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chsh Univers Ha : : Tyee 14 ] | @ eee ae teetoaste Konstruktionsmethodik | | Produktentwicklung (ARP) Uberblick / Einfahrung Dae Seo (al | Prof Dr- Eth Dring. habil J Shlatmann Name: Sia 1 Uberblick 1.1 Zur Lehrveranstaltung Inhalt: Der Begriff "Konstruktionssystematik" umfasst zwei Hauptaspekte: - Konstruktionsmethodik: Systematische Betrachtung des Konstruktionsprozesses, d. h des Weges von der Aufgabe bis zur fertigungsreifen technischen Darstellung (Inhalt dieser Lehrveranstaltung). - Konstruktive Gestaltung: Systematische Behandlung der verschiedenen Einflussgr6- Gen auf und Anforderungen an die Gestaltung im Einzelnen (Inhalt einer weiteren Lehr- veranstaltung). Beide Gebiete sind notwendig, wenn man zu innovativen, marktgerechten, funktionssicheren und kostengiinstigen Produkten kommen will. Sie hangen untrennbar zusammen und gehen ineinander Uber. Die Konstruktionsmethodik dient vor allem dazu, die optimale konstruktive Prinziplésung zu finden und zu verfolgen. Aber auch das beste Prinzip bleibt wirkungslos, wenn das Produkt durch Gestaltungsfehier in der Ausarbeitung z. B. zu teuer wird oder aber seine Funktion nicht sicher erfallt (vgl. RUckrufaktionen). Ziel: Erwerb von systematisch aufgebauten Kenntnissen und Féhigkeiten, die auch einem ungetibten Konstrukteur / Produktentwickler helfen sollen, besser, schneller und sicherer zu ausgereiften Konstruktionen bzw. Produktentwicklungen zu finden, dabei in gréReren Zu- sammenhangen zu denken und zwischen divergierenden Gesichtspunkten ausgewogene Kompromisse zu finden Skript: Das vorliegende Skript unterstiitzt die Lehrveranstaltung, indem es den Veranstal- tungsinhalt stichwortartig zusammenfasst und Ubungsaufgaben stellt, um ein Mitschreiben zu beschranken. Es umfasst aber keineswegs alles, was in der Lehrveranstaltung und insb. den Ubungen gebracht wird. Es ist als "Halbskript" so konzipiert, dass wesentliche Teile vom Hé- rer zu erganzen sind, vor allem Bilder und Beispiele. Daher kann es niemals die Lehrveran- staltung ersetzen; ohne Erganzung ist es unvollstandig und daher ziemlich wertlos. Die Ubernahme von einzelnen Teilen des Skripts in Veréffentlichungen u. a. ist gestattet, vo- rausgesetzt, dass die Quelle korrekt angegeben wird. Eine Gewahr fur die Richtigkeit des Inhaltes wird nicht Ubernommen. Ansonsten bleiben alle Rechte vorbehalten. 1.2 Grundbegriffe Begriffe zur Konstruktionssystematik: - Konstruktion: Allgemein der Arbeitsablauf von einer technischen Aufgabe bis zu den produktionsreifen Fertigungsunterlagen (Zeichnungen, StUcklisten, Datensditze). Erstreckt sich bei gréReren Aufgaben dber mehrere Abtellungen o. &.; dann spricht man von Ent- wickiung (keine scharfe Abgrenzung). - Systematik: Gliederung eines Bereichs nach sachlichen und logischen Zusammenhan- gen in einem System (kein eindeutiger Begriff.) - System: Abgegrenzte Anordnung aufeinander einwirkender Gebilde (nach DIN 19 226). etna Universi Han ; F rN eiepespeeren eos ct Konstruktionsmethodik Peckienvctng (An?) Dat, 42016 Prof, Dr. Eh. Dr.-Ing. habil. J. Schlattmann Uberblick / Einfihrung Name: Sia 12 - Methode: Vorgehensweise in logisch aufeinander folgenden, auf ein Ziel gerichteten Schritten. - Methodik: Planmafiges, zielgerichtetes Vorgehen unter Einschluss verschiedener Me- thoden und Hilfsmittel. - Konstruktionssystematik: Betrachtung des Konstruktionsprozesses als Ganzes mit sel- nen Einflussgréen, Wechsel- und Auswirkungen. - Konstruktionsmethodik: Aufgliederung der Konstruktionsprozesse in logisch aufeinan- der folgende Schritte bzw. Abschnitte, die ihrerseits wieder verschiedene Methoden ent- halten kénnen. Haufig werden ,Systematik" und ,Methodik" in