que tout cela dure, il commence à se faire tard
pour Paul, très tard, il ne s’agit ni de mots, ni de consolations, il
faut maintenant des faits, il faut que les gens écrivent dans les
journaux, qu’ils dénoncent les mensonges, les calomnies, mais
qu’ils le fassent vite, Ingeborg, qu’ils le fassent tout de suite. C ’est
de leur devoir de le faire, au nom de la Vérité, de la poésie, ce qui est
la même chose - Il faut se révolter, s’indigner, il ne faut pas per
1 92 Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
mettre que cela continue. Je vous le redis, Ingeborg, Paul n’en peut
plus. Il attend chaque courrier, chaque parution de journal, sa tête
est pleine de tout cela. Il n’y a de place pour rien d’autre - Com
ment en serait-il autrement après sept ans?
Depuis son retour de Zurich, où vraiment il était à nouveau
plein d’espoir, de courage, décidé à travailler, presque heureux.
Pas une ligne ne lui est parvenue. Dans la N.Z.Z. quelques lignes
signalant la Entgegnung dans la Rundschau: c’est tout, c’est très
mince, c’est très très peu et si c’était tout, ce serait affreux. Il y a eu
aussi un téléphone de Armin Mohler, ancien nazi, qui, lui, va sans
doute, si ce n’est déjà fait, écrire quelque chose pour le journal de
Rychner, vous comprendrez que cela ne nous fait pas grande joie et
que nous espérions d’autres voix que la sienne. Armin Mohler,
l’ancien nazi prenant la défense de Paul: comprenez, Ingeborg,
ce que cela a de blessant.
Kasack: Paul lui a téléphoné à son retour de Zurich, il veut »Der
Sand aus den Urnen«__ Oui bien sûr, mais tout de même, a-t-on
vraiment besoin de voir des preuves. N ’est-il pas possible de
s’indigner contre ceux qui calomnient Paul, de réagir immédiate
ment lorsque l’on attaque sa Todesfuge, de dénoncer les infamies
qu’elle fait circuler sur lui. Ne peut-on écrire son indignation si
l’on ne possède pas son premier recueil? Tout cela est affreux.
Devant Paul les gens s’indignent, l’écoutent, mais dès qu’il est loin
tout s’écroule, c’est comme si ça ne les regardait pas.
Ingeborg, vous avez vu Weber, vous avez peut-être parlé de
nouveau avec le directeur du Burgtheater, vous avez écrit à Max
Frisch à ce sujet. Je vous supplie de le faire, de le faire très vite et de
tenir Paul au courant.
Téléphonez-lui, s’il vous plaît. Aidez les gens à agir. Si vous
saviez combien Paul est seul, malheureux, complètement anéanti
par ce qui lui arrive.
Je vous supplie de faire tout ce que vous pouvez pour que quel
que chose de positif arrive le plus vite possible. N e le laissez pas
sans nouvelles.
Dimanche M ^ Fischer vient à Paris, nous devions la voir chez
des amis. Mais ... aussi incroyable que cela paraisse, des amis de
C.G. y sont invités, et voilà ce qui arrive. Dans sa propre maison
Brief Nr. 226 193
für die Zeitung von Ryebner schreiben will; Sie verstehen, daß uns das nicht
gerade freut und daß wir auf andere Stimmen als gerade die seine hoffen.
Armin Mohler; der ehemalige Nazi, übernimmt Pauls Verteidigung: ver
stehen Sie, Ingeborg, se/?r verletzt. / Kasack: Paul hat ihn nach
seiner Rückkehr aus Zürich angerufen, er möchte »Der Sand aus den Ur
nen« __ /¿z, sicherlich, aber dennoch, muß man wirklich Beweise sehen ? Ist
es nicht möglich, gegen diejenigen aufzustehen, ¿/ze P ä verleumden, sofort
zu reagieren, sewze »Todesfuge« angreift, die infamen Behaup
tungen anzuprangern, & sze verbreiten läßt? Kann man seine
Empörung nicht nie dersehreiben, wenn man seinen ersten Band nicht in der
Hand hat? Das alles ist schrecklich. In Pauls Gegenwart sind die Leute
empört, hören ihm zu, aber sobald er fort ist, fällt alles ins sich zusammen,
also ob es sie nichts angehe. / Ingeborg, Sie haben Weber gesehen, Sie haben
vielleicht wieder mit dem Direktor des Burgtheaters gesprochen, Sie haben
Max Frisch davon geschrieben. Ich flehe Sie an, tun Sie es, tun Sie es schnell
und halten Sie Paul auf dem laufenden. / Rufen Sie ihn bitte an. Helfen Sie
den Leuten zu handeln. Wenn Sie wüßten, wie allein Paul ist, wie unglück
lich und vollkommen zerstört durch das, was ihm zustößt. / Ich flehe Sie an,
tun Sie alles, was Sie können, damit so schnell wie möglich etwas Positives
zustande kommt. Lassen Sie ihn nicht ohne Nachricht. / Am Sonntag
kommt Frau Fischer nach Paris, wir sollten sie bei Freunden sehen. Aber
... so unglaublich das scheint, Freunde von C.G. sind dort eingeladen, so
weit sind wir. In seinem eigenen Verlag weiß er nicht, wen er trifft. Gestern
hat er abgesagt. / So ist die Lage, Ingeborg, sie ist sehr schlecht. Erlauben Sie
mir, Ihnen es noch einmal zu sagen, man muß handeln, schnell handeln -
Lassen Sie Paul nicht im Stich, halten Sie ihn auf dem laufenden. Sie können
ihm helfen. Tun Sie es bitte. Tun Sie es sofort. Nicht mit Worten oder Trost,
damit könnte er nichts anfangen. Tatsachen, Gesten, konkrete und mutige
Taten - Im Namen der Wahrheit, im Namen der Dichtung, im Namen
Pauls, bitte ich Sie flehendlich darum. / Bitte behandeln Sie meinen Brief
als ganz persönlich und sprechen Sie mit niemandem über das, was ich
Ihnen zu Pauls Zustand sage. / Wir sind sehr verzweifelt, ich sage es Ihnen,
Ihnen, die es verstehen werden. / Gisèle.
Après le départ de Paul, lundi, j ’ai envoyé à Max Frisch une lettre -
comptant avec la poste irrégulière italienne je n’attends une répon
se qu’avant la semaine prochaine. Le même jour j’ai rencontré M.
Weber, il était très pressé, j’ai pu seulement lui demander l’article
de Szondi, des copies, - qui sont arrivées hier, à cause d’une erreur
de poste (Kirchgasse!). Je verrai Weber finalement lundi prochain
(le lendemain) pour en parler vraiment. J ’ai pris hier une copie,
pour informer mieux, et je l’envoyais avec une lettre à M. Leon-
hardt (Die Zeit). J ’espère tant qu’il fera quelque chose et j ’espère
que j’ai trouvé les mots pour convaincre, pour faire comprendre la
nécessité et l’urgence. J ’irai demain au directeur du Schauspiel
haus, qui rentre ce soir d’un voyage; il était parti aussi, après Paul.
Gisèle, croyez-moi, je fais le possible, je m’en occupe vraiment!
Je ne pense qu’à cela. Mais quand même il nous faut de patience,
une infamie de 7 ans on n’arrête pas dans une semaine. Vous cal
merez Paul. J ’étais très heureuse pendant ces deux jours quand
Paul était ici et j’ai regagné la confiance aussi après cette année
horrible et maladive. Chère Gisèle,
Ingeborg
Meine liebe Gisèle, / gerade habe ich Ihren Brief bekommen. Ich verstehe
Ihre Beunruhigung, aber ich bitte Sie, nicht zu verzweifeln, nicht in diesem
Augenblick! Nach Pauls Abreise, Montag, habe ich Max Frisch geschrieben
- bei der unregelmäßigen italienischen Post erwarte ich eine Antwort erst
nächste Woche. Am selben Tag habe ich Herrn Weber getroffen, er hatte es
sehr eilig, ich konnte ihn nur um den Artikel von Szondi bitten, Kopien -
sie sind gestern gekommen, wegen eines Adreßfehlers (Kirchgasse!). Ich
sehe Weber jetzt nächsten Montag (oder am Tag drauf), um wirklich dar
über zu sprechen. Ich habe gestern eine Kopie gemacht, um besser infor
mieren zu können, und ich habe sie mit einem Brief an Herrn Leonhardt
(Die Zeit) geschickt. Ich hoffe sehr, daß er etwas tut, und ich hoffe, daß ich
die Worte gefunden habe um überzeugen, um die Notwendigkeit und die
Eile verständlich machen zu können. Morgen gehe ich zum Direktor des
Schauspielhauses, der heute abend von einer Reise zurückkommt; er ist
ebenfalls weggefahren, nach Paul. / Gisèle, glauben Sie mir, ich tue das
Mögliche, ich kümmere mich wirklich darum! Ich denke ständig daran!
Aber wir brauchen dennoch Geduld , eine 7 Jahre dauernde Infamie kann
man nicht in einer Woche aufhalten. Sie werden Paul schon beruhigen. Ich
196 Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
war an den beiden Tagen, als Paul da war; sehr glücklich, ¿moi ¿c/?
w^c/7 diesem fürchterlichen und krankhaften Jahr wieder Vertrauen
gefaßt. Liebe Gisele / Ingeborg / Ich fahre etwa am 14. nach Rom. Vorher
rufe ich an!
Ma chère Gisèle,
de tout cœur -
et que Vous, Paul et Eric passez un soir heureux!
Ingeborg
Meine liebe Gisèle, / von ganzem Herzen - / und verbringen Sie, Paul und
Eric einen glücklichen Abend! / Ingeborg
Ingeborg
Rome, 4 - 6 - 61
Meine liebe Ingeborg, / ob mein Brief Sie erreicht, weiß ich nicht. Ich
denke, daß Sie die schreckliche Nachricht erfahren haben. Ich wollte Ihnen
trotzdem schreiben. / Am Donnerstag, dem 16. April, merkte mein Sohn
Eric, der wie gewöhnlich mit Paul essen war,; daß es ihm wieder sehr
schlecht ging. Ich rief ihn selbst am Tag drauf an und bis zum Sonntag,
dem /9. April; Freunde, die versuchten, ihn zu erreichen oder die ihn trafen,
haben mir nur bestätigt, daß er sich wieder in einer Krise befand. / In der
Nacht von Sonntag auf Montag, /9. auf 20. April, verließ er seine Woh
nung, um nie mehr zurückzukommen. / Zwei Wochen lang habe ich ihn
überall gesucht, ich hatte keine Hoffnung, ihn lebend wiederzufinden. Am
ersten Mai fand ihn die Polizei, also fast zwei Wochen nach seinem schreck
lichen Schritt. Ich erfuhr es erst am 4. Mai - / Paul hat sich in die Seine
gestürzt. Er hat den namenlosesten und einsamsten Tod gewählt. / Was
kann ich anderes sagen, Ingeborg. Ich habe ihm nicht helfen können, wie
ich es gerne gewollt hätte. / Eric wird nächsten Monat fünfzehn. / Ich
umarme Sie / Gisèle Celan
198 Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
Heute morgen ist Paul beerdigt worden, um 9 Uhr auf dem Friedhof
Thiais, in Anwesenheit von etwa 30 Leuten, der Familie von Gisèle und
einigen Freunden. Den Beamten der städtischen Polizei, von Ubersee,
nicht mitgezählt. Unter einem feinen Frühlingsregen. Man verbeugte sich
vor der Grube und umarmte dann Gisèle und Eric, der, ganz verwandelt,
auf eine seltsame Weise seinem Water ähnlich war. / Dienstag, 12. Mai
I97° / Jean
Eric a quinze ans, l’âge où un père est peut-être le plus utile. Il est
très gentil mais me donne beaucoup de souci.
Il est malheureux avec lui-même, ne travaille pas bien et est en
pleine crise d’adolescence. Ce n’est pas dramatique mais [c’est]
difficile de l’aider.
Je vous embrasse, Ingeborg, avec toute mon affection et merci
encore
Gisèle
Meine liebe Ingeborg, / wie soll ich Ihnen sagen, wie sehr mich Ihre Blu
men heute mit dem kleinen Gruß berührt haben f Sie sind wirklich die
einzige, die mir heute ein Zeichen gegeben hat. Und Sie wissen, was der
23. November in diesem Jahr sein kann. / Ich würde mich immer freuen,
Sie wiederzusehen, wenn Sie nach Paris kommen. Ich war mehrfach in
Rom, aber ich hatte Ihre Adresse nicht, ich wußte nicht, ob Sie mich treffen
möchten, ich habe mich nicht getraut, Ihnen ein Zeichen zu geben. / Oft
wollte ich Ihnen schreiben. / Seit jenen schrecklichen Tagen im letzten April
denke und denke ich immer wieder an all dieses Unglück, ohne Antwort,
ohne Lösung. / Paul hat den denkbar namenlosesten und einsamsten Tod
gewählt. Man kann dazu nur schweigen, ihn respektieren, aber das ist sehr
hart, Sie wissen das ja. Sie wissen sicher, daß ich seit zwei Jahren nicht mehr
mit ihm zusammengelebt habe. Ich konnte ihm nicht mehr helfen, mich nur
noch mit ihm zusammen zerstören, und da war Eric. Ich glaube, daß Paul
es manchmal sicher verstand. Aber das war sehr hart. War es die Lösung f
Gab es eine? Welche? Hatte ich recht f Ich denke viel darüber nach. Wenn
ich gewußt hätte f Was habe ich davor Angst gehabt! Ich kann über all das
nicht schreiben, ich kann damit auch sehr schlecht leben. Ich habe Mißer
folg um Mißerfolg. Aber warum Ihnen all das sagen. / Manchmal erfuhr
ich etwas über Sie, sehr ungenau, daß es Ihnen nicht gut geht, und oft
dachte ich an Ihr schwieriges Schicksal. / Glauben Sie mir, alle guten Wün
sche gingen zu Ihnen hin. Zu Ihnen hin, zu Ihrem Leben, Ihrer Arbeit. /
Ich versuche zu kämpfen, es ist manchmal zu hart zu ertragen, und oft bin
auch ich zusammengebrochen. / Ihre Blumen sind da: Rosen. Schon einmal
haben Sie mir welche geschickt. Ich habe das nicht vergessen - Die Blumen,
die Paul so geliebt hat. Sie sind da, sie kommen von jemandem, der auch
durch Paul gelitten hat und der Paul auch geliebt hat. / Entschuldigen Sie,
daß ich Ihnen nur sehr unbeholfen diese Worte sagen kann, aber es berührt
mich sehr, Sie mir heute nahe zu wissen - / Wenn ich nach Rom komme -
vielleicht um Weihnachten ? - darf ich Sie besuchen f / Eric ist fünfzehn, in
diesem Alter braucht man einen Vater vielleicht am meisten. Er ist sehr
nett, aber er macht mir große Sorgen. / Er ist mit sich selbst nicht glücklich,
arbeitet nicht gut und ist voll in der Pubertät. Es ist nicht dramatisch, aber
es ist schwer, ihm zu helfen. / Ich umarme Sie, Ingeborg, mit meiner ganzen
Zuneigung und danke noch einmal / Gisele / Schreiben Sie mir von Ihnen.
Ich wüßte gerne, daß es Ihnen jetzt gut geht. Bitte.
Brief Nr. 2 3 1 - Brief Nr. 232 201
Sonntag / Meine liebe Ingeborg, / die Feiertage nähern sich, die mir seit
langem eine Last sind. Eric fährt zum Skifahren nach Österreich. / Ich hatte
in der letzten Zeit immer wieder kleine Probleme mit der Gesundheit, und
ich muß aus Paris und meiner Wohnung, die mich bedrücken, raus. Weil ich
schon immer ziemlich schlecht im Plänemachen bin, habe ich mich erst
heute zum Versuch entschlossen wegzufahren. Eine sehr nette Freundin
lädt mich nach Rom ein. Gleich morgen versuche ich, einen Platz in einem
Zug dorthin zu bekommen. / Wenn Sie das nicht stört, würde ich Sie sehr
gerne treffen, und wenn ich Ihre Nummer finde, versuche ich, Sie anzu
rufen. / Wenn ich für nächsten Mittwoch einen Platz bekomme, bin ich
Donnerstag morgen in Rom. Sonst am Tag drauf, hoffe ich. Ich bleibe etwa
zehn Tage. / Ich wohne bei Frau Marianne KRAISKY, via Ludovico di
Monreale 12 (interno 16) 580 74 55. / Ich hoffe, daß es Ihnen gut geht
und daß Sie arbeiten können. / Bis bald. Sehr herzlich / Gisèle.
202 Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
Ma chère Ingeborg,
Notre rencontre à Rome a été pour moi une vraie rencontre, im
portante et grave comme les vraies choses. Rare.
Je m’inquiète seulement de vous avoir fatiguée, d’être restée si
longtemps et de vous avoir empêchée de dormir. J ’espère que tout
ce sera bien passé à Francfort et que votre retour à Rome sera aussi
un nouveau départ.
N ’oubliez jamais qu’il m’est important de savoir que vous êtes
là, que vous allez bien, que vous travaillez.
Je pense beaucoup à vous. Je vous embrasse
Gisèle
Merci de votre accueil
Meine liebe Ingeborg, / Unsere Begegnung in Rom war für mich eine
wahre Begegnung, wichtig und ernst wie die wahren Dinge. Selten. / Ich
fürchte nur; daß ich Sie ermüdet habe, daß ich zu lange geblieben bin und
Sie daran gehindert habe, schlafen zu gehen. Ich hoffe, daß in Frankfurt
alles gut verlaufen ist und daß Ihre Rückkehr nach Rom auch ein Neuan
fang wird. / Vergessen Sie nie, mir ist wichtig zu wissen, daß Sie da sind, daß
es Ihnen gut geht, daß Sie arbeiten können. / Ich denke viel an Sie. Ich
umarme Sie / Gisèle / Danke für Ihre freundliche Aufnahme
A Rome, après une passe très difficile, j’allais bien lorsque vous
m’avez vue, depuis, ce sont les hauts et les bas. Le sommeil insuffi
sant et les périodes parfois de si grand découragement. J ’essaye de
continuer sur l’élan de Rome, de faire des gouaches - et chaque fois
que le travail gagne-pain me le permet - je travaille. Mais vous
savez, c’est très décourageant que les gravures et les gouaches ne
rencontrent pas de possibilité vraie de dialogue. Tout reste dans les
tiroirs et c’est très décourageant. Malgré tout j’essaye de continuer
ce travail qui est une façon de vivre malgré tout. Mais je suis très
seule.
(— Samedi)
Beda Allemann est encore à Paris, où il est professeur associé,
204 Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
Je pars tout à l’heure à 100 km de Paris, avec Eric, où, vous le savez
sans doute, nous avons une maison. Tout y est calme et solitude.
Eric l’aime beaucoup et se dépense en promenades à mobylette, ou
à bricoler le bois. J ’y fais de longues promenades sans rencontrer
personne et en général j’arrive à lire et à dessiner et j’y dors assez
bien. Mais tous ces lieux sont hantés de tant de souvenirs, de tant
de présence et d’absence, que j’ai là aussi du mal, bien du mal à être
à l’aise.
Où suis-je à l’aise d’ailleurs maintenant?
Meine liebe Ingeborg, / beute abend denke ich viel und vielleicht ein wenig
egoistisch an Sie, wenn Rom nicht so weit weg wäre, würde ich Sie anrufen
und würde Ihnen sagen: Verbringen wir doch den Abend zusammen, ich
habe den Mut nicht, allein zu sein! Also schreibe ich Ihnen. / Wenn Sie
können, schicken Sie mir doch gelegentlich einen Gruß. Wissen Sie, ich
mache mir Sorgen um Sie. Wie geht es Ihnen jetzt? Ich wünschte mir,
Brief Nr. 234 205
daß Ihre Schultergeschichte wieder ganz gut ist. Ich wünschte mir, Sie
könnten mir sagen, daß Sie sich in Rom wohl fühlen, daß Sie arbeiten
können, daß Sie lesen, daß Sie schreiben, daß nette Freunde um Sie sind,
wenn Sie das möchten, und daß das Leben nun nicht mehr so bös mit Ihnen
umgeht! / Wann erscheint Ihr Buch f Sie müssen es mir schicken, und ich
hoffe, daß es auch ins Französische übersetzt wird, und zwar rasch. / Als Sie
mich in Rom sahen, ging es mir, nach einer sehr schwierigen Zeit, gut,
seither gibt es Höhen und Tiefen. Nicht genug Schlaf und manchmal Zeiten
von großer Niedergeschlagenheit! Ich versuche, im römischen Schwung zu
bleiben, Gouachen zu machen - und immer, wenn es der Broterwerb es
erlaubt, arbeite ich. Aber, wissen Sie, es ist sehr entmutigend, daß die Goua
chen und Radierungen keine wirkliche Möglichkeit zum Dialog finden.
Alles bleibt in der Schublade, und das ist sehr entmutigend. Trotz allem
versuche ich, diese Arbeit weiterzumachen, die eine Art trotzdem zu leben
ist. Aber ich bin sehr einsam. / Eric wird immer anstrengender. Ich verstehe
seine Probleme, seine Schwierigkeiten, seine Auflehnung, seine Unzufrie
denheit in der Schule, aber manchmal kann ich ihn schlecht ertragen. Er
kann - wie man in diesem Alter sein kann - so egoistisch sein, ja, so bösartig
- und, wissen Sie, einem Kind, dem man sich so nahe fühlt und von dem
man doch viel zu verstehen glaubt, nicht helfen zu können, das ist auch sehr;
sehr hart - / Was sonst sagen f Ich gehe hierhin und dorthin, ich schlage die
Zeit tot, ich gehe mit den einen essen, mit den anderen ins Kino, und fühle
mich danach um so einsamer, aber ich bin dann wenigstens ein paar Stun
den vor meiner Wohnung weggelaufen, vor mir selbst weggelaufen - Es ist
schrecklich, so weit zu kommen, und in den wesentlichen Dingen mache ich
Fehler; blamiere mich und bringe mich in unmögliche Situationen - Aber
von all dem wollte ich Ihnen nicht sprechen. / (.... Samstag) / Beda Alle
mann ist noch in Paris, er istfür ein Jahr Gastprofessor am Grand Palais (wo
Institute der Sorbonne, Sprachen und besonders Deutsch, untergebracht
sind). Eben dort arbeite ich, ich sehe ihn also oft. / Ich glaube, er hat sehr
ernsthaft angefangen, mit Pauls Gedichten zu arbeiten, aber für mich ist
das nicht einfach. Wenn er Millionen Francs für diese Arbeit bekommt und
daran denkt, zwei seiner Assistenten für drei Jahre nach Paris zu holen,
denke ich, und ich kann das nicht ohne eine gewisse Bitterkeit, daß man zu
Pauls Lebzeiten nicht so leicht von seinen Gedichten leben konnte, und bei
all dieser Arbeit mit Karteikarten, Photokopien, Belegstellen frage ich
mich, wo da die Dichtung wirklich ist. Aber so ists - Man zögert heute
nicht groß und setzt die modernsten Mittel ein, um in aller Hast zu ver
öffentlichen. /Kommen Sie mal nach Paris? / Wenn ich nach Rom komme,
sage ich es Ihnen. / Ich habe manchmal so große Lust, alles hinzuschmeißen
und diese Arbeit, die Freunde, die ich hier habe, die Stadt und diese Woh
nung hinter mir zu lassen! / Ich fahre gleich mit Eric 100 km aus Paris
20 6 Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
heraus, wo wir; wze Sie sicher wissen, ezVz Haus haben. Alles dort ist Ruhe
und Einsamkeit. Eric mag es sehr und verausgabt sich beim Mofa-Fahren
oder beim Basteln mit Holz. Ich mache lange Spaziergänge, denen ich
niemandem begegne, zw allgemeinen kann ich lesen und zeichnen,
ich schlafe dort ganz gut. Aber an all diesen Orten spuken so viele Erinne
rungen, 50 we/e Abwesenheiten, daß es mir auch dort schwerfällt,
ziemlich schwerfällt, mich wohl zu fühlen. / Aber wo fühle ich mich denn
jetzt überhaupt wohl f / Ich schicke Ihnen meine freundschaftlichsten Grü
ße und umarme Sie / Gisele -
78, me de Longchamp
Paris 16
18 mars 1971
Ma chère Ingeborg,
Comment vous remercier de votre téléphone? J ’étais très touchée
et les signes d’amitié en ce jour me sont venus de loin: Tel-Aviv,
Rome et Vienne, chez soi à Paris, on est plus seul!
