Einleitung und Dank Museum e.V. und der Firma Andreas die ganze Geschichte der Turmuhren in
Im Herbst 2006 war ein lange geplantes Huber in München vom Turm geschafft der Metropolitankirche Zu Unserer
Unternehmen endlich Wirklichkeit und der Restaurierung zugeführt, um Lieben Frau etwas genauer unter die
geworden: Die schon 1969 außer möglichst noch im Jahr der 850-Jahrfei- Lupe zu nehmen. Hier ist nun das
Betrieb gegangene Turmuhr der Frau- er Münchens im Deutschen Museum Ergebnis. Es ist in einigen Punkten noch
enkirche, die dem Deutschen Museum ausgestellt zu werden. Aus diesem vorläufig, weil manche der Recherchen
übereignet worden war, wurde mit Anlass reifte der Plan, nicht nur diese bisher nicht zu erfolgreich waren. Ein
finanzieller Unterstützung des Freun- ursprünglich von Johann Mannhardt späterer Artikel wird die unklaren
des- und Förderkreises Deutsches gebaute Uhr zu beschreiben, sondern Punkte hoffentlich etwas erhellen.
wäre die Existenz von jeweils einer Dorfes entsprach. Die Kirche war Pres- Datum des Turmbaus, weil auch er
eigenen Uhr auf jedem Turm. Viel plau- tigeobjekt des Adels, des Klerus und bereits Hinweise auf eine schon früher
sibler ist die Vermutung, dass in dem der Bürgerschaft. Auch die Ausstattung vorhandene Turmuhr hatte.
besagten Holzschnitt die Zeigerleitung mit sechs Zifferblättern, von denen
weggelassen wurde, weil die Ansicht die die Zeit aus einer Höhe von etwa 1.3. Die Uhr von Laurentius Lichte
Türme schräg von der Seite zeigt und 60 Metern quasi nach allen Richtungen (Liechti) aus Winterthur
diese deshalb im Bild sehr eng zusam- hin „abgestrahlt“ worden ist, passt gut Mindestens ein Dutzend seriöse Quel-
menstehen. in diese Sicht der Dinge. len behaupten, dass Lorenz Liechti aus
Um die gewaltige Leistung zu würdi- Zurück zur Turmuhr: Mayer schreibt Winterthur im Jahr 1524 (manche sagen
gen, die in dem Riesenbau der Frauen- in seiner ausführlichen Domschilde- 1514) die Turmuhr der Frauenkirche
kirche steckt, muss man sich vergegen- rung vom Jahr 1868, dass es in der Nähe gefertigt habe. Grundlage dieser
wärtigen, dass München damals der Uhr ein Schild gegeben hat, auf Behauptung ist ein Satz von Anton
höchstens 20 000 Einwohner hatte und dem die Jahreszahl 1514 stand. Er hält Mayer, der – übrigens so ziemlich als
das Stadtgebiet dem eines heutigen allerdings diese Zahl eher für ein einziger – die Türme der Kirche mit
„... ist das eigens construirte Pendel Es handelte sich also um eine Turm-
getrennt von der Uhr und unmittelbar uhr mit Minuten-Remontoir mit einem
auf der Hauptmauer des Turmes selbst Pendel, das im Abstand von etwa
aufgestellt. Es erhält seine Triebkraft zwei Metern vom Werkgestell an einer
durch eine Feder, welche sich jede Fensternische des Turmes montiert war.
Minute beim Vorrücken des Zeigers Der Rahmen der Uhr trägt auch heute
durch das Laufwerk wieder spannt. noch das Entstehungsjahr 1842 und die
Viertel- und Stundenschlagwerk sind Signatur Mannhardts. Da Mannhardt
links und rechts vom Laufwerke ange- immer propagiert hat, Turmuhren nicht
bracht. ... Die Seilwalzen aller 3 Werke, freihändig zu bauen, sondern jedes
von Gußeisen, haben bedeutende Detail zu konstruieren, und er stets da-
Durchmesser, so dass verhältnismäßig rauf bedacht war, alles „fabrikmäßig“
sehr geringe Gewichte wirken, weil die herzustellen, wurden für die Form der
gegebene Fallhöhe erheblich ist. Die Zähne bei den Eingriffen Rollkurven
Uhr wird 136 Fuß (also etwa 45 Meter) verwendet und von eigens dafür gebau-
unter ihrer Aufstellungsebene aufge- ten Werkzeugmaschinen gefräst. Aller-
zogen. Hier ist die Vorrichtung getrof- dings kann man wohl noch nicht von
fen, dass erst dann der Schlüssel einge- einer modernen Zykloidenverzahnung
steckt werden kann, nachdem der sprechen. Dafür sind die Zähne doch zu Dieses Modell ist nicht ein maßstabsgetreues
Aufzieher einen Hebel hinunterge- stark eingeschlagen. Abbild der Originaluhr, sondern diente wohl
drückt hat, der bewirkt, dass während eher als Demonstrationsmodell für den Verkauf.
