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Nomos
ISBN 978-3-8487-3369-9
Ludwig-Maximilians-Universität München
Professor Dr. Thomas Rönnau,
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Band 10
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Erinnerung an Joachim Vogel
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Nomos
1. Auflage 2016
© Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2016. Gedruckt in Deutschland. Alle Rechte,
auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen Wiedergabe und der
Übersetzung, vorbehalten. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
I. Einführung
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Ausgehend von der Unterscheidung Searles zwischen konstitutiven und
regulativen Regeln, 1 ließe sich das gesamte Strafrecht als regulativ verste-
hen (es schafft Regeln und verhängt Sanktionen). Tatsächlich lässt sich
aus einem bestimmten Blickwinkel heraus bestätigen, dass das Strafrecht
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keine Rechtsstellungen definiert, sondern sich nur auf deren Schutz be-
schränkt. Nichtsdestotrotz kann der sekundäre oder akzessorische Charak-
ter des Strafrechts nicht dessen Autonomie bei der Auswahl seiner Schutz-
objekte leugnen. Beim Kern der Verbrechen mala in se ist es zutreffend,
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dass das positive Strafrecht eine rein deklaratorische Rolle bei der Zuwei-
sung der Strafrechtswidrigkeit derjenigen Verhaltensweisen einnimmt, de-
nen eben diese kriminelle Natur inhärent ist. Diese Behauptung lässt je-
doch Nuancen zu, sobald man sich den Randbereichen der Straftaten mala
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hat. Dies gilt besonders im Falle der Delikte mala (quia) prohibita. In die-
sen Fällen kann die allgemeine Rechtswidrigkeit des entsprechenden Ver-
haltens einer strategischen oder Opportunitätsentscheidung des Verwal-
tungsgesetzgebers oder sogar staatlicher Agenturen im Zuge der Delegati-
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* Der erste Teil des Titels dieses Beitrags bezieht sich auf Larking Hofstra L. Rev. 42
(2014) 745 (746). Für die geleistete Hilfe bei der Übersetzungsarbeit bedanke ich
mich sehr herzlich bei Herrn Dr. Axel-Dirk Blumenberg, Abogado. Madrid.
1 Searle The Construction of Social Reality, 1995.
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schrieben wurde, entsteht, wie im Folgenden ausgeführt wird. In der ga-
rantistischen Konzeption des Subsidiaritäts- oder ultima-ratio-Prinzips
(als Ausdruck der Strafbedürftigkeit) ist dieses auf einer sekundären Ana-
lyseebene verordnet, die mithin der ersten, von der Strafwürdigkeit einge-
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nommenen, Ebene untergeordnet ist. Damit ist es zunächst angebracht, zu
bestimmen, ob ein Verhalten einer strafrechtlichen Sanktion würdig ist, al-
so ob diese Sanktion verhältnismäßig stricto sensu ist. Sollte das Ergebnis
dieser Abwägung negativ sein, so muss auch die Entscheidung über eine
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mögliche Kriminalisierung vorbehaltlos negativ ausfallen; mit anderen
Worten lässt sich nicht aufgrund von noch so großer Strafbedürftigkeit
eine Strafe für ein Verhalten verhängen, das ihrer nicht würdig ist. Sollte
das Urteil über die Strafwürdigkeit hingegen positiv ausfallen, so muss die
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zur Verhängung einer Strafe führen. Wenn ein Verhalten Strafe bedarf, so
spielt aus diesem Blickwinkel das Urteil der Strafwürdigkeit keine Rolle:
Insbesondere darf diese kein Ausschlussgrund für die Verhängung einer
Strafe sein, weil damit das Untermaßverbot unterlaufen würde. Wie be-
reits erwähnt, beraubt diese Konzeption das Strafrecht jeglicher Entschei-
dungsfreiheit in Bezug auf dessen Anwendungsbereich. Die alleinige Fest-
stellung der möglichen Unzulänglichkeit verwaltungsrechtlicher Schutz-
mechanismen genügt, um eo ipso auf das Strafrecht zurückzugreifen. Mei-
nes Erachtens liegt diese kriminalpolitische Überlegung den regulativen
Modellen des Strafrechts zugrunde, denen wir uns im Folgenden zuwen-
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den.
Kenntnisse) dazu im Stande sind: Private Dritte. Damit findet die Delega-
tion nicht nur auf staatliche Institutionen sondern auch auf den privaten
2 Vgl. Majone West European Politics 17 (1994), 77 ff.; ders. Journal of Public Poli-
cy 17 (1997), 139 ff. In den USA ist die Debatte über den Regulatory State und das
Bestehen von regulatory offences sehr viel älter.