J ’ai transmis à Pierre Szondi votre message, j’espère qu’il vous
téléphonera comme il me l’a dit. Je ne l’avais pas vu depuis très
longtemps, j’étais contente de le revoir.
Meine liebe Inge borg, / wie Ihnen für Ihren Anruf danken? Ich war sehr
berührt, und die Freundschaftszeichen sind mir an diesem Tag von weither
gekommen: aus Tel Aviv, Rom und Wien, zuhause in Paris ist man ein
samer! / Ich habe Peter Szondi Ihre Nachricht überbracht, ich hoffe, er ruft
Sie an, wie er mir gesagt hat. Ich hatte ihn sehr lange nicht gesehen, ich habe
mich gefreut, ihn wiederzusehen. / Ich habe mich gerade entschlossen, zu
Ostern zwei Wochen nach Israel zu fliegen. Sie wissen ja, daß ich mich
immer sehr schlecht entscheiden kann wegzufahren, aber während der
Ferien von dieser blödsinnigen Arbeit im Grand Palais in Paris zu bleiben
istfür mich immer lästig, denn ich schaffe es nicht, für mich zu arbeiten, und
bei meinen Unfähigkeiten fürchte ich mich vor dieser Einsamkeit. Der mich
so warmherzig einladende liebe Anruf aus Tel Aviv hat mich zu einer
Entscheidung gebracht. Ich fahre vom 3. bis zum 20. April. Aber ich will
Sie nicht verfehlen, wenn sie nach Paris kommen. / Wenn Sie wollen,
schreiben Sie mir doch kurz, wann Sie kommen können. / Das Buch mit
den Übersetzungen von Pauls Gedichten im Mercure de France ist offenbar
heute erschienen, und ich werde es morgen zu meinem Geburtstag bekom
men. Das berührt mich um so mehr, als einige Bücher von Paul an diesem
Tag herausgekommen sind, und er sich immer sehr über dieses Erschei
nungsdatum gefreut hat. (Ich erfahre das gerade eben durch einen Anruf
von André du Bouchet.) / Woher wußten Sie, daß ich Geburtstag habe? /
Jetzt erscheint Ihr neues Buch, noch einmal und von ganzem Herzen gehen
meine Gedanken zu ihm, zu Ihnen. Ich wünsche Ihnen einen guten Auf
enthalt in Deutschland. / A u f sehr bald. Ich umarme Sie. / Lassen Sie es sich
gutgehn - / Gisèle.
2o 8 Ingeborg Bachmann - Gisèle Celan-Lestrange
Gisèle.
vivre, Thier qui fait partie de mon présent. Ce que je suis au
jourd’hui par cet hier devenant présent. Mais l’hier paralyse par
fois l’aujourd’hui parce que s’imposant trop fort. J ’ai essayé de
prendre une distance, sans doute [de façon] trop brutale, et j’ai
été récupérée par l’hier toujours présent. Je sais bien que je ne le
renierai jamais, que je ne le peux ni ne le veux. Mais vivre avec et
continuer de vivre avec le minimum de distance qu’il faut n’est pas
un équilibre que je trouve facilement. J ’essaie, j’essaie, je fais des
pas, je marche — mais pas très bien.
Le travail m’est une aide, mais vous savez, avec l’âge et les généra
tions qui se succèdent si rapidement, le fossé de solitude se creuse
chaque jour plus, et vis-à-vis des cuivres, de mon effort vers la
gravure, je suis parfois très découragée - Je continue d’essayer
de me rester fidèle dans ce travail.
Je vous avais envoyé »vers 1973« un petit signe de mon travail. Les
postes italiennes vous Pauront-elles transmis?
Meine liebe Ingeborg, / ich bin noch ganz bewegt von Ihrem Anruf gestern
abend. Ich war ein wenig gelähmt von der Überraschung, der Entfernung,
Brief Nr. 237 2 11
das, was Sie für mich bedeuten, und ich konnte nicht die Worte finden, die
ich gerne für Sie gefunden hätte. / Die Aufmerksamkeit, die Sie mir zu
kommen lassen, berührt mich, ich fühle ganz stark, wie wichtig für Sie ist,
daß es mir gutgeht und daß ich einen Wegfür mich finde. Danke für diese so
warmherzigen Gedanken. / Sie wissen ja, Sie wissen ja ... die Schwierig
keiten, die jeder mit sich hat, mit dem Leben. Man versucht, man gerät auf
Abwege, auf Holzwege, man macht Schritte, die nicht immer die richtigen
sind und gerät wieder in Sackgassen... / Seit vier Jahren ist das so. Ich hatte
Glück, das das nicht immer so war. Ich hatte, Sie wissen es - und zu wel
chem Preis -, meine Jahre wahren Lebens, wo die Richtigkeit, die Wahrheit
des Wegs immer fraglos war. Eines Tages habe ich alles verloren, habe ich
mich von dieser Wahrheit entfernt, von meiner Wahrheit - Seither ein
Mißerfolg nach dem anderen, Anstrengungen in die falsche Richtung,
und nachher die Einsamkeit - Ich habe Freunde, gute Freunde, ein paar,
und das ist sehr wichtig für mich - aber... / Ich habe große Schwierigkeiten
mit der Zeit: mit dem Gestern, aus dem heraus ich immer noch lebe, dem
Gestern, das zu meiner Gegenwart gehört. Was ich heute bin, bin ich durch
dieses Gestern, das gegenwärtig wird. Aber das Gestern lähmt manchmal
das Heute, weil es zu dominant ist. Ich habe versucht, Abstand zu gewin
nen, sicherlich auf allzu brutale Weise, und ich wurde wieder eingeholt von
diesem immer noch gegenwärtigen Gestern. Ich bin mir sicher, daß ich es
nie verleugnen werde, daß ich das weder kann noch will. Aber es fällt mir
nicht leicht, ein Gleichgewicht zu finden zwischen einem Leben mit ihm
und einem Weiterleben mit dem notwendigen Minimum an Abstand da
von. Ich versuche, versuche, mache Schritte, gehe — aber nicht sehr gut. /
Die Arbeit ist mir eine Hilfe, aber wissen Sie, mit dem Alter und den so
schnell aufeinander folgenden Generationen wird der Graben der Einsam
keit jeden Tag tiefer, und vor dem Kupfer, bei meinem Mühen um die
Radierung, bin ich manchmal sehr mutlos - Ich versuche weiter; mir in
dieser Arbeit treu zu bleiben. / Das Ordnen von Pauls Papieren, bei dem
mir ein österreichischer Freund hilft, der in Paris lebt und fließend Franzö
sisch spricht, erschüttert mich immer wieder. Regt mich auch an - Wir
machen das sehr gewissenhaft, sehr langsam, mit allem Respekt, den es
verdient - glaube ich -, aber manchmal macht es mich niedergeschlagen.
So viel Leben, das ich ein bißchen geteilt habe, eingeschrieben in das klein
ste Blatt. Glücklicherweise habe ich Vertrauen in diesen Freund, und seine
Diskretion und Sensibilität sind mir eine große Hilfe, wenn es mich zu sehr
niederdrückt. / Allemann aber beunruhigt mich ein wenig. Er hat zu viel
mit seiner Universität zu tun, seinen Studenten und seiner persönlichen
Arbeit, und seine Gesundheit macht ihm seit letztem Jahr auch große Sor
gen - Seine Paul betreffenden Arbeiten kommen nicht schnell voran - Das
wäre nicht schlimm, wenn er wenigstens irgendetwas täte, aber ich fürchte,
212 Ingeborg Bachmann - Gisele Celan-Lestrange
Abb. i i
5f
P a u l , Lieeer»
es ist. Ostermontag, und ich bin zum ersten &al auf landen,
nech einer Krankheit, die nicht sehr ax$ w ar, dis asir aber sehr
wichtig w ar, dis .mir Is s t wunderbar su H ilfe .jekomaien is t . Denn ich
■musste nicht mehr, ^ ie ich es hier und wie ich es hier mir recht
machen s o llt e . Der erste feh ler w ar, dass loh eine ftcche rue in altes
Wiener ¿eben weitere ¿.leite, «.ensux so , »le wfre nichts gewesen, dann*
p lSt alic h v erzw e ife lt und hysterisch *bbrach and nicht a^s dem Haus
wollte und d a d o c h -.vuasta, dess es so nicht loater bleiben könne,
und dann kam noch von aussen etwss d azu , das sehr scnllmm war und
fset schliauaer als alles bisher. Dann k a » »eine Schwerter und dann
diese ->rippe. itzxi Jetzt ist es so s t i l l wie nach den Bombenabwürfen
1» ^ r i e g , 'Senn eich dar Keuch verzogen h*tte und asan entdeckte, .*
rfass das ^aus nicht mehr stand und nichts zu sagen wusste} was faftc
tin man such ea£ en*scl*en?
M argen w er d e i c h v i e l l e i c h t sc ho n s u s g s h e n , .¿ine A r b e i t s u c h e n . *Is
f i n d e t s i c h im &er e t w a s . Das ■ ‘■elephon i s t haute ^ch on ¡¿znz s t i l l -
w ie in e-lnem hilsfili h a ;:, h ü t e r s n 'U n v e r s t ä n d n i s .
±m K e r b s t koi&ae i c h v i e l l e i c h t m h S a r i s . h at sich, j e d o c h noch
n ic h t s e n t s c h i e d e n . Afcir a u c h , wenn ic h h i ^ r o l i i o s n m u ss , ¿ i l l ic h
n i c h t Jtr~jrig ..e i n . i c h habe s o v i e l ^ s h a ^ t , s o v i e l ¿ ¿ n a h m e n , d a ss es
n o c h ~«?nge r e i c h e n k ö n n t e ; e o e r s u c h , w en n es n i c h t r e i c h t - man
kommt m it so w en ig e m a u s . S p ä t e r einißal w e r d e n .. i r s c s i a a o nur . e n ig
G e p äck m it n e h a e n d ü r f e n , v i e l l e i c h t ü b e r h a u p t k e i n e s ,
Du e r w a r t e s t j a n i c h t , d a s s ia h h aute sc h o n etwa zu * u n s * a a ^ d e n sage
ic h k an n j e t z t n i c h t g u t d a n k e n , ic h muss s a e r s t -»«¿koamen vo n a l i e « ,
nur f ü r c h t e i c h , d a s s i c h dsnn <?uch vo n D i r au w e i t w e ^ s e i n w e r d e .
S c h r e i b e m ir b i t t e z u w e i l e n . »s .zx s± xsxx± nx S c h r & b a 3tir n i c h t zu vnggm
ei z ä h l e r u h ig ,, da ss d e i Voi-hrn^ vor u n s e re m F e n s t e r sc h o n w ie d e r
2 ^ g e b r a n n t i s t un d uns d i e L e u t e aus ehe n v o n d e r S t r a . t e .
V on H e t z e n
D e in e
¿■j 7 \ U f /A ?
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Λ4 ^ iLi ¿/Îjj tijfy r *ut% .
Abb. 13a
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Abb. 17a
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sic h ä nd ern k a n n , a b e r w i r können es und i c h w ü n s c h e , d a s s Du es
kannst. liier s e t t e d er H e b e l a n . H ic h t d e r " S t r a s s e n f e g e r " kann es wer
y on d ern Du an n st e s , Du a l l e i n . Du w ir s t sage, ich v e r l a n g e zu v iel
v o n ’D i r f ü r D ic h . Das tue ic h a u c h . ( A b e r 'i c h v e r la n g e es auch von
m ir für m ic h, darum wa^e ich e s , D i r d as zu sa g en ) inan k an n n ic h t s
an d ers v e r l a n g e n . Ich werde esn iö h t gan z e r f ü l l e können und das
Du w ir s t es n ic h t ganz r f ü l i e n k ö n n e , abwr a f de ns W e g *z u d i e s e r
E r fü llu n g ird v ieles w eg fallen .
Abb. 17b
Abb. i8a
Abb. 1 8b und c
21 3
Kommentar
_____________ 2IS
hin aufbewahrt und steht zwischen den Briefen als Zeugnis des
Zweifelns. Andere Entwürfe sind wesentlich späteren Briefen bei
gelegt, nicht immer vollständig, weil der Partner manches doch
nicht mehr erfahren soll; auch die inzwischen vergangene Zeit
>entschärft< sie, so können sie das damals dem ändern nicht Sagbare
vermitteln. Oder besser: das nicht Schreibbare. Denn dem Münd
lichen traut vor allem Bachmann mehr zu, manchmal auch nur
dem Erzählen von vermittelnden Freunden, die, wie sie meint,
Schwierigkeiten besser beschreiben können. Ein »Du weißt«
und »Du weißt ja« ersetzen oftmals die ^direkte Aussage; Tele
gramme oder kurze Briefe kündigen ausführliche Briefe an, die
nicht immer dann auch kommen. Und immer wieder die Bitten,
ja, das Betteln um Briefe: A uf ein »Schreib mir nur überhaupt«
(Nr. 26) reduziert Bachmann ihre Ansprüche, und Celan macht
durch einen recht verqueren Satz deutlich, wie schwer ihm selbst
diese Bitte wird: »Jetzt schreibe ich Dir, ein paar Zeilen nur, um
Dich ebenfalls um ein paar Zeilen zu bitten« (Nr. 195). Anhalten
des Schweigen des ändern läßt djeh Wartencten gelegentlich auch
über bei sich selbst liegende Gründe mchdenken »weil ich es Dir
mit meinem Redeschwall am Telephon noch schwerer gemacht
hab« (Nr. 116), oder: »Ich habe vielleicht keinen sehr klugen Brief
geschrieben« (Nr. 34). Manchmal bleibt nur das Beschwören von
Möglichkeiten des Gesprächs: »Laß uns die Worte finden«
(Nr. 148).
Das von dem einen oder dem ändern Partner als quälend emp
fundene oder aber von beiden in stillschweigendem Übereinkom
men gewahrte Schweigen ist ein wichtiges Element in den sechs im
Briefwechsel zu beobachtenden Zeitabschnitten, deren Grenzen
eng mit biographischen Wendepunkten in beider Leben verknüpft
sind. Zwischen den gemeinsamen Wochen in Wien und jenem
letzten von 196 Dokumenten - Briefe, Postkarten, Telegramme,
Widmungen und eine Gesprächsnotiz - sind das Celans Abreise
aus Wien in Richtung Paris Ende Juni 1948, die für lange Zeit letzte
Begegnung der beiden bei der Niendorfer Tagung der Gruppe 47
Ende Mai 1952, die Wiederaufnahme der Liebesbeziehung nach
einer Tagung in Wuppertal im Oktober 1957, Bachmanns Begeg
nung mit Max Frisch im Sommer 1958 und schließlich die Zuspit-
»Laß uns die Worte finden« 217
zung von Celans psychischer Krise Ende 1961 nach dem Höhe
punkt der aus den von Yvan Golls Witwe Claire Goll lancierten
Plagiatsvorwürfen entstandenen Goll-Affäre, durch dieder Bnef-
7 Wechsel wie andere Celans auch schließlich sein eigentliches Ende
fändrEssin^ d ie^^ eines durcli sHneT^isEonHnuP
taFgeprägten, sehr variantenreichen brieflichen Gesprächs: Jeder
der durch die Wendepunkte markierten Abschnitte hat ein eigenes
Gesicht durch einen je eigenen Ton, eigene Themen, eine eigene
Dynamik, eigene Formen des S chweigens und damit eine immer
wieder neu zu bestimmende Asymmetrie.
Die erste Zeit, die Zeit der Begegnung in Wien, ist im Brief
wechsel mit einem kapitalen Dokument repräsentiert, Celans
Widmungsgedicht »In Ägypten«. An ihm werden gleich zu A n
fang wesentliche Elemente dieser Freundschaft deutlich, die bis
zum Schluß ihre Gültigkeit behalten. In der Rhetorik des Deka
logs legt das durch den Titel in einem Exil verortete Gedicht einen
grundlegenden Gegensatz offen zwischen drei mit jüdischen N a
men bedachten Frauen, denen das angesprochene Du zugehörig
ist, auf der einen und einer nur durch ihr Fremdsein Charakteri
sierten auf der anderen Seite. Von einer ungenannten Instanz wird
dem Du als Sprechendem und als Liebendem ein vermittelndes
Verhältnis zu beiden Seiten in neun >Geboten< zur Pflicht gemacht
- ein erotisches Verhältnis und zugleich eines zwischen Dichter
und Leser, das der Differenz eingedenk bleibt. Ohne die Trauer
um die der Vergangenheit Zugeordneten ist die Verbindung der in
der Gegenwart verorteten Fremden zum Du nicht möglich; die
Zuwendung zur Namenlosen, zur Nichtjüdin allein aber ermög
licht ein Gedenken an die Verlorenen, an die dem Du im Schmerz
Zugehörigen. Bachmann ist nicht diese Fremde; fast zehn Jahre
später wird Celan gerade an diesem Gedicht deutlich machen,
wie differenziert er die Beziehung zwischen Leben und Gedicht
sieht, das immer neu im Lesevorgang zu aktualisieren ist: »Sooft
ichs lese, seh ich Dich in dieses Gedicht treten: Du bist der Lebens
grund, auch deshalb, weil Du die Rechtfertigung meines Sprechens
bist und bleibst.« (Nr. 53) Das immer neue Ins-Gedicht-Treten
wird möglich, weil die Begegnung - auch wenn Celan ebendies,
ein von Bachmann in einem frühen Pariser Brief sorgfältig durch-
2 18 Nachworte
oder mit späten Erinnerungen zu tun: das nicht von Celan veröf
fentlichte, wohl im Herbst 1959 entstandene »Es kamen Jahre, eh
du kamst« etwa, »Flimmerbaum« aus dem Frühjahr 1961 oder das
1964 nach einem Rom-Aufenthalt geschriebene Gedicht »Mit
tags«.
Daß aber auch Celan das Gespräch weitergeführt hat, zeigt die
Heftigkeit, mit der sich nach der Wuppertaler Begegnung der
Charakter des Briefwechsels ändert. Das neuerliche Aufeinander
zugehen war sicherlich >vorbereitet<: Celan kaufte 195 6 in Köln
Anrufung des Großen Bären; und er war erstmals seit 1948 im
Sommer 1957 in Wien, wo er Bachmann, die sich in Rom aufhielt,
zwar nicht traf, wo er aber das Gedicht »Sprachgitter« schrieb, in
dem er die u. a. mit »In Ägypten« formulierte Differenz neu zu
fassen versuchte. Den kürzesten und zugleich reichsten Abschnitt
des Briefwechsels nach der Wiederbegegnung dominiert nun C e
lan materiell wie emotional, er schreibt Briefe von einer Intensität,
wie sie in Celans Korrespondenz überhaupt einmalig ist. Jetzt ist
er ihr als Person wieder und dem Werk vielleicht erstmals wirklich
zugewandt. Jetzt reflektiert er auch die Einzigartigkeit dieser Be
ziehung. Er überschüttet sie so sehr mit Briefen und Gedichten,
daß ihr das Antworten unmöglich wird. Nun mutet sie ihm
Schweigen zu; zumindest anfangs scheint sie sich zum Selbst
schutz - Celan ist verheiratet und hat einen Sohn - Distanz auf
zuerlegen. Trotz der vier Begegnungen und der zahlreichen, z.T.
durch Briefe belegten Telefongespräche stellen die kurzen Monate
auch von der Dichte des brieflichen Gesprächs her einen Höhe
punkt dar. Die neue, die alte Liebe steht im Zentrum: »Du warst,
als ich Dir begegnete, beides für mich: das Sinnliche und das Gei
stige. Das kann nie auseinandertreten, Ingeborg« (Nr. 53). Nicht
umsonst ersetzen unbegleitete Gedichte Celans vor allem anfangs
Briefe; mit den Widmungsexemplaren und einer Fülle von beige
legten Gedichten und Gedichtübersetzungen sind sie Zeugnisse
für die poetische Dimension des Ereignisses. Erinnerungen an
die Begegnungen in Wien und Paris, an damals entstandene G e
dichte, tragen mit dazu bei. Und in den Jahren danach wird das
Erleben zwischen Oktober 1957 und Mai 1958 selbst Bezugspunkt
für Erinnerungen.
»Laß uns die Worte finden«
stellt, scheint unter diesem Licht ein Abschied, nicht nur von der
Liebe zu Celan, sondern auch vom Gedicht als Zentrum der lite
rarischen Beschäftigung. In die gleiche Zeit fällt mit ihren Unga-
retti-Übertragungen auch die Hinwendung zu einer bisher von
Celan ganz für sich beanspruchten Form literarischen Arbeitens.
In einem Briefentwurf vom Herbst 1961 (Nr. 191) formuliert sie
ihre Forderungen an eine gleichberechtigte Freundschaftsbezie
hung zu Celan und ihre Deutung seiner Situation in beeindruk-
kender Hellsicht und Schärfe - und zieht eine, wenn sie auch den
Adressaten nicht erreicht, bewegende Bilanz.
Die Jahre des Briefwechsels nach 1961 liegen - spiegelbildlich
zu Bachmanns Dominanz in den Jahren zwischen 1952 und 19 5 7 -
ganz in der Hand Celans. Aber gerade seine beiden nur kurzen
Briefe in großem Abstand zeigen, wie sehr sich die Briefpartner,
obwohl kein persönlicher Kontakt mehr besteht und trotz Bach
manns stummer Verweigerung eines Neuanfangs, einander zuge
wandt bleiben. Beide Male reagiert Celan auf durch Informationen
von gemeinsamen Bekannten ergänzte Nachrichten über Bach
mann aus der Presse. Im letzten Brief ist das die standhafte und
zornige Verteidigung des Übersetzers Celan durch die Freundin,
als ihr eigener Verlag ihm für Achmatova-Übertragungen den
höchst belasteten Nazi-Dichter Hans Baumann vorzieht. Der so
kurze wie bewegende Brief zeigt - wie im übrigen auch der Brief
wechsel Bachmanns mit Gisèle Celan-Lestrange über Celans Tod
hinaus und nicht zuletzt ihr mit Celan immer wieder zitierend-
sprechender Malina-Komzn - die Unzerstörbarkeit einer beson
deren Beziehung bei allen darin wahrnehmbaren Zerstörungen,
und dies gerade auch über das dem Briefpapier anvertraute Wort
hinaus.