des Aufziehens das Laufwerk von Das Pendel ist hier nicht vom Werk getrennt,
3. Einbau des Freien Pendels
einem anderen Gewichte getrieben und der Antrieb entspricht dem normalen
durch Mannhardt 1868
wird ... Die Verzahnungen sind mit Mannhardtschen Stiftengang. Zu sehen ist aber
einer Genauigkeit ausgeführt, die man 1862 und 1864 erhielt Mannhardt Privi- auch hier das Langpendel, das als Faltpendel
bis jetzt vergeblich an unseren deut- legien für sein Freies Pendel, die Uhr gebaut war, um besser transportabel zu sein
schen Thurmuhren suchen wird ...“ „ohne Steigrad und Anker“. Er war ja (Foto: Autor)
Uhr, deren Pendel bei jeder Schwin- Mannhardt schob die gerügten
gung lediglich ein kleines Zählrad in Abweichungen zunächst auf die veral-
der Nähe der Aufhängung um einen tete Zeigerleitung der Theatineruhr,
Zahn weiterschaltet. Dies lässt sich mit reagierte aber schon recht gereizt auf
ganz wenig Energieverbrauch und die doch von Müller sehr moderat
minimaler Schmierung realisieren. Hat formulierte leise Kritik. Nun wird der
das Zählrad eine volle Umdrehung Ton von Müller schärfer und höhni-
gemacht (bzw. die Hälfte oder ein Drit- scher. Er zieht die Fortschrittlichkeit
tel davon), so löst es eine Sperre aus, des neuen Uhrwerks in Zweifel, was
und das Gehwerk treibt durch ein auf Mannhardt natürlich zutiefst verärgert.
einer Schräge herabrollendes Gewicht Er erwidert aber noch sachlich und bie-
das Pendel wieder an. Außerdem aber tet verschiedene Erklärungen für die
werden die Zeiger um eine Minute wei- Abweichungen und das Stehenbleiben
terbewegt und die Vorrichtung wieder an. Es folgen Erwiderungen und
in den Ausgangszustand versetzt (ein Gegenerwiderungen, wobei sich die
Reset durchgeführt). Vorwürfe immer mehr zuspitzen. Dabei
Man sieht die beiden Bolzen, an denen der Da 1868 die Frauenkirche „regoti- kommen aber auch Einzelheiten zur
Bock für die Pendelanordnung befestigt war. siert“ werden sollte, d. h. eine General- Sprache, welche für die Konstruktion
Unklar ist der Zweck der runden Ausfräsung renovierung anstand, wollte Mannhardt der Uhr von einiger Bedeutung sind. So
auf der linken Seite der Fensternische. die Turmuhr mit seiner neuesten Erfin- spricht Mannhardt davon, dass er infol-
(Foto: Autor) dung versehen. Der Magistrat geneh- ge des Umbaus von einem Stiftengang
migte sein Vorhaben, und Mannhardt auf freischwingendes Pendel „zwei
baute seine seit 26 Jahren recht rei- Werke anbringen musste, und zwar das
immer der Ansicht, dass das Hauptübel bungslos laufende Uhr um. Dabei obere für die Auslösung, das untere für
bei Turmuhren und bei Uhren über- behielt er das 1842 eingesetzte, 6 Meter den Pendelantrieb, welcher bei einer
haupt die Verwendung des Öls sein lange Pendel zunächst noch bei, das pro für ein freischwingendes Pendel neu
müsse. Durch das Steifwerden des Öls Minute 24 Halbschwingungen machte. ausgeführten (Uhr) nicht nötig ist.“
bei niedrigen Temperaturen und die Es stellte sich jedoch bald heraus, dass Nachdem der Streit immer mehr
Veränderung der Schmiereigenschaften beim freien Schwingen des Pendels die eskaliert und zusehends persönlicher
durch Schmutz und Abrieb, so meinte Uhr beträchtlich vorging. Mannhardt wird, gipfelt er schließlich in der
er, sei ein regelmäßiger Gang nicht fertigte deshalb ein neues Pendel an, Behauptung Müllers, Mannhardt habe
möglich. Mannhardts Ehrgeiz ging das um einige Zoll länger war als das ein 1858 gefertigtes Modell des Benefi-
jedoch dahin, aus seinen Turmuhren vorige. ciaten J. F. in E. gesehen und studiert.