ahnlichem Sinne gebraucht. Genau genommen ist die Systematik ein Ordnungssystem, die Methodik ein Lésungssys- tem (d.h. sie enthalt Vorgehensweisen). Die vier Sdulen des Konstruierens: Der Konstruktionsprozess wird getragen von 4 Saulen, ae fg ee Mitesh, SAR Oh SS as | eirtem (Fl) i | | Bild 1.1: Die vier Séulen des Konstruierens ess eel der Konstruktionsmethodik: Die Konstruktionsmethodik untersucht den Ab- lauf des Konstruktionsprozesses und gliedert ihn in logisch aufeinander folgende Abschnitte, damit der Konstrukteur ~ nicht bei der erstbesten Lésung bleibt (sie ist nie die beste!), sondern weitere findet; - bei neuen Aufgaben Uberhaupt Lésungen finden kann; - vorhandene Lésungsansétze weiterentwickelt und optimiert; - sich selbst und anderen Rechenschaft Uber den Konstruktionsablauf geben kann (wichtig z.B. zur Dokumentation, bei Fallen der Produkthaftung u.a.) Gute, erfahrene Konstrukteure gehen immer methodisch vor ~ haufig unbewusst. Die Metho- dik hilft dem Unerfahrenen, diese ,Kunst" zu erlemen. Sie ist ein Hilfsmittel (nicht Selbst- zweck!), das jeweils anzupassen ist; sie erstrebt Rationalisierung ~ infolge besserer Qualitat der konstruktiven Ergebnisse, ~ infolge gréGerer Sicherheit gegen Fehler und Fehlentwicklungen, - infolge Aufteilung in "algorithmische" Schritte (> Rechneranwendung) und "heuristische" Schritte (G Intuition und Entscheidung des Konstrukteurs). Tecniehe Universit Hambu ‘ 5 Anlagensyentchnik ind mehodsche Konstruktionsmethodik Produleetviskhng (AmP) U i Dat: 42018 Prof De Eh. Dring hab J. Shlain aang Names sia | 13 Falsch dagegen sind folgende Aussagen zur Konstruktionsmethodik: - "Sie kostet Zeit; das kénnen wir uns nicht leisten." (Bei richtiger Anwendung spart sie Zeit fur Innwege u. a.) - "Sie behindert die Kreativitat." (Richtig ist: Sie legt nur die Reihenfolge der Schritte fest; deren Inhalt aber gibt gezielt den Raum far Kreativitat frei.) - "Sie fUhrt den Konstruktionsprozess auf logisches Denken zurlick." (Richtig ist, dass sie eine "gesteuerte Intuition" beinhaltet, eine sinnvolle Kombination von Logik und Intuition.) 1.3. Aufbau einer Konstruktionsmethodik Allgemein: Heute existieren eine Reihe verschiedener Konstruktionsmethoden; sie sind_un- terschiedlich u. a. wegen des Fachgebietes (Branche) oder der persénlichen Betrachtungs- weise der Urheber. Der Rahmen dazu ist VDI 2221; trotzdem gibt es Verstdndigungsschwie- rigkeiten. Manche Methoden sind zu kompliziert und daher nicht praxisgerecht. Ubersicht und Verstandnis sind méglich mit folgender Gliederung: Problemlésungsprozess: Konstruieren ist ein Problemldsungsprozess; also muss die Vor- gehensweise, die jedem derartigen Prozess zugrunde liegt, auch hier zu finden sein. Man kann sich den Problemisungsprozess in 5 Schritten vorstellen, Bild 1.2. Ggf. kommt es nach der Bewertung zur Verdnderung und Verbesserung, d. h. zur erneuten Kreation, Bewertung und Auswahl 8) Infomation (Problers) x 5) petinieven (z:e1) x ©) Kration ( Ldeew) x 9) Bewerten (Kitt) =e &) Ancwahlen ( surg Bild 1.2: Die 5 Schritte des Problemiésungsprozesses Konstruktionsprozess: Betrachtet man die Tatigkeit eines einzelnen Konstrukteurs bzw. einer kleinen Konstruktionsgruppe, so stellt man (mindestens) 5 Abschnitte fest, die eine Methode bilden, Bild 1.3. Jeder Abschnitt kann in sich wiederum die 5 Schritte des Problem- lésens enthalten, muss aber nicht; d. h. es konnen auch Schritte Ubersprungen werden, wenn es sinnvoll ist. Héufig kommt darin folgende Kombination von Schritten vor: ~ Produktion von Lésungsideen ("Griinphase’, s. Kap. 3 "Kreativitat"); - Bewertung von Ideen ("Rotphase", s. Kap. 4 "Bewertung und Auswah!"),

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