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Texte
Sigrid Hauser
Peter Zumthor
Bilder
Helene Binet
Scheidegger 8 Spiess
Annalisa Zumthor und Pius Truffer, die die Therme Vals leiten,
haben dieses Buch angeregt und unterstützt.
>„ersttätsbibiiothetr ~
-Landesbibliothek
und Murhardsche Bibttothek
dar Stadt Kasaal
Univeräitaetäbibliothek
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VALS UND DIE GESCHICHTE
DES BADES
Sigrid H a u ser
Am Anfang stellt sich schon gleich die Fr age nach dem E n de, das ist die Frage nach
d er Darstellung u n d w i e s i e d e n v e r s chiedenen E b e nen v o n K o n z ep t u n d R e a l i t ät
g erecht w e r de n w i r d . J ed e E b en e s oll i h r e n e i g e ne n B e r eich b e l e u cht en : di e E n t
w icklung des En t w u r fs, die A r c h i t e k tu r de s G e b ä u d es, die Bi ogr aphie der M a t e r i a
l ien, die Geschichte des Or tes un d di e K u l t u r g eschichte des Badens. Die W eg e d e r
Annäherung s in d U m w e g e , di e M e t h o d e v e r sucht d i ese U m w e g e n a c h z u zeichnen
u nd sichtbar zu m a c h en. Es ist eine M e t h od e des A u seinandernehm ens und w i e d e r
Z usammensetzens, die K o m p l e x i tät d e r T h e m a ti k w i r d n a c h I n h a l te n z e r t e il t u n d
n ach einer n e ue n O r d n u n g w i e d e r g e f ü g t . Di e B r ü d e r J a cob un d W i l h e l m G r i m m
haben in i h re m in s E n d l ose angelegten W erk De u t s ches Wörterb uch d i e a l p h a b e t i
sche Ordnung eine he il same ordnu ng ge n a n n t, mögl i c herw e i se weil d as System der
P räsentation dem ok r a tisch erscheint, da allen Begriffen gl e i c h w e r t ige A n e r k e n n u n g
zuteil w i r d u n d d i e A n e i n a n d e r r ei h un g n a c h k e i n e n h i e r a r c h ischen P r ä f erenzen
e rfolgt. In der A u s w ahl al l erd i ngs ist Interpretation in b e g r i f fen un d di e K o n stru k t i o n
ist in jedem Fall artifiziell. Die An o r d n un g der Buchstaben in den europäischen Spra
chen geht auf das älteste semitische AL P H A B E T zu r ü c k, die Erfind u ng a uf das Volk
d er Phönizier, das vor m eh r al s 4000 Jahren j a h r h u n d e r t elang i m g e s am ten M i t t e l
m eerraum di e f ü h r e nd e Rolle als Seefahrer- un d H a n d e l svolk g e s pielt h at , E n d l i c h
w ar es möglich, mit nu r z w e i D u t z end Z e i chen sämtliche G e d a n ken un d E r i n n e r u n
g en zu notieren. Im 11. Jahrhu n d ert v, Chr. sei dieses Zeichensystem von de n G r i e
c hen übernommen w o r d en , di e Bezeichnun g de r B u c h staben ist di e g l e i che g e b l i e
ben: a1eph b e z i e h u n g s w e ise A / p h a b e d e u t e t S t i e r , be t h be z i e h u n g s w e i se B e t a
bedeutet Haus. Die hebräischen An f a n g sbuchstaben Al ef und Bet ge h en auf de nsel
b en Ursprung z u r ü ck . Di e w e i t er e Reih enfolge v a r i i ert i n d e n v e r s chiedenen Sp r a
chen, so haben die Römer ihre Buchstaben von den G r i e chen üb e r n o m men und zum
Teil mit ihren Lauten ersetzt oder ergänzt, das einmal entfernte Ze ta mußte nach der
Eroberung Griechenlands wi eder hin zugefügt w e r d en, da es nun verstärkt galt, grie
chische Fremdwörter in lateinischer Schrift wi ederzugeben, es geriet also an das Ende
des lateinischen -A l p h a b ets un d w u r d e zu m Z , d a s i n d e r v e r b i n d u n g v o n a b is z
so die B r ü de r G r i m m — die v o l l s t ändig ke it b e z e ic hne t. In d e r h e b r ä i s chen S chrift
ist der letzte Buchstabe das Taw, nach zehn Tagen der Buße ist es das ersehnte Ende
am Versöhnungstag, wenn das Sündenb ekennt nis gesprochen wi r d, f ür j e d en Buch
staben de s h e b r ä ischen A l p h a b et s w i r d e i n V e r g e h e n g e n a n n t , z w e i u n d z w a n zig
Buchstaben, zweiundzwanzig Vergehen, in den Erzählungen der Chassidim von
Martin B u be r e r k l är t ei n R a bb i z u d i e ser V o r schrift, daß ma n d a n n e n d l ic h w ü ß t e ,
wann man aufhören soll,denn das Sündenbewußtsein hat kein Ende, aber das Alpha
b et hat ein End e .
.larob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch (1854h München 1999. llans Joachim Störig, Abenteuer Sprache — Ein Streifzug durch die Sprachen der
Erde, Munrhen 2002. Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim, Zurich 1990.
Ovid schreibt in se inen Me t a m o r p h o sen üb er A k t ä o n u nd d i e G ö t t in im B a d e , a be r
im Gegensatz zu seinen griechischen Kollegen, die vor und nach ihm d a r ü ber berich
t en, wie Hesiod, Kallimachos, Apollodoros oder Pausanias, unterstellt er seinem H e l
d en keine ein d euti gen A b s i chten, vielm ehr läßt er den U n s eligen zu f äl lig un d b l i n d
in sein U n g l üc k r e n n en . Fo r t u n ae c r im en od e r : So wo l l t e es se in U e r h ä n g n is. D e r
M ensch wird zu m u n s ch ul d i gen O p fer der m i ß g ü n stigen G o t t h e it. In der Sek u n d ä r
literatur w ir d vom Ak t ä o n schicksal gesprochen, wird m a n g e ls anderer Int e rp re tatio
nen auch die Erbsünde zitiert. Ak t ä on ist Jäger, durchstreift nach erfolg re icher Jagd
eines Abends ungewissen Schritts den unbekannt en Wald u nd gerät in jenen Ha i n i m
entlegensten Dicki cht, d en O v id e i n i g e Z e i l en v o r h er d e t a ilreich schilde rt. Dort r i e
selt eine Quelle, dort pfl egt mi t i h ren N y m p h e n die Gö t t in d er W ä l d e r, von der Jagd
ermüdet, i h r e j u n g f r ä u li c hen Gli e der mi t schim m e r n den Tropfen zu netzen. Diana ist
d ie Göttin der Jagd un d de s Bogenschießens, Beschützerin von T i e r en, Ki n d ern u n d
s chwachen M e n s c h en , vo n W ä l d ern un d Q u e l l en. Of t w i r d si e a uc h M o n d g öttin
g enannt b e zi ehu n g sw eise mi t d e m M o n d a s s oziiert, un d d e r M o n d i s t d i e Q u e l l e
a llen Wassers. Nach de m u r s p r ü n g l ic h g r i e c h ischen M y t h o s h e ißt si e A r t e m is , d i e
Bedeutung di eses Namens ist zweifelhaft, kann Re in he it be d e u t e n, aber auch stark
gliedrig me i n en o d e r di e , d ie z e r s chneid e t, od er die h o h e Z u s a m m e n r u f e rin, n a c h
der jeweili gen A b l e i t un g de r Si l b en . Sie ist die Z w i l l i n g sschwester von A p o l l on , sie
hat bewußt ewige Jung fr äuli c h k eit als Lebensform gew ä hlt und ve rt ei d igt diese auch
e ntschlossen, wa s sie vo n i h r e n B e g l e i t eri n n en , de n N y m p h e n , g e n a uso v e r l a n g t .
V ermutlich verk ö rp ert sie eine ältere Gottheit: Jungfr au, M u t t er, Am a zone, mit zahl
reichen Brüsten, nah r u n gs- un d f r u c h t b a r k e i tsspendend. O vi d l e g t d i e ü b e r l i e f erte
G eschichte nach seinem Ermessen aus, seine Anteiln a hme gilt dem M e n s chen / M a n n
Aktäon, der von der Göttin / F rau AR T E M IS / D I A N A un s c h u l d ig bestraft wir d, weil er
sie beim Baden üb errascht, ein rit ueller reli g iöser A kt , in de n m y t h o l o gischen Zeiten
nur Nym p hen un d G o t t h eiten v o rb ehalten, Damit er vo n seinem E r l e b nis zum i n d est
nicht mehr b e r i chten k a nn , m a cht de r g ö t t l i che Z orn de n J ä ger zu m w o r t u n f ä h i g en
H irsch, den seine e i g enen H u n d e h e t zen un d s c h l i eßlich z e rreißen. M a g s e in , d a ß
d iese Verwan d l un g a u f v o r h e l l e nische K u lt e v e r w e i st, au f d e n H i r s c h g ott, de r m i t
a nderen Tiergottheiten n ach de r k e l t i schen M y t h o l o gie stellvertretend steht fü r d i e
allmähliche Transformation von Tier zu M e n sch, in der gallischen Religion lebt dieser
weiter als Cernunnos, der Gehörnte, er ist Abgesandter des Gottes der An d eren Welt ,
seine Erscheinung eine O f f enb arung des göttlichen G eistes. In den ältesten Üb erli e
f erungen der N i b e l u n g e nsage w ir d ei n g o l d e ner H i r sch w e ge n de r R i v a l i tät z w e i e r
Frauen mit einem Pfeilschuß erlegt. Das kultische Tötungsspiel eines Hirschmenschen
hat zahlreiche Parallelen in v e rschiedenen Ku l t u ren Eu r opas, möglicherw eise lebt in
d er Hirschjagd noch im mer di eses Bild einer Gottheit, die es zu haben gi l t ,
Die christliche Religion hat die üb erlieferten ku l t i schen Symbole der N a t u r g ottheiten
g eheiligt oder v e r d a m mt , i hr e O r t e v e r e i n n ah mt . So ist di e G r ü n d u n g slegende d e s
Fraumünsters in Zürich vermutlich aus dem helvetischen Artemiskult hervorgegangen.
Da führt ei n G e s a n dter G o t tes i n G e s t alt e i n e s s chönen H i r s c h es m it b r e n n e n d e n
Lichtern auf seine m G e w eih z w e i f r o m m e S c h w e s tern, Tö c hter d es F ra n k e n k ö n i g s
L udwig, al l m o r g endlich vo n i h r e r B u r g d u r c h d e n d u n k l e n W a l d h i n u n te r b i s z u m
Ufer der Li m m at, verharrt dort so lange, bis die b e i den in e i ner K a p e lle i hr e G e b ete
verrichtet haben un d w e ist ih nen d ann den We g w i e der zu r ü ck . A n e b e n d i eser Stel
le, wo der übernatürliche Leithirsch täglich wartet, erbitten die Töchter vom Vater den
Bau eines Gotteshauses und Klosters. Die jeweilige Äb t issin des Stiftes ist von der Zeit
der Gründung 853 bis zur Übergabe des Klosters an die weltlichen H e r ren von Zürich
1 524 Stadtregentin un d I n h a b e rin vo n M a r k t - , M ü n z - u n d Z o l l r e cht, der H i r sch m i t
dem leuchtenden G e w e i h i s t d a s W a h r z ei chen de s F r a u m ü n sters un d s t r a h l e n des
M otiv i n d e m n o c h e r h a l t enen r o m a n i sch-gotischen K r e u z g ang , de n P au l B o d m e r
1 928 bis 1938 mi t d e r G r ü n d u n g slegende a u smalt. Ei n a n d e rer F r a n k e n k ö ni g u n d
römischer Kaiser entdeckt im Jahr 769 Aquae Granni, ein verfallenes römisches Ther
malbad, benannt nach dem k e l t ischen Quellgott Gr an n us, schon in vorrömischer Zeit
Heilbad un d K u l t stätte: Karl de r G r oße sei auf der J ag d e i nem H i r s chen i n di e V e r
irrung bis zu ei nem d a m p f e n den Sump f g e f o l gt, der H i r sch hat also zu ei ner heißen
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Der weidw u nd e W u n d e r h irsch führt den Fürsten dorthin, so und ähnlich erzählen die
Gründungslegenden vieler Quellen und Bäder. Ursprüngli che Di ana-Kultstätten wer
den der Jung f rau M a ri a g e w e i ht , so berichtet die G e schichte. In d i esem Sinne ist in
der Eustachiuslegende ein H i r sch ni cht nu r B otschafter Gottes, sondern er repräsen
tiert einen dem Göttlichen zugeordneten Wert. Auch dem heiligen H u b e r tus wird die
ses Attribut zugeschrieben: Als Bischof von Lüttich fördert er vor allem die M i ssion in
den u n w e g samen W ä l d er n d e r A r d e n n en , d e re n B e w o h ne r p f l e ge n d i e E r s t linge
jeder Jagdbeute der G ö t tin D i an a zu o p f e rn, H u b e r tus ver bietet di esen heidnischen
B rauch, die Erstlinge w e r den in de r F o lge ihm g e w e i ht , nach seinem Tod w ir d er a l s
Jagdpatron verehrt, spätere Legenden machen ihn zum l e i d enschaftlichen Jäger.
Publius Ovidius Naso (Gerhard Fink. Übers.), Metamorphosen, Dusseldorl — Zürich 2004. Robert von Ranko-Graves, Griechische Mythologie, Rembek bei
Hamburg 1994. Lan(:elot Lengyel, Das geheime Wissen der Kelten, Freil)urg im Breisgau 1994. Kurt Werner Glaettli, Zurcher Sagen, Züirich 1970. Leander
Potzoldt (Hg.), Ilistorische Sagen, Btiltmannsiveiler 2001. Nino Muccioli, Leggende e racconti popolan della Sicilia, Roma 1988. Martin Luther (t)bers.),
Dir. Bii)ei, Stuttgart 1999. I-leinnch von Kleist, Shmtliche Werke, Munchen li)94 Pierre Klossovvski, Das Bad der Diana, Berlin 1982.
In den mi t t elalterlichen Badestuben wa r der Ba d er zu g l e ich Ba r t scherer und W u n d
arzt. In d e n r ö m i s c hen T h e r m en b e f a n d en s i ch A r z t p r a x en u n d O p e r a t i o n s räume
integriert. Das Heilbad im alten Griechenland war He i l o rt und K u l t s tätte, der Arzt als
Balneologe un d B a l n e o therapeut a lso z u g l e ich a u c h P r i e ster. G r i e chische Ph i l oso
p hen und M e d i z i ner er k a n n ten un d p r o p a g i erten ab d ern 5. Jahrh u n d ert den t h e r a
peutischen Wert von Q u e l l w a sser, vor allem H i p p o k r a t es, der um 460 v. Chr. auf der
I nsel Kos geborene Begrü n der de r w i s senschaftlichen H e i l k u n d e . I m G e d e n k e n a n
ihn wu rd e n ac h s e inem To d a u ß erhalb de r S t ad t K o s ein as k l e p ie ion er r i c h t e t, e in
Heiligtum zu E h ren des AS K L E P I O S , e s lag in e i n em h e i l i g en H a in an e i n er h e i l i
gen Quelle un d w u r d e n ac h un d n a c h z u e i ne r w e i t l ä u f i gen H e i l a n stalt mi t T e r ras
s en, Säulenhallen, Krank enzellen und Beh an d l u n g sräumen ausgebaut. Damit w u r d e
e in Kult e i n g e l eitet, der sich a n l äßlich e i ner Pestepidemie 293 v. Chr. auch i n R o m
verbreitete. Dort w u r d e d e r g r i e c h ische G ot t als Ae s c u iapius v e r e hr t, im s p ä t r ö m i
schen Reich w a r e n i h m a n g e b l i ch üb e r 3 0 0 K u 1 tstätten m it H e i 1 qu e11eng ewe ih t ,
diese nannten die Römer aq u a e. E r war d er G o tt d er H e i l k u n s t u nd S o hn d es A p o l
lon und der K oronis. Über seine Geb urt sind v erschiedene M y t h e n ü b e r l i efert, seine
medizinischen Kenntnisse habe ihm j e d enfalls der Kentaure Ch i ron bei g eb racht. Die
H eilung i n e i n e m A s k l e p i e ion e r f o l gt e d u r c h r i t u e ll e W a s chu n ge n a n d e r Q u e l l e ,
durch Trin ke n d e s W a ssers un d d u r c h S c h l af , di e s o g en annte in c u b a t io, i n e i n e m
abgeschlossenen Raum , dem a b a t o n: E rscheinung en ~ ä h r e n d d e r I n k u b a t i on w u r
den von den Pri estern g e d e u tet un d i n t h e r a p e u tische M a ß n a h me n u m g e setzt. D ie
K ultstätten w u r de n i n d e r w e i t e ren E n t w i c k l un g z u M a s senw a l l f ah rtsorten in u n s e
r em heutigen Sinn .