„Normaluhren“ zu machen, die mit der Gemeint ist Joseph Feller, der sich
von der Sternwarte bezogenen Zeit 3.1. Der Zeitungsstreit zwischen Josef damals in Egertshausen aufhielt. Was
konkurrieren konnten. Das lag ganz im Müller und Johann Mannhardt Mannhardt an diesem Modell im Klei-
Trend: Die Eisenbahn war längst in Im Dezember 1868 wurde die Frauen- nen gesehen habe, wäre ihm Vorbild
Betrieb, und in Bayern wurde Stück für turmuhr mit dem neuen Freien Pendel für die Ausführung im Großen gewe-
Stück die Ortszeit abgeschafft. wieder in Gang gesetzt. Schon im Janu- sen. Mannhardt leugnet die Bekannt-
Das Freie Pendel wurde in München ar 1869 machte der Uhrenhändler Josef schaft mit Feller jedoch mit aller Ent-
ungefähr um 1860 von drei Mechani- Müller (der seinen Namen aber erst viel schiedenheit.
kern realisiert, nämlich dem späteren später voll nannte) in den Münchner Es ist jedoch eine Tatsache, dass der
Pfarrer Joseph Feller, dem aus Tirol ein- Neuesten Nachrichten öffentlich darauf minutenweise Antrieb eines Uhrpen-
gewanderten Universalmechaniker und aufmerksam, dass die Zeitanzeige der dels in München zu etwa der gleichen
Erfinder Christian Reithmann und Frauenkirche sich um 10 Minuten von Zeit von drei Mechanikern verwirklicht
eben Johann Mannhardt. Der Grund- der an den Türmen der Theatinerkirche worden ist: Johann Mannhardt, Christi-
gedanke war, dass ein Pendel, das unge- unterschied. Die Theatinerkirche besaß an Reithmann und Joseph Feller.
stört schwingen kann, seine Frequenz ebenfalls eine Uhr mit einem Freien Zudem ist die enge Zusammenarbeit
sehr viel genauer würde halten können Pendel von Mannhardt; Müller hatte von Christian Reithmann und Joseph
als eines, das bei jeder Schwingung oder sein Geschäft in der Dachauer Straße Feller belegbar. Feller hat zusammen
gar Halbschwingung einen Impuls und konnte von dort beide Uhren mit Christian Reithmann im Jahr 1863
erhält. Mannhardt baute deshalb eine sehen. das Anwesen Hofstatt 8 gekauft und
Das alte Auslösewerk wurde („aus ersten Weltkrieg hinaus. Er entwickel- die Uhr mit dem alten Langpendel
Pietät gegen Meister Mannhardt“) der te eine elektrische Läutemaschine (für von sechs Meter Länge betrieben
Sammlung des Polytechnikums über- Kirchenglocken) und installierte die wurde, das allerdings nicht mehr minu-
geben, ist aber bis heute leider nicht erste dieser Art im Jahr 1913 in der tenweise, sondern seit 1884 halbminu-
aufgefunden worden und möglicher- neu erbauten Paulskirche. Die Kriegs- tenweise angetrieben wurde, oder ob
weise den Zerstörungen des 2.Welt- ereignisse und die nachfolgende Infla- bereits 1884 zusammen mit der halb-
krieges zum Opfer gefallen. Ein Brief tion setzten der Fabrik jedoch sehr zu. minütigen Auslösung auch ein kürze-
Oskar von Millers an Georg Hart- Im ersten Weltkrieg muste die Firma res Pendel installiert worden ist.