3 Dieses Konzept lässt sich zurückführen auf Eifert Grundversorgung mit Telekom-
munikationsleistungen im Gewährleistungsstaat, 1998. Vgl. auch Schuppert Der
Gewährleistungsstaat – ein Leitbild auf dem Prüfstand, 2005.
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Sektor oder auf ein Kooperationsmodell beider statt, sodass sowohl die
technische Regulierung als auch und vor allem die regulierte Selbstregu-
lierung das neue Staatsmodell prägen.4
Die moderne Option der Dezentralisierung von Kontrollstrukturen,
letztlich im Wege regulierter Selbstregulierung (und Selbstexekution),5
bildet ein dem Gewährleistungsstaat eigenes Konzept: Ein „beobachten-
der“ Staat, der im Kontext der Europäisierung und der Privatisierung die
Letztverantwortung für das Gemeinwohl trägt und gleichzeitig auf die
selbstregulatorischen Kräfte der Gesellschaft – insbesondere der Privat-
wirtschaft – vertraut. Dabei wird ein Netz privater Akteure geknüpft, das
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die öffentlichen Verwaltungen unterstützt (mithin handelt es sich um
Amtsträger im weiteren Sinne, sei es auf freiwilliger oder verpflichtender
Basis).6
Das Grundgerüst dieser Konzeption wird durch die Schaffung eines re-
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gulativen Rahmens definiert. Dieser Rahmen – letztlich durch die Kon-
trollinstanzen festgelegt – bildet ein Mehrebenensystem. Das supranatio-
nale Recht, sei es soft law bestehend aus Empfehlungen internationaler
Organisationen, oder hard law, europäisches Recht und – schlussendlich –
os
nationale Gesetzgebung in ihren verschiedenen Ausprägungen – inklusive
regulatorischer Institutionen –, beeinflussen die Ausgestaltung dieses Rah-
mens. Ist dieser einmal festgelegt, geht es um die Setzung einer Selbstre-
gulierung, die in der Lage ist, dessen Anforderungen zu erfüllen.
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Das Modell zeigt Probleme sowohl auf oberer als auch auf unterer Ebe-
ne auf: Auf oberer Ebene, weil der Rahmen nationaler Regulierung durch
supranationale Organisationen und den europäischen „Gesetzgeber“ be-
stimmt werden. Damit nimmt das nationale Gesetz, „das unter Beachtung
der angeordneten Bindungswirkung von Rahmenbeschlüssen erlassen
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zugehen.10 Dies fordert auch Braum: Eine in der Praxis effektive Verfas-
sung bedarf eines „Kommunikationssystems“.11 Aber in Europa gibt es
immer noch weder eine öffentliche Meinung noch eine echte Verfassung,
die der Souveränität eines kulturell integrierten Volkes entspricht. Es do-
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minieren selektive Diskurse von Experten und Interessengruppen, wäh-
rend der Gedanke einer die Gesamtheit betreffenden res publica als politi-
sches Konzept Zukunftsmusik bleibt.12
Auf einer Zwischenebene verweist die nationale Gesetzgebung – in
os
einem vorher festgelegten Rahmen – auf Expertenagenturen, beinahe ohne
eine politische Entscheidung, die den Übergang von einer Expertenebene
auf die nächste begleiten würde.13 Auf der unteren Ebene wird die Selbst-
regulierung in diesem dreifachen Rahmen Privaten überlassen. Das Gesetz
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So formuliert es Collins:14
“In scholarly examinations of regulatory techniques, a contrast is frequently
drawn between [‘]command and control’ styles of regulation and ‘responsive’
(or reflexive) regulation. The former style of regulation approximates to crim-
inal law. The rules are imposed by the regulator (or parliament): inspectors
monitor compliance; and courts or specialist tribunals impose deterrent sanc-
tions against breach of regulations. In contrast, responsive regulation seeks to
achieve the collaboration and co-operation of those subject to regulation. In
setting the standards, it favours the use of self-regulation, so that within a
broad requirement fixed by legislation the participants can settle through
negotiation the detailed rules to govern transactions.”
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Die paradigmatischen Verstöße, um die es hier geht, sind folgende: Die
Nichteinhaltung des regulatorischen Rahmens sowohl aufgrund fehlender
oder unzureichender Selbstregulierung als auch aufgrund Überschreitung
des festgelegten Rahmens; die fehlende Kollaboration mit den Regulie-
Aber die Kernfrage bleibt, ob und warum diese als strafrechtliche Ver-
stöße zu werten und folglich gegenüber den Tätern Kriminalsanktionen zu
os
verhängen sind.15 Das Strafrecht, so wie wir es verstehen, mit seinen Nu-
ancen aufgrund von Blankettgesetzen und normativen Elementen, zeichnet
sich gerade durch seine Verbindung zum zentralen Kern staatlicher Ge-
setzgebung aus.16 Sobald private Experten – m.a.W. der Stand der Technik
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– ins Spiel kommen, geht diese Verbindung verloren, es sei denn, die en-
gen Grenzen staatlicher Regulierung werden eingehalten.