Barbara Wiedemann und Bertrand Badiou
Februar 2008
224
Poetologisches Nachwort
»Mein Leben ist zu Ende, denn er ist auf dem Transport im Fluß
ertrunken«, sagt das Traum-Ich vom Fremden mit dem schwarzen
Mantel in Ingeborg Bachmanns Roman Malina (1971): »er war
mein Leben. Ich habe ihn mehr geliebt als mein Leben« (IBW
3,195). Im April 1970 hatte sich Paul Celan in die Seine gestürzt
und war ertrunken. Bachmanns Roman erinnert in der »Legende
der Prinzessin von Kagran« und im Traum-Kapitel an die Liebe zu
Paul Celan. Das Wort »Transport«, aus dem Vokabular der NS-
Vernichtungsbürokratie, bringt seinen Selbstmord mit der Kata
strophe der Judenvernichtung in Verbindung. Die nach Celans
Tod in den entstehenden Roman eingefügten Teile - die »Legen
de« und die Traum-Szenen im Kapitel »Der dritte Mann« - sind
eine Gedächtnisschrift für den einstigen Geliebten, ein Gewebe
von Zitaten aus Celan-Gedichten und aus biographisch signifikan
ten Erinnerungen wie dem schwarzen Mantel oder der singenden
Stimme des Fremden.
lina. Ähnlich wie Celan mit dem Topos der Literatur als Flaschen
post gab Bachmann der Rätselfrage des Privaten und Persönlichen
in der Literatur eine grundsätzlichere, existentielle Wendung. In
den Briefen ist ihrer beider je einmalige »Stimme« und »Stumm
heit« aufbewahrt, nur schutzloser und preisgegebener noch als im
Briefgeheimnis der Gedichte, widersprüchlicher auch und drama
tischer, weil hier zwei sterbliche »Seelenwesen« (GW III 177) mit
einander und .gegeneinander ihren Weg suchen, jedes mit seiner
einmaligen Herkunft und Geschichte geschlagen.
Autorschaften
»In Ägypten« (Nr. 1) verkündet neun Gebote der Liebe und des
Schreibens nach der Shoah. »Du weißt auch«, schreibt ihr Celan in
einem späteren Brief zu diesem Eingangs-Gedicht ihrer Bezie
hung, »Du warst, als ich Dir begegnete, beides für mich: das Sinn
liche und das Geistige. Das kann nie auseinandertreten, Ingeborg«
(Nr. 53). »In Ägypten« spricht vom Schmerz über den Tod der
einst und immer geliebten jüdischen Frauen - »Ruth! Noemi!
Mirjam!«, und es bestimmt den neuen, festlichen Bund: Erinne
rung an die Toten in der Liebe »zur Fremden«, wodurch jede
bisherige Liebe überstiegen wird - »Du sollst die Fremde neben
dir am schönsten schmücken. / Du sollst sie schmücken mit dem
Schmerz um Ruth, um Mirjam und Noemi. / Du sollst zur Frem
den sagen: / Sieh, ich schlief bei diesen!« Das Gedicht, eine uto
pische Blasphemie gegenüber den geläufigen historischen und re
ligiösen Übereinkünften, beauftragt das angeredete männliche Du
mit dem Totengedächtnis. Die neun Gebote regeln die Beziehung
zu den jüdischen Frauen, und »die Fremde« wird als Medium der
Verbindung zu den Toten eingesetzt, sie ist geliebte Person und
Sprache in einem. Unter dem Titel »In Ägypten« steht die Wid
mung: »Für Ingeborg«, am Ende stehen Ort und Datum des G e
dichts: »Wien, 23. Mai 1948«.
In dem beinahe zehn Jahre späteren Brief an Ingeborg Bach
mann (Nr. 53) kommt Celan auf dieses Eingangs-Gedicht ihrer
Beziehung zurück. Er schreibt ihr, daß er, sooft er »In Ägypten«
228 Nachworte
liest, sie »in dieses Gedicht treten« sieht. Das Gedicht ist für ihn
eine Schwelle zwischen den Getrennten, »die Fremde« als die ge
liebte Frau ist sein »Lebensgrund«, und sie sei und bleibe »die
Rechtfertigung« seines »Sprechens«. In einer ähnlichen Rolle
wie »die Fremde« in Celans Gedicht konnte sich die angehende
Autorin 19 51 in einem Schlüsselroman - Unvollendete Sympho
nie - sehen, den ihr damaliger Lebensgefährte Hans Weigel über
eine junge Künstlerin aus der österreichischen Provinz schrieb.
Sie, »die junge Ingeborg Bachmann«, wie Weigel die später be
rühmt gewordene Autorin in einer Neuauflage des Romans
(1992) entschlüsselte, habe dem Überlebenden den Sinn seines
Überlebens und seiner Rückkehr bewiesen. In Weigels Romantext
ist sie die Beschriebene und Besprochene, auch wenn sie hier selbst
als Ich des Romans spricht: »Ich habe so viel von deinen Toten
gewußt - [ ...] . Ich habe verstanden, was es für dich bedeutet, sie so
mit mir lebendig zu machen [...]. Lind ich habe gesehen, wie dich
die Bitterkeit darüber, daß sie nicht mehr da sind, nicht losläßt«
(S. 74). Bei Hans Weigel - mit ihm führte Bachmann den zweiten
größeren Briefwechsel der Wiener Jahre - findet sich bereits die
Einsicht in eine gegenseitige Fremdheit, an der die beiden Prot
agonisten zwar keine persönliche Schuld tragen, die sie aber »un
wiederholbar und unüberwindlich« scheidet. Sie, die Vertriebenen
und Ermordeten, sind es, die »nicht hiergewesen« sind: »Das, das,
unterscheidet uns. Unsere Angst ist nicht eure Angst. Unser Ge
rettetsein ist nicht euer Gerettetsein« (S. 183).
Weigel läßt die Frau mit seiner Stimme sprechen, es gibt in
seinem Roman keinen Ort für ihre Stimme, und es gibt nicht das
Problem einer weiblichen Autorschaft, so daß hier nicht vorhan
den ist, was den Briefschriften und Textschriften von Bachmann
und Celan ihre Dramatik verleiht, was dort die tiefreichende Stö
rung der Kommunikation bedingt, das Sprechen am Rande des
Erstickens, die verborgenen und offenen Schuldzuweisung^iv
die Mißverständnisse, die »Einbrüche Von Schweigen« (Nr. 191)
und das ganze Register eines symptomatischen Sprechens.
»Schwere«, »Dunkel«, »Schweigen« und »Schuld« sind Leitwör
ter des Briefgesprächs, das sich immer wieder erhellen will, nicht
verstummen möchte, wodurch die thematischen Wörter in der
Das Briefgeheimnis der Gedichte 229
und hat / für mich eine Lampe geschwungen!« Nach dem neu
erlichen Beginn der Liebesbeziehung mit Celan im Herbst 1957
wird ihn Bachmann dringend »bitten«, nachdem er ihr in Köln
gesagt hatte, er sei »auf immer versöhnt mit [ihr]«, doch »>Die
Lieder auf der Flucht< noch einmal zu lesen«: »in jenem Winter
vor zwei Jahren bin ich am Ende gewesen und habe die Verwer
fung angenommen. Ich habe nicht mehr gehofft, freigesprochen zu
werden. Zu welchem Ende?« (Nr. 52) In den »Liedern« geht es um
einen Schuldspruch, der das weibliche Ich niederdrückt und das
liebende Paar in die Parteien von Richter und Gerichteter zerfallen
läßt: »Mund, der das Urteil sprach, / Hand, die mich hinrichtete!«,
so beginnt in der 13. Strophe eine Szenenfolge von alp traumhafter
Gewalt und leidenschaftlicher Erlösungssehnsucht: »Ich bin noch
schuldig. Heb mich auf. / Ich bin nicht schuldig. Heb mich auf. //
Das Eiskorn lös vom zugefrornen Aug, / brich mit den Blicken
ein, die blauen Gründe such, schwimm, schau und tauch: // Ich bin
es nicht. / Ich bin’s« (IBW 1,146). Das symptomatische Sprechen
der Briefe wird im Gedicht als selbstzerstörerischer Kampf mit der
Schuldfrage ausgetragen, bei dem zuletzt die Erlösung aus Er
starrung und Stummheit ins Medium der Sprache verlagert wird.
Die eisige Erstarrung verwandelt sich in singendes Wasser, und das
»Eiskorn« löst sich »vom Aug«, wie man den Vorgang der Über
tragung kommentieren könnte, der entfernt an das Medium erin
nert, welches das Auge »der Fremden« in Celans »Ä g yp ten -G e
dicht sein soll: das Wasser, in dem die Toten lebendig bleiben. Das
weibliche Ich geht in Bachmanns Gedicht bei dieser Verwandlung
verloren; was bleibt, ist das »Schweigen«, auf das sich das Gedicht
auf Kosten der Lebenden - mit einer Anspielung an Rilkes Sonette
an Orpheus (I/XIX) - seinen Reim macht: »doch das Lied überm
Staub danach / wird uns übersteigen.«
Nun ist er es, der sich von ihr die Gedichte wünscht und ihr seine
eigenen Gedichte als Liebesbriefe schickt und sogar seine früheren
Gedichte als Beglaubigung der gegenwärtigen Erfahrung liest -
»Denk an >In Agypten<« (Nr. 53) - , auf mehrere seiner Gedichte
(Nr. 67) ein »f. D.« - für Dich - als Widmung schreibt und in die
nun entstehenden Gedichte auch Bachmanns Bedenken aufgrund
der familiären Situation Celans einbezieht. Er gibt das eigene Stau
nen über die Schönheit seines Gedichts »Köln, Am Hof« - es
beginnt mit dem Wort »Herzzeit« - an sie weiter und sieht in
einem Wort von ihr, da sie »von >den Geträumten< gesprochen«
hat, die Entstehung des Gedichts begründet (Nr. 53). Und nun ist
sie es, die ihn in ihren frühen Briefen so oft an »die Träume, die wir
einmal geträumt haben« (Nr. 11) erinnert, die auf einer Klärung
besteht: »Die Ergänzung, sagst Du, muß heißen >Ins Leben<. Das
gilt für die Geträumten. Aber sind wir nur die Geträumten?«
(Nr. 52)
In Celans Briefen ab Mitte Oktober 1957 setzt eine über
schwengliche Evokation des Lesens ein, das die Welt öffnet und
die Geliebte einbezieht. Die Grenzen von Kunst und Leben sind
durchlässig geworden, und der Lesevorgang nimmt, ähnlich wie in
Bachmanns Essay »Das Gedicht an den Leser« (undat.), utopische
Züge an. Es ist ihm wichtig, daß ihre Augen ein »paar Augenblik-
ke« auf den Übersetzungen, die er ihr schicken möchte, »ruhen«
(Nr. 56); im Zugabteil auf der Fahrt von München nach Frankfurt
liest eine Frau Bachmanns Gedichte; er sieht »daß die Augen lasen,
wieder und wieder. Wieder und wieder. Ich war so dankbar«
(Nr. 69); in Frankfurt, wo er bei einem Freund übernachtet, sieht
er ihrer beider Bücher im Bücherregal »nebeneinander« stehen
(Nr. 69). »Herzzeit« nennt er in »Köln, Am Hof« die neue Er
fahrung der Übereinstimmung, und sie nennt die Gedichte von
Spracbgitter »Gedichte, wieder aus unserer Zeit« (Nr. 117), alles
wird in diesen Jahren Teil ihrer gemeinsamen Zeit, die getrennten
Räume und Zeiten gehen ineinander über in eine von Korrespon
denzen erfüllte Welt. Beim Kramen in alten Papieren stößt er »auf
einen Taschenkalender aus dem Jahre 1950« (Nr. 56) und findet
238 Nachworte
unter dem 14. Oktober »die Eintragung: Ingeborg«: »Es ist der
Tag, an dem Du nach Paris kamst. Am 14. Oktober 1957 sind wir
in Köln gewesen, Ingeborg. Ihr Uhren tief in uns«. Der Satz »Ihr
Uhren tief in uns« ist der Schlußvers des Gedichts »Köln, Am
Hof«. In ihrem 1957 bei Piper neu aufgelegten Lyrikband Die
gestundete Zeit schreibt Bachmann als Widmung für Celan:
»München, Am Hof« (Nr. 68), und mehr als ein Jahr später wird
er ihr eine bei einem Pariser Bouquinisten gefundene alte »Cor-
respondenz-Karte« schicken mit Photo und Aufdruck: »Gruss aus
Wien. 1. Bez. Am Hof« (Nr. 118), die er »fast an der gleichen
Stelle« kaufte, an der ihm »vor über einem Jahr das Gedicht ein
gefallen war« (Nr. 120). Unter »Köln, Am Hof« stand ja in dem am
20. Oktober 1957 an Bachmann geschickten Gedicht: »Paris,
Quai-Bourbon, / Sonntag, den 20. Okt. 1957, / halb drei Uhr
nachmittags - « (Nr. 48).
Zu diesen >Correspondenzen< tritt gerade in diesen Jahren bei
beiden Dichtern verstärkt die theoretische Reflexion der eigenen
Zeit und des eigenen Ortes des Schreiben und Lesens, ob in Celans
Bremer Rede (1958) oder der »Meridian«-Poetik seiner Büchner-
preis-Rede (i960) oder in Bachmanns »Das Gedicht an den Le
ser«, in »Musik und Dichtung« (1959), der Kriegsblinden-Ilede
»Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar« (1959) oder den
Frankfurter Poetik-Vorlesungen (1959/60). Celan hat in seiner
Bremer Rede die Frage des Schreibens und Lesens mit der »Frage
nach dem Uhrzeigersinn« verbunden und das Gedicht als »eine
Erscheinungsform der Sprache und damit seinem Wesen nach dia
logisch« mit der Vorstellung einer »Flaschenpost« assoziiert, die
auf etwas zuhält, auf »etwas Offenstehendes, Besetzbares, auf ein
ansprechbares Du vielleicht, auf eine ansprechbare Wirklichkeit«
(GW III 186). Bachmann wiederum hat in ihrem Entwurf »Das
Gedicht an den Leser«, das sich dezidiert gegen den biblischen
Versteinerungs-Mythos wendet, die Beziehung zum Leser als
Utopie beschworen und mit einem Zitat-Anklang an »Corona«
auch an Celan als ihren Mitleser gedacht: »Nachgehen möchte ich
dir, wenn du tot bist, mich umdrehen nach dir, auch wenn mir
Versteinerung droht, erklingen möcht ich, [...] und den Stein
zum Blühen bringen« (IBW 4,308).
Das Briefgeheimnis der Gedichte 239
und ihn von Celan »ergänzen lassen«: »Damit etwas klarer wird,
das allein Dich und mich betrifft« (Nr. 192). Sie ist nicht mehr nach
Paris gekommen. Ihr letzter Brief - sieht man ab von den gemein
sam von ihr und Frisch Unterzeichneten formellen Weihnachts
wünschen (Nr. 194) - registriert ihre zum Krankheitssymptom
gewordene Unfähigkeit, Briefe zu schreiben, »es ist seit langem
schon wie eine Krankheit, ich kann nicht schreiben, bin schon
versehrt, wenn ich das Datum hinsetze oder das Blatt in die Ma
schine ziehe« (Nr. 193). Nach einem langen Verstummen erreicht
sie am 21. September 1963 ein Brief von Celan, der gehört hatte,
daß sie »eben erst wieder aus dem Krankenhaus zurück« sei. Auch
er habe »ein paar nicht ganz erfreuliche Jahre hinter« sich, »wie
man so sagt«. In seinem Gedichtband Die Niemandsrose, der bald
erscheinen solle, sei er »einen recht >kunstfernen< Weg gegangen.
Das Dokument einer Krise, wenn du willst - aber was wäre Dich
tung, wenn sie nicht auch das wäre, und zwar radikal? / Schreib
mir also bitte ein paar Zeilen« (Nr. 195). Es ist kein Antwortschrei
ben Bachmanns auf diesen Brief überliefert. Als Autorin aber ist
sie neben ihm ihren »>kunstfernen< Weg« gegangen, jetzt, im eige
nen Schreiben mit ihm in einem Einverständnis wie selten zuvor.
durch eine Krankheit« (IBW 3,341). Die Szene, in der die Frau in
der Wüste im Spiel im Sand eingegraben wird, so daß sie nicht
mehr rufen kann und ihr jede Möglichkeit, sich zu bewegen, gen
ommen wird, hat hier noch immer mit der Shoah zu tun, im Sinne
einer letzten Konsequenz der weit zurückreichenden Geschichte
der immer wieder stumm gemachten und >ausgelöschten< Frau.
Ein Grundmotiv, das von den Briefen und frühen Gedichten an
bis in die letzten Todesarten-Romane weiter geführt wird, ist auch
die im Franza-Roman-Fragment gestellte Frage nach der eigenen
Identität und Geschichte der Tochter/Ehefrau/Schwester, die sich
von der Autorität des Vaters emanzipiert: »wer bin ich, woher
komme ich, was ist mit mir« (IBW 3,446). Auch die Revolte im
Opfer-Sein, jetzt und hier und in der Vergangenheit, gehört zu
diesen weit zurückreichenden Lebensmotiven. Requiem fü r Fan
ny Goldmann, ein anderer fragmentarisch überlieferter Todesar-
ten-Roman, könnte, in der Fortsetzung der im Celan-Briefwech-
sels aufgeworfenen Fragen, als Bachmanns biographisch radikalste
fiktionale Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Herkunft gelesen
werden, sowohl was den kritischen Blick auf die Jugend der er
zählten Titelgestalt angeht als auch die Aufmerksamkeit für die
verschiedenen Selbstentwürfe jüdischer Identität, mit denen sie,
die Wienerin Fanny Wischnewski, sich in den lebensgeschichtli
chen Wandlungen ihres jüdischen Ehemannes konfrontiert findet.
Im einzigen publizierten Roman der Todesarten, in Malina,
wird das schreibende Ich in eine männliche und weibliche Doppel
gängerfigur aufgespalten, um das inwendige Drama der Frage der
Autorschaft erzählen zu können. Gerade in dieser Konstruktion
lassen sich die in der Beziehung mit Paul Celan sich manifestieren
den Fragen analytischer und zugleich gegenwärtiger darstellen, als
es die letzte Erzählung »Drei Wege zum See« (.Simultan, 1972)
vermag, wo die Liebe zu Paul Celan direkt in die erzählte Bezie
hung von Elisabeth Matrei und Franz Joseph Trotta eingespiegelt
wird. Es sei ihre »große Liebe« gewesen, »die unfaßlichste,
schwierigste zugleich, von Mißverständnissen, Streiten, Anein-
andervorbeisprechen, Mißtrauen belastet«. Er habe sie »zum Be
wußtsein vieler Dinge« gebracht, »seiner Herkunft wegen, und er,
ein wirklicher Exilierter und Verlorener, sie, eine Abenteurerin,
242 Nachworte
die sich weiß Gott was für ihr Leben von der Welt erhoffte, in eine
Exilierte« verwandelt, »weil er sie, erst nach seinem Tod, langsam
mit sich zog in den Untergang« (IBW 2 ,4 15L).
In Malina wird die Gewalterfahrung im Drama des schreiben
den weiblichen Ich, die in den Brief- und Gedichtszenen zu ver
folgen war, zum Gegenstand eines neuen, >denkerischen< Erzäh
lens, das »etwas Philosophisches« hat und das Bachmann als »das
Wichtigste« erschien (Gul 104): ein philosophischer Roman, von
der Autorin als »imaginäre Autobiographie« verstanden, in dem
ein vor Liebe krankes Ich als l’homme révolté spricht. Wieder
begegnet die thematische Szenerie der im Sand versinkenden G e
liebten, nun verwandelt in das Bild der »Wand«, in die das weib
liche Ich hineingetrieben wird; es verstummt, während Malina, der
männliche Ich-Teil und der Anwalt des Werks, übrigbleibt: »Es ist
eine sehr alte, eine sehr starke Wand, aus der niemand fallen kann,
die niemand aufbrechen kann, aus der nie mehr etwas laut werden
kann. // Es war Mord« (IBW 3,337). Das zentrale Traum-Kapitel in
Malina erklärt die geschichtlichen Voraussetzungen dieses Mords
aus der Verflechtung der väterlichen Gewalt mit der Vernichtùngs-
geschichte, und diese Geschichte reicht in den Schreibprozeß hin
ein. In der Serie der Träume mit dem Vater als Verkörperung der
Gewalt in einem ewigen Krieg, dessen Zentrum das NS-Vernich-
tungsunternehmen ist, wird der Tod des Fremden als Spätfolge des
Vernichtungsgeschehens gedeutet. Aber hier, im Raum der Shoah,
begegnet er, »in seinem schwärzer als schwarzen siderischen Man
tel«, wie ein magisches Opfer, aus allen Widersprüchen befreit, als
Teil einer Gegengeschichte, die sich in Gesten der Zuneigung zu
einander manifestiert, in der Behutsamkeit und Solidarität der Ver
folgten, im gegenseitigen Verstehen: »ich sehe, wie er auf seinen
Kopf deutet, ich weiß, was sie mit seinem Kopf gemacht haben«
(IBW 3,194 u. 195).
»ein Blatt, das uns traf\ treibt au f den Wellen [ ...] uns nach«
Im Herbst 1957 fand Paul Celan zufällig »in der Frankfurter Zei
tung« Ingeborg Bachmanns Gedicht »Im Gewitter der Rosen«,
Das Briefgeheimnis der Gedichte
wo er die neue Strophe lesen konnte, die sie für Hans Werner
Henzes Vertonung in »Nachstücke und Arien« zu dem bereits
in Die gestundete Zeit publizierten Gedicht hinzugefügt hatte.
Als sie Celan Weihnachten 1953 den eben erschienenen ersten
Gedichtband Die gestundete Zeit schickte, hatte sie die frühere
Fassung dieses Gedichts auf einem abgerissenen Papierstreifen
beigelegt (Nr. 42/Anm.). Die nun neu hinzugefügte Strophe zu
»Im Gewitter der Rosen« lautet:
Wo immer gelöscht wird, was die Rosen entzünden,
schwemmt Regen uns in den Fluß. O fernere Nacht!
Doch ein Blatt, das uns traf, treibt auf den Wellen
bis zur Mündung uns nach.