mann zeigt zwar, dass dem Deutschen Granaten herstellen und konnte sich Für das letztere spricht, dass man
Museum 1906 die alte Mannhardtsche erst ab 1918 wieder ihrer eigentlichen die alte Anordnung 1884 dem
Anordnung von der Technische Hoch- Kundschaft widmen. Hartmann nahm Polytechnischen Verein übergeben
schule München angeboten worden deshalb als Teilhaber einen Herrn hat. Wenn man das alte Langpendel
ist, Recherchen von Dr. Petzold legen namens Karl Binder. Dessen Verhal- 1884 an seinem Ort belassen hätte,
aber nahe, dass sie nie ins Deutsche ten jedoch führte im Verein mit der wäre wahrscheinlich nur der Auslöse-
Museum gekommen ist. wirtschaftlich schwierigen Lage in den mechanismus umgestellt worden. Die
Müller nutzte die damalige Nach- Jahren 1922 und 1923 schließlich dazu, Entfernung dieses letzten Pendels und
richt zu einem ebenso rechthaberi- dass Hartmann im Mai 1925 zur die Ausstattung der Uhr mit einem
schen wie überflüssigen Kommentar, Abwendung eines Konkurses unter Grahamschen Anker und Steigrad
der ihn eigentlich als objektiven Kriti- Geschäftsaufsicht gestellt wurde. dürfte jedenfalls zusammen mit dem
ker disqualifiziert. Auch diese Maßnahme konnte Einbau des Rieflerschen Sekunden-
aber die Zahlungsfähigkeit der Firma pendels erfolgt sein. Dafür spricht
3.3. Umbau der Mannhardt-Uhr 1927 nicht wieder herstellen, sodass sie auch die sehr nüchterne Ausführung
Um die weitere Geschichte der Turm- schließlich im Februar 1926 in Kon- der Halterungen und der Pendel-
uhr der Frauenkirche zu verstehen, kurs ging. Mit Genehmigung von Lagerung, die nicht mehr in die Zeit
muss man auch die Entwicklung Georg Hartmann übernahm zu die- um 1900 passen.
der „Königlich Bayrischen Hof- sem Zeitpunkt Max Wieland den Es gibt allerdings noch eine weitere
turmuhrenfabrik Johann Mannhardt“ Betrieb und leitete ihn unter der geän- Zeitungsmeldung aus dem Jahr 1924,
betrachten. Wie schon erwähnt, musste derten Bezeichnung „Johann Mann- ebenfalls in den Münchner Neuesten
Mannhardt 1864 seine Turmuhrenfa- hardtsche Thurmuhren-Fabrik“ bis Nachrichten, die besagt, dass am 3. Juli
brik verkaufen. Der neue Eigentümer 1928. In diesem Jahr wurde die Firma 1924 die Zifferblätter eingerüstet und
war Franz Göttner, über den wenig an die Turmuhrenfabrik Philipp Hörz „von Fa. Neher“ überholt und die Zei-
bekannt ist. Göttner starb schon 1874, in Ulm verkauft (Firmeninhaber: ger vergoldet werden. „Das Uhrwerk
also noch vor Mannhardt. Der Betrieb Eugen Hörz). selbst ist vollkommen in Ordnung.“
ging an Karl Haseidl über, der ihn im Eine Notiz in den „Münchner Neu- Es ist eher unwahrscheinlich, dass
Namen der Erben weiterführte. Nach esten Nachrichten“ vom 12. August die Mannhardtsche Turmuhrenfabrik
1878 wurde die Fabrik von Eduard 1927 lautet: „Die Turmuhr der Frauen- trotz ihrer Schwierigkeiten einen so