Die Dinge haben sich, wie Lacey betont, gewandelt:
“[A]t the level of criminal justice practices – policing, punishment, prosecut-
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ing and so on – there are many signs of a more indirect and diffuse style of
regulation emerging in the governance of the public authorities which carry
out these activities and of the private bodies to whom many aspects of the ac-
tivities are increasingly delegated. And in areas such as business regulation,
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environmental protection, health and safety, there have certainly been moves
towards using criminalisation as the peripheral or last-resort framework un-
14 Collins Regulation Contracts, 1999, S. 65, zitiert nach Lacey Oxford Legal Studies
Research Paper No. 50 (2004), abrufbar unter http://ssrn.com/abstract=2126521
(17.9.2015), S. 7 f.
15 Kritisch Brown Journal of Law, Economics and Policy 7 (2010–2011) 657 ff.
16 Vgl. Montaner Fernández La Ley Nr. 7418, 7. Juni 2010, 1 ff., mit einer negativen
Bilanz.
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hältnismäßigkeit im engeren Sinne oder die Kriterien des materiellen
Straftatbegriffs fehlen völlig. Es geht um die Verbesserung des law en-
forcement system, oder, wenn man so möchte, der deterrence theory equa-
tion.19
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Das Modell scheint keine anderen Legitimationskriterien zuzulassen.
Aus diesem Grund bestehen gleichzeitig keine Hemmungen, demjenigen
Bürger Strafbefreiung zuzugestehen, der nach Tatbegehung mit der
Rechtspflege oder mit der Verwaltung kollaboriert; es ist nicht einmal aus-
os
geschlossen, Dritte wirtschaftlich zu prämieren, die mit der Verwaltung
zusammenarbeiten und für die Strafverfolgung wichtige Informationen lie-
fern.20 Aus diesen Gründen ist dem regulativen Modell das Opportunitäts-
prinzip inhärent. Auf gleiche Weise ist ihm die Konvertierung von Privat-
om
personen in Amtsträger zu eigen, auch wenn dies nur durch den Anreiz
einer möglichen Belohnung geschieht.21 Instrumentalisierung und Flexibi-
lisierung des Strafrechts sind damit, so scheint es zumindest, gewünschte
Effekte – oder zumindest Nebeneffekte – der regulativen Modelle. Aus der
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lichkeit ist nicht die direkte Motivation des Bürgers durch den Inhalt der
Gesetze; dies ist mit Blick auf die Nuancen der Straftatbestände unmög-
lich. Mit der Forderung nach Strafgesetzlichkeit wird eine Interaktion zwi-
schen Legislative und Judikative bezweckt, die in legitimen und verlässli-
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Garantien des Strafverfahrens und des Strafvollzugs. Dies ist aus zwei
Gründen wichtig. Einerseits, weil dadurch klar wird, dass es keine Gesetz-
lichkeit ohne entsprechende Organe und Institutionen (also ordentliche
bzw. Verfassungsgerichtsbarkeit) geben kann. Anderseits, weil sich nur
dann von einem bestimmten Stand der Strafgesetzlichkeit sprechen lässt,
wenn der Stand des Strafprozessrechts und des Strafvollzugsrechts be-
kannt ist. Die Gesetzlichkeit zeigt sich in der Systemtheorie als ein Prin-
zip, das im strukturellen Kopplungspunkt des politischen Systems (zu dem
die Gesetze gehören) und des Rechtssystems (dem die Gerichtsentschei-
dungen zu eigen sind) verankert ist.25 Aufgrund der Aufgabe der Gerichte,
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„zu richten und das Urteil ausführen zu lassen“, wäre es ein Irrtum, den
Begriff strafrechtlicher Gesetzlichkeit auf seine Eigenschaft als (stati-
sches) Produkt des politischen Systems zu reduzieren und dabei außer
Acht zu lassen, dass Gesetzlichkeit „in action“ (oder auch dynamische Ge-
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setzlichkeit) Angelegenheit der Gerichte ist.26
Gesetzlichkeit nimmt im Bereich des Wirtschaftsstrafrechts besondere
Formen an, was in besonderem Maße für den Bestimmtheitsgrundsatz
gilt.27 Da es sich um einen im Vorfeld durch das Privat- bzw. öffentliche
os
Recht geregelten Bereich handelt, besteht häufig ein höherer Grad an Nor-
mativierung als in anderen Bereichen des Strafrechts. Verweisungen auf