In der Gedichtstrophe aus dem Jahr 1957 kam ihm vielleicht jenes
»Blatt« zurück, das er ihr in der Wiener Zeit geschenkt hatte. Er
hielt es für »verloren« (Nr. 3), weil sie es nicht mehr in ihrem
»Medaillon« hatte. »Ich möchte Dir zum Schluss noch sagen«,
schrieb sie ihm darauf am 12. April 1949, »- das Blatt, das Du in
mein Medaillon gegeben hast, ist nicht verloren, auch wenn es
schon lange nicht mehr drinnen sein sollte; ich denk an Dich
und hör Dir noch immer zu« (Nr. 4). Mehr als zwanzig Jahre
später kommen die Celan-Passagen des Traumkapitels von Malina
auf die Erinnerungen an den Wiener Stadtpark zurück, von denen
in den ganz frühen Briefen Bachmanns, und nur bei ihr, die Rede
war. Nun ist es im literarischen Traum der »Geliebte«, der sagt:
»Sei ganz ruhig, denk an den Stadtpark, denk an das Blatt, denk an
den Garten in Wien, an unseren Baum, die Paulownia blüht.« Da
nach fragt im Traum ein Unbekannter nach »der Prinzessin von
Kagran«, um ihr die Nachricht von seinem Tod zu überbringen. Er
zeigt ihr als Erkennungszeichen »ein vertrocknetes Blatt, und da
weiß ich, daß er wahr gesprochen hat. Mein Leben ist zu Ende,
denn er ist auf dem Transport im Fluß ertrunken, er war mein
Leben. Ich habe ihn mehr geliebt als mein Leben« (IBW 3,195).
Editorischer Bericht
Überlieferung
Herausgeber
Brieftext
gehören Gedichte nur dann, wenn sie nicht als Beilage, sondern
unbegleitet geschickt wurden, also selbst >Brief< sind. Entwürfe für
abgesandte Briefe sind dann aufgenommen, wenn sie sich durch
starke Abweichungen und deutliche Unterschiede im Datum als
unabhängige Briefe zu erkennen geben; wichtige Varianten in den
übrigen Entwürfen verzeichnet der Kommentar. Gedruckte Bei
lagen werden nicht wiedergegeben, wohl aber beigelegte Briefe
(auch anderer Autoren) oder Abschriften des Briefschreibers.
Ebenso wurde mit den ergänzend abgedruckten Briefwechseln
zwischen Max Frisch und Paul Celan sowie zwischen Gisèle Ce-
lan-Lestrange und Ingeborg Bachmann verfahren.
Eine Kopfzeile für jeden Brief gibt nach der laufenden Nummer
die Basisinformationen: Briefautor(en) und Adressat, Ort und (bei
Datierungsfehlern: tatsächliches) Datum sowie gegebenenfalls
Status (nicht abgesandt, Entwurf etc.). Fragezeichen zeigen even
tuelle Unsicherheiten an; auf diese wird im Kommentar immer
eingegangen. Publizierte Beilagen erhalten eine auf die Briefnum
mer bezogene Unternummer. Angaben über nicht publizierte Bei
lagen erfolgen nach dem Brieftext.
Der Text wird mit nur sehr vorsichtigen Korrekturen wieder
gegeben: Stillschweigend korrigiert sind offensichtliche Schreib
fehler; ebenso stillschweigend sind Satzzeichen dann (und nur
dann) ergänzt, wenn sonst Verständnisprobleme entstehen. Ver
gessene Wörter sind in eckigen Klammern ergänzt. Auch mit
Bachmanns französischen Briefen wurde so verfahren: Die Ein
griffe sind minimal, sie ergeben nicht in jedem Fall einen korrekten
französischen Text; das hätte z.T. eine erheblich tiefgreifendere
Umstrukturierung notwendig gemacht. Die jeweils im Anschluß
gegebenen Übersetzungen vermitteln in diesen Fällen den inten
dierten Sinn; nur bei uneindeutigen Formulierungen wird die
sprachliche Form kommentiert.
Schreibgewohnheiten der Briefpartner in Orthographie und In
terpunktion sind beibehalten, auch wenn sie durch das Schreibin
strument - etwa eine französische Schreibmaschine - bedingt sind.
Daten und Grußformeln sind behutsam vereinheitlicht.
Der Text erscheint in der intendierten Endfassung, d. h. ohne
Korrekturen und Streichungen; für das Verständnis wichtige ge-
246 Nachworte
Kommentar
Danksagung
Stellenkommentar
I
HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 c, B l iy. hs. Gedicht (= HKA 2-3.2 208
H 5*; vgl. Abb. 11) ; B IB : hs. Widmung in: »Peintures 1939-46, In
troduction d A ndré Lejard, Paris 1946.
3
HAN/ÖNB Mappe 2, B l 1-2: hs. Luftpostbrief an: »Mademoiselle
Ingeb[or]g [Bach mann] / Beatrixgasse 26 / Vienne III / Autriche«,
von: »Paul Celan, 3 1, Rue des Ecoles / Paris f me / France«, Brief
marke abgerissen, ÖZS.
4
DLAD 90.1. 2824/1: masch., u. a. hs. korr. Brief, ÖZS, Kuvert fehlt.
HAN/ÖNB Mappe 10, Bl. 4: masch. Entw urf (nicht publ.).
/
HAN/ÖNB Mappe /0, Bl. 1: masch. Briefentwurf.
6
HAN/ÖNB Mappe 2, Bl. 3: hs. Luftpost-Ansichtskarte (Marc Cha
gall, UCEil vert - Das grüne Auge) an: »M ^ Ingeborg B a c h -
m ann / Beatrixgassc 26 [von frem der H and ersetzt durch: Gottf.
[Kellergasse] 13 /10 .]/ V ien n e I I I / A u t r ic h e «, Paris, 2 1. 6.1949,
von: »Paul Celan, 3 1 Rue des Ecoles, Paris f « , ÖZS.
7
DLA D 90.1.2824/3: masch.y u. a. hs. korr. B rief ÖZS, Kuvert fehlt.
HAN/ÖNB Mappe 10, Bl. y z. masch. Entw urf (nicht publ.).
8
HAN/ÖNB Mappe 2, Bl. 4 - y hs. Luftpostbrief an: »M ^- Ingeborg
B a ch m a n n / Gottfried Kellergasse 13 /10 / V ien n e III / Autri
che«. Paris, 4. 8. 1949, ÖZS.
Briefe Nr. 5-10.i 2 55
9
HAN/ÖNB Mappe 2, B l 6-7: hs. Luftpostbrief an: »M1^- Ingeborg
B a ch m a n n / Gottfried Kellergasse 13 /10 / V ien n e I I I / AUTRI
CHE«, Paris, 20. 8.1949, von: »Paul Celan / 3 1 , Rue des Ecoles /
Paris f me«, ÖZS.
10
DLA D 90.1.2824/5: masch., u. a. hs. korr. Brief; D 90.1.2824/4 (z.
Beilage): masch., u. a. hs. korr. Brief, ÖZS, Kuvert fehlt.
HAN/ÖNB Mappe 10, Bl. 2 und Bl. 6-7: masch., u. a. hs. korr. Ent
würfe zu B rief und Beilage (nicht publ).
I O. I
»jenseits der Kastanien«] »Erst jenseits der Kastanien ist die
Welt«, der thematische Vers in PCs »Drüben«, dem Eröffnungs
gedicht von D er Sand aus den Urnen.
erste Sachen] Am 8.7.1949 teilte IB Weigel die Fertigstellung
von zwei Gedichten mit (NHW), zu Erzählungen vgl. Nr. 4/
Anm.
zwei Empfehlungen] Im Entwurf: »[...] dass ich zwei Empfeh
lungen für Stipendien habe, eines aus Washington, eines aus Lon
don von Freunden [...]«. N ur die Empfehlung für Paris (Privat
dozent Leo Gabriel, Philosophisches Institut) ist im NIB erhalten
(vgl. Nr. 4/Anm.).
knapp daran war] Im Entwurf folgt: »[...] und dem Mann et
was dazwischengeriet [...]«.
Doktorat] IB reichte Die kritische Aufnahme der Existential
philosophie Martin Heideggers (Erstdruck Piper: München und
Zürich 1985) am 19 .12 .19 4 9 als Dissertation ein (Rigorosum
18. 3. 1950, Approbation 9.1.19 50 ).
2 56 Stellenkommentar
11
DLA D 90.1.2824/2: hs. B rief ÖZS, Kuvert fehlt.
12
DLA D 90.1.2825/1: hs. B rief ÖZS, Kuvert fehlt.
N ani und Klaus] Maier und Demus waren um den 2 1.7 .19 5 0 in
Paris, sie schickten vorher eine Karte aus Fecamp, danach Karten
aus Avallon, Nizza und Venedig.
Nervenkollaps] Der Nervenkollaps fiel in die erste Julihälfte,
ein völliger »Zusammenbruch« mit »Lähmungserscheinungen«
(an die Eltern, 16. 7.1950). IB wurde von dem mit Weigel befreun
deten Wiener Psychiater Viktor Frankl behandelt.
T3
HAN/ÖNB Mappe 2, Bl. 8: hs. Brief, ÖZS, Kuvert fehlt.
14
DLA D 90.1.2825/2: hs. Brief’ ÖZS, Kuvert feh lt
15
DLA D 90.1.2825/3: hs. Brief, ÖZS, Kuvert fehlt.
16
HAN/ÖNB Mappe 1, B l 1: hs. Notiz, wohl vor PCs Hotelzimmer
hinterlegt.
T7
HAN/ÖNB Mappe 6, B l 9: Persönlich hinterlegte hs. Nachricht
au f abgerissenem Zettel, au f der Rückseite, von frem der Hand:
»10.30 / [xxxx xxxjchtner / a [xxx] 6924«.
18
DLA D 90.1.2826/4: hs. Brief; D 90.1.2826/1 (z. Beilage 1): masch.,
u. a. hs. korr. und hs. ergänzter Brief; D 90.1.2826/3 (z. Beilage 2):
Teileines masch., u. a. hs. korr. Briefes; D 90.1.2826/2 (z. Beilage3):
masch., u.a. hs. korr. B rief Kuvert fehlt, B rief und Beilagen von
Klaus Demus überbracht.
18.2
Ju n i 19 5 1] Handschriftlich am linken Rand; der größere obere
Teil des Briefs wurde abgeschnitten.
August] Handschriftlich aus ursprünglich »Juni« korrigiert.
18.3
die Stelle] IB arbeitete seit April bei der amerikanischen Besat
zungsbehörde. Sie charakterisierte ihre Arbeit mit »Dienst von 8h
Stellenkommentar
früh bis Vi 6h abends« bzw. »Das Büro heisst - News and Feature
Section« (an die Eltern, 29. 3 .19 5 1, PNIB).
Pariser Stipendium] Vgl. Nr. 4/Anm. und Nr. io.i/Anm .
19
HAN/ÖNB Mappe 2, Bl. 9: m a s c h u .a . hs. korr. B rief (deutsche
Schreibmaschine, vor Neueinspannung in Absatz 5 ss nicht als ß
realisiert), ÖZS, Kuvert fehlt.
20
DLA D 90.1.2826/5: masch., u. a. hs. korr. Brief’ ÖZS, Kuvert fehlt.
27
DLA D 90.1.2826/7; masch., u. a. hs. korr. Brief, Kuvert fehlt.
22
HAN/ÖNB Mappe 2, Bl. 10, hs. Ansichtskarte (Giacometti: Three
Figures Walking. International Open A ir Exhibition o f Sculpture,
Battersea Park, London, 19 51) an: »Dr. Ingeborg B a ch m a n n /
Gottfried Kellergasse 13 / V ien n a I I I / AUSTRIA«, ÖZS.
262 Stellenkommentar
Giacometti] Die Karte ist das erste bekannte Zeugnis für PCs
Interesse am Werk des Schweizer Bildhauers; vgl. später »Les Da-
mes de Venise«.
London] PC besuchte dort regelmäßig seine Tante Berta Ant-
schel und andere dorthin vor den Nazis geflohene Verwandte (vgl.
Nr. 128 und 199).
23
HAN/ÖNB Mappe 10, Bl. 8: masch. Briefentwurf.
¿4
DLA D 90.1.2826/8: hs. B rief Kuvert fehlt.
25
HAN/ÖNB Mappe 2, Bl. 1 1 - 1 2 : masch., u.a. hs. korr. Brief; DLA
D 90.1.44 (z. Beilage): masch. Gedicht (= HKA 2-3,2.258 H la), ÖZS,
Kuvert fehlt.
26
DLA D 90.1.2826/10; masch., u. a. hs. korr. und mit anderer Ma
schine ergänzter Brief; D 90.1.2826/9 (z. Beilage): masch. B rief
ÖZS, Kuvert fehlt.
26.1
Fraeulein Wagner] Es handelt sich wohl um die österreichische
Malerin Hedwig Wagner, die zu dieser Zeit noch an der Wiener
Akademie studierte; Demus hatte sie mit PCs Werk bekannt ge
macht und zu ihm geschickt.
Deine Weihnachtsreise nach Wien] Vgl. Nr. 20-21.
Gruppe 47 \ Dor] Möglicherweise wurde im Oktober im Um
kreis der Herbsttagung dieser von Hans Werner Richter geführten
wichtigsten Schriftstellergruppierung der Nachkriegszeit über PC
gesprochen. Ein Brief von Dor, der an der Tagung selbst nicht
teilnahm, wurde nicht aufgefunden.
»Berufsausbildung«] Vgl. Nr. 21.
27
DLA D 90.1.2827/1: masch. Brief, ÖZS, Kuvert fehlt.
28
HAN/ÖNB Mappe 2, Bl. 13 -14 : masch., u. a. hs. korr. Luftpostbrief
an: »[hs.] Mademoiselle Ingeborg Bachmann / Gottfried Keller
gasse 13 / V ien n e III / A u t r ic h e «, Paris, 16 .2 .19 5 2 , von: »Paul
Celan / 3 1 , rue des Ecoles / Paris f-«, Wien, 2 1.2 .19 5 2 , ÖZS.
Briefe Nr. 26-29.1 265
DLA D 90.1.2827/2 und 282-7/3 (z. Beilage): masch., u.a. hs. korr.
Briefe, in Beilage hs. Ergänzungen, AZS, Kuvert fehlt.
29.1
Art-Club] Die 1947 gegründete Vereinigung von Avantgarde-
Künstlern veranstaltete Ausstellungen und Lesungen u. a. in der
Wiener Sezession (vgl. Nr. 20). Demus berichtete PC: »Ich hatte im
Art-Club einen Lese-Abend, habe je dreiviertel Stunden Deine
und meine Gedichte vorgelesen. Es waren leider nur vierzig Leute
da. Deine Gedichte (die letzten ziemlich vollzählig, von den frü
heren auch mehrere) konnte ich ganz gut lesen, hatte spürbaren
Kontakt« (5. 5.1952).
Deux Magots] Das von Intellektuellen frequentierte Café Les
Deux Magots auf der Place St.-Germain-des-Prés.
Deinem Balkon] Vgl. Abb. 6.
266 Stellenkommentar
3°
DLA D 90.1.2827/4: masch.y u. a. hs. korr. B rief Kuvert fehlt.
3i
DLA D 90.1.2827/5: masch., u. a. hs. korr. B rief mit einer hs. Ergän
zung, AZS, Kuvert fehlt.
32
DLA D 90.1.2827/6: masch., u.a. hs. korr. Brief; D 90.1.3160 (z.
Beilage): hs. Postkarte (gefaltet, ohne Poststempel) an: »Herrn /
Paul Celan / Paris f / 3 1, rue des Ecoles / Hôtel d ’Orléans /
France«, von: »H. W. Richter / Wien X II / Hertherg. 12 / hei Milo
Dor«, Kuvert fehlt.
3 2 .1
Hamburg] Sitz des mitveranstaltenden NWDR; die Tagung
fand in Niendorf an der Ostsee statt. Siehe das Foto von der Ta-
gung (Abb. 1).
Briefe Nr. 31-34 269
33
DLA D 90.1.2827/7: masch., u. a. hs. korr. B rief mit einer hs. Ergän
zung, AZS, Kuvert fehlt.
34
DLA D 90.1.2827/8: masch., u. a. hs. korr. B rief Kuvert fehlt.
35
DLA D 90.1.2826/6: masch., u. a. hs. korr. B rief mit einer hs. Ergän
zung (Datum), Kuvert fehlt.
die »Furche« und der Sender] Vgl. Nr. 30 und Nr. 21.
7j. August] Vom Archiv 1951 zugeordnet.
den alten] Zum Typoskript »Der Sand aus den Urnen« vgl.
Nr. 2 5/Anm.
36
DLA D 90.1.2827/9: hs. B rief Kuvert fehlt.
37
BIB: hs. Widmung au f dem Vorsatzblatt von »Mohn und Gedächt
nis«, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1952.
38
DLA D 90.1.2828: hs. Brief AZS, Kuvert fehlt.
DLA D 90.1.3105/1: masch. B rief mit 4 u.a. hs. korr. Ds. (»Bot
schaft«, »Sterne im März«, »Fall ab, Herz, vom Baum der Zeit«
und »Einem Feldherrn«, das 2. und 3. Gedicht mit Bleistiftfrage
zeichen oben links, ev. von PC?); DLA D 90.1.3104 (z. Beilage): Ds.
»Grosse Landschaft bei Wien«, Kuvert fehlt.
40
DLA D 90.1 . 13 4 1: hs. Postkarte an: »Monsieur / Paul Celan / Tour-
nebride / GRAND-BOURG. / par Evry-Petit-Bourg / Seine-et-
Oise / FRANKREICH«, Wien, 2. 8.1953, von: [Nani Demus] »In
ge, N ani, Klaus« \ [anstelle des Absenders] »Ehemalige Hofstal
lungen, Weinstube an der schwarzen, hohen Mauer.«, AZS.
41
DLA D 90.1.3105/2: masch., u.a. hs. korr. Luftpostbrief an:
»[masch.] M. Paul C e la n / Tourneb ride, G rand-Bomg / PAR
EVRY PETIT BOURG {Seme ci Oise) [von frem der Hand ersetzt
durch: 5 rue de Lota / Paris 16z] / FRANCIA«, Ischia, 2. 9 .19 53,
von: »Bachmann, San Francesco di Paola, Casa Elvira Castaldi, /
FORIO d’ISCHIA, Napoli, Italia«, Evry-Petit-Bourg, 7. 9 .1953.
43
DLA D 9 0 .1.136 1: hs. Ansichtskarte (Wien, Stephansdom) an: »[hs.
Winter] Monsieur / Paul Celan / Poste restante f Rue de Monte
video / Paris i6 e / France«, Wien, 8 .1.19 5 5 .
44
HAN/ÖNB Mappe 10, Bl. 9: hs. Gesprächsnotizen au f der Rückseite
des Programms fü r die 11. Tagung des Wuppertaler Bundes vom
11. 10 .19 5 y bis zum 13 .10 .19 5 7 : »Literaturkritik - kritisch be
trachtet«.
¿74 Stellenkommentar
45
HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 a, Bl. 15: hs. Leseaufforderung (Vorder
seite eines zu einer DIN-A4-Mappe gefalteten DIN-A3-Bogens);
Bl. 16: hs. Gedicht (= HKA 5.2 .1/1/32 5 H 3a); nicht publizierte Bei
lagen: HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 a, Bl. 17 (»Nacht«, Ts. mit einer hs.
a u f den »17. X. 57« datierten Korrektur; = HKA 5.2.211/325 H 3d),
Bl. 18 (»Stilleben mit B rief und Uhr«, Ts. mit hs. Korrektur, = HKA
5.2.96/325 H 3a), Bl. /9 (»Ich komm«, Ts., = HKA 5.2.194/325 H 4a)
und Bl. 20 (»Matiere de Bretagne«, Ts., = HKA 5.2.217/326 H la).
46
HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 a, Bl. 14 und HAN/ÖNB Mappe 3, Bl. 5 (z.
Kuvert): hs. Gedicht (= HKA 5.2 227 und 326) an: »Fräulein Inge
borg Bachmann / Pension Biederstein / M ü n ch en 23 / Bieder-
steinerstraße 2 1 a / Allemagne«, Paris, 18. 10.1957.
47
HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 b, Bl. 8 und HAN/ÖNB Mappe 3, Bl. 6 (z.
Kuvert): hs. Gedicht ( - HKA 5.2 231/326 H 2) an: »Mademoiselle
Ingeborg Bachmann / Pension Biederstein / M ü n ch en / Bieder
steinerStraße 2 1 a / Allemagne«, Paris, 20. 10.1957.
49
HAN/ÖNB Mappe j , Bl. 8-9: hs. Luftpostbrief an: »[masch.] Ma
demoiselle Ingeborg B a ch m a n n / Pension Biederstein / M Ü N
C H E N / Biedersteinerstraße / 2 1 A / ALLEMAGNE«, Paris, 25.10 .
1957 ’
5°
HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 a, Bl. 7 und HAN/ÖNB Mappe 3, Bl. 10 (z.
Kuvert): masch. Gedicht (= HKA 5.2 238/326 H 4a) an: »Mademoi
selle Ingeborg B a ch m a n n / Pension Biederstein / M Ü N C H E N /
Biedersteinerstr. 2 1 A / ALLEMAGNE«, Paris, 2 7 .10 .19 5 7 (Luft
posttarif).
53
HAN/ÖNB Mappe 3, B l 1 1 - 1 4 (1. Brief), Mappe 3, B l 3 (z. Fort
setzung au f einem Kuvert ab »1. X. [statt X L ] 57«) und Mappe 3,
B l 15 (Kuvert): hs. Briefteile an: »Mademoiselle Ingeborg Bach
mann / Pension Biederstem / M ü n ch en / Biedersteinerstraße
2 1 A / Allemagne«, Paris, 2 .1 1 .1 9 5 7 (Luftposttarif).
54
HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 a, Bl. 8 und Mappe 8, Bl. 1 (z. Kuvert): hs.
Gedicht (= HKA 5.2, 253/327 H 3) an: »Mademoiselle Ingeborg
Bachmann / Pension Biederstein / M ü n ch en / Biedersteinerstra
ße 2 1 A / Allemagne«, Paris, 3. [ 1 1 .] i9[57]·
55
HAN/ÖNB Mappe 3, Bl. 16 -ij: hs. Luftpostbrief an: »Mademoi
selle Ingeborg Bachmann / Pension Biederstein / M ü n ch en /
BiedersteinerStraße 21 A / Allemagne«, Paris, 6 .11.19 5 / (vgl.
Abb. 13).
56
HAN/ÖNB Mappe 3, Bl. 18: hs. Brief; HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 b,
Bl. 6-y (nicht publizierte Beilagen): Ts., jew. mit dem Vermerk
»Übertragen von Paul Celan«; Kuvert nicht identifiziert (vgl.
Nr. 48).
57
DLA D 90.1.2829/3: hs. B rief an: »[masch.] M. Paul Celan /2 9 bis,
Rue de Montevideo / P a ris j 6 e_ / France«, München, 8. 11. 1957.
58
HAN/ÖNB Mappe 3, Bl. 19-20 und Mappe 3, Bl. 1 (z. Kuvert): hs.
Luftpostbrief an: »Mademoiselle Ingeborg Bachmann / M ü n ch en
13 / Franz Joscphstr. 9 A / Allemagne / [von frem der Hand: z. Zt.
Fremdenheim / Biederstem / Biedersteinerstr. / 2 1. A.]«; Paris, [xx.
xx.] 195-7 (vgl. Abb. 15).
60
HAN/ÖNB Mappe 3, Bl. 2 1-2 2 : hs. Luftpostbrief an: »Mademoisel
le Ingeborg Bachmann / Pension Biederstein / M ü n ch en / Bie-
dersteinerstraße 2 1 A / Allemagne«, Paris, 16 .11.19 5 7 .
61
DLA D 90.1.2829/5: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 78, rue de
Longchamp / PARIS i6 e / FRANCE«, München, 18 .11 .19 5 7 .