Hartmann übernommen, der 1880 in kirche wird zurzeit von der J. Mann- großen Auftrag durchgeführt hat. Ich
die Adelgundenstraße 1 (Rückgebäu- hardtschen Turmuhrenfabrik für elek- vermute deshalb, dass auch der
de) umzog. Das Eduard-Hartmann- troautomatischen Aufzug umgebaut Umbau von 1927 von der Firma Neher
Haus gibt es noch heute in der und mit Rieflerschem Nickelstahl- durchgeführt worden ist. Dies ist um
Adelgundenstraße. Im Rückgebäude Kompensations-Sekundenpendel aus- so wahrscheinlicher, als die Nehersche
(Neubau) ist natürlich längst keine gerüstet. Hiezu ist erforderlich, dass Fabrik für ihre Verwendung der Rief-
Turmuhrenfabrik mehr vorhanden. die Uhr auf etwa 14 Tage bis drei lerschen Pendel bekannt ist. Außer-
Spätestens 1906 war dann der Wochen stillgesetzt wird, und zwar dem waren neue Seilwalzen nötig, die
Betrieb – immer noch unter dem wird die Stillsetzung heute Freitag über ein Planetengetriebe von einem
Namen Mannhardts – in Händen von früh erfolgen. Während des Stillstan- Elektromotor gedreht werden konn-
Georg Hartmann, wohl dem Sohn des der Uhr bleiben die Zeiger auf 12 ten, um die Seile aufzuwickeln und
Eduard Hartmanns. Zu dieser Zeit Uhr gestellt.“ damit die Gewichte zu heben. Leider
war der Sitz der Fabrik bereits in der Falls diese Zeitungsmeldung richtig sind die Unterlagen zur Firma Neher
Metzstraße 14 im Münchner Osten. ist, wurde dieser Umbau unter der äußerst dürftig, um nicht zu sagen
Georg Hartmann war Ingenieur Leitung von Max Wieland durchge- nahezu nicht vorhanden, sodass dies
und führte den Betrieb über den führt. Es ist nicht ganz klar, ob bis 1927 vorläufig Spekulation bleiben muß.
4. Der Neubetrieb der Turmuhr Wirtschaftsgruppe Feinmechanik und be, dass nur noch Turmuhren der Firma
nach 1945 Optik“ in Schwenningen an, um die Hörz verkauft werden durften. 1976
Leistungen der Deutschen Uhrenfabri- ging dann auch die Firma Neher an
4.1. Das Schicksal der Mannhardtschen ken allgemein einschätzen zu können. Hörz, und die Firma Mannhardt, die
Turmuhrenfabrik Es wurde auch untersucht, ob es in der seit 1984 in der Lerchenauer Straße 18
Die Firma Johann Mannhardt Turmuh- Metzstraße überhaupt noch eine ansässig war, wurde schließlich 1997 mit
ren hat nach der Übernahme durch „Turmuhrenfabrik“ gab. Dabei wurde dem Verkauf auch der Firma Hörz an
Hörz eine weitere wechselvolle festgestellt, dass sich die Firma Mann- die Elektrizitätswerke Bokelmann &
Geschichte erlebt. Hörz wurde 1934 in hardt mit der Anfertigung von Ölprü- Kuhlo GmbH in Herford liquidiert. Die
eine Kommanditgesellschaft umgewan- fern und elektrischen Stoppuhren Firma Hörz arbeitet allerdings auch
delt und stellte 1937 den Antrag, auch befasste, die Eintragung ins Handelsre- heute noch unter ihrem neuen Besitzer
die Mannhardtsche Turmuhrenfabrik gister „zweifelhaft“ sei und jedenfalls weiter in Ulm.