außerstrafrechtliche Normen oder Verwaltungsakte (Blankettgesetze), nor-
mative Elemente rechtlichen Inhalts, Wertungselemente,28 sowie in beson-
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Normen, also technische Vorschriften, dar.31 Damit wird nicht nur auf kla-
re Weise die Verbindung zwischen Rechtsetzung und Souveränität (Demo-
kratie) kompromittiert, sondern auch weitere relevante Institutionen. Dies
gilt insbesondere für kriminalpolitische Überzeugungen des Richters: Ist
die anzuwendende Vorschrift technischer Natur, so wird die Intervention
des Richters durch die eines Sachverständigen ersetzt. Weitere Probleme
sind die Prävalenz des Wirtschaftlichen über das Politische, oder die durch
dieses Phänomen hervorgerufene sektorbezogene Selbstregulierung.32
Ausgehend von den vorherigen Prämissen müssen die regulativen Straf-
rechtsmodelle aus verschiedenen Blickwinkeln geprüft werden.33 Aus der
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Sicht des klassischen Konstitutionalismus sind die Einwände besonders
naheliegend.34 Einerseits zeichnen sich die Quellen der regulativen Straf-
rechtsmodelle durch die sogenannte „kooperative Rechtsetzung” aus. Da-
mit geht ein Rückgang der Staatlichkeit mit allen Konsequenzen einher:
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Die Auflösung der Verbindung zwischen Rechtlichkeit und Rechtsstaat-
lichkeit, sowie dem Respekt vor der Demokratie.35 Das als Gesetzesvorbe-
halt verstandene Gesetzlichkeitssprinzip erfährt eine erhebliche Locke-
rung, die nicht mit den traditionellen leges artis bestimmter Berufsstände,
os
die immer schon als Maßstab etwa für die Beurteilung von Fahrlässigkeit
dienten, vergleichbar ist. Gleichzeitig ist das Bestimmtheitsgebot einer
starken Erosion unterworfen.
Darüber hinaus ist dieses Modell, das eine flexible Rechtsordnung bil-
om
den soll, allem Anschein nach nur schwer mit einem auf dem Legalitäts-
prinzip beruhenden Strafprozessrecht vereinbar, hat es doch viel mehr ge-
mein mit dem Ermessensspielraum der Staatsanwaltschaft bei der Straf-
verfolgung und dem plea bargaining.
Die Hauptfrage bleibt jedoch die nach dem Proportionalitätsprinzip bei
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31 Marburger Die Regeln der Technik im Recht, 1979; ders., in: Festgabe zum 10jäh-
rigen Jubiläum der Gesellschaft für Rechtspolitik, 1984, S. 275 ff.
32 Dies wird nach Esteve Pardo Técnica, riesgo y Derecho, 2001, S. 163 durch die
umfassende staatliche Regulierung ausgeglichen, auf die die Selbstregulierung
verweist. Vgl. ders. Autorregulación. Génesis y efectos, 2002.
33 Braithwaite Brit.J.Criminol. 40 (2000) 222 ff.; Baldwin Modern Law Review 67
(2004) 351 ff.; vgl. in diesem Zusammenhang auch: Criminal Law in Regulatory
Contexts. A Consultation Paper, 2010.
34 Weitere Einwände finden sich bei Larking Hofstra L. Rev. 42 (2014) 745 ff.
35 Interessengruppen nutzen die Gestaltung der Normen nicht selten zu Konkurrenz-
einschränkungen.
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Die verfassungskonforme Auslegung der Tatbestände des regulativen Mo-
dells – insbesondere im Hinblick auf den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz –
kann zu einer erheblichen teleologischen Reduktion desselben führen.
Eine auf der verfassungsrechtlichen Ausrichtung der Tatbestände des
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regulativen Strafrechtsmodells beruhende Dogmatik soll im Moment ihrer
Anwendung durch die Gerichte einen grundlegenden Anpassungsmecha-
nismus dieser neuen Tatbestände an ein Paradigma bedeuten, das immer
noch mit dem Selbstverständnis des Strafrechts als ultima ratio einher-
os
geht.
Die Dinge an diesem Punkt zu belassen würde außer Acht lassen, dass
es nicht die regulativen Strafrechtsmodelle sind, sondern der regulatori-
sche Staat selbst, der den Verfassungsrechtsstaat klassischer Prägung her-
om
36 Dies kann zudem zu einer Verletzung des Grundsatzes nemo tenetur se ipsum ac-
cusare führen.
37 Teubner Societal Constitutionalism: Alternatives to State-Centered Constitutional
Theory? (2004), abrufbar unter http://ssrn.com/abstract=876941 (17.9.2015).
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