D as Attribut des Askl epios ist die Schlange, ihre periodische Hä u t un g steht für W i e
d ergeburt, ew ige J u g end un d U n s t erbli c h k e it , di esen Kult h a be n di e G r i e c hen v e r
mutlich von fr ü h eren K u l t u ren im V o r d e ren O r i ent ü b e r n o m m en . Di e Römer hi e l t en
d eshalb in ih ren H e i l b ä d ern Ä s k u l a p n a ttern, diese in Südeuropa hei m i schen, harm
losen Schlangen w u r de n a uch i n di e n ö r d l i c hen b esetzten Ge b i ete g e b racht, wo si e
z um Teil noch heute anzutreffen sind .
Robert von Ranki -Graves. Gnechische l lythoiogie, Reinbek liei Hamburg 1gg4. Marga tVeber, Antike B«idekuttur, Munchen lggtk Hans Egli, Das Schlangen
symhol — Gi.sc.hichte, Mhrchen, Mythos, Solothurn — Düsseldorf 1gg4.
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ERSTE BILDER Der Anfang war leicht. Eigentlich war es ein Neu von fremden lnvestoren abhängig gewesen wäre, war der geplante
anfang. Nachdem wir 1986 einen Projektwettbewerb für die Erwei Neubau nun kleiner, als eigenständiges Thermalbad definiert und ein
terung des Hotels mit integriertem Thermalbad und einer Therapie reines Projekt der Gemeinde, die damit ihre touristische lnfrastruk
abteilung gewonnen hatten, mussten wir in den späten aohtziger tur um ein gewichtiges Stück erweitern wollte. Der geplante Neubau
Jahren den Wettbewerbsentwurf vollständig überarbeiten. Dabei sollte das alte Thermalbad des Hotels aus den späten sechziger
entstand ein Grossprojekt, den Valsern bekannt geworden als das Jahren ersetzen und dem Hotel und dem Dorf neue Gäste bringen.
sogenannte 44-Millionen-Projekt, das sich in der Folge nicht finan
zieren liess. Den überarbeiteten Entwurf nicht bauen zu müssen, Die Leichtigkeit des Anfangs. In der Zeit zurückgehen, baden wie
war für uns Architekten eine Erleichterung. Das Projekt war über vor tausend Jahren, ein Gebäude, eine bauliche Struktur schaffen,
laden mit organisatorischen und betrieblichen Anforderungen. Die eingelassen in den Hang, die in ihrer architektonischen Haltung und
damalige Projektleitung hatte uns viel abverlangt. Zu viel. Schon Ausstrahlung älter ist als alles bereits Gebaute um sie herum, ein
als wir die letzten Pläne damals ins Reine zeichneten, war uns klar, Gebäude erfinden, das irgendwie schon immer hätte da sein können,
dass man die hinter dem Bauprogramm stehenden Visionen für die ein Gebäude, das mit der Topographie und Geologie des Ortes arbei
Therme Valsnochmals überdenken müsste, um zu einem guten tet, das auf die gepressten, aufgeworfenen, gefalteten und manch
Projekt zu gelangen. Dies geschah. Im Jahre 1990 erteilte uns die m al in
tausend Platten zerbrochenen Steinmassen des ValserTales
Gemeinde Vals, vertreten durch ihre Hotel und Thermalbad AG, den reagiert — dies waren unsere Entwurfsabsichten. Aber war da nicht
Auftrag, aus dem das heutige Bad hervorging: Im Hang vor dem noch etwas vorher — Ideen, Bilder, fragmentiert und weniger zusam
Hotel, nur noch locker mit diesem verbunden, sollte ein freistehen menhängend alsdiese heute aus der Erinnerung geschriebene
des Thermalbad mit Therapieabteilung, ein sogenannter «Solitär» Zusammenfassung derEntwurfsabsichten von damals?
entstehen. Im Gegensatz zum grossen Projekt der Jahre zuvor, das
DatValrertal vor 80Milionen Jahren.
Was waren die ersten ideen und wie kamen die Ideen zu ihrer Form?
Gab es überhaupt abstrakte erste ldeen, die noch keine Form hatten,
wie ich mir das im Falle der Erfindung des Valser Bades gerne vor
stelle, oder war da schon immer auch gleich ein Bild zu jeder ldee?
24
Und wir begannen, Vals gleich zu sehen wie die Werber, die damals
in den Zeitungen eine grosse Kampagne für das Valser Mineral
wasser mit einer doppelseitigen Fotografie stehen hatten, die eine
urtümliche Wasserlandschaft mit schroff aufragenden Bergen
zeigte, über der geschrieben stand: «Das Valsertal vor 80 Millionen
Jahren». Der abgebildete Zeitungsausschnitt hing für lange Zeit
im Atelier.
25
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Erzogen im Geiste der klassischen Moderne und umlagert von eben
in Mode gekommenen postmodernen Entwürfen, waren wir vorsich
tig mit Vorbildern. Aber es gab ein Farbfoto vom Rudas-Bad aus der
Türkenzeit in Budapest, das ich mir aus einem Buch kopierte und
an die Wand heftete. Das Licht, das durch die Öffnungen im Sternen
himmel der Kuppel strahlenförmig einfällt, erhellt einen Raum wie
gemacht zum Baden: Wasser in steinernen Becken, aufsteigender
Wasserdampf, helle Lichtstrahlen im Halbdunkel, eine ruhige,
entspannte Atmosphäre, Räume, die sich im Halbschatten verlieren,
man glaubt, Wassergeräusche verschiedenster Art, den Hall der
Räume zu hören.Und da war etwas Ruhiges, Ursprüngliches, Medi
tatives zu spüren, das uns begeisterte. Orientalische Badekultur.
Wir begannen zu lernen.
Als Baumaterial zeichnet sich der Valser Gneis — er wird auch Valser Quarzit genannt
durch h ohe Bi e g e z u g- be z i e h u n g s we ise Br u c h f e stigkeit, F r o s tbeständigkeit s o w i e
Abriebfestigkei t d u r c h m e c h a ni sche A b n ü t z ung a u s , i n s o fern i st e r v i e l s eitig v e r
wendbar. Die M au ersteine werden nach der Bearbeitung bezeichnet — gefräst, gebro
28
chen, gespalten —, die Oberflächen von P latten sind gr o b g e schliffen, gestockt, sand
gestrahlt, fein g e schliffen, poli e rt. H e u te w i r d d i e s er S tein w e l t w e i t e x p o r t i e r t, m i t
dem Bau der Therme Vals ist er berühmt g ew o rd en: 60.000 einzelne Steinplatten sind
dafür verarbeitet w o r d en. Es wird mi t ih m a b e r a uch g anz wa s and eres angerichtet:
Tische, Schalen, Platzteller, Rötelibecher, Fierbecher, Flaschenkühler, Dosen, Lavabos,
Z ylinderleuchten, Petrollam p en , K e r z en h a l t er, K a r t en h a l t er, Vasen, Bi l d e r r a h m e n ,
Wechselrahmen, Palisadenzä une, Uogeltränken...
Johann Josef lorqrr, Be< den Walsern des Vafserta)<s 11010), bearbe<tef un<l etweitert uon P<1<lla .lorger I1947), 5. Auflagp, Basel 1000. Pet<1 Eckar<li, fJ< r
Bteinhefag im Kontext, m. 13undesamt fi<r Bauten und Logistrk 13ern (llg.), Neugestaltung Bundesplatx tn 13ern, Bern 2004. lians Mur<rwski, Wilh<'im M< yer
(llg.), G<'oto<J<sches Wörterbuch, 11. Auflage, Mun<.hen 2004,
29
Wenn sie im L ä n t a t al auf 2 300 M e t e rn H ö he d en ju n g e n V a lser Rhein im G i e t scher
vorfeld fotografiert, sind gre if b a re Nä he u nd z u g l e i ch u n e r r e ichbare Ferne in einem
Bild, und auch in i h ren Fotoserien zur T h e rm e V als zeigt H e l ene Bi net das Bauwerk
im Fokus von Hier und Do rt. Die Archit ek tur rah mt, teilt, zentriert die Landschaft und
i hre Besonderheiten, was di e St r u k tu r de s B a u k ö r p ers am Or t e r l e ben l ä ßt, wird i n
der Fotografie zum T h e ma: die A u ssicht auf den Steilhang g e g e n ü b er, auf die Stein
dächer im D o r f , au f d i e B e r g s p i t zen a m H o r i z o nt . I m A U S S E N BA D ist einerseits
die Konstruk t i on sw eise von Ti s c hen un d Bl ö c k en de u t l i ch e r k e n n b a r, a nd e rerseits
machen sich d i e i n d e m S y s te m d e s a u f steigenden S t e i n m a u e r w e rk s i n t e g rierten
Ü berlaufrinnen w i e g u r g e l n d e S t i m m e n a u s d e r T i e f e a k u s t i sch b e m e r k b ar. D i e
direkte Sichtbeziehung zum In n e n b ad ist durch die A n o r d n u ng d er Bl öc ke verdeckt,
einbezogen ist d i e U m g e b u n g — Extrovertiertheit i n n e r h al b s c h ü t z ender G r e n zen,
Das Wasser als M a t e r i a l, in d a s m a n ei n t a u c h en k a n n : E i n P o s t k a r t e n m o t iv v o n
Helene Binet zeigt die horizontalen Linien des Mau er w e r ks, das am unteren Bildrand
i n der W a sseroberfläche v e r schw i n d et , di e K ö p f e v o n v i e r F r a u e n m a r k i e ren d e n
Übergang. Sonst fin det ma n k a u m M e n s c hen i n i h r e n A r c h i t e k t u r f otos, das ergäbe
ein an d e res Bi ld , sa gt s i e , da i s t s c h on e i n e E r z ä h l u n g , e i n e E p i s o d e, e ine s t o ry
enthalten, das erzeugt eine andere Konzentration, die von d em B a u w e rk u nd s einen
B esonderheiten ablen ken w ü r d e .
Helene Bmet (Fotos) in: Peter Zumthor, Häuser 1979 — 1997, Basel — Boston —
Berlin 1999, }lelene Brnet (l otos) und Peter Srhmtd (Bild)egenden) in: Hote(Therme
Vals (Hg.), Stein und Wasser — Kultur Winter 2005/OÄ Vals 2005.
BO
Innerhalb des Areals der Hotel- und A p p a r t em en tb auten aus den 1970er Jahren steht
der BA U K Ö R P E R in seiner Längsrichtung parallel zu den Hanglinien und zum Süd
Nord-Verlauf des Tales, das heißt er ist i n d a s a n steigende G e l ä nd e h i n e i n g esetzt,
s eine Dachfläche führt das topographische Profil weiter und bi l det an der Vorderk an
te eine neun M e t e r h oh e St u fe. Peter Z u m t ho r sp r i cht vo n e i nem So l it är b au b e z i e
hungsweise einem grossen, grasüberwachsenen, tief in die Ha n g k a n te eingelassenen
und mit de r F l a nk e de s B e r ges verzahnten Steinkö r p er. Die O s t f assade präsentiert
s ich in v o l ler L ä n g e , di e h e ll e D a c h k a nt e de r B e t o n p l a t ten b i l d e t e in e a u f f a l l e n d e
horizontale Kontur zu m S t ei n m a u e r w e rk , di e g r oßen un d k l e i ne n Ö f f n u n ge n schei
n en nach e i n e m g e h e i m n i s v ollen R h y t h m u s k o m p o n i er t z u s e i n , si e s c h a ue n a u f
d ie A l m h ü t te n a m S t e i l h an g g e g e n ü b er , au f d i e B a u m w i p f e l , B a l k o n r e i he n u n d
Dachflächen unm i t t elbar davor. Unter den zum Teil tur m h o h en, wie beil äufig zusam
m enstehenden G e b ä u de n s c h a ff t d i e se s B a u w er k g e w i s s ermaßen O r d n u n g u n d
Z ugehörigkeit, es g ib t A n h a l t spu n kt e fü r B l i c k r i c h t u n ge n v or , b e h a u p tet sich s ou
v erän im Z e n t r u m o h n e s i c h h e r v o r z u tu n u n d l ä ß t s e in e N a c h b ar n w i e i n n e u e m
An- und A u ssehen glänzen.
Peter Zumthor, Thermal Bath at Vats, London 1996. Peter Zumthor, Häuser 1979-1997, Basel — Boston —
Berlin 1999.
Mehrere M o d e lle in v e r schiedenen M a ßstäben un d au s di v ersen M a t e r i alien veran
s chaulichen d r e i d i m e n sional d i e e i n z e l ne n S t a d ie n d e s E n t w u r f s . Si e h a b e n d e n
jeweiligen Planungsstand begleitet und er k l ärt un d sind oft fotografiert w o r d en, teils
für Publikationen, teils für die Ar ch i v i e r u ng , aber auch als Hilfe beim En t w e r f en: Wie
S chaubilder n e h me n d i e se F o tos m a n ch e r ä u m l i c hen E i n d r ü ck e v o r w e g , o h n e s i e
genau definieren zu w o l l en . Erg änzend zu Sk i zzen un d Pl an zeichnu n gen h a l ten sie
ganz bestimmt e M o t i v e u n d K r i t e r ie n d e r E n t w u r f sf in d un g f e st . Ei n D e t a il , da s in
verschiedenen M o d e l l f otos durch ein e spezielle Beleuchtung i m m e r w i e d e r h e r v or
gehoben worden ist, ist die Führung des Tageslichts, das von der Decke herab in den
Raum drin gt . Das zerlegbare Steinm od ell i m M a ß s tab 1 :50 aus dem J ah r 1 991 — es
stellt das sogenannte Vorprojekt d ar — zeigt schon deutlich d en ä sthetischen Gru n d
gedanken, de r v o m g e w ä h l te n B a u m a t erial a b h ä ng t u n d a u s d e n e n t s p rechenden
konstruktiven Gr ü n den entstanden ist: Es besteht aus Valser Steinen und ist ein Bau
kastensystem aus zueinander im r e c h ten W i n k e l a n g e o r dn eten Bl öc ke n, d ie je w e i l s
eine auskragende Platte tragen, Peter Zu m t hor n e nn t es eine Serie von a ne ina nd er
gereihten Tischen. Die Fugen zwi s chen den einzelnen Tisch-Dächern b i l d en ein Lini
ennetz über den gesamten Dachbereich. Sie sind Schlitze durch Dach und Decke und
spielen in den Fotos des Steinmodells eine besondere Rolle als Lichtqu ell en: Wie ein
Endoskop schaut der F otoapparat in di e I n n e n r ä um e d i e ses geometrischen Höh1en
systems und e n t d e c kt d as L i c h t, d as an Wä n d en en t l a ng f l i e ß t, Raumecken b e t ont,
helle Streifen b i s z u m B o d e n z e i c h ne t u n d a u f d e r s i m u l i e r te n W a s seroberfläche
r eflektiert. D i ese B i l de r n e h m e n — auch w e n n s i c h d a n n n o c h s e h r v i e l e s g r u n d
legend geändert hat — ganz wesentliche Aspekte vorw eg, die im realisierten Bauwerk
die Raumatmosphäre bestimm en , geschaffen d u rch di e r a u m b i l d e n den un d t r a g en
den Blöcke mit d en D a c h p l a tten und d en L i c h t f u g en d a z w i s chen. Bautechnisch sind
in diesen Lichtfugen die BEWEG UNGSFUGEN des Gebäudes integriert, die wegen
u nterschiedlicher A u s d e h n u n gen v e r schiedener B a u k ö r p erteile a u f g r un d v o n T e m
peraturschwan k u n ge n sowie w e gen h o r i zontaler und v e r t i k a ler Bew e g u n gen vorzu
sehen sind. Lic ht fu g en an d er D e c k e, Wasserfugen am B o d e n: Ma n c he Be we g u n g s
fugen am B o d e n n e h m e n W a s ser a uf , a be r n i c h t a l l e B o d e n f u ge n f ü h r e n W a sser,
manche sind mit Bi t u men ausgelegt, alle Dachfugen hi n g e gen sind auch Li chtfug en .
An den verschiedenen M o d e l len wu r d e n di e F u g en er p r o bt u nd a us den k o n s trukti
ven Anf orderun gen h e r aus we i t e rentw i c k e l t, sie sind d as we s entliche, durchgehen
de Motiv in de r A b f o lg e von E n t w ü r f en . Di e Z i e l v orstellung un d l e t z t l ich der Effek t
liegen in der D e f i n i e r ung von Räumen mi t St ein, Wasser und L i c ht. Dazu ergänzend
w idmen sich auch ei n zelne Skizzenserien ganz speziell dem Sy stem der F u g en , di e
zum Beispiel mit g e l ben un d o r a n gen Fa rben m a r k i ert si nd: Da b e w e gt sich W asser
oder Licht, a m Boden oder an der D e c k e .