62
DLA D 90.1.2829/6: hs. Eilbrief an: »M. Paul Celan / 78, rue de
Longchamp / PARIS i6 e / FRANCE«, München, 2 2 .1 1 .1 9 5 7 und
Paris, 2 3 .11.19 5 7 .
Vor sieben Jahren] PCs 30. Geburtstag am 23. 11. 1950 feierten
sie, kurz bevor IB Paris verließ.
dorthin] Die Wiederaufnahme der Liebesbeziehung zwischen
IB und PC im September 1957 bedeutete für dessen Ehe mit GCL
eine große Belastung; aus diesem Grund wollte IB kein Geburts
tagsgeschenk in die Rue de Longchamp schicken.
63
HAN/ÖNB Mappe 3, Bl. 23-24: hs. B rief an: »Mademoiselle Inge-
borg Bachmann / Pension Biederstem / M ü n ch en / Biederstei-
nerstraße 2 1 A / Allemagne«, Briefmarke abgerissen.
64
DLA D 90.1.2829/7: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 78, Rue de
Longchamp / P A R IS i6 h/ FRANCE«, München, 4 .12 .19 5 7 .
284 Stellenkommentar
66
HAN/ÖNB Ser. n. 25.170 N 8000: hs. Widmung a u f einem Doppel
blatt als Umschlag zu N 8001-8030 mit Ts. von »Zuversicht« (HKA
5.2,90 H 2e), »Stilleben mit B rief und Uhr« (96 H 2a), »Unter ein
Bild von Vincent van Gogh« (108 H 2m), »Heim kehr« (112 H 2a),
»Heute und morgen« (127 H 2a), »Schliere« (139 H 2c), »Unten«
(119 H 3a), »Stimmen« (67 H 9a), »Sprachgitter« (188 H lc), »Tene
brae« (149 H 2e), »Blume« (156 H 3a), »Weiss und Leicht« (17 1 H 2a),
»Schneebett« (auch Ds., 194 H 2a/=c), »Matiere de Bretagne« (217
H 2a), »Windgerecht« (201 H lc), »Nacht« (auch Ds., 2 12 H la/=c),
»Schuttkahn« (225 H 1?), »Köln, Am Hof« (231 H 1^), »In die Ferne«
(auch Ds., 233 H 2a/=c), »In Mundhöhe« (auch Ds., 238 H 3a/=c) und
»Allerseelen« (auch Ds., 253 H le/f), denen eine au f den 2 .12 .19 5 7
datierte Liste dieser Titel (46f) vorangestellt ist; das Konvolut
wurde wohl in München übergeben.
¿7
DLA 9 5.12 .1: hs. Widmungen (jew. oben links) S. 8, 24, 27, 28, 29,
3 °, 33 , 43, 44>4 $, 49, 5 °, 55, 5 &, 57, 5 $> 59, ¿8, 7*, 73, 74, [76] sowie
70 in »Mohn und Gedächtnis«, Stuttgart: Deutsche Verlags-An
stalt 21954.
Briefe Nr. 64-69 285
68
DLA BPC: hs. Widmung au f der Rückseite des Vorsatzblattes von
»Die gestundete Zeit. Gedichte«, München: R. Piper & Co. Verlag
21957; das Buch wurde wohl in München übergeben.
69
HAN/ÖNB Mappe 1, B l 8-10: hs. B rief Kuvert fehlt.
70
DLA D 90.1.2829/8: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 7 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, München, 12 .12 .19 5 7 ,
vgl. Abb. 14.
Briefe Nr. 69-72 287
Leuchter] Vgl. V. 9 von PCs »Ein Tag und noch einer« (Nr. 73).
dieser Frau] Margot Hindorf.
Piper] IBs Verlag in München seit Anrufung des Großen Bären
(1956).
Blaues Haus] IB wohnte einige Tage in dem traditionsreichen
Hotel (Hildegardstr. 1), weil sie aus unbekannten Gründen zum
vereinbarten Zeitpunkt nicht in die neue Wohnung in der Franz-
Joseph-Straße einziehen konnte (vgl. Nr. 57/Anm.).
71
HAN/ÖNB Mappe 3, B l 26: Telegramm an Ingehorg Bachmann,
Franzjosephstr 9a Muenchen, Paris 12 .12 .19 5 7 , 12 49 und Mün
chen, 12 .12 .19 5 7 .
72
HAN/ÖNB Mappe i y B l 6-7, Mappe 1, B l 4-5 (z. Fortsetzung, ab
»Ingeborg, Ingeborg«) und Mappe 3, B l 27 (z. Kuvert): 2 hs. Brief
teile an: »Fräulein / Ingeborg Bachmann / M ü n ch en / Franz-
Joseph Str. %a/ Allemagne«} Paris, 12 .12 .19 5 7 .
75
HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 b, Bl. 4: hs. Gedicht (= HKA 5.2 235/326
H 5), Kuvert fehlt.
Ein Tag und noch einer/ Vgl. »für einen Tag, für einen zweiten«
in Nr. 63. Weitere Dokumente für das Gedicht im NIB: ein »Paris,
am 13. Dezember 1957.« datiertes Ts. (HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 b,
Bl. 5, = HKA H 4a) und ein undatiertes Ts. (HAN/ÖNB Ser. n. 25.202
b, Bl. 11 , = HKA H 2).
74
DLA D 90.1.2829/9: hs. B rief an: »M. Paul Celan / j8 , Rue de
Longchamp / P A R IS i6 ème / FRANCE«, München, [i]y. 12.
195 [7], von: » [...] Klagenfurt, Henselstr. 26, Österreich«.
7;
BIB: hs. Widmung (S. 5) in Sonderdruck mit Celans Übertragungen
von drei Gedichten Guillaume Apollinaires (»Salome«, »Schinder
hannes«, »Der Abschied«), aus: >Die Neue Rundschau<, Jg. 1954,
Heft 2, S. 1-5 [Paginierung im H eft S. 3 16 -32 1], Kuvert fehlt.
76
DLA D 90.1.2829/10: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 7 8, rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, München, 2 8 .12 .19 5 7 .
77
DLA D 90.1.2837/1: hs. B rief an: »[masch.] M. Paul Celan / 78, Rue
de Longchamp / P a ris_ i6 e_ / France«, München, 1. 1. 1958.
78
HAN/ÖNB Mappe 4, Bl. 1-2 : hs. B rief Kuvert nicht identifiziert
(möglicherweise HAN/ÖNB Mappe 8, Bl. 4 an »Mademoiselle In-
gehorg Bachmann / M ü n ch en 13 / Franz-Joseph Straße 9a / Al-
lemagne«, Luftpost).
79
HAN/ÖNB Mappe 3, B l 2: hs. Brief, Kuvert nicht identifiziert (vgl
Nr. 78). Dem B rief lagen ev. die Gedichte »Aber« und »Entwurf
einer Landschaft« bei (vgl. Nr. 80).
80
DLA D 90.1.2837/2: hs. Eilbrief an: »M. Paul Celan / 78, Rue de
Longchamp / P A R IS i6 eme / FRANCE«, München, 7 .1.19 5 8 und
Paris, 8 .1.19 58 .
81
HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 b, B l 9-10: hs. Gedicht au f einem Kuvert
(= HKA 5.2 244/327 H 2a) an: »Mademoiselle Ingeborg B a c h -
m ann / M ü n ch en 13 / Franz-Joseph Straße 9 a / Allemagne«, Pa
ris, 7 .1.19 5 8 (Kuverts identisch).
292 Stellenkommentar
82
DLA D 90.1.2837/3: masch., u. a. hs. korr. und ergänzter B rief an:
»[masch.] M. Paul Celan / 78, Rue de Longchamp / P a ris j 6 è™e_ /
France«, München, 8 .1.19 58 .
A ber wenn [ ...] diesm al... \ Nach [ ...] Gott lob] Jeweils hand
schriftlich hinzugefügt.
Du musst f . ..] vor allen andren] Zu PCs Beteiligung vgl. Nr. 58/
Anm.
Walter] Der amerikanische Journalist, Schriftsteller und Über
setzer war Redakteur der >Botteghe Oscure<.
*5
HAN/ÖNB Mappe 1, Bl. 12 und Mappe 4, Bl. j (z. Kuvert): hs. B rief
an: »Fräulein Ingeborg B a ch m a n n / M ü n ch en 13 / Franz-Jo
seph Straße 9a / Allemagne«, Paris, 11 .1.1 9 5 8 .
84
DLA D 90.1.2830/1: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 78, Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme/ France«, Wien, 14 .1.19 5 8 .
DLA D 90.1.2830/2: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 78, Rue de
Longchamp / PARIS / France«, München, 19 .1.19 5 8 , vgl. Abb. 17.
86
HAN/ÖNB., Mappe 4, Bl. 1 1 - 1 2 : hs. Luftpostbrief an: »Mademoi
selle Ingeborg B a ch m a n n / M ü n ch en 13 / Franz-Joseph Straße
9a / Allemagne«, Paris, 2 1.1.19 5 8 .
87
DLA D 90.1.2830/3: Telegramm an Paul Celan, Gaestehaus des
Senats Bremen, München 26. 1.19 5 8 , 14 19 und [Bremen] 26. 1.
1958, 14 23.
88
HAN/ÖNB Mappe 4, Bl. 6: Telegramm an Ingeborg Bachmann,
Franzjosephstr. 9a Muenchen/13, Hamburg 2 7 .1.19 58 , 18 12 und
[München] 2 y. 1. 1958, 18 56.
89
DLA D 90.1.2830/4: hs. B rief an: »M. Paul CELAN / 7 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 ème / FRANCE«, München, 3.2 .19 5 8 .
90
HAN/ÖNB Mappe 4, Bl. 7: hs. Brief; nicht publizierte Beilagen:
HAN/ÖNB Ser.n. 2 5 .1/ 1 N 8034-8054, Ds. (Block) und 2 5 .1/ 1 N
8055, oben rechts a u f den / .2 .19 5 8 datiertes, u.a. hs. korr. Ts.
(Jessenin), Kuvert fehlt.
91
HAN/ÖNB Mappe 4, Bl. 8: hs. B rief Kuvert nicht identifiziert (vgl.
Nr. 7 8).
5^
DLy4 D 90.1.2830/5: hs. B rief an: »M. Paul Celan / j8 , Rue de
Longchamp / PARIS i6 ème / FRANCE«, München, /7.2. 1958.
93
HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 b, Bl. 13 und HAN/ÖNB Mappe 4, Bl. 9
(z. Kuvert): hs. Gedichtübertragung (= publizierter Texty GW IV
812-813, Erstdruck >Insel-Almanach< 1959y S. 32), an: »Mademoi
selle Ingeborg B a ch m a n n / M ü n ch en 13 / Franz-Josephstraße
9 a / Allemagne«, Paris, 4.3.1958 .
94
DLA D 90.1.2830/6: hs. B rief an: »M. Paul Celan / y 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6ème / FRANCE«; München, 5.3.1958.
Berlin] Zur Lesereise vgl. Nr. 78. Als IB beim folgenden Berlin-
Besuch (vgl. Nr. 96) für Henze den Förderpreis des Berliner Senats
entgegennahm, holte sie die abgesagte Lesung nach.
96
DLA D 90.1.2830//: hs. B rief an: »M. Paul Celan / /8 Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, München, 3. 4. 1958.
seit Berlin] IB kehrte wohl am 23. 3.1958 von Berlin nach Mün
chen zurück (NIB).
Stempel \ Papieren] Formalitäten zur Verlängerung des abge
laufenen Aufenthaltsvisums in der Bundesrepublik (NIB).
Rundfunk] Als Träger des Bayerischen Fernsehens (vgl. Nr. 57/
Anm.).
Anstellung] Eine Festanstellung IBs beim Bayerischen Rund
funk war geplant, kam aber nicht zustande.
Deutschland] Diskussion um eine Atombewaffnung der Bun
deswehr; IB hatte in der Münchner >Kultur< (1.4.19 58) gerade
den Aufruf von Kulturschaffenden »Niemals Atomwaffen für
Deutschland!« unterzeichnet (vgl. Nr. 122/Anm.).
8 Tage weg] Wohin IB fuhr, ist nicht zu klären.
Mai] Vom 4. bis zum 8.5.1958 war PC für Lesungen in Deutsch
land, am 7. 5.1958 traf er IB in München (NkPC/GCL). Genau zehn
Jahre nach ihrer Wiener Begegnung scheint das Treffen mit einer
Änderung im Charakter ihrer Beziehung zusammenzufallen.
97
HAN/ÖNB Mappe 4, Bl. 13, HAN/ÖNB Ser. n. 25.202 a, Bl. 13
(z. Kuvert): hs. Luftpostbrief an »Mademoiselle Ingeborg B a c h -
m ann / M ü n ch en 23 / Franz-Joseph Straße 9a / Allemagne«,
Paris, 6. 6.1958.
95
DLA D 90.1.2830/8: hs. B rief an: »M. Paul CELAN / -78, Rue de
Longchamp / PARIS i6 éme«, Paris, 24. 6.1958; Beilage: Ds.; der
B rief enthielt ev. weitere Beilagen (höheres Porto), dies kann nicht
der heute beim B rief abgelegte, in Nr. 53 erwähnte Zeitungsaus
schnitt gewesen sein (andere Faltspuren).
99
BIB: hs. Widmung (S. 375) au f Arthur Rimbaud, »Das trunkene
Schiff«, Deutsch von Paul Celan, Estratto da Botteghe Oscure X X I
(S- 375-378).
298 Stellenkommentar
100
DLA D 90.1.2830/9: hs. B rief an: »M. Paul Celan / y8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / F RAN CIA«, Napoli, 17. 7 . 1958.
Neapel] IB fuhr von Paris aus über Zürich und München nach
Neapel, um in Henzes Wohnung ungestört arbeiten zu können.
wegen dem »Aufenthalt«] Nicht zu klären.
Arbeit] Das Libretto für Henzes D er Prinz von Homburg nach
Kleist sowie Das dreißigste Ja h r (vgl. Nr. 187).
Krieg] Vgl. Nr. 96 und 97.
Ile St. Louis] Am 30. 6. 1958 (NkPC).
Kind] Eric Celan.
10 1
HAN/ÖNB Mappe 5, Bl. 18: hs. B rief Kuvert fehlt; HAN/ÖNB
Cod. Ser.n. 25.202 b, Bl. 14 und 15 (z. Beilagen): jew. hs. korr. Ts.
102
DLA D 90.1.2830/10: hs. Luftpostbrief an: »M. Paul CELAN / 7 8,
Rue de Longchamp / PARIS i6 ème / FRANCIA«, Napoli, ι ι . 8.1958.
Briefe Nr. 99-103
103
HAN/ÖNB Mappe 4, B l 14 -16 : hs. B rief an: »Mademoiselle Inge-
horg B a ch m a n n / Via Generale Parisi-6/ N a p o li / Italic / Priere
de faire suivre! [Bitte nachschicken] / [von frem der Hand] Porto-
venere / (La Spezia) / fermo posta / [von der H and Henzes] Scri-
vim i / fin quando rimani l a - / Affetuositä [Schreib mir; bis wann
Du da bleibst - Herzlich] / Hans«, Paris, 1. 9. 1958 und Napoli,
3.9 .1958 .
senbüttel, Krolow und Eich sowie Arp, PC, Grass und Hollerer
erschien Ende 1958 (NPC-Paris, vgl. Nr. 140).
Karte] Nicht auf gefunden.
etwas schicken] IB arbeitete an Das dreißigste Jahr\ erst am 1. 2.
i960 schickte sie daraus »Alles« (vgl. Nr. 156).
Abreise] IB verließ Paris vor Mitte Juli 1958, vgl. das Datum
von Nr. 100.
Prinzessin \ Honorare \ B rief erhalten] In einem Brief aus Rom
(18 .11.19 5 8 ) teilte Caetani IB mit, daß sie noch immer auf deren
versprochenen Brief mit der Liste der deutschen Beiträger warte:
»I am always waiting for a list with what I should pay the last issue
with Germans [Ich warte immer noch auf eine Liste mit dem, was
ich für die letzte Ausgabe mit Deutschen zu zahlen habe]«. Die
Frage der nicht bezahlten Autorenhonorare für >Botteghe Oscure<
(vgl. Nr. 58/Anm.) beschäftigt die Korrespondenz noch im Januar
i960 (Nr. 155), obwohl PC >schon< am 17 .10 .19 5 9 notierte: »End
lich!!! / (Honorare B.O.)« (NkPC)
»Akzente«] Vgl. Nr. 69/Anm.
Krolow] PC und IB hatten den deutschen Lyriker bereits 1952
in Niendorf kennengelernt; er hielt sich zwischen April und An
fang September in Paris auf, wo ihn PC regelmäßig sah (BK III).
Böll] PC hatte den Kölner Schriftsteller 1952 kennengelernt
und stand mit ihm seit September 1957 in Briefkontakt. Böll, der
zu IBs persönlichen Freunden gehörte, kam Ende Juni nach Paris,
wo er am 24. 6.1958 PC traf (NkPC).
Spanien] Möglicherweise diente IBs Dritten gegenüber geäu
ßerter Reiseplan nur dazu, in Neapel (vgl. Nr. 100/Anm.) unge
stört arbeiten zu können.
kommt Klaus] Ab dem 10.9.1958 (NkPC).
>Engführung< \ Manuskript] Nach »Ein Holzstern« kam kein
weiteres Gedicht zu Sprachgitter hinzu; die schon im Juli 1957
begonnene und im September 1958 weitgehend abgeschlossene
»Engführung« steht dort als eigener Zyklus an letzter Stelle. PC
sandte das Manuskript erst am 3 .11.19 5 9 an den S. Fischer Verlag.
Briefe Nr. 103-105 301
104
DLA D 90.1.2830/11: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 78, Rue de
Longchamp / PARIS i6 kme / FRANCE«, München, 6. 10. 1958.
105
HAN/ÖNB Mappe 4, Bl. 17 -18 : hs. Luftpostbrief an: »Mademoisel
le Inge borg B a ch m a n n / M ü n ch en 13 / Franz-Joseph Straße 9a /
Allemagne«, von: »Paul Celan, 78 rue de Longchamp / Paris i6 e«,
Paris, 8. 10.1958.
106
DLA D 90.1.2830/12: hs. B rief an: »M. Paul Celan / y 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«} München, 26. 10.1958.
/07
DLA D 90.1.2830/13: hs. B rief an: »M. Paul CELAN / y 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, Zürich, 2 0 .11.19 5 8 .
108
DLA BPC: hs. Widmung au f dem Vorsatzblatt von »Der gute Gott
von Manhattan. Hörspiel«> Piper & Co. Verlag: München 1958, =
Piper Bücherei i2 y , Kuvert fehlt.
109
BIB: hs. Widmung au f dem Vorsatzblatt von: Arthur Rimbaud,
»Bateau ivre / Das trunkene Schiff«. Übertragen von Paul Celan,
Insel-Verlag: Wiesbaden 1958, Kuvert fehlt.
11 o
HAN/ÖNB Mappe 4, Bl. 19 und 2 1 (z. Kuvert): hs. B rief an: »Ma
demoiselle Ingeborg B a ch m a n n / Z ü ric h / Feldeggstr. 2 1 / bei
Honegger / Suisse«, Paris, 1.12 .19 5 8 .
111
DLA D 90.1.2830/14: hs. B rief an: »M. Paul Celan / y8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, Zürich, 2 .12 . 1958.
112
HAN/ÖNB Mappe 4, Bl. 20: hs. Brief; Mappe 14, Bl. 9 (z. Beilage):
Ts. mit hs. Randanstreichung, Kuvert fehlt.
1 1 2 .i
Erhardts] Beliebter deutscher Komiker der 1950er und 1960er
Jahre.
Hosiannah-Stelle] V. 155-165 in »Engführung«; die Unter
schrift zur Zeichnung bezieht sich auf Mt. 21,9.
113
DLA D 90.1.2830/iy. hs. Eilbrief an: »M. Paul Celan / j8> Rue de
Longchamp / PARIS i6 kme / FRANCE«, Zürich, 2 3 .12 .19 5 8 .
114
B K III/2 ohne Standortnummer: ursprünglich eingelegt zwischen
S. 24/25 von »Anrufung des Großen Bären. Gedichte«, München:
R. Piper & Co. Verlag 1956 (S. [2] von PC: »Köln, Oktober 1956.«,
DLA BPC; Karte nicht mehr auffindbar, Text nach BK).
Pour Gisèle, pour Paul] >Für Gisèle, für Pauk Das zugehörige
Geschenk konnte nicht identifiziert werden.
BIB: hs. Widmung in: Alexander Block, »Die Zwölf«. Deutsch von
Paul Celan, Frankfurt a. M.: S. Fischer 1958 (S. [1]), Kuvert fehlt.
Block] Vgl. den Dank in Nr. 117 ; die Übertragung erschien be
reits im September 1958. Es handelt sich möglicherweise um ein
Weihnachtsgeschenk (vgl. Nr. 113). Bei einer auf den 6. 2.1959
datierten Notiz zu einem an IB abgesandten oder von ihr erhalte
nen Poststück (TbPC) kann es sich nicht um dieses Widmungs
exemplar handeln; sie hätte die Sendung nicht schon am 8.2.1959
(Sonntag) in Händen gehabt.
116
HAN/ÖNB Mappe 5, Bl. 1: hs. Brief, Kuvert fehlt.
117
DLA D 9 0 .1.2831/1: hs. Eilbrief an: »M. Paul Celan / y 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 ème / FRANCE«, Zürich, 9 .2.19 59 und Paris,
10 .2.19 59 .
hat Ingeborg vor zwei Tagen im Café Odéon gesehen, mit Max
Frisch. Freude der Zürcher, daß größter deutscher Prosaschrift
steller größte deutsche Dichterin heiraten soll. (Frisch läßt sich
scheiden.) Erheiternd« (TbPC).
Blok] Die Z w ö lf (vgl. Nr. 115).
unserer Zeit] Zu Sprachgitter, in dessen viertem Zyklus die IB
zugeschriebenen, zwischen Oktober 1957 und Januar 1958 ent
standenen Gedichte enthalten sind, vgl. Nr. 124.
Umschlag] PC legte auf die Ausstattung großen Wert; im Fall
von Sprachgitter hatte er schon am 2 6 .11.19 5 8 Hirsch gegenüber
seine Wünsche geäußert.
118
HAN/ÖNB Mappe 5, B l 4: hs. Postkarte, Paris, 11.2 .19 5 9 .
Am H of] Vgl. »Köln, Am Hof« (Nr. 47). Die Karte hat keinen
weiteren Text als die Adresse von IB, diese z. T. in Kurrent (im
Druck Fraktur), »wie ichs«, so PC an Hermann Lenz, »vor vielen
Jahren von meiner Mutter gelernt habe« (PC/HHL 136).
119
DLAD 90.1.2831/20 undD LAD 90.1.2831 (z. Kuvert): hs. B rief au f
Ansichtskarte (Tarquinia, Tomha degli Auguri [Grab der Augu
ren]) an: »M. Paul Celan / 7 8, Rue de Longchamp / PARIS i6 éme /
France«, Zürich, 18 .2.19 59 .