dieser Gesellschaft einzugliedern und auf die Bezeichnung „Turmuhrenfa-
auf den Kommanditisten Anton brik“ verzichtet werden müsse. Hohen- 4.2. Das Gehwerk im Südturm und ihr
Hohenbleicher zu überschreiben. Dies bleicher änderte daraufhin den Betrieb ohne Zeigerleitung
war der Anlass zu einer eingehenden ursprünglichen Namen der Firma Zurück zur Frauenkirchenturmuhr:
Prüfung der Firma in der Metzstraße Mannhardt in „J. Mannhardtsche Turm- Obwohl die Frauenkirche bei den Luft-
14, die unter der Leitung von Hermann uhren“ ab. Das Registergericht verzich- angriffen auf München schwer beschä-
Fischer (einem Angehörigen der Ulmer tete dann auf die Löschung der „alten digt worden ist und man sogar ihren
Turmuhrenfabrik Hörz) stand. Die und in Fachkreisen angesehenen Fir- Wiederaufbau in Zweifel gezogen hat,
Industrie- und Handelskammer in ma“ aus dem Handelsregister. Sie wur- waren die Türme bis auf die Dächer der
München forderte dabei auch ein Gut- de schließlich 1941 an die Firma Neher Hauben unversehrt und auch die Turm-
achten der „Fachuntergruppe Turmuh- in München verkauft, in deren Händen uhr hat den Krieg ohne größeren Scha-
ren der Fachgruppe Uhrenindustrie sie bis 1976 blieb, aber mit der Maßga- den überstanden. Lediglich die Zeiger-
leitung war zerstört und wurde nicht 4.3. Das Ende des mechanischen sollten ausgetauscht und die Zifferblät-
wieder repariert. Stattdessen setzte Betriebes 1962 ter restauriert werden. Die neuen Zei-
man auch im Südturm ein Gehwerk ein, Im Januar 1962 schließlich wurde auch gerwerke wurden aber erst im März
das dort die Zeiger antrieb und das der Pendelgang der Mannhardtschen 1973 montiert. Eines der alten Zeiger-
selbst durch eine elektrische Auslösung Turmuhr im Nordturm abgestellt und werke kam ins Zählermuseum Mün-
vom Nordturm aus gesteuert wurde. das Werk auf elektrische Auslösung chen. Die Sammlung dieses Museums
Seit 1950 gibt es glücklicherweise die durch eine Hauptuhr (in der Sakristei wurde jedoch mittlerweile der Physika-
Wartungsprotokolle des Hochbauam- bzw. am Portal des Nordturmes) umge- lisch Technischen Bundesanstalt in
tes München, das für die öffentlichen baut. Die Ausführung dieses Umbaus Braunschweig überlassen.
Uhren in München zuständig ist. Damit oblag wiederum der Firma Neher. Der
ist das weitere Schicksal der Uhr Auslösemechanismus ist eine leicht 4.4. Die Umstellung auf Funkuhrenbe-
lückenlos dokumentiert. abgeänderte Ausführung einer Neben- trieb und Einführung der Sommerzeit
Im November 1953 wurde der Auf- uhr der Firma Wagner. Im November 1977 wurde dann die
zug beider Gehwerke auf Drehstrom Im Februar 1965 wurde das Geh- elektrische Hauptuhr (wahrscheinlich
umgestellt (vorher waren Gleichstrom- werk auf dem Südturm entfernt und der ein Fabrikat der Firma Wagner) durch
motoren für den Aufzug eingebaut). Firma Neher übergeben. Die Zeiger- eine Quarzhauptuhr Type ZU-QF 1 der
Das Gehwerk im Südturm wurde jetzt werke am Südturm wurden nun voll- Firma Hörz ersetzt, die eine eingebaute
jede Minute durch eine elektrische elektrisch betrieben, d.h. die Zeiger wer- Funkempfangskontrolle besitzt. Diese
Hauptuhr ausgelöst. Alle notwendigen den durch einen Elektromotor bewegt, wurde zunächst über eine Bürk-Logik,
Reparaturen wurden von der Firma der von der Hauptuhr gesteuert wird. sehr bald aber mit „Telebox“-Geräten
Neher durchgeführt. Die Mann- Auch diese Motorzeigerwerke (MZW) betrieben, die mehrmals ausgetauscht
hardtuhr auf dem Nordturm trieb nach müssen natürlich gewartet werden. werden mussten.
wie vor die Zeiger des Nordturmes und Im April 1969 wurde endlich die 1980 wurde die Sommerzeit einge-
das Schlagwerk an. Es folgten immer Gesamtanlage auf vollelektrischen führt. Dies machte zweimal im Jahr eine
wieder Reparaturen des Schlagwerkes Betrieb umgebaut. Nun stand die Umstellung der Uhren erforderlich, was
und auch des Gehwerkes im Nordturm. Mannhardtuhr zwar noch auf dem man bald automatisch vornehmen
Auch Zeiger und Zifferblätter wurden Nordturm, wurde aber nicht mehr wollte. Auch die Nachtabschaltung der
1956 generalüberholt. benutzt. Auch die alten Zeigerwerke Schlagwerke war bei fast allen Kirchen
automatisiert worden. Im März 1982
wurde die Anlage durch eine neue digi-
tale Hauptuhr DC-II-U der Firma Hörz
modernisiert. Seit dieser Zeit sind die
vorher immer wieder nötigen Korrektu-
ren der Zeitanzeige verschwunden; ihre
Protokollierung durch das Hochbauamt
wurde daher auch eingestellt.