Peter Zumthor, Thercnul Beth et Vnts, London 199ö. ivturtin Tsch<lns, l)ns spetufische Geu.inht dc r Architektur — Ein (:esprech mit Poter Zurnthor, >n:
urchrthese 5/9ö, Zurich 199ö.
D ie M e ng e a n B l ü t e n b l ä ttern , di e i m B e r e i c h d e r W a s seraufbereitun g n a c h d e m
R einigen de s F i l t er s d e m W a s ser t ä g l i c h b e i g e g e be n w e r d e n , b e s t i mm t d i e z u
ständige B a d e a u f sicht , e s s i n d z w e i o d e r d r e i H an d v o l l . I n d e r U nt e r w a s ser
beleuchtung im BL U TENBAD entsteht so ein besonderer Zauber: Die Betonwand
o berhalb de s W a sserspiegels ist sc h w a rz , u n t e r h al b w e i ß e i n g e f ä r bt , di e s c h w i m
m enden R i n g e l b l u m e n b l ü t e n b l ä t te r l e u c h te n g o l d g e l b i m G e g e n l i c h t . D e r D u f t
i m Raum e n t strömt n i ch t d e m W a s ser, sondern l i eg t i n d e r L u f t , e n t w e i ch t h i n t e r
einer kl e i nen m e t a l l enen A b d e c k un g a n d e r W a n d , d i e Z u g a b e v o n ä t h e r i schem
Lavendelöl i n d e n Z e r s t äuberm echanismus e r f o lg t e b e n f a ll s i m u n t e r e n G e s c hoß.
B lütenblätter un d W o h l g e r ü che i n ö f f e n t l i c hen B ä d er n h a b e n s c hon i m M i t t e l a l t e r
die Badenden e r f r e ut : D a s S c h w i t z ba d w u r d e m i t W a n n e n b ä d er n k o m b i n i e r t , i n
d as lauwarme, kl are W asser hat ma n B l ü t e n b l ä t ter vo n R osen g e w o r fen un d e i n e n
duftenden Holunder-, Rosmarin-, Kamillen- und Steinkleesud gegossen. Ab dem
12. Jahrhundert erlebte die Ba d e k u l tu r i m A b e n d l an d e in e Ar t Re n a issance, d ie bis
zum 15. Jahrhundert an hi elt: N i cht nu r d i e ses Vergnü gen h a t ten die K r e u zritter von
ihren Eroberungszügen au s de m O r i en t m i t g e b r a cht, Das Bl ü t e n b ad h a t i n s e i n e m
Block einen eigenen Duschraum, an die sem vorbei füh rt d er Z u g a ng um d i e E c ke i n
s ein 33 G ra d w a r m e s W a sser. N ac h d e m A u f t a u c he n s o l le n d i e B l ü t e n b l ä t ter a n
Körper und Badekostüm nicht unbedingt kleben bleiben.
34
Bereits die Skizzen zum sogenannten Vo rprojekt ze igen an d er B e r gseite auslaufen
de Striche, die sich in de n sp äteren En t w ü r fen un d l e t z t l ich auch i n de n P r äsentati
onsplänen als langer Gang m a n i f estieren, er ist unterwe gs m it d em r e c hten Bild r a nd
a bgeschnitten; Das ist die un t eri r dische Verbi n d un g zu m H a u p t h au s des Hotelk o m
p lexes, auf dessen Kellergeschoßebene di e T h e rm e b e t r eten w i r d . I n d a s G e b ä u d e
f ührt also keine T ür , der E I N G A N G i s t sozusagen verb org en, der G an g d o r t hi n e i n
Tunnel, niedrig, schmal und schw arz, ein Dreh k r euz mar k i ert den Üb e r g ang in ein en
Korridor, die sogenannte Trinkha lle, w o an d er b e r g seitigen Wa nd f ü n f m al a us M e s
s ingrohren w a r me s Q u e l l w a sser rin nt , di e a n d er e L ä n g sw an d ist i m Rhythmus von
fünf Türöffnu n gen g e g l i e d ert. In de n m i t d u n k e l g l ä n z e n dem H o l z a u s g e k l e i d eten
G arderoberäu me n f ü h r t j e w e i l s s c h r ä g g e g e n ü b e r e i n e T ü r ö f f n u n g w e i t e r , e i n
s chwerer schw arzer L e d e rv orhang t r e nn t u n d v e r b i n de t d i e B e r e i che, der A k t d e s
U mkleidens ist spätestens beim D u r c h g e hen zum t h e a t ralischen Erl eb n is, zum A u f
tritt wie auf eine Bühne gew o r den — wir sind Darsteller und Zu schauer zugleich: Eine
l ange, schmale Galerie eröffnet den Bl ick au f di e B a d eebene daru n t er, zeigt W ä n d e
und Blöcke aus Stein, gewährt Dur c h b l i c ke und ve r w e h rt d en A u s b l i ck i ns Freie, das
z unehmende Tageslicht au f d e n S t e i nen v e r sp richt a be r Ö f f n u n g n a c h a u ß en . D i e
G alerie ist z u i h r e m S c h a u p l at z h i n m i t e i n e m M e s s i n g g e l än der b e g r e n zt , z a r t e
S täbe sind unten mi tt els gegossener Bronzeteile im Steinboden befestigt und w e r d e n
o ben von e i ne m f l a c hen M e s singp r ofil al s H a n d l au f g e h a l t en , sie st ehen i m s e n k
rechten Kontrast zur d o m i n i e r enden H o r i z ontalität de r St einschichten. Al s Stufe im
Berg macht die Galerie die Topographie erlebbar, weshalb dieser Bereich in den Plä
nen als Felsband be z eichnet ist, parallel d a zu f ü h rt e i ne Fe l sentreppe n a ch u n t e n
Stäbe und H a n d l au f b e g l e i ten de n W e g . E in e S k i z z enserie aus de r E n t w u r f s p hase
dokumentiert Bil d fü r B il d d i e Ei n g a n g - Sequenz, d er Q u e r s chnitt d u r ch d ie A n l a g e
ist reduziert au f d e n d u n k l e n u n t e r i r d i schen G a n g , au f d a s Fe l s b a nd a l s e r h ö h t e
Zuschauerebene un d au f d i e z u n e h m e nde Er ö ff nu ng de s B e r g es ins F re ie. I ch w i l l
noch keine nassen Fussabdrücke sehen — d er erste Gast am frühen M o r g en w i ll n i c h t
umsonst als erster aufgestanden sein .
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BLOCKSTUDIEN Steinbruchbilder, die wir später Blockstudien sofort als etwas Ganzes erfahre, den ich aber nie auf einen Blick
nannten, haben wir viele gezeichnet. Das Zeichnen war spielerische übersehen kann.Ich muss ihn begehen, erwandern, entdecken. Ich
Forschungsarbeit ohne architektonische Vorbilder. Ich erinnere mich erfahre ihn Bild um Bild, als räumliche Sequenz.
an ein Gefühl von groyser Freiheit in der Verfolgung kompositori
scher Themen, die wir an Hand dieser Blockstudien entwickelten, in Ähnlichkeiten. Der Ausschnitt aus einer Partitur von John Cage zeigt
spontanen Zeichnungen zurForm kommen liessen und im Gespräch auf der Zeitachse des Notensystems die Struktur des musikalischen
zu verstehen versuchten. Ereignisses: Rhythmen, Verdichtungen, Intensitäten. Der abgebildete
Zeitungsausschnitt von damals stammt aus einer Sonntagslektüre.
Im Geiste hatten wir begonnen, unseren Bauplatz im Hang vor dem
Hotel in der Art eines Steinbruches aufzubrechen, haben riesige In Wirklichkeit besteht der Baugrund der Therme aus losem Materi
Blöcke ausdem Hang herausgebrochen, li
essen andere entstehen. al. Erst viel tiefer stösst man an dieser Stelle auf Fels, das wussten
Es entstanden Klüfte und Vertiefungen, Rinnen, in denen das Was wir, als wir die Steinbruchbilder zeichneten. Dass es zwei Kilometer
ser zu fliessen begann und sich sammelte. Masse und Hohlraum, weiter hinten im Tal in gleicher Lage aber tatsächlich einen Stein
Öffnung und Verdichtung, Rhythmus, Wiederholung und Variation bruch gibt, wo Valser Gneis gebrochen wird, hat unsere Steinbruch
das waren die Themen, die uns beim Zeichnen der Steinbruchbilder studien beflügelt. Den lokalen Stein in irgendeiner Form zu verwen
interessierten. Und beim virtuellen Aushöhlen der Masse entstand den, lag nahe. Dass die Therme wirklich vollständig aus Valser Stein
ein grosser Zwischenraum, ein riesiger Zusammenhang, ein Raum gebaut werden sollte, wussten wir damals noch nicht. Unsere
kontinuum, dasuns mehr und mehr faszinierte.Unser Bad, ein Blockstudienscheinen es aber schon gewusst zu haben.
grosses Raumkontinuum, ein Raum, in den ich eintrete und den ich
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SCHNITTENTWICKLUNG: STEINTISCHE UND KAVERNEN Vom besprechungen viele entstanden. Sie variierten immer wieder das
Bild des Steinbruches zum Bild eines Gebäudes aus Stein. Wie selbe Prinzip:
Ein aus dem Hang herauswachsender Riesenmono
die rechts abgebildeten kleinen Skizzen zeigen, gab es am Anfang lith,eine zusammenhängend gedachte Steinmasse, wird von vorne
die Vorstellung, aus den Blöcken unseres Steinbruches riesige von oben und inihrem Innern ausgehöhlt. Es entstehen geschlosse
Tische zuschneiden und diese aneinanderzufügen und übereinan ne Kavernen, nach oben oder nach vorne offene Höhlungen und,
derzustapeln,um so das gewünschte Gebäude zu erhalten. Nach als Produkt dieser erdachten Höhlvorgänge, «herausgemeisselt» au.
und nach hat sich dann aber das Bild des grossen lvlonolithen, wie der Felsmasse sozusagen, mächtige «Steintische», grosse Stein
es der oben rechts abgebildeten Skizze zu Grunde liegt, durch pfeiler mit auskragenden Platten.
gesetzt.
Querschnittskizzen dieser Art sind am Rande von Entwurfs
Steintische, geschlossene Kavernen und ein grosser Hohlraum
zwischen denTischen, der sich zum Himmel und nach vorne zur
Aussicht öffnet — mit diesen Grundelementen ist das räumliche
Repertoire des Bades entwickelt. Die Steinbruchbilder des
Anfangs habensich verwandelt und haben begonnen, die Form
von architektonischen Konstruktionen und benutzbaren
Räumen anzunehmen.
43
Mit den später für das Gebäude entwickelten Konstruktionen haben Die abgebildeten Skizzen beschäftigen sich mit der Detaillierung
wir darauf geachtet, das Entwurfsthema des Aushöhlens und und Orchestrierung innenräumlicher Situationen. Die obere Zeich
Aufschneidensder grossen monolithischen Masse durch sprechende nung, eine Studie zur Zugangsgalerie, zeigt eine typische Situation
Details zu verdeutlichen: Monolithisches gross und zusammen im Gefüge der grossen Steintische: Eine schwere Deckenplatte
gehörigerscheinen lassen, Höhlungen betonen, Trennungen und endet knapp vor dem massiven Mauerblock der Duschen, Licht sik
Schnitte in der Decke oder im Boden deutlich als solche ausbilden! kert von oben ein, die Deckenplatte wird von einem weiter rechts
Die Atmosphäre im lnnern des Bades ist von dieser Treue zum stehenden Pfeiler, der nicht im Bild ist, getragen, kragt also mächtig
einmal gewählten Thema geprägt: Mächtige Pfeiler, grosse Boden aus, während dieBodenplatte vor den Türen des Blockes zur Linken
felder, kräftig auskragende Dachplatten stehen nebeneinander, offensichtlich die Fussplatte genau dieses Blockes ist; sie steht
schwere Massen, dicht an dicht, die sich nicht berühren. Daneben vor und greift nach hinten aus bis zum Garderobenblock im Hinter
Hohlräume in der Masse, die man durch schmale Öffnungen betritt. grund, dessen schmales Vordach die Zugangsgalerie überdeckt,
46
wo die Dachplatte eines Pfeilers, der weiter unten im Bad steht, Die Talflanke gegenüber der Therme, ein grosser Hang mit Ausfütte
endet und einen langen Lichtschlitz offen lässt, der ... und so weiter. rungsställen; in Rechtecken gemäht und beweidet, übersät mit
Steinblöcken,geritzt und beschrieben von Wegen und Zäunen.
Die Beschreibung macht es deutlich: Die Deckenplatten, Pfeiler und Der Wiesenteppich ist bucklig. Er überzieht die steinernen Flanken
Bodenplatten bilden ein dreidimensionales Raumgefüge — Masse, des Berges.
Lichter, Auskragungen, Lasten. Die Massen sind gross und schwer,
die Zwischenräume und Auskragungen riesig. Und der mäandrieren
de Raum zwischen den Blöcken drängt immer wieder ans Licht,
geht zur Aussicht, wo die Blöcke in grossen Bildern den Blick in die
Landschaft rahmen, den Hang der gegenüberliegenden Talseite.
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An einem bestimm ten Zeitp u nk t i m L au f ei nes Entw u r f sprozesses kommt die S tunde
der Wahrheit, sagt Peter Z u m t h o r, das sei die P ha se, in d er e in A u f t r a g w a h r w i r d :
Dann we r den m i e der di e e r sten Sk i zzen h e r v o r g eholt, dann w e r d e n di e b i s h eri g en
Ideen i n F r a g e g e s t ellt , d an n b e g i n n t d a s E n t w e r fen wi e v o n v o r n e , a u c h w e n n
bereits ausgearbeitete Pl anzeichnu n gen v o r l i e g en . I n d e r P h a s e de r E n t m u r f sent
wicklung für das Projekt Therme Uals sind mehre re Varianten entstanden: Was letzt
lich auf de m P la n un d i n d e r R e a l i tät selbstsicher un d u n v e r r ü c k ba r e r scheint, hat
n icht un b e d i ng t vo n A n f a n g a n s e i ne n P l atz g e f u n d en , g ib t s ich e rst i m L a u f e d e s
E ntwerfens zu er k e n n en , w ir d i m Z u g e d e r R e alisierung b e sprochen, en t d eckt u n d
definiert. Schon di e er sten Sk i zzen zeigen ei n R a u m g e f ü ge, das bestimm te, erst im
endgülti gen EN T W U R F o f f e n s ic htl i c he I n t e n t i o n en a n d e u t et o d e r s u g g e r i e r t, a l s
h abe di e G r a p hi k d i e w e i t e re n G e d a n k e n b e r e it s g e a hn t u n d v o r w e g g e n o m m e n .
Schritt für Schritt, auf unzähligen Skizzen sind die Ideen von schw arzen, grauen und
f arbigen Flächen geb än d igt w o r de n un d i n v e r schiedenen Bereichen v e r än dert u n d
v ariiert — manchmal ist die Transformation fast unm e r k l i c h .