120
12 1
HAN/ÖNB Mappe 5, Bl. y. hs. Brief, Kuvert fehlt.
122
DLA D 90.1.283 T^2: masch., hs. korr. B rief an: »M. Paul Celan / 7 8,
Rue de Longchamp / P a ris _ i_6e_ / France«, Zürich 3 .3.19 5 9 .
123
HAN/ÖNB Mappe j, Bl. 6-7: hs. B rief an: »Mademoiselle Ingeborg
B a ch m a n n / Z ü ric h / Feldeggstr. 2 1, bei Honegger / Suisse«,
Paris, 12 .3.19 5 9 .
Preis] Am 11. 3.1959 meldete die FAZ, daß IBs D er gute Gott
von Manhattan für den Hörspielpreis der Kriegsblinden ausge
wählt wurde.
Gemeinheiten [ ...] Char] Nicht zu klären. PC hatte Char am
2 7 .1.19 5 9 getroffen (NkPC).
124
BIB: hs. Widmung au f dem Vorsatzblatt von »Sprachgitter«,
Frankfurt a. M.: S. Fischer 1959; in den Band eingelegt ist eine
Eintrittskarte in den Frankfurter Palmengarten und ein kleines
getrocknetes Zweiglein, Kuvert fehlt.
Buch] Sprachgitter.
Freitag] 20.3.1959.
Briefe Nr. 122-129 309
126
DLA D 90.1.2831/3: Telegramm an Paul Celan, y8 Rue de Long-
champ Paris 16, Uetikon am See, 23.3. [1959], 1 1 55 und Paris, 23.3.
1959, i 3 30·
DLA D 90.1.2831/4: hs. B rief an: »M. Paul Celan / -78, Rue de
Longchamp / PARIS i6 hme / FRANCE«, M ännedorf (Zürich), 15. 4.
1959 ·
128
HAN/ÖNB Mappe 5, Bl. 10: hs. B rief Kuvert fehlt.
129
DLA D 90.1.2831/5: hs. B rief an: »M. Paul Celan / j8 , Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, Männedorf (Zürich), 21. 4.
1959 -
3 10 Stellenkommentar
/3 °
HAN/ÖNB Mappe 5, B l 1 1 - 1 2 : hs. B rief an: »Mademoiselle Inge-
borg Bachmann / Haus zum Langenbaum / Seestraße / Uetikon
bei Zürich / Suisse«, Paris, 22. 4.1959, von: »Paul Celan, /8, rue de
Longchamp, / Paris i6 e«.
13 1
DLA D 90.1.2831/6: masch., hs. korr. B rief Kuvert fehlt.
132
DLA D 90.1.2831/-/: masch., hs. korr. B rief an: »M. Paul C e la n /
Gasthof Walderwirt / Wald bei Krimml / (Land Salzburg) / Öster
reich«, Zürich, 2. 6.1959.
Freitag] 22.5.1959.
Chianciano] Thermalbad südöstlich von Siena.
Campagna] Landschaft bei Rom.
Krimml] Vgl. Nr. 135.1 /Anm.
133
DLA D 90.1.2831/8: masch., hs. korr. B rief an: »M. Paul Celan /
Pension Chaste / Sils-Maria [statt Sils-Baselgia] / Engadin / SVIZ-
ZERA«, Roma, 9 .7 . 1959.
134
HAN/ÖNB Mappe 5, B l 16: masch., hs. korr. Brief \ Kuvert fehlt.
Sils \ bis zum 24.] Das Bergdorf Sils im Schweizer Engadin hat
zwei Ortsteile: Sils-Maria (vgl. Nr. 137) ist als Aufenthaltsort
Nietzsches bekannt; in Sils-Baselgia hielt sich PC bis zum 23.7.
1959 auf (vgl. Nr. 135.1).
honoriert] Vgl. Nr. 103.
Grass] PC traf ihn wohl um den 1.7 .19 5 9 , beide nahmen an
diesem Tag an einer Bootsfahrt auf dem Zürichsee teil.
135
HAN/ÖNB Mappe 4, Bl. 3-4, HAN/ÖNB Mappe 5, Bl. iy (z. Ku
vert): hs. Luftpostbrief an: »Mademoiselle Ingeborg Bachmann /
Via della Stelletta 23 / Roma / Italie«, Sils Segl [xxx], 20. y. 1959;
Mappe 5, B l 13 -15 (z. Beilage), HAN/ÖNB Mappe 8, B l 5 (z. Ku
vert zur Beilage): hs. Brief; an: »Mademoiselle Ingeborg Bach
mann / Via della Stelletta 23 / Rome / Italie«, von: »Paul Celan,
Pension Chasté, Sils-Baselgia / Suisse«, unfrankiert.
13
Sternchengasse] Vgl. Nr. 133/Anm.
Regenwochen [ ...] Zürich] In Wald bei Krimml im Salzburger
Land blieb PC vom 26.5. bis zum 28.6.1959, unterbrochen von
Aufenthalten in Wien (5.-12. 6.1959) und Innsbruck (22.-24.6.
1959). Nach einigen Tagen in Ligurien fuhr er über Zürich
(30.6. - 3. 7.1959) nach Sils-Baselgia.
Sauter] Die Kunsthistorikerin, Schriftstellerin und Übersetze
rin, die am französischen Kulturinstitut in Innsbruck arbeitete,
hatte PC wohl Anfang Juli 1948 in Innsbruck kennengelernt.
»Camarado [ . . . ] Menschen!« \ chthonisch [ . . .] Bund] Das Zitat
aus dem Schlußgedicht »So long« der Leaves o f Grass von Walt
Whitman (BPC: London 1909, S. 460) erscheint auch in den Ma
terialien zum Vortrag »Von der Dunkelheit des Dichterischen«,
den PC im Oktober beim Wuppertaler Bund halten - also selbst
über Poetik sprechen - wollte, tatsächlich aber absagte (PN 130-
152, bes. 138). A uf der gemeinsam besuchten Tagung des Bundes
I957 (vgh N r-44) war der kurz vorher gestartete Sputnik I G e
sprächsthema (PN 106); dem ist hier die Erdgebundenheit entge
gengestellt (als Zitat nicht nachgewiesen).
Seelenfortsätze] Vgl. V. 8 von »Rheinufer. Schuttkahn II« (Nr.
46).
Briefe Nr. 135 -137 313
136
HAN/ÖNB Mappe B l 19-20: hs. Brief \ Kuvert fehlt.
Paris] Der Brief gehört zu den ersten nach der Heimkehr ge
schriebenen (TbPC).
Mittwoch] 22. 7.1959.
Chasté] Halbinsel im Silser See.
Alp Grüm] Am 21. 7.1959 hatte PC einen Ausflug zu der auf
2091 m gelegenen Bahnstation der Berninalinie gemacht (NkPC).
Poggioli] Es handelt sich um eine Aufsatzsammlung vorwie
gend zu russischen Autoren, aber u. a. auch zu Kafka; der Beitrag
zu Mandelstamm S. 113 - 13 2 (nicht in BPC).
Flinker] Vom Czernowitzer Martin Flinker betriebene deut
sche Buchhandlung in Paris.
Geburtstagsbuch] Geschenk zum 3 3. Geburtstag am 2 5 .6 .19 59,
der im NkPC vermerkt ist (vgl. Nr. 139).
T37
DLA D 90.1.2831/9: m aschhs. korr. B rief an: »M. Paul C e la n /
y 8, Rue de Longchamp / P a ris _i6è™eJ / France«, Männedorf (Zü
rich), 8. 8.1959.
314 Stellenkommentar
138
HAN/ÖNB Mappe B l 2 1-2 2 : m a sch u . a. hs. korr. B rief Kuvert
fehlt.
vor ein paar Tagen] In seinem Brief vom 29.7.1959 (NPC) ver
band Neske die Bitte an PC, doch ein Gedicht zur Festschrift bei
zutragen, mit der Information, Heidegger sei gerade intensiv mit
Sprachgitter beschäftigt und würde sich über einen Beitrags PCs
besonders freuen.
Liste] Nicht nur PC, auch IB stand auf der Liste, dazu eine
Reihe von gemeinsamen Freunden sowie Personen, denen PC sehr
kritisch gegenüberstand (vgl. Nr. 140).
Freiburger Rektoratsrede] Wann und in welcher Form IB und
PC Heideggers Rede vom 10 .5 .19 33 im Wortlaut kennenlernten,
ist nicht bekannt. Der Philosoph hatte dort die Machtergreifung
ausdrücklich mit den Worten begrüßt: »Wir wollen uns selbst.
Denn die junge und jüngste Kraft des Volkes, die über uns schon
hinweggreift, hat darüber bereits entschieden«, und von der
»Herrlichkeit« und »Größe dieses Aufbruchs« gesprochen {Die
Selbstbehauptung der deutschen Universität, hrsg. von Hermann
Heidegger, Frankfurt a. M. 1983, S. 19).
Böll \ heute./ Am 3.4.19 59 hatte Böll auf einen ebenfalls am
2 .12 .19 5 8 geschriebenen Brief (vgl. Nr. 112) mit Firges’ Bericht
über die Bonner Lesung geantwortet, sein nächster Roman werde
eine wirkliche Antwort darauf enthalten. Auf PCs bittere Vorhal
tungen vom 8.4.1959 schrieb Böll ebenso bitter zurück (vgl.
Nr. 197). Am 10. 8.1959 konnte PC in der FAZ als 14. Folge des
dort vorabgedruckten Romans Billard um halbzehn lesen, was
Böll wohl gemeint hatte. Aus der Perspektive des Ich-Erzählers
3i 6 Stellenkommentar
ist an dessen Onkel erinnert, der vom Ruhm träumte, »den er sich
von gelungenen Versen erhoffte; Traum, auf Moorwegen ge
träumt, zwei Jahre lang [...], ein Quartheft mit Versen blieb, ein
schwarzer Anzug«; im wenig später in Worte gefaßten Bild des
Erzählers von sich selbst läßt sich der PC der zeitgenössischen
Fotos erkennen: »zart war ich, fast klein, sah aus wie etwas zwi
schen jungem Rabbiner und Bohemien, schwarzhaarig und
schwarzgekleidet, mit dem unbestimmten Air ländlicher Her
kunft«.
Andersch] PC hatte gegen den Erstverleger von Die gestundete
Zeit Vorbehalte, seit dieser auf seinen die Goll-Affäre betreffenden
langen Brief vom 27. 7.1956 nicht näher eingegangen war; er hielt
im übrigen Anderschs Roman Sansibar oder der letzte Grund für
latent antisemitisch (an Hermann Lenz, 21.3.19 59 ).
Schnabel [ ...] getan habe] Vom Honorarverzicht des Autors
von Spur eines Kindes wußte PC aus einem Bericht über die dem
Buch zugrundeliegende Rundfunksendung (FAZ, 11.3 .19 5 8 ). In
einem anredelosen, versehentlich ins Jahr 1958 datierten Brief
(8.4.1959) kritisierte er ihn, weil er als Juror Rezzoris Roman
Ein Hermelin in Tschernopol den Fontane-Preis zuerkannt hatte
(FAZ, 26. 3.1959). PC warf dem in Czernowitz geborenen Roman
cier vor, darin von »Miasmen der Gossen in den Judenhöfen« und
gleichzeitig, wie Andersch, von »schönen mandeläugigen Jüdin
nen« zu schreiben (PN 200.1 Anm.).
Oxford] PC spielt auf den Artikel »Poeta doctus« in der >Welt<
an: »In England, an der erlauchten Universität Oxford, gibt es eine
Professur für Dichtkunst« (Dg., 14. 7.1959).
»drittes«] Der NDR, dessen Mitarbeiter Schnabel war, betrieb
seit Ende 1956 ein Kulturprogramm (>Drittes Programm<), in dem
Rezzori u. a. mit der Sendereihe Idiotenführer durch die deutsche
Gesellschaft vertreten war.
finstern Himmeln] Vgl. den »Brief an Hans Bender« (18.5.
i960).
Flug] Vgl. Nr. 133.
Wuppertal] Vgl. Nr. 13 5 .1/Anm. Der Satz ist mit dem Datum
handschriftlich hinzugefügt.
Briefe Nr. 138-140 317
*39
DLA D 90.1.283 i / io : hs. B rief an: »M. Paul Celan / y 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, [xx. xx.] 1959.
140
HAN/ÖNB Mappe 5, Bl. 23-24: hs. B rief Kuvert fehlt; zur Beilage
vgl. Nr. 142.
14 1
HAN/ÖNB Mappe y Bl. 2 y hs. B rief Kuvert fehlt.
142
DLA D 9 0 .1.2 8 31/11: hs. Eilbrief an: »M. Paul Celan / y 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 ème / FRANCE«, Zürich, 28.9.1959, von:
»Ingeborg Bachmann, Kirchgasse 33 Zürich«, Paris, 29.9.1959;
DLA D 90.1.490 (z. Beilage): 6 Bl. hs. korr. Umbruch, oben rechts
mit Markierung »—i—« (jew. PC).
Briefe Nr. 140-143.i 319
*43
HAN/ÖNB Mappe f, B l 26-27: hs. B rief an: »Mademoiselle Inge-
borg Bachmann / Zürich / Kirchgasse 33 / Suisse«, Paris, [xx. xx.]
I 959, von: » Celan, yS r. Longchamp / Paris i6 e«; HAN/ÖNB Mappe
14, B l 3 (z. Beilage): Ds. mit u. a. hs. (Ds.) Korrekturen und H er
vorhebungen von PC.
14 3.1
Gedichtbandes] Sprachgitter, im Original »Lyrikbandes«; PC
setzte sich in den unmittelbar vorher entstandenen Arbeiten
zum Vortrag »Von der Dunkelheit des Dichterischen« (vgl. Nr.
135.1/Anm .) ausdrücklich vom Lyrikbegriff ab (PN 245, 246, 253).
Zw ei [ ...] Fahnen] Im Original werden die V. 3 -11 von »Die
320 Stellenkommentar
Welt« ohne Auslassung zitiert, aber ohne Hinweis auf das Fehlen
der ersten Strophe; deshalb wohl die Schrägstriche.
suchend.«] Schluß der Bremer Rede (GW III 186).
144
DLA D 90.1.2831/12: hs. B rief (hs. Datum von der H and PCs) an:
»M. Paul Celan / j8 , Rue Longchamp / PARIS i6^me / France«,
Zürich, 10 .11.19 5 9 , oben links au f dem Kuvert von der H and PCs:
»Paris, 12. XI. 59«.
145
HAN/ÖNB Mappe 5, Bl. 28-29: masch., hs. korr. B rief an: »Made
moiselle Inge borg B a ch m a n n / Z Ü R IC H / Kirchgasse 33 /
Briefe Nr. 14 3.1-14 7
146
HAN/ÖNB Mappe 5, Bl. 30 -31: hs. Eilbrief an: »Mademoiselle In-
geborg Bachmann / Z ü ric h / Kirchgasse 33 / Suisse«, von: »Paul
Celan, 78, rue de Longchamp / Paris i6 e«, Paris, 1 7 .1 1.1 9 5 9 und
Zürich, 18 .11.19 5 9 .
147
DLA D 9 0 .1.2831/13: hs. Eilbrief an: »M. Paul Celan / 78, Rue de
Longchamp / PARIS i6^me / FRANCE«, Zürich, 18 .11 .19 5 9 und
Paris, 19 .11.19 5 9 .
148
DLA D 90.1.2831/14: Telegramm an Paul Celan, y 8 Rue de Long-
champ Paris/16, Zürich, 1 8 .1 1 . [1959], 15 13 und Paris, 18 .11.19 5 9 ,
1635.
149
DLA D 90.1.2831/i y Ansichtskarte (Zürich. St. Peterskirche) an:
»Paul Celan / PARIS i6 eme / y 8, Rue de Longchamp / France«,
Zürich, 2 1.1 1.19 5 9 .
150
DLA D 90.1.2831/16: Telegramm an Paul Celan, y 8 Rue de Long
champ Paris/16, Zürich, 23. [11.19 59 ], o i36und Paris, 23 .1 1 .1 9 5 9 ,810.
*5 *
DLA D 90.1.283 i/ iy : hs. B rief an: »M. Paul Celan / y 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, Zürich, 22. [12 .] 1959.
152
DLA D 90.1.2831/18: hs. B rief an: »M. Paul Celan / /8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / France«, Zürich, 29. 12.19 59 .
153
DLA D 90.1.2831/19: masch., hs. korr. B rief an: »M. Paul Celan /
j8 , Rue de Longchamp / Paris_i6lm _e / France«, Zürich, 30.(2) 12.
1959; Beilage: hs. korr. Ds. (gedruckt in: D er Bremer Literaturpreis
1954-198/. Reden der Preisträger und andere Texte, hrsg. von
Wolfgang Emmerich, Bremerhaven 1988, S. 88).
I 53-1
vor drei Jahren] Vgl. Nr. 87/Anm.
Wiese] Der Bonner Germanistikprofessor, Mitglied der Jury,
war mit PC wegen der Dissertation von Firges in Kontakt (vgl.
Nr. 112).
324 Stellenkommentar
154
HAN/ÖNB Mappe 6, Bl. 1-2: hs. B rief an: »Mademoiselle Ingehorg
Bachmann / Z ü ric h / Kirchgasse 33 / Suisse«, von: »Paul Celan,
7 8 rue de Longchamp, Paris i6 e«, [Paris], 3 .1.19 6 0 .
155
DLA D 90.1.2832/1: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 7 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 kme / France«, Zürich, 2 3 .1.19 6 0 (lag ur
sprünglich im 2. Band der frz. Werkausgabe von Pin dar, »Pythi-
ques«, Paris 31955, S. 83; BK IV 73).
Briefe Nr. 153.1-158 325
i ;6
DLA D 90.1.2832/2: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 78, rue de
Longchamp / Paris i6 ème / France«, Zürich, 2.2. i960; Beilage: 23
Bl. hs. korr. Ds. (gedruckt in: »Das dreißigste Jahr«, S. 77-104).
157
DLA D 90.1.2832/3: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 78, Rue de
Longchamp / PARIS i6 ème / FRANCE«, Uetikon, 19.2. i960, oben
links au f dem Kuvert von der Hand PCs: »Bravo Blöcker! / Bravo
Bachmann! / 20.2. 60«.
158
DLA D 90.1.1661: jew. hs. Grüße (Datum von der H and PCs,
Kartentext und Adresse Hans Mayer) au f Ansichtskarte (Messe
stadt Leipzig, Völkerschlachtdenkmal; geknickt, unfrankiert) an:
»Herrn Paul Celan / 78, rue de Longchamp / Paris 16 e / Frank
reich«, Kuvert fehlt.
160
BIB: hs. Widmung (S. [1]) von: Paul Valéry, »Die junge Parze«,
Deutsch von Paul Celan, Wiesbaden: Insel-Verlag i960, Kuvert
fehlt.
16 1
DLA D 90.1.2832/5: hs. B rief an: »M. Paul Celan / j8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 ème / FRANCE«, Zürich y.(f) 6. i960.
162
DLA D 90.1.2832/6: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 7 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, Uetikon, 11 . 7. i960.
163
DLA D 90.1.2832/y: hs. B rief an: »M. Paul Celan / j8 y Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, Zürich, 28. 8. i960.
164
DLA D 90.1.2834/1: Luftpost-Ansichtskarte (Goya, E l Pelele [Die
Puppe]) an: »M. et Mme Paul CELAN / 7 8, Rue de Longchamp /
PARIS i6^me / FRANCIA«, M adrid, 11. 9. i960.
165
BIB: hs. Widmung au f dem Deckblatt von »Gespräch im Gebirg«,
Sonderdruck aus >Die Neue Rundschau<, Heft 1, i960, S. 199-202.
166
HAN/ÖNB Mappe 6, Bl. 4-y. hs. B rief au f Bütten-Briefkarte an:
»Mademoiselle Ingeborg B a ch m a n n / Haus zum Langenbaum,
Seestraße / Uetikon bei Zürich / Suisse / Faire suivre s.v.p. / Bitte
33 ° Stellenkommentar
Zürich [ ...] Weber] PC war vom 25. bis zum 27. 11. i960 für
Gespräche über die Goll-Affäre (vgl. Nr. 159/Anm.) in Zürich;
mit IB sprach er an jedem der Tage, mit Weber am 2 6 .11. i960.
Es sind die letzten persönlichen Begegnungen zwischen IB und
PC. Informationen über den Plan von IB und MF, nach Rom über
zusiedeln (vgl. »urbi et orbi«), besaß PC von einem Treffen in Paris
am 30.10. i960 (vgl. Nr. 165/Anm.).
>Welt< [ . . .] »Christ und Welt«] Unter dem Titel »Umstrittener
Ausflug in die Vergangenheit« nahm der Doktorand Rainer Kabel
(als Rainer K. Abel) in der >Welt< die Vorwürfe von C. Goll aus
dem >Baubudenpoet< (vgl. Nr. 179) auf; der Artikel hatte das Ziel,
die Büchnerpreis-Verleihung an PC noch zu verhindern, erschien
aber erst am 1 1 . 1 1 . i960. Am 27.10. i960 hatte Kabel in >Christ
und Welt< unter dem Titel »Jeder ist Orpheus« vorsichtiger noch
nicht von Diebstahl gesprochen und noch nicht die »Todesfuge« in
die Vorwürfe mit einbezogen. Eine maschinenschriftliche Notiz
IBs zu beiden Artikeln mit der Verlags-Adresse von >Christ und
Welt< in ihrem Nachlaß deutet darauf hin, daß sie einen Leserbrief
plante (HAN/ÖNB Mappe 14, Bl. 4).
Infamie] Von PC gebrauchter Begriff für die Goll-Affäre.
Eure Entgegnung] Der von Kaschnitz, Demus und IB gezeich
nete Text erschien um den 2 0 .11.19 6 0 im 3. Heft der >Neuen
Rundschau<.
/6/
DLA D 90.1.2832/8: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 7 8, rue de
Longchamp / PARIS i6 hme / FRANCE«, Uetikon, 18. 11. i960.
168
D LA D 90.1.2832/9: Telegramm an Paul Celan, Rue de Longchamp
Paris/16, Uetikon, 23. 11. [1960], 1 3 05 und Paris, 23. 11. i960, 14 n.
169
HAN/ÖNB Mappe 6, Bl. 6: Telegramm an Ingeborg Bachmann,
Haus Langenbaum Seestrasse Uetikon am See bei Zürich, Paris,
2 4 .11. [i960], io 13 und Uetikon, [24.] 11 . i960, n ° \
170
DLA D 90.1.3606: hs. Widmung au f Briefkarte, ursprünglich in:
Gertrude Stein, »Drei Leben«. Berechtigte Übertragung von Mar
lis Pörtner; mit einem Nachwort von Marie-Anne Stiebel, Zürich
i960 (BPC); au f der Rückseite befand sich wohl ursprünglich ein
Foto.
17 1
DLA D 90.1.3291: Telegramm, ediert nach einer hs. Tagebuchnotiz
von PC unter dem Datum des 2 .12 . i960, mit der Präzisierung »2^
332 Stellenkommentar
17 z
DLA D 90.1.2832/10: Telegramm an Paul Celan, 78 Rue de Long-
champ Paris/16E, Uetikon, 3 .12 . [i960], oo30 und Paris, 3. [12.
i960], 655.