56
Der Entwu rfsprozeß wird auf d i ese Weise ein Transformationsprozeß, die sogenann
te Idee entwi c k elt sich w e i ter du rch di e Ü b e r t r ag ung auf v e rschiedene Ob er fl ächen ,
m it verschiedenen M a t e r i a l i en: Di e S k i zze n i mm t a u f v e r s chiedenen Papi eren v e r
s chiedene Farben an, das M o d ell n i m m t i n v e r schiedenen M a ß stäben, mit H i l f e v o n
v erschiedenen W e r k s t offen v e r schi ed ene F o r me n an : T on , St y r o p or, G i ps , K a r t o n ,
Holz, Stein. Für di e P r äsentation an l äßlich de r G e m e i n d e v ersamml un g i n V a l s , zu r
Veranschaulichung de s sogenannten Vo r p ro je kts, ist nic ht n ur e in z e r l e g b a res Bau
m assenmodell mi t U m g e b un g i m M a ß s tab 1 : 500 an g efertigt w o r d en , sondern a u c h
e in ebenso zerl eg b a res Stein m o d el l au s V a l ser St ei nen i m M a ß s ta b 1 : 5 0 , da s d i e
Ebene des Badebereichs darstellt. Die Steinquader steheni n ei n e r m it W a sser gefüll
ten Stahlwanne, bl au l e u c h t et in a l l e n B e c k en u n d F u g e n da s h i n z u g e f ü g te F r o st
schutzmittel. Di e s es In n e n b a d - M o d e ll i s t m e h r f a ch w e l t w e i t a u s g e s tellt u n d f ü r
diverse Publikationen fotografiert w o r d en . Die Fotos davon nehmen — trotz aller spä
teren Ä n d e r u n ge n — die r ä u m l i ch e A t m o s p h äre v o r w e g : St e in, L i c h t un d Wa s s e r,
R eflexionen un d F a r b spiele. Ü b l i c h e r w e ise w e r de n P r äsentationsmodelle au s H o l z
am besten an g e no m m e n, a u ch in V a l s , wo d e r G n e i s b is d a h in e in g ä n g i g e s B a u
material nur für D a ch deck u n gen w ar. Es mußte also nach allen Seiten das Vertrauen
z u diesem Baumaterial erst hergestellt und g e stärkt w e r d e n ,
Die wesentlichen Begleitw ö r ter in der Z eit des Übersetzens von ersten Ideen in erste
S kizzen, und w e i t e r d e s Ü b e r t r ag ens vo n E n t w ü r f e n i n M o d e l l e u n d P l än e w a r e n
Berg, Stein, Wasser. Peter Zumt h or s chreibt d a z u: B a ue n i m S t e i n, B a u en m it S t e in ,
in den Berg h i n e i n b a u en, aus dem B er g h e r a u sbauen, im B e r g d r i n n e n s ein —, wie
lassen sich die Bedeutungen un d di e Sinn li c h k eit, die in der Ver bi n d un g di e ser Wör
ter stecken, architektonisch i n t e r p re ti eren, in A r c h i t e k tu r u m s e tzen? Entlang di e ser
Fragestellung h a be n wi r d a s B a u w er k e n t w o r f en, ha t e s S ch rit t f ü r S c h r i t t G e s t alt
angenommen. Die Topographie des Ortes und der Cha ra k t er der Landschaft ringsum
s ind die eindr ü c k l i c hen V or-Bilder auf d i eser Suche, und sie w ir d b e g l e i tet von d e m
Anspruch, da s B a u w er k s o ll e d a s G e f üh l v e r m i t t e ln, e s s ei ä l t e r a l s s e ine b e r e i t s
bestehenden Na ch b arn, sei in di e ser Landschaft schon im me r d a g e w esen.
Es gibt mehrere, klar unt erscheidbare Entw u r f sphasen: Die ersten Entw ü rf e aus dem
Jahr 1986 un d 1 987 d o k u m e n t i eren ein g a n z a n d e r es Projekt: Z u s ammen m i t d e m
Bau eines neuen Bades sollte das Haup t h aus der H o t el anlage erw e i t ert w e r d en . Das
Vorprojekt v on 1 9 91, auf vie l en S ki z zen ent w i c k e lt u nd a uf f a r b i g e n, im S ie b d r u c k
v erfahren h e r gestellten Plänen p r ä sentiert, k o n zentriert sich nu r n o c h au f d a s B a d ,
den sogenannten Solitär. So entsteht der n e ue E nt w u r f: S teinblöcke u nd T is che, die
tragenden Pylonen w e r den al l m ä h l ich zu Ra u m-Boxen. Die O r g a n i sation der Räume
z eigt aber noch eine Badeanlage, die dem g ä n g i gen W u n schrepertoire und den V e r
ordnungen des damaligen Projektmanagements entgegenkommt — Warmwassergrotte,
Kaltwassergrotte, Sprudelgrotte, Knei p p g ang , W h i r l p o ol, M a ssagedüsen, Solarien —,
dies so lange, bis sich die Bauherrschaft entscheidet, das Bad nach den Vorstellungen
des Architekten zu errichten und auch das Raumangebot nach seinen Ideen zu gestal
ten, worauf d er P ro je kt ma nager g i n g , N o c h A n f a ng 1 9 94 e rschließt sich d ie R a u m
a bfolge in N o r d - Süd-Richtung e n t l ang de n H ö h e n schichten. Zum B er g hi n w i r d d i e
K omposition vo n s c h w a r zen, b l o c k h aften F l ä chen b e g r en zt, di e i m r e c h te n W i n k e l
zueinander und stufenw eise immer um e i nen Block w e i ter nach vorne bl aue Flächen
b egrenzen: Di e B u c h staben K u n d W w e c h s el n s ic h d r e i ma l h i n t e r ein ander a b z u
sechs Teilen. Warm-Kalt-Wasser-Kavernen-RücAen —so heißt diese Entwur f sstufe.
Die erste Skizzenserie für den end g ü l t i gen En t w ur f n e nnt Peter Zum t hor Steinbru ch
bilder, sie sind fast monochrom in schwa rz und grau gehalten, rechteckig zueinander
komponierte Flächen, von kü r z eren und l ä n g eren Pastellkreiden aufs Papier gescho
ben, geschlichtet, f i x i e rt . N a c h d i e se r S e ri e e n t s tehen m e h r ere Bl o c k - Studien, i n
B lau- un d S c h w a r z -T ön en, di e b l au e F a rb e sy m b o l i siert i n d e n m e i s ten F ä l len d i e
Wasserflächen, die Blöcke sind tragende Pfeiler. In einer frü hen V a ri ante sollten drei
Pfeiler das Innenb ad b e grenzen, im we i t e ren Verlauf und le tztlich in der Au s führu n g
w erden es vier r e c h t eck i ge, circa d o p p elt so l a ng e w i e b r e it e Pf eiler, die i m S i n n e
eines Windra des g e dreht s in d. Es ent w i c k e ln s ich n a ch u nd n a c h d ie R ä u m l i c h k e i
ten, die bis zum realisierten Projekt b estehen bl e i b en: ein In n e n b a d, ein Au s senbad
und ein l a n ger Stiegenlauf, die Fe lsentreppe, p arallel zur G e l ä n d e k a n t e. Er verb i n
det das Inne n b ad mit d em B e r e i ch d er G a r d e r o be, diese ist in d er e r s ten Ent w u r f s
phase auf k o n v e n t i onelle W e ise mi t d e r E i n g a n g szone v e r b u n de n u n d o r g a n i siert
kammartig de n Z u g a n g z u m R a u m k o n t i n uu m z w i s c hen P f e i l ern u n d B e c k en . E r st
nach und nach w ir d sie an die Bergseite geschoben und zu einem w e sentlichen Bau
teil im Rü cken des Gebäudes aufgew e rt et, und nu n e r schließt sich die Raumabfolge
in West-Ost-Richtung. Das Gebäude w ä chst a us dem Berg he r a us ans Licht .
Peter Zumthor, Thermal Bath at Vals, London 199ö. Pi.tr r Zumthor, Hausrr 1979- 1997, Basel — Boston — Berlin 1999. Peter Zumthor, Architektur Denken,
Basel — Bostoll —Bpflill 1999. Pi.'tci' Zillrltlloi', Das M a u e i u i e ik d e r T h e r me V a l s, i n: H o t el T h r r m e V a l s ( H g . ), Stein u ml W a s ser — Knltur W m t i ir 2 0 0 9 /04,
Viils 2009. Peter Zumthor, Atmosphgren — Architektomsche limgehungen — Die Dinge um mich herum, Detmold 2004.
BO
D ie räumli che A n o r d n un g d e r B a d e b ereiche g ib t k e i n e n b e s t i m m te n W e g v o r , d a s
R aumkontinuu m e r l a u b t e i g e n ständ i ge s S c h auen u n d E n t d e c k en . D i e e i n z e l n e n
Blöcke bergen j e w e i ls eine e ig e ne W e l t, d ie s ich a b er a u ß en k a um a n k ü n d i g t , d e r
Zugang ist m e ist um d i e E c k e g e f ü h rt , es bl e ib t a lso der N e u g i e rd e de r B a d e gäste
ü berlassen, nach w e l chem A b l au f sie sich b e w e g en . A l l ei n da s F E U E R B A D ist von
a ußen einsehbar, im B l i c k f eld des Ei n g a ngs leuchtet di e F a rbe h e r aus, und sie v e r
s pricht der Raumbezeichnung g e r echt zu w e r d en : Di e Betonw an d ist rot ei n g efärbt ,
die Temperatur des Wassers mißt 42 Gr ad, das rote Leuchten im g rau schim m e r n d en
Stein scheint etwas von heißen Zonen im I n n e ren ei nes Berges zu wi ssen. Das heiße
Bad hat in allen Ku l t u ren ni cht reini g e n d en, sondern entspannenden Ch a r a k t er, bes
s er gesagt, di e R e i n i g un g i s t k e i n e k ö r p e r l i c he , s o n d ern e i n e g e i s t i ge , m e is t e i n
gemeinsames Ritual, so i n d e m al v e u s, e i n er H e i ß w a s serwanne im C a l d a r i um d e r
römischen Therm en, oder in dem j a p a n i schen o-furo, e inem ra u m g r o ßen Becken für
eine Gruppe von Personen, im ö f f e n t li chen Bad h e ißt es sento. Das Wasser hat do r t
e ine Temperatur vo n 4 5 G r ad , di e k ö r p e r l i che Reini g un g g e schieht v o r he r i m V o r
raum, Etwas von di eser Tradition setzt das Feuerbad fo r t, es setzt auf die g l e ic hsam
s tille, pri m är e E r f a h r un g d e s B a d e ns, de s Si c h r ei ni g ens, de s Si c h en tspannens i m
Wasser, auf den K o n t ak t des Kör p ers mi t de m W a sser in v e r schiedenen Temperatu
ren und rä u m li c hen Si t u a tionen, auf di e B e r ü h r un g v o n S t ein, s c hreibt P eter Z u m
thor. Jede Empfin d un g d a rin scheint jedenfalls verstärkt zu w e r d en, auch der Gehör
sinn, oder kann es sein, daß erhöhte Temperatur die A k u s tik steigert? Oder erhitzt sie
die Temperamente?
Marga Weher, Antike Badekultur, Munchen 1.')96. Norbert l-lonnuth, Manfred Bobke (llg.), Japan, Hamtiurg 1992. Peter Zumthor, )fauser ]979 — 1997,
Base)-Boston — Berlin 1999.
GRUNDRISSENTWICKLUNG: GEOMETRIEN Die ersten Entwurfs
bilder zeigen es: Am Anfang waren die Blöcke. Aber da war auch
schon gleich der Zwischenraum zwischen den Blöcken, in dem sich
sofort bestimmte Funktionen einnisteten: Wasserbecken, heisse
und kalte Bäder, Rinnen, Wasserfälle ... Die Arbeit an diesem
Zwischenraum, den wir Mäander nannten, hat die Form der Blöcke
wesentlich bestimmt. Aber die Form der Blöcke ist nicht nur Ergeb
nis der räumlichen Wünsche, die uns der Mäander erfüllen musste.
Das Bad istauch von den Blöcken her gedacht. Als Konstruktion
vor allem. Aber auch als Komposition.
Ein Gefühl für das Gewicht und die Streuung der Blöcke auf dem
Feld unseres Bauplatzesstammt aus den Blockstudien und frühen
Modellen: Grössere Blöcke, dichter gesetzt mit engen Zwischen
räumen zeigen diese Studien auf der Bergseite, wo die Quader in
die gedachte Felsmasse des Hanges übergehen. Auf der Talseite
werden das Gewicht der Steine jeweils geringer und der freie Raum
zwischen den Blöcken grösser. Die abgebildeten Schwarzpläne auf
den Seiten100/101 zeigen die am Ende ausgeführte Lösung: Grosse,
längliche Steinvolumen, verbunden mit der Masse des Hanges,
bilden den Rücken des Bades.Ein Muster von kleineren Blöcken,
gewebeartigvernetzt und ausgewogen in der Körnung, schliesst
auf der Talseite an.
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=ine wichtige Regel zeigt die oben abgebildete Skizze von Thomas Die rechts abgebildete Skizze arbeitet mit einem unsichtbaren
3urisch. Sie regelt das Verhältnis von Deckenplatte und Pfeiler System von rechtwinklig zueinander verlaufenden Ordnungslinien,
and besagt, dass die Deckenplatte eines Steintisches immer auf das der Grundrisskomposition Halt verleiht: Jede auf der Zeichnung
.iner Seite oder über Eck bündig auf den Pfeiler aufgesetzt werden gelb markierte Seite eines Pfeilers liegt auf einer Linie mit minde
wuss. Dainden Fugen zwischen den einzelnen Tischplatten Tages stens einer anderen Pfeilerseite. Um die Ordnungslinien der schluss
.icht von oben eindringt, hat diese Regel zur Folge, dass diejenigen endlich gebauten Grundrisskomposition zu finden, sind wir von den
~feilerflächen, die bündig an die Deckenränder anschliessen, freigezeichneten Blockstudien ausgegangen und haben spontan
direktes Tageslicht von oben erhalten: Streiflicht in wechselnden entstandene Übereinstimmungen gesucht undverstärkt,indem wir
hlinkein, das, wenn die Sonne scheint, zweimal im Tag den Pfeilern einzelne Blöcke oder Wände auf die gefundenen Linien hin verscho
.ntlang bis auf den Boden fällt. ben. Taten wir dies, konnten wir beobachten, wie ein leichter Ruck
der kompositorischen Straffung durch das Feld der Blöcke ging.
Aber nicht alles ist so geordnet. Wir haben versucht, den richtigen
Grad zwischen Gelassenheitund Spannung, zwischen Freiheit
und Systematik zu finden. Ich kann mich an einen Moment erinnern,
an dem ich mit neuem lnteresse in einem Buch die Komposition
von Piet Mondrians Bildern studiert habe.
65
FUGEN In den Fugen zwischen den Steinen wächst Gras.
Die Fuge
war von Anfang an ein Entwurfsthema. Schon bei den ersten Stein
bruchbildern und Blockstudien gab es Fugen im Boden: Kerben,
Rinnen und Vertiefungen, die sich mit Hang- und Quellwasser füllten,
in denen Gras wuchs.Und mit den ersten Schnittideen kamen
die Lichtfugen hinzu, Licht, das von oben her in die eingeschnittene
Steinmasse eindringt, durch feine Ritzen einsickert.
Lichtfugen. Nach und nach haben wir gelernt, im steinernen Gefüge,
an dem wir arbeiteten, zu unterscheiden in Seitenlicht, das von
der Talseite her in das Gebäude eindringt und das man weniger als
Tageslicht, denn als grosse Aussicht erlebt, in die klassischen
Lichtpunkte, die wir uns für das Innenbad vorbehielten, und in eine
besondere Art der atmosphärischen Aufhellungen des Raumes,
bewirkt durch Lichtfugen in der Decke, die bestimmte Wände ins
Streiflicht setzen. Denn die Deckenfugen zwischen den Tischen sind
keine Oberlichter im üblichen Sinne, sondern ritzenartige Fugen
von lediglich 6 Zentimeter Breite. In diesen Fugen strahlt das Licht
nur wenig. Es wirkt vor allem als Lichteffekt an den Wänden und
auf dem Boden und macht wieeine Sonnenuhr den Lauf der Sonne
sichtbar.
Die Inszenierung des Tageslichtes mit der frei zwischen die Pfeiler
des Innenbades gehängten Deckenplatteund den darin ausge
stanzten,kleinen Öffnungen zum Himmel ist von den orientalischen
Kuppelbädern angeregt. Im Rudas-Bad in Budapest sind die Licht
punkte farbig, bei uns aus blauem Glas.
B laues Licht scheint du rch v ier mal v ie r q u a d r atische Aussparungen in de r D e c k e n
platte über dem In n e n b ad und v e r l e iht Raum u nd W a s ser eine geheimn i s voll schim
m ernde Stim m u ng . Ei n o r t h o g on ales System vo n o f f e nen F u ge n i n d e r D e c k e l ä ß t
zudem helles Licht über das M a u e r w erk f l i eßen. Auf dem GR A S D A C H d e r T h e r m e ,
unmittelbar vo r d e m g r o ß zügig g e b o g enen H a u p t h au s de s H o t e l k o m p l e x es, verrät
die Einteilung der Felder etwas vom Prinzip der Konstruk t ion daru n t er: Um eine qua
d ratische Fläche i m Z e n t r u m d r e h e n s ic h i n W i n d r a d - A n o r d n un g f ü n f z eh n r e c h t
eckige Felder. Auf den Feldern ~ ä c hst Gr as. Die Kom p osition w ir d vo n l e u c h t end en
Glasbändern herv orgehoben, diese decken als beheizte dreifache H o r i zontalvergl a
s ung die d a r u n ter b e f i n d l i c hen o f f e nen F u ge n i n d e r D e c k e a b . I m z e n t r a len F e l d
b efinden sich vier ma l v ie r q u a d r a tische Glasscheiben, sie sind b la u a uch be i g r a u
e m Himm el. Ihnen zur Seite sind Lampen gestellt, sie stehen wie Gl o ck en b l u men m i t
demütig gesenkten K ö p f ch en, schauen jew e ils in i hr e b l au e q u a d r atische Platte aus
Glas, spiegeln sich darin mit den Wol k en. Nachts dürfen sie leuchten und den Gästen
auf den Hot el -L og gien das Geheim nis der mit b l a uen L i c h t p r i smen d u r c h b r ochenen
Deckenplatte ü be r dem In n e n b a d ve r r a t e n. Da s b l a ue Gl a s n e n n en w ir « M u r a n o
gias», schreibt Peter Zum t h or: Es stammt aus Spanien. Im Win t er sind die Dachfelder
mit weißen, w ei chen Schneeflächen g ed eckt, die b e h ei zten G l a sbänder m a chen al s
e ingeschnittene L i n ie n d i e K o m p o sition a u c h b e i t i e f e m S c h ne e s i c h t b ar, un d d i e
B lumen-Lampen sind in e i ner M u l d e v e r sun k e n .
Peter Zumthor, M«terial und Prasenz — Zur Architektur des Bades, in: Hotel Therme Vals (Hrh), lnlorrnationen und Preise — 2002/2003, Vals 2002.
D ie Thermen im a l ten Rom en tsprechen ni cht d em , wa s h e ute als Th e r m a l bad d e f i
niert wird, es sind zwar alle u m l i e g e n den Q u e l len zur Speisung der Be cken g e n u t zt
w orden, aber a uc h R e g en - u n d G r u n d w a sser. Ein T h e r m a l ba d n a c h d e r h e u t i g e n
Definition h i n g e gen h a t e i n e na t ü r l i c he o d er A ü n s tlich e r s chlossene Qu e l l e, d e r e n
Temperatur mehr als 2 0' C b e t r ä gt, und g e h ö rt z ur K a t e g o rie HE I L B A D , da s ist ein
Badeort mi t H e i l q u e l l en, al so wa r m en od e r k a l t en W ä s sern, die m e d i z in is ch n a c h
weisbare k r a n k h ei tsheilende, - l i n d e r nd e o d e r v o r b e u g e nd e E i g e n schaften h a b e n
und also zu Trin k- u nd B a d e k u r en g e e i g n et s in d. H e i l q u e l l en w e r d en n a ch c h e m i
schen und phy sik alischen Eigenschaften un t erschieden: Es gibt W ässer mit g el östen
festen Mi n e r alstoffen, Wä sser m it e i n e r n a t ü r l ic hen T emp e ratur v on m e h r a ls 20 C
und mineralarme, also reine Q u e l le n, die na c h ~ e i s b a re He il w i r k u n g en h a b e n. Q u e r
d urch all e K u l t u re n s t e he n s o l ch e Q u e l le n m i t H e i l i g t ü m er n i n V e r b i n d u n g , s i n d
b esondere Wasserkultstätten oder Ziel von W a l l f ah r ten g e w o r d e n .
Rohert Schwarz, Bad Vals — Festschnft zum 150lahngen Bestehen des Bundnerisctren Arztever<.ms, ('hur 1971. Rohert Schwarz, Vals — Valsertal, Bern lg<14.
Joset Zotl, .lohann E. Goldhrunner, D<e M<n<.ral- und lledwdsser Österreichs — C eofo<f<sche tgrundfagen und Spurenelemente, IV<en lggB,
Schon lange vor Vi t ruv w a ren öf f entli che Bäder mit H e i z u n gen au sgestattet, er aber
hat im ze h n ten K a p i tel des fü n f ten seiner Ze hn B ü c h er ü b e r A r c h i t e k t ur d a f ür d e n
Begriff hy p o c a usis ge p r ä g t, u nd d a d i e s er a us d e m G r i e c h i s chen s ta m m t, s c h e int
a uch di e H e r k u n f t d e r E r f i n d u n g e i n d e u ti g z u s e in , t r ot z u n s i ch erer Q u e l l e n l a g e .
A rchäologische A u s g r a b u n g e n b e w e i s en , d a ß i m a l t e n G r i e c h e n l an d s c h o n i m
3. Jahrhundert v . C hr . a u sgek l ü g e lt e B o d e n h ei zu n gen e x i s tiert h a b en . Hy p o k a u sis
bedeutet Unterbrand oder Befeuerung von unt e n. HY P O K A U S T E N s i n d a lso Warm
luftheizungen, die über Freiräume unter dem Boden heiße Rauchgase verteilen. Nach
Vitruvs Beschreibung handelt es sich bautechnisch um ein System von unterir dischen
P feilern, auf d e ne n de r F u ß b oden a u f l i e gt, di e W i r k u n g s w eise entspricht de r e i n e r
Strahlenheizung: Zw ischen den Pfeilern verbreitete sich die heiße Luft, an einer Feu
erstelle — dem pr a e furnium — w ur de g ut v o r g e t r o cknetes Ho lz s t ä nd ig n a c h g e legt.
D iese Feuerstelle bediente auch di e W a r m w a sserbereitung fü r di e w a r me n un d h e i
ßen Becken. In einem w e i t eren Schritt entstanden tu b u li, an die Wand hin t er der Ver
k leidung g e m a u erte, senkrechte H o h l z i egel, w o d u rch di e e r w ä r mt e L u f t w e i t e r b i s
n ach oben z i e he n k o n n t e , V o n d i e ser W a n d h e i zun g w e i ß V i t r u v n o c h n i c h ts , d i e
Archäologie datiert di e ersten Funde d i esbezüglich auf c i rca 100 n. Chr. Die t echni
s che Entwick l ung un d di e i m mer g r ößeren Thermen im r ö m i schen Reich waren dem
n ach mi t e i ne m i m m e n sen H o l z v er brauch v e r b u n d en , b e r eits i n d e r A n t i k e t r a t e n
deshalb Ök o k r it ik er w ie P l a t on u nd P l i n i u s au f, s ie w a r n t en v o r B o d e n e rosion u n d
Waldsterben, so Marga Weber in ih r er ausführlichen Schrift An t i ke B adeku lt u r. Na ch
und nach w u r d e da s n ö tige Br en n h olz aus i m me r f e r n eren Provinzen h e r ang ek arrt ,
wo die Wälder zum Teil bis zum h e u t i gen Tag nicht m ehr n a chg ew achsen sind.
Vttruv lCurt Fensterbusch, Ubers.), Zehn Bücher uber Architektur, Datmstadt 1964. Heinz-Otto Lamprecht, Opus Caementitrum — Baute«hntk der Römer,
Köln 1984. Marga VVeber, Antike Badekultur, Mimrhen 1996.
Sie würde die Baderäume der T h e rme ni c ht o hne W a sser f otografieren, sagt He l e ne
Binet, das Wasser sei in di esem Fall ein ~ e s e nt lic hes Ma t e rial d er A r c h i t e k t u r, es ist
ein Material, in das man ein t a u chen ka n n. Es gibt von d em IN N E N B A D u n d s e i n e n
u mgebenden Rä u m l i c h k e i ten d i v e rse F o toserien vo n m e h r e re n F o t o g r afin nen u n d
Fotografen, in Farbe oder Schwarzw eiß, in vielen Publi k a t i onen bereits veröffentlicht
o der als Postkarten e r h ä l t li ch . Ei n V e r g l e ich d i e ser B i l de r w e i s t n i ch t n u r a u f v e r
s chiedene M e t h o de n h i n , w i e d e r R a u m u n d d a s M a t e r ia l m i t H i l f e d e r K a m e r a
e rfahren un d a u f w e l c h e W e is e d i ese E r f a h r un g d a r g e stellt w e r d e n k a n n , e r g i b t
a uch verschiedene C h a r a k t er e d e r A r c h i t e k tu r w i e d e r , M a r g h e r it a S p i l u t t in i h a t
1 997, im Jah r n a c h d e r E r ö f f n u ng , f o t o g rafiert, i hr e A u f n a h m e n i n s z enieren b l a u
grüne und b r a u n - r ote Farben im R a u m b i ld , das verm i t t elt n i cht nu r S t i m m u n g , son
d ern auch T e m p e r atur. Sie b au t i h r e K o m p o sitionen n ac h k l a s sischen Reg eln , d i e
H ell-Dunk el -W erte stehen i m G l e i c h g e w i ch t z u e i n a n d er, di e L i n i e n u n d K o n t u r e n
p arallel zum Rand . Sie sucht einen Rahmen i m B i l d , o r d net E b e nen un d F l ä c hen i n
d ie Tiefe, konzentriert sich au f e i n e v e r t i k al e A c h se, di e a be r n i ch t i m m e r m i t d e r
m ittleren A c hs e de s B i l d a usschnitts ü b e r einstim mt , d a s e r g ib t e i n e S y m m e t ri e i m
u rsprünglichen S in n v o n A u s g e w o g e n h e it . D i e H a n d l ä uf e u n d H a l t e s t angen a u s
Messing oder Bronze begleiten wie S chmu c kstücke die Stufen ins Wasser.
Peter Zumthnr, Atrnosph<iren — Architektomsehe Umgc-.hungen D r c t ) rnge um rmeh hcrurn, Detrnold 2004. Annetise Zumthor, m: Hotel Thc.rme Vuls tfßg.h
Stein uncl Wesser — Kultur Winter 2004/Oo, Vels 20()4.
Neben den E i n g ä n gen z u d e n B a d e b e r eichen i n d e n e i n z e l nen Bl ö c k en i s t in z a r
t en Messingziffern a n d e r W a n d d i e z u e r w a r t e nd e W a ssertemperatur a n g e g eb en .
Beim Verlassen des Feuerbades l ockt g e g e nü b er d ie A u f s c hrift 1 4 ', d er E in g a ng i n s
KALTBAD ist um e in e Ecke g el en kt , sieben Stufen nach u n ten l assen in das Wasser
t auchen, der Raum is t sc hmal un d h o c h , di e B e t o n w an d b l a u e i n g e f ä r bt, di e K i e s
struktur im B oden m e h r f arb ig, Das Blau steht symb olisch für K ä l te, Wasser, Luft und
d as Unendliche. Das W e chselbad z w i s chen de n H e i ß w a sserwannen i m C a l d a r i u m
u nd den K a l t w a sserbecken i m F r i g i d a r iu m w a r i n d e n r ö m i s chen T h e r me n d e r I n
b egriff für Gesundheit und V ergnügen, für Entspannung und Erfrischung in d e r
G emeinschaft. Das Untertauchen im f l i eßenden Wasser der jü dischen M i k w e ist h i n
g egen Rein i g un g a l s V o r a u ssetzung f ü r w i e d e r k e h r e n de s L e b en . D e r l e g e n d ä r e
Jungbrunnen im M i t t e l a lter ist ein Wasser, dem die M e n schen, so sie bereits gealtert
sind, verj ü ng t e n t s t e i g en . D a s Ka l t b a d i n d e r T h e r m e V a l s l ä ß t a u f g r u n d s e i n e r
Raumdimensionen da s f r i sche E r l e b ni s e i n z eln e r f a h r en , de r K ä l t e schock l äßt si ch
a lso ungeniert u n d i n d i v i d u el l ä u ß e rn , d e m e n t sprechend h e f ti g g u r g el t e s i n d e r
Ü berlaufrinne, diese ist wie bei den a n d e ren Becken in di e o b erste Stufe int egriert .
Marga Weber, Antike Badekultur, München 1996. Franqoise de Bonneville, Das Buch vom Bad, München 1998.
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GRUNDRISSENTWICKLUNG: DER MÄANDER Das grosse Feld Für die Gäste des Bades ist der Mäander ein grosser, gemeinsamer
der Blöcke aus Stein bestimmt den Grundriss des Bades. Zwischen Freiraum, in dem man sich bewegt. Die Struktur dieses Raumes
den Blöcken liegt ein mäandrierender Freiraum. Die Blöcke seiber ist gewebeartig. Die räumlichen Passagen sind weit verzweigt und
sind hohl. Sie enthalten Kavernen, bergen innenräume, die man ineinander verschlauft. Sich in diesem Raum bewegen, heisst
benutzen kann.Diese Grundidee war von Anfang an da. Das heisst, entdecken. Man geht wie im Wald. Jede sucht sich ihren, jeder such1
die architektonische Komposition hält für die Benutzer des Bades sich seineneigenen Weg.
zwei Artenvon Räumen bereit:Den Raum zwischen den Blöcken,
weitläufig vernetzt, der alles umfliesst, und introvertierte Räume in Im Mäander eriebt man das Bad. Der Mäander empfängt mich in
den Blöcken selber: intim, fast wie Verstecke, ein bisschen geheim. engen Passagen auf der Bergseite, er führt mich in die mit Holz
Das Setzenvon Biockgewichten und Weben von räumiichen Struk ausgeschlagenen Umkleidestuben, wo ich meine Alltagskleider
turen war im Hintergrund immer gelenkt und inspiriert von der zurücklasse und mich in einen Badegast verwandle; er führt mich
Vorstellung, diese Räume für die Rituale des Badens zu nutzen. hinaus auf die steinerne Galerie, wo ich neugierig werde auf das,
was sich vor mir und unter mir ausbreitet, und er verführt mich zurr
Den freienRaum zwischen den Blöcken, der das ganze Gebäude freien Schlendern und Entdecken in der Landschaft der Blöcke
durchfliesst und alles verbindet, nannten wir Mäander. Aus kompo und Becken. Dabei bewege ich mich von der Bergseite zur Taiseite,
sitorischer Sicht betrachtet, ist der Mäander, der Leerraum zwischen vom Schatten ansLicht,von nach innen gerichteten Passagen zu
dem Vollen der massiven Blöcke aus Stein, ein gestalteter Nega den grossen Ausblicken auf der Talseite des Gebäudes, wo die
tivraum. Die Arbeit an Form und Anordnung der Blöcke war immer Blöcke sich auf eine lange Linie ausrichten und mir Überblick und
auch Arbeit am Verlauf und an der Form des Mäanders. Ausblick gewähren. Gerahmte Landschaft. Der Hang auf der gegen
überliegenden Taiseite, die Landschaft, dringt in das Gebäude ein.
Man sieht grosse, ruhige Bilder.
Die links abgebildete Skizze von Rainer Weitschies zeigt das Konzept
der Bewegungsabläufe: räumliche Engführungen im Eingangsbereich
auf der Bergseite, Zonen der Einstimmung. Nun folgt der Bereich
der Verwandlung: Man betritt das lnnere eines Blockes, eine Um
kleidestube aus rotem Holz empfängt mich und entlässt mich später
als Badegast auf den Punkt des ersten Überblickes auf die Stein
galerie. Anschliessend folgt die Zone des freien Schlenderns in
der Landschaftder Becken und Blöcke, die man über die lange
«Felsentreppe» erreicht. Am untern Rand des Gebäudes schliesslich
befinden sich die ruhigen Bereiche zum Liegen und Schauen.
Die Zeichnung auf der Doppelseite 78/79 zeigt ein im «Windrad
prinzip»gewirktes Stück Raumgewebe zwischen den Blöcken, die
oben abgebildete Studie das «Reissverschlussprinzip»: wechselseitig
verschränkte Freiräume zwischen den Blöcken entlang der abschlies
senden Bewegungsachse an der Vorderkante des Gebäudes.
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Das Aushöhlen der Blöcke, das Zuordnen, Suchen und Finden von erleben, in räumlichen Situationen mit unterschiedlichem Eicht,
Badeerlebnissen, das Erfinden von Höhlungsformen und entspre unterschiedlicher Farbe, unterschiedlichem Klima und Material,
chenden Nutzungen zum Vergnügen derBadenden war ein wichtiger unterschiedlichem Klang; Stein und Wasser zu erleben, nahe am
Teil der Entwurfsarbeit. Dabei hat uns die Vorstellung, die wir Körper; eintauchen ins Wasser zur Entspannung, als Ritual.
im Verlaufe der Arbeit immer konkreter zu formulieren vermochten, Reinigung. Ruhe. Gelassenheit. Keine lauten Attraktionen, Verzicht
geleitet, dass es ein Vergnügen sein müsste, Wasser in verschiede auf vorlaute Anregungen, um den eigenen Körper in feinen Nuancen
nen Temperaturenund verschiedenen räumlichen Situationen zu zu spüren.
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90
Bades bestellten Spezialisten die Alarmglocke. Sie sagten, das Bad erst,die Fundamente des untersten Technikgeschosses waren
werde zu elitär und gewagt, spreche nur eine exklusive Schicht schon erstellt, besuchte ich türkische Bäder in Budapest, Istanbul
der Gesellschaft an und drohe darum zum wirtschaftlichen Fiasko und Bursa. Von diesen Reisen habe ich die langen Steintreppen
zu werden. Die Valser wollten jedoch mit uns Architekten auf dem mitgebracht, die anstelle von geraden Beckenrändern mit breiten
eingeschlagenen Weg weiterfahren. Die Spezialisten verliessen das Stufen ins Wasser führen. Auf ihnen findet der Körper immer eine
Team. So konnten wir die verschiedenen Bäder, den Trinkstein, die gute Höhe und Position.Den Reisen zu den Bädern des Ostens
Schwitzsteine, das Blütenbad, die Klangräume, die Umkleidestuben verdanke ich auch meine Kritik an den technischen Umkleidesitua
und all die vielen andern kleinen und grossen Dinge erfinden und tionen inunseren modernen, westlichen Bädern, die uns dazu
bauen,die die Therme Vals ausmachen, ohne Kompromisse machen führte, Umkleidestuben zu erfinden: unsere mit Holz ausgeschlage
zu müssen. nen Vestibüle. Der grosse Kuppelraum des türkischen Bades, wo
ich empfangen werde, mich entkleide, wo ich mich nach dem Bade
Erinnerungen. Die ersten Vorstellungen über das Ritual des sich ausruhe und entspanne, woich Tee trinke und Gespräche führe,
Reinigens und Badens und das wechselseitige Reagieren von Ort, hat uns dazu angeregt,den Ort des sich Entkleidens entsprechend
Architektur und Badekultur hatten wir, was die Badekultur betrifft, unserer eigenen kulturellen Voraussetzungen stimmungsvoll zu
theoretisch formuliert: Ideen, Wünsche, Träume. Aus Büchern und gestalten.