173
DLA D 9 0 .1.2832/11: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 7 8, Rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, Uetikon, 5 .12 . i960.
174
DLA D 90.1.2832/12: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 7 8 rue de
Longchamp / PARIS i6 eme / FRANCE«, M ännedorf (Zürich), j. 12.
i960.
Briefe Nr. 17 1-17 7 333
175
DLA D 90.1.2832/13: hs. Gruß au f Kärtchen in unbeschriftetem
Kuvert (wohl zu einem Geschenk).
1 76
DLA D 90.1.2834/2: Telegramm an M. et Mme Paul Celan, bei
Wüst Les Fougeres Montana Wallis, Roma, 24. 12. [1960], 14 15
und Montana-Vermala 2 4 .12. i960, /7.
177
DLA D 90.1.2822/1: hs. B rief (Durchschrift, Original nicht au f ge
funden).
1 78
D LA 90.1.2833/1: hs. Brief; D 90.1.2832/14 (z. Beilage): masch., hs.
korr. Brief; Kuvert fü r Beilage an: »M. Paul Celan / bei Frau
Wüst/ Les Fougeres / M o n ta n a / Wallis / Svizzera« (gefaltet,
nicht ab ge stempelt), Kuvert fehlt.
178.1
Nachricht] Nicht aufgefunden.
A bel [ ...] richtigstellen \ geschrieben \ antworten] Kabel ent
schuldigte sich als einziger der Beteiligten innerhalb eines Artikels
von Eckart Kleßmann in >Christ und Welt< (9.6.1961) und mit
einer eigenen »Erklärung« in >Die Welt< (12.6 .19 6 1). A uf seinen
Brief (nicht aufgefunden) antwortete IB wohl nicht (vgl. Nr. 180).
179
HAN/ÖNB Mappe 6, Bl. 10 - 1 1: masch., hs. korr. Eilbrief an: »In-
geborg Bachmann / Roma / Via Giulia 102 / Italie«, Paris, 9 .1.
1961, von: »Paul Celan, 78 rue de Longchamp / Paris 16 e«, Roma,
1 1 . 1 . 19 61; DLA D 90.1.2820/3 (2 Ds.): hs. Korrekturen nur in
einem Exemplar vollständig, eine weitere Korrektur fehlt im Ori
ginal; HAN/ÖNB Mappe 14, Bl. 1-2 (z. Beilage): Photokopie aus
>Baubudenpoet<, H eft j, März/April i960, S. u r f., miths. Hervor
hebungen sowie unten Ergänzungen durch PC.
180
DLA D 90.1.2833/2: masch.y hs. korr. B rief Kuvert fehlt.
181
DLA D 90.1.2833/3: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 7 8 rue de
Longchamp / Paris i6 eme / FRANCE«, M ännedorf (Zürich), 27. 1.
1961; Beilage: Originalartikel aus »Notizen«, Tübingen, Nr. 3 1,
Februar 1961, S. 8.
182
DLA D 90.1.2833/4: hs. B rief an: »M. Paul Celan / 78, rue de
Longchamp / PARIS i6 hme / FRANCE«, Uetikon, 2 9 .1.19 6 1.
183
DLA D 90.1.2834/3: Telegramm an Paul Celan, rue de Longchamp
78 Paris, Roma, 25. [4.196 1], 0230 und Paris, 2 5 .4 .19 6 1, 820.
184
HAN/ÖNB Mappe 6, Bl. 12: hs. B rief au f Papier mit gedrucktem
Briefkopf (hier kursiv), Kuvert fehlt; DLA D 90.1.2822/2: masch.
Abschrift (hs. Vermerk »hdgeschrieben«) mit kleinen Varianten.
33 « Stellenkommentar
185
DLA D 90.1.2823: masch. Brief; der Text au f der Rückseite ist nicht
Teil des Briefes: »Ich bin, in Erinnerung an Georg Büchner, so frei
gewesen, diese von dem Taufpaten der genannten >Untersuchung<
zutelegraphierte Mitgliedschaft zurückzuweisen« (Ts.).
1 86
DLA D 90.1.2833/y. hs. Luftpostbrief an: »M. Paul Celan / y8, rue
de Longchamp / PARIS i6 hme / FRANCE«, Roma, 2. 6.1961.
187
DLA BPC: hs. Widmung au f dem Vorsatzblatt von »Das dreißigste
Jahr. Erzählungen«, Piper & Co., München 1961, Kuvert fehlt.
188
DLA BPC: hs. Widmung au f dem Vorsatzblatt von Giuseppe Un-
garetti, »Gedichte«. Italienisch und deutsch. Übertragung und
Nachwort von Ingeborg Bachmann, Frankfurt am Main: Suhr
kamp Verlag 1961, = Bibliothek Suhrkamp yo, Kuvert fehlt. Ur
sprünglich lag zwischen S. 30/31 (»Tramonto« / »Sonnenunter
340 Stellenkommentar
gang«) eine Seite aus >Die Welt der Literatur< mit einer Rezension
dieses Bandes durch Ingeborg Brandt vom 3 0 .1 1 .1 9 6 1 (nach BKII,
ohne Nr., zwischen j8 o und y 8 i).
189
DLA D 90.1.2821: hs. Brief.
190
HAN/ÖNB Mappe 6, Bl. i y hs. Brief, Kuvert fehlt; DLA
D 90.1.2820/4 (Durchschrift).
19 1
HAN/ÖNB Mappe 10, B l 10 - 1 1: masch., nicht immer eindeutiger
Briefentwurf mit zahlreichen Schreibfehlern. Vgl Abb. iy.
192
DLA D 90.1.2833/6: hs. B rief an: »Paul Celan / 7 8, Rue de Long-
champ / PARIS i6 hme / FRANCE«, Basel, 2 6 .10 .19 6 1.
193
DLA D 90.1.2833/-/: hs. Brief, Kuvert fehlt.
194
DLA D 90.1.2834/4: hs. Gruß, wohl zu einem Geschenk (Nr. 212?),
Kuvert fehlt.
Briefe Nr. 19 1-19 5 343
*95
HAN/ÖNB Mappe 7, Bl. 1-2 : hs. Luftpostbrief an: »Mademoiselle
Inge borg B a ch m a n n / Berlin-Grunewald / Königsallee 3 5 / Ber
lin - Secteur Occidental«, Paris, 2 1.9 . 1963, von: »Paul Celan, 78
rue de Longchamp, Paris i6e«.
196
HAN/ÖNB Mappe 7, Bl. 3-4: Luftpostbrief an: »Fräulein Ingeborg
B a ch m a n n / Via Bocca di Leone 60 / Roma / Italien«, Frankfurt
a. M., 30 ./. 1967, von: »Paul Celan dzt. Frankfurt am Main, /
Suhrkamp Verlag, Grüneburgweg 69«, Rom, 2. /967.
197
MFA V III / Celan, Paul: hs. B rief an: »Monsieur Max Frisch / Haus
zum Langenbaum / Uetikon bei Zürich / Seestraße / Suisse«, von:
»Paul Celan, 78 rue de Longchamp / Paris i6 e«, Paris 14. 4.1959.
198
DLA D 90.1.1487/1: masch. B rief mit einer hs. Korrektur, Kuvert
fehlt.
Briefe Nr. 196-201 345
*99
MF A V III / Celan, Paul: hs. Brief] Kuvert fehlt.
15. April 1959] PC dankt für Briefe vom 14. (Nr. 127) und 16.4.
1959 (Nr. 198); warum er sich beim Tag täuscht, ist nicht zu klären
(vgl. Nr. 128).
Neffenpflicht [ ...] Tante] Zum Besuch bei Berta Antschel vgl.
Nr. 128.
200
DLA D 90.1.1487/2: hs. B rief Kuvert fehlt.
201
MF A V III / Celan, Paul: hs. B rief in sehr großer Schrift (MFB 201);
Beilage: masch. Ds. (PN 188); weitere Beilage (nicht publiziert):
masch. Ds. (Abschrift, im Ergebnis identisch mit dem Text des
Artikels, Berliner Tagesspiegel, 11.10 .19 5 9 , siehe Nr. 143.1); Ku
vertfehlt.
202
MFA V III / Celan, Paul: masch. Briefentwurf mit u. a. hs. Korrek
turen und einer hs. Ergänzung (MFB 200-202).
203
DLA D 90.1.1487/3: masch., u. a. hs. korr. Brief, Kuvert fehlt (MFB
2 03f.); MFA V III / Celan: Ds.
204
DLA BPC: hs. Widmung au f dem Vorsatzblatt von »Glossen zu
Don Juan«, Illustrationen von Walter Jonas, Zürich [1959]; Ex.
2 17 von 250 numerierten Exemplaren, hinten signiert von Max
Frisch und Walter Jonas, Kuvert fehlt.
20J
DLA BPC: hs. au f Sonderdruck »Emigranten. Rede zur Verleihung
des Georg-Büchner-Preises 1958«, S. 49-66 (ohne Herkunftsanga
be).
206
MFA VIII / Celan, Paul: hs. B rief (Teildruck MFB 236) an: »Mon
sieur Max Frisch / Haus zum Langenbaum / Uetikon bei Zürich /
Seestraße / Suisse«, Paris, 29. 5. [i960], von »Paul Celan, 78 rue de
Longchamp, Paris 16 e«, au f der Rückseite, von der Hand MFs:
»Pariserzug [gestrichene Zickzacklinie, darüber] 2-75010 // (17 /
15 / 16 / 18 Juillet / Serreau«; DLA D 90.1.780/1: masch., u. a. hs.
korr. Abschrift, oben links als »Abschrift« gekennzeichnet.
207
DLA D 90.1.781/2: masch. Briefentwurf.
208
DLA D 90.1.781/1: masch. Briefentwurf ein Ds. ist erhalten.
209
DLA D 90.1.781/3: hs. Brief’ eine /75. Durchschrift ist erhalten.
210
DLA D 90.1.780/2: nur als hs. Durchschrift erhalten, das Dokument
fehlt in MFA.
2 11
DLA D 90.1.780/3: nur als hs. Durchschrift erhalten, das Dokument
fehlt in MFA.
35 ° Stellenkommentar
212
DLA BPC: hs. Widmung au f dem Vorsatzblatt von »Andorra«.
Stück in zw ölf Bildern, Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag 1961;
Einlage hinten: Friedrich Torberg, »Ein furchtbares Mißverständ
nis. Notizen zur Zürcher Uraufführung des Schauspiels >.Andorra<
von Max Frisch«, Blatt aus >Forum<, Dezember 19 6 1, S. 4 5 $ f; Ku
vert fehlt.
213
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 14: hs. Brief \ Kuvert fehlt.
214
NGCL: hs. B rief an: »Mme Gisèle Celan / 78, rue de Longchamp /
PARIS i6 eme« [keine Briefmarken]. Nadelstiche au f Umschlag und
Karte, d. h. mit Blumen zugestellt; im Umschlag liegen Blätter und
Blütenblätter roter Rosen. Das Ensemble war in GCLs Tagebuch
eingelegt.
2 15
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 1-2: hs. B rief an: »Mademoiselle Ingeborg
Bachmann / München 13 / Franz-Joseph Straße 9a / (Allemagne)«,
Paris, 2 9 .12 .19 5 j , von: »Madame P. Celan / y 8 rue de Long
champ / Paris 16 e«.
216
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 3-4: hs. B rief an: »Mademoiselle Ingeborg
Bachmann / München 13 / Franz-Joseph Straße 9a / (Allemagne)«,
Briefmarke ausgerissen.
2 17
DLA BPC: hs. Widmungen au f dem Vorsatzblatt von »Die gestun
dete Zeit. Gedichte«, R. Piper & Co. Verlag: München 1957,
2. Aufl., und von »Anrufung des Großen Bären. Gedichte«, R.
Piper & Co. Verlag: München: 1956, j. Tausend 1957.
2 18
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 5-6: hs. B rief an: »Mademoiselle Ingeborg
Bachmann / München / Franz Josephstr. 9a / (Allemagne)«, Paris,
10. 4.1958.
219
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 7-8: hs. Luftpostbrief an: »Mademoiselle
Ingeborg Bachmann / Via Generale Parisi 6 / N A P L E S / (Italie)«,
Paris, [xx]. 7. 1958, Napoli, 6. 8.1958.
220
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 10: hs. Brief ’ Kuvert fehlt.
221
HAN/ÖNB , Mappe 18, Bl. 2-3: hs., stark korrigierter Briefentwurf.
iy. (?) 11.19 5 9 ] Vgl. Nr. 147. Zu diesem Brief ist ein weiterer,
erheblich kürzerer hs. Entwurf vom 15 .11.19 5 9 erhalten (HAN/
ÖNB, Mappe 18, Bl. 1); dort anschließend ein Briefentwurf an
Klaus Demus: »Kann leider erst am 25. nach Frankfurt, vorher
unmöglich / Briefe an Nani und Sie unterwegs nach Wien - Ist
Zürich Zürichreise nicht möglich? / Ihre Inge / Kirchgasse 33,
Zürich«.
lettre de Paul] Vgl. Nr. 145.
ma lettre] Vgl. Nr. 144.
sans désavouer Max] Vgl. Nr. 15 1.
petit paquet] Vgl. Nr. 150.
222
N G C L : hs. B rief an: »Mme Paul Celan / y 8, Rue de Longchamp /
PARIS i6 eme / FRANCE«, Zürich, 22. 12. 1959.
223
DLA D 90.1.2832/4: Telegramm an Madame Paul Celan, y 8 rue de
Longchamp Paris, Uetikon am See, 24. 5. i960, 1630, Paris, 24. 5.
i960, iy 30.
354 Stellenkommentar
224
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 9; hs. B rief (Briefkopf: Urban Hotel Gar-
ni Zürich, Stadelhoferstr. 41), Kuvert fehlt.
226
H AN/ÖNB , Mappe 9, Bl. 1 1 - 1 3 : hs. Eilbrief an: »Mademoiselle In
geborg Bachmann / Haus zum Langenbaum / Seestraße / Uetikon
bei Zürich / (Suisse)«, Paris, 2. 12. i960.
Briefe Nr. 223-227
227
N G C L : hs. Eilbrief an: »Mme Paul Celan / 7 8 rue de Longchamp /
PARIS i6 ème / FRA N C E «, Uetikon am See, j. 12. i960, von »Inge-
borg Bachmann / Uetikon am See, Suisse«, Paris, 6.12. i960.
3 5^ Stellenkommentar
228
N GCL: hs. Brief, Kuvert fehlt. Karte mit zwei Nadelstichen am
oberen Rand, d. h. mit Blumen, zugestellt.
229
N GCL: hs. Widmung a u f dem Vorsatzblatt von »Das dreißigste
fahr«. Erzählungen, R. Piper & Co., München /961; Kuvert fehlt.
230
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 15 und 17: hs. B rief an: »Mademoiselle
Ingeborg BACHM ANN / Via Bocca di Leone 60 / ROM E / Italie«,
Paris, 12. 5.1970, von »Gisèle CELAN, 78 rue de Longchamp, Paris
16«, Roma, 13. j. 1970; HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 16 (Beilage): hs.
Bericht von der H and Jean Bollacks.
230.1
Bollack] GCL ließ sich von dem in Paris lebenden, mit PC be
freundeten Hellenisten hinsichtlich der Verwaltung von PCs Werk
beraten; PC hatte ihn 1959 durch Peter Szondi kennengelernt.
Briefe Nr. 227-232 357
Thiais] Auf dem Friedhof für Paris, der südlich der Stadtgrenze
liegt, sind auch der erste Sohn der Celans, François (1953), un(J
GCL selbst (1991) beerdigt.
quelques amis] U. a. Klaus Demus.
23 i
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 18: hs. Brief, Kuvert fehlt.
fêtes] GCL schrieb deutsch auf die letzte Seite ihres Taschenka
lenders: »Ende des Jahres, / endlich!« (NGCL).
Rome] GCL brach am 2 3 .12 .19 7 0 nach Rom auf.
vous rencontrer] GCL traf IB am 27. und 29 .12.19 70 (NGCL).
KRAISKY] PCs Bekannte aus Bukarest (1945) kannte GCL von
ihrem Rom-Aufenthalt im Januar 1965.
35 « Stellenkommentar
¿33
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl%2 i-2 2 : hs. B rief an: »Madame Ingeborg
BACHMANN / Via Bocca di Leone 60 / (interno 2) / ROME«,
Roma, 2 . 1 . 1971.
234
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 23-24: hs. Brief, Kuvert fehlt.
histoire d ’épaule] IB hatte sich bei einem Sturz die Schulter ver
letzt (vgl. 231/Anm.).
votre livre \ en français] Malina erschien im März 1971 (Suhr
kamp Verlag: Frankfurt a. M. 1971, NGCL). Der Roman enthält
eine Vielzahl von Anspielungen auf das Leben und Werk von PC.
GCLs Exemplar der französischen Übersetzung durch Philippe
Jaccottet (Seuil: Paris 1973; Erwerbsdatum »23 juillet 1973«,
NGCL) enthält zahlreiche Lesespuren, z.T. in Zusammenhang
mit PC.
gouaches] Drei dieser Gouachen sind im Katalog der Tübinger
Ausstellung A l ’image du temps - Nach dem Bilde der Zeit. Gisèle
Celan-Le stränge und Paul Celan abgebildet (hrsg. von Valéry La-
witschka, Eggingen 2001, Nr. 25-27).
travail gagne-pain] GCL war seit 1968 Sekretärin des Germa
nisten Claude David, des Direktors des Institut d’Etudes germa
niques (Paris, Sorbonne) im Grand Palais.
millions pour ce travail] Finanzierung der Vorarbeiten für die in
Bonn, wo Allemann einen germanistischen Lehrstuhl innehatte,
entstehende Flistorisch-Kritische Ausgabe von PCs Werken durch
die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Allemanns Assistenten
Rolf Bücher und Dietlind Meinecke hielten sich mehrfach in Paris
auf. Die ersten Bände der Ausgabe erschienen erst ab 1990.
à Paris? [ ...] à Rome] Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, daß
sich IB und GCL wiedergesehen haben.
travail [ ...] appartement] GCL kündigte im Sommer 1971 ihre
Briefe Nr. 233-23 6
Sekretärinnenstelle, erst 1976 zog sie aus der Wohnung in der Rue
de Longchamp aus.
à 100 km de Paris] GCL fuhr in das 1962 erworbene Landhaus
in Moisville (Eure).
236
HAN/ÖNB, Mappe 9, Bl. 28: hs. Gruß, Kuvert fehlt.
Stellenkommentar
2 37
H AN/ÙNB 3 Mappe 9, B l 26-27: hs. B rief Kuvert fehlt.
1932
D er Vater tritt der NSDAP
bei.
September 1939
Einberufung des Vaters zum
Kriegsdienst.
Juni 1942
Deportation der Eltern
Friederike und Leo Antschel
(Tod im Winter 1942/43 im
deutschen Vernichtungslager
Michailowka, Ukraine).
Mai/Juni 1945
Begegnung mit Jack
Hamesh, einem aus Wien
stammenden britisch-jüdi
schen Besatzungsoffizier.
3¿2 Zeittafel
Oktober 1946
Fortsetzung des in Innsbruck
und Graz begonnenen
Philosophie-Studiums in
Wien; Wohnadresse:
Wien III, Beatrixgasse 26.
September 1948
Der Sand aus den Urnen.
Juni 1949
Umzug: Wien III, Gottfried-
Keller-Gasse 13.
1946-1952
i. November 1952
Begegnung mit Hans Werner
Henze, mit dem sie ab 1953
zeitweise zusammenlebt.
Mai 1953
Preis der Gruppe 47 (Mainz).
Juli 1953
Umzug: 5, rue de Lota (XVI).
August 1953
Erste Plagiatsbeschuldigun
gen durch Claire Goll,
gesandt an Kritiker, Rund
funkleute und Verleger in
Deutschland.
Dezember 1953
Die gestundete Zeit.
Mai 1955
Literaturpreis des Kultur
kreises im Bundesverband
der deutschen Industrie.
6. Juni 1955
Geburt des Sohnes Eric.
Juni 1955
Von Schwelle zu Schwelle,
mit der gedruckten Wid
mung »FÜR GISELE«.
Oktober 1956
Anrufung des Großen Bären.
November/Dezember 1956
Parisaufenthalt, Hotel de la
Paix, rue Blainville 6, ohne
Celans Wissen.
Januar 1957
Rom, Via Vecchiarelli 38.
;
3 66 Zeittafel
April 1957
Die gestundete Zeit, zweite
Auflage.
November 1957
Umzug: 78, rue de Long-
champ (XVI).
April 1958
Beteiligung am Prostest
gegen die atomare
Bewaffnung der Bundes
wehr.
3. Juli 1958
Begegnung mit Max Frisch
in Paris.
i i . Oktober 1959
Von Celan als antisemitisch
empfundene Rezension von
Sprachgitter durch Günter
Blöcker im Berliner »Tages
spiegel·.
August i960
»Gespräch im Gebirg«
erscheint in der >Neuen
Rundschau<.
Januar 1961
Büchnerrede Der Meridian.
März 1961
Sergej Jessenin: Gedichte
(Übertragung).
Juni 1961
Das dreißigste Jahr.
In Rom mit Frisch: Via de
Notaris 1 F.
1960-1964 371
Sommer 1961
Giuseppe Ungaretti:
Gedichte (Übertragung).
Herbst 1962
Trennung von Frisch, in der
Folge ernsthafte psychische
Probleme.
Juli/August 1963
Klinikaufenthalt in Berlin
1965
Büchnerrede Ein Ort für
Zufälle mit Zeichnungen von
Günter Grass.
7. April 1965
Uraufführung von Henzes
Der junge Lord mit Bach
manns Libretto.
Juni 1966
Verläßt den S. Fischer Verlag,
von dem er sich in der Goll-
Affäre nicht ausreichend
vertreten sieht, Wechsel zum
Suhrkamp Verlag.
1 8. März 1967
Trennung vom Piper Verlag,
weil der Autor mit Nazi-
Vergangenheit Hans Bau
mann als Achmatova-Uber-
setzer Celan vorgezogen
wird; Wechsel zum Suhr-
kamp Verlag.
September 196
Fadensonnen.
Juni 1970
Lichtzwang.
Sommer 1970
Das nach Celans Tod ge
schriebene Märchenkapitel
»Die Geheimnisse der Prin
zessin von Kagran« wird in
die bereits vorliegende Rein
schrift von Malina eingefügt.
374 Zeittafel
März 1971
Malina.
September 1971
Simultan.
2. Mai 1972
Anton-Wildgans-Preis der
österreichischen Industrie.
2. Januar 1973
Letzter erhaltener Brief von Gisèle
Celan-Lestrange an Ingeborg
Bachmann.
Mai 1973
Lesereise durch Polen.
Besuch des Vernichtungs
lagers Auschwitz.
Sommer 1973
Französische Übertragung
von Malina durch Philippe
Jaccottet.
Siglen
(sofern nicht anders vermerkt, werden im Kommentar
Seitenzahlen angegeben)
Celan, Paul: >Mikrolithen sinds, Steinchen<. Die Prosa aus dem Nachlaß,
Kritische Ausgabe, hrsg. von Barbara Wiedemann und Bertrand Badiou,
Frankfurt a. M., Suhrkamp 2005.