Filmen kannten wir einiges. Aus eigener Anschauung wenig. Später
E in Foto z e ig t a u f b e s o n d ere W e ise da s ä sthetische Potential d e r i n d r e i S t ä r k e n
geschichteten Valser Steinplatten: Die Kamera scheint unm i t t e l bar über dem Wasser
spiegel zu schweben, versucht den Raum un d seine Konturen zu fassen, doch gerade
daran muß das Bild scheitern, denn nur das persönliche Erlebnis erinnert die tatsäch
l ichen Di m e n sionen. Es zeigt aber a n d ere Besonderheiten, die erst in de r f o t o g r afi
s chen Darstellung auffälli ger w e r d en, so die Verarbeitung des Steins. Zwar ist er wi e
i n den an d eren Räumen g e schichtet, im U n t e r schied zu d i e sen sind h ie r j e d och d i e
e inzelnen Platten an d e n K a n t e n g e b r o chen b e l assen. H e nr y P i e rre Schultz ha t a b
1 997 und b e r e it s v o r h e r i n d e r B a u p h a s e e i n z e ln e I n n e n - u n d A u ß e n r ä u m e d e r
T herme V al s f o t o g r afi ert, ha t d e n O r t u n d s e i n e B a u t en , di e L a n d s c h aft un d i h r e
F ormationen, di e t r a d i t i o n elle A r c h i t e k tu r u n d i h r e M a t e r i a l ie n a u f g e n o m m en , e s
sind verschiedene Postkartenserien entstanden, und eine der bel i ebtesten An sichten
ist eben das Foto vo m s o g en an n ten K L A N G B A D : D i e a k t u e ll e T h e r m e n - Beschrei
bung defini ert es näher als Resonanzraum, die B eschriftung a uf p u b l i z i e r ten Plänen
nennt es Quellgro tte, auf Bauplä nen Ru he gro tte, der Raum hat ve r m u t l i ch sich nic ht
s chon i m K o n z ep t f ü r s e i n e B e s o n d erheit e n t s chied en , d a s B i l d a b e r m a c h t d e n
Bezeichnungen Ehre. Über Stufen hinab ins Wasser und zw ei mal um di e Ecke erfolgt
d er Weg i n d i e sen 2,ö M e te r b r e i t en , i m G r u n d r i ß q u a d r a tischen un d s e chs M e t e r
hohen Bereich. Der E i n / A u s t r itt k an n n u r e i n z eln e r f o l g en, denn de r D u r c h g an g i st
niedrig un d schm al, von einer ei n zi gen Steinpl atte gedeckt un d n i ch t e i n sehbar von
außen. Polierte Schichten b e g l e i ten n oc h d u r c h d i e W ä n d e d e s D u r c h g a n gs, dan n
öffnet sich oder besser umschließt der Raum, Steinschicht um St einschicht ist an der
K ante g e b r ochen b i s o b e n , m a n ch e S c h i c h ten w ö l b e n s i c h e h e r k o n v e x a n i h r e r
Bruchstelle, andere eher konk av, den natürli chen Bruchli n ien geh orchend, eine M e s
singstange b e g l eitet r u n du m e i n e L i n i e k n a p p o b e r h al b d e s W a sserspiegels, Licht
scheint aus dem G r un d des Wassers und aus der M i t t e der Betondecke, an der Stan
ge lehnen die Badenden und schauen nach oben, denn der schlanke hohe Raum
zieht den Blick e m p or, auch w eil vo n oben ein G e sang, ein Sum m en , ein K l i n gen zu
t önen scheint, vo m m e h r o d e r w e n i g e r g e ü b t e n C h o r d e r A n w e s e n de n n a c h d e n
G esetzen der Schallausbreitung g e l eitet und ü ber di e v erschiedenen Brechung sw i n
kel an den W ä n de n bi s zu r D e ck e g e t r a gen un d r e f l e k t i e rt , Bestimmt e F r e q u enzen
und deren Obertöne wer den in der Reflexion zwi schen den parallelen Wä n den du r ch
Ü berlagerung v e r stärkt u n d e r g e be n e i n e n v o l l e ren K l a n g , d i e e i g en e S t i mm e a l s
Tonquelle regt sozusagen die Ei g e n r esonanz des Raumes als Hoh l r a u m r esonator an
u nd scheint folg lich an d er sw oher zu k o m m e n un d e in e f r e md e Stimm e zu sein .
92
Das Foto verrät dergleichen Geh eim n i sse nicht, ebensowenig d eren Ursache, aber in
Betrachtung d e r s t r a h l e n de n L i c h te r a u f d e m b l a u s c h i m m e r n de n W a s serspiegel
meine ich mich an die Töne zu erinn e rn, meine auch erneut die Schw i n g u n gen einer
Maultrommel z u v e r n e h m en , d i e i n d i e se m a k u s t i schen R au m a u f u n b e g r eifliche
Weise bei sich g e b l i e ben si nd , da s h eißt i n i h r e r e i g e ne n R esonanzhöhle zw ischen
Zunge und Wang en, und nicht in die H öhe haben steigen w o l l en: Der Raum als musi
kalisches Instrument, hier als Resonanzkörper für Fr eq u enzen ni cht einer M a u l tr om
mel, aber des Gesangs, erkli ngt so wi e eine g e d eck te, also oben du rch einen Deckel
oder Stopfen v erschlossene Org el p f eife, nach b a r o cken B e g r i f fen ge d a c kt ge nannt,
die in solcher Bauw eise ihren Ton eine Ok t ave tiefer hören läßt, was in anderen Wor
ten für dieselbe Tonhöhe dopp elte Länge verl an g te, bli ebe sie oben geöffnet. Dieses
E rlebnis wa r n i c h t v o n v o r n h e r ein k o n z i p i e rt . D a mi t d i e ser Rau m i n s e i ner A b g e
schlossenheit bleibt, ist er nicht einsehbar von außen, was in der Planungsphase den
E xperten f ü r G eb ä u d e t e c h ni k e i n i g e Ü b e r l e g u n g e n s i c h e r h e i t stechnischer A r t
abverlangt h at , f a l l w e ise w a h r n e h m ba r ü b e r d e n G e r u c h sinn : W ä h r en d n ä m l ich i n
a llen a n d e re n B e c k e n d i e b a k t e r i o l o g ische R e i n i g un g m i t t e l s O z o n e r f o l gt , i m
B ereich de r Z u l ä uf e a n G a s b l asen un d T r ü b u n g d e s W a s sers erk e n n b ar, w ir d d i e
Quellgrotte be z i e h u n g s w e i se d a s Kl a n g b a d a u s Si c h e r h e i t s grün d en m i t Ch l o r
behandelt, denn es könnte sonst geschehen, daß auf Gr un d e i nes Irrtums die M en ge
an Ozon überdosiert wü rde und also der Bademeister die eine oder andere von plötz
lichem Schwi n del oder Üb e l k eit b ef all ene Person in diesem nicht -einsehbaren Raum
n icht entdeck t e .
Richard Murray Schafer, Klang und Krach — Eine Kulturgeschichte des I-lörens, Frankfurt am M ai n 1988. Fnedrich Jakob, Die Orgel — Orgelspiel und
Orgelbau von der Antike his zur Gegenwart, Bern 1977.
Es ist ein Raum vo n h o h e r K ü n s t li chk eit, s agt P eter Z u m t h o r, d er E i n g a ng f ü h r t i n
die mittlere A c hse an d e r L ä n g sseite des Blocks, nach l i n k s u n d r e c ht s öf f net si ch
j eweils ein R a um , b e sser gesagt e in e K o j e , i n d e r D u n k e l h ei t e i n e L i e g e b an k m i t
Lederbezug, am Boden ein Holzrost, die textile Wand gibt nach: Im sogenannten
K LANGSTEIN sind di e G eräusche draußen wie ausgeschaltet, und ein w i e v o n
F erne immer näher k l i n g e n der Ton w e ckt zusammen mi t der D u n k e l h eit den G e h ö r
sinn. Wanderu ng e n, so h e i ßt d ie I n s t a llation d es K o m p o n i s ten F r i tz H a u s e r, sie is t
1996 mit Klangsteinen des Bildhauers Arthur Schneiter für diesen Raum komponiert
worden: Al le K l ä n ge s tammen v on in S c h w i n g u ng v e r s etzten Steinen — s o wird v o r
dem Eingang auf einer kleinen Messingtafel erklärt. Nach Angaben von Heilthera
peuten seien die Vi b r a ti onen von steinernen K lä n g en m it d em g a n z en K ö r p er w a h r
nehmbar und also wie eine Tiefenmassage wirksam.
Fritz Hauser, sounding stones Therme Vals (CD und Booklet), Vals 2000.
94
Vieles hat sich g e ä n d ert i m L a u f d e r E n t w u r f s ent w i c k l u n g , di e Ti s c h-Konstruktion
aber hat b e r e its in d e r A n f a n g s p hase existiert, eb enso die hä n g e n de S o nderplatte
über dem In n e n b a d: Le t ztlich i st je d er Bl o ck mi t e i n e r B o d e n p l a t te v e r b u n d e n, mit
dieser bündig an e i ner Seite, er tr ägt eine D e c k e n p l at te, mit d i e ser bü n di g an einer
anderen Seite, asymmetrisch k r ag t sie an den d re i ü b r i ge n Seiten aus. Die Decken
platte ü be r d e m In n e n b a d h i n g e g en i s t i n d e n n a c h b a r l i c h en D e c k e n p l a tten e i n
gehängt, viermal v ie r b l au e L i c h t p r i sm en, di e ih r G e h e i m ni s n i ch t g l e ich v e r raten,
lassen sie höher schweb en, lassen die Blicke der Badenden emp orstreben, und diese
Mutprobe de r K O N S T R U K T I O N l ä ß t r ä t seln ü b e r i h r e H a l t e p u n k t e u n d l ä ß t sich
v erwund ert b e w u n d e r n .
D er gesamte B a u k ö r pe r e r s t r e ck t s ic h ü b e r e i n e B r e i t e v o n c i r c a 5 8 M e t er n u n d
steckt bis zu 34 M e ter im H an g vo r dem H a u p t h aus des Hotelk om p l e x es, einem Bau
aus den 1970er Jahren, der in e i ne m g r o ßzügigen B o gen an de r n o r d östlichen Ecke
des Grundstücks steht un d a u s v i e r L o g g i e n -Reihen au f d a s G r a sdach der T h e r m e
schaut. Es sind fü n f zehn Steinq u ader in G r ö ßen von d rei bi s fünf M e t er n Br eite und
sechs bis acht M e t er n L ä n ge , die j e w e il s einen Teil des Daches tragen. Sie sind auf
einem strengen, rechtw i n k l i gen Raster komp o n i ert und stehen wie M o n o l i t he, zuein
ander gedreht nach dem System eines Wind r a d es. In den Flächen dazwischen findet
Bewegung statt — an den G ä n g en , auf de n S t u f en , in de n W a sserbecken, es stehen
die Blöcke also so, daß sie zum B e i s piel in Wi n d r a d - A n o r d n u ng zu v i e rt d as In n e n
bad b e g r e nzen, d a z w i s chen s c h r e iten d i e S t u f en i n s W a s s er h i n ab o d e r a u s d e m
Wasser heraus, es steht so ein Bl o c k al s o e i n e r seits souverän a uf d e m T r o c k e nen,
begrenzt Ruheräume un d d e f i n i er t B e w e g u n g sflächen, un d e r s i nk t a n d e r erseits in
die Tiefe, besser gesagt steigt aus der Ti efe emp or. Diese Blöcke sind die tra genden
Pfeiler für die D e c k e n p l a tten aus Beton, von denen ei n ige ü ber sechs Meter auskra
gen. Die p a r a llel zu m Ta l v e r l a u f e nd e O s t fassade verrät, mi t w e l c her A n s p annung
diese Decken di e L a s t i h re s G e w i c ht s un d d a s d e s D a c h a u f b aus h a l t en, sie verrät
aber nichts über die gew a l t i gen Vorspannu n gen im I n n e ren der Platte und über wel
che Zugkräfte die Spannungen über die Pfeiler in die Bodenplatte umgelenkt werden.
Die Deckenpl atten berü h ren sich nicht, die Fugen dazw i schen betragen sechs Zenti
meter, sie gewäh rl eisten die nö t ige Bew e g u n g sfreiheit der g e w i c h t i gen Körper.
In ihrem In n e n l e b en be rgen die Blöcke intime Räume, die speziellen Tätigke iten vor
behalten sind: bad en, rein i gen o der r u he n — es handelt sich j e w e ils um ei ne e ig e ne
Welt, die eine Überraschung be reithält. Wenigstens sieben Stufen steigen ins Wasser
der einzelnen, nach i h re n B e sonderheiten b e z eichneten B e c k en . Das Fe u e r b ad i s t
ein rechteckiger Raum m i t e i n e r a n z w e i S e i ten ü b e r Ec k l a u f e n d en , u n ter W a sser
befindlichen Sitzbank, das Wasser hat 42 G r ad , die rot e i n g e f ärbte Betonw an d st ei
gert die Temperaturempf i n d u ng . Das Ka l t b ad is t e in T a u c h b e c ken f ür e i n e P e r son,
1 4 Grad kaltes Wasser und b l a u - g r aue Betonfarbe schrecken p h y sische und p sy chi
sche Hitzegefühle ab. Im Trinkstein r i n nt d as Wasser direkt a us der Qu e l l - L e it u ng i n
bereit hängende M e ssingbecher oder in di e h o hl e H a n d . Im Bl ü t e n b ad s c hw i m m e n
Ringelblumenblü t en bl ätter im 33 Grad wa r m en Wa sser und in einer diffusen, duften
den Atmosphäre zwischen schwarzen W ä n d en. Das Kla ng b ad l ä ßt die Badenden b i s
zum Hals im Wasser stehen, es hat 35 Grad, der Raum ist sehr hoch mit qu a d r atischer
G rundfläche, di e S t e i nschichten s in d i m U n t e r s chied z u d e n a n d e r e n R ä u me n a n
ihren Außenk anten g e b r ochen. Das In n ere der Bl ö c ke ne n nt P e t er Z u m t h o r Be t o n
häuschen, es sind Gehäuse aus einem Guß, sie sind zuerst errichtet wo r d e n, der ein
gefärbte, wasserdichte Beton in Schalu n g sw ä nde g e g ossen: Wie T ü rm e r a gen d i e se
Häuschen e ine Z e i t l a ng a uf d e r B a u s telle in d i e H ö h e u n d w e r d e n n a c h u n d n a c h
mit Styrofoam um m a n t e l t, das ist ext ru d ie rt er Polystyrol-Ha rtschaum, e ine feuc htig
keitsunempfin d l i che Wärm ed äm m u ng . Die Konstruk t ion der Betonhäuschen fung i e rt
in den Bl ö c ken a l s i n n e re S c h a l u ng f ü r d a s a n g r e n z e n de V e r b u n d m a u e r w e r k: I n
H öhenabständen von j e w e il s 60 Z en t i m e t ern — eine notw e n d ig e M a ß n a h me , um z u
großen plötzlichen Druck auf das Steinmauerw er k zu v e r m e i den — wurden nach den
Vorgaben in einem Steinschichtenplan die M a u e rn a us Valser Gneisplatten errichtet,
daraufhin Beton in den Z w i s chenraum mi t de r B e w e h r un g g e g ossen. Die Reihenfol
ge der einzelnen A r b e i tsabschnitte war in de n Pl änen b e r eits festgelegt.
Während Architekturk r i t i ker von Pilzkonstruktion, von Felsentherme und von Gr o t ten
schreiben, spricht Peter Zumthor von Tischen und Blöcken, von einem ge o me trischen
Höhlensystem und von Ka verne n: Das Gebäude als Ganzes erscheint wie ein grosser,
poröser Stein. Voraussetzung für d i e se Erscheinung i st die Wahl d er B au m a te rialien,
vor allem sind das die örtlichen Nat u r steine, Valser Gneisplatten, gebrochen und ver
a rbeitet im St ein b r uch a m a n d e ren E n d e de s D o r f es: Sämtliche Stein d ächer i m T a l
sind mit di esen Platten gedeckt. Für da s Bad w u r d e n di e St eine sägerauh b e l assen,
g estockt, geschliffen o der p o l i e rt , di e M a u e r n s in d m i t d r e i v e r s chiedenen St ärk e n
von Steinplatten n ac h d e m e x a k t en St e in s chichtenplan g e s c hichtet w o r d e n, d i e s e
V ormauerung w i rk t i n de r Bau p h ase zugleich als letztlich sichtbare Schalung fü r d i e
96
bewehrte B e t o n w an d a n d e r a n d e r e n S e it e o d e r d a z w i s ch en : A l s Va l s er V e r b u nd
wird di ese Bauw eise in de n P l ä nen g e k e n n z eichn et, als Ualser Verbu n d m a u e rwerk
ist sie in die A r c h i t e k t u r g eschichte eing egang en. Die Vorm au er ung ist derart äußere
H ülle und zu g l eich Teil des Körpers, der Lasten üb ern i mm t un d m i t t r ä g t .
In verschiedenen Arten von Planzeichnungen ist der Bauvorgang rek onstruierbar, die
Struktur de s G e b äudes lesbar: Es g ibt Au s f ü h r u n g spläne, D e tailpläne un d Pu b l ika
tionspläne, es g i bt St e inschichtenpläne un d P l a n z eichnunge n, d ie d a s k o n s truktive
Muster der Decken und des Bodens vorschreiben. Das gesamte Gebäude hat konstruk
tiv und technisch keine Vorbilder und also keine Erfahrungswerte gehabt, jedes Detail
ist rechnerisch nachgewiesen un d z e i chnerisch vorgegeben. A ll e b e t eiligten Firmen
und Arbeiter haben das gerne gemacht, sagt Peter Zumthor — und nicht nur er,
Peter Zumthor, Thermal Bath at Vats, London 1996. Peter Zumthor, Häuser 1979 — 1997, Basel — Boston — Berlin 1999. Martin Tschanz, Das spezrfische Gewicht
der Architektur — Ein Gespräch mit Peter Zumthor, in; archithese 5/96, Zurich 1996.
7
14 o
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12
21
Grundriss Badeebene
XX
O O O O C
25
QQCOQ 24 Ruheraum 3
25 Toiietten Behinderte
26 Garderobe Behinderte, Sanitätsraum
24
27 Eingang Behinderte
28 Betreuung
Blockstruktur Badeebene mit Fugenbiid der Bodenplatten
KONSTRUKTION Steinerne Masse. Das ganze Gebäude ist aus Künstlicher Monolith. Unser Entwurfsziel, grosse Steinmassen
einem Guss und Material gebaut: aus Stein. Stein, das ist Sand, Kies, herzustellen, die monolithisch wirken, haben wir durch lagerhaftes
Zement, verbunden zuBeton, und Valser Gneis. Eine Unterscheidung Aufschichten von langen, dünnen Steinplatten erreicht. Die vielen
in grobe Rohbauteile, die man später nicht mehr sieht, und nach Lagen unterschiedlich hoher Platten erzeugen ein grossflächiges
träglich angebrachte Verkleidungen und Überzüge, die die fertigen Schichtungsmuster, eine feine Horizontalstruktur, wie man sie ähn
Oberflächen des Gebäudes herstellen, gibt es nur in Ausnahmefällen. lich auch in der Natur antreffen kann.
In der Regel ist der Rohbau schon der fertige Bau. Wir sehen und
begehen die primäre Konstruktion, in der auch das Wasser fliesst Das für die Therme entwickelte Mauerwerk haben wir auf die Mate
und zusammengehalten wird. Die Anatomie des fertigen Bades, rialeigenschaften des Steines und die im Steinbruch verwendete
die direkte Art, wie man seine Konstruktion erlebt, entspricht den Abbautechnik abgestimmt. Der Valser Gneis hat eine plattige, längs.
Steinbruchbildern des Anfangs. faserige mineralische Struktur; er lässt sich gut spalten und auf
ökonomische Weise indünne Platten von respektabler Länge
100
Blockstruktur Badeebene mit Oberlichtern, Deckenschlitzen und Schaiungsbild der Deckenplatten
schneiden. Diese Platten oder Plattenstreifen sind recht elastisch der Rückseite, wo sie hintergossen werden, abgetreppt sind. Bei
und nicht allzu empfindlich auf Schläge; sie lassen sich gut trans der sogenannt zweihäuptigen Konstruktion wird der Zwischenraum
portieren und auch gut verarbeiten, weil die einzelnen Stücke nicht zwischen zwei Mauerschalen vergossen. Bei der einhäuptigen
zu schwer sind. Konstruktion, bei der eine Seite aus Stein, die andere aus Beton
besteht, wird anstelle der zweiten Steinplattenmauer eine Schalung
Valser Verbundmauerwerk. In der konstruktiven Masse des Bades aufgestelltund dann der Zwischenraum zwischen Mauer und
wirkenStein und Beton auf besondere Weise zusammen: Unter Schalung ausgegossen.Diese eigens für unser Gebäude entwickelte
schiedlich breite Steinplatten von verschiedener Länge werden in Konstruktionsweise erhielt den Namen Valser Verbundmauerwerk.
Etappen aufgemauert und so mit Beton hintergossen, dass sich Die reine Betonwand gibt es auch. Auf Sicht gearbeitet, haben wir
der gemauerte und der «flüssige Stein» gut miteinander verbinden. sie in den Bereichen,die dem Publikum zugänglich sind, jeweils auf
Die Detailzeichnung auf Seite 110 zeigt das Prinzip: Auf der Sicht der Bergseite und im lnnern der Blöcke, dort mit Farbpigmenten
seite liegen die Steine jeweils bündig übereinander, während sie auf versehen, verwendet.
101
Blockstruktur Therapieebene mit Fugenbild der Bodenplatten
Bewegungsfugen.Die Ansprüche eines Thermalbades an die Bau Die Boden- und Deckenfugen,die der Entwurf von Anfang an vorsah,
materialien und Konstruktionen sind hoch. Baustoffe bewegen sich, kamen uns hierentgegen. Die mächtigen Deckenplatten über den
dehnen sichinder Wärme, ziehen sich zusammen bei Kälte. Kon Mauerpfeilern aus vorgespanntem Beton können sich alle frei
struktionen verformen sich, wenn man sie belastet, unter Druck bewegen. Anhand derSkizze auf Seite 69 kann man nachvollziehen,
oder Zug setzt. Bei einem Thermalbad sind die einwirkenden Kräfte wie dieBewegungsfugen des Gebäudes in das Bodenmuster, das
besonders hoch: Grosse Wasserbecken werden gefüllt und geleert, der Entwurf vorgibt, integriert wurden.
riesige Lasten treten auf und verschwinden. Der Unterschied der
Temperaturund Luftfeuchtigkeitzwischen Innen und Aussen ist Für die unteren Teile des Gebäudes, vom Boden- und Wasserhori
gross. Die Temperaturdifferenz, die das Mauerwerk des Aussen zont derBadeebene an abwärts, mussten komplexere Lösungen
bades aushalten muss, wo die an einem kalten Wintertag vielleicht entwickelt werden. Der Wunsch, homogene Mauerwerkspfeiler ohne
auf minus 15 Grad abgekühlten Mauern ins 36 Grad warme Wasser horizontale Trennfuge aus dem Wasser aufsteigen zu lassen und die
eintauchen, ist enorm. Um mit Problemen dieser Art fertig zu wer steinernen Becken samt ihrer steinernen Umgebung als zusammen
den, um Spannungen,Risse oder Leckstellen in den Konstruktionen hängende Masse zuerleben, hat uns dazu geführt,diese auch kon
zu vermeiden, arbeiten die Bautechniker in der Regel mit im voraus struktiv genau so auszubilden.
geplanten«Rissen», den sogenannten Bewegungsfugen: Sie unter
teilen die Baumasse in Abschnitte, die sich unabhängig voneinander Bauingenieur Jürg Buchli hat diesen hohen Anforderungen differen
ausdehnen und zusammenziehen, senken und heben können. ziert entsprochen. Ein Blick auf den Querschnitt, abgebildet auf den
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103
Längsschnitt A
Längsschnitt B
den wechselnden klimatischen Situationen zwischen innen und Wärmedämmung. Die Wärmedämmung des Gebäudes folgt keinem
Aussen ausgesetzt ist, in kleinere Einzelteile gegliedert, die Bewe durchgehenden System, sondern passtsich von Fallzu Fall den
gungen zulassen. Die im Erdreich liegenden Technikgeschosse, architektonischen und konstruktiven Gegebenheiten an. Es war
die der ganzen Struktur Halt geben, sind homogener gebaut. Das unser Ziel, die Dämmungen so in die konstruktive Masse des
Gebäude liegt im Grundwasser. Fugen im Unterbau waren zu Gebäudes einzuarbeiten, dass der Baukörper seine konstruktive
vermeiden. Die Untergeschosse sind ein Sockel, der alles zusam Glaubwürdigkeit behält. Im auf Seite 108/109 abgebildeten Quer
menhält, der in sich aber weich genug konstruiert ist, um die schnittdes Gebäudes, einem Ausführungsplan, lässt sich das
von oben einwirkenden Bewegungen aufnehmen zu können,ohne Zusammenwirken derverschiedenen Arten des Dämmens nachvoll
dabei Schaden zu nehmen. ziehen: Dämmschichten umhüllendas Gebäude auf der Hangseite
104
Längsschnitt C
QuerschnittD
und auf dem Dach, wo Erde die Dämmplatten überdeckt. Perimeter Anschluss der Fenster an die Wärmedämmung. Um die Wärme
isolation heisst der Fachausdruck für diese Art der Aussenisolation. dämmebene der grossen Isolierglasfenster mit der Dämmung auf
Im Zweischalen-Prinzip gedämmt sind die Blöcke am Übergang zwi dem Dach zu verbinden, wurden die Dachplatten über den Fenstern
schen Innen und Aussen. Die Dämmschicht liegt hier zwischen der mit einem Schlitz versehen, der mit Isolationsmaterial gefüllt
äusseren Pfeilerschale aus Valser Verbundmauerwerk, die die Dach wurde. ImRohbau konnte man sehen, wie die zwei voneinander
platte trägt, und dem frei im Pfeilerhohlraum stehenden Innenkör getrennten Deckenteile selbständig vom Pfeiler her auskragen.
per aus farbigem Beton. Querverbindungen durch den Trennschnitt hindurch waren nicht
nötig. Auch der vor dem Fenster im Aussenklima liegende Decken
teil ist kräftig genug, um sich selber zu tragen.
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Um die Fenster mit der Wandisolation der angrenzenden Blöcke zu unverletzt. Auf dem auf den Seiten 106/107 wiedergegebenen
verbinden, haben wir die Dämmebene der Fenster seitlich mit Grundrissplan sind die von uns «Hammer» genannten T-Stücke im
T-förmigen Dämmstoffelementen ergänzt, die ins Verbundmauerwerk Mauerwerk neben den Fenstern zu erkennen.
eingemauert wurden. Der eingemauerte Schenkel des T-Stückes
steht rechtwinklig zum Fenster und parallel zur Wandisotation, die Wasserabdichtungen.Um das Gebäude gegen Grund- und Regen
zwischen den Schalen des Pfeilers verläuft, und überlappt diese wasser zuschützen, um das Wasser in den Becken und Rinnen
um mindestens 70cm. Die sogenannte Wärmebrücke, der Wärme am unkontrollierten Ausfliessen zu hindern und um die Steinböden
abflussvon lnnen nach Aussen wird so reduziert. Und die Wand des im Nassbereich des Bades wasserdicht auszubilden, wurde mit
Pfeilers, der aus statischen Gründen ganz bleiben musste, bleibt zwei unterschiedlichen Abdichtungssystemen gearbeitet. Die soge
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unverletzt. Auf dem auf den Seiten 106/107 wiedergegebenen nannte «starre Abdichtung» besteht aus wasserdicl
Grundrissplan sind die von uns «Hammer» genannten T-Stücke im Verbundmauerwerk. Die Dichtigkeit wird durch ausn
Mauerwerk neben den Fenstern zu erkennen. wehrung des Betons, die Risse verhindert, erreicht. i
Abdichtung diffundiert jedoch immer etwas Feuchtii
Wasserabdichtungen. Um das Gebäude gegen Grund- und Regen Abdichtung kann auch Leckstellenaufweisen. Desh
wasser zuschützen, um das Wasser in den Becken und Rinnen eingesetzt werden, wenn die Rückseite der dem Wa.
am unkontrollierten Ausfliessen zu hindern und um die Steinböden setzten Wand frei liegt, wenn diese Rückseite jederz
im Nassbereich des Bades wasserdicht auszubilden, wurde mit und gewartet werden kann und wenn sie keinen ästl
zwei unterschiedlichenAbdichtungssystemen gearbeitet. Die soge Ansprüchen genügen muss.
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nannte «starreAbdichtung» besteht aus wasserdichtem Beton oder Die Bodenplatten des Gebäudes, die im Erdreich liegenden Technik
Verbundmauerwerk. Die Dichtigkeit wird durch ausreichende Be räume des Bades sowie alle Wasserbecken und Wasserreservoire
wehrungdes Betons, die Risse verhindert, erreicht. Durch die starre sind starr abgedichtet. Alle Bauteile, die wasserdicht auszuführen
Abdichtung diffundiert jedoch immer etwas Feuchtigkeit. Und die waren, deren Rückseiten oder Unterseiten jedoch nicht im frei
Abdichtung kann auch Leckstellen aufweisen. Deshalb kann sie nur zugänglichen Technikbereich liegen, wurden mit einer sogenannten
eingesetzt werden, wenn die Rückseite der dem Wasser ausge Flüssigfolie, einer fugenlosen Kunststoffbeschichtung, die wie ein
setzten Wand frei liegt, wenn diese Rückseite jederzeit beobachtet Anstrich aufgebracht wird, abgedichtet: das Dach, das Garderoben
und gewartetwerden kann und wenn sie keinen ästhetischen geschoss auf der Hangseite, der Boden in den Nassbereichen vor
Ansprüchen genügen muss. den Duschen und die Umgänge der Becken auf der Badeebene.
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Oetaitplan Ubergang Beckenumgang — Blutenbad
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Installation
Das hier abgebildete Schnittdetail zeigt die vergleichsweise einfa Das Beispiel macht es deutlich: Mit der lntegration von Wasserab
che Konstruktion der starren Abdichtung im Blütenbad und die dichtungen, Wärmedämmungen und Bewegungsfugen indie steinerne
wesentlich kompiexerdKonstruktion zum Einbau einer seitlich auf Masse des Gebäudes haben wir eine hohe Stufe der Komplexität
gebordeten Flüssigfolie im Umgang des innenbades. Anhand der in der Erfindung von Sonderkonstruktionen und Arbeitsabläufen
Zahlen von eins bis elf in den runden Kreisen, die jeweils einem erreicht. Das Bauwerk sieht einfach aus. Die Komplexität steckt in
Bauteil zugeordnet sind, kann man elf Arbeitsschritte nachvollzie der Masse.
hen, vom Erstellender ersten Betonwand im Untergeschoss bis zum
Einmörteln der Bodenplatte im Umgang des innenbades: Erst nach Der Steinverband. Alles geht auf: Die Steinplatten haben wir im
dem der kleineBetonsockel (5)gegossen und die Bodenabdichtung Steinbruch in drei Höhen schneiden lassen, 31, 47 und 63 Millimeter.
(7) daran seitlich hoch geführt und eine fünf Steine hohe Vormaue Diese drei Steinhöhen ergeben zusammen mit den drei Mörtelfugen
rung (8) vorgesetzt wurden, kann das Verbundmauerwerk der von 3 Millimetern im aufgemauerten Zustand eine Gesamthöhe von
Wand hochgezogen werden, im vorliegenden Fall in zweihäuptiger 15 Zentimetern. Sämtliche Höhenmasse des steinernen Gebäudes
Ausführung: Der Zwischenraum zwischen den zwei auf Sicht ge sind ein Mehrfaches von 15 Zentimetern, das heisst, sie gehen in
mauerten Wänden wird mit Beton ausgegossen (9). einem durchgehenden Höhenraster von 15 Zentimetern auf: Böden,
Stürze und Schwellenvon Fenstern und Türen, Deckenuntersichten
und auch alle Treppenanlagen, denn die 15 Zentimeter entsprechen
der Höhe einer Treppenstufe.