Paul Celan - Gisèle Celan-Lestrange (1951-1970): Correspondance. Avec
un choix de lettres de Paul Celan à son fils Eric, hrsg. von Bertrand
Badiou in Verbindung mit Eric Celan, [Paris] 2001. Paul Celan - Gisèle
Celan-Lestrange: Briefwechsel. Mit einer Auswahl von Briefen Paul
Celans an seinen Sohn Eric, aus dem Französischen von Eugen Helmlé
und Barbara Wiedemann, hrsg. von Bertrand Badiou in Verbindung mit
Eric Celan, Frankfurt a. M. 2001.
Paul Celan - Klaus und Nani Demus: Briefwechsel. Mit einer Auswahl von
Briefen Gisèle Celan-Lestranges an Klaus und Nani Demus, hrsg. von
Joachim Seng, Frankfurt a. M. (erscheint 2009).
Paul Celan - Hanne und Hermann Lenz: Briefwechsel, hrsg. von Barbara
Wiedemann in Verbindung mit Hanne Lenz, Frankfurt a. M. 2001.
Paul Celan - N elly Sachs: Briefwechsel, hrsg. von Barbara Wiedemann,
Frankfurt a. M. 1993.
Paul Celan - Peter Szondi: Briefwechsel. Mit Briefen von Gisèle Celan-
Lestrange an Peter Szondi und Auszügen aus dem Briefwechsel zwi
schen Peter Szondi und Jean und Mayotte Bollack, hrsg. von Christoph
König, Frankfurt a. M. 2005.
Paul Celan - Franz Wurm: Briefwechsel, hrsg. von Barbara Wiedemann in
Verbindung mit Franz Wurm, Frankfurt a. M. 1995.
Eckardt, Uwe: »Paul Celan (1920-1970) und der Wuppertaler >Bund<«
[Briefe an Jürgen Leep], in: Geschichte im Wuppertal 1995, Neustadt
an der Aisch 1995, S. 90-100.
Bermann Fischer, Gottfried und Brigitte: Briefwechsel mit Autoren, hrsg.
von Reiner Stach unter redaktioneller Mitarbeit von Karin Schlapp, mit
einer Einführung von Bernhard Zeller, Frankfurt a. M. 1990.
Frisch, Max: Jetzt ist Sehenszeit. Briefe, Notate, Dokumente 1943-1963,
hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Julian Schütt, Frankfurt a.
M. 1998.
Hildesheimer, Wolfgang: Briefe, hrsg. von Silvia Hildesheimer und Diet
mar Pley er, Frankfurt a. M. 1999.
Huchel, Peter: Wie soll man Gedichte schreiben. Briefe 192 5-1977, hrsg.
von Hub Nijssen, Frankfurt a. M. 2000.
Mayer, Hans: Briefe 1948-1963, hrsg. von Mark Lehmstedt, Leipzig 2006.
Pichl, Robert (Hrsg.): Registratur des literarischen Nachlasses von Inge-
borg Bachmann. Aus den Quellen erarbeitet von Christine Koschel und
Inge von Weidenbaum, masch., Wien 1981.
Pichl, Robert: Ingeborg Bachmann als Leserin. Ihre Privatbibliothek als
Ort einer literarischen Spurensuche [Druck in Vorbereitung"].
Bibliographie 381
Pizzingrilli, Massimo: »>Votre aide qui est / m’est si precieuse<. Paul Celans
Mitarbeit an der Zeitschrift >Botteghe Oscure< und sein Briefwechsel mit
Margherite Caetani«, in: Celan-Jahrbuch 9 (2003-2005) [mit Briefen von
und an Eugene Walter und Auszügen aus Briefen von K. L. Schneider,
H. M. Enzensberger, H. Heißenbüttel und W. Hollerer], S. 7-26.
Richter, Hans Werner: Briefe, Hrsg. von Sabine Cofalla, München und
Wien 1997.
Barbara Wiedemann: Die Goll-Affäre. Dokumente zu einer >Infamie<,
Frankfurt a. M. 2000.
2. Erinnerungen
Doderer, Heimito von: Commentarii 1951 bis 1956. Tagebücher aus dem
Nachlaß, München 1976.
Milo Dor, Auf dem falschen Dampfer. Fragmente einer Autobiographie,
Wien und Darmstadt, 1988.
Fried, Erich: Ich grenz noch an ein Wort und an ein andres Land. Uber
Ingeborg Bachmann - Erinnerung, einige Anmerkungen zu ihrem G e
dicht »Böhmen liegt am Meer« und ein Nachruf, Berlin 1983.
Kaschnitz, Marie Luise: Orte. Aufzeichnungen, Frankfurt a. M. 1973.
Kaschnitz, Marie Luise: Tagebücher aus den Jahren 1936-1966, hrsg. von
Christian Büttrich, Marianne Büttrich und Iris Schnebel-Kaschnitz,
mit einem Nachwort von Arnold Stadler, Frankfurt a. M. und Leipzig
2000.
Schwerin, Christoph Graf von: Als sei nichts gewesen, Berlin 1997.
Spiel, Hilde: Kleine Schritte. Berichte und Geschichten, München 1976.
3. Andere Literatur
Albrecht, Monika: »Die andere Seite«. Zur Bedeutung von Werk und Per
son Max Frischs in Ingeborg Bachmanns »Todesarten«, Würzburg 1989.
Bachmann-Handbuch, hrsg. von Monika Albrecht und Dirk Göttsche,
Stuttgart und Weimar 2002.
Beicken, Peter: Ingeborg Bachmann, Stuttgart 2001.
Briegleb, Klaus: »Ingeborg Bachmann, Paul Celan - Ihr (Nicht-) Ort in der
Gruppe 47 (1952-1964/65). Eine Skizze«, in: Bernhard Böschenstein und
Sigrid Weigel (Hrsg.), Ingeborg Bachmann und Paul Celan. Poetische
Korrespondenzen. Vierzehn Beiträge, Frankfurt a. M. 1997, S. 29-81.
>Displaced<. Paul Celan in Wien 1947-1948, hrsg. von Peter Goßens und
Marcus G. Patka, Frankfurt a. M. 2001.
382 Bibliographie
Register
Als Bezugspunkt für die im Register erfaßten Werke dienen die Briefnum
mern. Findet sich der Bezug ausschließlich in den Anmerkungen zum
Brief, erscheint die Briefnummer kursiv. Haupteinträge im Personenregi
ster erscheinen in halbfetter Schrift. Vorkommen in den Nachworten ist
mit »N«, in der Zeittafel mit »Z« angegeben.
Werkregister
i. Ingeborg Bachmann
i . i Werke
Abschied von England (IBW 1,30) Der Fall Franza —» Das Buch
,
30 68 Franza
Alles (IBW 2,138-158) 103, 14 5,156 Der gute Gott von Manhattan
Anrufung des Großen Bären (IBW 1,269-327) J7, 7 1 , 89, 90, 95,
(Band) 52, 69, 70, 91, 92, 114, 144, 108, 123, 20 1 , Z
216, 217, 218, N , Z Der junge Lord (IBW 1,375-432) Z
Anrufung des Großen Bären Der Prinz von Homburg (Libretto
(Gedicht, IBW 1,95) 137 für Henze, IBW 1,331-368) 100,
Aria I (Liedtext für Henze, IBW 119, 174, 191, 223,7,
1,160) 52, 53, 9$, 98, N Der Umgang mit Namen
Aria II (»Freies Geleit«, Liedtext (4. Frankfurter Vorlesung, IBW
für Henze, IBW 1,161) 52, 53 4,238-254) 137
Ausfahrt (IBW i,2 8 f.)jo Die gestundete Zeit (Band) 33, 39,
Betrunkener Abend (IBW 1,14) 4 42, 53, 68, 69, 74, 91 , 92, 119, 122,
Beweis zu nichts (IBW 1,25) 41, 68 138, 216, 2 1 7, 218 , N , Z
Botschaft (IBW 1,49) 39 Die gestundete Zeit (Gedicht) N
Curriculum Vitae (IBW 1,99-102) Die große Fracht (IBW 1,34) 181
Die kritische Aufnahme der Exi
Das Buch Franza (TA II) N stentialphilosophie Martin Hei
Das dreißigste Jahr /00, 103 , 122, deggers IO.I, 137 , Z
152 , 155, 156, 187, 190, 191, 192, Die Wahrheit ist dem Menschen
193 , 225, 229, Z zumutbar (IBW 4,275-277) N , Z
Das Gedicht an den Leser (IBW Die Zikaden (IBW 1,217-268)
4,307f.) N 59. Z
Das Lächeln der Sphinx (IBW 2,19- Dunkles zu sagen (IBW 1,32) N
22) 4 Ein Geschäft mit Träumen (IBW
Das schreibende Ich (3. Frankfur 1,177-216) 26, 30 , Z
ter Vorlesung, IBW 4,217-237) 137 Ein Ort für Zufälle (IBW 4,278-
Das Spiel ist aus (IBW I,82f.) N 293) 7 7 . Z
384 Werkregister Ingeborg Bachmann
Einem Feldherrn (IBW 1,4 yf.) 39 Literatur als Utopie (5. Frankfurter
Erklär mir, Liebe (IBW 1,109]·.) 217 Vorlesung, IBW 4,255-271) 137,
Exil (IBW 1,153) 69 158
Fall ab, Herz (IBW 1,31) 39, 41 ,
Malina (IBW 3,9-337) 89, 104 196,
Fragen und Scheinfragen ,
231 233, 234, 235, N , Z
(1. Frankfurter Vorlesung, IBW Malina (Übersetzung Philippe
4,182-199) 137 Jaccottet) 234,2.
Frankfurter Vorlesungen (IBW Mirjam (IBW 1,155) 52
4,18 1-271) 135, 137,139, 140, 144, Musik und Dichtung (IBW 4,59-62)
27/, i j j , 158, N , Z 119 , N
Früher Mittag (IBW i,44f.) 33 Nach dieser Sintflut (IBW 1,154)
Geh, Gedanke (IBW 1,157) 69
Gestundete Zeit —» Die gestundete Nebelland (IBW ijio jf.) 52
Zeit Paris (IBW 1,33) 42, 68
Große Landschaft bei Wien (IBW I, Psalm (IBW 1,54h) 41 , 68
59-61) 39, N Requiem für Fanny Goldmann
Hotel de la Paix (IBW 1,15 2 ) 52, 69 (T A I 285-333) N
Ihr Worte (IBW i,i62f.) 209 Schatten Rosen Schatten (IBW
Im Gewitter der Rosen (IBW 1,56) M 33)2J7
42, S3 , N Simultan (IBW 2, 283-486) N , Z
Im Himmel und auf Erden (IBW Stadt ohne Namen (Romanprojekt,
2,15-18 )4 unveröffentlicht) 14, 18, 42
Jugend in einer österreichischen Sterne im März (IBW 1,38) 39
Stadt (IBW 2,84-93) I 8-I> I J 9 Tage in Weiß (IBW 1,11 2 ) 2 / 7
Karawane im Jenseits (= Die »Todesarten«-Projekt (TA) N , Z
Karawane und die Auferstehung; Über Gedichte (2. Frankfurter
IBW 2,23-27)4 Vorlesung, IBW 4,200-216)
Liebe: Dunkler Erdteil (IBW 69, 137
1,15 8f.) 52, 69 Undine geht (IBW 2,253-263) 180
Lieder auf der Flucht (IBW 1,138- Unter Mördern und Irren (IBW
147) 52, N 2,159-186) 225
Lieder von einer Insel (IBW 1,12 1- Wohin wir uns wenden im Gewit
12 4 ) 52, N ter der Rosen —> Aria I
1.1 Übertragungen
San Martino del Carso (= St. Mar Trennung (= Riß, Ungaretti, IBW
tin vom Karst, Ungaretti, IBW 1,550 68
1,549) 68 Universum (Ungaretti, IBW 1,549)
Schlafen (Ungaretti, IBW 1,561) 68 68
Sich gleich (Ungaretti, IBW 1,577) Wache (Ungaretti, IBW 1,527) 68
68 Zerknirscht (Ungaretti, IBW 1,5 5 1)
Sonnenuntergang (Ungaretti, IBW 68
M 31) 188
2. Paul Celan
2.1 Werke
Ein Tag und noch einer (KG 105) Lob der Ferne (KG 37) 67
70, 7 3 >7 4 Mache mich bitter —» Zähle die
Eine Gauner- und Ganovenweise Mandeln
(KG i3 jf .) 207 Mandorla (KG 142) N
Eine Hand (KG 106) 81 Marianne (KG 28) 37
Engführung (KG 1 1 3 - 1 1 8 ) 103, Matière de Bretagne (KG 102) 45,
112 .1, 14 3.i 66, 72
Entgegnung (PN 207-210) 163, M it B rief und U hr (KG 93f.) 45, 66
166, 17 8 .1, 180, 182, 186, 191, 207, Mittags (KG 187^) 779, N
226, Z M ohn und Gedächtnis (Band) 2, 6,
Entw u rf einer Landschaft (KG 107) 33,34, 37,38, //, 67, 69, 77, 79, 89,
80 Z
Erinnerung an Frankreich (KG Mohn und Gedächtnis (Zyklus) 6
34f.) 1, 67 Nach dem Lichtverzicht (KG 265)
Es kamen Jahre, eh du kamst 30
(H K A 1 1,391) N Nacht (KG io if.) 45, 66, 72, 143.1
Es war Erde in ihnen (KG 125) 13 5, Nachts ist dein Leib (KG 27f.) 67
140 Nachts, wenn das Pendel (KG 4 5f.)
Fadensonnen Z 67
Flimmerbaum (KG 1 37f.) N Nachtstrahl (KG 36) 67
Gegenlicht (Zyklus) 37 Niedrigwasser (KG ii if .) 103
Gespräch im Gebirg (GW III 169- Oben, geräuschlos (KG io9f.) 97
173) i 3S-i> l6h z Rheinufer. Schuttkahn II (HKA
Gewieherte Tumbagebete (KG 239) 5.2,227) 46, 135.1
78 Schlaf und Speise (KG 48) 32
Heimkehr (KG 94) 66 Schliere (KG 96) 66
Heute und morgen (KG 95) 66 Schneebett (KG 100) 45, 66, 72
Hüttenfenster (KG 157-159) 6 Schuttkahn (KG 103) 46, 66
Ich komm —» Schneebett Schwarze Flocken (KG 19) N
In Ägypten (KG 42) 1 , 32, 53, 67, N Schwarzmaut 235
In die Ferne (KG 104) 49, 66 Sie kämmt ihr Haar (KG 51) 25, 67
In Mundhöhe (KG 105) 50, 66, 72 So bist du denn geworden (KG 46)
Ins Nebelhorn (KG 42f.) 52 67
Köln, Am H of (KG 104) 47, 52, 53, So schlafe (KG 46) 25, 67
j6, 59, 66, 68, 72, 118, 120 , N Sommerbericht (KG i n ) 103,
Köln-Gedicht —> Köln, Am H of 14 3.1
Kristall (KG 44) 25, 37, 67, 72 Spät und Tief (KG 38) 2, j
Landschaft (KG 51) 67 Sprachgitter (Band) 14, 46, 66, 97,
Landschaft —» Entwurf einer 103, 116, 117, 122, 124, 125, 126,
Landschaft 138, 143, 143.1, 202, 235, N , Z
Les Dames de Venise (KG 534) 22 Sprachgitter (Gedicht, KG 99f.) 66,
Lichtzwang Z N
Werkregister Paul Celan
2.2 Übertragungen
von Klaus Lazarowicz, München: R. Piper & Co. Verlag 1956. R. Piper
& Co. Verlag; S. 414 inliegend Karte: »[Druck] Überreicht mit den be
sten Empfehlungen / R. Piper & Co. Verlag. München \ [hs] Im A uf
trag von Frl. Bachmann«.
Personenregister
Henze, Hans Werner (*1926) 38, Kabel, Rainer 166, 173, 177, 178.1,
52>53> 77> 94> 98, 100, 102, 10 3 , 179, 180
1 1 9 , 1 5 1 , 17 4 , 2 2 3 , N, Z Kafka, Franz (1883-1924) 136 , /9;,
Hermlin, Stephan (= Rudolf Leder, 201, 2 0 1.1
1915-1997) 158 Kalow, Gert (Gert 19 21-19 9 1) 69
Heym, Georg (1887-1912) 58, 78, Kasack, Hermann (1896-1966) 185,
79, 80, 113 209, 226
Hildesheimer, Wolfgang (1916- Kaschnitz, Marie Luise (= Freifrau
19 9 1) 1 5 4 » : 55 von Kaschnitz-Weinberg, 1901-
Hindorf, Margot 69, 70 1974) 69, 72, 120, 137, 163, 174,
Hirsch, Rudolf (1905-1996) 1/7, 185, Z
130, 140, 15 3.1, 155, 163, 207,209 Kästner, Erhart (1904-1974) 89
Hirschfeld, Kurt (1902-1964) 173, Kein, Ernst (1928-1985) 39
174, 205, 226, 227 Keller, Gottfried (1819-1890) 142
Hitler, Adolf (1889-1945) 202 Kesten, Hermann (1900-1996) J7
Hofmannsthal, Hugo von (1874- Klaus —» Demus, Klaus
19 29 )N Klee-Palyi, Flora (1897-1961) 56
Hollerer, Walter (1922-2003) 53, Kleeborn, Hermen von (= Hermi
58, 69, 72, 78, 79, 80, 103, 112 ne Girtler von Kleeborn, 1908-
Holthusen, Hans Egon (1913- 1978)30
1997) 7 7 > 78 , 7 9 . 80 Kleist, Heinrich von (17 7 7 -18 11)
Hölzer, Max (1915-1984) 4,34 IO O
Zu den Abbildungen
5 Paul Celan mit Nani Maier und Jean-Dominique Rey, Paris, Rue des
Ecoles, Mai 1951 (Besitz Jean-Dominique Rey).
6 Gisèle Celan-Lestrange mit Paul Celan und Klaus Demus, Paris, auf
dem Balkon zu Celans Zimmer in der Rue des Ecoles, Frühling 1953
(Foto Nani Maier, Besitz Eric Celan).
7 Paul Celan, London, auf der Tower Bridge, Februar/März 1955; Aus
schnitt aus dem Nachlaß von Ingeborg Bachmann, rechts daneben ur
sprünglich Nani und Klaus Demus (vgl. Nr. 22 in PC/GCL II-frz., PNIB).
8 Paul Celan, Paris, Wohnung Rue Longchamps 1958 (Foto Gisèle
Celan-Lestrange, Besitz Eric Celan).
9 Ingeborg Bachmann, Lesung anläßlich der Preisverleihung des Litera
turpreises der Deutschen Kritiker, Berlin 1 7 .1 1 .1 9 6 1 (vgl. Nr. 193/
Anm.; Foto Heinz Köster, PNIB).
10 Ingeborg Bachmann, Rom 1962 (Foto Heinz Bachmann, PNIB).
11 Paul Celan, handschriftliches Widmungsgedicht »In Ägypten« für In
geborg Bachmann (vgl. Nr. 1, HAN/ÖNB).
12 Ingeborg Bachmann, Beilage zum Brief an Paul Celan vom 4. 7 .19 5 1
(Nr. i 8.i ,DLA).
13 Paul Celan, Brief an Ingeborg Bachmann vom 5 .11.19 5 7 (Nr. 55,
HAN/ÖNB).
14 Ingeborg Bachmann, Brief an Paul Celan vom 11.12 .1 9 5 7 (Nr. 7o,DLA).
15 Paul Celan ah Ingeborg Bachmann, Kuvert für den Brief vom 9 .11 .
1957 (Nr. 58, HAN/ÖNB).
16 Ingeborg Bachmann an Paul Celan, Kuvert für den Brief vom 18 .1.
1958 (Nr. 85, DLA).
17 Ingeborg Bachmann, die beiden Schlußseiten eines Briefentwurfs an
Paul Celan, nach dem 2 7.9.19 61 (Nr. 19 1, H AN /Ö N B).
1 8 Gisèle Celan-Lestrange, Fin d'année /97/ II, I und III in der hier abge
bildeten Reihenfolge (Bachmann besaß jeweils das Exemplar Nr. 10;
vgl. Nr. 236, Besitz Eric Celan; im PNIB erhalten ist nur Radierung
II, hier Abb. 18a).
398
Rechtevermerk
Der Abdruck der Briefe und Zeugnisse, die im Kommentar der vorliegen
den Ausgabe mit der Sigle ÖNB gekennzeichnet werden, erfolgt mit
freundlicher Genehmigung der Sammlung von Handschriften und alten
Drucken der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien. Für die in die
sem Band abgebildeten Zeugnisse als Abb. 1 1 , 13, 15 und 17 liegen die
Rechte beim Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien,
dem wir für die Genehmigung zur Reproduktion danken.
Der Abdruck der Briefe und Zeugnisse, die im Kommentar der vorlie
genden Ausgabe mit der Sigle DLA gekennzeichnet werden, erfolgt mit
freundlicher Genehmigung der Handschriftensammlung des Deutschen
Literaturarchivs Marbach, das auch die Genehmigung zur Reproduktion
der Zeugnisse als Abb. 12, 14 und 16 in diesem Band erteilte.
Der Abdruck der Briefe und Zeugnisse, die im Kommentar der vorlie
genden Ausgabe mit der Sigle MFA gekennzeichnet werden, erfolgt mit
freundlicher Genehmigung des Max Frisch-Archivs an der ETH Zürich.
Zu den Inhabern der Rechte an weiteren Bilddokumenten des Abbil
dungsteils verweisen wir auf das Verzeichnis der Abbildungen S. 397 dieses
Bandes.
Für die Genehmigung zum Abdruck der in Text und Kommentar mit
geteilten Zeugnisse anderer Autoren danken wir diesen bzw. den derzeiti
gen Rechte-Inhabern.
399
Inhalt
Briefwechsel
Paul Celan
»Du mußt versuchen, auch den Schweigenden zu hören«
Briefe an Diet Kloos-Barendregt. Handschrift - Edition - Kom mentar
H g. Paul Sars
144 Seiten. Gebunden (3-518 -4 1358 -9)
2009 erscheint:
Paul Celan / Klaus und Nani Demus
Briefwechsel
M it einer Ausw ahl von Briefen von Gisèle Celan-Lestrange an Klaus
und N ani Demus
H g. Joachim Seng
ca. 600 Seiten. Gebunden
Werkausgaben
Bonner Ausgabe
Historisch-kritische Ausgabe
Begründet von Beda Allemann, besorgt von der Bonner Arbeitsstelle
für die Celan-Ausgabe R o lf Bücher und A xel Gellhaus
Die Bonner Ausgabe ist die umfassende, maßgebliche Ausgabe der
Werke Paul Celans. Sie dokumentiert vollständig die Entstehung der
Texte. Dies geschieht in genauer Beschreibung der Uberlieferungsträ
ger und in der genetischen Darstellung der einzelnen Textschichten.
Grundlage hierfür sind die vom A u tor selbst den Gedichten zugeord
neten Textzeugen: sie wurden von Celan seit den frühen fünfziger
Jahren sorgfältig in Mappen gesammelt.
Die Ausgabe ist auf sechzehn Bände berechnet und soll 2010 abge
schlossen vorliegen. Erschienen sind die Bände 1 - 12 sowie 14.