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Detailplan Oberlicht — Fugenverglasung
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Um ein gewebeartiges Fugenbild zu erhaiten, dessen Textur ohne nach Pianausgeführt. Zwischen den Eckverbänden konnten die
rhythmische Störungen ruhig fliesst, wurde die Abfolge der drei Maurer im vorgegebenen Höhenraster die Steinlängen frei wählen,
Steinhöhen innerhalb des Höhenrasters von 15 Zentimetern unter aiierdings nur innerhalb bestimmter Regeln, die eine minimale
schiedlich gewählt und festgelegt. Mit dem gleichen Ziel, ein Überlappung der.Steine und eine minimale Gesamtlänge des
regeimässig unregelmässiges Bild zu erhalten, wurden auch alle einzelnen Steines vorgaben.
Eckverbände mitbesonderen Ecksteinen genau festgelegt und
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Entworfene Natürlichkeit. Marc Loeliger hat dazu die «Partitur des Schatten warfen. Aber das Beobachten dieser optischen Täuschung,
Mauerns» entwickelt, die auf dieser Doppelseite abgebildete die auf den ersten Blick ungenaue Maurerarbeit suggeriert, wurde
Arbeitsanleitung für die Maurer auf der Baustelle, die vortrefflich bald zum Vergnügen.
gearbeitet haben und die am Schluss für einen Moment enttäuscht
waren, als die Deckenschlitze geöffnet wurden und im Streiflicht
winzige Unebenheiten im Steinverband plötzlich dramatische
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Sparta, die H a u p t stadt vo n L a k o n i en , de r P r ov in z i m S ü d o sten de s Peloponnes, ist
bis circa 500 v. Chr. einer der f ü h r e n den Stadtstaaten un d di e e r ste M i l i t ä r m a cht in
Griechenland. Die Spartiaten, die in der Stadt wo h n e nde pri v i l e g i erte He rr enschicht,
s ind Ang ehörige der Kr i eg erkaste und h a ben — im Unterschied zur üb r i gen Bevöl k e
r ung — auch politische Rechte. A b d e m s i e b ten L e b e n sjahr w e r de n i h r e K n a be n i n
s trenger staatlicher Zu cht zu K r i e g stüchti g k eit un d G e h o r sam erzogen, mit z w a n z i g
Jahren treten sie in de n H e e r esverband ein un d g e h ö ren d i esem bis zu i h re m sech
zigsten Geburtstag an. Die Spartiaten ent w i c k eln n eue K a m p f t a k t i ke n un d e r p r ob en
d iese erfolgreich i n K r i e g en , si e g a r a n t i eren d i e h e i l i g e W a f f e n r uh e w ä h r en d d e r
O lympischen Spiele un d h a b e n l a n g e d a s K o m m a nd o ü b e r d i e g r i e c h ischen Tr u p
p en. Aber n i cht nu r i h r e m i l i t ä r i sche, auch i hr e p o l i t i sche Fü h r u n g sm acht ist u n b e
stritten. Ihre Verfassung bezeichnet der A t h e ner Pl aton selbst in Z e i ten des Verfalls
a ls vorbil d l i ch , u n d i h r G e h a b e h a t o f f e n ba r a u c h i m Z u s t an d d e r U n t e r w e r f u n g
beeindruckt: Die Römer bringen 146 v. Chr. ganz Griechenland unter ihre Herrschaft
stilus laconicus wi r d d a r a u f h in z u m g e f l ü g e l t en W o r t i n d e r l a t e i n i s chen S p r a che.
Laconis illa v ox fo r m u l i e rt z um B e i s piel Cic e ro, und d i e se Redewend u ng m e i nt e i n e
Äußerung in d e r A r t d e r L a k o n i e r i n B e z u g a u f d e r e n a n g e b l i c h e s G e s c h i ck f ü r
einfache, treffende A u s d r ü c ke, m e int i m ü b e r t r a g enen Sinn e i ne n w o r t k a r g en, ver
schlossenen Ch ar ak t er. M a n ch e eu r op äische Sprachen besinnen sich d i eses lateini
schen Begriffs und nehmen ihn spätestens im 17. Jahrhundert in ihren Wortschatz auf.
Ein and eres, in d i e sem Z u s a m m e n h an g ü b e r l i e f ertes Wort is t a l l e r d i ng s h i storisch
u nd ein F a c h ausdruck g e b l i e b en : L A C O N I C U M b e z e i c h net d a s S c h w i t z ba d n a c h
g riechischem V o r b i l d , d i e R ö m e r ü b e r n e h m e n d i e s e i n M i l i t ä r b ä d er n L a k o n i e n s
spezielle Einrichtung zusammen mit den dazugehörenden sportlichen und geselligen
Riten und bil den daraus die Grun d l age für ihre Badek u l t ur. Vitruv gibt im f ü n f ten sei
ner Zehn Bücher über Architektur genaue Anweisungen: Laconicum sudationesque
sunt coniun g en dae tepi dario, es müssen also die l a k o nis che H a l le u nd d ie S c h w it z
bäder mit dem War m bad ver b u n den w e r d e n, und zwar aus funkt i o n e llen und ö ko n o
mischen Grü n den im B e r eich der b e h eizten Räume, sie sind aber in der A b f o lg e des
ü blichen B a d e v or g angs, n ä m l ic h F r i g i d a r i um , T e p i d a r i um , C a l d a r iu m u n d w i e d e r
zurück, ni ch t i n t e g r i e rt, es b l e ib t a lso de m B e su cher ü b e r l assen, ob e r s ic h d i e sen
Temperaturen noch hi n g i bt , die Besucherin hat solche Entscheidung n i cht zu treffen,
d enn in d e n F r a u e n a b t eil u n gen r ö m i s cher B ä der ha t d a s L a c o n i cum k e i n e n P l a t z .
Daß Vitru v z u m L a c o n i cu m a u c h su d a t io n es e r w ä h n t , h e i ß t, d aß es b e i S c h w i t z
räumen z u u n t e r s ch ei den g i l t : D a s L a c o n i cu m m e i n t e t w a s t y p i sc h G r i e c h i sches,
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also Fremdartiges, und es wird ein solcher Badebereich nicht gen erell in öffentli chen
Thermenanlagen e i n g e r i c htet. A r c h ä ol ogen h a b e n e s e i n d e u ti g a l s tr o c k e n-heißes
Schwitzbad i dentifiziert, es hat keine H y p o k a u s tenheizung w ie d ie a nd e ren wa r m e n
und heißen Bereiche, sondern in der M i t t e einen Of en, der H o l z k o hle in einem Bron
z ebecken a m G l ü h e n h ä l t . V i t r u v f o r d er t e i n e n k r e i s f örm i ge n G r u n d r i ß u n d e i n e
halbkugelförmig e W ö l b u n g , d u r c h d i e S t r a h l u n g s w ä rm e d e r z e n t r a len F e u e rstelle
sollen die ri n g sum Sitzenden al l m ä h l ich zu S c h w i t z e n den w e r d en . Ü ber e ine L i c h t
öffnung im D a c h , a n d e r an K e t t e n e i n e M e t a l l s c he ibe h e r a b h ä n g t , w i r d d u r c h
Emporziehen und H e r a b lassen die Temperatur geregelt. Die Gri e chen selbst nennen
ihr Schwitzbad py r ia in A b l e i t u ng v on py r , F e uer, und ü b er d i e sen Um w e g w i r d d a s
lateinische Wort pu r u s zu d e m, w a s es me i n t, n ä m l i ch re i n, k l a r, ja s ogar s c hu ld l o s
und ist eher eine Philosophie, eher eine religiöse Ang el egenheit denn ein p h y sischer
Zustand. Dieses Feuerbad b i l d et z us ammen m it v e r s chieden t e m p e r i e rten Wa n n e n
bädern und de m F r e i ba d di e G r u n d a u sstattung de s g r i e chischen Bades. Im Pr i n zi p
ist es ein kleiner, abgedichteter Raum, in dem man ri ngs um ein mit g l ü h e n den Lav a
s teinen oder H o l z k o h le n g e f ü l l te s B e cke n s i tz t u n d d u r c h d i e h e i ß e L u f t u n d d i e
S trahlungswärm e i n s S c h w i t ze n g e r ät . M e i s t s t eh t d i e ses Ba u w er k a n e i n e m S e e
o der einem a n d e re n G e w ä s ser, so is t e s a u c h a u f m a n c h e n g r i e c h i schen I k o n e n
abgebildet, di e di e L e g e nd e der Vi e r z ig M ä r t y r e r v on S e b a s te i n Z e n t r a l a n a t o l i e n
zeigen: Eng aneinand ergedrängt un d e n t k l e i det stehen vi erzig röm i sche Soldaten in
einer kalten Win t e rnacht auf dem Eis eines Teiches, sie sind zum Tod durch Erfri eren
v erurteilt, weil sie sich zum C h r i stentum b e k e n n en . Ei ner h ält di e Q u a len n i ch t a u s
u nd flü chtet s ich i n d a s B a d e h au s d a n e b en , au s d e r Ö f f n u n g i m D a c h s t e ig t d e r
R auch. Ein W ä c h ter a ber b e k e hr t s i ch , i n de m e r s ic h u n t e r di e S t e r b e n den m i s cht ,
und auf diese Weise ist die vorbestimmte Z ahl w i e der h e r g estellt.
Von Wasser und D a mp f i n d i e sen Badehäusern ist ni c hts üb erli efert. Beides ist aber
V oraussetzung fü r d a s i s l am ische, tü r k i sche o der m a u r i sche B ad , n ac h d e m a r a b i
schen Wort hammam be n a n n t, das heißt wärme n. Als Teil der Gesundheitspflege und
z ugleich al s r i t u e l le r A k t z u r V o r b e r e i t un g d e s G e b et s s p i el t d i e R e i n i g un g e i n e
große Rolle in der islamischen Lebensführu ng . Dazu gehört das wöchentliche Bad am
Freitag vor dem Be such der M o s chee, das im öffentli chen Badehaus aber neben d e r
p hysischen Reini g un g a u c h d e r E n t s p a n n un g u n d d e n s o z i alen K o n t a k te n d i e n t
ä hnlich de m r ö m i s c hen T h e r m a l ba d u n d d e n b y z a n t i n i schen B a d e a n l ag en , n a c h
d eren Vor b i l d er n e s g e s chaffen i st . D i e E n t w i c k l u n g v o n H a m m a m - B a u te n h ä n g t
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eng mi t d e r v o n M o s c h een z u s a m me n u n d m i t d e r I s l a m i si erun g d e r a r a b i schen
V ölker i m 7 . Jahrh u n d e rt , di e u n t e r d e n O m a j j a de n i n n e r h al b v o n h u n d e r t J a h r e n
n ach Osten bi s zum I n d u s un d n a c h W e sten bi s zu de n P y r e n äen r e i c ht . N ac h d e n
Vorschriften des Koran ist nur das fließende Wasser reinige n d. Daher gilt d as Bad in
einer Wanne oder da s Schw i m m e n i n e i n e m B e c ke n n i ch t al s Rein i g un g i n d i e s em
Sinn. Ei n H a m m a m b e s t eh t p r i n z i p i el l a u s e i n e m g r o ß z ü g i ge n E i n g a n g sb ereich,
e inem Überg angsraum un d de m S c h w i tz - b e ziehu n g sw eise Dam p f b ad, dem e i g e n t
l ichen Baderaum, er ist ok t o g on al, hat eine Temp eratur von c i rca 40 G ra d un d n o c h
h eißere Bereiche in d e n W a n d n i s chen, ein d ü n n e r W a sserstrahl er zeugt di e n ö t i g e
F euchtigk e it . Sitzbänk e un d W a s c h b r u n ne n a n d e n ü b r i g e n W ä n d e n , d a r ü be r G e
wölbe oder Kupp e ln, die das einfallende Licht du rch k l e ine ru nde oder auch sternen
f örmige Öffn u n gen streuen: Der in der H i tze und im D a mp f schw i t z ende Körper w i r d
in der Mi tte des Raumes auf dem Na b e l s tein, einem großen Ma r m o r p o d est, massiert,
dieses wird, wie auch der Fußboden, unter seiner Ob e r fl äche von h eißer, in Kanälen
z irkulierender L uf t w a r m g e h a l t en , di e H e i z u n g sluft un d d a s W a schw asser w e r d e n
i n der a n g r e n zenden H e i z u n g sanlage e r h i t zt. N ac h d e r M a s s age er f olgt di e R e i n i
gung an einem der Bru n nen ri n g s um, w i e der dr außen in der Ei n g a n g shalle Ruhe für
den Körper, Besinnung oder anregendes Gespräch für den Geist. So holt sich die isla
mische Badekul tur i hre Inspirationen aus den römischen The rm en, bereichert sie mit
E inflüssen aus den u n t e r w o r f enen b y z anti n i schen un d p e r sischen Ge b i eten, mit d e r
Eroberung Spaniens durch die Om aj j a den am Beginn des 8. Jahrhun d e rts wird d i e se
B auform a u f e u r o p ä i schem B o d e n i n a l l e n V a r i a n te n w e i t e r e n t w i c k e lt , v o n d e n
o smanischen Tü r ke n au f de m B a l k a n un d i n U n g a r n b i s in s 17. Jahrhu n d ert f o r t g e
setzt, inzwischen w e r den auf Kr e uzzügen ab dem Ende des 11. Jahrhu n d erts die ori
entalischen Bäder entdeckt und ins mi tt elalterliche Europa zurü c k g e h olt, wo bis zum
15. Jahrhundert die mi t K r ä u t ern un d B l ü ten an g e r eicherten öffentli chen Schwi tzbä.
der Maler, Kupferstecher und Dic ht er zu teilwe i se ausschweifenden Phantasien anre
gen. Zumin d est die Sprache hat aus diesen Zeiten das jid di sche schwizbod e rha lte n,
d ieses hat a l l e r d i ng s d e r g l e i chen V e r g n ü g u n g e n n i c h t k e n n e n g e l e r nt , d i e n t d e n
M ännern zur w ö c h entli chen Reini g un g vo r de m Sa bbat un d v e r m e i d et, in ein d u r c h
Christen untaug lich g e m a chtes Gew ässer zu geraten .
E s kann a b e r a u c h a l l e s a n d e r s e n t s t a n de n s e i n . D a s P r i n zi p d e s S c h w i t z - u n d
Dampfbades gibt es schon lange vor der g r i e chischen A r i t ik e i n Z e n t r a lasien: Her o
d ot, der ä l t este g r i e chische G e schichtsschreiber, u n t e r n i mm t u m 4 5 0 v . C hr . w e i t e
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A ngeblich w a r e n N i c h t j u d e n i m m e r w i e d e r e r s t a un t ü b e r d e n R e i n h e i t sk ul t v o n
j üdischen M i t b ü r g e rn , d e re n F a m i l ie n s a u b e rer u n d g e s ü n de r a l s a n d er e z u s e i n
s chienen. Di e M I K W E i s t d a s j ü d i s ch e T a u c h b ad , ei n B e g r i ff , a b g e l e i tet au s d e m
hebräischen mi k w a , m e i n t e i n j ü d i s c h es R i t u a l, m e i n t w ö r t l i c h S a m m l u n g o d e r
Ansammlung von Wasser, meint ursprün g l ich auf den religiösen Ursprung sich bezie
h end das M ee r i m G e g e n satz zur E r de , so im B u c h G e n e sis, im e r sten Buch M o s e ,
und gemeinsam mit Fr anz Rosenzweig ü b ersetzt M a r ti n B u ber n i cht nu r d i ese Stelle
neu, würdigt w ohl die Üb ertr agung seines Namensbruders Luther, aber wan d elt Satz
um Satz vom G r un d a u s, seine Bi bel soll das D o k u m en t de r g e sprochenen Sprache
sein, was er in langj äh r i ger teils gemeinsamer, teils einsamer Ar b eit vorl e gt, nennt er
die Verdeutschung d er S c h r if t. S o l ä ßt B u b er d a s W a s ser sich n i c ht s a m m e ln o d e r
ansammeln, sondern an ei nem Or t sich s tauen, auf d aß das Trockne lasse sich sehn,
l äßt schon eingangs die Sprache als An r ede v e rn e h m en , läßt seine Di ng e un d M e n
schen nicht n e n n en , sondern r u f en: D em T rocknen r ief G o t t: Erde! u nd d er S t a u u ng
der Wasser rief er: Me ere! Die M i k w e m a c ht einen Un t e rschied zwi s chen sauber und
r ein: Rein ist dem L e ben n a he, alles Lebendige stirbt un d ist doch ni cht tot un d w i r d
wieder geboren, das ist ein sich stets fortsetzender Vor g a ng , der Tod w i r d i n d i e s en
K reislauf eing eb u n den un d v o r j e de m g e w i s sen A n laß v o r w e g g e n o m m en , um W i e
derbelebung zu w e r d en : Das sind die großen Feste im Jahr, das sind die besonderen
E reignisse im L e b e n e i n e s M e n s c h en , da s is t d i e w ö c h e n t l i ch e V o r b e r eitun g z u m
G ottesdienst am V or ab end des Sabbat. Als Ritualbad w i r d e s in de r M i s